24.10.2008 Maturaarbeit (Abschlussarbeit - matter-of

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Zum Einfluss ausgewählter Parameter auf die
Zirpfrequenz der Feldgrille
(Gryllus campestris)
Ist die Zirpfrequenz linear abhängig von der Umgebungstemperatur?
Welche Auswirkungen haben andere Ökofaktoren auf die Zirpfrequenz?
Maturaarbeit
Kantonsschule *********
Vorgelegt von:
********************
Betreuende Lehrperson:
*****************
********, Januar 2007
Zirpfrequenz der Feldgrille
0/32
1
Einführung ................................................................................................ 1
2
Die Feldgrille (Gryllus campestris) .......................................................... 2
3
2.1
Systematik der Feldgrille .................................................................................... 2
2.2
Verbreitung und Lebensraum ............................................................................ 4
2.3
Kennzeichen der Feldgrille ................................................................................. 4
2.4
Stridulation bei der Feldgrille ............................................................................ 6
2.5
Das Gehör der Feldgrille ..................................................................................... 7
2.6
Kampfverlauf zwischen männlichen Rivalen .................................................... 7
2.7
Kopulation (Paarung) .......................................................................................... 8
2.8
Der Entwicklungszyklus ...................................................................................... 9
Hauptteil .................................................................................................. 10
3.1
Die Problematik ................................................................................................. 11
3.2
Material und Methode ....................................................................................... 12
3.3
Resultate ............................................................................................................. 12
3.4
Auswertung und Diskussion ............................................................................. 15
3.5
Die Ergebnisse kurz zusammengefasst ............................................................ 20
4
Schlusswort.............................................................................................. 20
5
Anhang ..................................................................................................... 21
5.1
5.1.1
Japan ............................................................................................................... 22
5.1.2
China ............................................................................................................... 22
5.2
Das Versuchsinsekt ............................................................................................ 24
5.3
Die Anschaffung des Versuchsinsekts .............................................................. 24
5.4
Haltung des Versuchsinsekts ............................................................................ 25
5.5
Analyse der erhaltenen Daten ........................................................................... 25
5.5.1
Ermittlung der Zirpfrequenz ........................................................................ 25
5.5.2
Ermittlung der benötigten Zeit pro Anzahl Verse ...................................... 27
5.6
6
Kulturelle Bedeutung der Grille ....................................................................... 21
Inhalt der beiliegenden CD-ROM .................................................................... 28
Bilderanhang ........................................................................................... 29
Bibliographie .................................................................................................. 30
Bildnachweis................................................................................................... 32
1/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
1
Einführung
„In eurer Gesellschaft, meine lieben Grillen, dagegen fühle ich, wie in mir das Leben,
wie die Seele unseres Erdenklosses mitzittert und mitschwingt.
Und seht, das ist der Grund, warum ich, hier an die Rosmarinhecke gelehnt, dem
Sternbilde des Schwanes nichts als einen zerstreuten Blick zuwende und meine ganze
Aufmerksamkeit eurer Nachtmusik schenke.
Ein Klümpchen beseelten Plasmas, das aber Lust und Schmerz empfindet, erregt weit
grössere Anteilnahme, als die Unermesslichkeit toter Materie.“
(Jean-Henri Fabre, übersetzt von Unbekannt)
Wer kennt es nicht, das Zirpen der Grillen, welches an Sommerabenden die laue Luft
erfüllt und bis spät in die Nacht unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Von den einen mögen die Zirplaute als angenehm, romantisch, von anderen aber auch als
lästig empfunden werden.
Was den Zuhörer emotional bewegen kann, ist für die Grille eine physische Anstrengung,
deren Ergebnis zur aktiven Brautwerbung, oder als Rivalengesang1 dient.
Trotz der lauten Lockrufe bekommt man selten den Urheber des Gesangs zu Gesicht, der
sich meist gut getarnt platziert hat und umgehend verstummt, wenn man näher kommt.
Aber nicht nur die Schrecken, die der Familie der „Echten Grillen“ angehören, beherrschen
eine Art Lauterzeugung, sondern alle, mit wenigen Ausnahmen, männlichen Schrecken der
Ordnung der Langfühlerschrecken (Ensifera2) und einige wenige der Ordnung der
Kurzfühlerschrecken (Caelifera) sind befähigt, sich durch Stridulation3 bemerkbar zu
machen.4
Die Grillen werden der Ordnung der Ensifera zugeordnet, welche weltweit ungefähr in
9000 bekannten Arten vertreten ist. Eine beinahe unermessliche Vielfalt, die mit ihrem
„Gesang“ auch das Gehör des Menschen erreicht.5 Davon zählen ungefähr 1200 Arten zu
der Familie der „Echten Grillen“ (Gryllidae). So ist es nicht verwunderlich, dass die
Grillen in verschiedenen Kulturen auch eine grosse historische Bedeutung und sogar noch
heute einen grossen Stellenwert haben.6 [7, 14, 15]
1
Gesang während, nach gewonnenem Kampf; zur Reviermarkierung
Das Wort Ensifera leitet sich ab von lat. ensis = Schwert und fero = ich trage. 'Schwertträger' bezieht sich
auf den schwertähnlichen Legebohrer der Weibchen.
3
Form der Lautäusserung bei Insekten (Vergleiche Kapitel 2.4)
4
Vergleiche Kapitel 2.1 Systematik der Feldgrille
5
Beispielbilder und Audiofiles auf der beiliegenden CD-ROM
6
Mehr zur kulturellen Bedeutung kann im Anhang (Kapitel 5.1) nachgelesen werden.
2
Zirpfrequenz der Feldgrille
2
2/32
Die Feldgrille (Gryllus campestris)
Da die Feldgrille den zentralen Teil dieser Maturaarbeit ausmacht, wird in den folgenden
Unterkapiteln die Art Gryllus campestris näher betrachtet.
Die auf dieser Seite abgebildeten Aufnahmen sind während der praktischen Phase der Arbeit entstanden und
zeigen alle das Versuchsinsekt.
2.1
Systematik der Feldgrille
Die Feldgrille gehört zu der Familie der „Echten Grillen“, welche wiederum der Ordnung
der Langfühlerschrecken untergeordnet ist. Die genaue systematische Einordnung der
Feldgrille wird auf der nächsten Seite (Abb. 1) ersichtlich. [3, 24]
3/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Abb. 1: Systematik der Feldgrille
Abb. 2: Waldgrille
Abb. 3: Heimchen
Abb. 4: Maulwurfsgrille
4/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
2.2
Verbreitung und Lebensraum
Die Feldgrille ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet, man kann sie aber auch in
Nordafrika und Kleinasien antreffen. Sie ist quasi ein Allesfresser, ernährt sich aber
überwiegend von grünen Pflanzenteilen und kleineren Insekten. Die Feldgrille ist bei
warmem und trockenem Wetter sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv.
Die Männchen zirpen je nach Temperatur und Wetter von Mai bis Oktober. An warmen
Tagen kann man ihren Gesang von den frühen Abendstunden bis spät in die Nacht
vernehmen. Das Zirpen ist je nach Wind und Umgebungslärm bis zu einem Umkreis von
50 Metern zu hören.
Die Grillen selbst sind sehr schreckhaft und neigen dazu, bei drohender Gefahr sofort zu
verstummen und sich in ihrer „Erdhöhle“ zu verstecken.
Die Feldgrille liebt wärmere und trockene Stellen. So bewohnt sie offene, gehölzfreie
Wiesen und Weiden, kann aber auch in Äckern und sogar ab und zu in lichtem Wald
angetroffen werden. Dort lebt sie in einer selbst gegrabenen, engen, etwa 20 bis 30 cm
tiefen Erdhöhlung, die ihr als Versteck dient.
Die intensive Landwirtschaft vertreibt jedoch die Feldgrille immer mehr aus ihrem
bisherigen Lebensraum. Sie ist inzwischen in vielen europäischen Gebieten vom Rückgang
betroffen und in einigen Gegenden bereits ausgestorben. [9, 25]
2.3
Kennzeichen der Feldgrille
Die männlichen Feldgrillen können bis zur Grösse
von etwa 19 bis 26 mm heranwachsen. Die
Weibchen erreichen ungefähr eine Grösse von 17
bis 22 mm, ihre nach hinten ragende Legeröhre
(Ovipositor) (Abb. 5) nicht mit eingerechnet. Diese
Legeröhre kann eine Länge von 8 bis 12 mm
Abb. 5: Legeröhre (Ensifera)
erreichen.
Die Männchen haben meist eine glänzendschwarze Färbung und schwarz geäderte,
transparente Flügel, die am Ansatz gelblich gefärbt sind (siehe Abbildungen auf Seite 2).
Die Weibchen sind ebenfalls meistens schwarz gefärbt, sie können aber auch mit
bräunlicher Färbung angetroffen werden. Ihre Flügel sind bräunlich geädert und am Ansatz
nicht so ausgeprägt gelb gefärbt, wie die des männlichen Pendants.
5/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Am einfachsten kann man das stumme Weibchen
(Abb. 6)
jedoch anhand der Legeröhre, die über das
Abdomen7
herausragt,
Artgenossen
von
unterscheiden.
den
Auch
männlichen
auf
der
Abbildung 6 ist die Legeröhre recht gut zu
erkennen.
