Physik für Biologinnen und Biologen (Biologische Physik) W.W.

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Physik für Biologinnen und Biologen
(Biologische Physik)
W.W. Szymanski
Vorlesungszeit: Di. 13:15 – 15:55
Vorlesungsort:
HS C1, Uni Campus, Spittalgasse
Für laufenden alle Informationen bez. LV:
http://biologische-physik.univie.ac.at/
VORLESUNGSINHALT:
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EINFÜHRUNG – WAS IST PHYSIK, PHYSIKALISCHE GRÖSSEN
UND EINHEITEN
GRUNDZÜGE DER MECHANIK
ELASTIZITÄT UND FESTIGKEIT
MECHANIK DER FLÜSSIGKEITEN UND GASE
OBERFLÄCHENSPANNUNG
GRÖSSENVERÄNDERUNG – CHARAKTERISTISCHE PARAMETER
SCHWINGUNGEN UND WELLEN
GRUNDBEGRIFFE DER AKUSTIK – SCHALL UND HÖREN
WÄRMELEHRE – TEMPERATUR, AGGREGATZUSTÄNDE,
HAUPTSÄTZE
ELEKTRISCHE UND MAGNETISCHE PHÄNOMENE,
ELEKTRISCHE STRÖME
GEOMETRISCHE OPTIK, SEHEN, WELLENOPTIK UND
STRAHLUNGSGESETZE
ELEKTRONENSTRAHLEN, ELEKTRONENMIKROSKOP
ATOMKERN, RADIOAKTIVITÄT UND WECHSELWIRKUNG MIT
MATERIE
1
Zwischen Belebtem und
Unbelebtem
„Immer wieder haben sich Physik und
Biologie in der Vergangenheit
getroffen, aber auch wieder
voneinander entfernt.
Gerade in den letzten Jahrzehnten sind
sie sich zunehmend näher gekommen, so
dass eine enge und fruchtbare
Zusammenarbeit entstanden ist“.
„Die Physik ist die Wissenschaft der
unbelebten Materie. Doch führen
physikalische Entdeckungen immer
wieder zu Entwicklungsschüben in der
Biologie und Medizin, den
Wissenschaften vom Leben“.
(aus „Welt der Physik“, DPG, 2005)
Lotuseffekt
Mikro- und Nanostrukturierte hydrophobe
Oberflächen sind selbstreinigend !
Die Ursache des Effekts liegt in der
Oberflächenstruktur der Pflanzen.
Durch die Oberflächenstruktur der Pflanzen
werden gegenüber Wasser riesige Kontaktwinkel
erreicht (Superhydrophobie) - nur etwa 2 bis 3
% der Tropfenoberfläche haben Kontakt mit der
Oberfläche der Pflanze, so dass das Wasser
leicht abperlen kann. Aufliegende
Schmutzpartikel werden dadurch mitgerissen
und weggespült.
Wassertropfen haben wie alle Flüssigkeiten die
Tendenz zur Minimierung ihrer Oberfläche →
Oberflächenspannung.
Heute werden mittels Nanotechnologie
superhydrophobe Beschichtungen etwa für
Hochhäuser verwendet.
2
Aus Protein erzeugt – elastischer „Biostahl“
- Spinnennetz
Hier
wirken
Kräfte !
Fadenstärke – ca. 1 – 3 Mikrometer
Besitzen größere Festigkeit uns sind elastischer
als vergleichbare Objekte aus Edelstahl
Druckfestigkeit von Eichenholz – ca. 50N / mm2
Zugfestigkeit von Spinnenseide – ca. 150N / mm2
Horizontaler Wurf
Wurfweite (m)
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
0
-1
Höhe (m)
-2
-3
-4
-5
-6
-7
-8
-9
-10
Als Schleuderfrüchte werden Früchte bezeichnet, die durch
Schleudereinrichtungen ihre Samen in einem weiten Umkreis um die
Mutterpflanze verbreiten. Die Samen werden von der reifen Frucht
fortgeschleudert. Der Sumpf-Storchschnabel liegt bei einer
Wurfweite von rund 2,50 m. Gegen das Ende der Messlatte liegen
Lupine (7,00 m), Stachelbärenklau (9,50 m), Zaubernuss (15,00 m).
3
Die ersten Mikro- und Nanomotoren wurden von der
Natur „gebaut“ - Flagellum
Rotationsgeschwindigkeiten –
einige Hundert bis Tausend
Umdrehungen / Minute
„Reise“-Geschwindigkeiten –
etwa 20 Mikrometer / Sekunde
Flagellum Rotor: Access
Research Network (Art Battson)
Weibel, D.B. et al. (2005): Microoxen: microorganisms to move microscale
loads. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 102: 11963–11967
Physik und ihre Aufgabe
Physik ist die Wissenschaft von den Naturdingen (gr. - φυσικα), also
eine Naturwissenschaft.
Physik beschäftigt sich mit der Beobachtung der unbelebten Natur,
obwohl viele Erkenntnisse und Gesetzmäßigkeiten auch in der
belebten Natur Anwendungen finden.
Physik führt Konzepte wie etwa Länge, Masse, Zeit oder Temperatur
ein und definiert diese über bestimmte Messvorschriften. Diese so
genannten Grund- oder Basisgrößen sind von unseren Erfahrungen
inspiriert.
Physik ist eine Erfahrungswissenschaft. Sie bezieht ihre
Erkenntnisse aus Beobachtungen und einer Interaktion:
Experiment – Modell – Simulation – Theorie.
Physik ist eine quantitative Wissenschaft – die Merkmale der
beobachteten Vorgänge werden Größen genannt.
4
Gründer der klassischen Physik
Galileo Galilei (1564- 1642)
Isaac Newton (1642-1727)
Professor für Mathematik,
Physiker
Professor für Mathematik
und Physik, Cambridge
Fall-, Wurf- und Pandelgesetze,
Zeitmessung
Mechanik (Axiome)
Astronomische Beobachtungen
Folgerung über die Bewegung der
Erde
Gravitationsgesetze
Optik
Infinitesimalrechnung
Messung ⇔ Objektive Aussage
5
Messung ⇔ Objektive Aussage
Messung ⇔ Objektive Aussage
Konzentriere Dich auf das Kreuz in der Mitte. Was passiert mit den
rosa Punkten ?
6
Messung ⇔ Objektive Aussage
Mondgröße
Der Mond (Sonne) scheint knapp über dem
Horizont wesentlich größer zu sein als im
Zenit.
Wesentlich für die korrekte Größenwahrnehmung eines Gegenstandes ist die
ebenso korrekte Information über dessen
tatsächliche Entfernung zum Beobachter
Da zwischen Mond am Horizont und
Betrachter viel mehr Gegenstände (Bäume,
Häuser, etc.) liegen („Tiefeninformation“)
als zwischen Mond oben am Himmel und
Betrachter,
wird
die
Entfernung
fälschlicherweise als größer eingeschätzt,
bei größerer Entfernung und gleich großer
Abbildung auf der Netzhaut müsste der
Gegenstand aber größer sein, und somit
wird der Mond oder auch die Sonne am
Horizont auch größer wahrgenommen
(Größentäuschung).
