Einführung in die Astronomie - von Christian Busch - Dieses Skript ist nicht nur für Neueinsteiger gedacht, die sich mehr mit dem Thema „Weltraum“ beschäftigen wollen, sondern auch für Lehrer(innen), die Material für die Unterrichtsvorbereitung zu diesem Fachgebiet suchen. Daher haben wir mehrere Themenbereiche ausgearbeitet, in denen wir das Universum auf eine leicht verständliche Art und Weise erklären und darstellen möchten. Wir werden die Reise durch den Kosmos in unserem Sonnensystem beginnen und uns immer weiter in die Tiefen des Raums bewegen, wo uns die seltsamsten Dinge begegnen werden, die so geheimnisvoll sind, dass wir sie mit unserem Verstand kaum erfassen und begreifen können. Wir hoffen, dass Sie mit diesem Skript ihr Wissen über unser Universum vertiefen können. Für Anregungen, Lob und konstruktive Kritik sind wir Ihnen dankbar. Ihre Space - Agents Inhaltsübersicht Um Ihnen einen kleinen Überblick zu geben, was Sie in diesem Skript erwartet, hier eine kleine Themenübersicht: 1.) Das Sonnensystem (Seite 3) - Überblick über das Sonnensystem Die Sonne: Das innere Planetensystem Das äußere Planetensystem Kometen 2.) Die Welt der Sterne (Seite 24) - Was sind Sterne? Das Leben von Sternen: Sternleichen schwarze Löcher 3.) Galaxien und Quasare (Seite 46) - Die Entstehung von Galaxien, Die Milchstrasse Die Welt der Galaxien Quasare Galaxienhaufen 4.) Kosmologie (Seite 69) - Der Urknall: - Die ersten vier Minuten - Die kosmische Hintergrundstrahlung erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 2 Unser Sonnensystem Schon die alten Griechen kannten fünf unserer Planeten. Das waren Merkur, Venus, Erde (die nicht mitgezählt wird), Mars, Jupiter und Saturn. Sie bemerkten, dass diese "Sterne" nicht still am Himmel standen, sondern sich im Laufe der Wochen und Monate zwischen den Sternen umherbewegten. Darum wurden sie auch Wandelsterne genannt. Heute wissen wir, dass es keine Sterne sind, sondern Objekte, die von der Sonne angestrahlt werden und sich auf Ellipsenbahnen um diese bewegen. 1. Überblick über das Sonnensystem Zuerst wollen wir uns einen Überblick verschaffen, wie viele Planeten es gibt, in welcher Reihenfolge sie um die Sonne kreisen und wie groß sie sind. Wir wollen auch erkunden, wie weit die Planeten von der Sonne entfernt sind und uns die unterschiedlichen Umlaufbahnen anschauen. 2. Die Sonne Bevor wir uns den neun Planeten zuwenden, wollen wir die Sonne kennen lernen, da sie das Zentrum unseres Planetensystems bildet. Wir wollen herausfinden, wie groß die Sonne ist, welche Temperaturen im Inneren und an der Oberfläche herrschen, uns aber auch mit Einzelheiten wie Sonnenflecken und gewaltigen Gasfackeln vertraut machen. 3. Das Sonnensystem Das Sonnensystem kann man grob in zwei Bereiche einteilen. Nahe an der Sonne findet man die vier Gesteinsplaneten, zu denen Merkur, Venus, Erde und Mars gehören. Im zweiten Bereich findet man die vier Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Aber auch Pluto zieht hier seine Bahn. Anders als die vier inneren Planeten weisen diese Planeten keine feste Oberfläche auf. In diesem Kapitel wollen wir unseren neun Planeten einen Besuch abstatten. 4. Kometen Außer den Planeten kreisen noch zahlreiche kleine Gesteinsbrocken um die Sonne. Einige dieser Himmelskörper bilden, wenn sie in die Nähe der Sonne kommen, einen Schweif aus. Wir werden uns anschauen, wie diese Objekte entstanden sind, aus was sie bestehen und werden auch auf die Frage eingehen, ob sie der Erde gefährlich werden können. