Globale Aspekte des Klimawandels

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Globale Aspekte des Klimawandels
Mojib Latif
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), Kiel
Nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand ist der Großteil des Temperaturanstiegs
an der Erdoberfläche seit 1860 von etwa 0.8°C mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf
menschliche Aktivitäten, vor allem den Ausstoß klimarelevanter Spurengase wie z. B.
Kohlendioxid (CO2), zurückzuführen. Diese Aussage basiert auf dem jüngsten Bericht des
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), ein vom Umweltprogramm der
Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) eingesetztes
Gremium, an dem über 500 der weltweit führenden Klimawissenschaftler mitgearbeitet
haben.
Insbesondere stellt das IPCC fest, dass zwar ein Einfluss der Sonne auf das Klima existiert,
die rapide Erwärmung der letzten Jahrzehnte von etwa 0.1°C/Dekade aber nur durch den
Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre erklärt werden kann. Diese
Aussage basiert vor allem auf dem Vergleich zwischen Beobachtungen und Simulationen mit
komplexen Klimamodellen. Diese Modelle berücksichtigen sowohl natürliche (veränderte
Vulkanaktivität und Sonneneinstrahlung) als auch anthropogene Einflüsse (Treibhausgase
und Aerosole). Demnach wird die Temperaturentwicklung der Erde seit 1860 nur realistisch
simuliert, wenn man natürliche wie auch anthropogene Faktoren in die Rechnungen mit
einbezieht. So spielen die natürlichen Veränderungen vor allem in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts eine wichtige Rolle, während danach der Einfluss des Menschen der
entscheidende Faktor für die globale Erwärmung ist.
Die Klimamodelle sagen für die nächsten 100 Jahre eine beschleunigte globale Erwärmung
vorher, falls der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen nicht deutlich reduziert wird. Das
IPCC geht je nach angenommenen Szenarium (bzgl. Bevölkerung, wirtschaftlicher
Entwicklung, Klimaschutz) von einer mittleren globalen Temperaturerhöhung von 1.4 - 5.8°C
bis zum Jahr 2100 aus. Eine derartig rapide globale Erwärmung wäre für die Menschheit
einmalig und würde zu einer starken Zunahme von Wetterextremen führen.
Zukünftige Klimaänderungen in Deutschland – ein Anlass zur Sorge?
Petra Mahrenholz
Umweltbundesamt, Dessau
Die Ergebnisse regionaler Klimamodelle zeigen sehr eindeutige Trends: Das Klima in
Deutschland wird sich bis zum Ende unseres Jahrhunderts spürbar ändern. Eine rasche
Erwärmung ist sehr wahrscheinlich. Abhängig von der Höhe des künftigen globalen
Treibhausgas-Ausstoßes, ist eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2100,
im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990, um 1,5 bis 3,7 °C zu erwarten. Sehr
wahrscheinlich ist dabei eine Erwärmung um 2 bis 3 °C. Diese Erwärmung würde sich
saisonal unterschiedlich stark ausprägen. Der größte Temperaturanstieg
in einigen
Regionen um mehr als 4 °C - wäre im Winter zu erwarten. Tage mit Frost – und auch
Schnee – nähmen deutlich ab und Tage mit einer Maximumtemperatur über 30°C deutlich
zu. Neben größerer Hitze am Tag gäbe es zudem häufiger „Tropennächte“, in denen die
Temperatur nicht unter 20°C sänke. Für die Bevölkerung könnte dies klimatisch bedingte
Stresssituationen zur Folge haben: Für viele Regionen etwa könnte sich die Zahl der heißen
Tage sowie Tropennächte bis 2100 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1961-90 deutlich
erhöhen.
Bei den Niederschlägen ist ein Trend für den Gesamtjahresniederschlag weniger gut
sichtbar. Hier zeichnet sich eher eine Umverteilung innerhalb der Jahreszeiten ab. Die
sommerlichen Niederschläge in Deutschland könnten sich durchschnittlich um 30 Prozent
verringern. Dieser Niederschlagsrückgang ist beispielsweise im Nordosten stark ausgeprägt.
Hier könnten gegen Ende dieses Jahrhunderts etwa nur noch zwei Drittel oder regional
sogar noch weniger Niederschläge fallen, als bisher gewohnt. Hohe sommerliche
Temperaturen sorgten neben dieser ungewohnt niedrigen Regenmengen dafür, dass sich –
falls Wasser zur Verdunstung verfügbar ist – diese Verdunstung deutlich erhöhte. Diese
Entwicklung könnte in Regionen, die schon heute Trockenheiten erleben – wie der
Nordosten Deutschlands – ohne geeignete Anpassung zu Problemen führen: Beispielsweise
müssten Land- und Forstwirtschaft mit weniger Wasser auskommen. Die Untersuchungen
lassen darüber hinaus im Sommer erwarten, dass die Flüsse weniger Wasser führen. Dies
könnte die Wasserqualität und die Kühlleistung der Kraftwerke beeinträchtigen. Wie diese
Beispiele zeigen, könnten die Veränderungen des Klimas in Deutschland erhebliche Folgen
für Mensch und Umwelt haben.
KLIWA – Regionale Untersuchungen für die Wasserwirtschaft
Bernd Katzenberger
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg),
Karlsruhe
Die aus globalen Klimamodellen abgeleiteten Aussagen zur künftigen Klimaveränderung
beziehen sich im Wesentlichen auf großräumige Gebiete wie z.B. Europa. Nähere Angaben
über die Auswirkungen auf das Klima und den Wasserhaushalt im regionalen Maßstab,
insb. in den einzelnen unterschiedlich strukturierten Flusseinzugsgebieten und
Grundwasserlandschaften Süddeutschlands, lagen bisher nicht vor. Beispielsweise wird die
Kenntnis über Auswirkungen eines sich verändernden Klimas auf eine möglicherweise
zunehmende Hochwassergefährdung dringend benötigt; sie liegt im originären Interesse der
Bundesländer, das diese für den Hochwasserschutz zuständig sind.
Die Länder Baden-Württemberg und Bayern haben deshalb gemeinsam mit dem Deutschen
Wetterdienst 1999 das Kooperationsvorhaben KLIWA (Klimaveränderung und
Konsequenzen für die Wasserwirtschaft), mit fachlicher Begleitung durch die Bundesanstalt
für Gewässerkunde, begonnen. Das Projekt ist längerfristig angelegt.
Zielrichtung von KLIWA ist es, die möglichen Folgen der Klimaveränderung auf den
Wasserhaushalt in den einzelnen Flussgebieten beider Länder abzuschätzen, die
Konsequenzen aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen im Sinne einer vorsorgenden
Wasserwirtschaftspolitik zu entwickeln.
Das Vorgehenskonzept umfasst die folgenden Projektbereiche:
ƒ
Ermittlung der bisherigen Veränderungen des Klimas und des Wasserhaushalts
durch Untersuchung langer Messreihen meteorologischer u. hydrologischer Größen
(ist weitgehend abgeschlossen)
ƒ
Abschätzung der künftigen Veränderung des Klimas und des Wasserhaushalts
und ihrer Auswirkungen in den einzelnen Flussgebieten auf der Basis von regionalen
Klimaszenarien und Wasserhaushaltsmodellierungen
(regionale Klimaszenarien bis 2050 wurden ermittelt, Wasserhaushaltsmodelle in
großem Umfang erstellt, Berechnungen durchgeführt; neue Klimaszenarien sind zu
bewerten und WHM-Berechnungen fortzuführen)
ƒ
Einrichtung eines integrierten Messprogramms für ein Klimamonitoring zur
zeitnahen Erfassung und Bewertung der möglichen Veränderung des regionalen Klimas
und Wasserhaushalts
(Konzept erstellt, Messstellen aus bestehenden Messnetzen ausgewählt; Daueraufgabe)
ƒ
Auswirkungen auf das wasserwirtschaftliche Handeln durch Feststellung der
Auswirkungen des Klimawandels auf vorhandene infrastrukturelle und ökologische
Systeme und Entwicklung von
wasserwirtschaftlichen Vorsorgekonzepten und
angepassten Handlungsempfehlungen
(für Bereich Hochwasserschutz Klimaänderungsfaktor/Lastfall Klimaänderung eingeführt)
Die Ergebnisse aus diesen Projektbereichen, die jeweils eine Reihe von
Einzeluntersuchungen umfassen, werden durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die
Fachwelt, aber auch für die interessierte Öffentlichkeit bereitgestellt. Das gemeinsame
Vorgehenskonzept wird anlassbezogen entsprechend den aktuellen
Erfordernissen und Bearbeitungsmöglichkeiten überprüft und fortgeschrieben.
Kenntnissen,
Die Untersuchungen konzentrierten sich zunächst auf die bisherigen Veränderungen und auf
die künftigen klimatischen Veränderungen. Daran knüpften die wasserwirtschaftlichen
Fragestellungen
an.
Dabei
stand
die
Untersuchung
einer
möglichen
Hochwasserverschärfung im Vordergrund. Die Untersuchungen zu den Auswirkungen des
Klimawandels wurden mittlerweile auf die Bereiche Niedrigwasser, Grundwasser, Seen
sowie Siedlungswasserwirtschaft ausgedehnt.
Den KLIWA-Partnern ist bewusst, dass die bislang gewonnenen Erkenntnisse auf Grund der
zu treffenden Annahmen z.B. zur künftigen Emissionsentwicklung der Treibhausgase
Unsicherheiten beinhalten. Mit den Fortschritten der weltweiten Klimaforschung und der
Verbesserung der Modellierungsinstrumente werden sich die Erkenntnisse zum Klimawandel
fortentwickeln.
