Kurze Einführung in solarthermische Begriffe Isomorph srl, Dez. 2011 Um herkömmliche Solaranlagen verstehen zu können, braucht man eine Menge an Expertenwissen: es gibt ja viele verschiedene Systeme mit verschiedenen Eigenschaften – welches ist das richtige für mich? Die Installation kann heikel sein (Wind? Schnee? Überhitzung?). Die Kontrolleinheit ist oft sehr schwer zu programmieren, ausserdem braucht man einen komplizierten Schichtenspeicher, um die Anlage einigermassen effizient betreiben zu können. Der Linearspiegel macht Sonnenenergie endlich einfach. Zum ersten Mal kann auch der Laie alles verstehen. An diese Menschen richtet sich unsere kurze Einführung – an normale Leute, die Solartechnologie richtig verstehen wollen. Das ist nicht nur nützlich, weil man dann mehr Energie spart, sondern auch interessant! Die Zeichnungen zeigen schematisch, wie herkömmliche Systeme funktionieren, und wie ein Linearspiegel funktioniert: Querschnitt durch einen herkömmlichen Flachkollektor: Sonnenlicht wird über die gesamte Kollektorfläche gesammelt (schwarz). Die Sonnenenergie erhitzt den Kollektor. Sobald dieser heiß ist, wird kälteres Wasser (hellblau) hindurchgeleitet. Der gesamte Kollektor bildet einen Wärmetauscher – er leitet Wärme in das kältere Wasser und erwärmt es dadurch. Die Fläche zum Lichtsammeln ist also so gross wie die Kollektorfläche. Querschnitt durch einen Linearspiegel: Die einzelnen Spiegel (dunkelblau) reflektieren das Sonnenlicht auf einen gemeinsamen Kollektor, einen Wärmetauscher (schwarz). Sobald dieser heiß ist, wird kälteres Wasser hindurchgeleitet (hellblau). Die Fläche zum Lichtsammeln (gesamte Spiegelfläche) ist hier viel grösser als die Fläche des Wärmetauschers. Für konventionelle Systeme ebenso wie für den Linearspiegel gilt: um Wasser auf eine bestimmte Temperatur heizen zu können, muss der Wärmetauscher eine etwas höhere Temperatur haben, man kann zun Beispiel Wasser nicht auf 60 °C aufheizen, wenn der Wärmetauscher nicht mehr als 60 °C hat. Das grundlegene Problem aller Solaranlagen liegt nun darin, dass der heisse Wärmetauscher nicht nur das Wasser aufheizt, sondern auch die Umgebung, zum Beispiel die umgebende Luft. Diese an die Umgebung abgegeben Energie steht dann für den Nutzer des Geräts nicht mehr zur Verfügung. Der Wärmeverlust ist grösser, wenn der Wärmetauscher grösser ist. Bei herkömmlichen Geräten funktioniert das gesamte Solarmodul als Wärmetauscher, der Wärmetauscher ist also sehr gross (typischerweise 15 m² für eine Anlage mit 5 kW). Der Wärmetauscher des Linearspiegels ist wesentlich kleiner (0.5 m2 ). Der Wärmeverlust steigt auch an mit der Temperatur des Wärmetauschers. Genauer gesagt kommt es auf die Differenz an zwischen der Temperatur des Wärmetauschers und der Umgebung). Bei höhere Temperaturen (ab circa 60 ºC) verlieren herkömmliche Systeme 20% bis 60% der von der Sonne bereits aufgenommenen Energie dann wieder an die Umgebung. Und dieser Verlust kann sich bei Wind auch leicht verdoppeln oder verdreifachen. In welchem Fall praktisch keine oder gar keine Energie mehr an den Verbraucher abgegeben wird. Der Wärmetauscher des Linearspiegels hingegen verliert nur 5% bis 10% der aufgenommenen Energie an die Umgebung. Selbst wenn sich dieser Wert bei Wind verdoppelt oder gar verdreifacht, so wird immer noch die meiste Energie an den Nutzer abgegeben. Im folgenden erklären wir häufig vorkommende Fachausdrücke: Energie (Auch) Wasser enthält Wärmeenergie. Je mehr Energie im Wasser gespeichert wird, ums heisser wird es. Die Masseinheit für Energie ist das „Joule“, J, stattdessen kann man aber auch die Einheit Wattstunde verwenden, Wh. Um zum Beispiel 1000 Liter Wasser mit einer Temperatur von 40 °C aufzuheizen auf 45 °C benötigt man 20.9 MJ (Mega Joule) Energie. Wenn man das gleiche Wasser stattdessen auf 90 °C