7
Masse → 2 kg; Länge → 7 m
Messgrößen
Physikalische Größe
Einheit
→
Zahl und (Maß)-Einheit
willkürlich: Armlänge, Äquatorlänge,...
gegeben durch Normale
natürlich:
Maßsystem
→
Wellenlänge von Spektrallinien, ...
gegeben durch Naturgesetze
Menge von Grundgrößen mit Einheiten
Basisgrößen
Grundgrößen
(Definition willkürlich / natürlich)
Reduzible Größen
(Zurückführbar auf Basisgrößen)
GRUNDGRÖSSEN (7 + 2)
Radiant
Der Radiant (rad) - ebener Winkel zwischen zwei Radien eines Kreises, die
aus dem Kreisumfang einen Bogen der Länge des Radius ausschneiden.
Steradiant
Der Steradiant (sr) - räumlicher Winkel, dessen Scheitelpunkt im
Mittelpunkt einer Kugel liegt und der aus der Kugeloberfläche eine Fläche
gleich der eines Quadrats von der Seitenlänge des Kugelradius
ausschneidet.
8
Grundgrößen
Si-Einheit
Größe
Zeiche
n
Name
Definition
Zeit
s
Sekunde
1 s ist die Zeit für 9192631770
Perioden einer bestimmten
Schwingung des Isotops von
Cs-133
Länge
m
Meter
1 m ist die Strecke, die das
Licht im Vakuum in der Zeit
von 1/299792458 s zurücklegt
kg
Kilogramm
Ur-Kilogramm, aufbewahrt im
Bureau International des
Poids et Mesures in Paris
Sèvres
Masse
Grundgrößen
Si-Einheit
Größe
Stromstärke
Lichtstärke
Zeiche
n
A
cd
Name
Definition
Ampere
Die Stromstärke in zwei
parallelen Leitern im
Abstand von 1m beträgt 1
A, wenn die Ströme,
bezogen auf die Länge 1m,
die Kraft 2 .10-7 N
aufeinander ausüben
Candela
Lichtstärke, die monochrom. Strahlung mit der
Frequenz 540 · 1012 Hz mit
einer Leistung von 1/683
Watt pro Steradiant
aussendet.
9
Grundgrößen
Si-Einheit
Größe
Temperatur
Stoffmenge
Zeiche
n
K
mol
Name
Definition
Kelvin
Zwischen dem Nullpunkt der
thermodynamischen
Temperaturskala (absoluter
Nullpunkt) und dem
Tripelpunkt des Wassers
liegen 273,15 K
Mol
1 mol eines Stoffes enthält so
viele Teilchen, wie Atome in
0,012 kg des Kohlenstoff C-12
enthalten sind.
NA = 6,022x1023
Die 11. Generalkonferenz für Maß und Gewicht hat zwei
ergänzende SI-Einheiten festgelegt:
Bogenmaß: φ [ rad ]
1 rad
= s/r
= 1 Radiant
r
s∝r
φ
Gradmaß: 1 Grad
= 1° = ( 2π / 360 ) rad
1 Minute = 1' = 1° / 60
1 Sekunde = 1'' = 1'/ 60
r
Kreisumfang = 2π r ⇒ Vollkreis hat 2π rad bzw. 360°
Kugelfläche
Ω
A / r2
Raumwinkel: Ω [ Sterad ] =
1 sr
= 1 Steradiant
Kugelfläche = 4π r2 ⇒ Vollkugel hat 4π sr
A ∝ r2
r
10
Abgeleitete Größen
⇓
mathematische Kombination von Grundgrößen
Dimension: Maßeinheit der abgeleiteten Größe
Beispiel: Geschwindigkeit v = d(Länge)/d(Zeit) = dx/dt
Dimension: [v] = [Distanz] = m = ms −1
[Zeit]
s
⇒ Konsistenztests von Gleichungen:
9 Haben alle Summanden die gleiche Dimension ?
9 Haben beide Seiten der Gleichung die gleiche Dimension ?
Weitere Beispiele:
Aus Einheiten können Vielfache der Einheiten durch
Multiplikation mit Faktoren gewonnen werden.
0.01 m = 10 cm = 10 mm = 10000 µm
0.000000001 m = 1 nm, oder
1 pm = 1.10-12m
11
Messgenauigkeit und Messfehler
(Genaueres wird vor dem Praktikum angeboten)
Eine Messung beruht auf einem quantitativen Vergleich der
Messgröße mit einem Standard (Normal).
Dadurch erhält man einen Informationsgewinn über den
Istwert eines Messobjekts.
Jede Messung ist mit einem Fehler behaftet.
Messung = Messwert x ± Fehler σ
statistisch
systematisch
Auflösung der Apparatur
Falscher Nullpunkt
Statistische Fluktuation
Fehlkalibration der Skala
Rauschen ...
Unsicherheiten in Korrektur von
Störeffekten ...
Durch Wiederholung der Messung
beliebig reduzierbar
Durch Wiederholung der Messung nicht
reduzierbar
GRUNDZÜGE DER MECHANIK
Grundbegriffe:
Skalar, Vektor, Bezugssystem
Bewegungen:
Geschwindigkeit
Beschleunigung
Kraft und Masse:
Trägheitsprinzip
Kräfte
Gravitationskraft
12
Skalare Größen (Skalare)
• Sie sind durch Zahlenwert und Einheit vollständig definiert. Skalare
sind z. B. Zeit (t = 0.8 s), Masse (m = 55 kg), Temperatur (T = 303 K).
• Zahlenwerte sind reelle Zahlen, Temperaturangaben in Kelvin sind
Immer positiv
Vektorielle Größen (Vektoren – physikalische Größen mit
Richtungssinn)
• Sie sind durch Zahlenwert, Einheit und Richtung vollständig
definiert. Vektoren sind z.B. Geschwindigkeit, Beschleunigung, Kraft
• Variablen, die für Vektoren stehen, werden häufig mit einem Pfeil
gekennzeichnet
r
r
r
r = x2 + y2 + z 2
ist der Betrag (Länge) eines Vektors
Bezugssysteme
Galilei formulierte die umstrittenen Frage, ob
sich eine Kugel an Bord eines fahrenden
Schiffes in Bewegung oder in Ruhe befinde.
Seine Analyse lautete, dass die Beantwortung
der Frage von der Position des jeweiligen
Beobachters abhängt: ein Beobachter, der sich
ebenfalls an Bord des Schiffes befindet, sieht
die Kugel in Ruhe, während ein Beobachter am
Ufer die Kugel sich zusammen mit dem Schiff
bewegen sieht. Die Eigenschaft, in Bewegung zu
sein, ist demnach keine, die der Kugel alleine
zukommt, sondern hängt von der Wahl des
Bezugssystems ab.
