Ferngläser bewerten • Kaufberatung Gut genug oder nicht gut genug? Diese Frage stellen sich viele Kunden angesichts der enormen Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Ferngläsern. Wir möchten Ihnen hier eine einfache und nachvollziehbare Entscheidungshilfe geben - die aber eine Fachberatung nicht ersetzen kann und will! Anmerkungen und Korrekturen bitte an: [email protected] / Betreff: Fernglas Bewertung Weiterleiten an Bernd Woick Die optische Qualität hängt von vielen Faktoren ab, die in unterschiedlicher Weise zur optischen Leistung beitragen: Die Genauigkeit der Berechnung Die Genauigkeit der Linsenoberfläche durch das Schleifen Die Art und der Aufbau der Vergütung der Linsenoberflächen Das Material der Linsen Die Präzision der Linsenmontage im Fernglas Art und Qualität des Prismas - ohne Prisma steht das Bild auf dem Kopf. Die Stabilität des Gehäuses Weitere Faktoren sind die Handhabung, Wasser- und Staubdichtigkeit, Garantiezeiten usw. Aber von wesentlich größerem Einfluss sind Ihre persönlichen Erwartungen, Ihre Forderung nach optischer Leistung bzw. Ihre Toleranz gegenüber den mehr oder weniger großen und umfangreichen Restfehlern - und somit entscheiden Sie selbst, ob Sie mit dem 100€ Glas auskommen oder lieber 2.000€ ausgeben möchten. Zum Bewerten eines Fernglases sollte man sowohl an einem strahlenden Sonnentag als auch an einem trüben, dämmrigen Abend prüfen können. Wir setzen hier immer voraus, dass Sie das Glas korrekt an Ihre Augen angepasst haben, also sowohl die Diptrieneinstellung wie den Augenabstand eingestellt haben. 1. Schärfeverteilung Test Sehen Sie sich auf größere Entfernung über 100m z.B. eine strukturierte Gebäudefläche an. a) Ist die Schärfe nur in einer kleinen Fläche in der Bildmitte zu finden? b) Erscheint die mittlere Bildfläche scharf und sind nur die Ecken unscharf? c) Sind alle Teile der Bildfläche bis in die Ecken scharf? Bei a) haben Sie vermutlich ein Fernglas für deutlich unter 100€ in der Hand. Diesen Kauf sollten Sie doch gut überdenken. Bei b) könnte es sich auch um ein gutes Glas im mittleren Preissegment handeln. Hier spielen die weiteren Bewertungskriterien eine wichtige Rolle. Die Ferngläser nach c) sind eher bei den teuren Modellen zu finden. Diese Schärfe ist sicher wünschenswert, muss aber kein alleiniges Qualitätsmerkmal sein. 2. Verzeichnungs Test Sehen Sie sich nahezu formatfüllend ein oder mehrere Fensterkreuze an. Wölben sich die Außenrahmen nach außen oder nach innen, sind also nicht genau gerade und rechtwinklich zueinander, verzeichnet das Fernglas. Dieser Fehler ist in jeder Ausprägung zu finden und sollte in erster Linie von Ihnen zwischen „störend/unakzeptabel“ und „nicht zu bemerken“ bewertet werden. Das Auge gleich diesen Fehler gut aus, und nach einiger Zeit wird auch eine stärkere Verzeichnung kaum noch als störend emfpunden! 3. Farbsaum Test Betrachtet man z.B. einen alten Baum formatfüllend gegen einen hellen Hintergrund, bilden sich an den Ästen in den Bildecken farbige Säume. Das sind restliche Farbfehler, die nicht auskorrigiert worden sind. Je hochwertiger das Fernglas, desto weniger Farbsäume sind zu sehen. Sieht man die Farbsäume eher auf einer Seite des Bildes, kann man von einer unpräzisen Montage der Linsen ausgehen. 