Abb. 6:
Weibliche Feldgrille
Die Feldgrille ist von gedrungener, zylindrischer
Gestalt mit kräftigen Beinen. Auffällig sind die
Sprungbeine, die jedoch verhältnismässig wenig und dann nur über kurze Strecken zum
Springen benutzt werden. Die Feldgrille ist aber flink und eine gute Läuferin.
Der Kopf (Caput) (Abb. 7) ist kugelförmig gewölbt
und trägt kräftige Mundwerkzeuge, etwa 20 mm
lange,
dünne
bestehende
und
aus
Antennen,
etwa
und
500
neben
Segmenten
den
zwei
Facettenaugen drei Punktaugen (Ocelli) auf der Stirn.
Der Prothorax8, der das erste Beinpaar trägt, ist gut
ausgebildet und an seiner mehr oder weniger
Abb. 7: Kopf der
Feldgrille
rechteckigen Form zu erkennen.
Die Vorderflügel der Tiere sind verhärtet und
bedecken die grösseren Hinterflügel in der Ruhestellung. Der rechte Vorderflügel wird
meistens über den linken gelegt. Trotz der gut ausgebildeten Flügel, die das Abdomen
mehr als zu zwei Drittel bedecken, kann die Feldgrille nicht
fliegen. Das Männchen benutzt seine Flügel vorwiegend zur
Stridulation.
Kaudal9 gelegen, befinden sich zwei Cerci (Abdominalanhänge)
(Abb. 8)
und die Innenseiten der Hinterschenkel sind ventral
(bäuchlings) rötlich gefärbt. [9, 14, 15, 22, 23, 25]
Abb. 8: Cerci
7
Das Abdomen schliesst sich an den Brustbereich (Thorax) an und beinhaltet die Geschlechts- und
Ausscheidungsorgane.
8
Der Prothorax ist der vorderste Abschnitt des Brustbereiches (Thorax) der Insekten. Ihm folgen der
Meso- und der Metathorax. Alle Thoraxsegmente der Insekten tragen jeweils ein Beinpaar.
9
kaudal (cauda = Schwanz): zum Schwanze hin (beim aufrecht stehenden Menschen unten, bei Tieren
hinten)
6/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
2.4
Stridulation bei der Feldgrille
Mit Stridulation wird eine Form der Lautäusserung bei Insekten und Spinnen bezeichnet.
Oft werden zur Lauterzeugung Schrillkanten über Schrillflächen gerieben. Daraus resultiert
ein kratzender, brummender, zischender oder zirpender Laut.
Sehr viele Arten verschiedener Insektengruppen beherrschen eine für ihre Art spezifische
Stridulation. Besonders bekannt ist das Zirpen bei den Kurz- und Langfühlerschrecken,
sowie bei verschiedenen Käfern (z. B. Bockkäfer). Und auch Spinnen verstehen sich auf
eine Lautäusserung, die jedoch vom Menschen nur in wenigen Fällen wahrgenommen
werden kann. Manche Arten erzeugen durch die Schwingungen des Körpers auf einer
Unterlage Laute. So werden Spinnennetze und Blätter als Resonanzböden eingesetzt.
Die meisten Lang- und Kurzfühlerschrecken beherrschen die Stridulation. Wobei meistens
die Weibchen ebenfalls stridulieren, was man von der Feldgrille nicht sagen kann. Denn
unter den Feldgrillen sind nur die Männchen zur Lauterzeugung befähigt. Das beruht
darauf, dass die Flügel der Männchen um einiges stärker und auch härter geädert sind als
die der Weibchen. [15, 22, 23]
Bei den Langfühlerschrecken werden die Laute mit
Hilfe der Vorderflügel erzeugt. Diese weisen an der
Unterseite eine gezahnte Schrilleiste (verdickte
Flügelader mit vielen Querrippen versehen) auf, die
über die Hinterkante (Schrillkante) des anderen
Vorderflügels gezogen wird. Bei der Feldgrille liegt
im Normalfall der rechte über dem linken
Vorderflügel, was dazu führt, dass die Schrilleiste
des rechten Vorderflügels über die Schrillkante des
linken Vorderflügels gezogen wird. Der Ton wird
Abb. 9: Profil der Vorderflügel:
Schrilleiste (SL); Schrillkante
(SK); Spiegelzelle (Spz.)
durch grosse membranöse Flächen (Spiegelzellen)
im Flügel verstärkt.
Die Feldgrille stellt während der Stridulation ihre Flügel hoch.10
Die Lauterzeugung spielt eine wichtige Rolle in der innerartlichen Kommunikation. Die
Feldgrille beherrscht für bestimmte Umstände auch verschiedene Gesangsformen.
10
Verschiedene Videos des zirpenden Versuchsinsekts sind auf der beiliegenden CD zu finden.
7/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
So stellen in der Fortpflanzungsperiode Lockgesang, Werbegesang und Rivalengesang
Schlüsselreize dar, die entweder bei dem umworbenen Weibchen, oder bei dem
potentiellen Rivalen bestimmte Verhaltensweisen auslösen. So werden die Weibchen durch
die Stridulation der männlichen Feldgrillen angelockt und zur Paarung aufgefordert; ein
Kontrahent dagegen wird durch Rivalengesang abgeschreckt und verscheucht.
Die verschiedenen Gesangsformen unterscheiden sie sich in Silbenabstand, Tonhöhe
(Frequenz) und Lautstärke (Amplitude der Schwingung).
2.5
Das Gehör der Feldgrille
Als Sinnesorgane dienen der Feldgrille vor allem Haarsensillen, die über den Körper
verteilt sind. Diese Sensillen reagieren auf Erschütterungen und Schwingungen, können
jedoch auch Gerüche, Feuchtigkeit oder Temperaturen wahrnehmen. Einige dieser
Sinneszellen sind zu Sinnesorganen gruppiert. So dienen etwa
die
Tympanalorgane
(Abb.
10)
zur
Wahrnehmung
von
Geräuschen. Dieses Organ ist bei den Langfühlerschrecken mit
zwei Trommelfellen ausgestattet. Damit ist die Wahrnehmung
von Schwingungen im Bereich von 1 Hz bis 100 kHz möglich.
Bei den Langfühlerschrecken finden sich die Gehörorgane im
proximalen (körpernahen) Teil der Vordertibien, sie sind also
paarweise vorhanden. Durch unterschiedliche Ausrichtung der
Vorderbeine
können
Langfühlerschrecken
andere
Sänger,
Abb. 10:
Tympanalorgan
insbesondere Artgenossen, sehr genau orten. [7]
2.6
Kampfverlauf zwischen männlichen Rivalen
Ein Kampf zwischen zwei männlichen Feldgrillen verläuft ziemlich instinktiv und
unterliegt so immer einem gewissen Muster. Solch ein Kampf kann in etwa so aussehen:
1. Antennenpeitschen
Zuerst nehmen die beiden Tiere durch ihre Antennen Kontakt auf, bevor sie darauf
mit ihren Antennen gegen diejenigen des Kontrahenten peitschen. (Video11)
2. Mandibelsperren
Die Rivalen stehen sich gegenüber und sperren die Mandibeln auseinander. (Video)
11
Für die mit (Video) gekennzeichneten Punkte steht ein kleines Video auf der beiliegenden CD zur
Verfügung
Zirpfrequenz der Feldgrille
8/32
3. Schieben und Zerren
Die Gegner stehen sich seitlich versetzt gegenüber, so dass sie sich am Thorax
berühren, um am Rivalen zu schieben und zu zerren.
4. Ringen
Aus dem Schieben und Zerren heraus beginnen sie zu ringen, wobei sich beide Tiere
ineinander verhaken können. Hierbei kann es bis zum Umwerfen des Gegners
kommen.
5a. Sieger
Der Sieger führt oft direkt am Kampfort einen Rivalengesang aus und versucht oft
noch den Gegner zu verfolgen und in die Ecke zu treiben. (Video)
5b. Verlierer
Der Kampf endet meist mit der Flucht des unterlegenen Tieres. (Video)
Meist tragen die rivalisierenden Feldgrillen nach solchen ritualisierten Schiebekämpfen
keine Verletzungen davon. Denn der Kampf gleicht einer mehr oder weniger harmlosen
Kraftprobe und der Unterlegene gibt auf und ergreift die Flucht. [4]
2.7
Kopulation (Paarung)
Von Mai bis in den Oktober, je nachdem ob das Wetter mitspielt und die diesjährige
Generation bereits fortpflanzungsfähig ist, versuchen die männlichen Feldgrillen die
Weibchen durch Stridulation anzulocken. Erkennt eine weibliche Feldgrille den Gesang
eines Artgenossen und ist selbst zur Paarung bereit, nähert sie sich dem stridulierenden,
potentiellen Partner. Die Stridulation dient bei der Reproduktion zur Partnerfindung und
zur Stimulierung des Weibchens. Die Paarung läuft, wie es auch beim Kampf der Fall ist,
nach relativ strikten, instinktbedingten Verhaltensschemata ab. Es sind Vorgänge, die
ausgelöst durch Schlüsselreize in einer bestimmten Kaskade ablaufen. Zur Paarung kommt
es allerdings nur, wenn folgende Kette nicht unterbrochen wird:
Zuerst nehmen die beiden Tiere durch die Antennen Kontakt auf, um zu überprüfen, ob es
sich um einen Artgenossen handelt. Wenn dies nicht der Fall ist, trennen sich die beiden
Insekten wieder. Ist eine Kopulation möglich, dreht sich das Männchen um und nähert sich
wackelnd dem Weibchen an. Dieses betastet die Cerci des Männchens, woraufhin das
Männchen sein Abdomen streckt und sich rückwärts unter das Weibchen schiebt. Die
beiden Tiere berühren sich mit den Abdomen. Ist dies erfolgt, sondert das Männchen eine
9/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
weissliche, gallertartige Spermatophore12 ab und klebt diese an die weibliche
Genitalöffnung. Schliesslich kommt es nach vollzogener Kopulation zur Trennung.
