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gesundheit.augen
Sommerzeit ist Weidezeit – und
damit auch die Zeit, in der es
durch Insekten, trockene Luft und
lang anhaltende Sonneneinstrahlung
besonders häufig zu Reizungen der
empfindlichen Pferdeaugen kommt.
Augen zu und durch?
Augenkrankheiten beim Pferd
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L
angsam aber stetig werden die Tage
wieder länger, die Temperaturen wärmer – und die Weidezeit steht vor
der Tür. Doch auch der Sommer hat seine
Schattenseiten, ruft er doch die ungeliebten
Insekten auf den Plan. Die Attacken von Fliegen, Mücken und Co. konzentrieren sich vor
allem auf die Gegend rund um die empfindlichen Pferdeaugen. So erhöht sich vor allem
die Gefahr von Bindehautentzündungen im
Sommer immens. Ein Überblick über die
häufigsten Erkrankungen am und im Pferdeauge.
„Es gibt verschiedene, signifikante Anzeichen dafür, dass mit dem Pferdeauge etwas nicht stimmt“, so Dr. Christine Gaedke
von der Pferdepraxis Kaminski in Bochum.
Blinzelt das Pferd ungewöhnlich häufig
oder kneift es das Auge zu, ist eine Verletzung oder Erkrankung des Auges mehr als
wahrscheinlich. „Als Pferdebesitzer sollte
man täglich kontrollieren, ob das Auge des
Pferdes tränt oder sich weißlicher oder gelber Ausfluss absondert“, rät die Tierärztin.
Lichtempfindlichkeit sei ebenfalls ein Alarmzeichen, genauso wie gerötete Bindehaut
oder milchige Trübungen bis hin zu Blaufärbungen der Hornhaut. Versucht das Pferd
sich am Auge zu scheuern, deutet das auf
Juckreiz und damit ziemlich sicher auch auf
eine Problematik am oder im Auge hin.
Augen-Kontrolle
Leuchtet man mit einer Taschenlampe ins
Pferdeauge, sollte die Pupille sich zusammenziehen. Erfolgt kein Zusammenziehen,
sondern bleibt die Pupille weit gestellt
(Mydriasis), ist das Pferd nur eingeschränkt
sehfähig. Bleibt die Pupille hingegen eng
stehen, handelt es sich um eine Miosis.
Der mit dieser Engstellung einhergehende
Schmerz sorgt für einen Muskelkrampf, der
die Schmerzen noch einmal verstärkt. „Ein
Teufelskreis, aus dem man dem Pferd nur
mit einer medikamentösen Weitstellung
der Pupille helfen kann“, erklärt Christine
Gaedke. „Unterlässt man diese Behandlung,
kann es zu Verklebungen zwischen Linse
und Iris kommen.“
Foto: Pemag
Bindehautentzündung
Wenn das Wetter schöner wird und die Insekten in Scharen ausschwirren, häufen sich
auch wieder die Anrufe bei den Tierärzten:
Tränende, geschwollene und gerötete Augen
sind in dieser Zeit keine Seltenheit. Häufigster Grund für diese Beschwerden ist eine
Entzündung der Schleimhaut des Auges,
eine Bindehautentzündung – im Fachjargon Konjunktivitis genannt. Bindehautent-
zündungen zählen zu den Erkrankungen der
äußeren Anteile des Auges und treten oft beidseitig auf. „Bei einseitigem Auftreten ist die Ursache häufig ein Insektenstich, der zu starken
Schwellungen im Bereich des Auges führen
kann“, so Gaedke. „Es kann sich aber auch um
einen leichten Hornhautdefekt handeln.“ Da
die Bindehaut direkt an die Hornhaut angrenzt,
erkrankt diese schnell mit. Bindehautentzündungen sind daher keineswegs als Bagatellen zu
betrachten.
