JOHANNES GUTENBERG-UNIVERSITÄT MAINZ INSTITUT FÜR PHYSIK AUFBAU EINES QUANTENRADIERERS UND DER EINSATZ IM SCHÜLERLABOR Wissenschaftliche Prüfungsarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien eingereicht von Alexander Leuck im September 2007 Gutachter: Prof. Dr. Th. Trefzger Prof. Dr. H. – G. Sander „Wer über die Quantentheorie nicht entsetzt ist, der hat sie nicht verstanden“ (Niels Bohr) Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .........................................................................................1 2. Historische Entwicklung der Quantenphysik ................................3 2.1 Geschichte des Lichts..................................................................................... 3 2.2 Die Geburtsstunde der Quantenmechanik.................................................... 12 2.2.1 Die spektrale Verteilungsfunktion eines schwarzen Körpers.................. 13 2.3 EINSTEINs Deutung des Photoeffekts ............................................................ 16 2.4 Der Wellencharakter von Teilchen................................................................ 18 2.5 Das DAVISSON – GERMER – Experiment......................................................... 19 2.6 Die Wellenmechanik von ERWIN SCHRÖDINGER ............................................. 20 2.7 Die Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Wellenfunktion ............................ 22 3. Experimente des Schülerlabors ...................................................24 3.1 Der mathematische Formalismus der Quantenmechanik ............................. 24 3.2 Das Doppelspalt – Experiment ..................................................................... 27 3.2.1 Das TAYLOR – Experiment ...................................................................... 28 3.2.2 Das JÖNSSON – Experiment.................................................................... 30 3.2.3 Das Komplementaritätsprinzip ............................................................... 34 3.3 Das MACH – ZEHNDER – Interferometer......................................................... 36 3.3.1 Der Aufbau ............................................................................................. 36 3.3.2 Interferenz an einem idealisierten MACH – ZEHNDER – Interferometer.... 37 3.3.2.1 Licht hoher Intensität ....................................................................... 37 3.3.2.2 Licht geringer Intensität ................................................................... 39 3.4 Die ‚wechselwirkungsfreie Messung’ ............................................................ 41 3.5 Interpretation der Quantenmechanik............................................................. 43 3.5.1 Die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik ....................... 44 3.5.2 Die BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik .............................. 45 4. Der Quantenradierer......................................................................49 4.1 Interferenz an einem realen MACH – ZEHNDER – Interferometer.................... 49 4.2 Polarisation von Photonen ............................................................................ 52 4.3 Die Funktionsweise des Quantenradierers ................................................... 53 4.4 Der Aufbau des Quantenradierers als Realexperiment ................................ 56 4.5 Die Justage des Quantenradierers ............................................................... 62 I 4.6 Komplementarität am realen Quantenradierer.............................................. 65 5. Planung und Durchführung des Schülerlabors...........................67 5.1 Vorbemerkung .............................................................................................. 67 5.2 Bezug zum Lehrplan ..................................................................................... 68 5.3 Das Konzept des Schülerlabors.................................................................... 71 5.4 Das Doppelspalt – Experiment als didaktischer Alleskönner ........................ 72 5.5. Erster Tag des Schülerlabors ...................................................................... 73 5.5.1 Der einführende Vortrag......................................................................... 73 5.5.2 Die Experimente des Stationenlernens .................................................. 75 5.5.2.1 Der Photoeffekt................................................................................ 76 5.5.2.2 Das Doppelspalt – Experiment ........................................................ 80 5.5.2.3 Die Elektronenbeugungsröhre ......................................................... 83 5.6 Zweiter Tag des Schülerlabors ..................................................................... 89 5.6.1 Der einführende Vortrag......................................................................... 89 5.6.2 Die Experimente der Gruppenphase ...................................................... 91 5.6.2.1 Der Computer als Experimentiertisch .............................................. 92 5.6.2.2 Das MACH – ZEHNDER – Interferometer............................................ 96 5.6.2.3 Die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik ................ 97 5.6.2.4 Die BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik ....................... 99 5.7 Durchführung und zeitlicher Rahmen des Schülerlabors .............................. 99 5.8 Evaluation und Auswertung des Schülerlabors........................................... 109 6. Zusammenfassung ......................................................................116 7. Anhang .........................................................................................118 Anhang A: Evaluationsbogen und Auswertung der Evaluation ......................... 118 Anhang B: Bauteile des Quantenradierers mit Preisinformation ....................... 127 Anhang C: Verwendete Materialien auf beiliegender CD.................................. 128 8. Referenzen ...................................................................................129 8.1 Literatur....................................................................................................... 129 8.2 Simulationen ............................................................................................... 133 8.3 Abbildungen................................................................................................ 134 8.4 Portraits ...................................................................................................... 136 Abbildungsverzeichnis ...................................................................137 Tabellenverzeichnis ........................................................................139 II Danksagung.....................................................................................140 Erklärung..........................................................................................141 Impressum .......................................................................................142 III 1. Einleitung Die Quantenphysik wurde 1900 durch Einführen des Energiequantums der Größe E=h von MAX PLANCK eingeleitet (Abschnitt 2.2), wobei h = 6,6260693(11) 10 -34 Js [Dem05] ist und die Dimension einer Wirkung trägt. Licht der Frequenz aus Energiequanten, sogenannten Photonen, der Größe E = h besteht . Die Photonen können als ‚Teilchen’ interpretiert werden. Bis zum Einführen des Energiequantums von MAX PLANCK wurde Licht durch eine elektromagnetische Welle beschrieben. Des Weiteren wurde nachgewiesen, dass auch Materie durch eine Welle beschrieben werden muss, wodurch der sogenannte Welle – Teilchen – Dualismus entstand. Der Welle – Teilchen – Dualismus zeigt sich vor allem am Doppelspalt – Experiment. Trifft Licht hoher Intensität auf einen Doppelspalt, so zeigt sich auf einem hinter dem Doppelspalt befindlichen Schirm das bekannte Interferenzmuster (Abschnitt 2.1), welches sich durch das Wellenmodell des Lichts erklären lässt. Verringert man die Intensität des Lichts und schießt einzelne Photonen auf den Doppelspalt, so bildet sich nach einer gewissen Belichtungszeit das bekannte Interferenzmuster aus den stochastisch verteilten Einzeltreffern heraus (Abschnitt 3.2.1). Für ein Ensemble (Menge identisch präparierter (z.B. gleiche Frequenz) Photonen, die sich gegenseitig nicht beeinflussen) kann man in der Quantenmechanik vorhersagen treffen, und so das Interferenzmuster für Licht hoher Intensität berechnen. Aber man ist nicht in der Lage die einzelnen Photonentreffer auf dem Schirm vorherzusagen. Somit musste das deterministische Weltbild der Physiker des 19. Jahrhunderts durch die Quantenphysik aufgegeben werden. Niels Bohr drückte sein Entsetzen über die Quantenphysik im Zitat zu Beginn dieser Arbeit aus. Heute ist die Quantenphysik nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Viele technische Entwicklungen wie Laser und Computer basieren auf der Quantenphysik. So hält auch die Quantenphysik immer mehr Einzug in populärwissenschaftliche Literatur [Zei07 und Zei05], in der interessante Aspekte wie das Phänomen der Verschränkung, die Quantenteleportation und die Quantenkryptographie dargestellt werden. Neben der Aktualität der Quantenphysik gibt es in ihr auch heute noch offene Fragen, die zur Zeit nicht beantwortet werden können. 1 Dadurch bietet vor allem die Thematik der Quantenphysik einen hervorragenden Einblick in ein modernes, kontrovers diskutiertes Themengebiet der Physik, das neben einem neuen physikalischen Weltbild in der physikalischen Grundausbildung nicht fehlen soll [Mül05]. Aus diesem Grund wird im Rahmen dieser Staatsexamensarbeit ein Schülerlabor zur Quantenphysik entwickelt. In dem Schülerlabor werden die Charakteristika (Abschnitt 5.4) der Quantenphysik mit Hilfe verschiedener Experimente (Doppelspalt – Experiment, Photoeffekt, Elektronenbeugung und MACH – ZEHNDER – Interferometer) erarbeitet. Da sich das Schülerlabor durch Realexperimente auszeichnen soll, wird ein Quantenradierer aufgebaut, um die Komplementarität – ein fundamentales Prinzip der Quantenphysik – nicht nur mit Hilfe von Simulationen, sondern auch am realen Experiment zu beobachten. Ein Quantenradierer ist ein MACH – ZEHNDER – Interferometer, das mit drei Polarisationsfiltern aufgebaut wird. Um einen Einblick in die offenen Fragen der Quantenphysik zu geben, werden zwei Interpretationsrichtungen (Abschnitt 3.5) der Quantenphysik im Schülerlabor erarbeitet. Durch die Aktualität der Quantenphysik und durch die offenen Fragen, die dort existieren, soll das Interesse der Schüler1 an der Physik verstärkt bzw. geweckt werden. Zu Beginn der vorliegenden Examensarbeit wird die historische Entwicklung der Quantenmechanik thematisiert, um die Physik, die im Schülerlabor verwendet wird, zu verstehen. Nach der historischen Einführung in die Quantenmechanik werden die wichtigsten Experimente des Schülerlabors beschrieben. Anschließend werden die Funktionsweise und der Aufbau des Quantenradierers als Realexperiment beschrieben um die Beobachtungen zu verstehen. Durch den detailliert beschriebenen Aufbau des Quantenradierers wird ein eventueller Nachbau des Experiments in der Schule ermöglicht, um den Quantenradierer auch in Schulen einsetzen zu können. Danach werden das Konzept und die Durchführung des Schülerlabors beschrieben. Um die Eindrücke und Kommentare der Schüler zu diesem Schülerlabor darzustellen, wird eine Evaluation des Schülerlabors durchgeführt. In der Zusammenfassung wird zusätzlich ein Ausblick für eine mögliche Themenergänzung des Schülerlabors angeführt. 1 Schüler beinhaltet sowohl den Schüler als auch die Schülerin. 2 2. Historische Entwicklung der Quantenphysik Im Folgenden wird ein Überblick über die Geschichte des Lichts gegeben, beginnend bei NEWTON und HUYGENS, bis hin zu MAX PLANCKs Theorie der Strahlung eines schwarzen Körpers Anfang des 20. Jahrhunderts. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Entwicklung der Quantenmechanik, die wichtigsten Experimente und Erkenntnisse der Quantenmechanik werden im Folgenden behandelt. Als Abschluss der geschichtlichen Entwicklung der Quantenmechanik wird der Formalismus der Wellenfunktion thematisiert. 2.1 Geschichte des Lichts Korpuskulartheorie des Lichts Für ISAAC NEWTON (1634 – 1727) war Licht eine Fortbewegung von Lichtteilchen bzw. Korpuskeln. Mit der Korpuskulartheorie des Lichts konnte er unter anderem das Brechungsgesetz des Lichts in seinem Werk Opticks erklären [Ne52]. Er musste allerdings annehmen, dass sich das Licht in einem Medium wie Glas oder Wasser schneller NEWTON ausbreitet als in Luft. Aus heutiger Sicht weiß man natürlich, dass diese Annahme falsch ist. Die Überprüfung dieser Annahme ließ allerdings noch anderthalb Jahrhunderte auf sich warten [Si90]. Wellentheorie des Lichts Im Gegensatz zu ISAAC NEWTON hat CHRISTIAAN HUYGENS (1629 – 1695) eine Wellentheorie des Lichts aufgestellt, welche er 1690 in seiner Abhandlung über das Licht Tractatus de Lumine veröffentlichte [Hu64]. Er stellte sich die Lichtausbreitung ähnlich wie HUYGENS 3 die Ausbreitung von Schall vor. Für die Erklärung des Brechungsgesetzes musste bei der HUYGENSschen Theorie die Annahme gemacht werden dass sich das Licht in einem Medium wie Glas oder Wasser, langsamer ausbreitet als in Luft. Aber wie in NEWTONs Fall, konnte die Annahme zu dieser Zeit noch nicht überprüft werden, so dass es zwei konkurrierende Theorien gab, die dieselben Vorhersagen machten [Si90]. Das Prinzip der Interferenz am Doppelspalt Bei der Entwicklung der Lichttheorie gelang erstmals THOMAS YOUNG (1773 – 1829), Anfang des 19. Jahrhunderts, der Durchbruch. Er benutzte ein neues Prinzip, die Interferenz, und konnte so die meisten zu jener Zeit bekannten Phänomene erklären. Auch wenn YOUNG zunächst dachte, Licht sei eine longitudinale Welle (analog YOUNG zum Schall) so waren seine Erklärungen doch sehr zutreffend [Kip90]. Da das Prinzip der Interferenz die Wellentheorie des Lichts entscheidend untermauerte, wird im Folgenden die Vorstellung von YOUNG zur Interferenz angeführt. YOUNG ging von folgender Annahme aus: „Nehmen wir an, ein Zug gleichartiger Wellen auf der Oberfläche eines stehendes Gewässers pflanze sich mit konstanter Geschwindigkeit fort und gerate in einen engen Kanal, der aus dem Gewässer herausführt. Nehmen wir weiter an, eine ähnliche Ursache rege einen weiteren, ähnlichen Wellenzug an, der mit derselben Geschwindigkeit und gleichzeitig zum selben Kanal gelangt, wie der erste. Es wird dann keiner der beiden Wellenzüge den anderen vernichten, vielmehr ihre Wirkung vereint zur Geltung kommen: treten sie dermaßen in den Kanal ein, dass die Wellenberge des einen Zuges mit denen des anderen zusammenfallen, so ergibt sich ein Wellenzug mit höheren Bergen; wenn hingegen die Wellenberge des einen Zuges auf die Wellentäler des anderen zu liegen kommen, so füllen sie diese letzteren genau auf und die Oberfläche des Wassers bleibt glatt. Ich wenigstens sehe keine andere Möglichkeit, weder aufgrund der Theorie, noch anhand der Versuche. Nun behaupte ich, dass es zu ebensolchen Effekten kommt, wenn auf dieselbe Art zwei Wellenzügen des Lichts vermischt werden, und ich will dies das allgemeine Gesetz der Interferenz nennen.“ [Si90, S. 355]. 4 YOUNG verdeutlichte seine Interferenz in unten stehender Abbildung (Abbildung 1). In Punkt A und B werden simultan zwei Steine ins Wasser geworfen. Von diesen zwei Punkten gehen Wellenzüge aus, die sich verstärken oder auch auslöschen können. YOUNG bemerkte auch, dass die Minima und Maxima der interferierenden Wellenzüge auf Hyperbeln liegen [Kip90]. Abb. 1: Interferenz zweier Wasserwellen YOUNG übertrug als Erster die Vorstellung der Interferenz bei mechanischen Wellen in die Optik und konnte so die Interferenz von Licht am Doppelspalt erklären [Kip90]. Ihm war auch die Kohärenzbedingung (räumliche Kohärenz: die Wellenzüge müssen länger sein als der Gangunterschied zweier Wellen) für das Auftreten der Interferenz bewusst [Si90]. Im Wesentlichen spiegelt die heutige Darstellung der Interferenz am Doppelspalt in physikalischen Lehrbüchern die Gedanken YOUNGs wider, so dass an dieser Stelle die Lehrbuchdarstellung verwendet werden kann. Wenn kohärentes monochromatisches Licht auf einen Doppelspalt fällt, so entsteht auf einem Schirm hinter dem Doppelspalt ein Muster aus hellen und dunklen Streifen (Abbildung 2). Abb. 2: Interferenzmuster am Doppelspalt 5 Abb. 3: Gangunterschiede Von Spalt A und Spalt B (Abbildung 3) gehen nach dem HUYGENschen Elementarwellenprinzip zwei kohärente Wellen aus. Diese beiden Wellen haben einen Gangunterschied von s = d sin , wenn sie sich in der Richtung wieder vereinigen, unter der Annahme, dass die Entfernung Schirm – Doppelspalt im Vergleich zum Spaltabstand d sehr groß ist. Im Punkt P erhält man im Fall eines Gangunterschieds von s=n Helligkeit und im Fall von Dunkelheit, wobei n = 0, 1, 2, 3, … und s= 2n + 1 2 die Wellenlänge des Lichts ist [Ge99]. Aber es gelang weder YOUNG noch anderen Physikern, wie z.B. AUGUSTIN JEAN FRESNEL, mit Hilfe der longitudinalen Wellen die Polarisationserscheinungen zu erklären [Hop67]. 6 Licht als transversale Welle ÉTIENNE LOUIS MALUS (1775 – 1812) hatte das Phänomen der Polarisation im Jahre 1808 an einem Doppelspat beobachtet [Hop67]. AUGUSTIN JEAN FRESNEL (1788 – 1827) hatte 1820 eine vollständig theoretische Beschreibung der Phänomene der Polarisation gegeben. Bei ihm begegnete man auch zum ersten Mal einer Darstellungsform für Wellen: a sin (t - x )+ c FRESNEL . Außerdem hatte er auch linear und zirkular polarisierte Wellen mathematisch beschrieben. Das Phänomen der Polarisation konnte nicht durch die Annahme, dass Licht eine longitudinale Welle ist, erklärt werden. Licht musste also eine transversale Welle sein, womit die Korpuskulartheorie von NEWTON endgültig ausgeschlossen werden konnte [Si90]. In der heutigen Lehrbuchdarstellung Schwingungsebene des elektrischen wird Feldes die um Polarisation die durch die Ausbreitungsrichtung beschrieben. Abb. 4: Polarisation des Lichts 7 r Bei einer linear polarisierten Welle zeigt der Vektor E 0 einer Welle r r E = E0 ei( t - kz) (2.1) immer in die gleiche Richtung orthogonal zu êz (Abbildung 4 b)), d.h. r E 0 = E 0x eˆ x + E 0y eˆ y (2.2) lässt sich in zwei orthogonale Basisvektoren zerlegen (Abbildung 4 a)). Beide Komponenten E x = E 0x ei( t-kz) (2.3) E y = E 0y ei( t-kz) (2.4) schwingen in Phase [Dem99]. Um aus unpolarisiertem Licht, wie es von einer herkömmlichen Lichtquelle emittiert wird, linear polarisiertes Licht zu erzeugen, wird ein Polarisationsfilter benutzt. Der Polarisationsfilter lässt nur Licht einer Schwingungsrichtung durch (Abbildung 5). Abb. 5: Polarisationsfilter Hierbei wird ausgenutzt dass die Schwingungsebenen des Lichts, die nicht mit der Durchlassrichtung (Transmissionsachse) übereinstimmen, absorbiert werden. 8 Abb. 6: Polarisator und Analysator Durch den Polarisator P1 wird das Licht linear polarisiert und trifft auf einen zweiten Polarisator P2, den Analysator, dessen Transmissionsachse um den Winkel zur ursprünglichen Transmissionsachse von Polarisator P1 verkippt ist (Abbildung 6). r Das elektrische Feld zwischen den Polarisatoren sei E . Der Analysator lässt nur r r die Komponente von E durch, die aus der orthogonalen Projektion von E auf die Transmissionsachse entsteht. Somit beträgt die durchgelassene Komponente nach dem Analysator: E x = E E y' = E sin ( cos ( ). Die absorbierte Komponente beträgt somit: r ) . Die Intensität des Lichts ist proportional zu E 2 , wodurch nach dem Analysator die Intensität des Lichts I = I0 cos 2 ( ) beträgt [Tip00]. Licht als elektromagnetische Welle MICHAEL FARADAY (1791 – 1867) vermutete, dass es sich bei Licht um elektromagnetische Wellen handelt. Er war ein sehr guter Experimentator, aber es gelang ihm weder einen experimentellen noch einen theoretischen Beweis für diese 9 Vermutung zu erbringen. Der theoretische Beweis für die Wesensgleichheit von Licht und einer elektromagnetischen Welle stammt von dem größten theoretischen Physiker des 19. Jahrhunderts, JAMES CLERK MAXWELL (1831 – 1879) [Si90]. Er stellte MAXWELL vier Grundgleichungen für die Elektrodynamik auf, die alle Informationen über die magnetischen und elektrischen Felder beinhalten: r div E = (2.5) r div B = 0 (2.6) r r B rot E = t (2.7) r r rot B = µ0 j + µ0 0 r E . t (2.8) Aus den MAXWELLschen Gleichungen (2.7) und (2.8) für den quellenfreien Raum lassen sich Wellengleichungen der Form r r E 1 2E = 2 2 x2 c t 2 (2.9) ableiten, wobei die Ausbreitungsgeschwindigkeit durch c= 1 µ0 (2.10) 0 gegeben ist. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer elektromagnetischen Welle gleich der Lichtgeschwindigkeit ist, und es sich bei den Lösungen der Wellengleichung (2.9) um ebene Wellen handelt, schloss MAXWELL folgerichtig, dass das Licht eine elektromagnetische Welle ist. Bei einer elektromagnetischen Welle stehen das Magnetfeld und das elektrische Feld senkrecht aufeinander 10 (Abbildung 7). Dieser Sachverhalt folgt auch aus den MAXWELLschen Gleichungen [Tip00]. Abb. 7: Elektromagnetische Welle HEINRICH HERTZ (1857 – 1894) konnte 1888 letztendlich den experimentellen Beweis für die Wesensgleichheit von Licht und elektromagnetischen Wellen liefern. Somit stand Ende des 19. Jahrhunderts fest, dass es sich bei Licht um eine transversale elektromagnetische Welle handelt. Beachtenswert ist an dieser Stelle, dass zwei unterschiedliche Gebiete der damaligen Physik, die HERTZ Optik und die Elektrodynamik, die sich nebeneinander entwickelten, in eine Theorie gefasst werden konnten [Si90]. Wechselwirkung von Licht mit Materie HEINRICH HERTZ und sein Schüler W ILHELM HALLWACHS (1859 – 1922) entdeckten, dass bei Bestrahlung von Materie mit Licht geladene Teilchen ausgelöst werden. Dieser Effekt ist heute als Hallwachseffekt oder Photoeffekt bekannt. Dass es sich bei den geladenen Teilchen um Elektronen handelt, konnte PHILIPP LENARD (1862 – 1947) um 1900 bestätigen. Er untersuchte diesen Effekt etwas genauer und fand zum einen heraus, dass dieser Effekt nur bei Bestrahlung von hinreichend kurzwelligem Licht auftritt, und zum anderen, dass die Geschwindigkeit der Elektronen nur von der Frequenz des Lichts und nicht von seiner Intensität abhängt. Auch bei Licht mit schwacher Intensität konnten Elektronen ausgelöst werden und der Effekt trat sofort, ohne längere Beleuchtung, auf. Diese Beobachtungen 11 konnten mit dem bekannten Wellenmodell des Lichts nicht erklärt werden. Eine Erklärung wurde erst 1905 durch ALBERT EINSTEIN mit Hilfe der Quantenphysik gegeben, die in Abschnitt 2.3 diskutiert wird [Hun84]. 2.2 Die Geburtsstunde der Quantenmechanik Die Entwicklung der Quantenmechanik lässt sich auf den Zeitraum von 1900 bis 1927 eingrenzen. Die Physik, die diesem Zeitraum vorausging, bezeichnet man als klassische Physik. Die klassische Physik gegen Ende des 19. Jahrhunderts lässt sich in drei Teilgebiete gliedern [Hun84]: • Die Mechanik der Systeme von Massenpunkten (Physik der Materie in Abbildung 8) • Die Theorie des elektromagnetischen Feldes und des Lichts (Physik des Äthers in Abbildung 8) • Die Thermodynamik und die statistische Physik Die Physik gegen Ende des 19. Jahrhunderts war in einer Endzeitstimmung und viele Physiker, wie A. A. MICHELSON waren überzeugt, dass „die wichtigsten Grundgesetze und Grundtatsachen der Physik [...] alle schon entdeckt [sind]; und diese haben sich bis jetzt so fest bewährt, dass die Möglichkeit, sie wegen neuer Entdeckungen beiseite zu schieben, außerordentlich fern zu liegen scheint [...]. Unsere künftigen Entdeckungen müssen wir in den 6. Dezimalstellen suchen.“ [Si90, S.393]. Allerdings taten sich auch „Wolken am Himmel der Physik des 19. Jahrhunderts“ [Si90, S.393] auf, wie LORD KELVIN 1900 die Probleme der damaligen Physik in einem Vortrag nannte. Die Wolken, also die offenen Probleme, sind in Abbildung 8 schematisch dargestellt. 12 Abb. 8: Offene Probleme Die offenen Probleme sind durch ein Fragezeichen gekennzeichnet, und die Phänomene, die sich nicht in den Rahmen der klassischen Physik einfügen lassen, sind farbig markiert. Im Folgenden ist allerdings nur die Strahlung schwarzer Körper relevant, da nach der Suche einer Theorie für die Erklärung der Spektralverteilung eines schwarzen Körpers die PLANCK Quantenmechanik von MAX PLANCK (1858 – 1947) im Jahre 1900 eingeleitet wurde. Worin die Probleme bei der Theoriefindung für die Spektralverteilung mit Hilfe der klassischen Physik lagen, und wie die Quantenmechanik hier den entscheidenden Durchbruch brachte, wird im folgenden Abschnitt diskutiert [Si90]. 