Eine solche Paarung dauert in der Regel nur wenige Minuten.13
Nach der Paarung beginnt das Weibchen, die nahrhafte Gallerte der Spermatophore zu
verzehren, wobei die Spermien in die Samenbehälter (Receptaculum seminis) des
Weibchens gepresst werden.
Die Eiablage erfolgt dann mit Hilfe des Ovipositors in die „Erdhöhle“ des Weibchens, wo
es etwa hundert Eier legt und diese ohne jegliche Brutpflege hinterlässt.
Eine weibliche Feldgrille kann bis zu mehreren hundert Eiern ablegen, bevor sie stirbt. Sie
versucht, sich möglichst oft und nicht immer mit dem gleichen Männchen zu
reproduzieren. [7, 9, 14, 15, 23, 25]
2.8
Der Entwicklungszyklus
Nachdem das Weibchen die Eier (Abb. 11) in die „Erdhöhle“ abgelegt
hat, beginnt der Entwicklungszyklus der nächsten Generation, die den
Winter überdauern und die bald sterbende Generation ersetzen wird.
14
Man unterscheidet zwischen zwei Arten der Metamorphose . Es gibt
Abb. 11: Eier
der Feldgrille
die unvollkommene (Hemimetabolie) und andererseits die vollkommene Metamorphose
(Holometabolie). Bei der Hemimetabolie entwickelt sich das Insekt vom Ei über die Larve
zum Vollinsekt (Imago). Diese Entwicklung kann aus mehreren Stadien bestehen.
Bei der Holometabolie tritt am Ende des Larvenlebens und vor dem Dasein als Vollinsekt
ein mehr oder weniger unbewegliches Ruhestadium auf – die Verpuppung.
Die Feldgrille „häutet“ sich bis zu siebzehnmal, bevor sie das Stadium der Imago erreicht.
Die Imago unterscheidet sich von der Larve durch die vollkommen ausgebildeten Flügel,
die vorhandenen Geschlechtsorgane, und durch ihre Grösse.
Die Dauer des Entwicklungszyklus hängt von der Ernährung, der Umgebungstemperatur
und dem Wetter ab. Je wärmer es ist, desto schneller entwickeln sie sich, und je nachdem
erreichen sie schon Anfangs Mai oder vielleicht erst im Juni die Geschlechtsreife.
12
Durch bestimmte Kittsubstanzen zusammengehaltenes Spermienpaket
Entsprechende Grafik (Abb. 18) zum Paarungsverlauf findet sich im Bilderanhang (Kapitel 6)
14
Steht in der Zoologie für das Durchlaufen verschiedener Entwicklungsstadien bei Tieren
13
10/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Die Feldgrille ist eindeutig ein Vertreter der hemimetabolen
Metamorphose. Kaum sind sie aus dem Ei geschlüpft, sehen sie
wie Miniaturausgaben ihrer Eltern aus (Abb. 12) und
fressen
dasselbe Futter. Die jungen Feldgrillen leben zunächst
oberirdisch, unter Steinen und anderen Erdauflagen. Den
Winter überdauern sie dann in selbst gegrabenen „Erdhöhlen“.
Abb. 12: Feldgrillen,
frisch geschlüpft
Dies unterscheidet sie von den meisten anderen einheimischen
Heuschrecken, bei denen nur die Eier überwintern. Sobald die Temperaturen
einigermassen ansprechend sind, erwachen die Tiere aus der Winterstarre. Je nach
Witterung sind sie in der Schweiz ab Anfang Mai geschlechtsreif. [10]
3
Hauptteil
Thema der Arbeit:
Zum Einfluss ausgewählter Parameter auf die Zirpfrequenz der Feldgrille
(Gryllus campestris).
Fragestellungen:
- Ist die Zirpfrequenz linear abhängig von der Umgebungstemperatur?
- Welche Auswirkungen haben andere Ökofaktoren auf die Zirpfrequenz?
Die vorliegende Arbeit behandelt die Zirpfrequenz der Feldgrille, welche anhand der selbst
ermittelten Daten analysiert wird.
Zur Frage steht, welchen Einfluss die Umgebungstemperatur auf die Frequenz und die
Charakteristik des Gesangs der Feldgrille hat. Und wie aus der Fragestellung ersichtlich,
wird überprüft, ob die Zirpfrequenz linear von der Umgebungstemperatur abhängig ist.
Das bedeutet, dass die Zirpfrequenz immer um einen Faktor zunehmen würde, der
proportional zum Faktor ist, um den jeweils die Umgebungstemperatur zunimmt.
Angenommen, die Umgebungstemperatur nimmt um den „Faktor x“ zu und bewirkt so,
dass die Frequenz um den „Faktor y“ anwächst. Steigt nun die Temperatur um 1.5*x an,
nimmt auch die Frequenz um 1.5*y zu. Stellt man eine solche Abhängigkeit graphisch dar,
erhält man eine Gerade.
Es steht ebenfalls zur Frage, wie sich die Abfolge der einzelnen Bestandteile des Zirpens
unter dem Temperatureinfluss verändert, ob die Abfolge schneller, oder langsamer wird.
11/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Neben der Umgebungstemperatur werden die Luftfeuchtigkeit und der Lichteinfall
miteinbezogen, um allfällige andere Faktoren, die ebenfalls eine Auswirkung haben
könnten, zu ermitteln.
3.1
Die Problematik
Der Zeitaufwand für die Beschaffung nur einer männlichen Feldgrille ist enorm gross.
Zudem muss jedes Exemplar in einem eigenen „Käfig“ gehalten werden, da sonst ein
Rivalenkampf die Versuchstiere zu Tode bringen könnte.15 Und um die Messergebnisse
möglichst naturgetreu zu erhalten, ist es wichtig, die Versuchstiere artgerecht zu halten und
ihnen etwas Platz zu bieten.
All dies führte dazu, dass schliesslich, entgegen anfänglicher Beschlüsse, nur ein
Versuchstier gehalten wurde. Deshalb lassen sich nur bedingt Aussagen über die
Zirpfrequenz
und das
Verhalten
der
Feldgrille
allgemein
machen,
da
keine
Vergleichsmöglichkeiten vorhanden sind.
Während des Monats, den das Versuchstier in Gefangenschaft verbrachte, veränderte sich
dessen
Verhalten
ungemein.
Dies
könnte
durch
die
Schwankungen
der
Umgebungstemperatur von „Im Haus“ nach Aussen und umgekehrt, sowie durch die
teilweise durch künstliches Licht verlängerten Tage ausgelöst worden sein. Anfangs hatte
das Versuchstier ab dem frühen Abend bis spät in die Nacht striduliert, was sich jedoch mit
der Zeit veränderte. Gegen Schluss der Gefangenschaft hielt sich das Versuchstier nicht
mehr an die Tag und Nachtwechsel und stridulierte oft schon am Morgen und legte die
Ruhepausen entsprechend anders ein.
Das Versuchstier gewöhnte sich ebenfalls schnell an die anwesenden Menschen und
Haustiere, vor denen es mit der Zeit jegliche Angst verlor. So zog es sich nicht mehr in die
„Erdhöhle“ zurück, wenn man näher trat und zirpte unbeirrt weiter. Einerseits sind diese
Änderungen im Verhalten von Vorteil für das Aufzeichnen des Zirpens, andererseits lassen
sich aber so keine Aussagen über das Verhalten einer Feldgrille in der Natur machen.
Jedoch sollten die Änderungen im Verhalten keinen Einfluss auf die Zirpfrequenz selbst
haben, da diese zum grossen Teil physikalisch bedingt ist.
15
Genaueres zum Versuchsinsekt, dessen Beschaffung und Haltung ist im Anhang (Kapitel 5.2 ff.) zu finden.
Zirpfrequenz der Feldgrille
3.2
12/32
Material und Methode
Um das Zirpen der Feldgrille unter dem Einfluss der Umwelttemperatur analysieren zu
können, galt es erstmal, das Zirpen zu digitalisieren, um es dann auf dem Computer
weiterverarbeiten zu können.