aufheizen will, braucht man zehnmal so viel Energie. Deshalb sollte ein Solarsystem in der Lage sein, auch hohe Temperaturen zu erreichen. Denn nur dann kann es den Speicher auf hohe Temperaturen aufheizen, also viel Energie speichern. Wenn hingegen ein Solarystem nur 40 °C erreicht, so kann man damit zwar auch heizen, aber man kann die Energie nicht speichern. Leistung Die Leistung (oder Wärmeleistung) beschreibt, wie schnell man einen Speicher aufheizt. Anders gesagt: wieviel Energie man dem Speicher in einer Stunde (oder Minute, oder Sekunde) zuführt. Die Einheit der Leistung ist das Watt, W, 1W = 1 J/sec. Will man in einer Stunde einen Speicher um 5 ºC aufheizen, so braucht man dazu eine Leistung von 20.9 MJ/3,600 sec = 5.8 kJ/sec = 5.8 kW Der Linearspiegel hat eine Wärmeleistung von 4.5 kW in Deutschland, 4.8 kW in Italien. Die Leistung des Wärmetauschers bestimmt aber nicht nur, wie schnell der Speicher aufgeheizt wird, sondern auch, wie stark das Wasser aufgeheizt wird, wenn es durch den Wärmetauscher fliesst. Als Beispiel nehmen wir an, 200 Liter Wasser flössen pro Stunde durch den Wärmetauscher, und dieser habe eine Leistung von 5 kW. Dann wird das Wasser, während es durch den Wärmetauscher fliesst, seine Temperatur um 21.5 °C erhähen (= 5 kW · 3,600 sec/(4190 J/kg·K · 200kg), 4190 J/kg·K ist die spezifische Wärmekapazität des Wassers). Fliesst das Wasser zum Beispiel mit einer Temperatur von 40 °C in den Wärmetauscher hinein, so wird es mit 61.5 °C herausfliessen. Der Linearspiegel ist für Temperaturern bis 100 °C ausgelegt, und er kann diese Temperatur auch im Winter erreichen. Das bedeuted aber nicht, dass er immer 100 °C heisses Wasser produziert, egal mit welcher Temperatur und Geschwindigkeit das Wasser hineinfliesst. Bei herkömmlichen Geräten ist es hingegen im Winter oder in der Übergangszeit nicht möglich, Wasser auf 100 °C aufzuheizen, egal wie langsam das Wasser fliesst, weil nämlich der Wäremtauscher herkömmlicher Geräte bei einer Temperatur von 100 °C mehr Energie an die Umgebung abgibt, als er von der Sonne geliefert bekommt. Zeitkonstante Die Zeitkonstante misst, wie lange der Wärmetauscher braucht, um sich zu erwärmen. An wolkenlosen Tagen muss sich der Wärmetauscher ja nur einmal pro Tag erwärmen, am Morgen. Aber an teils bewölkten Tagen, an denen die Sonne immer wieder hinter den Wolken hervorkommt, erwärmt sich der Wärmetauscher jedes mal, wenn die Sonne wieder sichtbar wird (und während die Wolke vor der Sonne steht, kühlt er aus). Erst danach kann er Wärme abgeben. Der Linearspiegel hat eine Zeitkonstante von einer halben Minute. Herkömmliche Anlagen brauchen 15 bis 30 Minuten um sich aufzuwärmen. Wenn man nun einen Tag annimmt, an dem die Sonne alle 10 Minuten für 10 Minuten hinter den Wolken hervorkommt, so wird eine herkömmliche Solaranlage gar keine Wärme liefern, der Linearspiegel etwa die Häflte der Energie eines wolkenlosen Tages. Speichern der Energie Um die herkömmlichen thermischen Solarsysteme bestmöglich nutzen zu können, verwendet man sogenannte Schichtenspeicher. Diese Speicher weissen Wasserschichten mit verschiedenen Temperaturen auf, oben ist das heisse Wasser, nach unter hin wird das Wasser kälter. Das besondere am Schichtenspeicher ist, dass man das vom Wärmetauscher kommende Wasser in verschiedenen Höhen am Speicher einspeissen kann. Wenn der Wärmetauscher kein sehr heisses Wasser liefern kann, so kann es trotzdem sein, dass das Wasser weiter unten im Schichtenspeicher es erlaubt, jenem „nicht sehr heissen“ Wasser seine Energie abzunehmen. Der Nachteil dieser Technologie ist ihre Komplexität und der daraus resultierende Preis von bis zu 4,000 € für einen 1000 Liter-Speicher. Der Linearspiegel braucht dergleichen nicht, seine Wäreenergie kann auch in einem normalen Boiler gespeichert werden, der 800 € kostet.