Letztlich bleibt es aber eine große Herausforderung für die wasserwirtschaftliche Praxis, aus
Vorsorgegründen angepasste Strategien und Handlungsempfehlungen für den Umgang mit
den Ergebnissen in den verschiedenen wasserwirtschaftlichen Handlungsfeldern zu
entwickeln und mit Augenmaß anzuwenden. KLIWA soll hierzu die Grundlagen liefern.
Starkniederschläge und Schneeschmelze in Süddeutschland
Gabriele Malitz
Deutscher Wetterdienst (DWD), Abteilung Hydrometeorologie
Mit den großen Hochwassern der jüngsten Vergangenheit wurde wieder verstärkt die Frage
gestellt, inwieweit Starkniederschlagsereignisse zugenommen haben. Im Rahmen des
Kooperationsvorhabens KLIWA („Klimaveränderung und Konsequenzen für die
Wasserwirtschaft“) wurde deshalb von der Abteilung Hydrometeorologie im Deutschen
Wetterdienst (DWD) in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und
Naturschutz Baden-Württemberg und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt das
Langzeitverhalten der Starkniederschläge untersucht. Es lagen dabei für den Zeitraum 19312000 Messwerte von 415 Niederschlagsstationen und von 92 dieser Stationen Messungen
für den längeren Zeitraum 1901-2000 vor. Als Starkniederschläge wurden die jeweiligen
Höchstwerte der drei Zeitspannen hydrologisches Jahr (November bis Oktober),
hydrologisches Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) und hydrologisches Winterhalbjahr
(November bis April) betrachtet. Es werden nun Ergebnisse dieser Untersuchung vorgestellt:
Im hydrologischen Winterhalbjahr zeigen die Starkniederschlagshöhen fast überall eine
Zunahme. Regionale Schwerpunkte sind in Bayern die fränkischen Landesteile sowie Teile
des Bayerischen Waldes, in Baden-Württemberg der Schwarzwald sowie der Nordosten des
Landes. Im hydrologischen Sommerhalbjahr stehen Regionen mit einer Zunahme (z. B.
Ostrand des Schwarzwaldes, Donautal, Teile Mittelfrankens) großen Gebieten mit einer
Abnahme (z. B. Unterfranken, Südost-Bayern und Teile des Alpenvorlandes) bei insgesamt
geringer Signifikanz gegenüber. Die Anzahl der Tage mit Starkniederschlagshöhen oberhalb
festgelegter Schwellenwerte (z. B. ≥ 20 mm/d) nimmt in Süddeutschland im hydrologischen
Winterhalbjahr deutlich zu.
Das Gesamtergebnis war der Anlass für eine Überarbeitung der Publikation
„Starkniederschlagshöhen für Deutschland (KOSTRA-Atlas)“, um die geänderten
Klimaverhältnisse bspw. für die Hochwasserschutzplanung zu berücksichtigen. Mit KOSTRADWD-2000 (Basiszeitraum 1951 2000) werden die extremwertstatistisch ermittelten
Starkniederschlagshöhen aus dem KOSTRA-Atlas (1997) ersetzt. Die Ergebnisse schreiben
in Abhängigkeit von Niederschlagsdauer (5 min bis 72 h) und Jährlichkeit (0,5 a bis 100 a)
konsequent die Aussagen zu KOSTRA-DWD (Basiszeitraum 1951 1980) fort. Die bisherige
Methodik wurde in ihren Grundzügen beibehalten. Notwendige Änderungen in der
Datenbasis sowie neue Erkenntnisse und methodische Verbesserungen sind einbezogen.
Veränderungen ergaben sich insbesondere bei Dauerstufen von D ≥ 24 h. Dafür werden
Beispiele gezeigt.
Die im Winter fallenden Niederschläge können in einer Schneedecke gespeichert und somit
nicht unmittelbar abflusswirksam sein. Um - insbesondere in mittleren und höheren Lagen die Extremwerte des Niederschlagsdargebots aus Regen und Schneeschmelze
berücksichtigen zu können, wurde vor einigen Jahren der REWANUS-Atlas (Basiszeitraum
1961 1990) in Anlehnung an den KOSTRA-Atlas erarbeitet. Die regionalisierten REWANUSWerte liegen in Abhängigkeit von der Dauerstufe (12 h bis 240 h) für drei Wiederkehrzeiten
(1 a, 10 a, 100 a) im hydrologischen Winterhalbjahr vor. Anhand von Beispielen wird die
Bedeutung der Schneeschmelze demonstriert.
Simulation von Hochwasserereignissen in Baden-Württemberg
Manfred Bremicker
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg),
Karlsruhe
Um die Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Wasserhaushalt und das Hochwassergeschehen zu berechnen, sind detaillierte hydrologische Modelle erforderlich. In BadenWürttemberg wird hierfür das Wasserhaushaltsmodell LARSIM (Large Area Runoff Simulation Model) verwendet, das eine prozess- und flächendetaillierte Simulation des terrestrischen
Wasserkreislaufs in hoher zeitlicher Auflösung ermöglicht.
Für alle baden-württembergischen Flussgebiete wurden LARSIM-Modelle erstellt, die eine
rasterbasierte Flächenauflösung von 1x1 km2 aufweisen und somit das natürliche Flussnetz
sowie die topographischen Gebietseigenschaften detailliert nachbilden. Innerhalb jeder einzelnen Rasterfläche berücksichtigt das Modell bis zu 16 unterschiedliche Landnutzungsklassen mit ihren spezifischen Verdunstungs- und Abflusseigenschaften. In den Wasserhaushaltsmodellen (WHM) werden folgende hydrologische Prozesse berechnet:
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ƒ
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ƒ
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Akkumulation, Metamorphose und Schmelze von Schnee
Pflanzenverdunstung sowie Verdunstung von Boden- und Wasserflächen
Bodenwasserhaushalt
Wassertransport in der Fläche (Oberflächenabfluss, Interflow und Grundwasserabfluss)
Translation und Retention im Gerinne
Meteorologische Eingangsdaten für die Modelle sind Zeitreihen für Niederschlag, Lufttemperatur, Luftfeuchte, Globalstrahlung, Windgeschwindigkeit und Luftdruck. Berechnungsergebnisse der WHM sind Abflussganglinien für die rund 36.000 im Modell erfassten Gewässerteilstrecken bzw. Berechnungsknoten in Baden-Württemberg sowie Zeitreihen für die flächen- und landnutzungsbezogenen hydrologischen Prozesse.
Alle Wasserhaushaltsmodelle wurden anhand von hydrometeorologischen Messwerten kalibriert und im Hinblick auf ihre Modellqualität verifiziert. Die wichtigsten Einsatzgebiete der
Wasserhaushaltsmodelle in Baden-Württemberg werden nachfolgend kurz aufgeführt.
Einsatz der Wasserhaushaltsmodelle im Rahmen des KLIWA-Vorhabens
Um die Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Wasserhaushalt zu untersuchen, wurden jeweils 30 Jahre umfassende WHM-Berechnungsläufe für den Ist-Zustand des Klimas
(Jahre 1971 bis 2000) sowie für Klimaszenarien (Jahre 2021 bis 2050) auf Tageswertbasis
durchgeführt. Als maßgebliches Klimaszenario für die Wasserhaushaltsuntersuchungen
wurde nach umfangreichen Voruntersuchungen das Klimaszenario von MeteoResearch verwendet.
Die Berechnungsergebnisse der WHM zeigen für das Zukunftsszenario insbesondere in den
Regionen obere Donau, Neckar und Südschwarzwald markante Erhöhungen der mittleren
Winterhochwasser gegenüber dem Ist-Zustand. Bei zunehmend größeren (und damit seltener auftretenden) Hochwasserereignissen sind die Erhöhungen gegenüber dem Ist-Zustand
dagegen relativ geringer (weitere Informationen unter: www. kliwa.de).
Einsatz der Wasserhaushaltsmodelle für die operationelle Vorhersage
Die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale der LUBW setzt die Wasserhaushaltsmodelle ein zur
täglichen Wasserstands- und Abflussvorhersage für rund 90 Pegel in Baden-Württemberg
(weitere Informationen unter: www.hvz.baden-wuerttemberg.de). Eingangsdaten für die Berechnungen sind hydrometeorologische Messdaten aus den online-abrufbaren Messnetzen
von LUBW, DWD und Meteomedia. Als meteorologische Daten nach dem Vorhersagezeitpunkt werden die numerischen Wettervorhersagen von DWD und Meteomedia verwendet.
Während eines Hochwassers werden die Vorhersagen mit dem Wasserhaushaltsmodell
stündlich aktualisiert, damit die jeweils aktuellen Messdaten und Wettervorhersagen in die
Berechnungen eingehen. Die dabei erstellten Hochwasservorhersagen geben den wasserwirtschaftlichen Behörden, dem Katastrophenschutz sowie den betroffenen Bürgern und der
Industrie eine Entscheidungsbasis für das Einleiten geeigneter Schutzmaßnahmen und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Gefahrenvorbeugung und Schadensminderung. Bei
Niedrigwasser geben die Vorhersagen Entscheidungshilfen für das Niedrigwassermanagement von Behörden, Industrie, Energieversorgung sowie Landwirtschaft.
Das Wasserhaushaltsmodell für den Neckar wird darüber hinaus zur operationellen Vorhersage der Wassertemperaturen eingesetzt. Hierfür werden im WHM zusätzlich die aktuellen
Wassertemperaturen im Neckar und seinen Zuflüssen sowie Angaben über die Abwärmeeinleitungen aus thermischen Kraftwerken am Neckar berücksichtigt.
Weiterhin sind die operationellen WHM ein wesentlicher Baustein für das momentan in Entwicklung befindliche Hochwasser-Frühwarnsystem für kleine Einzugsgebiete in BadenWürttemberg.
