Klimawandel und Vegetation Peter A. Schmidt, TU Dresden, FR Forstwissenschaften 1 Klimawandel 1.1 Allgemeine Tendenzen und Extremereignisse 1.2 1 2 Mögliche Entwicklungen in Sachsen 2 Auswirkungen auf Flora und Vegetation 2.1 Komplexität der Auswirkungen 2.2 Beobachtete und prognostizierte Auswirkungen 2.3 2 3 Besonders empfindliche Arten und Ökosysteme 3 Strategien und Maßnahmen des Naturschutzes 3.1 Akzeptanz (Ohnmacht?) oder Reaktion? 3.2 Anpassungs- und Vorsorgestrategien 3 3 Maßnahmeempfehlungen 3.3 1 Klimawandel 1.1 Allgemeine Tendenzen und Extremereignisse 1.2 Mögliche Entwicklungen in Sachsen unter Beachtung regionaler Differenzierungen Schleichender Wandel u. Zunahme Extremereignisse Kontinuierliche Veränderungen von Umweltfaktoren u. Ressourcenangeboten Temperatur + Wasserhaushalt (Niederschlagsmenge u. -verteilung, Wasserspeicherung im Boden, Abfluss, Verdunstung) + Strahlung + Boden Klima wärmer u. trockener - Höhere Maximaltemperaturen u. höhere Zahl von heißen Tagen u. Hitzewellen Æ Zunahme Z nahme Hit Hitzestress, estress Wassermangel Wassermangel, Fe Feuer, er St Sturm rm Æ Abnahme Wasserverfügbarkeit Æ Zunahme Insektengradationen Schwächeparasiten Insektengradationen+Schwächeparasiten - Höhere Minimumtemperaturen, weniger kalte Tage, weniger Frosttage u. Kältewellen Æ Abnahme Frostschäden Æ Verlängerung Vegetationsperiode Æ Zunahme biotischer Schadfaktoren - Eutrophierung Æ erhöhte Versorgung mit N, Ernährungsimbalancen, Bodenversauerung, Nitratausträge, Kationenverluste Schleichender Wandel u. Zunahme Extremereignisse Abrupte Veränderungen von Umweltfaktoren u. Ressourcenangeboten - Starkregen Æ Zunahme Überflutungsereignisse u. Bodenerosion - Dürre- u. Hitzeperioden (Sommertrocknis) T k t Æ Trockenstress - Intensität von Stürmen Æ Sturmschäden, Windwurf, Windbruch - Zunahme Nassschnee Æ Schneebruch bei Verschiebung Nassschneezone - Früh- und Spätfröste 1 Klimawandel 1.1 Allgemeine Tendenzen und Extremereignisse 1.2 Mögliche Entwicklungen in Sachsen unter Beachtung regionaler Differenzierungen In den nächsten Jahrzehnten mit folgenden Auswirkungen zu rechnen (E k 2003 (Enke 2003, Kü Küchler hl 2004 2004; BföS Chemnitz/LfUG Ch it /LfUG 2005 für fü 2041-2060) 2041 2060) • deutliche Zunahme der Häufigkeit warmer Wetterlagen u. ausgeprägter Trockenperioden • starke Niederschlagsrückgänge (bis zu 30 %) im Sommer, bes N bes. N- u. u O O-Sachsen: Sachsen: W W-O-Gradient O Gradient d. d Niederschläge Æ gravierende regionale Veränderungen klimat. Wasserbilanz - Verstärkung der mit der Niederschlagsabschwächung verbundenen Lee-Effekte nördlich des Erzgebirges - moderate Zunahme der Winterniederschläge (bis zu 24 mm), mm) bes bes. im Stau u. u außerh. außerh der Lee Lee-Effekte Effekte der Mittelgebirge, z.T. Abnahme (nördlich des Erzgebirges) Prozentuale Veränderung der Jahresniederschlagssumme, bezogen auf den Ausgangszustand (Messreihe 1981-2000) [LfUG 2005] In den nächsten Jahrzehnten mit folgenden Auswirkungen zu rechnen (Enke 2003, Küchler 2004; BföS Chemnitz/LfUG 2005 für 2041-2060) • deutliche Zunahme Lufttemperatur im Mittel Jahresmitteltemp Jahresmitteltemp. bis zu +2 +2,7 7 K/ 2,2 2 2°C C, aber jahreszeitlich differierend - Frühjahr +0 +0,9 9K - Herbst +1 K - Sommer +2 K/ 2,5 2 5°C C - Winter +3 K/ 3,4°C) In den nächsten Jahrzehnten mit folgenden Auswirkungen zu rechnen (Enke 2003, Küchler 2004; BföS Chemnitz/LfUG 2005 für 2041-2060) • deutliche Zunahme der Häufigkeit ä f warmer Wetterlagen u. ausgeprägter Trockenperioden • starke Niederschlagsrückgänge (bis zu 30 %) im Sommer, bes. Nu. O-Sachsen: W-O-Gradient d. Niederschläge Æ gravierende regionale Veränderungen g klimat. Wasserbilanz(bis ( -120 mm/a in östl. Oberlausitz)) - Verstärkung der mit der Niederschlagsabschwächung verbundenen Lee-Effekte nördlich des Erzgebirges - moderate Zunahme der Winterniederschläge (bis zu 24 mm), mm) bes bes. im Stau der Mittelgebirge u. außerh. der Lee-Effekte der Mittelgebirge, z.T. Abnahme (nördlich des Erzgebirges) • deutliche Zunahme Lufttemperatur (im Mittel Jahresmitteltemp. bis zu +2,7K/ 2,2°C), aber jahreszeitlich differierend (Frühjahr +0,9K, H b t +1K, Herbst 1K S Sommer +2K/ 2K/ 2,5°C, 2 5°C Winter Wi t +3K/ 3K/ 3,4°C) 3 4°C) Veränderungen der relativen Luftfeuchte [%] vom simulierten Ausgangszustand zum simulierten Endzustand [LfUG 2005] In den nächsten Jahrzehnten mit folgenden Auswirkungen zu rechnen (Enke 2003,Küchler 2004;BföS Chemnitz/LfUG 2005 für 2041-2060) • markante k t Verringerung V i A Anzahl hl Frosttage F tt (-31/-38), nur noch höchste Lagen Erzgebirge mit it nennenswerten t Frostperioden F t i d • deutliche Zunahme Anzahl Sommertage (+16/+24); Temperaturmaxima bis zu 42°C • deutliche Zunahme Sonnenscheindauer • Vegetationsperiode im Mittel 36 Tage länger Æ untere Lagen Erzgebirge mit Veget Veget.periode periode von ca. 250 Tagen (jetzige Länge im Raum Leipzig) Anzahl der Tage mit Tmittel > 5 °C (Vegetationsperiode) Veränderung Istzustand → Prognose Istzustand Prognose Veränderungen (Min...Mittel...Max): Jahr: Winter: Frühjahr: Sommer: +7...+20...+22 d 5d ±0...±0... ±0 ±0 +5 Herbst: +30...+36...+38 d +9...+11...+12 d +4...+6...+8 4... 6... 8 d Prognose der Vegetationsperiode [LfUG 2005] KlimadiagrammZinnwald 4,5 °C 964 mm 110 Niederschlag 100 Temperatur 55 90 45 80 70 35 60 50 25 40 30 15 20 10 Mitttelwerte Temp peratur in °C Mitte elwerte Niederrschlag in mm m 120 5 0 -10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Monate 10 11 12 -5 Darstellung Klimadiagramm (1961-1990) für Zinnwald-Georgenfeld [LfUG 2005] Prognose KlimadiagrammZinnwald 120 6,7 °C 994 mm Niederschlag 110 55,0 Temperatur 90 45,0 80 35,0 70 60 25,0 50 40 30 15,0 20 10 Mitttelwerte Temp peratur in °C Mitte elwerte Niederrschlag in mm m 100 5,0 0 -10 1 2 3 4 5 6 7 Monate 8 9 10 11 12 -5,0 Prognose-Klimadiagramm für Zinnwald-Georgenfeld, gemittelt 2041-2060 Niederschlagswerte von 2041-2050 [LfUG 2005] Klimadiagramme nach Walter/Lieth Zinnwald: 2 °C - im Jahresmittel 2 2,2 C wärmer - statt 4 dann nur noch 3 Monate mit Monatsmittel M t itt l < 0°C, 0°C Winter Wi t werden d milder ild - Niederschlagsprognose für Zeitraum 20412050: Jahressumme gering (30 mm) zunehmend Homoklimate: Temperaturp u. Feuchtebedingungen g g um 2050 in Sachsen = aktuelle Situation S- u. W-Frankreich od. SO-Europa (Balkan-H.I.) Extremereignisse: • Zunahme Z h der d Häufigkeit Hä fi k it llokaler k l Starkregenereignisse Sommerhalbjahr zwar trockener, aber höhere Zahl von Tagen