Gesundheitsbürokratie Umfang erkannt, Belästigung nicht gebannt

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Oktober 2015 _ 26. Jahrgang_www.BVDN.de
Offizielles Organ des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN),
des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN)
und des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP)
Gesundheitsbürokratie
Umfang erkannt, Belästigung nicht gebannt
GOÄ-Rechnungen
Leistungsbeschreibung in Kurzform
Spinale Duralfistelerkrankung
Fluktuierende Rückenmarkssymptome
sind typisch
CME: Expositionstherapie
Virtuelle Welten für die psychiatrische
Anwendung
BVDN
BDN
BVDP
»Viele unserer Kollegen helfen vor Ort mit, unter zum Teil schwierigsten Bedingungen eine medizinische Grundversorgung für
Flüchtlinge auf die Beine zu stellen. Ihnen allen gelten größter
Respekt und Anerkennung.«
Dr. med. Frank Bergmann, Aachen
Vorsitzender des BVDN
Jahrhundertaufgaben
D
ie Selbstverwaltung hat im Berliner Sommertheater ihrem
Namen, zumindest auf Bundesebene, alle Ehre gemacht –
jedenfalls wenn man Selbstverwaltung so versteht, sich vor allem mit sich selbst zu beschäftigen …
Wir sind aktuell Zeugen eines ungeheuren Geschehens vor
unserer Haustür. Not und Verzweiflung der Flüchtlinge, die teils
unter Lebensgefahr nach Europa kommen, treffen uns mit Wucht
und lassen manche vermeintliche Probleme auf Normalmaß
schrumpfen. Hunderttausende kommen in der Hoffnung, hier
sicher zu sein vor Verfolgung oder Tod und im Vertrauen auf ein
besseres Leben. Politik und Verwaltung arbeiten sich daran ab,
das Nötigste und wenigstens eine menschenwürdige Unterkunft
und Verpflegung bereitzustellen, in der Bevölkerung werden
Ängste und Sorgen vor dieser Entwicklung zunehmend von
spontaner Hilfsbereitschaft und vielfältigen ehrenamtlichen Engagements abgelöst. Auch viele Kollegen helfen vor Ort mit, unter teils schwierigsten Bedingungen eine medizinische Grundversorgung auf die Beine zu stellen. Ihnen allen gelten größter
Respekt und Anerkennung. Gleichwohl bedarf es nun zeitnah
weitergehender Regelungen gerade auch für Organisation und
Finanzierung der notwendigen medizinischen Versorgung.
Die Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen,
Barbara Steffens, hat die Versorgung und Integration der Flüchtlinge als eine „Jahrhundertaufgabe“ bezeichnet. Damit könnte
sie Recht haben. Die politischen Pläne zur Einführung der Gesundheitskarte für Flüchtlinge gehen für die Selbstverwaltung
mit der Aufgabe einher, die künftige medizinische Versorgung
zur organisieren und auch die vielfältigen Sprachbarrieren zu
überwinden. Die zu erwartende Inanspruchnahme nicht zuletzt
auch psychiatrisch-psychotherapeutischer Leistungen trifft auf
ein diesbezüglich wenig vorbereitetes System.
Eine weitere „Jahrhundertaufgabe“, die uns seit langem bekannt ist, betrifft die Herausforderungen der demografischen
Veränderung unserer Gesellschaft. Diese Aufgabe steht ebenfalls noch weitgehend ungelöst auf der Agenda. Schon jetzt wird
in vielen stationären Pflegeeinrichtungen ein erheblicher Pflegemangel beklagt, aber auch die fachärztliche neurologisch-psychiatrische Versorgung, etwa in Hinblick auf demenzielle Erkrankungen, ist unzureichend. Dies war auch eines der Ergebnisse der gemeinsamen Studie von BVDN, BDN, BVDP, DGN
sowie der KBV mit dem IGES-Institut.
Die demografische Entwicklung spiegelt sich zudem in unseren Fachgebieten, und so werden viele nervenärztliche Praxen
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) aktuell in die Hände von Neurologen oder Psychiatern abgegeben. Bereits bestehende Versorgungsengpässe erfahren dadurch
eine weitere Pointierung, auch weil es an Nachwuchs fehlt und
viele Praxen nur schlecht nachbesetzt werden können. In dieser
Situation gibt es nur eine sinnvolle Lösung: Alle vorhandenen
Kapazitäten bündeln und Versorgung im Team und gut vernetzt
organisieren. Entsprechende Konzepte, die vielerorts „Bottomup“ entstehen, wollen wir als Ihre Berufsverbände verstärkt fördern und unterstützen. Die strukturierten Versorgungsmodelle in Neurologie und Psychiatrie, an denen wir auf Bundesebene und in den Ländern arbeiten, zielen in diese Richtung.
Die Lösung allein dieser beiden skizzierten Versorgungsaufgaben erfordert eine Bündelung aller zur Verfügung stehenden
Kräfte. Es ist nicht nur wenig zielführend, sondern völlig absurd,
in dieser Situation dem Spektrum der Versorger für neurologische und psychische Erkrankungen ein neues Berufsbild hinzuzufügen. Gemeint ist die Idee einer Direktausbildung für Psychotherapie. Die Vorstellung eines Psychotherapiestudiums anstelle (!) eines Psychologie- oder Medizinstudiums mit Approbation, anschließender Tätigkeit auf Assistentenebene und
Erwerb einer facharztähnlichen Qualifikation als Psychotherapeut hat möglicherweise einen gewissen Charme, und zwar vor
allem dann, wenn man ein Gesundheitssystem am „Grünen
Tisch“ völlig neu organisiert. Den bestehenden historisch gewachsenen pluralistischen Anbieterstrukturen mit qualifizierten Ärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik
und Psychotherapie, ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten
sowie den vielen Kollegen mit Zusatzqualifikation im Bereich
Psychotherapie nun konkurrierend eine weitere Berufsgruppe
an die Seite stellen zu wollen, ist völlig überflüssig und angesichts
der zu bewältigenden Aufgaben nicht zuletzt auch eine unverantwortliche Ressourcenverschwendung. Die Bundesärztekammer hat derartigen Gedankenspielen eine klare Absage erteilt,
dem sollten sich auch die Fachgesellschaften anschließen.
Opportunismus und Taktieren im Hinblick auf mögliche Partialinteressen sind hier deplatziert. Selbstverwaltung bedeutet
eben nicht Beschäftigung mit sich selbst!
In diesem Sinne, Ihr
3
Inhalt 10 Oktober 2015
3 Editorial
Jahrhundertaufgaben
Frank Bergmann, Aachen
Die Verbände informieren
8 Neuer Name mit Vertretungsanspruch
Neues aus dem BVDN-Landesverband Berlin
Friederike Klein, München
12Gesundheitsbürokratie
In unserer täglichen Arbeit sind wir zahlreichen bürokratischen Zwängen ausgesetzt. Dass es sich dabei nicht um
eine „gefühlte“ Belästigung handelt, sondern um einen
erheblichen bürokratischen Aufwand, belegen aktuelle
Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach fallen
im ambulanten Bereich pro Jahr Bürokratiekosten von
mehr als 4 Milliarden € an. Manches ist sicher kaum vermeidbar, aber der Bürokratie- und Formularwahnsinn
wäre nur halb so schlimm, kämen nicht kontinuierlich unzählige bürokratische Nadelstiche hinzu, die aus ungestillter Wissbegierde, Ignoranz, Dummheit, Naivität oder
Unbedachtheit der Krankenkassen- oder KV-Verwaltung
resultieren.
12 Gesundheitspolitische Nachrichten
Gesundheitsbürokratie: Umfang erkannt,
Belästigung nicht gebannt
KBV-Umfrage bei Versicherten: Patienten
sind mit ihren Ärzten zufrieden
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Pflicht für
jeden Vertragsarzt
Gunther Carl, Kitzingen
Rund um den Beruf
18 GOÄ-Rechnungen: Leistungsbeschreibung
in Kurzform
Aus der Serie „Praxisprobleme:
Sie fragen – wir antworten!“
Gunther Carl, Kitzingen
18 GOÄ: Leistungsbeschreibung in Kurzform
GOÄ-Leistungsbeschreibungen können langatmig und
für Patienten schwer verständlich sein. Die GOÄ erlaubt
ausdrücklich, den Leistungsumfang in verkürzter Form
darzustellen, wenn es durch die Abkürzung nicht zu
Missverständnissen oder Sinnentstellungen kommt.
Hinweis
In dieser Ausgabe finden Sie auf S. 62 f. den Medizin
Report aktuell „MPH-LA zur Therapie der ADHS bei Erwachsenen – Erstmals Langzeitdaten zur Sicherheit und
Verträglichkeit bis zu 66 Wochen“. Wir bitten um Beachtung.
Titelbild (Ausschnitt): „Drowning“
von Catherine Hiley
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) = Dieser Beitrag ist ein Titelthema.
5
Fortbildung
20 Spinale Duralfistelerkrankung
Fluktuierende Rückenmarkssymptome sind typisch
Christian Arning, Hamburg
27 Sterbewunsch bei der Parkinson-Krankheit
Neurologische Kasuistik
Peter Franz, München
33 Störungsspezifische Konzepte können berufliche
Rehabilitation verbessern
Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
Matthias Weisbrod et al., Heidelberg & Karlsbad-Langensteinbach
44 Virtuelle Welten in der Exposition
Die Einsatzmöglichkeiten virtueller Realitäten (VR) für die
Therapie von Angststörungen sind seit Langem bekannt.
Die Effektivität der VR-Expositionstherapie bei spezifischen Phobien ist wissenschaftlich belegt und wird in
den aktuellen S3-Richtlinien empfohlen, falls die Therapie
der Wahl, die Exposition in vivo, nicht eingesetzt werden
kann.
40 Kontinuierliche Verschlechterung durch jahrelange
Überforderung
Serie Neuropsychologische Fälle – Teil 2
Christiane Bernet, Plattling
44 CME Virtuelle Welten für die psychiatrische Anwendung
Neue Möglichkeiten für die Expositionstherapie
Philipp A. Schroeder, Andreas Mühlberger, Christian Plewnia,
Tübringen und Regensburg
49 CME-Fragebogen
Journal
56 PSYCHOPATHOLOGIE IN KUNST & LITERATUR
Ein Fall von Nekrophilie
Jacques Chessex‘ Roman „Der Vampir von Ropraz“
Wie Sie uns erreichen
Verlagsredaktion:
Dr. rer. nat. Gunter Freese
Telefon: 089 203043-1435, Fax: 089 203043-31435
E-Mail: [email protected]
Gerhard Köpf, München
60 NEUROTRANSMITTER-GALERIE
Catherine Hiley
Die Marginalien der Kunst
Schriftleitung:
Dr. med. Gunther Carl
Telefon: 09321 5355, Fax: 09321 8930
E-Mail: [email protected]
Angelika Otto, München
Aboservice:
Bei Fragen rund um Abonnement und Postbezug
Telefon: 06221 345-4304; Fax: 06221 345-4229
E-Mail: [email protected]
Offizielles Organ des
Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN),
des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN) und
des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP
BVDN
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) BDN
19
52
64
66
71
Kleinanzeigen
Pharmaforum
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Verbandsservice
Impressum/Vorschau
BVDP
7
Die Verbände informieren
BVDN-Landesverband Berlin
Neuer Name mit Vertretungsanspruch
Der Verein Berliner Nervenärzte im BVDN hat einen neuen Namen. Das Signal ist klar: Der neue BVDN-­
Landesverband Berlin vertritt Nervenärzte, Neurologen und Psychiater gleichermaßen, mit aller Kraft
und gegen alle Widrigkeiten.
I
n diesem Jahr wurde aus dem Verein
Berliner Nervenärzte, der im vorletzten
Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiern
konnte, der Berufsverband Deutscher
Nervenärzte – Landesverband Berlin.
„Wir wollen zeigen, dass wir uns dem
Bundesverband zugehörig fühlen“, betont der 1. Vorsitzende des Landesverbandes, Dr. Gerd Benesch, Arzt für Neurologie und Psychiatrie aus Berlin-Friedenau. Der aus den Querelen von vor 20
Jahren durch Abspaltung entstandene
Bund niedergelassener Neurologen,
Nervenärzte, Psychiater und ärztlicher
Psychotherapeuten hat laut Benesch nur
noch wenige, vor allem ältere Aktive, die
allerdings erst vor drei Jahren eine eigene Kandidatin aufstellten. Diese bekam
zwar nicht die erforderliche Stimmenzahl, das Vorgehen verhinderte aber,
dass der BVDN-Landesverband einen
zweiten Sitz in der Vertreterversammlung (VV) der KV Berlin erhielt. „Da
war klar: Wir werden nicht mehr kleine
Brötchen backen und uns von anderen
das Wasser abgraben lassen“, erläuterte
Benesch. „Wir erklären uns ab sofort zu
dem eigentlich entscheidenden Berufsverband.“
Querelen in der KV
Die Zusammenarbeit mit der KV Berlin
könnte eigentlich gut laufen. „Die rote
Laterne als Armenhaus des Bundesgebiets haben wir nicht nur dank der Neuordnung des einheitlichen Orientierungspunktwerts abgegeben, sondern
„Wir lassen uns von anderen nicht das Wasser abgraben und erklären
uns zu einem entscheidenden Berufsverband.“
auch durch die Aktivitäten des KV-Vorstands“, glaubt Benesch und betont, der
KV-Vorstand habe einiges für die niedergelassenen Ärzte in Berlin erreicht.
Als Beispiel nennt er das Aufdecken
­eines in seinen Augen fast schon kriminellen Vorgehens bei der Abrechnung
BVDNLandesverband
Berlin
©© sester1848 / Fotolia.com
Verein Berliner
Nervenärzte
8
e­ iniger Medizinischer Versorgungszentren von Krankenhausträgern durch den
KV-Vorstand. „Da wurde eine Menge
Geld für die niedergelassenen Kollegen
gerettet!“
Doch der KV-Vorstand steht unter Beschuss: Er hatte im Rahmen neuer Vertragsregelungen Übergangsgelder in Anspruch genommen und den Vorstandsmitgliedern wurde unterstellt, dass sie
Geld veruntreut hätten. Längst haben sie
diese Gelder zurückgezahlt. „Aber da-
Nach 60 Jahren
Verein Berliner
Nervenärzte
geht eine Ära zu
Ende. Der neue
Verband will die
Interessen von
Nervenärzten,
Neurologen und
Psychiatern vertreten.
mit war die Kuh nicht vom Eis“, so Benesch. „Es gab einen Abwahlantrag, der
allerdings an der satzungsmäßigen erforderlichen Zweidrittelmehrheit gescheitert ist. Seitdem glauben einige VVMitglieder, jede Versammlung als Generalabrechnung mit dem Vorstand missbrauchen zu müssen – leider auch die
VV-Vorsitzende. Ich habe mit zehn anderen Kollegen einen Brandbrief an den
Gesundheitssenator geschrieben, weil
unseres Erachtens die VV-Vorsitzende
regelmäßig gegen die Geschäftsordnung
verstößt, wonach sie Sitzungen „gerecht
und unparteiisch“ zu leiten hat.“
Auch in einigen Medien gibt es eine
skandalisierende Stimmungsmache gegen den KV-Vorstand, der in der Öffentlichkeitsarbeit oft etwas ungeschickt
agiere, wie Benesch meint. Aber das ändere nichts an der Tatsache, dass der
Vorstand in den Verhandlungen mit
Krankenkassen, Spitzenverbänden der
Krankenhäuser und verschiedenen politischen Ebenen gute Arbeit leiste und
die Interessen der Ärzte und PsycholoNeuroTransmitter 2015; 26 (10)
BVDN-Landesverband Berlin
Im Hamsterrad
Eine der ausdrücklichen Forderungen des
Landesverbands: die Aufwertung der
Gesprächsleistungen mit der
EBM-Reform.
©© alexsokolov / iStock / Thinkstock
gen nach Möglichkeit durchsetze. Neu
gewählt wird in der KV nun sowieso erst
wieder Ende 2016. „Wir müssen daher
trotz aller schlechter Stimmung noch
anderthalb Jahre so weiterarbeiten.“
Die Verbände informieren
Dabei sind die Entscheidungen in der
KV so wichtig. Nachdem im Jahr 2005
eine regelrechte Existenzkrise herrschte
– „ich war auch schon fast auf dem
Sprung in die Schweiz“, so Benesch, hatte sich die wirtschaftliche Situation seit
2008 deutlich stabilisiert – seit einem
Jahr sinken die Fallwerte aber wieder.
Der KV-Vorstand führt das laut Benesch auf eine erneute Hamsterradsi-­
ärzte aber letztlich mit ihrem Antrag getuation zurück: Es werden wieder imund Psychiatern angeboten werden
mer mehr Leistungen abgerechnet und
kann. „Deshalb bin ich als Nervenarztscheitert. „Da war die Enttäuschung
das lässt sich bei gedeckeltem System
vorstand im Moment sehr auf der Seite
groß“, erinnert sich Benesch. „Ich habe
nur durch das Sinken des Fallwerts aufversucht, unsere trotz allem große Solider Psychiater“, betont Benesch.
fangen. „Das ist auch bei den anderen
Vor einigen Jahren waren es die Neudarität durch eine Resolution zu bekunFacharztgruppen der Fall“, weiß Berologen, die mit einem Fallwert von 26 €
den, die ich mit dem Vorstand für diesen
nesch als Sprecher der Facharztliste in
praktisch dem Niedergang geweiht waFall vorbereitet hatte.“ Darin stellt sich
der Vertreterversammlung. Er vertritt
ren. Benesch hatte quasi über Nacht in
der BVDN-Landesverband Berlin ausdie nervenärztlichen Fachgruppen aleiner Einzelentscheidung die Neurolodrücklich solidarisch hinter die Psychigen wieder in die Nervenarztgruppe des
ater und bekräftigt den Willen, alles erlerdings kämpferisch: „Ich bringe imRegelleistungsvolumens (RLV) einbedenkliche zu tun, um zu unterstützen.
mer wieder zwei Argumente vor, erstens: Wir sind diejenigen, die wirklich
rechnen lassen und sie so gerettet. „Ner- „Das ist zum Beispiel im Rahmen der
Kranke versorgen! Wir haben in der
venärzte und Neurologen sind aktuell
Pauschale für die fachärztliche GrundNeuropsychiatrie keine abrechenbaren
Ziffern mit Präventionsleistungen wie
beispielsweise Kollegen in der Gynä-­
„Unsere Argumente: Wir sind diejenigen, die wirklich Kranke versorgen!
kologie, Gastroenterologie oder PädiatUnd unsere Leistungen sind stark arztgebunden.“
rie. Und zweitens: Unsere Leistungen
sind stark arztgebunden.“ Bei über 20
auf einem stabilen Niveau bei einem
versorgung (PFG) zwar zum kleinen Teil
Gruppen im Honorarverteilungsausschuss gibt es aber immer Gegenwind.
Fallwert von etwa 50 € pro Quartal.“
schon passiert, aber das reicht nicht aus“.
„Aktuell wollen wir einen Antrag auf
Im Herbst 2014 wollten auch die PsyEin weiterer wichtiger Schritt ist die
chiater in die gemeinsame Gruppe mit
Besserstellung der Psychiater stellen:
Aufwertung der Gesprächsleistungen
Die Gesprächsziffer soll aus der BudgeNervenärzten und Neurologen aufgemit der EBM-Reform, eine Forderung,
tierung herausgenommen werden. Aber
nommen werden. Den entsprechenden
die der Landesverband in seiner Resoluwir wissen, dass die Chance sehr gering
Antrag wollte und konnte Benesch aber
tion ausdrücklich auch noch einmal an
ist, ein Votum des Ausschusses zu benicht im Alleingang entscheiden, weil
den Bundesverband gerichtet hat. „Ich
die Situation bei den Psychiatern nicht
weiß, dass auf Bundesebene vom BVDN
kommen und danach auch eines der
Vertreterversammlung.“
so existenziell war wie seinerzeit bei den
heftig darum gekämpft wird“, versichert
Neurologen. „Wir haben mutig die KonBenesch.
Mein Topf – dein Topf – unser Topf
frontation zugelassen und den Antrag
Alle zusammenhalten
Die Situation der Psychiater in Berlin ist
im Frühjahr auf einer Sondermitgliederversammlung diskutiert. Ich hatte vor- Auf Vorstandsebene sind alle Fachgrupinakzeptabel, weiß Benesch. Die Zahlen
der KV zeigen, dass sie in der Positiv­
her eine Synopsis der Pro- und der Konpen und Berufsverbände (BVDN, BDN
entwicklung der Honorare weit abgetra-Argumente beider Lösungen – geund BVDP) vertreten, das ist Benesch
schlagen sind. Dass die Psychotherapie
trennt bleiben oder gemeinsame Gruppe
wichtig. 1. Stellvertreter des Vorsitzendas kompensiert, sieht Benesch nicht,
im RLV – herumgeschickt.“ Nach einer
den ist Dr. Walter Raffauf, Neurologe
laut Benesch sehr soliden und sachlizumal die Richtlinienpsychotherapie
und gleichzeitig Landessprecher im
schon aus Zeit-Plausibilitätsgründen nur
BDN, 2. Stellvertreter ist Matthias Stiegchen Diskussion sind die Psychiater
zu einem kleinen Teil von Nervenärzten
trotz der Unterstützung einiger Nervenlitz, Psychiater. Auf Bundesebene folgt
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 9
Die Verbände informieren
Demenzpatienten brauchen mehr
Neurologen und Psychiater
Die ambulante medizinische Versorgung
von Patienten mit Demenzerkrankungen
wird in den nächsten Jahrzehnten immer
wichtiger. „Unterversorgung und Fehlversorgung sind für Demenzpatienten traurige Realität“, kritisierte der Vorsitzende des
Berufsverbandes Deutscher Neurologen
(BDN), Dr. Uwe Meier, und benennt zwei
wesentliche Probleme für die Versorgung:
„Zum einen ist die Bedarfsplanung für die
Neurologie fehlerhaft und dadurch unrealistisch, zum anderen haben wir das Problem einer Überalterung von Neurologen,
Psychiatern und Nervenärzten, was zu einem erhöhten Wiederbesetzungsbedarf
in den nächsten Jahren führen wird.“ Meier ist überzeugt: „Wir werden Patienten
mit Demenz und anderen altersbedingten neurologischen und psychiatrischen
Erkrankungen künftig nur dann gut versorgen können, wenn alle an der Versorgung Beteiligten in der Region eng und
effektiv zusammenarbeiten und wenn es
mehr Fachärzte für die ZNS-Fächer gibt.“
Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des
Spitzenverbandes der ZNS-Berufsverbände (SPiZ), kritisiert den „Ärzteatlas 2015“
des Wissenschaftlichen Institutes der AOK
(WIdO): „Aus reinen Verhältniszahlen zur
Bedarfsplanung von 1992 rechnet der
Ärzteatlas eine Überversorgung für fast
alle Planungsgebiete vor.“ Dabei berücksichtige er weder die demografische Entwicklung noch die Entwicklung der Morbidität oder die zunehmende Ambulantisierung der Medizin. Bergmann weist darauf hin, dass das WIdO selbst Zahlen zur
Altersstruktur der Vertragsärzte in den
ZNS-Fächern vorgelegt habe, diese aber
im Arztatlas 2015 geflissentlich ausblende:
Laut WIdO sind 27,4 % der Nervenärzte 60
Jahre oder älter. In einigen Ländern liegt
der Anteil der über 60-jährigen Nervenärzte sogar bei über 30 %. Erstaunlich
hoch ist auch der Anteil praktizierender
Nervenärzte über 65 Jahren (z. B. BadenWürtemberg 10,5 %; Berlin 12,6 %;
Hamburg 13,6 % oder Sachsen 11,4 %).
„Mir macht Sorge, dass sich die Versorgung nicht rasch genug auf diese Anforderungen einstellen kann“, so Bergmann.
„Eine bessere Vernetzung der Angebote
in einer Region könnte es den Fachärzten
erleichtern, ihre eigentlichen Aufgaben
optimal wahrzunehmen – nämlich die
Differenzialdiagnose, die Therapieplanung und die Koordination verschiedener Therapieangebote“, so Bergmann.
Quelle: Pressemeldung des Spitzenverbandes der ZNS-Berufsverbände (SPiZ)
10
BVDN-Landesverband Berlin
außerdem der Berliner Psychiater Michael Krebs dem bisherigen BVDP-Landessprecher Dr. Norbert Mönter nach.
„Wir kooperieren sehr gut“, bekräftigt
Benesch. Er regt an, über die Strukturen
im BDN und BVDP nachzudenken, die
auf Landesebene ja bisher nur durch
Sprecher auftreten. „In den nächsten
zehn Jahren werden wir einfach dem
BDN und dem BVDP im BVDN mehr
Platz einräumen müssen“, ist er sich sicher. „Ich spreche das sehr offensiv an,
gerade auch nach der Enttäuschung der
Psychiater nach der Abstimmung. Es ist
wichtig, die Interessen des BVDP im
BVDN zu stärken, ihm als Psychiater
beizutreten und ihn zu unterstützen.“
Benesch sieht den BVDN dabei nach wie
vor als die Klammer und versteht sich
auch selbst als Integrator aller Gruppen
auftritt. Inzwischen konnte wiederholt
die Evaluation mit Unterstützung der
Charité den Erfolg des Projekts – Einsparungen für die Krankenkassen – aufzeigen. Die Folge: Die Anschubfinanzierung der IV-Verträge lief nicht wie andernorts aus, sondern wurde verlängert.
Vorstandswahl
Im Frühjahr 2016 steht die nächste Vorstandwahl im Landesverband Berlin an.
Benesch lädt alle Kollegen zur Kandidatur ein. „Ich klebe nicht an meinem
Stuhl“, stellt er klar. „Wenn sich jemand
anbietet, würde ich den Vorsitz gerne abgeben.“ Er wünscht sich, dass sich noch
mehr Kollegen berufspolitisch engagieren. Neue Mitglieder hofft der Landesverband Berlin damit zu locken, dass jeder, der ein neues Mitglied wirbt, selbst
„Wenn man gut organisiert und berufspolitisch gut aufgestellt ist,
und wenn alle an einem Strang ziehen, hat man auch Erfolge.“
und aller Interessen. Dass diese Interessen nicht immer übereinstimmen, ist
ihm klar, er plädiert aber für eine offene
Diskussion.
ein Jahr beitragsbefreit ist. „Bisher sind
zwei Kollegen auf diese Weise Neumitglied geworden“, sagt Benesch. Er weiß,
gerade in Berlin ist es schwierig, beim
Nachwuchs zu punkten: „Wir haben hier
Vorzeigeprojekt VPSG/PIBB
beispielsweise ein regelrechtes ÜberanGerade in der Psychiatrie hat Berlin
gebot an Fortbildungen und Veranstaltungen. Da können wir als Berufsverauch einen besonderen Erfolg vorzuweisen. Dr. Norbert Mönter, vor Benesch
band nicht gegen anstinken.“ Dabei
1. Vorsitzender des damaligen Vereins
kann die Vernetzung im Berufsverband
einiges bewegen. „Bei der Wahl zur DeBerliner Nervenärzte, gründete 2003
den Verein für Psychiatrie und seelische
legiertenversammlung der ÄrztekamGesundheit (VPSG), um die bedrohte
mer Berlin im letzten Herbst haben wir
Versorgung von schwer psychisch Kraneinen grandiosen Sieg errungen“, freut
ken sicherstellen zu können. Dass darsich Benesch. Die Mitglieder Dr. Roland
aus eine funktionierende multiprofes-­ Urban und Ralph A. Drochner wurden
sionelle, sektorenübergreifende Zusammit sehr hohen Stimmzahlen in die Vermenarbeit von Psychologen, Ergotherasammlung hineingewählt. Er betont:
peuten, Soziotherapeuten, psychiatri- „Wenn man gut organisiert und berufspolitisch gut aufgestellt ist und wenn
scher Pflege, psychosozialen Trägern,
alle an einem Strang ziehen, hat man
Krisendiensten, Chefärzten und Kliniken, niedergelassenen Psychiatern und
auch solche Erfolge.“ Nervenärzten wurde, war laut Benesch
ganz klar der Verdienst des immer gut
vernetzten Mönter. Dem Verein gelang
es, mit den Krankenkassen Selektivverträge der integrierten Versorgung auszuhandeln. Die Krankenkassen drängten dazu auf die Gründung einer MaAUTORIN
nagementgesellschaft, die als Psychiatrie
Friederike Klein, München
Initiative Berlin Brandenburg (PIBB)
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Die Verbände informieren
Gesundheitspolitische Nachrichten
GESUNDHEITSBÜROKRATIE
Umfang erkannt, Belästigung nicht gebannt
Im Auftrag des Nationalen Normenkontrollrates ermittelte das Statistische Bundesamt die Bürokratiekosten im ambulanten
Bereich. Sie betragen 4,33 Milliarden € pro
Jahr. Das Statistische Bundesamt ermittelte
insgesamt 371 verschiedene Informationspflichten (40 vom Bundesministerium für
Gesundheit [BMG], 33 von der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung, 298 von der
vertragsärztlichen Selbstverwaltung), denen
die niedergelassenen Ärzte nachkommen
müssen. 95 % des Gesamtaufwandes werden von den 42 aufwändigsten und häufigsten Pflichten verursacht. Dazu zählen das
Ausstellen von Rezepten, die Abrechnung
ärztlicher Leistungen und Überweisungen.
Errechnet wurden die Bürokratiekosten aus
der Anzahl der Pflichten sowie aus Zeitbedarf und Gehalt desjenigen, der die jeweilige
Bürokratiepflicht erfüllt. Hierzu wurden unter anderem Interviews mit niedergelassenen Ärzten durchgeführt. Waren bürokratische Aufgaben als Bestandteile einer medizinischen Behandlung notwendig, wurden
deren Kosten vom Gesamtbetrag abgezogen. Der gesamte Zeitbedarf für alle bürokratischen Tätigkeiten im ambulanten Sektor
beträgt während eines Jahres 14 Millionen
Tage. Auf eine Praxis heruntergerechnet
bedeutet dies einen Zeitaufwand von einer
Halbtageskraft. Es werden beispielsweise
pro Jahr je Praxis zirka 2.800 Überweisungen, 600 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und 300 Heilmittelverordnungen ausgefüllt. Der Normenkontrollrat entwickelte
zusammen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) 20 Handlungsempfehlungen, um Bürokratiekosten und -zeitaufwand zu reduzieren. Zwischenzeitlich wurde
sogar schon beschlossen, die AU-Bescheinigung mit einer krankenkasseneinheitlichen
Krankengeldbescheinigung zusammenzufassen. Beim bisher zweistufigen Rehabilitationsantrag soll der „Antrag auf einen Antrag“ wegfallen. Vom Normenkontrollrat
empfohlen wurde auch eine Überprüfung
des Krankenbeförderungsformulars, des
Belastungsgrenzenformulars bei chronisch
Kranken und des Psychotherapie-Antragsformulars. Langfristiger Heilmittelbedarf soll
möglicherweise nicht mehr genehmigungspflichtig sein. Die Genehmigungspflicht zur
Nutzung von Blanko-Druckformularen soll
gegebenenfalls entfallen, die Praxissoftware
soll zukünftig Erläuterungen zum Ausfüllen
von Vordrucken anzeigen. Die Notwendigkeit, BtM-Rezepte mit Nadeldrucker zu bedrucken, soll überprüft werden. Es wurde
vorgeschlagen, Praxisbegehungen durch
unterschiedliche Überwachungsbehörden
besser zu koordinieren.
Kommentar: Es handelt sich also nicht nur um
eine „gefühlte“ Belästigung durch Bürokratie,
sondern der bürokratische Aufwand ist in Maß
und Zahl nachweisbar. Vermutlich lässt sich
die Bearbeitung sehr häufiger Formulare wie
Arznei- und Heilmittelrezepte, Überweisungen
und AU-Bescheinigungen letztlich nicht wirklich vereinfachen oder verkürzen, denn sie
©© Luis Louro / Fotolia.com
Pro Jahr werden je Praxis
zirka 2.800
Überweisungen, 600 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und
300 Heilmittelverordnungen ausgefüllt.
12
Dr. med. Gunther Carl, Kitzingen
Stellvertretender Vorsitzender des BVDN
»Es handelt sich nicht nur um eine
„gefühlte“ Belästigung durch Büro­
kratie, sondern wachsenden büro­
kratischen Aufwand.«
hängen direkt mit der Behandlung der Patienten zusammen. Der „Verbesserungsvorschlag“,
Rezepte zukünftig elektronisch über die Versichertenkarte auszustellen, ist wahrscheinlich
kontraproduktiv, denn die aus Datenschutzgründen erforderliche Sicherheitstechnik mit
Patienten- und Arzt-Passwort wird den Aufwand erhöhen. Mit dem elektronischen Rezept
ist dann zwar den Krankenkassen verwaltungstechnisch geholfen, die Vertragsärzte
haben aber mehr Arbeit.
Der gesamte übliche Bürokratie- und Formularwahnsinn wäre nur halb so schlimm, kämen nicht kontinuierlich unzählige bürokratische Nadelstiche hinzu, die aus ungestillter
Wissbegierde, Ignoranz, Dummheit, Naivität
oder Unbedachtheit der Kassen- oder KVVerwaltung resultieren. Besonders schlimm ist
das bürokratische und systematische Verfolgen sogenannter Wirtschaftlichkeitsschäden
in Bagatellfällen und die eigene Verwaltungsvereinfachung von Gesundheitsbehörden zulasten Dritter, nämlich der Vertragsärzte.
Hier einige Beispiele – vielen Lesern werden
sicher mühelos weitere quälende Bürokratismen einfallen:
— Ein Arzneimittelrezept mit einer Verordnungsmenge, die über die größte Packung
hinausgeht, beispielsweise zwei Packungen
N3, muss die Anzahl der Tabletten enthalten
und ein Ausrufungszeichen („Nr. 200 !“)
— Jüngst wurden die Anforderungen für Praxisstempel auf Rezepten detailliert erhöht,
ohne dies den Vertragsärzten zuvor mitzu-
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Die Verbände informieren
teilen. Der Name des Verordners muss nochmals separat benannt werden, auch wenn
er bereits in der Bezeichnung der Gemeinschaftspraxis enthalten ist und der Vorname muss nun ausgeschrieben sein. Die Art
der Berufsausübungsgemeinschaft ist zu
spezifizieren (z. B. MVZ oder Gemeinschafts­
praxis). Außerdem müssen Telefonnummer,
Betriebsstättennummer und lebenslange
Arztnummer enthalten sein, ebenso die Berufsbezeichnung (z. B. Facharzt).
— Das neue BtM-Rezeptformular trägt ab 2016
die Abreißkante links, so dass das PC-Druckformular nicht mehr mit dem normalen Arzneimittelrezept übereinstimmt. Entweder
muss bei jedem BtM-Formular der Druckeranschlag manuell um 15 mm nach links verschoben werden oder man vertraut auf das
Update seines EDV-Anbieters, welches den
linken Druckeinzug vergrößert. Dies kann
dauern, funktioniert unvollständig oder nie.
Begründung der Bundesanstalt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – man
glaubt es kaum oder auch sofort: Verfahrensvereinfachung in der Behörde!
— Zusätzliche medizinische Dokumentation
bei Patienten in Altenheimen: das Heimpersonal besteht häufig auf der handschriftlichen ärztlichen Dokumentation der Visite
und der Arzneimittelverordnung im Dokumentationssystem des Heimes. Daneben ist
natürlich weiterhin die eigene Dokumentation des Arztes obligatorisch.
— Arzneimittel-Kleinregresse: insbesondere
Kleinkrankenkassen („XY-BKK) gefallen sich
darin, Prüfanträge im Wert von beispielsweise 21,37 € bei sogenannten fiktiven Arzneimittelzulassungen zu stellen. Die AOK
Gesundheitspolitische Nachrichten
Bayern beantragt plötzlich offenbar systematisch die Wirtschaftlichkeitsprüfung bei
der Verordnung von Depot-Neuroleptika,
die jahrelang zurückliegen und damals
rechtmäßig auf Sprechstundenbedarf verordnet wurden. Kollegen, die ausführlich
patientenbezogen leitliniengerechte Therapie begründen, wissen, dass auch diese Tätigkeit zur Bürokratiebelastung gehört. Bürokratie als Waffe gegen Vertragsärzte, um
vermeintliche Wirtschaftlichkeitsreserven
zu heben. Man arbeitet mit dem Abschreckungscharakter dieser Maßnahme. Dass
die Kassen damit die Motivation und die
Möglichkeiten von Psychiatern und Nervenärzten untergraben, psychotische Exazerbationen und damit Krankenhausaufenthalte von complianceschwierigen Patienten
zu verhindern, dürfte klar sein. Wer sich
aber wegen 117,73 € nicht bürokratisch
wehrt, bekommt die Regresssumme vom
Honorar abgezogen – und weist demnächst
stationär ins Krankenhaus ein. Merke: Bei
der Wirtschaftlichkeit veranlasster Leistungen sitzt der Vertragsarzt im Einzelfall immer am längeren Hebel.
— Anfrageflut mancher Krankenkassen: Nicht
selten erreichen uns Krankenkassenanfragen zum Zustand eines Patienten, der noch
gar nicht in unserer Behandlung steht und
lediglich angemeldet ist, meist aufgrund
drohender Krankengeldzahlung. Denn er
war vom Hausarzt schon sechs Wochen
lang AU geschrieben. Die Anfragen beschränken sich oft nicht auf die Inhalte der
sogenannten For­mu­larvereinbarung, sondern fordern im Grunde ein sozialmedizinisches Kurzgutachten mit Langfristprognose
KBV-UMFRAGE BEI VERSICHERTEN
Patienten sind mit ihren Ärzten zufrieden
Die kassenärztliche Bundesvereinigung
(KBV) hatte die Forschungsgruppe Wahlen
beauftragt, gesetzlich Krankenversicherte
zu befragen. An der Untersuchung nahmen
6.000 zufällig ausgewählte Bürger telefonisch teil. Das Ergebnis liest sich in etwa wie
in den Jahren zuvor: 92 % der Patienten sind
mit ihren Ärzten zufrieden oder sehr zufrieden. 7 % empfinden das Arztvertrauen als
weniger oder überhaupt nicht gut. 93 %
bezeichnen die Fachkompetenz der Ärzte
als gut oder sehr gut.
