Effektivwert - antriebstechnik.fh

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Effektivwert
Mess- und Sensortechnik
HTA Biel
Effektivwert
Es ist eigentlich nicht ganz einzusehen, weshalb der Effektivwert in der Elektrotechnik eine derart dominierende
Bedeutung hat. Vermutlich wollte man damit erreichen, dass - wie beim Gleichstrom - das Produkt aus Strom
und Spannung der mittleren Leistung entspricht. Messtechnisch viel einfacher zu erfassen wäre aber der Spitzen- oder Scheitelwert. Den (wahren oder wirklichen) Effektivwert können nämlich für beliebige Kurvenformen
nur relativ teure und aufwendige Instrumente genau messen. Die kostengünstigen Dreheisenmessgeräte eignen
sich nur für tiefe Frequenzen (bis einige hundert Hertz) und niedrige Crestfaktoren. Zudem weisen sie einen
recht grossen Eigenverbrauch auf, wodurch sie für die Elektronik von geringer Bedeutung sind. Drehspulinstrumente mit Gleichrichter eignen sich wiederum nur für sinusförmige Signale.
Gebräuchliche Verfahren zur Messung des Effektivwertes sind Geräte mit Thermoumformer und elektronische
Wandler. Beim Thermowandler wird die Wärmewirkung des Messstromes an einem Widerstand gemessen. Auf
diese Weise lassen sich recht präzise von der Kurvenform und von der Frequenz unabhängige Geräte bauen.
Sie sind aber durch das Verfahren bedingt ziemlich träge und werden bei Ueberlastung leicht zerstört. Sogenannte True RMS Instrumente 'berechnen' den Effektivwert auf Grund der Definition des Effektivwertes. Sie sind
aber recht teuer und erlauben nur genaue Messungen bis zu einem spezifizierten maximalen Crestfaktor (2..5).
In der folgenden Laborübung sollen am Beispiel eines Lichtreglers nichtsinusförmige Signalformen gemessen und diskutiert werden.
Wichtiger Hinweis:
Sie arbeiten am 220V Wechselspannungsnetz. Aus messtechnischen Gründen muss zudem
die Schutzerde, die gewöhnlich mit dem KO-Gehäuse verbunden ist, unterbrochen werden!
Arbeiten Sie deshalb mit Bedacht und vermeiden Sie blanke Anschlüsse, damit Berührungen
mit spannungsführenden Teilen ausgeschlossen werden können. Vermeiden Sie unter allen
Umständen, dass der Masseanschluss der Sonde mit der Netzphase verbunden wird! Kontrollieren Sie Ihre Schaltung genau, bevor Sie das Netz einschalten! Kontrollieren Sie mit
Messgeräten und Phasenprüfer ob nicht fälschlich die Phase mit dem KO-Gehäuse verbunden ist, bevor Sie metallische Teile (KO) berühren! Ueberlegen und bestimmen Sie genau, welcher Anschluss der Phase und welcher dem Nulleiter entspricht.
Verwenden Sie eine 100:1 KO-Sonde, um Netzspannungen auf dem KO darzustellen.
AC und DC True RMS
Die meisten True RMS anzeigenden Instrumente messen nur den AC-Anteil (AC True RMS)
zwischen AC und DC True RMS gilt die folgende Beziehung:
X DC EFF = X 2 DC + X 2 AC EFF
X EFF
Formfaktor
kf =
Crestfaktor
X
ks =
X EFF
X
^
Laborübung
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Drehspulinstrumente mit Gleichrichter
Bei Drehspulinstrumenten mit (Vollweg-) Gleichrichter kann der Effektivwert näherungsweise
wie folgt bestimmt werden:
X EFF Signal =
X EFF abgelesen
1.11
⋅ k f Signal
Lichtregler
In einem Lichtregler wird mittels eines elektronischen Schalters (Thyristor resp. Triac) nur
während eines einstellbaren Teils einer Periode Spannung an die Lampe gelegt.
Der Winkel αz wird Zündwinkel genannt und der Winkel bis 180° wird als Stromflusswinkel
bezeichnet. Mit den üblichen Lichtreglern kann der Zündwinkel etwa im Bereich von 20° bis
160° verändert werden.
Der Effektivwert bei Phasenanschnittsteuerung
Auf Grund der Definition des Effektivwertes ergibt sich bei einer Phasenanschnittsteuerung
folgender vom Zündwinkel αz abhängiger Effektivwert:
2π
U EFF =
1
2
U(ϕ ) dϕ =
∫
2π 0
π
π − α z + sinα z ⋅ cosα z
Û2
2
sin
ϕ
⋅
d
ϕ
=
Û
⋅
π α∫z
2π
Der Betragsmittelwert bei Phasenanschnittsteuerung
U =
Laborübung
1
2π
2π
∫
0
U(ϕ ) dϕ =
π
Û
Û
sinϕ ⋅ dϕ = (1 + cos α z )
∫
π αz
π
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Der Formfaktor bei Phasenanschnittsteuerung
Der Formfaktor ergibt sich aus dem Verhältnis des jeweiligen Effektivwertes zum Betragsmittelwert:
kf =
X EFF (α z )
X (α z )
=
π[(π − α z ) + sinα z ⋅ cosα z ]
2 ⋅ (1 + cosα z )
Der Crestfaktor bei Phasenanschnittsteuerung
Der Crestfaktor ergibt sich aus dem jeweiligen Verhältnis des Spitzenwertes zum Effektivwert. Bei Zündwinkeln unter 90° ist der Spitzenwert gleich dem Spitzenwert des sinusförmigen Signals. Bei grösseren Zündwinkeln hingegen muss der jeweilige Spitzenwert errechnet
werden.