2.2.1 Die spektrale Verteilungsfunktion eines schwarzen Körpers Die Spektralverteilung (Abbildung 9) der Strahlung eines schwarzen Körpers konnte nur mit Hilfe der Quantenmechanik theoretisch beschrieben werden. Man bezeichnet als schwarzen Körper ein System, das die gesamte einfallende Strahlung absorbiert. 13 Abb. 9: Spektralverteilung eines schwarzen Körpers Ein schwarzer Körper lässt sich experimentell durch einen Hohlraum mit einer kleinen Öffnung gut realisieren (Abbildung 10). Aus diesem Grund wird auch oft von der Hohlraumstrahlung geredet, wenn man die Strahlung eines schwarzen Körpers meint. Die Strahlung befindet sich im Hohlraum im ständigen thermischen Gleichgewicht mit den Wänden. Die Wände emittieren und absorbieren ständig die Strahlung. Abb. 10: Experimentelle Realisierung eines schwarzen Körpers Die Strahlung kann in den Hohlraum durch das Loch ein- bzw. austreten. Die Wände werden auf einer gleichmäßigen Temperatur gehalten, die variiert werden kann. Damit das thermische Gleichgewicht im Hohlraum durch die ein- und austretende Strahlung so wenig wie möglich gestört wird, muss das Loch klein gehalten werden. Die geometrische Beschaffenheit des Körpers hat keinen Einfluss auf die Eigenschaften der Hohlraumstrahlung, diese werden lediglich durch die Temperatur verändert. Abbildung 9 zeigt die abgestrahlte Leistung P ( , T ) eines 14 schwarzen Körpers in Abhängigkeit von der Wellenlänge für drei verschiedene Temperaturen. Innerhalb der klassischen Thermodynamik konnten RAYLEIGH und JEANS folgende Spektralverteilungsfunktion P ( , T ) herleiten: P ( ,T ) = 8 k BT 4 , (2.11) wobei kB die BOLTZMANN – Konstante ist. Abb. 11: Spektrale Verteilung der Hohlraumstrahlung bei 1600 K Das RAYLEIGH – JEANS – Gesetz ist in Abbildung 11 als gestrichelte Kurve dargestellt, wobei die Spektralverteilungsfunktion in Abbildung 11 u( ) genannt wird. Vergleicht man Spektralverteilungsfunktion die (2.11) Kurve bei der RAYLEIGH kleinen – Wellenlängen JEANSschen mit den experimentellen Daten in Abbildung 11, so erkennt man, dass in diesem Bereich keine Übereinstimmung vorliegt. Die Übereinstimmung mit den experimentellen Daten ist nur für große Wellenlängen gegeben. Im Grenzwert experimentell bestimmte Spektralverteilung P ( , T) 0 geht die gegen Null, wobei die berechnete Spektralverteilung von RAYLEIGH und JEANS gegen unendlich geht. Man nennt dieses Resultat auch Ultraviolettkatastrophe [Tip00]. 15 MAX PLANCKs Leistung war das Auffinden der Spektralverteilungsfunktion, die mit den experimentellen Daten über dem gesamten Wellenlängenbereich übereinstimmt (Abbildung 11). Bei der Herleitung seiner Spektralverteilungsfunktion P ( ,T ) = 8 hc 1 5 e hc +kt (2.12) -1 suchte PLANCK nach einer Korrekturmöglichkeit in den klassischen Berechnungen [Dem05]. Sein größter Erfolg war in der Annahme, dass die Energie des schwarzen Körpers nicht als kontinuierliche Größe betrachtet werden kann, sondern dass sie nur in kleinen Paketen, sogenannte Quanten, emittiert und absorbiert wird. Er fand heraus, dass die Energie eines Quantums proportional zur Frequenz ist: E=h wobei h = 6,6260693 (2.13) , 10-34 Js ist und die Dimension einer Wirkung trägt. Deshalb wird h auch als PLANCKsches Wirkungsquantum bezeichnet. PLANCK war jedoch nicht in der Lage, diese Konstante in die klassische Physik einzupassen. Die fundamentale Bedeutung der Energiequantisierung wurde deutlich, als EINSTEIN mit der Hilfe der Energiequantisierung den Photoeffekt erklärte [Tip00]. 2.3 EINSTEINs Deutung des Photoeffekts In Abschnitt 2.1 wurde der Photoeffekt erwähnt, welcher nicht durch das Wellenmodell des Lichts erklärt werden konnte. ALBERT EINSTEIN (1879 – 1955) war der Erste, dem die Bedeutung des Quantenbegriffs über die Strahlungsformel hinaus bewusst war. Er lieferte im Jahre 1905 in derselben Ausgabe der Annalen der Physik, in der auch seine EINSTEIN Relativitätstheorie erschienen ist, eine Erklärung für den Photoeffekt. EINSTEIN nahm an, dass Licht mit der Frequenz aus Energiequanten der Größe h (sog. Photonen) besteht, und hat die Emission eines Elektrons auf die Wechselwirkung 16 mit einem Photon zurückgeführt, wobei das Elektron die Energie des Photons aufnimmt [Si90]. Er beschrieb den Vorgang gemäß der Gleichung: h = mv2 + P, 2 (2.14) wobei P die zu verrichtende Arbeit ist, um die Elektronen abzulösen [Hun84]. Die Photonen besitzen analog zu klassischen Teilchen auch einen Impuls. Man kann einem Photon gemäß der Beziehung E = mc2 zwischen Energie E und Masse m eines Teilchens formal die Masse m= E h 2 = c c2 (2.15) zuordnen. Man muss allerdings beachten, dass es keine ruhenden Photonen gibt, so dass die ‚Masse’ nicht der Ruhemasse eines klassischen Teilchens entspricht. Somit folgt aus dem relativistischen Energieansatz E = p 2c2 + m02 c4 mit m0 = 0 (Ruhemasse eines Photons), dass der Impuls p = die Energie E = h (2.16) E ist. Setzt man für c ein, so erhält man für den Impuls eines Lichtquants folgende Beziehung: p= h . (2.17) Man sieht, dass die Teilcheneigenschaften Masse, Energie und Impuls des Photons nur über die Welleneigenschaften Frequenz bzw. Wellenlänge definiert sind [Dem05]. Man kann sich jetzt fragen, ob dies in analoger Weise auch für Materie zutrifft. LOUIS DE BROGLIE befasste sich mit dieser Fragestellung, die im nächsten Abschnitt dargestellt wird. 17 2.4 Der Wellencharakter von Teilchen Wie in Abschnitt 2.1 gezeigt wurde, lässt sich das Interferenzmuster am Doppelspalt mit dem Wellenmodell des Lichts erklären. Anderseits ist der Photoeffekt ein Beweis für den Teilchencharakter des Lichts. LOUIS DE BROGLIE (1892 – 1987) hatte nun folgenden Gedanken: Bei Licht wurde von vielen Physikern (YOUNG, FRESNEL, MAXWELL, HERTZ) über sehr lange Zeit zu sehr der Wellenaspekt in den Vordergrund gestellt, und DE BROGLIE der Teilchencharakter vernachlässigt, wodurch bei der Erklärung des Photoeffekts und der Strahlung eines schwarzen Körpers Probleme auftraten. DE BROGLIE meinte, dass man bei Teilchen wie Elektronen nicht den gleichen Fehler begehen sollte. Nach seiner Meinung musste auch der Wellenaspekt von Teilchen betrachtet werden. Diesen Kerngedanken führte er 1924 in seiner Doktorarbeit Recherches sur la Théorie des Quanta [Si90] aus und kam zu dem Ergebnis, dass auch einem Teilchen mit dem Impuls p=m v (2.18) eine Wellenlänge, analog zu der Beziehung zwischen Impuls und Wellenlänge beim Licht (Abschnitt 2.3), zugeordnet werden kann. Für ein Teilchen der Masse m, das sich mit der Geschwindigkeit v bewegt erhält man somit: = Da die Materiewellen oder DE h h = . p m v (2.19) BROGLIE – Wellen aber erst 1927 experimentell von C.J. DAVISSON und L.H. GERMER bestätigt werden konnten, wurde er anfangs in der Fachwelt mit seiner Theorie von manchen Physikern, wie z.B. ERWIN SCHRÖDINGER belächelt [Si90]. 18 2.5 Das DAVISSON – GERMER – Experiment C.J. DAVISSON und L.H. GERMER entdeckten 1927 beim Beschuss eines Nickelkristalls mit Elektronen Beugungs- und Interferenzeffekte von Elektronen. Abbildung 12 zeigt den Versuchsaufbau. Abb. 12: Versuchsaufbau des DAVISSON – GERMER – Experiments DAVISSON und GERMER beobachteten die Maxima und Minima der Intensitätsverteilung der gestreuten Elektronen in Abhängigkeit des Streuwinkels. In Abbildung 13 erkennt man ein typisches Beugungsmuster mit einem ausgeprägten Maximum unter einem Winkel von 50°. Die Lage des Intensitätsmaximums hängt von der Materiewellenlänge der Elektronen und den Gitterabständen im Nickelkristall ab. 19 Abb. 13: Winkelabhängigkeit der Intensität der gestreuten Elektronen Somit konnten DAVISSON und GERMER die Hypothese der Materiewellen von DE BROGLIE überprüfen, da die Wellenlänge der Elektronen in der Größenordnung der Gitterabstände im Kristall liegt. Durch Variieren der Elektronenenergie und der Winkelbestimmung der Maxima und Minima konnten DAVISSON und GERMER die Wellenlänge der Elektronen Übereinstimmung mit dem von DE bestimmen. So erzielten sie eine gute BROGLIE errechneten Wert für die Materiewellen von Elektronen [Tip00]. Da bis zu dieser Stelle lediglich Ergebnisse und deren Erklärungen ohne eine allumfassende, fundierte Theorie der Quantenmechanik behandelt wurde, wird in den folgenden Abschnitten ein Formalismus der Quantenmechanik vorgestellt. 2.6 Die Wellenmechanik von ERWIN SCHRÖDINGER Vergleicht man die Gesetze der geometrischen Optik mit denen der Elektronenoptik, so stellt man fest, dass die Bahnen eines Lichtstrahls und die Bahnen eines Elektrons in einem elektrischen Feld in engem Zusammenhang stehen. Wenn ein bestimmter Zusammenhang zwischen dem ortsabhängigen optischen Brechungsindex und dem ortsabhängigen Potential des elektrischen 20 Feldes erfüllt ist, fallen die Bahn eines Elektrons und eines Lichtstrahls zusammen (Abbildung 14). Abb. 14: Analogie zwischen klassischer Mechanik und Strahlenoptik Für kleine Wellenlängen ist die Strahlenoptik ein Grenzfall der Wellenoptik, in analoger Weise erwartet man, dass sich die klassische Mechanik als Grenzfall einer neuen Mechanik entpuppt, der ‚Wellenmechanik’. ERWIN SCHRÖDINGER (1887 – 1961) konnte 1926 über die oben erwähnte Analogiebetrachtung eine SCHRÖDINGER Wellengleichung aufstellen, die das Verhalten von Elektronen als Welle und als Teilchen beschreibt [Si90]. Die allgemeine zeitabhängige, dreidimensionale Schrödingergleichung (Wellengleichung) für ein Teilchen der Masse m lautet -h 2 2m r r r ( r, t ) + E ( r, t ) ( r, t ) = ih pot r ( r, t ) , t (2.20) 21 wobei h = h bedeutet und Epot die potentielle Energie des Teilchens ist [Dem05]. 2 Eine Lösung der eindimensionalen Schrödingergleichung für ein freies, kräftefreies Teilchen ist die Exponentialform einer harmonischen Wellenfunktion ( x, t ) = A e( i kx- t ) (2.21) mit A als Konstante. Die Wellenfunktionen, die die Schrödingergleichung erfüllen, müssen nicht notwendigerweise reell sein, wie Gleichung (2.21) zeigt. Offensichtlich kann man solch einer Funktion keine reale Existenz zuschreiben und deshalb auch nicht direkt messen [Tip03]. Es bedarf also einer Interpretation der Wellenfunktion, die für die Realität relevant ist. MAX BORN entwickelte eine Interpretation, die im nächsten Abschnitt vorgestellt wird. 2.7 Die Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Wellenfunktion Die Verknüpfung der Schrödingergleichung mit Messergebnissen geht auf MAX BORN (1882 – 1970) zurück. Einem Quantenobjekt, z.B. einem Elektron, kann im Allgemeinen kein wohldefinierter Ort zugeordnet werden, lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen sind möglich. Die Wahrscheinlichkeitsdichte ein Quantenobjekt an einem Ort x zu finden wird P(x) genannt. Ein Beispiel für solch eine Wahrscheinlichkeitsdichte ist die Intensitätsverteilung beim Doppelspalt (Abbildung 2). Ziel quantenmechanischer Berechnungen ist das Auffinden der Wahrscheinlichkeitsdichte, da diese reell ist. Die Wahrscheinlichkeitsdichte berechnet man mit Hilfe der Wellenfunktion P(x) = Somit wird aus der komplexen 2 (x) . Wellenfunktion (2.22) eine reelle, messbare Wahrscheinlichkeitsdichte. Für die Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen im Intervall dx zu finden, setzte BORN an: 22 P(x, t)dx = ( x, t ) 2 dx . (2.23) Man muss sich allerdings bewusst sein, dass die Wellenfunktion sich stets auf ein Ensemble von Quantenobjekten bezieht. Unter einem Ensemble versteht man eine Menge von identisch präparierten Quantenobjekten, die sich gegenseitig nicht beeinflussen. Somit löst sich der Welle – Teilchen – Dualismus auf, da die Wellenfunktion die gleichen Eigenschaften wie eine klassische Welle besitzt und so die Interferenzeffekte erklärt werden können. Die Lokalisation der Teilchen wird durch das Betragsquadrat der Wellenfunktion nach MAX BORN gegeben [Tip03]. 23 3. Experimente des Schülerlabors In diesem Kapitel wird der Formalismus der Wellenfunktion am Doppelspaltexperiment und einem alternativen Doppelspaltexperiment, dem MACH – ZEHNDER – Interferometer, verdeutlicht. Diese beiden Versuchsaufbauten bilden die experimentelle Grundlage des Schülerlabors. Beide Experimente bieten ein didaktisches Potential (Abschnitt 5.4) zur Verdeutlichung der Wesenszüge, die die Quantenphysik charakterisieren. Um den Formalismus anwenden zu können, bedarf es einiger mathematischer Operationen, wobei die wichtigsten in Abschnitt 3.1 aufgezählt werden. Anschließend wird der Formalismus auf den Doppelspalt und das MACH – ZEHNDER – Interferometer angewendet, um die Versuchsergebnisse auch quantitativ zu beschreiben. 3.1 Der mathematische Formalismus der Quantenmechanik In der Quantenmechanik betrachtet man (reine) Zustände eines Systems. Die Zustände werden durch Strahlen in einem separablen, komplexen Hilbertraum beschrieben. Ein (komplex –) eindimensionaler, linearer Teilraum entspricht genau einem Strahl. Diese Strahlen werden meist durch einen Vektor repräsentiert, der in solch einem Teilraum liegt. Dieser Vektor wird oft auf eins normiert, da sich somit eine Vereinfachung der Notation ergibt. Unterscheiden sich Vektoren nur um einen komplexen Faktor oder um Einheitsvektoren (die sich nur um eine Phase unterscheiden), so repräsentieren die Vektoren denselben physikalischen Zustand. Im diesem Kapitel wird die Notation von DIRAC benutzt, so dass Vektoren in einem Hilbertraum durch sogenannte ‚kets’ gekennzeichnet werden: . Vektoren aus dem dualen Hilbertraum werden durch sogenannte ‚bras’ gekennzeichnet: . Daher wird diese Notation auch oft als ‚bra – ket’ Schreibweise bezeichnet. 24 Nach dem Satz von RIESZ [Heu06] ist der Hilbertraum H isomorph zu seinem H ein eindeutiges Dualraum H’ und es gibt zu jedem f f( )= H , so dass gilt: . (3.1) Auf dem Hilbertraum existiert ein Skalarprodukt RIESZschen Satzes gibt es zu jedem ‚ket’ ( , ), und wegen des ein eindeutiges ‚bra’ im Dualraum, so dass für das Skalarprodukt ( , ) (3.2) geschrieben werden darf. Das Skalarprodukt wird im Folgenden noch wichtig sein [Fil04]. Die Notwendigkeit ist nun eine Verbindung des mathematischen Formalismus mit der Physik, insbesondere die Verbindung des mathematischen Formalismus mit den Ergebnissen physikalischer Experimente. Im Folgenden wird ein ‚Kochrezept’ der Quantenmechanik vorgestellt, das sich aus der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik ergibt. An späterer Stelle wird nochmals gesondert auf die Kopenhagener Interpretation eingegangen. Folgende Axiome sind wortgetreu aus dem Skript zur Vorlesung Grundlagen und Probleme der Quantenmechanik von THOMAS FILK [Fil04] entnommen: 1. (Reine) physikalische Zustände werden durch eindimensionale Teilräume eines separablen Hilbert – Raums dargestellt. Ein normierter Vektor dieses Teilraums kann als Repräsentant dieses Zustands dienen. 2. Die Observable an einem physikalischen System werden durch die selbstadjungierten Operatoren des Hilbert – Raums dargestellt. Orts – und Impulsoperatoren erfüllen dabei folgende Bedingung: [Q, P] = h I . i (3.3) 25 3. Das Spektrum eines selbstadjungierten Operators entspricht den möglichen Messwerten einer Messung der zugehörigen Observablen an dem System. 4. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Messung der Observablen zu einem den Messwert Operator A im Zustand mit zugehörigem Eigenvektor zu finden, ist gleich 2 5. Die ungestörte . Zeitentwicklung (3.4) eines abgeschlossenen quantenmechanischen Systems wird durch die Schrödingergleichung - i d h dt =H (3.5) beschrieben, wobei H der Energieoperator des Systems ist. 6. Nach einer Messung der Observablen A an einem physikalischen System und dem Ergebnis als Messwert befindet sich das physikalische System in dem zugehörigen Eigenzustand . Wie wir ein physikalisches System in den mathematischen Formalismus zu übertragen haben wird durch Axiom 1 und 2 vorgegeben. Die physikalische Interpretation von Resultaten im mathematischen Formalismus wird durch Axiom 3 und 4 vorgegeben. Axiom 5 und 6 repräsentieren die Zeitentwicklung des quantenmechanischen Systems. Auf dieser Grundlage ist es nun möglich den Formalismus am Doppelspalt und am MACH – ZEHNDER – Interferometer anzuwenden. 26 3.2 Das Doppelspalt – Experiment Die Lichtquantenhypothese von EINSTEIN konnte den Photoeffekt erklären (siehe Abschnitt 2.3), allerdings führte dies zu einem neuen Problem: Ist Licht mit einem Wellenmodell oder mit einem Teilchenmodell zu beschreiben? Die Physiker vor 1905 beschrieben das Licht durch eine elektromagnetische Welle (Abschnitt 2.1), und hatten somit große Probleme mit der Korpuskulartheorie des Lichts. Das Interferenzmuster bzw. die Intensitätsverteilung des Doppelspalt – Experiments mit Licht hoher Intensität (Abschnitt 2.1) konnte durch das Wellenmodell erklärt werden. GEOFFREY I. TAYLOR (1886 – 1975) verschärfte 1908 den Welle – Teilchen – Dualismus, indem er sich die Frage stellte: Was wird beobachtet wenn man einzelne Photonen durch einen Doppelspalt schickt? Würde das Interferenzmuster verschwinden, und kann man daraus schließen, dass sich die Photonen gegenseitig beeinflusst haben? Oder würde die Summe aller nacheinander durch den Doppelspalt getretenen Photonen ein Interferenzmuster erzeugen? Diese Fragen wurden von TAYLOR 1908 experimentell untersucht [Le02]. 27 3.2.1 Das TAYLOR – Experiment TAYLOR untersuchte die Beugung von Licht an einer Nadelspitze. Der Schirm wurde von ihm durch eine Photoplatte ersetzt, um die Treffer der Photonen nachzuweisen. TAYLOR verringerte die Intensität des Lichts, so dass sich im Mittel nur noch ein Photon zwischen Nadelspitze und Schirm befand. Quelle Doppelspalt Schirm Abb. 15: Versuchsaufbau zum Doppelspalt – Experiment Um ein geeignetes Ergebnis zu erhalten, musste TAYLOR die Photoplatte allerdings mehrere Monate belichten. An Stelle einer Nadelspitze wird im Folgenden ein Doppelspalt (Abbildung 15) verwendet, wobei die Ergebnisse übereinstimmen. Das experimentelle Ergebnis des TAYLOR – Experiments ist verblüffend. Nach kurzer Belichtungszeit sieht man lediglich stochastisch verteilte Einzeltreffer der Photonen, wie in Abbildung 16 (a) dargestellt ist, wodurch sich eine körnige Struktur ergibt. Dauert die Belichtung allerdings sehr lange, wie in Abbildung 16 (b), erkennt man, dass sich das bekannte Interferenzmuster, aus der körnigen Struktur, herausbildet. 28 Abb. 16: Allmählicher Aufbau des Interferenzmusters aus einzelnen Treffern Ist es möglich, den Ort eines einzelnen Photons auf dem Schirm vorherzusagen? Die Antwort ist nein, denn für Einzelereignisse lassen sich in der Quantenmechanik keine Vorhersagen machen, lediglich für ein Ensemble (Abschnitt 2.7) von identisch präparierten Quantenobjekten (z.B. Photonen der gleichen Frequenz) ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage über den Ort des Auftreffens möglich. Somit muss die Intensitätsverteilung (Abbildung 16 (c)) des Doppelspalt – Experiments bei Licht hoher Intensität als Wahrscheinlichkeitsdichte umgedeutet werden. Da Materie nach DE BROGLIE auch eine Wellenlänge zugeordnet werden kann, könnte man das Doppelspalt – Experiment auch mit Teilchen wie Elektronen durchführen, und beobachten, ob ein Interferenzmuster wie im Falle des TAYLOR – Experiments entsteht [Mül00]. 29 3.2.2 Das JÖNSSON – Experiment CLAUS JÖNSSON führte 1960 das Doppelspalt – Experiment mit Elektronen durch. Bevor die Ergebnisse dieses Experiments und seine Bedeutung für die Wissenschaft aufgezeigt werden, wird das Doppelspalt – Experiment mit klassischen Teilchen (z.B. Kugeln) betrachtet, um die Unterschiede zwischen klassischen Teilchen und Quantenobjekten hervorzuheben. Abb. 17: Doppelspalt – Experiment mit Kugeln Betrachtet wird der Aufbau in Abbildung 17 (a). Aus einer Kanone werden nacheinander Kugeln auf einen Doppelspalt geschossen. Die Kugeln werden von einem Detektor registriert. Der Detektor bewegt sich entlang der x – Achse und misst die Wahrscheinlichkeit für das Ankommen einer Kugel. Die Wahrscheinlichkeit wird somit als Funktion von x aufgezeichnet. Als Ergebnis erhält man die Kurve in Abbildung 17 (c). In der Zeichnung wird die Wahrscheinlichkeit nach rechts aufgetragen und x in vertikaler Richtung, so dass die x – Achse zur Abbildung des Apparates passt. Da die Kugeln entweder durch Spalt 1 oder Spalt 2 gekommen sein können, wird die Wahrscheinlichkeitsverteilung P12 genannt. Es ist nicht überraschend, dass P12 zur Mitte hin groß wird, aber es ist verwunderlich, warum gerade bei x = 0 die Wahrscheinlichkeitsverteilung ihren Maximalwert besitzt. Um diesen Sachverhalt zu verstehen, wird das Experiment wiederholt und einmal Spalt 2 und einmal Spalt 1 abgedeckt. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für 30 den Fall, dass Spalt 2 abgedeckt ist und die Kugeln nur durch Spalt 1 gehen können, ist in Abbildung 17 (b) mit P1 gekennzeichnet. Man sieht, dass der Maximalwert von P1 an der x – Position auftritt, die auf gerader Linie mit Spalt 1 liegt. Wenn Spalt 1 abgedeckt wird erhält man die symmetrische Kurve P2. P2 spiegelt somit die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kugeln wider, die durch Spalt 2 getreten sind. Vergleicht man die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Teile (b) und (c) der Abbildung 17 findet man als wichtiges Ergebnis: P12 = P1 + P2. (3.6) Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeiten einfach addiert werden müssen. Die Wahrscheinlichkeit bei zwei geöffneten Spalten ist die Summe der Wahrscheinlichkeiten bei je einem geöffneten Spalt [Fey71]. Analog zu dem oben beschriebenen Doppelspalt – Experiment mit Kugeln kann man auch Elektronen benutzen, da es sich bei Elektronen auch um Teilchen handelt. Es stellt sich die Frage, ob bei Quantenobjekten, wie Elektronen, eine ähnliche Beobachtung wie bei klassischen Teilchen (Kugeln) auftritt. Abb. 18: Doppelspalt – Experiment mit Elektronen 31 In der Physik ist es äußerst wichtig, solche Gedankenexperimente wie das Doppelspalt – Experiment mit Elektronen auch zu überprüfen, da die beste Theorie ohne Experiment nicht überprüfbar ist. 1960 hat CLAUS JÖNSSON als Erster das Doppelspalt – Experiment mit Elektronen durchgeführt (Abbildung 18 (a)). Das JÖNSSON – Experiment ist in einer Umfrage der Zeitschrift ‚Physics World’ zum schönsten physikalischen Experiment aller Zeiten gewählt worden [Ph02]. JÖNSSON beobachtete die Wahrscheinlichkeitsverteilung P12, die in Abbildung 18 (c) dargestellt ist. Elektronen sind Teilchen und sie kommen immer als ‚Ganzes’ im Detektor an. Aus diesem Grund muss unser Elektron entweder durch Spalt 1 oder Spalt 2 hindurchgegangen sein. Analog zum Doppelspalt – Experiment mit Kugeln wird wieder ein Spalt abgedeckt und die Wahrscheinlichkeitsverteilung beobachtet. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung, wenn Spalt 1 offen und Spalt 2 geschlossen ist, ist in Abbildung 18 (b) dargestellt und wird wieder mit P1 bezeichnet. P2 ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung wenn Spalt 2 offen und Spalt 1 geschlossen ist. Die Addition beider Wahrscheinlichkeitsverteilungen P1 und P2 ergibt offenbar nicht die Wahrscheinlichkeitsverteilung P12, wie dies im Doppelspalt – Experiment mit Kugeln der Fall war (3.6). Was ist schief gegangen? [Fey71]. Unsere Annahme, dass die Elektronen entweder durch Spalt 1 oder Spalt 2 gehen, muss falsch gewesen sein. Aber wie kann die Wahrscheinlichkeitsverteilung P12 erklärt werden? Das Interferenzmuster kann mit Hilfe des Superpositionsprinzips erklärt werden. Die Elektronen, die aus der Quelle treten, befinden sich im Zustand Q . Der Doppelspalt dient in diesem Fall als Filter, der einen Teil der Elektronen absorbiert. Ein gewisser Anteil kann durch Spalt 1 bzw. Spalt 2 treten. Der Doppelspalt projiziert aus der Wellenfunktion Spalt 1) und 2 zwei Teilzustände: Q 1 (Elektron tritt durch (Elektron tritt durch Spalt 2) heraus. Hinter dem Doppelspalt kann der Zustand des Systems Elektron als Superposition (Überlagerung) geschrieben werden: = 1 2 ( 1 + 2 ). (3.7) 32 An einem bestimmten Punkt x auf dem Schirm wird das Elektron im Zustand x gemessen. Nach Axiom 4 in Abschnitt 3.1 ist die Wahrscheinlichkeit dafür durch x 2 = ( 1 x 2 2 1 2 + x + 2 2 x x 1 + 1 x x 2 ) (3.8) gegeben. Die ersten beiden Terme entsprechen den Wahrscheinlichkeiten, dass ein Elektron durch Spalt 1 geht, wenn Spalt 2 geschlossen ist, und dass ein Elektron durch Spalt 2 geht, wenn Spalt 1 geschlossen ist. Die letzten beiden Terme sind für die Interferenz verantwortlich (Interferenzterm). Sind sie positiv, so kann die Gesamtwahrscheinlichkeit (P12) größer werden als die Summe der beiden Teilwahrscheinlichkeiten (P1 und P2). Sind die Interferenzterme allerdings negativ, so kann die Wahrscheinlichkeit sogar Null werden, wodurch die Minima in der Wahrscheinlichkeitsverteilung P12 erklärt werden. Somit führt die Überlagerung der beiden Anteile der Wellenfunktion zu den charakteristischen Interferenzmustern in der Intensität [Fil04]. FEYNMAN stellt folgende Regel für das Eintreten von Interferenz bei Quantenobjekten auf: „Wenn ein Ereignis auf mehrere verschiedene Weisen auftreten kann, ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude für das Wahrscheinlichkeitsamplituden jeder Interferenz.