Symptome
Im gesunden Zustand ist die Bindehaut blassrosa, glatt und glänzend. Bei Erkrankungen
verfärbt sie sich rot, wirkt glasig und quillt
manchmal hervor. Ist die Bindehaut entzündet, schwillt das betroffene Lid an. Das Pferd
ist bestrebt, das schmerzende Auge möglichst
geschlossen zu halten, Augen und Umgebung
sind vermehrt warm. Das erkrankte Auge tränt
in der Regel, wobei der Ausfluss klar, weiß oder
gelblich sein kann. „Gelblicher Augenausfluss
weist meist auf eine bakterielle Entzündung
hin, die durch eine Pilzinfektion noch verkompliziert werden kann“, warnt die Tierärztin. Um
Schmerz und Juckreiz zu bekämpfen, versucht
das Pferd sich meistens am betroffenen Auge zu
schubbern. „Bei einer akuten Bindehautentzündung kann durch die Abwehrprozesse die Tränenflüssigkeit klebrig und dickflüssig werden
oder die Schleimhaut so stark anschwellen, dass
der Tränen-Nasen-Kanal verstopft. In der Folge
tränt das Auge dann permanent, die Haut unter
dem nasenseitigen Augenwinkel verkrustet und
die Haare fallen aus.“
Ursachen
Bindehautentzündungen können durch irritative Prozesse aller Art ausgelöst werden.
„Häufigster Auslöser sind in der Weidesaison
tatsächlich Insekten. Allerdings steht auch hier
die mechanische Irritation als Ursache im Vordergrund. Durch die Insekten ins Auge eingebrachte Bakterien sind nur sekundäre Auslöser
von Bindehautentzündungen, “ erklärt Dr. Christine Gaedke. Aber auch Zugluft, starker Wind,
Kälte, Rauch oder Ammoniakdämpfe reizen
die Augen stark und kommen als Ursachen in
Betracht. „Auch die Einwirkung von Fremdkörpern spielt eine große Rolle: Sowohl ins Auge
gelangte Stroh- oder Heuschnipsel als auch
Staubpartikel können Bindehautentzündungen
auslösen. In seltenen Fällen kann auch ein Befall mit Habronema Larven ursächlich sein. Wie
bei uns Menschen sind oft allergische Prozesse
beteiligt, sehr häufig spielt Pollenflug eine entscheidende Rolle.“
Behandlung
Bei nur leichter Symptomatik – also nur leicht
geröteter Bindehaut und klarer, glatter Hornhaut – kann mit rezeptfrei in der Apotheke
oder beim Tierarzt erhältlichen
Augensalben selbst behandelt
werden. „Aber es dürfen niemals
angebrochene Medikamente am
Auge verwendet werden“, warnt
die Veterinärmedizinerin. Also:
Nicht wieder die Augensalbe von
der letzten Entzündung hervor
kramen, sondern eine frische
Salbe besorgen und verwenden. „Kortisonhaltige Präparate
sollten allerdings niemals ohne
tierärztliche Untersuchung angewendet werden.“ Halten die
Symptome länger als ein bis zwei
Tage an, sollte der Tierarzt sowieso zu Rate gezogen werden.
Christine Gaedke dazu: „Das
Risiko einer Verschleppung oder
einer Verwechslung mit einer
symptomähnlichen anderen Erkrankung des Auges ist einfach
zu hoch, um auf eigene Faust
weiter zu behandeln und rumzuprobieren.“ Der Tierarzt wird
das Pferdeauge mit einer speziellen Lichtquelle und einer Lupe
untersuchen, das Auge und die
tränenableitenden Wege reinigen
und eventuell eine mikrobiologische Untersuchung einer Tupferprobe vornehmen. In jedem
Fall wird er die Hornhaut anfärben, um mögliche Schäden sichtbar zu machen.
Die Symptome der Entzündung werden mit entsprechenden Salben behandelt, da-
Bis der Tierarzt kommt
Hat Ihr Pferd sich eine Verletzung am Auge zugezogen, können Sie
schon einiges tun, während Sie auf den Tierarzt warten.
- Bringen Sie Ihr Pferd in eine dunkle Box.
- Lassen Sie auf keinen Fall zu, dass das Pferd sich scheuert!
- Lässt es das Pferd zu, spreizen Sie mit Ihren Fingern vorsichtig
das Lid und suchen Sie nach Fremdkörpern wie Grassamen,
Stroh oder ähnlichem. Ist der Fremdkörper locker, ziehen Sie ihn
vorsichtig Richtung des inneren Augenwinkels heraus. Sitzt er fest,
überlassen Sie das dem Tierarzt. Wehrt das Pferd sich gegen Ihren
Versuch, das Auge zu inspizieren, versuchen Sie nicht, das Auge
mit Gewalt zu öffnen, sondern warten auf den Tierarzt.
- Geben Sie noch keine Tropfen oder Salben in das verletzte Auge!
neben ist es vor allem wichtig,
die Ursache für die Erkrankung
herauszufinden und abzustellen. Bei einer massiven Bindehautschwellung und deutlichen
Schmerzanzeichen muss das
Pferd zusätzlich systemisch mit
Entzündungshemmern versorgt
werden. Ist der Tränen-NasenKanal verschlossen, können Spülungen notwendig sein.
