Into the Woods Musical von Stephen Sondheim / James Lapine Kunst und Spaß: Stephen Sondheim „Bevor das Musical zu einer Kunstform wurde, hat es Spaß gemacht“, seufzte 1970 ein mächtiger New Yorker Kritiker angesichts der Uraufführung von Stephen Sondheims musikalischer Gesellschaftskomödie Company. Bahnbrechend neu war nicht nur der Verzicht auf eine chronologisch erzählte Handlung, sondern auch die Vieldeutigkeit des Werkes für das bis dato stets um glasklare und für jeden verständliche Aussagen bemühte Genre Musical. In der Folge wurde Stephen Sondheim als Gegenspieler des kommerziell weitaus erfolgreicheren Briten Andrew Lloyd Webber zum innovativsten Kopf des unterhaltenden Musiktheaters. Mit jedem neuen Werk, für das er die Musik und die Songtexte schrieb, erschloss er dem Genre thematisch wie musikalisch neue Dimensionen. Pacific Overtures (1976) schildert mit den Mitteln des Musicals und des traditionellen japanischen Kabuki-Theaters aus asiatischer Sicht die 1853 durch us-amerikanische Kanonenbootpolitik erzwungene Öffnung Japans. Sein mit dem Pulitzer-Preis als bestes Drama 1984 ausgezeichnetes Sunday In the Park With George untersucht am Beispiel des pointilistischen Malers Georges Seurat und eines zeitgenössischen Installationskünstlers den Entstehungsprozess von Kunst vor dem Hintergrund privater wie kreativer Krisen und den Anforderungen des Kunstmarktes. Sondheims Revue Assassins (1991) führte hingegen eine Reihe historischer Attentäter zusammen, die alle versucht hatten, den Präsidenten der Vereinigten Staaten umzubringen, und zeichnete so ein düsteres Bild des amerikanischen Traums. Into the Woods, 1987 am Broadway uraufgeführt, gilt als eines von Sondheims erfolgreichsten und zugänglichsten Musicals: Ein Bäcker und seine Frau – Nebenfiguren aus Rapunzel – erfahren von ihrer Nachbarin, einer „Hexe“, dass sie kein Kind bekommen können, weil auf ihnen ein Fluch liegt. Um diesen aufzuheben, sollen sie in den Wald gehen und von dort Aschenputtels goldenen Schuh, Rotkäppchens Cape, Rapunzels blondes Haar und eine Kuh so weiß wie Milch mitbringen. Doch Sondheim und den Autor James Lapine interessiert es nicht primär, die vier bekannten Märchen nette Weise und mit einem Augenzwinkern nachzuerzählen – auch wenn sie dies bis zur Pause virtuos tun. In erster Linie geht es ihnen um das Bild einer Gesellschaft und eine Studie menschlichen Verhaltens: Spätestens im zweiten Teil entpuppen sich Aschenputtel, Rotkäppchen, Hans, der Bäcker und seine Frau als reale Menschen, als Charaktere. Aber sind sie das nicht auch schon von Anfang an? Die ersten Worte, die wir hören, lauten „I wish / Ich möcht’“. Und dann machen sich die Figuren auf in den Wald, um ihre Wünsche zu erfüllen und egoistisch nach dem Glück zu streben. Doch sie müssen lernen, mit Verlust von geliebten Menschen umzugehen und sich als Teil einer Gemeinschaft zu begreifen, um gegen Bedrohungen von innen und außen bestehen zu können. James Lapines Buch und Stephen Sondheims Musik und Songtexte zitieren lustvoll und ironisch Motive us-amerikanischer Mythen und Filmgenres, vom Horrorfilm über den Western oder Kriegsfilm bis zum Ehedrama. Wenn Rotkäppchen vom Wolf umgarnt und umtanzt wird, könnte man sich für einen Moment lang doch wieder in einem klassischen Musical mit Gene Kelly wähnen. Zwei Prinzen schmachten, als wären sie einer Operette entsprungen. Und der Abschiedssong der