Zur Aufzeichnung des Zirpens genügt in vorliegendem Fall ein Mono-Mikrophon, welches
aber eine gewisse Aufnahmequalität aufweisen sollte. Verwendet wurde das DM 20SL2
Professional Mikrophon von Syracuse, über welches jedoch keine genaueren
Informationen bekannt sind.
Zur Aufzeichnung des Zirpens kam die Software N°23 Recorder Version 2.1 zum
Einsatz.16 Das Zirpen wurde mit einer Kompression von 128 KB/s bei einer Abtastrate von
44 kHz als MP3-Datei aufgezeichnet, was etwa der Qualität einer Audio-CD entspricht.
Die Temperatur und Luftfeuchte17 wurden mit einem digitalen Thermo-/Hygrometer und
die Lichteinstrahlung mit einer Photozelle gemessen. Zur Stromversorgung der
Messapparatur wurde das Netzteil PPS-3003 von Voltkraft verwendet.
Schliesslich wurden die Messwerte mit Hilfe einer MultifunktionsdatenerfassungsSchnittstelle18 über USB auf einen PC eingelesen.
Die eingelesenen Messwerte wurden dann mit der Software LabVIEW Version 7.1 von
National Instruments aufgezeichnet und als Text-Dokument abgespeichert. Als
Arbeitsstation für die Aufzeichnungen diente ein Laptop von Compaq.
Die MP3-Dateien wurden mit Hilfe der Software Media Creator Version 7 von Roxio
bearbeitet und verstärkt und dann schliesslich über das Speicheroszilloskop PCS64i von
Velleman wiederum auf den Computer eingelesen. Mit der entsprechenden Software des
Oszilloskops wurde die Frequenz des Zirpens aufgezeichnet und als Bilddatei
abgespeichert. Die genaue Beschreibung zur Analyse und Auswertung der Daten sind im
Anhang (Kapitel 5) und Bilder zur Messapparatur auf der beiliegenden CD-ROM zu
finden.
3.3
Resultate
Der Lockgesang der Feldgrille besteht aus einer bestimmten Anzahl Versen pro Sekunde,
die wiederum aus einer bestimmten Anzahl an Silben bestehen. Bei dem Versuchstier setzt
sich ein Vers aus drei oder vier, ganz selten fünf Silben zusammen.
16
Unter http://no23.de/no23web/default.aspx oder auf der beiliegenden CD zu finden.
Temperatur und Luftfeuchte wurden immer im „Käfig“ und in Bodennähe gemessen.
18
National Instruments USB-6009 (http://sine.ni.com/nips/cds/view/p/lang/de/nid/201987)
17
13/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Abb. 13 stellt einen Ausschnitt einer Aufnahme des Zirpens graphisch dar.
Silbe
Abb. 13: Oszillogramm
Vers
Die aus der Analyse der MP3-Dateien erhaltenen Werte für die Tonfrequenz des
Lockgesangs der Feldgrille sind in der Tabelle auf Seite 14 aufgelistet. Insgesamt wurden
an 12 Tagen innerhalb einer Zeitspanne von einem knappen Monat 33 Aufnahmen
durchgeführt, die zu vorliegenden Resultaten geführt haben. Die Frequenz des Zirpens ist
blau hervorgehoben und befindet sich je nach Temperatur zwischen 4.43 und 4.9kHz.
Der für Menschen hörbare Frequenzbereich liegt etwa zwischen 20Hz und 20kHz. [2] Die
Schwingungen mit niedriger Frequenz werden vom menschlichen Gehör als tiefer Ton und
Schwingungen mit höherer Frequenz als hoch wahrgenommen.
Es wurde ebenfalls ermittelt, wie viele Sekunden das Versuchstier für zehn Verse (Abb. 13)
unter den verschiedenen Umgebungstemperaturen benötigt. Diese Werte sind rot
hervorgehoben und ordnen sich zwischen 2.12 und 3.83 Sekunden ein.
Die Messfehler der Aufnahme- und Messapparatur sind verschwindend klein, jedoch kann
bei falscher Handhabung und bei der Auswertung der Daten so einiges schief gehen. So
wurde zu jedem in der Tabelle zu findenden Messwert aus vielen, zum Teil stark
verschiedenen Ergebnissen der Mittelwert ermittelt.19
19
Das genaue Vorgehen bei der Auswertung kann im Anhang (Kapitel 5.5) nachgelesen werden.
14/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Datum
Uhrzeit
Temperatur Luftfeuchte
[°C]
[%]
Frequenz
[kHz]
benötigte
Sekunden pro 10
Verse
17.06.2006
19:15
26.2
74
4.82
2.31
17.06.2006
20:45
21.7
63
4.83
2.98
18.06.2006
22:15
18.8
83
4.66
3.26
19.06.2006
17:15
23.9
79
4.83
2.61
19.06.2006
17:45
23.7
85
4.80
2.73
3.00
19.06.2006
19:30
22.8
85
4.74
19.06.2006
20:30
22.4
88
4.71
3.24
19.06.2006
21:00
20.9
96
4.69
3.52
20.06.2006
18:45
26.5
83
4.90
2.12
20.06.2006
20:15
25.3
83
4.81
2.34
20.06.2006
20:45
24.3
86
4.80
2.46
21.06.2006
17:45
28.1
76
4.83
2.17
21.06.2006
20:00
25.4
80
4.82
2.44
21.06.2006
21:00
22.9
86
4.77
2.62
23.06.2006
18:30
24.1
76
4.76
2.51
23.06.2006
20:30
22.3
89
4.80
2.32
23.06.2006
22:00
19.1
90
4.62
3.32
25.06.2006
19:30
21.7
86
4.53
2.82
25.06.2006
20:45
20.2
90
4.52
3.07
25.06.2006
21:30
19.2
93
4.50
2.95
26.06.2006
21:00
22.5
87
4.60
2.64
26.06.2006
21:45
20.7
93
4.54
2.66
26.06.2006
22:00
18.9
92
4.47
3.16
27.06.2006
20:15
24.1
85
4.57
2.59
27.06.2006
21:45
22.2
91
4.58
2.81
29.06.2006
19:30
23.9
81
4.64
2.21
30.06.2006
22:15
20.4
78
4.51
3.37
30.06.2006
23:45
16.3
89
4.43
3.83
01.07.2006
01.07.2006
01.07.2006
01.07.2006
01.07.2006
20:45
21:15
22:00
22:30
23:45
23.5
21.2
20.0
19.0
17.9
59
70
76
81
80
4.71
4.66
4.61
4.61
4.56
3.00
3.13
3.25
3.47
3.65
15/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
3.4
Auswertung und Diskussion
Stellt man die Ergebnisse für die Zirpfrequenz abhängig von der Temperatur graphisch dar,
sieht dies folgendermassen aus:
Diagramm 1
4.95
4.90
4.85
Frequenz [kHz]
4.80
4.75
4.70
4.65
4.60
4.55
4.50
4.45
4.40
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
Umgebungstemperatur [°C]
Innerhalb des Temperaturbereichs von 16 bis 29°C ergibt sich eine starke Streuung der
Werte, die jedoch eine Tendenz aufweisen. Es wird klar ersichtlich, dass bei höheren
Umgebungstemperaturen auch die Frequenz des Zirpens höher wird.
Zeichnet man im Diagramm eine Tendenzlinie ein, wird auch ersichtlich, dass die
Zirpfrequenz linear von der Umgebungstemperatur abhängt, obwohl die einzelnen Werte
bei denselben Temperaturen zum Teil weit von den anderen abweichen. Es scheint die
Umgebungstemperatur ist nicht der einzige Parameter, der Einfluss auf die Zirpfrequenz
nimmt.
Schaut man die Ergebnisse der jeweiligen Tage gesondert an, ist bei den meisten eine
Regelmässigkeit zu erkennen. Denn in vielen Fällen nimmt die Frequenz mit steigender
Temperatur streng monoton zu. Hier sind die Werte vom 19.6 zu erwähnen, die ein gutes
Beispiel dafür sind. Jedoch gibt es auch Fälle, in denen Abweichungen festzustellen sind.
Hier beachte man die Ergebnisse vom 17.6. Entgegen dem recht grossen Temperaturabfall
von 4.5°C nimmt die Frequenz von 4.82kHz nicht ab, sondern noch ein wenig zu. Bei
anderen Messungen unter ähnlichen Temperaturen (vgl. Ergebnis vom 25.6 zur Temperatur von
21.7°C) sind
die Resultate schon logischer.
16/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Nun hat man verschiedene Möglichkeiten. Man könnte die Messungen als ungenau
ansehen und die Abweichungen durch eine missglückte Auswertung erklären, oder es gibt,
wie schon erwähnt, noch andere Parameter, die einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss
auf die Frequenz haben.
Aufgrund der missglückten Messungen zum Lichteinfall, ist es nur noch möglich, den
Einfluss der Luftfeuchtigkeit zu betrachten, wo es jedoch schwer sein sollte, einen
Zusammenhang zu finden, denn auch hier sind die Ergebnisse widersprüchlich.