3 D Kartesisches
Koordinatensystem
Für die Betrachtungen im Rahmen dieser
Vorlesung werden wir meistens Erde als
Bezugsystem benutzten und annehmen, dass die
Erde ruht. Dies ist zwar nicht richtig, für die
meisten Überlegungen hier ist es jedoch eine
akzeptable Annahme.
13
Geschwindigkeit
A.Gleichförmige geradlinige Bewegung
Diese Bewegung ist gegeben wenn in gleichen Zeiten gleiche Wege
zurückgelegt werden.
r
r
r
r r (t 2 ) − r (t1 ) ∆s
v=
=
∆t
t 2 − t1
Z
r
r (2s)
X
t=2s
r
∆s2
r
r (1s )
r
r (0 s )
r
∆s1
t=1s
t=0s
Y
[vr ] = ⎡⎢ m ⎤⎥ = [m ⋅ s −1 ]
⎣s⎦
Graphische Darstellung der Bewegung im Weg – Zeit – Diagramm
Weg-Zeit-Diagramm
r
r ∆s
v=
∆t
Umrechnung zwischen den gebräuchlichen Geschwindigkeitseinheiten
m/s und km/h :
1 km/h = 1000m : 3600s = (1 : 3,6) m/s = 0,277 m/s
14
Graphische Darstellung der Bewegung im Weg – Zeit – Diagramm
s [m]
Fall 2: Gleichförmige Bewegung
Fall 1 und 3: Ungleichförmige Bewegung
3
Mittlere Geschwindigkeit:
r
r
∆s BC
vM =
=
∆t AB
2
Wir erkennen, dass wir die
Geschw. bei ungleichförmiger
Bewegung um so genauer angeben
können je kleiner Zeiten und Wege
gewählt werden. Mit
C
P
1
∆s
∆s → 0 und
α
Erhalten wir im Punkt P
Momentangeschwindigkeit:
B
A
∆t → 0
∆t
t [s]
r
r ds
v=
dt
Vergleich der mittleren Geschwindigkeiten
(Näherung)
Objekt
Geschwindigkeit
Schnecke
Maulwurf
Maulwurf
Fußgänger
Biene
Brieftaube
Schwalben
Erde (Umlaufbahn)
Licht (Vakuum)
0,0008 m/s ≈ 0,003 km/h
(Graben) 0,002 m/s ≈ 0,008 km/h
(Laufen)1,1 m/s ≈ 4 km/h
1,5 m/s = 5,4 km/h
6,5 m/s ≈ 23 km/h
20 m/s = 72 km/h
60 m/s ≈ 220 km/h
29.800 m/s ≈ 107.000 km/h
299.792.458 m/s ≈ 1.080.000.000 km/h
15
Beschleunigung
Ändert sich die Geschwindigkeit, so wirkt eine Beschleunigung (bzw.
Abbremsung). Wenn z.B. ein Skispringer startet ist seine Anfangsgeschw.
v1=0 m/s. Am Schanzentisch ist seine Geschwindigkeit v2=28 m/s. Wie
groß war seine Beschleunigung ?
r
r
r
r v (t 2 ) − v (t1 ) ∆v
a=
=
t 2 − t1
∆t
[a] = ⎡⎢ m ⋅ s
⎣
s
−1
⎤ ⎡m⎤
⎥=⎢ 2⎥
⎦ ⎣s ⎦
v
Momentanbeschleunigung
r
r
r
∆v dv
a = lim ∆t →0
=
dt dt
a<0
a>0
Geschw.-Zeit:Diagramm
t1
t2
t3
t
Freier Fall
Bewegung mit konstanter Beschleunigung.
Hier wird ein frei fallender Körper immer
schneller. Warum ?
g=
r r
r r
v = a ⋅ t; a = g
v=
ds
dt
a=
dv d 2 s
=
dt dt 2
t
dv = adt ⇒ v = ∫ adt = at + v0
0
t
t
1
s = ∫ vdt = ∫ (at + v0 )dt = at 2 + v0t + s0
2
0
0
g
Fundamentalgleichungen der Kinematik
Freier Fall:
v = gt
s=
g 2
t
2
16
Zusammensetzung von
Bewegungen
Führt ein Körper mehrere
Bewegungen aus, so ergibt sich
die Gesamtbewegung durch die
Addition der Einzelbewegungen
und der Gesamtweg durch die
vektorielle Addition der einzelnen
Wege, die Gesamtgeschwindigkeit
durch die Addition der einzelnen
Geschwindigkeiten.
vB
C=
A+
B
A
B
vF
keit
hwindig
e Gesc
d
n
re
ie
Result
vF
vB
http://www.univie.ac.at/future.media/moe/index.html
http://www.mathe-online.at/materialien/Andreas.Pester/files/Vectors/index.htm
Horizontaler Wurf
horizontal:
x = v0t ⇒ t =
x
v0
vertikal:
2
g 2 g x
=
y= t
2 v02
2
y=1.5m, v0=3m/s: x=1.6m
g = 9.81
m
m
≈ 10 2
s2
s
17
KRAFT und MASSE
Konzept einer Kraft:
Kraft ist eine Fähigkeit, etwas zu bewirken.
Als physikalischer Begriff bezeichnet Kraft
die Fähigkeit die Bewegung eines Körpers zu ändern
(Richtungsänderung, Beschleunigung, Abbremsung) oder auch einen
Körper zu verformen.
Es gibt viele Arten von Kräften z.B: elastische Kraft, Reibungskraft,
Federkraft, elektrische Kraft, Schwerkraft (Gravitation), .....
Auf G. Galilei Erkenntnissen basieren formulierte I. Newton 1668 in
„Principia Mathematica“ das Trägheitsprinzip (1. Axiom):
Ein Körper verharrt in seinem Zustand
der Ruhe oder der gleichförmigen,
geradlinigen Bewegung, solange die
Summe aller auf ihn einwirkenden Kräfte
Null ist.
Eine Änderung dieses Zustandes ist nur durch
eine Kraft möglich.
Einige Beispiele und Überlegungen:
Eishockeypuck erreicht Geschwindigkeiten von über
45 m/s. Reibungsfreie Eisfläche würde eine nie
endende Fortbewegung mit sich bringen.
Ein Körper der keiner Wechselwirkung wie Reibung
(oder Gravitation) unterliegt, ist etwa im Weltraum
vorstellbar - einmal in Bewegung, setzt ein Körper
diese geradlinig, mit konstanter Geschwindigkeit
fort.
Eine Kraft könnte in solchen Fall die Objektgeschwindigkeit beeinflussen, z.B. beschleunigen.
Es zeigt sich aber, dass auch wenn externe Einflüsse (z.B. Reibung) fehlten,
eine Initiierung der Bewegung eines Körpers von einer internen Eigenschaft des
Körpers, von seiner Trägheit, abhängt. Bei großer Trägheit ist diese Initiierung
der Bewegung schwieriger, so aber auch die Abbremsung.
Offensichtilich:
Die Trägheit eines Körpers proportional zur Masse.