Die Schmerzen und das Unwohlsein des Pferdes bei einer akuten
Bindehautentzündung können in
einer staubarmen, zugfreien und
eventuell abgedunkelten Box (vor
allem bei Lichtempfindlichkeit zu
empfehlen) etwas gelindert werden.
Treten Bindehautentzündungen
als Begleiterscheinung anderer
Erkrankungen bzw. Infektionen
auf, hilft die alleinige Behandlung ihrer Symptome nur selten.
In diesem Fall muss vor allem
die auslösende Krankheit behandelt werden.
Hornhautverletzungen
Verletzungen der Hornhaut
können zu jeder Jahreszeit gleichermaßen vorkommen und
entstehen in der Regel durch das
äußere Einwirken von Fremdkörpern. Die Hornhaut kann
leicht verletzt werden, wenn das
Pferd sich zum Beispiel beim
Wälzen oder Scheuern an einem
Pferdeaugen sind empfindlich – Erkrankungen oder Verletzungen am Sehorgan sollten niemals
auf die leichte Schulter genommen werden.
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Ast oder einem anderen spitzen
Gegenstand stößt oder dieser sogar ins Auge eindringt. Oftmals
ziehen
Hornhautverletzungen
sekundär auch Bindehautentzündungen nach sich. Ist die
Hornhaut verletzt, ist es besonders wichtig, möglichst schnell
die Tiefe der Verletzung abzuschätzen und in jedem Fall einen
Tierarzt hinzuziehen.
Symptome
Hornhautverletzungen werden
durch die typischen Symptome
von Augenerkrankungen signalisiert: Lichtempfindlichkeit, Tränenfluss und Juckreiz. Da Verletzungen an der Hornhaut sehr
schmerzhaft sind, versuchen die
Pferde das betroffene Auge geschlossen zu halten. Hornhautverletzungen können zur Erblindung führen. Da die Symptome
sich auf den ersten Blick kaum
von denen einer vergleichsweise harmlosen Bindehautentzündung unterscheiden lassen,
ist bei Augenerkrankungen
grundsätzlich zu Vorsicht geraten. Verletzungen der Hornhaut
sollten stets vom Tierarzt behandelt werden – bis dieser eintrifft
sollten weder Salben noch Tropfen oder andere Medikamente in
das Auge eingebracht werden.
Foto: PEMAG, Wentscher
Behandlung
Defekte lassen sich sichtbar machen, indem die gesamte Hornhaut mit Fluoreszin angefärbt
wird. Dr. Christine Gaedke: „Der
grüne Farbstoff haftet nur da,
wo die Hornhaut beschädigt ist.
Die intakten Bereiche der Hornhaut entfärben sich automatisch
wieder. So können Verletzungen
leicht diagnostiziert werden.“
Behandelt werden Hornhautverletzungen mit Salben, die die
natürliche Heilung unterstützen
und vor Infektionen schützen.
Dazu werden in der Regel antibiotische und Vitamin A oder
Panthenol enthaltende Augensalben verwendet, die möglichst
häufig in das Auge appliziert
werden müssen. „Mindestens
viermal täglich“, lautet der Rat
der Tierärztin. „Um Verklebungen zu verhindern, wird außerdem durch die Verabreichung
von Atropin die Pupille weit ge-
Fliegen und andere Insekten können im Sommer die Augen des Pferdes verstärkt reizen und zum Beispiel
Bindehautentzündungen auslösen.
stellt. Je nach Schmerzhaftigkeit
ist eine zusätzliche systemische
Behandlung mit Entzündungshemmern notwendig.“ Wird das
Pferd sowohl mit Tropfen als
auch mit Salbe behandelt, sollte
die richtige Behandlungsreihenfolge eingehalten werden: Erst
Tropfen, dann Salbe.
Kortisonhaltige Salben behindern hingegen die Heilung
der äußeren Hornhautschicht
und dürfen nicht angewendet
werden – sie können Hornhautverletzungen sogar ausweiten.
Bei schweren Verletzungen und
starkem Scheuerdrang kann es
hilfreich sein, dem Pferd einen
Augenschutzverband anzulegen.