Die grösste Differenz bei der gleichen Temperatur ist die folgende:
[°C]
25.06.2006
17.06.2006
19:30
20:45
[%]
21.7
21.7
[kHz]
Messwerte 1
4.53
4.83
86
63
An zwei verschiedenen Tagen wurde jeweils bei der gleichen Temperatur Aufnahmen
gemacht und dennoch liegen die Ergebnisse für die Zirpfrequenz stark auseinander. Bei
den Messwerten 1 wäre es möglich, dass z. B. die Luftfeuchte einen Einfluss ausübt.
Ein anderes Beispiel für eine solche Differenz sind die Werte für die Temperatur um 24°C:
[°C]
27.06.2006
23.06.2006
20:15
18:30
[%]
24.1
24.1
[kHz]
Messwerte 2
4.57
4.76
85
76
Wiederum kann man, wie bei den Messwerten 1, beobachten, dass bei der gleichen
Temperatur die Ergebnisse recht weit auseinander liegen.
Bei den Messwerten 1 und 2 sind die Frequenzen bei niedrigerer Luftfeuchte um einiges
höher. Aber auch hier sind wieder Beispiele zu nennen, wo gerade das Entgegengesetzte
geschehen ist:
[°C]
20.06.2006
27.06.2006
23.06.2006
20:45
20:15
18:30
24.3
24.1
24.1
[%]
[kHz]
86
85
76
Messwerte 3
4.80
4.57
4.76
So stösst man auch wenn man den Einfluss der Luftfeuchtigkeit betrachtet, auf Konflikte,
die wiederum die Frage offen lassen, ob es an der Auswertung liegt.
Es gibt natürlich noch viele Umweltfaktoren, die einen Einfluss auf die Feldgrille und ihre
Stridulation haben können und denen bei dieser Untersuchung keine Beachtung geschenkt
werden kann.
17/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Schliesslich lassen sich über die Zirpfrequenz nur zwei Aussagen mit Sicherheit machen,
vor allem, da nur an einem Versuchstier untersucht wurde:
-
Die Frequenz ist temperaturabhängig und bleibt keineswegs immer gleich.
-
Die Frequenz nimmt mit steigender Umgebungstemperatur zu und weist eine lineare
Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur auf.
Hier sei auch noch zu erwähnen, dass nur der Lockgesang untersucht werden konnte, da
keine Kämpfe oder Paarungen stattgefunden haben. Es ist möglich, dass sich der Rivalenund Werbegesang in der Tonhöhe, also der Frequenz, vom Lockgesang unterscheiden.
Weil bei der Analyse der Zirpfrequenz so einige Unregelmässigkeiten aufgetaucht sind,
wird die Temperaturabhängigkeit noch auf eine zweite Art überprüft. Diese Werte sind in
der Tabelle auf Seite 14 rot eingetragen:
Da der Lockgesang der Feldgrille aus einzelnen Versen besteht (vgl. Abb. 13, Kapitel 3.3), ist
es
möglich,
auszurechnen,
wie
lange
das
Versuchstier
unter
gegebenen
Umgebungstemperaturen benötigt, um solche zehn Verse zu „erzeugen“.
Wiederum graphisch dargestellt sieht das so aus:
Diagramm 2
benötigte Sekunden pro 10 Verse
4
3.8
3.6
3.4
3.2
3
2.8
2.6
2.4
2.2
2
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
Umgebungstemperatur [°C]
In diesem Fall ist die Streuung der Ergebnisse nicht in dem Ausmasse zu beobachten wie
bei der Frequenz. Einige Abweichungen ausgenommen, verläuft der Grossteil der
18/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Ergebnisse ziemlich linear. Wie zu erwarten war, wird das Versuchstier mit zunehmender
Umgebungstemperatur schneller und das Klangbild des Zirpens verändert sich
bemerkbar.20
Es sind dieselben Regel- und Unregelmässigkeiten zu beobachten wie bei der
Untersuchung der Zirpfrequenz, auf die hier nicht noch einmal eingegangen wird.
Hier soll noch untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen der Zirpfrequenz und
der benötigten Zeit zur Erzeugung von zehn Versen besteht. Die zugehörigen
Temperaturwerte werden zuerst einmal ausser Acht gelassen.
Grössere Fehler beim Analysieren der Daten sind hier ausgeschlossen, da bei der
benötigten Zeit pro Vers die Analyse einfach und weniger interpretationsbedürftig ist,
jedoch bleiben die möglichen Fehler bei der Analyse der Zirpfrequenz bestehen.21
Ein schönes Beispiel sind die folgenden Messwerte:
[kHz]
17.06.2006
20.06.2006
23.06.2006
26.06.2006
27.06.2006
4.82
4.80
4.76
4.60
4.58
[s/10 V.]
Messwerte 4
2.31
2.46
2.51
2.64
2.81
Die Frequenz nimmt von oben nach unten streng monoton ab. Das bedeutet, dass die
Temperatur von oben nach unten absinken müsste, denn inzwischen ist bekannt, dass die
Frequenz mit zunehmender Umgebungstemperatur höher wird. Ebenso bekannt ist, dass
mit sinkender Temperatur das Versuchsinsekt mehr Zeit benötigt, um eine gewisse Anzahl
Verse zu erzeugen. Somit sollte von oben nach unten die benötigte Zeit zunehmen. Und
dies trifft auch zu. So könnte man zum Schluss kommen, dass das Versuchstier bei
niedriger Frequenz mehr Zeit benötigt und diese zwei Messwerte einen Zusammenhang
aufweisen.
Folgend sind einige weitere Messwerte gelistet:
[°C]
29.06.2006
23.06.2006
01.07.2006
26.06.2006
27.06.2006
27.06.2006
01.07.2006
26.06.2006
20
21
23.9
19.1
20.0
22.5
22.2
24.1
17.9
20.7
[kHz]
4.64
4.62
4.61
4.60
4.58
4.57
4.56
4.54
[s/10 V.]
Messwerte 5
2.21
3.32
3.25
2.64
2.81
2.59
3.65
2.66
Vgl. Mp3-Dateien auf der beiliegenden CD
Das Vorgehen bei der Analyse der Stridulation kann im Anhang (Kapitel 5.5) nachgelesen werden.
19/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Wenn man die Messwerte 5 mit den gleichen Kriterien betrachtet, wie die Messwerte 4
fällt sofort auf, dass diese Abhängigkeit nicht mehr vorhanden ist.
Daraus folgt: Nimmt man alle Ergebnisse, ohne die Unpassenden wegzulassen, kann man
kaum noch von einer Abhängigkeit zwischen benötigter Zeit und Frequenz sprechen.
Zum Schluss dieselben Werte noch der Abfolge der Temperatur nach gelistet:
[°C]
27.06.2006
29.06.2006
26.06.2006
27.06.2006
26.06.2006
01.07.2006
23.06.2006
01.07.2006
[kHz]
24.1
23.9
22.5
22.2
20.7
20.0
19.1
17.9
[s/10 V.]
4.57
4.64
4.60
4.58
4.54
4.61
4.62
4.56
Messwerte 6
2.59
2.21
2.64
2.81
2.66
3.25
3.32
3.65
Die Temperatur nimmt von oben nach unten streng monoton ab und die Anzahl Sekunden
zu, wenn man die zwei unpassenden Werte auslässt. Die Frequenz jedoch hält sich bei den
Messwerten 6 an keine Regelmässigkeit.
Geht man davon aus, dass 10% der Ergebnisse durch die Analyse verfälscht wurden, ist
dennoch vor allem bei der Zirpfrequenz (vgl. Diagramm 1) eine starke Streuung und
Unregelmässigkeiten zu beobachten.
Bei der Zirpfrequenz muss man schliesslich annehmen, dass noch andere Parameter eine
nicht geringe Auswirkung auf die Frequenz haben, wo man bei der benötigten Zeit pro
Anzahl Verse solche weiteren Einflüsse grösstenteils ausser Acht lassen kann.
Natürlich hängen die Ergebnisse allgemein auch vom physischen Zustand des
Versuchstieres ab. Es kann Tage gegeben haben, an denen die Messungen durchgeführt
worden sind, nachdem das Versuchstier schon eine geraume Zeit striduliert hatte, und
entsprechend ermüdet war.
Und als das Versuchstier anfangs Juli 2006 wieder die Freiheit erlangte, war die
Fortpflanzungsperiode beinahe zu Ende und diese Generation der Feldgrillen hatte nicht
mehr lange zu leben. Und wie gewisse Forscher bewiesen haben wollen, sterben Grillen,
die mehr Erfolg bei der Fortpflanzung hatten, aus Erschöpfung früher, als ihre
erfolgloseren Artgenossen. [16] Es ist also möglich, dass die Zirpfrequenz wie die
benötigte Zeit unter dem Einfluss der Erschöpfung am Schluss verfälscht wurden.
Zirpfrequenz der Feldgrille
3.5
20/32
Die Ergebnisse kurz zusammengefasst
§
Die Zirpfrequenz und die benötigte Zeit sind beide temperaturabhängig. Mit
zunehmender Umgebungstemperatur erhöht sich die Frequenz und die Verse folgen
schneller aufeinander. Somit verändert sich mit den Temperaturschwankungen
auch das Klangbild des Zirpens insgesamt.