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 3 1. Überblick über das Sonnensystem Das Sonnensystem ist die Heimat der Erde. Im Zentrum finden wir die Sonne, die 99.9% der Masse in sich vereint. Um die Sonne kreisen insgesamt neun Planeten, zu denen auch unsere Erde gehört. Daneben gibt es zwischen Mars und Jupiter, sowie hinter Neptun zwei Asteroidengürtel, die jeweils aus ca. einer Million kleiner Planeten bestehen. Zudem gibt es noch die Oort'sche Wolke, welche die Heimat von ca. 100 Milliarden Kometenkernen ist. In obigem Bild sind alle neun Planeten sowie die Sonne maßstabsgetreu dargestellt. Schon jetzt fallen deutliche Unterschiede in den Größen auf. Die ersten vier Planeten gehören zu den so genannten Gesteinsplaneten, da sie eine feste Oberfläche aufweisen. Man bezeichnet sie auch als die "inneren Planeten". Ab Jupiter beginnen die Gasriesen, die deutlich größer als die Erde sind und im Gegensatz zu den inneren Planeten keine feste Oberfläche aufweisen. Eine Ausnahme hiervon bildet Pluto, der wiederum zu den Gesteinsplaneten gehört. Diese fünf Planeten bezeichnet man als "äußere Planeten". Im August 2006 wurde Pluto der Planetenstatus aberkannt, wie wollen ihn hier aber trotzdem weiter als Planet führen. Der Grund hierfür ist, dass man im Jahre 2003 hinter Pluto ein weiteres Objekt gefunden hat, das mit einem Durchmesser von 3000 Kilometern größer als Pluto war. Damit hätte unser Planetensystem 10 Planeten gehabt. Da man aber nicht wusste, wie viele Objekte dieser Größe man noch findet und es auch keinen Sinn ergeben würde, wenn unser Planetensystems eines Tages 30 Planeten hat, wurden Pluto und alle weiteren Objekte dieser Größe zu Zwergplaneten degradiert. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 4 Im nächsten Bild wollen wir uns nun einen Eindruck von den Umlaufbahnen der Planeten machen, welche hier maßstabsgetreu dargestellt sind. Damit es übersichtlicher wird, wurden die Bahnen von Merkur, Venus und Erde weggelassen, da sie noch weit innerhalb der Marsbahn liegen und somit kaum noch richtig dargestellt werden können. Der mittlere Abstand der Planeten kann der folgenden Tabelle entnommen werden: Merkur: Venus: Erde: Mars: Jupiter: Saturn: Uranus: Neptun: Pluto: 58 110 149 228 778 1.280 2.840 4.560 5.900 Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Millionen Kilometer Es fällt auf, dass die Bahnen umso weiter auseinander liegen, je weiter man sich von der Sonne entfernt. Man erkennt ebenfalls, dass alle Planeten – mit Ausnahme von Pluto eine kreisförmige Umlaufbahn besitzen. Die Bahn von Pluto weist noch eine weitere Besonderheit auf: während alle Planeten in einer Ebene um die Sonne kreisen, ist seine Bahn um 20° gegenüber dieser Ebene geneigt. Die Größe unseres Sonnensystems kann man sich folgendermaßen veranschaulichen: würde man die Sonne in den Mittelpunkt setzen und die Erde in einem Abstand von anderthalb Metern platzieren, so wäre Pluto 60 Meter vom Mittelpunkt entfernt, die Entfernungsunterschiede sind also gewaltig. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 5 2. Die Sonne Die Sonne ist ein Stern wie alle anderen auch, aber ihre Nähe zu uns macht sie zu etwas Besonderem. Sie ist mit einem Durchmesser von 1.4 Millionen Kilometern über hundertmal (genauer: 110mal) so groß wie die Erde, was man sich mit einem Vergleich sehr schön veranschaulichen kann: Wenn Sie ein 10 Cent Stück nehmen und damit die Größe der Erde darstellen, dann wäre die Sonne so groß wie Sie selbst. Man kann es auch anders ausdrücken: Angenommen, man würde die Sonne aushöhlen, könnte man eine Million Erdkugeln hineinfüllen. Auch das veranschaulicht die Dimensionen der Sonne sehr gut. Ihre Masse beträgt 2x10 hoch 30 Kilogramm, damit ist sie rund 300.000x schwerer als die Erde. Die Sonne ist in mehreren Schichten aufgebaut. Ganz im Innern finden wir den Kern, der