14
Ein Drittel der Patienten musste nicht auf
einen Arzttermin warten, 42 % empfanden
die Wartezeiten als nicht zu lang. 15 % warteten bis zu drei Tage auf einen Termin, 24 %
bis drei Wochen, 13 % über drei Wochen. Nur
etwa die Hälfte der Patienten gingen wegen
eines akuten Problems zum Arzt, etwa 60 %
kamen wegen einer chronischen Erkrankung, einer Vorsorgeuntersuchung oder
­einer Impfung. Zwei Drittel der Versicherten
gingen ohne Überweisung zum Facharzt.
Auf einen Termin beim Facharzt warteten
sowie quantitativer und qualitativer Einschätzung der Erwerbsfähigkeit. Manche
Kollegen machten übrigens die Erfahrung,
dass das Ignorieren solcher Anfragen eine
zielführende Reaktionsweise ist.
— Geplante Terminvergabestellen: Die Dame
vom Terminvergabe-Callcenter wird ab 2016
wegen eines Termins für einen Patienten anrufen, der die Praxis möglicherweise schon
wegen des gleichen Terminwunsches kontaktierte. Signalisiert die Praxis der Terminvergabestelle einen möglichen Termin, muss
dieser mit einem zeitlichen Limit geblockt
werden. Denn nur der Patient selbst kann
nach erfolgter Rückmeldung der Terminvergabestelle diesen geblockten Termin tatsächlich in einem erneuten Telefonat mit der
Praxis endgültig fixieren. Meldet sich der Patient jedoch nicht, muss der Termin wieder
freigegeben werden, wozu eine praxisinterne neue Routine zu erstellen ist. Der Callcenter-Termin muss also bis zu vier Mal bearbeitet werden, bis er endlich fixiert oder wieder
freigegeben ist. Die bisherige Erfahrung
zeigt, dass solche Callcenter-Termine häufig
vom Patienten nicht wahrgenommen werden und die Dringlichkeit medizinisch unbegründet war. Ob Herr Lauterbach mit den
nun gesetzlich vorgeschriebenen Terminvergabestellen das populistische Ziel erreicht, dass kein einziger Privatversicherter
schneller einen Facharzttermin bekommt
als ein gesetzlich Krankenversicherter, wird
sich zeigen. Man darf jedenfalls auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung gespannt sein, welche Versicherten
in welchen Regionen bei welchen Fachärzten nach Terminen fragen.
gc
mehr Patienten – nämlich zwei Drittel – länger als drei Tage. Am schnellsten erhalten
Patienten einen Termin beim Facharzt, wenn
dieser vom Hausarzt direkt vermittelt wird.
Dreiviertel der Befragten sagten, es gebe
genügend Hausärzte in Wohnortnähe. Für
Fachärzte wurde diese Aussage nur von 55 %
getroffen. Nachts und am Wochenende suchen mittlerweile 41 % bei akuten Beschwerden das Krankenhaus auf, vor neun Jahren
waren es nur 29 %. Die Zahlen im organisierten ärztlichen Bereitschaftsdienst sanken im
gleichen Zeitraum von 25 % auf 20 %. 68 %
der Versicherten wären bei preiswerteren
Wahltarifen bereit, vor einem Facharztbesuch immer den Hausarzt zu kontaktieren.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Die Verbände informieren
Gesundheitspolitische Nachrichten
Dies waren 2008 noch 59 % . In der Realität
sank jedoch die Bereitschaft, vor dem Facharztbesuch immer zuerst den Hausarzt zu
kontaktieren von 17 % (2008) auf 12 % (2015).
Dagegen sind immer weniger Patienten
bereit, Kosten mit der Krankenkasse selbst
(68 %) oder anteilig selbst (63 %) abzurechnen, beziehungsweise die Auswahl des Arztes der Krankenkasse zu überlassen (74 %).
Kommentar: Offenbar sind jüngere und flexiblere Versicherte im Vorteil, einen Facharztter-
min zu bekommen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen insgesamt das, was wir täglich
„gefühlt“ in unseren Praxen erleben. Die Patienten sind zufrieden mit dem deutschen Gesundheitssystem, insbesondere mit der ambulanten Versorgung in den freiberuflichen Praxen. Allerdings nehmen die Komfortwünsche
nach Gesundheitsoptimierung und rascher,
möglichst hochwertiger und spezialisierter,
zugleich aber kostenfreier Behandlung zu.
Dabei ist für die Versicherten die freie Arztwahl
offenbar ein sehr hohes Gut.gc
ÄRZTLICHER BEREITSCHAFTSDIENST
Pflicht für jeden Vertragsarzt
Zur Teilnahme am sogenannten organisierten vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst („Notdienst“) ist jeder Vertragsarzt
grundsätzlich verpflichtet. Dies gilt jedoch
selbstverständlich nicht für den Rettungsdienst oder „Blaulichtdienst“. In einzelnen
sehr wenigen KVen waren seit vielen Jahren
Kollegen aus manchen Fachgruppen mit
wenig patientenbezogenen oder kaum
akutmedizinischen Tätigkeiten prinzipiell
vom Bereitschaftsdienst befreit. Dies waren
beispielsweise Radiologen, Nuklearmediziner, Laborärzte, ärztliche Psychotherapeuten oder auch Psychiater. Wer jedoch teilnehmen wollte, durfte dies.
In den letzten Jahren kam es nun im Rahmen
des fortschreitenden Ärztemangels zu einer
immer stärkeren Ausdünnung vor allem
hausärztlicher Nie­der­lassungen in ländlichen Gebieten. Befreiungen vom Bereitschaftsdienst wegen Schwangerschaft,
Mutterschutz und Kindererziehung nahmen
zu. Aus diesen Gründen sank die Bereitschaft
der KVen, Befreiungsgenehmigungen etwa
aufgrund mangelnder Fortbildung im allgemeinmedizinischen oder akutärztlichen
Tätigkeitsgebiet zu erteilen. Der Mangel an
Bereitschaftsdienst-Ärzten wurde einfach zu
gravierend, die Dienstbelastung der Notdienstärzte wuchs in etlichen ländlichen
Gebieten auf ein unerträgliches Maß. Inzwischen wurden alle generellen fachgruppenbezogenen Ausnahmegenehmigungen von
den KVen zurückgezogen, insbesondere in
Bayern. Erneut unterlag Anfang 2015 ein
Vertragsarzt vor dem Bundessozialgericht
(Az.: B 6 KA 41/14). Er hatte sich darauf berufen, dass er nicht ausreichend für den Not-
16
dienst fortgebildet war. Das Bundessozialgericht stellte der KV anheim, Kollegen die
Kassenzulassung zu entziehen, die sich
notwendigen Fortbildungen, der Bestellung
von Vertretungen oder Notdiensten verweigern. Es sei gemeinschaftliche Pflicht der
Vertragsärzte, die medizinische Versorgung
der Bevölkerung in sprechstundenfreien
Zeiten zu gewährleisten.
Kommentar: Im Rahmen einer Umfrage der
Ärztezeitung (9.9.2015) ergab sich, dass zwischenzeitlich alle KVen Ärzte aller Fachgruppen
zum organisierten Bereitschaftsdienst einteilen.
Bisher ausgenommenen Fachgruppen wurde
eine Übergangsfrist zur Fortbildung von mehreren Jahren eingeräumt. Einzelne Ausnahmegenehmigungen werden nur sehr restriktiv
ausgesprochen (z. B. wegen Krankheit). Jeder
Vertragsarzt könne sich vertreten lassen oder
sich angemessen für diese Tätigkeit fortbilden.
Bei Pflichtverletzung werden in manchen KVen
Geldstrafen fällig oder das zumindest zeitlich
befristete Ruhen der Kassenzulassung angeordnet. In vertragsärztlich stark überversorgten
Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg ist die
Teilnahme am Notdienst weiterhin freiwillig. In
etlichen KVen wurden zwischenzeitlich Pool­
arztsysteme installiert. Hier übernehmen häufig
Nichtvertragsärzte vertretungsweise die Notdienste nach einem organisierten System und
werden dafür entsprechend bezahlt. Diese KVorganisierten Notdienstvertretungen erfreuen
sich großer Beliebtheit, beispielsweise in Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein. Große KVen wie Bayern und Nordrhein
planen ebenfalls ein solches Poolärztesystem
zur Entlastung der Vertragsärzte. gc
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
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I
n den GOÄ-Rechnungen an Privat­
patienten sind die Leistungslegenden in
der Regel nur in verkürzter Form wiedergegeben. Zahlreiche GOÄ-Leistungsbeschreibungen haben im originalen
Wortlaut einen so langen Text, dass sie
zu viel Platz auf dem Rechnungsformular einnehmen würden und die Rechnung dadurch unübersichtlich wäre. Zudem arbeiten die GOÄ-Leistungstexte
häufig mit Bedingungen („mindestens“),
fakultativen Kombinationen („und/
oder“) und für Laien irreführenden Relativsätzen, ganz zu schweigen von
schwer verständlichen medizinischen
Fachbegriffen, Kombinationsausschlüssen und Häufigkeitsbeschränkungen
verschiedenster Art. Viele Patienten
GOÄ-Rechnungen
Leistungsbeschreibung
in Kurzform
GOÄ-Leistungsbeschreibungen können langatmig und für Patienten
schwer verständlich sein. Die GOÄ erlaubt ausdrücklich, den Leistungsumfang in verkürzter Form darzustellen, wenn es durch die Abkürzung
nicht zu Missverständnissen oder Sinnentstellungen kommt.
können dann nicht verstehen, worum es
eigentlich bei der einzelnen Leistung im
Wesentlichen geht. Es liegt daher nahe,
den Leistungsinhalt komprimiert und
verständlich in der Rechnung wiederzugeben. Dies ist nicht verboten, sondern
mit großem Ermessensspielraum sinnvoll.
Von der GOÄ abgesegnet
Die GOÄ erlaubt es sogar ausdrücklich:
„Statt der vollen Leistungsbezeichnungen können auch Kurzbezeichnungen
angegeben werden, wenn diese aus sich
heraus verständlich sind und den Leistungsumfang umfassend beschreiben.“
Dabei muss der wesentliche Inhalt der
Leistungslegende vom Patienten ver-
©© quipu / Fotolia.com
Kurz und prägnant darf die
Leistungsbeschreibung sein –
aber kein
Fachchinesisch
stehbar bleiben, die Kurzform darf
Missverständnisse oder Sinnentstellungen nicht fördern. Insbesondere Mindestzeiten sind anzugeben, was besonders auf unsere Fachgebiete Neurologie
und Psychiatrie zutrifft, beispielsweise
GOP 806: „Psychiatrisches Gespräch,
mind. 20 Min.“, GOP 34: „Erörterung
lebensverändernde Krankheit, mind. 20
Min.“, GOP 3: „Beratung, mind. 10
Min.“, GOP 4: „Fremdanamnese“. Weitere Beispiele für Kurzformen der Leistungslegende aus dem allgemeinen Kapitel sind GOP 1: „Beratung“, GOP 15:
„Behandlungskoordination“, GOP 50:
„Besuch“, GOP 60: „Konsil“, GOP 75:
„ausführlicher Arztbrief“.
Kapitel G – Besonderheiten im
neuropsychiatrischen Fachgebiet
Nicht selten gibt es Rückfragen seitens
unserer Patienten, weil sie mit der medizinischen Terminologie im neuropsychiatrischen Fachgebiet Verständnisoder Akzeptanzschwierigkeiten haben.
Hier wären beispielsweise folgende
Kurzformen der GOÄ-Leistungslegenden denkbar: GOP 801: „Psychischer
Befund“, GOP 804: „Psychisches (oder:
therapeutisches) Gespräch“, GOP 812:
„Psychische Akutbehandlung“, GOP
835: „Psychische Fremdanamnese“ und
GOP 849: „Therapeutisches Gespräch,
mind. 20 Min.“
AUTOR
Dr. med. Gunther Carl, Kitzingen
18
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
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19
Fortbildung
Spinale Duralfistelerkrankung
Fluktuierende Rückenmarkssymptome
sind typisch
Ein progredientes Transversalsyndrom bei spinaler Durafistelerkrankung wird häufig zu spät diagnostiziert.
Da die Ursache dieser Rückenmarkserkrankung kausal behandelt werden kann, sollte sie in einem frühen
Stadium erkannt werden, in dem alle Symptome noch reversibel sind. Typisch ist eine spinale Symptomatik,
die bei Patienten im Alter von 50 bis 70 Jahren subakut beginnt und im Verlauf fluktuiert, mit Verschlechte­
rung in Orthostase. Die Diagnose erfolgt mit MRT. Hier zeigen sich regelhaft ein kongestives Rückenmarks­
ödem und meist auch erweiterte perimedulläre Venen.
CH R I S T IA N A R N I N G , H A M B U R G
©© J. Schönwälder
Kongestives Rückenmarksödem mit
Schwellung und
­Signalanhebung am
thorakolumbalen
­Übergang
(T2-Wichtung).
a
20
b
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fortbildung
20Spinale Duralfistelerkrankung
Fluktuierende Rückenmarks­
symptome sind typisch
27Sterbewunsch bei der
Parkinson-Krankheit
Neurologische Kasuistik
B
ei seltenen Krankheiten wie der
spinalen Kongestion infolge Durafistel besteht das Problem, dass sie
zu wenig bekannt sind und deshalb erst
spät diagnostiziert werden. Bei der spinalen Durafistelerkrankung beträgt die
Anamnesedauer im Mittel 22,9 Monate
[1]. Zum Zeitpunkt der Behandlung liegen bei den allermeisten Patienten bereits motorische Defizite vor [2]. Da die
Ursache dieser schwerwiegenden Rückenmarkserkrankung kausal behandelt
werden kann, sollte sie in einem frühen
Stadium erkannt werden, in dem alle
Symptome noch reversibel sind, möglichst vor Auftreten motorischer Störungen. Die Diagnose wird zwar letztlich
mit MRT und spinaler Angiografie gestellt, diese Methoden können aber erst
gezielt zum Einsatz kommen, wenn die
arteriovenöse (AV)-Fistel klinisch vermutet wird. Deshalb ist es Aufgabe des
Neurologen, der ja gleich nach dem
Hausarzt mit den Symptomen betroffener Patienten konfrontiert ist, frühzeitig
die klinische Verdachtsdiagnose zu stellen und ohne Zeitverzug die notwendige
Diagnostik zu veranlassen.
Fall 1
Eine 72-jährige Patientin leidet seit sechs
Monaten unter Missempfindungen in
beiden Beinen, besonders in Orthostase.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 33Störungsspezifische Konzepte
können berufliche Rehabilitation verbessern
Integration psychisch kranker
Menschen – Teil 2
44CME Virtuelle Welten für die
psychiatrische Anwendung
Expositionstherapie
49 CME Fragebogen
40Neuropsychologische Fälle –
Teil 2
Sie stellt sich in der Sprechstunde eines
Neurologen vor, der ein Restless-LegsSyndrom diagnostiziert. Unter Behandlung mit der Wirkstoffkombination Levodopa/Benserazid kommt es zunächst
auch zu einer partiellen Besserung der
Symptome. Im Verlauf nehmen die
Missempfindungen aber wieder zu, sind
weiterhin vor allem in Orthostase vorhanden und eine Dosiserhöhung der
Wirkstoffkombination Levodopa/Benserazid hilft nicht. Schließlich ereignen
sich zwei Stürze: Jeweils nach längerem
Stehen in der Küche, so berichtet die Patientin, hätten die Missempfindungen in
den Beinen stark zugenommen, dann
seien die Beine schwach geworden und
sie sei gestürzt. Dabei habe sie keinen
Schwindel verspürt, sie sei auch nicht bewusstlos gewesen. Nach kurzer Zeit habe
sie allein wieder aufstehen können, die
Kraft in den Beinen sei wieder da gewesen. Nach dem zweiten Ereignis kommt
sie über die Hausärztin in die Klinik.
Diagnose und Therapie
Bei der Aufnahmeuntersuchung ist der
neurologische Befund unauffällig, insbesondere Motorik, Sensibilität und Reflexstatus sind völlig normal. Aus der weiteren Vorgeschichte sind keine Erkrankungen an Nervensystem oder Wirbelsäule
zu eruieren, auch vaskuläre Risikofakto-
ren oder Vorerkrankungen liegen nicht
vor. Erst auf gezieltes Befragen gibt die
Patientin eine Harninkontinenz an, die
seit einem halben Jahr vorhanden sei.
Die Anamnese mit deutlich körperhaltungsabhängigen, nur in Orthostase
vorhandenen sensiblen und motorischen Störungen, verbunden mit Harn­
inkontinenz führt zur Verdachtsdiagnose einer spinalen Durafistel. Die Magnetresonanztomografie (MRT) zeigt ein
kongestives Rückenmarksödem mit
Schwellung und Signalanhebung am
thorakolumbalen Übergang (Abb. 1
a – c). Die spinale Angiografie weist die
Fistelverbindung nach, die dann erfolgreich embolisiert wird. Nach der Embolisation treten keine Missempfindungen
oder Lähmungen mehr auf, bei MRTKontrolle nach fünf Tagen ist das Rückenmarksödem bereits geringer ausgeprägt, bei einer weiteren Kontrolle nach
vier Monaten ist es nicht mehr nachweisbar (Abb. 1 d), die Harninkontinenz bildet sich im Verlauf allmählich
zurück.
Myelopathie durch spinale
Kongestion
Eine arteriovenöse Kurzschlussverbindung zwischen dem duralen Ast einer
Segmentarterie und der Radikularvene,
meist in den unteren thorakalen oder
21
©© J. Schönwälder
Fortbildung
Die spinale Duralfistelerkrankung
a
b
c
d
Abb. 1: MRT bei spinaler Durafistelerkrankung (Fall 1).
a – c: Kongestives Rückenmarksödem mit Schwellung und Signalanhebung am thorakolumbalen Übergang,
Darstellung in T2-Wichtung (a, b) und noch besser erkennbar in der TIRM-Sequenz (c).
d: Abschließende Kontrolluntersuchung vier Monate nach Embolisation: der Befund ist vollständig normalisiert
(Fotos mit freundlicher Genehmigung von Dr. J. Schönwälder, Abteilung Radiologie, Asklepios Klinik Hamburg-Wandsbek).
oberen lumbalen Segmenten, führt zur
Druckerhöhung im subarachnoidal gelegenen Plexus venosus internus. Die genaue Ätiologie der Fistelbildung ist nicht
bekannt, es wird angenommen, dass es
sich um eine erworbene Läsion handelt
[3]. Der erhöhte Druck im intraduralen
Venenplexus wird noch verstärkt durch
eine bei der spinalen Durafistelerkrankung außerdem vorhandene venöse Abflussstörung nach epidural. Verbindungen zwischen den beiden Venensystemen bestehen ja meist erst im Beckenoder Halsbereich. Die Druckerhöhung
im Plexus venosus internus beeinträchtigt die venöse Drainage des Rückenmarks und verursacht einen Rückstau in
das Kapillargebiet. Die Folge ist eine
Stauungsmyelopathie durch vermehrte
spinale Blutansammlung (Kongestion)
und eine spinale Hypoxie als Folge der
mikrozirkulatorischen Abfluss- und
Passagestörung. Das Rückenmarksödem
der Stauungsmyelopathie erstreckt sich
über mehrere Segmente und ist initial
zunächst reversibel, im Langzeitverlauf
kommt es zur Infarzierung des Rückenmarks. Anders als bei kranialer Durafistel oder bei spinalen Angiomen entstehen keine Blutungen.
22
Leitsymptom fluktuierende
Lähmung
Der Abfluss aus den spinalen Venenplexus wird durch die Körperlage beeinflusst. In liegender Position verbessert
sich die Drainage, in aufrechter Körperhaltung ist der Venenabfluss schlechter.
Dies erklärt die Fluktuation der motorischen und sensiblen Symptome und ihre
Abhängigkeit von der Körperhaltung
(Fall 1), aber auch die Schwierigkeiten
der klinischen Diagnostik wie im folgenden Fall.
Fall 2
Ein 62-jähriger Mann wird wegen rezidivierender Beinschwäche stationär untersucht. Die neurologische Untersuchung
ist vollständig unauffällig, für die geschilderten Symptome findet sich keine
Erklärung. Der Verdacht auf eine psychogene Störung scheint sich zu erhärten, als der Patient nach längerem Gehen
im Krankenhausgelände offenbar seine
Beinschwäche demonstriert, indem er
auf dem Stationsflur vor Mitpatienten
und Pflegekräften stürzt. Der hinzugerufene Arzt, der den inzwischen auf das
Bett gelegten Patienten untersucht, kann
nichts Krankhaftes feststellen. Letztlich
führt eine anfangs nicht registrierte
Harninkontinenz des Patienten zur Diagnose der spinalen Erkrankung. Der Befund der spinalen MRT (zunächst als unauffällig beschrieben) wird durch einen
Neuroradiologen revidiert und als verdächtig auf eine venöse Kongestion gewertet. Mittels spinaler Angiografie wird
eine Durafistel nachgewiesen und embolisiert. Die Beinschwäche tritt im Verlauf
nicht wieder auf, die Harninkontinenz
besteht aber fort und bildet sich erst nach
vielen Monaten allmählich zurück; wegen der recht ausgeprägten Blasenstörung benötigt der Patient noch über Monate eine suprapubische Harnableitung.
Leitsymptom Harninkontinenz
Erfahrungsgemäß berichten betroffene
Patienten oft nicht spontan über die Blasenstörung. Sie sehen keinen Zusammenhang zwischen Blasenfunktion und
Beinschwäche. Außerdem wird eine Blasenstörung gern ignoriert, deshalb muss
gezielt danach gefragt werden. Beide
beschriebenen Patienten hatten ihre
­
Harninkontinenz nicht spontan angegeben. Bei dem zweiten Fall führte schließlich erst die Störung der Blasenfunktion
zur richtigen Diagnose.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fortbildung
Tab. 1: Klinische Symptome der
spinalen Kongestion bei Durafistel
Progrediente Querschnittsymptomatik
—— Sensible Reiz- und Ausfallssymptome
—— Motorische Defizite
—— Störungen der Blasenfunktion
Rückenschmerz
—— Zum Teil in die Beine ausstrahlend
Fluktuierende Symptomatik
—— Verschlechterung in Orthostase
Tab. 2: Untersuchungsbefunde
bei spinaler Durafistel (nach [4])
MRT
—— Kongestives Rückenmarködem (100 %)
—— Erweiterte perimedulläre Venen (89 %)
Liquor
—— Eiweißerhöhung (77 %)
—— Eventuell Pleozytose
Elektrophysiologie
—— Pathologische SEP (74 %)
Diagnostik der
Durafistelerkrankung
Die Durafistelerkrankung manifestiert
sich oberhalb des mittleren Lebensalters,
selten früher; das männliche Geschlecht
ist bevorzugt betroffen [2]. Die Zahl neu
diagnostizierter Fälle wird mit fünf bis
zehn pro eine Million Einwohner pro
Jahr angegeben [2].
Erster diagnostischer Schritt ist die
Erkennung des spinalen Syndroms. Wie
bei Rückenmarkstumoren finden sich
Symptome einer langsam progredienten
Myelopathie, oft mit Blasenstörungen,
anders als bei Tumoren fluktuieren die
Symptome aber im frühen Stadium und
sind häufig körperhaltungsabhängig.
Betroffene Patienten leiden oft unter
Rückenschmerzen oder radikulären
­
Schmerzen und Missempfindungen
(Tab. 1). Da häufig ältere Menschen be­
troffen sind, muss damit gerechnet werden, dass bei der spinalen Bildgebung
oder bei der Elektrophysiologie Befunde
erhoben werden, die die Diagnostik in
eine falsche Richtung lenken: zum Beispiel degenerative Wirbelsäulenverän-
24
Die spinale Duralfistelerkrankung
derungen oder Befunde einer Neuropathie.
Bei Verdacht auf eine spinale Durafistelerkrankung wird eine MRT des gesamten Rückenmarks durchgeführt. Typischerweise findet sich in T2-Wichtung
eine zentrale, homogene Signalanhebung
des Myelons über mehrere Wirbelkörperhöhen. Dieser Befund war in der Fallserie von Koch et al. bei allen 54 Patienten nachweisbar und war besonders häufig am thorakolumbalen Übergang lokalisiert, selten zervikal und nie in den
oberen thorakalen Segmenten [4]. Die
­Signalanhebung ist meist von einer lokalen Schwellung des Myelons begleitet. Erweiterte perimedulläre Gefäße in Form
flussbedingter Signalveränderungen finden sich in der Mehrzahl der Fälle, aber
nicht ganz so häufig wie die zentrale Signalanhebung des Myelons. Zur vollständigen Diagnostik gehört die Anwendung
aller Sequenzen einschließlich T1-Wichtung vor und nach Kontrastmittelapplikation. Die Myelografie, die früher zum
Nachweis erweiterter perimedullärer Venen bei Durafistel eingesetzt wurde, ist
heute nur noch bei Patienten indiziert,
die keine MRT erhalten können.
Die hohe Sensitivität der MRT wird
nur bei Beurteilung durch einen erfahrenen Neuroradiologen erreicht. Bei Befundung der MRT durch einen Radiologen, der das Krankheitsbild nicht kennt,
muss mit Fehlinterpretationen gerechnet
werden, wie auch der folgende Fall zeigt.
Wenn die spinale Kongestion diagnostiziert ist, hat der Neurologe seinen Auftrag erfüllt; nun muss der Neuroradiologe mit spinaler Angiografie die Ursache
der Stauungsmyelopathie klären.
Fall 3
Ein 65-jähriger Patient wird mit progredienter Beinschwäche stationär aufgenommen. Der neurologische Befund
zeigt ein inkomplettes Transversalsyndrom mit Paraparese und gliedförmiger
Sensibilitätsstörung beider Beine. Der
Patient ist bei Aufnahme noch mit Hilfe
gehfähig, außerdem besteht eine Blasenentleerungsstörung. Im Liquor finden
sich eine Pleozytose und eine Einweißerhöhung, die spinale MRT zeigt eine intramedulläre Signalanhebung thorakolumbal über mehrere Segmente. Mit der
Diagnose einer Myelitis ohne Erreger-
nachweis wird der Patient mit Virostatika und Antibiotika sowie Kortison behandelt. Die klinische Symptomatik verschlechtert sich aber progredient, der Patient wird gehunfähig. Erst nach erneuter
Bildgebung wird die spinale Kongestion
diagnostiziert und eine Durafistelerkrankung angiografisch nachgewiesen.
Der Patient profitiert aber nicht mehr
von einer Intervention und bleibt gehunfähig.
Differenzialdiagnose Myelitis
Ein Liquorbefund mit gering oder mäßig
ausgeprägter Pleozytose spricht zwar
immer zuerst für eine entzündliche Erkrankung. Differenzialdiagnostisch sollte aber immer auch an eine Reizpleozytose bei nicht entzündlicher Erkrankung
gedacht werden. Unglücklich war hier,
dass auch mit MRT zunächst eine Myelitis diagnostiziert wurde. Die Differenzierung zwischen Stauungsmyelopathie
bei duraler AV-Fistel und anderen spinalen Erkrankungen, insbesondere Querschnittmyelitis oder Stiftgliom kann
auch für den Neuroradiologen anspruchsvoll und schwierig sein [2]. Der
nachfolgende Fall zeigt einmal mehr die
Grenzen der Bildgebung und veranschaulicht die Bedeutung der klinischen
Diagnostik: erst beide gemeinsam führen zur richtigen Diagnose.
Fall 4
Ein 54-jähriger Mann kommt mit progredienter Paraparese zur Aufnahme.
Vor einigen Jahren war bei ihm eine
Neurosarkoidose diagnostiziert worden.
Der MRT-Befund lautete: Intramedulläres Ödem in Höhe Brustwirbelkörper
11 – 12 bei bekannter Neurosarkoidose
(Abb. 2 a). Der Liquor wies keine Pleozytose auf, war auch sonst unauffällig,
ACE im Serum war normal. Dem aufmerksamen Stationsarzt fiel eine Fluktuation der Beinparesen auf: Zeitweilig
war das rechte, zu anderer Zeit das linke
Bein stärker betroffen. Der Patient war
mit Hilfe gehfähig und gab auf Befragen
an, dass er beim Gehen heftige Missempfindungen in den Beinen verspürte, die
sich im Liegen sofort besserten. Diese
Angaben passten viel besser zu einer
Stauungsmyelopathie als zu einer Neurosarkoidose. Die Befunde der spinalen
MRT wurden erneut mit dem NeuroraNeuroTransmitter 2015; 26 (10)
a
Die spinale Duralfistelerkrankung
b
c
Abb. 2: MRT und spinale Angiografie bei Patient mit kongestivem Rückenmarksödem
infolge spinaler Malformation (Fall 4).
a: Intramedulläres Ödem BWK 11 – 12, Darstellung in T2-Wichtung. b: Nachweis erweiter­
ter perimedullärer Venen, Darstellung in T1-Wichtung nach KM-Bolus. c: Darstellung
der Malformation mit superselektiver spinaler DSA (Digitale Subtraktionsangiografie)
(Fotos mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. B. Eckert, Neuroradiologie, Asklepios
Klinik Hamburg-Altona)
diologen besprochen, der nun doch eine
Kongestion für möglich hielt. Die spinale Angiografie wies dann auch eine Gefäßmalformation nach – keine Durafistel, aber die Ursachenklärung der Kongestion obliegt dem Neuroradiologen.
Der Neurologe hat mit der Feststellung
der Stauungsmyelopathie seine Aufgabe
erfüllt. Wie sich bei Überprüfung der
früheren Diagnose Neurosarkoidose herausstellte, handelte es sich um eine Verdachtsdiagnose, die weder histologisch
noch serologisch begründet war. Retrospektiv sind auch die früheren spinalen
Befunde des Patienten durch die Gefäßmalformation erklärt.
Diskussion
Die kongestive Myelopathie infolge einer
spinalen duralen AV-Fistel wird häufig
zu spät diagnostiziert. Neuroradiologen
sehen die Ursache vor allem in einer verzögerten klinischen Diagnosestellung
[5] und in Fehleinschätzungen durch
Nebendiagnosen wie Polyneuropathie
oder Spinalkanalstenose – Erkrankungen, die zwar möglicherweise auch vorliegen, aber das Ausmaß der Symptome
nicht erklären [2].
Eigentlich ist die Diagnose der spinalen Durafistelerkrankung gar nicht so
schwierig. Wenn Neurologen das Krankheitsbild kennen, werden sie bei Patienten im Alter von 50 bis 70 Jahren mit
26
e­ iner möglichen spinalen Symptomatik
immer auch an die Durafistel denken,
insbesondere wenn die Symptomatik
subakut beginnt und im Verlauf fluktuiert. Dabei passt eine Verschlechterung
in Orthostase sehr gut zur spinalen Kongestion, allerdings findet sich eine Körperhaltungsabhängigkeit der Symptome
auch bei manchen degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, etwa der lumbalen Spinalkanalstenose. Eventuell
macht erst die Feststellung einer Blasenstörung die Erkrankung des Myelons
wahrscheinlich; die Blasenstörung wird
aber häufig nicht spontan angegeben,
sondern muss gezielt erfragt werden. Die
fluktuierende Symptomatik ist einerseits
hilfreich für die Diagnose, wenn man
das Krankheitsbild kennt. Sie kann die
Diagnosestellung aber auch verzögern
oder erschweren, wenn wegen der Diskrepanz zwischen geschilderten Symptomen und objektiven Befunden (bei der
Untersuchung im Liegen) vielleicht zunächst eine psychogene Störung angenommen wird [2].
Bei der Verdachtsdiagnose Durafistelerkrankung wird eine MRT des gesamten Rückenmarks durchgeführt (alternativ eine Myelografie, wenn die MRT
nicht möglich ist). Glücklicherweise liegt
die Sensitivität der MRT bei oder fast bei
100 %, sodass die Durafistel mit MRT
ausgeschlossen werden kann. Dabei sind
©© B. Eckert
Fortbildung
zwei Einschränkungen zu beachten: Die
Bilder müssen von einem Radiologen
oder Neuroradiologen gesehen werden,
der das Krankheitsbild gut kennt. Der
weniger erfahrene Radiologe kann die
spinale Kongestion übersehen. Zweitens
kann die Differenzierung zwischen verschiedenen Pathologien am Myelon
schwierig sein. Auch dem erfahrenen
Neuroradiologen ist es nicht in jedem
Fall möglich, Myelitis, Stiftgliom und
Stauungsmyelopathie allein nach dem
MRT-Bild sicher zu unterscheiden [2].
Deshalb ist die klinische Analyse so
wichtig, und dies ist Aufgabe des Neurologen.
Therapie
Für die Behandlung der spinalen Durafistelerkrankung gibt es grundsätzlich
zwei Optionen: die endovaskuläre Embolisation und den offenen neurochirurgischen Eingriff mit Unterbindung
der Fistel [1]. Betroffene Patienten sollten ­einem Zentrum zugeführt werden,
das über eine ausgewiesene Expertise in
einem dieser Verfahren verfügt. Auf
mögliche Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapieverfahren soll hier nicht
näher eingegangen werden, denn die Behandlung liegt ausschließlich in der
Hand des Neurochirurgen und des
Neuroradiologen.
Fazit für die Praxis
Der Neurologe sollte die spinale Durafistelerkrankung kennen und bei fluktuieren­
der Rückenmarkssymptomatik frühzeitig
die geeignete technische Diagnostik veran­
lassen. Die Erkrankung ist in der MRT er­
kennbar und kausal behandelbar, Diagnose
und Therapie erfolgen in vielen Fällen aber
leider zu spät, wenn bereits eine irreversib­
le Rückenmarksschädigung vorliegt. Literatur
www.springermedizin.de/neurotransmitter
AUTOR
Prof. Dr. med. Christian Arning
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Praxis Neurologie und Neuro-Ultraschall
Hallerstr. 76, 20146 Hamburg
E-Mail: [email protected]
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fortbildung
Literatur
1. Marcus J, Schwarz J, Singh IP, Sigounas D,
Knopman J, Gobin YP, Patsalides A (2013).
Spinal Dural Arteriovenous Fistulas: A Review. Curr Atheroscler Rep 15: 335.
2. Thron A, Mull M, Gilsbach J (2003). Der arteriovenöse Kurzschluss in der Dura mater
des Spinalkanals. Dtsch Arztebl; 100: A
1132–1137.
3. Merland JJ, Riche MC, Schiras J (1980). Intraspinal extramedullary arteriovenous fistulae draining into medullary veins. J Neuroradiol 7: 271–320.
4. Koch C, Kucinski T, Eckert B, Röther J, Zeumer H (2003). Die spinale durale arteriovenöse Fistelerkrankung: klinische und radiologische Befunde von 54 Patienten. Rofo
Fortschr Geb Rontgenstr Neuen Bildgeb
Verfahr 175: 1071–1078.
5. Koch Ch (2006) Spinal dural arteriovenous
fistula. Curr Opin Neurol 19: 69–75.
2
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fortbildung
Neurologische Kasuistik
Sterbewunsch bei der
Parkinson-Krankheit
Anamnese
Eine 77-jährige verwitwete, früher selbstständige Geschäftsfrau erkrankte vor elf
Jahren an einem idiopathischen hypokinetisch rigiden Parkinson-Syndrom.
Nach anfänglich gutem Ansprechen auf
eine L-Dopa-Therapie war es in den letzten vier Jahren zunehmend zu motorischen Wirkungsfluktuationen gekommen. Auch durch die im Verlauf versuchte Kombinationsbehandlung von Levo-/
Carbidopa mit Entacapon, den Einsatz
von Pramipexol oder von RotigotinPflaster und die zusätzliche Gabe von
Amantadin konnte keine stabile motorische Funktionsfähigkeit erreicht werden.
Ein Schädel-MRT (Magnetresonanztomogramm) vor zwei Jahren zeigte eine
leicht über die Altersnorm hinausgehende generalisierte Atrophie und multiple
Marklagerläsionen. Das EEG war normal, die extra- und transkranielle Dopplersonografie waren ohne Hinweise auf
eine Makroangiopathie.
Bereits zu diesem Zeitpunkt äußerte
die Patientin eine zunehmende Angst
vor einer möglichen Pflegebedürftigund Abhängigkeit von ihren Kindern.
Sie hatte über viele Jahre nach ihrer
­eigenen Beschreibung kaum Zeit für ihre
Kinder gehabt und empfand nun eine
Distanz und Entfremdung, die sie nicht
überwinden konnte. Auch wiederholte
gemeinsame Gespräche besserten diese
Empfindung nicht. Sie litt deshalb seit
langem unter Einsamkeit und bot immer
wieder kurzdauernde depressive Einbrüche. Sehr klar und nüchtern äußerte die,
bereits durch die Erkrankung gezeichnete, früher sicher sehr energische und
selbstbestimmte Patientin wiederholt
den Wunsch den Zeitpunkt ihres Todes
selbst bestimmen zu können.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Als Folge einer erhöhten Sturzneigung
war es dann vor drei Jahren zu einer
traumatischen Wirbelkörperfraktur
LWK 1 gekommen, die mit einer Vertebroplastie von orthopädischer Seite behandelt wurde. Auch aufgrund einer bereits vorbestehenden lumbalen Spinalkanalstenose mit Spondylolisthesis LWK
4/5 leidet die Patientin seitdem an chronischen Rückenschmerzen. Elektromyografisch zeigte sich dabei nur eine leichte chronische Radikulopathie L5 und S1.