“ [Fey Ereignis die einzeln betrachteten Summe Möglichkeit. Es der gibt 71]. Die Wahrscheinlichkeitsamplituden sind im Wesentlichen durch die oben erwähnten Wellenfunktionen x 1 und x 2 gegeben. Das Betragsquadrat der Wahrscheinlichkeitsamplituden ist proportional zur Wahrscheinlichkeit ein Teilchen am Punkt x anzutreffen. Die Superposition von Zuständen ist ein typisches Merkmal der Quantenmechanik. Solche Superpositionen sind klassisch nicht möglich. In der Quantenmechanik ist es nicht die Unkenntnis, welcher Zustand herrscht, sondern es liegen tatsächlich beide Zustände vor, wie das Interferenzmuster beweist [Fil04]. Die oben erwähnte Behauptung, dass ein Elektron entweder durch Spalt 1 oder Spalt 2 gegangen sein muss, war nicht haltbar, da sonst kein Interferenzmuster 33 entstanden wäre. Im nächsten Abschnitt wird ein Versuch diskutiert, der die Folgerung, dass die ursprüngliche Behauptung falsch ist, überprüfen soll. 3.2.3 Das Komplementaritätsprinzip Mit einer Lichtquelle kann auf einfache Weise eine Ortsmessung am Doppelspalt vorgenommen werden. Dadurch lässt sich überprüfen, durch welchen Spalt ein Elektron gegangen ist. Die Lichtquelle bestrahlt den Bereich hinter dem Doppelspalt mit Photonen. Das Elektron macht sich im ‚Scheinwerferlicht’ hinter dem Doppelspalt durch einen Lichtblitz bemerkbar (Abbildung 19 (a)). Abb. 19: Ortsmessung am Doppelspalt Allerdings hat dieses Experiment auch einen Nachteil. Das Licht muss wegen der Proportionalität von Auflösungsvermögen und Kehrwert der Wellenlänge eine gewisse Mindestenergie besitzen, damit das Elektron eindeutig hinter einem der Spalten nachgewiesen werden kann. Eine Bedingung für den eindeutigen Nachweis ist, dass der Abstand der beiden Spalte kleiner sein muss als die Wellenlänge des Photons [Fil04]. Bei Durchführung des Experiments verschwindet das Interferenzmuster und man erhält die Wahrscheinlichkeitsverteilung P’12 in Abbildung 19 (c). Diese Verteilung ist aus dem Doppelspalt – Experiment mit Kugeln bekannt. Unterscheidet man die Treffer im Detektor in der Art, dass man den Spalt, durch den die Elektronen 34 geflogen sind, notiert, so erhält man für die Elektronen die durch Spalt 1 gegangen sind die Wahrscheinlichkeitsverteilung P’1, und für die Elektronen die durch Spalt 2 gegangen sind die Wahrscheinlichkeitsverteilung P’2 (Abbildung 19 (b)). Die resultierende Wahrscheinlichkeitsverteilung setzt sich wieder aus den Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Einzelspalte zusammen [Fey71]: P’12 = P’1 + P’2. (3.9) Das Elektron fliegt bei dieser Messanordnung tatsächlich nur durch einen Spalt. Aber offensichtlich wurde das System durch die Beobachtung des Elektrons so wesentlich verändert, dass die Resultate völlig anders ausfallen. Schwächt man den Eingriff ab, in dem man die Lichtintensität reduziert, wird nicht mehr jedes Elektron als Lichtblitz wahrgenommen. Je schwächer die Lichtintensität ist, desto weniger Elektronen werden durch einen Lichtblitz sichtbar. Statt der Lichtintensität kann man auch die Wellenlänge vergrößern. Die Energie der Lichtquelle wird dadurch ebenfalls kleiner. Aber da das Auflösungsvermögen umgekehrt proportional zur Wellenlänge ist, wird der Lichtblitz breiter, so dass keine eindeutige Entscheidung getroffen werden kann durch welchen Spalt das Elektron gegangen ist. Das Ergebnis ist wieder das Interferenzmuster, da man nicht in der Lage ist, den Spalt, durch den das Elektron gegangen ist, eindeutig festzustellen [Fil04]. Dies ist ein weiterer Wesenszug der Quantenmechanik. Man bezeichnet diesen Wesenszug nach NIELS BOHR als Komplementaritätsprinzip, welches besagt: „ ‚Welcher – Weg’ – Information und Interferenzmuster schließen sich aus“ [Küb02, S. 41]. Die ‚Welcher – Weg’ – Information bezeichnet in der Literatur die Information über die Realisierung der klassisch denkbaren Möglichkeit, obwohl von einem Weg im klassischen Sinne keine Rede sein kann. Deshalb wird ‚Welcher – Weg’ in einfache Anführungszeichen gesetzt [Küb02]. Somit kann am Doppelspalt – Experiment eine Reihe von Grundprinzipien der Quantenmechanik aufgezeigt werden. Eine alternative Experimentieranordnung ähnlich zum Doppelspalt – Experiment ist das MACH – ZEHNDER – Interferometer, welches ebenfalls die wichtigsten Wesenszüge enthält. Aus diesem Grund wurden im Schülerlabor auch die Grundprinzipien der Quantenphysik am MACH – ZEHNDER – Interferometer erarbeitet (Abschnitt 5.6.2.2), welches im folgenden Abschnitt vorgestellt wird. 35 3.3 Das MACH – ZEHNDER – Interferometer Im Folgenden wird ein MACH – ZEHNDER – Interferometer betrachtet. Zuerst wird der prinzipielle Aufbau erläutert und die experimentellen Ergebnisse werden mit Hilfe des Formalismus der Wellenfunktion erklärt. Anschließend wird aufgezeigt, wie an einem MACH – ZEHNDER – Interferometer das Prinzip der ‚wechselwirkungsfreien Messung’ verdeutlicht werden kann. 3.3.1 Der Aufbau Ein MACH – ZEHNDER – Interferometer (Abbildung 20) besteht aus zwei idealen Strahlteilern (HS1 und HS2) und zwei idealen Spiegeln (S1 und S2). Die Strahlteiler und die Spiegel bilden einen Winkel von 45° mit dem einflaufenden Lichtstrahl aus der Quelle (Q). Der Lichtstrahl wird am ersten Strahlteiler HS1 zu 50% transmittiert und zu 50% reflektiert (50:50 Strahlteiler). Die beiden Teilstrahlen laufen unterschiedliche Wege (W1 und W2), bis sie wieder am zweiten Strahlteiler (HS2) zusammengeführt werden. Man erhält auf Grund der Reflexion an einem Strahlteiler verschiedene Gangunterschiede für die Detektoren (D1 und D2) [Dem99]. Abb. 20: Das MACH – ZEHNDER – Interferometer 36 3.3.2 Interferenz an einem idealisierten MACH – ZEHNDER – Interferometer 3.3.2.1 Licht hoher Intensität Bei einem Strahlteiler tritt zwischen dem transmittierten Lichtstrahl und dem reflektierten Lichtstrahl eine Phasenverschiebung auf. Beträgt der Winkel zwischen den beiden Strahlen 90° (Abbildung 20), so beträgt diese Phasenverschiebung gerade 4 . Diese Phasenverschiebung führt zu unterschiedlichen Interferenzen in den Detektoren (D1 und D2) [Fil04]. Betrachtet wird der Lichtweg zu Detektor 1 (D1): Weg 1 (W1): - HS1:Transmission Gangunterschied 0 - S1: Reflexion Gangunterschied - HS2: Reflexion Gangunterschied - Summe aller Gangunterschiede: 4 3 4 Weg 2 (W2): - HS1:Reflexion Gangunterschied - S2: Reflexion Gangunterschied - HS2: Transmission 2 4 2 Gangunterschied 0 - Summe aller Gangunterschiede: 3 4 Für Detektor 1 (D1) erhält man einen relativen Gangunterschied beider Lichtwege W1 und W2 von ;+ = W2 - W1 = 3 4 - 3 4 = 0 . Dies bedeutet, dass man konstruktive Interferenz am Detektor 1 vorfindet. 37 Es gibt nun zwei Argumente für eine destruktive Interferenz im Detektor 2: Durch die konstruktive Interferenz am Detektor 1 bleibt keine Lichtintensität mehr für Detektor 2, also muss hier destruktive Interferenz auftreten. Man kann aber analog zu obiger Rechnung auch für Detektor 2 die relativen Gangunterschiede berechnen. Betrachtet wird der Lichtweg zu Detektor 2 (D2): Gangunterschied 0 Weg 1 (W1): - HS1:Transmission - S1: Reflexion Gangunterschied 2 Gangunterschied 0 - HS2: Transmission - Summe aller Gangunterschiede: 2 Weg 2 (W2): - HS1:Reflexion Gangunterschied - S2: Reflexion Gangunterschied - HS2: Reflexion Gangunterschied 4 2 4 - Summe aller Gangunterschiede: Für Detektor 2 (D2) erhält man einen relativen Gangunterschied beider Lichtwege W1 und W2 von ;+ = W2 - W1 = - 2 = 2 . Dies bedeutet, dass man destruktive Interferenz am Detektor 1 vorfindet [Fil04]. Führt man den Versuch mit einzelnen Photonen durch, so kann die Beschreibung des Lichts nicht mehr auf dem oben beschriebenen klassischen Weg vollzogen werden. Der Formalismus des Zustands muss wieder benutzt werden. 38 3.3.2.2 Licht geringer Intensität Für einzelne Photonen, die durch ein MACH – ZEHNDER – Interferometer (Abbildung 20) hindurch geschickt werden, muss eine andere, quantenmechanische Beschreibung benutzt werden, die im Wesentlichen auf [Fag05 und Old03] basiert. Zuerst soll jedoch erwähnt werden, dass sich ein einzelnes Photon nicht an einem Strahlteiler aufteilt, sondern immer als ‚Ganzes’ entweder reflektiert oder transmittiert wird. Ein Photon, das von der Quelle emittiert wird und in das MACH – ZEHNDER – Interferometer eintritt, besitzt den Zustand . Betrachtet wird zunächst Detektor 2. Zuerst wird die Möglichkeit betrachtet, dass das Photon über Weg 2 (W2) zum Detektor 2 gelangt. Am Strahlteiler HS1 wird das Photon reflektiert und besitzt den neuen Zustand 1 2 e i , 2 (3.10) da bei der Reflexion am Strahlteiler eine Phasenverschiebung von durch den Exponentialterm e i 2 auftritt, die ausgedrückt wird. Da das Photon am Strahlteiler mit 2 einer Wahrscheinlichkeit von 50% reflektiert wird, ergibt sich der Faktor Reflexion am Spiegel S2 bedeutet eine Phasenverschiebung von 1 2 . Die , wodurch der neue Zustand durch 1 2 i e e i 2 = 1 2 e i 3 2 (3.11) beschrieben wird. Eine weitere Reflexion am Strahlteiler HS2 bedeutet wieder eine Phasenverschiebung von 2 . Für den endgültigen Zustand am Detektor D2 folgt: 39 1 1 2 2 i e e 2 i 3 2 = 1 i2 e 2 1 2 = . (3.12) Für den oberen Weg W1 tritt nur am Spiegel S1 eine Phasenverschiebung von auf. Somit erhält man als Zustand 1 i e 2 =! 1 2 . (3.13) Da beide Wegstrecken gleich lang sind, müssen weitere Phasenverschiebungen nicht berücksichtigt werden. Beide Zustände (3.12) und (3.13) müssen wegen des Superpositionsprinzips addiert werden, so dass für den Gesamtzustand an Detektor 2 (D2) gilt: ' 1 + %! & 2 1 2 $ "=0 # . (3.14) Die Wahrscheinlichkeit, ein Photon im Detektor 2 zu finden, ist also Null. Betrachtet man jetzt Detektor 1 (D1) so erhält man analog den Endzustand des Systems: 3 3 1 i2 e 2 1 i + e2 2 =e i 3 2 (3.15) . Die Wahrscheinlichkeit, ein Photon im Zustand im Detektor 1 (D1) zu finden, beträgt nach Axiom 4 (3.4): e i 3 2 2 =e i 3 2 2 2 =e i 3 2 2 = 1. (3.16) Abschließend lässt sich sagen, dass das Photon immer in Detektor 1 (D1) und nie in Detektor 2 (D2) registriert wird. Dieses Ergebnis stimmt mit den Berechnungen der Interferenzen in Abschnitt 3.3.2.1 überein, wenn man die Intensitäten der Interferenzmuster als Wahrscheinlichkeitsdichte deutet. Ein interessantes Verhalten der Quanten zeigt sich, wenn ein Hindernis in den Strahlengang W1 oder W2 40 gestellt wird. Welche Detektoren ansprechen und welche Schlüsse man daraus ziehen kann, wird im nächsten Abschnitt thematisiert. 3.4 Die ‚wechselwirkungsfreie Messung’ Das folgende Experiment zur ‚wechselwirkungsfreien Messung’ basiert auf einer Idee von AVSHALOM C. ELITZUR und LEV VAIDMAN . Sie stellten sich eine Bombe vor, die einen besonderen Sensor besitzt. Trifft ein Photon auf diesen Sensor, so explodiert die Bombe. ELITZUR und VAIDMAN betrachten ein ganzes Arsenal solcher Bomben, von denen jedoch die Hälfte defekt ist. Bei den defekten Bomben fehlt ein Teil des Sensors, so dass ein auftreffendes Photon einfach durchgelassen würde. Wie kann man testen, ob die Bombe noch intakt ist? Genau diese Frage lässt sich mit einem MACH – ZEHNDER – Interferometer und einzelnen Photonen beantworten [Fil04]. Abb. 21: Das Bombentest – Experiment 41 Betrachtet wird zunächst eine Schablone als Hindernis. Diese Schablone absorbiert das Photon, falls es den Weg, in dem die Schablone positioniert ist, durchläuft (Abbildung 21). Für das Photon gibt es zwei Möglichkeiten: Es durchläuft entweder den abgeschirmten Weg, wird von der Schablone absorbiert und trifft auf keinen der beiden Detektoren D oder C oder das Photon durchläuft den freien Weg und kann am zweiten Strahlteiler reflektiert oder durchgelassen werden. In diesem Fall messen Detektor C und D im Mittel etwa gleich viele Photonen. Ein Beweis für ein Hindernis im Strahlengang ist also dann erbracht, wenn ein Photon in Detektor D gelangt. Denn ist der Weg nicht versperrt, so kann auf Grund der destruktiven Interferenz (Abschnitt 3.3.2.2) bei Detektor D nie ein Photon registriert werden. Man hat also eine Möglichkeit gefunden ‚wechselwirkungsfrei’ ein Hindernis ausfindig zu machen. Unter Wechselwirkung soll die strenge PAULIsche Definition verstanden werden: „Zwei Systeme haben keine Wechselwirkung miteinander, wenn keine Energie ausgetauscht wird.“ [Fil04, S. 88]. Wenn das Photon vom Detektor C gemessen wird, kann keine Aussage über ein Hindernis gemacht werden. Im folgenden Experiment ist in der Hälfte der Fälle keine Schablone vorhanden und in der anderen Hälfte der Fälle soll eine Schablone den Weg versperren (dies entspricht dem Fall, das die Hälfte der Bomben einen Sensor und die andere Hälfte der Bomben keinen Sensor besitzen). Man kann nun folgende Fälle unterscheiden: - In 50% der Fälle fehlt die Schablone und das Photon wird immer von Detektor C gemessen. Dieser Fall kann aber auch mit Schablone eintreten, so dass in diesem Fall keine Aussage gemacht werden kann. - In 50% der Fälle ist die Schablone vorhanden, so dass in der Hälfte dieser Fälle, also in insgesamt 25% der Fälle, die Schablone das Photon absorbiert und keiner der Detektoren anspricht. - In der Hälfte der verbleibenden 25% aller Fälle registriert Detektor C das Photon und man kann keine Aussage machen. - In insgesamt 12,5% aller Fälle spricht Detektor D an und man weiß, dass ein Hindernis (Schablone oder Bombe) den Strahlengang versperrt, obwohl keine Wechselwirkung des Photons mit dem Hindernis stattgefunden hat. Als Gesamtstatistik erhält man folgendes Ergebnis: In 62,5% aller Fälle registriert Detektor C das Photon und man kann keine Aussage treffen. In 25% der Fälle 42 spricht kein Detektor an, da das Photon mit dem Hindernis wechselwirkte (in diesem Fall explodiert auch die Bombe). In den anderen 12,5% der Fälle spricht Detektor D an und man weiß, dass ein Hindernis den Weg versperrt, ohne dass eine Wechselwirkung stattgefunden hat. Diese Art von Messung bezeichnet man als ‚wechselwirkungsfreie Messung’. Die Bomben können also in 1 der Fälle als 8 scharfe Bomben (mit Sensor) identifiziert werden, was auf klassischem Weg nicht möglich ist [Fil04]. Die Quantenphysik zeigt in solchen Experimenten ihre ganze Kuriosität. Man kann sich natürlich fragen, warum ein Quantenobjekt sich so verhält, wie es sich verhält. Die verschiedenen Interpretationen der Quantenmechanik versuchen eine Antwort auf diese Frage zu geben. Im nächsten Abschnitt wird gezeigt, ob dies in eindeutiger Weise möglich ist. 3.5 Interpretation der Quantenmechanik Der Formalismus der Wellenfunktion ist mathematisch gesehen einfach, jeder Physiker ist mit ihm vertraut und der Formalismus liefert richtige Vorhersagen für alle Experimente. Kurz und knapp: Die Quantenmechanik macht die genauesten Vorhersagen aller Theorien. Trotzdem gibt es einen entscheidenden Punkt: Solange man nicht nach dem ‚Warum’ fragt, gibt es keine Probleme. Fragt man jedoch, warum die Welt so sein sollte, gibt FEYNMAN folgende Antwort: „Wir haben keine Ahnung.“ [Gri06, S. 191]. Der zentrale Punkt ist also unser fehlendes Verständnis, was die Quantentheorie wirklich bedeutet – das ist das Problem der richtigen Interpretation. JAMES HARTLE von der Universität of California in Santa Babara bringt die Debatte um die Interpretationen der Quantenmechanik auf den Punkt: „Unterschiedliche Interpretationen machen dieselben Voraussagen für die Ergebnisse von Messungen. Und das ist der Grund, warum man sich über die Interpretationen streiten kann. Gibt es dagegen verschiedene Voraussagen, dann handelt es sich um verschiedene Theorien, und die Diskussion um die Interpretationen ist unnötig: Wir könnten die Theorien experimentell unterscheiden. Eine wäre richtig, die anderen falsch.“ [BdW04, S. 46]. 43 Aus diesem Grund werden im Folgenden zwei sehr unterschiedliche Interpretationsrichtungen betrachtet: Die Kopenhagener Interpretation und die BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik. 3.5.1 Die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik Die Kopenhagener Interpretation wurde von NIELS BOHR, W ERNER HEISENBERG und WOLFGANG PAULI begründet und wahrscheinlich bekennt sich heute der Großteil der Physiker zur Kopenhagener Interpretation. Die Kopenhagener Interpretation lässt sich nach R. MÜLLER und S. HARTMANN in die fünf folgenden Kernaussagen zusammenfassen, die unverändert übernommen wurden [Mül99, S.13ff]: 1. Die Unverzichtbarkeit klassischer Begriffe. Diese ergibt sich aus der BOHR’schen Einsicht, dass uns die Darstellung aller Erfahrung immer nur in klassischen Begriffen möglich ist. 2. Das Phänomen der Komplementarität, das sich etwa im Doppelspalt – Experiment manifestiert. 3. Die Ganzheitlichkeit der Quantenphänomene. Diese zeigt sich z.B. im berühmten Gedankenexperiment von ALBERT EINSTEIN, BORIS PODOLSKY und NATHAN ROSEN und wird nicht zuletzt in BOHRs Antwort auf diese Arbeit klar beschrieben. 4. Die Aufgabe des Determinismus. Diese drückt sich in der fundamentalen Rolle von Wahrscheinlichkeiten (BOHM’sche Interpretation) in der Quantentheorie aus. Damit hängt auch die Aufgabe des Bahnbegriffs der klassischen Mechanik zusammen, die HEISENBERG aus der Unbestimmtheitsrelation abgeleitet hat. 44 5. Die Vollständigkeit der Quantenmechanik. Diese lässt keinen Raum für zusätzliche (verborgene) Parameter. Am JÖNSSON – Experiment (Abschnitt 3.2.2) lässt sich eine typische Aussage der Kopenhagener Interpretation verdeutlichen: Mittels Lichtstreuung wird versucht herauszufinden, durch welchen Spalt das Elektron gegangen ist. In diesem Fall verschwindet das Interferenzmuster (Abschnitt 3.2.3) auf dem Schirm. Alle Manipulationen an der Versuchsanordnung, die es ermöglichen eine Bestimmung des Ortes zu erzielen, verändern den Ausgang des Experiments. BOHR deutet diesen Sachverhalt so, „[…] dass kein Ergebnis eines Experimentes über ein im Prinzip außerhalb des Bereiches der klassischen Physik liegenden Phänomen dahin gedeutet werden kann, dass es Aufschluss über unabhängige Eigenschaften der Objekte gibt; es ist vielmehr unlöslich mit einer bestimmten Situation verbunden, in deren Beschreibung auch die mit den Objekten in Wechselwirkung stehenden Messgeräte als wesentliches Glied eingehen.“ [Boh85, S.23]. Betrachtet man das Doppelspalt – Experiment, so bedeutet dies: Unabhängig von einer Messung, hat ein Elektron keinen Ort [Mül99]. Die Aufgabe des Determinismus war für manche Physiker unvorstellbar, so auch für ALBERT EINSTEIN. Dies spiegelt sich in seinem berühmten Ausspruch „Der Alte würfelt nicht“ [Müll99] wider. Physiker wie ALBERT EINSTEIN suchten einen Ausweg und entwickelten neue Theorien, die an die klassischen Vorstellungen der Physik angelehnt waren. Solch eine Theorie wird im nächsten Abschnitt vorgestellt. 3.5.2 Die BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik Theorien, die versuchen den Determinismus wieder in die Quantenmechanik einzuführen, sind Theorien mit verborgenen Parametern. Es handelt sich um Modifikationen der Quantenmechanik, bei denen der Zustand eines Quantenobjekts noch nicht vollständig durch die Wellenfunktion bestimmt ist (Abschnitt 3.5.1). Es 45 gibt bei diesen Theorien zusätzliche Variablen, die wir nicht kennen. Beim Doppelspalt – Experiment wäre z.B. schon im Voraus festgelegt, durch welchen Spalt ein Elektron gehen wird. DAVID BOHM gehört zu den Physikern, die solche Theorien entwickelten und somit ein radikal anderes Programm verfolgten, als die Anhänger der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik. Die Theorie von BOHM [Bom52] ist vollkommen deterministisch, d.h. Quantenobjekte, wie z.B. Elektronen verhalten sich wie klassische Teilchen. BOHM beginnt in seiner Arbeit [Bom52] zunächst mit der Herleitung einer NEWTONschen Bewegungsgleichung für das Teilchen. Zu jedem Zeitpunkt besitzen die Elektronen einen festen Ort, womit der Bahnbegriff der NEWTONschen Mechanik beibehalten werden kann [Müll99]. Es stellt sich natürlich die Frage: Wie ist das möglich? Die Schrödingergleichung (2.20) behält ihre Funktion als dynamische Gleichung für die Wellenfunktion des betreffenden Systems bei. Aber der Wellenfunktion (2.21) wird noch eine zusätzliche Funktion zugewiesen, so dass sie als ‚Führungsfeld’ für ein Teilchen wirkt. Zunächst wird die Wellenfunktion in Betrag und Phase separiert: (x ) = R (x )e iS ( x ) h , (3.17) wobei R (x ) und S(x ) reell sind. (3.17) wird in die Schrödingergleichung (2.20) eingesetzt. Im Folgenden betrachtet man Real- und Imaginärteil separat, so dass man zwei Gleichungen für die beiden Größen R (x ) und S(x ) erhält. Eine Gleichung lässt sich als Kontinuitätsgleichung für die Wahrscheinlichkeitsdichte (x ) 2 = R (x )2 (3.18) deuten, die andere Gleichung für die Größe S(x ) kann als HAMILTON – JACOBI – Gleichung aufgefasst werden. Analog zur klassischen Mechanik wird das Geschwindigkeitsfeld der Teilchen durch die Größe S(x ) bestimmt: r S(x ) r . v (x ) = ( m (3.19) 46 In der Quantenmechanik tritt im Gegensatz zur klassischen Mechanik noch ein zusätzlicher Potentialterm auf, der als ‚Quantenpotential’ bezeichnet wird: U (x ) = ! h 2 ( 2 R (x ) . 2 m R (x ) (3.20) Die Bewegung der Teilchen wird durch das Quantenpotential zusätzlich zum gewöhnlichen ‚klassischen’ Potential V beeinflusst. Betrachtet man wieder das Doppelspalt – Experiment, so kann obige Theorie verdeutlicht werden. Abb. 22: Bahnen der Elektronen im Doppelspaltversuch 47 Das Interferenzmuster in BOHMs Theorie kommt durch die Häufung der Teilchenbahnen (Abbildung 22) am Ort der Maxima zustande. Sind die Anfangsbedingungen, Ort und Impuls, der Teilchen vorgegeben, so ergibt sich eine wohlbestimmte Teilchenbahn. Da die verborgenen Parameter in der BOHMschen Theorie genau die Orte der Teilchen sind, und somit in einem Experiment nicht gezielt präparierbar und kontrollierbar sind, muss über sie gemittelt werden, so dass die Reproduktion der statistischen Aussagen der Quantenmechanik gelingt. BOHM konnte zeigen, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung ( x, t ) 2 für die Teilchenorte durch die oben erwähnte Mittelungsprozedur zustande kommt, sofern die Wahrscheinlichkeitsverteilung zu einem Anfangszeitpunkt (0, t ) 2 gegeben war [Mül99]. 48 4. Der Quantenradierer Am Doppelspalt – Experiment lassen sich die vorrangigen Charakteristika (Abschnitt 5.4) der Quantenphysik aufzeigen. Allerdings lässt sich das Komplementaritätsprinzip (Abschnitt 3.2.3) am Doppelspalt nur in Form einer Simulation erarbeiten (Abschnitt 5.6.2.1). Das MACH – ZEHNDER – Interferometer bietet die Möglichkeit die Komplementarität auch als Realexperiment zu zeigen. Als Zusatz kann sogar die ‚Welcher – Weg’ – Information nachträglich wieder ausgelöscht werden, wodurch solch eine experimentelle Anordnung auch Quantenradierer genannt wird. In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen und die Realisierung des Quantenradierers als Realexperiment behandelt. 