Das Lehr- und Lernmittel « Staat und Wirtschaft » vermittelt aktuelles und strukturiertes Grundlagen- und Aufbauwissen. Wichtige Themenbereiche zu Staat, Politik und Wirtschaft werden anschaulich und motivierend dargestellt. Die klare, farblich unterstützte Zweiteilung der Hauptinhalte des Buches in Staat und Wirtschaft ermöglicht den Lernenden, gezielt ausgewählte Themen zu bearbeiten. Als Orientierungshilfe dienen die zahlreichen Querverweise, die Definitionen von Fachbegriffen im Text, das Glossar und das umfangreiche Stichwortverzeichnis. STAAT UND WIRTSCHAFT Beat Gurzeler — Hanspeter Maurer STAAT UND WIRTSCHAFT Grundlagen- und Strukturwissen Zu jedem Kapitel werden als Repetition Verständnisfragen und zur Vertiefung des Wissens weiterführende Fragen und ethische Grundfragen gestellt. Alle Texte wurden von Schülerinnen und Schülern der Berufsschul- und Mittelschulstufe sowie von Fachpersonen evaluiert. Das Buch eignet sich sowohl für den Unterricht an weiterführen- den Schulen wie auch für das Selbststudium. Lernen, trainieren, nachschlagen : die kostenlose App zum Buch UG_Staat_und_Wirtschaft_12A_2015.indd 1 GURZELER — MAURER www.hep-verlag.ch / staat-wirtschaft 08.01.16 11:20 Vorwort 3 Vorwort Das vorliegende Lehr- und Lernmittel vermittelt Grundlagen- und Strukturwissen zu we­ sentlichen staatspolitischen, weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Themenbereichen. Leicht lesbare Texte, strukturierte Darstellungen sowie Visualisierungen mittels aussagekräftigen Grafiken, treffenden Fotos und zusammenfassenden Mindmaps erleichtern das Verständnis für komplexe Sachinhalte. Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersichtsseite, welche den Sachverhalt erläutert, die Lernziele aufzählt und mit einem Mindmap die Sachstruktur aufzeigt. Eine klare, farblich unterstützte Zweiteilung der Hauptinhalte des Buches in Staat und Wirtschaft hilft den Lernenden, gezielt ausgewählte Themen zu bearbeiten. Als weitere Orientierungshilfe dienen: zahlreiche Querverweise in den Kapiteln, Defi nitionen von Fachbegriffen im Text, eine Schweizer-, eine Welt-, und eine Europa karte in der Buchmitte, Top-Internetadressen, ein Glossar und ein Stichwortver zeichnis mit Internetadressen im Anhang. Zu jedem Kapitel werden als Repetition Verständnisfragen und Vertiefungsarbeiten gestellt. Zur persönlichen Reflexion über ethische und moralische Werte enthält jedes Kapitel gezielte ethische Grundfragen. Die kostenlose «S+W-App» ist im App Store und bei Google play erhältlich. Mit dieser App können die Lernenden die Schlüsselbegriffe von «Staat und Wirtschaft» nachschlagen und ihr Wissen mit einer digitalen Lernkartei trainieren und überprüfen. Das beiliegende Buchzeichen beinhaltet die elementarsten Begriffe der einzelnen Kapitel und soll als Gedankenstütze und Vernetzungshilfe dienen. Um aktuelle staatspolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist eine grundlegende Sachkompetenz Voraussetzung. Dieses Buch hilft I­hnen dabei. Eng mit diesem Lehrmittel verknüpft sind die «Politics – Economics», frei zu­gängliche und downloadbare Arbeitsblätter, welche aktuelle Themen aus den Bereichen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in prägnanter Form inklusive Fragestellungen aufgreifen (weitere Informationen siehe Seite 211 sowie www.hep-verlag.ch). Unser Dank gebührt: • Eva Woodtli Wiggenhauser für ihre aufopfernde Arbeit als Grafikerin. • Martina Hohdahl, Verlag Die Werkstatt, für die grafische Überarbeitung. • Salzmann & Gertsch, Grafik & Typografie, für die Umschläge. • Matthias Vatter, Andreas Tschöpe und Bernhard Probst für das fachspezifische Lektorat und die vielen Anregungen zum vorliegenden Buch. Dezember 2015, die Autoren Beat Gurzeler, Berufsschullehrer einleitung_s+w-2015_neuaufl_def.indd 3 Hanspeter Maurer, Berufsschullehrer, Projektleiter Qualitäts­ entwicklung Kanton Zürich 08.01.16 15:48 4 Inhalt Staat Inhalt 1.Politik . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . . 8 1.2 Ansprüche und Leistungen. . . . . . . . . . . . . 9 1.3 Politische Entscheidungsträger Parteien, Grundhaltungen, Verbände, NGOs. . . . . . . . . . . 10 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. 2. Rechte und Pflichten. . . . 17 5.5 Die Volksinitiative. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 6. Integration Europas . . . . 55 6.1 Europa – auf der Suche nach der eigenen Identität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 6.2 Der Europarat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.3 EU – Europäische Union Der Vertrag von Lissabon, Organe und Institutionen der EU, Entscheide 2.1 Menschenrechte Grundrechte, Schutz der Menschenrechte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.2 Staatsbürgerliche Rechte in der Schweiz Niederlassungsfreiheit, Schutz vor Ausweisung, Bürgerrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.3 Politische Rechte in der Schweiz Stimm- und Wahlmehrheiten, Majorzwahl, Stille Wahl, Proporzwahl, Wahlmöglichkeiten . . . . . . . . . . . 21 2.4 Staatsbürgerliche Pflichten in der Schweiz. 25 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3. Strukturen des Staates. . . 27 3.1 Merkmale des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.2 Staats- und Regierungsformen Demokratie, Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.3 Die Gewaltenteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.4 Die Verfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.5 Schweiz: Bund, Kantone, Gemeinden Föderalismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4. Die Schweizer Bundesbehörden . . . . . . . . . . . . 37 4.1 Die Bundesbehörden im Überblick Exekutive, Legislative, Judikative. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.2 Die Bundesversammlung: National- und Ständerat Aufgaben und Mittel. . . . . . . . . . . . 39 4.3 Der Bundesrat Kollegial- und Departementalprinzip, Bundesverwaltung. . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.4 Die richterliche Behörde Bundesgericht, Gerichts- und Prozessarten. . . . . . . . . . . . . . . . 44 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 5.Gesetzgebung. . . . . . . . 47 5.1 Recht und Gesetz Gesetze . . . . . . . . . . . . . . 48 5.2 Abstufung der Rechtserlasse Verfassung, Gesetz, Bundesbeschluss, Verordnung, Reglement. 49 5.3 Gesetzgebungsverfahren beim Bund. . . . . 50 5.4 Das Referendum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 einleitung_s+w-2015_neuaufl_def.indd 4 und Herausforderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.4 Die europäische Aussen- und Sicherheitspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 6.5 Die OSZE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 7.Weltpolitik . . . . . . . . . . . 65 7.1 Weltpolitische Entwicklung. . . . . . . . . . . . 66 7.2 Globale Probleme – globale Aufgaben Ressourcen, Klima, Bevölkerung, Armut, Migration 67 7.3 UNO – Vereinte Nationen (UN – United Nations) Organe, Institutionen, Einsätze. . . . . . 70 7.4 NATO (Nordatlantikpakt). . . . . . . . . . . . . . 73 7.5 IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 7.6 Andere bedeutende internationale Organisationen und Konferenzen . . . . . . . 75 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 8. Staatspolitik der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . 77 8.1 Aussenpolitik Multilaterale Zusammenarbeit, Entwicklungszusammenarbeit. . . . . . . . . . . . . . 78 8.2 Neutralität Elemente, Bedeutung, Völkerrecht. . 81 8.3 Sicherheitspolitik der Schweiz Sicherheit durch Kooperation, Armee, Bevölkerungsschutz, wirtschaftliche Landesversorung, Staatsschutz, Polizei, Information und Kommunikation . . . . . . 82 8.4 Ausländer- und Asylpolitik Duales Zulassungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 8.5 Sozialpolitik Das soziale Netz in der Schweiz, Sozialhilfe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 8.6 Aktuelle Politthemen. . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 In der Buchmitte Landkarte Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I Landkarte Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II Landkarte Europa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. 08.01.16 15:48 Inhalt Wirtschaft 1. Grundfragen und Sicht weisen der Wirtschaft . . . 91 1.1 Bedürfnisse Bedürfnisse als Voraussetzung des Wirtschaftens, Bedürfnisarten . . . . . . . . . . . . . . 