- 1/73- Elektronische Messtechnik Prof. Dr.-Ing. Th. Reck Stand WS 2011/12 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 2/73- Inhaltsverzeichnis 1 2 Literatur Analoge Signalaufbereitung 2.1 Vorbetrachtung 2.2 Strukturen von Messsystemen 2.3 Antialiasing-Filter 2.4 Abtast-Halte-Verstärker 2.5 Multiplexer 2.6 Messverstärker 2.7 Instrumentationsverstärker 2.8 Nyquist Kriterium 3 Digital-Analog-Umsetzer (DAU) 3.1 Summation gewichteter Ströme 3.2 Leiternetzwerk 4 Analog-Digital-Umsetzer (ADU) 4.1 ADU mit schrittweiser Näherung (Sukzessive Approximation) 4.2 Flash ADU 4.3 Kaskadenumsetzer 4.4 Dual-Slope-ADU (Integrierendes Verfahren) 4.5 Sigma-Delta-Umsetzer 4.6 ADU-Fehler 5 Sensorprinzipien 5.1 Temperaturmessung 5.2 Kraftmessung Elektronische Messtechnik EMT4 3 5 5 6 9 18 22 24 33 36 38 38 38 40 41 43 44 45 49 58 62 62 70 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 3/73- 1 Literatur Elektrotechnik Paul, R. Band I: Elektrische Erscheinungen und Felder Band II: Netzwerke Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo Theoretische Elektrotechnik und Elektronik Küpfmüller, Kohn Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo Halbleiter-Schaltungstechnik Tietze, Schenk Springer Verlag Berlin Analoge Schaltungen Seifert, M. Verlag Technik GmbH Elektrische Messtechnik Patzelt, Schweinzer Springer Verlag Wien PC-Messtechnik Schwetlick. H. Vieweg Verlag Braunschweig Grundlagen der elektrischen Messtechnik Frohne, Ueckert Teubner Verlag Stuttgart Elektrische Messtechnik Schrüfer, E. Hanser Verlag München Taschenbuch der elektrischen Messtechnik Tränkler. H.-R. Oldenbourg Verlag München Elektronische Messtechnik Schmusch, W. Vogel Verlag Würzburg Elektrische und elektronische Messtechnik Felderhoff Hanser Verlag München Elektrische Messtechnik Bergmann Vieweg Verlag Braunschweig Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 4/73- Handbuch der industriellen Messtechnik Profos, Pfeifer Oldenbourg Verlag München Signalübertragung Lüke Springer Verlag Berlin Analoge und digitale Filter und Systeme Achenbach, J.-J. Bd.1 Grundlagen, BI Wissenschaftsverlag Mannheim Signale und Systeme ( Lehrbuch und Arbeitsbuch) Oppenheim, Willsky VCH Verlagsgesellschaft Weinheim Digitale Signalverarbeitung Kammeyer, Kroschel Teubner Verlag Stuttgart Entwurf und Realisierung digitaler Filter Azizi OldenbourgVerlag München FFT Brigham Oldenbourg Verlag München Zeitdiskrete Signalverarbeitung Oppenheim, Schafer, Buck Pearson Studium The Data Conversion Handbook Kester Analog Devices Op Amp Applivations Handbook Jung Analog Devices Interfacetechnik Hirt TU Ilmenau Elektrische Messtechnik Pfeiffer VDE Verlag Übungen zur Elektrischen Messtechnik Schoen, Pfeiffer VDE Verlag Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 5/73- 2 2.1 Analoge Signalaufbereitung Vorbetrachtung Bei der Konzeptionserstellung für die messtechnische Instrumentierung eines Prozesses sind vorab Überlegungen anzustellen, welche Prozesssignale erfasst werden müssen, damit der Prozess hinreichend genau beobachtet, gesteuert oder geregelt werden kann. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit ist folgendes festzulegen: Wie viele Messgrößen sind zu erfassen und welcher Art (anlog oder digital) sind diese Größen? Ist eine Signalkonditionierung erforderlich oder liegen die Messgrößen als Einheitssignale bereits vor (z.B. 0-10 V oder 0/4-20mA)? Für welche Messgrößen ist eine Potentialtrennung erforderlich. Sind massebezogene Kanäle oder Differenzkanäle hinreichend? Welche Messunsicherheit ist für die einzelnen Messgrößen zulässig und welche Schlussfolgerungen sind daraus für die A/D-Umsetzer-Auflösungen zu ziehen? Welchen Frequenzinhalt haben diese Größen und welche Forderungen ergeben sich hieraus für die Abtastfrequenzen und die Summenabtastfrequenz der Messeinrichtung? Müssen die Messgrößen zeitgleich erfasst werden, weil Berechnungen verschiedener Messgrößen zu gemeinsamen Zeitpunkten erforderlich sind (z.B. Leistungsmessung), oder können die Messgrößen im Zeitmultiplexverfahren (zeitlich nacheinander) erfasst werden? Welche Messdauer ist für die Kanäle geplant und was bedeutet dies für den Messwertspeicher? Ist eine Datenreduktion in Form von Triggereinrichtungen oder sonstigen Verfahren erforderlich und wie komplex soll diese Einrichtung sein? Ist eine Online-Verrechnung der Messdaten erforderlich? Welche Anforderungen sind an die Robustheit der Messanlage zu stellen (Verhalten bei Störungen, Selbststartfähigkeit...)? Welche Anforderungen sind an die Verfügbarkeit (zulässige Ausfallrate, USV...) zu stellen? Ist ein Einsatz bei besonderen Umweltbedingungen geplant (Temperaturbereich, Klima, Schockbeanspruchung, Explosionsschutz, Einsatz in der Humanmedizin...) Welche Entfernungen zwischen PC und Messort liegen vor und was bedeutet dies für das Interface? Müssen mehrere Messgeräte an unterschiedlichen Messorten zusammenarbeiten und soll die Messung synchron erfolgen? Aus den verschiedenen Anforderungen ergeben sich eine Reihe von messtechnischen Lösungen, die nachfolgend diskutiert werden. Derzeit ist ein Trend darin zu sehen, dass versucht wird, immer mehr analoge Funktionen von Messbaugruppen durch "Software", d.h. durch Rechenprogramme auf digitalen Signalprozessoren zu verwirklichen. Beispiele hierfür sind Kennlinienkorrekturen, Kennwertberechnungen (Mittelwert, Effektivwert...), Signalfilterung. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 6/73- 2.2 Strukturen von Messsystemen Die Grundstrukturen der Messsysteme sind in Abb.2.2.1 wiedergegeben. Abb.2.2.1: Strukturen von Messsystemen Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 7/73- Die in Abb.2.2.1 a) gezeigte Lösung wird bei einfachen Systemen (PC-Einsteckkarten) aus Kostengründen angewendet, hat aber eine Reihe entscheidender Nachteile gegenüber den übrigen Lösungen. Die Problematik einer solchen Anordnung liegt bei den gemultiplexten Signaleingängen, da hier das Messsignal erst hinter den Multiplexern verstärkt wird. Dadurch werden sämtliche Fehler des Multiplexers mitverstärkt und sind dem Messsignal überlagert. Hinzu kommt, dass die Messunsicherheit entscheidend vom Innenwiderstand der Signalquellen abhängt. Wie später noch gezeigt wird, ist zur Vermeidung von Aliasingeffekten ein Filter im Regelfall erforderlich oder die Abtastfrequenz des Messsignals muss entsprechend hoch gewählt werden. Da nur ein S&H-Baustein im System vorhanden ist, ist eine Erfassung aller n-Kanäle zu einem Zeitpunkt nicht möglich. Abb.2.2.2: Abtastung zweier Messkanäle Ob die gleichzeitige Signalerfassung erforderlich ist, hängt direkt von der Anwendung ab. Fehlende Messwerte können bei mit Rechnerunterstützung online durch Interpolationsverfahren berechnet werden. Eine Anordnung nach Abb.2.2.1 b) kann ebenfalls nicht mehrere Kanäle gleichzeitig erfassen und arbeitet nach dem Zeitmultiplexverfahren. Die beschriebenen Nachteile der Lösung nach Abb.2.2.1 a) sind aber nicht mehr vorhanden. Bei dieser Lösung ist eine unabhängige Spannungsbereichswahl für jeden Kanal möglich und die zu messende Signalquelle wird nicht durch Leckströme des Multiplexers belastet. Der auch weiterhin in den Multiplexer fließende Leckstrom wird bei Variante Abb.2.2.1 b) von den ausgangsseitig niederohmigen Verstärkern problemlos zur Verfügung gestellt und verursacht keinen Spannungsabfall am Innenwiderstand der Messquelle. Müssen alle Kanäle zum gleichen Zeitpunkt erfasst werden, so kommen die Anordnungen nach Abb.2.2.1 c) und d) in Betracht. Die Anordnung nach Abb.2.2.1 d) ermöglicht eine parallele A/D-Umsetzung aller Kanäle, wodurch sich hohe Datenraten erzielen lassen. Diese Anordnung ist durch die n AD-Umsetzer relativ teuer. Bei der Lösung nach Abb.2.2.1 c) sind die S&H- Bausteine so auszulegen, dass die n-fache AD-Umsetzzeit nur einen tolerierbaren Spannungsrückgang (durch Droop-Rate) verursacht. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 8/73- Manche PC-Einsteckkarten tasten grundsätzlich mit der höchst möglichen Abtastrate des ADUmsetzers ab und speichern nur entsprechend der eingestellten Abtastrate. Sie haben dadurch scheinbar auch bei gemultiplexten Systemen einen vernachlässigbaren Zeitversatz zwischen den Kanälen. Beispielsweise sei die maximale AD-Umsetzerfrequenz 10 kHz und es sollen ein Stromund ein Spannungskanals mit 50 Hz Sinussignal abgetastet werden. Der zeitliche Fehler von nur 100 µs entspricht einer Phasenverschiebung von 1,8°. Dieser ist unabhängig von der Speicherrate, die in diesem Fall üblicherweise 1 oder 5 kHz je Kanal beträgt. Damit wird die Blindleistungsbestimmung bei nahezu ohmschen Lasten praktisch nicht möglich. Nachfolgend sind zwei Beispiele von handelsüblichen PC-gestützten Messsystemen (PCEinsteckkarten) angegeben, die entsprechend Abb.2.2.1 a) bzw. c) realisiert sind. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 9/73- Beide Systeme überlassen die Problematik der Signal-Bandbegrenzung zur Vermeidung von Aliasingfehlern dem Anwender. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Verwendbarkeit ergibt sich aus den unterschiedlichen Möglichkeiten der Einstellung der Abtastraten für die einzelnen Kanäle. Einfache Systeme erlauben die Abtastrate des AD-Umsetzers (Summenabtastrate) lediglich gleichmäßig auf die gemultiplexten Kanäle aufzuteilen. Dies führt dazu, dass die Abtastrate nicht entsprechend den Anforderungen des Messprozesses aufteilbar ist. Häufig kommt es vor, dass einige Kanäle schnell und viele Kanäle langsam abzutasten sind. Muss man sich nach der schnellsten Abtastrate richten und gilt diese für sämtliche Kanäle, so ist die Gefahr, ein "Datengrab" zu erzeugen, recht hoch. Besser geeignet sind Systeme, bei denen jedem Kanal eine individuelle Abtastrate zugeordnet werden kann. Häufig reicht es, mindestens zwei unterschiedliche Abtastraten für die Gruppe der langsamen und der schnellen Kanäle zuordnen zu können. 2.3 Antialiasing-Filter Bei der Abtastung eines auf fb bandbegrenzten Messsignals ergibt sich für das Spektrum des abgetasteten Signals eine periodische Wiederholung des Basisspektrums. Um Überlappungen der durch die Abtastung entstehenden zusätzlichen Frequenzanteile zu vermeiden, muss für die Abtastfrequenz fab = 1 / Tab (Tab = Abtastzeit) das Abtasttheorem gelten: fab > 2 · fb Die im Messsignal enthaltenen Frequenzanteile oberhalb der halben Abtastfrequenz müssen zur Vermeidung des Aliasings mit einem Tiefpassfilter derart gedämpft werden, dass die Amplituden kleiner als die Auflösung des Analog-Digital-Umsetzers (ULSB) sind. Dieses Tiefpassfilter wird Antialiasingfilter genannt. Die erforderliche Dämpfung des Antialiasingfilters bei der halben Abtastfrequenz ATP(fab/2) errechnet sich nach (bei N-Bit ADU): U max f ATP ab 20 lg U LSB 2 dB 20 lg 2 N 1 dB 20 lg 2 N dB 6,02 N dB Aus der Grenzfrequenz des Filters fgr und der erforderlichen Dämpfung ATP(fab/2) kann die Steilheit bzw. Ordnung des Filters abgeschätzt werden. Filtersteilheit in dB/Dekade Dek f ATP ab 2 f f gr lg ab lg Hz 2 Hz Dieser Berechnung liegt der asymptotische Verlauf des Amplitudenfrequenzgangs zugrunde, die wirkliche Dämpfung bei der halben Abtastfrequenz muss überprüft werden! Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 10/73- Beispiel: Ein Messsystem habe ein Antialiasingfilter mit der Grenzfrequenz fgr = 20kHz. Die Abtastfrequenz soll fab = 100kHz betragen. Es wird ein 16 Bit ADU eingesetzt. a) Erforderliche (minimale) Dämpfung des Antialiasingfilters bei der halben Abtastfrequenz: U max f ATP ab 20 lg U LSB 2 dB 20 lg 2 N 1 dB 6,02 N dB 96,32 dB b) Filtersteilheit des Filters: Dek f ATP ab 96,32 dB 2 242 dB / Dekade Dekade f ab f gr 0,39794 lg lg Hz 2 Hz c) Filterordnung: n = 13 d) Reduzierung der Filterordnung durch 20-faches Oversampling (fab = 20·40kHz = 800kHz): Dek 74 dB / Dekade Elektronische Messtechnik EMT4 n=4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 11/73- Einfacher RC-Tiefpass: - Frequenzgang (sinusförmige Eingangssignale): U A ( j) U - a e 1 1 jRC (eingeschwungener Zustand) Übertragungsfunktion (beliebige Eingangssignale): L u a (t ) 1 A ( s) Lu (t )1 sRC s = + j e s gr j f S gr j f gr j 1 1 f gr 2RC 1 1 A ( S ) 1 S 1 j 1 A ( S ) 1 2 1 A (S ) S - Normierung für allgemeine Darstellung: - Für = 0 gilt (eingeschwungener Zustand): - Grenzfrequenz des RC-Tiefpasses: - Daraus folgt für RC-Tiefpass: - Betrag der Übertragungsfunktion: - Für >> 1 folgt: Verstärkungsabnahme von 20dB/Dekade Einschwingverhalten: - Wichtig bei impulsförmigen Signalen Betrachtung der Polstellen in der s-Ebene (Laplace-Ebene) Polstelle des RC-TP: 1 + s RC = 1 + s = 0 s = -1/ Negative reelle Polstelle bedeutet ein gedämpftes Einschwingen, ohne Überschwingen ! Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 12/73- Idealer Tiefpass: Reales Filter soll sich dem idealen Filter annähern, soweit es wirtschaftliche Randbedingungen erlauben RC-Tiefpass: - Erhöhung der Steilheit im Sperrbereich durch Reihenschaltung von RC-Tiefpässen, d.h. (n RC-TP) ergeben eine Steilheit von (–n 20dB/Dekade) 1 Übertragungsfunktion: A ( S ) 1 1 S 1 2 S ... 1 n S mit 1, 2, ..., n reell und positiv Entkoppelte RC-Filter-Kaskade: - Dieses Filter hat immer gedämpftes Einschwingverhalten (ohne Überschwingen) Ausmultiplizieren der Klammern in A(s) ergibt: A0 A ( S ) 1 c S c S 1 mit - 2 2 ... c n S n c1, c2, ..., cn reell und positiv Höchste Potenz von S = Filterordnung Bestimmen der Koeffizienten für entsprechende Annäherung an idealen Tiefpass Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 13/73- Beispiel: RC-TP 4.Ordnung mit 1= 2= 3= 4 1 A ( j) 1 j 4 Abweichung bei gr: 4 3dB = 12dB anstelle von 3d - Durchlassbereich mit großer Dämpfung - Verringerung der Abweichung bei gr: Kur vena c h„ r e c ht s “ve r s c hi e be n, d.h. verkleinern Abweichung im Sperrbereich von Asymptote - Optimierung des Frequenzgangs nach verschiedenen Gesichtspunkten Für die Realisierung von Filtern ist es günstig, das Nennerpolynom in Faktoren zu zerlegen: A0 A ( S ) 1 a1 S b1 S 2 1 a 2 S b2 S 2 ..... ai, bi : reelle positive Koeffizienten; bei ungerader Ordnung ist b1 = 0 Die Koeffizienten ai, bi werden nach Optimierungsmethoden bestimmt Dabei entstehen i. Allg. konjugiert komplexe Pole, die man nicht mit passiven RC-Schaltungen realisieren kann Konjugiert komplexe Pole können z.B. mit LRC-Schaltungen erzeugt werden: - im HF-Bereich bereiten Induktivitäten keine Probleme - im NF-Bereich bereiten große Induktivitäten (unhandlich, schlechte elektrische Eigenschaften) Probleme und werden nicht eingesetzt RC-Schaltungen mit aktiven Bauelementen (z.B. OP) Aktive Filter Vergleich der wichtigsten optimierten Frequenzgänge und Sprungantworten - Butterworth-TP: Amplitudengang verläuft möglichst lange „ horizontal“i m Durchlassbereich; oberhalb der Grenzfrequenz Abfall mit „ mittlerer“Steilheit; Sprungantwort zeigt Überschwingen (Zunahme mit der Ordnung) - Tschebyscheff-TP: Amplitudengang mit „ großer“Steilheit oberhalb der Grenzfrequenz; im Durchlassbereich jedoch eine Welligkeit mit konstanter Amplitude; Sprungantwort zeigt großes Überschwingen (Zunahme mit der Ordnung und Welligkeit) - Bessel-TP: Optimales Rechteckübertragungsverhalten, d.h. konstante Gruppenlaufzeit über großen Frequenzbereich im Durchlassbereich (Phasenverschiebung ist proportional zur Fr e que nz ) ;da f ürnur„ g e r i ng e “St e i l he i ti mSpe r r be r e i c h; Sprungantwort zeigt nur geringes Überschwingen (<1%) Alle Filtercharakteristiken können mit derselben Schaltung realisiert werden; nur die Widerstands- und Kapazitätswerte bestimmen den Filtertyp Frequenzgänge der Schaltungen müssen allgemein berechnet werden Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 14/73- Beispiel: Bessel-TP - Koeffizienten müssen so gewählt werden, dass die Gruppenlaufzeit tgrup unterhalb der Grenzfrequenz = 1 möglichst wenig von abhängt - TP 2.Ordnung mit S = j: A0 A0 A 1 a S b S 1 ja b 2 1 1 Definition der Gruppenlaufzeit: t - 1 a1 arctan 1 b12 mit - 2 1 grup d d Normierte Gruppenlaufzeit (für Rechnung einfacher): t grup T grup Tgr t grup f gr gr gr d 1 d t grup 2 2 d 2 d a1 1 b12 1 T grup 2 1 a12 2 b1 2 b12 4 Für << 1 gilt: - a1 1 b12 T grup 2 1 a12 2 b1 2 Gruppenlaufzeit ist frequenzunabhängig, wenn die Koeffizienten von 2 übereinstimmen: b1 a12 2 b1 1 2 b1 a1 3 - Bei der Grenzfrequenz = 1 gilt: 2 A - 1 1 2 2 1 b1 a12 Aus beiden Beziehungen ergibt sich: a1 = 1,3617 - b1 = 0,6180 Für Filter höherer Ordnung wird die Rechnung sehr aufwendig, da ein nichtlineares Gleichungssystem zu lösen ist Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 15/73- Beispiel: Tiefpassfilter 2.Ordnung 1. Es soll ein passives Tiefpassfilter mit den folgenden Eigenschaften entwickelt werden: Grenzfrequenz: fgr = 16 kHz Flankensteilheit für f >> fgr: -40dB/Dekade Durchlassverhalten: Sprungantwort mit geringem Überschwingen - Welche Filtercharakteristik ist zu wählen? Begründen Sie Ihre Antwort. Aus welchen Bauelementen muss das Filter bestehen? Geben Sie eine Schaltung an. Berechnen Sie die Übertragungsfunktion V‘ . Dimensionieren Sie das Filter durch Koeffizientenvergleich. Wählen Sie R = 50. 2. Das passive Filter soll durch ein aktives ersetzt werden. Die Schaltung sei vorgegeben. Der Frequenzgang lautet für diese Schaltung: 1 V ' 1 2gr RC1 S gr2 R 2 C1C 2 S2 S j gr Dimensionieren Sie das Filter durch Koeffizientenvergleich. Wählen Sie R = 10 k. Hinweise: Normierte Bessel-Polynome: n 1 2 3 4 N(S) 1+S 1 + 1,362 S + 0,618 S 2 1 + 1,756 S + 1,233 S 2 + 0,361 S 3 1 + 2,114 S + 1,915 S 2 + 0,900 S 3 + 0,190 S 4 Es gilt: V‘=1/N( S) Passives Filter Elektronische Messtechnik Aktives Filter EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 16/73- Lösung: 1. Butterworth- und Tschebyscheff-Tiefpässe besitzen ein beträchtliches Überschwingen in der Sprungantwort. Ideales Rechteckverhalten besitzen Filter frequenzunabhängiger Gruppenlaufzeit, d.h. frequenzproportionaler Phasenverschiebung. Dieses Verhalten wird am besten durch Bessel-Filter approximiert. Da eine Flankensteilheit von –40dB/Dekade gefordert wird, muss ein Filter zweiter Ordnung entworfen werden. Der Frequenzgang lautet: 2. 1 j V' mit S 2 gr 1 1,362 S 0,618 S Dieser Frequenzgang kann nur mit L, C und R realisiert werden, da er konjugiert komplexe Pole aufweist. Frequenzgang des passiven Filters: U 1 1 V' 2 2 U 1 1 jRC ( j) LC 1 gr RC S gr2 LC S2 Koeffizientenvergleich: gr RC = 1,362 und gr2 LC = 0,618 R = 50 (gewählt) 1,362 C 0,27 F gr R 0,618 L 2 0,23mH gr C 3. Um konjugiert komplexe Pole zu erzeugen, muss man LRC-Schaltungen verwenden. Im Hochfrequenzbereich macht die Realisierung der benötigten Induktivitäten meist keine Schwierigkeiten. Im Niederfrequenzbereich werden meist große Induktivitäten notwendig, die unhandlich sind und schlechte elektrische Eigenschaften besitzen. Die Verwendung von Induktivitäten lässt sich im NF-Bereich jedoch vermeiden, wenn man zu den RC-Schaltungen aktive Bauelemente hinzufügt. Diese Schaltungen werden aktive Filter genannt. Die Schaltung des aktiven Filters und seine Übertragungsfunktion wurden vorgegeben; die Berechnung der Übertragungsfunktion ist i. Allg. sehr aufwendig. Koeffizientenvergleich: 2 gr RC1 = 1,362 und gr2 R 2 C1C2 = 0,618 R = 10 k(gewählt) 1,362 C1 0,68nF 2gr R 0,618 C 2 2 2 0,91nF gr R C1 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 17/73- Die Bandbegrenzung des Basisspektrums wird bei DAS mit Multiplexern durch Tiefpassfilter vor dem Multiplexer durchgeführt (Abb.2.3.1). Üblicherweise sind Antialiasingfilter analoge Filter höherer Ordnung (4.-8.-ter Ordnung). Abb.2.3.1: Einfaches Antialiasingfilter mit nach geschaltetem Multiplexer für 2 Kanäle Dabei bieten die Filter eine zusätzliche Schutzfunktion (Strombegrenzung) für die Klemmdioden am Eingang des Multiplexers. Ein Widerstand RF = 10k gestattet bei einem zulässigen Fehlerstrom von 20mA einen Eingangsspannungsschutz bis 200V. Bei dieser Lösung der Signalbandbegrenzung können allerdings nicht zu vernachlässigende Messfehler auftreten. Beispiel: Es seien RF1 = RF2 = 10 kund CF1 = CF2 = 20 nF sowie CM = 20 pF U1 = +10 V sei die Kanalspannung Der Kondensator CM trägt die Ladung QM = CM U1 = 20 pF 10 V = 2 10-10 As Die Spannung U2 sei -10V Der Kondensator CF2 trägt die Ladung Q2 = CF2 U2 = 20 nF (-10 V) = - 2 10-7 As Nachdem U2 durchgeschaltet wurde, entsteht durch Addition der Ladungen eine Ausgangsspannung Ua = (QM + Q2) / (CM + CF2) = -9,98 V Dies entspricht einem Fehler von 20 mV. Bei einem 12-Bit-System entspricht ein LSB im ±10-VBereich 4,88 mV, d. h. der Fehler beträgt mehr als 4 LSB. Der Kondensator CM wird zwar von der Quelle U2 nachgeladen, nach einer Zeitkonstanten = (CF2 + CM) RF2 = 200 s reduziert sich der Fehler auf ca. 7 mV. Setzt man ein 16-Bit-System voraus und wartet ein Einschwingen auf die Fehlergrenze ½ LSB (305µV) ab, so müssen ca. 12 Zeitkonstanten abgewartet werden (12 200 s = 2,4 ms). Diese Überlegungen zeigen, dass durch diese Ladungsausgleichseffekte nur geringe Signalfrequenzen verarbeitet werden können. Abhilfe Schaffen sog. Buffer (Verstärker V = 1), die vor den Multiplexer zu schalten sind (Abb.2.3.2). Diese Buffer verhindern den Entzug von Ladungen aus den Filterkondensatoren, da jetzt die Ladung des Multiplexer-Kondensators CM aus den Verstärkern erfolgt. Dadurch ist eine erhebliche Steigerung der zu verarbeitenden Signalfrequenzen möglich. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 18/73- Abb.2.3.2: Einfaches Antialiasingfilter mit Bufferverstärkern 2.4 Abtast-Halte-Verstärker Sample&Hold-Ba us t e i neha be ndi eAuf g a be ,Spa nnung s we r t ef üre i nebe s t i mmt eZe i t„ e i nz uf r i e r e n“ .Wä hr e nddi e s e rZe i tka nne i nna c hg e s c ha l t e t e rAD-Umsetzer diese konstante Spannung umsetzen. Abtast-Halte-Glied (Sample and Hold): Ein: ua = ue (wie Analogschalter) Aus: ua = ue (taus) --> ue im Ausschaltzeitpunkt S&H wird auch Track and Hold - Schaltung genannt Prinzipieller Aufbau: Impedanzwandler - Quelle soll nicht belastet werden - Hoher Ausgangsstrom, damit Kondensator schnell umgeladen wird Speicher - Schalter S geschlossen: Kondensator wird aufgeladen - Gute Isolation ist erforderlich (großer Roff) Impedanzwandler - Kondensator soll nicht belastet werden, wenn Schalter S geschlossen ist Abb.2.4.1: Abtast-Halte-Verstärker Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 19/73- Nichtideale Eigenschaften: Abb.2.4.2: Nichtideale Eigenschaften eines S&H Maximale Anstiegsgeschwindigkeit (Slew Rate): z.B. 5V/µs; abhängig vom maximalen Ausgangsstrom des OP1 Einstellzeit tE (Acquisition Time): z.B. 4µs; Zeit bis Ausgangsspannung (dauerhaft) innerhalb einer vorgegebener Toleranz gleich der Eingangsspannung ist; abhängig vom Durchlasswiderstand Ron des Schalters und vom Speicherkondensator C; es gilt: tE = Ron C 4,6 für 1% Toleranz und tE = Ron C 6,9 für 0,1% Toleranz; C tE Aperture-Zeit tA (Aperture Delay): z.B. 0,2µs; Halten: Zeit bis der Schalter öffnet Schwankungen (abhängig von ue): Aperture-Jitter tA Ausgangsspannung macht kleinen Spannungssprung Ua (Hold-Step): z.B. 10mV; Ladung der Schalterkapazität Cs fließt in den Speicherkondensator C; C Ua Durchgriff (Feed-through): z.B. 80dB; Änderung der Eingangsspannung koppelt kapazitiv auf die Ausgangsspannung ein (kapazitiver Spannungsteiler) Haltedrift (Droop): z.B. 30mV/s; abhängig vom Eingangsstrom des OP2 und vom Sperrstrom des Schalters; mit Entladestrom IL gilt: (Ua/t) = (IL/C) OP2 mit FET-Eingang Wahl des Speicherkondensators: C groß: positiv beim Halten C klein: positiv beim Folgen Die Notwendigkeit von S&H-Bausteinen in einem Datenverarbeitungssystem lässt sich anhand folgender Überlegung leicht einsehen. Soll beispielsweise eine sinusförmige Spannung u (t ) uˆ sin( t ) mit n-bit Genauigkeit umgesetzt werden, so muss man fordern, dass sich während der Umsetzzeit tu des AD-Umsetzers die Spannung u(t) um nicht mehr als 2 uˆ 1LSB n ändert. 2 1 du Im Nulldurchgang (maximale Steigung!) von u(t) gilt: uˆ dt t 0 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 20/73- Mit du u = 1 LSB und dt tu ergibt sich die maximal zu verarbeitende Frequenz fmax zu: 1 f max n 2 1tu Beispiel: 12-bit ADU mit 1 µs Umsetzzeit 1 f max 12 2 11s 78Hz D.h. der ADU mit 10 6 Messungen pro Sekunde kann lediglich analoge Signale bis 78Hz verarbeiten, sofern kein S&H-Baustein eingesetzt wird. Beispiel: Dem 12-bit ADU mit tu = 1µs wird ein S&H-Baustein vorgeschaltet mit einem Aperture-Jitter tA = 50 ps. Damit ergibt sich eine maximale Frequenz des analogen Messsignals zu: 1 1 f max 780kHz n 12 2 1t A 2 1100 ps Dieser Wert bedeutet allerdings nicht, dass Analogsignale bis 780kHz verarbeitet werden können, da der Frequenzbereich aufgrund der maximalen Abtastfrequenz von 1MHz und des Abtasttheorems auf 500kHz beschränkt bleibt. Der S&H-Baustein stellt in einem Abtastsystem meist eine der größten Fehlerquellen dar. Die Anforderungen sind extrem, da er einerseits die Geschwindigkeit eines HF-Verstärkers besitzen soll und andererseits die Genauigkeit eines Präzisionsverstärkers. Entsprechend sind die Kosten für einen solchen Baustein relativ hoch und liegen im Bereich eines ADU. Falls die Verrechnung zeitgleich abgetasteter Kanäle erfolgen muss, kann jedoch nicht auf kanalindividuelle S&HBausteine verzichtet werden. Der Anschluss des Haltekondensators Ch soll mit einem Guard-Ring, der auf gleichem Potential liegt wie der Ausgang, abgeschirmt werden. Hierdurch werden Leckströme über den Oberflächen- und Innenwiderstand der gedruckten Schaltungen vermieden (Abb.2.4.3). Ri: Innenwiderstand des Haltekondensators Ch ( Ri ) RIn: Innenwiderstand der Leiterplatte ( RIn ) Ro: Oberflächenwiderstand der Leiterplatte ( Ro = R1 + R2) Abb.2.4.3: Haltekondensator mir Guard-Ring Entscheidend ist meist der Oberflächenwiderstand Ro der Leiterplatte, der Isolationswiderstand und der Innenwiderstand sind vernachlässigbar. Der Oberflächenwiderstand ist deshalb entscheidend, da er z.B. durch Anfassen der Leiterplatte mit schweißigen Fingern erheblich verkleinert werden kann. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 21/73- a) Abb.2.4.4: b) a) Ersatzschaltbild des S/H-Bausteins ohne Guard-Ring b) Ersatzschaltbild des S/H-Bausteins mit Guard-Ring Durch den Guard-Ring wird der Oberflächenwiderstand Ro in die Widerstände R1 und R2 aufgeteilt. Durch die Verbindung des Ausgangs des Operationsverstärkers mit dem Guard-Ring ist der Widerstand R2 praktisch stromlos, da über ihn nur noch die Differenzeingangsspannung des Operationsverstärkers abfällt. Da durch R2 kein Strom fließt und in den Pluseingang des Operationsverstärkers ebenfalls kein Strom fließt, wird dem Kondensator Ch keine Ladung entzogen. Über R1 liegt zwar die Ausgangsspannung Ua(t), jedoch wird der Leckstrom ILe vom Operationsverstärker geliefert und nicht vom Kondensator (Abb.2.4.4). Beispiel: Es sollen die Verhältnisse an einer Schaltung ohne Guard-Ring untersucht werden. Spannung am Haltkondensator: Kapazität des Haltkondensators: Oberflächenwiderstand: UCh = 10V Ch = 500pF Ro = 1G Damit ergeben sich: Leckstrom ILe = UCh / Ro = 10nA Droop Rate du/dt = ILe / Ch = 20 V/s Bei einem ADU mit einer Umsetzzeit tu = 10µs ändert sich die Spannung am Haltkondensator zwischen zwei Umsetzungen um U = du/dt tu = 200µV Be ie i ne m16Bi tADUmi te i ne m Spa nnung s be r e i c hU=0… 10Vbe t r ä gtdi eAuf l ös ung 10V U LSB 16 153V 2 1 Damit verursacht die Droop Rate einen Fehler von mehr als 1 LSB. Der Guard-Ring schafft durch eine Verringerung des Leckstroms Abhilfe bei diesem Problem. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 22/73- 2.5 Multiplexer Beispiel: CMOS-Schalter Aufbau: Funktionsweise: Die Eingangsspannung sei ue = -10 V bis +10 V Die Beträge der Schwellenspannungen beider FETs seien Up < 5 V Schalter leitend: Ust = +15 V, d.h. G1 von T1 liegt auf Potential +15 V und G2 von T2 liegt auf –15 V; für den gesamten Eingangsspannungsbereich sind beide FETs leitend Fallunterscheidung: steigt ue von 0 V auf +10 V, so wird UGS1 betragsmäßig kleiner und T1 hochohmiger; andererseits wird UGS2 betragsmäßig größer und T2 niederohmiger; sinkt ue von 0 V auf –10 V, so wird entsprechend T1 niederohmiger und T2 hochohmiger Schalter sperrend: Ust = -15 V, d.h. G1 von T1 liegt auf Potential -15 V und G2 von T2 liegt auf +15 V; für den gesamten Eingangsspannungsbereich sind beide FETs sperrend Verlauf des Drain-Source-Widerstand RDS Aber: Bei Standard CMOS-Schaltern darf die Eingangsspannung nicht außerhalb des definierten Bereiches liegen, weil der Schalter durch Latch-Up zerstört werden könnte. Die KanalSubstrat-Diode wird leitend und überschwemmt das Substrat mit Ladungsträgern. Diese können den sog. parasitären Thyristor zünden, der die Betriebsspannung kurzschließt. Evtl. ist mit einem Vorwiderstand der Strom auf 1 mA zu begrenzen. Bei CMOS-Schaltern mit dielektrischer Isolation ist das Substrat durch eine Oxidschicht vom Kanal isoliert und verhindert den Latch-Up. Der Herstellungsprozess ist jedoch teurer. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 23/73- Beispiel: Analogmultiplexer Analogmultiplexer ist die wichtigste Anwendung von elektronischen Schaltern (Multiplexer = Scanner = Messstellenumschalter) Ein Analogmultiplexer schaltet N Eingangssignale zeitlich nacheinander (Zeitmultiplex) auf eine Ausgangsleitung; am Ausgang erscheinen die Abtastwerte der verschiedenen Eingangskanäle zeitlich gestaffelt Die Auswahl eines bestimmten Eingangssignals erfolgt durch eine digitale Adresse (z.B. im Dualcode); mit einer 4-Bit-Adresse können 16 Eingänge adressiert werden Systeme mit mehreren Analogeingängen werden aus Aufwandsgründen nur mit einem ADU (Analog-Digital-Umsetzer) konzipiert; vor den ADU wird ein Analogmultiplexer geschaltet, der sequentiell je einen analogen Eingangskanal an den ADU-Eingang schaltet „ Br e a k-before-ma kes wi t c hi ng“vermeidet eine Überlagerung zweier Eingangssignale Aufbau: Funktionsweise: - Durch Anlegen einer 4-Bit-Adresse im Dualcode an die Eingänge A0 bis A3 wird je einer der 16 Eingänge mit dem Ausgang verbunden, z.B. soll bei der Adresse 0000 der Eingang 1 zum Ausgang durchgeschaltet werden - Der Dekoder wandelt die Adresse (Dualcode) in den 1-aus-N-Code um, so dass nur ein Eingangssignal zum Ausgang gelangt, die übrigen 15 Eingänge werden gesperrt - Mit dem Enable-Eingang kann der Multiplexer deaktiviert werden, d.h. kein Eingangssignal wird auf den Ausgang gelegt Als Schalter werden meist CMOS-Schalter verwendet Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 24/73- 2.6 2.6.1 Messverstärker Signalflussplan Ue ‘=Ke Ue Ur = Kr Ua UD = Ue ‘–Ur Eingangs-Vierpol: Ke = (Ue ‘/Ue) = (UD / Ue) |Ua=0 Rückkopplungs-Vierpol: Kr = (Ur / Ua) = (-UD / Ua) |Ue=0 Offene Verstärkung: Gegengekoppelte Verstärkung: VD = Ua / UD V‘=Ua / Ue = ??? UD = Ue ‘–Ur = Ke Ue –Kr Ua = Ua / VD VD Ke Ue –VD Kr Ua = Ua VD Ke Ue = Ua (1 + VD Kr) U V Ke V a D U e 1 V D Kr Für (VD Kr) >> 1 gilt die Vereinfachung: V‘Ke / Kr Gegenkopplung vermindert die Verstärkung Rückgekoppelte Verstärkung V‘i s tf ürVD unabhängig von der offenen Verstärkung VD und wird nur von der äußeren Beschaltung Ke, Kr bestimmt Einfluss auf Eingangs- und Ausgangswiderstand des Verstärkers Bandbreite fgr wird vergrößert Keine Verbesserung des Nullpunktfehlers Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 25/73- 2.6.2 Invertierender Verstärker (Umkehr-Verstärker) Eingangs-Vierpol: Ke = (Ue ‘/Ue) = (UD / Ue) |Ua=0 = - Z2 / (Z1 + Z2) Rückkopplungs-Vierpol: Kr = (Ur / Ua) = (-UD / Ua) |Ue=0 = Z1 / (Z1 + Z2) Z2 V Z 1 Z 2 Z 1 VD Gegengekoppelte Verstärkung: Für V D gilt die Vereinfachung: V‘=Ua / Ue - Z2 / Z1 Eingangswiderstand (Virtuelle Masse UD = 0): re‘Z1 Für Z1 = R1 gilt: r e ‘R1 Ausgangswiderstand: r a ‘=- dUa / dIa für dUe = 0 bzw. Ue = konst. (Minuszeichen, weil Bezugsrichtung des Stroms Ia aus OPV heraus) Aus dUa = VD dUD –ra dIa folgt dUa = -VD Kr dUa –ra dIa und dUD = - Kr dUa dUa (1 + VD Kr) = - ra dIa r a ‘=r a/( 1+VD Kr) ra / (VD Kr) mit |VD Kr| >> 1 r a ‘(ra / VD) (1 + Z2 / Z1) ra (V‘/VD) mit |Z2 / Z1| >> 1 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 26/73- 2.6.3 Nichtinvertierender Verstärker (Elektrometer-Verstärker) Eingangs-Vierpol: Ke = (Ue ‘/Ue) = (UD / Ue) |Ua=0 1 mit UZ1 0 für reD >> |(Z1||Z2)| Rückkopplungs-Vierpol: Kr = (Ur / Ua) = (-UD / Ua) |Ue=0 = Z1 / (Z1 + Z2) Z1 Z2 Z 1 Z 2 Z 1 Z 2 Z 1 Z 1 VD VD Gegengekoppelte Verstärkung: V Für V D gilt die Vereinfachung: V‘=Ua / Ue = 1 + (Z2 / Z1) Eingangswiderstand: re‘= Ue / Ie Mit Ie UD / reD für reD >> Z1 UD = Ua / VD = (V‘ Ue) / VD folgt Ie (V‘ Ue) / (VD reD) und r e ‘=( VD / V‘ )reD Ausgangswiderstand: r a ‘= ra / (1 + VD Kr) ra / (VD Kr) sehr hochohmig ! mit |VD Kr| >> 1 r a‘(ra / VD) (1 + Z2 / Z1) ra (V‘/VD) wie Umkehrverstärker ! Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 27/73- 2.6.4 Vergleich Umkehr- und Elektrometer-Verstärker Umkehr-Verstärker Elektrometer-Verstärker Der Eingangsstrom i1 wird durch den über das Die Eingangsspannung ue wird durch die über Gegenkopplungsnetzwerk rückgeführten das Gegenkopplungsnetzwerk rückgeführte Strom i2 kompensiert. Spannung uZ1 kompensiert. Die Schaltung wirkt zwischen Ausgang und dem invertierenden Eingang wie eine Stromquelle. Die Ausgangsspannung stellt sich so ein, dass der Eingangsstrom i1 auch durch Z2 fließt. Die Schaltung wirkt zwischen Ausgang und dem invertierenden Eingang wie eine Stromquelle. Die Ausgangsspannung stellt sich so ein, dass der Strom, der durch Z2 fließt, über Z1 den Spannungsabfall uZ1 = ue erzeugt. Der Eingang ist niederohmig (bzw. = Z1). Der Eingang ist hochohmig. Die Ausgangspolarität ist umgekehrt zur Eingangspolarität. Die Ausgangspolarität ist gleich der Eingangspolarität. Die Gleichtaktaussteuerung ist gleich Null, die Spannung am Summierpunkt bleibt konstant gleich Null. Die Gleichtaktaussteuerung ist gleich der Eingangsspannung. Aufgabe: Elektrometer-Verstärker mit reellen Rückkoppelwiderständen R1 und R2 Eine Spannung Ue = 1mV soll auf Ua = 1V verstärkt werden. Der Fehler darf höchstens Ua/Ua = 0,001 betragen. Es gilt reD = 1010 und ra = 100.De rFr e que nz ga ngde sOP’ ss e ie i nTi e f pa s s 5 1.Ordnung mit VD0 = 10 und fgr = 10 Hz. i) ii) iii) iv) v) Be r e c hnedi eg e ge ng e koppe l t eVe r s t ä r kungV’ ideal für einen idealen OPV (VD) und dimensioniere R1 und R2. Be r e c hnedi eg e ge ng e koppe l t eVe r s t ä r kungV’ real für einen realen OPV (VD endlich) und dimensioniere R1 und R2. Ist es zulässig, mit der Annahme eines idealen OPV die Schaltung zu dimensionieren? Berechne Eingangs- und Ausgangswiderstand der Schaltung. Kons t r ui e r ede nFr e que nz g a ngde rge g e nge koppe l t e nVe r s t ä r kungV‘( As y mpt ot e n)und gebe die Bandbreite B bzw. Grenzfrequenz fgr an. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 28/73- 2.6.5 Subtrahierer Für u2 = 0 arbeitet die Schaltung als Umkehrverstärker mit u a1 N u1 Für u1 = 0 arbeitet die Schaltung als Elektrometerverstärker mit vorgeschaltetem Spannungsteiler. Es gilt: V P R P R R u 1 u2 P P 2 P P P und u a2 1 u 1 P N 2 P Für die Ausgangsspannung ergibt sich: u u u a a1 a2 1 u u 1 N P 2 N 1 P Für N P folgt: u u u a 2 1 mit :„ Di f f e r e nz ve r s t ä r kung s f a kt or “ Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 29/73- Berechnung der Gleichtaktunterdrückung mit dem Ansatz: 1 1 u 2 uG 2 u D u1 uG 2 u D Es folgt für die Ausgangsspannung: 1 1 1 N N u a P u u u u G D G D 2 1 P 2 1 N 1 1 N 1 u a P N uG 2 P 2 N u D 1 1 P P u V u V u a G G D D 1 1 1 1 1 1 V G 2 2 1 V 1 1 1 N P D P G N N P N P P N N P P N N P Mit 1 1 2 und 2 N P fo lg t : G 1 G ist umgekehrt proportional zur Toleranz der Widerstandsverhältnisse ( ) G ist außerdem proportional zu ( „ Di f f e r e nz ve r s t ä r kung s f a kt or “ ) Beispiel: Zwei Spannungen u1 10V und u2 10V sollen voneinander subtrahiert werden. Bei einer Differenz | u2 –u1 | 0,1V soll die Ausgangsspannung ua = 5 V betragen. Der relative Fehler (ua/ua) darf höchstens 0,01 betragen. Berechne die erforderliche Gleichtaktunterdrückung und die zulässige Widerstandstoleranz. VD = 5V / 0,1V = 50 = ua 0,01 5V = 0,05V Annahme: VG sei die einzige Fehlerquelle VG (ua/u1) = (ua/u2) = 0,05V/10V = 0,005 Lösung: 50 4 V G D 0,005 10 80 dB VG 1 0,005 0,5% G Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 30/73- 2.6.6 Nullpunktfehler a) Nullpunktfehler bei einer Spannungsmessung Untersuchung der Einflussgrößen nach dem Superpositionsprinzip: i) Einfluss der Offsetspannung Uo (uq = 0 , I B = 0 , I B = 0): V‘=ua 1 / Uo = 1 + (R2/R1) ua1 = (1 + R2/R1) Uo Die Offsetspannung wird wie die Eingangsspannung verstärkt und überlagert sich dieser. ii) Einfluss von I B (Uo = 0, uq = 0 , I B = 0): Idealer Verstärker: I B fließt über Rq und verursacht Spannungsabfall Rq I B, der eine Ausgangsspannung ua2 = (1 + R2/R1) Rq I B zur Folge hat. iii) Einfluss von I B (Uo = 0, uq = 0 , I B = 0): Idealer Verstärker: I B fließt über R1 mit Spannungsfall R1 I B. Daraus folgt: UR1 = ( I B + IR2) R1 Masche am Eingang mit ue = 0 (UD = 0): UR1 = 0 ua3 = IR2 R2 = - I B R2 iv) Die Addition ergibt die Ausgangsspannung: ua = ua1 + ua2 + ua3 = (1 + R2/R1) [Uo + Rq I B - R1 R2 I B / (R1 + R2)] Falls I B = I B gilt, kompensieren sie sich für: Rq = R1 R2 / (R1 + R2) Diese Beziehung ist bei der Dimensionierung der Widerstände R1 und R2 zu beachten! Für V‘>>1s ol l t eR1 Rq sein und danach R2 (>> R1) bestimmt werden. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 31/73- b) Nullpunktfehler bei einer Strommessung Untersuchung der Einflussgrößen nach dem Superpositionsprinzip: i) Einfluss der Offsetspannung Uo (iq = 0 , I B = 0 , I B = 0): ie = - Uo / Rq ig = (ua1 - Uo) / Rg ie = - ig ua1 = (1 + Rg/Rq)Uo Wegen des hohen Innenwiderstands Rq der Stromquelle (Rq >> Rg) gilt: ua1 Uo Die Offsetspannung wird bei der Strommessung praktisch nicht verstärkt und kann i. Allg. unberücksichtigt bleiben. ii) Einfluss von I B (Uo = 0, iq = 0, I B = 0): Bei einem großen Innenwiderstand Rq der Stromquelle fließt praktisch kein Strom über Rq, d.h. ie = 0. I B = - ig = - ua2/Rg ua2 = - I B Rg iii) Einfluss von I B (Uo = 0, iq = 0, I B = 0): Der Strom I B fließt bei Rp = 0 zur Masse ab, d.h. ua3 = 0 iv) Die Addition ergibt die Ausgangsspannung: ua = ua1 + ua2 + ua3 = Uo - I B Rg Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 32/73- Die Schaltung des invertierenden Verstärkers lässt sich verbessern, indem der p-Eingang über einen Widerstand Rp 0 an Masse gelegt wird. Mit Rp = Rg || Rq = Rg Rq / (Rg + Rq) entsteht am p-Eingang eine Spannung Up = Rp I B, die zu folgender Ausgangsspannung ua3 führt: ua3 = ig Rg + Rp I B Mit ig = - ie = Rp I B / Rq ua3 = Rp I B (Rg/Rq + 1) Rp I B Rg I B Rq >> Rg Rp Rg folgt Damit können sich die Wirkungen der Eingangsruheströme gegenseitig aufheben und es folgt für die Ausgangsspannung: ua = ua1 + ua2 + ua3 = Uo + ( I B- I B) Rg c) Nullpunktfehler beim Subtrahierer Der Subtrahierer ist mit RN = RP = R und N = P = sowie kurzgeschlossenen Spannungsquellen U1 und U2 dargestellt. Für ihn heben sich die Eingangsruheströme I Bund I B gegenseitig auf. Die Offsetspannung Uo führt zu den Strömen i1 = - Uo / (R/) Mit i1 = - ig ergibt sich Elektronische Messtechnik ig = (ua –Uo) / R ua = (1 + ) Uo EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 33/73- 2.7 Instrumentationsverstärker Anwendung: Me s s unge i ne r„ erdfreien“Spa nnungi s ti nde rMe s s t e c hni khä uf i ge r f or de r l i c h,d. h.di e Ausgangsspannung einer Signalquelle darf mit keinem Anschluss mit Erde verbunden werden (z.B. Brückenschaltungen und Sensoren mit Brückenprinzip). Übertragung leistungsschwacher Signale über längere Leitungen in elektromagnetisch gestörter Umgebung verursacht hauptsächlich Gleichtaktstörspannungen, die das Nutzsignal um ein Vielfaches übertreffen können. Nichtinvertierende und invertierende Verstärkerschaltungen sind nicht geeignet, da einer der beiden Eingänge auf Bezugspotential liegt. Subtrahierschaltung erfüllt diese Forderung, besitzt jedoch eine zu kleine Eingangsimpedanz Subtrahierschaltung mit Vorschaltung zweier zusätzlicher Impedanzwandler Schaltung wird Instrumentationsverstärker genannt (universeller Messverstärker, als IC erhältlich) Eigenschaften: Instrumentationsverstärker sind gegengekoppelte Differenzverstärker mit hohem Eingangwiderstand und hoher Gleichtaktunterdrückung Einstellbarer Verstärkungsfaktor (z.B. 1 ... 1000 durch äußeren Widerstand) Hohe Linearität Hohe Genauigkeit und Konstanz (d.h. große Differenzverstärkung und Präzisionswiderstände im Gegenkopplungskreis) Geringe Drift und geringes Rauschen Gute Langzeitstabilität Niedriger TK Kurze Einschwingzeit Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 34/73- Schaltung: Funktionsweise: Für ideale OPVs (UD=0) liegt die Spannungsdifferenz (ue1-ue2) an R1, der mit zwei Widerständen Ro einen Spannungsteiler bildet. Die Spannung u12 beträgt demnach: 2 R R u u R 12 u 0 1 e1 e2 1 Die Differenzverstärkung der 1.Stufe beträgt: 2 R R u u R V D1 u 12 e1 e2 0 1 1 Bei reiner Gleichtaktaussteuerung ue1 = ue2 = ug ist die Spannung an R1 gleich Null und es gilt ua1 = ua2 = ug, d.h. die Gleichtaktverstärkung der 1.Stufe beträgt: V Elektronische Messtechnik G1 1 EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 35/73- Die Gleichtaktunterdrückung der 1.Stufe beträgt somit: 2 R R R 1 2 R R V CMR1 D1 V 0 1 1 G1 0 1 Die Gleichtaktunterdrückung der 2.Stufe beträgt für =1: 1 2 CMR 2 Die gesamte Gleichtaktunterdrückung ist das Produkt der Gleichtaktunterdrückungen beider Stufen: CMR CMR CMR 1 2 R0 1 2 2 R1 Die gesamte Differenzverstärkung ist das Produkt der Differenzverstärkungen beider Stufen: R0 V D V D1 V D 2 1 2 1 R1 Vorteile bei vier gleichgroßen Widerständen R: Gleichtaktunterdrückung CMR ist proportional zu /, d.h. Widerstandstoleranzen müssen klein sein. Es ist technologisch einfacher, vier gleichgroße Widerstände mit geringen Toleranzen herzustellen (IC) als Widerstände im bestimmten Verhältnis. Die drei OPVss i ndi mI C„ g l e i c he n“Umge bungs be di ng unge n( Te mpe r a t ur )a us g e s e t z t .Di e Of f s e t s pa nnunge nwe r de ns i c hna c hAbg l e i c h„ g l e i c hs i nni g “ä nde r n.Di eOf f s e t s pa nnu nge n der beiden Impedanzwandler gehen als Differenz in das Gesamtergebnis ein und werden sich somit weitgehend kompensieren. Daher führt nur noch die Offsetspannung des Subtrahierers zu einem Fehler. Um ihn gering zu halten, ist die Differenzverstärkung dieser Stufe gering zu halten, z.B. Eins. Die Verstärkung der Gesamtschaltung wird daher von der 1.Stufe bestimmt, was auch günstig für das Rauschverhalten ist. CMR: Common Mode Rejektion CMRR: Common Mode Rejektion Ratio CMRR = 20 lg(CMR) dB Preiswerte Instrumentationverstärker: AD 620 von Analog Device (V: 1 bis 1000; CMRR: 110dB; Uo: 30µV; dUo/dT: 1µV/K) INA 114 von Burr Brown (V: 1 bis 1000; CMRR: 115dB; Uo: 25µV; dUo/dT: 0,25µV/K) Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 36/73- 2.8 Nyquist Kriterium Bei der Abtastung eines kontinuierlichen analogen Signals mit der Abtastfrequenz fs (sampling frequency) führt eine Erhöhung der Abtastfrequenz zu einer präziseren digitalen Darstellung. Eine Reduzierung der Abtastfrequenz kann ab einer bestimmten Frequenz zu einem irreversiblen Informationsverlust führen. Die mathematische Basis des Abtastvorgangs schuf Harry Nyquist in seinen Veröffentlichungen aus den Jahren 1924 uns 1928. Diese Arbeiten benutzte Claude Shannon im Jahre 1948 in seiner Veröffentlichung zu der Kommunikationstheorie. Das Nyquist Kriterium besagt, dass die Abtastfrequenz mindestens doppelt so groß sein muss wie die höchste im abgetasteten Signal vorhandene Frequenz, ansonsten geht Information des Signals verloren. Bei Verletzung dieses Kriteriums tritt der sog. Aliasing-Effekt auf. Dieser Effekt kann im Zeit- und Frequenzbereich dargestellt werden. Abb.2.8.1 zeigt ein sinusförmiges Signal mit der Frequenz fa, das mit der Frequenz fs abgetastet wird. Das Nyquist Kriterium wird dabei nicht eingehalten. Die Verbindung der Abtastwerte führt zu einer Sinusschwingung mit der zu niedrigen Frequenz (fs-fa). Abb.2.8.1: Aliasing im Zeitbereich Dieser Aliasing-Effekt korrespondiert mit der Darstellung im Frequenzbereich in Abb.2.8.2B. In Abb.2.8.2A ist das Spektrum bei idealer Abtastung bei Einhaltung des Nyquist Kriteriums fs > 2fa da r g e s t e l l t .Da sSpe kt r um z e i g ts og .