Krankenbericht

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Krankenbericht
Im Rahmen der Intensivklinik in der Chirurgischen Veterinärklinik, Chirurgie des Pferdes und Lehrschmiede
wurde dieser Krankenbericht am XXX angefertigt.
Von
XXXXX & XXXXXX
(9.Semester)
(7.Semeseter)
Die Untersuchung findet in der Zeit von 10.00 Uhr bis 10.45 Uhr statt. Bei dem Patienten handelt es sich um
einen Trakehnerhengst mit der Kliniksnummer XXXX.
Besitzer des Tieres ist Herr x aus y.
Anamnese:
Signalement:
1 Jahr alter dunkelbrauner Trakehnerhengst, Name "XXX, Gewicht ca. 400kg, Größe ca. 145 cm. Abzeichen:
regelmäßiger Stern, hinten links Ballen und Krone innen weiß, Huf hinten links weiß gestreift. Das Zahnalter ist
mit den Angaben im Equidenpass übereinstimmend. Das Pferd hat einen Trakehnerbrand (Elchschaufeln) am
linken Hinterschenkel.
Seit 10 Tagen zeigt das Pferd beidseitigen Nasenausfluss und seitdem sind auch die Augen angeschwollen.
Außerdem sind die Lymphknoten am Hals mittelgradig angeschwollen. Vom Haustierarzt wurde Augensalbe
und schwarze Salbe für die Lymphknoten verordnet. Es trat keine Besserung ein. Das Pferd ist gegen Influenza
und Tollwut geimpft, der Equidenpass liegt vor. Eine Entwurmung ist in der letzten Zeit nicht erfolgt.
Verwendungszweck: unbekannt.
Allgemeine Untersuchung:
Das Verhalten ist ruhig und aufmerksam. Die Haltung des Tieres ist physiologisch und alle vier Gliedmaßen
werden gleichmäßig belastet. Das Pferd ist komplett unbeschlagen. Die Gliedmaßenstellung ist regelmäßig und
die Hufe sind zum Fesselstand passend. Der Ernährungszustand ist gut. Der Pflegezustand ist mäßig. Die
Atemfrequenz beträgt 20/minute, die Atmung ist kräftig und kostoabdominal, es sind keine Atemnebengeräusche
feststellbar und Husten ist nicht auslösbar. Der Hengst zeigt leichten serösen Nasenausfluss aus beiden Nüstern.
Die Pulsfrequenz beträgt 50/minute und ist gleichmässig, regelmässig und stimmt mit der Herzfrequenz überein.
Die A. facialis ist gut gefüllt und gut gespannt. Die Herztöne sind regelmäßig, gleichmäßig, gut abgesetzt und es
sind keine Nebengeräusche feststellbar. Die Körperinnentemperatur beträgt 37,8°C. Die Schleimhäute außer der
Lidbindehaut sind blassrosa, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die kapilläre Rückfüllungszeit
beträgt eine Sekunde. Die Vv. jugulares ext. sind beide anstaubar und es liegt kein Anzeichen einer Entzündung
vor. Die Episkleralgefäße sind verwaschen, die Lnn mandibularis sind schlecht verschieblich und mittelgradig
vergrößert, die Lnn retropharyngeales und die Lnn parotidei sind ohne besonderen Befund. Die Peristaltik ist in
allen vier Quadranten gut. Das Allgemeinbefinden ist leicht gestört.
Spezielle Untersuchung des Auges:
Kopf, Schädel, Orbitalgegend:
Die Haltung des Kopfes ist physiologisch, die Umgebung der Augen ist beidseitig mittelgradig angeschwollen
und vermehrt warm. Die Augenumgebung ist schmerzhaft, in den beiden nasalen Augenwinkeln ist seromuköser
Ausfluss vorhanden.
Augenlider:
Der Lidschluss erfolgt vollständig und beidseitig ca. 10 mal in der Minute. Der Lidschlussreflex ist vorhanden.
Die Lidränder sind etwas verdickt aber sonst ohne besonderen Befund.
Bindehaut:
Die Schleimhaut ist gerötet, vermehrt feucht, leicht geschwollen und mit kleinen mucösen Schleimauflagerungen
versehen. Die Konjunktivalgefäße sind beidseitig injiziert, links ist ein leichter Nickhautvorfall feststellbar.