Als zusätzliche Problematik wurde vor
zwei Jahren bei Atembeschwerden und
auffälligem Röntgen-Thoraxbefund ein
rechtsseitiges Pleuramesotheliom bioptisch diagnostiziert. Im letzten Jahr nahmen die dadurch bedingten Atembeschwerden sowie Thorax- und ausstrahlende Schulterschmerzen immer mehr
zu. Eine Schmerztherapie mit verschiedenen oralen nichtsteroidalen Anti­
phlogistika konnte keine anhaltende
Schmerzreduktion erreichen.
Zunehmende Belastung der Patientin
Die alleine lebende Patientin konnte bis
zu diesem Zeitpunkt mit Hilfe ihrer beiden Töchter zu Hause gut versorgt werden. Aufgrund einer zunehmenden Erschöpfung, vermehrter Sturzneigung
und starken motorischen Fluktuationen
sowie dem Auftreten von Halluzinationen wurde vor einem Jahr eine 24-Stunden-Pflege zu Hause eingerichtet.
Die zusätzliche Diagnose und die zunehmenden
Parkinson-Symptome
machten der Patientin immer mehr zu
schaffen. Ausführlich wurden der weitere Verlauf der Parkinson-Krankheit einschließlich der Sterbephase und mögliche palliative Behandlungsmaßnahmen
mit der Patientin besprochen.
Testen Sie Ihr Wissen!
In dieser Rubrik stellen wir Ihnen abwechselnd
einen bemerkenswerten Fall aus dem psychiatrischen oder dem neurologischen Fachgebiet vor.
Hätten Sie die gleiche Diagnose gestellt, dieselbe
Therapie angesetzt und einen ähnlichen Verlauf
erwartet? Oder hätten Sie ganz anders entschieden? Mithilfe der Fragen und Antworten am Ende
jeder Kasuistik vertiefen Sie Ihr Wissen.
Die Kasuistiken der letzten Ausgaben
(N = neurologisch, P = psychiatrisch):
NT 2/2015
P: PTSD mit psychotischem Erleben bei
Kriegsopfern
NT 3/2015
N: Zunehmende zerebelläre und kognitive
­Symptome
NT 4/2015
P: SREAT imitiert postpartale Psychose
NT 5/2015
N: Chronisches Schmerzsyndrom bei
zunehmender Varikosis
NT 6/2015
P: Albträume durch PTBS oder eine Schlafstörung?
NT 7 – 8/2015
N: Ist die Schilddrüse wirklich schuld?
NT 9/2015
P: Auf hohem Niveau: Risiko Gedächtnissorgen
Das Online-Archiv finden Sie auf den
Homepages der Berufsverbände unter
www.bvdn.de
www.neuroscout.de
www.bv-psychiater.de
27
Fortbildung
Neurologische Kasuistik
©© abcmedia / Fotolia.com
Zunehmende
Erschöpfung,
Sturzneigung,
Halluzinationen
und starke motorische Fluktuationen belasten viele
Parkinson-Patienten mit längerer
Erkrankungs­
dauer.
Neuropsychologische
Untersuchung
Die Halluzinationen, die anfangs nur als
Tiere im Zimmer oder vorbeihuschende
Schatten sehr wechselhaft auftraten,
nahmen innerhalb des letzten Jahres immer mehr zu.
Eine neuropsychologische Untersuchung mit dem PANDA-Test (Parkinson
Neuropsychiatric Dementia Assessment) zeigte zum Zeitpunkt der ersten
leichten Halluzinationen einen unauffälligen kognitiven Befund, jedoch einen
Hinweis auf eine depressive Störung.
Eine antidepressive Therapie mit Escitalopram (20 mg/Tag) wurde eingeleitet,
ohne dass sich die Stimmung oder die
Halluzinationen besserten. Bei zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes, auftretenden Schlafstörungen und deutlich stärkeren motorischen Fluktuationen kam es zu Unruhezuständen mit teilweise sehr starken
Halluzinationen und psychotischen Erleben, das die Patientin sehr beunruhigte und ängstigte. Wegen der bereits bestehenden Müdigkeit wurde eine neuroleptische Behandlung mit Quetiapin einschleichend begonnen und die Dosis
langsam bis auf 100 mg/Tag gesteigert.
Die L-Dopa-Therapie wurde wiederholt
verändert, ohne dass eine längere stabile
Phase erreicht werden konnte. Die
Schmerzen thorakal nahmen weiter zu,
sodass zusammen mit dem speziellen
ambulanten Palliativdienst (SAPV) eine
Intensivierung der Schmerztherapie auf
Tillidin und dann auf Hydromorphon
sowie die Gabe von Lorazepam erfolgte.
28
Wiederholt kam es nun zu psychotischen Episoden, bei denen die Patientin
die Polizei rief und ihre Pflegekraft verschiedenster Vergehen beschuldigte.
Dies führte zu einer zunehmenden Belastung für die Pflegerin und die Angehörigen, welche die Situation zeitweise
als unerträglich empfanden.
Sterbewunsch
Nach diesen kurzen Phasen war die Patientin dann immer wieder klar und äußerte zunehmend den Wunsch endlich
erlöst zu werden. Sie sähe keinen Sinn in
einem weiteren Leiden und habe auch
keine Hoffnung oder Erwartung gegenüber dem Leben mehr. Sie suchte wiederholt im Gespräch Unterstützung für ihr
Vorgehen und wünschte sich eine professionelle Assistenz beim Suizid in ihrer
vertrauten Umgebung. Sie habe keine
Angst vor dem Sterben selbst, wolle nur
keine Schmerzen haben und nichts mitbekommen.
Hospiz
Nach einem langen Gespräch mit der Patientin und mit dem palliativmedizinischen Dienst wurde die Aufnahme in ein
Hospiz vereinbart, um vor einer Sedierung nochmals die Möglichkeiten einer
verstärkten Schmerztherapie und verbesserter Pflegemaßnahmen auszuschöpfen. Die Patientin selbst ging dorthin mit dem festen Wunsch nach einer
raschen terminalen Sedierung. Die beiden Töchter konnten den aktiven Sterbewunsch der Mutter nicht akzeptieren
und lehnten diese Behandlung ab. Die
Patientin organisierte selbstständig den
Besuch des Geistlichen, um sich von ihm
zu verabschieden. In wiederholten Gesprächen mit den Töchtern gelang es ihr
dann doch, Verständnis für ihre Entscheidung zu erreichen.
Der neurologische Befund bei der Einweisung war durch den reduzierten Allgemeinzustand mit Dyspnoe und rascher
Erschöpfung geprägt, das Aufstehen bei
deutlicher Fallneigung nur mit Hilfe
möglich. Wechselnd zeigten sich Hyperkinesen. Es bestand keine Schluckstörung, jedoch eine mäßige Dysphonie und
eine leichte Sialorrhö. Der Rigor war nur
gering vorhanden und die Beweglichkeit
in erster Linie durch die Erschöpfung reduziert. Die Muskeleigenreflexe waren
bis auf den ASR normal auslösbar, Pyramidenbahnzeichen nicht vorhanden. Die
Sensibilität war bis auf eine Pallhypästhesie an den Füssen mit 4/8 normal. Die
Blasen- und Mastdarmfunktion waren
bis auf einen imperativen Harndrang
und eine Obstipation normal.
Psychiatrisch bestand eine leichte Affektlabilität und eine durch die Schmerzen und die Gesamtsituation niedergeschlagene und erschöpfte Grundstimmung. Unterschiedlich ausgeprägte Halluzinationen von dem Gefühl als sei
jemand durch das Zimmer gegangen bis
zu szenischen Erleben bestanden kontinuierlich. Bis auf leichte Wortfindungsstörungen waren keine Hinweise auf
eine deutliche Verschlechterung der Kognition erkennbar.
Diagnose
Palliativbehandlung in der Endphase
einer Parkinson-Krankheit mit Wir­
kungsfluktuationen und zunehmenden
nichtmotorischen Symptomen sowie
­einem Pleuramesotheliom vom epitheloidem Typ.
Literatur
www.springermedizin.de/neurotransmitter
AUTOR
Dr. med. Peter Franz
Neurologische Gemeinschaftspraxis
Tagesklinik München Nord
Ingolstädter Str. 166, 80939 München
E-Mail: [email protected]
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Neurologische Kasuistik
Fortbildung
Fragen und Lösungen
Frage 1
Welche der folgenden Störungen ist im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung erst spät zu
erwarten?
a. Blasenstörung
b. Hypotone Kreislaufstörung
c. Gastrointestinale Störungen
d. Schlafstörung
e. Tagesmüdigkeit
Lösung
Die richtige Antwort ist 1a. Nicht motorische
Störungen sind bei der Parkinson-Krankheit
im Krankheitsverlauf mit bis zu 88 % sehr
häufig und mindern die Lebensqualität sogar wesentlich mehr als die motorischen
Einschränkungen [52].
In einer Umfrage unter 109 neu diagnostizierten Parkinson-Kranken im Vergleich mit
107 Kontrollpatienten wurden von 31 nicht
motorischen Symptomen 17 in der Parkinson-Gruppe signifikant häufiger angegeben.
Davon wurden Obstipation, Albträume, erhöhte Tagesmüdigkeit und eine postprandiales Völlegefühl oft schon mehr als zehn
Jahre vor den ersten motorischen Symptomen (PMS) bemerkt. Ein Geschmacks- oder
Geruchsverlust, vermehrtes Schwitzen, Fatigue, Schmerzen oder Stimmungsschwankungen fielen zwei bis zehn Jahre vor den
PMS auf, während Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen, Apathie oder Anhedonie erst in den letzten zwei Jahren vor
den PMS auftraten [86].
Sehr gute Daten zum Krankheitsverlauf und
der Symptombelastung lieferte eine australische Langzeituntersuchung mit nur 136
Patienten, die jedoch über einen Zeitraum
von 20 Jahren verfolgt wurden [37]. Dabei
traten bei 87 % wiederholte Stürze, die bei
über einem Drittel zu Frakturen führten, bei
81 % ein plötzliches Verharren (Freezing), in
81 % eine mäßig Dysarthrie auf. An nicht
motorischen Symptomen fanden sich eine
vermehrte Tagesmüdigkeit bei 70 %, eine
Blaseninkontinenz bei 71 %, eine posturale
Hypotension ebenso wie ein schweres Verschlucken in 48 %. Eine Demenz entwickelten 83 % der Patienten, Halluzinationen
traten bei 74 % auf.
Eine Blasenstörung tritt meist erst im späteren Verlauf der Erkrankung auf. Hierbei
kommt es am häufigsten zu einem Verlust
der zentralen Hemmung auf die Blasenzen-
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) tren im Hirnstamm [7]. Die Angaben einer
Funktionsstörung liegen nach neuen Erhebungen mit validierten Fragebögen zwischen 27 – 63,9 % [19]. Ein signifikanter
Zusammenhang zwischen den motorischen
Störungen und dem Auftreten einer Blasenstörung lies sich nicht sichern [23].
Auch gastrointestinale Störungen sind im
Verlauf ein sehr häufiges Symptom und tragen selbstständig zur Belastung der Patienten und der Pflegenden bei [19]. Dabei
kommt eine besonders häufige Störung, die
mit einer paradoxen Sphinkterkontraktion
des Anus während der Defäkation einhergeht, sowohl in der Früh- als auch der Spätphase der Parkinson-Krankheit vor [11]. In
kontrollierten Studien fanden sich eine reduzierte Stuhlfrequenz (< 3 pro Woche) in
20 – 81 %, Schwierigkeiten bei der Stuhlentleerung 57 – 67 % und eine Diarrhö in 21 %.
Diese Angaben liegen signifikant höher als
bei der Normalbevölkerung (Übersicht bei
[53]). Eine Stuhlinkontinenz tritt bei 10 – 24 %
der Parkinson-Patienten auf [19].
Eine ganz neue Richtung bekommt die Forschung über gastrointestinale Symptome
und Parkinson-Krankheit durch eine neue
dänische Studie, die alle Patienten untersuchte, die zwischen 1977 bis 1995 eine
Vagotomie erhielten. Im Vergleich zu einer
angepassten Kontrollgruppe war das Risiko
an einem Parkinson zu erkranken nach einer
trunkulären Vagotomie reduziert. Dieser
Effekt war nicht nachweisbar, wenn lediglich eine selektive Vagotomie durchgeführt
worden war [87]. Bereits eine Untersuchung
im Rahmen des Honolulu-Heart-Projekts,
bei der 6.790 Männer im Alter zwischen 51
bis 75 Jahren über 24 Jahre verfolgt wurden,
hatte die Darmaktivität als Risikofaktor bestimmt. Unter den 69 Männern, die innerhalb von zwölf Jahren ein Parkinson-Syndrom entwickelten, war das Risiko in der
Gruppe von Patienten, die weniger als einmal pro Tag Stuhlgang hatten, im Vergleich
zu den mit täglichem Stuhlgang 2,7-fach
und bei mehr als zwei Stuhlentleerungen
am Tag sogar 4,1-fach erhöht. Dieser Effekt
war auch nach Berücksichtigung des Alters,
des Zigaretten- und Kaffeekonsums, der
Laufaktivität, der Nahrungsaufnahme von
Früchten, Ballaststoffen und Körnern sowie
dem Gebrauch von Laxantien nachweisbar
[16].
Aufgrund der pathologischen Krankheitsausbreitung bei der von Braak eine charakteristische Entwicklung von Lewy-Körperchen und Lewy-Neuriten beschreibt, die
bereits in der präklinischen Phase Areale
des Hirnstamms befallen, die für die Schlafphysiologie wesentlich sind, ist verständlich, dass Schlafstörungen bereits ein
Krankheitsfrühsymptom sind [22]. So entwickeln 50 % der Parkinson-Patienten und
sogar 90 % der Patienten mit einer Multisystematrophie eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) mit erhöhtem Muskeltonus,
Ausagieren von Träumen mit komplexem,
motorischem Verhalten oder Vokalisationen
wie Schreien, Lachen, Murmeln, Sprechen,
Weinen oder Singen [6, 56]. Der Nachweis
eines verminderten präsynaptischen striatalen Dopamintransporters bei Patienten
mit idiopathischer RBD und die Verlaufsbeobachtung, dass bei dieser Störung 65 %
innerhalb von 20 Jahren ein Parkinson-Syndrom mit/oder ohne Demenz entwickeln,
sprechen für eine frühe Manifestation einer
Synukleinopathie [12, 26].
Gleichartige pathologische Veränderungen
finden sich in der Frühphase der ParkinsonKrankheit auch in den peripheren sowie
zentralen prä- und postganglionären Anteilen des sympathischen und parasympathischen Nervensystems [34]. Im Verlauf der
Erkrankung findet sich eine orthostatische
Dysregulation bei 48 % der Patienten [37].
Dabei spielen neben der Störung der sympathischen vasomotorischen Innervation,
des Baro-Reflexes auch eine Verminderung
der kardialen und nichtkardialen noradrenergen Innervation eine Rolle [58, 61]. Auch
kann die Symptomatik bei Parkinson-Patienten nach dem Aufstehen erst sehr verzögert bemerkbar werden [45].
Frage 2
Welche der folgenden Aussagen zur Parkinson-Krankheit ist falsch?
a. Patienten wollen meist erst in der Spätphase der Erkrankung über deren Verlauf informiert werden.
b. Im fortgeschrittenen Stadium beeinflussen zunehmend nicht motorische Störungen die Lebensqualität der Angehörigen/Pflegenden.
c. Häufigste Todesursache ist eine Pneumonie.
29
Fortbildung
d. Eine Patientenverfügung erhöht die
Stabilität der Einstellung zu Maßnahmen am Ende des Lebens.
e. Die standardisierte Sterblichkeit (Verhältnis der beobachteten zu den erwarteten Todesfällen) liegt bei ParkinsonPatienten bei 1,5 – 2,1.
Lösung
Die richtige Antwort ist 2a. In einer Umfrage
unter 585 Parkinson-Erkrankten, von denen
267 antworteten, wünschten sich 94 % eine
frühzeitige und umfangreiche Aufklärung
über den Krankheitsverlauf. Die Hälfte
möchte bereits in der Frühphase der Erkrankung die Richtlinien einer Patientenver-­
fügung diskutieren [89]. Dabei waren die
meisten der Ansicht, dass Arzt und Patient
die Verantwortung, die Diskussion über
Fragen des Krankheits- und Lebensendes zu
beginnen, gemeinsam tragen, weshalb die
Autoren die behandelnden Neurologen
auffordern, die Gesprächsbedürfnisse des
Patienten zu diesem Thema immer wieder
zu erfragen.
In der Endphase der Parkinson-Krankheit
belasten zunehmend nicht motorische
Symptome allen voran Blasen- und Mastdarmstörungen, Schmerzen, Schlafstörungen und Hypersalivation („Sabbern“) auch
die Pflegenden [48, 54]. Dabei ist die psychische Belastung für die pflegenden Angehörigen eines Parkinson-Patienten sehr
hoch, vergleichbar der bei einer amyotrophen Lateralsklerose oder fortgeschrittener
Krebserkrankungen [9, 36, 68]. Palliativmedizinische Behandlungsstrategien und
-pfade haben in den letzten Jahren auch in
der Behandlung von neurologischen Erkrankungen zunehmend an Bedeutung
gewonnen. Zu den häufigsten (> 80 %)
Gründen für eine stationäre Palliativbehandlung in einer Untersuchung mit 81
Patienten, die an einem Parkinson-Syndrom
bei Parkinson-Krankheit, Multisystematrophie oder progressiver supranukleärer
Blicklähmung litten, zählten neben den
motorischen Störungen, Schmerzen, Erschöpfung („Fatigue“) und Tagesschläfrigkeit [64]. Danach folgten bei 50 – 80 %
der Aufnahmen Symptome wie Atemlosigkeit, Hypersalivation, Blasen- und Mastdarmfunktionsstörungen sowie Schluckstörungen.
Die Frage, wie stabil die Einstellung der Patienten gegenüber Maßnahmen in der
Endphase der Krankheit und am Lebensen-
30
Neurologische Kasuistik
de sind, ist in den letzten Jahren wiederholt
beleuchtet worden. In einer Zusammenstellung von 24 Veröffentlichungen zu diesem
Thema war in 17 Studien bei über 70 % der
Patienten eine zeitlich stabile Grundeinstellung zu den Maßnahmen am Ende des Lebens feststellbar. Auch eine Änderung des
Gesundheitszustandes führte dabei nicht zu
einer Änderung in der Einstellung zu den
Behandlungsmaßnahmen in der Endphase.
Eine stabile Einstellung fand sich daher auch
eher bei schweren, chronischen Krankheiten als bei älteren Teilnehmern ohne ernsthafte Erkrankung [67]. Andererseits fand
eine Untersuchung, die über einen Zeitraum
von zwei Jahren die Einstellung einer Gruppe von 189 Patienten, die an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder
Herzinsuffizienz litten, wiederholt Entscheidungsszenarien zu Therapiemaßnahmen
abfragte, in über einem Drittel der Patienten
wechselnde Therapiewünsche. Hierbei
schienen selbst vorübergehende Einflußfaktoren eine Entscheidungsänderung
auszulösen [35]. Die schriftliche Fixierung
einer Patientenverfügung stärkt eher eine
stabile Einstellung [18, 40].
Die Besprechung der Maßnahmen am Lebensende sollte auch die Frage nach dem
bevorzugten Ort des Sterbens behandeln,
da in den letzten Jahren immer mehr Parkinson-Erkrankte nicht mehr zu Hause
sterben, obwohl sich das die meisten wünschen [66]. So sterben in England nach einer
Populationsstudie mit 125.242 ParkinsonPatienten nur 9,7 % zu Hause, während von
den 27.030 Motoneuron-Erkrankten 27,1 %
dort verstarben. Die meisten ParkinsonPatienten starben im Krankenhaus [65]. In
einem internationalen Vergleich lag das
Krankenhaus als Sterbeort in den USA mit
17 % am niedrigsten und in Südkorea mit
75 % am höchsten [83]. Die standardisierte
Sterblichkeitsrate (Verhältnis der beobachteten zu den erwarteten Todesfällen in der
Studiengruppe) stieg dabei im Verlauf von
0,5 nach drei Jahren, auf 2,3 zwischen fünf
und zehn Jahren und lag nach 15 bis 20
Jahren bei 3,1. Damit liegt die Sterblichkeit
in dieser Studiengruppe bereits in der
Frühphase nach fünf Jahren über der Altersgruppe ohne Parkinson-Krankheit. In einer
europäischen Langzeitstudie mit 238 Patienten, die ebenfalls über 20 Jahre verfolgt
wurden, lagen die entsprechenden Werte
für die standardisierte Sterblichkeit bei 0,6
nach fünf Jahren, bei 0,9 nach zehn Jahren,
bei 1,2 nach 15 Jahre und mit 1,3 nach 20 bis
30 Jahren niedriger [43]. Eine jüngste Übersichtsarbeit, die 88 Studien in einer Metaanalyse einschloss, kam zu einer niedrigeren
gepoolten standardisierten Sterblichkeit
von 1,5 [71]. In der bisher längsten Verlaufsstudie mit einer Beobachtungszeit von 38
Jahren waren von 237 Patienten bis auf
sieben alle verstorben. Hier berechnete sich
die standardisierte Sterblichkeit mit 2,02
[84].
Die mittlere Erkrankungsdauer bis zum Tod
lag in dieser Kohorte bei 9,1 Jahren mit einer
Range von 2 bis 15 Jahren, das mittlere
Sterbealter bei 74,5 Jahren [10]. In Autopsiestudien findet sich eine mittlere Krankheitsdauer von 6,9 bis 14,3 Jahren [71].
Häufigste Todesursache ist in 30 % eine
Pneumonie [1, 24, 50]. In fast der Hälfte der
Todesfälle war die Parkinson-Krankheit mitentscheidend für den Tod des Patienten.
Wird zur Identifizierung der Todesursache
nur der Totenschein herangezogen, so sind
Herz-Kreislauferkrankungen dominierend
[43]. Die Unzuverlässigkeit der Totenscheinangaben wurde mehrfach kritisch hinterfragt [41, 74]. So tauchte die Diagnose einer
Parkinson-Krankheit in einer schwedischen
Untersuchung nur in 53 % der Totenscheine
als Grunderkrankung oder für den Tod
mitverantwortliche Erkrankung auf [24].
Frage 3
Welche der Aussagen über Halluzinationen
bei der Parkinson-Krankheit ist richtig?
a. Sie finden sich bei etwa 25 % der Patienten im Verlauf.
b. Sie sind häufig mit REM-Schlafstörungen
verbunden.
c. Visuelle Halluzinationen sind sehr viel
häufiger als akustische, taktile oder somatische.
d. Halluzinationen und Verhaltensstörung
sind häufig der Grund für eine Heimeinweisung.
e. Alle Antworten sind richtig.
Lösung
Die richtige Antwort ist 3e. Halluzinationen
finden sich zu Beginn der ParkinsonKrankheit nur selten (unter 5 %), sind jedoch
im Krankheitsverlauf ein zunehmend häufiges und sehr belastendes Symptom [57].
Nach zehn Krankheitsjahren berichtet jeder
vierte Patient über optische Halluzinationen
[59]. Sehr viel seltener (10 %) sind akustische,
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Neurologische Kasuistik
somatische oder taktile Halluzinationen
[20]. Da viele Patienten die Halluzinationen
nur bei gezielter Nachfrage angeben, finden
sich in der Literatur auch in Populationsstudien mit 16 – 23 % niedrigere Prävalenzen als in prospektiven klinischen Studien
mit 22 – 38 % [13, 17]. Werden auch einfache
Halluzinationen, wie das Gefühl als gehe
jemand im äußeren Gesichtsfeld vorbei,
oder das Gefühl der Präsenz einer Person,
auch wenn niemand da ist, eingeschlossen,
dann steigen die Zahlen bis auf 75 % an [42].
Sie dauern meist nur Sekunden bis Minuten
und weisen keine spezifische Farbgebung
oder Lokalisation im Gesichtsfeld auf. Da sie
meist stereotyp und wiederholt auftreten,
erleben die Patienten sie meist gut distanziert und zeigen nur eine geringe emotionale Betroffenheit. Mit zunehmender kognitiver Beeinträchtigung fluktuiert dieses
Verhalten und die Distanz kann ganz verloren gehen. Dann kann es auch zu einer
psychotischen Dekompensation mit erschreckenden psychotischen Verkennungen kommen [8, 29]. In einer Bevölkerungsstudie in Norwegen (Stavanger-Parkinson-Projekt) wurde über einen zwölfjährigen Krankheitsverlauf bei 137 von 230
Patienten (59,5 %) eine Psychose diagnostiziert [47]. In dieser Studie, die in einer Multivarianzanalyse auch die L-Dopa-Äquivalenzdosis als einen Risikofaktor für das
Auftreten einer Psychose nachwies, stieg
die Wahrscheinlichkeit des Auftretens im
Beobachtungszeitraum vom zwölf Jahren
bei einer Erhöhung je 100 mg um 26 %. Als
weiterer Risikofaktor bestätigte sich erneut
eine REM-Schlafstörung, die viermal häufiger bei den psychotischen Patienten auftraten. Dabei können diese bei 20 % der Patienten auch den motorischen ParkinsonSymptomen vorausgehen [44].
Selbst wenn die Halluzinationen meist am
Abend oder während der Nacht auftreten,
kann es auch während des Tages, oft in
Nicht-REM-Schlaf-Phasen, zu visuellen Halluzinationen kommen. Das Spektrum kann
dabei von einfachen Elementarhalluzinationen zu figürlichen bis zu szenischen Halluzinationen reichen [25, 42]. Pathologische
Untersuchungen belegen einen Verlust
noradrenerger Neurone im Locus coeruleus,
serotonerger Neurone in den dorsalen Raphekernen und besonders auch cholinerger
Neurone in den pedunculopontinen Kernen
des Tegmentums, die für die Entstehung
der Halluzinose sowie der Schlafstörungen
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) entscheidend zu sein scheinen [21]. Neue
funktionelle und strukturelle Untersuchungen mit funktionellem MRT oder PET (Positronen-Emissions-Tomografie)-CT sprechen
dabei für eine Beeinträchtigung der visuellen Aufmerksamkeit als auch der aufsteigenden visuellen Verarbeitungsstrukturen
[51]. So konnte Carter in einer Zusammenstellung von 18 Studien Hinweise aufzeigen,
die eine aberrante Aktivität in visuellen
Netzwerken als Folge eines Abbaus grauer
Substanz im parietalen und okzipitalen
Kortex als Ursache visuelle Halluzinationen
postulieren [77]. Dieser Effekt ist dabei unabhängig vom kognitiven Leistungsbild
[70].
Häufigster Grund für die Aufnahme in ein
Pflegeheim sind psychiatrische Symptome
wie Verwirrtheit und Halluzinationen [2, 10].
Sie können dabei oft über lange Zeit sehr
stabil bleiben [4].
Frage 4
Welche der folgenden Aussagen ist falsch?
a. Das Risiko für einen Suizid ist bei Parkinson-Patienten nicht erhöht.
b. Über 80 % der Parkinson-Patienten
leiden an einer Depression.
c. Die terminale Sedierung beschleunigt
den Sterbeprozess.
d. Der Anteil ärztlich assistierter Suizide
liegt in den Niederlanden und Belgien
unter 1 % aller Todesfälle.
e. Alle Antworten sind falsch.
Lösung
Die richtige Antwort ist 4e. Suizidalität ist
wie bei allen neurodegenerativen Erkrankungen auch bei der Parkinson-Krankheit
eine Ursache für einen vorzeitigen Tod des
Patienten [3]. Eine Verlaufsstudie mit 102
Parkinson-Patienten über einen Zeitraum
von acht Jahren fand ein 5,3-fach erhöhtes
Risiko. Eine daraufhin durchgeführte Untersuchung von 128 Patienten wies bei 22,7 %
Suizid- oder Todesgedanken nach [55]. In
ähnlicher Höhe fanden sich in einer Studie
mit 116 ambulant betreuten Parkinson-Patienten (11 %) Todes- oder (28 %) Suizidwünsche [38]. Von diesen hatten 89 % entweder
eine Depression, eine Psychose oder eine
Impulskontrollstörung. In beiden Studien
stellte sich die Zunahme depressiver Symptome als entscheidender Risikofaktor dar.
Besondere Aufmerksamkeit hat diese Problematik in der Öffentlichkeit durch die Mitteilung der Witwe des Schauspielers Robin
Fortbildung
Williams erlangt, wonach ihr Mann an
schweren Depressionen und seit 2011 an
einer beginnenden Parkinson-Krankheit
gelitten habe. Williams war auch durch seine
Rolle als Oliver Sachs in dem Film „Zeit des
Erwachens“ bekannt geworden. Er nahm
sich am 11. August 2014 das Leben [73]. Der
offizielle Autopsiebefund bestätigte als Todesursache einen Selbstmord durch Erhängen. Die Hirnpathologie wurde als diffuse
Lewy-Körper-Demenz diagnostiziert.
Die Einstellung zu einem ärztlich-assistierten Suizid, wie von der vorgestellten Patientin gewünscht, ist sowohl in der Bevölkerung als auch in den entsprechenden professionellen medizinischen Versorgungssystemen verschiedener Länder sehr unterschiedlich. In Deutschland ist nach dem
Strafrecht weder der Suizid noch die Hilfestellung hierzu grundsätzlich verboten [49].
Besonders das Thema assistierter Suizid
wird im Umfeld des laufenden Gesetzgebungsverfahrens akutell auch unter Ärzten
in Deutschland sehr kontrovers diskutiert
(siehe hierzu [77]). Stellungnahmen Prominenter wie die von Udo Reiter oder Fritz J.
Raddatz sind nur die medial bekanntesten,
die der Bewegung „Mein Ende gehört mir“
angehören und der Forderung nach autonomer Entscheidung auch am Lebensende
Ausdruck verleihen wollen [63].
In einem sehr lesenswerten Artikel haben
Gather und Vollmann die notwendige Bedingung herausgearbeitet, die einen ärztlich assistierten Suizid ethisch bei der besonders schwierigen Situation einer Demenz rechtfertigbar machen könnten [60].
Dabei kommt neuropsychologischen Testverfahren eine zunehmend größere Bedeutung in der Beurteilung der Entscheidungskompetenz zu [62]. Dies ist auch unter der
Annahme einer Punktprävalenz von zirka
40 % für eine depressive Störung bei einer
Parkinson-Erkrankung wichtig [39]. Weintraub fand in einer Stichprobe von Parkinson-Patienten, dass 65 % der depressiven
Patienten jedoch keine antidepressive
Therapie erhielten [27]. Dies gewinnt besondere Bedeutung, da eine weltweite
Metaanalyse von 3.275 Suizidfällen, die
postmortal psychologisch nachbewertet
wurden, in 87 % eine relevante psychiatrische Erkrankung diagnostizierte [28]. Dabei
schließt eine psychiatrische Grund- oder
Begleiterkrankung die Möglichkeit einer
freiverantworteten Entscheidung für den
eigenen Tod nicht grundsätzlich aus [81].
31
Fortbildung
Bedeutend ist in diesem Zusammenhang
jedoch wie Gather und Vollmann herausstreichen, dass die Einschätzung der Entscheidungsfähigkeit eines Patienten von
den Grundeinstellungen des Arztes gegenüber einem assistierten Suizid abhängig ist
[80]. So zeigte eine Umfrage bei amerikanischen Gerichtspsychiatern, dass diese die
Schwelle für die Entscheidungsfähigkeit
höher ansetzten, wenn sie selbst Vorbehalte gegen einen assistierten Suizid hatten
[14]. Die Problematik der Entscheidungsfähigkeit wurde auch bei den Ausführungen
vor dem House of Lords im englischen
Oberhaus vor der Neufassung eines Sterbehilfegesetzes sehr deutlich und von Price
dargestellt [72].
Derzeit ist die ärztliche Unterstützung bei
einer Selbsttötung in einigen US-amerikanischen Bundesstaaten, in Belgien, den
Niederlanden und der Schweiz legal und
wird offen praktiziert. Die neuesten Zahlen
aus den Niederlanden von März 2012 bis
März 2013 belegen, dass von 645 Anträgen
nur 25,1 % angenommen wurden, 46,5 %
wurden abgelehnt und 19,2 % starben bevor entschieden werden konnte, die übrigen zogen ihren Antrag zurück. Positiv
entschieden wurde am häufigsten bei somatischen Beschwerden (32,8 %) und bei
zunehmender kognitiver Störung (37,5 %).
In den Niederlanden beziffern sich assistierter Suizid oder aktive Sterbehilfe bereits mit
1,7 % und 2,8 % der jährlichen Todesfälle
[86]. In Belgien stieg der Anteil assistierter
Suizide von 2007 bis 2013 von 1,9 % auf
4,6 %. Dabei verdoppelte sich auch der Anteil neurologischer Erkrankungen unter den
Suiziden [78]. Besonders bedenkenswert ist,
dass 6,7 % der Euthanasiepatienten Lebensmüdigkeit als entscheidenden Grund angaben. Ein in der Zeitschrift Newsweek berichteter Fall einer 24-jährigen „körperlich gesunden“ Frau, die seit dem 21. Lebensjahr
mit einer Depression in psychiatrischen
Einrichtungen behandelt wird und die das
Recht auf einen assistierten Suizid in Belgien
zugestanden bekam, offenbart eine Entwicklung, die mit zunehmendem öffentlichen Druck zukünftig möglicherweise nur
noch schwer zu kontrollieren sein wird [82,
91]. So stieg die Zahl der Mitglieder der
Schweizer non-profit Organisation „Exit“,
die Schweizern bei der Vermittlung eines
ärztlich assistierten Suizids hilft, allein im
Jahr 2013 um 13.413 auf nunmehr über
860.00 im Jahr 2014.
32
Neurologische Kasuistik
Die aus den Niederlanden und Belgien berichteten Zahlen liegen dabei deutlich über
den aus Oregon (wo der assistierte Suizid
ebenfalls legalisiert ist) zwischen 1998 bis
2013 veröffentlichten Zahlen, die etwa 0,2 %
aller Todesfälle darstellen [79].
Die Vorstellungen von einem guten Tod
differieren sowohl zwischen den Patienten
und deren Angehörigen als auch unter den
Ärzten. Ein tiefer Schlaf ist daher nicht für
alle Patienten ein erstrebenswertes Therapieziel [15]. Auch ist der Grad der Sedierung
sowie die Indikationsstellung nicht einheitlich, sondern weist deutlich länderspezifische Unterschiede auf. So unterschied sich
in einer dieses Jahr veröffentlichten Vergleichsstudie im Vereinigten Königreich,
Belgien und den Niederlanden die Tiefe der
Sedierung entscheidend. Britische Ärzte
halten ihre Patienten in einem noch erweckbaren Stadium und sahen die Sedierung
eher als Nebenwirkung der Behandlung,
während Ärzte in Belgien, dem Wunsch der
Patienten folgend, die Notwendigkeit einer
ausreichend tiefen Sedierung betonen [88].
Als Reaktion wird daher eine höhere Qualität
und Klarheit der Richtlinie zur Indikation und
Durchführung einer terminalen Sedierung
angemahnt [75]. Denn die bisher veröffentlichten Anweisungen und Empfehlungen
weisen doch deutlich unterschiedliche
Qualitätsebenen auf und variieren sowohl in
der Entscheidung zur terminalen Sedierung
als auch hinsichtlich der medizinischen
Durchführung (Medikamente, Titration,
Monitoring) erheblich [74]. Dies ist sicherlich
auch der Grund, warum eine aktuelle
Cochrane-Analyse bei der Zusammenschau
von 14 Studien mit 4.167 Erwachsenen, von
denen 1.137 eine terminale Sedierung erhielten, zum Schluss kommt, dass derzeit keine
ausreichende Evidenz bezüglich einer Verbesserung der Lebensqualität oder der
Symptomkontrolle am Lebensende vorliegt
[76]. Auch wenn in den wenigen vorliegenden Studien keine Beschleunigung des
Sterbevorganges nachgewiesen wurde, so
ist die Studienqualität jedoch derzeit noch
zu schlecht, um hier eine endgültige sichere
Aussage machen zu können [46]. Palliativmedizinische Behandlungsstrategien können hingegen auch bei neurodegenerativen
Erkrankungen eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen [90].
Abschließend sei hier noch auf eine Analyse der Vergleichszahlen aus den Ländern
mit legalisierter Tötung kranker Menschen
auf deren Verlangen (Euthanasie) und legalem, ärztlich assistiertem Suizid hingewiesen [69]. Sowohl Euthanasie als auch assistierter Suizid sind in Belgien und den Niederlanden seit 2002 erlaubt. In der Schweiz
ist der assistierte Suizid bereits seit 1918, in
Oregon seit 1997, in Montana und Washington seit 2009 und seit 2013 auch in Vermont
legal durchführbar. Es zeigte sich im Verlauf
der Jahre 2004 bis 2012, dass die Zahl der
Euthanasiefälle in Belgien und den Niederlanden deutlich anstieg, die Zahl der assistierten Suizide im Vergleich hierzu jedoch
nur gering zunahm. Dies könnte auf eine
doch höhere psychische Hürde einer
Selbsttötung trotz der ärztlichen Begleitung im Gegensatz zu einer allein ärztlich
durchgeführten Krankentötung (Euthanasie) hinweisen.
Weitere Infos auf springermedizin.de
Pflaster, Pens oder Pumpen als sinnvolle Ergänzung zur oralen Therapie?
Bei der Parkinson-Erkrankung treten unter dopaminerger Therapie nach einigen
Jahren Wirkfluktuationen in Form kurzer Wearing-OFF-Phasen auf. Später können
längere OFF-Phasen und Dyskinesien hinzukommen und nach zehn Jahren bestehen ausgeprägte Wirkschwankungen. Parenteral applizierbare Therapeutika wie
Rotigotin-Pflaster, Apomorphin-Pen und -Pumpe sowie L-Dopa-Pumpen können
hier eine sinnvolle Ergänzung und Fortführung der oralen medikamentösen
Therapie sein 7 (5504102).