„ Ima g e s “be ide nFr e que nz e n K f S f a Elektronische Messtechnik mit EMT4 K=1,2,3,… Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 37/73- Abb. 2. 8. 2:Er z e ug ungvon„ I ma g e s “dur c hdi eAbt a s t ung Die Nyquist Bandbreite ist definiert als das Spektrum von f = 0Hz bis f = fs/2. Das gesamte Spektrum ist in eine unendliche Anzahl von Nyquist Zonen aufgeteilt, die jeweils die Breite fs/2 annehmen. In der Praxis ersetzt ein ADU mit anschließender FFT den idealen Abtaster. Der FFTAlgorithmus berechnet nur das Spektrum von f = 0Hz bis f = fs/2 und zeigt die Signale und „ I ma g e s “de re r s t e nNy qui s tZone . Jede Frequenzkomponente (Signal und Rauschen), die außerhalb der Nyquist Bandbreite existiert, e r z e ug tbe ide rAbt a s t ung„ I ma g e s “i nde re r s t e nNy qui s tZone .Di e s e rVor g a ngwi r d„ Al i a s i ng“ genannt und muss durch ein sog. Antialiasing-Filter verhindert werden. Dieses Antialiasing-Filter ist ein analoges Tiefpassfilter und muss vor dem Abtastvorgang eine Bandbegrenzung vornehmen. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 38/73- 3 3.1 Digital-Analog-Umsetzer (DAU) Summation gewichteter Ströme Bei diesem Verfahren werden die Widerstände so gewählt, dass durch sie bei geschlossenem Schalter ein Strom fließt, der dem betreffenden Stellenwert entspricht. Die Schalter müssen immer dann geschlossen werden, wenn in der betreffenden Stelle eine logische „ 1“auftritt. Wegen der Gegenkopplung des Operationsverstärkers über den Widerstand RFB bleibt der Summationspunkt aus Nullpotential. Die Teilströme werden somit ohne gegenseitige Beeinflussung aufsummiert. Wenn der von zo gesteuerte Schalter geschlossen ist, ergibt sich die Ausgangsspannung: R 1 U a U LSB U ref FB U ref 16 R 16 Im allgemeinen Fall erhält man: 1 1 1 1 U a U ref z3 U ref z2 U ref z1 U ref z0 2 4 8 16 Daraus ergibt sich: 1 Z U a U ref 8 z 3 4 z 2 2 z1 z 0 U ref 16 Z max 1 Abb.3.1.1: DAU mit Summation gewichteter Ströme 3.2 Leiternetzwerk Bei diesem DA-Umsetzer realisiert man die Gewichtung der Stufen durch Anwendung einer fortgesetzten Spannungsteilung mit Hilfe eines Leiternetzwerkes. Das Grundelement eines solchen Leiternetzwerkes stellt ein belasteter Spannungsteiler dar, der folgende Eigenschaften besitzen soll: Belastet man ihn mit einem Lastwiderstand Rp, soll sein Eingangswiderstand Re ebenfalls den Wert Rp annehmen. Die Kettenabschwächung = U2 / U1 soll bei dieser Belastung gleich einem vorgegebenen Wert sein. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 39/73- Abb.3.2.1: Eine Stufe des Leiternetzwerkes Mit diesen beiden Bedingungen erhält man die Dimensionierungsvorschrift: 2 1 R R1 q und 1 R Rp q Im Fall der Dualcodierung ist = 0,5. Wenn man Rq = 2R vorgibt, erhält man: R1 = R und Rp = 2R Die Referenzspannungsquelle wird mit dem konstanten Widerstand Re = (2R || 2R) = R belastet. Die Ausgangsspannung des Summierverstärkers ergibt sich zu: R Z U a RFB I K U ref FB 8 z 3 4 z 2 2 z1 z 0 U ref 16 R Z max 1 Dieser DAU benötigt lediglich Widerstände der Größe R, wenn man die Widerstände 2R durch Reihenschaltung von zwei Widerständen ersetzt. Daher ist die Anordnung gut geeignet für die Herstellung als monolithisch integrierte Schaltung. Dabei lassen sich leicht die erforderlichen Paarungstoleranzen für die Widerstände erreichen. Der DAU mit Leiternetzwerk ist die gebräuchliche Schaltung in CMOS-Technologie. Abb.3.2.2: DAU mit Leiternetzwerk Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 40/73- 4 Analog-Digital-Umsetzer (ADU) A/D-Umsetzer bilden das Bindeglied zwischen der analogen Welt des zu messenden Prozesses und der digitalen Welt der rechnergestützten Aufbereitung und Weiterverarbeitung. Sie dienen der Umsetzung der analogen in die digitale Darstellung von Messwerten. Der am häufigsten in der Messtechnik eingesetzte ADU arbeitet nach dem Prinzip der sukzessiven Approximation (schrittweise Näherung). Er gewährleistet eine hohe Auflösung (18Bit) bei einer ausreichenden Umsetzzeit (1µs). Für Anwendungen, bei denen der Effektivwert einer Größe die interessierende Größe darstellt (z.B. bei Digital-Multimetern), gibt es integrierende Verfahren, wie Dual Slope (Zwei-Rampen-ADU). In den letzten Jahren gewinnen Sigma-Delta-Umsetzer für digitale Abtastsysteme in der Messtechnik an Bedeutung. Abb.4.0.1 ADU-Architekturen in Abhängigkeit der Anwendung, Auflösung und Abtastrate. Abb.4.0.1: ADU-Architekturen Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 41/73- 4.1 ADU mit schrittweiser Näherung (Sukzessive Approximation) Dieses Verfahren wird bei digitalen Abtastsystemen in der Messtechnik am häufigsten eingesetzt. Es kann mit dem Wägeprinzip verglichen werden. Der ADU besteht aus einem Komparator, einer Ablaufsteuerung (SA-Register) und einem DA-Umsetzer. Das SA-Register setzt das höchstwertige Bit ( Bi tn)a uf„ 1“unds omi tdie Vergleichsspannung UDA auf ca. 0,5·UDA,max (= 0,5·Ux,max). Gilt UDA < USH, so bleibt das n-t eBi ta uf„ 1“g e s e t z t , andernfalls wird es zurück a uf„ 0“gesetzt. Danach wird das zweithöchste Bit (Bit n-1)a uf„ 1“gesetzt (UDA entspricht nun ca. 0,75·UDA,max) und der Vergleich UDA < USH durchgeführt. Sukzessive werden alle Bits bis zum niederwertigsten Bit gesetzt und der Vergleich mit Hilfe des Komparators durchgeführt. Bei einem n-Bit ADU ist der Vorgang nach n Vergleichsschritten abgeschlossen. Damit die Konstanz der Messgröße, die digitalisiert werden soll, während einer AD-Umsetzung (n Vergleichsschritte) gewährleistet ist, muss ein Sample&Hold-Glied vorgesehen werden. Dieses S&H-Glied ist oftmals im SAR-ADU bereits integriert. Abb.4.1.1: BSB des ADU mit schrittweiser Näherung Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 42/73- Abb.4.1.2: Zeitablauf der AD-Umsetzung Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 43/73- 4.2 Flash ADU Bei diesem Verfahren wird die Eingangsspannung Ux gleichzeitig mit allen äquidistanten Bezugsspannungen verglichen. Diese werden über Widerstandsteiler erzeugt. Legt man eine Eingangsspannung Ux an, die z.B. zwischen 3/2·ULSB und 5/2·ULSB liegt, liefern die Komparatoren K1 und K2 eine „ Eins“undde rKomparator K3 eine „ Null“ . Man benötigt eine Logik, die diese Komparatorzustände in den Dualcode (D1 D0)übersetzt. Diese Umsetzung wird mit einem sog. Prioritätsdecoder realisiert. Man darf jedoch den Prioritätsdecoder nicht unmittelbar an die Ausgänge der Komparatoren anschließen. Infolge von Schwankungen der Eingangsspannung und Laufzeitunterschieden der Komparatoren könnten im Dualcode kurzzeitig falsche Zahlenwerte auftreten. Diese Fehler lassen sich durch eine Synchronisation mit D-Flip-Flops vermeiden. Der Synchronisierzeitpunkt wird durch die Triggerflanke des Taktes bestimmt. Abb.4.2.1: Prinzipschaltbild eines 2Bit Flash-ADU Da bei diesem Verfahren 2n-1 Komparatoren benötigt werden, beschränkt sich derzeit der Einsatz auf Systeme mit 8 bis maximal 10 Bit. Jedes weitere Bit verdoppelt die Anzahl der Komparatoren. Der Vorteil dieser Verfahren besteht in der hohen Umsetzfrequenz, die bei 8 Bit Systemen bis in den GHz-Bereich reicht. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 44/73- 4.3 Kaskadenumsetzer Der Kaskadenumsetzer verbindet das Prinzip der sukzessiven Approximation mit dem der direktvergleichenden ADU. Besonders nachteilig bei den direktvergleichenden ADU (FlashUmsetzer) ist die hohe Anzahl von benötigten Komparatoren (z.B. 1023 Komparatoren für einen 10Bit-ADU). Diesen Nachteil kann man vermeiden, wenn man eine Umsetzung in zwei Schritten durchführt. Prinzipschaltbild eines 12Bit-Kaskadenumsetzers Zu Beginn des Umsetzvorganges steht der Schalter S in Stellung 1 und der Flash-ADU ermittelt die höherwertigen 6Bit. Das Ergebnis stellt den grob quantisierten Wert der Eingangsspannung Ux dar. Danach wird mit einem DAU die zugehörige Analogspannung dargestellt und die Differenz zwischen der Eingangsspannung Ux und der Ausgangsspannung des DAU gebildet. Damit diese Differenz in den Eingangsspannungsbereich des ADU fällt, muss eine Verstärkung -in unserem Beispiel um den Faktor 26 = 64 - vorgenommen werden. Dazu wird der Schalter S in die Stellung 2 gebracht. Im zweiten Umsetzzyklus ermittelt der Flash ADU die niederwertigen 6Bit. Damit das Ergebnis der gesamten Umsetzung nicht schon im Bit 6 unsicher ist, muss der 6Bit-ADU die Genauigkeit eines 12Bit-Umsetzers aufweisen. Kaskadenumsetzer werden in der Praxis sehr häufig eingesetzt, wenn Umsetzfrequenzen >1 MHz bei Auflösung >10 Bit erforderlich sind. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 45/73- 4.4 Dual-Slope-ADU (Integrierendes Verfahren) Der Dual-Slope-ADU ist ein integrierendes Zweirampenverfahren, das Messstörungen unterdrücken kann. Integrierer Abb.4.4.1: Blockschaltbild des Dual-Slope ADU Das Messsignal Ux lädt während einer konstanten Zeit t1 den zu Beginn der Messung entladenen Kondensator eines Integrieres auf den Wert Uˆ t1 erhält die Steuerung die I . Nach Ablauf der Zeit I nf or ma t i on„ Übe r l a uf “vom Zä hl e runds e t z tden Schalter auf die Referenzspannung Uref, die eine entgegen gesetzte Polarität zu Ux besitzen muss. Anschließend wird die Zeit t2 gemessen, die notwendig ist, um den Kondensator bei vorgegebenem Entladestrom (mit Uref) zu entladen. Nach Ablauf der Zeit t2 e r hä l tdi eSt e ue r ungvom Kompa r a t ordi eI nf or ma t i on„ St op“undhä l tde n Zähler (Zählerstand n) mit Hilfe des Tores an. Die Zeit t1 ist durch die Zählerkapazität K (maximaler Zählerstand) und durch die Clockfrequenz fCl des Generators nach t1=K/fCl festgelegt Ist beispielsweise K=100.000 und fCl = 1 MHz, so wird t1 = 100 ms. Abb.4.4.2: Zeitlicher Ablauf des Dual-Slope-Verfahrens Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 46/73- 1 U I (t ) U X dt RC t2 1 Uˆ U X dt I RC t 1 Während der Zeit t1 gilt: Im Umschaltpunkt t2 (Überlauf des Zählers) gilt: Es wird sofort auf die Referenzspannung Uref (umgekehrtes Vorzeichen zu Ux) umgeschaltet. 