§
Lässt man gewisse Abweichungen zu, kann man die Zirpfrequenz und die benötigte
Zeit für eine gewisse Anzahl Verse durchwegs als linear abhängig von der
Umgebungstemperatur betrachten. Denn die Natur ist zu komplex, als dass man
Veränderungen nur von einem Parameter abhängig erklären könnte.
4
Schlusswort
Das Thema war im Grunde sehr interessant, obwohl es viel praktische und analytische
Arbeit erforderte, die ungemein viel Zeit beanspruchte. Für mich kam es auch mit einem
Vorwagen in recht neue Gebiete der Akustik gleich, die am Anfang eine rechte
Herausforderung darstellten. Jedoch hatte die Arbeit neben der aufwendigen Analyse auch
schöne Seiten. Die Erfahrungen mit der Feldgrille, die als Versuchstier gehalten wurde,
waren positiv und so hat die Grille in so manchen Stunden mit ihrem Gesang eine
sommerabendliche Atmosphäre ins Wohnzimmer gebracht. Zudem war es mir möglich
sehr viel über das Verhalten und den Tagesablauf eines Insekts zu erfahren, welches man
normalerweise nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Mehr zu diesen Erfahrungen gibt es
auch noch im Anhang nachzulesen.
Die Problematik rund um die Temperaturabhängigkeit des Zirpens ist noch lange nicht
gelöst und es gibt noch viele Aspekte, die zu klären wären und wo das Thema noch Stoff
für weiteres Nachforschen hergibt.
Zum Beispiel wurde in dieser Arbeit nur die Zirpfrequenz abhängig von der Temperatur
analysiert. Man könnte es aber auch umgekehrt tun. Denn nach genauen Untersuchungen
des Zirpens und nach entsprechender Kalibrierungen der Messinstrumente dürfte es erlaubt
sein, die Temperatur abhängig von der Zirpfrequenz zu messen. Dies würde bedeuten, man
hätte ein natürliches Thermometer.
************
Januar 2007
21/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
5
Anhang
5.1
Kulturelle Bedeutung der Grille
Als etwas exotisch, oder als Witz, mögen Dinge wie Grillenschokokekse, oder mit
Schokolade überbackene Grillen (Abb. 14), abgetan werden.
Diese Kuriositäten stammen nicht etwa aus einem exotischen Land, oder von einem
indigenen Volk, sondern sind per Post aus den
USA, oder auch aus Frankreich zu haben. [8]
Und
was
im
Lande
der
unbegrenzten
Möglichkeiten zu haben ist, kann man auch
Zuhause zubereiten. Denn die Abteilung für
Entomologie (Insektenkunde) an der Iowa
State University, USA, stellt der Öffentlichkeit
verschiedene Anregungen über das Internet
Abb. 14:
Auf Schokolade gebackene Grillen
zur Verfügung. Somit sind auf der Homepage [6] unter anderen auch das Rezept für
Chocolate Chirpie Chip Cookies und ebenfalls der Nährwert verschiedener Insekten
gelistet.
Grillen sollen gemäss gewissen Quellen [13] gut gebraten ein scharfes und nussiges Aroma
haben.
In westlichen Kulturkreisen ist heutzutage zwar der Verzehr von Insekten (Entomophagie)
nicht sehr verbreitet und mag sich zurzeit auf einige Überlebenskünstler und Wagemutige
beschränken, für Teile der Bevölkerung Asiens, Afrikas und Südamerikas stellen Insekten
aber noch heute eine wichtige Nahrungsquelle und einen billigen Ersatz für Fleisch dar.
Neben ihrem Einsatz als Nahrungsmittel, kam die Grille angeblich auch als Heilmittel
gegen Ohren-, Blasenleiden, Geschwüre, Lepra, Fieber, oder als Zusatz für Liebestränke
zum Einsatz, da sie den Geschlechtstrieb beeinflussen soll.
Wofür es jedoch keine erwähnenswerte Quelle gibt.
Der Hauptgrund für die Beliebtheit, der sich die Grillen in den verschiedenen Kulturen bis
heute erfreut haben, ist mit Sicherheit aber ihr Gesang, der den Menschen fasziniert und
berührt.
In den nächsten zwei Unterkapiteln wird speziell auf Japan und China eingegangen, von
denen vor allem Letzteres ein besonderes Verhältnis zu zirpenden Insekten hat.
Zirpfrequenz der Feldgrille
22/32
5.1.1 Japan
Bereits in den ersten erhaltenen japanischen Geschichtswerken des 8. Jahrhunderts und
frühen Gedichtsammlungen werden Insekten erwähnt und tauchen auch in moderner Lyrik
und literarischen Werken aus dem fernen Osten auf.
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Zikaden und Grillen, die oft in Gedichten auftauchen.
Dabei wurden die Begriffe nicht immer eindeutig getrennt. Beispielsweise gab es Begriffe
für alle zirpenden Insekten, wobei der Begriff für Zikade oft auch für Grille, bzw. für
Insekten, die im Herbst zirpen, verwendet wurde. Somit sind die betroffenen Insekten in
der japanischen Literatur nicht absolut zu unterscheiden.
Die Zikade erscheint in der japanischen Dichtung vom 8. bis 12. Jahrhundert n. Chr. als
Herbsttier und symbolisiert hier Einsamkeit und Melancholie. Vom 17. Jahrhundert an ist
sie hingegen Ausdruck blühenden Lebens im Hochsommer und gilt heute den meisten
Japanern als Sommerinsekt.
Durch die Fähigkeit, sich zu häuten (Metamorphose), können sie auch für den Eintritt in
ein neues Leben stehen. [12]
5.1.2 China
Auch in China hat sich über die Jahrtausende ein besonderes Verhältnis zu Insekten
gebildet, welches von der Züchtung der Seidenraupe über die Verwendung von Insekten in
der Medizin bis zur biologischen Schädlingsbekämpfung reicht.
Und auch in keinem anderen Land wird so viel Kult um die zirpenden Insekten betrieben.
Das Züchten von Grillen hat in China schon vor etwa tausend Jahren begonnen, war jedoch
damals dem Kaiser vorbehalten. Heute aber beschäftigen sich auch viele bürgerliche
Chinesen mit diesem „Hobby“.
In China gehört es quasi zum guten Ton, Grillen als Haustiere zu halten. Entsprechend
werden sie von den Besitzern mit grosser Hingabe gepflegt und auch verehrt. Der Aufwand
beginnt schon beim Futter, denn Grillen sind wählerisch und jede hat ihre „Leibspeise“.
Die eine mag Karotten, die andere Maisbrei, oder ähnliches. Weiter geht es mit lauwarmen
Kräuterteebädern und weichen Betten für den Winter. Nur der Besitzer weiss, wann er
genug für seine Haustiere getan hat. Der Aufwand der betrieben wird, hängt natürlich vom
Halter und dessen Einkommen ab.
23/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Grillen sind ausserdem Kämpfernaturen22. Woraus ihre menschlichen Besitzer ein
gesellschaftliches Ereignis gemacht haben. Grillenkämpfe haben sich in China zum
„Volkssport“ entwickelt und so werden regelmässig Kämpfe veranstaltet, die nach klaren
Regeln23 ablaufen und zum Teil recht hohe Geldsummen versprechen.
Somit ist es kein Wunder, dass vor allem die Bauern im Grillenkult eine lukrative
Einnahmequelle entdeckt haben. Nicht selten wechseln für eine „gute“ Kampfgrille
unvorstellbare Summen an Geld die Besitzer.
Erfolgreiche Grillen können so teuer wie ein Rennpferd werden und tragen den Titel
„Schup Lip“, siegreiche Grille. Nach ihrem Tod werden sie gemäss Tradition in kleinen
silbernen Särgen beigesetzt.
So gehen die Bauern im Spätsommer auf Grillenjagd und bieten
die Insekten dann auf speziellen Märkten (Abb. 15) zum Verkauf
an. Oft sind ganze Strassen übervoll mit kleinen Gefässen, in
denen die Grillen feilgeboten werden, und die potentiellen
Käufer pilgern zu diesen Orten, um ihr Wunschexemplar zu
erstehen.24 [19, 20]
22
Abb. 15: Insektenmarkt in Shanghai
Die Chinesen erklären sich das in etwa so: Die Grille lebe alleine in einem engen, selbst gegrabenen
Erdloch. Diese Lebensweise mache sie aggressiv und reize sie zum Kämpfen. Zudem bevorzuge sie immer
die gleiche Behausung und wenn sie einen Rivalen in ihrem Erdloch vorfinde, werde sie ihren
Besitzanspruch nicht sofort aufgeben, sondern zu kämpfen beginnen, um das Problem zu lösen.
All dies führe zu einem natürlichen Kampftrieb.
23
Zuerst werden die Rivalen gewogen und gemäss ihrem Gewicht den entsprechenden Klassen zugeteilt.
Die Kämpfe werden in kleinen Arenen ausgetragen. Dabei herrscht absolutes Sprechverbot. Die
Kontrahenten dürfen mit „Pinseln“ angestachelt werden, bevor sie aufeinander losgelassen werden.
Der Kampf ist entschieden wenn eine der Grillen davonläuft oder umgeworfen wird.