„Wenn die Hornhaut so tief verletzt ist, dass eine vollständige
Hornhautperforation droht, muss
genäht werden“, erklärt Christine Gaedke. „Dabei wird nur selten die Hornhaut selbst genäht,
sondern in der Regel eine Bindehautplastik durchgeführt. Dabei
wird ein Teil blutige Bindehaut
auf der Hornhautverletzung platziert, so dass diese besser mit
Blut und Nährstoffen versorgt
wird und so zur Heilung angeregt wird.“ Ist der „worst case“
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Periodische Augenentzündung
Eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen aller oder einzelner Teile der mittleren Augenhaut (Uvea) ist die Periodische Augenentzündung, auch Mondblindheit oder in Fachkreisen Equine Rezidivierende Uveitis genannt. Es handelt sich dabei um eine wiederholt
auftretende Entzündung, die im Endstadium zur Erblindung führt.
Periodische Augenentzündung, kurz PA, kann ein- oder beidseitig
auftreten.
Symptome
„Man unterscheidet je nach Lage der Entzündung zwischen vorderer
und hinterer Uveitis“, erläutert Tierärztin Dr. Christine Gaedke. „Ist
vor allem der vordere Bereich, also die Iris betroffen, zeigt sich das
durch Tränenfluss, häufiges Zusammenkneifen des Auges und Lichtempfindlichkeit, eventuell auch durch rote Bindehäute, Hornhauttrübung und eine Engstellung der Pupille, durch die es auch schon
zu Verklebungen zwischen Iris und Linse gekommen sein kann. Erkrankt das Pferd hingegen an einer hinteren Uveitis, sind vor allem
Ziliarkörper und Aderhaut betroffen. Das Auge ist in diesem Fall
kaum schmerzhaft, wodurch die Krankheit im Anfangsstadium oft
nicht bemerkt wird.“ Die entzündlichen Veränderungen lassen sich
dann nur mit Hilfe des Augenspiegels erkennen, manchmal ist sogar
eine Ultraschalluntersuchung erforderlich. So etwas lässt man aber
nicht vornehmen, ohne einen Verdacht zu haben. Daher werden gerade die Periodischen Augenentzündungen im hinteren Bereich oft
zu spät entdeckt – nämlich erst dann, wenn der Glaskörper bereits
begonnen hat, sich zu verflüssigen und/oder die Netzhaut sich ablöst.
Meistens treten die Krankheitsanzeichen gerade am Anfang nur
während akuter Schübe auf – dazwischen kann das betroffene Auge
durchaus normal aussehen. In der Regel werden die Symptome aber
mit jedem Schub heftiger, das Auge kann sich verkleinern oder die
Hornhaut bläulich verfärben.
Ursachen
Der Grund für das Auftreten von Periodischer Augenentzündung ist
wissenschaftlich bisher nicht eindeutig geklärt. Neben einer Überempfindlichkeit gegenüber Leptospiren – einer Art von Bakterien,
die vor allem von Kleinnagern übertragen werden – wird auch das
Einwirken anderer Bakterien, Viren und einiger Parasiten in Zusammenhang mit dem Auftreten von Periodischer Augenentzündung gebracht. Nicht immer lassen sich Leptospiren als Ursache nachweisen.
Krankheitsverlauf
Die Schübe dauern bei konsequenter Behandlung etwa zwei Wochen an. Sie können in ganz unterschiedlichen Intervallen auftreten:
„Der nächste Schub kann schon eine Woche nach dem Abklingen
der Symptome auftreten. Es kann aber auch mehrere Jahre dauern,
bis die Krankheit wieder ausbricht“, so die Veterinärmedizinerin.
Allerdings verkürzen sich die Intervalle mit dem Fortschreiten der
Krankheit, denn die Erreger werden bei der Behandlung lediglich
eingedämmt, nicht aber vernichtet – sie verbleiben also im Glaskörper. In Stresssituationen vermehren sich die Erreger dort dann oder
reagieren mit körpereigenen Abwehrstoffen (Immunkomplex) und
lösen so den nächsten Schub aus. Ist anfangs nur ein Auge betroffen,
erkrankt das andere häufig später auch. Durch eine dauerhafte Engstellung der Iris kann es – vor allem wenn keine Behandlung erfolgt
– mehr und mehr zu Verklebungen kommen, unter der die Durch-
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lässigkeit der Linse leidet. Mit Fortschreiten der Erkrankung bilden
sich Entzündungsprodukte im Glaskörper, im Endstadium löst dieser
sich auf. Durch den Verlust des Platzhalters kommt es in der Regel
zu einer Ablösung der Netzhaut. Das heißt die Pferde sehen zunächst
mehr und mehr verschwommen bis sie nur noch hell und dunkel sehen können und letztlich vollkommen erblinden.