4.1 Interferenz an einem realen MACH – ZEHNDER – Interferometer In Abschnitt 3.3 wurde ein idealisiertes MACH – ZEHNDER - Interferometer (Abbildung 23) betrachtet. Abb. 23: Das MACH – ZEHNDER – Interferometer 49 In diesem Fall wurde die Ausrichtung der Teilstrahlen als ideal koaxial betrachtet, was bedeutet, dass die Phasenfronten (Abbildung 24 a) der Teilstrahlen genau parallel verlaufen. Die in Abschnitt 3.3 beschriebene Idealjustage ist in der Praxis nicht immer zu erreichen. Abb. 24: Entstehung von Interferenzstreifen Aus diesem Grund erhält man nicht mehr eine einheitliche Intensität auf beiden Detektorflächen bzw. Schirmen. Zwischen den Phasenfronten besteht ein Neigungswinkel wie in Abbildung 24 b und c dargestellt ist. Abb. 25: Entstehung von Interferenzringen 50 Die Überlagerung der Wellentäler bzw. -berge, die durch Geraden dargestellt sind, findet nur noch an diskreten Linien statt, wodurch sich ein streifenförmiges Interferenzmuster (Abbildung 24 d) ergibt. Der Abstand der Streifen ist abhängig vom Verkippungswinkel. Mit zunehmendem Verkippungswinkel verkleinern sich die Abstände der Streifen. Parallel verlaufende Phasenfronten entsprechen dem Grenzfall unendlich entfernter Streifen [Moh00]. Speziell bei Verwendung von Laserlicht liegt eine longitudinale und radiale Abhängigkeit des Feldes vor. Dies äußert sich darin, dass die Phasenfronten keine ebene Charakteristik mehr aufweisen, wie im oben behandelten Fall. Die Phasenfronten sind nun Ausschnitte von Kugelflächen, sogenannte sphärische Wellen. In Abbildung 25 a sind die sphärischen Phasenfronten schematisch angedeutet. Die Entstehung der sphärischen Phasenfronten erfolgt durch die Lichtausbreitung aus einem mit einer Linse erzeugten Brennpunkt. Kommt eine sphärische Wellenfront mit einer ebenen Wellenfront (Abbildung 25 b) zur Überlagerung, so ergibt sich ein Interferenzsystem gleicher geometrischer Charakteristik. Es entsteht ein Kreissystem, sogenannte Interferenzringe, wie in Abbildung 25 c dargestellt ist. Im Allgemeinen liegt nicht der Fall einer ebenen und sphärischen Wellenfront vor, sondern es handelt sich um zwei sphärische Wellen. Aber auch in diesem Fall muss ein Interferenzringsystem entstehen, wenn die Krümmungsradien beider Wellenfronten verschieden sind. Weil die überlagerten Wellen im MACH – ZEHNDER – Interferometer eine unterschiedliche Geometrie durchlaufen, ist dies zunächst auch der Standardfall [Moh00]. Dies erklärt, warum in vielen Lehrbüchern das Interferenzmuster als Ringsystem dargestellt wird [Dem99]. Aus Intensitätsgründen ist am anderen Detektor bzw. Schirm, das komplementäre Muster zu erkennen, d.h., ist bei Detektor 1 ein dunkler Ring, so ist bei Detektor 2 ein heller Ring [Moh00]. Da jetzt die auftretenden Fälle bei einem realen MACH – ZEHNDER – Interferometer diskutiert wurden, kann auf das eigentliche Prinzip des Quantenradierers eingegangen werden. Da beim Quantenradierer Polarisationsfilter eingesetzt werden, wird zunächst noch die Wirkung von Polarisationsfiltern auf Photonen betrachtet. 51 4.2 Polarisation von Photonen Ein Lichtstrahl der Intensität I 0 trifft auf einen Polarisationsfilter, welcher um den Winkel zur ursprünglichen Polarisationsrichtung des Lichtstrahls verkippt ist. In diesem Fall beträgt die Intensität des Lichtstrahls nach dem Polarisationsfilter nur noch I = I0 cos 2 ( ). (4.1) Dies konnte aus der Annahme, dass Licht eine elektromagnetische Welle ist, hergeleitet werden (Abschnitt 2.1). Es wurde aber auch gezeigt, dass Licht aus Photonen besteht (Abschnitt 2.3). Den Photonen kann in der gleichen Weise eine Polarisationsrichtung zugeordnet werden, analog zur Polarisationsrichtung einer elektromagnetischen Welle. Betrachtet man einen Laser, so sind die erzeugten Photonen nicht nur monochromatisch, sondern sie haben auch alle dieselbe Polarisationsrichtung. Bei einer klassischen Welle konnte die Gleichung (4.1) durch die Zerlegung des elektrischen Feldvektors in eine durchgelassene und absorbierte Komponente hergeleitet werden. Allerdings ist das Photon unteilbar und wird somit entweder als ‚Ganzes’ durchgelassen oder absorbiert. Das Photon richtet jedoch seine Polarisationsrichtung parallel zur Durchlassrichtung des Polarisationsfilters aus, falls es durchgelassen wird. Es stellt sich nun die Frage, wie die Abschwächung des Lichts mit der Photonenhypothese vereinbar ist. Da die klassische Intensität I des Lichts proportional zur Anzahl der Photonen ist, gibt das Verhältnis der Intensitäten des Lichtstrahls vor und nach dem Durchgang durch den Polarisationsfilter die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Photon den Filter durchdringen kann. Die Transmissionswahrscheinlichkeit ist somit durch P( )trans = I = cos 2 ( I0 ) (4.2) 52 gegeben. Für die Absorptionswahrscheinlichkeit folgt nach der Zerlegung des elektrischen Feldes in die absorbierende Komponente (Abschnitt 2.1): P( )abs = sin 2 ( ) . (4.3) Somit ergibt sich für die Summe von (4.2) und (4.3) [Gug06]: Pabs + Ptrans = sin 2 ( ) + cos 2 ( ) = 1 . (4.4) 4.3 Die Funktionsweise des Quantenradierers Um einen Quantenradierer zu realisieren wird das MACH – ZEHNDER – Interferometer mit drei verstellbaren Polarisationsfiltern ausgestattet. Die Positionen der Polarisationsfilter sind in Abbildung 26 dargestellt. Polarisationsfilter 2 Polarisationsfilter 3 Polarisationsfilter 1 Abb.26: MACH – ZEHNDER – Interferometer als Quantenradierer Werden ohne Polarisationsfilter einzelne Photonen in das MACH – ZEHNDER – Interferometer geschickt, so entsteht nach einer gewissen Zeit ein Interferenzmuster (Abschnitt 3.2.1). Der Unterschied zum TAYLOR – Experiment liegt jedoch in der Form des Interferenzmusters. Im Falle des MACH – ZEHNDER – 53 Interferometers entsteht ein Ringsystem (Abschnitt 4.1), wobei der allmähliche Aufbau des Interferenzmusters in Abbildung 27 zu erkennen ist. Abb.27: Aufbau des Interferenzmusters aus den Spuren einzelner Photonen Die Polarisationsfilter werden ausgenutzt, um eine ‚Welcher – Weg’ – Markierung vorzunehmen. Werden zunächst nur Polarisationsfilter 1 und 2 eingebaut und parallel ausgerichtet, so sieht man auf dem Schirm ein Interferenzmuster (Abbildung 27). Da die beiden Polarisationsfilter parallel ausgerichtet sind, ist keine Aussage über den Weg, den ein Photon gelaufen ist, möglich, denn beide Photonen besitzen die gleiche Polarisation. Würde man die Polarisation hinter dem zweiten Strahlteiler messen, so kann man keine Aussage über den Weg treffen, den ein Photon zurückgelegt hat. Werden die Polarisationsfilter 1 und 2 so verdreht, dass sie einen Winkel von 90° bilden, so liegt eine ‚Welcher – Weg’ – Information vor. Dazu kann man z.B. Polarisationsfilter 1 in 45° Stellung und Polarisationsfilter 2 in -45° Stellung bringen In dieser Stellung erscheint kein Interferenzmuster mehr, da eine ‚Welcher – Weg’ – Information über die Photonen vorliegt. Die Polarisationsrichtung der Photonen wird folgendermaßen ausgenutzt: Polarisationsfilter 3 (Abbildung 26) kann als Analysator benutzt werden. Ist die Stellung von Polarisationsfilter 3 genauso wie die Stellung von Polarisationsfilter 2, können nur die Photonen durchkommen, die den Weg genommen haben, in dem sich Polarisationsfilter 2 befindet. Trifft ein Photon auf den Schirm, so weiß man mit Sicherheit welchen Weg es genommen hat. Analog kann man den Polarisationsfilter 3 in die gleiche Stellung wie Polarisationsfilter 1 bringen und erhält eine Information über den anderen Weg. In 54 diesem Fall ist der Weg des Photons eindeutig durch die Polarisationsrichtung bestimmt, so dass kein Interferenzmuster entstehen kann. Das Verblüffende ist allerdings, dass man den Polarisationsfilter 3 nicht einbauen muss, damit das Interferenzmuster verschwindet. Es reicht schon, dass die Photonen die ‚Welcher – Weg’ – Information tragen, obwohl diese Information nicht beobachtet wird. Mit Hilfe des dritten Polarisationsfilters kann die ‚Welcher – Weg’ – Information wieder gelöscht bzw. ausradiert werden. Dazu wird Polarisationsfilter 3 so in den Strahlengang gebracht, dass der Filter in Mittelstellung (0°) ist. Das Interferenzmuster erscheint wieder, allerdings mit einer abgeschwächten Intensität, da die Polarisationsfilter einen Teil der Intensität absorbieren. Um das Erscheinen des Interferenzmusters zu erklären, werden die Transmissionswahrscheinlichkeiten (Abschnitt 4.2) der Photonen aus beiden Wegen am Analysator betrachtet. Weg A sei der Weg, in dem Polarisationsfilter 1 steht, und Weg B sei der Weg, in dem Polarisationsfilter 2 steht. Für die Transmissionswahrscheinlichkeiten am Analysator ergibt sich: 2 ' 1$ 1 " = PA = Ptrans (45°) = cos (45°) = %% " 2 & 2# 2 (4.5) 2 ' 1$ 1 " = . PB = Ptrans (! 45°) = cos (! 45°) = %% " 2 & 2# 2 (4.6) Die Transmissionswahrscheinlichkeiten der Photonen von beiden Wegen sind identisch, so dass nur mit einer 50% Chance der richtige Weg erraten werden kann. Dies kann durch die sogenannte Vorhersagbarkeit P = PA ! PB ausgedrückt werden. In diesem Fall erhält man P = 0 , was gleichbedeutend ist mit der vollkommenen Unbestimmtheit des Weges. Aus diesem Grund zeigt sich wieder das gewohnte Interferenzmuster. Bilden Polarisationsfilter 1 und 2 (ohne Polarisationsfilter 3) keinen exakten 90° Winkel, sondern irgendeine Zwischenstellung von 0° bis 90°, so kann nicht mehr mit Sicherheit der Weg eines Photons bestimmt werden, so dass das Interferenzmuster teilweise erkennbar wird. Je mehr ‚Welcher – Weg’ – Information vorliegt, desto verschwommener ist das 55 Interferenzmuster [Gug06]. Die obige Betrachtungsweise bezieht sich auf einzelne Photonen. Wird der Versuch mit Licht hoher Intensität (Laserlicht) durchgeführt, so können die Versuchsergebnisse auch klassisch erklärt werden. Wenn die Polarisationsfilter 1 und 2 in gekreuzte Stellung (90° Winkel) verdreht werden, so stehen die elektrischen Felder senkrecht aufeinander und interferieren nicht. Durch den dritten Polarisationsfilter, in Mittelstellung (0° Winkel), werden aus den beiden senkrecht stehenden elektrischen Feldvektoren wieder die Anteile parallel zur Mittelstellung herausprojiziert. Durch diese Projektion auf die Mittelstellung des dritten Polarisationsfilters sind beide Teilstrahlen wieder parallel und können interferieren. 4.4 Der Aufbau des Quantenradierers als Realexperiment Da die Funktionsweise und das Interferenzmuster eines Quantenradierers ausführlich dargestellt wurden kann in diesem Abschnitt auf den im Rahmen dieser Staatsexamensarbeit entwickelten Aufbau eines Quantenradierers mit Laserlicht hoher Intensität eingegangen werden. Der Quantenradierer lässt sich auch mit optischen Bausätzen von Lehrmittelfirmen realisieren (z.B. LEYBOLD DIDACTIC GmbH [Ley07] und PHYWE SYSTEME GmbH & Co. Kg [Phy07]), wobei die Bausätze jedoch einen entscheidenden Nachteil besitzen. Der Hauptnachteil liegt im hohen Justageaufwand. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Preis von ca. 4500€ für die Bausätze der Lehrmittelfirmen [Ley07] und [Phy07]. Der Preis des Quantenradierers, der in dieser Staatsexamensarbeit aufgebaut wird, beträgt lediglich ca. 2650€. In Anhang B sind die einzelnen Bauteile mit Preis aufgelistet. Die Ziele des im Rahmen dieser Staatsexamensarbeit realisierten Quantenradierers sind die Minimierung des Justageaufwands, eine gute Transportfähigkeit und ein einfach zu durchschauender Versuchsaufbau. Eine gute Transportfähigkeit soll gewährleistet werden um einerseits den Versuchsaufbau problemlos an Schulen auszuleihen und andererseits den Versuchsaufbau als Lehrmittel an der Universität einzusetzen, ohne einen großen Zeitaufwand in den Aufbau des Quantenradierers investieren zu 56 müssen. Allerdings ist der in dieser Staatsexamensarbeit verwirklichte Quantenradierer vorwiegend als Demonstrationsexperiment geeignet und die einzelnen Komponenten des Versuchsaufbaus können nicht anderweitig eingesetzt werden. Hier bieten die Bausätze der Lehrmittelfirmen jedoch mehr Flexibilität, so dass die einzelnen Bauteile auch anderweitig eingesetzt werden können. Der Versuchsaufbau dieser Arbeit kann allerdings ebenfalls als MACH – ZEHNDER – Interferometer für andere Versuchszwecke (z.B. die Bestimmung von Brechungsindizes) ausgerüstet werden, so dass die Flexibilität nicht ganz eingeschräkt ist. Anregungen und Ideen für die Verwirklichung des Projektes gab eine Experimentieranleitung [Moh00] zum Zweistrahl – Interferometer der Firma LINOS PHOTONICS GmbH & Co [Li07] in Göttingen. Bei LINOS PHOTONICS wurden die Bauteile für den Versuchsaufbau bestellt. Der Versuchsaufbau ist in Abbildung 28 dargestellt. Blende Spiegel Polarisationsfilter Strahlteiler Strahlteiler Linse Laserdiode Spiegel Polarisationsfilter Blende Polarisationsfilter Abb. 28: Der Quantenradierer als Realexperiment Die Maße der Bauteile des Mikrobanksystems sind präzise aufeinander abgestimmt. Die Montageplatte wurde von der universitätsinternen mechanischen Werkstatt hergestellt und besitzt folgende Maße (Abbildung 29): A: 600mm; B: 250mm; C: 20mm; D: 10mm; E: 10mm. 57 Abb. 29: Montageplatte Die Bohrungen in Abbildung 29 besitzen kein Gewinde. Die Montageplatte ist mit ihren Maßen angelehnt an die Montageplatten der Firma LINOS PHOTONICS. Die Maße A und B wurden jedoch dem hier vorliegenden Versuchaufbau so angepasst, dass der Quantenradierer auf der Montageplatte aufgebaut werden konnte, aber immer noch eine gute Transportfähigkeit gewährleistet ist. Zusätzlich wurden noch weitere Bohrungen (M6 Gewinde) angefertigt die in Abbildung 29 nicht enthalten sind. Aufnahmeplatte Halterungen Abb.30: Stangensystem 58 Die zusätzlichen Bohrungen wurden für optionale Anbauten eingefügt, wobei die Bohrungen bei dem vorliegenden Versuchsaufbau (Abbildung 28) nicht verwendet wurden. Als Halterungen für die einzelnen Bauteile diente ein Stangensystem (Abbildung 30). Die Stangen haben einen Durchmesser von 6mm und sind in verschiedenen Längen von 20 bis 450mm bei LINOS PHOTONICS erhältlich. Bei diesem Versuchsaufbau wurden nur Stangen der Länge 150mm eingesetzt. Die Stangen wurden über Halterungen (Abbildung 30) mit Gewinde (M4) auf der Montageplatte befestigt. Für weitere Bauteile (z.B. Linsen, Irisblenden, Laserdioden, …) dienten sogenannte Aufnahmeplatten (Abbildung 30) als Halterungen. Die Aufnahmeplatten sind in verschiedenen Durchmessern erhältlich, wobei für diesen Versuch alle Aufnahmeplatten einen Durchmesser von 25mm, außer den Aufnahmeplatten der Polarisationsfilter, besitzen. Als Halterungen für die Strahlteiler und die Spiegel wurden sogenannte Umlenkwürfel (Abbildung 31) benutzt. Die Umlenkwürfel besitzen einen drehbaren Plattenhalter in Zylinderform. Abb. 31: Umlenkwürfel In die Umlenkwürfel können Strahlteilerplatten und Spiegel mit den Maßen 20 × 30mm eingebaut werden, welche durch Aufkleben auf die drehbaren Plattenhalter befestigt werden. Als Drehhilfe wurde zusätzlich ein Stellring angebracht (Abbildung 31). Die eingesetzten Spiegel (20 × 30mm) besitzen eine Aluminiumbeschichtung (RAL) und eine Dicke von 2,5mm. Das Reflexionsvermögen der Spiegel für verschiedene Wellenlängen ist in Abbildung 32 dargestellt. 59 Abb. 32: Reflexionsvermögen in Abhängigkeit der Wellenlänge Die Strahlteiler T50 (20 × 30mm) sind 2,5 mm dick und reflektieren bzw. transmittieren annähernd 50% der Lichtintensität (Abbildung 33). Abb. 33: Transmissionsvermögen in Abhängigkeit der Wellenlänge Die Spiegel und Strahlteiler können somit als nahezu ideale Spiegel bzw. Strahlteiler angesehen werden. Abbildung 32 und 33 sind Herstellerangaben. Als Lichtquelle wurde eine 0,9mW Laserdiode (Laserschutzklasse II) mit 635nm Wellenlänge verwendet (Abbildung 34). 60 Abb. 34: Laserdiode Die Laserdiode besitzt ein elliptisches Strahlprofil, das sehr divergent ist. Dadurch wurde keine Aufweitungslinse benötigt und weitere Intensitätsverluste wurden vermieden. Der Durchmesser der Laserdiode ist allerdings an das Nanobanksystem von LINOS PHOTONICS angepasst, so dass ein Reduzierring (25/16mm) zum Einbau in das Mikrobanksystem benötigt wurde. Das Mikrobanksystem gab eine optische Achshöhe von 40mm vor, wodurch der Laserstrahl im gesamten Aufbau parallel zur Montageplatte verläuft. Um die Parallelität des Laserstrahls beim Eintritt in die Versuchsanordnung zu gewährleisten, wurde zusätzlich die Laserdiode in eine Zentrieraufnahmeplatte (Abbildung 35) eingesetzt, welche einen Stellweg von ± 1mm besitzt. Abb. 35: Zentrieraufnahmeplatte Wird der Aufbau nun ordnungsgemäß justiert (Abschnitt 4.5), so erhält man ein Interferenzstreifensystem (Abschnitt 4.1). Da viele Lehrbücher das Interferenzmuster jedoch als Ringsystem darstellen, wurde eine zusätzliche Bikonvexlinse (f = 80mm) in einen Strahlweg (Abschnitt 4.1) eingebaut (Abbildung 61 28) um die Schüler nicht mit unnötigen Problemen bezüglich der Entstehung des Interferenzmusters, zu konfrontieren. Die Polarisationsfilter wurden drehbar in einklinkbare Aufnahmeplatten (Abbildung 36) mit einem Durchmesser von 30mm eingesetzt. Die Aufnahmeplatten können somit aus dem Versuchsaufbau geklappt werden. Abb. 36: Einklinkbare Aufnahmeplatte Zwischen Laserdiode und Strahlteiler HS1 (Abbildung 37) wurden zusätzliche Aufnahmeplatten eingebaut, die zum einen optionale Bauteile aufnehmen können und zum anderen zur Justage des Laserstrahls dienen. Eine zusätzliche Aufnahmeplatte wurde auch auf der gegenüberliegenden Seite nach Strahlteiler HS2 angebracht. Die Blenden wurden eingesetzt um nur die relevanten Interferenzringe darzustellen, da die Linse den einen Teilstrahl stark aufweitete. Die Blendenhalterungen wurden auch von der universitätsinternen mechanischen Werkstatt angefertigt, wobei die Aufnahmeplatten und die Irisblenden von LINOS PHOTONICS stammten. 4.5 Die Justage des Quantenradierers Der Laser ist normalerweise so eingebaut, dass er parallel zur Grundplatte verläuft. Sollte dies jedoch nicht so sein, können die Aufnahmeplatten (Abbildung 37) mit den Irisblenden bestückt werden, die sich in den Blendenhalterungen am Ausgang des Quantenradierers befinden. Zusätzlich kann eine dritte Aufnahmeplatte (Abbildung 38) zwischen Strahlteiler HS1 und Spiegel S1 (Abbildung 37) gebracht werden, um die Parallelität über eine größere Strecke zu überprüfen. Die Irisblenden werden so weit zugefahren, dass nur noch ein kleines Loch sichtbar ist. 62 Strahlteiler HS1 Laserdiode Spiegel S1 Linse Blende Polarisationsfilter 2 Strahlteiler HS2 Aufnahmeplatten Spiegel S2 Polarisationsfilter 3 Polarisationsfilter 1 Blende Abb. 37: Aufbau des Quantenradierers Abb. 38: Aufnahmeplatte Der Laserstrahl muss ungehindert durch beide Öffnungen (Irisblende 1 und Irisblende 2) treten, ohne an der Verkleidung der Irisblende reflektiert zu werden. In diesem Fall verläuft der Laserstrahl parallel zur Montageplatte, da die Irisblenden dieselbe optische Achshöhe besitzen (Abschnitt 4.4). Die Ausrichtung des Laserstrahls ist über zwei Schrauben an der Aufnahmeplatte der Laserdiode möglich (die Schrauben sind sehr schwergängig). Sei der Laserstrahl nun parallel zur Grundplatte, werden die Blendenhalterungen zunächst entfernt, indem man zuerst die schwarzen Deckel abmontiert und danach die Aufnahmeplatten entfernt. Die Polarisationsfilter (1 bis 3) werden zunächst aus dem Versuchsaufbau herausgeklappt und die Irisblenden, die zur Ausrichtung des Laserstrahls nötig waren, werden entfernt. Zunächst wird der Strahlteiler HS1 mit dem Stellring in 45° Stellung zum einfallenden Laserstrahl gebracht, so dass der Strahlverlauf 63 entsprechend Abbildung 37 ist. Die Spiegel S1 und S2 werden nun so gedreht, dass der Laserstrahl in den Strahlteiler HS2 gelangt. Strahlteiler HS2 wird ebenfalls in 45° Stellung gebracht, so dass die Teilstrahlen an beiden Ausgängen überlappen. Für eine bessere Sichtbarkeit des Interferenzmusters wird empfohlen, den Schirm in ca. 2 bis 3m Abstand aufzustellen und den Raum etwas abzudunkeln. Um nun die gewünschte Ringstruktur zu erhalten, wird zunächst nur der Ausgang betrachtet, in dem Polarisationsfilter 3 angebracht ist. Man sieht einen kleinen intensiven Lichtfleck und einen großen schwächeren Lichtfleck, der von der Linse kommt. Das Interferenzmuster wird dann sichtbar, wenn der intensivere Lichtflecke etwas aus der Mitte des schwächeren Lichtflecks, nach rechts ausgelenkt wird (Abbildung 39). Es kann sein, dass man nicht direkt eine Ringstruktur erhält. In diesem Fall muss mit dem intensiveren Lichtfleck langsam über den anderen schwächeren Lichtfleck gefahren werden, bis das Interferenzmuster zu erkennen ist. Abb. 39: Ringförmiges Interferenzmuster Es treten allerdings auch weitere Ringstrukturen auf, die z.B. durch verschmutzte optische Bauteile verursacht werden. Um zu testen, ob es sich um das gewünschte Ringsystem handelt, kann man mit kurzen zarten Schlägen auf die Montageplatte klopfen. Verändert sich das Ringsystem bei Erschütterung der Montageplatte, so handelt es sich um das gewünschte Interferenzmuster und die Justage ist beendet. Falls kein Interferenzmuster zu beobachten ist, kann die Linse etwas vor oder zurück geschoben und ein neuer Justierversuch gestartet werden. Die Verschiebung der Linse ist allerdings in den seltensten Fällen notwendig. Nun können die Irisblenden wieder in die Blendenhalterungen eingebaut werden und so justiert werden, dass fast ausschließlich die Ringstruktur zu erkennen ist. 64 4.6 Komplementarität am realen Quantenradierer Um die Komplementarität (Abschnitt 4.3) zu zeigen, müssen die Polarisationsfilter entsprechend eingestellt werden. Die Polarisationsfilter besitzen eine Winkelskalierung, die in 5° Skalenteile unterteilt ist. Zunächst werden alle Polarisationsfilter aus der Versuchsanordnung (Abbildung 37) entfernt. Man beobachtet ein Interferenzringsystem (Abschnitt 4.3), das in Abbildung 40 dargestellt ist. Abb. 40: Interferenzmuster bei keiner ‚Welcher – Weg’ – Information Die Interferenzringe in Abbildung 40 werden beobachtet, da man keine ‚Welcher – Weg’ – Information über die Photonen besitzt (Abschnitt 4.3). Werden die Polarisationsfilter 1 und 2 in die Versuchsanordnung (Abbildung 37) geklappt und in gekreuzte Stellung (90° Winkel) gebracht, so besitzen die Photonen eine ‚Welcher – Weg’ – Information und das Interferenzmuster verschwindet (Abbildung 41). Abb. 41: Kein Interferenzmuster bei ‚Welcher – Weg’ – Information Wird Polarisationsfilter 3 in Mittelstellung (0° Winkel) zu den gekreuzten Polarisationsfiltern 1 und 2 eingestellt, so wird die ‚Welcher – Weg’ – Information wieder ausgelöscht und das Interferenzmuster erscheint wieder (Abbildung 42). 65 Abb. 42: Interferenzmuster bei Auslöschung der ‚Welcher – Weg’ – Information In Abbildung 41 ist noch ein schwaches Ringsystem zu erkennen, da die Polarisationsfilter nicht exakt eingestellt werden können. Aber im Vergleich zu den anderen beiden Interferenzmustern (Abbildung 40 und 42) ist in Abbildung 41 zu erkennen, dass das Interferenzmuster nicht mehr vorhanden ist. Die Intensitätsverluste in Abbildung 41 und 42 werden durch die Polarisationsfilter verursacht, welche einen Teil der Laserintensität absorbieren. 66 5. Planung und Durchführung des Schülerlabors 5.1 Vorbemerkung Forschungsprozesse sind in Naturwissenschaften und Technik geprägt durch Neugier, Originalität und ein hohes Maß an Kreativität, während die entsprechenden Schulfächer ein eher gegenteiliges Bild vermitteln. Die Physik gilt nicht nur als schwieriges Schulfach, sondern auch als wenig attraktiv und langweilig. Das Fach Physik „lädt kaum zur Beteiligung und zur kreativen Entfaltung ein“ [Eul05, S.4]. Das Schülerinteresse lässt zwar generell im Verlauf der Sekundarstufe 1 nach, doch vor allem sind besonders die Naturwissenschaften Physik und Chemie betroffen [Eul05]. Somit ergibt sich auch eine besorgniserregende Bereitschaft, solch ein Fach zu studieren bzw. einen mit Naturwissenschaften zusammenhängenden Beruf zu ergreifen. Angesichts dieses Zustands und nicht zuletzt wegen der Sorge um qualifizierten naturwissenschaftlichen Nachwuchs werden Schülerlabore entwickelt. Schülerlabore sind heute ein wichtiger Bestandteil der außerschulischen Bildungsmöglichkeit in der Physik, da Schüler sich in dieser Lernumgebung vor allem ohne Leistungsdruck den physikalischen Inhalten widmen können. Schülerlabore sollten zum einen das „Interesse und die Aufgeschlossenheit“ von Schülern gegenüber „Naturwissenschaft und Technik“ fördern, zum anderen aber auch ein „zeitgemäßes Bild von Naturwissenschaften […] und ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft“ vermitteln. Nicht zuletzt sollte auch die Möglichkeit „des Dialoges und der Auseinandersetzung mit aktuellen, z.T. kontrovers diskutierten Themen naturwissenschaftlicher Forschung geschaffen werden“ [Eul05, S.1]. Die Quantenmechanik bietet zum Erfüllen dieser Zielsetzungen genügend Potential. Aus diesem Grund wurde im Rahmen dieser Staatsexamensarbeit ein zweitägiges Schülerlabor zur Quantenmechanik entwickelt. Vor allem bietet die Quantenmechanik Einblick in eine wissenschaftliche Debatte: Die Interpretationen der Quantenmechanik, die noch nicht abgeschlossen ist und noch immer 67 kontrovers diskutiert wird. Die Quantenmechanik bietet den Schülern auch Wissen über das Weltbild der modernen Physik (Ende des Determinismus), die unter physikalischer Perspektive unsere Vorstellung von der Beschaffenheit der Natur maßgeblich geprägt hat. Somit bietet dieses Schülerlabor den Schülern die Gelegenheit, über das naturwissenschaftliche Weltbild des 19. Jahrhunderts hinauszukommen [Wie00]. Dadurch sollen die Schüler auch erkennen, dass es noch offene Fragen (Abschnitt 3.5) in der Physik gibt, welche im Schülerlabor diskutiert werden können, da solche Fragen, wie die Interpretationen der Quantenmechanik, selten im normalen Unterricht thematisiert werden. Natürlich stellt sich auch die Frage nach Synergien von einem Schülerlabor und traditionellem Physikunterricht. Aus diesem Grunde wurden die fachlichen Inhalte des Schülerlabors so konzipiert, dass sie im direkten Bezug zum Lehrplan Physik (MSS/Leistungsfach) in Rheinland – Pfalz stehen, wodurch eine Einbindung in den Unterricht ermöglicht wird. 5.2 Bezug zum Lehrplan Die Struktur des Lehrplans (Jahrgangsstufe 11 – 13) in Rheinland – Pfalz ist an ein Baukastensystem angelehnt, es gibt Pflichtbausteine (grau unterlegt) und Wahlpflichtbausteine (weiß unterlegt). Pflichtbausteine müssen behandelt werden und Wahlpflichtbausteine werden eigenverantwortlich von der Lehrkraft ausgewählt [Lpr07]. Die Wahlpflichtbausteine sind lediglich in der Gesamtzahl (13) vorgeschrieben. Da die Adressaten des Schülerlabors Leistungskursschüler der Jahrgangstufe 12 sind, wird im Folgenden der Lehrplan des Leistungsfaches Physik betrachtet, und dabei werden die im Schülerlabor angesprochenen Bausteine vorgestellt. 