DONALD-NEWS: Aktuelle Entwicklung der Jodversorgung von

Werbung
DONALD-News
Aktuelle Entwicklung der
Jodversorgung von Schulkindern
in Deutschland
Eine ausreichende Jodversorgung ist essenziell für eine optimale Gehirnentwicklung. Aktuelle Studien zeigen, dass selbst
im Schulalter bei einem leichten Jodmangel eine Steigerung der Jodversorgung zu
einer klaren Verbesserung der kognitiven
Fähigkeiten führen kann.
Die Jodversorgungssituation in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten
durch freiwillige Jodsalzprophylaxemaßnahmen deutlich verbessert. Jedoch ist
seit einigen Jahren ein erneuter Rückgang
der Verwendung von Jodsalz in industriell
gefertigten Lebensmitteln zu verzeichnen.
Inwieweit sich diese Entwicklung eines der
Hauptlieferanten für Jod bereits auf die
aktuelle Jodversorgung auswirkt, ist unklar.
In den zwischen 2004 und 2009 wiederholt
gesammelten 24-Stunden-Harnproben von
6–12-jährigen Teilnehmern der DONALDStudie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study)
wurde die tägliche Jodausscheidung als
Marker der Jodzufuhr bestimmt (n ⫽278
Kinder, 707 Harnproben) (Abb. 1). Aus
parallelen Messungen der Natriumausscheidung sowie zu den Harnsammlungen zeitgleich geführten 3-Tage-WiegeErnährungsprotokollen wurde der Verzehr der wichtigsten Jodlieferanten (Salz,
Milch, Fisch, Fleisch, Eier) ermittelt. Aktuelle Trends der Jodurie (2004–2009) und
die Beiträge relevanter Lebensmittelgruppen wurden anhand gemischt linearer Regressionsmodelle analysiert.
Die E r g e b n i s s e unserer Analyse zeigten ein Plateau der 24-Stunden-Jodurie in
den Jahren 2004–2006 und anschließend
einen signifikanten Rückgang bis 2009
(P⫽0,01) (Median der 24-Stunden-Jodurie
2004–2006: 85,6 ␮g/d, 2009: 80,4 ␮g/d). Die
mediane Jodkonzentration sank 2007–2009
unter die von der WHO empfohlene Referenz von 100 ␮g/l. Salz-, Milch-, Fischund Ei-Verzehr erwiesen sich als signifikante Prädiktoren der Jodurie (P⬍0,005),
die wichtigsten Jodlieferanten waren Salz
(48% der täglichen Jodzufuhr) und Milch
Jodausscheidung (mg/d)
150
Abb. 1
Entwicklung der 24-Stunden-Jodurie von 6–12-jährigen Teilnehmern der
DONALD-Studie zwischen
2004 und 2009 (n ⫽707
Harnproben). Dargestellt
sind Mediane (u) und 25.
und 75. Perzentile (ⵧ) sowie
die Ergebnisse der longitudinalen Regressionsmodelle (P-Werte und Trendlinie [gestrichelt]).
Modifiziert nach JOHNER
et al. Br J Nutr 2011; 106:
1749–1756.
87,5
90,4
88,5
81,4
81,1
80,4
100
50
Ptrend: nicht signifikant
0
2004
2005
2006
Ptrend: 0,01
2007
2008
2009
1
(38%). Für die Beiträge von Salz und Fisch
an der Jodversorgung deutete sich zwischen 2004 und 2006 sowie 2007 und 2009
ein Rückgang an.
Somit ist der noch bis vor einigen Jahren
zu beobachtende positive Trend der Jodversorgung von Kindern in Deutschland
zum Stillstand gekommen und zeigt sich
inzwischen sogar rückläufig. Hauptverantwortlich hierfür könnte der Rückgang der
Verwendung von Jodsalz in der Lebensmittelindustrie sein: Die Marktanteile von
jodiertem Speise- und Pökelsalz am Gesamtabsatz von Speisesalz in Großgebinden in Deutschland haben sich von 2004 bis
heute von 35% auf etwa 26% verringert.
Aufgrund der bekannten nachteiligen Auswirkungen eines auch nur milden Jodmangels ist in Zukunft eine konsequentere Verwendung von jodiertem Salz, vor allem für industriell gefertigte Lebensmittel
zu fordern, um langfristig eine nachhaltige
Verbesserung der Jodversorgung sicherzustellen.
Die Förderung erfolgte teilweise aus Mitteln
des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 07HS002.
M. Sc. SIMONE JOHNER und
Prof. Dr. T. REMER
Forschungsinstitut für Kinderernährung
Heinstück 11
44225 Dortmund
[email protected]
pädiat. prax. 78, 277–278 (2011/2012)
2
Herunterladen