92 1.2 Güter Güter als Mittel der Bedürfnisbefriedigung, Güterarten, Knappheit der Güter . . . . . . . . . . . . 93 1.3 Wohlstand und Wohlfahrt Spannungsfelder und Zielkonflikte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 1.4 Ethik in der Wirtschaft Wirtschaftsethik. . . . . 95 1.5 Bereiche der Ökonomie Was heisst Ökonomie? – Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre, Mikro-, Makro-, Globalökonomie 96 1.6 Das ökonomische Prinzip Maximal-, Minimalprinzip, Knappheit der Mittel. . . . . . . . . . . . . . . 97 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 2. Der Wirtschaftskreislauf und seine Teilnehmer. . . 99 2.1 Die Wirtschaftsteilnehmer Haushalte, Unternehmen, Staat, Banken, Ausland. . . . . . . . . 100 2.2 Der einfache Wirtschaftskreislauf. . . . . . . . 101 2.3 Der erweiterte Wirtschaftskreislauf . . . . . . 102 2.4 Die Wirtschaftssektoren. . . . . . . . . . . . . . . 103 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 3. Die wirtschaftliche Produktion . . . . . . . . . . . 105 3.1 Die Produktionsfaktoren Mittel der Produktion – Übersicht Boden/Umwelt, Arbeit, Kapital, Wissen/Humankapital. . . . . . . . . . . . . . 106 3.2 Messung der Wirtschaftsaktivitäten Bruttoinlandprodukt, Wachstum . . . . . . . . . . . . 114 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4.Wirtschaftsordnungen . . 117 4.1 Wirtschaftssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 4.2 Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsstrukturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 4.3 Die freie Marktwirtschaft . . . . . . . . . . . . . 120 4.4Der Marktmechanismus . . . . . . . . . . . . . . 121 4.5 Voraussetzungen für den vollständigen Wettbewerb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 4.6 Marktversagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 4.7 Die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung der Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.8 Einkommens- und Vermögensverteilung. . 125 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 5. Geld und Geldsteuerung 127 5 5.2Banken/Geldinstitute Die Nationalbank, die Geschäftsbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 5.3Geldmengensteuerung Steuerung der Geldmenge durch die Nationalbank, Geldschöpfung der Banken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.4 Geldwert Die Kaufkraft des Geldes, Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), Vom Landesindex zur Teuerungsrate, Nominallohn – Reallohn . . . . . 132 5.5 Geldwertstörungen Inflation, Lohn-PreisSpirale, Deflation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 5.6 Die Börse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 5.7 Wechselkurse (Aussenwert des Geldes) freier, fester Wechselkurs, Wechselkursänderungen138 Checkpoint. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 6. Die Konjunktur. . . . . . . . 141 6.1 Konjunktur – eine Gesamtbetrachtung. . . . 142 6.2 Konjunkturindikatoren. . . . . . . . . . . . . . . . 143 6.3 Konjunkturzyklus 4 Phasen. . . . . . . . . . . . . . 144 6.4 Konjunkturpolitische Massnahmen . . . . . . 145 6.5 Auswirkungen konjunktureller und struktureller Veränderungen Arbeitslosigkeit, Geldentwertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 7.Weltwirtschaft . . . . . . . . 149 7.1 Globalisierung Kultur, Natur/Umwelt, Wirtschaft, Politik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 7.2 Welthandel Internationale Arbeitsteilung . . . . . 151 7.3 Globale Entwicklung Migration, Nord ➔ Süd, Umwelt, Energie, Bevölkerungswachstum, . . . . . . 152 7.4 Wirtschaftsräume und Integrationsmodelle 153 7.5 Supranationale Wirtschaftsorganisationen.154 7.6 Der Wirtschaftsraum Europa EU, EWU, EWR, EFTA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Checkpoint. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 8. Wirtschaftspolitik der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . 159 8.1 Ziele und Instrumente der Wirtschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 8.2 Finanzpolitik Staatstätigkeit, Steuerpolitik. . . . . 162 8.3 Konjunktur- und Strukturpolitik. . . . . . . . . 165 8.4 Aussenwirtschaftspolitik Aussenhandel, bilaterale Abkommen Schweiz–EU . . . . . . . . . . . 166 8.5 Wirtschaftspolitische Einzelbereiche Beschäftigungs-, Wettbewerbs-, Infrastruktur-, Verkehrs-, Umwelt-, Energie-, Landwirtschafts­­politik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 8.6 Aktuelle Wirtschaftsthemen. . . . . . . . . . . . 172 Checkpoint. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 5.1Geldformen Funktionen des Geldes, Geldmengen128 einleitung_s+w-2015_neuaufl_def.indd 5 08.01.16 15:48 6 Inhalt Anhang Anhang Glossar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Top-Internet-Adressen Staat . . . . . . . . . . . . . . . 194 Top-Internet-Adressen Wirtschaft. . . . . . . . . . . 197 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Bildnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Hinweis auf Komplementärmedien. . . . . . . . . . 211 Lernprotokoll. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 einleitung_s+w-2015_neuaufl_def.indd 6 08.01.16 15:48 Staat 1. Politik 7 1.Politik Sachverhalt Nach dem Studium des Kapitels können Sie ⓦ Kein Interesse? Politik ist für Sie kein Thema? Dann ist Ihnen egal … ⓦ … wie viel Steuern Sie bezahlen? … ob oder wie Sie Militärdienst leisten müssen? Politik als Macht der Interessen erkennen. den Begriff Politik beschreiben und ver­stehen. ⓦ Ansprüche und Leistungen des Staates er­läutern. ⓦ politische Entscheidungsträger nennen. ⓦ politische Grundhaltungen («Links-Rechts»-Sche- … ob Sie Arbeit finden? … wie viel Sie für Ihr SBB-Billett bezahlen müssen? … wie Sie Ihr Auto benutzen dürfen? Tatsächlich kein Interesse? Sie alleine können die Welt nicht verändern, aber in einem demokratischen Rechtsstaat haben Sie zumindest die Möglichkeit, Ihre Interessen einzubringen und andere von Ihren Ideen und Gedanken zu überzeugen. Spätestens jetzt politisieren Sie. Sie können sich auch einer Organisation anschliessen, welche Ihre Interessen wahrnimmt, ohne dass Sie dabei selber aktiv ins Politgeschehen eingreifen müssen. ma) beschreiben. ⓦ Es empfiehlt sich allerdings, die Werte und Ideale dieser Organisationen gut zu studieren, bevor man sich Ihren parteipolitische Aussagen unterscheiden und mit den eigenen Wertvorstellungen vergleichen. Parolen anschliesst, denn nicht selten erweiⓦ sen sich ihre Versprechen als blosse Werbung. die Funktion und die politische Einfluss­nahme der Verbände erkennen. Sachstruktur / Schlüsselbegriffe Ansprüche – Interessen – Leistungen Parteien ➔➔ Politics ➔➔ ➔➔ Verbände Gewerkschaften Polity: Parlament, Regierung, Gerichte Politische Entscheidungsträger rechts, bürgerlich links Pluralismus ➔➔ ➔➔ ➔➔ Policy Massenmedien Inhalt staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 7 1.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2 Ansprüche und Leistungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.3 Politische Entscheidungsträger Parteien, Grundhaltungen, Verbände, NGOs . . . . . . . . . 