Lymphome: Nutzen der PET bei Lymphdrüsenkrebs bleibt unklar Welchen Stellenwert die Positronen-Emissionstomographie (PET) allein oder in Kombination mit der Computertomographie (CT) bei der Diagnose von malignen Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs) hat, ist Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Keine Studien zum Nachweis von Rezidiven verfügbar In seinem am 29. Mai 2009 publizierten Abschlussbericht kommt das Institut zu dem Ergebnis, dass sich mit Hilfe der PET zw ar möglicherw eise genauere Befunde erzielen lassen als mit herkömmlichen diagnostischen Verfahren. Ob diese auch zu besseren Behandlungsergebnissen führen, bleibt allerdings unklar. So ist bisher noch nicht ausreichend untersucht, ob man bei einem negativen PET- Befund nach einer Primärtherapie auf eine anschließende Strahlentherapie verzichten kann. PET macht gesteigerten Stoffwechsel sichtbar Konventionelle bildgebende Verfahren erheben in der Regel Informationen über die anatomische Struktur und die Lage von gesundem und verändertem Gew ebe. Dagegen identifiziert die PET Tumore aufgrund ihrer erhöhten Stoffw echselaktivität. Denn bösartige Tumorzellen nehmen verstärkt Zucker auf. Mithilfe einer schw ach radioaktiven Substanz zeigt das PET-Bild, w o im Körper stärkere Stoffw echselprozesse stattfinden. Allerdings sind diese nicht tumorspezifisch; erhöht ist der Zucker-Umsatz beispielsw eise auch bei Entzündungen. Bei sogenannten Integrationsgeräten (PET/CT) w ird gleichzeitig mit der PET eine CT erstellt. Ein Softw areprogramm projiziert anschließend die unterschiedlichen Bilder beider Verfahren übereinander. Durch die CT soll die Lokalisation des Tumors verbessert w erden. Nur für den Patienten fassbare Konsequenzen gelten als Nutzen Ziel der Untersuchung w ar es, herauszufinden, ob sich mit Hilfe der PET oder der PET/CT zuverlässiger als mit herkömmlichen Diagnoseverfahren bestimmen oder nachw eisen lässt, in w elchem Stadium sich der Tumor befindet ("Staging"), ob das Lymphom auf die Behandlung anspricht und letztendlich auch erfolgreich behandelt w erden kann und ob die Erkrankung - bei begründetem Verdacht - tatsächlich neu aufgetreten ist. Da eine zusätzliche Untersuchung nur dann medizinisch sinnvoll ist, w enn sie auch zu einer besseren Behandlung führt, w urde in erster Linie geprüft, ob die möglicherw eise größere diagnostische Genauigkeit der PET oder der PET/CT auch einen Einfluss auf den Erfolg der Therapie des Lymphoms hat. Als Nutzen gew ertet w urden dabei Ereignisse, die für den Patienten auch fassbare Konsequenzen haben, also beispielsw eise eine niedrige Sterblichkeit oder die Häufigkeit von Rückfällen, eine passgenauere Wahl der Therapieform oder mehr Lebensqualität. In die Bew ertung des Nutzens einbezogen haben die W issenschaftlerinnen und W issenschaftler prospektiv vergleichende Interventionsstudien mit und ohne zufällige Zuteilung der Teilnehmer zu den Gruppen (Randomisierung). Allerdings fanden sie lediglich eine einzige Studie, die den Nutzen der PET auch nur indirekt untersuchte. Diese Studie hatte w enige Teilnehmer und w ar aufgrund methodischer Defizite anfällig für Verzerrungen. Datenlage zur diagnostischen Güte ist uneinheitlich und widersprüchlich Studien, die allein die diagnostische Güte untersuchen, lassen keine Rückschlüsse auf den Nutzen für die Patientinnen und Patienten zu. Denn eine höhere diagnostische Güte führt nicht automatisch dazu, dass die die Therapie passgenauer gew ählt w erden kann, die Lebensqualität steigt oder die Sterblichkeit sinkt. Solche möglichen Konsequenzen müssen vielmehr gesondert untersucht w erden. Da die Studienlage zum Nutzen aber dürftig w ar, betrachtete das Institut zusätzlich die diagnostische Güte. Um diese zu bew erten, w urden neben Primärstudien auch Ergebnisse von HTA-Berichten, systematischen Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen ausgew ertet. Zw ar ist die Zahl