18
Kraft F
Kraft ist also die Ursache einer Beschleunigung, sie ist auch proportional
zu der Beschleunigung. Auf Galilei Experimenten aufbauend formulierte I.
Newton sein 2. Axiom – das Aktionsprinzip:
Die Änderung der Bewegung einer Masse ist der
Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und
geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie,
nach welcher jene Kraft wirkt.
r r r
r
r
r
F ∝ a; F = m ⋅ a; FG = m ⋅ g
r
m
F = 1kg ⋅ 2 = 1N ( Newton)
s
[]
Es gibt eine große Zahl von div. Kräften, sie lassen sich aber in 2 Gruppen
einteilen: Kontaktkräfte mit Reichweite von etwa 10-10m (Reibungs-,
Stoßkräfte,..) und Fernwirkung (Gravitations-, elektrische und magn. Kräfte)
Die Beobachtung, dass Kräfte immer bei Wechselwirkungen auftreten,
bedeutet auch dass zu jeder Kraft eine Gegenkraft existieren muss. Die
hat Sir Isaac Newton folgendermaßen formuliert:
Das Reaktionsprinzip
Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf
einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt
eine gleichgroße, aber entgegengerichtete Kraft von
Körper B auf Körper A (reactio).
r
r
FA→ B = − FB → A
19
Schwerkraft
• Bekannteste Kraft auf unserem Planeten
• Frei fallender Körper führt eine gleichmäßig beschleunigte
Bewegung aus mit der konstanten Beschleunigung g=9.81 m/s2.
r
r
• Die Beschleunigung ist durch die Schwerkraft F G = m ⋅ g
hervorgerufen.
• Die Schwerkraft steht normal auf die Erdoberfläche
• Eine Masse von 1 kg wird von der Erde mit der Kraft
von 9.81 N angezogen.
50 m
• Diese Kraft wird auch Gewicht genannt.
Beobachtung von G. Galilei:
Eisen- und Holzkugel mit dem gleichen
Durchmesser geworfen von Turm in Pisa
erreichen den Boden gleichzeitig. Warum ?
Newton‘sche Erklärung:
Schwerere Gegenstände haben auch größere Trägheit. Die
Eisenkugel wird von der Erde mit etwa 10-facher Kraft im
Vergleich zu der Holzkugel angezogen, aber ihre Trägheit ist
auch 10 mal so groß.
Also Trägheit und Gewicht sind beide proportional zu Masse.
Wodurch unterscheiden sich dann diese
beiden Eigenschaften der Masse ?
Die Trägheit ist eine
inhärente Eigenschaft der
Masse, das Gewicht ist von
der Gravitationskraft
(Schwerkraft) abhängig.
Ein Mensch mit 100 kg
(Erde) würde auf dem Mond
nur etwa 17 kg wiegen.
100 kg ??
17 kg !!
20
GRAVITATIONSGESETZ
Das Newtonsche Gravitationsgesetz besagt, dass sich die Gravitationskraft
F, mit der sich zwei Massen m und M anziehen, proportional zu den Massen
beider Körper und umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes r
der Massenschwerpunkte verhält:
F =G⋅
m⋅M
r2
r ↑⇒ F ↓
Die Gravitationskonstante, meist durch das Formelzeichen G dargestellt, ist
eine von Isaac Newton eingeführte Universalkonstante, die bei bekanntem
Abstand zweier, massiver Objekte deren gegenseitige
Massenanziehungskraft bestimmt.
G ≈ 6.67 ⋅10 −11
m3
kg ⋅ s 2
Danach ist die Gravitationskraft eine Wechselwirkung - nach dem dritten
Newtonschen Axiom wirkt die Kraft sowohl auf die erste als auch auf die
zweite Masse, aber jeweils in der entgegengesetzter Richtung.
Die Gravitationskonstante G führt über das Gravitationsgesetz zur
Masse M und zur mittleren Dichte ρ des jeweiligen Körpers (z. B. der
Erde ρ E ), sofern der mittlere Radius und die
Oberflächenbeschleunigung g bekannt sind:
G
Mm
M
= mg ; ρ =
2
V
RE
ρ=
RE
3g
4π ⋅ G ⋅ RE
ρ E ≈ 5.5 ⋅103
kg
m3
21
Kräftezerlegung auf der schiefen Ebene
Eine schiefe Ebene ist eine ebene
Fläche, die gegen die Horizontale
geneigt ist. Sie wird z.B. verwendet,
um den Kraftaufwand zur
Höhenveränderung einer Masse zu
verringern.
Die Gewichtskraft FG einer Masse, die
sich auf einer Schiefen Ebene befindet,
wird in zwei Komponenten zerlegt, die FT
parallel zur Oberfläche der schiefen
Ebene und die FN normal zur Oberfläche.
Da die Normalkraft bereits von der
schiefen Ebene selbst getragen wird,
muss, um die Masse im Gleichgewicht zu
halten, lediglich die treibende Kraft FH
ausgeglichen werden.
α
FH
FH = FG ⋅ sin α
FN
FG
FN = FG ⋅ cos α
ARBEIT, ENERGIE UND LEISTUNG
Begriff „Arbeit“ ist im allgemeinen für
körperliche oder Geistige Aktivität benutzt.
Wir sehen uns zunächst den einfachsten Fall
der mechanischen Arbeit.
Mechanische Arbeit W wird verrichtet wenn
ein Körper entgegengesetzt zu einer wirkenden
Kraft bewegt wird.
m
FG = m ⋅ g
FG = F
m
FG = m ⋅ g
Also in diesem Fall gilt:
ARBEIT = KRAFT * WEG
r r r r
W = F ⋅ h = F ⋅ h ⋅ cos α
r
r
α ...Winkel zw.( F und h )
[W ] = [kg ⋅ m ⋅ s −2 ⋅ m] = [1N ⋅ m] = [1J ]
[1J ] ⇒ 1 Joule
h
Welche
Fähigkeit hat
nun ein auf
die Höhe h
gehobener
Körper ?
22
Der Körper hat nun das Potenzial Arbeit zu verrichten, er besitzt eine
potenzielle Energie:
W = FG ⋅ h = m ⋅ g ⋅ h
Da in Ruhe keine Arbeit geleistet werden kann, kann der
Körper beim Runterfallen von der Höhe h die aufgewendete
Arbeit abgeben. Jetzt wird aber die potenzielle Energie in
Bewegungsenergie, kinetische Energie, umgewandelt:
W = FG ⋅ h = m ⋅ g ⋅ h
W=
1
m ⋅ g ⋅ ( g ⋅ t )2
2
und
g ⋅t2
h=s=
2
weil v = g ⋅ t
Die kinetische Energie wird beim
Auftreffen wieder Umgewandelt in
andere Energieformen, z.B. Wärme,
Deformation. Die Einheit [J] bleibt
gleich.
W=
Die Arbeit kann in einem Kraft – Weg Diagramm
dargestellt werden. Sie ergibt die Fläche eines
Rechtecks mit den Seiten: mg und h.