Weitere Einsatzgebiete der Wasserhaushaltsmodelle
Wasserhaushaltsmodelle sind ein universell einsetzbares Instrument für die Planung und
Optimierung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen. So ermöglichen die in LARSIM vorhandenen Module zur Simulation von Hochwasserrückhaltebecken und zur Simulation von Talsperrensteuerungen die Bemessung dieser Systeme sowie die Erarbeitung geeigneter Steuerungsvorschriften.
Ein weiterer Anwendungsbereich der WHM liegt in der Bereitstellung von hydrologischen
Berechnungsergebnissen für benachbarte Fachbereiche. Dieses ist beispielsweise die Bereitstellung von
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ƒ
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Abflussdaten (untergliedert nach den Herkunftsräumen „Oberflächenabfluss“, „Interflow“
und „grundwasserbürtiger Abfluss“) für Stoffemissionsbetrachtungen und Gewässergütesimulationen
flächen- und zeitdetaillierte Angaben zur Evapotranspiration und zur Grundwasserneubildung als Randbedingung für Grundwassermodelle
Scheitelabflusslängsschnitte für abgelaufene Hochwasser als Eingangsdaten für Wasserspiegellagenberechnungen
Darüber hinaus werden die Wasserhaushaltsmodelle genutzt, um die Auswirkungen von geänderten Gebietszuständen (beispielsweise Landnutzungsänderungen; Reaktivierung von
Überschwemmungsgebieten u.a.) auf den Wasserhaushalt und den Hochwasserabfluss zu
ermitteln.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Hochwassergeschehen im
bayerischen Maingebiet
Alexander Kleinhans
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hof
Die im Auftrag der Kooperationspartner des Vorhabens KLIWA erstellten regionalen Klimaszenarien für Süddeutschland stellen eine wichtige Grundlage für die Abschätzung zukünftiger Klimaänderungen in Bayern dar. Vor dem Hintergrund der Häufung von Hochwasserereignissen in der jüngsten Vergangenheit ist die Frage der zukünftigen Entwicklung von mittleren und extremen Hochwassern für wasserwirtschaftliche Fragestellungen besonders bedeutsam. Voraussetzung für die Abschätzung der zukünftigen Hochwasserentwicklung auf
Grundlage von Klimaszenarien ist jedoch das Vorhandensein eines hochaufgelösten, möglichst prozessorientierten Wasserhaushaltsmodells (z.B. LARSIM oder WASIM-ETH). Im
Maingebiet hat man sich für die Verwendung des Modellsystem ASGi (Modellkern WaSiMETH) entschieden, das unter Verwendung von Tageswerten anhand von 60 Pegeln für eine
Periode von zehn Jahren kalibriert und über den Zeitraum 1961-2003 validiert wurde. Die
Modellanpassung ist insgesamt zufrieden stellend.
Für die vorliegende Untersuchung ging die Klimaprojektion der Fa. MeteoResarch (Modell
WETTREG-B2) als Eingangsdatensatz in die Wasserhaushaltsmodellierung ein. Das statistisch-dynamische Klimaszenario umfasst einen Kontrolllauf der Periode 1971-2000 und 10
Realisationen für die Zukunftsperiode 2021-2050. Insgesamt wurden Abflusssimulationen für
60 Pegeleinzugsgebiete für Kontroll- und Zukunftszustand weitergehend statistisch ausgewertet.
Die Ergebnisse der Szenariensimulationen für das Maingebiet stellen sich hinsichtlich der
Hochwasserabflüsse wie folgt dar:
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ƒ
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Die Jahresmittelwerte der monatlichen Hochwasserabflüsse des B2 Szenarios nehmen
an der Mehrzahl der Pegel deutlich zu. Die Erhöhungen sind insbesondere auf Zunahmen im Winterhalbjahr zurückzuführen. Im Sommerhalbjahr sind die Veränderungen geringer und vereinzelt werden sogar Abnahmen ermittelt. Insgesamt lassen die Simulationsrechnungen eine Verschärfung der zukünftigen mittleren Hochwassersituation im
Maingebiet erwarten, wobei sich ein West-Ost Gradient mit geringeren Veränderungen
im Osten des Maineinzugsgebiets (Oberer Main, Regnitz) ergibt.
Die Auswertung der Jahresserien der Hochwasserabflüsse des Zukunftsszenarios zeigen für viele Pegel eine Erhöhung der Hochwasserquantile (0,25, 0,5 und 0,75) im Vergleich zum Kontrollszenario. Die höchsten Abflüsse (z.B. HHQ) treten jedoch nicht unbedingt im Zukunftsszenario auf.
Zusätzlich wurden die Quantile der Hochwasserjahrsserien für jeden Pegel und die Szenariozustände ermittelt und der Quotient aus Szenario-Zustand und Kontrollzustand für
die einzelnen Quantile berechnet. Die höchsten Quantil-Quotienten werden im Westen
des Main-Einzugsgebiets ermittelt, wobei in größeren Flussgebieten (Einzugsgebietsgröße > 400 km²) Quantil-Quotienten von 1,18 für Hochwasser der Jährlichkeit HQ100
nicht überschritten wurden.
Die globalen Klimamodelle als auch die Verfahren zur Erstellung von regionalen Klimaszenarien wurden in den letzten Jahren bereits deutlich weiterentwickelt, siehe z.B. die kürzlich
bereitgestellten regionalen Klimaszenarien des Umweltbundesamts. Diese Weiterentwicklungen sollten evaluiert werden und machen gegebenenfalls eine Fortschreibung der Auswertungen auf Grundlage neuer Wasserhaushaltssimulationen notwendig.
Handlungsempfehlungen bei der Festlegung des Bemessungshochwassers
in Baden-Württemberg
Wolfgang Hennegriff
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg),
Karlsruhe
Klimawandel und Hochwasserabflüsse
Um Aussagen über die Auswirkungen der Klimaänderung auf den Wasserhaushalt (z.B.
Abflüsse in den Gewässern) treffen zu können, wurden die Daten der regionalen
Klimaszenarien als Eingangsgrößen für die Wasserhaushaltsmodelle (WHM) verwendet.
WHM auf der Basis von LARSIM liegen flächendeckend im 1-km-Raster für BadenWürttemberg vor. Die Wasserhaushaltsmodellierungen konzentrierten sich zunächst auf
die mögliche Veränderung des Abflussgeschehens in der Zukunft, wobei zuerst die
Auswirkungen bei den Hochwasserabflüssen im Blickfeld waren. Die ermittelten Abflüsse
aus der Wasserhaushaltsmodellierung wurden dafür mit Methoden der Extremwertstatistik
analysiert.
Die Ergebnisse lassen eine deutliche Zunahme der mittleren Hochwasser (MHQ), aber
auch der Hochwasser mit höheren Wiederkehrintervallen, erwarten. Auch wenn die
Ergebnisse aus der Modellkette (Globalmodell – regionales Klimamodell –
Wasserhaushaltsmodelle) und den Modellannahmen noch mit Unsicherheiten behaftet
sind, zeigen sie alle in dieselbe Richtung, so dass von einer Hochwasserverschärfung
durch die Klimaveränderung für den betrachteten Zeitraum bis zum Zieljahr 2050 in
Baden-Württemberg auszugehen ist.
Anpassung der Hochwasserschutzplanungen
Vor diesem Hintergrund galt es aus Vorsorgegründen, für den Bereich des
Hochwasserschutzes eine Anpassungsstrategie zu entwickeln, die zwar die mögliche
Entwicklung der nächsten Jahrzehnte berücksichtigt, aber auch den bestehenden
Unsicherheiten Rechnung trägt. Festlegungen sollten daher als Kernpunkt enthalten, dass
sie einerseits langfristig unschädlich und gleichzeitig bei Bedarf (z.B. bei neuen
Erkenntnissen der Klimaforschung) anpassbar sind („flexible and no regret“-Strategie).
Die Auswertungen gaben Anlass, den bisherigen Weg bei der Festlegung von
Bemessungsabflüssen zu modifizieren und auf Grund des Klimawandels einen „Lastfall
Klimaänderung“ zu berücksichtigen. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis wurde
dazu nachgewiesen, dass eine Berücksichtigung der Auswirkungen der Klimaänderung
bei technischen Hochwasserschutzmaßnahmen in den meisten Fällen zu relativ
moderaten Kostensteigerungen geführt hätte, wenn dieser Lastfall bereits bei der Planung
berücksichtigt und beim Bau zumindest entsprechende Vorkehrungen für eine spätere
Anpassung getroffen worden wären. Nachträgliche Anpassungen sind hingegen meist mit
sehr hohen Kosten verbunden.
Der Lastfall Klimaänderung soll deshalb künftig bei Planungen von neuen
Hochwasserschutzmaßnahmen mit untersucht werden. Dabei ist aufzuzeigen, welche
Konsequenzen sich durch den Lastfall auf die Auslegung der Maßnahmen ergeben und
welche Mehrkosten dadurch zu erwarten sind. Auf Grund der dann vorliegenden
Erkenntnisse soll dann entschieden werden, inwieweit die notwendige Anpassung an den
künftigen Klimawandel bereits jetzt bei der Ausführung berücksichtigt werden soll. Dabei
sind auch Möglichkeiten für eine spätere Nachrüstung in Betracht zu ziehen.
Die Anwendung des Lastfalls Klimaänderung ist für Hochwasserschutzkonzeptionen, mit
deren Umsetzung bereits begonnen wurde bzw. deren Umsetzung bereits abgeschlossen
ist, derzeit nicht vorgesehen.
Erhöhung der Bemessungsabflüsse
Dem Lastfall Klimaänderung müssen erhöhte Bemessungsabflüsse zugrunde gelegt
werden. Dies erfolgt durch einen Zuschlag („Klimaänderungsfaktor“) zum derzeit gültigen
Bemessungswert (z.B. HQ100). In Baden-Württemberg ergeben sich je nach
Wiederkehrzeit (Jährlichkeit Tn) regional unterschiedliche Klimaänderungsfaktoren des
Abflusses.