68 69 Die Inhalte der Bausteine werden nicht alle thematisiert. Das genaue Konzept wird im nächsten Abschnitt erläutert. 70 5.3 Das Konzept des Schülerlabors Alle Materialien die im Schülerlabor verwendet werden, sind auf einer CD beigefügt. In Anhang C befindet sich eine Auflistung dieser Materialien. Das Schülerlabor findet an zwei Tagen, zu je fünf Zeitstunden statt. Am ersten Tag wird ein einführender Vortrag (Abschnitt 5.5.1) gehalten. Das Schülerlabor richtet sich an Leistungskursschüler, welche die Wellenoptik behandelt haben sollten. Falls diese Vorkenntnisse nicht vorhanden sind, ist der Einführungsvortrag so aufgebaut, dass die für das Schülerlabor relevanten physikalischen Inhalte der Wellenoptik vorgestellt werden. Falls die Vorkenntnisse vorhanden sind, so ist der erste Teil des Einführungsvortrags eine Wiederholung. Anschließend wird als Lehrmethode ein Stationenlernen (die Stationen werden zyklisch von den Schülern durchlaufen) mit drei Stationen (Abschnitt 5.5.2) durchgeführt: - Station 1: Doppelspaltexperiment mit Laserlicht hoher Intensität und eine Simulation zum Doppelspalt – Experiment mit Kugeln und Elektronen - Station 2: Photoeffekt - Station 3: Elektronenbeugung an Graphit Als übergeordnetes Lernziel dieser Stationen sollte der Widerspruch ‚Welle’ oder ‚Teilchen’ zum Nachdenken anregen. Der zweite Tag beginnt wieder mit einem einführenden Vortrag (Abschnitt 5.6.1), welcher den Konflikt: ‚Welle’ oder ‚Teilchen’ auflösen soll, so dass keine dualistische Denkweise entsteht und die Phänomene der Quantenmechanik als ‚Ganzes’ gesehen werden (Abschnitt 5.4). Im weiteren Verlauf erarbeiten sich die Schüler in drei Gruppen (Abschnitt 5.6.2) die Komplementarität am Doppelspalt und am MACH – ZEHNDER – Interferometer, die Interpretationen der Quantenmechanik (Kopenhagen und BOHM) und die ‚wechselwirkungsfreie Messung’, wobei nicht jede Gruppe diese Inhalte behandelt (Abschnitt 5.6.2). Aus diesem Grund präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse den Mitschülern, um so einen gleichen Wissensstand zu erreichen. Durch das eigenständige Experimentieren, welches durch Arbeitsblätter (Anhang C1 und C2) angeleitet wird, soll ein aktiver Lernprozess geschaffen werden. Die gestufte Heranführung der Schüler an die Quantenphysik ist eine weitere didaktische 71 Zielsetzung des erläuterten Konzepts. Die Aktivität der Intelligenz beruht nach Piaget auf einem Interesse [Pi72]. Zum einen soll die Motivation durch die technischen Anwendungen der Quantenphysik im Einführungsvortrag (Abschnitt 5.5.1) das Interesse wecken und zum anderen soll die Konfliktschaffung von ‚Welle’ oder ‚Teilchen’ durch die Experimente am ersten Tag das Interesse verstärken und somit die Spannung für den zweiten Tag aufrechterhalten. Dadurch erfolgt eine gute Basis für motiviertes und eigenständiges Arbeiten am zweiten Tag, wodurch wieder ein aktiver Lernprozess seitens der Schüler erfolgen kann. Die detaillierte Beschreibung, Zielsetzung und didaktischen Aspekte der Versuche (vor allem des Doppelspalt – Experiments) und Vorträge werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt. 5.4 Das Doppelspalt – Experiment als didaktischer Alleskönner FEYNMAN schätzt die Rolle und Bedeutung des Doppelspalt – Experiments folgendermaßen ein: „Das zentrale Geheimnis der Quantentheorie steckt im Doppelspaltexperiment“ [Le02, S. 5]. In seinen Büchern nimmt er immer wieder Bezug auf das Doppelspalt – Experiment. Im Hinblick auf ein Schülerlabor oder den Unterricht stellen sich folgende Fragen: - „Was steckt alles im Doppelspaltexperiment? - Ist das Doppelspaltexperiment didaktisch tragfähig und methodisch elementarisierbar?“ [Le02, S.6]. In Kapitel 3 wurde aufgezeigt, welche Wesenszüge der Quantenphysik im Doppelspalt – Experiment enthalten sind [Le02]: - ‚Körniges’ (Quantelung) - ‚Welliges’ (Interferenzmuster) - ‚Stochastisches’ (Stochastische Verteilung der Einzeltreffer) - Der Messprozess (Komplementaritätsprinzip) - Interpretationen der Quantenmechanik 72 Somit ist nach JOSEF LEISEN das Doppelspalt – Experiment ein didaktischer Alleskönner: „Kurzum: Im Doppelspaltexperiment ‚steckt’, was in der Quantenphysik erstrangig ist. Damit wird natürlich nicht behauptet, dass die Quantenphysik nur das ausMACHt, was im Doppelspaltexperiment steckt, sondern dass man am Doppelspaltexperiment unter dem Gesichtpunkt des Exemplarischen viele zentrale Inhalte und Fragen der Quantenphysik behandeln kann. Damit wäre didaktischer Alleskönner.“ das Doppelspaltexperiment ein [Le02, S. 6] Das JÖNSSON – Experiment (Abschnitt 3.2.2) und das TAYLOR – Experiment Abschnitt 3.2.1) fungieren unter didaktischem Aspekt als Schüsselexperimente, welche die Quantenphänomene „ganz lassen“, im Gegensatz zum Photoeffekt (Abschnitt 2.3), der nur die Quantelung bestätigt, oder dem YOUNG – Experiment (Abschnitt 2.1), welches nur das ‚wellige’ Verhalten zeigt. Somit kann ein adäquates Verständnis von Quantenphänomenen aufgebaut werden, wenn ‚Welliges’, ‚Körniges’ und ‚Stochastisches’ „ganz gelassen und von Anfang an mitgedacht werden“ [Le02, S.8]. Die Umsetzung der oben erwähnten Charakteristika der Quantenphysik wird im Folgenden beschrieben. Ein weiterer Wesenszug der Quantenphysik, der am Doppelspalt – Experiment gezeigt werden kann, ist die HEISENBERGsche Unbestimmtheitsrelation, auf welche allerdings im Schülerlabor nicht eingegangen wird. 5.5. Erster Tag des Schülerlabors 5.5.1 Der einführende Vortrag Der Vortrag (Anhang C3) beginnt mit einer Motivation für die Beschäftigung mit Quantenphysik, wobei die technischen Anwendungen wie Quantenkryptographie, Quantenteleportation oder Quantencomputer im Vordergrund stehen. Durch die Motivation mit Hilfe der technischen Anwendungen von Quantenphysik wird schon 73 zu Beginn ein Gefühl für die Kuriosität der Quantenphysik sensibilisiert. Es folgt eine historische Entwicklung zur Entstehung der Quantenphysik, um die quantenphysikalische Revolution zu skizzieren. In den historischen Teil sind die wichtigsten physikalischen Inhalte von Licht im Wellenmodell (Interferenz, Polarisation, Licht als elektromagnetische Welle) eingebettet. Die Entdeckung von HALLWACHS, HERTZ und LENARD (Abschnitt 2.1) wird angesprochen, um somit einen direkten Bezug zum folgenden Experiment, dem Photoeffekt, herzustellen. Der Photoeffekt (Abbildung 43) wird an dieser Stelle zur Auflockerung des Vortrags durchgeführt und bietet auch die Möglichkeit zur aktiven Beteilung der Schüler. Abb. 43: Experimentelle Anordnung zum Photoeffekt Sichtbares Licht (Glühbirne) bzw. UV – Licht treffen auf eine Fotozelle mit einer Kaliumanode und der Photostrom (ausgelöste Elektronen) zwischen Kathode und Anode wird mit Hilfe eines Messverstärkers gemessen. Bei sichtbarem Licht zeigt das Messgerät keinen Stromfluss an, selbst wenn die Lichtintensität erhöht wird. Auch bei längerem Warten ist kein Ausschlag des Messgerätes zu beobachten. Wird die Fotozelle allerdings mit UV – Licht bestrahlt, so ist sofort ein Ausschlag des Messgeräts zu erkennen, ein Strom fließt. Das bedeutet, dass durch das UV – Licht Elektronen ausgelöst werden können, im Gegensatz zu sichtbarem Licht 74 (ohne UV – Anteil). Die Beobachtung lässt Rückschlüsse auf eine Grenzfrequenz zu, ab der die Elektronen ausgelöst werden. Falls die Lichtintensität des UV – Lichts erhöht wird, so ist ein proportionales Ansteigen des Photostroms zu erkennen. Die Beobachtungen der Grenzfrequenz und der Proportionalität von Lichtintensität (bei UV – Licht) und Photostrom können mit dem Wellenmodell von Licht nicht erklärt werden. Die Schwierigkeiten, die das Wellenmodell besitzt, um die Beobachtungen erklären zu können, werden explizit im Vortrag angesprochen. Dadurch wird auf den Photoeffekt im praktischen Teil (Abschnitt 5.5.2.1) vorbereitet. Im nächsten Abschnitt wird zum Ersten die Idee PLANCKs präsentiert, der ein Energiequantum der Größe E = h einführte, um die spektrale Verteilungsfunktion eines schwarzen Körpers zu erklären (Abschnitt 2.2.1), und zum Zweiten wird dem Energiequantum ein Impuls zugeordnet, um so die Teilcheneigenschaft hervorzuheben. Es wird so die Basis für die quantitative Erklärung (2.14) des photoelektrischen Effekts gelegt, welche im praktischen Teil herausgefunden werden soll. Die Einführung des Impulses eines Energiequantums wird ebenfalls zum Erklären der Elektronenbeugung (Abschnitt 5.5.2.3) benötigt. Weiter muss eine Einführung in die Röntgenbeugung gegeben werden, damit die BRAGG – Reflexion angesprochen werden kann. Dadurch können die Interferenzeffekte und die Beugungsringe verstanden werden. Als technische Anwendung wird hier die Kristallstrukturanalyse mittels LAUE – Diagramme vorgestellt und das DEBYE – SCHERRER – Verfahren kurz präsentiert. Es werden alle physikalisch relevanten Inhalte behandelt, die für die selbständige Bearbeitung der Arbeitsblätter der einzelnen Stationen (Abschnitt 5.5.2) nötig sind. Damit die Schüler die Inhalte des Vortrags nachschlagen können gibt es ein Handout (Anhang C5). 5.5.2 Die Experimente des Stationenlernens Die Experimente der einzelnen Stationen wurden so konzipiert, dass die Schüler selbstständig die physikalischen Interpretationen der Beobachtungen geben sollen. Einerseits werden die Schüler dadurch stark herausgefordert, andererseits kommt dem Experiment eine methodische Schlüsselrolle als Teil des Erkenntnisprozesses zu. So kann das Schülerinteresse gesteigert werden und Lernprozesse und 75 Einsichten gefördert werden [Eu05]. Die Arbeitsblätter des Stationenlernens sind in Anhang C1 hinterlegt. 5.5.2.1 Der Photoeffekt Die Versuchsanordnung ist von der Firma PASCO scientific [Pas07] und in Abbildung 45 dargestellt. Die Quecksilberdampflampe enthält fünf verschiedene Spektrallinien (Abbildung 46), die durch eine Gitterlinse spektral zerlegt werden. Die fünf Spektrallinien werden nacheinander auf den Schlitz im weißen Schirm gerichtet, so dass die Spektrallinien im Gehäuse auf die Fotozelle treffen und dort Elektronen aus der Kathode (Abbildung 44) auslösen. Kathode Anode Abb. 44: Gegenfeldmethode Ziel dieses Versuchs ist die Messung der kinetischen Energie der ausgelösten Elektronen in Abhängigkeit der eingestrahlten Frequenz des Lichts, um somit sukzessive die Gleichung aus Abschnitt 2.3: E Kin = h -P, (5.1) zu erarbeiten. EKin ist die kinetische Energie der Elektronen und P ist die Austrittsarbeit der Elektronen. Die kinetische Energie wird in der Regel mit Hilfe der sogenannten Gegenfeldmethode (Abbildung 44) bestimmt. Werden Elektronen durch eine Spannung U beschleunigt, so besitzen sie die kinetische Energie E Kin = e U (e = Elementarladung). Umgekehrt können aber auch Elektronen, die 76 eine kinetische Energie E Kin durch Energiezufuhr erhalten haben, durch eine entsprechende Spannung (Gegenspannung) abgebremst werden. Dieser Sachverhalt wird im Wesentlichen bei der Gegenfeldmethode ausgenutzt. Das Licht überträgt seine Energie an die Elektronen, die dadurch aus dem Metall geschlagen werden und somit eine gewisse kinetische Energie besitzen. Die aus dem Metall (Kathode, Abbildung 44) tretenden Elektronen verursachen einen Strom, der mit einem Ampèremeter gemessen werden kann. Möchte man nun die kinetische Energie der Elektronen bestimmen, muss man mit dem Schiebewiderstand die Spannung so einstellen, dass kein Strom mehr fließt. Wenn kein Strom mehr fließt, bedeutet dies, dass keine Elektronen die Anode erreichen. Diese Spannung ist somit unsere Gegenspannung U 0 aus der man die kinetische Energie E Kin = e U 0 erhält [Gre98]. Diese Methode wird bei dem Versuchsaufbau von PASCO scientific in etwas abgewandelter Form benutzt. Die Spannung U 0 muss nicht eingestellt werden, sondern wird direkt angezeigt, da ein Kondensator benutzt wird. Somit können die Schüler den Spannungswert U 0 direkt ablesen. Quecksilberdampflampe Gehäuse mit Fotozelle Schlitz Gitterlinse Messgerät Zerotaster Filter Abb. 45: Versuchsaufbau zum Photoeffekt 77 Abb. 46: Frequenzen und Wellenlängen Da nach einer Messung noch Restladungen auf dem Kondensator vorhanden sein können, muss vor jeder Messung der Zerotaster (Abbildung 45), für einen Nullabgleich, gedrückt werden. Außerdem müssen bei der Messung der grünen und gelben Spektrallinie die entsprechend farbigen Filter vor dem Schlitz angebracht werden. Die Filter begrenzen zum einen den Anteil höherer Lichtfrequenzen des Umgebungslichts, die sich den gelben oder grünen Spektrallinien überlagern können und somit die Messewerte verfälschen und zum anderen wird ultraviolettes Licht aus Spektren höherer Ordnung zurückgehalten um so eine Überlagerung mit den gelben und grünen Spektrallinien der Spektren niedriger Ordnung zu vermeiden. Nach Aufnahme der Daten werden sie in ein Koordinatensystem gezeichnet und Koordinatensystem eine Ausgleichsgerade schon vorskaliert hindurchgelegt, wobei ist, um einem unnötigen das Zeitverlust vorzubeugen. In dem Versuchsaufbau von PASCO scientific wird eine Kalium – Natrium – Antimon Verbindung als Kathodenmaterial eingesetzt. Zusätzlich werden noch Messungen einer Zink – Kathode bereitgestellt, die ebenfalls in das Koordinatensystem gezeichnet werden. Auch bei den Daten der Zink – Kathode wird wieder eine Ausgleichsgerade gezeichnet. Durch Vergleich beider Geraden sollen die Schüler herausfinden, dass beide Geraden parallel sind, aber einen unterschiedlichen Y – Achsenabschnitt besitzen, und anschließend sollen die Funktionsgleichungen beider Geraden aufgestellt werden. Als nächstes sollen die Schüler herausfinden, dass die Nullstelle der Geraden die Bedeutung einer Grenzfrequenz hat und der Y – Achsenabschnitt die Austrittsarbeit darstellt, um die Elektronen aus dem jeweiligen Kathodenmaterial auszulösen. Somit ist alles Nötige vorhanden um mit der Idee des Energiequantums von PLANCK die Beobachtung physikalisch zu interpretieren und einen quantitativen Zusammenhang (5.1) herzustellen. 78 Um die Größenordnung der versuchsrelevanten physikalischen Größen zu bestimmen, wurde die folgende Messung durchgeführt, wobei die Fehler der Spannungswerte sich aus der Summe: Letzte Nachkommastelle des Messgerätes ± 1 und 0,9% Messungenauigkeit laut Hersteller ergeben. Somit ergibt sich der Fehler für die kinetische Energie: E Kin = e U . Außerdem sind die Frequenzen ohne Fehlerangaben seitens des Herstellers angegeben, so dass im Fall der Frequenzen keine Fehler angegeben werden können. Bevor der Spannungswert notiert wurde, musste ca. eine halbe Minute gewartet werden, bis sich der Messwert stabilisiert hatte. Die Messdaten sind in Tabelle 1 dargestellt. Frequenz [ 1014 Hz ] Spannung [V] EKin [ 10 !19 J ] 8,20 1,804 2,89 2,76 7,41 1,498 2,40 2,32 6,88 1,286 2,06 2,01 5,49 0,730 1,17 1,21 5,19 0,634 1,01 1,07 EKin [ 10 !21 J ] Tab. 1: Messdaten zum Photoeffekt Die lineare Regression wurde mit dem Programm Origin 7.5 erstellt und in Abbildung 47 sind die Werte für h und P dargestellt, wobei A = P und B = h ist (5.1). Da die Fehler für die Frequenzen fehlen, ist leider keine Aussage über die Genauigkeit der Werte h und P möglich, lediglich die Abweichung vom Literaturwert h = 6,6260693 10-34 Js kann angegeben werden. Es liegt eine relative Abweichung vom Literaturwert von 5,7% vor. Die Schüler haben allerdings nicht die Möglichkeit, ein Auswertungsprogramm zu benutzen, so dass die Abweichungen bei einer graphischen Auswertung von ‚Hand’ höher sind. Trotzdem ist die Abweichung von 5,7% im Rahmen der Schulphysik als gering einzustufen. Die Interpretation des Photoeffekts stützt das Teilchenmodell des Lichts, aber der nächste Versuch, das Doppelspalt – Experiment mit Licht hoher Intensität, ist im Rahmen des Wellenmodells von Licht erklärbar. 79 Messdaten aus Tabelle 1 Lineare Regression der Messdaten aus Tabelle 1 -19 3,0x10 -19 EKin [J] 2,5x10 -19 2,0x10 Linear Regression for Tabelle1: Y=A+B*X Weight given by Tabelle1 error bars. -19 1,5x10 Parameter Value Error -----------------------------------------------------------A -2,24144E-19 -B 6,24922E-34 7,23267E-36 ------------------------------------------------------------ -19 1,0x10 14 5,0x10 14 5,5x10 14 6,0x10 14 6,5x10 14 7,0x10 14 7,5x10 14 8,0x10 14 8,5x10 Frequenz [Hz] Abb. 47: h – Bestimmung durch den Photoeffekt 5.5.2.2 Das Doppelspalt – Experiment Im ersten Teil dieser Station soll der Spaltabstand des Doppelspalts bestimmt werden und auch darüber hinaus soll eingeschätzt werden, ob der gemessene Spaltabstand realistisch ist. Schirm Doppelspalt Laser Abb. 48: Versuchsaufbau zum Doppelspalt – Experiment 80 Außerdem bietet sich an dieser Stelle auch eine qualitative Sensibilisierung für Fehlerbetrachtungen an. Der Versuchsaufbau ist sehr übersichtlich und in Abbildung 48 dargestellt. Die Maxima n –ter Ordnung sind gegeben durch (Abschnitt 2.1): b sin n =n (5.2) mit n = 1, 2, 3, … . Abstand Schirm – Doppelspalt e b Maximum 0. Ordnung H H Abstand d Maximum 1. Ordnung Schirm ist weit entfernt Schirm Abb. 49: Bestimmung des Spaltabstands Aus Abbildung 49 erhält man die Beziehung tan = d und mit n = 1 folgt durch e Einsetzen von (5.2): d + = e b wobei die Näherung tan - sin , b= e , d (5.3) für kleine Winkel benutzt wird. Die Wellenlänge des Lasers beträgt = 632,8 nm und wird ohne Fehler angenommen, da der Fehler im Vergleich zu den anderen Messfehlern 81 vernachlässigbar gering ist. Für den Abstand Schirm – Doppelspalt erhält man e = (110 ± 2) cm und für den Abstand Maximum 0. Ordnung und Maximum 1. Ordnung erhält man d = (0,3 ± 0,1) cm. (0,23 ± 0,08) mm, wobei der Fehler für den Spaltabstand über GAUßsche Aus (5.3) ergibt sich für den Spaltabstand b = 2 Fehlerfortpflanzung berechnet wird: 2 ' e$ 'e d $ % " +% 2 " . & d # & d # b= Da keine Herstellerangaben bezüglich des verwendeten Doppelspalts vorhanden waren, wurde der Doppelspalt unter einem Mikroskop vermessen zu: b = (0,22 ± 0,02) mm. Die Messmethode über den Doppelspalt ist zwar recht ungenau, liefert aber die richtige Größenordnung und ist somit im Rahmen dieses Schülerlabors als akzeptabel zu beurteilen. Für den zweiten Teil dieser Station wird die Doppelspalt – Simulation (Abschnitt 5.6.2.1) verwendet. Das Doppelspalt – Experiment wird mit Kugeln (klassische Teilchen) durchgeführt Intensitätsverteilungen und beider soll die Einzelspalte Erkenntnis einfach liefern, addiert dass werden die können (Abschnitt 3.2.2). Im nächsten Schritt wird der Doppelspalt mit Elektronen beschossen (Abschnitt 3.2.2). Hierzu werden zwei Versionen der Arbeitsblätter ausgegeben. Zum einen wird eine Version ausgeteilt, falls die Schüler die Elektronenbeugung (Station 3 bzw. Abschnitt 5.5.2.3) noch nicht durchgeführt haben, und zum anderen eine Version, falls die Schüler die Elektronenbeugung schon durchgeführt haben. Falls die Schüler noch nicht wissen, dass Elektronen eine Wellenlänge zugeordnet werden kann (keine Elektronenbeugung durchgeführt), sollen lediglich die Widersprüche zur klassischen Physik skizziert werden. Der Widerspruch liegt im Beobachten von Interferenzminima, welche klassisch nicht zu erklären sind. Da die Schüler vorher untersucht haben, welches Verhalten klassische Teilchen zeigen, ist das notwendige Wissen vorhanden, um diesen Aufgabenteil zu bearbeiten. Falls die Elektronenbeugung schon behandelt wurde, sollen die Schüler sich lediglich bewusst sein, wo der Widerspruch liegt, und mit Hilfe der Wellenlänge von Elektronen die Interferenzminima erklären. Die Erklärung der Interferenzminima wird nicht explizit durch eine Anweisung auf dem Arbeitsblatt gefordert, sondern soll durch Nachfragen des Betreuers erfolgen. Somit schärft diese Station die Betrachtung für das ‚Wellige’ bei Licht, und für das ‚Körnige’ und das ‚Wellige’ bei Quantenobjekten (Elektronen). Da diese 82 Betrachtungen, bis auf den Wellencharakter von Licht, nur in Form einer Simulation erarbeitet werden können, wird als dritte Station die Elektronenbeugung als Realexperiment durchgeführt. 5.5.2.3 Die Elektronenbeugungsröhre In diesem Versuch soll der Zusammenhang Elektronen) durch Arbeitsaufträge = h (Abschnitt 2.4) für Materie (hier p sukzessive erarbeitet werden. Der Versuchsaufbau ist in Abbildung 50 dargestellt. Die Elektronenbeugungsröhre ist im Querschnitt in Abbildung 51 dargestellt. Elektronenbeugungsröhre Messgerät für Heizstrom Netzgerät für Beschleunigungsspannung (Hochspannung) Netzgerät für Heizwendel (Elektronenquelle) Abb. 50: Versuchsaufbau zur Elektronenbeugung 83 Abb. 51: Schematische Darstellung der Elektronenbeugungsröhre In diesem Versuch wird die Elektronenbeugung an stochastisch verteilten Graphitkristallen (Einzelkristalle) durchgeführt (Abschnitt 2.5). Als Auswertungsverfahren dient das DEBYE – SCHERRER – Verfahren, welches ermöglicht, die Wellenlänge der Elektronen bei bekannten Gitterabständen des Graphits über die Ringdurchmesser zu bestimmen. Der Impuls der Elektronen wird über die Beschleunigungsspannung ermittelt. Die Elektronen werden durch ein Potential UB beschleunigt und treffen auf den Graphitkristall (Abbildung 51). Der Impuls der Elektronen beträgt demnach: p = 2m e e UB , (5.4) wobei me die Masse und e die Ladung des Elektrons ist. Die Elektronen werden unter der BRAGGschen Bedingung 2 d sin =n (5.5) am Kristallgitter mit dem Gitterabstand d in ein Maximum n-ter Ordnung gebeugt. Durch die stochastische Anordnung der Einzelkristalle entsteht eine Ringstruktur. Im Weiteren sei n = 1. Man beobachtet allerdings zwei Beugungsringe 1. Ordnung 84 in diesem Versuch. Dies rührt daher, dass es zwei Netzebenen mit unterschiedlichen Gitterabständen d1 und d2 gibt, an denen die BRAGG – Reflexion auftritt. Abb. 52: Netzebenenabstand von Graphit Die Netzebenenabstände von Graphit sind in Abbildung 52 zu sehen. Falls der Netzebenenabstand d und die Ordnung n der Ringe bekannt sind, so kann man über die Ringradien R die Wellenlänge bestimmen (Abbildung 51): tan(2 ) = R . L Benutzt man die Nährung 2 sin( ) - tan(2 ) für kleine Winkel R . 