1 U I (t ) Uˆ U ref dt I RC Während der Zeit t2 gilt: Der Ablauf wird durch den Komparator zum Zeitpunkt t3 gestoppt, sobald UI(t) = 0V erreicht: t3 1 U I (t 3 ) 0 Uˆ U ref dt I RC t 2 t2 Es gilt t3 1 1 U X dt U ref dt RC t1 RC t 2 bzw. t t t U X U ref 3 2 2 t 2 t1 t1 Während der Zeit t2 wird der Zähler mit der Clockfrequenz fCl getaktet und der Vorgang zum Zeitpunkt t3 gestoppt. Der Zählerstand zum Zeitpunkt t3 sei n = t2·fCl. Damit erhält man als Messergebnis: U ref UX n bzw. K K n UX U ref Das Messergebnis ist unabhängig von den Parametern R, C und fCl; sie müssen allerdings während eines Messzyklusses t1...t3 konstant sein. Dagegen spielt die Langzeitdrift dieser Werte keine Rolle. Messunsicherheiten < 10 5 sind bei diesem Verfahren möglich. Um die häufig vorkommenden Störungen, die mit der Netzfrequenz und deren ganzzahligen Vielfachen auftreten, zu unterdrücken, wird für die Zeit t1 ein ganzzahliges Vielfaches der Netzperiodendauer (TN = TS) gewählt. Es soll die Störunterdrückung des integrierenden Verfahrens bei sinusförmiger Störung untersucht werden. Die Messgröße sei Ux und die Störgröße lasse sich durch u S (t ) uˆ sin(S t ) beschreiben. Die Integrationszeit sei Ti = t1. Damit ergibt sich das S gesamte Messsignal als Summe von Mess- und Störgröße: u (t ) U X uˆ sin(S t ) . S Integrierende Umsetzer bilden den arithmetischen Mittelwert über die Integrationszeit Ti: Ti 1 U U X uˆ sin(S t ) dt S Ti 0 Der arithmetische Mittelwert der Störgröße ist: Ti uˆ 1 US uˆ sin(S t ) dt S cos(S Ti ) cos() S Ti 0 Ti S Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 47/73- Mit der Beziehung sin() sin( ) 12 cos() cos() sowie T S i 2 erhält man uˆ U S (Ti ) S S Ti und T S i 2 T S Ti sin f S Ti 2 sin S i sin uˆ sin f S Ti S f S Ti 2 2 sin( x) Mit der Spaltfunktion si ( x) ergibt sich: x U S (Ti ) uˆ si f S Ti sin f S Ti S Hieraus folgt für den relativen Fehler: uˆ US Frel S si f S Ti sin f S Ti UX UX Der maximale relative Fehler ( sin f S Ti 1 ) errechnet sich aus: uˆ Frel ,max S si f S Ti UX Abb.4.4.3 zeigt den Verlauf des normierten maximalen relativen Fehlers, der mit wachsendem Produkt aus Störfrequenz fs und Integrationszeit Ti abnimmt. Der Fehler wird Null, wenn für das Produkt fs·Ti = m mit m = 1, 2, 3,... (m: ganze Zahl) bzw. Ti = m·Ts gilt. Um Störungen mit der Netzfrequenz fN = fS (und deren ganzzahlige Vielfache) zu unterdrücken, wird die Zeit t1 = Ti = m·TS als ganzzahliges Vielfaches der Netzperiodendauer gewählt. U Frel ,max X si (f S Ti ) uˆ S Abb.4.4.3: Maximaler relativer Fehler (normiert) Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 48/73- Definition der Stördämpfung: U S a S 20 lg uˆ S 20 lg si (f S Ti ) sin(f S Ti ) Definition der minimalen Stördämpfung: aS , min 20 lg si (f S Ti ) Abb.4.4.4: Stördämfung Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 49/73- 4.5 Sigma-Delta-Umsetzer Der Sigma-Delta-Umsetzer hat sich im Anwendungsbereich der Audiotechnik durchgesetzt und dringt derzeit auch auf das Gebiet der Messtechnik vor. Mit ihm lassen sich hohe Auflösungen (max. 24 Bit) und sehr gute Signal-Rausch-Verältnisse (SNR) erreichen. Abb.4.5.1 zeigt, dass der -Umsetzer aus einem -Modulator und einem digitalen Filter hoher Ordnung besteht. Abb.4.5.1: Blockschaltbild des -ADU Abb.4.5.2: -Modulator Das Grundprinzip des Sigma-Delta-Umsetzers (Abb.4.5.2) ist ein Regelkreis, bestehend aus Integrierer und nachgeschaltetem Komparator. Da der Komparator nur die logischen Werte "0" und "1" ausgeben kann und der Mittelwert ( U IE ) aus der Differenz von Eingangssignal Ux und Komparatorsignal UD Null ergeben muss (sonst geht der Integrierer in die Begrenzung), entspricht der Mittelwert des Komparatorausgangssignals ( U Aus ) gleich dem Eingangssignal Ux. Da das Komparatorausgangssignal UAus digital ist, muss ein 1 Bit DAC dieses Signal für die Differenzbildung in ein analoges Signal umsetzen. Durch digitale Tiefpass-Filterung wird der Mittelwert aus dem Komparatorausgangssignal ermitteln. Das Messsignal Ux wird sehr stark überabgetastet (Oversampling), so dass das Messrauschen über einen großen Frequenzbereich verteilt wird. Im relevanten Bereich bis zur halben Abtastfrequenz ergibt sich somit eine verringerte Rauchleistungsdichte. Der dargestellte Regelkreis bewirkt zusätzlich eine Verschiebung des Rauschspektrums zu hohen Frequenzen (Noise-Shaping). Die Funktion soll an einem einfachen Beispiel vorgestellt werden: Ux = 5/8V +URef = 1V -UR e f = 0V Integrierer speichert den letzten Ausgangswert und addiert den neuen Eingangswert Komparator schaltet seinen Ausgang UAus auf logisch "1 ", falls UIA 0V UAus logisch "1 " setzt UD = +UR ef Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 50/73- Dann kann folgende Tabelle angeben werden: Takt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Ux in V 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 5/8 UD in V 1 1 0 1 0 1 1 0 1 1 0 1 0 1 1 0 UIE in V -3/8 -3/8 5/8 -3/8 5/8 -3/8 -3/8 5/8 -3/8 -3/8 5/8 -3/8 5/8 -3/8 -3/8 5/8 UIA in V 0 -3/8 2/8 -1/8 4/8 1/8 -2/8 3/8 0/8 -3/8 2/8 -1/8 4/8 1/8 -2/8 3/8 UAus „ 1“ „ 0“ „ 1“ „ 0“ „ 1“ „ 1“ „ 0“ „ 1“ „ 1“ „ 0“ „ 1“ „ 0“ „ 1“ „ 1“ „ 0“ „ 1“ Die logische „ 0“ -„ 1“ -Folge von UAus ergibt einen Bitstrom, der im Mittel den Wert U Aus = 5/8V ergibt (Abb.4.5.3). Abb.4.5.3: Bitmuster am Ausgang des -Modulators Die Mittelung (und Datenreduktion) erfolgt mit dem digitalen Filter. Mit diesen Umsetzern sind derzeit Auflösungen zwischen 16 und 24 Bit möglich. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 51/73- Quantisierungsrauschen Der n-Bit ADU habe den Eingangsspannungsbereich ±V. Somit lässt sich die Auflösung ULSB berechnen: 2 V 2 V V U LSB n n n 1 2 1 2 2 Abb.4.5.4: Quantisierungrauschen (Quantisierungsfehler) Der Effektivwert des Quantisierungsrauschens ist entsprechend der Abb.4.5.4: 2 U Noise T /2 U LSB dt U LSB V 1 t T T / 2 12 12 2 n 1 T Bei einem sinusförmigen Signal mit der Amplitude A gilt für den Effektivwert: U Signal A 2 Das Signal-Rausch-Verhältnis (Signal-Noise-Ratio) kann wie folgt angegeben werden: U Signal A 2 n 1 12 A n 3 A n SNR 2 2 1,5 U Noise V 2 V 2 V Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 52/73- Das Verhältnis in dB ausgedrückt, ergibt: A n A A SNRdB 20 lg 2 1,5 20 lg 20 n lg 2 20 lg 1,5 20 lg 6,02 n 1,76 V V V Für einen 1Bit ADU mit optimaler Aussteuerung (A=V) ergibt sich ein Signal-Rausch-Verhältnis von SNRdB = 7,78dB. Für einen 24Bit ADU (mit A=V) muss ein SNRdB = 146dB erreicht werden. Dies ist nur mit Oversampling und Noise-Shaping möglich. Oversampling Es ist zu beachten, dass das Signal-Rausch-Verhältnis SNRdB bis zur Abtastfrequenz fab bzw. im Bereich (–fab/2) bis (+fab/2) gilt: SNRdB = SNR|fab Nach dem Abtasttheorem muss erfüllt sein fab > 2 fsignal,max Abb.4.5.5: Rauschleistungsdichte ohne Oversampling Das Messsignal wird mit einem Faktor k 2 r (z.B. k=128) überabgetastet, so dass das Messrauschen über den k-fachen Frequenzbereich verteilt wird. Bei k-fachem Oversampling gilt fab > k 2 fsignal,max Abb.4.5.6: Rauschleistungsdichte mit Oversampling Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 53/73- Aus dem Effektivwert der Rauschspannung ergibt sich die Rauschleistung (normiert mit R = 1) U U Noise LSB 12 2 U PNoise LSB 12 2 Für die Rauschleistungsdichte gilt p Noise P U Noise LSB f ab 12 f ab Wird die Abtastfrequenz um den Faktor k erhöht, so muss sich die Rauschleistungsdichte bei gleicher Rauschleistung um den Faktor k verringern. Für die Rauchspannung im Frequenzbereich von 0 bis fab/2 ergibt sich U LSB 12 bei der Abtastfrequenz fab U Noise fab bei der Abtastfrequenz k fab U Noise k fab U LSB 12 k U Noise fab 1 k Bei k-fachem Oversampling wird die Rauschspannung um den Faktor 1 / k verringert. Für das Signal-Rausch-Verhältnis ergibt sich bei k-fachem Oversampling U Signal SNR k fab 20 lg U Noise k fab U Signal 20 lg k U Noise fab bzw. A SNRdB|k fab = SNRdB|fab + 10 · lg(k) = 20 lg 6,02 n 1,76 + 10 · lg(k) V A SNRdB|k fab = 20 lg 6,02 n 1,76 + 3,01· r V Für einen 1Bit ADU (A=V) mit 128-fachem Oversampling ergibt sich SNRdB|128fab = SNRdB|fab + 10 lg(128) = 7,78 dB + 21,07 dB = 28,85 dB Allein mit Oversampling kann das erforderliche Signal-Rausch-Verhältnis nicht erreicht werden. Allerdings kann die Ordnung des Antialiasingfilters stark reduziert werden (meist 2.Ordnung). Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 54/73- Noise-Shaping Der -Modulator kann durch ein vereinfachtes Blockschaltbild (Abb.4.5.7) dargestellt werden. Dabei wird der mit der Abtastfrequenz synchron arbeitende Komparator als Rauschquelle mit 1Bit Rauschen UNoise betrachtet. Der 1Bit DAU nimmt nur eine Pegelanpassung vor. Abb.4.5.7: Blockschaltbild des -Modulators Das Ausgangssignal lässt sich nach folgender Gleichung angeben: U U Aus 1 1 U Aus U Noise X UX U Noise 1 j 1 j 1 j Demnach wird die Messspannung Ux tiefpassgefiltert und die Rauschspannung UNoise hochpassgefiltert. Infolge dieses Hochpasses verbleibt nur noch ein kleiner Teil der Rauschleistung im Frequenzbereich von 0 bis fab/2 (Abb.4.5.8). Abb.4.5.8: Noise-Shaping Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 55/73- Der diskrete Integrierer berechnet den neuen Ausgangswert UIA(n+1) aus dem vorhandenen Ausgangswert UIA(n) und dem Eingangswert UIE(n). Daraus resultiert die Netzwerkstruktur in Abb.4.5.9 und die z-Übertragungsfunktion des Integrierers z 1 H I ( z) 1 z 1 Abb.4.5.9: Diskreter Integrierer Für den Sigma-Delta-Modulator 1.Ordnung ergibt sich die Netzwerkstruktur nach Abb.4.5.10 mit der Signal-Übertragungsfunktion S(z) und der Rausch-Übertragungsfunktion N(z) S ( z ) z 1 N ( z ) 1 z 1 Abb.4.5.10: Sigma-Delta-Modulator 1.Ordnung Die Rauschleistung PNoise im Frequenzbereich (–fab/2) bis (+fab/2) lässt sich wie folgt berechnen: fab / 2 PNoise p Noise N ( f ) df 2 fab / 2 2 Bei einem k-fachen Oversampling und ohne Berücksichtigung des Noise Shaping, d.h. N ( f ) 1 , ergibt sich für die Rauschleistung PNoise im Frequenzbereich (–fab/2) bis (+fab/2): U2 PNoise p Noise f ab LSB 12 k Die gesamte Rauschleistung PNoise im Frequenzbereich (–k·fab/2) bis (+k·fab/2) ist konstant und unabhängig von k ! Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 56/73- Bei einem k-fachen Oversampling und mit Berücksichtigung des Noise Shaping muss zunächst 2 N ( f ) berechnet werden. N ( z ) 1 z 1 Die Rausch-Übertragungsfunktion im z-Bereich lautet Daraus lässt sich mit z e j2f / fab die Rausch-Übertragungsfunktion im Frequenzbereich N(f) wie folgt herleiten: N ( f ) 1 e j 2 f / fab e jf / fab e jf / fab 2 j sin f / fab jf / fab jf / fab j e e e f / fab N ( f ) 2 sin f / fab N ( f ) 4 sin 2 f / fab 2 Die Rauschleistung PNoise im Frequenzbereich (–fab/2) bis (+fab/2) lässt sich wie folgt berechnen: fab / 2 fab / 2 f 2 p N ( f ) df p 4 sin 2 Noise Noise k f ab fab / 2 fab / 2 PNoise df k f k f PNoise p Noise 2 f ab ab sin ab sin k k 2 U LSB PNoise 12 k f ab U2 PNoise LSB 12 PNoise k f 2 f ab 2 ab sin k 2 2 sin k k 2 2 2 3 U LSB 12 k k3 k 6 U2 PNoise LSB 12 2 3 3 k Der Effektivwert der sinusförmigen Signalspannung beträgt U Signal A 2 Der Effektivwert der Rauschspannung lässt sich mit der hergeleiteten Rauschleistung angeben 2 U V U Noise PNoise LSB 2 n 3 k 3 12 2 3 k3 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 57/73- Für das Signal-Rausch-Verhältnis eines Sigma-Delta-Modulators 1.Ordnung ergibt sich bei kfachem Oversampling k 2 r und Noise Shaping A SNRdB|k fab = 20 lg 6,02 n 3,41 9,03 r V Abb.4.5.11: Sigma-Delta-Modulator 2.Ordnung Für einen Sigma-Delta-Modulator 2.Ordnung mit der Struktur nach Abb.4.5.11 lässt sich die Rauschleistung im Frequenzbereich (–fab/2) bis (fab/2) mit k-fachem Oversampling und Noise Shaping herleiten U2 PNoise LSB 12 4 5 5 k Daraus errechnet sich das Signal-Rausch-Verhältnis A SNRdB|k fab = 20 lg 6,02 n 11,14 15,05 r V Für einen Sigma-Delta-Modulator N-ter Ordnung gilt PNoise 2 U LSB 2N 12 2 N 1 k 2N 1 A SNRdB|k fab = 20 lg 6,02 n 1,76 10 lg 2 N 1 9.94 N 3,01 2 N 1 r V Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 58/73- 4.6 4.6.1 ADU-Fehler Quantisierungfehler Unter (Wert-)Quantisierung versteht man die Unterteilung eines kontinuierlichen Wertebereiches des analogen Eingangssignals in eine endliche Anzahl i.d.R. gleichgroßer Teilbereiche, die LSB (Least Significant Bit) oder ULSB genannt werden. U U LSB n FS 2 1 FS: Full Scale n: Bitzahl des ADU Alle (unendlich vielen) analogen Werte eines Teilbereiches werden durch eine digitale Zahl dargestellt. Dadurch entsteht bei der Analog-Digital-Umsetzung ein systematischer Fehler, der als Quantisierungsfehler oder Quantisierungsr a us c he n be z e i c hne twi r d.De rQua nt i s i e r ung s f e hl e rε liegt im Bereich -0,5·ULSB …+0, 5· ULSB. Abb.4.6.1 zeigt die Übertragungkennlinie eines 3Bit-ADU. Abb.4.6.1: Übertragungskennlinie eines 3Bit-ADU Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 59/73- 4.6.2 Verstärkungs- und Offsetfehler Der Verstärkungsfehler bewirkt einen veränderten Anstieg gegenüber der idealen Umsetzerkennlinie. Der Fehler ist abgleichbar. Der Offsetfehler macht sich als Versatz der Umsetzerkennlinie im Ursprung bemerkbar. Der Fehler ist abgleichbar. Beide Fehler sind in Abb.4.6.2 dargestellt. Abb.4.6.2: Verstärkungs- und Offsetfehler Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 60/73- 4.6.3 Integrale und differentielle Nichlinearität Die integrale Nichtlinearität gibt die maximale Abweichung der realen Übertragungskennlinie von der idealen an und wird üblicherweise in LSB angegeben. Die integrale Nichtlinearität ist nicht abgleichbar. Die differentielle Nichtlinearität ist die Abweichung jeder Stufenbreite von der idealen Breite „ 1LSB“ a n.De rADU-Hersteller gibt nur die maximale Abweichung an. Die differentielle Nichtlinearität ist nicht abgleichbar. Abb.4.6.3 zeigt die Nichtlinearitäten. Abb.4.6.3: Integrale (NL) und differentielle (DNL) Nichtlinearität Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 61/73- 4.6.4 Monotonie und Missing Code Monotonie bedeutet, dass bei steigendem analogen Eingangswert die Umsetzterkennlinie ebenfalls ansteigt, d.h. die Zahl am ADU-Ausgang nicht kleiner wird. Monotonie erfordert eine differentielle Nichtlinearität DNL 1LSB . Bleibt die Zahl am ADU-Ausgang trotz steigender analoger Eingangsgröße konstant oder fällt sogar, dann entsteht ein sog. Missing Code, d.h. eine Zahl tritt nicht auf. Um einen Missing Code zu vermeiden, muss für die differentielle Nichtlinearität DNL 1LSB gelten. Abb.4.6.4 zeigt eine nicht monotone Kennlinie mit Missing Code. Abb.4.6.4: Monotonie und Missing Code Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 62/73- 5 5.1 Sensorprinzipien Temperaturmessung Im Bereich der physikalischen Messtechnik sind Temperaturen die am häufigsten zu messenden Größen. Insbesondere in der Prozess- und Verfahrenstechnik stellt die Temperaturmessung das "messtechnische Rückrad" dar. Hier sollen die beiden wichtigsten Temperatursensoren Widerstandsthermometer und Thermoelement vorgestellt werden. 5.1.1 Widerstandsthermometer Beim Widerstandsthermometer wird ausgenutzt, dass der elektrische Widerstand R mit steigender Temperatur TM zunimmt (positiver Temperaturkoeffizient, PTC). Der Zusammenhang zwischen der Temperatur und dem Widerstand kann durch ein Polynom höherer Ordnung R (TM ) R0 1 A (TM T0 ) B (TM T0 ) 2 C (TM T0 ) 3 ... beschrieben werden. Ro ist der Nennwiderstand, der für eine bestimmte Temperatur To gültig ist. TM ist die Temperatur des Widerstands und A, B, C... sind materialabhängige Konstanten. Die Terme höherer Ordnung werden je nach Genauigkeit der Messung berücksichtigt. Als Widerstandsmaterila hat sich in der industriellen Messtechnik Platin durchgesetzt. Zu seinen Vorteilen zählen die hohe chemische Beständigkeit, leichte Drahtherstellung und gute Reproduzierbarkeit. Die Eigenschaften sind in der europäischen Norm DIN EN 60 751 vollständig festgelegt, so dass für Platinmesswiderstände eine universelle Austauschbarkeit besteht. Beispielsweise gilt beim Pt100 Ro=100 bei To=0°C und der Messbereich erstreckt sich von -200°C bis 850°C. Bei der Festlegung der Grundwertreihe unterscheidet man zwei Temperaturbereiche, -200°C bis 0°C und 0°C bis 850°C. Für den Temperaturbereich von -200°C bis 0°C gilt ein Polynom dritten Grades: R(TM ) R0 1 A TM B TM C (TM 100 C) TM 2 3 Für den Temperaturbereich von 0°C bis 850°C gilt ein Polynom zweiten Grades: R(TM ) R0 1 A TM B TM Für die Koeffizienten gilt: 2 A 3,9083 10 3 C 1 B 5,775 10 7 C 2 . C 4,183 10 12 C 4 Der PT100 ist der am häufigsten eingesetzte Nennwiderstand. Nach der Norm werden auch Nennwiderstände mit 500und 1000angeboten, die eine höhere Empfindlichkeit E aufweisen. Es gilt: PT100: E 0,4/ K PT500: E 2,0/ K PT1000: E 4,0/ K Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 63/73- Die Gleichungen geben die Abhängigkeit des Widerstands von der Temperatur an und nicht die Ermittlung der Temperatur aus dem gemessenen Widerstand. Für den Temperaturbereich von 0°C bis 850°C lässt sich eine geschlossene Gleichung für die Berechnung der Temperatur angeben: A R0 A R0 4 B R0 R0 RM TM 2 B R0 2 Für den Temperaturbereich von -200°C bis 0°C lässt sich keine geschlossene Gleichung für die Berechnung der Temperatur angeben. Es muss ein numerisches Näherungsverfahren angewendet werden, z.B. das Newtonsche Näherungsverfahren. Beginnend mit einem beliebigen Startwert To werden die Iterationswerte nach der folgenden Gleichung berechnet: R (T ) RM R 1 A Ti B Ti 2 C Ti 100 C Ti 3 R M Ti 1 Ti i ' Ti 0 2 R (Ti ) R0 A 2 B Ti C 3 Ti Ti 100 C Ti 3 Die Temperatur für diesen Bereich lässt sich auch aus der Grundwerttabelle ermitteln; nicht enthaltene Zwischenwerte müssen durch lineare Interpolation berechnet werden. Mit zwei benachbarten Temperatur-/Widerstandspaaren (T1/R1 und T2/R2) ober- bzw. unterhalb des gesuchten Wertes gilt: T T RM R1 TM T1 2 1 R2 R1 Für die Bestimmung des Widerstandswertes RM wird ein Konstantstrom I vorgegeben und der Spannungsabfall U am Widerstand ausgewertet. Um eine Erwärmung des Sensors zu vermeiden, muss ein möglichst kleiner Messstrom (üblicherweise I 1mA) gewählt werden. Folgende Schaltungen sind gebräuchlich. Bei der Zweileitertechnik Abb.5.1.1 speist die Stromquelle den Widerstand und die Spannung U setzt sich aus dem Spannungsabfall am Widerstand und den temperaturabhängigen Zuleitungswiderständen der Anschlusskabel zusammen. Dadurch entsteht ein systematischer Messfehler durch den Spannungsabfall an den Zuleitungen. U = I·(RPT100 + 2·RL) Abb.5.1.1: Zweileitertechnik Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 64/73- Eine bessere Methode stellt die Dreileitertechnik Abb.5.1.2 dar. Durch Messung der Spannungen U1 und U2 lässt sich der Einfluss der Zuleitungswiderstände eliminieren. Voraussetzung hierfür ist, dass sowohl Hin- als auch Rückleiter gleichlang und von gleichem Material sind und dass sie denselben Temperaturen ausgesetzt sind. U1 = UPT100 + URL U2 = UPT100 + URL/2 UM = 2·U2 –U1 = UPT100 Abb.5.1.2: Dreileitertechnik Die optimale Messmethode ist die Vierleitertechnik Abb.5.1.3. Unter der Voraussetzung, dass die Spannung U stromlos gemessen werden kann, ist sowohl die Spannung am Messwiderstand als auch der Strom durch den Messwiderstand bekannt und damit der Widerstand bestimmbar. U = I·RPT100 Abb.5.1.3: Vierleitertechnik Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 65/73- Die wichtige Kenngröße „ Empfindlichkeit E“ist die Widerstandsänderung ΔR bezogen auf die zugehörige Temperaturänderung ΔT. Beim Pt100 beträgt die Empfindlichkeit ca. 0,4/K, wodurch sich bei einem Konstantstrom von I = 1mA eine Spannungsänderung pro Kelvin von etwa ΔU/ K= 400µV/K ergibt. In der DIN EN 60 751 sind die Toleranzklassen angegeben. Die Toleranz in der Einheit Kelvin ergibt sich bei Einsetzen des Zahlenwertes der Widerstandstemperatur TM in °C nach: Klasse AA: Klasse A: Klasse B: Klasse B: ΔT=±(0,10 + 0,0017 · |TM|) ΔT=±(0,15 + 0,002 · |TM|) ΔT=±(0,30 + 0,005 · |TM|) ΔT=±(0,60 + 0,01 · |TM|) mit mit mit mit TM = -70°C bis 250°C TM = -200°C bis 650°C TM = -200°C bis 850°C TM = -200°C bis 850°C Die Klassen AA und A gelten nur für Drei- und Vierleitertechnik. Beispiel: Mit einem Pt100 Widerstandsthermometer der Klasse A wurde eine Temperatur von TM = -80°C gemessen. Damit ergibt sich die maximale Messunsicherheit (ohne Fehler des Messgerätes) zu ΔT=±(0,15 + 0,002 |-80|) = ±0,31 K, so dass das Messergebnis aufgrund der Sensorunsicherheit TM = (-80 ± 0,31)°C lautet. 5.1.2 Thermoelement Verbindet man zwei unterschiedliche elektrische Leiter aus den Materialien A und B und setzt diese einer Temperaturdifferenz aus, so wird eine sog. Thermospannung erzeugt (Abb.5.1.4). Der ursächliche physikalische Effekt wird Seebeck-Effekt genannt. Je nach verwendeten Materialien und den Temperaturen der Messstelle und Vergleichsstelle ergeben sich Thermospannungen, die üblicherweise im mV-Bereich liegen und in erster Näherung der Temperaturdifferenz zwischen Mess- und Vergleichstemperatur proportional ist. Abb.5.1.4: Thermoelement Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 66/73- UthA = KA ( Θ1 –Θ2) UthB = KB ( Θ1 –Θ2) UAB = (KA - KB )( Θ1 –Θ2) = KAB ( Θ1 –Θ2) Mit Seebeck-Koeffizient Material A: Seebeck-Koeffizient Material B: Seebeck-Koeffizient Thermoelement: KA KB KAB =1μV/ K… 100μV/ K Messstellentemperatur: Vergleichsstellentemperatur: Θ1 Θ2 Das thermoelektrische Verfahren ist nur für die Messung von Temperaturdifferenzen geeignet. Die Tab.5.1.1 zeigt die Thermospannung einiger Metalle für die Messstellentemperatur 100°C bezogen auf Platin als Messleitung und der Vergleichsstellentemperatur (Referenztemperatur) von 0°C. Material Konstantan Nickel Paladium Platin Kupfer Manganin Eisen Silizium Thermospannung Uth in mV/100K -3,40 -1,90 -0,28 0,00 +0,75 +0,60 +1,88 +44,80 Tab.5.1.1: Thermoelektrische Spannungsreihe für 0°C und 100°C Der Messkreis Abb.5.1.5 bestehe aus dem Thermoelement mit den Materialien A und B sowie der Messleitung aus dem Material C (z.B. Cu). Die Thermospannung Uth wird mit einem hochohmigen Messinstrument gemessen. Die Temperaturen der Verg l e i c hs s s t e l l e nΘV1 undΘV2 beeinflussen die Thermospannung. Di eMe s s s t e l l e nt e mpe r a t urs e iΘM. Abb.5.1.5: Thermoelement A-B mit Anschlussleitung C Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 67/73- Für die Vergleichsstellentemperatur gilt: ΘV = ΘV1 = ΘV2 Durch die Thermoelektrische Spannungsreihe sind die Seebeck-Koeffizienten KA, KB und KC der Materialien A, B und C gegen Platin gegeben. Die Thermospannung Uth berechnet sich aus der Summe der vier Teilspannungen Uth1, Uth2, Uth3 und Uth4: Uth = Uth1 + Uth2 + Uth3 + Uth4 Mit Uth1 = KC (ΘV –Θ0) Uth2 = KA (ΘM –ΘV) Uth3 = KB (ΘV –ΘM) Uth4 = KC (Θ0 –ΘV) Uth = (KA - KB )( ΘM –ΘV) = KAB ( ΘM –ΘV) ergibt sich: Die entstehende Thermospannung hängt von der Temperaturdifferenz zwischen Messstelle und Vergleichsstelle ab! Die Übergänge (Anschlussstelle = Vergleichsstelle) zum Material C (z.B. Kupferleitungen) müssen auf gleicher und bekannter Temperatur Θvgehalten werden. Die folgenden Thermoelemente sind hinsichtlich der Thermospannung und deren Toleranzen weltweit (IEC), europäisch (EN) und national (DIN) genormt. Element Typ Fe-CuNi (EisenKonstantan) J MaximalTemp. °C 750 Cu-CuNi (KupferKonstantan) T 350 NiCr-Ni (NickelchromNickel) K NiCrSi-NiSi (NicrosilNisil) NiCr-CuNi (NickelchromKonstantan) definiert bis °C 1200 Grenzabweichungen Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 -40...750°C: ±0,004 T -40...750°C: ±0,0075 T - oder ± 1,5°C oder ± 2,5°C - 400 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 -40...350°C: ±0,004 T -40...350°C: ±0,0075 T -200...40°C: ±0,015 T oder ± 0,5°C oder ± 1,0°C oder ± 1,0°C 1200 1370 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 -40...1000°C: ±0,004 T -40...1200°C: ±0,0075 T -200...40°C: ±0,015 T oder ± 1,5°C oder ± 2,5°C oder ± 2,5°C N 1200 1300 E 900 1000 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Pt10Rh-Pt (PlatinRhodiumPlatin) S 1600 1540 Klasse 1 Pt13Rh-Pt (PlatinRhodiumPlatin) Pt30Rh-Pt6Rh (PlatinRhodiumPlatinRhodium) R 1600 1760 B 1700 1820 Tab.5.1.2: wie bei Typ K -40...800°C: ±0,004 T -40...900°C: ±0,0075 T -200...40°C: ±0,015 T oder ± 1,5°C oder ± 2,5°C oder ± 2,5°C 0...1600°C: ±[1+(T-1100°C)0,003] oder ± 1,0°C Klasse 2 -40...1600°C: ±0,0025 T oder ± 1,5°C Klasse 3 wie bei Typ S Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 600...1700°C: 600...1700°C: - ±0,0025 T oder ± 1,5°C ±0,005 T oder ± 4,0°C - Thermoelemente mit Temperaturbereiche und Grenzabweichungen nach DIN IEC 584 bzw. DIN EN 60584 Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 68/73- Fe-CuNi (EisenKonstantan) Cu-CuNi (KupferKonstantan) Tab.5.1.3: L 900 900 0...900°C: ±0,0075 T ± 3,0°C U 600 600 0...600°C: ±0,0075 T ± 3,0°C Thermoelemente mit Temperaturbereiche und Grenzabweichungen nach DIN 43710 (nicht mehr gültig) In Tab.5.1.2 und Tab.5.1.3 sind Thermoelemente mit Messbereichen und Fehlerklassen angegeben. Es gelten jeweils die größeren Toleranzwerte. Die Thermoelemente Typ "L" und "U" sind in der alten Norm DIN 43710 angegeben und treten g e ge nübe rde nTy pe n„ J “und„ T“na c hDI N EN 60584i nde nHi nt e r g r und.Di ej e we i l i g e n Elemente sind aufgrund unterschiedlicher Legierungen nicht kompatibel. Die Maximaltemperatur ist diejenige Temperatur, bis zu der eine Grenzabweichung festgelegt ist. Mit "definiert bis" ist die Temperatur gemeint, bis zu der die Thermospannung genormt ist. Die Empfindlichkeit von Thermoelementen ist i.Allg. geringer als die von Widerstandsthermometern. Beispielsweise beträgt die Empfindlichkeit eines Thermoelements vom Typ K etwa 40µV/K und damit nur 10% des Pt100-Wertes. Bei Thermoelementen, die für hohe Temperaturen geeignet sind (z.B. Typ S oder B), ist die Empfindlichkeit noch wesentlich geringer. Die Überbrückung größerer Entfernungen zwischen Messstelle und Messgerät wird mit sog. Ausgleichsleitungen realisiert. Diese Leitungen bestehen aus denselben Materialien wie die Schenkel des Thermoelements bzw. aus Materialien mit den gleichen thermoelektrischen Eigenschaften, so dass die Temperatur der Anschlussstelle keinen Einfluss auf das Messergebnis hat. Bekannt sein muss die Temperatur Θvder Vergleichsstelle, die sich üblicherweise direkt am Messgerät befindet. Die Temperatur Θv wird häufig mit Widerstandsthermometern erfasst. Abb.5.1.6: Thermoelement mit Ausgleichsleitungen Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 69/73- Tab.5.1.4 zeigt die farbliche Kennzeichnung der Anschlussleitungen nach IEC 584. Thermoelement Max.-Temperatur Fe-CuNi„ J “ 750°C Cu-CuNi„ T“ 350°C NiCr-Ni„ K“ 1200°C NiCr-CuNi„ E“ 900°C NiCrSi-Ni Si„ N“ 1200°C Pt10Rh-Pt„ S“ 1600°C Pt13Rh-Pt„ R“ 1600°C Pt30Rh-Pt 6Rh„ B“ 1700°C Definiert bis 1200°C 400°C 1370°C 1000°C 1300°C 1540°C 1760°C 1820°C Plus-Schenkel Minus-Schenkel Schwarz Weiß Braun Weiß Grün Weiß Violett Weiß Rosa Weiß Orange Weiß Orange Weiß Grau Weiß Tab.5.1.4: Farbliche Kennzeichnung der Anschlussleitungen von Thermoelementen Aufbau von Thermoelementen Es gibt folgende Arten: Ungeschützt: Thermoelement ist ungeschützt, geringe thermische Trägheit, alle elektromagnetischen und umweltbedingten Störungen werden in das Messsystem eingeleitet. Mantelthermoelement geschützt: aber unisoliert, entsprechend der Eigenschaften des Mantelmaterials guter Umweltschutz des Thermoelementes, thermisch träger als ungeschütztes Thermoelement. Mantelthermoelement geschützt und isoliert: zusätzlich gegen Potentialunterschiede zwischen Messstelle und Messgerät geschützt. Aufbau eines industriellen Thermoelementes / Einsatz typisch in der Verfahrenstechnik Mantelrohrmaterialien: Metallisch bis 1150 °C und keramisch bis 1650 °C Typische Einbaufehler Thermoelement taucht nicht ausreichend in das Messobjekt ein, es besteht keine innige Kontaktierung Falsche Auswahl der Ausgleichsleitung Falscher Anschluss der Werkstoffpaarungen Zuleitung unterbrochen Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 70/73- 5.2 Kraftmessung Zur Messung dieser physikalischen Größe sind Messungen mit Dehnungsmessstreifen (DMS) in Messbrücken und mit piezoelektrischen Aufnehmern üblich. 5.2.1 Dehnungsmessstreifen (DMS) Zunächst wird kurz auf die Wheatstonsche Messbrücke (Abb.5.2.1) eingegangen. Die Brücke soll mit der Spannung UB gespeist werden. Dann bilden die Widerstände R1, R2 bzw. R3, R4 jeweils nicht belastete Spannungsteiler. Abb.5.2.1: Wheatstonsche Brücke Für die Messspannung UM ergibt sich: R1 R3 U M U 1 U 3 U B R R R R 2 3 4 1 Sind die Widerstände gleich, so ist die Brücke abgeglichen und es gilt UM = 0V. Dies gilt auch für den Fall R1/R2 = R3/R4. Ändert sich der Widerstand R1 um R1, so ergibt sich eine Änderung der Messspannung nach: R1 R1 R3 U M U B R R R R R 1 2 3 4 1 Mit der Annahme R1/R2 = 1 und R3/R4 = 1 folgt: R1 R1 1 U M U B 2 U B R1 R1 2 2 R1 2 R1 2 R1 R1 4 R1 2 R1 Da i. Allg. 4 R1 >> 2 R1 gilt, ergibt sich: R1 U M U B 4 R 1 In der DMS-Technik kann von gleichen Widerständen (120, 350,...,1000) ausgegangen werden und die Widerstandsänderungen sind relativ klein. Der DMS wird durch seinen k-Faktor beschrieben. Dieser setzt die relative Widerstandsänderung zur relativen Längenänderung des DMS ins Verhältnis: Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 71/73- R k R l l bzw. R l k k R l mit = Dehnung Bei metallischen DMS ist der k-Faktor ca. 2 und aus den DMS-Datenblättern zu entnehmen. Damit kann die Spannungsänderung der Brückendiagonalen nach U U M B k 4 berechnet werden. Beispiel: An einem 70 cm langen Stab aus Gussstahl mit einem Querschnitt von 10 cm2 soll eine Kraft von 100 kN angreifen. Die zugehörige Normalspannung (mechanische Spannung) ist definiert als das Verhältnis von Kraft zu Fläche. F 10 5 N N 3 2 10 8 2 A 10 m m Nach dem Hookeschen Gesetz sind mechanische Spannung und Dehnung proportional über den Faktor E verbunden. Dieser Faktor wird als Elastizitätsmodul bezeichnet. Der Elastizitätsmodul für Gussstahl ist 2 1011 N/m2, so dass sich eine Dehnung ergibt von 8 N 10 m m 2 5 10 4 500 10 6 500 11 E 2 m 10 N 2 m Wegen der angreifenden Kraft wird der Stahlstab um l länger l l 5 10 4 70cm 0,35mm Es ergibt sich mit k = 2 und UB = 5V für eine Viertelbrücke: U U M B k 1,25mV 4 Beim praktischen Einsatz wird UM verstärkt. Bei einem Verstärkungsfaktor von 2000 ergibt sich eine Verstärkerausgangsspannung von 2,5V. Beim Messsystem ist üblicherweise der Proportionalitätsfaktor zwischen Kraft und erzeugter mechanischer Spannung anzugeben, damit die Anzeige in den Kurvenfenstern in N erfolgen kann. In diesem Beispiel ist also 100kN/2,5V=40kN/V als Faktor der Messkette anzugeben. Der Messbereich beträgt bei einem 10VEingangsbereich des Messsystems 400 kN. Alternativ ist die Brückenausgangsspannung je Volt Brückenversorgungsspannung anzugeben. In diesem Fall ist die Brückenempfindlichkeit UM /UB = 1,25mV / 5V = 0,25 mV/V. Das bedeutet, dass sich je Volt Versorgungsspannung bei 100 kN eine Brückenausgangsspannung von 0,25 mV ergibt. Der Messeffekt kann weiter verstärkt werden, falls zusätzliche DMS (Halb- oder Vollbrücke) für die Messung verwendet werden. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 72/73- Kalibrierung von DMS-Schaltungen Die Messkette „ DMS –Brückenschaltung –Verstärker“wandelt die nichtelektrische Messgröße Dehnung in eine elektrische Spannung um. Zwischen den beiden Größen besteht folgender Zusammenhang: Dehnung = Kalibrierfaktor gemessene elektrische Spannung Die quantitative Zuordnung zwischen Ausgang und Eingang der Messkette wird somit durch den Kalibrierfaktor hergestellt, der sich aus einem Kalibriervorgang ergibt: Kalibrierfaktor = gemessene Ausgangsspannung / bekannte, vorgegebene Dehnung In der DMS-Technik ist eine direkte Art der Kalibrierung nicht möglich, da sich eine Dehnung als Referenzwert für die Bestimmung des Kalibrierfaktors nur sehr schwer erzeugen lässt. Stattdessen finden andere Verfahren Anwendung: Kalibrieren mit einem vom Messverstärker gelieferten Signal Kalibrieren mit einem Kalibriergerät direkte Nebenschlusskalibrierung (Shunt-Kalibrierung) Verstärkereigenes Kalibriersignal Einige Messverstärker enthalten Einrichtungen, mit denen ein definiertes Signal in den Messkreis eingespeist werden kann. Der Betrag des Kalibriersignals kann entweder im Dehnungsmaß µm/m oder in Brückenverstimmung mV/V angegeben sein. Da die Einspeisung erst am Verstärkereingang erfolgt, bezieht sich der gewonnene Kalibrierfaktor nicht auf die gesamte Messkette, sondern nur auf den Verstärkerteil ohne DMS und Zuleitungen. Kalibriergerät Um bei der Kalibrierung den Einfluss der Zuleitungen von der Messstelle zur Brücke zu erfassen, den die erste Kalibrierart unberücksichtigt lässt, kann man anstelle des DMS ein im Handel erhältliches Kalibriergerät (z.B. von der Fa. HBM, Abb.5.2.2) in die Messkette einfügen. Derartige Geräte simulieren Dehnungsänderungen durch Widerstandsänderungen. Sie sind auf StandardWiderstandswerte (z.B. 120) festgelegt und erlauben die Vorgabe einzelner Stufen durch einfaches Umschalten. Eine Messreihe, bei der zu vorgewählten Widerstandsänderungen (also Schalterstellungen) die zugehörigen Verstärkerausgangsspannungen registriert werden, liefert hier die Basis zur Bestimmung des Kalibrierfaktors, beispielsweise mittels linearer Regression. Dieser ist eventuell noch zu korrigieren, wenn nämlich der k-Faktor des DMS nicht mit dem des Kalibriergerätes von k = 2,00 übereinstimmt. Nach der Kalibrierung wird das Gerät aus der Messkette entfernt und der DMS angeschlossen. Abb.5.2.2: Beispiel eines DMS-Kalibrators für 120und 350 DMS Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck - 73/73- Nebenschlusskalibrierung Auch diese Kalibrierung arbeitet mit Widerstandsänderungen zur Simulation von Dehnungen. Sie erfolgt aber direkt am DMS durch Parallelschalten von bekannten Widerständen entsprechend der Gleichung R1 U M U B 4 R1 Hierin stellt R1 die Widerstandsänderung dar, die sich durch Parallelschalten des ShuntWiderstandes Rs mit R1 ergibt. Es gilt R R R1 1 S R1 R1 RS Damit wird die Dehnung 1 R 1 RS 1 k R k R1 RS Für R1 = 120, Rs = 220k, k = 2 ergibt sich eine Dehnung = -268,55 m/m. Elektronische Messtechnik EMT4 Prof. Dr.-Ing. Th. Reck