2π
π
;
α
≤

z
^
2
 (π - α z ) + sinα z ⋅ cosα z
X
ks =
=
X EFF 
2π
π
; αz >
sinα z ⋅
(π - α z ) + sinα z ⋅ cosα z
2

Messanordnung
Mit der folgenden Messanordnung soll die veränderliche Spannung an einer Glühlampe gemessen werden:
Geräteliste:
!
!
!
!
!
!
!
!
!
Variac, Lampe 60 W
Lichtregler
KO mit 100:1 Sonde
Dreheiseninstrument Siemens VAeff Multizet
Drehspulinstrument mit Gleichrichter Metravo 4S BBC Goerz Metrawatt
Digitalvoltmeter MA 2D BBC Goerz Metrawatt (zeigt etwa den Betragsmittelwert an)
Digitalinstrument Philips PM 2518 (AC-TRUE-RMS)
Digitalmultimeter Hewlett Packard 34401A (AC-TRUE-RMS)
Handmultimeter ROLINE 187 (TRUE-RMS)
Mit dem Variac wird die Netzspannung während der Messung auf 220 V geregelt.
Laborübung
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Aufgaben
1.
Studieren Sie die Messanordnung genau und beachten Sie den Hinweis über
die Messung am 220 V Netz. Stellen Sie genau fest, welcher Netzanschluss
dem Null-Leiter und welcher der Phase entspricht.
2.
Betrachten Sie mit dem KO und einer 100:1 Sonde (Abgleich nicht vergessen) die 220V Netzspannung. Sie werden feststellen, dass die Netzspannug
namentlich in Biel ziemliche Verzerrungen aufweist. Dies ist vor allem eine
Folge der in der Stadt verteilten Gleichrichter für die Busse der Verkehrsbetriebe.
W ichtig: Der Erdstift des KO-Netzsteckers darf nicht geerdet sein!
3.
Lesen Sie in 30°Schritten des Zündwinkels die Anzeigen der verschiedenen
Instrumente ab, wobei Sie mit dem Variac die Eingangsspannung konstant
halten. Ueberprüfen Sie zu Beginn ohne Lichtregler, indem Sie alle Instrumente parallel schalten, ob die Anzeigen übereinstimmen.
Ermitteln Sie durch Messung und Rechnung die folgenden W erte:
U1
αz
U21
U22
U23
U24
U25
kf(αz)
ks(αz)
U24*
U25*
0û
αz min
30û
60û
90û
120û
150û
αz max
U 24 * und U 25 * sind die korrigierten Effektivwerte
U eff Signal ≈
U eff abgelesen
1.11
⋅ k f Signal
4.
Vergleichen und diskutieren Sie die erhaltenen W erte.
5.
Beweisen Sie durch Anwendung der Definition des Effektivwertes, dass die
Beziehung zwischen DC- und AC-True-RMS für eine mit einer Gleichspannung überlagerten W echselspannung
u(t) = U DC + u ac (t)
richtig ist, wobei Sie u ac (t) = U p sin(ωt) setzen können.
Laborübung
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