sämtliche Energie produziert, die von der Sonne freigesetzt wird. Obwohl er nur knapp 2% des Sonnenvolumens ausmacht, konzentriert sich hier fast die Hälfte der Sonnenmasse. Da die Temperaturen Werte von fast 16 Millionen Kelvin erreichen, tritt die Materie in Form von Plasma auf. Nun stellt sich die Frage, wie im Kern überhaupt die gewaltigen Energiemengen erzeugt werden. Das geschieht durch Kernfusion, bei welcher vier Wasserstoffkerne in einen Heliumkern umgewandelt werden. Eigentlich ist es im Kern zu kalt für die normale Kernfusion, so dass die Reaktion nur sehr langsam abläuft. Deshalb geht die Sonne sehr sparsam mit ihrem Brennstoff um und kommt insgesamt 10 Milliarden Jahre damit aus. Dass die Kernfusion überhaupt ablaufen kann, haben wir dem Quanteneffekt zu verdanken. Hierbei kommen sich zwei Wasserstoffkerne so nahe, dass sie miteinander verschmelzen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Verschmelzung ist zwar sehr gering, aber die hohe Dichte und die riesige Anzahl an Teilchen gleichen diesen Missstand aus. An den Kern schließt sich die so genannte Strahlungszone an, die ca. 70% des Sonnenradius ausmacht. Dort wird die Strahlung, die im Kern erzeugt wird, nach außen transportiert. Allerdings ist die Sonne hier noch so dicht, dass die einzelnen Quanten, so nennt man die Strahlungsteilchen, immer wieder an Atomkernen gestreut werden. Das führt dazu, dass sie alle paar Millionstel Sekunden eine andere Richtung einschlagen, die sie auch wieder mehr in Richtung Zentrum führen kann. Deswegen braucht diese Strahlung fast 200.000 Jahre, um der Sonne zu entkommen. Daneben gibt es aber auch noch eine andere Art von Teilchen, die Neutrinos, die den Kern der Sonne ungehindert verlassen können und ohne zusätzliche Zeitverzögerung achteinhalb Minuten nach ihrer Erzeugung bei der Erde ankommen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 6 Hinter der Strahlungszone beginnt die Konvektionszone. An der Grenze zur Strahlungszone ist das Plasma immer noch an die 2 Millionen Grad heiß. Die Wärme wird hier nicht mehr durch Strahlung transportiert, sondern findet in Form von Umwälzungen statt. Man kann sich dies sehr gut an einem Kochtopf mit heißem Wasser vorstellen, in dem warme Blasen an die Oberfläche aufsteigen, dort abkühlen und wieder nach unten sinken. Diese Blasen haben auf der Sonne einen Durchmesser von ca. 700 Kilometer, sie sind also so groß wie Deutschland. Da frisches Plasma heißer als die übrige Sonnenoberfläche ist, leuchtet es natürlich auch heller als diese und ist im Teleskop als Granulation zu sehen. Darüber schließt sich dann die Sonnenoberfläche an, aus der das Licht stammt, das wir von der Sonne empfangen. Diese Photosphäre ist nur etwa 400 Kilometer dick und besitzt ganz im Gegensatz zur Erde keine fest definierte Oberfläche. Man darf sie sich auch nicht glatt vorstellen, denn die Photosphäre ist ein brodelnder Brei aus heißem Plasma. Das haben Aufnahmen großer Teleskope gezeigt. Nur bei totalen Sonnenfinsternissen ist die Korona zu sehen, ein Strahlenkranz aus heißem Gas, welcher die Sonne umgibt und teilweise recht komplizierte Strukturen aufweisen kann. Die mittlere Dichte liegt bei 10 hoch -19 g/cm³, die Temperaturen können bis zu 2 Millionen Grad erreichen. Und genau das ist es, was den Wissenschaftlern momentan noch Rätsel aufgibt. Warum ist die Korona so heiß, obwohl die darunter liegende Schicht deutlich kälter ist? Das ist noch unverstanden, man geht aber davon aus, dass die Korona durch Magnetfelder und Explosionen auf der Oberfläche mit Energie versorgt wird. Mit Teleskopen kann man die Korona nicht sehen, es bedarf schon Satelliten oder einer totalen Sonnenfinsternis, um sie