Um die Größe des Klimaänderungsfaktors abschätzen zu können, wurden die Ergebnisse
der im Rahmen von KLIWA erstellten regionalen Klimaszenarien als Eingangsgrößen für
Wasserhaushaltsmodelle
genutzt
und
die
ermittelten
Abflüsse
aus
der
Wasserhaushaltsmodellierung extremwertstatistisch ausgewertet. Die Ergebnisse des
Zukunftsszenarios wurden mit denen des Ist-Zustandes verglichen. Daraus wurden für
verschiedene Jährlichkeiten regionale Klimaänderungsfaktoren des Abflusses festgelegt.
Zusammenfassend ergeben sich damit für Baden-Württemberg die in Abbildung 1
dargestellten fünf Bereiche mit jeweils unterschiedlichen Klimaänderungsfaktoren. Durch
räumliche Zuordnung zu einem der 5 Bereiche stehen damit Klimaänderungsfaktoren für
beliebige Untersuchungsgebiete im Land und unterschiedliche Jährlichkeiten zur
Verfügung.
Für die Abflüsse beim Lastfall Klimaänderung (HQTn,k) können die aus der
Hochwasserregionalisierung oder hydrologischen Modellberechnung vorliegenden
Abflüsse HQTn direkt mit dem Klimaänderungsfaktor fT,K erhöht werden:
HQTn, K = fT,K • HQTn
Das EU-Projekt ESPACE: Hochwasserschutzplanung für die Fränkische Saale
unter Berücksichtigung des Klimawandels
Leonhard Rosentritt
Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen
Projektgebiet:
Die Fränkische Saale ist ein rechter Nebenfluss des Maines. Sie liegt mit Ausnahme einer
knapp 20 km langen Strecke oberhalb der Mündung in der Region Main-Rhön. Neben dem
Main ist sie das dominierende Gewässer in dieser Region. Sie entspringt östlich von Bad
Königshofen nahe der Landesgrenze zu Thüringen und mündet nach ca. 140 km bei Gemünden in den Main. Bei einem Höhenunterschied zwischen Quelle und Mündung von rd.
160 m hat sie ein mittleres Fließgefälle von 1,26 ‰. Das Einzugsgebiet mit einer Gesamtgröße von 2765 km² hat eine gedrungene Form. Der Wasserhaushalt der Fränkischen Saale
ist unausgeglichen. Sehr kleinen Niedrigwasserabflussspenden im Sommer stehen somit
große Hochwasserabflussspenden gegenüber, die zu häufigen Überschwemmungen in den
Siedlungen führen.
Planungen:
In den 60er, 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Schutz von zahlreichen Siedlungen durch den Bau von Hochwasserschutzanlagen verbessert. Für zahlreiche
ebenfalls von Hochwasser bedrohte Ortschaften lagen Studien und Planungen zum Hochwasserschutz vor, die jedoch nicht umgesetzt werden konnten.
Vor allem die Hochwasser an Donau, Elbe und Rhein wurden dann zum Anlass genommen
für die Fränkische Saale und ihr Einzugsgebiet umfangreiche Grundlagenermittlungen und
Planungen durchzuführen. Dies waren im Wesentlichen:
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Gewässerentwicklungsplan, mit den Zielen den naturnahen Zustand der Gewässer zu
erhalten bzw. zu entwickeln und den natürlichen Hochwasserrückhalt in der Landschaft
zu fördern
Hydraulische Untersuchung mittels 2-D Modellen der Fränkische Saale und ihrer größeren Nebengewässer zur Ermittlung der Überschwemmungsgebiete für unterschiedliche Hochwasserjährlichkeiten
Niederschlags-Abfluss-Modell zur Schaffung zuverlässiger Planungs- und hydrologischer Grundlagen
Online-Hochwasservorhersage-Modul (NASIM-HWV) mit dem Ziel die Hochwasservorhersage qualitativ zu verbessern und die Vorwarnzeiten zu verkürzen
Im Januar 2003 lief an der Fränkischen Saale nach 1909 wieder ein 100-jährliches Hochwasser ab und hat gezeigt, dass noch erhebliche Gefährdungspotentiale an der Fränkischen
Saale und ihren Zuflüssen vorhanden sind. Neben der Planung örtlicher Hochwasserschutzmaßnahmen wie Bad Kissingen wurden im Rahmen einer Studie aufbauend auf dem
N/A-Modell 62 Standorte für Hochwasserrückhaltebecken und Kombinationen untersucht,
um fachlich fundierte Aussagen und Argumente zu gewinnen, ob und wie der lokale Hochwasserschutz durch überörtliche Maßnahmen verbessert werden kann.
Das EU-Projekt ESPACE behandelt nun die Fragestellung, wie der Klimawandel in der
raumbezogenen Planung berücksichtigt werden kann. Die Fränkische Saale wurde als Fallstudie in das Projekt aufgenommen, um hier modellhaft die Auswirkungen des Klimawandels
und die daraus zu ziehenden Konsequenzen zu beschreiben. Es wurden verschiedene Szenarien der Klimaänderung in das N/A-Modell eingearbeitet. Hieraus wurden die damit verbundene Veränderung des Abflussregimes, der Bemessungsabflüsse, der Überschwem-
mungsgebiete und der Schadenspotenziale ermittelt. Darauf aufbauend wurde eine umfangreiche Kosten-Nutzen-Analyse erstellt.
Fazit:
Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen liegen nun ausreichend Grundlagen zur Entwicklung eines Hochwasserschutzkonzeptes für das Einzugsgebiet der Fränkischen Saale,
in dem der Klimawandel berücksichtigt wird, vor.
Historische Hochwasserinformationen und deren Nutzung
Helmut Straub
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW),
Karlsruhe
Lange Zeit waren Hochwassermarken die einzige Möglichkeit, abgelaufene Hochwasserereignisse und deren Auswirkungen auf besiedelte Flussauen zu dokumentieren und diese
Kenntnisse an die folgenden Generationen weiterzugeben. Diese historischen Informationen
können heute von Bedeutung sein, um
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das Extremhochwasser festzulegen und die daraus sich ergebenden Überschwemmungsgebiete in Hochwassergefahrenkarten darzustellen,
das Bemessungshochwasser für Anlagen des technischen Hochwasserschutzes festzulegen (siehe Leitfaden des Landes Baden-Württemberg vom Juli 2005: „Festlegung des
Bemessungshochwassers für Anlagen des technischen Hochwasserschutzes“),
„Die Wasserstandsinformationen der Hochwassermarken sind grundsätzlich bei der
Festlegung von Bemessungsabflüssen zu berücksichtigen, da die Hochwassermarken
sich zum Teil auf extreme Hochwasserereignisse beziehen (z.B. Hochwasser vom Oktober 1824, Dezember 1882), deren höchste Wasserstände wesentlich höher waren als
die Höchst-Wasserstände an den Pegeln seit Beginn der regelmäßigen Beobachtung.“
hydrologische und hydraulische Modelle zu eichen.
Seit Februar 2006 sind die bisher nur in Archiven der Landesverwaltung vorliegenden Unterlagen über Hochwassermarken in Baden-Württemberg auf CD für die wasserwirtschaftliche
Praxis in EDV-gerechter Art verfügbar. In den Archiven liegen „Die Hochwassermarken im
Grossherzogtum Baden“ (für den ehemals selbständigen Landesteil Baden) und „Hochwassermarken an württembergischen Gewässern“ (für den ehemals selbständigen Landesteil
Württemberg) vor.
Die in diesen Veröffentlichungen enthaltenen historischen (nach den damaligen Höhensystemen) Wasserstände (m+NN) der Marken beider Landesteile wurden auf Datenträger erfasst und danach nach Vorgaben des Landesvermessungsamtes auf das aktuelle Höhensystem umgerechnet. Außerdem sind die Stellen, an denen sich die jeweiligen historischen
Hochwassermarken befanden, georeferenziert worden, d.h. die Stellen (mit Hoch- und
Rechtswerten) sind jetzt auf das heutige Gewässernetz bezogen (mit Angabe der derzeitigen
Kilometrierung).
Die ca. 6200 erfassten Hochwassermarken verteilen sich auf alle größeren Gewässer des
Landes. Sie enthalten Höchst-Wasserstände der Zeitspanne zwischen 1511 bis ca. 1920;
Marken nach ca. 1920 bis 1951 sind nur im württembergischen Teil vorhanden. Es bleibt
daher einer weiteren Bearbeitung vorbehalten, für die neuere Zeit (ungefähr ab 1920) eine
repräsentative Anzahl von Hochwassermarken für das ganze Land in das System aufzunehmen.
Neben den Daten enthält die CD Programm-Module zur Visualisierung der erfassten Daten.
Damit können z.B. die Lage der vorhandenen Marken in topografischen Karten und die Höhe
der Wasserspiegel längs eines Gewässers dargestellt werden. Ferner sind die Marken nach
unterschiedlichen Kriterien (z.B. nach Flüssen, nach verschiedenen Zeitspannen) auswählbar. Der Abruf der auf der CD vorliegenden Daten ist in einer Benutzeranleitung beschrieben.
Untersuchungen zum Langzeitverhalten der Hochwasserabflüsse in
Süddeutschland
Hans Weber
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hof/Saale
In den vergangenen zwei Jahrzehnten traten in verschiedenen Flussgebieten Mitteleuropas
außergewöhnliche Hochwasserereignisse auf, die erhebliche Schäden verursacht haben.