10 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 11.01.16 11:23 8 Staat 1. Politik 1.1 Politik – Macht der Interessen Die Politik im umfassenden Sinn befasst sich mit der Gestaltung und Organisation unserer Gesellschaft und stellt eine ständige Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Interessen, einen dauernden Machtkampf verschiedenster Gruppierungen oder Organisationen dar. In jedem Land gibt es mächtige und weniger mächtige Menschen, Gruppierungen oder Organisationen, welche versuchen, das öffentliche Leben nach ihren Interessen, Ideen, Werten (S. 95) oder Vorstellungen zu gestalten. In der Politik geht es um Interessen. Soll z. B. der Benzinpreis gesenkt oder die Gentechnologie geför- dert, die Ladenöffnungszeiten verlängert oder die Steuern gesenkt werden? Die Durchsetzung dieser Anliegen ist Aufgabe der Politik. In der Politik geht es um Macht. Sie ist überall dort unvermeidlich, wo Interessen der Gemeinschaft ge­gen andere durchgesetzt werden. Politik wird in der modernen Politikwissenschaft in drei Dimensionen definiert: Prozesse, Form und Inhalt der Politik. Es gibt also drei Wirkungsfelder des Politischen: politics – polity – policy. Die englischen Begriffe haben sich dabei durchgesetzt. Politics = Prozess Politics bezeichnet die Durchsetzung der Interessen und damit den politischen Kampf. Politics betrachtet das Ringen der politischen Akteure zu einem Thema. Beispielsweise Gewerkschaften und Arbeitgeber versuchen, das Arbeitsgesetz nach ihrem Geschmack zu ändern. Weitere Akteure sind die Parteien. Auch kann jeder Bürger und jede Bürgerin durch Aktionen Politics betreiben. Die Durchsetzung der Interessen kann friedlich oder mit Gewalt geschehen. In der Politik werden in der Regel Entscheidungen von der Mehrheit auf Grund stichhaltiger Argumente errungen. Oft bilden dabei Kompromisse die Lösung, denn Politik entfaltet sich im Dialog und ist letztlich ein Ausgleich von Inter- essen. Versagt dieser Entscheidungsprozess, bleibt als letztes Mittel der Politik oft nur noch die Gewalt, wie z. B. Geiselnahmen, Terrorismus oder sogar Kriege (z. B. Nato-Einsatz in Kosovo). Gewalt ist in einem Rechtsstaat nicht statthaft, um Interessenkonflikte zu lösen. Nur der Staat hat das Recht, im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger selber Gewalt anzuwenden (z. B. Polizei- und Armeeeinsatz, Terror­bekämpfung). Polity = Form Polity bezeichnet das politisch-institutionelle System, die Grundlagen und Strukturen des Staates (Verfassung, Rechtsordnung usw.). Polity untersucht die Politik nach dem Gesichtspunkte, wie sich eine Gesellschaft politisch organisiert. Beispielsweise werden verschiedene Demokratien und Wahlsysteme miteinander verglichen. Policy = Inhalt Policy bezeichnet das aktive Handeln des Staates, die eigentlichen Inhalte der Politik. Policy meint die Politik, die vor allem vom Staat gemacht wird (z. B. Landwirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Kulturpolitik). Es geht dabei um die Ausführung nach zuvor beschlossenen Gesetzen. Die Policy-Forschung untersucht beispielsweise, wie wirksam diese Politiken des Staates sind. In einer pluralistischen, d. h. vielfältigen Gesellschaft ist es nicht leicht, Mehrheiten zu finden. Um bestimmte Interessen erfolgreich durchsetzen zu können, müssen diese eine Mehrheit der Bevölkerung überzeugen können. Damit solche Mehrheiten zustande kommen, schliessen sich Leute mit ähnlichen Interessen und staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 8 Vorstellungen zu Interessengruppen (Partei, Verband, Verein) zusammen (S. 10 ff.). Auch der Staat als solches oder internationale Interessengemeinschaften wie z. B. Greenpeace (S. 75) be­ treiben Politik und versuchen, ihre Interessen innerhalb der Weltgemeinschaft wahrzunehmen. 11.01.16 11:23 Staat 1. Politik 1.2 Ansprüche und Leistungen 9 www.ch.ch Meist verbindet man mit dem Begriff Staat unbestimmte negative Gefühle: Der Staat macht uns Vorschriften, die bis weit ins Private hineinreichen (Schulpflicht, Eherecht usw.), verlangt uns Leistungen ab (Steuern, Militärdienst), verteuert den Preis von an sich billigen Produkten (Benzin), beschränkt unsere Freiheiten auf vielfältige Weise (Tempolimiten, Passkontrollen), regelt die Arbeitszeiten oder überwacht und kontrolliert das tägliche Leben (Polizei). Wie viel Staat wollen wir ? Doch der Staat gibt auch viel. Er sorgt u. a. für Ordnung und Sicherheit, garantiert die Rechte seiner Bürgerinnen und Bürger und behauptet seine Unabhängigkeit gegen aussen. Der heutige Staat wird zunehmend zu einem Leis­ tungsstaat mit vielfältigen Aufgaben. Er soll für Vollbeschäftigung sorgen, Wirtschaftskrisen verhindern, gefährdete Wirtschaftszweige fördern, sich um die Pflege der Kranken und Alten kümmern, Jugendliche betreuen und beraten, Bildung und Ausbildung fördern, Spitäler und Verkehrswege bauen, die Natur schützen und bei Katastrophen helfen usw. Dauernd wird der Staat mit neuen Herausforderun ­ gen konfrontiert . Diese können von innen kommen (Bedürfnisse, Forderungen von einzelnen Bevölkerungsgruppen) oder von aussen an den Staat herangetragen werden (Globalisierung, Umweltgefahren, Seuchen, Migration, Krieg; S. 67). Längst sind nicht mehr alle bereit, den Preis zu zahlen, den solche Leistungen kosten. Für viele Bürgerinnen und Bürger hat die Steuerbelastung die Schmerzgrenze erreicht. Besonders umstritten ist die Frage, wie weit der Staat sozial ausgleichend wirken soll (S. 124). Die wirtschaftlich Starken haben nicht die gleichen Interessen wie die sozial Benachteiligten. Deshalb bleibt die Diskussion darüber, was durch den Staat geregelt werden soll, ein dauerndes Thema politischer Auseinandersetzung. Wer mitreden will, muss die Möglichkeiten und die Mittel des Staates, seine Organisation, sein Funktionieren und seine Leistungsfähigkeit kennen. «Unsere Frage sollte nicht ‹mehr oder weniger Staat› sein, sondern wie wir einen qualitativ ‹besseren› Staat erreichen können.» Otto Stich, Bundesrat 1984–1995. Kompromiss Lösung eines Problems auf der Grundlage von gegenseitigen Zugeständnissen Pluralismus, pluralistisch Vielgestaltig, vielfältig z. B. Schweiz: verschiedene geografische Gegebenheiten (Jura, Mittelland, Alpen), 26 verschiedene Kantone, staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 9 vier Sprachregionen, viele Parteien, verschiedene Bevölkerungsschichten usw. sozial Die Gemeinschaft, die Gesellschaft betreffend; auch an die anderen (die Schwächeren in unserer Gesellschaft) denken, gemeinnützig, wohltätig sein Parole Wahlspruch; wird von den Parteien bei Abstimmungen und Wahlen herausgegeben zur Meinungsbildung der Bevölkerung siehe auch: Wirtschaftspolitik . . . 159 ff. Staatspolitik . . . . . . . . . 77 Sozialpolitik. . . . . . . . . . 88 Steuerpolitik . . . . . . . . . 164 Globalisierung . . . . . . . . 150 Migration . . . . . . . . . . . 152 Infrastruktur . . . . . . . . . 182 Finanzpolitik . . . . . . . . . 162 11.01.16 11:23 10 Staat 1. Politik 1.3 Politische Entscheidungsträger In einem demokratischen Staat nehmen viele Interessenträger am Entscheidungsprozess teil. Nebst dem Parlament beteiligen sich die Regierung, die Verwaltung, die politischen Parteien, die Verbände und Gewerkschaften, sowie weitere Interessenorganisationen, sogenannte NGOs (S. 15), am Entscheidungsprozess. Parteien (am Beispiel der Schweiz) Parteien sind politische Vereine (➔ Glossar) und bedeutende Träger politischer Interessen. Sie nehmen grossen Einfluss auf wichtige Bereiche des öffentlichen Lebens, auf allen Ebenen. Parteien versuchen Bürgerinnen und Bürger zum politischen Meinungsbildungsprozess anzuregen, sie von ihren Vorstellungen und Idealen zu überzeugen und zu politischen Entscheiden zu mobilisieren. In demokratischen Staaten geschieht dies vor allem durch die aktive Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen oder durch öffentliche Stellungnahmen und Parolen. Parteien übernehmen die politische Verantwortung für staatliches Handeln in Parlament und Regierung. Grundhaltungen Die Parteien stützen sich häufig auf eine bestimmte Weltanschauung oder Ideologie. Sie leiten daraus ein Parteiprogramm ab und formulieren dazu ihre politischen Ziele und Forderungen. In einer multikulturellen, pluralis­tischen Gesellschaft gibt es eine grosse Anzahl von Parteien. In den meis­ten demokratischen Staaten lassen sich aber grundsätzlich zwei Grundhaltungen ausmachen, die sogenannte Linke und die Rechte. Das Links-Rechts-Schema Links Rechts sozial bürgerlich sich für Benachteiligte und Schwächere unserer ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ Gesellschaft einsetzen vermehrte staatliche Hilfen und Eingriffe progressiv: gesellschaftliche Neuerungen fördernd sich auf die persönliche Freiheit und Selbstverantwortung berufen (= liberales Gedankengut) möglichst wenig staatliche Eingriffe konservativ: an der bestehenden Gesellschaftsordnung festhaltend, traditionell eine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend, ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ mit Betonung auf sozial vorwiegend Interessen der Arbeitnehmerinnen und mit Be­tonung auf marktwirtschaftlich Arbeitnehmer vertretend die militärischen Ausgaben zugunsten der Umwelt und die Interessen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber vertretend höherer Sozialausgaben kürzen grenzüberschreitend, international ausgerichtet eine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend, für eine starke Landesverteidigung mit einer gut ausgerüs­teten Armee ➔ ➔ auf den eigenen Staat ausgerichtet, Pflege des nationalen Gedankenguts Als Orientierungshilfe ist das Links-Rechts-Schema nützlich. Bei konkreten Sach­ fragen jedoch verwischen sich die Grenzen. Es ist denkbar, dass sogenannt rechte Politikerinnen und Politiker auch Ansichten der Linken teilen oder um­gekehrt. Zum Beispiel sind heute der Umweltschutz oder die Gleichstellung von Mann und Frau Anliegen, die nicht nur Linke, sondern auch zahlreiche Bürgerliche vertreten. staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 10 11.01.16 11:23 Staat 1. Politik 11 Das Parteienspektrum der Schweiz Aktuelle Parteienstärke im Nationalrat FDP CVP BDP CSP EVP GLP GP SVP SP Lega MCG Parteienstärke im National- bzw. Ständerat Parlamentswahlen 2015 Wähleranteil Sitze im Parlamentswahlen 2011 Sitze im Wähleranteil Sitze im Sitze im NR-WahlenNationalratStänderatNR-WahlenNationalratStänderat Schweizerische Volkspartei (SVP) 29,4 65 5 26,6 54 5 Sozialdemokratische Partei (SP) 18,8 43 12 18,7 46 11 Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 16,4 33 13 15,1 30 11 Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 11,6 27 13 12,3 28 13 Grüne Partei (GP) 7,1 11 1 8,4 15 2 Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP)* 4,1 7 1 5,4 9 1 Grünliberale Partei (GLP) 4,6 7 0 5,4 12 2 Evangelische Volkspartei (EVP) 1,9 2 0 2,0 2 0 Partei der Arbeit (PDA) 0,4 1 0 0,9 0 0 Lega dei Ticinesi 1,0 2 0 0,8 2 0 Christlich-Soziale Partei (CSP) 0,2 1 0 0,3 1 0 Mouvement Citoyens Genevois (MCG) 0,3 1 0 0,4 1 0 Übrige 4,20 12,40 1 Total 100,020046100,020046 * Die BDP entstand im Sommer 2008 als Abspaltung der SVP. Regierungsparteien: Die schweizerische Regierung – der Bundesrat – setzt sich seit 1959 fast immer nur aus Mitgliedern der vier wählerstärksten Parteien zusammen. Eine Ausnahme bildeten die Jahre 2012 bis 2015, als auch die BDP mit Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat vertreten war. Parlament Gesetzgebende Gewalt in einer Demokratie, z. B. Schweiz: ­ Na­tional- und Ständerat auf Bun­desebene Arbeit­geberverband (Ge­wer­be­ ver­band), Arbeitnehmerverband (Ge­werkschaftsbund), Mieterverband Verband Zusammenschluss von Personen, um eng begrenzte Interessensgebiete z. B. in der Wirtschaft oder im öffentlichen Leben zu vertreten, z. B. Anderes Wort für Verband von Arbeitnehmenden multikulturell Verschiedene Kulturen, welche z. B. in einem Staat zusammenleben. Ideologie Weltanschauung einer sozialen Gruppe, welche dieselben progressiv fortschrittlich, Gegensatz zu kon­servativ staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 11 Gewerkschaft Werte vertritt (z. B. National­ sozialismus in Deutschland unter Hitler). siehe auch: Regierung . . . . . . . . . . . 42 Bundesverwaltung . . . . . 43 soziale Marktwirtschaft .124 11.01.16 11:23 12 Staat 1. Politik Die grössten Parteien Die folgenden vier Parteien haben im National- und Ständerat die meisten Mitglieder. Sie stellen deshalb sechs Bundesratsmitglieder und bestimmen mit ihrem politischen Ge­wicht mehrheitlich die politische Richtung in der Schweiz. Name/ Gründungsjahr Internetadresse Partei vertritt hauptsächlich SP CVP FDP* SVP Sozialdemokratische Christlichdemokrati- FDP. Die Liberalen Schweizerische Partei (1888) sche Volkspartei (1912) (2009) Volkspartei (1936) www.sp-ps.ch www.cvp.ch www.fdp.ch www.svp.ch • Arbeiterschaft, • breit abgestützte • Arbeitgeber, Kader- • breit abgestützte Angestellte, Staats- Wählerschaft, leute, Angestellte, Wählerschaft, angestellte z. B. Arbeitnehmer, Staatsangestellte • aus allen Einkommensschichten • Leute mit nicht bür- Familien • früher vorwiegend Katholiken gerlichen, sozialisti- • Leute mit bürgerli- schen, progressiven chen Interessen Interessen • eher besser verdie- z. B. Bauern und Bäuerinnen nende Einkommens- • Arbeiterschaft schichten • Gewerbetreibende • Leute mit bürgerlichen Interessen (z. B. Privateigentum, Sicherheit, Freiheit) • besser verdienende Einkommensschichten • Leute mit bürgerlichen Interessen Hauptziele und ­Anliegen Sozialwerke Wirtschaftsordnung Mehr soziale Gerech- Mensch und Familie Freiheit und Selbstver- Erhaltung einer neutra- tigkeit in der Gesell- als Zentrum der politi- antwortung für alle len und unabhängigen schaft schen Diskussion • Stärkung und Aus- • Erhaltung der Sozial- • Massvoller finanziel- bau der Sozialwerke werke in ihrem heu- ler Einsatz der Sozial- werke, z.T. Abbau wie AHV, IV, ALV tigen Zustand werke (Gesundheitswesen) • Soziale Marktwirt- • Soziale und mensch- • Möglichst viele Frei- schaft mit ausglei- liche Marktwirtschaft heiten, insbesondere chenden Staatsein• Gerechtere Vertei- • Erhaltung der Sozial- • Marktwirtschaft Wettbewerb auf griffen Steuern Schweiz dem Markt • Entlastung von Fami- • Möglichst tiefe Steu- • Sanierung des lung der Einkommen lien und Mittelstand, erbelastung, keine Bundeshaushaltes und Besteuerung keine neuen Steuern neuen Steuern und markante Steuerreduktionen Europapolitik • Für einen EU-Beitritt der Schweiz Energie • Weiterentwicklung • Weiterentwicklung • Kein EU-Beitritt, des bilate­ralen Wegs, des bilate­ralen Wegs, keine fremden kein EU-Beitritt kein EU-Beitritt Richter • Versorgungssicher- • Versorgungssicher- treiben, alternative heit gewährleisten; heit gewährleisten; ordnung; Option Energien fördern Förderung erneuer- Prüfung alter­nativer Atomstrom bei­ barer Energien; Energien; keine behalten keine neuen AKWs neuen AKWs mit • Atomausstieg voran- • Zuerst Auslege­ Reaktoren der aktuellen Generation Verteidigung • Für eine kleinere Armee Drogenpolitik • Für eine starke Armee • Für eine starke Armee • Starke Armee ohne Auslandeinsätze • Vorsichtige Legalisie- • Drogenkonsum im Konsums und Han- rung des Konsums privaten Umfeld von weichen dels von weichen von weichen Drogen legalisieren Drogen, restriktive • Legalisierung des Drogen wie Hanf • Keine Legalisierung Drogenpolitik * Die Partei entstand 2009 durch den Zusammenschluss der Freisinnig-Demokratischen Partei (1894) und der Liberalen Partei der Schweiz (1913). staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 12 11.01.16 11:23 Staat 1. Politik 13 Weitere Parteien Die folgenden Parteien sind nur im Nationalrat und teilweise im Ständerat vertreten. Sie stellen mit Ausnahme der BDP keine Vertreterinnen und Vertreter in den Bundesrat. Grüne GLP BDP EVP Grüne Partei der Grünliberale Partei Bürgerlich-Demokrati- Evangelische Schweiz (1983) Schweiz (2007) sche Partei (2008) Volks­partei (1919) www.gruene.ch www.gruenliberale.ch www.bdp.info www.evp-pev.ch Partei vertritt • Eher junge, gebildete • Gut gebildete, • Bürgerliche Wähler- •Protestantische hauptsächlich und mobile Leute Name/ Gründungsjahr Internetadresse mit Umweltbewusstsein städtische Leute • Höhere Einkommensschichten schaft • Ehemalige SVPMitglieder • Vor allem in Städten Wählerschaft • Leute mit religiösem Gedankengut der evangelischen Kirche • Aktiv in protestanti- aktiv schen Regionen der • Hoher Frauenanteil Deutschschweiz, z. B. ZH, SO, TG Hauptziele und • Schutz der Umwelt ­Anliegen und der natürlichen Umweltschutz/ antwortliches Han- Ressourcen durch Nachhaltigkeit und deln und Leistungs- gezieltes ökologi- liberaler Wirt- bereitschaft als sches Handeln (z. B. schaftspolitik Grundlage für Wohl- umweltgerechte • Verbindung von •Eigenverantwortung • Freiheit, eigenver- stand und Wachstum • Die Bibel bestimmt das politische Handeln • Schutz des menschlichen Lebens in allen Bereichen • Der Staat muss sich Verkehrspolitik durch der Bürgerinnen Umlagerung des und Bürger, mass- Sicherheitspolitik vor allem um das Schwerverkehrs auf voller finanzieller (starke Armee und Wohl des Menschen die Schiene, Verteue- Einsatz bei den Polizei) rung der Energie­ Sozialwerken •Glaubwürdige • Schutz der Umwelt preise, Bio-Landbau, durch Verursacher- Stilllegung der Atom- prinzip und andere kraftwerke) Anreizsysteme kümmern, z. B. Arbeit geben • Ausbau der Sozialwerke • Für einen EU-Beitritt der Schweiz •Weiterentwicklung des bilate­ralen Wegs • Gegen einen • kein EU-Beitritt, EU-Beitritt, Unter- Unterstützung des stützung des bilate- bilateralen Wegs ralen Wegs • Für Legalisierung aller Drogen, z. T. kontrolliert Neben den oben aufgeführten Parteien sind im Nationalrat noch folgende kleinere Parteien vertreten: Lega dei Ticinesi , CSP (Christlich-soziale Partei), MCG (Mouvement Citoyens Genevois), Pd A (Partei der Arbeit). Sanierung Instandsetzung, erfolgreiche Lösung finanzieller Probleme staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 13 11.01.16 11:23 14 Staat 1. Politik Verbände/Gewerkschaften Ein Verband oder eine Gewerkschaft ist eine Zweckvereinigung, welche die Interessen bestimmter Wirtschaftszweige (z. B. Bauernverband, Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen) oder Teilinteressen des öffentlichen Lebens (z. B. Konsumenten/ Mieterinnen) wahrnimmt und nach aussen vertritt. Die Wirtschaft vereinigt in der Regel unter sogenannten Dachverbänden ähnliche Berufsgruppen oder Branchen (z. B. Dachverband des Schweizerischen Gewerbeverbandes). Man unterscheidet Beispiel Arbeitgeberverbände Verband der Schweizer Unter- Schweiz. Gewerbeverband Sie vertreten die Interessen nehmer, economiesuisse (SGV) Schweiz. Bauernverband (SBV) der Arbeitgeber bzw. der Unternehmen und des Gewerbes. UNIA Gewerkschaften Schweiz. Gewerkschaftsbund (Arbeitnehmerverbände) (SGB) travail.suisse Sie vertreten die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bzw. der Angestellten in der öffentlichen Verwaltung. Weitere Interessen- Verkehr: Verbände wie z. B. TCS, ACS, VCS, Schweizerischer Nutzfahrzeugverband (ASTAG); organisationen Konsum: Stiftung für Konsumentenschutz (SKS); Umwelt: WWF Schweiz, Greenpeace Schweiz, Sie vertreten Teilbereiche des CCC (Clean clothes campaign); Aussenpolitik: Aktion für eine neutrale und unabhängige Schweiz öffentlichen Lebens. (AUNS), Schweizerische Flüchtlingshilfe; Wohnen: Schweiz. Mieterinnen- und Mieterverband, Schweiz. Hauseigentümerverband; Frauen: Bund Schweizerischer Frauenorganisationen Ziel und Zweck Verbände unterstützen ihre Mitglieder (z. B. Beratung, Weiterbildung, berufliche Hilfeleistungen) und vertreten ihre Interessen gegen aussen (z. B. Rechte am Arbeitsplatz, Lohnverhandlungen). Politische Funktion Verbände haben auf politische Entscheide grossen Einfluss. Gründe dafür sind ihre hohe Mitgliederzahl, ihre grosse Finanzkraft und ihre ausgeprägte Organisationsstruktur. Sie lancieren und unterstützen Initiativen und Referenden (S. 52 f.) und geben regelmässig Ab­stimmungsparolen heraus. Die meisten Verbände haben enge Kontakte mit den Parteien und beeinflussen deren politisches Handeln z. T. sehr stark. Meist sind ihre Spitzenvertreter auch im National- oder Ständerat vertreten. Sie nehmen in dieser Funktion die Interessen ihrer Verbände wahr. Man nennt diese Interessengruppierungen Lobby (z. B. Bauern-Lobby, Banken-Lobby usw.). Die Verbände in der Schweiz haben bereits bei der Vorbereitung von Gesetzen Einfluss. Bei Vernehmlassungen (S. 50) geben sie Stellungnahmen zu Handen des Bundesrates ab, und in den besonderen Kommissionen arbeiten Verbandsvertreter als Experten mit, z. B. in der Berufsbildung (Ausbildungsreglemente). Das Mitspracherecht der Verbände wird in der Bundesverfassung garantiert (BV Art. 147). Aufgaben der Massenmedien Die Massenmedien als Vermittler von Information werden immer wichtiger. Sie tragen einerseits wesentlich zur Meinungsbildung bei ­ und üben andererseits Kontrolle über die politischen Behörden aus, indem sie Missstände aufdecken und darüber breit und möglichst objektiv informieren. Man bezeichnet sie deshalb auch als vierte Macht bzw. staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 14 vierte Gewalt im Staat (S. 32). Die Medien sind zunehmend zu einem Machtfaktor geworden, indem Personen der Politik und der Wirtschaft dieses Instrument für die Durchsetzung der eigenen Interessen nutzen. Auch die Medienleute selber können durch die Auswahl (z. B. einseitige Berichterstattung) und Darstellung der Information grossen Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Politik nehmen. 11.01.16 11:23 Staat 1. Politik NGOs (Non-Governmental Organizations) 15 www.ngo.org NGOs (auf Deutsch Nichtregierungsorganisationen oder Nichtstaatliche Organisationen) sind vom Staat unabhängige, international tätige Organisationen. Sie werden von privaten Gruppen (Parteien, Vereinen, Kirchen usw.) gegründet und getragen. Jede dieser NGO vertritt die Interessen eines speziellen Bereichs, z. B. Umwelt, Entwicklungszusammenarbeit, Frieden und Menschenrechte. Sie stellen bei internationalen Konferenzen zwar keine offiziellen politischen Vertretungen, ihnen ist aber seit dem Umweltgipfel von Rio (1992) erstmals auf höchster internationaler Ebene politische Legitimation zuerkannt worden. Beispiele von wichtigen in der Schweiz arbeitenden NGOs: • Amnesty International (AI) • Brot für alle • Caritas Schweiz •equiterre • Erklärung von Bern (EvB) • Europäisches Bürgerforum • Fastenopfer, Katholisches Hilfswerk Schweiz • Forest Stewardship Council (FSC) • Greenpeace Schweiz •Helvetas • Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) • Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit • Internationale Gesellschaft für Menschenrechte • Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) • Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen) • Naturfreunde Schweiz • Pro Natura • Schweizerisches Arbeiterinnen- und Arbeiterhilfswerk (SAH) • Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (SEK) • Schweizerische Friedensbewegung (SFB) •Swisspeace • Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) • Schweizerische Liga für Menschenrechte • Schweizerisches Rotes Kreuz • Stiftung Kinderdorf Pestalozzi (SKIP) • Stiftung Max Havelaar •Swissaid •Swisscontact • World Wide Fund for Nature (WWF) Im Bereich der «Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe» besteht seit Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen den NGOs und der eidge- nössischen Direktion für Entwicklung und Zusam­ menarbeit DEZA (S. 80) als Vertretung der Schweiz. Initiative Ein Volksrecht in der Schweiz. Möglichkeit des Volkes, in der Bundesverfassung einen neuen Artikel hinzuzufügen oder einen Artikel zu ändern. Vernehmlassung Möglichkeit der Stellungnahme von interessierten Gruppie­ rungen zu einem Gesetzes­ vorschlag Massenmedien Auf grosse Massen ausge­ richtete Vermittler von ­Informationen, z.B. Radio, TV, Presse, Internet. Legitimation Beglaubigung, rechtliche ­Anerkennung humanitär wohltätig, menschenfreundlich Referendum Ein Volksrecht in der Schweiz. Volksabstimmung über einen Beschluss des Parlaments staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 15 siehe auch: Entwicklungszusammenarbeit . . . . . . . . . . . 80 Aussenpolitik. . . . . . . . . 78 Weltorganisationen . . . . 70 ff. Wirtschaftspolitik . . . 159 ff. Initiative . . . . . . . . . . . . 53 Referendum. . . . . . . . . . 52 11.01.16 11:23 16 Staat 1. Politik Checkpoint Verständniskontrolle 1.1 Politik – Macht der Interessen 1.2 Ansprüche und Leistungen 1.3 Politische Entscheidungs­ träger 1. Womit befasst sich Politik? 2. Weshalb bezeichnet man Politik als Macht der Interessen? 3. Weshalb sollte sich jede/r Einzelne mit politischen Themen auseinandersetzen? 4. Wie werden in Rechtsstaaten politische Interessen durchgesetzt? 5. In der Politik werden Lösungen meist durch Kompromisse gefunden. Was heisst das? 6. Was heisst Pluralismus? 7. Nennen Sie drei Leistungen oder Vorschriften, welche der Staat von seinen Bürger/innen verlangt. 8. Weshalb bezeichnet man heute moderne Staaten als Leistungsstaat? 9. Woher und in welcher Form treten neue Herausforderungen an einen Staat heran? 10. Nennen Sie wichtige politische Entscheidungsträger. 11. Welche zwei generellen Grundhaltungen bei Parteien gibt es? 12. Was heisst a) sozial, b) konservativ, c) progressiv, d) bürgerlich? 13. Nennen Sie zwei typische Grundhaltungen für a) «linkes» Gedankengut, b) «rechtes» Gedankengut. 14. Wie heissen die 4 grössten Parteien der Schweiz? 15. Beschreiben Sie in Stichworten die Ziele und Hauptanliegen der a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP. 16. Wen vertritt die a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP vorwiegend? 17. Wie heisst die stärkste Nichtregierungspartei der Schweiz? 18. Welche Interessen nehmen Verbände wahr? 19. Welche politische Funktion haben Verbände? 20. Wo überall können Verbände auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen? 21. Weshalb sind Verbände auch dann mächtig, wenn ihre Vertreter nicht im Parlament (NR/SR) sind? 22. Was ist eine Gewerkschaft? 