George Benjamin WRITTEN ON SKIN Oper in drei Teilen Libretto von Martin Crimp nach dem anonymen okzitanischen Erläuterungstext Guillem de Cabestanh – Le cœur mangé aus dem 13. Jahrhundert Miriam Clark, Sopran (Agnès) Terry Wey, Countertenor (Angel 1 / The Boy) Susanne Blattert, Mezzosopran (Angel 2 / Marie) Tamás Tarjányi, Tenor (Angel 3 / John) Avaz Abdullayev, The Protector Beethoven Orchester Bonn Hendrik Vestmann, Dirigent Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka, Regie Eine Veranstaltung des Theater Bonn in Kooperation mit dem Beethovenfest Bonn. Premiere am 29. September 2013, 18 Uhr, Oper Bonn Weitere Aufführung im Rahmen des Beethovenfestes Bonn am 4. Oktober, 19.30 Uhr, Oper Bonn Spätestens mit seiner preisgekrönten Rattenfänger-Oper INTO THE LITTLE HILL im Jahre 2006 hatte der 1960 in London geborene George Benjamin nachhaltig auf sich als Schöpfer packenden zeitgenössischen Musiktheaters aufmerksam gemacht. Seit der von Publikum wie Presse gleichermaßen gefeierten Uraufführung von WRITTEN ON SKIN im Rahmen des Festival d’Aixen-Provence am 7. Juli 2012 ist klar, daß er zusammen mit Jonathan Dove, Marc-Anthony Turnage und Thomas Adès zu den führenden nicht nur britischen Opernkomponisten dieser Generation gehört. Die vielfach auch andernorts nachgespielte Uraufführungsproduktion löste allenthalben Begeisterung aus; die Oper Bonn präsentiert hiermit die erste Neuinszenierung dieses Sensationserfolges. Kernstück ist eine bekannte Sage aus dem 13. Jahrhundert, die Geschichte des Troubadours Guillem de Cabestanh, die in einem anonymen okzitanischen Prosatext, einem „razo“ überliefert wurde: Guillem war der Geliebte der Seremonda, der Gattin des Raimon de Castel Rossillon. Ihr Ehemann entdeckte den Betrug und gab seiner Frau das Herz des Guillem zu essen. Als er ihr sagte, was sie gegessen hatte, stürzte sie sich aus dem Fenster. Die Legende hielt Einzug in Boccaccios Decamerone und andere Werke, Guillem gilt seither als das Urbild des provenzalischen Troubadours, sein Schicksal ist ein tragisches Exempel. In seiner Einführung zu WRITTEN ON SKIN beschreibt Librettist Martin Crimp, in welcher Weise er diesen sinistren Stoff der Gegenwart anverwandelt hat: Ein reicher Landbesitzer lädt einen Künstler zu sich nach Hause ein, wo dieser ein illuminiertes Buch kreieren soll. Der Landbesitzer möchte, dass das Buch die gewaltsamen Aktionen unter seiner politischen Herrschaft in Bildern festhält und gleichzeitig die friedvolle, heimische Ordnung, die er sehr genießt, für die Ewigkeit erhält. Verkörpert wird diese Ordnung von seiner Frau Agnès, ihrer Bescheidenheit und ihrem kindlichen Gehorsam. Die Entstehung des Buches wird jedoch zum Katalysator rebellischer Gefühle der Frau. Nach ihrem ersten erfolgreichen Versuch, jemanden zu verführen, nutzt sie ihre neue intime Verbindung mit dem Künstler, um den Inhalt des Buches selbst zu beeinflussen, indem sie ihren Mann zwingt, sie so zu sehen, wie sie wirklich ist – damit legt sie den Grundstein für einen außergewöhnlichen finalen Mißachtungsakt. In Form einer provenzalischen Geschichte aus dem dreizehnten Jahrhundert, wahrgenommen mit den leidenschaftslosen Augen der Engel im 21. Jahrhundert, spürt WRITTEN ON SKIN den verstörenden Konsequenzen der Selbsterkenntnis nach und untersucht die Grenzen der Macht, die ein menschliches Wesen über ein anderes haben kann. Martin Crimp