Behandlung
Akute Schübe werden mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Die Pupille wird mit AtropinAugentropfen weit gestellt, um Verklebungen zu verhindern. „Bei
der Behandlung mit Atropin muss das Auge unbedingt vor direkter
Sonneneinstrahlung geschützt werden“, rät Christine Gaedke, „denn
durch das medikamentöse Weitstellen der Pupille kann das Auge
nicht mehr auf Lichteinwirkung reagieren. Da die Schübe für das
Pferd sehr schmerzhaft sind, ist in der Regel aber sowieso Stallruhe
Endstadium Periodischer Augenentzündung: Das Auge ist deutlich
verkleinert, die Nickhaut fällt vor, die Wimpern reiben auf der bläulich
verfärbten Hornhaut, das Auge tränt und die Haare unter dem Auge
sind ausgefallen.
Vorsorgemaßnahmen
Periodischer Augenentzündung kann man als Pferdehalter im
Prinzip nicht vorbeugen – außer mit einer generellen Stärkung der
Abwehrkräfte und einer guten Stallhygiene. Verletzungen der Hornhaut kann man ebenfalls nur in sehr geringem Maße vorbeugen,
indem man Box, Weide, Auslauf etc. regelmäßig nach Gegenständen absucht, an denen sich die Vierbeiner verletzen könnten. Da
Hornhautverletzungen aber auch schon durch sehr kleine Ästchen
oder ähnliches ausgelöst werden können, wird immer ein Restrisiko
erhalten bleiben – egal wie akribisch man bei seiner Suche vorgeht.
Allerdings gibt es einige einfache Maßnahmen, mit denen man vor
allem Bindehautentzündungen vorbeugen kann:
- Halten Sie die Insekten von den empfindlichen Pferdeaugen fern
(speziell für den Bereich um die Augen empfohlene Insektenschutzmittel, Fliegenschutzmasken).
- Kontrollieren Sie die Augen Ihres Pferdes täglich und entfernen Sie
eventuell vorhandenen Ausfluss.
- Impfen und entwurmen Sie Ihr Pferd regelmäßig.
- Achten Sie vor allem auf die Stallhygiene: In einem sauberen und
luftigen Stall gibt es deutlich weniger Insekten, mit täglichem
Misten vermeiden Sie zudem Ammoniakdunst, der die Schleimhäute reizt. Außerdem ist ein sauberer Stall für Ratten und Mäuse als
Überträger von Leptospiren und Co. weniger interessant.
- Reiten Sie Ihr Pferd nicht auf staubigem Boden – Staub reizt die
Schleimhäute ebenfalls!
Fotos: www.pferdepraxis-kaminski.de, privat
eingetroffen und die Hornhaut schon perforiert, tritt Kammerwasser
aus und es können innere Teile des Auges vorfallen und verkleben.
In diesem Fall muss das Pferd sofort in eine Klinik gebracht werden,
wo meistens der ganze Augapfel entfernt werden muss.
gesundheit.augen
Anatomie-Exkurs: Das Auge des Pferdes
kann diese und die folgenden
Schichten beschädigt werden und
das Auge in der Folge „auslaufen“.
Das Pferdeauge besteht aus dem
Augapfel (dem eigentlichen Auge),
dem Sehnerv und dem Sehzentrum im Gehirn. Der Sehnerv leitet
die Informationen weiter, die vom
Sehzentrum verarbeitet werden.
Neben Augapfel, Sehnerv und
Sehzentrum gibt es am Auge des
Pferdes Muskeln zur Bewegung
des Augapfels, die Augenlider,
die vor allem eine Schutzfunktion
erfüllen, und den Tränenapparat.