24
Die Reportage des Bayerischen Rundfunks, die dem Kapitel 5.1.2 China zugrunde liegt, ist auf der
beiliegenden CD zu finden. Die Verfügbarkeit kann jedoch nicht garantiert werden, da noch ein Download
nötig sein wird. Spezielle Abspielsoftware erforderlich, inkl. auf der beiliegenden CD.
Zirpfrequenz der Feldgrille
5.2
24/32
Das Versuchsinsekt
Die für die Arbeit verwendete männliche Feldgrille wurde am 5.6.06 nach zweistündiger
Suche und nach anschliessendem Austüfteln einer geeigneten Fangmethode gefangen. Sie
verbrachte etwa einen Monat in Gefangenschaft und erlangt die Freiheit am 2.7.06 wieder.
Sie war mit einer ungefähren Grösse (ohne Antennen) von 25 mm ein recht grosses
Exemplar und wog etwa 0.7 Gramm. Man vergleiche auch die Bilder auf Seite 2. Weitere
Bilder der befinden sich auf der beiliegenden CD-ROM
Entgegen der Beschreibungen, die man im Internet und in anderen Quellen findet, liebte
das Versuchstier die direkte Sonnenbestrahlung bei sommerlichen Temperaturen
keineswegs und verkroch sich in entsprechenden Situationen in der „Erdhöhle“. Am
aktivsten war das Versuchstier zwischen 20 und 25°C im Schatten.
5.3
Die Anschaffung des Versuchsinsekts
Um die Messungen möglich zu machen, galt es, erstmals ein männliches Versuchsinsekt zu
beschaffen. Und da man in den ländlichen Gebieten im schweizerischen Mittelland
verhältnismässig noch recht oft das Zirpen der Feldgrille hören kann, stand fest, dass die
Feldgrille in der freien Natur gefangen werden würde. Dies brachte jedoch so einige
Schwierigkeiten mit sich.
Die Feldgrille geht auch in der Schweiz zurück und war im Sommer 2006 bei weitem nicht
mehr so häufig anzutreffen. Schon das Auffinden einer Feldgrille wurde so zu einer
Herausforderung, da die wenigen Exemplare, die zu hören waren, sich meist in Weiden
befanden und beim Nähertreten umgehend verstummten.
Auf der Suche nach einer Feldgrille benötigt man eine gehörige Portion Glück, aber hat
man einmal die „Erdhöhle“ einer Feldgrille ausfindig gemacht, wird es einfacher,
angenommen man bringt die richtige Methode zur Anwendung.
Da sich die Feldgrille beim Nähertreten in ihre „Erdhöhle“ zurückzieht, kann recht viel
Zeit verstreichen, bis sie sich nach der wahrgenommenen Gefahr wiederum aus der Höhle
wagt. Wartet man geduldig vor der „Erdhöhle“, wobei darauf zu achten ist, dass man ja
still steht, um die Feldgrille nicht erneut einzuschüchtern, kann sehr viel Zeit vergehen, bis
man das Insekt fangen kann.
Es gibt jedoch recht einfache und effektive Methoden, das Insekt zu fangen:
Man legt ein Gefäss, das mit einem Deckel einfach zu verschliessen ist, kopfüber über den
Ausgang der „Erdhöhle“. Hat man sichergestellt, dass das Insekt keine Möglichkeit hat,
aus dem Gefäss zu entkommen, nimmt man einen Gegenstand wie zum Beispiel eine
Zirpfrequenz der Feldgrille
25/32
kleine Schaufel, und treibt sie neben der „Erdhöhle“ in den Boden. Durch das Verdrängen
des Erdreichs wird es der Feldgrille in ihrer Höhle zu eng und sie ist gezwungen, sich an
die Oberfläche zu begeben. Es ist jedoch darauf zu achten, dass man der Feldgrille genug
Zeit lässt, denn das Ziel ist ja, sie lebendig zu fangen. Ist das Insekt einmal unter dem
Gefäss gefangen, gilt es noch sorgfältig den Deckel darunter zu schieben.
5.4
Haltung des Versuchsinsekts
Um die Messergebnisse nicht allzu sehr zu verfälschen, wurde die Feldgrille in einem
eigens dafür konstruierten „Käfig“ gehalten. Dieser hatte eine Grösse von ungefähr 450
mm * 300 mm * 150 mm (Länge*Breite*Höhe) und war mit einer abwechslungsreichen
Vegetation ausgestattet. Besonders wichtig für die Haltung der Feldgrille ist es, ihr einen
Ersatz für ihre „Erdhöhle“ zu bieten. Andernfalls wird sie in ihrem natürlichen Verhalten
stark gestört. Zudem muss man der Feldgrille eine „Wasserquelle“ bieten. Dazu eignet sich
Moos, welches feucht gehalten wird.
Die für die Arbeit gefangene Feldgrille ernährte sich, trotz dem reichhaltigen Angebot an
Pflanzen, vorwiegend von toten Insekten, die man im Sommer recht schnell und leicht
beschaffen kann. Ungeeignet sind jedoch lebendige Insekten, die fliegen können.
Im Sommer ist es wichtig, dass man den „Käfig“ genügend luftdurchlässig gestaltet, da in
einem geschlossenen System dieser Grösse sehr schnell Temperaturen herrschen, die
keineswegs mehr mit der Realität zu vergleichen sind. Ausserdem erhöht die verdunstende
Flüssigkeit (der Boden im „Käfig“ sollte schon wegen den Pflanzen etwas feucht gehalten werden) die
absolute Luftfeuchtigkeit im „Käfig“ sehr schnell. Dies bemerkt man am Kondensieren des
Wassers an allfälligen Klarsichteilen.
Bilder des „Käfigs“ finden sich ebenfalls auf der beiliegenden CD-ROM.
5.5
Analyse der erhaltenen Daten
5.5.1 Ermittlung der Zirpfrequenz
Um die Frequenz der jeweiligen Aufnahmen bei entsprechenden Umgebungstemperaturen
zu ermitteln, wurde die entsprechende Mp3-Datei mit dem Media Creator von Roxio
verstärkt. Dies geht am besten, wenn man die Mp3-Datei mit einem Mediaplayer, wie zum
Beispiel dem Windows Media Player, abspielt und das Line-Out mit dem Line-In der
Soundkarte verbindet (entsprechendes Verbindungskabel erforderlich). Nun kommt der Media
Creator zum Einsatz: Im Sound Editor ist unter dem Menupunkt Extras – Aufnahmequelle
die Methode „Line-In“ zu wählen. Zudem sollte der Editor auf Aufnahme gestellt werden.
26/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
Jetzt steht nichts mehr im Wege, die mit dem Mediaplayer über das Line-In eingespielte
Mp3-Datei mit dem Sound Editor erneut aufzunehmen, und mit den entsprechenden
Lautstärke-Reglern des Programms die gewünschte Verstärkung einzustellen und die
verstärkte Datei abzuspeichern. Die Verstärkung war notwendig, da die Aufnahmen oft
sehr leise waren, und damit in den folgenden Analyseschritten der Frequenzbereich des
Zirpens nicht im Grundrauschen der Messapparatur unterging. Aufgrund der Verstärkung
war es aber nicht mehr möglich, das Zirpen auf die Lautstärke unter der jeweiligen
Umgebungstemperatur zu untersuchen.
Sind die Mp3-Dateien einmal verstärkt, kommt die Analyse an die Reihe:
Wiederum wird der Sound Editor des Media Creators benützt. Mit dessen Hilfe wurden die
Mp3-Dateien so beschnitten, dass am Schluss nur noch eine Silbe irgendeines Verses des
Zirpens abgespielt werden konnte. Hier fängt die Interpretation an und allfällige erste
Auswertungsfehler treten auf. Die meisten Silben des Zirpens haben zwar unter der
jeweiligen Umgebungstemperatur oft dieselbe, oder eine sehr ähnliche Tonfrequenz. Hier
gilt es nun, bei jeder Temperatur mehrere Silben auf die Frequenz zu analysieren und dann
den Mittelwert zu ermitteln. Je nachdem welche Silben ausgewählt werden, kann es sein,
dass die Ergebnisse verfälscht werden. Der Sound Editor wird nun auf Endlosspiel gestellt
und die „beschnittene“ Mp3-Datei abgespielt. Über das Line-Out der Soundkarte wurde
das Signal nun auf das Speicheroszilloskop eingelesen.
Das
Oszilloskop
PCS64i
von
Velleman ist über den Druckerport
wieder
mit
dem
Computer
zu
verbinden. Mit der dem Oszilloskop
zugehörenden Software wurde das
über das Oszilloskop eingelesene
Signal auf die Frequenz analysiert.
