Moderhinke-Empfindlichkeit und Therapie bei unterschiedlichen

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Moderhinke-Empfindlichkeit und Therapie bei unterschiedlichen
Fleischschafrassen
Gerold Rahmann
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Zusammenfassung
Im ökologischen Landbau wird die Haltung von lokalen und angepassten Rassen als
wichtigste Strategie zur Erhaltung der Gesundheit der Nutztiere angesehen. Durch den
Ausbruch der Moderhinke in einer sechs Rassen umfassenden Schafbestand (296 Jährlinge)
des Versuchsbetriebs des Instituts für Ökologischen Landbau der FAL in Trenthorst (SH)
konnte dieser Frage nachgegangen werden. Trotz nahezu identischer Haltungsumwelt gab es
sehr unterschiedliche Infektionen und Therapiereaktionen zwischen den unterschiedlichen
Rassen als auch der Einzeltiere innerhalb einer Herde.
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Behandlung
Im Herbst 2001 wurde der Schafbestand des Instituts mit Lämmern des Jahrgangs 2001
aufgebaut. Alle Tiere stammten aus ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Zwei Coburger
Füchse zeigten im Spät-Herbst 2001 leichte Moderhinke. Es wurde eine Impfung der
gesamten Herde mit Footvax durchgeführt. Damit schien sich das Problem zunächst erledigt
zu haben.
Die Schafherde bestand im Juni 2002 aus 56 Coburger Füchsen, 39 Milchschafen, 48
Rhönschafen, 47 Merino-Landschafen, 48 SKF und 58 Bentheimer Landschafen.
Die
Coburger Füchse wurden wegen einer Maedi-Sanierung und die Milchschafe wegen eines
Weideversuchs getrennt von den anderen Schafen gehalten. Alle Herden wurden durch das
gleiche Personal versorgt.
In der Herde mit den SKF, den Rhönschafen, den Bentheimern und den Merino-Landschafen
sowie in der Herde der Milchschafe brach im Juni 2002 die Moderhinke aus. Die Coburger
Herde zeigte die gesamte Zeit keine Infektionen. Mit dem Ausbruch der Infektion im Juni
2002 wurden allen Tieren die Klauen geschnitten und auf Moderhinke untersucht. Der
Infektionsgrad wurde für jedes Klauenpaar in einem ranking-Verfahren für den TherapieZeitraum von vier Monaten dokumentiert. So war der Wert 0 für „keine Infektion“, 1 für
„leichte Infektion – gerade sichtbar feststellbar“ bis 5 für „über 50% des infizierten
Klauenhorns musste entfernt werden. Damit konnte der Behandlungserfolg festgestellt
werden.
Die infizierten Tiere wurden mit Nektrotan-Tinktur (Mixtur verschiedener Säuren) behandelt
und in einem trockenen Offenstall untergebracht. Wöchentlich erfolgte Klauenpflege und
Klauendesinfektion. Gesunde, nicht (mehr) infizierte Tiere wurden auf nicht infizierten
Weiden gehalten und zwei- bis dreiwöchentlich durch ein Fußbad mit Kupfersulfatlösung
getrieben (5 Minuten pro Tier). Schwer therapiefähige Tiere wurden nach Indikation eines
Tierarztes antibiotisch behandelt. Im Oktober, nach vier Monaten intensiver Behandlung, war
die Herde saniert, zur Erleichterung aller Beteiligten.
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Ergebnis
Während der Therapie haben sich immer wieder Tiere gut erholt, aber gesunde Tiere auch
wieder infiziert. Insgesamt ist die Therapiefähigkeit der einzelnen Rassen jedoch sehr
unterschiedlich verlaufen. Nach anfänglichen guten Erfolgen mit der säurebasierten Therapie
durch Nekrotan kam es im extrem feuchten August/September (überflutete Weiden,
staunasse Flächen) wieder zu einem Anstieg der Infektionen. Erst Ende September, nach einer
längeren Trockenperiode, konnte die Herde saniert werden. Die Merino-Landschafe ließen
sich nicht ohne den Einsatz von Antibiotika therapieren. Sie wurden deswegen im Oktober als
gesamte Herde verkauft, da sie sich als nicht geeignet für den Standort erwies.