Hexe – klingt der nicht wie aus einem JamesBond-Film? Mit Into the Woods – das gerade in Hollywood mit Meryl Streep und Johnny Depp verfilmt und Ende 2014 in die Kinos kommen wird – beweist Sondheim, dass Musical Kunst sein kann und Kunst auch Spaß machen kann. Und das bei uns schon im April 2014. Im Theater Oberhausen. Rüdiger Bering PS. Dass wir als Schauspielhaus die musikalisch anspruchsvolle und aufwendige Produktion Into the Woods realisieren können, verdanken wir der Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste: Auf der Bühne und im Orchestergraben erleben Sie neben Ensemblemitgliedern des Theater Oberhausen Studierende der Fachrichtungen Musical und Jazz unter der Leitung von Prof. Patricia Martin und Prof. Michael David Mills. Alexander Sasanowitsch, Vera Weichel, Jan Bastel Inga Krischke, Merlin Fargel, Jan Bastel Anna Winter, Karina Schwarz, Merlin Fargel Tim Al-Windawe, Hermann Bedke, Yvonne Forster Anja Schweitzer Jan Bastel, Vera Weichel Anna Winter Richard-Salvador Wolff, Anja Schweitzer Ensemble, Hanna Mall, Catherine Chikosi Richard-Salvador Wolff Yvonne Forster, Tim Al-Windawe Vera Weichel Hermann Bedke, Susanne Burkhard, Inga Krischke Into the Woods Stephen Sondheim & James Lapine Koproduktion mit der Folkwang Universität der Künste Mit Jürgen Sarkiss (Erzähler/geheimnisvoller Mann), Inga Krischke* (Aschenputtel), Richard-Salvador Wolff* (Hans), Anja Schweitzer (Hans’ Mutter), Tim Al-Windawe* (Bäcker), Yvonne Forster* (Frau des Bäckers), Susanne Burkhard (Aschenputtels Stiefmutter), Hanna Mall* (Florinda), Catherine Chikosi* (Lucinda), Vera Weichel* (Rotkäppchen), Karina Schwarz (Hexe), Jan Bastel* (Wolf/Aschenputtels Prinz), Alexander Sasanowitsch* (Oma/Riesin), Anna Winter* (Rapunzel), Merlin Fargel* (Rapunzels Prinz), Hermann Bedke* (Kammerdiener) * Studierende der Folkwang Universität der Künste, Studiengang Musical Orchester Studierende der Folkwang Universität der Künste unter der Leitung von Patricia Martin / Michael David Mills (Klavier) Aleksandra Stanoeva (Violine), Emily Hester (Bratsche), Eun Chong Jung (Cello), Dennis Pientak (Kontrabass), Maria Jaravaja, Felix Fritsche, Sebastian Busch (Reeds/Bläser), Suren Babayan (Horn), Jaime Moragas, Daniel Aros (Synthesizer) Orchesterwart Peter Piotrowski Musikalische Leitung Patricia Martin, Michael David Mills Regie Peter Carp Bühne Caroline Forisch Kostüme Sebastian Ellrich Choreografie Morgan Nardi Dramaturgie Rüdiger Bering Regieassistenz Bastian Kabuth Bühnenbildassistenz Maria Eberhardt Kostümassistenz Joana Ganser Projektkoordination Michael Masberg Licht Stefan Meik Ton Heiko Jooß, Philipp Schmidt, Maurice Ober, Kevin Berlauwt Bühnenmeister Gunther Elsasser Gewandmeisterei Daphne Kitschen Requisite Hermann Schulz Inspizienz Stefanie Simons Aufführungsrechte Musik und Bühne Verlagsgesellschaft, Wiesbaden Premiere 11. April 2014 im Großen Haus Dauer 2 Stunden 45 Minuten. Eine Pause Weitere Vorstellungen und Infos unter 0208/85 78 184 und www.theater-oberhausen.de Theater Oberhausen Spielzeit 13 / 14, Nr. 7 Will-Quadflieg-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon 0208/85 78 - 184 Telefax 0208/800 703 [email protected] Intendant Peter Carp Redaktion Rüdiger Bering Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen Probenfotos Birgit Hupfeld Druck Walter Perspektiven www.theater- oberhausen.de Yvonne Forster, Karina Schwarz, Jürgen Sarkiss