mit extremen Niederschlägen Entwicklung Niederschläge nicht gleichförmig - trockene Jahrzehnte wechseln mit relativ feuchten Jahrzehnten ab - signifikante regionale/ erhebliche lokale g jjährlicher Unterschiede in Änderung Niederschlagssummen Klimatische Wasserbilanz Zunahme Erwärmung Æ steigender atmosphärischer Verdunstungsanspruch, aber im Sommer abnehmende Niederschläge Æ Wasserknappheit (Boden, Gewässer) verschärft sich Bodenwasserhaushalt Variabilität nimmt von Jahr zu Jahr zu Æ sprunghafte Änderungen erschweren Anpassung Mittleres Abflussdargebot regionalspezifisch Ab- oder Zunahmen (bis >10%) Niedrigwasser Veränd bes Veränd. bes. durchgreifend: im Sommerhalbjahr Ver Verschärfung von Niedrigwasserperioden in Dauer u. Länge Veränderungen der klimatischen Wasserbilanz [mm/a] vom simulierten Ausgangszustand zum simulierten Endzustand [LfUG 2005] Schematisierte Darstellung unterschiedlicher Feuchtebereiche in der Landschaft (oben: im Schnitt, unten: in der Draufsicht); a) unter den gegenwärtigen Niederschlags- (und Temperatur)bedingungen, b) bei Verringerung der pflanzenverfügbaren Bodenfeuchte in der Vegetationsperiode Æ Rückgang an Feuchtstufen u. damit Biotopvielfalt [J. Hoffmann in BfN 1995] Auswirkungen von - Immissionen: Säureeinträge, Stickstoffeinträge, Ozonbelastung Ozonbelastung… - veränderten Landnutzungen - Maßnahmen des Naturschutzes… überlagern Auswirkungen g g des Klimawandels auf Arten und Ökosysteme Æ erschweren Interpretation klimabedingter Änderungen u. Ermittlung Ursache-WirkungsBeziehungen 2 Auswirkungen auf Flora und Vegetation 2.1 Komplexität der Auswirkungen 2.2 Beobachtete und prognostizierte p g Auswirkungen 2.3 Besonders empfindliche Arten und Ökosysteme Komplexität der Auswirkungen Stark vereinfachtes Denkschema dauerhafte Erhöhung der Durchschnittstemperatur Æ Veränderungen g im Arteninventar: - auf kühlere Temperaturen angewiesene Arten verschwinden - wärmeliebende dehnen Areal ä li b d Arten At d h A l aus Aber veränderte Situation wirkt auf komplexe Wirkungsgefüge (Rückkopplungseffekte!) in Ökosystemen y u. Landschaften - Wuchsdynamikunterschiede u. Interaktionen zwischen den Arten - Stabilität/ Elastizität/ Resilienz der Ökosysteme Æ beeinflussen verfügbares Potenzial, um auf Änderungen zu reagieren Bedingende und erhaltende Faktoren von Pflanzengesellschaften [Dierschke 1994] Schema der ökologischen Potenz und Existenz bezüglich eines Standortsgradienten [Dierschke 1994] Vereinfachte zweidimensionale Darstellung Fundamentalnische, Realnische und des Existenzoptimums (von außen nach innen) einer Pflanzensippe in einem nn dimensionalen Hyperraum (n=6). Jede Achse ergibt die ökologische Potenz (Gesamtlänge) und Existenz (Nischenbreite) der betreffenden Pflanzensippe. [Dierschke 1994] Standortveränderungen thermische – hygrische – edaphische Faktoren individuell + komplex wirkende Faktoren Genetisch bedingte Reaktionsnormen - Lebensformen, Strategietypen - ökologische Potenz der Arten - Biomasseproduktion, Bi d ki Vitalität Vi li ä - Konkurrenzverhalten - Anfälligkeit von Symbiosen (z.B. Mykorrhiza) - Toleranz T l gegenüber üb Predation, P d ti Pilzbefall, Pil b f ll Parasiten Æ Gewinner und Verlierer individualistische Reaktionen der Arten: - es kann nicht generell von einem Standort auf alle dort vorkommenden Arten geschlossen werden - jede Art reagiert spezifisch auf den Klimawandel ÆEntstehung neuer Vergesellschaftungen: - einzelne Arten fallen aus, andere kommen hinzu - Dominanzverhältnisse ändern sich Æ Entstehung neuer Raum-, Arten- u. Altersstrukturen der Pflanzengemeinschaften Æ Ab- und Umwandlung der Ökosysteme Mögliche Wirkungen steigender Temperaturen auf Einzelpflanzen Æ Vegetation • Beschleunigung B hl i von Keimungsprozessen, K i Wachstums- u. Entwicklungsabläufen • Verkürzung der Vegetationsruhe, Verlängerung u. g g von Vegetationsperioden g p Wachstumszeiten • Erhöhung der Transpiration • Verschiebung phänologischer Phasen, z.B. früherer Austrieb, früherer Blühbeginn, beschleunigte Fruchtreife Mögliche Wirkungen steigender Temperaturen auf Einzelpflanzen Æ Vegetation • Veränderung Blühinduktion, Reproduktionsmechanismen/ - verhalten (generativ, vegetativ) G i Wi t b höhere höh F üh u. • Geringere Winter-, aber FrühSpätfrostgefährdung • Beeinflussung von Anpassungsprozessen • Entkopplung von Interaktionen u u. durch Koevolution entstandener Beziehungen zwischen Pflanzen, Pflanzen Tieren u. u Mikroorganismen Änderungen des Verbreitungsgebietes - Arealschrumpfung bzw. bzw -erweiterung - Fragmentation u. Verinselung Folgen abhängig von Geschwindigkeit des Eintretens der Klimaänderung: Überschreitet Ü Verschiebung der Klimazonen maximale ? „Wanderungsgeschwindigkeit““ von Arten? Bes. benachteiligt (überfordert) ( f ) hinsichtlich - Anpassungsfähigkeit u. Migrationsgeschwindigkeit: Arten mit langen Reproduktionszeiträumen - Reaktionsfähigkeit: Ökosysteme mit langen Entwicklungszeiträumen (Wald, Moore) Hindernisse für Rückzug betroffener Arten bzw. Ausbreitung begünstigter Arten: Natürliche physische u. anthropogene Barrieren Fehlen geeigneter Ansiedlungsmöglichkeiten: fehlende Hochlagen bei Höhenstufendrift in Mittelgebirgen mittlere Januartemperatur < -4°C mittlere Julitemperatur < +16°C jährliche Niederschlagssumme <200mm 200mm Anteile der Monate Juni-August am Jahresniederschlag >40% p für Areal von Ranunculus arvensis als Beispiel weitgehend von Wintertemperaturen abhängige ArealNordgrenze [Quelle: Jäger in BfN 1995] mittlere Julitemperatur > 28°C < 16°C jährliche Niederschlagssumme <200mm 200mm Anteile der Monate Juni-August am Jahresniederschlag <10% Areal von Bidens tripartita als Beispiel für von Sommertemperaturen bestimmte Areal-Nordgrenze [Quelle: Jäger in BfN 1995] Pulsatilla vernalis (L.) MILL. Quelle: Welk (2002) Range of Quercus pubescens WILLD. (after Meusel et al. 1965, Browicz & Zielinski 1982, and Jalas & Suominen 1976) m/mo-(temp)•subozEUR script Ranunculus illyricus L. Quelle: Welk (2002) Quelle: Hardtke & Ihl et al. (2000) Riemenblume Riemenblume, Eichenmistel (Loranthus europaeus) im Böhmischen Mittelgebirge 2 Auswirkungen auf Flora und Vegetation 2.1 Komplexität der Auswirkungen 2.2 Beobachtete und prognostizierte p g Auswirkungen 2.3 Besonders empfindliche Arten und Ökosysteme Beobachtete Auswirkungen 20. Jahrhundert - früherer Austrieb der Bäume -Änderung Ä der Artenzusammensetzung in Ökosystemen - Arealveränderungen: Ausbreitung von Arten, z B nach Norden (Ilex aquifolium) oder