Daher wurden und werden in der Öffentlichkeit immer wieder Diskussionen geführt, ob
solche Naturereignisse das Ergebnis einer bereits eingetretenen Klimaveränderung sind. Bei
solchen
Diskussionen fehlen jedoch häufig fundierte Zahlen und Fakten für eine objektive
Beurteilung. Um diesen Mangel zu beheben, wurde im Rahmen des Kooperationsvorhabens
KLIWA für den Bereich der Länder Baden-Württemberg und Bayern insbesondere auch das
Langzeitverhalten der Hochwasserabflüsse umfassend untersucht und in Hinblick auf
mögliche Klimaänderungssignale in den Abflussmessreihen hin bewertet.
Die Analyse des Langzeitverhaltens der Hochwasserabflüsse erstreckte sich primär auf die
Ermittlung eventuell vorhandener Trends; als Basis dienten die monatlichen Höchstwerte des
Abflusses, die dann für jährliche und halbjährliche Reihen sowie den Jahresgang betrachtet
wurden. Grundlage für die Auswertung waren die Daten von 90 Pegeln Baden-Württembergs
und Bayerns, die über lange Messreihen verfügen; die Beobachtung musste 1931 oder
früher begonnen haben. Ein weiterer Teil der Analyse bezog sich auf Veränderungen im
Jahresgang der monatlichen Höchstabflüsse
Die Untersuchungen mit den konventionellen Methoden wurden auf Datenkollektive mit
unterschiedlicher Zeitdauer ausgerichtet, nämlich die gesamte Zeitreihenlänge (mit
unterschiedlichem Beginn bis 2004/2005) sowie die Zeitreihen mit einheitlichem Beginn ab
1932, 1951 und 1974. Sie beinhalten eine lineare Trendschätzung (nach der Methode der
Minimierung der Fehlerquadratsumme) und die Ermittlung des wahrscheinlichen Zeitpunktes
einer möglichen Trendänderung ("Bruchpunktanalyse" nach MANN-WHITNEY). Die
Signifikanz der Trends wurde nach dem Test nach MANN-KENDALL bewertet.
Die erweiterte Analyse des Langzeitverhaltens der Hochwasserabflüsse bestätigte und
aktualisierte folgende, z.T. bereits in früheren Untersuchungen erzielten Ergebnisse:
ƒ
ƒ
ƒ
Die überwiegende Zahl der untersuchten Pegel weist bei der Betrachtung der gesamten
Zeitreihen einen Anstieg auf; jedoch ist nur Teil der Anstiege ein signifikanter Trend.
Die Hochwasserabflüsse der Mehrzahl der Pegel zeigen bei der Betrachtung nur der
letzten 30 bis 40 Jahre jedoch z.T. deutliche Zunahmen.
Der Jahresgang der monatlichen Höchstabflüsse hat sich bei den meisten Pegeln
geändert. Die mittleren monatlichen Hochwasserabflüsse haben in den letzten 30 -40
Jahre gegenüber früher deutlich zugenommen.
Als allgemeine Schlussfolgerung muss festgestellt werden, dass sich die Häufigkeit der
Hochwasser deutlich verändert hat. Insbesondere hat die Häufigkeit der Winterhochwasser
seit den 70er Jahren zugenommen; hauptsächlich sind dies jedoch kleinere Hochwasser. Die
Veränderungen im Sommerhalbjahr, das für die meisten der untersuchten Flussgebiete nicht
die hochwasserrelevante Jahreszeit ist, sind weniger deutlich ausgeprägt. Die Zunahmen
bzw. Trend in den Zeitreihen zeigen die Tendenzen auf, die auch in den regionalen
Klimaszenarien für die nähere Zukunft erkennbar sind.
Entwicklung der Niedrigwasserverhältnisse in Süddeutschland
Winfried Willems
IAWG (Institute for Applied Water Resources Management and Geoinformatics),
Ottobrunn
Die Darstellung der Entwicklung der Niedrigwasserverhältnisse in Süddeutschland basiert
auf Untersuchungen zum Langzeitverhalten gemessener Niedrigwasserabflüsse in Bayern sowie auf Niedrigwasserauswertungen von Wasserhaushaltssimulationen für zukünftig zu erwartende Klimaverhältnisse in Baden-Württemberg und Bayern. Die Arbeiten für
Baden-Württemberg, beauftragt durch das LUBW, wurden vom Ingenieurbüro Dr. Ludwig,
Karlsruhe und vom Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) der Universität
Karlsruhe, durchgeführt, diejenigen für Bayern vom LfU beauftragt und vom IAWG, Ottobrunn, bearbeitet.
Bei den Langzeituntersuchungen werden anthropogen möglichst unbeeinflusste Abflusszeitreihen von insgesamt 37 bayerischen Pegeln mit Einzugsgebietsgrößen zwischen 54
und 2121 km2 und mit Beobachtungszeiträumen ab 1901 und bis 2005 (überdeckend ab
1951 bis 2001) betrachtet. Es werden NM7Q-Serien gebildet und hinsichtlich des Trendverhaltens untersucht. Dazu wird neben klassischen Verfahren (Mann-Kendall-Test, t-Test
des Steigungskoeffizienten der Regressionsgeraden) auch die sogenannte instationäre
Wahrscheinlichkeitsanalyse eingesetzt und mittels Devianztests geprüft, ob die Parameter
der angepassten, verallgemeinerten Extremwertverteilung (GEV) signifikant trendbehaftet
sind. Als Ergebnis der Untersuchung lässt sich zusammenfassend feststellen, dass in der
überwiegenden Zahl der Pegel-Einzugsgebiete signifikant ansteigende Niedrigwasserabflüsse auftreten, häufig einhergehend mit einer signifikanten Abnahme der Streuung (abgeleitet anhand des Skalenparameters der GEV).
Bei den Wasserhaushaltsuntersuchungen werden die von der Fa. Meteo Research statistisch disaggregierten Ergebnisse eines ECHAM4-Klimalaufs für den Zeitraum 1971 - 2000
(Kontrolllauf), sowie für den Zeitraum 2021 - 2050 (IPCC-Emmissionsszenario B2, Szenariolauf) zugrunde gelegt und mittels der Wasserhaushaltsmodelle LARSIM (BadenWürttemberg) sowie WaSiM-ETH (Bayern) in Zeitreihen mittlerer täglicher Abflüsse transferiert. Aus diesen Abflusszeitreihen werden dann Niedrigwasserkenngrößen für den Kontroll- und den Szenariolauf abgeleitet und auf Unterschiede hin untersucht. Während die
Untersuchungen in Baden-Württemberg die gesamte Landesfläche umfassen, beschränken sie sich hier betrachteten Untersuchungen in Bayern auf Einzugsgebiete des bayerischen Main. Folgende Ergebnisse lassen sich zusammenfassend konstatieren:
In Baden-Württemberg sind abnehmende Tendenzen vor allem in den südlichen Einzugsgebieten zwischen Donau und Bodensee, dem Hochrhein-Gebiet und dem südlichen Oberrhein-Gebiet bis zur Murg zu erwarten. Im nördlichen Oberrhein-Gebiet ab der Murg
ergeben sich dagegen Zunahmen bei den T-jährlichen Niedrigwasserabflüssen. Bei der
Betrachtung der mittleren monatlichen Niedrigwasserabflüsse zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den Sommer- und den Wintermonaten: demnach konzentrieren sich die zu erwartenden Abnahmen des Niedrigwassers auf die Sommermonate, während in den Wintermonaten zum Teil deutliche Zunahmen auftreten.
Ähnliche innerjährliche Differenzierungen im Änderungsverhalten der mittleren monatlichen Niedrigwasserabflüsse, also Abnahmen im Sommer und Zunahmen im Winter, lassen sich auch für viele der untersuchten Einzugsgebiete des bayerischen Mains feststellen und auf der Grundlage statistischer Tests als signifikant absichern. Bei Betrachtung
der T-jährlichen Niedrigwasserabflüsse ergeben sich für die Gebiete der Tauber, der
Regnitz und entlang des Unteren Main zu erwartende prozentuale Abschläge, die in der
Regel mit zunehmender Jährlichkeit ansteigen (z.B. für das Gebiet der Tauber 7% Abschlag für das 10-jährliche NM1Q, 18% für das 50-jährliche). Für das Gebiet der Fränkischen Saale resultieren demgegenüber leichte Zuschläge. Zur Absicherung der Aussagen
zu den T-jährlichen Niedrigwasserabflüssen erfolgt ein methodischer Übergang von der
lokalen zur regionalen Wahrscheinlichkeitsanalyse.
Auswirkung der Klimaänderung auf die Grundwasserneubildung
in Süddeutschland
Thomas Gudera
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg),
Karlsruhe
Jörg Neumann
Bayerisches Landesamt für Umwelt (BLfU), Hof
Die Grundwasserneubildung ist als residuale Komponente der Wasserbilanz ein wichtiges
Maß für die „Regenerationsfähigkeit“ der Grundwasserressourcen und definiert das für die
Trinkwassergewinnung durchschnittlich zur Verfügung stehende Grundwasserdargebot. Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da in Süddeutschland immerhin mehr als 80% des
Trinkwassers aus dem Grundwasser entnommen werden (BW: 73%, BY: 95%). In diesem
Zusammenhang sind Fragen nach der zukünftigen Sicherstellung der regionalen Wasserversorgung besonders nach Extremjahren wie 2003 von großem öffentlichem Interesse. Im
Rahmen von KLIWA erfolgen deshalb quantitative Abschätzungen, wie sich der Klimawandel
in Süddeutschland voraussichtlich auf die Grundwasserneubildung auswirken wird.