Zur Überwindung der Höhe h kann auch eine
schiefe Ebene verwendet werden. Die Hubarbeit
ist nun entlang eines längeren Weges s=h / cosϕ
zu leisten.
ϕ
F =
S F
•co
s
F
h
FG
h
h
0
0
W = ∫ F ⋅ ds = F ∫ ds = F ⋅ h
F [N]
W=F•h
Weg [m]
Beispiel:
Heben einer Masse von 10 kg um 3 m
erfordert eine Arbeit von 10 kg⋅10 m/s2 ⋅3 m =
300 J.
s
ϕ
1
m ⋅ v2
2
α
r r
W = F ⋅ cos ϕ ⋅ s = F ⋅ s
Verschieben einer Masse von 10 kg um 3 m
auf der schiefen Ebene mit einer Neigung
von 30° erfordert eine Arbeit von
mg⋅s⋅cos60° = 150 J.
Höhengewinn = 3m⋅ cos60° = 1.5 m
Arbeit = Skalarprodukt des Kraftvektors
r
mit dem Vektor der Verschiebung s
r
F
23
Beispiel:
Arbeit zur Beschleunigung eines Wales von 100 t von Ruhe auf 8 m / s:
W=
mv 2 100000 kg ⋅ 82 m 2 s −2
=
= 3200000 J = 3200 kJ
2
2
Täglich vom Menschen aufgenommene Energie (Nahrung) ~ 10000 kJ. Bei
einem Wirkungsgrad von 32% (d.h. 32% der Nahrungsenergie stehen für diese
Arbeit zur Verfügung) könnte der Wal einmal pro Tag auf 8 m / s beschleunigt
werden.
Bei Körperlicher Tätigkeit merkt man, dass bei gleicher Arbeit die Ermüdung
umso schneller eintritt, je kürzer die Zeit in der die Arbeit verrichtet wurde.
Man hat unterschiedliche Leistungen vollbracht.
Dies hilft uns die Leistung zu definieren:
P=
W
⎡ J⎤
; [P ] = ⎢1 ⎥
t
⎣ s⎦
Leistung =
verrichtete Arbeit
Zeit
Aus dieser Definition kann der bekannte
Begriff der Kilowattstunde (kWh) ermittelt
werden. Leistung mal Zeit = Energie.
1 kWh = 1000 W ⋅ 3600 s = 3,6 ⋅10 6 J = 3,6 MJ
ERHALTUNGSSÄTZE
Unter einer Erhaltungsgröße versteht man eine Größe, die für die an einer
Wechselwirkung beteiligten Teilchen vor und nach der Reaktion gleich ist
(also erhalten bleibt). Eine der bekanntesten Erhaltungsgrößen der Physik ist
die Energie. Zu jeder Erhaltungsgröße gehört ein Erhaltungssatz, in dem
formuliert wird, welche Größe unter welchen Bedingungen erhalten bleibt.
Beispiel:
Fadenpendel – periodische Umwandlung von potenzieller in kinetische Energie
und umgekehrt, bei gleichzeitiger Erhaltung der Gesamtenergie
1 : Wges = W pot = mgh
1
3
2 : Wges = Wkin
Wges = W pot
h
v
2
Wges = Wkin
3 : Wges = W pot
mv 2
=
2
= mgh
WAnfangszust . = WEndzust .
24
Für viele physikalische Größen
gelten Erhaltungssätze. Ein
Erhaltungssatz für eine Größe X
bezieht sich stets auf ein System,
welches für diese Größe nach
außen bgeschlossen ist. Für eine
andere Größe kann das System
offen sein.
Einige Beispiele:
IMPULS
In der Umgangssprache bedeutet der Impuls einen Antrieb etwas zu tun, in
Angriff zu nehmen oder zu unternehmen.
IMPULS (Physik)
Bewegt sich ein Körper der Masse m mit einer Geschwindigkeit v, so
kann dies durch eine Größe, den Impuls, beschrieben werden. Jeder
bewegte Körper trägt einen Impuls, den er bei Stößen oder durch
Kraftwirkungen ganz oder teilweise auf andere Körper übertragen
kann.
Der Impuls ist definiert als Produkt der Masse m eines Körpers und
dessen Geschwindigkeit. Impuls und Geschwindigkeit sind Vektoren:
r
r
r
ds
p = m⋅v = m⋅
dt
v1 = a1t =
F1
t
m1
r
F = m⋅a
v2 = a 2 t =
r r
v = a ⋅t
F2
t
m2
25
IMPULSÜBERTRAGUNG
r
r
p = m⋅v
[ pr ] = 1 kg ⋅ m ⋅ s −1
r
m ⋅ v1 = F1 ⋅ t und
r
m ⋅ v2 = F2 ⋅ t
r
r
es gilt : F1 = − F2
r
r
p1 = − p2 oder
r r
p1 + p2 = 0
Impuls, Kraft und Geschwindigkeit sind Vektoren und weisen in die
gleiche Richtung.
Impulserhaltungssatz:
Für jedes abgeschlossene System bleibt der Gesamtimpuls konstant
26
Wenn sich ein Körper (Massenpunkt) mit der Masse m translatorisch
mit der Geschwindigkeit v bewegt, so beschreibt man den Impuls als:
r
r
p = m⋅ v
Dim [p] = 1N · s oder 1kg · m · s-1
Durch eine Umformulierung des II. Newton´schen Axioms erhalten
r
r
r
wir:
r
r
dv d ( m ⋅ v ) dp
F = m⋅a = m⋅
=
=
dt
dt
dt
Die Kraft F, die auf die Masse
r m wirkt,r ist gleich der Impulsänderung
pro Zeiteinheit. Die Größe: F ⋅ dt = dp nennt man Kraftstoß.
Kraftstoß kennzeichnet
die Einwirkung einer
Kraft auf einen Körper in
einer bestimmten Zeit.
Der Kraftstoß wird
grafisch durch den
Flächeninhalt einer
Kraft-Zeit-Kurve
dargestellt.
Energieumsatz im menschlichen Körper
Um den Energieumsatz für ein ganzes Lebewesen zu analysieren, also die
Energie, die z. B. ein Mensch oder ein Tier benötigt, müssen einzelnen
Individuen einer Population bezüglich ihres Energiebedarfs je nach Alter,
Geschlecht, Gesundheitszustand, körperlicher Leistung oder umgebendem
Klima bewertet werden.
Biologische Organismen sind keine geschlossenen Systeme. Es findet
ständiger Stoff und Energieaustausch mit der Umgebung statt. Es stellt sich
dabei ein sog. Fließgleichgewicht ein. Dieses Gleichgewicht ist nur bei
ausreichender Energiezufuhr von Außen, je nach abgegebener Arbeit, oder
Leistung möglich.
Im Mittel nimmt der Mensch 9630 kJ /Tag = 2300 kcal /Tag auf. Das entspricht
einer Leistung von 110 W. Die Energie wird als potenzielle Energie auf der
molekularen Ebene zur Verfügung gestellt.
Bei der Umsetzung der Energie können bis etwa 30% als mechanische Arbeit
freigesetzt werden.