2L - sin (5.6) , so erhält man: (5.7) Durch Einsetzen von (5.7) in die BRAGG – Bedingung (5.5) mit n = 1 erhält man: = d R L . (5.8) Für mehr Informationen bezüglich der BRAGG – Bedingung oder des DEBYE – SCHERRER – Verfahrens wird auf den Anhang C1, C3 und C5 verwiesen. Auf dem Arbeitsblatt zu diesem Versuch wird dem Schüler das Messverfahren erläutert. Als Erstes soll der Schüler die Beugungsringe bei eingestellter Spannung von 3000V 85 beobachten. Im Einführungsvortrag wurde die Ringstruktur bei eingestrahlter Röntgenstrahlung thematisiert, so dass ein erster Konflikt bei der Beobachtung von Ringstrukturen in diesem Experiment entstehen soll. Die Schüler sollen sich fragen: Warum erhält man beim Beschuss des Graphitkristalls mit Teilchen (Elektronen) ein wellentypisches Interferenzmuster? Dadurch werden die folgenden Aufgabenteile motiviert. Im weiteren Verlauf sollen die Schüler testen, ob es sich nach Durchgang der Elektronen durch den Kristall um Elektronen oder elektromagnetische Strahlung handelt, die auf dem Beobachtungsschirm auftrifft. Dies wird mit einem Magneten untersucht, damit eindeutig bestätigt werden kann, dass Elektronen auf den Schirm treffen. Da die Schüler sich nun bewusst sein sollten, dass es sich bei diesem Experiment um Elektronenbeugung handelt, wird nun nach einer physikalischen Interpretation gesucht, indem die Wellenlänge und der Impuls gemessen wird, um so den funktionalen Zusammenhang (p ) zu ermitteln. Die Schüler tragen die Wellenlänge über den Kehrwert des Impulses auf, um so die Steigung als PLANCKsches Wirkungsquantum zu identifizieren. Dies sollte möglich sein, da die Gleichung = h aus dem Einführungsvortrag bekannt ist. Zum Schluss sollen die p Schüler nun auf Grund der zugeordneten Materiewelle den Beugungseffekt erläutern. Damit auch bei diesem Versuch die Größenordnung der Messergebnisse abgeschätzt werden kann, wurde eine Messreihe (Tabelle 2), wie die Schüler sie aufnehmen, erstellt. L ist in diesem Versuch laut Hersteller 13,5 cm. Netzebenenabstand d1 = 0,123·10-9m (großer Ring) Netzebenenabstand d2 = 0,231·10-9m (kleiner Ring) Impuls Spannung [V] Durchm [cm] Radius [cm] Wellenlänge [ 10 !11 m] Durchm [cm] Radius [cm] Wellenlänge [ 10 !11 m] 10 ! 23 kg 2000 3000 4000 5000 6,2 5,2 4,5 4 3,1 2,6 2,25 2 2,82 2,37 2,05 1,82 3,8 3,0 2,6 2,3 1,9 1,5 1,3 1,15 3,00 2,37 2,05 1,81 2,41 2,96 3,42 3,82 Tab. 2: Messdaten zur Elektronenbeugung 86 m s Da der Schirm gewölbt ist und mit einem normalen Metermaß die Durchmesser vermessen wurden, musste ein Fehler von 0,4cm für die großen Ringe und 0,3cm für die kleinen Ringe angenommen werden. Ein kleinerer Fehler bei den kleineren Ringen ergibt sich aus der geringeren Krümmung des Schirms. Für die Fehler der ± 1 des Spannung wurde die Summe aus der letzten Nachkommastelle Anzeigegerätes der Hochspannungsquelle und der Messunsicherheit von 1% = angenommen. Der Fehler für die Wellenlänge ergibt sich aus Fehler für die Impulskehrwerte aus 1 1 1' 1 $ = % " - 25 p 5,4 10 2 %& U "# d L R und der 3 U , wobei die Einheiten beim Vorfaktor weggelassen wurden. Wenn die Einheit Volt eingesetzt wird, erhält man auch die Grundeinheit für den Impuls. In Tabelle 3 befinden sich die für die graphische Auswertung nötigen Daten des kleinen Rings und analog in Tabelle 4 die des großen Rings. 1 s 10 22 p kg m 1 p 10 20 s kg m [ 10 !11 m ] [ 10 !12 4,14 12,4 3,00 2,37 3,38 7,33 2,37 2,37 2,93 5,12 2,05 2,37 2,62 3,93 1,81 2,37 m ] m ] Tab. 3: Messdaten des kleinen Rings 1 s 10 22 p kg m 1 p 10 20 s kg m [ 10 !11 m ] [ 10 !12 4,14 12,4 2,82 1,82 3,38 7,33 2,37 1,82 2,93 5,12 2,05 1,82 2,62 3,93 1,82 1,82 Tab. 4: Messdaten des großen Rings 87 [m] 3,2x10 -11 3,0x10 -11 2,8x10 -11 2,6x10 -11 2,4x10 -11 2,2x10 -11 2,0x10 -11 1,8x10 -11 Daten aus Tabelle3 Lineare Regression für Tabelle 3 Linear Regression für Tabelle3: Y=A+B*X Parameter Value Error -----------------------------------------------------------A -2,24465E-12 6,85473E-12 B 7,74964E-34 2,06654E-34 -----------------------------------------------------------22 22 22 22 22 22 22 22 22 2,6x10 2,8x10 3,0x10 3,2x10 3,4x10 3,6x10 3,8x10 4,0x10 4,2x10 1/p [s/kg*m] Abb. 53: h – Bestimmung durch Elektronenbeugung (kleiner Ring) Daten aus Tabelle 4 Lineare Regression für Tabelle 4 -11 3,0x10 -11 2,8x10 -11 [m] 2,6x10 -11 2,4x10 Linear Regression für Tabelle 4 Y=A+B*X Parameter Value Error -----------------------------------------------------------A 1,22655E-12 5,27782E-12 B 6,56137E-34 1,59114E-34 ------------------------------------------------------------ -11 2,2x10 -11 2,0x10 -11 1,8x10 22 22 22 22 22 22 22 22 22 2,6x10 2,8x10 3,0x10 3,2x10 3,4x10 3,6x10 3,8x10 4,0x10 4,2x10 1/p [s/kg*m] Abb. 54: h – Bestimmung durch Elektronenbeugung (großer Ring) Man erhält zwei Diagramme, jeweils eins für den kleinen Ring (Abbildung 53) und eins für den großen Ring (Abbildung 54). Die lineare Regression wurde mit Origin 88 7.5 Pro durchgeführt. Der Parameter B entspricht dem PLANCKschen Wirkungsquantum h in Abbildung 53 und 54. Man erkennt ganz deutlich, dass die Messmethode im Gegensatz zum Photoeffekt wesentlich ungenauer ist. Die Auswertung des kleinen und des großen Rings werden innerhalb der Gruppe aufgeteilt, so dass auch bezüglich der Unterschiede beider Ausgleichsgeraden die Möglichkeit zur Diskussion besteht. Die Größenordnung der Messergebnisse in diesem Versuch ist somit im Rahmen dieses Schülerlabors akzeptabel für die Bestimmung des PLANCKschen Wirkungsquantums. 5.6 Zweiter Tag des Schülerlabors 5.6.1 Der einführende Vortrag Der Einführungsvortrag (Anhang C4) am zweiten Tag des Schülerlabors steht unter dem Motto ‚Des Rätsels Lösung’ und soll den ‚Welle’ oder ‚Teilchen’ Konflikt im einheitlichen Bild der Wellenfunktion auflösen. Zuerst werden die Ergebnisse der Experimente des Stationenlernens (Abschnitt 5.5.2) in einem gelenkten Unterrichtsgespräch erarbeitet und die wichtigsten Ergebnisse kurz diskutiert und festgehalten. Dabei bildet das JÖNSSON – Experiment den Abschluss dieser Versuche, um direkt zur folgenden Frage überzuleiten: Verhalten sich auch einzelne Photonen (TAYLOR – Experiment in Abschnitt 3.2.1) beim Durchgang durch einen Doppelspalt wie die Elektronen? Um dieser Frage nachzugehen, wird ein Doppelspalt – Experiment mit einzelnen Photonen eingesetzt. Dieses Experiment wurde im Rahmen einer Staatsexamensarbeit von CHRISTIAN VOGL an der Universität Mainz entwickelt. Für die genaue Funktionsweise dieses Experiments wird auf die Staatsexamensarbeit [Vo03] von CHRISTIAN VOGL verwiesen. Somit kann den Schülern auch ein Realexperiment zum Welle – Teilchen – Dualismus gezeigt werden, um dem Vorurteil vorzubeugen, dass Simulationen nur zeigen, was programmiert wird, und so die Realität manipulierbar ist. Auch andere Quantenobjekte wie Helium, Neutronen, Fullerene, … zeigen Interferenz beim Durchgang durch den Doppelspalt. Das Problem ist allerdings ein Modell zu finden was beides beschreibt, denn weder das Wellenmodell noch das Teilchenmodell 89 vermag alle Aspekte des Doppelspalt – Experiments mit einzelnen Quantenobjekten zu erklären. Um beide Aspekte zu beschreiben wird die Wellenfunktion eingeführt und das Superpositionsprinzip (Abschnitt 3.2.2) am Doppelspalt verdeutlicht, wobei auf die zwei wichtigen Wesenszüge der Quantenphysik eingegangen wird: zum einen dem statistischen und nicht vorhersagbaren Auftreffen einzelner Quanten (Abschnitt 3.2.1) auf dem Schirm und zum anderen, unter welcher Bedingung Interferenz eintritt (Abschnitt 3.2.2). Allerdings wird die Wellenfunktion nicht als komplexe Funktion beim Superpositionsprinzip behandelt, sondern als reelle Funktion, wodurch sich folgender Interferenzterm (siehe Abschnitt 3.2.2) ergibt: 2 1 (x ) 2 (x ) . (5.9) Im Rahmen dieses Schülerlabors soll diese didaktische Reduktion jedoch kein Problem darstellen und es kann auf den komplexen Interferenzterm verzichtet werden. Bevor die Inhalte der Gruppenphase (Abschnitt 5.6.2) thematisiert werden, wird zur Festigung des Inhalts eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Formeln und Beobachtungen gegeben. Auf die Inhalte der Gruppenphase wird zum einen aufmerksam gemacht und zum anderen werden auch physikalische Aspekte der Inhalte angesprochen. Beim MACH – ZEHNDER – Interferometer wird die Interferenz in den verschiedenen Detektoren/Schirmen (Abschnitt 3.3.2.1) erklärt, um eine einheitliche Wissensbasis bei den Präsentationen zu schaffen. Um auf den Quantenradierer (Kapitel 4) vorzubereiten, wird die ‚Welcher – Weg’ – Markierung von Photonen mittels Polarisationsfiltern erläutert. Zum Schluss werden die Schüler am Beispiel des Indeterminismus der Quantenmechanik in die Interpretationsproblematik eingeführt. Es wird erklärt, was verborgene Parameter sind, um somit wieder eine einheitliche Wissensbasis zu schaffen. In Anhang C6 ist das Handout dieses Vortrags zu finden. 90 5.6.2 Die Experimente der Gruppenphase Die Arbeitsblätter der Experimente der Gruppenphase befinden sich in Anhang C2. Diese Phase kennzeichnet sich aus durch eine Arbeit in Kleingruppen, wobei es drei Gruppen gibt und jede sich mit einem anderen Thema auseinandersetzt. Eine Gruppe beschäftigt sich mit dem MACH – ZEHNDER – Interferometer. Diese Schüler betrachten den Quantenradierer (Kapitel 4) als auch die ‚wechselwirkungsfreie Messung’ (Abschnitt 3.4). Die beiden anderen Gruppen beschäftigen sich im ersten Teil der Gruppenarbeit mit denselben Inhalten: der Komplementarität (Abschnitt 3.2.3) am Doppelspalt. Die Vermittlung der Komplementarität ist das gemeinsame Lernziel aller drei Versuchsblöcke, damit sich dieses fundamentale Prinzip der Quantenphysik einprägt. Nach der Komplementarität beschäftigen sich diese Schüler mit zwei unterschiedlichen Interpretationen der Quantenmechanik. Eine Gruppe übernimmt die Kopenhagener Deutung (Abschnitt 3.5.1) und die andere Gruppe setzt sich mit der BOHMschen Interpretation der Quantenmechanik (Abschnitt 3.5.2) auseinander. Die Gruppenphase bietet sehr viel Raum für Diskussionmöglichkeiten durch die Thematik der ‚wechselwirkungsfreien Messung’ und den Interpretationsrichtungen der Quantenmechanik, womit eine interessante Arbeitsatmosphäre geschaffen werden soll. Anschließend sollen sich die Schüler auf die Präsentation vorbereiten, wobei hier stichwortartige Hilfestellungen gegeben werden. Die Präsentationen dienen einmal zum Wissensaustausch der einzelnen Gruppen und zum anderen der Schülerlaborleitung zur Verständnisüberprüfung, denn nur auf einem guten Verständnis der Thematik kann eine adäquate Präsentation erfolgen. Bevor die Experimente der Gruppenphase (Abschnitt 5.6.2.2 bis 5.6.2.4) genauer beschrieben werden, erfolgt eine kurze Vorstellung der Simulationen (Abschnitt 5.6.2.1), die in der Gruppenphase als Experimentiertisch dienen. Lediglich der Quantenradierer kann als Realexperiment vorgeführt werden. Die Präsentationen der experimentellen Ergebnisse finden mit Hilfe der Simulationen statt. Als Medien dienen somit Computer und Tafel, da an der Tafel die Interpretationen der Quantenmechanik fixiert werden können. 91 5.6.2.1 Der Computer als Experimentiertisch Doppelspalt – Experiment Die Simulation des Doppelspalt – Experiments mit einzelnen Quantenobjekten wurde von KLAUS MUTHSAM im Rahmen seiner Zulassungsarbeit am Lehrstuhl für Didaktik an der Ludwig – Maximilians – Universität München entwickelt. Im Folgenden werden die Parameter des Simulationsprogramms [Do99] anhand eines Screenshots (Abbildung 55) aus der Simulation vorgestellt. Objektquelle Beobachtungslampe Spalt Schirm Abb. 55: Screenshot aus der Simulation zum Doppelspalt – Experiment Objektquelle Als Objekte, die aus der Quelle emittiert werden, dienen in diesem Schülerlabor Elektronen und Kugeln. Es gibt aber auch die Möglichkeit, andere Quantenobjekte auf den Doppelspalt zu schießen: Photonen, Myonen, Farbspray, Heliumatome, uvm.. Durch Betätigen des Buttons ‚Quelle’ (Abbildung 55: rechte untere Ecke) 92 können die einzelnen Quantenobjekte ausgewählt und die Energie der Objekte eingestellt werden. Spalt Der Button ‚Blende’ (Abbildung 55: rechte untere Ecke) ermöglicht die Einstellung der Spaltbreite und auch die Möglichkeit zur Auswahl zwischen Einzelspalt und Doppelspalt. Im Falle der Wahl des Doppelspalts kann auch der Spaltabstand variiert werden. Beobachtungslampe Die Lampe dient zur Ortsdetektion in der Spaltebene und somit zum Beobachten der Komplementarität (Abschnitt 3.2.3) durch Photonenstreuung. Berücksichtigt ist auch das Auflösungsvermögen der Lichtquelle. Die Beobachtungslampe wird über den Button ‚Lampe’ (Abbildung 55: rechte untere Ecke) aktiviert und beinhaltet die Variation der Lichtintensität und der Wellenlänge des ausgesandten Lichts. Schirm Auf dem Schirm werden die einzelnen Treffer markiert, so dass man die Möglichkeit besitzt, das sich allmählich aufbauende Interferenzmuster zu beobachten. Ein weiterer Vorteil bietet die Möglichkeit der Photographie von drei verschiedenen Interferenzmustern und das gleichzeitige Darstellen dieser Fotos. Somit können die Interferenzmuster verglichen werden, die entstehen, wenn jeweils nur ein Spalt offen ist oder wenn beide Spalte offen sind. Weiterhin besitzt der Schirm eine Zoommöglichkeit und die Anzeige der theoretischen Verläufe der Intensitätsverteilungen bzw. der Interferenzmuster. MACH – ZEHNDER – Interferometer Das Simulationsprogramm [Mz99] zum MACH – ZEHNDER – Interferometer wurde von ALBERT HUBERT am Lehrstuhl für Didaktik an der Ludwig – Maximilians – 93 Universität München entwickelt. Ein Screenshot aus der Simulation ist in Abbildung 56 zu sehen. In der unteren Leiste in Abbildung 56 sind die einzelnen Funktionen des Programms abgebildet, welche wieder unterteilt sind in ‚Instrumente’, ‚Quelle’, ‚Anzahl der Photonen’ und ‚Perspektive’ und im Folgenden genauer beschrieben werden. Abb. 56: Screenshot aus der Simulation zum MACH – ZEHNDER – Interferometer Quelle Aus der Quelle können zum einen einzelne Photonen, durch Anklicken von ‚Einzelne Photonen’ emittiert oder zum anderen, durch Anklicken von ‚Laser’, sehr viele Photonen emittiert werden. Letzteres entspricht dem klassischen Fall von Licht hoher Intensität und die Beobachtungen können mit dem Wellenmodell erklärt werden. Instrumente Hier können Detektoren in die beiden Strahlwege gebracht werden und es kann gezeigt werden, dass nie beide Detektoren ‚klicken’, da sich ein Photon nicht an einem Strahlteiler teilt, sondern immer nur als ‚Ganzes’ den einen oder anderen Strahlweg nimmt. Außerdem können drei Polarisationsfilter so in den Strahlengang gebracht werden, dass sich der Aufbau eines Quantenradierers (Kapitel 4) ergibt. 94 Die Stellungen der Polarisationsfilter können über die komplette Winkelskala von 360° eingestellt werden. Anzahl der Photonen Die Anzahl der Photonen, die auf den Schirm treffen, werden angezeigt, ebenso die Anzahl der emittierten Photonen. Die Photonen, die von den Detektoren detektiert werden, werden auch gezählt. Perspektive Die Perspektive des Versuchsaufbaus kann variiert werden. Bombentest – Experiment Um die ‚wechselwirkungsfreie Messung’ (Abschnitt 3.4) zu verdeutlichen, wird als Simulationsprogramm ein Java Applet von FRANZ EMBACHER verwendet, welches unter [Wwm98] im Internet zu finden ist. Abbildung 57 zeigt einen Screenshot aus dem Simulationsprogramm. Unter der Rubrik Strahlengänge wird bei Betätigen des Buttons ‚Interferometer’ die Interferenz an den jeweiligen Detektoren angezeigt. Der Button ‚mit Hindernis’ bringt ein Hindernis in den oberen Strahlengang und simuliert die Interferenzen an den Detektoren, wenn ein Hindernis im Strahlengang ist. Unter der Rubrik Klassische Theorie wird die Wellenvorstellung simuliert und die sich daraus ergebenden Interferenzmuster mit und ohne Hindernis. Im Wesentlichen zeigt diese Rubrik das Gleiche wie die Rubrik Strahlengänge, wobei explizit die Welle dargestellt wird die sich durch das Interferometer bewegt. Unter der Rubrik Quantentheorie befinden sich die notwendigen Buttons, um das Bombentest – Experiment (Abschnitt 3.4) durchzuführen. Die Detektoren summieren ihre ‚Klicks’ jeweils auf, so dass eine statistische Aussage gemacht werden kann. Für eine detailliertere Beschreibung wird auf [Wwm98] verwiesen. Durch Betätigen des Buttons ‚Beschreibung’ erhält man mehr Informationen zu diesem Applet. 95 Abb. 57: Screenshot aus der Simulation zum Bombentest – Experiment 5.6.2.2 Das MACH – ZEHNDER – Interferometer Die Schüler benutzen die Simulation zum MACH – ZEHNDER – Interferometer und führen das Experiment mit einzelnen Photonen durch. Als Erstes sollen die Schüler das Experiment ohne Polarisationsfilter durchführen und vorhersagen, welche Beobachtung Sie machen. Sie sollen – den Einführungsvortrag des zweiten Tags reflektierend – das ringförmige Interferenzmuster (Abschnitt 4.1) vorhersagen können und ihre Vorhersagen auch überprüfen. Als Nächstes wird in jeden Strahlengang ein Polarisationsfilter gestellt und vier verschiedene Messungen bei vier verschiedenen Einstellungen der Polarisationsfilter durchgeführt, wobei die Polarisationsfilter parallel ausgerichtet sind. Die Beobachtung, dass das Interferenzmuster nicht verschwindet, soll auf die folgenden Aufgabenstellungen vorbereiten. Es soll erkannt werden, dass bei gleicher Stellung der Polarisationsfilter keine Aussage über den Weg der Photonen möglich ist. Anschließend werden zwei Polarisationsfilter in gekreuzter Stellung (90° Winkel) in den Versuchsaufbau gebracht und das Verschwinden des Interferenzmusters 96 beobachtet. Danach wird der Versuchsaufbau zum Quantenradierer ergänzt, indem der dritte Polarisationsfilter in den Ausgang des MACH – ZEHNDER – Interferometers gestellt wird. Auf Grund der Beobachtung, dass das Interferenzmuster wieder sichtbar wird, sollen die Schüler das Komplementaritätsprinzip formulieren. Die Schüler sollen als Abschluss dieses Blocks mit Hilfe der Detektoren testen, ob sich ein Photon am Strahlteiler aufteilt. Denn sonst könnte man das Komplementaritätsprinzip versuchen zu erklären, in dem man annimt das sich ein Photon am Strahlteiler aufteilt. Als zweiter Block folgt das Realexperiment zum Quantenradierer (Kapitel 4). Die Schüler sollen die Beobachtungen aus der Simulation am Realexperiment verifizieren und mit dem Betreuer über den Versuchsaufbau, die Interferenzmuster, die Stellungen der Polarisationsfilter uvm. Diskutieren, um einen Vergleich zwischen idealisiertem und realem Aufbau anzustellen. Als letzter Block wird das Bombentest – Experiment (Abschnitt 3.4) mit Hilfe der Simulation ‚wechselwirkungsfreie von FRANZ Messung’ zu EMBACHER durchgeführt, verdeutlichen. Zuerst um wird so ein die kurzer einleitender Text, welcher von [Osp07] übernommen wurde, zur Problemstellung des Bombenstest – Experiments gelesen. Danach sollen die Schüler mit Licht als Welle versuchen, das Hindernis zu detektieren. Das gelingt natürlich nicht und so muss der Ausweg über die Quantentheorie gesucht werden, es müssen einzelne Photonen benutzt werden. Die Schüler sollen mit Hilfestellung das Messprinzip herausfinden, welches die Unterscheidung einer scharfen Bombe von einem Blindgänger ermöglicht. Außerdem soll die Wahrscheinlichkeit für die Detektion einer scharfen Bombe angegeben werden. Als letzter Punkt soll die Präsentation vorbereitet werden. 5.6.2.3 Die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik Im ersten Abschnitt dieses Arbeitsblatts sollen die Schüler sich die Komplementarität am Doppelspalt mit Hilfe der Simulation von KLAUS MUTHSAM [D099] erarbeiten. Dazu werden Elektronen als Quelle benutzt und die Parameter wie Energie der Elektronen und Spaltabstand vorgegeben. Zuerst sollen die 97 Schüler das Experiment ohne Beobachtungslampe durchführen und einen Fotostreifen belichten. Danach wird die Lampe aktiviert und das Verschwinden des Interferenzmusters beobachtet, wobei die Beobachtung wieder auf dem zweiten Fotostreifen gespeichert wird. Nun werden die Schüler aufgefordert, auf Grund der Beobachtungen das Komplementaritätsprinzip zu formulieren. Spalt 1 wird geschlossen und das Experiment wird ohne Lampe durchgeführt. Nun wird Spalt 1 geöffnet und Spalt 2 geschlossen und wieder eine Messung durchgeführt. Beide Bilder werden zusammen auf dem dritten Fotostreifen festgehalten. Die Schüler sollen den dritten Fotostreifen mit dem zweiten Fotostreifen, auf dem die Beobachtung des Komplementaritätsprinzips abgebildet ist, vergleichen und zu dem Schluss kommen, dass beide Bilder identisch sind. Somit ist es gleichgültig, ob man beobachtet, durch welchen Spalt ein Elektron tritt, oder das Experiment mit nur einem Spalt durchführt und die Verteilung der Einzelspalte addiert. Als Lernkontrolle werden die Schüler aufgefordert, zu den Interferenzmustern aus den vorigen Aufgabenstellungen die Intensitätsverteilungen zu skizzieren. Da nun die Intensitätsverteilungen vorliegen, sollen die Schüler durch einen Vergleich folgern, was mit dem Interferenzterm (siehe Abschnitt 3.2.2) bei einer Ortsdetektion geschehen muss. Der Interfernzterm muss Null werden, um die Intensitätsverteilung bei einer Ortsdetektion zu erklären. Anschließend werden die Schüler davon überzeugt, dass die Zusammenstöße der Photonen mit den Elektronen nicht verantwortlich für das Verschwinden des Interferenzmusters sind. Die Kopenhagener Interpretation (Abschnitt 3.5.1) wird auf der Basis eines ausgeteilten Textes erarbeitet, der inhaltlich im Wesentlichen auf [Gri06] basiert. Den Schülern werden die Kernaussagen der Kopenhagener Interpretation stichwortartig vorgegeben und können dann mit Hilfe des Textes verstanden werden. Die Kernaussagen werden vorgegeben, damit die Schüler nicht unwichtige Aussagen des Textes als Kernaussage identifizieren und somit anschließend keine adäquate Präsentation der Kernaussagen erfolgen kann. Da die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik auf erkenntnistheoretischem Wege entstanden ist und eine der häufigsten dargestellten Interpretationsrichtungen ist, wird versucht sie den Schülern zu vermitteln. 98 5.6.2.4 Die BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik Der erste Teil des Arbeitsblatts ist identisch mit dem Arbeitsblatt zur Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik, da die physikalischen Inhalte als wichtig erachtet werden und somit eine bessere Festigung des Erlernten erfolgt. Alle Schüler beschäftigen sich mit dem Komplementaritätsprinzip und zwei Gruppen präsentieren das Komplementaritätsprinzip: Einmal am Doppelspalt (Gruppe, die sich mit der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik beschäftigt) und zum zweiten am MACH – ZEHNDER – Interferometer. Des Weiteren übernimmt auch die Gruppe, die sich mit der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik beschäftigt, die Präsentation der Ortsdetektion eines Elektrons (Abschnitt 3.2.3) in der Spaltebene des Doppelspalts. Die Präsentation der Gruppe, die sich mit der BOHMschen Interpretation der Quantenmechanik beschäftigt, beschränkt sich auf die Erklärung, warum das Interferenzmuster nicht bei der Ortsdetektion durch den Zusammenstoß eines Elektrons mit einem Photon verschwindet. Die Kernaussagen der BOHMschen Interpretation werden wieder stichwortartig vorgegeben und anhand eines ausgeteilten Textes erläutert. Die Texte basieren auf [Küb04] und [Wi07]. Die BOHMsche Interpretation ist sehr schwer, dafür aber umso interessanter, weil sie den Determinismus wieder in die Quantenmechanik zurückbringt. Die Schüler könnten solch eine Anlehnung an die klassische Mechanik für durchaus befriedigend und interessant empfinden. Dadurch wird es den Schülern ermöglicht eine interessante Diskussion zu führen, bei der zwei völlig unterschiedliche Interpretationsrichtungen der Quantenmechanik gegenüber gestellt werden. 5.7 Durchführung und zeitlicher Rahmen des Schülerlabors Das Schülerlabor wurde von einem Oberstufenkurs aus Hessen und aus Rheinland – Pfalz besucht. Beide Oberstufenkurse waren Physik Leistungskurse und bestanden aus jeweils 13 Schülern am Ende der Jahrgangsstufe 12. Die Schüler 99 waren an zwei aufeinander folgenden Tagen an der Universität Mainz zu Gast. Beide Kurse waren jedoch zu unterschiedlichen Tageszeiten an der Universität Mainz. Der Kurs aus Hessen war am 5./6. Juni anwesend und folgte dem Zeitplan in Tabelle 5 . Der Tagesablauf des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz, der am 26./27. Juni am Schülerlabor teilnahm, ist in Tabelle 6 zu sehen. Die Zeit für den Einführungsvortrag am ersten Tag war mit einer Stunde in beiden Fällen (Hessen und Rheinland – Pfalz) durchaus angemessen. Die Gruppengrößen ergaben sich aus der Gesamtanzahl der Schüler zu vier bis fünf Schülern pro Gruppe. Für das Stationenlernen wurden beim erstmaligen Durchführen 55min pro Station eingeplant mit einer kurzen Pause von 5min zum Wechseln der Stationen. Zeitlicher Rahmen Inhalt Tag1 14:45 – 15:45 Uhr Vortrag 15:45 – 15:55 Uhr Pause 16:00 – 19:00 Uhr Stationenlernen 19:00 – 19:10 Uhr Ausblick Tag2 8:45 – 9:45 Uhr Vortrag 9:45 – 9:55 Uhr Pause 10:00 – 11:30 Uhr Gruppenphase 11:30 – 11:40 Uhr Pause 11:40 – 12:25 Uhr Präsentation 12:25 – 12:40 Uhr Diskussion + Fragen 12:40 – 13:00Uhr Evaluation Tab. 5: Tagesablauf des Oberstufenkurses aus Hessen Da sich herausstellte, dass die Stationen einen großen Konzentrationsaufwand seitens der Schüler forderten, wurde bei der zweiten Durchführung des Schülerlabors eine 10min Pause eingeführt. Die Versuche des Stationenlernens konnten mit 55min Bearbeitungszeit gut durchgeführt werden. Allerdings stellte sich heraus, dass bei erstmaligem Durchführen gegen Ende des ersten Tages die Konzentration nachließ. 