Informationen zur kardiologischen Untersuchung beim Pferd

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Klinik für Pferde der LMU
Vorstand: Prof. Dr. H. Gerhards
Veterinärstr. 13, 80539 München, Telefon: +49-(0)89-2180-3747, Fax: +49-(0)89-394272
E-Mail: [email protected]
Kardiologische Untersuchung beim Pferd
Eine ausführliche kardiologische Untersuchung eines Pferdes umfasst folgende
Punkte:
1. Klinische Allgemeinuntersuchung
Bei der ausführlichen klinischen Allgemeinuntersuchung wird insbesondere auf
Veränderungen
der
Herz-Kreislaufparameter
(Puls,
kapilläre
Füllungszeit,
Schleimhäute, Auskultationsbefunde usw.) geachtet. Herzgeräusche werden nach
Lautstärke (auf einer Skala von 1-6), Herzphase (systolisch/diastolisch), Punktum
Maximum (P.M.) und der Dauer (holo-, früh-, spät-, systolisch/diastolisch) beurteilt.
2. Elektrokardiographische Untersuchung (EKG)
Bei den Pferden sollte eine elektrokardiographische Untersuchung in Ruhe sowie
während und nach einer angemessenen Belastung (Longe, Laufband, Reiten)
durchgeführt werden, um festzustellen ob Herzrhythmusstörungen vorliegen und
wann sie auftreten. Darüber hinaus liefert der Erholungspuls (heart rate recovery)
Informationen über die Herzfunktion und den Trainingszustand.
Bei gezielten Fragestellungen kann die Durchführung eines Langzeit- (24 Stunden)
EKGs wertvolle Informationen liefern um lediglich partiell auftretende Arrhythmien
aufzudecken und die Herzfrequenzvariabilität (heart rate variability) zu beurteilen.
3. Herzultraschall Untersuchung (Echokardiographie)
Die
echokardiographischen
Untersuchungen
werden
zur
Beurteilung
und
Vermessung der Herzdimensionen (Herzhöhlen und Herzmuskulatur) sowie der
Echogenität und der Bewegungsmuster einzelner Herzstrukturen (Herzklappen und
Muskulatur) in verschiedenen Anschallpositionen durchgeführt.
Zusätzlich erfolgt mit der sogenannten „Dopplertechnik“ die Darstellung und
Vermessung normaler und pathologischer (krankhafter) Blutflüsse im Herzen. Es ist
dabei sinnvoll den Blutfluss mit der Farbdopplertechnik direkt darzustellen.
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Durch tomographisches Abfahren der Klappen wird z. B. ein Regurgitationsjet
(krankhafte Blutrückfluss) in seiner maximalen Ausdehnung und die Durchtrittsstelle
durch die defekte Klappe dargestellt. Neben einer Berechnung der Größe des
„Klappenlecks“ kann auch das zurückfließende Blutvolumen errechnet werden. Die
moderne Gewebedopplertechnik ermöglicht es darüber hinaus Informationen über
die Myokardgeschwindigkeit und -verformung zu erhalten und Veränderungen
frühzeitig aufzudecken.
Gerade
bei
Distanzpferden
mit
Herzerkrankungen
ist
es
wichtig
solche
Herzultraschalluntersuchungen auch direkt nach einer längeren Belastung z. B. auf
dem Laufband oder an der Longe durchzuführen (Stressechokardiographie) um
beurteilen
zu
können,
welchen
Einfluss
z.B.
ein
Klappendefekt
auf
die
Leistungsfähigkeit hat.
Abb 1a
Abb 1b
Abb 1c
Abb 1d
Abbildungen 1 a,b,c,d: Ultraschalldarstellung des Herzens. a,b gesundes Herz mit
unveränderter Herzklappe. c,d Herzklappe mit entzündlichen Verdickungen und
Auflagerungen (Pfeil).
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Abbildungen 2: Ultraschalldarstellung des Herzens. Mit der Farbdopplertechnik wird
der Blutfluss durch die defekte Herzklappe dargestellt. Hier 2 Rückflüsse an der
Mitralklappe (Pfeile).
4. Herzkatheteruntersuchung
Bei einigen gezielten Fragestellungen kann es eventuell erforderlich sein in Ruhe
und während der Belastung eine Herzkatheteruntersuchung durchzuführen, um
Druckveränderungen im Herzen bzw. in der Lunge zu erfassen.
Abbildung
3:
Die
Herzkatheteruntersuchung
beim
Pferd.
Einführen
des
Rechtsherzkatheters über die Jugularvene in das Herz.
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5. Labordiagnostik
Kardiale Hormone dienen der endokrinen Regulation des Herz-Kreislaufsystems. Bei
einer Herzinsuffizienz kommt es zur Aktivierung des sympatho-adrenergen Systems
mit einer verstärkten Sekretion von Katecholaminen. Zusätzlich wird das ReninAngiotensin-Aldosteron-System
(RAAS)
aktiviert.
Aldosteron
wirkt
über
die
osmotische Wasserretention und Hemmung der Vasodilatation vasokonstriktorisch
und blutdrucksteigernd. Langfristig führt es zu myokardialen Umbauprozessen
(Myokardfibrose, -hypertrophie). Als Folge werden aus myoendokrinen Zellen
verstärkt natriuretische Peptide, im Vorhofmyokard das atriale natriuretische Peptid
(ANP) und im ventrikulären Myokard das BNP (brain natriuretisches Peptid)
sezerniert. Die natriuretischen Peptide wirken dabei gegenregulatorisch zum RAAS.
Sie wirken natriuretisch, diuretisch und vasodilatativ und hemmen somit das RAAS.
Bei herzkranken Pferden korreliert der ANP und Aldosteron-Wert mit dem Ausmaß
kardialer Dilatationen und Druckerhöhungen.
Jedoch
sind
nicht
alle
kardialen
biochemischen
Marker
bei
Pferden
mit
Herzklappenerkrankungen sinnvoll einzusetzen. Studien haben gezeigt, dass sowohl
bei gesunden, als auch bei Pferden mit Herzklappeninsuffizienzen die Werte der
Myokardmarker Troponin T und I unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze von 0,01
ng/ml (Troponin T) bzw. 0,1 ng/ml (Troponin I). Indikationen zur Untersuchung dieser
Marker sind beim Pferd vor allem akute Myokarditiden. Akute Myokardinfarkte und
Myokarditiden treten im Gegensatz zu chronischen Erkrankungen am Pferdeherzen
jedoch nur selten auf. Bei Verdacht auf eine akute Myo- oder Endokarditis sollten die
Leukozyten und der Fibrinogenwert überprüft werden.
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