Nahrung
Energie kJ / g
Kohlehydrate
19
Fett
42
Alkohol
34
27
DREHBEWEGUNG
r
F
r
F
r
−F
r
−F
Keine Drehung
Drehung gegen Uhrzeigersinn
r
r
Das Drehmoment
Drehung wird stärker mit zunehmender
Kraft F.
r
F
Wir definieren:
Drehung wird stärker wenn der Hebelarm r
vergrößert wird.
Drehmoment M = Hebelarm r • Kraft F
r
r
r
F2
α
r
F1
α
r
F
Die wirkende Kraft F kann in 2
Komponenten zerlegt werden.
Nur die F1 Komponente erzeugt
ein Drehmoment M !!
M = r ⋅ F1 = r ⋅ F ⋅ sin α
Hebelarm r und Kraft F sind offenbar Vektoren. Auch das Drehmoment M ist
ein Vektor. M hängt nicht nur vom Betrag , sondern auch von der Richtung
der Kraft F ab. So müssen r und F als Vektorprodukt ausgedrückt werden !!!
r r r
M = r×F
[M ] = 1Nm
( nicht Joule!)
r
M
VEKTORPRODUKT:
* Das Ergebnis ist ein Vektor, mit Richtung
senkrecht zu den beiden Ausgangsvektoren
• Der Betrag des Ergebnis-Vektors entspricht der
von den Ausgangsvektoren aufgespannten Fläche
• Betrag: „Produkt der Beträge beider Vektoren und
des Sinus des Winkels zwischen den Vektoren“
r
F
α
r
r
28
M = r ⋅ F = r ⋅ F ⋅ sin α
Beispiel:
1
Mit welcher Kraft muss der Muskel ziehen um eine
Masse von 2 kg halten zu können ?
L1=3 cm und L2=30 cm.
Ann.1.: Muskelkraft normal auf d. Unterarm.
Ann.2.:Muskelkraft unter α=60° auf d. Unterarm
Die Masse m erzeugt ein Drehmoment:
M = 20 N ⋅ 0.3m = 6 Nm
F = mg = 2kg ⋅10ms −2 = 20 N
F1 =
6 Nm
= 200 N
0.03m
1
M = 20 N ⋅ 0.3m = 6 Nm
F1 =
6 Nm
= 231N
0.03m ⋅ sin 60°
2
Hebelgesetz
Hebelgesetz
r1 ⋅ F1 = r2 ⋅ F2
Obiges gilt nur, wenn die Kräfte im Winkel von 90° angreifen. Ist der Winkel
verschieden von 90°, so müssen die Kräfte in die einzelnen Komponenten
zerlegt werden, und nur die Komponente, die rechtwinklig vom jeweiligen
Arm wegzeigt, geht in die Rechnung ein.
Ein Hebel ist einer der wichtigsten Kraftwandler. Er dient, wie alle
mechanischen Maschinen dazu, Arbeit zu erleichtern, nicht zu sparen.
Denn die zu leistende Arbeit bleibt nach der Formel: Arbeit = Kraft . Weg
Das heißt, eingesparte Kraft geht auf Kosten des Weges, die zu leistende
Arbeit wird keineswegs weniger.
r1 ⋅ F1
=
r2 ⋅ F2
29
ω
Drehung um eine Achse – Winkelgeschwindigkeit
Unter der Winkelgeschwindigkeit versteht man die
zeitliche Änderung des Drehwinkels bei einer Rotation:
ω=
∆ϕ
für ∆t → 0
∆t
ω=
dϕ
dt
r
vT
Die Winkelgeschwindigkeit gibt an, wie schnell etwas
rotiert. Winkelgeschwindigkeit ist unabhängig von der
Entfernung von der Drehachse.
ϕ
Die Einheit der Winkelgeschwindigkeit ist rad/s bzw. 1/s.
b=∆s=r. ∆ϕ
ϕ
vT =
b
∆s
∆ϕ
= r⋅
= r ⋅ω
∆t
∆t
vT
Kreisbewegung
Bei konstanter Winkelgeschwindigkeit gilt
für Zeitintervalle ∆t:
∆ϕ = ω ⋅ ∆ t
T sei die Zeitdauer für einen vollen Umlauf des
Massenpunktes P auf einer Kreisbahn, d.h.
Vektor r durchläuft einen Winkel 360o (bzw. 2π im
Bogenmaß), dann gilt:
Damit ergibt sich für die Winkelgeschwindigeit:
Winkelgeschwindigkeit ω auch
als Kreisfrequenz bezeichnet:
∆ϕ ∆t
=
2π
T
ω=
2π −1
s
T
[ ]
ω = 2π ⋅ν
Ändert sich ω in der Zeiteinheit ∆t (ungleichförmige
Rotationsbewegung)Ö Winkelbeschleunigung α = ∆ω /∆t [rad.s-2]
30
Beispiel:
Wie groß ist die Winkelgeschwindigkeit bei gleichförmiger
Rotation von 3000 Upm ?
3000 ⋅ 2π
ω=
= 100π s −1
60 s
Eine Schiebe mit dem Durchmesser von 23 cm rotiert
mit 7000 Upm.
Wie groß ist die Tangentialgeschwindigkeit am Rande ?
7000 ⋅ 2π
= 733 s −1
60 s
v = r ⋅ω
ω=
v =?
v = 0.115 m ⋅ 733 s −1 = 84,3 ms −1
Beispiel: Gleichförmige Rotationsbewegung
Winkelgeschwindigkeit der Erde um
ihre Achse. Periode T = 24 h
Wie groß ist die
Winkelgeschwindigkeit der Erde ?
Wie groß ist die
Bahngeschwindigkeit am Äquator ?
Wie groß ist die
Bahngeschwindigkeit am Nordpol ?
Wie groß ist die
Bahngeschwindigkeit in Wien ?
31
Beschleunigung bei Drehbewegungen
Bewegung auf einer Kreisbahn, auch mit einer
konstanten Winkelgeschwindigkeit ist eine
beschleunigte Bewegung. Der Betrag der
Bahngeschwindigkeit ist zwar konstant, aber ihre
Richtung ändert sich. Jede Richtungsänderung
des Geschwindigkeitsvektors ist mit einer
Beschleunigung verbunden.