4. Überstrahlung - Große Vorsicht bei diesem Test: Sie dürfen unter keinen Umständen durch das Fernglas in die Sonne sehen. Achten Sie also darauf, beim Betrachten nicht zu nahe zur Sonne zu schwenken! Es können schwere Augenschäden die Folge sein. Suchen Sie einen Baum, z.B. eine Tanne, durch deren Spitze die Sonne strahlt. Sie sehen also durch das Fernglas im Gegenlicht auf den Baum und fangen unten an. Die einzelnen Nadeln sind einwandfrei zu erkennen. Je weiter Sie mit Ihren Sichtfeld nach oben wandern nimmt die Überstrah- lung zu und der Kontrast sinkt. Bald sehen Sie mehr und mehr gelbliche Flächen, die die Struktur der Nadeln überdecken, schließlich können Sie keine Nadeln mehr erkennen bzw. identifizieren, es gibt nur noch dunklere oder hellere Flächen. Billige Gläser versagen hier sehr schnell, nur die teuersten Gläser bieten noch Detailerkennbarkeit und Kontrast bei starkem Gegenlicht. Bei diesem Test können auch sehr gute Mittelklasse-Gläser schwächeln, es ist die Domäne der Spitzengläser, die bis zu 2.000€ kosten. 5. Kontrast Test Diesiges, dunstiges Wetter zu Beginn der Dämmerung, ein Waldrand in vielleicht 1km Entfernung mit einem markanten Objekt, z.B. ein Verkehrsschild. Das sind die idealen Voraussetzungen für diesen Vergleich zwischen zwei unterschiedlichen Ferngläsern. Im hochwertigen Glas können Sie z.B. das Verkehrschild identifizieren, im einfacheren Glas haben Sie unter Umständen Mühe das Objekt überhaupt finden zu können! Sie treffen die Entscheidung! 6. Lichtdurchlässigkeit Test Da die Helligkeit mit dem Auge nur subjektiv wahrgenommen werden kann, muss man zwei unterschiedliche Gläser gleichen Objektivdurchmessers und gleicher Vergrößerung unmittelbar vergleichen. Bei diesem Vergleich spielen Vergütung, Glasqualität, Anzahl der Glasoberflächen eine große Rolle. Einfache Porroprismengläser sind in der Regel heller als einfache Dachkantprismengläser. Generell gilt, dass bessere Gläser eine bessere Lichtdurchlässigkeit bieten, also im Vergleich heller sind. Für den Beobachter, der nur bei gutem Wetter und am hellen Tage beobachten will, ist das sicher tolerierbar und nicht störend. 7. Detailschärfe Test Auch dieser Test ist nur in direktem Vergleich mit einem zweiten Fernglas sinnvoll. Damit es auch eine klare Aussage gibt, müssen die Gläser perfekt auf Ihre Augen eingestellt, auf einer festen Unterlage wie z.B. Sessellehne, Fensterbrett, Baumstumpf, Stativ aufliegen und dürfen beim Durchsehen nicht berührt werden. Als Testobjekt eignen sich Autonummern, Klingelschilder usw. sofern sie mindestens 30 bis 50m entfernt sind. Dieser Test offenbart z.B. dass manche Fernglas-Serien, die es in 8-facher, 10-facher und 12-facher Vergrößerung gibt, wohl ein entsprechend stärker vergrößertes Bild des Objekts liefern aber nicht entsprechend mehr Details darstellen können! 8. Winkelfehler Test Können sie beim Durchsehen die Bilder des rechten und linken Auges bei einem Glas nicht zur Deckung bringen, z.B. sitzt eine Abbildung tiefer als die andere oder ist gegen die andere verdreht, handelt es sich um einen groben Fehler, der auch bei einem 50€ Glas überflüssig und nicht tolerierbar ist! 9. Fazit Ferngläser, die alle hier aufgeführten Tests mit Bravour bestanden haben, werden eher zwischen 1.000€ und 2.000€ liegen als darunter. Taschenferngläser mit 20 bis 28mm Objektivdurchmesser entsprechend zwischen 500 und 800€. Möchte man vor Allem hohe Detailschärfe und und lässt bei den sonstigen Restfehlern eine akzeptable Toleranz zu, kann man bereits zwischen 250 und 600€ glücklich werden, bei Taschenferngläsern entsprechend zwischen 180 und 250€. Aber auch bei Taschenferngläsern um 100€ wird man akzeptable Qualität finden - mit größter Wahrscheinlichkeit aber bei etablierten Markenherstellern! Viel Spaß beim Testen, Ihr Bernd Woick Diese Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Die Bernd Woick GmbH schließt jede Haftung aus, die aus dem Befolgen oder Nachvollziehen der Infos resultiert. Die Informationen unterliegen dem Copyright. Verwendung mit folgendem Zitat „ Aus www.woick.de“ ist erlaubt.