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NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
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3
Fortbildung
Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
Störungsspezifische Konzepte können
berufliche Rehabilitation verbessern
Soziale Integration und vor allem die berufliche Eingliederung stellen für Menschen mit psychischen
­Erkrankungen zentrale Behandlungsziele dar, beides hat entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
In Teil 2 dieses Artikels setzen wir uns mit störungsspezifischen und störungsübergreifenden Ansätzen zur
­Verbesserung der beruflichen Integration psychisch kranker Menschen auseinander.
M AT T H IA S W EI SB R O D, H EI D E L B ER G & K A R L SBA D - L A N G EN S T EI N BACH , G US TAV W I R T Z , K A R L SBA D - L A N G EN S T EI N ­
BACH , R EI N A L D FA SS, B ER L I N , K A I VO G E L E Y, KÖ L N , FR A N K S CH Ä FER , S T U T TG A R T, H EI KO K I L IA N , W I E SLO CH
Z
ur Therapie der beruflichen Integration psychisch kranker Menschen stellen wir in diesem Artikel
zwei störungsspezifische Konzepte vor:
für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen (PS) und komplexen Traumafolgestörungen sowie ein weiteres für Menschen mit Autismus. Außerdem diskutieren wir kognitive Störungen psychischer
Erkrankungen als Beispiel für einen störungsübergreifenden Rehabilitationsansatz und geben Anregungen, wie diese
Ansätze zur Verbesserung der beruflichen Integration genutzt werden können.
Störungsspezifische Aspekte der
beruflichen Wiedereingliederung
In die Behandlung psychisch kranker
Menschen haben zunehmend störungsspezifische Verfahren Einzug gehalten,
die wesentlich zu einem besseren Behandlungsergebnis beitragen. Maßnahmen zur beruflichen (Re-)Integration
von Menschen mit psychischen Erkran-
kungen sind dahingegen bislang nur wenig störungsspezifisch ausdifferenziert.
Im Folgenden stellen wir zwei beispielhafte Konzepte zur störungsspezifischen
beruflichen Integration vor.
Berufliche (Re-)Integration
Menschen mit PS und komplexen
Traumafolgestörungen
Mit einer Prävalenz von 9,4 % stellen PS
in der deutschen Allgemeinbevölkerung
©© M. Lange, SRH Klinikum Karlsbad
Die kognitive
Remediation ist ein
vielversprechender
Ansatz für ein
störungsübergreifendes Behandlungskonzept zur
Verbesserung der
beruflichen
(Re-)Integration.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 33
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Fortbildung
eine häufige Störung dar. Klinisch sind
sie maßgeblich durch das Merkmal der
Interaktionsstörung geprägt, sodass die
Erkrankungen auch als Beziehungsstörungen bezeichnet werden [1]. Auch bei
komplexen Folgeerkrankungen psychischer Traumatisierungen, wie sie zum
Beispiel bei 35 % der Opfer sexuellen
Missbrauchs vor dem 14. Lebensjahr
auftreten [2], stellen Interaktionsstörungen einen zentralen Problembereich dar,
sodass auch hier von Beziehungsstörungen zu sprechen ist [3]. PS sind mit erheblichen Problemen hinsichtlich der
beruflichen Integration assoziiert, frühes Missbrauchserleben birgt ein erhöhtes Risiko für Einschränkungen in der
Ausbildungsfähigkeit und der späteren
beruflichen Tätigkeit [4, 5]. Die Diagnose „PS“ stellt in diesem Zusammenhang
häufig eine „gemeinsame Endstrecke“
dar [6]. Somit ergeben sich in der klinischen Praxis und in der akuten Behandlungs- wie auch Rehabilitationsplanung
bei schweren Interaktionsstörungen diverse Überschneidungen zwischen den
klassifikatorisch nach ICD-10 [7] und
DSM-IV-TR [8] getrennten Störungsbil-
Behandlungskonzept mit dem Ziel der beruflichen Integration
Das Konzept der Psychiatrie und Psychotherapie des SRH-Klinikums Karlsbad-Langensteinbach berücksichtigt sowohl „Beziehungsstörungen“ als auch kognitive Störungen und ruht
auf drei Säulen.
1.Zu Beginn der Behandlung stehen eine unvoreingenommene differenzialdiagnostische
Einschätzung unter Einsatz strukturierter psychometrischer und psychopathologischer
Beurteilungsinstrumente sowie eine differenzierte neuropsychologische Testung. Auf der
Basis dieser Einschätzungen erfolgen die individuelle Analyse und die Erarbeitung von Behandlungszielen. Erheblichen Einfluss auf die Erarbeitung der Behandlungsziele nimmt die
Analyse intentionaler (keiner motivationalen) und Konfliktschemata in Anlehnung an die
Konsistenztheorie von Grawe [14]. Damit wird eine möglichst hohe Kongruenz zwischen
dem psychischen Befinden und den erarbeiteten Therapiezielen der Patienten angestrebt,
der zentrale psychotherapeutische Wirkfaktor der Zielorientierung kann damit optimal genutzt werden.
2.Die weitere Behandlung orientiert sich durchgehend an den erarbeiteten Zielen. Das interdisziplinäre Behandlungsteam stimmt die professionsspezifischen Interventionen aufeinander ab. Insbesondere psychotherapeutische und arbeitstherapeutische Interventionen werden im Sinne einer hohen Kongruenz angepasst: Wird beispielsweise Ressourcenaktivierung als übergeordnete Strategie zu einem bestimmten Behandlungszeitraum in den Vordergrund gerückt, werden sowohl im arbeits- als auch im psychotherapeutischen Kontext
ressourcenaktivierende Interventionen und Erfahrungen für den Patienten angestrebt. Werden andererseits inhaltliche und zeitliche Belastung in der Arbeitstherapie im Sinne einer
Problemaktualisierung gesteigert, beinhalten kongruente psychotherapeutische Interventionen zum Beispiel Strategien zur Verbesserung der Affektregulation, der sozialen Kompetenz oder der kognitiven Leistungsfähigkeit. Dieses zentrale Behandlungselement der Kongruenz auf Interventionsebene wird durch mindestens wöchentliche interdisziplinäre Absprachen gesteuert, was aufgrund des hohen zeitlichen und personellen Aufwandes eine
stationäre Behandlung erfordert.
3.Während der gesamten Behandlung und schwerpunktmäßig im letzten Behandlungsdrittel wird große Aufmerksamkeit auf den Transfer erlernter Strategien und erlebter Veränderungen in den Alltag außerhalb des Kliniksettings gelegt, sodass im Rahmen häuslicher
Belastungserprobungen bereits nach den beiden ersten Behandlungswochen oder im Rahmen von Belastungserprobungen am Arbeitsplatz oder Abstimmungen mit Arbeitgebern
die Ergebnisse der therapeutischen Arbeit unmittelbar in der „realen Welt“ überprüft werden. In diesem Zusammenhang geht die Beendigung der Behandlung mit der Überprüfung der Kongruenz von Behandlungszielen und Behandlungsergebnis einher und beinhaltet die konkrete Planung, welche Schritte in den Bereichen Arbeit, Wohnen und soziales
Leben sowie im Hinblick auf eine weitere medizinisch-therapeutische Behandlung notwendig sind. Anträge zu weiteren Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben werden möglichst noch während der stationären Behandlung abgeschlossen. Eine Evaluation dieses
Konzepts für Menschen mit Persönlichkeits- und komplexen Traumafolgestörungen wird
aktuell durchgeführt.
34
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Berufliche Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
dern der PS und der komplexen Traumafolgestörungen, die eine gemeinsame
Herangehensweise an beide Störungsgruppen an der Schwelle zur beruflichen
Rehabilitation sinnvoll erscheinen lassen. Auch die Einführung des DSM-5
hat diese Situation nicht verändert. Eine
Herausforderung stellt dabei die Abstimmung eines auf äußere Belastungsfaktoren (z. B. arbeitsbezogene Faktoren)
ausgerichteten Herangehens mit störungsspezifischen Interventionen dar,
die nicht nur auf eine Stabilisierung affektiver, kognitiver und Handlungstendenzen ausgerichtet sind, sondern darüber hinaus eine Veränderung im Erleben
und Verhalten der Betroffenen anstreben. Eine entsprechende integrative Behandlung gelingt bei traumatisierten
Menschen häufig nur im stationären Behandlungssetting [9].
Kernprobleme
Behandlungsstandards und Behandlungsübergänge beinhalten zwei Kernprobleme:
1.Die diagnostische Einschätzung von
PS und von komplexen Traumafolgestörungen erfolgt heterogen und oft
nicht standardisiert. Zur Abgrenzung
komplexer Traumafolgestörungen, die
zum Teil ebenfalls Probleme in der
differenzialdiagnostischen Abgrenzung bieten, stehen zwar strukturierte
Instrumente zur Verfügung, diese
kommen aber in der klinischen Praxis
nicht regelhaft zum Einsatz [10]. Bestimmte Problembereiche wie kognitive Störungen, die sich stark auf die
berufliche (Re-)Integration auswirken,
werden in der diagnostischen Einschätzung dieser Störungsbilder fast
gänzlich vernachlässigt.
2.Der Übergang in die Teilhabe am Arbeitsleben gelingt häufig nicht. Welchen Einfluss posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) oder PS auf
den Erfolg der verschiedenen Rehabilitationsprogramme haben, ist bezogen auf PTBS bislang nur in einer Studie untersucht worden. In dieser amerikanischen Studie [11] wurden drei
verschiedene Formen von Rehabilitationsprogrammen verglichen: IPS (Individual Placement and Support),
„Standard Services“ und „Transitional
Employment“. Bei Teilnahme am IPS
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) konnte für Patienten mit einer Kombination von schweren psychischen
Erkrankungen und PTBS ein signifikant geringerer Arbeitserfolg nachgewiesen werden als bei Patienten ohne
PTBS. In den beiden anderen Programmen war kein Unterschied festzustellen, was möglicherweise darauf
zurückzuführen ist, dass der Arbeitserfolg in allen Gruppen sehr gering
war.
Eine ebenfalls amerikanische Studie hat
bei Veteranen mit PTBS erstmals den
Erfolg verschiedener beruflicher Rehabilitationsprogramme untersucht [12].
Veteranen im IPS-Arm waren im Vergleich zu denen in anderen Programmen signifikant länger beschäftigt und
erzielten höhere Einkommen. Weitere
Untersuchungen, insbesondere aus Europa, fehlen.
Ein aktuelles Review ergab, dass es
nur begrenztes Wissen darüber gibt, wie
Menschen mit psychischen Erkrankungen erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können [13].
Für Menschen mit PS und komplexen
Traumafolgestörungen ist diese Situation besonders prekär, sodass bei diesen
Störungsbildern neue sektorenübergreifende Behandlungskonzepte notwendig
sind.
In unserer sozialpsychiatrisch ausgerichteten Abteilung für Psychiatrie und
Psychotherapie des SRH Klinikums
Karlsbad-Langensteinbach haben wir
ein Behandlungskonzept mit dem Ziel
der beruflichen Integration entwickelt,
das sowohl „Beziehungsstörungen“ als
auch kognitive Störungen berücksichtigt
[14] (siehe Info-Box Behandlungskonzept mit dem Ziel der beruflichen Integration).
Menschen mit Autismus
Autistische Störungen zeichnen sich wesentlich durch Veränderung der Informationsverarbeitung sozialer und kommunikativer Reize aus. Intuitive, nonverbale Äußerungen werden weniger
gut oder gar nicht verstanden, während
regelbasierte und strukturierte Äußerungen besser bearbeitet werden können [15]. Diese sozial-kognitiven Leistungen sind natürlich nicht nur für Alltagsbegegnungen, sondern auch für das
Berufsleben von zentraler Bedeutung,
Fortbildung
sodass es sehr oft zu Schwierigkeiten
beim Erwerb und Erhalt des Arbeitsplatzes kommt [16]. Selbst sehr gut ausgebildete und überdurchschnittlich intelligente Menschen mit hochfunktionalem Autismus weisen Arbeitslosigkeitsraten von bis zu 40 % auf [17, 18], bei
autistischen Personen mit intellektueller
Einschränkung beträgt sie bis zu 95 %
[19, 20, 21]. In der Kölner Sprechstunde
fand sich eine Arbeitslosenrate von etwa
40 % bei 293 befragten Personen mit Autismus [18], bezogen auf den Bildungsstand und das Alter der betroffenen Personen dürfte das etwa einem zehnffach
erhöhten Risiko zur Arbeitslosigkeit
entsprechen. Bei einer Lebenszeitprävalenz für Autismus von 1 % ist konkret
die Rede von insgesamt 800.000 Deutschen, die etwa zur Hälfte dem hochfunktionalen Autismus oder dem Asperger-Syndrom (im Erwachsenenalter
synonym) zuzuordnen sind. Der Verlust
der Produktivität durch Arbeitslosigkeit
wurde bei Menschen mit Autismus in
den USA auf etwa 3,2 Millionen USDollar pro betroffener Person geschätzt
[22]. Hohe Raten von Arbeitslosigkeit
führen zu weiterer sozialer Isolation, geringem Selbstwertgefühl, Stress und komorbiden Störungen einschließlich Depression bei bis zu 40 % der Betroffenen
[23]. Dabei sind es vermutlich die sozialen Interaktionsprobleme, die zu Arbeitslosigkeit führen und weniger
Schwächen in der Erfüllung der Arbeitsaufgaben selbst [24]. Die hohe Arbeitslosigkeit führt in der Folge zu geringer
Lebensqualität von Menschen mit Autismus [25, 26, 27] und zu weiteren gesundheitlichen Problemen [23].
Unterstützungsprogramme für das
Berufsleben
Auch wenn sich einige Unternehmen gezielt der Vermittlung von Menschen mit
Autismus widmen („specialisterne“, „auticon“, „Füngeling Router gGmbH“), so
muss doch konstatiert werden, dass das
deutsche Sozialsystem und die Sozialsysteme anderer Länder [28] bisher noch
nicht adäquat darauf eingestellt sind,
Menschen mit autistischen Störungen
im Berufsleben zu unterstützen. Die
Entwicklung strukturierter Unterstützungsprogramme wäre daher sehr wünschenswert. Sowohl national wie inter-
35
Fortbildung
Berufliche Unterstützungsprogramme
für Autismus
Unterstützungsprogramme zur beruflichen Reintegration von Menschen mit
Autismus sollten zumindest die folgenden
Komponenten enthalten:
1.Ein adäquates Assessment der
Menschen mit Autismus
2.Trainingsmaßnahmen während der
Arbeit („coaching on the job“)
3.Trainingsmaßnahmen außerhalb des
Arbeitsplatzes („coaching off the job“)
einschließlich eines systematischen
Kommunikations- und Interaktionstrainings
4.Schulungen der nicht autistischen
Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzten
am Arbeitsplatz
national sind nur wenige wissenschaftlich belastbare Informationen dazu verfügbar, die auch Aussagen zur Effizienz
von verschiedenen Unterstützungsformaten erlauben würden [29]. In einer interessanten klinischen Studie wurden
Menschen mit Autismus zwischen 18
und 21 Jahren unter anderem hinsichtlich ihrer sozialen Kommunikationsfähigkeit systematisch geschult. Das Ergebnis war eine deutlich höhere Beschäftigungsrate (87,5 %) als in der nicht betreuten Kontrollgruppe (6,25 %) [30]. Bei
einer weiteren Studie, die auch strikten
wissenschaftlichen Kriterien genügte,
zeigte sich in der betreuten Gruppe (Unterstützung bei der Jobsuche, Betreuung
der Arbeitstätigkeit, Vorbereitung der
Arbeitgeber) eine Beschäftigungsquote
von 63 % gegenüber 25 % in der Kontrollgruppe [31]. Nicht kontrollierte Studien
zeigen hohe Beschäftigungsraten und
auch Verbesserungen der kognitiven
Leistungen, wenn ein Unterstützungsangebot wahrgenommen wurde [19].
Fast alle Studien fokussieren zudem auf
den Altersbereich Adoleszenz und frühes Erwachsenenalter, also auf den
Übergang von Schule zum Beruf, während die Personen, die bereits Berufserfahrungen haben, aber dennoch immer
wieder am Arbeitsplatz scheitern, bisher
wenig untersucht worden sind, sodass es
entsprechend auch kaum adäquate Angebote gibt.
36
Berufliche Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
Professionelle und systematische Unterstützungsprogramme sind also dringend nötig (siehe Infobox Berufliche Unterstützungsprogramme für Autismus)
und sollten mindestens die folgenden
Komponenten enthalten:
Assessment
Das Assessment sollte durch eine umfassende klinische und neuropsychologische Untersuchung angereichert sein.
Neben einer sorgfältigen klinischen
­Diagnosestellung [32] sollte eine neuropsychologische Testbatterie zur Anwendung kommen, die mindestens Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen und
Intelligenz erfasst [33]. Zusätzlich sollten besondere Bedürfnisse von Menschen mit Autismus beachtet werden
(z. B. besondere Empfindlichkeit verschiedener Sinnessysteme). Damit verbunden sind besondere Anforderungen
an den Arbeitsplatz. Außerdem sollte
auch ein Neigungsprofil erstellt werden.
Auch wenn bereits Hans Asperger selbst
auf Spezialinteressen hingewiesen hatte
und darauf, welche besonderen Leistungen im Sinne von Ressourcen damit verbunden sein können [34], ist das Thema
der Spezialinteressen bisher kaum untersucht, und wenn, dann nur bei jungen nicht aber bei älteren Erwachsenen
[35]. Möglicherweise können hier auch
Instrumente hilfreich sein, die nicht
spezifisch für Menschen mit Autismus
entwickelt worden sind wie etwa der
Allgemeine Interessen-Struktur-Test
(AIST [36]), der das Neigungsprofil in
verschiedenen Domänen exploriert.
Auch wenn Interessen und Talente im
naturwissenschaftlich-technischen Bereich naheliegen [37], sind die Interessen
vermutlich dennoch sehr viel breiter
ausgerichtet und schließen auch sozialwissenschaftliche und kreative Arbeitsfelder mit ein.
Trainingsmaßnahmen während und
außerhalb der Arbeit
Ein zentrales Element eines Trainingsprogramms für Menschen mit Autismus
muss das Arbeitstraining sein („job coaching“), das als Einzelbegleitung sowohl
am A
­ rbeitsplatz („on the job“) und auch
als Gruppen- und Einzelangebot außerhalb des Arbeitsplatzes („off the job“)
vorgehalten werden sollte [29, 38]. So
lassen sich in Rollenspielen (z. B. Bewerbungsgespräch) und mittels Verhaltensmodifikationstechniken sehr wirkungsvolle Verbesserungen erreichen [39]. Die
Beschäftigungsrate ist mit dem Unterstützungsangebot assoziiert [40]. Auf
der Basis unserer eigenen Erfahrungen
mit einer bedürfnisorientierten Gruppenpsychotherapie für erwachsene
Menschen mit hochfunktionalem Autismus [41] erwarten wir, dass die Dauer
des ­Arbeitstrainings („on the job“) mindestens zwölf Monate umfassen sollte.
Dabei sollten zumindest in den ersten
drei Monaten auch komplementäre
Gruppenangebote („off the job“) hinzukommen, in denen dann Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten geschult werden können. Einzelarbeitstraining („on the job“) sollte als flankierende Maßnahme am Arbeitsplatz
eingesetzt werden, um in konkreten, individuellen Situationen zu helfen. Interessant ist in diesem Zusammenhang,
dass es auch erste Anwendungen mit
neuen Medien gibt. So kann die Kommunikation über das Internet Menschen
mit Autismus schulen, was auch für Arbeitsbegleitung genutzt werden könnte
[42, 43].
Schulung nicht autistischer
Mitarbeiter
Schließlich sollte eine Maßnahme zur
Instruktion der Mitarbeiter, Kollegen
und Vorgesetzten („peer instruction“)
entwickelt werden. Gerade Menschen
mit Autismus werden wegen ihrer sozial
kognitiven Defizite häufig auch in allen
anderen kognitiven Domänen erheblich
unterschätzt, und/oder sie gelten als
merkwürdig, verschroben oder arrogant. Vermutlich verlieren Menschen
mit Autismus ihre Tätigkeit häufiger
aufgrund ihrer sozialen Schwierigkeiten
als aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit im
konkreten Arbeitsumfeld [24]. Dieses
zentral wichtige Element eines umfassenden Unterstützungsprogramms ist
aber bisher weitgehend vernachlässigt
worden. Derartige Schulungen sollten
allgemeines Wissen über autistische Störungen sowie Besonderheiten in der
Kommunikation und Interaktion umfassen. Hier wäre es besonderes wichtig
zu vermitteln, dass im Umgang mit
Menschen mit Autismus klare explizite
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Berufliche Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
Arbeitsaufträge viel leichter umzusetzen
sind als subtile nonverbale Signale. Andere Aspekte betreffen die angemessene
Ansprache der Arbeitsleistung zur Vermeidung einer Unterforderung sowie die
angemessene Gestaltung des Arbeitsplatzes.
Ausmaß der funktionellen Wiederherstellung voraussagt [48].
Über die Prädiktoren für die berufliche Integration liegen für andere psychiatrische Erkrankungen kaum konsistente Arbeiten vor. Es erscheint uns aber
plausibel anzunehmen, dass kognitive
Störungen bei anderen psychischen Erkrankungen ebenfalls eine wesentliche
Rolle für die berufliche (Re-)Integration
spielen.
Kognitive Leistungsdefizite beeinflussen den beruflichen Alltag unmittelbar:
Verminderte Gedächtnisfunktionen behindern jedwedes Lernen. Bei anhaltender Beanspruchung führt die Störung
der Daueraufmerksamkeit zu vermehrten Fehlern und zu rascher Erschöpfung.
Die verminderte Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu teilen, stört die alltägliche
Kommunikation mit mehr als einem
Gesprächspartner oder das Überwachen
unterschiedlicher konkurrierender Informationsquellen. Beeinträchtigte Exekutivfunktionen behindern die Priorisierung von Zielen, die Einstellung auf
ungewöhnliche und unerwartete Herausforderungen sowie die Planung und
Durchführung von nicht durch Routinen vorgegebenen Handlungen. Insgesamt sind ausgeprägte kognitive Störungen daher mit den Anforderungen realistischer Arbeitsumgebungen nicht vereinbar.
Kognition und berufliche
Integration
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Einfluss auf das Ergebnis von
Rehabilitationsmaßnahmen
Einen überzeugenden direkten Beleg für
den Einfluss kognitiver Faktoren auf das
Ergebnis von Rehabilitationsmaßnahmen – so wie sie in Deutschland durchgeführt werden – haben Watzke et al.
vorgelegt [49]. In einer longitudinalen
Studie untersuchten sie 41 Rehabilitationsteilnehmer mit Erkrankungen aus
dem schizophrenen Formenkreis bei Beginn ihrer Rehabilitationsmaßnahme
mit dem Wisconsin-Card-Sorting-Test
[50] und teilten die Rehabilitanden anhand einer Test-Training-Test-Sequenz
in drei Gruppen ein:
—„high scorer“ bewältigten den Wisconsin Card Sorting Test auch ohne
Training erfolgreich,
—„Lerner“ bewältigten den Test zunächst nicht, profitierten aber vom
Training,
—„Nicht-Lerner“ profitierten vom Training nicht.
Der Erfolg der Rehabilitationsmaßnahme im Hinblick auf berufliche (Re-)Integration war von den dargestellten kognitiven Maßen abhängig. Im Laufe der
Rehabilitationsmaßnahme verbesserten
sich die „Nicht-Lerner“ am wenigsten
und konnten im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen die durch die Rehabilitationsmaßnahme erreichte funktionelle Besserung nach Abschluss der
Maßnahme nicht aufrechterhalten. Angesichts ihrer Bedeutung für soziale Teilhabe und insbesondere berufliche (Re-)
Integration sollte die Restitution kognitiver Funktionen bei der Planung von Interventionen zur beruflichen Integration
daher unbedingt berücksichtigt werden.
Aktuell wird die Entwicklung von Kognition verbessernden Substanzen (ko-
Soziale Kognition
?
©© mod. nach [54]
Die drastisch verkürzten Behandlungszeiten [44] fokussieren die stationäre
psychiatrische Behandlung zunehmend
auf die Verminderung der Akutsymptomatik. Das pauschalierende Entgeltsystem wird in der aktuell vorgesehenen
Ausgestaltung diese Entwicklung noch
forcieren. Die langfristige Entwicklung
der Alltagsfunktionalität psychisch
kranker Menschen hängt aber unabhängig vom Störungsbild nur gering von der
Ausprägung der Akutsymptomatik ab.
Entscheidend sind vielmehr kognitive
Leistungsfähigkeit und soziale Fertigkeiten. So haben Tsang et al. 2010 in einer Metaanalyse von Publikationen, die
zwischen 1998 und 2008 veröffentlicht
worden waren, Prädiktoren für die berufliche und schulische Entwicklung
von Menschen mit schizophrenen Psychosen herausgearbeitet [45]. Als stärkster Prädiktor erwies sich dabei die kognitive Leistungsfähigkeit. Weitere prädiktive Faktoren waren Bildung, Negativsymptome, soziale Unterstützung,
soziale Fähigkeiten, Alter, Arbeitsanamnese und professionell durchgeführte
Rehabilitation. Die Alltagsfunktionalität
von Menschen mit schizophrenen Psychosen hängt demnach nicht nennenswert von der Positivsymptomatik ab, auf
die die Akutbehandlung fokussiert [46].
Baune et al. fanden bei Patienten mit
Depression einen vom Ausmaß der klinischen Remission unabhängigen
Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit [47].
Für Menschen mit remittierten affektiven Störungen konnten Jaeger et al. belegen, dass neurokognitive Defizite auch
nach Kontrolle residualer affektiver und
psychotischer Symptome noch mit der
gestörten Aufrechterhaltung der Lebensvollzüge assoziiert sind und die
Rückbildung kognitiver Defizite in einem Intervall von sechs Monaten das
Fortbildung
OUTCOME
Neurokognition
Geteilte Aufmerksamkeit
Abb. 1: Bedeutung der Neurokognition für die berufliche oder schulische Integration bei
erstmalig an Schizophrenie erkrankten Personen (nach Nuechterlein et al. [54]).
37
Fortbildung
gnitive Enhancer) vorangetrieben, die
kognitive Funktionen direkt beeinflussen, ohne eine direkte Wirkung auf die
Psychopathologie auszuüben. Unserer
Auffassung nach ist die Entwicklung allerdings noch nicht so weit fortgeschritten, dass eine Behandlung in der Praxis
empfohlen werden könnte [51, 52]. Wir
wissen um die überragende Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns. Vielfach konnte gezeigt werden, dass kognitive Funktionen sich auch bei psychisch
kranken Menschen durch Training bessern [53]. Eine vergleichsweise gute Datenlage über die Besserung kognitiver
Leistungen durch Training liegt bei
Schizophrenien vor, für andere psychische Erkrankungen existieren kaum belastbare Studien. Für „auf Verhaltenstraining basierende Interventionen“,
„die auf die Verbesserung kognitiver
Prozesse durch Restitution und/oder
Kompensation abzielen und Nachhaltigkeit und Generalisierung anstreben“
(paraphrasiert nach [53]), hat sich der
Begriff „kognitive Remediation“ etabliert. Zur Wirksamkeit kognitiver Remediation liegt eine aktuelle Metaanalyse
vor [53], die für fast alle untersuchten
Domänen Verbesserungen mit Effektstärken zwischen 0,25 und 0,65 belegt.
Dabei erreichen auch Patienten mit ausgeprägten Symptomen Trainingserfolge.
Die durch Training erreichten Verbesserungen überdauern das Ende des Trainings. Eine klinisch relevante Verbesserung der Alltagsfunktionen – insbesondere der beruflichen Eingliederung – ist
für unterschiedliche Trainingsprogramme direkt nachgewiesen.
Neurokognitive Funktionen
Nuechterlein et al. [54], die bei Schizophrenie-Ersterkrankten untersucht haben, ob neurokognitive Funktionen mit
der Rückkehr in Schule oder Arbeit in
Beziehung stehen, fanden Hinweise auf
einen direkten Einfluss für die geteilte
Aufmerksamkeit, während die übrigen
kognitiven Dimensionen einen eher indirekten Einfluss (z. B. als Grundvoraussetzung für soziale Kompetenz oder
soziale Anpassungsfähigkeit) zu haben
scheinen (Abb. 1). Vauth et al. [55]
konnten ganz in diesem Sinne zeigen,
dass soziale Kognition zwar einen stärkeren Einfluss auf arbeitsbezogene Fä-
38
Berufliche Integration psychisch kranker Menschen – Teil 2
higkeiten hat als basale kognitive Fähigkeiten, soziale Kognition aber wesentlich von basalen kognitiven Fähigkeiten
abhängt.
Kognitive Remediation
Gut belegt ist, dass kognitive Remediation, die eine strategische Ausrichtung
beinhaltet, dem massierten Üben („drill
and practice“) hinsichtlich der Verbesserung der Alltagsfunktionalität überlegen ist [53, 56]. Penades et al. haben herausgearbeitet, dass kognitive Remediation insbesondere in Verbindung mit einem umfassenden aktivierenden
Rehabilitationsprogramm Wirksamkeit
entfaltet [57]. Bowie et al. haben den Effekt von kognitivem Training und von
funktionellem Fertigkeitentraining jeweils als isolierte Behandlungsverfahren mit den Effekten einer sukzessiven
Behandlung (zunächst kognitives Training, dann funktionelles Fertigkeitentraining) verglichen [58]. Sie fanden,
dass sich Haushalts- und Alltagsaktivitäten sowie Arbeitsfertigkeit weder unter ausschließlicher kognitiver Remediation noch durch funktionelles Fertigkeitentraining alleine besserten, aber
­erheblich bei Kombination beider Trainingsverfahren. Die berichteten Effekte
überdauerten das Training und zeigten
auch ökonomische Vorteile. Eine gut
konzipierte und abgestimmte berufliche
Rehabilitation scheint insgesamt mehr
zu erreichen als die Addition der Effekte der Einzelmaßnahmen. Damit erhält
die Steuerung des komplexen Ineinandergreifens von Behandlungsmodulen
für die berufliche (Re-)Integration eine
zentrale Bedeutung.
Bei Menschen mit schizophrenen Psychosen ist der Effekt von kognitiver Remediation auf alltags- und beruflich relevante Entwicklungen verhältnismäßig
gut untersucht. Bei anderen psychischen
Erkrankungen ist die Datenlage weniger
belastbar. Vier vorliegende Publikationen über kognitive Remediation bei
Menschen mit affektiven Störungen haben übereinstimmend auch in dieser Patientengruppe positive Auswirkungen
auf die Kognition gezeigt [59, 60, 61, 62].
Untersuchungen zu funktionellen Verbesserungen durch kognitive Remediation fehlen bei anderen psychischen Erkrankungen fast vollständig.
Sinnvoller intermediärer Parameter
Die erheblichen Fortschritte der vergangenen beiden Dekaden im Verständnis
der den psychischen Erkrankungen zugrunde liegenden hirnphysiologischen
Veränderungen sind bislang nur ansatzweise in der Akutbehandlung und kaum
in der Rehabilitation oder der beruflichen (Re-)Integration angekommen.
Zahlreiche Autoren weisen darauf hin,
dass die Evidenz von psychiatrischer Rehabilitation nicht ausreichend durch
Forschung abgesichert ist. Dies mag, wie
Salize schreibt, auch damit zusammenhängen, dass Rehabilitation auf „komplexe Lebenszusammenhänge zielt und
daher methodisch aufwändige Forschungszugänge erfordert“ [63]. Hier
bieten sich zum Beispiel die Verbesserung kognitiver Leistungen oder die Bedeutung von Traumatisierung als Forschungsgegenstand an. Kognitive Leistungen können präzise erfasst werden
und bieten – bei aller gebotenen Vorsicht
in der Interpretation der Zusammenhänge – einen sinnvollen intermediären
Parameter für den zu erwartenden Erfolg psychiatrischer Rehabilitation. Eine
weitere Aufgabe stellt die Charakterisierung des Ineinandergreifens von einzelnen Wirkfaktoren und die Umsetzung
dieser Erkenntnisse in praktische Rehabilitationsprogramme dar.
Fazit für die Praxis
— Berufliche (Re-)Integration psychisch
kranker Menschen muss als integrierter
Bestandteil des Gesamtbehandlungsplanes bereits in der Akutphase angelegt
werden, stationäre, tagesklinische und
ambulante Behandlungssettings integrieren, medizinische, berufliche und gemeindepsychiatrische Versorgung einschließen und Kostenträger bedingte Finanzierungsgrenzen überspannen. Sie
sollte unabhängig von der klinischen Diagnose bei Bedrohung des Arbeitsplatzes
oder der Entwicklung von Ausbildungsoder Berufsentwicklungen einsetzen und
in die Frühbehandlung eingeschlossen
sein, da soziale Auswirkungen psychischer Erkrankungen häufig bereits vor
der klinischen Erstmanifestation und in
der Frühphase psychischer Erkrankungen
einsetzen.
— Die Entwicklung störungsspezifischer
Rehabilitationsansätze bietet einen viel-
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fortbildung
versprechenden Ansatz zur Verbesserung der beruflichen (Re-)Integration psychisch kranker Menschen.
— Für die Behandlung kognitiver Störungen ist insbesondere für
schizophrene Psychosen die kognitive Remediation gut ausgearbeitet, ihr positiver Einfluss auf berufliche (Re-)Integration ist belegt. Es gibt Hinweise darauf, dass kognitive Remediation auch bei
anderen psychischen Erkrankungen die berufliche (Re-)Integration unterstützt. Sie bietet daher einen vielversprechenden Ansatz
für ein störungsübergreifendes Behandlungskonzept zur Verbesserung der beruflichen (Re-)Integration.
— Es besteht gute Evidenz dafür, dass der Effekt von Maßnahmen
zur beruflichen (Re-)Integration psychisch kranker Menschen sich
durch Kombination mehr als additiv verstärkt. Die Zusammenführung der unterschiedlichen Maßnahmen in einem sinnvoll über
die Sektorengrenzen aufeinander abgestimmten Gesamtplan erscheint daher vielversprechender als die Durchführung unkoordinierter Einzelinterventionen. Literatur
www.springermedizin.de/neurotransmitter
AUTOREN
Prof. Dr. med. Matthias Weisbrod
Arbeitsgruppe Neurokognition psychischer Erkrankungen,
Abteilung für Allgemeine Psychiatrie,Universitätsklinikum
Heidelberg und Kompetenzzentrum zur Prävention
psychischer und psychosomatischer Störungen in der
Arbeits- und Ausbildungswelt,
gefördert durch das MWK BW und Abteilung für Psychiatrie
und Psychotherapie, SRH Klinikum, Karlsbad-Langensteinbach,
Guttmannstr. 1, 76307 Karlsbad
E-Mail: [email protected]
Gustav Wirtz
SRH RPK Karlsbad-Langensteinbach
E-Mail: [email protected]
Reinald Faß
Berufliches Trainingszentrum (BTZ) Berlin
E-Mail: [email protected]
Kai Vogeley
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Universitätsklinikum Köln
E-Mail: [email protected]
Frank Schäfer, Heiko Kilian
Berufliches Trainingszentrum (BTZ) Rhein-Neckar
E-Mail: [email protected]
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 39
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NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 3
Die Patientenzahlen mit erworbenen Hirnleistungsstörungen, beispielsweise nach Schädel-­Hirn-Trauma oder
Schlaganfall, nehmen seit Jahren zu. Für diese Patienten ist neuropsychologische Diagnostik und Therapie häufig
von entscheidender Bedeutung zur sozialen und beruflichen Wiedereingliederung. Außerhalb spezialisierter
­neurologischer Rehaeinrichtungen besteht im ambulanten Bereich ein erhebliches Versorgungsdefizit. Erst seit
2012 ist Neuropsychologie Leistungsbestandteil der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Bei entsprechender
­Qualifikation können die neuropsychologischen GOP 30930 bis 30935 des EBM-Kapitels 30.11 abgerechnet werden. Aus den Berufsverbänden BVDN, BDN, BVDP waren maßgeblich und mit sehr großem fachlichem Engagement und zeitlichem Aufwand Dr. Christa Roth-Sackenheim und PD Dr. Paul Reuther daran beteiligt, dass der
Gemein­same Bundesausschuss (G-BA) die Leistungspflicht der GKV schließlich feststellen konnte.gc
Neuropsychologische Fälle – Teil 2
Kontinuierliche Verschlechterung
durch jahrelange Überforderung
Zur sozialen und beruflichen Wiedereingliederung für Patienten mit erworbenen Hirnleistungsstörungen
ist die neuropsychologische Diagnostik und Therapie häufig entscheidend. Eine zu frühe und zu wenig
­abgesicherte berufliche Wiedereingliederung eines polytraumatisierten Verletzten mit schweren initialen
neurologischen und neuropsychologischen Unfallfolgen birgt allerdings ein unkalkulierbares Risiko der
Überforderung und des kognitiven Leistungsabbaus.
CH R I S T IA N E B ER N E T, PL AT T L I N G
Anamnese
Der heute 42-jährige Herr W. verunglückte im September 2004 unverschuldet als Motorradfahrer, weil ihm ein betagter Autofahrer die Vorfahrt nahm.