P
∆ϕ
Richtung der Bahngeschwindigkeit v ist in jedem
Punkt P tangential zum Kreis.
v = lim
∆t →0
∆s
r ⋅ ∆ϕ
∆ϕ
= lim
= r ⋅ lim
∆t → 0 ∆t
∆t ∆t →0 ∆t
vx
v0
v1
v1
∆ϕ
⇒ v = r ⋅ω
∆v
v0
Verantwortlich für die Änderung der Geschwindigkeitsrichtung ist
die Beschleunigung aZ = const. Sie wirkt senkrecht zur
Bahngeschwindigkeit Ö Zentripetalbeschleunigung, deren Betrag
lautet:
2
aZ = v ⋅ ω =
v
= r ⋅ω 2
r
Beispiel:
Zentrifuge
Fz
r
FZ = m ⋅ aZ = m ⋅ r ⋅ ω
2
ω = 2πf
Für die Beschreibung als Auftrieb wird Schwerkraft durch Zentrifugalkraft ersetzt.
g
rω2
}
Beschleunigung
Beispiel:
100 Umdrehungen pro s
mit 0,1 m Radius
9,81 m/s 2
(2π⋅100)2 ⋅ 0,1 m/s2 = 40.000m/s2
ρ
ρ
Dichteschichtung oder Sedimentation
32
TRÄGHEITSMOMENT
Zwei Zylinder haben die gleiche Masse,
trotzdem beschleunigt der Hohlzylinder
langsamer als der Vollzylinder. Warum ?
Bei einem rotierenden Körper hat jeder
Teil eine bestimmte Momentangeschwindigkeit. Jede bewegte Masse hat
eine kin. Energie, daher besitzt ein
rotierender Körper die Rotationsenergie.
Um diese Energie bestimmen zu können,
denken wir den Körper in Massenelemente dmi zerlegt. Im Abstand ri von
der Rotationsachse hat jedes dmi eine
Geschwindigkeit:
v =r ⋅
Rotationachse
d
d
i
ω
i
Seine kinetische Energie beträgt:
∆mi ⋅ vi
∆mi ⋅ ri ⋅ ω 2
∆Ek =
=
2
2
2
2
Die gesamte Energie der Rotation ergibt sich durch die Summation
(Integration)
2
∆mi ⋅ ri ⋅ ω 2 ω 2
ω2 ⋅ I
2
aller Beiträge:
E =
=
⋅ m ⋅r =
r
∑
i
2
2
∑
i
i
i
2
Trägheitsmoment
Beispiele für div. Trägheitsmomente:
I HZ = mR 2
IVZ =
1
mR 2
2
I HK =
2
mR 2
3
IVK =
2
mR 2
5
33
Drehimpuls
r
ω groß
r
ωklein
Definition des Drehimpulses:
r
r
L = I ⋅ω
Der Drehimpuls ist in einem
abgeschlossenem System
konstant (Drehimpulserhaltung)
I klein
I groß
Analogie zwischen Translationsbewegung und Rotation
Translation
Rotation
r
s
Weg
r r
Geschwindigkeit v = s&
r r
Beschleunigung a = v&
Masse
Winkel
Winkelgeschw.
Winkelbeschl.
Kraft
m
r
r
p = mv
r
r r
F = ma = p&
Kin. Energie
EKIN =
Impuls
mv2
2
ϕ
r
ω
ω&
Trägheitsmoment I
Drehimpuls
Dremoment
Kin. Energie
r r
L = Iω
r r r
M = r ×F
Iω2
EKIN,R =
2
34
Reibungskräfte
Bis jetzt haben wir stets Reibungskräfte vernachlässigt. Bei der
Betrachtung der Kräfte spielt aber die Reibung eine wichtige Rolle.
Verschiebt man Körper gegeneinander, so werden, unabhängig
vom vorliegenden Aggregatzustand, Reibungskräfte wirksam.
Äußere und innere Reibung
äußere: Reibung zwischen den Außenflächen fester Körper
innere: Fluidreibung, d.h. Reibung zwischen Fluidteilchen
(Zähigkeit / Viskosität)
Zwischen den Berührungsflächen
zweier Körper treten
Reibungskräfte auf. Sie sind der
Bewegungsrichtung stets
entgegengesetzt.
v
FR
F
FN
-FN
Mikrostruktur der Oberflächen
Haftreibung
r
F
reale, rauhe Oberfläche
r
r
FN = FG
FR = µ r ⋅ FN
Experimenteller Test von FR = µR·FN
F > FR
r
FN
F > FR
r
FN
F > 2FN
r
2FN
35
Messung von µR (z.B. Rutschen vonm Baumstamm auf einem
schrägen Hang)
αR = Winkel beim
Losrutschen
m
r
FR
r
FN
r
FG
FR
FN
αR
αR
Gleitreibung
tan α =
r
mg
r
v
FG = µ ⋅ FN
reale, rauhe Oberfläche
r
r
FG < FR
r
r
FN = FG
Vergleich der Reibungskräfte
Haftreibungskraft (FR)
FR = µr • FN
FN = FG
v=0
F
FR
Haftreibungszahl
FN = FG
Gleitreibungskraft (FR)
FG = µ • FN
v
F
FG
Gleitreibungszahl
36
Reibungskoeffizienten einiger Stoffpaare
Material
Haftreibungszahl
Gleitreibungszahl
trocken geschmiert
trocken geschmiert
Gummi- Beton
0.65
0.3
0.25
0.1
Stahl- Stahl
0.18
0.10
0.05
0.009
Stahl- Holz
0.5
0.1
0.3
0.02
0.3
0.003*
Knochen- Knochen
*geschmiert durch die Synovialflüssigkeit
Elastizität und Festigkeit
•
•
•
•
Elastische und nichtelastische Deformation
Festigkeit von Stoffen
Tragfähigkeit von Strukturen
Dynamische Effekte
Bis jetzt haben wir vorausgesetzt, dass
ein Festkörper bei Einwirkung der
Kräfte unveränderbar ist. Es zeigt sich,
dass alle Materialien bei der Einwirkung
von Kräften Deformationen erleiden, die
auch zu einer dauerhaften Veränderung,
oder Bruch führen können.
L
F
A
37
Elastische und nicht elastische Deformation
Jede Krafteinwirkung führt zu einer Deformation des Körpers. Die
Verformungen eines Körpers lassen sich in 3 Gruppen einteilen:
Dehnung
Kompression
Scherung
Aus den 3 Grundverformungen lassen sich weitere, wie etwa Torsion oder
Biegung zusammensetzten
Torsion
Hooke‘sches Gesetz
Biegung
l + ∆l
Das Hooke‘sche Gesetz
beschreibt das elastische
Verhalten von Festkörpern,
deren elastische Verformung
linear proportional zur
anliegenden Spannung σ ist.
F
D
Wir
definieren:
l
F ⎡N⎤
Spannung
σ=
A ⎢⎣ m 2 ⎥⎦
∆l 1
= ⋅ σ [1] Relative
Dehnung
l
E
σ ⋅l
Nm 2 ElastizitätsE=
modul
∆l
[
]
Das H.G. gilt nur für lineare elastische
Deformationen. Diese Bedingung ist für kleine
Deformationen erfüllt. Bei Deformationen oberhalb
der Proportionalitätsgrenze werden die
Verformungen nicht-linear, d.h. die Verzerrung ist
nicht mehr proportional zur Spannung σ, die
Verformung kann aber dennoch reversibel sein.
Erst für noch größere Deformationen wird die
Verformung irreversibel (plastische Deformation),
und es findet keine vollständige Rückformung
beim Nachlassen der Spannung statt.