Augapfel:
ohne besonderen Befund.
Hornhaut:
Oculus dexter:
Feucht, glatt, reflektierend, durchsichtig bis auf eine 11mm mal 9mm große, undurchsichtige grau-weiße
Hornhauttrübung, die sich bei der Fluoreszinprobe grün anfärbt.
Oculus sinister:
feucht, glatt, reflektierend, etwas matt, bis auf eine 10mm mal 8mm große Hornhauttrübung mit
Blutgefäßeinsprossung, die sich auch während der Fluoreszinprobe grün anfärbt. Der Ductus nasolacrimalis ist
beidseitig durchgängig.
Pupille und Iris:
Die Iris ist dunkelbraun und zirkulär gezeichnet, Traubenkörner sind am oberen Rand der Pupille zu finden und
sind ca. 4mm groß. Der Pupillarreflex ist vorhanden.
Linse:
aufgrund der Hornhauttrübung beidseitig nicht erkennbar.
Glaskörper:
soweit einsichtbar ohne besonderen Befund
Augenhintergrund:
Tapetum lucidum gelbgrün gefärbt, Pupille rund, Blutgefäße um die Pupille in einem sonnenstrahlartigen Muster
verteilt.
Reflexe:
Corneal-, Lidschluß. und Drohreflex sind beidseitig vorhanden.
Weiterführende Untersuchungen:
Bakteriologische Untersuchung von Augen- und Lymphknotentupfer: Es konnte Streptococcus equi subspezies
zooepidemicus nachgewiesen werden.
Virologische Untersuchung: Negativ
Parasitologische Kotuntersuchung: Negativ
Diagnosen:
1. beidseitiger Hornhautulkus
2. beidseitige Keratokonjunktivitis
3. beidseitiges Lidödem
Differentialdiagnosen:
zu 1.
a.) penetrierende Hornhautverletzung
b.) Hyphaema
c.) Rezidivierende Uveitis
d.) Blue Eye Syndrom
zu 2.
Conjunctivitis follicularis
zu 3.
Blepharitis
Therapie:
1.) Das Hornhautulkus ist beim Pferd eine relativ häufig auftretende Hornhauterkrankung, die durch
umschriebenen Substanzverlust des Hornhautgewebes in unterschiedlicher Tiefe und Ausdehnung charakterisiert
ist. Die Genese ist vielfältig. So werden unter anderem mechanische Insulte wie Traumen oder Fremdkörper,
Funktionsstörungen der Augenadnexe wie zum Beispiel Lidstellungsanomalien, chemische Insulte und
dystrophische Prozesse als Ursache beschrieben. Sekundär kann eine Besiedlung mit Mikroorganismen
(Staphylokokken, Bacillus spp., Streptococcus spp.) zur Verschlimmerung des klinischen Bildes führen.
Die Therapie sollte zunächst chirurgisch erfolgen. Es wird eine partielle Keratektomie vorgenommen.
Anschließend werden die Schnittränder und die nun epithellosen Bereiche mit Povidon-Jod betupft und das
Pferd unter antibiotischen Schutz gestellt. Bei größeren Ulzera kann man eine chirurgische Abdeckung der
Hornhaut zum Schutz gegen mechanische Einwirkung von außen mit Bindehaut in Betracht ziehen.
2.) Eine Keratokonjumktivitis kann primär (Noxen), sekundär ( Übergreifen entzündlicher Prozesse aus der
Umgebung) oder symptomatisch (als Begleiterscheinung von zum Beispiel Pferdeinfluenza) auftreten. Die
Therapie gestaltet sich nach der Ursache. Zunächst sollten die Exsudate in den Schleimhautfalten und den
tränenableitenden Wegen mittels reinigender milder Lösungen entfernt werden, um die Schleimhaut für die
eigentliche Therapie zugänglich zu machen. Diese richtet sich nach dem Erreger.
2.) Das Lidödem ist durch eine pathologische Ansammlung von Flüssigkeit in dem lockeren und weitmaschigen
Bindegewebe des Augenlids, die aufgrund einer lokalen oder generalisierten Permeabilitätsstörung der
Gefäßwände besteht, gekennzeichnet.