sichtbar zu machen. Nun wollen wir uns den Oberflächeneinzelheiten zuwenden. Am bekanntesten sind wohl die Sonnenflecken, die im 17. Jahrhundert von Galileo Galilei entdeckt wurden. Sie sind etwa 1500°C kälter als die übrige Umgebung, so dass sie wesentlich dunkler erscheinen. Die niedrigere Temperatur kommt dadurch zustande, dass gewaltige Magnetfelder die heiße Sonnenmaterie aus dem Inneren am Aufsteigen hindern, so dass die Oberfläche langsam auskühlt. Sonnenflecken treten meistens in Gruppen auf, die einen Durchmesser von bis zu 200.000 Kilometern haben können. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 7 Alle 11 Jahre erreicht die Anzahl der Sonnenflecken ein Maximum, man kann dann also besonders viele beobachten. Leider steht uns gerade ein Minimum bevor, welches Ende 2006 erreicht werden soll. Es kann in der nächsten Zeit also durchaus passieren, dass über Wochen hinweg kein einziger Fleck zu beobachten ist. Ein anderes, sehr interessantes Phänomen sind die so genannten Protuberanzen, riesige Gasfackeln, die aus der Sonnenoberfläche herausschießen und dabei bis zu 700 Kilometer pro Sekunde schnell werden können. Dabei stoßen sie Gasmassen in den Weltraum hinaus. Die Temperaturen dieser Gebilde liegen bei 10.000°C. Protuberanzen erreichen im Schnitt Höhen von 60.000 Kilometer, sie können aber auch deutlich größer werden und dabei bis zu 200.000 Kilometer über die Sonnenoberfläche hinausreichen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 8 3. Das Planetensystem Auf den folgenden Seiten wollen wir den Planeten unseres Sonnensystems einen Besuch abstatten und Daten sowie Besonderheiten der diversen Körper kennen lernen. Merkur Merkur ist der sonnennächste Planet - er läuft in einem Abstand von nur 58 Millionen Kilometern um die Sonne. Dafür braucht er 87 Tage, ein Merkurjahr ist also nur ein Viertel mal so lang wie ein Erdenjahr. Mit einem Durchmesser von 4.800 Kilometern ist er nicht einmal halb so groß wie die Erde und sogar kleiner als der größte Mond in unserem Sonnensystem. Das Besondere an Merkur ist, dass er eine quasi gebundene Rotation aufweist, das heißt, er wendet der Sonne fast immer die gleiche Seite zu. Das führt dazu, dass die Tagseite auf fast 500°C aufgeheizt wird und die Temperaturen auf der Nachtseite auf unter minus 180°C fallen können. Merkur hat keine richtige Atmosphäre, sie ist sogar dünner als im Labor erzeugtes Hochvakuum. Man könnte also auch genauso gut sagen, dass Merkur überhaupt keine Atmosphäre besitzt. Aus diesem Grund gibt es auf Merkur kein Wetter mit Wolken und Niederschlägen. Trotzdem ist damit zu rechnen dass es auf Merkur Eis gibt, was aufgrund der hohen Temperaturen und der Sonnennähe zunächst ein wenig unglaubwürdig erscheint. Doch in Gebieten, die in permanentem Schatten liegen, wird es nicht wärmer als -150°C, so dass sich hier das Eis halten kann. Vom Aussehen her erinnert der sonnennächste Planet ein wenig an unseren Mond, die Oberfläche ist mit Kratern übersäht, daneben gibt es gewaltige Einschlagsbecken, die mit Lava gefüllt sind. Ein Grund für die hohe Kraterdichte ist die fehlende Atmosphäre, so dass Gesteinsbrocken ungehindert zur Oberfläche vordringen und Löcher in die Kruste schlagen können. Von der Erde aus ist Merkur nur ein paar Mal im Jahr für die kurze Zeit von einigen Tage zu sehen, entweder am Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang, oder am Abendhimmel kurz nach Sonnenuntergang. Die Beobachtung ist allerdings nicht ganz einfach, da er aufgrund der Sonnennähe nur während der Dämmerung knapp über dem Horizont beobachtet werden kann und man in den allermeisten Fällen zumindest ein Fernglas benötigt, um ihn aufzufinden. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 9 Venus Venus wird im Volksmund als Abend- oder Morgenstern bezeichnet. Der Planet ist von der Sonne im Mittel 110 Millionen Kilometer entfernt und benötigt für einen Umlauf 225 Tage. Der Durchmesser beträgt 12.100 Kilometer und damit ist Venus fast genau so groß wie unsere Erde. Man bezeichnet die beiden daher manchmal als Zwillinge. Doch so sehr sie sich in Masse und chemischer Zusammensetzung auch ähneln, so verschieden sind ihre Oberflächen. Die Oberfläche wird hauptsächlich von sanft gewellten Ebenen beherrscht, die 60% der Oberfläche ausmachen. Daneben gibt es noch die Maxwell- Mountains, ein Gebirge mit einer Höhe von 10.800 Metern. Einschlagskrater gibt es auf der Venus fast keine, es wurden nur knapp 950 Stück gezählt. Der Boden ist aufgrund der hohen Temperaturen ständig rot glühend. Die Atmosphäre der Venus besteht fast hauptsächlich aus Kohlendioxid. Am Boden herrscht ein Druck von 92 bar, was in etwa dem Druck in einem Kilometer Wassertiefe entspricht. Auch die Temperaturen von 500°C sind wenig einladend. Aus den dichten Wolken, die den Planeten ständig umhüllen, regnet es Schwefelsäure, die allerdings nie den Boden erreicht, da die vorher verdunstet. Die Wolken selbst liegen in einer Höhe von 50 Kilometern und rasen mit fast 400 km/h einmal in vier Tagen um die Planetenkugel. Dagegen werden am Boden Windgeschwindigkeiten von 8 km/h gemessen, was auf die Erde bezogen in etwa Windstärke 4 entsprechen würde. Nur 2% des Sonnenlichts erreichen den Boden, die Sichtweite beträgt ca. 3 Kilometer, wie bei uns an einem trüben Tag. Wie schon oben erwähnt, wird die Venus als Morgen- oder Abendstern bezeichnet. Der Grund hierfür liegt darin, dass auch dieser Planet wie Merkur innerhalb der Erdbahn liegt und somit ebenfalls ausschließlich am Morgen- bzw. Abendhimmel gesehen werden kann. Da die Entfernung zur Sonne – und damit auch der Winkelabstand- deutlich größer ist als im Falle von Merkur, steht im günstigsten Fall ein Sichtbarkeitsfenster von 3 Stunden zur Verfügung steht. Aufgrund der dichten Wolkendecke, die fast 90% des einfallenden Sonnenlichts reflektiert, erscheint Venus strahlend weiß. Daher kommt auch die enorme Helligkeit des Planeten, der immer mal wieder gerne mit einem Ufo verwechselt wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 10 Erde und Mond Die Erde ist nicht nur unser Heimatplanet, sondern auch der größte Gesteinsplanet in unserem Sonnensystem. Sie umkreist die Sonne in einem mittleren Abstand von 150 Millionen Kilometer und braucht für einen Umlauf 365 Tage. Der Äquatordurchmesser beträgt 12.756 Kilometer, von Pol zu Pol sind es 12.713 Kilometer. Für eine Umdrehung um die eigene Achse benötigt sie 23h56min. Die Erde besteht aus insgesamt drei Schichten. Ganz innen befindet sich der Kern, der wiederum in einen inneren und einen äußeren Kern unterteilt werden kann. Der Innere besteht überwiegend aus flüssigem Eisen mit einer Temperatur von 6.700°C; dort ist es also heißer wie an der Oberfläche der Sonne. Daran schließt sich der äußere Kern an, der mit 3.500°C schon wesentlich kühler ist und überwiegend aus Eisen und Nickel besteht. Hier wird das Magnetfeld der Erde erzeugt. Die beiden Kerne haben einen Gesamtdurchmesser von 6800 Kilometern. An den Erdkern schließt sich der Erdmantel an, der bis 40km unter die Oberfläche reicht. Er besteht aus festem Mantelgestein, das hohe Konzentrationen von Eisen und Magnesium aufweist. Die Temperatur sinkt von 3.500°C an der Grenze zum Erdkern auf 200°C an der Grenze zur Erdkruste. Das und der hohe Druck im Inneren führen dazu, dass das Mantelgestein dennoch fließfähig bleibt. Der Mantel macht zudem rund 68% der