23. Was ist eine «Lobby»? 24. Was sind NGOs? 25. Nennen Sie vier bedeutende NGOs. Weiterführende Fragen und Vertiefungsarbeiten 26. Entwerfen Sie eine Collage, welche den Pluralismus in der Schweiz an verschiedenen Beispielen zeigt. 27. Stellungnahmen der Parteien: Informieren Sie sich im Internet oder erkundigen Sie sich bei den Parteizentralen über die Ansichten bezüglich aktueller politischer Fragen der wichtigsten Parteien. Stellen Sie die Ergebnisse tabellarisch dar und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse der Klasse. 28. Erstellen Sie in Ihrer Gruppe selber ein Parteiprogramm. Nehmen Sie zu wichtigen aktuellen Problemen 29. Stellen Sie eine wichtige NGO der Klasse vor (Name, Tätigkeit, Grundhaltungen, aktuelle Themen usw.). 30. Erklären Sie in eigenen Worten die Abbildung auf der ersten Seite dieses Kapitels. Stellung und erarbeiten Sie ein entsprechendes Argumentarium. Ethische Grundfragen A. Wann ist staatliches Handeln gerecht? (Berücksichtigung von Minderheiten, Randgruppen) B. Welche ethischen/moralischen Werte sollen Politiker/innen und Entscheidungsträger in der Wirtschaft vertreten? (Offenlegung Verwaltungsratsmandate, Geschäfte mit Diktatoren, Vertretung der Parteimitglieder contra eigene Interessen) C. Welche Mittel sind zur Durchsetzung der eigenen Interessen im politischen Alltag tolerierbar? (z.B. Gewalteinsatz bei Demonstrationen, Art der Berichterstattung in Massenmedien) staat_s+w-2015-neuaufl_def 2.indd 16 11.01.16 11:23 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 91 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft Sachverhalt Nach dem Studium des Kapitels können Sie Wer möchte z. B. nicht gerne gut essen, viel reisen, modisch gekleidet sein oder ⓦ Bedürfnisse beschreiben und unterscheiden. ⓦ Güterarten unterscheiden. ⓦ Ziele des Wirtschaftens nennen. einmal das «Neuste vom Neuen» besitzen? Sie als Mensch haben viele, wenn nicht sogar unbegrenzte Bedürfnisse, die Sie befriedigen wollen oder müssen. Dafür brauchen Sie Geld. Die gefragten Güter und Dienstleistungen müssen natürlich zuerst hergestellt werden, möglichst kostengüns­tig. Jemand muss also wirtschaftlich tätig sein. Sie hingegen müssen das Geld für Ihre Bedürfnisbefriedigung erst erwirtschaften, ⓦ und zwar mit wenig Aufwand so viel wie möglich, d. h. Sie wirtschaften. Die Frage dabei ist nur: Wie viel? Welchen Preis sind Sie bereit, für Ihren Wohlstand bzw. Reichtum zu bezahlen? Gehen Sie, um Ihre beruflichen und privaten ⓦ ⓦ Ziele zu erreichen, über Leichen? Wohlstand und Wohlfahrt unterscheiden. Spannungsfelder, Zielkonflikte aufzeigen. die Wichtigkeit ethischer Fragen in der Wirtschaft verstehen. Die Wissenschaft versucht, Gesetzmässigkeiten des Wirtschaftens herauszufin- ⓦ den. Diese Theorie nennt man Volkswirtschaftslehre oder Ökonomie. Sie hilft und erklären. ⓦ uns, die Abläufe in einer Wirtschaft besser zu verstehen. verschiedene Bereiche der Ökonomie nennen die ökonomischen Prinzipien unterscheiden. Sachstruktur / Schlüsselbegriffe Ich habe persönliche Wahlbedürfnisse Bedürfnisse. Volkswirtschaft Unternehmen ➔ ➔ Grundbedürfnisse Die Wirtschaft produziert Diese befriedigen die nach gewissen Gesetzen Bedürfnisse der Nachfrager. und ökonomischen Prinzipien (z. B. Minimal- bzw. Maximalprinzip) … Betriebswirtschaft ➔ Wohlstand ? Ethik/Moral Ich habe persönliche Werte und Normen. Wohlfahrt … verschiedene Zur Lebensqualität Güterarten. gehört u. a. auch: Investitions- Konsumgüter güter Dienstleistungen Umwelt­güter intakte Umwelt Inhalt wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 91 Gerechtigkeit Freiheit 1.1 Bedürfnisse Bedürfnisse als Voraussetzung des Wirtschaftens, Bedürfnisarten. . . . . . . . . . . 92 1.2 Güter Güter als Mittel der Bedürfnisbefriedigung, Güterarten, Knappheit der Güter. . . . . . . . 93 1.3 Wohlstand und Wohlfahrt Spannungsfelder und Zielkonflikte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 1.4 Ethik in der Wirtschaft Wirtschaftsethik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 1.5 Bereiche der Ökonomie Was heisst Ökonomie? – Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre, Mikro-, Makro-, Globalökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 1.6 Das ökonomische Prinzip Maximal-, Minimalprinzip, Knappheit der Mittel. . . . . . . . . . . 97 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 11.01.16 11:38 92 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 1.1 Bedürfnisse Bedürfnisse als Voraussetzung des Wirtschaftens Jeder Mensch hat vielfältige Wünsche bzw. Bedürfnisse, die er befriedigen möch­ te oder muss. Sie sind die Voraussetzung und die Grundlage des Wirtschaftens. Der eigentliche Grund, warum Menschen wirtschaften, liegt in den Bedürfnissen, die sie befriedigen möchten. Bedürfnisse sind sozusagen der Motor des Wirtschaf­ tens. Bedürfnisarten Die Bedürfnisse sind unterschiedlich wichtig. Als Erstes werden immer die Exis­ tenz- oder Grundbedürfnisse befriedigt. Erst danach versucht der Mensch, seine vielen Wahlbedürfnisse zu befriedigen. Wahlbedürfnisse 5. Stufe: Wir versuchen, sie zu befriedigen, obwohl sie nicht lebensnotwen- Bedürfnis nach Selbstverwirklichung dig sind. Sie machen aber das Leben angenehmer. Wahlbedürfnisse sind unbegrenzt vorhanden. Es liegt im Wesen des Menschen, 4. Stufe: immer nach mehr zu streben, z. B. Auto, Ausgehen, Reisen, Kino, Bedürfnis nach Achtung, Wertschätzung Schmuck, Segelyacht, Schönheit … 3. Stufe: Bedürfnis nach ­Zugehörigkeit 2. Stufe: Bedürfnis nach Sicherheit Existenz- oder Grundbedürfnisse 1. Stufe: Wir müssen sie zuerst befriedigen, damit wir über­leben können, Grund- oder Existenzbedürfnisse z. B. Nahrung, Kleidung, Wohnung. In der westlichen Welt wird der Anteil des Lohnes, welcher für die Befriedigung des Wahlbedarfs zur Verfügung steht, immer grösser. Die Werbung ver­ sucht dabei, den Menschen so zu beeinflussen, dass er stets neue Wahlbedürfnisse hat und diese befriedi­ gen möchte. Bedürfnispyramide nach Maslow: Um glücklich und zufrieden zu sein, will jeder Mensch bewusst oder unbewusst die Bedürfnisse aller 5 Stufen nach Maslow befriedigen. Zuerst werden in der Regel aber Bedürfnisse der unteren Stufe befriedigt, bevor die nächsthöhere Stufe ein Bedürfnis darstellt. Individualbedürfnisse Kollektivbedürfnisse Persönliche (individuelle) Bedürfnisse. Sie sind von Mensch zu Haben immer mehr Einzelpersonen die gleichen Bedürfnisse, so Mensch verschieden. entstehen Kollektivbedürfnisse. Diese können nur durch gemein­ same Anstrengungen (eines Kollektivs) befriedigt werden. Beispiel Beispiel Auto fahren, Essen gehen usw. Das Individualbedürfnis nach Mobilität führt zum Kollektivbedürfnis nach Strassen, Eisenbahnen, Flughäfen usw. Materielle Bedürfnisse Immaterielle Bedürfnisse (nichtmaterielle) Neben den sogenannten materiellen (gegenständlichen) Bedürfnis- … gibt es solche, die nicht durch Kauf befriedigt werden können. sen, die aus der wirtschaftlichen Tätigkeit befriedigt werden kön- Es sind dies nichtwirtschaftliche, sogenannte immaterielle Bedürf- nen (z. B. Nahrungsmittel, Kleider, Möbel), … nisse wie z. B. Liebe, Geborgenheit, Freiheit oder Zugehörigkeit. wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 92 11.01.16 11:38 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 93 1.2 Güter Güter als Mittel der Bedürfnisbefriedigung Wirtschaftliche Bedürfnisse werden mit Gütern befriedigt. Die Wirtschaft ist bestrebt, gegen Bezahlung jene Güter bereitzustellen oder herzustellen, die zur Befriedigung der Bedürfnisse notwendig sind. Güterarten Wirtschaftliche Güter Freie Güter oder Umweltgüter Sie sind nur beschränkt verfügbar und müssen erarbeitet oder her- Sie sind unbeschränkt verfügbar und kosten nichts, z. B. Luft, gestellt werden. Aus diesem Grund haben sie auch einen Preis Sonne. (➔ Marktpreis S. 114). ➔ ➔ Sachgüter Dienstleistungen Sie sind physisch existente Dinge, sie sind gegenständlich. Sie werden auch konsumiert. Aber im Unterschied zu Sachgütern sind Dienstleistungen keine Güter zum Anfassen. Man kann sie gegen Investitionsgüter Konsumgüter Bezahlung in Anspruch nehmen. Das Angebot (auch Produktionsgüter genannt) Im Allgemeinen fallen darunter ge­gen­ der Leistung und der Konsum finden oft gleich- Mit ihnen werden Konsumgüter und ständliche Güter. Sie werden ge­braucht, zeitig statt. Beispiele: Taxifahrt, Versicherung, weitere