Einseitig auftretende Ödeme sprechen für lokale Prozesse wie zum Beispiel Quetschungen, Insektenstiche,
Traumen oder Fremdkörper, bei beidseitig bestehendem Lidödem ist eher an eine generalisierte
Grunderkrankung wie zum Beispiel eine Intoxikation durch Bakterienmembranbestandteile, Influenza oder
Virusarteritis zu denken. Die Therapie richte sich auch hier nach dem Grundleiden.
Folgendes Vorgehen wird in diesem Falle gewählt:
Operatives Vorgehen:
Prämedikation:
Als Sedation 0,4-1,0mg/kg des alpha-2-Agonisten Xylazin i.v.(Gesamtdosis 10ml)und 0,05-0,1mg/kg s.c.
Levomethadon als Analgetikum (10ml)
Ablegen:
8ml Ketamin, ml Rohypnol i.v., orotracheale Intubation, Aufrechterhaltung mit einem geschlossenen System mit
Isofluran als Narkosegas.
Nach Abdecken de Operationsumgebung mit sterilen Tüchern, werden die veränderten Hornhautbezirke
keilförmig umschnitten und das Hornhautdebridement durchgeführt, indem die Epithelien und die obere
Stromaschicht entfernt werden. Anschließend erfolgt eine Touchierung der epitelentblößten Bereiche und der
Schnittränder mit Povidon-Jod-Lösung und in beide Augen wird 0,5 ml Gentamycin eingebracht.
Postoperativ erfolgt eine systemische Antibiose mit 50ml Gentamycin i.v. über 10 Tage und es werden 2g
NSAID über 5 Tage lang gegeben. Lokal wird 14 Tage lang mit 3 bis 4 mal täglich Augensalben (Noviform 1%,
Thilocanfol1%, Natamycin) und am 5. Tag erneuter Jodtouchierung behandelt. Tägliche Nachkontrolle per
Augenspiegel erfolgt. Nach 7 Tagen wird erneut ein Fluoreszintest durchgeführt.
Epikrise:
Durch die beim Pferd, insbesondere beim Jungpferd, häufig vorkommende Infektion mit Streptococcus equi
subspezies zooepidemicus des Jährlings erfolgte nach dem Primäraffekt eine Bakteriämie mit Absiedelung der
Keime in den regionären Lymphknoten und beiden Augen. Hierfür spricht, dass laut Vorbericht keine Traumen
etc. vorliegen und in der klinischen Allgemeinuntersuchung keinerlei Anomalien der Anatomie bzw.
Funktionsstörungen der Adnexe feststellbar waren und die bakterielle Untersuchung den oben genannten Keim
nachweisen konnte. Vor Bekanntwerden des bakteriologischen Ergebnisses wurde das Pferd wegen Verdacht auf
Druse deshalb vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Die Infektion des Auges auf dem Blutweg führte zunächst
zu einer Keratokonjunktivitis und einem Lidödem, das durch Bakterientoxine verursacht wurde. Sekundär wurde
dann die Hornhaut besiedelt, was dann zum Ulkus führte, da Streptococcus equi zooepidemicus mit seinen
Enzymen Hyaluronidase, Streptokinase, Streptodornase und Proteinasen die Hornhaut regelrecht aufweichen und
einschmelzen kann.
Prognose:
Je kleiner die erkrankte Fläche, desto günstiger ist die Prognose. Bei bakterieller Ulzeration des Gewebes,
benötigt die intensive zielgerichtete Therapie etwa 4-10 Tage. Sie ist umso effektiver, je besser es gelingt
Schleim und Exsudate mittels Spülungen vor der eigentlichen Therapie zu entfernen. Im Verlaufe der
Regeneration vom Randschlingennetz setzt eine tiefe Vaskularisation ein, die dem Ulkusbereich zustrebt und
den Schluss des Defektes mit Granulationsgewebe einleitet. Diesen Prozess kann man lokal durch
Osmotherapeutika unterstützen. Nach erfolgter Reepithelialisierung können corticosteroidhaltige Zubereitungen
lokal appliziert werden. Insgesamt ist die Prognose bei genauem Erregernachweis und zielgerichteter Therapie
als gut zu bewerten.
Unterschriften:
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Co-Autor
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