100 Zeitlicher Rahmen Inhalt Tag1 8:30 – 9:30 Uhr Vortrag 9:30 – 9:40 Uhr Pause 9:45 – 13:00 Uhr Stationenlernen 13:00 – 13:10 Uhr Ausblick Tag2 11:30 – 12:45 Uhr Vortrag 12:45 – 12:55 Uhr Pause 13:00 – 15:00 Uhr Gruppenphase 15:00 – 15:10 Uhr Pause 15:15 – 16:15 Uhr Präsentation 16:15 – 16:45 Uhr Diskussion + Quiz 16:45 – 17:05Uhr Evaluation Tab. 6: Tagesablauf des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz Dies lag daran, dass die Schüler vormittags Unterricht hatten und somit die Beanspruchung der Konzentrationsfähigkeit an diesem Tag das normale Pensum der Schüler weit überschritt. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Durchführung des Schülerlabors mit dem Oberstufenkurs aus Rheinland – Pfalz. Dieser hatte am zweiten Labortag auch vormittags Unterricht, so dass die Konzentration bei den Präsentationen sichtlich nachließ. Somit wäre für eine ausgewogene Konzentration über die Zeitdauer des gesamten Schülerlabors der zeitliche Rahmen auf vormittags zu begrenzen, da an den Tagen, an denen das Schülerlabor vormittags stattfand, keine Konzentrationsprobleme auftraten. Beim erstmaligen Durchführen des Schülerlabors wurde der Zeitaufwand des Einführungsvortrags am zweiten Tag des Schülerlabors zu gering eingeschätzt, da es mehrere Rückfragen beim Doppelspalt – Experiment mit einzelnen Photonen gab [Vo03]. Aus diesem Grund wurde die Zeitdauer bei der zweiten Durchführung des Schülerlabors um 15min ergänzt. Es zeigte sich, dass die neu angesetzte Zeitdauer des Vortrags völlig ausreichend war, um die Inhalte präsentieren und diskutieren zu können. Da der Oberstufenkurs aus Hessen am zweiten Tag des Schülerlabors keine Freistellung vom Nachmittagsunterricht erhielt, musste die Gruppenphase mit eineinhalb Zeitstunden und die Präsentation mit 45min geplant werden. Das ursprüngliche 101 Konzept war allerdings mit zwei Zeitstunden für die Durchführung der Gruppenphase und mit einer Stunde für die Durchführung der Präsentation geplant, so dass es hinsichtlich des Zeitmanagements Probleme gab und die Diskussionsrunde leider entfallen musste. Eine zeitliche Ausdehnung war wegen des Nachmittagunterrichts des Oberstufenkurses aus Hessen nicht möglich. Bei der zweiten Durchführung war der zeitliche Rahmen jedoch ausreichend. Das zeitliche Konzept in Tabelle 6 kann somit für eine nochmalige Durchführung des Schülerlabors verwendet werden. Die Arbeitsblätter wurden so gestaltet, dass eine selbstständige Durchführung der Versuche möglich ist. Aus Erfahrung zeigt sich aber, dass es sinnvoll ist, jeden Versuch mit einem Betreuer auszustatten. Die Betreuer waren in diesem Schülerlabor ausnahmslos Lehramtsstudenten höherer Semester mit einer guten Vorbildung in der Quantenphysik. Die Betreuer konnten so mit den Schülern diskutieren und bei Problemen Hilfe zur Selbsthilfe geben. Es zeigte sich, dass keine völlig selbstständige Durchführung der Versuche erfolgte. Ein Grund hierfür war, dass die Schüler die Arbeitsblätter teilweise trotz Hinweis nicht genau genug durchgelesen haben, wodurch sich viele Nachfragen ergaben. Abb. 58: Schülergruppe beim Durchführen des Doppelspalt – Experiments von YOUNG 102 Die Nachfragen waren oft unnötig, da die Arbeitsblätter die Antwort auf die Fragen explizit enthielten. Beide Oberstufenkurse verfügten über Vorkenntnisse der Wellenoptik, wobei der Oberstufenkurs aus Rheinland – Pfalz im Gegensatz zu dem Oberstufenkurs aus Hessen, Licht als elektromagnetische Welle und die Polarisation von Licht im Unterricht behandelt hatte. Das Doppelspalt – Experiment von YOUNG mit Laserlicht (Abbildung 58), die Simulation zum Doppelspalt mit Kugeln und Elektronen (Abbildung 59) wurden ohne weitere Probleme von allen Schülern (beide Oberstufenkurse) selbstständig durchgeführt und ausgewertet. Abb. 59: Schülergruppe beim Bedienen der Simulation zum Doppelspalt – Experiment Ein Grund für den reibungslosen Ablauf bei diesem Versuch ist vermutlich die ausführliche Behandlung des Doppelspalt – Experiments von YOUNG im Unterricht. Das Simulationsprogramm zum Doppelspalt – Experiment wurde von allen Schülern direkt verstanden, wodurch bei einmaliger Einweisung durch den Betreuer keine weitere Hilfe erforderlich war. Die Konzentrationsfähigkeit der Schüler wurde bei diesem Versuch nicht so sehr beansprucht wie bei den anderen Stationen, wodurch diese Station als aktive Erholungsphase und ‚Auflockerung’ diente. Da die Schüler für die Bearbeitung der Station zum Doppelspalt – Experiment weniger Zeit im Vergleich zu den anderen Stationen benötigten, konnte ein kleiner Exkurs in die 103 Thematik der Fehlerabschätzung erfolgen. Da die Fehlerabschätzung in der Schule im Allgemeinen keinen großen Stellenwert besitzt, konnten die Schüler auf diese Art für die Fehlerbetrachtung sensibilisiert werden. Es stellte sich heraus, dass die Schüler überwiegend die Messfehler als zu gering einschätzten. Die graphische Auswertung mittels der Ausgleichgeraden bei den anderen Stationen stellte kein Problem dar. Die Bestimmung der Steigung und des Y – Achsenabschnitts konnte von allen Schülern problemlos erfolgen. Bei der physikalischen Interpretation hingegen gab es große Unterschiede. Abb. 60: Schülergruppe beim Durchführen des Versuchs zum Photoeffekt Beim Photoeffekt (Abbildung 60) konnten fast alle Schüler des Oberstufenkurses aus Hessen die Nullstelle als Grenzfrequenz identifizieren, aber der Y – Achsenabschnitt konnte nur von zwei Schülern als Austrittsarbeit interpretiert werden. Die Gleichung (2.14) konnte von keinem Schüler des Oberstufenkurses aus Hessen aufgestellt werden. Alle Schüler des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz konnten die Nullstelle der Geraden als Grenzfrequenz deuten. Ein Viertel der Schüler war in der Lage, die Austrittsarbeit mit dem Y – Achsenabschnitt in Verbindung zu bringen und die Gleichung (2.14) ohne Hilfe aufzustellen. Allerdings konnten mit Hilfe des Betreuers 104 alle Schüler die physikalische Interpretation des Photoeffekts erarbeiten. Die Schüler waren zum Schluss dieses Versuchs überwiegend in der Lage, den Photoeffekt mit Hilfe der Lichtquantenhypothese (Abschnitt 2.2 und 2.3) zu verstehen. Bei der Elektronenbeugung (Abbildung 61) hingegen konnten fast alle Schüler beider Oberstufenkurse die physikalische Interpretation, dass Materie eine Wellenlänge besitzt, geben, obwohl sich ungefähr die Hälfte nicht mit diesem Gedanken anfreunden konnte. Als die Schüler das JÖNSSON – Experiment nach der Station zur Elektronenbeugung durchführten, war die Skepsis bei einigen Schülern nicht mehr ganz so groß. Somit die meisten Schüler motiviert zum Labortag um mehr über die Abb.kamen 61: Schülergruppe beim Durchführen deszweiten Versuchs zur Elektronenbeugung Man kann durchaus behaupten, dass die Schaffung des Konflikts ‚Welle’ oder ‚Teilchen’ gelungen ist und die Schüler es nicht erwarten konnten, am nächsten Tag mehr über die Quantenphysik zu erfahren, da die Frage nach dem ‚Warum?’ offen blieb. Somit kamen die meisten Schüler motiviert zum zweiten Tag des Schülerlabors um mehr über die Quantenphysik zu erfahren. Bei der Gruppenphase zu den Interpretationen der Quantenmechanik gab es im experimentellen Teil mit der Simulation zum Doppelspalt keine großen Probleme, lediglich das Auflösungsvermögen einer Lichtquelle war nicht allen Schülern bekannt. Da auch in der Gruppenphase Betreuer eingesetzt wurden, konnten diese das Auflösungsvermögen einer Lichtquelle nochmals erklären. Die Erarbeitung der 105 Interpretationen der Quantenmechanik konnte allerdings nicht selbstständig erfolgen. Allein aus den ausgeteilten Texten waren die Schüler nicht in der Lage, die Kernaussagen zu verstehen. Vor allem bei der BOHMschen Interpretation der Quantenmechanik hatten die Schüler Probleme. Die Betreuer waren sehr gefordert, die wesentlichsten Kernaussagen der Interpretationen schülergerecht darzustellen. Abb. 62: Schülergruppe beim Durchführen des Versuchs zum Quantenradierer Die selbstständige Erarbeitung der Interpretationen der Quantenmechanik anhand von Texten ist als zu schwierig einzustufen. Es bietet sich eher an, die Interpretationen der Quantenmechanik in einem gelenkten Unterrichtsgespräch zu erarbeiten. Das Arbeitsblatt zum MACH – ZEHNDER – Interferometer konnte beim erstmaligen Durchführen des Schülerlabors aus Zeitgründen nicht vollständig bearbeitet werden, wodurch das Bombentest – Experiment nicht behandelt wurde. Beim zweiten Durchführen des Schülerlabors konnte das Arbeitsblatt zum MACH – ZEHNDER – Interferometer vollständig bearbeitet werden. Die Auslöschung der ‚Welcher – Weg’ – Information durch den dritten Polarisationsfilter wurde ohne Begründung erwähnt. Allerdings wollten die Schüler beider Oberstufenkurse eine Begründung für die Auslöschung der ‚Welcher – Weg’ – Information. Der Betreuer 106 musste die nötige Erklärung (Abschnitt 4.3) geben. Ursprünglich wurde vermutet, dass die Erklärung für die Schüler zu schwierig sei, was sich aber im Nachhinein als falsch herausstellte. Der reale Aufbau des Quantenradierers (Abbildung 62) wurde ausgiebig diskutiert. Es wurde auf die realen Bedingungen im Gegensatz zum idealisierten Aufbau eingegangen und die Schüler des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz bemerkten sogar, dass die Beobachtungen auch klassisch erklärt werden können. Die klassische Erklärung wurde nicht erwähnt, damit die spektakulären Beobachtungen nicht ihre Wirkung verlieren. Die Schüler hatten sehr viel Spaß bei der Durchführung des realen Quantenradierers und so ließen sie ihrer Kreativität freien Lauf und probierten sehr viel aus. Das Bombentest – Experiment hatte zunächst nicht die spektakuläre Wirkung wie erwartet. Die Schüler mussten explizit darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Photon nur den Weg zum Detektor mit der destruktiven Interferenz nimmt, wenn ein Hindernis einen Strahlenweg blockiert. Weiterhin musste die Fragestellung aufgeworfen werden: woher weiß das Photon dass ein Hindernis im anderen Strahlengang, den es nicht genommen hat, steht? Erst dann wurde den Schülern allmählich das Prinzip der ‚wechselwirkungsfreien Messung’ bewusst und sie waren fasziniert. Abb. 63: Schülergruppe beim Präsentieren der BOHMschen Mechanik 107 Die Präsentationen zur Komplementarität wurden mit Hilfe der entsprechenden Simulationen gezeigt und alle weiteren notwendigen Abbildungen standen den Schülern auf dem Computer zur Verfügung. Die Schüler setzten außerdem noch die Tafel als Präsentationsmedium ein. Den Schülern fiel es nicht schwer das Komplementaritätsprinzip und die Ortsdetektion der Elektronen beim Doppelspalt – Experiment zu erklären. Des Weiteren stellte die Präsentation der Erklärung, warum das Interferenzmuster nicht bei der Ortsdetektion durch den Zusammenstoß eines Elektrons mit einem Photon verschwindet auch kein Problem für die Schüler dar. Da die Komplementarität zweimal präsentiert wurde, einmal mit Hilfe des Doppelspalt – Experiments und zum anderen mit dem MACH – ZEHNDER – Interferometer, konnten die etwas schwächeren Schüler spätestens beim zweiten Präsentieren die Komplementarität verstehen. Die Präsentation des Bombentest – Experiments stellte bei der zweiten Durchführung des Schülerlabors kein Problem dar und die Interferenzmuster des realen Quantenradierers wurden über eine Schwanenhalskamera zur besseren Sichtbarkeit bei der Präsentation auf einen Fernseher projiziert. Die Präsentation der Interpretationen der Quantenmechanik (Abbildung 63) zeigte bei der ersten Durchführung des Schülerlabors, dass die Kopenhagener Interpretation nur ansatzweise verstanden und die BOHMsche Interpretation überhaupt nicht verstanden wurde, trotz großer Bemühungen seitens der Betreuer, die Interpretationen zu erklären. Beim Oberstufenkurs, der beim zweiten Schülerlabor mitwirkte, verhielt es sich allerdings anders. Die Schüler konnten die Kopenhagener Interpretation, mit ihren eigenen Worten, so gut wie möglich präsentieren. Die Kernaussagen der BOHMschen Interpretation wurden allerdings nicht ganz richtig dargestellt. Aus diesem Grund kann man behaupten, dass die BOHMsche Interpretation nur in Ansätzen verstanden wurde. In der anschließenden Diskussionsrunde beim zweiten Schülerlabor konnte erkannt werden, dass die Schüler eher zur BOHMschen Interpretation tendierten, weil der Determinismus und der Bahnbegriff wieder an Bedeutung gewinnen. Als der Leiter des Schülerlabors aber verschiedene Argumente gegen die BOHMsche Interpretation anführte, schlossen sich allerdings einige Schüler der Meinung des Leiters an und wurden so ein wenig verunsichert. Es ist allerdings nicht tragisch, dass die Schüler etwas verunsichert wurden, da der Leiter des Schülerlabors auch erwähnte, dass jeder sich mit gutem Gewissen für einen Standpunkt bezüglich der Interpretationsrichtungen entscheiden kann, ohne falsch zu liegen. Als Abschluss 108 wurde beim zweiten Schülerlabor ein Quiz (Anhang C8) durchgeführt, um die Nachhaltigkeit zu überprüfen. Jede Quizfrage bestand aus vier vorgegeben Antwortmöglichkeiten und wurde anonym von jedem Schüler beantwortet. Hierzu wurden vorgefertigte Zettel (Anhang C8) mit den Antwortmöglichkeiten A, B, C und D ausgeteilt. Die Lösungen des Quiz befinden sich ebenfalls in Anhang C8. Die Auswertung des Quiz und die Evaluation des Schülerlabors werden im folgenden Abschnitt dargestellt. 5.8 Evaluation und Auswertung des Schülerlabors Um das vorliegende Konzept des Schülerlabors beurteilen zu können, wurde am Ende des zweiten Tags des Schülerlabors eine 20 minütige schriftliche Evaluation durchgeführt. Der Evaluationsbogen befindet sich in Anhang A. Die Auswertung bezieht sich auf beide Schülerlabore (26 Schüler). Die Schüler sollen das Schülerlabor hinsichtlich Informativität, Spannung, Verständlichkeit, Interesse und Schwierigkeitsgrad bewerten. Der Evaluationsbogen lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt sollen die Schüler die Fragen begründet in Textform beantworten und eventuelle Verbesserungsvorschläge machen. Im zweiten Abschnitt werden die Schüler aufgefordert, für die vorher schriftlich beantworteten Fragen eine Note zu vergeben. Wie hat ihnen das Praktikum insgesamt gefallen? Durchschnitt: 12,2 Absolute Häufigkeit 12 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Noten im 15 - Punkte System Abb. 64: Gesamtbewertung des Schülerlabors 109 Es wurde als Bewertungsgrundlage das 15 – Punkte System der Oberstufe herangezogen, um auch eine Feinabstufung bei der Notenvergabe zuzulassen. Die Auswertungen dieser Notenvergaben sind zum Teil in diesem Kapitel abgebildet, wobei in Anhang A Kopien der restlichen Auswertungen vorhanden sind. Außerdem sind in diesem Kapitel die Originalaussagen der Schüler aus den Evaluationsbogen in Anführungszeichen gesetzt. Auf der X – Achse der Histogramme sind die Noten abgebildet und auf der Y – Achse befindet sich die Anzahl der Schüler, die die entsprechende Note gegeben haben. In Abbildung 64 ist zu sehen, dass das Schülerlabor mit gut bis sehr gut beurteilt wurde. Das Schülerlabor wurde als „wesentlich interessanter und aufschlussreicher als normaler Physikunterricht“ empfunden. Darüber hinaus „hat es echt Spaß gemacht“ und es „hätte länger sein können (4 – 5 Tage)“. Der Stoff wurde teilweise als „sehr schwer“ empfunden, was daran liegen könnte, dass „zu viele Themen in kurzer Zeit“ behandelt wurden und dass keine Sicherung des neu Erlernten vollzogen wurde, da der zeitliche Rahmen fehlte. Trotzdem wurde der Schwierigkeitsgrad (Abbildung 65) überwiegend als „genau richtig“ eingestuft. Außerdem war das „Arbeitsklima sehr angenehm“ und es konnten durch die „individuelle Betreuung bei Fragen“ auch „Details, […] vor allem in der Gruppenarbeit geklärt“ werden. Das Schülerlabor wurde auch als sehr informativ bewertet (Abbildung 66). Die Notenskala muss hierbei uminterpretiert werden, und reicht von sehr informativ (15 Punkte) bis gar nicht informativ (0 Punkte). Schwierigkeitsgrad 18 Absolute Häufigkeit 16 14 12 10 8 6 4 2 0 viel zu leicht eher zu leicht genau richtig eher zu schwer viel zu schwer Abb. 65: Bewertung des Schwierigkeitsgrads 110 Eine der Hauptanliegen dieses Schülerlabors ist die Begeisterung der Schüler für die Physik. Da zwei Physik Leistungskurse anwesend waren, kann natürlich von einem generell hohen Interesse an der Physik ausgegangen werden. Dadurch wurde die Frage nach einer Verstärkung des Interesses an der Physik gestellt. Es zeigte sich, dass bei der Hälfte der Schüler ein Interesse an der Physik verstärkt werden konnte, neun Schüler sowieso ein hohes Interesse besaßen, wodurch dieses Schülerlabor bei ihnen keine Verstärkung hervorrief, und bei vier Schülern das Interesse der Physik überhaupt nicht vorhanden war. Wie informativ fanden Sie das Praktikum? Durchschnitt: 12,7 Absolute Häufigkeit 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Noten im 15 - Punkte System Abb. 66: Bewertung der Informativität des Schülerlabors Um herauszufinden, ob das generelle Interesse an der Physik durch dieses Schülerlabor geweckt werden konnte, wurde noch eine quantitative Erhebung mit Hilfe des Notensystems (Abbildung 67) unternommen. Auch in diesem Fall muss die Notenskala wieder uminterpretiert werden, und zwar von Interesse auf jeden Fall geweckt (15 Punkte) bis Interesse gar nicht geweckt (0 Punkte). Es ist in Abbildung 67 zu erkennen, dass bei einem Drittel der Schüler das Interesse an der Physik auf jeden Fall geweckt wurde und bei der Hälfte der Schüler das Interesse an der Physik etwas geweckt wurde. 111 Hat dieses Praktikum ihr Interesse an der Physik geweckt? Durchschnitt: 10,8 Absolute Häufigkeit 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2 1 0 Noten im 15 - Punkte System Abb. 67: Bewertung des Interesses an der Physik Absolute Häufigkeit Wie hat ihnen die Thematik "Interpretationen der Quantenmechanik" gefallen Durchschnitt: 11,4 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System Abb. 68: Bewertung der Thematik: ‚Interpretationen der Quantenmechanik’ Obwohl die „Komplexität […] ein bisschen abgeschreckt“ hat, hat das Schülerlabor „auf jeden Fall mein Interesse verstärkt, weil ich Vorurteile (Quantenphysik ist langweilig …) hatte, aber positiv überrascht war, wie mysteriös das Ganze ist.“. Trotz des großen stofflichen Umfangs konnten die meisten Schüler über die spannenden und interessanten Themen motiviert werden, so dass man feststellen konnte, dass schwierige Themen nur interessant sein müssen, um die Schüler zu begeistern. Die Schwierigkeit der Themen ist für die Schüler nur sekundär, was die Thematik der ‚Interpretationen der Quantenmechanik’ zeigt (Abbildung 68). Die Schüler empfanden die Interpretationen der Quantenmechanik als schwierig, aber 112 trotzdem hat ihnen die Thematik gefallen und das Interesse an der Physik verstärkt, weil „ich nun gemerkt habe, dass bei weitem noch nicht alles erforscht ist“. Dies ist im Wesentlichen die Aussage vieler Schüler, was zeigt, dass die Schüler ein vollständiges Bild der Physik im Kopf haben, und denken, dass es in der Physik keine offenen Fragen mehr gibt. Somit wurde den Schülern ein neues – nicht deterministisches – physikalisches Weltbild vermittelt, das Weltbild der Physiker des 20. Jahrhunderts und die Schüler hatten zum ersten Mal die Möglichkeit über das physikalische Weltbild des 19. Jahrhunderts (Lokalität und Determinismus) hinauszukommen. Aus diesen Gründen können die Interpretationen der Quantenmechanik in solch einem Schülerlabor nicht weggelassen werden, lediglich eine andere Vermittlung (z.B. gelenktes Unterrichtsgespräch), als in diesem Schülerlabor, ist anzustreben. Das selbständige Durchführen und Auswerten der Versuche wurde sowohl als besonders „spannend und interessant“ bewertet, als auch „zusätzlich motivierend“. Die Arbeitsblätter und die Handouts wurden ohne große Verbesserungsvorschläge als gut bis sehr gut eingeschätzt (Anhang A), wobei die Texte zu den Interpretationen der Quantenmechanik teilweise als zu lang und schwierig bewertet wurden, aber dennoch immer die interessante Darstellung der Thematik erwähnt wurde. Ansonsten waren die Arbeitsblätter und die Handouts verständlich (Auswertung siehe Anhang A) und ermöglichten mit ihren Informationen die Versuche durchzuführen. Das Doppelspalt – Experiment mit Licht wurde als langweilig erachtet, da es schon im Unterricht ausgiebig behandelt wurde. Es zeigt sich dadurch, dass die Schüler in einem Schülerlabor neue physikalische Themen verlangen, die nicht vom Unterricht her bekannt sind. Auch der erste Teil des Vortrags am ersten Tag wurde als langweilig eingestuft, da viel Bekanntes aus dem Unterricht wiederholt wurde. Es ist allerdings beim Thema Quantenphysik sehr schwer, in einem zweitägigen Schülerlabor dem Wunsch nach neuem Wissen und adäquater Vermittlung nachzukommen, da die Informationsflut sehr schnell ansteigt. Der zweite Vortrag wurde vor allem wegen der hohen Informationsflut und langen Zeitdauer kritisiert, obwohl alle physikalischen Inhalte des Vortrags wichtig waren und somit nicht weggelassen werden können. Es bietet sich allerdings auf Wunsch der Schüler eine kleine Pause an, die den Schülern hilft, ihre Konzentrationsfähigkeit wieder zu erlangen. Des Weiteren wurde von den Schülern noch mehr Interaktion in den Vorträgen gefordert, wodurch die Zeitdauer der Vorträge natürlich wieder erhöht wird. Trotz dieser Kritik wurden die Vorträge 113 von zwei Drittel der Schüler als verständlich und anschaulich empfunden. Die „eingesetzten Medien haben das Programm abgerundet und den Inhalt visualisiert“. Die Simulationen wurden positiv bewertet, wobei „Realexperimente [doch] spannender sind“. Die Mischung aus Realexperimenten und Simulationen kam sehr gut bei den Schülern an. Es war auch ein Leistungsgefälle der Oberstufenkurse aus Hessen und Rheinland – Pfalz festzustellen. Der Oberstufenkurs aus Rheinland – Pfalz hatte eine wesentlich schnellere Auffassungsgabe als der Oberstufenkurs aus Hessen. Dies könnte zwei Gründe haben, zum einen hat der Oberstufenkurs aus Hessen eine geringere Vorbildung bezüglich der Wellenoptik und der Eigenschaften von Licht und zum anderen war der Oberstufenkurs aus Rheinland – Pfalz aus zwei Leistungskursen der selben Schule zusammengesetzt. Die Schüler hatten sich freiwillig gemeldet um an diesem Schülerlabor teilzunehmen. Nach Rücksprache mit dem verantwortlichen Lehrer des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz sollte aber keine Überbewertung der freiwilligen Teilnahme erfolgen, da es noch mehr Schüler in den beiden Leistungskursen gab, die gerne an dem Schülerlabor teilnehmen wollten, aber aus Platzgründen in der Schule bleiben mussten. Das Quiz in Anhang C8 zeigte auch, dass die wesentlichen Inhalte, die es zu vermitteln gab, verstanden wurden. Alle Fragen bis auf die Fragen drei, vier und fünf wurden komplett richtig beantwortet. Frage drei beantworteten zwei, Frage vier ein und Frage fünf drei Schüler falsch. Allerdings darf dies natürlich nicht überbewertet werden, da das Quiz unmittelbar nach dem Schülerlabor stattfand. Ein weiterer Wissenstest im Abstand von 4 – 6 Wochen war leider nicht, bedingt durch die Sommerferien, möglich. Interessant ist auch die Frage: Kann der Unterricht von diesem Schülerlabor profitieren? Die Lehrer der Oberstufenkurse wurden gebeten, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Durch die „methodische Aufbereitung von unterrichtsrelevantem Stoff“ [Lehrer aus Rheinland – Pfalz] kann der physikalische Inhalt des Schülerlabors im Unterricht verwendet werden. Auch „die erstellten Arbeitsmaterialien sind prinzipiell für den Unterricht geeignet“, so der Lehrer aus Rheinland – Pfalz. Das Stationenlernen am ersten Tag des Schülerlabors könnte sogar, nach der Meinung des Lehrers aus Rheinland – Pfalz, im Unterricht umgesetzt werden, da das verwendete Equipment für diese Experimente fast an jeder Schule vorhanden ist. Die Elektronenbeugung 114 und der Photoeffekt sind insbesondere für die Unterrichtseinheiten beider Lehrer von großer Bedeutung, da beide Experimente zentrale Unterrichtselemente der Quantenphysik sind. Beide Lehrer sind auch der Meinung, dass die Schüler sehr stark von dem Schülerlabor profitieren, da z.B. das MACH – ZEHNDER – Interferometer, im Gegensatz zum Doppelspalt – Experiment, im Unterrichtskonzept beider Lehrer nicht angesprochen wird. Genauso verhält es sich auch mit den Interpretationen der Quantenmechanik. Abschließend ist noch zu sagen, dass beide Lehrer leider keine direkte Zeitersparnis durch das Schülerlabor für den Themenblock der Quantenphysik haben, da nichts weggelassen werden kann, dafür „investiert man genauso viel Zeit, erreicht aber eine bessere Verständnistiefe“ [Lehrer aus Hessen]. 