Investitionsgüter hergestellt, z. B. Fernseher, Auto, oder verbraucht, Banken, Tourismus, Arztbesuch, Bildung, Rei- z. B. Werkzeuge, Maschinen, Fahrzeu- z. B. Nahrungsmittel, Öl. sen. ge. Sie dienen also der Produktion (S. 110). werden investiert werden konsumiert Knappheit der Güter Im Vergleich zu unseren beinahe unbegrenzten Wün­ schen oder Bedürfnissen sind die wirtschaftlichen Güter knapp. Denn nicht jedes Gut ist für alle Men­ schen im Überfluss vorhanden. Darum ist der Mensch stets gezwungen sich zu entscheiden, welche Wün­ sche er sich erfüllen will. Den Nutzen, auf den man verzichtet hat, nennt man Opportunitätskosten (entgangener Nutzen). Die Knappheit der Güter ist nicht nur für jeden Einzel­ nen, sondern auch für die gesamte Wirtschaft das grundlegende Problem (S. 97). Bedürfnis Empfinden eines Mangels, ­verbunden mit dem Willen, diesen Mangel zu beheben. jener Möglich­keiten, welche nicht genutzt wurden. Gut/Güter Mittel zur Bedürfnisbefrie­ digung wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 93 Opportunitätskosten Weil der Mensch mit den ­knappen Gütern haushälterisch umgehen muss, ist er gezwungen, sich stets zwischen mehreren Möglichkeiten zu entscheiden. Die Opportunitätskosten bezeichnen jeweils den Nutzen siehe auch: Knappheit der Mittel . . . 97 11.01.16 11:38 94 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 1.3 Wohlstand und Wohlfahrt Wohlstand und Wohlfahrt als Ziele des Wirtschaftens Ziel des Wirtschaftens ist es, den Wohlstand und die Wohlfahrt (Lebensqualität) zu erhöhen. Die Frage ist nur, ob dies allein durch die wirtschaftliche Tätigkeit erreicht werden kann? Wohlfahrt Wohlfahrt bedeutet Lebensqualität. Darunter versteht man nicht nur die materiellen, messbaren Werte des Wohlstandes, sondern das Wohlergehen, das Wohlbefinden des Menschen in seiner Gesamtheit. Dazu gehören neben Wohlstand einem gewissen Wohlstand • eine intakte Umwelt. Sie bildet unsere Wohlstand bedeutet, dass die Bevölkerung Lebensgrundlage. eines Landes über möglichst viele (materielle) Güter und Dienstleistungen von hohem Wert • Gerechtigkeit, und zwar sozial und wirt­ schaftlich. Voraussetzung dazu ist ein ­verfügen kann. Der Wohlstand kann mittels des Indikators Brutto- inlandprodukt (BIP) gemessen werden (S. 114). Rechtsstaat (➔ Glossar). • Sicherheit: Einrichtungen, die eine soziale und wirtschaftliche Absicherung garantieren (z. B. die Sozialversicherungen der AHV, IV, ALV usw.). • Freiheit: Ein staatliches System, das eine grösstmögliche Freiheit garantiert. • Gesundheit: Sie betrifft den körperlichen, sozialen oder seelischen Bereich des Menschen. Spannungsfelder und Zielkonflikte Das Streben nach mehr Wohlstand und der Wunsch nach mehr Wohlfahrt (Lebens­ qualität) lassen sich nicht ohne weiteres gleichzeitig miteinander verbinden und verwirklichen. Oft ist es nicht möglich, den Wohlstand zu erhöhen, ohne dass die Lebensqualität des Einzelnen oder gar einer Gesellschaft darunter leidet. Das kann zu Zielkonflikten führen. Beispiel Das Bedürfnis nach mehr Mobilität ➔ … führt zu … … mehr Strassen und Staus, grösseren (Autos, Reisen usw.) … Flughäfen und dadurch weniger Erholungsraum, mehr Lärm, höherer Belastung der Natur usw. Die Freiheit, dort zu bauen und zu wohnen, ➔ … führt zu … wo man will … … Zersiedelung der Landschaft, weniger Grünflächen usw. Entscheide, welche Ziele man nun in einer Gesell­ schaft verfolgen will (wie viele Autos, Grünflächen, Freiheit usw.), können nur gemeinsam auf politi­ schem Wege gefällt werden. Daraus lassen sich nicht nur wirtschaftspolitische, sondern auch gesellschafts­ wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 94 politische Ziele ableiten (➔ Wirtschaftspolitik S. 147 und S. 159 ff.). Eine allgemeingültige und endgültige Antwort gibt es nicht. Daher erfordert dieser Zielkon­ flikt eine dauernde gesellschaftspolitische Auseinan­ dersetzung. 11.01.16 11:38 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 95 1.4 Ethik in der Wirtschaft Wirtschaftsethik Der stetige Leistungsdruck in unserer Arbeitswelt, unser konsumorientierter Lebensstil, die daraus resul­ tierende Hektik, der Alltagsstress oder die zunehmen­ de Umweltbelastung lassen bei manchen Menschen Zweifel daran aufkommen, ob der wirtschaftliche «Fortschritt» unsere Lebensqualität wirklich noch ver­ Ethik bessert. Haben wir wegen der wirtschaftlichen Dynamik und unserem unbändigen Erfolgs- und Profit‑ streben vielleicht den Sinn für das richtige Mass und für das Wesentliche im Leben verloren? Antworten erhalten wir, wenn wir uns mit der Ethik auseinander setzen. Nachdenken der Menschen über das sittliche und moralische Verhalten einer Gesellschaft, sozusagen die Theorie der Moral. Moral hingegen bezeichnet das Handeln des Einzelnen nach ethischen Werten und Normen in bestimmten Situationen des Alltags. Ethik versucht, Fragen zu beantworten. An welchen Werten und Normen soll sich ein Mensch orientieren? Nach welchen Zielen und Zwecken soll er handeln? Im Zentrum steht das Nachdenken über grundsätzliche Fragen wie • die Frage nach dem guten, sittlichen Leben. • die Frage nach dem gerechten Zusammenleben. • die Frage nach dem richtigen bzw. verantwortlichen Handeln des Menschen. Beispiel Zusammenhang zwischen Ethik und Moral Eine Gesellschaft legt als möglichen ethischen Grundsatz fest, dass es nicht vertretbar ist, Tierversuche durchzuführen. Dann wird diese Gesellschaft nicht tolerieren, dass jemand Tierversuche durchführt. Vielleicht wird sogar der Staat mit Gesetzen diesen ethischen Grundsatz schützen. Das Handeln des Einzelnen danach bezeichnet man als Moral, das Festhalten der Gesellschaft an diesem Grundsatz als Ethik. Die Wirtschaftsethik erweitert die rein wirtschaftliche Sichtweise um soziale, ökologische, gesell- schaftliche und andere wertende Gesichtspunkte. Sie befasst sich beispielsweise konkret mit • der Bewahrung einer für die Nachkommen lebenswerten natürlichen Umwelt. • der Gestaltung einer gerechten sozialen Mitwelt. • der Schaffung einer gerechten und friedlichen internationalen Weltgemeinschaft. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren nicht wie ein starres mechanisches System. Sie basieren im Gegenteil auf Werten und Normen, die sich kulturspezifisch im Laufe der Zeit gebildet haben. Die Auf­ gabe der Wirtschaftsethik ist es, ethische Überlegun­ gen in rein ökonomische Überlegungen einzubringen und miteinander zu verknüpfen. Wirtschaftliches Han­ deln muss sich zunehmend an ethischen Grundlagen des Menschen orientieren. Dabei gibt es nicht bloss eine gültige Lösung, ein einziges Denkmodell. Viel­ mehr findet eine dauernde Auseinandersetzung im Umfeld Gesellschaft, Wirtschaft und Politik statt. Indikatoren Hinweise. Indikatoren zeigen an oder weisen auf etwas hin. keit, Freundschaft, Liebe, ­ Si­cherheit, Vertrauen usw. Dynamik Schwung, Triebkraft Profit Nutzen oder Gewinn, den man aus einer Sache oder Tätigkeit erzielt. wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 95 Moral Normen, Sitten und Gebräuche einer bestimmten Kultur bzw. Gesellschaft. Die Moral schreibt ein bestimmtes Verhalten vor, z. B. «Du sollst nicht töten.» Werte Grundüberzeugung oder Zielvorstellung, die für den Einzelnen oder die Allgemeinheit für bedeutsam und erstrebenswert angesehen wird, z. B. Ehrlich- Normen Im Allgemeinen: Regeln oder Richtschnur für das gesellschaftliche Leben, meist in Form sittlicher oder rechtlicher Gebote oder Verbote. sozial Die Gemeinschaft, die Gesellschaft betreffend; auch an die anderen (die Schwächeren in unserer Gesellschaft) denken, gemeinnützig, wohltätig sein. kulturspezifisch Eine Kultur betreffend. sittlich, Sitte Verhalten, z. B. mit Besteck essen, einander grüssen. 