in z.B. höhere Lagen (subalpine/alpine Stufe) - Ausbreitung von Neophyten aus warmtrockenen Klimagebieten - höhere Vermehrungsraten und Ausbreitung von „Schädlingen Schädlingen“ Verbreitung V b it der d Stechpalme St h l (Ilex (Il aquifolium) if li ) und d nahe h verwandter dt Arten At im westlichen Eurasien. Als Vergleich dazu die Januar-0°C-Isotherme Quelle: Sitte et al. (2002) Trends der mittleren Lufttemperatur von Februar bis April (T) und des Vegetationsbeginns in Europa (B) 1969-2003 [BfN 2004] Vegetationswandel von einheimischem sommergrünem zu exotischem immergrünem Laubwald (Beispiel: Südschweiz) sowie abnehmende Anzahl der Frosttage pro Jahr [BfN 2004] Flora oberster 30 Höhenmeter von 3 Gipfeln im Unterengadin im Vergleich mit Zustand Beginn 20. Jhd. (Camenisch 2002) - Gesamtartenzahl pro Gipfel gestiegen (auf einem Gipfel 3x) - oberste Vorkommen der Arten im Gipfelbereich > 20m gestiegen - meiste Arten wachsen etwa auf gleicher Höhe wie vor 80 Jahren, einzelne sehr viel höher, einige neu im Gipfelbereich u. hier bereits in großer Deckung Æ zugewanderte Arten können langfristig ursprünglich vorkommende Arten verdrängen und seltene gefährden Temperaturzahlspektren einzelner Pflanzengruppen der Flora von Thüringen [Haussknechtia 2004] Prognostizierte g Auswirkungen g Regional differenziert Gebiete G bi t mit it Niederschlagsreduzierung Ni d hl d i + Temperaturanstieg + Erhöhung Strahlung (Dauer direkter Sonnenstrahl Sonnenstrahl.)) + Erhöhung Transpirationsraten Æ Wasserversorgung als limitierender Faktor (permanenter od. temporärer Bodenwasserstress) - betroffen b t ff bes. b Ti Tiefland fl d u. b best. t L Lagen/Expos. /E B Bergld.: ld - Standorte ohne Grundwassereinfluss - feuchte-adaptierte f Arten und Ökosysteme Ö - begünstigt - thermophile th hil ((wärme-adaptierte) ä d ti t ) u. xerotolerante t l t Arten und Ökosysteme Gebiete mit ausreichend Niederschlag aber b Temperaturanstieg + Erhöhung Strahlung (Dauer direkter Sonnenstrahlg Sonnenstrahlg.)) Æ Wärme- und Lichtbedürfnis als selektierender Faktor (begrenzte Temperaturadaption, klimatisch induzierte Aktivitätsschübe biotischer Schaderreger) im Bergland - betroffen Arten und Ökosysteme kühler (kühl-feuchter) Lagen - begünstigt besser wärme-adaptierte Arten und Ökosysteme y Verteilung der Waldgesellschaften im sächsischen Mittelgebirgsraum unter den gegenwärtigen Umweltbedingungen [SMUL 2005] Mögliche Verteilung der Waldgesellschaften im sächsischen Mittelgebirgsraum unter der Annahme einer Erhöhung der Jahresmitteltemperatur um 1,5 Grad [SMUL 2005] Mögliche Verteilung der Waldgesellschaften im sächsischen Mittelgebirgsraum unter der Annahme einer Erhöhung der Jahresmitteltemperatur um 2,0 Grad [SMUL 2005] Ähnlichkeiten zwischen gegenwärtigen und potentiellen Hauptbaumarten-Spektren (bezogen auf die derzeitige Waldfläche der neuen Bundesländer Deutschlands) [G. Hofmann in BfN 1995] Potentielle Verbreitung von Buchenwäldern unter den Standortbedingungen Mitte des 20. Jh. (links) bzw. nach Standortwandel durch atmogene Eutrophierung und Erwärmung (rechts) [G. Hofmann in BfN 1995] Potentielle Verbreitung von Eichenwäldern unter den Standortbedingungen Mitte des 20. Jh. (links) bzw. von Eichen-Mischwäldern nach