Der Augapfel lässt sich in äußere,
mittlere und innere Augenhaut
aufteilen. Die äußere Augenhaut
wird durch die weiße Lederhaut
(Sclera) und die (im Normalzustand) durchsichtige Hornhaut
(Cornea) gebildet, wobei die Sclera
den hinteren Teil des Augapfels
umrahmt und die Hornhaut den
vorderen Bereich des Auges. Die
Lederhaut gibt dem Auge seine
konstante Form. Durch tiefere
Stich- oder Schnittverletzungen
Die mittlere Augenhaut wird auch
Uvea genannt und besteht aus
Aderhaut (Chorioidea), Ziliarkörper (Corpus ciliare) und Iris (Regenbogenhaut). Die Aderhaut kleidet den hinteren Teil des Augapfels
innen aus und ist für die Ernährung
der darüber liegenden Netzhaut
zuständig. Der Ziliarkörper ist der
Aufhängeapparat der Linse und
dient der Akkomodation, das heißt
er ist dafür zuständig, von nahem
auf weites Sehen (und umgekehrt)
umzustellen. Dieser Prozess
des „Scharfstellens“ wird durch
(automatisches) An- und Abspannen des Ziliarmuskels und eine
dadurch veränderte Krümmung
der Linse vorgenommen und heißt
Akkomodation. Der Ziliarkörper
ist zudem für die Produktion von
Kammerwasser zuständig. Die Iris
ist pigmentiert, was nach außen
hin als „Augenfarbe“ sichtbar ist,
und hebt sich von der äußeren
Augenhaut ab. Sie liegt zwischen
Hornhaut und Linse und hat in der
Mitte eine querovale Öffnung, die
so genannte Pupille. Die Iris reguliert den Lichteinfall in das Auge
angesagt.“
Jegliche Behandlung bekämpft aber nur die Symptome, nicht die
eigentliche Ursache der Erkrankung. Aus der Humanmedizin wurde allerdings eine Operationsmethode, die so genannte Vitrektomie,
die Entfernung des Glaskörpers, übernommen. Rechtzeitig vor einer
starken Schädigung des Auges vorgenommen, kann dieser Eingriff
nicht nur neue Schübe verhindern, sondern auch die Sehkraft erhalten. Bei der Vitrektomie wird die gallertartige Masse, in der die Erre-
und trennt die vordere von der
hinteren Augenkammer. Vor allem
am oberen Pupillenrand bildet die
Iris auffällige Traubenkörner, die
den direkten Lichteinfall von oben
verhindern. Große Gefahr bergen
entzündliche Augenerkrankungen
durch mögliche Verklebungen
zwischen Iris und Linse.
Die innere Augenhaut wird auch
Netzhaut genannt. Diese Schicht
von Nervengewebe bildet den
Augenhintergrund. Die an der
Oberfläche der Netzhaut liegenden
Sehzellen wandeln das auftreffende Licht in Nervenimpulse um.
So werden mit Hilfe der Netzhaut
Formen, Farben und hell/dunkel
Unterschiede wahrgenommen.
Im Inneren des Auges befinden
sich vor der Linse die vordere
und hintere Augenkammer und
hinter der Linse der Glaskörper.
Die Linse ist ein glasartiges, wie
der Name sagt linsenförmiges
Organ. Sie ist über Fasern (die
so genannten Zonulafasern) mit
dem Ziliarkörper verbunden. Der
Glaskörper wird aus etwa 28
Millilitern gallertartiger Masse
gebildet und erfüllt eine Platzhalterfunktion.
Die Augenlider sind auf der Innenseite mit Schleimhaut überzogen,
der so genannten Bindehaut.
Durch den Lidreflex – die unwillkürliche Lidschließung aufgrund
äußerer Reize – wird die Hornhaut
des Auges wie bei uns Menschen vor äußeren Einwirkungen
geschützt. Mit dem Lidschlag wird
außerdem die Tränenflüssigkeit
verteilt und so die Hornhaut
gesäubert und feucht gehalten.
Wird zu viel Flüssigkeit produziert, sammeln sich die Reste im
inneren Augenwinkel und fließen
über den Tränennasengang in den
unteren Winkel des Nasenlochs
ab. Im nasenseitigen Augenwinkel
befindet sich mit der Nickhaut ein
drittes Augenlid, der mit Bindehaut
überzogene Blinzknorpel.
Das Auge des Pferdes ist durch
seine Lage in der knöchernen Augenhöhle mit einem Fettpolster
darin weitgehend gegen Druck
und äußere Gewalteinwirkung
geschützt. Trotzdem kommt es
häufig zu Entzündungen oder Verletzungen an den empfindlichen
Pferdeaugen. Grundsätzlich gilt:
Augenerkrankungen oder –verletzungen sollten nicht auf die leichte
Schulter genommen werden.
ger enthalten sind, durch eine künstliche Masse ersetzt.
Ist ein Auge bereits erblindet, gilt es im Einzelfall zu entscheiden, ob es herausgenommen wird. Ein blindes Auge nützt dem Pferd
nichts, verursacht bei akuten Schüben aber weiterhin Schmerzen.
Dem Pferd geht es dann einäugig in aller Regel besser.
Meike Jakobi
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6-2010 RHEINLANDS REITER+PFERDE 33
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