Die großräumige Abschätzung der Grundwasserneubildung erfolgt in Bayern und BadenWürttemberg methodisch auf vergleichbare Weise. In beiden Bundesländern werden rasterbasierte Gesamtabflusshöhen mit Hilfe von zeitlich hoch auflösenden (Boden-) Wasserhaushaltsmodellen simuliert. Während in Bayern dazu das einzugsgebietsbezogene Modell ASGi
mit dem Modellkern WASIM-ETH verwendet wird, wird in Baden-Württemberg das Bodenwasserhaushaltsmodell GWN-BW verwendet. Ausgehend von den so ermittelten Gesamtabflüssen erfolgt dann eine weitere Differenzierung auf die neubildungsrelevanten Abflusskomponenten. Dabei erfolgte flächendeckend in beiden Bundesländern eine auf multiplen linearen Regressionsanalysen beruhende Ermittlung des sog. Baseflow-Index (BFI). Unter der
Annahme, dass im langjährigen Mittel die Höhe des Basisabflusses der mittleren Grundwasserneubildung entspricht, beschreibt der BFI den Anteil der Grundwasserneubildung an der
gesamten Abflusshöhe. Die GIS-gestützte, multiplikative Verknüpfung von BFI und Gesamtabflusshöhe liefert dann für beide Bundesländer die mittlere rasterbezogene Grundwasserneubildungshöhe.
In vergleichbarer Weise wie oben erläutert, wurden die Ergebnisse der durchgeführten Szenariosimulationen des Wasserhaushalts zur Berechnung der zukünftigen Grundwasserneubildung verwendet. Als regionale Klimaszenarien wurde dabei auf die Ergebnisse des statistischen Downscalingverfahrens nach ENKE für den Zeitraum 2021-50 zurückgegriffen. Die
im Rahmen von KLIWA bisher durchgeführten Auswertungen beziehen sich auf unterschiedliche Simulationsläufe einzelner Dekaden sowie auf den Vergleich des dreißigjährigen Mittels
mit dem „Ist-Zustand“ 1971-2000. Während für Baden-Württemberg bereits Ergebnisse für
die gesamte Landesfläche vorliegen, wurde in Bayern bisher exemplarisch das Maingebiet
untersucht. Die aktuell vorliegenden Ergebnisse werden im Rahmen des 3. KLIWASymposiums in Form eines gemeinsamen Beitrags vorgestellt. Sie zeigen erste mögliche
Entwicklungstendenzen der Grundwasserneubildung in Süddeutschland mit den damit verbundenen Konsequenzen für die Wasserwirtschaft auf. Weitergehende Untersuchungen zur
Grundwasserneubildung und zu den Grundwasserverhältnissen insgesamt werden ein wichtiger Bestandteil des zukünftigen KLIWA-Arbeitsprogramms sein.
Entwicklung einer Methodik zur Berücksichtigung
des Klimawandels bei der Bemessung von
siedlungswasserwirtschaftlichen Entwässerungssystemen
Dr.-Ing. Joachim Ruf
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg),
Karlsruhe
Die Bemessung von siedlungswasserwirtschaftlichen Entwässerungssystemen erfolgt hauptsächlich für Regenereignisse mit Dauern von unter einer Stunde und mit Wiederkehrintervallen von unter 10 Jahren. Siedlungswasserwirtschaftliche Entwässerungssysteme sind hochkomplexe und vernetzte Strukturen. Folge dieser komplexen Strukturen ist, dass alle Bemessungsverfahren mehr oder weniger deutlich erkennbar auf der Methode der Langzeitsimulation beruhen. Langzeitsimulation bedeutet, dass alle Abflüsse in einem Entwässerungssystem über einen längeren Zeitraum mit einem Computermodell nachgebildet werden. Aus
der Häufigkeit des (Nicht-) Versagens innerhalb des simulierten Zeitraums kann dann auf die
Sicherheit, meist ausgedrückt als Versagens-Wiederkehrintervall von n-Jahren, geschlossen
werden.
Zur Generierung von stochastischen Niederschlagsreihen für die Langzeitsimulation wird in
Baden-Württemberg das Programmsystem NiedSim (Niederschlags-Simulation) eingesetzt.
Dieses Programmsystem soll erweitert werden. Das erweiterte System wird in der Lage sein,
für beliebige Punkte in Baden-Württemberg Niederschlagszeitreihen unter den künftig zu
erwartenden klimatischen Randbedingungen zu generieren. Der Klimawandel kann damit bei
der Auslegung von siedlungswasserwirtschaftlichen Anlagen und Systemen berücksichtigt
werden. Dabei können die derzeit eingeführten siedlungswasserwirtschaftlichen Modelle zur
Schmutzfracht- und Kanalnetzberechnung unverändert eingesetzt werden.
Folgen des Klimawandels für die Gewässerbeschaffenheit in Süddeutschland
Dr. Uwe Matthias
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW),
Karlsruhe
Der Klimawandel hat Einfluss auf die chemisch-physikalischen Verhältnisse im Gewässer
und auf die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaft. Höhere Temperaturen
beschleunigen in der Regel die chemischen Reaktionsprozesse, insbesondere dann wenn
diese auf mikrobiellen Stoffumsetzungen beruhen. Gerade im Bereich der Selbstreinigungsprozesse ist ein verstärkter Abbau gelöster organischer Substanzen und ein schnellerer Ablauf der Nitrifikation (Umwandlung von Ammonium über Nitrit zu Nitrat) zu verzeichnen. Die
beschleunigten Abbauprozesse haben aber einen erhöhten Sauerstoffbedarf zur Folge, so
dass es bei Hitzeperioden öfters auch zu Sauerstoffmangelerscheinungen kommt.
Um dem entgegenzuwirken, wurde am Neckar eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung über
einen Sauerstoffmanagementplan getroffen. Dieser sieht vor, bei entsprechenden wasserwirtschaftlichen Extremsituationen durch Sauerstoffanreicherungen bei Wehrhaltungen
oder durch Belüftungsmaßnahmen bei Kühl- bzw. Abwassereinleitungen ökologische Beeinträchtigungen zu minimieren. In den Sommermonaten der vergangenen Jahre ist dieses
Sauerstoffmanagement regelmäßig zum Einsatz gekommen. Die Intensität der zu veranlassenden Maßnahmen ist dabei jeweils von der entsprechenden Witterung abhängig.
In den Flüssen und Seen Baden-Württembergs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein
bedeutender Wechsel in der biologischen Besiedlung ergeben. Einige Arten sind auf natürlichem Wege aus Südeuropa zu uns gelangt und konnten sich auf Grund der geänderten
klimatischen Bedingungen hier ansiedeln. Bei der überwiegenden Zahl von Neubesiedlern
(Neozoen) ist jedoch unklar, ob ihr Auftreten nicht allein durch neue Ausbreitungsmöglichkeiten bedingt ist. So wird vermutet, dass beispielsweise Wasserpest, Brasilianisches Tausendblatt oder Sonnenbarsch über Aquarien oder Gartenteiche in unsere Gewässer gelangten.
Andere Arten haben den stark zunehmenden Schiffsverkehr genutzt und sind beispielsweise
im Ballastwasser aus fernen Regionen zugewandert. Ein Beispiel hierfür ist die Körbchenmuschel, die in China und Korea beheimatet ist. Der Erstnachweis für diese Art erfolgte Ende der 80er Jahre im Rheindelta. Mittlerweile ist die Muschel auch in Nebengewässern, wie
dem Neckar, und dem Bodensee stellenweise mit mehr als 1.000 Tiere pro m2 zu finden.
Einen weiteren Zuwandererschub brachte die Öffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals. Dadurch breiten sich beispielsweise Höckerflohkrebse, Schlickkrebse und Donauassel aus
dem pontokaspischen Raum bei uns aus. Mittlerweile sind sowohl am Rhein wie auch am
Neckar mehr als 30 Neozoenarten bekannt. Diese haben die heimische Fauna sehr stark
verdrängt und machen z.B. im Rhein bei Basel mehr als 90% der Biomasse aus. Auch der
Bodensee und zahlreiche kleinere Stehgewässer werden derzeit von Neozoen bedrängt. So
sind z.B. in den oberrheinischen Baggerseen vermehrt Schwebgarnelen aus dem Donauraum und Süßwasserquallen aus dem tropischen Südamerika anzutreffen. Gerade bei letzteren ist zu vermuten, dass zunehmende Wassertemperaturen ihre Verbreitung begünstigen.
In Baden-Württemberg wurden in den Hitze- und Niedrigwasserjahren 2003 und 2006
auch einige biologische Sonderuntersuchungen im Zusammenhang mit wasserrechtlichen
Ausnahmegenehmigungen bzw. Duldungen für Kühlwassereinleiter durchgeführt. Die
Ergebnisse haben gezeigt, dass sich beim Makrozoobenthos im Nahbereich der Einleitungsstellen ökologische Beeinträchtigungen zeigten. So wurde beispielsweise bei einigen Krebsarten eine erhöhte Mortalität und eine Faunenverschiebung zu weniger empfindlichen
Zuckmückenlarven nachgewiesen. Weiterhin wurden in Hitzejahren öfters größere Muschel-
sterben in Rhein und Neckar beobachtet, die sich auf größeren Streckenabschnitten ereigneten und nicht in direkten Zusammenhang mit einzelnen Wärmeeinleitern gesetzt werden
können. Hier wird ein Zusammenwirken von hohen Temperaturen, niedrigem Sauerstoffgehalt, ungünstigen Abflussverhältnissen in Verbindung mit einer schlechten Ernährungslage
vermutet. Bei zunehmender Häufung von Hitze- und Niedrigwasserperioden ist mit einer
Verschärfung dieser Situation zu rechnen.