Infizierte Tiere
Juni
100%
80%
60%
40%
20%
0%
SKF
Infektionsgrad
ML
5
4
Rö
3
2
1
Bh
0
Infizierte Tiere
Juli
100%
80%
60%
40%
20%
0%
SKF
Infektionsgrad
ML
5
4
Rö
3
2
1
Bh
0
Infizierte Tiere
August
100%
80%
60%
40%
20%
0%
SKF
Infektionsgrad
ML
5
4
Rö
3
2
1
Bh
0
September
Infizierte Tiere
100%
80%
60%
40%
20%
0%
SKF
ML
Infektionsgrad
Abbildung 1:
Therapieverlauf
5
4
einer
mit
Rö
3
2
Bh
1
Moderhinke
0
infizierten
Herde
aus
verschiedenen Rassen (Infektionsgrad 0 = keine; 1 = sehr leichte; 5 =
sehr schwer)
Bentheimer Landschafe (n=58)
100%
100%
80%
80%
Anteil Tiere
Anteil Tiere
Rhönschafe (n=48)
60%
40%
20%
0%
Jun
Infektionsgrad
5
Jul
4
Aug
3
Sep
2
40%
20%
0%
Okt
1
60%
Jun
0
Infektionsgrad
5
Jul
4
Aug
3
Sep
2
Okt
1
0
Merino Landschafe (n=47)
100%
100%
80%
80%
Anteil Tiere
Anteil Tiere
SKF (n=48)
60%
40%
60%
40%
20%
20%
0%
0%
Jun
Infektionsgrad
Abbildung 2:
5
Jul
4
Aug
3
Sep
2
Jun
Okt
1
0
Infektionsgrad
5
Jul
4
Aug
3
Sep
2
Okt
1
Verlauf einer Modehinke-Therapie einer Herde mit verschiedenen
Rassen (Infektionsgrad 0 = keine; 1 = sehr leichte; 5 = sehr schwer)
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Merino Landschafe – wie bei den Schäfern
bekannt – nicht für norddeutsche, schwere und feuchte Standorte geeignet sind, da sie
vergleichsweise schwer an Moderhinke erkranken und schwierig therapierbar sind. Die
Infektionsanfälligkeit der Schwarzköpfigen Fleischschafe, der Bentheimer Landschafe und
der Rhönschafe war geringer und sie ließen sich leichter therapieren. Die Rhönschafe hatten
geringere und leichtere Infektionen als die Bentheimer Landschafe und die SKF und sie
ließen sich auch ohne Antibiotika vergleichsweise gut therapieren.
Keine Moderhinke-Infektionen gab es bei den Coburger Füchsen, die jedoch nicht auf der
gleichen Weide mit der infizierten Herde gehalten wurden. Auch die Milchschafe waren auf
einer anderen Weide, hatten jedoch vergleichbare Moderhinke-Probleme wie die große Herde.
Auch bei den Böcken, je ein Vertreter der Rassen, zeigen vergleichbare Infektionsanfälligkeit
wie die weiblichen Herden. Der Rhönschafbock und der Coburger Fuchsschaf-Bock
erkrankten nicht, die anderen hatten leichte (Bentheimer Landschaf-Bock und SKF-Bock)
oder schwere Infektionen (Merino-Landschaf-Bock). Es lässt sich vermuten, dass die Herde
der Coburger Füchse grundsätzlich ebenfalls einer Infektion ausgesetzt war, die Tiere jedoch
nicht an Moderhinke erkrankten. Eventuell wirkte bei ihnen die Footvax-Impfung oder sie
waren weniger anfällig. Diese Aussage ist zwar hypothetisch, da keine gemeinsame Haltung
mit infizierten Tieren erfolgte. Es entstand jedoch der Eindruck, dass die Coburger Füchse
auch bei einer gemeinsamen Haltung mit den anderen Rassen die geringsten Probleme mit der
Moderhinke gehabt hätten.
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