38
Verhalten eines Festkörpers bei Dehnung
F
Nichtlinearer Bereich
(fast elastisch)
Nicht-elastischer Bereich
(Fließen)
Bruch
Proportionalitätsbereich
(Hookesches Gesetz)
∆l
BESTIMMUNG DES ELASTIZITÄTSMODULS AUS DEM
SPANNUNGS-DEHNUNGS-DIAGRAMM
[N/m2] = [Pa]
39
Festigkeit von Stoffen
Stoffe können so beansprucht werden, dass sie unter dem Einfluss
der Kräfte zerstört werden. Spannungs-Dehnungs-Diagramme
erlauben die Unterscheidung in spröde, zähe und plastische Stoffe.
σ [N/m] = [Pa]
spröde
zäh
plastisch
Bei Knochen ist eine max.
Dehnung von etwa 2.5% bei
200.106 N /m2 möglich. Haare
können bis 30% verlängert
werden bevor sie reißen,
Resilin widersteht einer
Dehnung um das Doppelte
der ursprünglichen Länge.
∆l/l [-]
Die elastischen Eigenschaften bei vielen Stoffen unterscheiden sich
in vielen Richtungen. Fichtenholz parallel zur Faser: 90.106 N/m2;
quer zur Faser: 3.106 N/m2
Elastizitätsmodul [N /m2 ] von einigen Materialien
Stahl
2E11
Aluminium
6E10
Eichenholz
1E11
Knochen (Dehnung)
2E10
Knochen (Stauchung)
1E10
Spinnweben
3E9
Collagen (Dehnung)
2E6
Gummi (Dehnung)
3E6
Resilin (Insekten)
1E6
Bei allseitiger
Kompression gibt es
analoge Beschreibung
für relative
Volumsverkleinerung:
Die üblicherweise als kaum
verformbar gesehenen Medien haben
sehr große Werte für E-Modul. Zwar
haben Spinnwegen hohes E-Modul,
doch sind sie bereits durch kleine
Kräfte wegen des geringen
Durchmessers dehnbar. Die leicht
dehnbaren Stoffe haben kleinere EModuln.
∆V
1
=
⋅p
V
M
p=
F
A
Kompressionsmodul
40
Scherung
r
F
Fläche A
α=
α
1
⋅σ
G
σ=
F
A
Für Knochenmaterial ist das Schubmodul G = 9E10 Nm2.rad-1
0.014
-17
∆l / l
Stauchung
Dehnung
12
-0.018
σ /10 7
Spannungs-DehnungsDiagramm eines
Knochens
Bis heute ist es ein Geheimnis, wie die
Natur harte und sehr feste Materialien,
wie Knochen, Zähne oder Holz, aus
einer Mischung aus Proteinen, weich
wie menschliche Haut, und Mineralien,
spröde wie Schulkreide, erzeugen
kann.
Moderne Forschung zeigt, dass die
Nanostruktur von Biomaterialien
vermutlich der Schlüssel ist.
Knochen, die aus Partikeln von nur
einigen Nanometern Größe bestehen,
sind wesentlich fester sind als
Muschelschalen, deren Teilchen einige
hundert Nanometer groß sind.
Die Nano-Komposit-Materialien sind
unempfindlich gegenüber
Materialfehlern.
Hartes biologisches Gewebe:
(a) Knochen (b) Wirbelsäuleknochen (c) Perlmut sind NanoKomposite aus harten
Mineralkristallen eingebettet in
weiche Proteinmatrix (d, e, f).
H. Gao et al. PNAS Vol.100, pp. 5597-5600 (2003)
41
Tragfähigkeit von Strukturen
Bei Belastung einer Struktur wird diese so
lange elastisch verformt, bis durch die
Verformung im Inneren des Körpers aufgrund
der Elastizität entgegengesetzte Kräfte
entstehen.
Neutrale
Faser
r
F
gedehnt
Zugkraft
gestaucht
r
-F
Bäume, die sich im Wind
biegen, sind im Prinzip
vertikale Ausleger, die
Druckbelastungen in
praktisch allen Richtungen
standhalten müssen.
Druckkraft
Biologische Materialien haben aus ihre Festigkeit bezogen
eine Geringe Masse. Knochen und Aluminium haben ähnliche
Zugfestigkeit, Aluminium hat aber etwa die doppelte Dichte.
Mechanische Eigenschaften von Geweben der Fichte
Mit der Anordnung der sog. Zellulosefibrillen in der Wandschicht
können Pflanzen ihre mechanischen Eigenschaften steuern. Junge
Bäume verfolgen sie die Strategie, dem Wind durch hohe Flexibilität
wenig Angriffsfläche zu bieten.
Das von jungen Bäumen
gebildete Holz („juveniles Holz“),
zeigt einen relativ großen
Spiralwinkel.
Der Stamm eines alten Baumes
hingegen muss dem Wind
widerstehen. Demzufolge findet
sich in dem so genannten
„adulten“ Holz ein kleiner
Spiralwinkel (~5-15°).
(Reiterer et al 1999)
42
Speicherung von Energie durch elastische Verformung
∆l 1
F
E⋅A
Durch eine Umformung des
= ⋅σ =
⇒F=
⋅ ∆l
Hookschen Gesetztes erhalten wir:
l
E
E⋅A
l
Der Wert des Bruches ( E.A. / l )hängt nur von der Körperform und Material
ab, daher können wir schreiben: F = k . s, k ist eine Konstante.
Die Kraft ist also proportional der Verlängerung (Stauchung). Dies gilt im
elastischen Bereich. Insbesondere würde es für eine Feder gelten, daher
nennt man k auch eine Federkonstante.
F = k ⋅ s und
s=∆l
s0
Ee=F0.s0 / 2=ks0 / 2
ds
2
s
W = ∫ k ⋅ s ds = k ⋅ 0 = Ee
2
0
F
F
dW = F ⋅ ds
s0
s
Speichrung von Energie in elastischer
Form: Uhrenfeder, elastische
Schwingung, Insekten (Flügelschlag
wird mittels Resilin abgebremst und
beschleunigt)
Beispiel (Ann. Das Hookesche Gesetz gilt)
Der Aufzug eines Hochhauses steht im
Erdgeschoß. Er hängt an 3 je 20 m langen
Stahlseilen mit 10 mm Durchmesser. Messe der
leeren Kabine = 150 kg. 4 Personen je 75 kg sind
im Aufzug. Es steigen weitere 5 Personen zu. Um
wie viel cm verlängert sich das Seil ? Seile sind
doppelt geflochten, dh. E-Modul von Vollmaterial
muss mit 0.36 multipliziert werden.
Querschnittsfläche von 3 Seilen A = 2,4E-4m2
E-Modul von Seil: E = 2E11.(0.36) N / m2.
E
=
20m ⋅ 3750 N
= 0.44cm
11 N
−4
2
7,2 ⋅10
⋅ 2.4 ⋅10 m
m2
b
σ
b
bb
b
bb
b
∆l = l ⋅
b
Belastung durch Zusteigen von 5 Pers.:
5.(75kg).10m/s2 = 3750 N
43
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