Ist das Programm einmal auf den
richtigen Bereich eingestellt, wird
der
Frequenzbereich
eingespielten
Silbe
als
der
Grafik
ersichtlich (Abb. 16). Hier befindet sich
die
zweite
Stelle,
Abb. 16: Graphische Darstellung des
Frequenzbereichs
die
Auswertungsfehler hervorrufen könnte. Denn hier gilt es sich nun, für eine Frequenz des
Spektrums zu entscheiden. Für diese Maturaarbeit wurde der rechte Rand des höchsten
Zirpfrequenz der Feldgrille
27/32
Ausschlags gewählt. Diesen galt es nun beim Frequenzspektrum jeder analysierten Silbe zu
finden. Um Fehler möglichst gering zu halten, gilt es hier, pro Temperatur, bei der
Aufnahmen stattfanden, möglichst viele Auswertungen zu machen und dann den
Mittelwert zu bestimmen. Dies war eine extrem zeitintensive Arbeit, die viel
Konzentration erforderte.
Nun galt es noch, die Ergebnisse für die Zirpfrequenz dem entsprechenden Datum, der
Temperatur und Luftfeuchtigkeit zuzuordnen, und alles in einer Exceltabelle übersichtlich
darzustellen.
5.5.2 Ermittlung der benötigten Zeit pro Anzahl Verse
Das Analysieren der benötigten Zeit pro Anzahl Verse war um einiges einfacher und was
Fehler betrifft, weniger anfällig. Hier galt es nur, das Oszillogramm der entsprechenden
Mp3-Dateien im Sound Editor zu vergrössern, eine bestimmte Anzahl Verse zu markieren
und die bis zu Millisekunden angezeigte Zeit zu notieren (Abb. 17). Egal welche Verse man
auswählt, die benötigten Zeiten unterscheiden sich kaum, ausser die Aufnahme beinhaltet
eine Unregelmässigkeit wie eine Pause, oder Ähnliches.
Abb. 17: Markierung der Verse
Zirpfrequenz der Feldgrille
5.6
28/32
Inhalt der beiliegenden CD-ROM
Folgendes ist auf der CD-ROM zu finden:
-
Die komplette Maturaarbeit im Portable Document Format (PDF)
-
Die komplette Bibliographie mit Hyperlinks
-
Der Bildnachweis mit Hyperlinks
-
Umfangreiches Bildmaterial zu den Verweisen im Text, sauber sortiert.
-
Die Reportage des Unterkapitels 5.1.2 China inkl. Realplayer-Setup und kurzer
Anleitung
-
N°23 Recorder
-
Ausführliche Auflistung der Resultate (Exceltabellen, Diagramme, Bilder)
-
Die während des praktischen Teils der Arbeit entstandenen Mp3-Dateien nach
Temperatur sortiert
-
Mp3-Dateien des Zirpens anderer Langfühlerschrecken plus Bilder
-
Kleine Videos des Versuchstiers
Zirpfrequenz der Feldgrille
6
Bilderanhang
Abb. 18: Paarungsverlauf zwischen
zwei Grillen
29/32
Zirpfrequenz der Feldgrille
30/32
Bibliographie
Bücher und Software:
1. Hoffman M.& Huber E. (1973): Telekolleg II Physik. „Schwingung und Welle“, TRVerlagsunion München.
2. Stevens S. & Warshofsky F. (1966): Wunder der Wissenschaft. „Schall und Gehör“,
Time-Life International Holland. 8–52
3. Wissen-Digital, CD-ROM Tierlexikon 2005: „Systematik der Tiere“
Webseiten:
4. Alp M. & Risch D.; Humboldt-Universität, Berlin: Grillenkämpfe, Internet
http://www2.hu-berlin.de/biologie/vhphys/kampfpage/index.htm; Stand November
2006.
5. Association Jean-Henri Fabre (2000): La cigale, Internet
http://www.e-fabre.com/e-texts/cigale.htm; Oktober 2006.
6. Department of Entomology, Iowa State University (USA): Chocolate Chirpie Chip
Cookies; Nutritional Value of Various Insects per 100 grams, Internet
Rezept: http://www.ent.iastate.edu/misc/insectsasfood/chirpie.html
Nährwerte: http://www.ent.iastate.edu/misc/insectnutrition.html;
Stand Dezember 2006. Kontakt: [email protected] (Iowa residents only)
7. Fellinger R. & M.: Ensifera; Tympanalorgane, Internet
Home: http://www.faunistik.net/DETINVERT/ENSIFERA/ensifera.html
Tympanalorgane:
http://www.faunistik.net/DETINVERT/MORPHOLOGY/tympanalorgane.html;
Stand Dezember 2006. Kontakt: [email protected]
8. Fluker D.: Chocolate Covered Crickets, Internet
http://www.flukerfarms.com/index.asp?PageAction=VIEWPROD&ProdID=13;
Stand 5.1.2007.
9. Gilbert Cousteaux: Le grillon champêtre, Internet
http://perso.orange.fr/insectes.net/grillon/grill2.htm; Stand 10.12.2006.
Kontakt: [email protected]
10. Gröschl H.(2003): Unvollständige Verwandlung (Hemimetabolie), Internet
http://www.naturspektrum.de/text/text_hemimetabolie.php; Stand Dezember 2006.
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11. Hashimoto K.: Insect Sound World, Internet
http://mushinone.cool.ne.jp/English/ENGindex.htm; Stand 5.1.2007.
Zirpfrequenz der Feldgrille
31/32
12. Japanisches Generalkonsulat Düsseldorf: Kultur und Austausch, Internet
http://www.dus.embjapan.go.jp/profile/deutsch/japan_forum/jf_2002/2002_09_insekten.htm; Stand
5.1.2007. Kontakt: [email protected]
13. Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (2001): Insekten essen - Ekel oder Genuss?,
Internet http://www.nutriinfo.de/artikeldetails.php?aid=1419; Stand Dezember
2006. Kontakt: [email protected]
14. Maddison D. (1995): Ensifera, Internet
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15. Martin H. (1998): Heuschrecken (Saltatoria), Internet
http://www.tierundnatur.de/heuschrecken.htm; Stand 5.1.2007.
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16. Morgenwelt-Magazin: Zuviel Sex kostet Lebenszeit, Internet
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http://cricket.biol.sc.edu/mousseau/papers/fedorka-zuk-mousseau-2004.pdf; Stand
Dezember 2006. Kontakt: [email protected]
18. Mousseau T. A.: Effect of rearing environment on calling-song plasticity in the striped
ground cricket, Internet
http://cricket.biol.sc.edu/mousseau/papers/olvido-mousseau-EVOL-1995.pdf; Stand
Dezember 2006. Kontakt: [email protected]
19. Sear D. (1994): Chinese Cricket Culture, Internet
http://www.insects.org/ced3/chinese_crcul.html; Stand Dezember 2006.
Kontakt: http://www.insects.org/emailform.html
20. Suter P. D. (1997): Cricket Boxes, Internet
http://home.netvigator.com/~pdsuter/cricket.html; Stand 30.11.2006.
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21. Weltspiegel: Kampf der Grillen, Ein uraltes Hobby chinesischer Männer, Internet
http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/2006/00706/daserste.shtml; Stand
5.1.2007
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22. Wikipedia (2001): Echte Grillen, Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Grillen_(Biologie); Stand Dezember 2006.
Kontakt: [email protected]
23. Wikipedia (2001): Langfühlerschrecken, Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Langfühlerschrecken; Stand Dezember 2006.
Kontakt: [email protected]
Zirpfrequenz der Feldgrille
32/32
24. Wikipedia (2001): Systematik des Tierreiches, Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_der_Tiere; Stand Dezember 2006.
Kontakt: [email protected]
25. Wikipedia (2001): Feldgrille, Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Feldgrille; Stand 29.12.2006.
Kontakt: [email protected]
Bildnachweis
Abb. 1: Systematik der Feldgrille: Made by ************
Abb. 2: Waldgrille:
http://pdubois.free.fr/espece.php?MyEspece=NEMSYL&MyPage=1&MyPhoto=3362#pho
to
Abb. 3: Heimchen: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Acheta-domestica-1.jpg
Abb. 4: Maulwurfsgrille:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Maulwurfsgrille_Gryllotalpidae_20050921.JPG
Abb. 5: Legeröhre (Ensifera):
http://www.entomology.umn.edu/museum/links/Interactive%20Key%20Gallery/source/ovi
positor2.htm
Abb. 6: Weibliche Feldgrille: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Feldgrille.jpg
Abb. 7: Kopf der Feldgrille: http://perso.orange.fr/insectes.net/grillon/grill3.htm
Abb. 8: Cerci: http://perso.orange.fr/grillons/
Abb. 9: Profil der Vorderflügel: Ursprung unbekannt, bearbeitet bei ************
Abb. 10: Tympanalorgan: http://perso.orange.fr/grillons/
Abb. 11: Eier der Feldgrille: http://perso.orange.fr/grillons/
Abb. 12: Feldgrillen, frisch geschlüpft: http://perso.orange.fr/grillons/
Abb. 13: Oszillogramm: Made by ************
Abb. 14: Auf Schokolade gebackene Grillen: Nicht mehr ausfindig zu machen
Abb. 15: Insektenmarkt in Shanghai: http://www.insects.org/ced3/chinese_crcul.html
Abb. 16: Graphische Darstellung des Frequenzbereichs: Made by ************
Abb. 17: Markierung der Verse: Made by ************
Abb. 18: Paarungsverlauf zwischen zwei Grillen: Ursprung unbekannt, bearbeitet bei
************
© ************
2007
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