115 6. Zusammenfassung In der vorliegenden Examensarbeit wurde aufgezeigt wie ein zweitägiges Schülerlabor die Charakteristika (Abschnitt 5.4) der Quantenphysik vermitteln konnte. Durch die eingesetzte Arbeitsform der Gruppenarbeit konnte ein selbständiges und schülerorientiertes Arbeiten erreicht werden, welches zur Motivation und regen Teilnahme animierte. Am ersten Tag des Schülerlabors wurden die Schüler durch ein Stationenlernen zum Welle – Teilchen – Dualismus zum Nachdenken angeregt, wodurch die Motivation der Schüler am zweiten Tag des Schülerlabors aufrechterhalten werden konnte. Am zweiten Tag des Schülerlabors wurde das Komplementaritätsprinzip der Quantenphysik erarbeitet und die Schüler erhielten Interpretationsrichtungen durch die der Quantenphysik Auseinandersetzung einen Einblick in mit den ein neues, nichtdeterministisches und nichtlokales Weltbild der Physik. Es konnte den Schülern gezeigt werden, dass es in der Physik immer noch offene Fragen und ungelöste Probleme gibt. Durch die Aktualität der Diskussionen um die Interpretationen der Quantenphysik konnte das Interesse der Schüler an der Physik deutlich verstärkt werden (Abschnitt 5.8). Ein wichtiger Baustein des Schülerlabors war neben dem Doppelspalt – Experiment eine didaktische Alternative: das MACH – ZEHNDER – Interferometer. Dieses wurde als Quantenradierer in einem Realexperiment aufgebaut und bot somit die Möglichkeit die Komplementarität nicht nur anhand von Simulationen zu beobachten. Die wichtigsten Charakteristika der Quantenphysik (Abschnitt 5.4), konnten somit in diesem Schülerlabor an Realexperimenten erarbeitet werden, wodurch die Authentizität der Physik gewahrt wird. Der Quantenradierer kann mit geringem Aufwand und geringen Kosten nachgebaut werden, wodurch den Schulen der Aufbau eines modernen und aktuellen Demonstrationsexperiments zur Quantenphysik ermöglicht wird. Eine Erweiterung des aufgebauten Quantenradierers ist auch möglich, so dass ähnlich wie in dem Doppelspalt – Experiment mit einzelnen Photonen [Vo03], das allmähliche Aufbauen des Interferenzmusters (Abbildung 27) beobachtet werden kann. Mit diesem Aufbau können in einem Realexperiment das Messproblem und 116 die damit zusammenhängenden Interpretationen der Quantenmechanik vertieft werden. Einer möglichen thematischen Erweiterung des Schülerlabors sind auch keine Grenzen gesetzt, denn in weiteren Tagen könnte man z.B. die Quantenkryptographie, die Quantenteleportation und das damit zusammenhängende EPR – Paradoxon behandeln [Zei05]. In diesem Zusammenhang kann dann auch stärker auf das Messproblem in der Quantenmechanik eingegangen werden und die Interpretationen der Quantenmechanik, vor allem die Nichtlokalität eventuell besser verstanden werden. Im Gegensatz zu den thematischen Inhalten – die schon schwierig und komplex genug waren – des im Rahmen dieser Staatsexamensarbeit Erweiterungen durchgeführten (Quantenkryptographie, Schülerlabors sind die Quantenteleportation thematischen und EPR – Paradoxon) zwar weit weg vom Lehrplan, aber durchaus sehr interessant für Schüler. 117 7. Anhang Anhang A: Evaluationsbogen und Auswertung der Evaluation Evaluationsbogen Schülerlabore an Universitäten zum Thema Quantenphysik werden nicht oft angeboten, weil das Themengebiet der Quantenphysik als sehr schwierig eingestuft wird. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie Ihnen die Praktikumstage gefallen haben, möchten wir Sie bitten einige Fragen zu beantworten und Verbesserungsvorschläge zu machen. Die Fragebögen sind natürlich anonym. Wie hat Ihnen das Verbesserungsvorschläge? Praktikum insgesamt gefallen? Haben Sie Hat das Praktikum Ihr Interesse an der Physik verstärkt? Begründung! Fanden Sie das Praktikum interessant? Was fanden Sie besonders spannend und was nicht? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Der Schwierigkeitsgrad des Praktikums war c c c c c viel zu leicht eher zu leicht genau richtig eher zu schwer viel zu schwer 118 Wie bewerten Sie die Vorträge im Hinblick auf Verständlichkeit und Schwierigkeit? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Wie fanden Sie die Handouts? Waren die Handouts hilfreich oder könnte man die Versuche auch ohne Handouts durchführen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Erster Praktikumstag War die mathematische Schulbildung ausreichend um die Auswertung der Versuche zu machen. Hat die Zeit ausgereicht um die Versuche durchzuführen und die Auswertung zu machen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Station 1: Äußerer lichtelektrischer Effekt (Hallwachseffekt/Photoeffekt) War das Arbeitsblatt verständlich? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? 119 War der Versuch durch das Arbeitsblatt ausreichend erklärt oder hätten Sie mehr Information benötigt? Station 2: Elektronenbeugung (DEBYE – SCHERRER – Verfahren) War das Arbeitsblatt verständlich? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? War der Versuch durch das Arbeitsblatt ausreichend erklärt oder hätten Sie mehr Information benötigt? Station 3: Doppelspalt – Experiment (YOUNG – Experiment /JÖNSSON – Experiment) War das Arbeitsblatt verständlich? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? 120 War der Versuch durch das Arbeitsblatt ausreichend erklärt oder hätten Sie mehr Information benötigt? Zweiter Praktikumstag War die Zeit ausreichend um die Arbeitsblätter und die Präsentation zu machen? Welchen Gruppenversuch haben Sie durchgeführt? ( ) MACH – ZEHNDER – Interferometer ( ) Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik ( ) BOHMsche Interpretation der Quantenmechanik War das Arbeitsblatt verständlich? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Waren die Versuche durch das Arbeitsblatt ausreichend erklärt oder hätten Sie mehr Information benötigt? 121 Wie fanden Sie das Experimentieren mit Hilfe der Simulationen? Nur für die Gruppen, die die Interpretationen der Quantenmechanik hatten: War der ausgeteilte Text verständlich? Vergeben Sie nun für die folgende Teile Schulnoten im 15 – Punkte System! Fragen Wie hat Ihnen das Praktikum insgesamt gefallen? Wie hat Ihnen der erste Praktikumstag gefallen? Wie hat Ihnen der zweite Praktikumstag gefallen? Wie informativ fanden Sie das Praktikum? Wie hat ihnen der Vortrag am ersten Tag gefallen? Wie hat ihnen der Vortrag am zweiten Tag gefallen? Wie fanden Sie das Handout des ersten Tags? Wie fanden Sie das Handout des zweiten Tags? Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zum Hallwachseffekt? Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zur Elektronenbeugung? Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zum Doppelspaltexperiment? Wie bewerten Sie das Arbeitsblatt in der Gruppenphase? Hat ihnen die Thematik „Interpretation der Quantenmechanik“ gefallen? Hat dieses Praktikum ihr Interesse an der Physik geweckt? Note 122 Absolute Häufigkeit Wie hat ihnen der erste Praktikumstag gefallen ? Durchschnitt: 11,7 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2 1 0 2 1 0 Noten im 15 - Punkte System Absolute Häufigkeit Wie hat ihnen der zweite Praktikumstag gefallen? Durchschnitt: 12 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System Wie hat ihnen der Vortrag am ersten Tag gefallen? Durchschnitt: 11,5 Absolute Häufigkeit 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System 123 Wie hat ihnen der Vortrag am zweiten Tag gefallen? Durchschnitt: 11,2 Absolute Häufigkeit 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2 1 0 2 1 0 Noten im 15 - Punkte System Absolute Häufigkeit Wie fanden Sie das Handout des ersten Tags? Durchschnitt: 12,6 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System Absolute Häufigkeit Wie fanden Sie das Handout des zweiten Tags? Durchschnitt: 12,7 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System 124 Absolute Häufigkeit Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zum Hallwachseffekt? Durchschnitt: 12 8 7 6 5 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 1 0 1 0 Noten im 15 - Punkte System Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zur Elektronenbeugung? Durchschnitt: 11,9 Absolute Häufigkeit 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 Noten im 15 - Punkte System Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zum Dopplspalt - Experiment? Durchschnitt: 11,8 Absolute Häufigkeit 10 8 6 4 2 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 Noten im 15 - Punkte System 125 Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zum Mach - Zehnder Interferometer? Durchschnitt: 11,9 Absolute Häufigkeit 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2 1 0 1 0 Noten im 15 - Punkte System Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zur Kopenhagener Interpretation? Durchschnitt: 12,8 Absolute Häufigkeit 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 Noten im 15 - Punkte System Wie fanden Sie das Arbeitsblatt zur Bohmschen Interpretation? Durchschnitt: 10,6 Absolute Häufigkeit 4 3 2 1 0 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 Noten im 15 - Punkte System 126 Anhang B: Bauteile des Quantenradierers mit Preisinformation € 115,00 1 € 115,00 G050309000 Reduzierfassung 16/25 € 12,00 1 € 12,00 G061010000 Aufnahmeplatten 25/30/35 € 20,00 4 € 60,00 G061020000 Aufnahmeplatte 25/30/35, einklinkbar € 29,00 8 € 58,00 G061023000 Aufnahmeplatte 25/30/35, einklinkbar € 32,00 6 € 96,00 G061025000 Zentrieraufnahmeplatte/-halter 25 € 90,00 2 € 90,00 G061041000 Aufnahmeplatte 25 mit Befestigungsbohrungen € 32,00 3 € 32,00 G061070000 Aufnahmeplatte 25 - T 10 € 35,00 4 € 35,00 € 115,00 1 € 460,00 G061210000 Stangen € 10,00 2 € 80,00 G061228000 Stangenhalter G/F/90° € 22,00 2 € 132,00 G061654000 Irisblenden Mikrobank € 79,00 2 € 158,00 € 125,00 3 € 375,00 G065092000 Stellring 30 € 19,00 4 € 76,00 G311027000 Bikonvexlinsen aus Quarzglas € 79,00 1 € 79,00 G340060000 Planspiegel mit Aluminiumbeschichtung - eckige Form € 30,00 2 € 60,00 G344143000 Strahlteilerplatten 20x30 mm 2 € 64,00 G040902000 Diodenlaser x.ldm 405 bis 830 nm G061084000 Umlenkwürfel G063406000 Polarisationsfilter Typ VIS 4 K € 32,00 Gesamtpreis LINOS PHOTONICS (Netto): 1982€ Gesamtpreis LINOS PHOTONICS (Brutto): 2358,58€ Gesamtpreis (Netto) mit Montageplatte und Blendenhalterungen: ca. 2650€ 127 Anhang C: Verwendete Materialien auf beiliegender CD - C1: Arbeitsblätter des Stationenlernens C2: Arbeitsblätter der Gruppenphase C3: Vortrag des ersten Tags C4: Vortrag des zweiten Tags C5: Handout des Vortrags am ersten Tag C6: Handout des Vortrags am zweiten Tag C7: Poster des Institutstreffs C8: Quantenquiz C9: Quellen der im Anhang verwendeten Abbildungen 128 8. 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[Wwm98] http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/Quantentheorie/Bombe/ (29.07.07). 133 8.3 Abbildungen Abb. 1: [Kip90, S. 55] Abb. 2: www.ntt.co.jp/news/news05e/0506/gif/050614_1.gif (04.07.07) Abb. 3: [Ge99, S. 517] Abb. 4: [Dem99, S. 188] Abb. 5: http://pages.usherbrooke.ca/bcm-514-bl/Polarisation.gif (10.07.07) Abb. 6: [Tip94, S. 1045] Abb. 7: http://www.peter-junglas.de/fh/vorlesungen/physik4/html/kap2-2.html (12.07.07) Abb. 8: [SI90, S. 393] Abb. 9: [Tip00, S. 1197] Abb. 10: [Tip00, S. 1197] Abb. 11: [Tip03, S. 154] Abb. 12: [Tip00, S. 1213] Abb. 13: [Tip00, S. 1213] Abb. 14: [Si90, S. 447] Abb. 16: [Dem05, S. 86] Abb. 17: [Fey71, S. 1 – 3] Abb. 18: [Fey71, S. 1 – 6] Abb. 19: [Fey71, S. 1 – 9] Abb. 20: [Mz07] Abb. 21: [Fil04, S. 89] Abb. 22: [Mül99, S. 15] Abb. 23: [Mz07] Abb. 24: [Li00, S. 6] Abb. 25: [Li00, S. 7] Abb. 26: Screenshot aus der Simulation [Mz99] Abb. 27: [Mül00, S. 27] Abb. 29: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop- mechanik/ aufbaumaterial/stativmaterial/montageplatten/?sid=12568&cHash= 38456c82e3#sid12568 (30.07.07) 134 Abb. 30: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-mechanik/banksysteme/ mikrobank/aufbauen/halter/?sid=12801&cHash= 4f7254c6e5#sid12801 (30.07.07) Abb. 31: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-mechanik/banksysteme/ mikrobank/aufbauen/wuerfel/?sid=13082&cHash= 62980fce82#sid13082 (30.07.07) Abb. 32: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-optik/planoptik /spiegel/planspiegel/?sid=12690&cHash= 6a61bb5a82#sid12690 (30.07.07) Abb. 33: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-optik/planoptik /strahlteiler/?sid=12619&cHash= eb71a02d29#sid12619 (30.07.07) Abb. 34: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-mechanik/instrumente/ laser/diodenlaser/?sid=13363&cHash= b7405521b8#sid13363 (30.07.07) Abb. 35: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-mechanik/banksysteme /mikrobank/justieren/positionierer/?sid=12803&cHash= 77270566da#sid12803 (30.07.07) Abb. 36: http://www.linos.com/pages/no_cache/home/shop-mechanik/banksysteme/ mikrobank/aufbauen/aufnahmeplatten/?sid=13063&cHash= e70a74d959#sid13063 (30.07.07) Abb. 44: http://www.physik.tu-berlin.de/institute/IFFP/moses/Subsites/themenseiten/ photoeffekt/photoeffektindex.html (02.08.07) Abb. 46: www.delphi.uni-wuppertal.de/~kind/ap3ch.pdf (02.08.07) Abb. 47: Origin 7.5 Abb. 51: http://www.cip.physik.uni-muenchen.de/~milq/kap5/images/kap5.pdf (02.08.07) Abb. 52: http://www.cip.physik.uni-muenchen.de/~milq/kap5/images/kap5.pdf (02.08.07) Abb. 53: Origin 7.5 Pro Abb. 54: Origin 7.5 Pro Abb. 55: [Do99] Abb. 56: [Mz99] Abb. 57: [Wwm98] 135 8.4 Portraits Alle Portraits in Kapitel 2 entstammen der Webseite: http://www-groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/ (01.08.07), außer das Portrait von Heinrich Hertz: http://physics.rug.ac.be/Fysica/Geschiedenis/Mathematicians/hertz.html (01.08.07) 136 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Interferenz zweier Wasserwellen...................................................................... 5 Abbildung 2: Interferenzmuster am Doppelspalt.................................................................... 5 Abbildung 3: Gangunterschiede............................................................................................. 6 Abbildung 4: Polarisation des Lichts...................................................................................... 7 Abbildung 5: Polarisationsfilter............................................................................................... 8 Abbildung 6: Polarisator und Analysator................................................................................ 9 Abbildung 7: Elektromagnetische Welle................................................................................ 11 Abbildung 8: Offene Probleme............................................................................................... 13 Abbildung 9: Spektralverteilung eines schwarzen Körpers.................................................... 14 Abbildung 10: Experimentelle Realisierung eines schwarzen Körpers.................................... 14 Abbildung 11: Spektrale Verteilung der Hohlraumstrahlung bei 1600 K.................................. 15 Abbildung 12: Versuchsaufbau des DAVISSON – GERMER – Experiments................................ 19 Abbildung 13: Winkelabhängigkeit der Intensität der gestreuten Elektronen........................... 20 Abbildung 14: Analogie zwischen klassischer Mechanik und Strahlenoptik............................ 21 Abbildung 15: Versuchsaufbau zum Doppelspalt – Experiment.............................................. 28 Abbildung 16: Allmählicher Aufbau des Interferenzmusters aus einzelnen Treffern............... 29 Abbildung 17: Doppelspalt – Experiment mit Kugeln............................................................... 30 Abbildung 18: Doppelspalt – Experiment mit Elektronen......................................................... 31 Abbildung 19: Ortsmessung am Doppelspalt........................................................................... 34 Abbildung 20: Das MACH – ZEHNDER – Interferometer............................................................. 36 Abbildung 21: Das Bombentest – Experiment......................................................................... 41 Abbildung 22: Bahnen der Elektronen im Doppelspaltversuch................................................ 47 Abbildung 23: Das MACH – ZEHNDER – Interferometer............................................................. 49 Abbildung 24: Entstehung von Interferenzstreifen................................................................... 50 Abbildung 25: Entstehung von Interferenzringen..................................................................... 50 Abbildung 26: MACH – ZEHNDER – Interferometer als Quantenradierer................................... 53 Abbildung 27: Aufbau des Interferenzmusters aus den Spuren einzelner Photonen.............. 54 Abbildung 28: Der Quantenradierer als Realexperiment......................................................... 57 Abbildung 29: Montageplatte................................................................................................... 58 Abbildung 30: Stangensystem................................................................................................. 58 Abbildung 31: Umlenkwürfel.................................................................................................... 59 Abbildung 32: Reflexionsvermögen in Abhängigkeit der Wellenlänge.................................... 60 Abbildung 33: Transmissionsvermögen in Abhängigkeit der Wellenlänge.............................. 60 Abbildung 34: Laserdiode........................................................................................................ 61 Abbildung 35: Zentrieraufnahmeplatte..................................................................................... 61 Abbildung 36: Einklinkbare Aufnahmeplatte............................................................................ 62 Abbildung 37: Aufbau des Quantenradierers........................................................................... 63 137 Abbildung 38: Aufnahmeplatte................................................................................................. 63 Abbildung 39: Ringförmiges Interferenzmuster........................................................................ 64 Abbildung 40: Interferenzmuster bei keiner ‚Welcher – Weg’ – Information............................ 65 Abbildung 41: Kein Interferenzmuster bei ‚Welcher – Weg’ – Information............................... 65 Abbildung 42: Interferenzmuster bei Auslöschung der ‚Welcher – Weg’ – Information........... 66 Abbildung 43: Experimentelle Anordnung zum Photoeffekt..................................................... 74 Abbildung 44: Gegenfeldmethode........................................................................................... 76 Abbildung 45: Versuchsaufbau zum Photoeffekt..................................................................... 77 Abbildung 46: Frequenzen und Wellenlängen......................................................................... 78 Abbildung 47: h – Bestimmung durch den Photoeffekt............................................................ 80 Abbildung 48: Versuchsaufbau zum Doppelspalt – Experiment.............................................. 80 Abbildung 49: Bestimmung des Spaltabstands....................................................................... 81 Abbildung 50: Versuchsaufbau zur Elektronenbeugung.......................................................... 83 Abbildung 51: Schematische Darstellung der Elektronenbeugungsröhre................................ 84 Abbildung 52: Netzebenenabstand von Graphit...................................................................... 85 Abbildung 53: h – Bestimmung durch Elektronenbeugung (kleiner Ring)............................... 88 Abbildung 54: h – Bestimmung durch Elektronenbeugung (großer Ring)............................... 88 Abbildung 55: Screenshot aus der Simulation zum Doppelspalt – Experiment....................... 92 Abbildung 56: Screenshot aus der Simulation zum MACH – ZEHNDER – Intereferometer........ 94 Abbildung 57: Screenshot aus der Simulation zum Bombentest – Experiment....................... 96 Abbildung 58: Schülergruppe beim Durchführen des Doppelspalt – Experiments von YOUNG 102 Abbildung 59: Schülergruppe beim Bedienen der Simulation zum Doppelspalt – Experiment 103 Abbildung 60: Schülergruppe beim Durchführen des Versuchs zum Photoeffekt................... 104 Abbildung 61: Schülergruppe beim Durchführen des Versuchs zur Elektronenbeugung........ 105 Abbildung 62: Schülergruppe beim Durchführen des Versuchs zum Quantenradierer........... 106 Abbildung 63: Schülergruppe beim Präsentieren der BOHMschen Mechanik.......................... 107 Abbildung 64: Gesamtbewertung des Schülerlabors............................................................... 109 Abbildung 65: Bewertung des Schwierigkeitsgrads................................................................. 110 Abbildung 66: Bewertung der Informativität des Schülerlabors............................................... 111 Abbildung 67: Bewertung des Interesses an der Physik.......................................................... 112 Abbildung 68: Bewertung der Thematik: ‚Interpretationen der Quantenmechanik’.................. 112 138 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Messdaten zum Photoeffekt.................................................................................... 79 Tabelle 2: Messdaten zur Elektronenbeugung......................................................................... 86 Tabelle 3: Messdaten des Kleinen Rings................................................................................. 87 Tabelle 4: Messdaten des Großen Rings................................................................................. 87 Tabelle 5: Tagesablauf des Oberstufenkurses aus Hessen.................................................... 100 Tabelle 6: Tagesablauf des Oberstufenkurses aus Rheinland – Pfalz.................................... 101 139 Danksagung An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen allen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, zu danken. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Th. Trefzger für die Bereitstellung dieses interessanten Themas und für eine sehr gute Betreuung. Prof. Dr. H. – G. Sander möchte ich dafür danken, dass er sich als Korrektor dieser Arbeit bereiterklärt hat. Bei K. – H. Geib und Bruno Bauss bedanke ich mich für die Unterstützung und Hilfsbereitschaft bei der Realisierung des Quantenradierers. Beiden Lehrern danke ich für die Teilnahme mit ihren Leistungskursen am Schülerlabor. Silvia Müller danke ich für ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Ein weiterer Dank gilt Alexander Molz, Steman Victor, Marc Saul, Leszek Lupa, Simon Pockrandt und Benjamin Hinkeldey für eine freundschaftliche und angenehme Arbeitsatmosphäre. Bei Alexander Molz, Steman Victor, Florian Goertz und Anke Sperber bedanke ich mich für ihre Unterstützung und Hilfsbereitschaft bei der Durchführung des Schülerlabors. Sabine Schommer möchte ich für ihre moralische Unterstützung und ihre grenzenlose Geduld danken. Schließlich möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, insbesondere bei meinen Eltern Georg und Astrid Leuck, die mir dieses Studium ermöglicht haben und mir jede mögliche Unterstützung haben zukommen lassen. 140 Erklärung Ich versichere, dass ich meine Staatsexamensarbeit ohne Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Mainz, den 13.09.2007 __________________________ Alexander Leuck 141 Impressum Alexander Leuck Ringstrasse 17 66663 Merzig E-mail: [email protected] Matrikelnummer: 2524248 Geburtsort: Merzig Johannes Gutenberg-Universität Mainz Institut für Physik –ETAP– Staudinger Weg 7 55099 Mainz www.physik.uni-mainz.de/lehramt 142