Standortwandel durch atmogene Eutrophierung und Erwärmung (rechts) [G. Hofmann in BfN 1995] Arten mit unterschiedlichem ökologischen Verhalten u. ihre Reaktion auf den Klimawandel Erwärmung Æ Begünstigung Arten warm-temp. Klimate = submeridionale Zone - mit sommerl. Trockenzeiten (= submedit. Laubmischw.) u. mit Trockenwäldern und -rasen (= subkont. Waldsteppe) • Ausbreitung bisher im Gebiet vorkommender thermophiler (submerid.) Arten (Indigene, Neophyten) • Zuwanderung u. u Etablierung neuer neuer, bisher in Sachsen nicht vorkommender thermophiler (sub)merid. Arten • Ausbreitung und Zuwanderung xerotoleranter Arten (gesamtes Nährstoffspektrum) • Rückgang bzw bzw. Abwanderung an niedrige Temp. Temp angepasster Arten (Kühle- u. Feuchtezeiger, KältezeitRelikte…) Voraussichtliche Reaktion aufgrund der Zeigerwerte (BföS/ LfUG 2005, verändert) Mögliche Reaktion Zeiger werte Ökologische Gruppe Begründung Förderung L 8-9 Lichtbedürftige Zunahme Sonnenscheindauer Förderung 14 F 1-4 Trockenheit ertragende Zunahme sommerlicher Trockenheit Förderung T 7-9 Wärme liebende Temperaturerhöhung in der Vegetationsperiode Benachteiligung T 1-4 An Kühle/Kälte angepasste Temperaturerhöhung in der Vegetationsperiode Benachteiligung F 7-9 An Nässe angepasste Zunahme sommerlicher Trockenheit Arten des Berglands (%-Angaben beziehen sich auf Rote Liste-Arten): - Erhöhung g Sonnenscheindauer: 68% der Arten zunehmend - Erhöhung der Temperatur: 5% der Arten gefördert, 56% zurückgehend - Abnahme Niederschlagsmenge: 23% zunehmend, 23% zurückgehend Æ (RL-)Pflanzenarten, die überw. od. ausschließlich im Bergland verbreitet sind: Rückgang insbes insbes. aufgrund der Reaktion auf erhöhte Temperaturen Problem für sächsisches Bergland: im Gegensatz zu Hochgebirgen können bei klimabedingter Verschiebung d. Höhenstufen mont.-hochmont. Arten u. Biozönosen nicht nach oben driften Vegetations- und Biotoptypen • Rückgang od od. Veränder Veränderung ng von on Ökosystemen Ökos stemen unter nter kühl-feuchten Bedingungen u./od. an hohen Grundwasserstand gebundener Ökosysteme - Moore im Tiefland u. Erzgebirge - planare Buchenwälder, BuchenBuchen Berg(misch)wälder, Hochlagen- u. TieflandsFichtenwälder - Quellen, Quellfluren, Nass- und Feuchtwiesen - Bruchwälder • Zuwanderung oder Ausbreitung von Biozönosen warm-trockener Lagen/ Standorte u. von Pionier- u. Ruderal-Biotopen Auswirkungen auf die Biodiversität Zunahme der Artenzahlen lokal od. in einzelnen Biozönosen (α-Diversität), ( ), - Zahl einwandernder u./od. bleibender Arten kann höher sein als Zahl verdrängter Arten aber gleichzeitig Abnahme - der Unterschiedlichkeit verschiedener Biozönosen z.B. Biozönosen, z B Hochmoor, Hochmoor Moorwald od od. Großseggenried (= Abnahme β-Diversität) u /od u./od. - der Artenvielfalt einer Landschaft, z.B. Hochlagen der Mittelgebirge od od. Tiefland mit Feucht- u. Trockenbiotopen (= Abnahme γ-Div.) Æ bedeutet für Flora und Vegetation • Verlust an Eigenart u. Vielfalt • auf lokaler Ebene in einzelnen Lebensräumen Zunahme Artenzahlen durch Einwanderung g indiff. od. wärmelieb. Arten in derzeitigen spezialisierten Biozönosen • Ausbreitung von Pionierarten und Neophyten • Nivellierung Vegetation: ähnlich zusammengesetzte, von eurytopen