Der damals 31-jährige selbstständige
Metzger wurde am Unfalltag in der
Akutklinik erstversorgt. Er war intubiert
und beatmet. Es zeigten sich als Folgen
des schweren Schädelhirntraumas mit
bifrontalen Hygromen und Axonschertrauma eine zentrale Halbseitenlähmung
links sowie kognitive Einbußen und Verwirrtheit. Die offenen Unterarmfrakturen links und die ebenfalls offenen und
stark luxierten Unterkieferfrakturen
beidseits wurden verplattet. Im Bereich
des linken Unterarms war in den Folgetagen eine Reoperation wegen einer persistierenden Fehlstellung der Ulna notwendig. Zusätzlich wurden eine Lungenkontusion und ein Bauchtrauma beschrieben sowie ein Querfortsatzabriss
des ersten Brustwirbelkörpers und eine
Orbitabodenfraktur rechts. Nach 15 Ta-
40
gen im Akutkrankenhaus wurde Herr W.
noch rollstuhlpflichtig in die neurologische Frührehabilitation des nahe gelegenen Bezirkskrankenhauses verlegt. Er
lernte dort ohne Hilfsmittel zu gehen.
Der linke Arm konnte aber wegen der
Gipsruhigstellung noch nicht wieder eingesetzt werden. Der Verwirrtheitszustand und die kognitiven Defizite bildeten sich laut Bericht des begleitenden Rehabilitationsdienstes zurück. Allerdings
bestanden Hinweise auf mögliche frontale Leistungsdefizite, die noch testpsychologisch untersucht werden sollten.
Krankheitsverlauf
Kostenträger der Behandlungen ist die
Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers. Die im Anschluss an die stationäre Rehabilitation geplante tagesklinische Behandlung kam nicht zustande,
da kleinere operative Eingriffe wie die
Entfernung eines gebrochenen Weißheitszahnes und die Entfernung von Fadengranulomen am Tracheostoma die
Aufnahme verhinderten. Herr W. selber
sah sich als kognitiv wiederhergestellt
und wollte weiteren Klinikaufenthalten
möglichst entkommen. Er strebte mit
Energie und starkem Willen in die Normalität zurück.
Während der Rehabilitationsphase
stand die Behandlung der verschiedenen
Frakturen des Unterkiefers und des linken Armes im Vordergrund. Es kam nie
zu einer neurologischen Rehabilitationsmaßnahme oder einer neuropsychologischen Untersuchung. Herr W. spürte
nach eigenem Bekunden im Alltag keine
kognitiven Einschränkungen.
Der nach fünf Monaten im Februar
2005 begonnene Arbeitsversuch musste
bereits nach 30 Minuten wieder abgebrochen werden, da die Leistungsfähigkeit
des linken Armes nicht ausreichend war,
um die körperlich anspruchsvolle Tätigkeit als Ausbeiner und Zerleger unter
Akkordbedingungen zu verrichten. Herr
W. musste in der Folgezeit lange für seine Umschulung kämpfen. Es folgten BeNeuroTransmitter 2015; 26 (10)
©© artqu / Fotolia.com
Neuropsychologie Leistungsbestandteil der GKV
Neuropsychologische Fälle – Teil 2
rufsfindungsmaßnahmen und eine zweieinhalbjährige, verkürzte Umschulung
zum Elektroniker in einem Berufsausbildungswerk, die im Februar 2010 endete. Erst mit der intensiven konzentrativen Beanspruchung durch die komprimierte Umschulung, die auch das Absolvieren von zwei Berufsschuljahren
parallel erforderte, kam es mehr und
mehr zu Konzentrationsproblemen, einer Belastbarkeitsminderung nach zirka
drei bis vier Stunden und ausgeprägter
Müdigkeit bei großem Schlafbedürfnis.
Rückblickend war Herr W. erstaunt, wie
er die ganztägige Umschulung mit dem
komprimierten Lernstoff überhaupt geschafft hat, aber die persönlichen Kosten
waren hoch und gingen sehr zulasten
seines Privat- und Familienlebens. Nach
erfolgreichem Abschluss der Umschulung arbeitete er als Elektroniker vollschichtig in einem großen Krankenhaus.
Weil es ihm zunehmend schlechter
ging, erwirkte Herr W. auf eigene Kosten
in ­einer neurologischen/neuropsychologischen Praxis in der nächsten Großstadt einen neuropsychologischen Befundbericht nach genauer testdiagnostischer Untersuchung. Dort zeigte sich
„insgesamt ein beeinträchtigtes kognitives Leistungsprofil in den Bereichen Aufmerksamkeit und Konzentration sowie
exekutiven Funktionen. Die Befundkonstellation entspricht in typischer Weise
dem Zustand nach einem Schädel-HirnTrauma. Die erhobenen Befunde stehen
mit den geklagten Beschwerden in völliger
Übereinstimmung. Die reduzierten Auf-
merksamkeitsleistungen führen zu einer
Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit und zu einer reduzierten kognitiven
Belastbarkeit.“ Eine neuropsychologische Therapie wurde empfohlen. Im Februar 2012 stellte sich Herr W. siebeneinhalb Jahre nach dem Unfall in meiner
neuropsychologischen Praxis vor.
Neuropsychologische Therapie
und weiterer Verlauf
Im Erstkontakt berichtete Herr W. von
einer ausgeprägten Belastbarkeitsminderung, die sich nach zirka drei bis vier
Stunden konzentrierten Arbeitens einstelle. Er bemerke einen deutlichen Konzentrationsabfall, Schwierigkeiten bei
komplexeren Problemlösesituationen
und eine überwältigende Müdigkeit gekoppelt mit Druck vom Hinterkopf her
aufsteigend. Tüftelige, technisch anspruchsvolle Wartungs- oder Einstellungsarbeiten müsse er nach Möglichkeit
am Vormittag erledigen. Die zweite Tageshälfte arbeite er auf Sparflamme und
hoffe, größeren Anforderungen aus dem
Weg gehen zu können. Seinen Arbeitskollegen falle die Leistungsminderung
ebenfalls auf. Schwierig seien vor allem
ganztägige berufliche Schulungen durchzuhalten, er schreibe sich alles auf, da er
nach wenigen Stunden nichts mehr aufnehmen könne. Der Rückweg mit dem
Auto nach Feierabend sei der lähmenden
Erschöpfung wegen riskant und er schlafe kurze Zeit später zu Hause ein. Seit der
Umschulung 2010 mit vermehrten Lernund Konzentrationsanforderungen seien
Fortbildung
diese Beschwerden massiver aufgetreten
und verschlimmerten sich zusehends.
Herr W. „will kein Jammerer sein.“ Er ist
aufgeschlossen, sachlich und sehr zuverlässig. Betrübt ist er darüber, dass ihm
kaum wache Zeit für Ehefrau und die
zweijährige Tochter bleibt. Er hat Angst
vor weiterer Verschlechterung und Leistungsabbau. Hinweise auf eine Depression liegen nicht vor.
Die eingeschränkte Aufmerksamkeitsteilung, die reduzierten Einfach-­
reaktionen („Wachheit“/Alertness) sowie die Schwierigkeiten beim Finden
von komplexeren Problemlösungen entsprachen den Ausfallserscheinungen,
die aufgrund einer bifrontalen Hirnverletzungen zu erwarten sind. Die vollschichtige Erwerbsfähigkeit war Anfang
2012 akut bedroht, da seit gut zwei Jahren eine Überforderungssituation bestand, die sich in kognitivem Leistungsabfall, Kopfdruck und Müdigkeit ausdrückte. Siebeneinhalb Jahre nach dem
Schädigungsereignis und in einer anhaltenden Überforderungssituation war
ein computergestütztes Funktionstraining aus meiner Sicht nicht indiziert.
Der Therapieabschnitt der Restitution
war zeitlich bereits vorbei. Die Therapieinhalte waren vielmehr kompensatorischer Natur: Verbesserung des Ressourcen- und Pausenmanagements,
rechtzeitiges Vermeiden von Überforderungssituationen, Führen eines Symptomprotokolls, Erlernen von autogenem
Training und Relativierung der Ansprüche an sich selbst. Herr W. zeigte sich als
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) ©© .shock / Fotolia.com
Erst mit der intensiven
konzentrativen Beanspruchung durch die
komprimierte Umschulung und parallel zwei
Berufsschuljahren, kam
es zu Konzentrationsproblemen, einer Belastbarkeitsminderung nach
zirka drei bis vier Stunden und ausgeprägter
Müdigkeit.
41
Neuropsychologische Fälle – Teil 2
ein leistungsfreudiger Mensch, der sich
stark über die Arbeit definierte und sie
gerne tat.
Es folgte im Mai 2012 eine erste sechswöchige neurologische Rehabilitationsmaßnahme, von der Herr W. sehr gut
profitieren konnte. Mit Ärzten, Rehabilitationsdienst, Patient und Therapeuten
wurde vor Ort eine Arbeitszeitverkürzung auf vier Stunden und das Einreichen ­einer Teilerwerbsminderungsrente
besprochen. Außerdem eine jährliche
Intervallrehabilitation und eine Fortsetzung der begonnenen neuropsychologischen Therapie. Die Umsetzung der
Halbtagstätigkeit im Sommer 2012 bereitete Stress, weil damit ein anderer Arbeitsort und ein anderes Arbeitsgebiet
verknüpft werden sollten. Herr W. musste erneut kämpfen und es ging ihm nach
kurzer Zeit schlechter anstatt besser. Die
Erschöpfungssymptomatik verschärfte
sich wieder, auch weil der Kampf mit der
Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers unvermindert weiterlief. Die
Hoffnung, den fortschreitenden Leistungsabbau mit Entlastungsmaßnahmen stoppen zu können, bewahrheitete
sich zum größten Leidwesen des Patienten und seiner Behandler nicht.
Ende 2013 befand er sich erneut in
stationärer Behandlung, erholte sich etwas und profitierte sehr vom Austausch
mit anderen Betroffenen. Die Leistungsfähigkeit sank jedoch sukzessive weiter
ab, der Schmerzmittelverbrauch stieg
an. 2014 war die Belastbarkeit nun unter
drei Stunden gesunken und es wurde an
eine zeitlich befristete volle Erwerbsminderungsrente für zwei Jahre gedacht. Immer noch in der Hoffnung,
dass es doch möglich sein müsse, eine
Regenerierung des Leistungsvermögens
ermöglichen zu können. Das Ergebnis
dieses Rentenantrages war erstaunlich.
Herr W. bekam bis zum Eintritt des regulären Rentenalters im Jahre 2040 die
volle Erwerbsminderungsrente zugesprochen. Das war nicht beabsichtigt, da
seine Behandler stationär und ambulant
und auch er selbst die berufliche Perspektive im Alter von 41 Jahren noch
nicht endgültig abgeschlossen sehen
wollten. Der Unfall lag inzwischen zehn
Jahre zurück. Herr W. war längere Zeit
unschlüssig, ob er diese Entscheidung
anfechten sollte. Aber er konnte weiterNeuroTransmitter 2015; 26 (10) hin auch ausgeruht keine längeren Strecken mit dem Auto fahren. Alle konzentrativ anspruchsvollen Tätigkeiten wie
Schriftliches oder E
­ -Mail-Verkehr legte
er in die frühen Morgenstunden. Nach
einem einstündigen Gespräch, Familientreffen oder Imkerversammlungen
war er, auch objektiv sichtbar, erschöpft.
Mittags musste er sich eineinhalb Stunden hinlegen, auch wenn er vormittags
„nur“ auf seine inzwischen fünfjährige
Tochter aufgepasst hatte. Abends ging
er gegen 20.00 Uhr ins Bett. Wenn er
Freitagabends zwei Stunden bis 22.30
Uhr zum Motorradstammtisch ausging,
hing er „den ganzen nächsten Tag
durch“ und konnte nichts Produktives
leisten. Unternehmungen mit der Familie oder Treffen mit Freunden mussten
energietechnisch vorausgeplant und
zeitlich begrenzt werden. Die Idee, vielleicht stundenweise in der Werkstatt eines Freundes auszuhelfen, musste er
nach wenigen Wochen aufgeben.
Fazit für die Praxis
Was ist in der Rehabilitation von Herrn W.
schiefgelaufen?
Die Konzentration auf die körperlichen Unfallfolgen wie den Kieferbruch und die Einsatzfähigkeit des schwer beschädigten linken Armes zu Beginn ist nicht ungewöhnlich. In aller Regel drängen die Verletzten
zunächst zu motorischer Selbstständigkeit
– wollen laufen, Treppensteigen und sobald
wie möglich aus dem Krankenhaus nach
Hause. Frontalhirnverletzungen, vor allem
rechtshemisphärische, erschweren den Betroffenen nicht selten eine realistische
Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, vor allem, wenn diese im Alltag
noch nicht verlangt wird. Es ist also davon
auszugehen, dass Herr W. seine kognitiven
Leistungsbeeinträchtigungen selbst erst
innerhalb der intensiven Umschulungsmaßnahme von Mitte 2007 bis Anfang 2010 realisiert hat. Da er zuvor sehr um diese Maßnahme hatte kämpfen müssen, wollte er
nicht scheitern.
Nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma
ist eine stationäre neurologische Rehabilitationsmaßnahme unerlässlich und sollte
auch nicht der Einschätzung eines Verletzten überlassen werden. Sie ist die Voraussetzung für eine weitere berufliche Perspektive, gegründet auf das neuropsychologische
Leistungsprofil sowie die sozial-medizini-
Fortbildung
sche Stellungnahme. Eine Motivation lässt
sich bei den meisten Patienten einfach
herstellen. Die Dauer einer derartigen
Maßnahme ist abhängig von dem jeweiligen Leistungsstand des Verletzten. Berufsförderungswerke bieten standardmäßig
ganztägige Umschulungen an und sollten
nicht allein darüber entscheiden, ob der
neurologische Patient dieser Beanspruchung gewachsen ist.
Eine zu frühe und zu wenig abgesicherte
berufliche Wiedereingliederung eines polytraumatisierten Verletzten mit schweren
initialen neurologischen und neuropsychologischen Unfallfolgen birgt ein hohes Risiko der Überforderung und des kognitiven
Leistungsabbaus. Da Herr W. zum Zeitpunkt
des Unfalls noch 34 Jahre Berufstätigkeit vor
sich hatte und der erste Arbeitsversuch
bereits fünf Monate nach den schweren
Verletzungen erfolgte, hätte er vermutlich
trotz seines ausgeprägten Leistungswillens
mehr Zeit und bremsende Umsicht für seine
Rehabilitation benötigt. Allerdings gibt es
auch keine Garantie, dass eine vorzeitige
Berentung hätte vermieden werden können. Möglicherweise hätte er bei einer früher angesetzten Halbtagsbeschäftigung
noch Jahre oder Jahrzehnte berufstätig sein
können. Die Frage, wie ein minderbelastbarer Mensch eine ganztägige Umschulungsmaßnahme leisten soll, ist damit noch nicht
gelöst.
Der Kampf um die rechtlichen Ansprüche
gegenüber der Haftpflichtversicherung des
Unfallverursachers ist auch am elften Jahrestag des Unfalls noch nicht abgeschlossen
und kostet Herrn W. weiterhin unnötige
Energie. Obwohl die berufliche Rehabilitation leider nicht dauerhaft erfolgreich war,
ist er aber mit seiner persönlichen Situation
ausgesöhnt und lebt auf einem höheren
Zufriedenheitsniveau als vor drei Jahren.
Literatur
bei der Autorin
AUTORIN
Christiane Bernet
Diplom-Psychologin
Klinische Neuropsychologin GNP
Praxis für Neuropsychologie und
Psychotherapie
Preysingplatz 13, 94447 Plattling
E-Mail: [email protected]
43
Zertifizierte Fortbildung
Expositionstherapie
Virtuelle Welten für die psychiatrische
Anwendung
Die als virtuelle Realität (VR) bezeichneten Computertechnologien führen durch eine Immersion in drei­
dimensionale, computergenerierte Umgebungen über verschiedene Sinnesmodalitäten zu einem Präsenz­
erleben in diesen Welten. Seit Langem sind Einsatzmöglichkeiten für die Therapie von Angststörungen
­bekannt. Die Effektivität der VR-Expositionstherapie bei spezifischen Phobien ist wissenschaftlich belegt
und wird in den aktuellen S3-Richtlinien empfohlen, falls die Therapie der Wahl, die Exposition in vivo, nicht
eingesetzt werden kann.
PH I L I PP A . S CH R O ED ER , A N D R E A S M Ü H L B ER G ER , CH R I S T IA N PL E W N IA , T Ü B I N G EN U N D R EG EN SB U R G
©© P. Schröder et al.
In der virtuellen
Realität kann auch
die Wirkung von
Interaktionen mit
simulierten Büro­
kollegen getestet
werden.
44
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Zertifizierte Fortbildung
D
er Grundgedanke der „Virtuellen Realität“ (VR) fasziniert seit den ersten Experimenten von Ivan Sutherland:
Eine Illusion der Sinne durch technische Hilfsmittel soll
alternative Welten darbieten und ein Eintauchen in computergenerierte Szenarien ermöglichen [1]. Das Potenzial dieser
grundlegenden Form der Mensch-Computer-Interaktion wurde schnell von der Psychiatrie und der klinischen Psychologie
erschlossen und kann klassische In-vivo-Therapiemaßnahmen
sowie Imaginationsübungen ergänzen oder sogar ersetzen.
Die In-vivo-Exposition beschreibt die tatsächliche und begleitete Konfrontation eines Patienten mit pathologisch verarbeiteten Situationen und Objekten, die zunächst erhöhte
(Angst-)Reaktionen auslösen. Unterstützt durch begleitende
Maßnahmen sinkt anschließend die Reagibilität und Patienten
können einen funktionalen Umgang mit kritischen Stimuli erwerben. Unzugängliche Situationen, wie zum Beispiel hohe Gebäude oder Brücken, lassen sich mithilfe der Computersimulationen rekonstruiert betreten und ermöglichen weitere verhaltenstherapeutische Interventionen über natürliche Beschränkungen hinaus. Neue Verhaltensstrategien wie der Blick über
ein Geländer lassen sich ohne Zeit- und sozialen Druck trainieren, aber auch jederzeit abändern. VR-Expositionsübungen
lassen sich so im Büro des Therapeuten durchführen und
Symptomverbesserungen wurden bereits vor 25 Jahren mit vergleichsweise primitiven Simulationen erzielt [2].
Der Einsatz von VR bei der Behandlung psychischer Störungen wird derzeit insbesondere bei Angsterkrankungen praktiziert. Eine sichere, graduierte und kontrollierte Exposition im
extern validen Setting, Psychoedukation oder die Diagnostik
kritischer Verhaltensmerkmale sind nur einige der möglichen
Einsatzbereiche. Bisher waren Systeme zur Anwendung teuer
und hatten vor allem ergonomische Schwächen: Die Testpersonen oder Patienten mussten schwere, kabelgebundene Displays
tragen, sie wurden zusätzlich mit Bewegungs-Trackern verkabelt und sahen virtuelle Welten nur durch mäßig auflösende
Displays mit einem eingeschränkten Sichtfeld. Durch die aktuellen Entwicklungstrends im Bereich der Unterhaltungsindustrie ist zu erwarten, dass auch Entwicklungen im Rahmen der
psychiatrischen Forschung und Behandlung erleichtert werden.
Technischer Überblick
Üblicherweise wird die Immersion in eine computergenerierte
Umgebung über das Tragen eines Head-Mounted Displays
(HMD), Kopfhörer und verschiedene Tracking-Systeme erreicht, die Körperbewegungen in die VR übertragen. Andere
Immersionsmöglichkeiten sind durch Projektionssysteme wie
das „Cave Automatic Virtual Environment“ (CAVE) [3] oder
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) auch einer einzelnen Powerwall [4] möglich. Als Eingabe- und
Interaktionsmöglichkeiten werden derzeit verschiedene Möglichkeiten analysiert: Neben klassischen Eingabegeräten wie
Gamepads werden zunehmend natürliche Schnittstellen über
Hand- und Augenbewegungen oder sogar über Gehbewegungen auf omnidirektionalen Bewegungsplattformen ermöglicht.
Mit aktueller, leistungsstarker Grafik- und Rechentechnik ist
eine detaillierte Darstellung von simulierten virtuellen Umgebungen möglich, die Rechenlast nimmt allerdings auch mit zunehmend komplexen Interaktionsschnittstellen drastisch zu.
Eine aufwendige, realitätsgetreue (grafische) Darstellung kann
die Immersion erhöhen und damit die Wahrscheinlichkeit steigern, sich in einer virtuellen Umgebung anwesend (präsent) zu
fühlen. Ein hoher Detailgrad ist jedoch nicht unbedingt notwendig, damit eine VR-Intervention effektiv ist [5] oder ein
Präsenzgefühl entwickelt wird; vielmehr bestehen bidirektionale Einflüsse zwischen Präsenz und emotionalen Reaktionen
wie beispielsweise Angst [4].
Zukünftige Herausforderungen
Fortschritte bei der Entwicklung von optischen Tracking-Systemen ermöglichen eine glaubwürdige Erfassung von Kopf,
Körper und sogar Handbewegungen ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Aktuelle technische Herausforderungen
bestehen weiterhin darin, eine bessere Auflösung der Displays
und geringe Latenzen bei der Integration von Verhalten (insbesondere Kopfbewegungen) in die Simulation sicherzustellen,
da diese als mitverantwortlich für die Simulation Sickness
(Schwindel, Übelkeit, Orientierungslosigkeit nach oder während der Immersion) [6] vermutet werden. Die genaue Dokumentation dieser und weiterer möglicher Nebenwirkungen sowie Ausschlusskriterien (z. B. Epilepsie) in Abhängigkeit von
den technischen Merkmalen der Systeme ist notwendig.
VR-Expositionstherapie
Zur erfolgreichen Bewältigung von Ängsten ist die unmittelbare Konfrontation oder Exposition erwiesenermaßen einer
der erfolgversprechendsten Bausteine, worauf auch in der S3Leitlinie zur Behandlung von Angststörungen hingewiesen
wird. In der 2014 aktualisierten Fassung der Leitlinie wird die
VR-Expositionstherapie (VR-ET) als Mittel der Wahl empfohlen, sofern eine In-vivo-Exposition nicht möglich ist [7]. Typischerweise erfolgt die VR-ET mit einem Therapeutenkontakt
auch während der Exposition. Die Vorteile der VR-ET bestehen in einer kostengünstigen, wiederholbaren und individuell
anpassbaren Konfrontation von Patienten mit angstauslösenden Stimuli oder Situationen, die zudem vollständig kontrol-
45
Zertifizierte Fortbildung
Expositionstherapie
lierbar ist (siehe [8]). In-vivo schwer herstellbare oder zu gefährliche Situationen können in VR erzeugt werden. Damit lassen sich neue Verhaltensmuster risikofrei ausprobieren. Zudem
können in diesen Situationen die Reaktionen der Patienten auf
physiologischer sowie auf Verhaltensebene aufgezeichnet und
analysiert werden.
Obwohl Metaanalysen eine gute Effizienz der VR-ET bei
Angststörungen belegen [9], wurde die Qualität der durchgeführten kontrollierten Studien bemängelt, die sich oft im Hinblick auf die benutzte Hardware, Software, Anwendung und
Fragestellung unterscheiden [10]. Interventionen wie die Konfrontation mit einer virtuellen Spinne bei phobischen Patienten wirken sich auf In-vivo-Vermeidungsverhalten aus und
können in ihrer Effektivität sowie in Hinblick auf Erneuerung
der Angst durch multiple (virtuelle) Kontextumgebungen gesteigert werden [11] (Abb. 1).
Als klassisches Einsatzszenario wird die VR-ET bei spezifischen Phobien, aber auch bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), angewendet. Reiz-, aber auch Umweltexpositionen können bei Suchtstörungen ebenfalls sinnvoll sein [12, 13].
Simulation sozialer Interaktion und Stress
Ein interessantes Einsatzgebiet für VR bietet die Möglichkeit,
Interaktionen mit anderen Personen zu simulieren. Hierdurch
können zunächst auch grundlegende Aussagen über die Beschaffenheit sozialer Komponenten getroffen werden. Die korrekte Identifikation bestimmter sozialer Handlungen war beispielsweise abhängig vom Blickwinkel des Betrachters: Identische Umarmungen, die in VR simuliert und Probanden aus
verschiedenen Blickwinkeln präsentiert wurden, konnten bei
einem Blickwinkel aus der Vogelperspektive schneller identifiziert werden und Begrüßungen (Hände schütteln) wurden aus
der Vogel- und Verfolgerperspektive genauer erkannt [14].
Mehrere Umgebungen
Eine Umgebung
200
Änderungen [cm]
©© mod. nach Shiban, Pauli, Mühlberger/Elsevier [11]
250
150
100
50
0
Prä
Post
Abb. 1: Auswirkung einer Virtual Reality (VR)-Exposition in einer
oder mehreren Kontextumgebungen auf In-vivo-Vermeidungsver­
halten bei der Konfrontation mit einer Spinne. Patienten können
sich der Spinne nach einer VR-Sitzung weiter nähern als vor der
Sitzung, nach der Konfrontation in verschiedenen Umgebungen
ist der Effekt stärker ausgeprägt (mod. nach Shiban, Pauli, & Mühl­
berger [11], mit freundlicher Genehmigung von Elsevier).
46
Die Interaktion mit anderen (echten oder simulierten) Menschen kann einerseits selbst angstauslösend sein (soziale Phobie), spielt aber auch bei anderen Störungsbildern eine wichtige Rolle. Dysfunktionale Beziehungen und kognitive Schemata können bei Borderline-Patienten im Vordergrund stehen, wie
gesteigerte Gefühle von Zurückweisung oder Ausschluss sowie
eine veränderte neuronale Aktivität bei (simulierter) sozialer
Aktivität bei diesen Patienten aufzeigten [15]. Psychotische Gedanken, Halluzinationen und Verfolgungswahn, aber auch die
schizophrene Negativsymptomatik (z. B. abgeflachter Affekt,
Anhedonie) sind inhaltlich an soziale Interaktionen gekoppelt.
Dadurch bieten sich Interventionen in VR bei dieser Patientengruppe zur Psychoedukation, Exposition, und zum Erlernen
von Bewältigungsmechanismen [16] an.
Diagnostisch und auch therapeutisch
In einem kürzlich durchgeführten Experiment wurden die negative Selbsteinschätzung sowie paranoide Gedanken subklinischer Probanden, die paranoide Gedanken im letzten Monat
vor der Versuchsteilnahme erlebten, durch eine Verringerung
der Körpergröße in einer sozialen VR-Situation, gesteigert [17].
Diese Veränderung der Symptomatik durch die Manipulation
im virtuellen Setting unterstreicht das soziokognitive Verständnis von Paranoia, bietet aber auch mögliche Interventionsstrategien an. Die standardisierte Begegnung mit simulierten sozialen Partnern in VR kann damit sowohl diagnostisch,
aber auch therapeutisch wertvoll sein.
Virtuelle Agenten als Interaktionspartner
Der Mensch als soziales Wesen ist in seiner Komplexität kaum
virtuell abzubilden. Zudem kann eine genaue, jedoch in Details
verfehlte Rekonstruktion starke Ablehnung auslösen, wenn
leichte Unstimmigkeiten bei Mimik oder Gestik auftreten
(kontrovers diskutiert als Uncanny Valley Hypothese) [18, 19,
20]. Weiterhin ergeben sich Schwierigkeiten bei der umfassenden Vorhersage möglicher Interaktionen, die eine schwer zu
bewältigende Informationsflut darstellen. Eine mögliche Alternative für experimentell oder instruktiv eingesetzte Szenarien
kann ein reduktionistischer Ansatz darstellen, indem die Interaktionsmöglichkeiten der virtuellen Agenten eingeschränkt
sind und damit ein kurzes, aber identisches Interaktionsangebot für jeden individuellen Teilnehmer einer sozialen VR-Situation besteht. In einem beispielhaften Szenario (Abb. 2) antworten computergenerierte Bürokollegen auf verbale Anfragen
der Teilnehmer standardisiert neutral oder abweisend – die Interaktion ist dementsprechend maximal standardisiert durch
das Verhalten der virtuellen Kollegen.
Um einen Bruch im Erleben zu vermeiden, werden mögliche
Testaufgaben zur Messung kognitiver Leistung unmittelbar in
der gleichen virtuellen Umgebung bearbeitet, in der sich auch
die virtuellen Kollegen befinden. Die Umsetzung dieser Idee
erfolgte im Rahmen eines vom Bayerischen Staatsministerium
für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie geförderten Projekts (Innovationsgutschein 2012-1146-VT-02) zwischen der VTplus und dem Universitätsklinikum Tübingen.
Dazu wurden eine virtuelle Umgebung mit einem Großraumbüro und einem virtuellen Arbeitsplatz neu entworfen, in welNeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Zertifizierte Fortbildung
a
b
Abb. 2: a + b: Virtuelles Großraumbüro und simulierte Bürokollegen. Das Szenario wird im Rahmen eines Kooperationsprojekts
der VTplus GmbH mit der Universitätsklinik Tübingen zum Erleben simulierter Interaktionen eingesetzt.
cher virtuelle, animierte Bürokollegen an ihren Arbeitsplätzen
arbeiten und mit dem Probanden interagieren können. Ein Verantwortlicher hat dabei die Kontrolle über die Ereignisse im
virtuellen Büro und kann mit der eingesetzten Therapieschnittstelle (CyberSession, VTplus, Würzburg) Aufgaben oder Interaktionen per Mausklick auslösen. Die Wirkung (Valence, Natürlichkeit) der Interaktionen der virtuellen Bürokollegen wurden vor dem Einsatz evaluiert [21].
©© P. Schröder et al.
Präsenz
Im Labor ist den Testpersonen natürlich zunächst bewusst, dass
sie eine simulierte Situation erleben. Unweigerlich stellt sich
dabei die Frage, ob die Glaubwürdigkeit einer VR-Sitzung
durch das Wissen darüber beeinträchtigt wird, nur eine künstliche simulierte Welt zu sehen. Tatsächlich scheinen emotional
relevante (z. B. phobische) Reize im besonderen Maße dazu geeignet zu sein, Präsenzerleben und emotionale Reaktionen auszulösen, und dabei auch zumindest kurzfristig das Wissen über
die Situation zu dominieren [22, 23].
Das Konstrukt Präsenz erfasst als subjektives Maß das Erleben und Eintauchen in der VR auf verschiedenen Dimensionen
[24, 25]. Neurophysiologisch sind nicht nur Areale des visuellen Erlebens (ventromediale Bereiche), sondern insbesondere
auch präfrontale Strukturen invers am intensiven (präsenten)
Erleben virtueller Szenarien beteiligt [26, 27]. Durch den Einsatz nicht invasiver Stimulation des dorsolateralen Präfrontalkortex konnte eine kausale Richtung bestimmt werden und
eine virtuelle Achterbahnfahrt löste durch Hemmung präfrontaler Aktivität erhöhte Reaktionen des autonomen Nervensystems aus [28].
Interessanterweise steht Präsenz auch indirekt in Verbindung mit dem emotionalen Erleben in der virtuellen SituatiNeuroTransmitter 2015; 26 (10) on: Zum Beispiel können angstbezogene Hinweisreize mit hohem Arousal und in realitätsnahen Umgebungen die Präsenz
steigern [22, 29]. Auch bei der Regulation emotionalen Erlebens spielen präfrontale Strukturen eine Rolle [30]. Mittels
nicht invasiver Hirnstimulation konnten wir kürzlich zeigen,
dass Probanden mit extern gesteigerter Aktivität im Präfrontalkortex auf eine frustrierende Aufgabe gelassener reagieren
als Kontrollprobanden, deren Hirnaktivität nicht beeinflusst
wurde ([31], siehe auch [32]). Diese indirekten Zusammenhänge von Emotionsverarbeitung, kognitiver Kontrolle und Präsenz in der VR werden derzeit von verschiedenen Forschergruppen untersucht und bieten interessante Erklärungsansätze. Beispielsweise ist noch unklar, ob sich diese indirekten Zusammenhänge auch auf exekutive Funktionen und kognitive
Leistung auswirken, die ebenfalls präfrontale Aktivitätsmuster produzieren.
Aktuelle Trends
Neben dem Nachweis der Wirksamkeit sind auch ökonomische
Aspekte von Relevanz, um den Zugang zu VR-Technologien
und damit verbundene therapeutische Maßnahmen umzusetzen. Durch die bislang hohen Anschaffungskosten für die benötigten VR-Komponenten, im Besonderen für Head-Mounted-Displays und Tracking-Systeme, war der Einsatz dieser Methode lange Zeit nur im Rahmen von Forschungsprojekten
möglich. Virtuelle Realität ist aktuell eine der größten Innovationen in der Unterhaltungsindustrie. Verdeutlich wird dies unter anderem durch Investitionen von mehr als 2,3 Milliarden
US-Dollar in das US-Startup-Unternehmen „Oculus-VR“, welches die Entwicklung von 3D-Videobrillen (Head-MountedDisplay/HMD) für den Gaming-Markt revolutioniert. Begründet wurden diese Investitionssummen unter anderem mit dem
47
Zertifizierte Fortbildung
Expositionstherapie
Anwendungspotenzial von virtueller Realität jenseits des Gaming-Markts. Durch diesen Trend ist auch die Entwicklung
von preiswerteren, für den Einsatz in der Gesundheitsversorgung geeigneten VR-Lösungen zu erwarten.
Weiterhin bietet VR durch die Integration externer Szenarien im Labor weitere (grundlagenwissenschaftliche) Anwendungsmöglichkeiten. Bemerkenswert sind die Trends zur kabellosen und mobilen Immersion, sowie auch die Koppelung
von VR-Technologien mit bildgebenden Verfahren. Wichtig
sind auch die Durchführung kontrollierter, klinischer Studien
zu unterschiedlichen Störungen mit einer möglichst langen
Follow-Up-Erhebung, um das Potenzial der Methode für die
einzelnen psychischen Störungen belegen zu können.
Mobile Anwendungen
Der Erfolg von VR-Technologien in der breiten Anwendung
hängt auch von der Flexibilität ab, mit der Systeme transportiert und angewendet werden können. Es zeichnet sich allgemein der Trend ab, kabellose und transportable Systeme einzusetzen. Die Umsetzung psychiatrisch relevanter VR-Szenarien für mobile Geräte könnte die Anwendungsschwelle herabsetzen; allerdings ist auch zunächst mit Einschränkungen
bezüglich der Kontrollierbarkeit solcher Systeme zu rechnen.
Bildgebung
Die Kopplung virtueller Umgebungen mit bildgebenden Verfahren ermöglichen grundlagenwissenschaftliche Einblicke in
Situationen, die sonst im Labor nicht herzustellen sind [33].
Funktionelle Bildgebungsstudien belegen die Praktikabilität
einer Erweiterung in VR und ermöglichen beispielsweise die
Erforschung neuronaler Signaturen während einer Angstkonditionierung und auch -auslöschung [34] oder Aktivitätsmuster während illusorischer Wahrnehmungsphänomene [35].
Einbeziehen weiterer Daten in die VR-Simulation
Die durch das VR-System erfassten und für die Simulation verwendeten Daten des Tracking-Systems und der Eingabegeräte
bieten objektive Verhaltensmaße. Großes Interesse wird weiterhin der Möglichkeit gewidmet, Blick- und Augenbewegungen im HMD zu verfolgen. Diese zusätzlichen Verhaltensparameter lassen sich außerdem für erweiterte Interaktionsmöglichkeiten verwenden. So ist es möglich, Interaktionen mit der
virtuellen Welt basierend auf dem Blickpunkt auszulösen.
Schließlich lassen sich durch die Verarbeitung peripher- oder
zentralphysiologischer Daten klassische Neurofeedback-Paradigmen in virtuelle Szenen einbetten, wodurch die Selbstregulation (dysfunktionaler) neurobiologischer Aktivität trainiert
werden kann. Vor allem die extern valide Effektivität von
Neurofeedback, das typischerweise zur Behandlung von
ADHD, Autismus, Substanzmissbrauch, PTBS und bei Lernstörungen eingesetzt wird [36], könnte von einer solchen Kopplung profitieren.
Fazit für die Praxis
Eine gute Wirksamkeit der VR-Expositionstherapie bei verschiede­
nen spezifischen Phobien ist erwiesen, bei anderen Angststörungen
gibt es bereits zahlreiche positive Befunde.
48
Kommende Systeme müssen eine Auswahl relevanter Szenarien
anbieten und eine gute Benutzerfreundlichkeit für Therapeuten und
Patienten gewährleisten. Der technische Stand ermöglicht preis­
günstige Geräte, die Anwendungsfreundlichkeit kommerziell ver­
fügbarer Software wird aktuell erhöht.
Weitere Anwendungsfelder werden derzeit evaluiert. Weitere Ein­
satzgebiete beispielsweise bei der Therapie von Abhängigkeitser­
krankungen oder Schizophrenie wurden bereits untersucht. Neue
experimentelle Daten und technische Fortschritte können die
Technik noch deutlich relevanter für die praktische Anwendung
machen.
Offene Fragen bezüglich der Wirkmechanismen auf individueller
Ebene sowie die Entwicklung neuer Einsatzgebiete, etwa durch die
Simulation sozialer Interaktion, sind derzeit Gegenstand der For­
schung.
Danksagung
Wir bedanken uns herzlich bei Mathias Müller für die wissenschaftliche und technische Beratung bei der Entstehung des
Artikels. Die Autoren danken Fedor Schlegel für die Hilfe beim
Erstellen der Abb. 1. Literatur
www.springermedizin.de/neurotransmitter
AUTOREN
Dipl.-Psych. Philipp A. Schroeder
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Neurophysiologie & Interventionelle Neuropsychiatrie
Calwerstr. 14, 72076 Tübingen
Prof. Dr. rer. soc. Andreas Mühlberger
Universität Regensburg
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Universitätsstr. 31, 93053 Regensburg
Prof. Dr. med. Christian Plewnia
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Neurophysiologie & Interventionelle Neuropsychiatrie
Calwerstr. 14, 72076 Tübingen
E-Mail: [email protected]
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrages
von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließen. A. Schroeder und
C. Plewnia erklären die Kooperation mit der Firma VTplus, Würzburg.
Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags von zwei
unabhängigen Gutachtern geprüft wurde. Werbung in dieser Zeit­
schriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag
garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME-Fragen frei sind
von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthal­
ten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des darge­
stellten Krankheitsbildes geeignet sind.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
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zertifizierten Fortbildung anerkannt.