Erdmasse aus. Zu erwähnen wäre außerdem, dass im Mantel Konvektionsströme beobachtet werden, die für die Kontinentalverschiebung verantwortlich sind. 70% der Oberfläche sind von Wasser bedeckt, der Rest ist Landmasse. Die nördliche Hemisphäre wird in diesem Zusammenhang auch oft als Landhemisphäre, die südliche als Wasserhemisphäre bezeichnet. Die Landmasse teilt sich auf insgesamt sieben Kontinente auf, von denen der größte als Asien bekannt ist. Der höchste Berg ist der Mount Everest mit einer Höhe von 8872 Metern, die tiefste Stelle im Ozean ist der sogenannte Marianengraben, der bis zu 11.047 Meter unter die Wasseroberfläche reicht. Die Atmosphäre der Erde ist 750 Kilometer hoch, das Wetter spielt sich allerdings nur in den untersten 15 Kilometern ab, der sogenannten Troposphäre. Sie besteht zu 78% aus Stickstoff, zu 21% aus Sauerstoff und zu 1% aus Edelgasen, wobei hier Argon das häufigste ist. Der mittlere Luftdruck beträgt 1013mbar, die mittlere Temperatur 15°C. Trotz einer dichten Atmosphäre können die Temperaturen ziemlich große Unterschiede annehmen, so wurden in der Antarktis eisige -89°C gemessen, in Libyen dagegen Höchsttemperaturen von 57°C im Schatten. Die Atmosphäre besteht zudem aus einem Anteil von 1 bis 5% aus Wasserdampf, der wettertechnisch aktiv wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 11 Die Erde besitzt einen Mond, der einen Durchmesser von 3480 Kilometern aufweist, in einem mittleren Abstand von 384.000 Kilometern um unseren Heimatplaneten kreist und für einen Umlauf ziemlich genau 28 Tage, also vier Wochen benötigt. Ohne Mond würde es auf unserem Planeten kein Leben geben, denn er stabilisiert die Drehung der Erde und sorgt so für ein konstantes Klima. Der Mond entstand vor ungefähr 4.5 Milliarden Jahren durch einen Zusammenstoß eines marsgroßen Körpers mit der Erde. Auf seiner Oberfläche ist eine faszinierende Kraterlandschaft vorhanden, man findet aber auch Gebirge, die bis zu 6000 Meter hoch sind. Auffällig sind auch große, dunkle Gebiete, die so genannten Mondmeere. Sie entstanden durch gewaltige Impakte, die mit Lava aufgefüllt wurden. Aufgrund der geringen Größe kann der Mond nicht die nötige Anziehungskraft aufbringen, um eine Atmosphäre zu halten. Daher schwanken die Temperaturen zwischen +120°C auf der Tagseite und sinken nachts in nur wenigen Stunden auf -110°C. Bislang wurde vermutet, dass es am Südpol des Mondes Wasser geben könnte, was für den Aufbau einer permanenten Mondstation von großem Vorteil wäre. Die Wasservorkommen vermutete man in den ewig schattigen Hängen von Kratern am Südpol. In der Zwischenzeit haben mehrere Sonden diese Gebiete genauer unter die Lupe genommen, haben aber keine eindeutigen Hinweise auf Wasser gefunden. Daher geht man heute davon aus, dass es auf dem Mond kein Wasser gibt. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 12 Mars Mars wird auch der rötliche Planet genannt und ist mit einem Durchmesser von 6.800 Kilometern ungefähr halb so groß wie die Erde. Von der Sonne ist er 228 Millionen Kilometer entfernt und benötigt für einen Umlauf 687 Tage. Mars selbst dreht sich einmal in 24h37min Stunden um seine Achse, ein Marstag ist also fast genau so lang wie ein Tag hier auf der Erde. Die Oberfläche des Mars erinnert an eine Wüstengegend aus rötlichen Steinen und Sand. Die rote Farbe kommt daher, weil das Gestein sehr eisenhaltig ist und an der Oberfläche oxidiert, also rostet. Auf Mars findet man weite Ebenen, aber auch gewaltige Vulkane und tiefe Canyons. Der höchste Vulkan trägt den Namen „Olympus Mons“ und ist 27 Kilometer hoch. Sein Basisdurchmesser beträgt 700 Kilometer. An den beiden Polen findet man zudem Polkappen, die aus