Arten dominierte Phytozönosen • Nivellierung Flora durch Vereinheitlichung lokaler Artenspektren • verschärfte Konkurrenz in derzeitiger Vegetation Æ E t t h Entstehung neuer Vergesellschaftungen V ll h ft • lokal od. regional Aussterben spezialisierter Arten, bes. von Arten mit hohen Ansprüchen an Feuchte u./od. Anpassung an niedrige Temperaturen Bestandsentwicklung Neophyten 100% 100 % = 467Pfl 467 Pflanzenarten t 1,5% 1,5% 5,1% 5 8% 5,8% verschollen starker Rückgang 35,3% Rückgang gleich bleibend Zunahme 50,7% starke Zunahme Bestandsentwicklung von Neophyten in Sachsen [LfUG 2005] Quelle: Florist. Rundbriefe 25 (1) 1991 „Verharrungsphase“ 1 Ersteinführung „Verharrungsphase“ 2 Erste Ausbreitung Übergang zu erhöhter Wachstumsrate der Population und Arealerweiterung The process of biological invasions including two kinds of lag phases: a) the period between the first introduction to an area and the first spread ((t2-t1), ), b)) the period p p g the switch to a significantly g y higher g preceding rate of population growth (t3-t2). Quelle: Pyšek et al. (1995) 2 Auswirkungen des Klimawandels 2.1 Komplexität der Auswirkungen 2.2 Beobachtete und prognostizierte Auswirkungen 2.3 Besonders empfindliche Arten und Ökosysteme Entstehungszeiträume von Ökosystemen unter Berücksichtigung einer „von-bis-Spanne“ für die Entstehung (hell (hell- und dunkelgrüner Balken), Möglichkeit der Regeneration bei Verschiebung der Vegetationszonen mit „von-bis-Spanne“ in Abhängigkeit vom Alter der Ökosysteme bezogen auf eine Klimaänderung in einem Zeitraum von 100 Jahren und potentielle Gefährdung spezialisierter (stenöker) Arten der Ökosysteme [BfN 1995] Sumpf-Porst, Mottenkraut (Ledum palustre) Quelle: Walter & Straka (1970) Höhenstufen des Harzes Quelle: Tuexenia (2002) Brocken-Kuhschelle, Brockenanemone (Pulsatilla alba = P. micrantha) Temperatur-Zeigerwertspektren ( |—| ) und mittlerer Zeigerwert ( ▌) von Pflanzenformationen Deutschlands Æ Reihenfolge = abnehmende Bindung an kühle Klimabedingungen u. zunehmende Tendenz einer potentiellen Gefährdung (hoch Æ gering) bei Temperaturanstieg in Abhängigkeit von der Bindung der Formation an bestimmte Temperaturbereiche in der Landschaft [J. Hoffmann in BfN 1995] Feuchte-Zeigerwertspektren ( |—| ) und mittlerer Zeigerwert ( ▌) von Pflanzenformationen sowie Tendenz einer potentiellen Gefährdung (hoch Æ gering) bei Verringerung des verfügbaren Bodenwassers in Abhängigkeit von der Bindung der Formation an bestimmte Feuchtebereiche in der Landschaft [BfN 1995] FFH-Lebensraumtypen - Auswirkungen von Temperatur- und Feuchte-Änderungen Ä Basis: Zeigerwertstufen g kennzeichnender Arten der FFH-LRT Æ Anteil benachteiligter Arten an Gesamtzahl kennzeichnender Arten als vorläufiges Maß für künftige Gefährdung Offenland-LRT <-> Feuchte (Feuchtezahl 7-9 = Nässezeiger) sehr stark gefährdet (zunehmende Trockenheit während Vegetationsperiode; >50% der Arten benachteiligte Feuchtezeiger): - Feuchte Heiden (63% Anteil sehr stark gefährdeter Arten) - Pfeifengraswiesen (65%) - Ufer-Hochstaudenfluren Ufer Hochstaudenfluren u u. feuchte Wald Wald-Staudenfluren Staudenfluren tieferer Lagen (72%) - Hochmontane Hochstaudenfluren (64%) - Lebende L b d H Hochmoore h (75%) (75%), R