Virtuelle Welten für die psychiatrische Anwendung
Wie wird die VR-ET (Virtuelle RealitätExpositionstherapie) typischerweise
durchgeführt?
☐☐ Mit Therapeutenkontakt nur vor der
Exposition.
☐☐ Mit einem Therapeutenkontakt auch
während der Exposition.
☐☐ Therapeutenkontakt erfolgt nur zur
Nachbesprechung der Erfahrungen
während der Exposition.
☐☐ Ohne einen Therapeuten.
☐☐ Mit Therapeutenkontakt während der
ersten Exposition, danach auch ohne
diesen Kontakt.
Wie hoch ist die Wirksamkeit der VR-ET
(Virtuelle Realität-Expositionstherapie)
bei Angststörungen?
☐☐ Die Wirksamkeit ist vergleichbar mit
einer In-vivo-Exposition.
☐☐ Die Wirksamkeit ist höher als die einer
In-vivo-Exposition.
☐☐ Es sind keine Vergleichsstudien bekannt.
☐☐ Die Effizienz einer VR-ET ist eher gering.
☐☐ Eine VR-ET sollte nur als letzte Option
durchgeführt werden.
Was ist keine mögliche Nebenwirkung
einer VR-ET (Virtuelle Realität-Expositionstherapie)?
☐☐ Schwindel
☐☐ Orientierungslosigkeit
☐☐ Angsterleben
☐☐ Gesichtsfeldausfall
☐☐ Übelkeit
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Bei welcher der folgenden Störungen ist
die VR-ET (Virtuelle Realität-Expositionstherapie) besonders effektiv?
☐☐ Panikstörung mit Agoraphobie
☐☐ Spezifische Phobien
☐☐ Anorexia nervosa
☐☐ Ticstörungen
☐☐ Depression
Was wird unter dem Begriff „Präsenz“ verstanden?
☐☐ Die technische Abdeckung der Sinne in
einer virtuellen Welt.
☐☐ Das Zurückholen von Erinnerungen in
die Gegenwart.
☐☐ Die Interaktion zwischen den Patienten
und dem Therapeuten.
☐☐ Das Gefühl, in eine virtuelle Welt einzutauchen.
☐☐ Bei Erleben der virtuellen Welt kann die
reale Umgebung noch wahrgenommen
werden.
Welche Funktion erfüllen TrackingSysteme?
☐☐ Sie stellen sicher, dass ein Präsenzgefühl
entwickelt wird.
☐☐ Der grafische Detailgrad der virtuellen
Realität wird erhöht.
☐☐ Natürliche Bewegungen werden erfasst
und in die virtuelle Realität übertragen.
☐☐ Physiologische Reaktionen werden zur
Auswertung aufgezeichnet.
☐☐ Sie schränken die Bewegungsfreiheit in
der virtuellen Realität ein.
Welche technischen Herausforderungen
bestehen derzeit beim Einsatz der virtuellen Realität?
☐☐ Eine ausreichende Auflösung der Displays und geringe Latenzen müssen
erreicht werden.
☐☐ Es gibt keine sinnvoll verwendbaren
Einsatzszenarien.
☐☐ Vorhandene Systeme bieten dem
Therapeuten kaum Kontrolle über
die virtuelle Realität.
☐☐ Es gibt kaum virtuelle Realitätkomponenten für den breiten Einsatz.
☐☐ Vorhandene Systeme lassen sich
nicht mit bildgebenden Verfahren
kombinieren.
Was gilt für soziale Interaktionen, die in
der virtuellen Realität simuliert werden?
☐☐ Virtuelle Charaktere müssen immer
von einer echten Person gesteuert
werden.
☐☐ Je realistischer die virtuellen Personen
aussehen, umso effektiver ist die Interaktion.
☐☐ Eine simulierte soziale Aktivität hat vermutlich keine weiteren Auswirkungen.
☐☐ Eine standardisierte Interaktion mit
simulierten sozialen Partnern ist
möglich.
☐☐ Es sind Begegnungen, aber keine Interaktion mit virtuellen Charakteren möglich.
Lässt sich eine psychotische Symptomatik
durch den Einsatz von virtueller Realität
(VR) verändern?
49
DOI 10.1007/s15016-015-0695-z
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☐☐ Eine psychotische Symptomatik lässt
sich je nach Szenario steigern oder
reduzieren.
☐☐ Das Training in der VR hat eine positive
Wirkung auf psychotische Symptomatik.
☐☐ Psychotische Patienten können kein
Präsenzempfinden entwickeln.
☐☐ Eine Exposition psychotischer Patienten
in der VR ruft paranoide Gedanken hervor.
☐☐ Der Einsatz von VR hat keine Auswirkung auf psychotische Symptomatik.
Welche Intervention ist bei Patienten
mit einer spezifischen Phobie indiziert?
☐☐ Der Patient darf mit der Angst nicht
konfrontiert werden; Entspannungs­
verfahren sind angemessen.
☐☐ Behandlung mit nicht invasiven Stimulationsverfahren, dazu Anxiolytika.
☐☐ Exposition in-vivo, wenn nicht durchführbar, virtuelle Realität-Exposition mit
verhaltenstherapeutischer Begleitung.
☐☐ Zunächst eine virtuelle Realität-Exposition; in-vivo-Expositionen werden nur
angewendet, wenn keine Besserung
eintritt.
☐☐ Eine virtuelle Realität-Exposition in
einem entspannenden Szenario zur
Ablenkung.
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(Richtig- oder Falschaussage) zutreffend. Sowohl
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Psychiatrie
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Zertifiziert bis: 12.8.2016
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50
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Zertifizierte Fortbildung
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Ströhle A, Ströhm W, Waldherr B, Watzke B,
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NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Kurz & Knapp
Parkinson-Therapie
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­Probleme Tabletten oder Kapseln zu
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neurologische Patienten, die etwa nach
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Nach Informationen von
Hennig Arzneimittel
Praxisleitfaden Demenz
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­Depression steht nun der dritte Band der
Praxisleitfaden-Ratgeberreihe der neuraxFoundation zum Thema Demenz zur
Verfügung. Er bietet mit einfach aufbereiteten und schnell auffindbaren Inhalten einen Überblick über die Leistungsansprüche, die Demenzpatienten und
ihre Angehörigen gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse, der Pflegekasse
und anderen Sozialleistungsträgern
haben. Interessierte Fachkreise können
den Praxisleitfaden per E-Mail bestellen:
[email protected]. Für eine
persönliche Beratung ist das neuraxWikiphone Dienstags und Donnerstags von
14.00 bis 17.00 Uhr unter der Nummer
0800 40 22 333 erreichbar.
Nach Informationen der neuraxFoundation
52
Pharmaforum
Ein neuer Mitspieler im NOAK-Orchester
Die neuen direkten oralen Antikoagulantien (NOAK) haben die Antikoagulation
bei Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern oder tiefen Venenthrombosen/
Lungenembolien nicht nur einfacher, sondern auch sicherer gemacht. Mit dem Faktor-Xa-Inhibitor Edoxaban (Lixiana®) steht
jetzt ein neues NOAK zur Verfügung, welches im Vergleich mit einem Vitamin-KAntagonisten bei vergleichbarer Wirksamkeit mehr Sicherheit im Hinblick auf intrazerebrale und schwere Blutungen verspricht. „Dies konnte die Substanz im Rahmen der ENGAGE-TIMI-48-Studie bei Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern
unter Beweis stellen“, sagte Professor An­
dreas Goette, Chefarzt der Kardiologischen
Abteilung im St. Vincenz-Krankenhaus in
Paderborn. Die jährliche Rate an Schlaganfällen und peripheren Embolien lag unter
60 mg Edoxaban einmal täglich bei 1,18 %,
unter Warfarin bei 1,50 %. Doch die Rate
schwerer Blutungen war unter Edoxaban
um 20 % niedriger (2,75 % vs. 3,43 % pro
Jahr).
Bei Patienten mit einer GFR 30 – 50 ml/min
oder einem Körpergewicht ≤ 60 kg oder bei
einer Komedikation mit einem starken
P-Glykoprotein-Inhibitor wurde Edoxaban
in einer niedrigeren Dosis, nämlich 30 mg,
gegeben. „Das relative Risiko für schwere
Blutungen war in dieser Patientengruppe
sogar größer als in der Gruppe ohne Dosisreduktion, und dies bei gleich guter Wirksamkeit“, so Goette.
Ähnlich sind die Ergebnisse der HokusaiVTE-Studie bei Patienten mit tiefer Venenthrombose oder Lungenembolie, wobei die
Patienten flexibel für drei bis zwölf Monate
entweder mit Warfarin oder 60 mg Edoxaban behandelt wurden. Bei der Verhinderung eines symptomatischen Rezidivs erwies sich Edoxaban dem Warfarin nicht
unterlegen, aber das Risiko relevanter Blutungen war signifikant um 19 % niedriger.
„Bei Patienten mit Lungenembolie und
rechtsventrikulärer Dysfunktion war die
Rezidivrate unter Edoxaban aber um fast
50 % niedriger“, so PD Ingo Ahrens, von der
Kardiologischen Universitätsklinik Freiburg
i.Br. – Bad Krozingen.
Dr. Peter Stiefelhagen
Pressekonferenz „Zulassung für Lixiana® –
­Neues orales Antikoagulanz von Daiichi
­Sankyo“, München, 21.7.2015;
Veranstalter: Daiichi Sankyo
Individualisierte Arzneimitteltherapie
Die individuelle genetische Ausstattung
ist entscheidend für die Wirksamkeit und
Sicherheit eines Medikaments. Pharmakogenetische Biomarker bieten die Mög­
lichkeit für mehr Therapiesicherheit bei
Vermeidung von Risiken durch Nebenwirkungen.
„Ob der einzelne Patient auf ein bestimmtes
Medikament so anspricht, wie dies in Studien bei einem großen Patientenkollektiv
dokumentiert wurde, und ob bei ihm Nebenwirkungen auftreten, das wird wesentlich von seiner genetischen Ausstattung
bestimmt“, sagte Professor Theo Dingermann, Goethe-Universität in Frankfurt a. M.
Sowohl ererbte als auch erworbene Varia­
tionen, die bei der Gabe eines Medikaments
von Bedeutung sind, könnten heute mittels
genetischer Biomarker erkannt werden.
Antidepressiva werden über Cytochromenzyme metabolisiert, deren Aktivität individuell sehr unterschiedlich ist. Die daraus
resultierende individuell variierende Pharmakokinetik erklärt, warum eine Substanz
bei einem Patienten gar nicht, eine andere
dagegen sehr gut wirkt. „Ursächlich dürfte
ein gestörter Metabolismus über das Cytochromsystem eine wichtige Rolle spielen,
wobei auch Interaktionen mit anderen
Medikamenten hineinspielen“, so Professor
Peter Grützmacher, Chefarzt der nephrologischen Abteilung am Agaplesion Markus
Krankenhaus in Frankfurt a. M. Mit dem
jetzt verfügbaren DNA-Test von STADA Diagnostik kann der Metabolisierungstyp vor
Therapiebeginn erfasst werden, was die
Auswahl und Durchführung einer Therapie
mit Antidepressiva wesentlich vereinfacht
und sicherer macht.
Dr. Peter Stiefelhagen
„Stellenwert, Möglichkeiten und Herausforderungen der stratifizierten ­Therapie in der ärzt­
lichen Praxis“, DGIM-Kongress, Wiesbaden,
19.4.2015. Veranstalter: STADA Arzneimittel
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Pharmaforum
MS – bestmögliche Krankheitskontrolle als Therapieziel
Die Ziele in der Therapie der Multiplen
Sklerose (MS) haben sich im Laufe der Zeit
gewandelt. War man bis vor wenigen Jahren noch froh, eine Reduktion der Schub­
rate und der Behinderungsprogression zu
erreichen, steht heutzutage eine Stabilisierung der Erkrankung im Fokus.
Zwar sei es noch ein weiter Weg bis zur
Verbesserung der Behinderung oder gar
einer Heilung, sagte Professor Heinz Wiendl
vom Universitätsklinikum Münster, aber
„wir werden extrem viel anspruchsvoller was
wir von einer Therapie erwarten“. Ziel sei
heute eine bestmögliche Krankheitskontrolle, mit anderen Worten: Freiheit von
Krankheitsaktivität, auch bezeichnet als
NEDA (No Evidence of Disease Activity).
Darunter verstand man bislang (NEDA-3):
keine feststellbare Krankheitsaktivität bezüglich Schüben, anhaltender Behinderungsprogression und MRT-Aktivität (neue/
vergrößerte T2-Läsionen, Gd+-Läsionen).
NEDA-3 erfasst damit hauptsächlich inflammatorische und fokale Krankheitsaktivität, nicht erfasst werden diffuse Prozesse
wie die Hirnatrophie. Diese spielt aber eine
nicht unerhebliche Rolle für den Erkrankungsverlauf, insbesondere die kognitive
Performance, sagte Wiendl mit Verweis auf
eine wegweisende Arbeit von Sormani et al.
[Ann Neurol 2014; 75 (1): 43 – 9]. Diese hatte
gezeigt, dass die kombinierte Berücksichtigung von Läsionen und Hirnatrophie die
Behinderungsprogression besser vorhersagen kann als einer der beiden Parameter
allein. Es mache also Sinn, die Hirnatrophie
…versus Placebo bei vorbehandelten
Patienten mit hoher Krankheitsaktivität* 2)
OR = 1,93
p < 0,0001
25
20
15
16,7
10
5
0
IFNβ-1a i.m.
(n = 383)
OR = 6,35
p < 0,0001
25
27,9
Fingolimod 0,5 mg
(n = 387)
Anteil an Patienten, die NEDA-4Status erreichen (%)
30
Anteil an Patienten, die NEDA-4Status erreichen (%)
Nach Postern Montalban P4.001, De Stefano P3.246, AAN 2015
…versus IFNβ-1a i.m.1)
20
20,5
15
10
5
3,9
0
Placebo
(n = 229)
Fingolimod 0,5mg
(n = 218)
*Definiert als 1) einer gleichen oder höheren Anzahl an Schüben im Jahr vor der Studie oder 2) ≥1 Schub im Jahr vor der Studie und
≥1 Gd+-Läsionen oder ≥9 T2-Läsionen bei Baseline
Abb. 1: Potenzial von Fingolimod, NEDA-4 zu erreichen.
in das NEDA-Konzept aufzunehmen (NEDA4). Als pathologisch wird einer neueren Arbeit zufolge ein Volumenverlust von mehr
als 0,4 % pro Jahr angesehen [De Stefano N
et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2015;
online first; doi:10.1136/jnnp-2014-30903].
Das Potenzial von Fingolimod (Gilenya®) für
NEDA-4 verdeutliche Professor Ralf Linker
vom Universitätsklinikum Erlangen anhand
der Post-hoc-Analyse der Studien TRANSFORMS sowie FREDOMS und FREEDOMS II,
die auf dem diesjährigen AAN-Kongress in
Washington vorgestellt worden waren
[Montalban X et al. P4.001; De Stefano N et
al. P3.246; AAN 2015]. Demnach hatten Patienten unter 0,5 mg/d Fingolimod nach
zwei Jahren im Vergleich zu Placebo eine
mehr als sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit NEDA 4 zu erreichen (Odds Ratio: 6,35,
95 %-KI: 3,02 – 13,35; p < 0,0001). Im Vergleich zu Interferon-beta 1a i. m. war die
Wahrscheinlichkeit nach einem Jahr fast
zweimal so hoch (Odds Ratio: 1,93; p <
0,0001). Eine aktuelle Auswertung einer
großen Kohorte von Patienten aus den genannten Studien zeigt zudem, dass Fingolimod nicht nur die Hirnatrophie reduzierte,
sondern sich auch positiv auf die Kognition
auswirkte. Denn über einen Zeitraum von
zwei Jahren konnte Fingolimod die kognitive Leistungsfähigkeit, ermittelt anhand des
PASAT (Paced Auditory Serial Addition Test),
signifikant günstig beeinflussen [Sormani
MP et al. AAN P7.284]. Dr. Gunter Freese
Pressegespräch „MS-Therapie 4U – Status quo
und Ausblick nach 4 Jahren Gilenya®“ Berlin,
22.6.2015; Veranstalter: Novartis Pharma
Parkinson-Begleittherapie kontrolliert motorische Symptome
Mit Safinamid (Xadago®) steht ein neuer
Therapieansatz zur Verfügung, der direkt
auf motorische Komplikationen bei Patienten mit Morbus Parkinson zielt. Das alphaAminoamid steigert die dopaminerge Verfügbarkeit im synaptischen Spalt, indem es
selektiv und reversibel die Monoaminooxidase (MAO-B) hemmt; zusätzlich reguliert
es die pathologisch gesteigerte Glutamatfreisetzung durch aktivitätsabhängige
Blockade der Natrium- und Kalziumkanäle.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Damit verbessert sich die Beweglichkeit der
Patienten signifikant, wie die zulassungsrelevanten Studien 016 [Borgohain R et al.,
Mov Disord 2014; 29: 229 – 37], 018 [Borgohain R et al., Mov Disord 2014; 29: 1273 – 80]
und SETTLE [Schapira AH et al., Poster N. 424,
17th International Congress of Parkinson’s
Disease and Movement Disorders, Sydney,
2013] an über 1.200 Patienten gezeigt haben. In Studie 016 verlängerte Safinamid (50
und 100 mg) bei stabil auf Levodopa einge-
stellten Patienten die tägliche On-Zeit von
9,5 Stunden zur Baseline auf 11,0 Stunden
in Woche 24. Die Off-Zeit verkürzte sich von
5,2 Stunden auf 3,8 Stunden. Die Unterschiede in den On-/Off-Zeiten waren im
Vergleich zu Placebo in beiden Dosierungen
ab der vierten Woche signifikant. In Studie
018, der Verlängerung der Studie 016, blieb
der Effekt der Therapie mit Safinamid als
Zusatztherapie über insgesamt zwei Jahre
erhalten. „Ein Vorteil, der bisher nicht ge-
53
Pharmaforum
zeigt werden konnte“, sagte Professor Heinz
Reichmann, Universitätsklinikum Dresden.
In der 24-wöchigen Studie SETTLE (Safinamide Treatment as add-on to Levodopa in
idiopathic Parkinson’s Disease with motor
fluctuations) verlängerte Safinamid bei stabil auf L-Dopa eingestellten Patienten die
On-Zeit von 9,3 auf 10,7 Stunden (Placebo
von 9,1 auf 9,6 Stunden). Die gegenüber
Placebo signifikante Zunahme zeigte sich
bereits ab der zweiten Woche und blieb
während der gesamten Studie erhalten.
Darüber hinaus verbesserte die Add-onTherapie die tägliche Off-Zeit, die Motorik
und die Lebensqualität der Patienten.
Safinamid ist seit Mai 2015 zugelassen als
Begleittherapie zu Levodopa oder Dopaminagonisten bei Parkinson-Patienten im
mittleren bis späten Stadium mit Fluktua­
tionen. Das Medikament wird einmal täglich oral eingenommen.
Michael Koczorek
Media Tutorial „Living with Parkinson’s Disease:
keep your time for widening the perspective“,
1. EAN-Kongress, Berlin, 22.6.2015;
Veranstalter: Zambon
Philipp Grätzel
Stressbedingte Symptome wirksam behandeln.
Adaptogene Effekte eines pflanzlichen Arznei­
mittels, Berlin, 6.5.2015
Veranstalter: Schaper & Brümmer
ADHS bei Kindern: Verhaltenstherapie plus Pharmakotherapie –
und was noch?
Bei der Behandlung der ADHS ist eine
multimodale Therapie gefordert. Unbestritten sind dabei die Effektstärken medikamentöser Therapien. Sie hängen jedoch
von der Adhärenz ab, so Professor Michael
Huss, Mainz. Die wird unter anderem beeinflusst von unzureichender oder unerwünschter Wirkung, Angst vor Stigmatisierung, Komorbiditäten und jugendlichem
Oppositionsverhalten. Bei „immediate release-Präparaten“, die auch während der
Unterrichtszeit genommen werden müssen,
ist die Angst vor Stigmatisierung größer
und die Adhärenz folglich geringer als bei
54
„extended-release-Präparaten“. So erzielten
laut einer Metaanalyse [Gajria K et al. Neuropsychiatr Dis Treat 2014; 10: 1543 – 69] retardierte Stimulanzien die höchsten Adhärenzwerte.
Als weiterer Bestandteil eines multimodalen
Ansatzes ist die Verhaltenstherapie etabliert.
Doch welche alternativen Therapien zeigen
noch überzeugende Effekte? Professor
Martin Holtmann, LWL-Universitätsklinik
Hamm der Ruhr Universität Bochum, berichtete über aktuelle Studien und Metaanalysen zur nicht medikamentösen Therapie.
Das kognitive Training zeigt nach einer Me-
taanalyse [Cortese S et al. J Am Acad Child
Adolesc Psychiatry 2015; 54: 164–74] zwar
positive Effekte auf die Exekutivfunktionen
und das Arbeitsgedächtnis, nicht aber auf
die ADHS-Kernsymptome und die Schulleistungen. Auch beim Neurofeedback konnte
in einer Metaanalyse kein Effekt auf die
ADHS-Kernsymptomatik festgestellt werden
[Holtmann M et al. Child Adolesc Psychiatr
Clin N Am 2014; 23: 789–806]. Eine Verbesserung in der Aufmerksamkeit war abhängig
von der Anzahl der Sitzungen. Die Ansprechrate generell scheint abhängig zu
sein von der Alpha-Tätigkeit im EEG-Profil
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Fo to lia .co m
Gesamteinschätzung.
„Bei diesen
und einigen
weiteren
Messinstrumenten waren die
Verbesserungen
schon ab dem siebten Behandlungstag
statistisch signifikant“, so Kasper. Für den
Einsatz im Alltag empfahl er die phytotherapeutische Behandlung vor allem in frühen
Stadien der Belastung. Diese Phasen sind
gekennzeichnet durch ein Überforderungsgefühl und durch körperliche Symptome,
die den manifesten Burnout ankündigen
können.
er /
wächse (Crassulaceae). der in arktischen
und subarktischen Hochgebirgslagen vorkommt. Der Rosenwurz-Spezialextrakt WS®
1375 (Vitango®) wird aus dem Wurzelstock
der Pflanze gewonnen. Hauptinhaltsstoffe
sind Rosavine, die als pflanzliche Adaptogene wirken: Sie unterstützen den Organismus
bei der Anpassung an interne und externe
Stressfaktoren, indem sie Körperfunktionen
normalisieren und die Widerstandsfähigkeit
gegen Stress erhöhen.
In einer klinischen Studie konnte Vitango®
in einer Dosierung von 2 x täglich 200 mg
(morgens und mittags) Burnout-Symptome
bei insgesamt 112 Patienten effektiv lindern
(Kasper S et al; DGPPN 2014; Poster P-31). In
der auf zwölf Wochen angelegten, offenen,
einarmigen Multicenterstudie kam es zu
klinisch relevanten Verbesserung fast aller
Zielparameter, darunter numerische Analogskalen für subjektive Stresssymptome,
Burnout-Screening Skala II sowie klinische
em
Daten der Deutschen Angestellten
Krankenkasse (DAK) zeigen einen erneuten
Anstieg psychisch bedingter Fehltage im
Jahr 2014 um 11,5 %. Ein erheblicher Teil
davon dürfte auf stressbedingte Störungen
zurückgehen, sagte PD Dr. Volker Busch von
der Abteilung Psychosoziale Schmerz- und
Stressforschung an der Universität Regensburg. Zu den Risikogruppen gehören
Menschen in belastenden Berufen, aber
auch Angehörige der „Sandwich-Generation“, die sowohl Kinder als auch pflegebedürftige Eltern zu versorgen haben. Pflanzliche Arzneimittel sind eine Möglichkeit,
Stress zu lindern und die Stressresistenz zu
erhöhen. Professor Siegfried Kasper von der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Medizinischen Universität Wien berichtete über aktuelle Studienergebnisse zum
Einsatz eines Rosenwurzextrakts.
Der Rosenwurz (Rhodiola rosea) ist eine
Pflanzenart der Familie der Dickblattge-
©©
Phytotherapie für die Sandwich-Generation
Pharmaforum
vor Trainingsbeginn. Neurofeedback wirkt
über die Aktivierung des Belohnungssystems, und dieses ist bei Kindern mit ADHS
unteraktiv, erklärte Holtmann.
Eine weitere Metaanalyse [Sonuga-Barke EJ
et al. Am J Psychiatry 2013; 170: 275–89]
prüfte die Effektstärken von unterschiedlichsten Ansätzen wie Ernährungsumstellung/Diät/Nahrungsergänzungsmittel,
Homöopathie, Chiropraktik, Ergotherapie,
Akupunktur, Motopädie und Elterntraining.
Wenn überhaupt, so war hier nur ein geringer Effekt auf einzelne Symptome zu verzeichnen, in der Regel jedoch nicht auf die
Kernsymptomatik. Einen geringen Effekt
auf die ADHS-Symptomatik durch Supplementation mit freien Fettsäuren räumte
Holtmann ein, kommentierte jedoch: „Bevor die Diätassistentin zum Einsatz kommt,
wäre es sinnvoller, für regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten zu sorgen. Viele Familien
haben keinen Esstisch mehr!“
Beide Experten stimmten überein, dass es
keine „one size fits all“-Therapie geben
kann. Die Herausforderung besteht darin
herauszufinden, welche Kinder und welche
individuellen Zielsymptome angesprochen
werden müssen. Testverfahren sollten verstärkt nicht nur zur Diagnosestellung eingesetzt werden, sondern auch um Hinweise
auf Stärken und Schwächen der Kinder zu
erhalten und dann entsprechend angepasste Therapie einzusetzen.
Für die Pharmakotherapie im Rahmen einer
multimodalen Behandlung bietet das von
Medice angebotene Bausteinsystem verschiedener Dosierungen von Methylphenidat (Medikinet® und Medikinet® retard) sowie Dexamfetamin (Attentin®) vielfältige
Möglichkeiten zur individuellen FeineinstelDr. Carin Szostecki
lung.
Lunchsymposium „Optimierte Therapiemodule“, im Rahmen des DGKJP-Kongresses 2015,
München, 5.3.2015; Veranstalter: Medice
MS-Therapie: Vielversprechende 5-Jahres-Daten
Der monoklonale Anti-CD52-Antikörper
Alemtuzumab (Lemtrada®) hat sich in Zulassungsstudien als signifikant überlegen gegenüber hochdosiertem Interferon(IFN)beta 1a erwiesen. Professor Jörg Berrou­
schot, Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivtherapie, Klinikum Altenburger
Land, stellte nun Langzeitdaten der Studien
vor, die den anhaltenden Effekt der Substanz auf Schübe und Behinderung zeigen.
Alemtuzumab sollte bereits früh bei aktiver
MS eingesetzt werden, die Zeit der langsamen Eskalation sei vorbei, so Berrouschot.
In der Verlängerung der Phase-II-Studie
CAMMS223 waren nach fünf Jahren 68 %
der Patienten schub- und 84 % progressionsfrei (vs. 41 % und 62 % unter IFN) (Abb.
1). 53 % verbesserten sich in der Expanded
Disease Status Scale (EDSS) im Vergleich
zum Ausgangswert (vs. 26 %) [Coles AJ et
al., Neurology 2012; 78: 1069 – 78]. Die
4-Jahres-Daten der Zulassungsstudien
CARE-MS I und II zeigten eine Reduktion
der jährlichen Schubrate um 55 % und 49 %
[Coles AJ et al., Poster ECTRIMS 2014, Boston, P090; Hartung HP et al., Poster ECTRIMS 2014, Boston, P043]. Nach vier Jahren
lag die Rate bei 0,14 und 0,23 Schüben pro
Jahr. Der Behinderungsgrad blieb bei 74 %
und 66 % stabil oder verbesserte sich ge-
100
IFNβ-1a s.c. 44 µg
Alemtuzumab 12 mg
84,0
Anteil der Patienten (%)
Mod. nach Coles AJ et al., Neurology 2012; 78: 1069 – 78
80
68,0
62,0
60
53,2
41,0
40
25,6
20
0
Verbesserung der EDSS
über 5 Jahre
Progressionsfrei
über 5 Jahre
Schubfrei
über 5 Jahre
Abb 1: Verlängerung der Studie CAMMS223: Nach fünf Jahren waren unter Alemtuzumab
68 % der Patienten schubfrei, 84 % progressionsfrei und 53 % verbesserten sich in der
­Expanded Disease Status Scale (EDSS) im Vergleich zum Ausgangswert.
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) genüber Baseline. Etwa 70 % der Patienten
wiesen keine MRT-Aktivität mit Hinweis auf
eine akute Entzündung auf, definiert als
Gd-aufnehmende Läsionen oder neue oder
sich vergrößernde T2-hyperintense Läsionen. Die Hirnatrophie war nach zwei Jahren
gegenüber der Vergleichsgruppe um signifikante 42 % und 24 % geringer. Dabei nahm
die mediane jährliche Hirnatrophierate mit
der Zeit progressiv ab, so Berrouschot. Eine
Langzeitbeobachtung zu Alemtuzumab
von 87 MS-Patienten, die im Median sieben
Jahre erfasst (36 bis 144 Monate), zeigte,
dass 33 % eine dritte, 8 % eine vierte und 1 %
eine fünfte Behandlungsphase mit dem
Antikörper erhielten [Tuohy O et al., J Neurol
Neurosurg Psychiatry 2015; 86: 208 – 15].
Dabei blieb die Schubrate über den gesamten Zeitraum niedrig (0,16) und die mittleren EDSS-Werte blieben im Mittel unter
dem Ausgangswert.
Als häufigste Nebenwirkungen traten in
den Studien Infusionsreaktionen, Infektionen und Schilddrüsenerkrankungen auf,
die jedoch mild bis moderat ausgeprägt
waren und gut behandelbar sind. Seltener
sind idiopathische thrombozytopenische
Purpura (ITP, etwa 1 %) und Nephropathien
(0,3 %), die durch Kontrolluntersuchungen
bis 48 Monate nach der letzten Infusion in
der Regel frühzeitig zu erkennen und behandelbar sind.
Michael Koczorek
Dinner Lecture „Lemtrada® – langfristige
Ziele der modernen MS-Therapie“,
1. EAN-Kongress, Berlin, 22.6.2015;
Veranstalter: Genzyme
55
Journal
Ein Fall von Nekrophilie
Jacques Chessex‘ Roman
„Der Vampir von Ropraz“
Obgleich im deutschsprachigen Raum sieben Romane des
Schweizer Schriftstellers Jacques Chessex in sehr guten Übersetzungen erhältlich sind, ist dieser Autor hierzulande so gut
wie unbekannt. Dabei entgeht ein geradezu unheimlich
schauriger Lesegenuss, wenn Chessex beispielsweise durch
kurze und aussagestarke Sätze das Klima der Angst und des
Wahnsinns, der verhockten Örtlichkeiten und der schweinefleischverzehrenden Menschen schildert.
©© Lucianus / Gesina Ottner / Fotolia.com
J
ürg Altwegg, Schweizer Korrespondent der FAZ, schreibt über den Tod
von Jacques Chessex am 9. Oktober
2009: „Ein Arzt und Vater von zwei Kindern ergriff das Wort und warf Chessex
vor, er habe ihm einen Brief geschrieben,
den dieser nicht beantwortet habe.“ Darin ging es um die Verhaftung von Roman Polanski. Der Arzt sagt: „Jetzt stehe
ich vor Ihnen, und Sie können sich mir
nicht entziehen. Mit Ihren Worten sind
Sie zum Komplizen eines Verbrechers geworden.“ In Yverdon geht es an diesem
Abend aber nicht um Polanski, sondern
um die Bühnenfassung von Jacques
Chessex’ Roman über die Beichte eines
sündigen Pfarrers. Beim Erscheinen vor
mehr als dreißig Jahren gab es im kantonalen Parlament einen Vorstoß mit dem
Ziel, ihm den Beruf als Lehrer zu verbieten. Altwegg berichtet: „Ruhig tritt der
fünfundsiebzig Jahre alte Dichter seinem
56
Kritiker entgegen, bis auf zwei Meter. Er
kann mit Worten ungemein schlagfertig
umgehen. „Dieser Allgemeinpraktiker
verallgemeinert zu sehr“, antwortet
Chessex dem Publikum. Er hat Erfahrung mit dem Volkszorn. Sein Buch über
einem in seinem Heimatdorf Payerne
von Nazi-Sympathisanten ermordeten
jüdischen Viehhändler hat ihm Todesdrohungen eingebracht. (…) „Ich verurteile jegliche Pädophilie“, versichert
Chessex dem Publikum (…). Dann will
der Schriftsteller das Thema wechseln:
„Pour enchaîner (…).“ – es sind seine
letzten Worte. Jacques Chessex bricht zusammen. Man ruft nach dem Arzt, doch
der ist nach seiner Verbalattacke geflüchtet. Voller Ehrfurcht und Würde verlassen die Besucher die öffentliche Bibliothek. Chessex bleibt allein mit seiner
langjährigen Lebensgefährtin, die einst
seine Schülerin war. Der Notfalldienst
kommt zu spät.“ Ein Tod wie der Molières im Jahre 1673.
Wer war Jacques Chessex?
Als der Westschweizer Schriftsteller Jacques Chessex am 9. Oktober 2009 in der
Stadtbibliothek von Yverdon-les-Bains
im Alter von 75 Jahren tot zusammen
brach, verlor die Romandie einen ihrer
bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart. Der Sohn eines Altphilologen hatte eine komplizierte, konfliktreiche
Kindheit und Jugend, die im Suizid des
Vaters 1956 ihren traumatischen Höhepunkt fand. Nach dem Studium der Literatur- und Kunstgeschichte war Chessex in Lausanne als Gymnasiallehrer tätig und machte sich zunächst mit Lyrik
und später mit Prosa im gesamten französischen Sprachraum einen Namen. Internationale Anerkennung gelang dem
Schriftsteller 1973 mit seinem Roman
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Journal
56 Psychopathologie in
Kunst & Literatur
„Der Vampir von Ropraz“ von
Jacques Chessex
In Ropraz, auf dem kleinen Dorffriedhof, war das Grab, in dem Rosa
Gilliéron nicht in Frieden ruhen durfte. Mit der Schändung ihrer Leiche
nimmt die wahre Geschichte des
Vampirs ihren Anfang.
„L‘ogre“ (dt.: „Der Kinderfresser“, 2005),
ein stark autobiografisch geprägtes Werk
über eine Vater-Sohn-Beziehung, für das
Chessex als erster Nicht-Franzose und
als bisher einziger Schweizer den bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs, den
Prix Goncourt, erhielt. Die NZZ (vom
10. Oktober 2009) würdigte in ihrem
Nachruf den sinnlichen Realismus in
Chessex‘ Stil, „durchsetzt mit barocken
und metaphysischen Bildern“. Besondere Beachtung fand das 2008 erschienene
Buch „Pardon mère“, in dem er seiner
2001 verstorbenen Mutter gedenkt und
sich bei ihr entschuldigt. Für außergewöhnlich großes Aufsehen und hitzige
Debatten sorgte Chessex‘ letztes Werk
„Un juif pour l‘exemple“ (2009; dt.: „Ein
Jude als Exempel“, 2010). Darin erzählt
der Autor auf höchst eindringliche Weise den sogenannten Judenmord von Payerne, die wahre Geschichte des 1942 ermordeten jüdischen Viehhändlers Arthur Bloch und greift das immer noch
tabuisierte Thema des Schweizer Antisemitismus auf exemplarische Weise auf.
Chessex wohnte seit den siebziger Jahren in waadtländischen Ropraz, weshalb
er auch als „Eremit von Ropraz“ bezeichnet wurde. Wenig bekannt war lange
Zeit, dass er auch immer ein leidenschaftlicher Maler war. Altwegg schreibt
in der FAZ: „So wurde in der Schweiz
noch nie um einen Dichter getrauert,
auch nicht um Dürrenmatt“ Und: „Die
Waadtländer hassten und verklärten
ihn. Hunderte kamen zum Begräbnis in
die Lausanner Kathedrale.“
Nekrophilie
Nekrophilie ist zweifellos eine bizarre
Störung. Die Psychiatrie versteht darunter eine auf Leichen gerichtete Sexualpräferenz. Im ICD-10 wird sie unter „SonsNeuroTransmitter 2015; 26 (10) tigen Störungen der Sexualpräferenz“ als
„Paraphilie“ klassifiziert (F65.8). Der Begriff „Nekrophilie“ ist ein Neologismus
aus der „Psychopathologia Sexualis“ von
Richard von Krafft-Ebing (1886). Die Liste der künstlerischen Thematisierung der
Nekrophilie ist lang und reicht von der
„Schwarzen (oder Schauer-) Romantik“
bis in die Gegenwart, von Howard Philipps Lovecrafts Erzählung „Die geliebten
Toten“ (1924) bis zu Alfred Hitchcocks
Film „Vertigo“ (1958) und Francois
Truffauts „Das grüne Zimmer“ (1978).
In seinem Werk „Anatomie der
menschlichen Destruktivität“ (1974) versucht Erich Fromm eine Analyse der Nekrophilie und interpretiert Adolf Hitler
als „klinischen Fall von Nekrophilie“.
Fromm deutet Nekrophilie als eine Art
„Charakterorientierung“ und sieht diese
in Opposition zu den biophilen, lebensbejahenden Kräften des Menschen, die
allerdings angesichts der allgemeinen
Destruktivität des modernen Sozialcharakters mit der zunehmenden Tendenz
zur Zerstörung zu kämpfen haben. Insofern erweise sich die Nekrophilie im Sinne Fromms als Merkmal vor allem westlicher Zivilisation.