11.01.16 11:38 96 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 1.5 Bereiche der Ökonomie Was heisst Ökonomie? Die Ökonomie, d. h. die Lehre von der Wirtschaft, v­ ersucht wirtschaftliche Vorgän­ ge zu beschreiben und zu erklären. Sie untersucht die Abläufe in der Produktion, in der Verteilung und in der Verwendung von Gütern und Dienstleistungen. Dar­ aus probiert sie Ge­setze zu definieren, welche diese Abläufe regeln. Um das komplexe Wirtschaftsgeschehen verständlich zu machen, stellt die Ökono­ mie mit Hilfe vereinfachter Modelle ein Abbild der Wirtschaft dar. Allerdings ist es nicht immer möglich, die Wirklichkeit genau und exakt zu erfassen. Die Wirtschaft ändert sich stets und mit ihr auch die Theorien. Die Fachleute sind sich aber in grundlegenden Fragen weitgehend einig. Betriebswirtschaftslehre Die Betriebswirtschaftslehre setzt sich mit den einzelnen Unternehmen auseinander. Sie befasst sich z. B. mit folgenden Fragen: • Welches sind bedarfsgerechte und kostengünstige Produkte? (Absatz) • Wie sind Einkauf, Lagerung, Produktion und Absatz aufeinander abzustimmen? (Produktionsabläufe) • Wie soll das Unternehmen finanziert werden? (Finanzierung) • Wie ist der Betrieb zu organisieren? (Personalwesen) Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre setzt sich mit den gesamtwirtschaftlichen Vorgängen und Zusammenhängen eines Landes auseinander. Sie versucht diese zu beschreiben und zu erklären, Voraus­sagen für die künftige Entwicklung zu machen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie diese beeinflusst werden können. Sie befasst sich z. B. mit folgenden Fragen: • Wie entsteht Arbeitslosigkeit und wie kann sie überwunden werden? (Arbeitslosigkeit, S. 146) • Warum steigen die Preise? (Inflation, S. 134) • Mit welchen Instrumenten steuert der Staat die Wirtschaft? (Konjunkturpolitik, Wirtschaftspolitik, S. 159 ff.) • Wie entsteht ein Marktpreis? (Angebot und Nachfrage, S. 121) Die Wirtschaftslehre (Ökonomie) lässt sich u. a. unterscheiden in: Mikroökonomie Die Mikroökonomie betrachtet die Aktivitäten der einzelnen Wirtschaftsteilnehmer: eines beispielhaften (oder typischen) Haushaltes (Nachfrager), eines beispielhaften Unternehmens (Anbieter), des Staates sowie die Aktivitäten auf den verschiedenen Märkten (z.B. Arbeitsmarkt, Geldmarkt, Preisbildung usw.). Makroökonomie Sie betrachtet eine Volkswirtschaft als Ganzes. Die Makroökonomie untersucht vor allem die Beziehungen zwischen den einzelnen Märkten und den Wirtschaftsteilnehmern (alle Haushalte, alle Unternehmen) sowie die Rolle des Staates im gesamtwirtschaftlichen Geschehen. Dazu gehören auch internationale Fragestellungen. wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 96 11.01.16 11:38 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft 97 1.6 Das ökonomische Prinzip Wirtschaften Wer statt mit einer kleinen Zahnbürste mit einem grossen Besen einen Platz wischt, handelt ökono­ misch. Nach dem gleichen Prinzip handeln auch die Unternehmen. In der Wirtschaftslehre spricht man in diesem Zusammenhang vom ökonomischen Prin - Maximalprinzip (Maximumprinzip) Beispiel zip . Die Unternehmen sind bestrebt, mit einem klei­ nen Aufwand einen möglichst hohen Ertrag zu erzie­ len. Ein solches Verhalten nennt man wirtschaftlich oder ökonomisch. Dabei unterscheidet man zwei mögliche Prinzipien: Wer nach dem Maximalprinzip handelt, will mit einem gegebenen Aufwand (z. B. 1 Liter Benzin) den grösstmöglichen Ertrag (möglichst viele Kilometer fahren) erwirtschaften. Ausgangspunkt ist dabei Mit einem Liter … möglichst viele Kilometer fahren Benzin … (leise, umweltfreundlich, kom­­fortabel). gegebener Aufwand Maximaler Ertrag der gegebene Aufwand, z. B. 1 Liter Benzin. Minimalprinzip (Minimumprinzip) Wer nach dem Minimalprinzip handelt, will einen bestimmten Ertrag (z. B. 100 Kilometer fahren) bei geringstmöglichem Aufwand (möglichst wenig Benzin) erreichen. Beispiel Ausgangspunkt ist 100 km Auto fahren … mit möglichst wenig Benzin (Bedürfnis)… (Mitteleinsatz) gegebener Ertrag geringstmöglicher Aufwand dabei der vorgegebene Ertrag, z. B. 100 km Fahrt. Knappheit der Mittel Im Gegensatz zu den Bedürfnissen sind die Mittel zu deren Befriedigung begrenzt. Knapp ist die Arbeits­ kraft, die wir einsetzen können und wollen, aber auch das Kapital (S. 110) und der Boden sowie natürliche Ressourcen. Wegen der Knappheit der Mittel ist es nicht möglich, alle unsere Ziele zu erreichen oder alle Konsum­ansprüche zu befriedigen. Deshalb sind wir Menschen gezwungen, uns zu entscheiden, welche Bedürfnisse erfüllt werden sollen und welche unbe­ friedigt bleiben müssen. Jede Gesellschaft muss sich mit drei voneinander abhängigen wirtschaftlichen Grundfragen auseinander setzen. Was soll produziert werden? Sollen mehr Konsumgü­ ter (z. B. Computer, Auto) oder mehr Investitionsgüter (z. B. Werkzeuge, Maschinen) produziert werden? Wie soll produziert werden? Wie wirkungsvoll sollen die Mittel verwendet werden? Welches Kapital und wie viele Arbeitskräfte sollen an welchen Orten einge­ setzt werden? Für wen soll produziert werden? Wer soll konsumieren dürfen? Erhalten alle Konsumentinnen und Konsu­ menten gleich viel? Wie soll verteilt werden: nach der Leis­tung des Einzelnen oder nach seinen Bedürfnis­ sen? Welche Arbeitskräfte können und welche Tech­ nologien sollen wo sinnvoll eingesetzt werden? mikro klein Ertrag Bedürfnisbefriedigung im ­ Zu­sammenhang mit Maximaloder Minimalprinzip. makro gross, riesig wirtschaftlich, ökonomisch Mit den vorhandenen Mitteln möglichst hohen Nutzen oder Ertrag erreichen (Effizienz). Aufwand Mitteleinsatz wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 97 Kapital Sachkapital (Produktionseinrichtungen wie Maschinen, Werkzeuge) und Finanzkapital (Geldmittel wie Kredite) Ressourcen Ressourcen sind grundlegende Produktionsmittel (Hilfsquellen, Hilfsmittel) in der Wirtschaft. Im engeren Sinn: Reserven materieller Art (Rohstoffe, Kapital); im weiteren Sinn auch wirtschaftlich nutzbare Fähigkeiten (Bildung, Kompetenzen usw.). 11.01.16 11:38 98 Wirtschaft 1. Grundfragen und Sichtweisen der Wirtschaft Checkpoint Verständniskontrolle 1.1 Bedürfnisse 1. Warum wirtschaften wir? 2. Was ist der Unterschied zwischen Grund- oder Existenzbedürfnissen und Wahlbedürfnissen? 3. In welche 5 Stufen hat Maslow die Bedürfnisse unterteilt? 4. Je mehr Individualbedürfnisse befriedigt werden können, desto grösser werden die Kollektivbedürf- 5. Nennen Sie den Unterschied zwischen materiellen und immateriellen Bedürfnissen. 6. Welche Kollektivbedürfnisse entstehen, wenn immer mehr Leute Handys benutzen? 7. Was sind freie Güter oder Umweltgüter? 8. Erklären Sie den Unterschied zwischen einem Konsumgut und einem Investitionsgut. 9. Wie werden wirtschaftliche Bedürfnisse befriedigt? 10. Erklären Sie den Begriff Opportunitätskosten an einem persönlichen Beispiel. 11. Wann herrscht in einem Land Wohlstand? 12. Was versteht man unter dem Begriff Wohlfahrt? 13. Zeigen Sie ein Spannungsfeld bzw. einen Zielkonflikt zwischen Wohlstand und Wohlfahrt auf. 14. Worin liegen die Unterschiede zwischen den Begriffen Ethik und Moral? 15. Um welche Aspekte versucht die Wirtschaftsethik die rein wirtschaftliche Sichtweise zu erweitern? 16. Was heisst Ökonomie? 17. Womit befasst sich die Volkswirtschaftslehre? 18. Womit befasst sich die Betriebswirtschaftslehre? 19. Erklären Sie den Unterschied zwischen Mikro- und Makroökonomie. 20. Was heisst ökonomisch handeln? Geben Sie ein Beispiel. 21. Erklären Sie anhand eines Beispiels das Maximalprinzip. nisse. Geben Sie dazu drei Beispiele. 1.2 Güter 1.3 Wohlstand und Wohlfahrt 1.4 Ethik in der Wirtschaft 1.5 Bereiche der Ökonomie 1.6 Das ökonomische Prinzip Weiterführende Fragen und Vertiefungsarbeiten 22. 23. Zeigen Sie anhand von Beispielen auf, wie die Werbung unsere Bedürfnisse massgeblich beeinflusst. Bedürfnisse ergänzen einander und ihre Befriedigung erzeugt neue Bedürfnisse. Geben Sie zwei Beispiele. 24. Zeigen Sie anhand von Beispielen aus der Werbung fünf typische Güter einer Wohlstandsgesellschaft 25. Wie äussert sich der Wohlstand in der Schweiz? Notieren Sie fünf Beispiele. 26. Was verstehen Sie persönlich unter Lebensqualität? 27. Zeigen Sie anhand eines Beispieles in Ihrem Betrieb, was ökonomisches Handeln ist. 28. Erklären Sie in eigenen Worten die Abbildung auf der ersten Seite dieses Kapitels. auf. Ethische Grundfragen A. Welche Bedürfnisse soll/darf ich befriedigen, ohne das Leben anderer zu beeinträchtigen? (Wegwerfgesellschaft, Statussymbole) B. Inwieweit darf ich meinen Wohlstand auf Kosten von anderen Menschen vermehren; basiert unser C. Inwieweit handle ich beim täglichen Einkauf moralisch? (Ressourcen und Umwelt schonen; sozial Wohlstand auf Kosten anderer? gerecht und fair) D.Welche Werte und Normen sind mir persönlich wichtig, bzw. nach welchen ethischen und moralischen Grundsätzen richte ich mein Leben aus? wirtschaft_s+w-2015_neuaufl_def-2.indd 98 11.01.16 11:38