Auswirkungen der Klimaveränderung auf Binnenseen
am Beispiel des Bodensees
Bernd Wahl
Institut für Seenforschung (ISF/LUBW), Langenargen
Das komplexe Ökosystem Bodensee wird seit mehreren Jahrzehnten intensiv
untersucht, wodurch langjährige kontinuierliche Messungen zur Biologie, Chemie und
Hydrophysik des Sees vorliegen. Dieser Datenbestand stellt auch für
Untersuchungen zu Auswirkungen geänderter klimatischer Verhältnisse eine
wertvolle Grundlage dar. Im Rahmen des KLIWA-Teilprojekts A2.2.1 wurden diese
Zeitreihen zusammen mit Messwerten der Zuflüsse und der Meteorologie aufbereitet
und statistisch analysiert.
Eine Vielzahl an Einflüssen hat in den vergangenen Jahrzehnten zu Veränderungen
im Bodensee geführt, welche in den hydrologischen und limnologischen Zeitreihen
erkennbar werden, wie etwa die Siedlungs- und landwirtschaftliche Entwicklung im
Einzugsgebiet, der Ausbau der Abwasserreinigung, bauliche Eingriffe bei den
Zuflüssen und am See oder die Wasserspeicherung in den Alpen. Auswirkungen
klimatischer Veränderungen sind oftmals von diesen Entwicklungen überlagert und
mitunter nur schwer davon abzugrenzen.
Die
beobachtete
Klimaerwärmung
beeinflusst
die
thermischen
und
hydrodynamischen Verhältnisse des Sees und wirkt in komplexer Weise auf die
biochemischen Prozesse im See ein. Die Untersuchungsergebnisse weisen auf eine
früher einsetzende thermische Schichtung im Frühjahr hin, wodurch auch die
Plankton-Entwicklung beeinflusst wird. Die winterliche vertikale Durchmischung war
in jüngerer Zeit vermehrt unzureichend und damit auch die Sauerstofferneuerung des
Tiefenwassers. Aufgrund der niedrigen Nährstoffkonzentrationen führte dies jedoch
nicht zu einem Sauerstoffmangel, im Gegensatz zu den 1960-1980iger Jahren bei
hoher Trophie. Damals führten Sauerstoffdefizite zur Rücklösung von Nährstoffen
aus dem Sediment und schädigten beispielsweise auf dem Seegrund abgelegte
Fischeier.
Der Wasserstand des Bodensees weist einen leicht abfallenden langjährigen Trend
wie auch Veränderungen in der Saisonalität auf. Zahlreiche Einflussfaktoren kommen
als Erklärung für diese Entwicklung in Betracht. Die erkennbaren Veränderungen im
saisonalen Verlauf erscheinen zumindest teilweise klimabedingt zu sein: Verminderte
sommerliche Wasserstände und erhöhte Werte von November bis Januar gehen mit
Änderungen im Niederschlagsverlauf einher, und hängen möglicherweise auch mit
einer Verschiebung des saisonalen Verlaufs der Schneefallgrenze in den Alpen
zusammen. Der Wasserstandsverlauf des Bodensees ist für Flora und Fauna des
Uferbereichs wie auch der angrenzenden Feuchtgebiete von hoher Bedeutung. Die
beobachteten Veränderungen sollten daher mit einem Wasserhaushaltsmodell
verfeinert untersucht werden.
Im laufenden KLIWA-Teilprojekt A2.2.2 werden regionalisierte Klimaszenarien und
hydrodynamische Modellen angewandt, um mögliche zukünftige Entwicklungen der
Strömungs- und Vermischungsprozesse im Bodensee wie auch der Wasserqualität
abzuschätzen.
-2-
Das EU-Projekt RIVERTWIN-Neckar:
Ein Beitrag zum integrierten Flussgebietsmanagement
Thomas Gaiser und Karl Stahr
Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde und Standortslehre
Frank-Michael Lange
Terra Fusca, Ingenieurbüro und Consulting
Andreas Printz
Universität Stuttgart, Institut für Landschaftsplanung und Ökologie
Das Forschungsprojekt "RIVERTWIN" soll durch die Entwicklung eines integrierten Modells
für die strategische Planung der Gewässerbewirtschaftung auf Einzugsgebietsebene sowohl
die Ziele der globalen Wasserinitiative der EU unterstützen als auch zur wissenschaftlich
gesicherten Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Baden-Württemberg
beitragen (http://www.rivertwin.org). Das Modell für nachhaltiges WasserressourcenManagement MOSDEW (MOdel for Sustainable DEvelopment of Water resources) wird den
Entscheidungsträgern helfen, den Einfluss von ökonomischen und technologischen
Entwicklungen sowie die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen und des globalen
Klimawandels auf die langfristige Verfügbarkeit und die Qualität der Gewässer
abzuschätzen. Das Projekt versucht erstmalig für das Neckareinzugsgebiet, auf
wissenschaftlicher
Grundlage
durch
die
Verknüpfung
von
verschiedenen
Computersimulationsmodellen flussgebiets- und bearbeitungsgebietsspezifische Aussagen
zu treffen und Trends abzuschätzen.
RIVERTWIN liefert einen wesentlichen Beitrag für die Identifikation von Basisentwicklungen,
auf deren Grundlage dann durch die Flussgebietsbehörde Maßnahmen auf regionaler und
lokaler Ebene identifiziert und im Bewirtschaftungsplan und dem darin enthaltenen
Maßnahmenprogramm festgeschrieben werden können.
Ein wesentliches Werkzeug für die Abschätzung von Maßnahmeneffekten sind Szenarien.
Mit Hilfe von Szenarien sollen zukünftige Entwicklungen sowie mögliche Interventionen in
ihren komplexen Auswirkungen besser abgeschätzt werden. Im Neckar-Modellgebiet des
RIVERTWIN-Projektes wurden für den Zeitraum 2005 bis 2030 vier Ebenen für die
Szenarienbildung definiert:
1. Annahmen zur Klimaentwicklung
2. Annahmen zu den sozio-kulturellen und ökonomischen Entwicklungen
3. Interventionen
4. Intensität der Interventionen
Die Ergebnisse der Szenarienrechnungen mit dem integrierten Modell bzw. der einzelnen
Teilmodelle reichen von Aussagen zum Wasserbedarf, über die Abflußsituation und die
chemische Wasserqualität in den Teilbearbeitungsgebieten bzw. den Wasserkörpern, bis zu
Abschätzungen der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion in den einzelnen
Landkreisen (http://mapserver.ilpoe.uni-stuttgart.de/rivertwin/index.php). Damit tragen die
Projektergebnisse dazu bei, in den gefährdeten Teileinzugsgebieten geeignete Maßnahmen
zu ergreifen, die auch unter zukünftigen möglichen Rahmenbedingungen einen guten
Zustand der Gewässer garantieren sichern.
Klimawandel und seine Konsequenzen für die Wasserwirtschaft in Hessen
Gerhard Brahmer
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Wiesbaden
Klimaänderung in Hessen
Basierend auf den Ergebnissen von Rechenläufen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie
mit dem gekoppelten globalen Klimamodell ECHAM4/-OPYC3 unter Zugrundelegung des
sogenannten „B2“-Szenarios erzeugt das angewandte statistische Regionalisierungsverfahren nach [1] stationsweise Zeitreihen der klimatischen Parameter. Als Mittel der in Hessen
liegenden Klimastationen ergibt sich im Vergleich zum Bezugszeitraum 1981-2000 eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur für den Szenariozeitraum 2011-2050 zwischen +1,2 und
+1,8 °C je nach Dekade. Bei der Temperaturerhöhung treten insbesondere die Monate Dezember, Januar und Februar mit Zunahmen zwischen +2 bis +3 °C gegenüber Zunahmen
um etwa +1 °C bei den übrigen Monaten hervor. Beim Niederschlag zeigt sich insbesondere
eine Umverteilung der monatlichen Niederschläge vom Sommer- ins Winterhalbjahr, während der Jahresniederschlag nur moderat zunimmt.
Auswirkungen auf die Abflussverhältnisse
Mit dem Wasserhaushaltsmodell LARSIM [2,3] wurden die Auswirkungen der zukünftigen
möglichen Klimaänderung auf die Abflussverhältnisse hessischer Oberflächengewässer untersucht. Aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich eine deutliche Veränderung im Abflussverhalten hessischer Gewässer ableiten. Insbesondere eine Umverteilung hin zu Mehrabflüssen im Winterhalbjahr und verminderten Abflüssen im Sommerhalbjahr mit korrespondierender Abnahme der Niedrigwasserkenngröße MNQ ist anzunehmen. Eine Verschärfung
der Hochwassersituation aufgrund einer zukünftigen Klimaveränderung scheint nach den
Ergebnissen wahrscheinlich. Für die Einzugsgebiete im Eder- und Diemelgebiet ergibt sich
im Gegensatz zu den übrigen untersuchten Gebieten eine Abnahme der mittleren Gebietsabflüsse und eine damit einhergehende deutlich höhere Abnahme in den Sommer- und Niedrigwasserabflüssen. Die Ergebnisse der Pegel aus Süd- und Mittelhessen stimmen qualitativ
mit Untersuchungen aus anderen Flussgebieten Süddeutschlands überein, wenngleich das
Ausmaß der Veränderung an den hessischen Pegeln hinter diesen zurückbleibt.
Auswirkung auf die Grundwasserneubildung
Die für Hessen prognostizierte Klimaänderung dürfte auch einen wesentlichen Einfluss auf
die Grundwasserneubildung ausüben. Für die Modellierung der Grundwasserneubildung
kam im HLUG ein zweistufiges, GIS-gestütztes Verfahren zum Einsatz [4]. Im Landesmittel
zeigen die Simulationen eine deutliche Erhöhung der Grundwasserneubildung im Mittel um
ca. 25 % gegenüber der Referenzperiode (Ausnahmen stellen auch hier Bereiche im oberen
Eder- und im Diemelgebiet dar). Die zukünftigen mittleren Grundwasserneubildungsraten
entsprechen etwa denen aus ausgesprochenen Nassperioden in der Vergangenheit (1980iger Jahre). Als mögliche Konsequenzen lassen sich ein höheres nutzbares Grundwasserdargebot und höhere Grundwasserstände ggf. verbunden mit Vernässungserscheinungen
ableiten.