Der Vampir von Ropraz
Für Altwegg liest sich die schauerliche
Geschichte von Chessex in ihrer dichten
Kürze, die in Frankreich eine Auflage
von über 80.000 Exemplaren erreicht hat,
wie ein Konzentrat früherer Romane des
Schriftstellers und dessen Obsessionen:
„Doch diese Geschichte eines Leichenschänders hätte sich selbst ein Jacques
Chessex nicht ausdenken können – er
fand den Stoff im wirklichen Leben. Im
Dorf, in dem er seit drei Jahrzehnten
beim Friedhof wohnt. Hier war das Grab,
in dem Rosa Gilliéron nicht in Frieden
60 NeurotransmitterGalerie
Die Marginalien der Kunst
„Für meine Drucke benutze ich die
unerwarteten, beinahe zufälligen
Arbeiten, die in meinem Skizzenbuch
entstehen“, sagt die Lithografin
Catherine Hiley und macht neugierig.
In Ihr Skizzenbuch möchten Sie
schauen ...
ruhen durfte. Mit der Schändung ihrer
Leiche nimmt die wahre Geschichte des
Vampirs ihren Anfang. Sie spielt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.“
Chessex besticht durch seine kurzen
und aussagestarken Sätze, in denen er
das Klima der Angst und des Wahnsinns, der verhockten Örtlichkeiten und
der schweinefleischverzehrenden Menschen schildert. Es ist ein bewährtes
Mittel der Erzählstrategie, Zeit und Ort
des Geschehens, gewissermaßen das Setting, entsprechend einzuführen, um
beim Leser die erwünschte Rezeptionshaltung zu erzeugen:
„Ropraz im waadtländischen Haut-Jorat, 1903. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts
ein Land der Wölfe und der Abgeschiedenheit (…), enge Dörfer mit geduckten
Behausungen. Neue Ideen dringen nicht
bis hierher, die Tradition lastet schwer,
moderne Hygiene ist unbekannt. Geiz,
Grausamkeit, Aberglaube, es ist nicht
weit nach Freiburg, wo die Hexerei üppig
sprießt (…). Nachts spricht man Gebete
zur Geisterbeschwörung oder Teufelsaustreibung. Man ist protestantisch bis
auf die Knochen, bekreuzigt sich aber,
wenn die vom Nebel gezeichneten Ungeheuer auftauchen (…). In Ropraz wird
nicht gelacht (…), man hat nur, was man
der Erde abringt, also so gut wie nichts
(…). Man begnügt sich mit Schwein und
isst so viel davon, auf alle erdenklichen
Arten, geräuchert, abgeschwartet, gehackt, gepökelt, dass man ihm zuletzt
ähnlich sieht, rosa Gesicht, geröteter
Kopf, fern der Welt, in schwarzen Talgründen und Wäldern (…). Man verbarrikadiert sich in seinem Schädel, seinem
Schlaf, seinem Herzen, seinen Sinnen,
man riegelt sich ein auf seinem Hof, mit
bereitliegendem Gewehr, zerquälter und
ausgehungerter Seele (…). Noch heute
57
Journal
findet man auf Dachböden, in Schuppen
Zauberbücher und Absudrezepte aus
Menstruationsblut, Erbrochenem, Krötenschleim und zerstampfter Viper (…).
Der Wahnsinn geht um.“ Hier also geschieht es: „Im Februar 1903 wird das
Grab von Rosa Gilliéron aufgebrochen
und ihr frischer Leichnam missbraucht,
zerstückelt, aufgegessen. Es kommt zu
zwei weiteren Fällen, die der Autor mit
kruden Worten beschreibt – stilistisch
steht Chessex in der Tradition von Naturalismus und Realismus. Die Kunde
von den unglaublichen Ereignissen geht
um die Welt. In Ropraz und Umgebung
lösen sie eine Welle der Verdächtigungen
aus, aber auch kollektive Erregung und
gieriges Erschauern. Der tumbe Knecht
Favez wird verhaftet. Dass er der Vampir
ist, steht nicht zweifelsfrei fest.“
Favez wird beim Schänden von Tieren
im Stall beobachtet, festgenommen und
psychiatrisch untersucht. Bei dieser Gelegenheit erfährt der Leser etwas von der
Biografie des sogenannten Vampirs. Bei
der Festnahme ist er 21 Jahre alt, wirkt
aber doppelt so alt, hat einen „seltsamen
Körper, fliehende Stirn“, gilt als lasterhaft
und wortkarg. Aufgewachsen ist er „in
benachteiligten Verhältnissen, wo Alkohol, Inzest und Analphabetismus atavistische Plagen sind“. Mit drei Jahren wird
er seiner erbärmlichen Familie weggenommen, einem Paar anvertraut, das ihn
gemeinsam mehrfach sexuell schwer
missbraucht und misshandelt, bis er bei
einer Kaufmannsfamilie untergebracht
wird. Er ist sehr kräftig, besonders gut
entwickelt, wird von Wutanfällen gepackt, wird früh zum Alkoholiker, klaut,
hat wenig Umgang, weicht den Mädchen
aus, spricht so wenig, dass man ihn für
stumm halten könnte, und er leidet unter
„Abwesenheiten“. All das fließt in das
Gutachten des Lausanner PsychiatrieProfessors Albert Mahaim (1867 – 1925)
ein, dem Gründer der fortschrittlichen
Anstalt von Cery, die einen Pavillon für
Geriatrie hat und einen Musterbauernhof mit Obstgärten, Gemüseanbau, Hühnerhof, sogar Großviehzucht – alles unter
Anleitung von Ärzten und Vorarbeitern.
Cery „ist das Irrenhaus mit dem hohen
Kamin, die Anstalt. Du heulst, du rollst
dich am Boden? Nach Cery! Du verfehlst
deinen Selbstmord, bist am Trübsalblasen, vertrinkst den Zahltag, kannst dich
58
Psychopathologie in Kunst & Literatur
nicht mehr auffangen? Nach Cery, nach
Cery, nach Cery! Das ist die Drohung, die
über allen Waadtländern schwebt: die
Versenkung, die Vergessenheit, in die
dich die Unterschrift des Arztes, ein Polizeirapport oder die Anzeige irgendeiner
Schlampe bringen kann für lange Zeit“,
schreibt Chessex in seiner Erzählung
„Säbel und Gewehr“ aus dem Zyklus „Leben und Sterben im Waadtland“.
Der belgische Arzt Albert Mahaim
wurde berühmt durch seine Schrift „Verbrechen und konstitutionelle Seelenabnormitäten. Die soziale Plage der Gleichgewichtslosen im Verhältnis zu ihrer
verminderten Verantwortlichkeit“, die
er zusammen mit Auguste-Henri Forel
(1848 – 1931) 1902 verfasst hat. Mahaim
erkennt: Favez ist nicht das Ungeheuer,
für das man ihn hält. Er ist körperlich
wegen einer verwachsenen Schulter
nicht in der Lage, Leichen zu zerstückeln. Sein Taschenmesser ist rostig und
ohne jede Blutspur. Er hat stets rotunterlaufene „Vampiraugen“, als „würde ihm
das Tageslicht wehtun“, sowie ungewöhnlich lange spitze Zähne. Aber er ist
gänzlich unfähig, ganz gleich welches
Fleisch auseinanderzuschneiden.
In seinem Kerker plagen den Gefangenen schreckliche Kindheitserinnerungen von Hunger, Schlägen, schwerem sexuellem Missbrauch: „All diese Jahre,
gekreuzigt durch Gehässigkeit, Sperma,
Schleim der hemmungslosen Bestien.“
Mahaim aber vermerkt: „In diesen Einöden wird das Symptom des Vampirs so
lange andauern, wie diese Gesellschaft
Opfer des primitiven Drecks ist: Schmutz
der Körper, Promiskuität, Abgeschiedenheit, Alkohol, Inzest und Aberglaube, von denen das Land verseucht ist und
die noch andere Brutstätten sexuellen
Missbrauchs und gnadenlosen Grauens
hervorbringen werden.“ Mit solchen Sätzen macht sich der Autor in der Schweiz
nicht nur Freunde.
Im Leben des Favez wird es noch eine
zweite „Intervention“ geben, die rätselhaft bleiben wird und die auch der Erzähler nicht gänzlich auflöst: Eine fremde, geheimnisvolle weiße Dame besticht
die Wärter und besucht den Gefangenen, umschlingt ihn, klammert sich an
ihn, wirft sich auf ihn unter Stöhnen, Röcheln und Wimmern, später befriedigt
sie ihn. Kaum frei, streunt Favez umher,
bis er schließlich die Witwe Dubois vergewaltigt und auf frischer Tat ertappt
wird. Dank des Arztes, der sich weiterhin für ihn interessiert, kommt er nicht
ins Gefängnis, sondern in die neu gegründete Irrenanstalt von Lausanne.“
Chessex greift auf Erfahrungen seiner
Kindheit und Jugend zurück, wechselt
die Erzählperspektive zwischen Erzähler
und kollektivem „Wir“: Für die Untat
und deren Überhöhung greift der Autor
zu einem Kunstgriff: Nach zwölf Jahren
guter Führung in der Anstalt kommt Favez auf einen Bauernhof. Von dort gelingt ihm die Flucht, und er geht in die
Fremdenlegion. Hier trifft er auf den
Dichter und Landsmann Blaise Cendrars, der im Dienst für Frankreichs Armee bekanntlich seinen Arm verlor.
Cendrars macht aus dem helvetischen
Kampfgefährten seine literarische Figur
„Moravagine“: „Schändung junger Frauen, Favez, Schändung von Gräbern? Kein
Urteil. Legion und Krieg tilgen alles.“
Favez fällt im Ersten Weltkrieg. „Chessex verewigt ihn nicht nur in der Literatur eines anderen, er widmet ihm auch
ein Denkmal. Favez‘ Sarg – das ist die
zweite literarische Freiheit, die sich der
Dichter herausnimmt – gewinnt 1920 bei
der Auslosung des Unbekannten Soldaten. Die Ewige Flamme des Erinnerns in
Paris leuchtet für den Leichenschänder
aus dem Welschland: Unter dem Triumphbogen schlummert Favez, der
Vampir, ‘nur mit einem Auge, denn er
wartet darauf, wieder umzugehen in
kommenden Nächten‘.“
Wie der Autor bei der Verwandlung
seines historischen Materials verfährt,
um Illusion und Fiktionsräume zu erzeugen, sie aber zugleich auch zu brechen, zeigt allein die Vorbemerkung zu
seinem Roman: „Als ich im Mai 1978
nach Ropraz gezogen bin, lag das Grab
von Rosa Gilliéron noch unversehrt in
der Allee des Friedhofs, an dem die Straße zu meinem Haus entlangführt. Es bestand aus einer Sandsteinplatte mit einer
kleinen weißen Marmorsäule, die von
Rosen aus schwarz gewordenem Kupfer
umrankt war und Name sowie Lebensdaten der Toten trug. Die kleine Säule
war nur ein Stumpf, Sinnbild der Kürze
eines tragisch, allzu früh in der Blüte
reinsten Versprechens abgebrochenen
Lebens. Rosas Grab wurde vor zehn JahNeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Psychopathologie in Kunst & Literatur
ren bei der Neugestaltung des Friedhofs
aufgelassen.“
Der Roman „Der Vampir von Ropraz“
ist der erste Teil einer Trilogie, gefolgt
von „Ein Jude als Exempel“ und zuletzt
„Der Schädel des Marquis de Sade“. In
allen drei Werken erweist sich Jacques
Chessex als Meister des Erzählens vom
Leben, Sterben und Schreiben in seiner
Heimat, dem Waadtland. Seine Geschichten handeln, wie Jürg Altwegg zusammenfasst, „von den gesellschaftlichen Konventionen und den unheimlichen sexuellen Sehnsüchten. Sie sind Sit-
Journal
tenbilder aus der Provinz und haben
regelmäßig Anstoß erregt.“ Nicht umsonst hat man ihn den „Flaubert des
Waadtlandes“ genannt. Er ist eine Ent⃞
deckung wert!
Literatur beim Verfasser
AUTOR
Prof. Dr. Gerhard Köpf
Ariboweg 10, 81673 München
E-Mail: [email protected]
Rezensionen
Peter Urban-Halle schwankt in seiner Rezension in der NZZ vom 7. Oktober 2008 zwischen Zustimmung und Kritik. Einerseits erkennt er in der Schauergeschichte das packende und verwirrende Element, andererseits erscheint ihm die Geschichte zu suggestiv und zu fatalistisch. Den
Perspektivwechsel interpretiert der Kritiker als etwas zu einseitiges Psychogramm einer hinterwäldlerischen Gemeinde in Aufruhr, denn am Ende trügen alle die Schuld. Im Vergleich zu E.T.A.
Hoffmann schneidet Chessex deshalb ungünstig ab, weil dieser den Figuren noch eine gewisse
„moralische Freiheit“ zubillige, indes bei Chessex allein die Gesellschaft als solche herhalten müsse.
In der WOZ (Wochenzeitung) vom 9. Oktober 2008 ist Raphael Zehnder begeistert von diesem
„großartigen Schauerroman“, der keine Lösung des Falles präsentiere. Die vom realistischen Erzählen sich allmählich abwendende phantastische Überhöhung zum Ende des Romans findet die besondere Zustimmung des Rezensenten: „Ein entflohener Krimineller, der angebliche Vampir von
Ropraz, ein mutmaßlicher Perverser ist der ‚Unbekannte Soldat‘, dessen der französische Staatspräsident jeden 14. Juli mit einer Kranzniederlegung und feierlichen Erklärungen gedenkt.
Unerhörte Ironie!“ Jacques Chessex habe aus den authentischen Vorkommnissen in knapper,
unaufgeregter Sprache das kraftvolle Bild einer ländlichen Gegend gezeichnet, wo sich alle schon
zu lange und zu gut kennen, wo jeder glaube, alles über seinen Nächsten zu wissen, jeder das
Monster in sich ahne – und insgeheim erleichtert sei, nicht wirklich in die eigenen Abgründe
blicken zu müssen: „Der Böse, ja, das muss der andere sein.“
Florian Jetzlsperger stellt den Roman (in Academicworld.net) in die Tradition von Mary Shelley
und Bram Stokers, aber auch aufgrund der Mischung von Facts und Fiction in die des ‚non-fiktionalen Romans‘ nach Art von Truman Capote: Auf 96 Seiten bringe der Autor den Leser zum Fürchten, vermische dabei Standpunkte, Perspektiven, führe die erotische Motivation des Täters
ebenso ins Feld, wie die perverse Ausübung der Begierden, beschreibe ebenso detailgenau zerschundene Körper wie die Entrüstung und umherschleichende Angst in der Bevölkerung. Fazit:
„‚Der Vampir von Ropraz‘ ist ein grandios erzählter Roman (...). Die 96 Seiten verschlingen sich auf
einen Sitz und hinterlassen Wirkung – wie der bluttrunkene Biss eines Vampirs.“
Katrin Schumacher sieht in ihrer Besprechung im Deutschlandradio vom 18. November 2008
„das ganze Dracula-Inventar in Umlauf gesetzt“. Darin liege das besondere Verdienst von Chessex,
eben nicht den „eleganten Vampir der klassischen literarischen Phantastik bemüht“ zu haben,
sondern die „Mechanismen der Massenhysterie – Gerücht, epidemische Verbreitung, mediales
Lauffeuer“ vorzuführen und damit „ganz nebenbei auch ein Stück Medientheorie“. Auf diese
Weise werde aus einem historischen Kriminalfall „eine Parabel auf die dunkle Seite der modernen
Gesellschaft.“
Die Marginalien
der Kunst
„Das Zeichnen ist der Anfang all meiner Arbeit. Für meine Drucke benutze ich die unerwarteten, beinahe zufälligen Arbeiten, die in meinem Skizzenbuch entstehen. In ihrer Intention und ihrem Ursprung haben diese
Zeichnungen viel gemeinsam mit den Marginalien mittelalterlicher Manuskripte, mit den Kritzeleien und
Entwürfen von Künstlern und Laien, die in der Zeit ihres Entstehens als unwichtig und unseriös empfunden
wurden. Die Magie liegt in diesen unbeobachteten Momenten.“ Mit diesen Worten führt uns die Lithografin
Catherine Hiley auf ihrer Homepage in ihr Werk ein.
Catherine Hiley, „Saving”, Litografie, 40 x 50 cm
60
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Catherine Hiley, „At Night, With Moths“, Lithografie mit
Siebdruck, 50 x 76 cm
Catherine Hiley, „Sandmanns Kinder“, Lithografie mit Siebdruck
56 x 81 cm
M
arginalien in mittelalterlichen Handschriften sind oft
Chimären, Drachen, Mönche, kuriose Gestalten und
allerlei Begebenheiten, die nichts oder nur peripher
mit dem eigentlichen Inhalt der Handschrift zu tun haben und
die Ecken und Ränder der Manuskripte bevölkern. Auch die
Lithografie wird von Kunstschaffenden oft eher als randständige Gattung empfunden, wenn man sich doch stattdessen auf
riesigen Leinwänden oder mit effektheischenden Materialien
austoben kann. Eine Lithografie erfordert jedoch Besinnung
auf das Wesentliche. Einer der ersten Künstler, der sich im großen Stil dieser Ausdrucksform bediente, war Honoré Daumier.
Er verstand es meisterlich, das Zeitgeschehen in der konzentrierten Form von lithografischen Karikaturen wiederzugeben.
Catherine Hiley ist eine englisch-kanadische Künstlerin, die
in Deutschland aufgewachsen ist, in Regensburg, Berlin, London und Vancouver Kunst studiert hat und seit 2008 in Schottland als Mitglied der Edinburgh Printmakers lebt und arbeitet.
Die Zeichnungen ihres Skizzenbuches, auf denen die meisten
ihrer Steindrucke beruhen, sind meist schon sehr kunstfertig
ausgeführt, teils aber auch skizzenhaft. Ein wenig erinnern sie
an Telefonkritzeleien, wie sie der modernen Doodle-Art zugeordnet werden könnten. Ihre „Marginalien“ springen vom Kleinen zum Großen und wieder zurück, führen hinein in das
Reich der Träume und Phantasie, weg vom Rationalen und klar
Strukturierten. Sie gewähren tiefe Einblicke in die unverfälschte Imagination anderer Menschen, sind absolut originell und
beeindrucken durch die starken Kompositionen sowie eine
­eigentümliche Konzentriertheit und klare Bildersprache.
Hileys Kunst gibt Gelegenheit, innezuhalten, über uns in der
Welt und die Welt um uns nachzudenken. Sie stellt Sehgewohnheiten infrage und ebenso unsere Maßstäbe. Manchmal ist die
Erinnerung an ein längst vergessen geglaubtes Lied aus der
Kindheit eben wichtiger als ein erfolgreiches Meeting im Job.
Hiley spielt in „Sandmanns Kinder“ (The Sandman’s Children) mit Themen aus der Literatur (hier E.T.A. Hoffmann), Liedern, Märchen, der antiken Mythologie und eigenen täglichen
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Catherine Hiley, „Drowning“, Litografie, 40 x 50 cm
Eindrücken. Aus „At Night, With Moths“ blickt dem Betrachter
ein junges Mädchen träumerisch entgegen. Ihre elegant ausgestreckte Hand eröffnet den Bogen von ihr zu einem kleinen Affen, der mit über ihm flatternden Motten spielt. Motten wurden
in der Mythologie, ähnlich wie der Schmetterling, oft mit der
Seele in eins gesetzt. Erst nach dem Puppenstadium ist der wahre Ausdruck ihrer schönen Natur zu erkennen. Der Affe lässt an
die einst so wichtigen Kuscheltiere denken, die unserer Kindheit
beiwohnten. Das Mädchen scheint so auf den zweiten Blick an
dieses Puppenstadium unseres Lebens erinnern zu wollen.
Mythos Selkie-Frauen
Nach ihren Vorbildern befragt, verweist Hiley gerne auch auf
die reduzierten Drucke der Inuit- und Selkie-Abbildungen. Auf
den Orkney-Inseln und in Nordschottland erzählt man sich von
mythischen Robbenwesen, die an Land kommen und sich in
Menschen verwandeln, indem sie ihr Fell ablegen und verstecken. Selkie-Frauen sind angeblich betörend schön und oft in
tragische Liebesgeschichten verwickelt. Hileys Selkie-Drucke
kreisen um diese Mutationen und die Selkie-Robben als Helfer
in der Not; es sind wunderschöne Arbeiten mit einem intensiven, fast hyperrealistischen Blau, die sich die physischen Gegebenheiten der Steinplatte zunutze machen und in Tiefseestruktur umwandeln.
AUTORIN
Dr. Angelika Otto, München
Neben Lithografien fertigt Catherine Hiley auch einzigartige Künstlerbücher an,
zu sehen und erstehen auf ihrer Homepage und/oder in ausgewählten Galerien:
http://www.cahiley.com/shop; Gallery Ten, Stafford Street, Edinburgh; Printmakers Gallery, Union Street, Edinburgh; Lithografisches Kabinett, Eichstätt
61
Medizin Repor t aktuell
MPH-LA zur Therapie der ADHS bei Erwachsenen
Erstmals Langzeitdaten zur Sicherheit und
Verträglichkeit bis zu 66 Wochen
Vor allem für die Langzeitbehandlung erwachsener Patienten mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) werden
klinische Informationen zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit benötigt. Mit einer anhaltenden und zuverlässigen Verbesserung
des Funktionsstatus im Familien-, Berufs- und Sozialleben über 66 Wochen unter der Therapie mit langwirksamem Methylphenidat Hydrochlorid (MPH-LA) ermöglicht die Extensionsstudie der Zulassungsstudie SARA neue Perspektiven für eine erfolgreiche Behandlung.
MPH-LA ist die einzige Darreichungsform von Methylphenidat zur Behandlung erwachsener ADHS-Patienten mit nahrungsunabhängiger
Wirkung. Die dafür vorliegenden pharmakologischen und klinischen Nachweise werden durch eine entsprechende Bewertung der Zulassungsbehörden bestätigt.
▬▬Die Behandlung der beeinträchtigen-
den Symptome der ADHS sollte auch bei erwachsenen Patienten auf eine dauerhafte Verbesserung der Lebenssituation angelegt sein.
Methylphenidat ist der am besten untersuchte Wirkstoff, vor allem in der Akuttherapie. Für
MPH-LA liegen jetzt erstmals Langzeitdaten
auch zu Sicherheits- und Nebenwirkungs-Aspekten vor, die bei diesen Patienten mit 66 Wochen deutlich über den in bisherigen MPHStudien üblichen Untersuchungszeitraum von
12–24 Wochen hinausgehen [1, 2]. Sie stellen
eine wichtige Ergänzung der bestehenden
Datenbasis dar und erweitern den therapeutischen Blickwinkel auf eine langfristig angelegte Behandlung mit Stimulantien.
In der SARA-Hauptstudie wurden erstmals
gemäß der Forderung der europäischen Zulassungsbehörde EMA zwei funktionelle und
symptomatische Zielparameter als ko-primäre Endpunkte untersucht: Die Wirksamkeit im
Hinblick auf die klassischen Symptome der
ADHS und die Verbesserung des Funktionsniveaus nach neunwöchiger Therapie mit
MPH-LA [3, 4]. In der Extensionsstudie der
SARA-Zulassungsstudie (n=298) wurde die
Stabilität der in der Hauptstudie gemessenen
Verbesserung des Funktionsstatus in allen drei
Teilbereichen (Arbeit, sozialer Bereich und Familienleben/häusliche Verantwortung) sowie
die Sicherheit und Verträglichkeit bei Langzeitanwendung geprüft [1, 2, 4].
In der sechsmonatigen Extensionsphase
unter MPH-LA in der Gesamtgruppe kam es
unabhängig von der Vorbehandlung zu einer
deutlichen Verbesserung der Kernsymptomatik (+7,2 Punkte im Gesamtscore der DSM IV
ADHS Rating Scale). Die in der Extensionsstudie erstmals auf Verum eingestellten Patienten der früheren Placebogruppe zeigten erwartungsgemäß eine starke Verbesserung um
etwa 13 Punkte. Aber auch diejenigen Patienten, die bereits mit MPH-LA vorbehandelt waren, verbesserten sich klinisch nochmals wei-
2,5
SDS-Verbesserung
2,0
1,8
1,6
1,5
1,4
1,0
0,5
0
Berufsleben
Sozialleben
Familienleben
Abb. 1: Verbesserung des Funktionsstatus unter MPH-LA (n=298) in den Subscores für
Familien-, Berufs- und Sozialleben (Sheehan Disability Scale (SDS)-Skala), modifiziert nach [2])
ter (DSM-IV ADHD RS-Gesamtscore: + 5 Punkte) und funktionell (SDS-Gesamtscore: + 3,7
Punkte). Die auf der Jahrestagung 2015 der
American Professional Society of ADHD and
Related Disorders (APSARD) vorgestellten
Daten zeigen auch für die Extensionsstudie
auch eine weitere Verbesserung des Funktionsstatus, gemessen mithilfe der SDS-Skala (Sheehan Disability Scale). Dies betraf sowohl den
SDS-Gesamtscore als auch die Subscores für
das Familien-, Berufs- und Sozialleben (Abb. 1,
[2]).
Konstantes Sicherheitsprofil im
Langzeitverlauf
Die SARA-Langzeitdaten zeigen ein vergleichbares Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil
wie bereits in Studien bei Kindern und Jugendlichen ohne unerwartete unerwünschte Ereignisse. Die Sicherheitsprofile der Haupt- und
der Extensionsstudie unterscheiden sich dabei nicht – auch bei längerer Therapiedauer
bleibt die gute Nutzen-Verträglichkeits-Relation erhalten. Dies zeigen neue Daten, die auf
dem 5th World Congress on ADHS 2015 präsentiert wurden. Die meisten unerwünschten
Ereignisse wurden als mild bis moderat eingestuft. Die Verteilung der betroffenen Organklassen differierte nicht zwischen den Studienarmen. In der Studie zeigten sich auch nach 66
Wochen keine signifikanten Signale hinsichtlich Gewicht, Labor, Vitalzeichen sowie HerzKreislauf-Funktion wie Blutdruck, Herzfrequenz oder EKG, insbesondere auch nicht beim
QT-Intervall [1].
Diese Ergebnisse entbinden Arzt und Patient aber nicht von den empfohlenen Untersuchungen vor und während der Behandlung.
Ist vor Therapiebeginn eine kardiale Vorerkran-
Medizin Repor t aktuell
kung bekannt, sollte ein Kardiologe hinzugezogen werden.
Individuelle Dosistitration anstreben
Die SARA-Studie macht auch die große Bedeutung einer individuellen Dosistitration deutlich. Während der SARA-Hauptstudie erhielten
die Patienten in der ersten Phase (Woche 1–8)
eine vorgegebene Fixdosis. In der Phase 2 und
3 der Haupt- bzw. Extensionsstudie konnten
die Patienten flexibel auf die optimale Dosis
eingestellt werden. Nach 66 Wochen waren
die Teilnehmer relativ ausgewogen auf die drei
Dosierungen – 40, 60 oder 80 mg – als jeweils
optimale Dosis eingestellt. Alle drei untersuchten Dosierungen haben demnach therapeutisch ihre Berechtigung und erbrachten deutliche Wirksamkeitsnachweise [3]. Die individuelle Dosistitration sollte symptomorientiert
und nicht in Abhängigkeit vom Körpergewicht
erfolgen, auch um beispielsweise „Fast“ oder
„Slow Metabolizer“ bestmöglich zu behandeln.
Nahrungsunabhängige Wirkung
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Behandlung
ist, dass sich die Medikation an den Lebensstil
und Tagesrhythmus des Patienten anpasst und
nicht umgekehrt. Gerade junge Erwachsene
mit ADHS sind offen für eine aktive und manchmal unkonventionelle Gestaltung ihrer Alltagsaktivitäten. Eine Pharmakotherapie muss daher eine Galenik aufweisen, die auch unter diesen Bedingungen eine verlässliche und kontinuierliche Wirkstofffreisetzung gewährleistet.
Dabei können die Ernährungsgewohnheiten
das Freisetzungsverhalten der Medikation beeinflussen. MPH-LA ist die einzige Darreichungsform von Methylphenidat zur Behandlung erwachsener Patienten mit nahrungsund pH-Wert-unabhängiger Wirkung. Das bedeutet, dass die retardierte Freisetzung unabhängig davon ist, wie schnell die Magen-DarmPassage erfolgt.
Die nahrungsunabhängige Wirkung ist
durch pharmakologische und klinische Nachweise dokumentiert. In einer offenen CrossOver-Vergleichsstudie zur Bioäquivalenz
zweier langwirksamer Darreichungsformen
von Methylphenidat (MPH-LA 20 mg/bid und
Vergleichspräparat) zeigten sich bei 28 gesunden, männlichen Freiwilligen deutliche phar-
mit Frühstück
Arzturteil (CGI-I; CGI-S)
Elternurteil (FBB-ADHS, IMP)*
Lehrerurteil (FBB-ADHS, IA)*
Mathematik-Test
ohne Frühstück
3,49 bzw. 2,74
3,56 bzw. 2,75
1,23
1,25
1,23
1,19
108,6
106,7
*validierter Test, Prof. Dopfner 2006
Abb. 2: Keine signifikanten Wirkunterschiede bei Einnahme mit oder ohne Frühstück (modifiziert
nach [7, 8])
makokinetische Unterschiede im Zeit-Konzentrationsprofil. Die Studienteilnehmer hatten
nur unter MPH-LA ein biphasisches pharmakokinetisches Profil sowohl nüchtern als auch
nach Nahrungsaufnahme. „Dieser Unterschied
kann klinisch relevant sein und ein potenzieller Vorteil zugunsten von MPH-LA darstellen“,
so das Fazit der Studienautoren. MPH-LA zeigte eine gute Verträglichkeit bei Einnahme
nüchtern oder mit Nahrung [5].
Eine frühere Studie von Lee et al. verglich
die Bioäquivalenz von MPH-LA 40 mg, das entweder nüchtern oder zusammen mit einem
fettreichen Frühstück oder mit Apfelmus eingenommen wurde. Teilnehmer waren gesunde freiwillige erwachsene Probanden. Die Einnahme mit oder ohne Nahrung zeigte keinen
unterschiedlichen Einfluss auf den Gesamtbetrag (Cmax/tmax) und das Ausmaß der Wirkstoffaufnahme (AUC: 0 – ∞) [6].
Die Frühstücksgewohnheiten von jungen
und erwachsenen Patienten können sich individuell erheblich unterscheiden. Diese Unterschiede sollten nicht die Wirksamkeit der Medikation beeinflussen, auch um nicht die Adhärenz der Patienten zu beeinträchtigen. Laut
Fachinformation besteht für MPH-LA pharmakokinetisch kein Unterschied zwischen Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen.
In einer randomisierten, Untersucher-verblindeten Cross-Over-Studie mit 150 Kindern zwischen 6 und 12 Jahren konnte eine deutsche
Arbeitsgruppe nachweisen, dass die klinische
Wirksamkeit von MPH-LA 20 oder 40 mg bei
Einnahme zusammen mit einem StandardFrühstück klinisch vergleichbar ist mit der klinischen Wirksamkeit bei Einnahme zusammen
mit einem leichten Frühstück. Dies wurde belegt durch voneinander unabhängige Arzt-,
Eltern- und Lehrerurteile und einen Schultest
(p<0,0001) (Abb. 2, [7, 8]).
Fachinformation bestätigt Befunde
Die Fachinformation bestätigt diese pharmakologischen und klinischen Befunde:„Ritalin®
Adult-Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung können zusammen mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. Nach Verabreichung von Ritalin® Adult entweder mit
einem fettreichen Frühstück oder mit Apfelmus wurden keine pharmakokinetischen
Unterschiede im Vergleich zur Verabreichung
im nüchternen Zustand beobachtet. Hinweise auf ein Dosis-Dumping in An- oder Abwesenheit von Nahrung liegen nicht vor [9].“
▬
Literatur
1.▬ Huss▬M▬et▬al.,▬5th▬World▬Congress▬on▬ADHD,▬Glasgow,▬
28.–31.▬Mai▬2015;▬Poster▬006
2.▬ Huss▬M▬et▬al.,▬APSARD▬Annual▬Meeting,▬16.–18.▬Januar▬2015;▬Poster▬13
3.▬ Huss▬M▬et▬al.,▬Clin▬Drug▬Investig▬2014,▬34:639–649
4.▬ Ginsberg▬Y▬et▬al.,▬CNS▬Drugs▬2014,▬28:951–962
5.▬ Hässler▬F▬et▬al.,▬Int▬J▬Clin▬Pharmacol▬Ther▬2008,▬46:466–
476
6.▬ Lee▬L▬et▬al.,Biopharm▬Drug▬Dispos▬2003,▬24:223–243
7.▬ Schulz▬E▬et▬al.,▬ADHD▬Atten▬Def▬Hyp▬Disord▬2010,▬
2:133–138
8.▬ Döpfner▬M▬et▬al.,▬2006,▬Göttingen:▬Hogrefe
9.▬ Fachinformation▬Ritalin®▬Adult,▬Stand▬Februar▬2015▬
Impressum Literaturarbeit • Medizin Report aktuell Nr. 417540 in: NeuroTransmitter, Ausgabe 10/2015 • Berichterstattung: Dr. Alexander Kretzschmar, München •
Redaktion: François Werner • Leitung Corporate Publishing: Ulrike Hafner (verantwortlich) • Springer Medizin, Springer-Verlag GmbH, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg •
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
Mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen keine Verantwortung für diese Rubrik.
Termine
Veranstaltungen BVDN/BDN/BVDP-Landesverbände 2015
Datum / Zeit / Ort
jeweils in Hannover
29. + 30.10.2015
12. + 13.11.2015 – Teil 1
3. + 4.12.2015 – Teil 2
7.11.2015 in Hamburg
14.11.2015 in Frankfurt/M.