Regenerierbare i b H Hochmoore h (76%), Übergangs- u. Schwingrasenmoore (82%), TorfmoorSchlenken (88%). beträchtlich gefährdet: Artenreiche Borstgrasrasen (ca. 25%) Offenland-LRT <-> Temperatur (Temperaturzahl 1-4 = Kühlezeiger) g durch Erhöhung g Temperaturen: sehr starke Gefährdung - Hochmontane Hochstaudenfluren (46%) - Lebende Hochmoore (75%), Regenerierbare Hochmoore (72%), Übergangs u. u Schwingrasenmoore (44%) Schlenken Übergangs(44%), Torfmoor Torfmoor-Schlenken (59%) beträchtlich gefährdet: Berg-Mähwiesen (23%) und 27,9 % Artenreiche Borstgrasrasen (28%) (28%), Feuchte Heiden (19%), A i h B F h H id (19%) Pfeifengraswiesen (16%) Offenland-LRT <-> Feuchte + Temperatur sehr starke Gefährdung: - Hochmontane Hochstaudenfluren - Lebende u. Regenerierbare Hochmoore, Übergangs- u. Schwingrasenmoore b t ä htli h gefährdet: beträchtlich fäh d t - Feuchte Heiden, Artenreiche Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen - Ufer Ufer-Hochstaudenfluren Hochstaudenfluren u. u Feuchte Wald-Staudenfluren Wald Staudenfluren tieferer Lagen gefährdet: Berg-Mähwiesen 3 Strategien und Maßnahmen des Naturschutzes 3.1 3 Akzeptanz epta (O (Ohnmacht?) ac t ) ode oder Reaktion? 3.2 Anpassungs- und Vorsorgestrategien 3.3 Maßnahmeempfehlungen Akzeptanz oder Ohnmacht -g gegenüber g Migration g oder Drift von Arten und Ökosystemen? - gegenüber Nivellierung der Lebensräume und Landschaften? Wie weit geht Akzeptanz neuer Ökofaktorenkonstellationen und neuartiger g Vergesellschaftungen g g u. Lebensraumtypen? yp …oder Reaktion? Abschätzung der Folgeerscheinungen unter sich wandelnden Umweltbedingungen (Klimawandel, Standortund Vegetationsdrift) Trotz Szenarien zeitlicher Verlauf u. eintretende Stärke der Klimaänderungen g u. das damit verbundene Störungsregime nicht verlässlich prognostizierbar, bes. im regionalen Maßstab ÆStrategien müssen Unsicherheiten einbeziehen = Strategien bei Unsicherheit Æ Entscheidungen müssen flexibel u. offen für alle möglichen Fälle sein Risikovorsorge: Bandbreite der Maßnahmen zur Risikominimierung + keine einseitige Ausrichtung auf einzelne Faktoren des Wirkungsgefüges Leitbilder Æ Strategien Æ geeignete Maßnahmen Unter U t Ei Einbeziehung b i h - Folgewirkungen von bereits eingetretenen Klimaveränderungen p g Abwehr Auswirkungen g p prognostizierter g - Anpassung/ Klimaveränderungen Æ Anpassungs- u. Gegenstrategien, Vorsorgestrategien Æ Naturschutz, Landnutzung, Lebensweisen… Leitbilder/ Ziele… - Integration: ökol. orientierte Nutzung von Ökosystemen (Produktionsflächen) - Extensive Nutzung/Pflege: Vorrangflächen: Biotop-/ Artenschutz g g Naturentwicklungsräume g - Partielle Segregation: - Vernetzung Vorrang- und Ausgleichsflächen: Biotopverbund Änderungsbedarf bei Zielen und Instrumenten des Naturschutzes? Anpassungsp g und Vorsorgestrategien g g - Naturentwicklungsräumen + Nutzung von Naturprozessen mehr Raum lassen - Optionenvielfalt offen halten - Nutzung Diversifikationseffekte - Biotopvernetzung – Biotopverbundplanung - Flächiger Wasserrückhalt u. Wasserhaushaltskonzepte für Feuchtgebiete - Differenzierte u. flexible Weiterentwicklung der Instrumente Biotopschutz u. Schutzgebiete p f. Umgang g g mit Neobiota,, einheim. u. - Konzepte gebietsfremden Invasoren