[1] Enke,W.: Anwendung eines statistischen Regionalisierungsmodells auf das Szenario B2
des ECHAM4 OPYC3 Klima-Simulationslaufes bis 2050 zur Abschätzung regionaler
Klimaänderungen für das Bundesland Hessen.- Abschlussbericht: 47 S.; Stahnsdorf
2003.
[2] Bremicker M.: Das Wasserhaushaltsmodell LARSIM, Modellgrundlagen und Anwendungsbeispiele.- Freiburger Schriften zur Hydrologie 11: 119 S.; Freiburg 2000.
[3] Richter, K-G. u. R. Czesniak: Untersuchungen zum Einfluss der Klimavariabilität und
anthropogen verursachten Klimaschwankungen auf Abflüsse für verschiedene Einzugsgebiete in Hessen.- Erläuterungsbericht im Auftrag des HLUG: 26 S.; Karlsruhe
2004.
[4] Hergesell, M., Berthold, G. (2005): Entwicklung eines Regressionsmodells zur Ermittlung
flächendifferenzierter Abflusskomponenten in Hessen durch die Regionalisierung des
Baseflow Index (BFI). Jahresbericht des Hessischen Landesamtes für Umwelt und
Geologie, Wiesbaden.
Klimaveränderung und Einzugsgebiet der Themse
Tim Reeder, Regional Climate Change Programme Manager
Environment Agency Thames Region
Klimaveränderungen sind möglicherweise die größte Bedrohung, denen sich die Umwelt
gegenübersieht. Im Einzugsbereich der Themse sehen wir uns insbesondere folgenden
Herausforderungen gegenüber; wir erwarten:
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ƒ
Wärmere, nässere Winter (bis zu 2°C und einen Anstieg der Niederschläge von 1020% 1 );
Heißere, trocknere Sommer (bis zu 3°C und eine Abnahme der Niederschläge von 2030%1);
Extreme Regenfälle können bis zu den 2080er Jahren zweimal so häufig auftreten;
sowie
einen Anstieg der Meeresspiegel.
Dadurch ergeben sich Herausforderungen für viele Bereiche im Management des
Einzugsgebietes, einschließlich der Wasserressourcen und der Wasserqualität. Dieses
Papier
befasst
sich
schwerpunktmäßig
mit
den
Auswirkungen
der
Hochwasserrisikobekämpfung.
Der Einzugsbereich der Themse kann in Sachen Hochwassergefahr weitestgehend in zwei
Bereiche eingeteilt werden: den Trinkwassereinzugsbereich und die flussabwärts gelegenen
gezeitenabhängigen Flussgebiete im Bereich London und der Themsemündung.
Im Trinkwasserbereich wurden Klimaveränderungen mit in das derzeitige Planungsverfahren
zur Hochwasserrisikobekämpfung eingebaut. Darin werden zukünftige Hochwasserszenarien
in weitestgehender Form untersucht. In der Präsentation wird beschrieben, wie die
Auswirkungen von Klimaveränderungen auf breiter Basis mit der Effektivität verschiedenster
Resonanzen verglichen wurden.
In den gezeitenabhängigen Flussgebieten im Bereich London und an der Themsemündung
sind Klimaveränderungen wahrscheinlich die Hauptantriebskraft für Änderungen des
Hochwasserrisikos. Das Thames Barrier ist eine allseits bekannte Schutzkonstruktion zum
Verweis auf die gut entwickelten Hochwasserschutzeinrichtungen für London. Das Projekt
2100
der
Themsemündung
wurde
damit
beauftragt,
eine
Strategie
zur
Hochwasserbekämpfung für das 21. Jahrhundert auszuarbeiten. Die Präsentation
beschreibt, inwiefern sich Klimaveränderungen auf die zukünftige Effektivität verschiedener
Hochwasserbekämpfungsmaßnahmen auswirken. Das Projekt arbeitet mit mehreren
Partnern wie dem LfU zusammen, um Techniken zu diesem Zweck durch die EUProgramminitiative Interreg 3b ESPACE (European Spatial Planning Adapting to Climate
Events Project) Klimawandel und Flussgebietsplanung zu entwickeln.
1
Basierend auf mittel-hohen Emissionen nach UKCIP02 Szenarien in 2050.
Climate Change and the River Thames Catchment
Tim Reeder, Regional Climate Change Programme Manager
Environment Agency Thames Region
Climate change is probably the greatest threat facing the environment.
Catchment we are faced with particular challenges; we can expect to see:
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In the Thames
Warmer, wetter winters (up to 2°C and increase of 10-20% in precipitation 2 );
Hotter, drier summers (up to 3°C and decrease of 20-30% in precipitation²);
Extreme rainfall events may happen twice as often by the 2080s;
Rising sea levels;
This will pose challenges to many aspects of catchment management including water
resources and water quality. This paper concentrates on the effects on flood risk
management.
The Thames catchment can be divided into two broad areas from a flood risk viewpoint :- the
freshwater catchment, and the downstream tidal floodplain through London and the Thames
estuary.
In the freshwater catchment climate change has been integrated into the current catchment
flood risk management planning process. This is looking at broad future scenarios for flood
risk. The presentation will describe how the effects of climate change have been compared
at a broad scale with the effectiveness of different types of responses.
In the tidal floodplain through London and the Thames estuary climate change is perhaps the
main driver of changes in flood risk. The Thames Barrier is a well known structure which
highlights the well developed system of flood defences that protect London. The Thames
Estuary 2100 project has been commissioned to develop a strategy for flood risk
management for the 21st century. The presentation will describe how climate change will
affect the future effectiveness of different flood risk management measures. The project is
working with partners including the LfU to develop techniques to achieve this through the EC
Interreg 3b ESPACE (European Spatial Planning Adapting to Climate Events Project). The
presentation will highlight how decision making has been informed by the outcomes of this
project.
2
Based on medium-high emissions UKCIP02 scenarios in 2050.
Die Schweiz im Jahre 2050: Auswirkungen der Klimaänderung auf die
Wasserwirtschaft und andere wichtige Bereiche
Dr. Bruno Schädler
Bundesamt für Umwelt, Bern
In der Schweiz hat die Regierung bereits1996 das „Beratende Organ für Fragen der
Klimaänderung (OcCC)“ eingesetzt. Es hat den Auftrag, Empfehlungen zu Fragen des
Klimas und der Klimaänderungen zu Handen von Politik und Verwaltung zu formulieren.
Das OcCC hat in Zusammenarbeit mit mehreren Expertengruppen nun eine Studie
„Auswirkungen der Klimaänderung bis 2050 in der Schweiz auf ausgewählte Bereiche“
erarbeitet, welche anfangs 2007 publiziert wird. Ausgehend von einem für alle
Expertengruppen gegebenen Klimaszenario für das Jahr 2050 wurden die Auswirkungen
und der allfällige Anpassungs- und Handlungsbedarf nicht zuletzt auch aus politischer Sicht
identifiziert. Die ausgewählten Bereiche sind:
Landökosysteme, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Gesundheit, Energiesektor, Tourismus,
Versicherungs- und Finanzsektor, Infrastrukturen und Bauten sowie Urbanes System
Schweiz
Das probabilistische Klimaszenario für das Jahre 2050 wurde basierend auf den
Ergebnissen des EU-Projektes PRUDENCE erarbeitet. Für die Schweiz bedeutet dies einen
– im Vergleich zum ausgehenden 20. Jahrhundert - weiteren Temperaturanstieg von 2 Grad
im Winter und 3 Grad im Sommer. Und eine Abnahme der Jahresniederschläge um etwa 5 –
7 Prozent (entsprechend im Norden um 75 mm und im Süden um 140 mm), wobei im Winter
mit einer Zunahme von etwa 10 Prozent und im Sommer mit einer Abnahme von etwa 18
Prozent zu rechnen ist. Zusammen mit der Veränderung der zeitlichen und örtlichen
Verteilung der Schneefälle und der Schneeschmelze bedeutet dies eine erhebliche
Veränderung der Abflussregimes und eine Verminderung des Abflusses insgesamt. Dies hat
Auswirkungen auf die Wasserführung während sommerlicher Trockenperioden,
insbesondere im Mittelland, aber noch viel mehr auf die unten liegenden Abschnitte der
grossen Alpenflüsse. Und damit auch auf die Grundwasserstände.
Interessenkonflikte zwischen verschiedenen Nutzergruppen während Niedrigwasserzeiten
wurden identifiziert: Bewässerung für die Landwirtschaft, Wasserentnahme für die Kühlung
thermischer Kraftwerke, Ansprüche der natürlichen (Gewässer-) Oekosysteme, Entnahme
für Trinkwassernutzung. Es gilt Vorsorge- und Anpassungsmassnahmen zu planen, welche
einerseits die Ressource Wasser schonen und welche anderseits nicht der KlimaMitigations-Politik widersprechen.
In Bezug auf die Naturgefahren können im alpinen Raum insbesondere Rutschungen,
Murgänge und Bergstütze zu neuen Problemen führen. Durch das weitere Abschmelzen der
Gletscher und den Rückgang der Permafrost Gebiete werden grosse zusätzliche
Feststoffpotentiale geschaffen, welche durch in grössere Höhen reichende Starkregenfälle
erodiert und im Tal deponiert werden. Zudem können durch die wärmeren und
Niederschlagsreicheren Winter auch steilere Hänge im Voralpengebiet mit Wasser gesättigt
werden und vermehrt durch Starkregen ins Rutschen gebracht werden.
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