8
CMEPunkte
Landesverband / Titel / Themen
Anmeldung
Seminare Coaching-Kompetenz für Fachärzte:
Seminarziele: Optimierung der Behandlungsmaßnahmen
bei psychischen Problemen im Arbeitsleben; Erlernen von
Coaching-Kompetenzen, durch die Aufgabenfelder bei weiteren Institutionen wie Rententrägern, Berufsgenossenschaften
und Unternehmen generiert werden können, etwa im Bereich
betrieblicher Prävention. Erlernen von Methoden zur systemischen Karriere- und Strategieentwicklung weiterhin auch zur
Förderung der Work-Life-Balance. Entwicklung eines eigenen
Coaching-Konzeptes. Siehe auch www.BVDN.de, Coach BVDN
Referentin: Dr. med. Annette Haver
Seminar – Teil 4: „Das Arbeiten mit dem Inneren Team“
Seminar Coaching-Ausbildung „Coach BVDN“ – Teil 1 und 2
Cortex-Geschäftsstelle, 47829 Krefeld
Tel.: 02151 4546-920
Fax: 02151 4546-925
E-Mail: [email protected]
Das Asperger-Syndrom und andere AutismusSpektrum-Störungen im Erwachsenenalter/ADHS
im Erwachsenenalter
Referenten: Prof. Dr. L. Tebartz van Elst, Freiburg,
Dr. M. Strauß, Leipzig; Sponsor: MEDICE
Fortbildungsakademie der Berufsverbände
BVDN – BDN – BVDP, Nadya Daoud
Traubengasse 15, 97072 Würzburg
Tel.: 0931 20555-16, Fax 0931 20555-11
E-Mail: [email protected]
Fortbildungsveranstaltungen 2015
17.10.2015
9.30 – 15.30 Uhr
Klinikum MünchenSchwabing, Hörsaal der
Kinderklinik der TUM
Parzivalstr. 16
18. Refresher-Seminar
Farbduplexsonografie der hirnversorgenden Gefäße
Leitung: Prof. Dr. Eva Bartels
Prof. Dr. Eva Bartels
Zentrum für neurologische Gefäßdiagnostik
Weinstr. 5, 80333 München
Tel.: 089 297216
Fax: 08165 909492
E-Mail: [email protected]
www.neurosonologie.de
23. – 24.10.2015
in Hamburg
Hörsaal Augenklinik
Universitätsklinikum
­Hamburg-Eppendorf
Symposium „Bildgebung und Therapie in
der Psychiatrie“
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Forschungsbereich Bildgebung
Tel.: 040 7410-59520
Fax: 040 7410-59805
E-Mail: bildgebung-und-therapie[at]uke.de
www.bildgebung-und-therapie.de
23./24.10.2015 – Teil 3 in
Berliner Ärztekammer
13./14.11.2015 – Teil 4 in
Frankfurt/M., Universität/
Campus Westend
Kompetent begutachten nach dem neuen Konzept
der Bundesärztekammer „Strukturierte curriculare
Fortbildung Medizinische Begutachtung“
Seminarteil 3: Zustandsbegutachtung II,
spezielle Begutachtungsfragen
Seminarteil 4 NL: Fachspezifische Aspekte Neurologie
Deutsche Gesellschaft für Neurowissenschaftliche
Begutachtung e. V. (DGNB)
Geschäftsstelle Gabriele Agerer
Hirschstr. 18, 89278 Nersingen-Strass
Tel.: 07308 923261
Fax: 07308 923262
E-Mail: [email protected]
24.10.2015
in Bonn,
Friedrich-Ebert-Allee 2
II. Forum Altersmedizin
Kognitive Alterung, Antikoagulation, Niereninsuffizienz,
Infektionen, Diabetes, Makulaödem, Arterielle Hypertonien,
Osteoporose, Schmerz, Antidementiva, Verdauung, Tumor
VKG - Veranstaltungs-Konzept Gesundheit
Hildegard Esser
Friedentalstr. 1, 53894 Mechernich
Fax: 02443 8237, E-Mail: [email protected]
13 CMEPunkte
64
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Termine
Fortbildungsveranstaltungen 2015
5.11.2015
in München,
Bayerischer Bezirketag,
Ridlerstr. 75
Zentrale Fallkonferenzen der Erwachsenen AGATE
Anmeldung www.amuep-agate.de
Anmeldung Fortbildungspunkte der
Bayerischen Landesärztekammer per E-Mail über
Andrea Pielmeier unter [email protected]
5. – 6.11.2015
in Berlin,
Ellington Hotel
6. Nationaler Fachkongress Telemedizin
Evaluation – Qualität – Forschung
Mit E-Health und Telemedizin zu einer besseren und
wirtschaftlicheren Gesundheitsversorgung
MCALL GmbH Marketing & Vertrieb,
Akazienstr. 13, 16356 Werneuchen OT Seefeld,
Zweigstelle: Rhinstr. 84, 12681 Berlin
Tel.: 030 55156962, Fax: 030 55156963
E-Mail: [email protected]
www.mcall-gmbh.de
6. – 7.11.2015
41. Jahrestagung der Sektion Intrakranieller Druck,
Hirndurchblutung und Hydrozephalus der Deutschen
Gesellschaft für Neurochirurgie
Conventus Congressmanagement & Marketing
GmbH, Justus G. Appelt/Claudia Ibold
Carl-Pulfrich-Str. 1, 07745 Jena
Tel.: 03641 3116-343
Fax: 03641 3116-243
E-Mail: [email protected]
www.conventus.de
25. – 28.11.2015
CityCube Berlin,
Messedamm 26
DGPPN-Kongress 2015
„Der Mensch im Mittelpunkt – Versorgung neu denken“
DGPPN
Reinhardtstr. 27 B, 10117 Berlin
Tel.: 030 2404 772 12
E-Mail: sekretariat[at]dgppn.de
www.dgppn.de
28.11.2015
9.00 – 16.00 Uhr
Charité,
Universitätsmedizin Berlin,
Hörsaal der Nervenklinik,
Campus Mitte,
Charitéplatz 1
(Campusadresse:
Bonhoefferweg 3)
Herbsttagung Therapie der Multiplen Sklerose
Geschäftsstelle KKNMS
Krankheitsbezogenes Kompetenznetz MS
Klinikum rechts der Isar, TU München
Tel.: 089 4140-4628
E-Mail: [email protected]
1. – 4.12.2015
in Wien/Österreich,
Hofburg Congress Center
3rd European Congress of NeuroRehabilitation – ECNR 2015
Mondial Congress & Events,
Mondial GmbH & Co KG
Operngasse 20B, 1040 Wien, Österreich
Tel.: +43 (0)1 58804 0, Fax: +43 (0)1 58804 185
E-Mail: [email protected]
www.mondial-congress.com
3. – 5.12.2015
in Mainz,
Rheingoldhalle
23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Schlafforschung und Schlafmedizin
Conventus Congressmanagement &
Marketing GmbH
Carl-Pulfrich-Str. 1, 07745 Jena
Julia Gruner, Tel.: 03641 3116-360,
Fax: 03641 3116-243
E-Mail: [email protected]
Jana Radoi, Tel.: 03641 3116-346,
Fax: 03641 3116-243
E-Mail: [email protected]
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 65
Verbandsservice
BVDN
Berufsverband Deutscher Nervenärzte
www.bvdn.de
 Organisation/Ansprechpartner/Geschäftsstelle
Neuropsychologie: Paul Reuther
Neuroonkologie: Werner E. Hofmann
Pharmakotherapie Neurologie: Gereon Nelles
Pharmakotherapie Psychiatrie: Roland Urban
Prävention Psychiatrie: Christa Roth-Sackenheim
Prävention Neurologie: Paul Reuther
Schlaf: Ralf Bodenschatz
Schmerztherapie Neurologie: Uwe Meier,
Monika Körwer
Suchttherapie: Ulrich Hutschenreuter
Vorstand/Beirat
1. Vorsitzender: Frank Bergmann, Aachen
Stellv. Vorsitzender: Gunther Carl, Kitzingen
Schriftführer: Roland Urban, Berlin
Schatzmeister: Gereon Nelles, Köln
Beisitzer: Christa Roth-Sackenheim, Andernach;
Uwe Meier, Grevenbroich; Sabine Köhler, Jena;
Gereon Nelles, Köln
1. Vorsitzende der Landesverbände
Baden-Württemberg: Birgit Imdahl
Bayern: Gunther Carl
Berlin: Gerd Benesch
Brandenburg: Holger Marschner
Bremen: Ulrich Dölle
Hamburg: Guntram Hinz
Hessen: Rudolf Biedenkapp
Mecklenburg-Vorpommern:
Ramon Meißner, Frank Unger
Niedersachsen: Norbert Mayer-Amberg
Nordrhein: Frank Bergmann, Angelika Haus
Rheinland-Pfalz: Günther Endrass
Saarland: Helmut Storz
Sachsen: Ulrike Bennemann
Sachsen-Anhalt: Michael Schwalbe
Schleswig-Holstein: Klaus Gehring
Thüringen: Volker Schmiedel
Westfalen: Rüdiger Saßmanshausen
Ansprechpartner für Themenfelder
EBM/GÖÄ: Gunther Carl, Frank Bergmann
Neue Medien: Arne Hillienhof
EDV, Wirtschaftliche Praxisführung:
Thomas Krichenbauer
Forensik und Gutachten Psychiatrie:
P. Christian Vogel
Gutachten Neurologie:
Friedhelm Jungmann
Belegarztwesen Neurologie:
Joachim Elbrächter
Fortbildung Assistenzpersonal:
Roland Urban
U.E.M.S. – Psychiatrie, EFPT: Roland Urban
U.E.M.S. – Neurologie: Friedhelm Jungmann
Ausschüsse
Akademie für Psychiatrische und
Neurologische Fortbildung:
P. Christian Vogel, Gunther Carl
Ambulante Neurologische Rehabilitation:
Paul Reuther
Ambulante Psychiatrische Reha/
Sozialpsychiatrie: Norbert Mönter
Weiterbildungsordnung:
Frank Bergmann, Gunther Carl, Uwe Meier,
Christa Roth-Sackenheim, P. Christian Vogel
Leitlinien: Frank Bergmann, Uwe Meier,
Christa Roth-Sackenheim
Kooperation mit Selbsthilfe- und
Angehörigengruppen: Vorstand
Referate
Demenz: Jens Bohlken
Epileptologie: Ralf Berkenfeld
Neuroangiologie, Schlaganfall: Paul Reuther
Neurootologie, Neuroophtalmologie:
Matthias Freidel
Neuroorthopädie: Bernhard Kügelgen
66
BDN
Berufsverband Deutscher Neurologen
www.neuroscout.de
Vorstand des BDN
1. Vorsitzender: Uwe Meier, Grevenbroich
2. Vorsitzender: Christian Gerloff, Hamburg
Schriftführer: Heinz Wiendl, Münster
Kassenwart: Martin Delf, Hoppegarten
Beisitzer: Frank Bergmann, Aachen; Elmar Busch,
Moers; Peter Berlit, Essen; Heinz Herbst, Stuttgart
Beirat: Andreas Engelhardt, Oldenburg;
Peter Franz, München; Matthias Freidel, Kaltenkirchen; Holger Grehl, Erlangen; Heinz Herbst,
Stuttgart; Fritz König, Lübeck; Frank Reinhardt,
Erlangen; Claus-W. Wallesch, Magdeburg
Ansprechpartner für Themenfelder
IV und MVZ: Uwe Meier, Paul Reuther
GOÄ/EBM: Rolf F. Hagenah, Uwe Meier, Holger Grehl
Qualitätsmanagement: Uwe Meier
Risikomanagement: Rolf F. Hagenah
Öffentlichkeitsarbeit: Vorstand BDN
DRG: Reinhard Kiefer
BVDP
Berufsverband Deutscher Psychiater
www.bv-psychiater.de
Vorstand des BVDP
1. Vorsitzende: Christa Roth-Sackenheim,
Andernach
Stellvertretender Vorsitzender:
Christian Vogel, München
Schriftführer: Sabine Köhler, Jena
Schatzmeister: Oliver Biniasch, Ingolstadt
Beisitzer: Uwe Bannert, Bad Segeberg;
Frank Bergmann, Aachen; Greif Sander, Hannover
Referate
Soziotherapie: Sybille Schreckling
Sucht: Greif Sander
Psychotherapie/Psychoanalyse: Hans Martens
Forensik: P. Christian Vogel
Geschäftsstelle des BVDN
D. Differt-Fritz
Gut Neuhof, Am Zollhof 2 a, 47829 Krefeld
Tel.: 02151 4546920, Fax: -4546925
E-Mail: [email protected]
Bankverbindung: Sparkasse Duisburg
IBAN DE 04350500000200229227,
BIC DUISDE 33 XXX
BVDN Homepage: http://www.bvdn.de
Cortex GmbH s. oben Geschäftsstelle BVDN
Delegierte in Kommissionen der DGN
Leitlinien: Uwe Meier
Versorgungsforschung: Uwe Meier
Weiterbildung/Weiterbildungsermächtigung:
Rolf Hagenah
Anhaltszahlen/Qualitätssicherung:
Fritjof Reinhardt, Paul Reuther
Rehabilitation: Harald Masur
CME: Friedhelm Jungmann, Paul Reuther
DRG: Rolf Hagenah, Reinhard Kiefer
Verbindungsglied zu anderen Gesellschaften
oder Verbänden
DGNR: Harald Masur; AG ANR: Paul Reuther
BV-ANR: Paul Reuther; UEMS: Friedhelm Jungmann
BDN-Landessprecher
Baden-Württemberg: Wolfgang Freund
Bayern: Karl-Otto Sigel
Berlin: Walter Raffauf
Brandenburg: Martin Paul
Bremen: Helfried Jacobs
Hamburg: Heinrich Goossens-Merkt
Hessen: Thomas Briebach
Mecklenburg-Vorpommern: Kathrin Hinkfoth
Niedersachsen: Elisabeth Rehkopf
Nordrhein: Uwe Meier
Rheinland-Pfalz: Günther Endrass
Saarland: Richard Rohrer
Sachsen: Mario Meinig
Sachsen-Anhalt: Michael Schwalbe
Schleswig-Holstein: Matthias Nitschke
Thüringen: Dirk Neubert
Westfalen: Martin Bauersachs
Übende Verfahren – Psychotherapie: Gerd Wermke
Psychiatrie in Europa: Gerd Wermke
Kontakt BVDN, Gutachterwesen:
Frank Bergmann
ADHS bei Erwachsenen: Bernhard Otto
PTSD: Christa Roth-Sackenheim
Migrationssensible psych. Versorgung:
Greif Sander
BVDP-Landessprecher
Bayern: Oliver Biniasch, Christian Vogel
Baden-Württemberg: Birgit Imdahl,
Thomas Hug
Berlin: Michael Krebs
Brandenburg: Delia Peschel
Bremen: N. N.
Hamburg: Ute Bavendamm, Guntram Hinz
Hessen: Peter Kramuschke
Mecklenburg-Vorpommern: Christine Lehmann
Niedersachsen: Norbert Mayer-Amberg
Nordrhein: Egbert Wienforth
Rheinland-Pfalz: Wolfgang Rossbach
Saarland: Gerd Wermke
Sachsen: Ulrike Bennemann
Sachsen-Anhalt: Regina Nause
Schleswig-Holstein: Uwe Bannert
Thüringen: Sabine Köhler
Westfalen: Rüdiger Saßmannshausen
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Beitritt
Berufsverband
Deutscher Nervenärzte
BVDN
Verbandsservice
Berufsverband
Deutscher Psychiater
BVDP
Berufsverband
Deutscher Neurologen
BDN
Ich will Mitglied werden!
A
n die Geschäftsstelle der Berufsverbände BVDN, BDN, BVDP Krefeld
Am Zollhof 2a, 47829 Krefeld, Fax: 02151 45469-25/-26
☐ H
iermit erkläre ich meinen Beitritt zum Berufsverband Deutscher Nervenärzte e. V. (BVDN)
(Mitgliedsbeitrag 580 €, ab 2. Gemeinschaftspraxismitglied 440 €, Arzt in Weiterbildung 90 €, Senior 60 €).
iermit erkläre ich meinen Beitritt zum Berufsverband Deutscher Neurologen e. V. (BDN)
☐ H
(Mitgliedsbeitrag 580 €, ab 2. Gemeinschaftspraxismitglied 440 €, Arzt in Weiterbildung 90 €, Senior 60 €).
☐ Ich wünsche die DOPPELMITGLIEDSCHAFT – BDN und BVDN – zu gleichen Beitragskonditionen.
☐ H
iermit erkläre ich meinen Beitritt zum Berufsverband Deutscher Psychiater e. V. (BVDP)
(Mitgliedsbeitrag 580 €, ab 2. Gemeinschaftspraxismitglied 440 €, Arzt in Weiterbildung 90 €, Senior 60 €).
☐ Ich wünsche die DOPPELMITGLIEDSCHAFT – BVDP und BVDN – zu gleichen Beitragskonditionen.
☐ Ich wünsche die DREIFACHMITGLIEDSCHAFT – BVDN, BDN und BVDP – zu gleichen Beitragskonditionen.
Das erste Jahr der Mitgliedschaft ist beitragsfrei, sofern die Mitgliedschaft mindestens ein weiteres Jahr besteht.
Zusatztitel oder -qualifikation (z.B. Psychotherapie, Sonografie): ______________________________________________
Tel.-Nr.____________________________
Fax _____________________________________
E-Mail/Internet:
Ich bin
☐ niedergelassen
☐ in der Klinik tätig
☐ Chefarzt
☐ Facharzt
☐ Weiterbildungsassistent
☐ Neurologe
☐ Nervenarzt
☐ Psychiater
☐ in Gemeinschaftspraxis tätig mit: ________________
☐ in MVZ tätig mit: ___________________________
Ich wünsche den kostenlosen Bezug einer der folgenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften im Wert > 170 €/Jahr:
☐ Fortschritte Neurologie / Psychiatrie
☐ Aktuelle Neurologie
☐ Klinische Neurophysiologie, EEG-EMG
☐ Psychiatrische Praxis
☐ Die Rehabilitation
☐ Psychotherapie im Dialog
☐ PPmP – Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie
Es ist nur eine Auswahl pro
Mitglied möglich.
☐ Balint-Journal
Zum Eintritt erhalte ich die BVDN-Abrechnungskommentare (EBM, GOÄ, Gutachten, IGeL, Richtgrößen etc.).
☐ Kostenlose NERFAX-Teilnahme gewünscht
☐ Kostenloser Mailservice „Das muss man wissen ...“ gewünscht
EINZUGSERMÄCHTIGUNG
Hiermit ermächtige ich den BVDN/BDN/BVDP (nicht Zutreffendes ggf. streichen) widerruflich, den von mir zu entrichtenden
jährlichen Mitgliedsbeitrag einzuziehen.
IBAN: ________________________________________________
bei der ___________________________________________________
BIC _____________________________________
Wenn mein Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes keine
Verpflichtung zur Einlösung. Einen Widerruf werde ich der Geschäftsstelle des Berufsverbandes mitteilen.
Name: ___________________________________________________
Praxisstempel (inkl. KV-Zulassungs-Nr.)
Adresse: __________________________________________________
Ort, Datum: _______________________________________________
Unterschrift: ______________________________________________
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) 67
Verbandsservice
ÄK- und KV-Vertreter
Nervenärzte, Neurologen und Psychiater als Vertreter in den KVen und Ärztekammern (ÄK)*
Name
Ort
Telefon
Fax
E-Mail-Adresse
BVDN-Landesverband:
Dr. J. Braun
Prof. Dr. M. Faist
Dr. P. Hezler-Rusch
BADEN-WÜRTTEMBERG
Mannheim
ja
KV/ÄK
Oberkirch
ja
ÄK
Konstanz
ja
ÄK
0621 12027-0
07802 6610
07531 18330
0621 12027-27
07802 4361
07531 18338
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. G. Carl
Dr. K. Ebertseder
Dr. M. Eder
Dr. W. Klein
Dr. Kathrin Krome
Dr. H. Martens
Dr. W. Schulte-Mattler
BAYERN
Würzburg
Augsburg
Regensburg
Ebersberg
Bamberg
München
Regensburg
ja
ja
nein
ja
ja
ja
nein
KV/ÄK
KV
ÄK
ÄK
ÄK
ÄK
ÄK
09321 24826
0821 510400
0941 3690
08092 22445
0951 201404
089 2713037
0941 944-0
09321 8930
0821 35700
0941 3691115
[email protected]
[email protected]
0951 922014
08141 63560
0941 944-5802
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. Gerd Benesch
Dr. R. A. Drochner
BERLIN
Berlin
Berlin
ja
ja
KV
ÄK
030 3123783
030 40632381
030 32765024
030 40632382
Dr. R. Urban
Berlin
ja
ÄK
030 39220221
030 3923052
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. St. Alder
Dr. M. Böckmann
Dr. G.-J. Fischer
Dr. H. Marschner
BRANDENBURG
Potsdam
Großbeeren
Teltow
Blankenfelde
ja
ja
ja
ja
ÄK
ÄK
ÄK
KV
0331 7409500
033701 338880
03328 303100
03379 371878
0331 7409615
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. U. Dölle
BREMEN
Bremen
ja
KV/ÄK
0421 667576
0421 664866
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. H. Ramm
Dr. A. Rensch
Dr. R. Trettin
HAMBURG
Hamburg
Hamburg
Hamburg
ja
ja
ja
KV
ÄK
ÄK
040 245464
040 6062230
040 434818
040 60679576
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. K. Baumgarten
Prof. Dr. A. Henneberg
P. Laß-Tegethoff
Dr. W. Wolf
HESSEN
Gießen
Frankfurt/M.
Hüttenberg
Dillenburg
ja
ja
ja
ja
KV
ÄK
ÄK
KV
0641 791379
069 59795430
06441 9779722
02771 8009900
0641 791309
069 59795431
06441 9779745
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. L. Hauk-Westerhoff
MECKLENBURG-VORPOMMERN
Rostock
ja
ÄK
0381 37555222
0381 37555223
liane.hauk-westerhoff@
nervenaertze-rostock.de
BVDN-Landesverband:
Dr. R. Luebbe
NIEDERSACHSEN
Osnabrück
ja
KV
0541 434748
BVDN-Landesverband:
Dr. F. Bergmann
Dr. M. Dahm
Dr. A. Haus
NORDRHEIN
Aachen
Bonn
Köln
KV
KV/ÄK
KV/ÄK
0241 36330
0228 217862
0221 402014
0241 404972
0228 217999
0221 405769
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. M. Dapprich
Dr. G. Endrass
Dr. V. Figlesthaler
Dr. R. Gerhard
Dr. Ch. Roth-Sackenheim
Dr. K. Sackenheim
Dr. S. Stepahn
RHEINLAND-PFALZ
Bad Neuenahr
ja
Grünstadt
ja
Speyer
ja
Ingelheim
ja
Andernach
ja
Andernach
ja
Mainz
ja
ÄK
KV
ÄK
ÄK
ÄK
KV/ÄK
ÄK
02641 26097
06359 9348-0
06232 72227
06132 41166
0160 97796487
02632 96400
06131 582814
02641 26099
06359 9348-15
06232 26783
06132 41188
02632 964096
02632 964096
06131 582513
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. Th. Kajdi
Dr. U. Mielke
Dr. H. Storz
SAARLAND
Völklingen
Homburg
Neunkirchen
KV/ÄK
ÄK
KV
06898 23344
06841 2114
06821 13256
06898 23344
06841 15103
06821 13265
[email protected]
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. M. Meinig
BVDN-Landesverband:
Dr. Michael Schwalbe
KV
03733 672625
03733 672627
[email protected]
KV
03491 442567
03491 442583
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. U. Bannert
SACHSEN
Annaberg-B.
ja
SACHSEN-ANHALT
Lutherstadtja
Wittenberg
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Bad Segeberg
ja
KV/ÄK
04551 969661
04551 969669
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. Dirk Neubert
Dr. K. Tinschert
THÜRINGEN
Arnstadt
Jena
ja
KV
KV
03628 602597
03641 57444-4
03628 582894
03641 57444-0
[email protected]
[email protected]
BVDN-Landesverband:
Dr. V. Böttger
Dr. C. Kramer
Dr. K. Gorsboth
Dr. A. Haver
WESTFALEN
Dortmund
Bielefeld
Warstein
Gütersloh
ja
ja
ja
ja
KV
ÄK
ÄK
ÄK
0231 515030
0521 124091
02902 97410
05241 16003
0231 411100
0521 130697
02902 97413
[email protected]
68
BVDN
ja
ja
ja
nein
ja
ja
Delegierter
[email protected]
[email protected]
[email protected]
NeuroTransmitter 2015; 26 (10)
Adressen
Dr. Uwe Bannert
Oldesloerstr. 9, 23795 Bad Segeberg
Tel.: 04551 96966-1, Fax: -96966-9
E-Mail: [email protected]
Dr. Martin Bauersachs
Wißtstr. 9, 44137 Dortmund
Tel.: 0231 142818
E-Mail: [email protected]
Dr. Gerd Benesch
Bundesallee 95, 12161 Berlin
Tel.: 030 3123783, Fax: -32765024
E-Mail: [email protected]
Dr. Ulrike Bennemann
Holzhäuser Str. 75, 04299 Leipzig
Tel.: 0341 5299388, Fax: -5299390
E-Mail: [email protected]
Dr. Frank Bergmann
Kapuzinergraben 19, 52062 Aachen
Tel.: 0241 36330, Fax: -404972
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Peter-Dirk Berlit
Alfried-Krupp-Krankenhaus, 45131 Essen
Tel.: 0201 4342-527, Fax: -4342-377
E-Mail: [email protected]
Dr. Rudolf Biedenkapp
Frankfurter Str. 127, 63067 Offenbach
Tel.: 069 82366061, Fax: -82366063
E-Mail: [email protected]
Dr. Oliver Biniasch
Friedrich-Ebert-Str. 78, 85055 Ingolstadt
Tel.: 0841 83772, Fax: -83762
E-Mail: [email protected]
Dr. Jens Bohlken
Klosterstr. 34 – 35, 13581 Berlin
Tel.: 030 33290000, Fax: -33290017
E-Mail: [email protected]
Dr. Thomas Briebach
Ludwigstr. 15, 61169 Friedberg
Tel.: 06031 3830, Fax: -3877
E-Mail: [email protected]
PD Dr. Elmar W. Busch
Asberger Str. 55, 47441 Moers
Tel.: 02841 107-2460, Fax: 02841 107-2466
E-Mail: [email protected]
Dr. Gunther Carl
Friedenstr. 7, 97318 Kitzingen
Tel.: 09321 5355, Fax: -8930
E-Mail: [email protected]
Dr. Martin Delf
Lindenallee 7, 15366 Hoppegarten/Berlin
Tel.: 03342 422930, Fax: -422931
E-Mail: [email protected]
Dr. Ulrich Dölle
Leher Heerstr. 18, 28359 Bremen
Tel.: 0421 237878, Fax: -2438796
E-Mail: [email protected]
Dr. Reinhard Ehret
Schloßstr. 29. 20, 12163 Berlin
Tel.: 030 790885-0, Fax: -790885-99
E-Mail: [email protected]
Dr. Günther Endrass
Obersülzer Str. 4, 67269 Grünstadt
Tel.: 06359 9348-0, Fax: -9348-15
E-Mail: [email protected]
Dr. Peter Franz
Ingolstädter Str. 166, 80939 München
Tel.: 089 3117111, Fax: -3163364
E-Mail: [email protected]
Dr. Matthias Freidel
Brauerstr. 1– 3, 24568 Kaltenkirchen
Tel.: 04191 8486, Fax: -89027
NeuroTransmitter 2015; 26 (10) Dr. Frank Freitag
Berliner Str. 127, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 62081125, Fax: -62081126
Prof. Dr. Wolfgang Freund
Waaghausstr. 9 –11, 88400 Biberach
Tel: 07351 7833, Fax -7834
E-Mail: [email protected]
Dr. Klaus Gehring
Hanseatenplatz 1, 25524 Itzehoe
Tel.:04821 2041, Fax: -2043
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Christian Gerloff
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20251 Hamburg
Tel.: 040 42803-0, Fax: -42803-6878
Dr. Heinrich Goossens-Merkt
Wördemanns Weg 25, 22527 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Dr. Holger Grehl
Fahrner Str. 133, 47053 Duisburg
Tel.: 0203 508126-1, Fax: -508126-3
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Rolf F. Hagenah
Appelhorn 12, 27356 Rotenburg
Tel.: 04261 8008, Fax: -8400118
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Dr. Liane Hauk-Westerhoff
Deutsche Med Platz 2, 18057 Rostock
Tel.: 0381 37555224, Fax: -37555223
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Dr. Angelika Haus
Dürener Str. 332, 50935 Köln
Tel.: 0221 402014, Fax: -405769
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Dr. Annette Haver
Strengerstr. 16 – 18, 33330 Gütersloh
Tel.: 05241 16003, Fax: -24844
Dr. Dipl.-Psych. Heinz Herbst
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Dr. Birgit Imdahl
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Tel.: 0741 43747
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Tel.: 0421 637080, Fax: -637578
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Dr. Friedhelm Jungmann
Im Wildfang 13a, 66131 Saarbrücken
Tel.: 06893 9875020, Fax -9875029
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Dr. Sabine Köhler
Dornburger Str. 17a, 07743 Jena
Tel.: 03641 443359
E-Mail: [email protected]
Verbandsservice
Dr. Thomas Krichenbauer
Friedenstr. 7, 97318 Kitzingen
Tel.: 09321 5355, Fax: -8930
E-Mail: [email protected]
Dr. Wolfgang W. Rossbach
Holzhofstr. 5, 55116, Mainz
Tel.: 06131 222377, Fax: -227939
E-Mail: [email protected]
Dr. Christine Lehmann
Wismarsche Str. 5, 18057 Rostock
Tel.: 0381 4965981, Fax -4965983
E-Mail: christine-lehmann-rostock@
t-online.de
Dr. Christa Roth-Sackenheim
Breite Str. 63, 56626 Andernach
Tel.: 0160 97796487, Fax: -9640-96
E-Mail: [email protected]
Holger Marschner
Zossener Damm 33, 15827 Blankenfelde
Tel.: 03379 371878, Fax: -371879
E-Mail: [email protected]
Dr. Norbert Mayer-Amberg
Bödekerstr. 73, 30161 Hannover
Tel.: 0511 667034, Fax: -621574
E-Mail: [email protected]#
Dr. Ramon Meißner
Hinter der Kirche 1b, 19406 Sternberg
Tel.: 03847 5356, Fax: -5385
E-Mail: [email protected]
Dr. Uwe Meier
Am Ziegelkamp 1 f, 41515 Grevenbroich
Tel.: 02181 7054811, Fax: -7054822
E-Mail: [email protected]
Christoph Meyer
Darmstädter Str. 44, 64625 Bensheim
Tel.: 06251 4444, Fax: -4141
E-Mail: c.meyer@therapiegemeinschaft.
de
Dr. Greif Sander
Bödekerstr. 73, 30161 Hannover
Tel.: 0511 667034, Fax: -621574
E-Mail: [email protected]
Rüdiger Saßmannshausen
Poststr. 30, 57319 Bad Berleburg
Tel.: 02751 2785, Fax -892566
E-Mail: sassmannshausen@
bvdn-westfalen.de
Babette Schmidt
Straße am Park 2, 04209Leipzig
Tel.: 0341 4220969, Fax -4220972
E-Mail: [email protected]
Dr. Volker Schmiedel
Wiesestr. 5, 07548 Gera
Tel.: 0365 8820386, Fax -8820388
E-Mail: [email protected]
Dr. Michael Schwalbe
Annendorfer Str. 15
06886 Lutherstadt-Wittenberg
Tel.: 03491 442567, Fax: -442583
E-Mail: [email protected]
Dr. Norbert Mönter
Tegeler Weg 4, 10589 Berlin
Tel.: 030 3442071, Fax: -84109520
E-Mail: [email protected]
Dr. Karl-Otto Sigel
Hauptstr. 2, 82008 Unterhaching
Tel.: 089 4522 436 20
Fax: -4522 436 50
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Gereon Nelles
Werthmannstr. 1, 50935Köln
Tel.: 0221 7902161, Fax: -7902474
E-Mail: [email protected]
Dr. Helmut Storz
Stieglitzweg 20, 66538 Neunkirchen
Tel.: 06821 13256, Fax: 13265
E-Mail: [email protected]
Dirk Neubert
Bärwinkelstr. 33, 99310 Arnstadt
Tel.: 03628 602597, Fax: 582894
E-Mail: [email protected]
Dr. Roland Urban
Turmstr. 76 a, 10551 Berlin
Tel.: 030 3922021, Fax: -3923052
E-Mail: [email protected]
Dr. Martin Paul
Bergstr. 26, 15907 Lübben
Tel.: 03546 2256988
E-Mail: [email protected]
Dr. P. Christian Vogel
Agnesstr. 14/III, 80798 München
Tel.: 089 2730700, Fax: -27817306
E-Mail: [email protected]
Dipl. med. Delia Peschel
Fröbelstr. 1, 03130 Spremberg
Tel.: 03563 52213, Fax: -52198
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Claus-Werner Wallesch
Neurol. Klinik, Am Tannenwald 1
79215 Elzach
Tel.: 07682 801870, Fax: -801866
E-Mail: [email protected]
Dr. Walter Raffauf
Dircksenstr. 47, 10178 Berlin
Tel.: 030 2832794 Fax: -2832795
Dr. Christian Raida
Urbacher Weg 31, 51149 Köln
Tel.: 02203 560888, Fax: 503065
E-Mail: [email protected]
Dr. Gerd Wermke
Talstr. 35–37, 66424 Homburg
Tel.: 06841 9328-0, Fax: -9328-17
E-Mail: [email protected]
Dr. Elisabeth Rehkopf
Bischofsstr. 30, 49074 Osnabrück
Tel.: 0541 8003990, Fax: -80039920
E-Mail: [email protected]
Dr. Dr. habil. Paul Reuther
ANR Ahrweiler, Schülzchenstr. 10
53474 Bad-Neuenahr-Ahrweiler
Tel.: 02641 98040, Fax: -980444
E-Mail: [email protected]
Dr. Richard Rohrer
Kaiserstr. 3, 66386 St. Ingbert
Tel.: 06894 4051, Fax: 06894 4021
E-Mail: [email protected]
69
Verbandsservice
 Kooperationspartner
1. Vertragliche Kooperationspartner der Berufsverbände
2. Politische Kooperationspartner der Berufsverbände
Arbeitgemeinschaft ambulante NeuroRehabilitation
(AG ANR)
von BVDN und BDN
Sprecher: Dr. Dr. Paul Reuther
Schülzchenstr. 10, 53474 Ahrweiler
E-Mail: [email protected]
Bundesärztekammer (BÄK)
Arbeitsgemeinschaft der
deutschen Ärztekammern
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Tel.: 030 4004 560
Fax: -4004 56-388
E-Mail [email protected]
www.bundesaerztekammer.de
Athene Akademie
Qualitätsmanagement im
Gesundheitswesen
Geschäftsführerin:
Gabriele Schuster
Traubengasse 15, 97072 Würzburg
Tel.: 0931 2055526, Fax: -2055525
E-Mail: [email protected]
Cortex GmbH
Gut Neuhof
Am Zollhof 2a, 47829 Krefeld
Tel.: 02151 4546920, Fax: -4546925
E-Mail: [email protected]
Deutsches Institut für Qualität
in der Neurologie (DIQN)
Schanzenstr. 27, Schlosserei 4
51063 Köln, Tel.: 0221 955615-95
Mobil: 0173 2867914
E-Mail: [email protected]
Fortbildungsakademie
Traubengasse 15, 97072 Würzburg
Tel.: 0931 2055516, Fax: -2055511
E-Mail: [email protected]
www.akademie-psych-neuro.de
Vorsitzender: Dr. Gunther Carl,
Würzburg
QUANUP e.V.
Verband für Qualitätsentwicklung in Neurologie und
Psychiatrie e.V., Gut Neuhof
Am Zollhof 2a, 47829 Krefeld
Tel.: 02151 4546920, Fax: -4546925
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
www.quanup.de
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
Herbert-Lewin-Platz 2
10623 Berlin
Postfach 12 02 64, 10592 Berlin
E-Mail: [email protected]
www.kbv.de
Neurologie
Deutsche Gesellschaft für
Neurologie (DGN)
Geschäftsführung:
Dr. Thomas Thiekötter
Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin
www.dgn.org
Fortbildungsakademie
der DGN
Geschäftsführung:
Karin Schilling
Neurologische Universitätsklinik
Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Bundesverband Ambulante
NeuroRehabilitation e. V.
(BV ANR)
Am Zollhof 2a, 47829 Krefeld
Tel.: 02151 4546920, Fax: -4546925
E-Mail: [email protected]
www.bv-anr.de
Deutsche Gesellschaft für
Neurologische Rehabilitation
(DGNR)
1. Vorsitzender:
Prof. Dr. Eberhard König
Neurologische Klinik Bad Aibling
Kolbermoorstr. 72
83043 Bad Aibling
Tel.: 08061 903501, Fax: -9039501
E-Mail: [email protected]
www.dgnr.de
Bundesverband NeuroRehabilitation (BNR)
Vorsitzender: Rolf Radzuweit
Godeshöhe, Waldstr. 2 – 10
70
53177 Bonn-Bad Godesberg
Tel.: 0228 381-226 (-227)
Fax: -381-640
E-Mail: [email protected]
www.bv-neuroreha.de
Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP) e. V.
Geschäftsstelle Fulda
Postfach 1105, 36001 Fulda
Tel.: 0700 46746700
Fax: 0661 9019692
E-Mail: [email protected]
www.gnp.de
Deutsche Gesellschaft für
Neurotraumatologie und
klinische Neurorehabilitation
(DGNKN)
Vorsitzender: Dr. Mario Prosiegel
Fachklinik Heilbrunn
Wörnerweg 30
83670 Bad Heilbrunn
Tel.: 08046 184116
E-Mail: [email protected]
www.dgnkn.de
Deutsche Gesellschaft für
Neurochirurgie (DGNC)
Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin
Tel.: 030 284499 22
Fax: -284499 11
E-Mail: [email protected]
www.dgnc.de
Berufsverband Deutscher
Neurochirurgen (BDNC)
Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin
Tel.: 030 284499 33
Fax: -284499 11
E-Mail: [email protected]
www.bdnc.de
Deutsche Gesellschaft für
Neuroradiologie (DGNR)
Straße des 17. Juni 114
10623 Berlin
Tel.: 030 330997770
Fax: -916070-22
E-Mail: DGNR@Neuro
radiologie.de
www.neuroradiologie.de
Psychiatrie
Deutsche Gesellschaft für
Gerontopsychiatrie und -psy­
chotherapie e. V. (DGGPP) e.V.
Postfach 1366, 51675 Wiehl
Tel.: 02262 797683, Fax: -9999916
E-Mail: [email protected]
www.dggpp.de
Deutsche Gesellschaft für
Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie (DGKJP)
Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin
Tel.: 030 28096519, Fax: -28096579
E-Mail: geschaeftsstelle@
dgkjp.de, www.dgkjp.de
Berufsverband für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in
Deutschland (BKJPP)
Rhabanusstr. 3, 55188 Mainz
Tel.: 06131 6938070
Fax: -6938072
E-Mail: [email protected]
www.bkjpp.de
Ständige Konferenz ärztlicher
psychotherapeutischer
Verbände (STÄKO)
Brücker Mauspfad 601
51109 Köln
Tel.: 0221 842523, Fax: -845442
E-Mail: [email protected]
Deutsche Gesellschaft für
Suchtmedizin e. V.
c/o Zentrum für Interdisziplinäre
Suchtforschung (ZIS) der
Universität Hamburg
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Tel. und Fax: 040 42803 5121
E-Mail: [email protected]
www.dgsuchtmedizin.de/
Deutsche Gesellschaft für
Suizidprävention (DGS)
Vorsitzender: Univ.-Doz. Dr.
Elmar Etzersdorfer
Furtbachkrankenhaus
Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Furtbachstr. 6, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 6465126, Fax: -6465155
E-Mail: [email protected]
www.suizidprophylaxe.de
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und
Nervenheilkunde (DGPPN)
Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin
Tel.: 030 28096601/02
Fax: -8093816
E-Mail: [email protected]
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Druck: PHOENIX PRINT GmbH,
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© Springer Medizin Verlag GmbH
ISSN 1436-123X
geprüft Facharzt-Studie 2014
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Nervenärzte e. V. (BVDN), des Berufsverbandes
Deutscher Neurologen e. V. (BDN) und des
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Herausgeber: Berufsverband Deutscher
Nervenärzte e. V. (BVDN), 1. Vorsitzender:
Dr. med. Frank Bergmann (fb),
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Tel.: 0241 36330, Fax: -404972,
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Die alleinige Gesellschafterin der ­Springer
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Ausgabe 11/2015
November
erscheint am 16. November 2015
Flight for Stroke
Der systematische Einsatz von Rettungshubschraubern unterstützt im ländlichen
Raum die Schlaganfallversorgung, sodass
mehr Patienten mit Verdacht auf akuten
Schlaganfall innerhalb des Lysezeitfensters
in eine Stroke Unit gebracht und lysiert
werden können.
Zweite-Person-Neurowissenschaft
Die Konzeption einer Zweiten-Person-­
Neurowissenschaft betont neben dem
Brückenschlag zwischen Neurobiologie
und sozialem Kontext auch, dass soziale
­Interaktion eine universale Bedingung von
Menschsein ist und damit mehr als nur ein
Kontext für Gesundheit und Erkrankung.
Komplexversorgung bei Demenz
Bei dem Ansatz einer klientenorientierten
Komplexversorgung für Menschen mit
­Demenz ergeben sich für den Facharzt als
Gatekeeper neue Chancen und Aufgaben
durch Vernetzung und Kooperation.
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