der Studien hier größer, allerdings erw ies sich ihre Aussagekraft als stark eingeschränkt. Denn zum einen w ar die Zahl der Teilnehmer pro Studie gering, zum anderen w urden die klinischen Vergleiche w egen methodischer Probleme so geplant und/oder durchgeführt, dass Verzerrungen nicht auszuschließen oder sogar w ahrscheinlich w aren. Negativer PET-Befund Sicherheit nach Primärtherapie bietet keine hinreichende Die einzige Studie, die den Nutzen der PET vergleichend untersuchte, kommt zu dem Ergebnis, dass ein negativer Befund in der PET keine sichere Aussage zulässt, ob ein Tumor nach einer First-Line-Therapie tatsächlich verschw unden ist (Remission). In dieser Studie w urden Patienten, die nach der Chemotherapie einen verdächtigen (Rest)Befund in der CT hatten ("Restgew ebe"), bei denen die PET jedoch unauffällig w ar, per Zufall zw ei Gruppen zugeteilt: Eine erhielt die übliche zusätzliche Strahlentherapie, der anderen w urde diese erspart. Im Ergebnis w aren Rezidive in der nicht bestrahlten Gruppe häufiger, w as w iederum die diagnostische "Güte" der PET trotz vermeintlich höherer Spezifität infrage stellt. Das IQW iG deutet dieses Ergebnis vorsichtig: Die Studie gibt keinen Hinw eis darauf, dass ein unauffälliger PET-Befund nach der Therapie eines bestimmten Lymphomtyps (Hodgkin-Lymphom) eine ausreichende Sicherheit dafür bietet, dass der Krebs vollständig verschw unden ist. In der Studie w urde allerdings ein zumindest in Deutschland nicht übliches ChemotherapieSchema eingesetzt. Gegenw ärtig w ird diese bzw . eine ähnliche Fragestellung in einer großen multizentrischen Studie in Deutschland erneut geprüft (HD-18-Studie). Aus den Ergebnissen sind w ichtige Erkenntnisse zum patientenrelevanten Nutzen der PET zu erw arten. Was die diagnostische Güte betrifft, kommt der Abschlussbericht zu der Schlussfolgerung, dass die Rolle der PET bei der erstmaligen Bestimmung des Tumorstadiums und dem Nachw eis von Rezidiven derzeit noch unklar ist. Bei der Rezidivdiagnostik fehlen entsprechende Studien ganz. Beim primären Staging sind die Ergebnisse der vorliegenden Studien anfällig für Verzerrungen, zudem fehlt ein Referenzstandard. IQWiG fordert aussagekräftige Studien Zu einer anderen Einschätzung kommen die W issenschaftlerinnen und W issenschaftler in Hinblick auf das Ansprechen des Tumors auf die Therapie. Die diagnostische und prognostische Güte der PET scheint hier höher zu sein als die der Galliumszintigraphie und der CT. Allerdings ist unklar, ob die Patientinnen und Patienten davon tatsächlich profitieren. Deshalb bleibt abzuw arten, zu w elchen Ergebnissen derzeit noch laufende - randomisierte und nicht randomisierte prospektive - Studien kommen, die den Nutzen der PET beim Therapieansprechen untersuchen. Um den Nutzen der PET bzw . der PET/CT für alle Fragestellungen des Berichts klären zu können, sind nach Auffassung des IQW iG w eitere kontrollierte, idealerw eise randomisierte Studien nötig. Das betrifft vor allem den Nutzen bei Kindern. Denn diese Patientengruppe ist zum einen bislang am w enigsten untersucht, zum anderen w ürden sie von einer toxizitätsreduzierten Therapie besonders profitieren. Die Forderung nach zusätzlichen aussagekräftigen Studien w ar bei der Anhörung des Vorberichts von mehreren Stellungnehmenden erhoben w orden. Zum Ablauf der Berichtserstellung Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQW iG Mitte Oktober 2008 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens w urde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht Ende März 2009 an den Auftraggeber versandt. Die Dokumentation der schriftlichen Stellungnahmen sow ie ein Protokoll der mündlichen Erörterung w erden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Aktualisiert Mittw och, 03. Juni 2009 Autor: Pressemitteilung Institut für Qualität und W irtschaftlichkeit im Gesundheitsw esen (IQW iG), Dr. Anna-Sabine Erns Schließen 1782 Mal gelesen