gefrorenem Wassereis und KohlendioxidSchnee bestehen. Die nördliche Polkappe weist einen maximalen Durchmesser von 1000 Kilometern und eine Dicke von 5 Kilometern auf. Der Mars besitzt eine sehr dünne Atmosphäre, die zu 95 Prozent aus Kohlendioxid besteht. Auf der Oberfläche herrscht ein Druck von nur 6mbar, das entspricht dem Druck auf der Erde in 35 Kilometern Höhe. Weil die Atmosphäre nur sehr wenig Wärme speichern kann, sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht besonders groß. Während am Mittag in den Äquatorregionen bis zu 20°C erreicht werden können, sind es nachts nur noch -90°C. Wolken gibt es auf Mars auch, sie ähneln den Zirren hier bei uns. Sie sind allerdings wesentlich dünner. Staubstürme gibt es auf Mars ebenfalls und können so stark werden, dass sie den gesamten Planeten einhüllen. Aufgrund der geringen Luftdichte ist es allerdings nicht mehr wie ein laues Lüftchen, von daher drückt die Bezeichnung Staubsturm nicht wirklich die wahren Gegebenheiten aus. Mars besitzt zwei Monde, die vom Aussehen her an Kartoffeln erinnern und mit 15 bzw. 27 Kilometern nicht sonderlich groß sind. Sie wurden Phobos und Deimos genannt, was übersetzt soviel bedeutet wie: Furcht und Schrecken. Man geht davon aus, dass es sich hier um zwei Asteroiden handelt, die von Mars eingefangen wurden. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 13 Jupiter: Jupiter ist der größte Planet des Sonnensystems und umkreist die Sonne in einem mittleren Abstand von 778 Millionen Kilometern. Für einen Umlauf benötigt er 11 Jahre und 215 Tage. Sein Durchmesser beträgt am Äquator 143.000 Kilometer, während von Pol zu Pol deutlich weniger gemessen wird. Infolgedessen erscheint Jupiter nicht rund, sondern leicht oval. Das kommt zum einen daher, dass er nicht aus Gestein, sondern aus Gas besteht und sich zum anderen in knapp 10 Stunden einmal um die eigene Achse dreht. Das bewegt die Gasteilchen dazu, in Äquatornähe weiter nach außen zu driften. Man kann sich das recht anschaulich an einem Karussell vor Augen führen. Die Hauptbestandteile der Atmosphäre sind Wasserstoff und Helium, aber auch ein paar andere Gase sind enthalten. Wenn man sich nach innen bewegt, so geht die Atmosphäre ohne klar definierten Phasensprung in den flüssigen Zustand über. Ab etwa 25 % des Jupiterradius geht der Wasserstoff bei einem Druck jenseits von 300 Millionen Erdatmosphären in eine metallische Form über. Es wird vermutet, dass Jupiter unterhalb dieser Schicht einen Gestein-Eisen-Kern hat, der aus schweren Elementen besteht. Auffällig sind die Bänder und Zonen, die sich parallel zum Äquator ausrichten. Auch riesige Wirbelstürme können in der Atmosphäre beobachtet werden. Der gewaltigste wird "Großer Roter Fleck" genannt und ist rechts im Bild zu erkennen. Er hat einen Durchmesser so groß wie die Erde und im Inneren werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 900km/h erreicht. Zum Vergleich: die heftigsten Stürme auf der Erde erreichen gerade einmal 300km/h. Jupiter hat ein schwach ausgeprägtes Ringsystem, das erstmals von Raumsonden fotografiert und entdeckt wurde. Der Ursprung der Ringe konnte ebenfalls von einer Raumsonde geklärt werden. Man geht heute davon aus, dass die feinen Staubteilchen, aus denen der Ring besteht, von kleinen, felsigen Jupitermonden kommen. Diese Monde werden ständig von kleinen Meteoriten bombardiert, die kleine Löcher in die Oberfläche schlagen und so den Staub freisetzen. Monde hat der größte aller Planeten genug; um genau zu sein: 63 Stück. Die vier größten bezeichnet man auch als die "Galileischen Monde", da sie von Galileo Galilei entdeckt wurden. Sie heißen von innen nach außen: Io, Europa, Ganymede und Callisto und sind von der Erde aus allesamt mit einem kleinen Teleskop sichtbar. Ihre Durchmesser reichen von 3100 bis 5200 Kilometern. Die anderen Monde sind nur zwischen einem und 130 Kilometer groß. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 14 Saturn Saturn ist nach Jupiter mit einem Durchmesser von 120.000 Kilometern der zweitgrößte Planet in unserem Sonnensystem. Er benötigt für einen Umlauf knapp 30 Jahre und ist im Mittel 1.3 Milliarden Kilometer von unserem Zentralgestirn entfernt. Auch er erscheint nicht genau rund, sondern ist wie Jupiter ein wenig abgeplattet, wenn auch nicht so stark. Der Grund für die Abplattung ist derselbe. Saturn dreht sich einmal in 10h45min um sich selbst. Die Zusammensetzung der Atmosphäre ist ähnlich wie bei Jupiter, denn Saturn besteht ebenfalls hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium, allerdings in einem anderen Mischungsverhältnis. Der Heliumanteil ist bei Saturn wesentlich geringer. Dies hängt mit der niedrigeren Temperatur zusammen, weshalb der Großteil des Heliums auskondensieren konnte. Dies verleiht ihm eine sehr geringe Dichte von nur 0.7g/cm³. Das bedeutet, dass Saturn im Wasser an der Oberfläche treiben würde, hätte man einen genügend großen Ozean. Mit zunehmender Tiefe der Atmosphäre, die hauptsächlich aus Wasserstoff besteht, geht diese aufgrund des hohen Drucks aus dem gasförmigen in den flüssigen Zustand über. Auch hier findet man also keine feste Oberfläche, sondern einen allmählichen Übergang. Im Zentrum findet man einen Kern, der aus Eis und Gestein besteht. Aufgrund des zunehmenden Drucks und der immer noch andauernden Kontraktion der Planetenkugel wird dieser Kern auf 12.000°C aufgeheizt. Auch auf Saturn toben große Wirbelstürme, allerdings sind diese weit weniger auffällig als bei Jupiter. Die Atmosphäre weist ebenso Bänder und Zonen auf, die allerdings recht blass erscheinen. Die Temperatur liegt bei ungefähr -140°C. Vor einigen Monaten haben Wissenschaftler auf Saturn einen Sturm entdeckt, der Blitze und Donner produziert, allerdings vornehmlich tagsüber. Die Windgeschwindigkeiten erreichen bis zu 1.500km/h und sind damit schneller als der Schall auf de Erde. Die Ringe sind wohl das bekannteste Markenzeichen von Saturn und von der Erde aus bereits mit kleinen Teleskopen ab 40-facher Vergrößerung zu beobachten. Der Durchmesser der Ringe beträgt etwa 280.000 Kilometer, ihre Dicke (von der Seite betrachtet) nur wenige hundert Meter. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 15 Sie bestehen im Wesentlichen aus kleinen Eisbrocken, aber auch gefrorenen Gasklumpen, deren Größe von einigen Zentimetern bis zu einigen Metern reicht. Würde man alle Bruchstücke zusammen nehmen, würde sich daraus lediglich eine Kugel mit einem Durchmesser von 100 Kilometern formen lassen. Die Ringe werden in drei Hauptringe eingeteilt, die die Bezeichnung A, B und C erhalten haben. Zwischen den Ringen A und B findet sich eine Lücke, die so genannte Cassini'sche Teilung, die eine Breite von knapp 5.000 Kilometern aufweist und ebenfalls von der Erde aus mit Teleskopen beobachtet werden kann. Momentan sind im Saturnsystem 50 Monde bekannt, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass noch weitere entdeckt werden. Titan ist mit einem Durchmesser von 5.200 Kilometern der größte, vier Monde sind etwa 1.400 Kilometer groß, der Rest ist mit Durchmessern von wenigen Kilometern bis zu 100 Kilometern deutlich kleiner. Insbesondere Titan ist erwähnenswert, denn er hat als einziger Mond eine dichte Atmosphäre, die zum Großteil aus Methan besteht und so einen direkten Blick auf die Oberfläche verhindert. Ein Bild von Titan ist auf der linken Seite zu sehen. Im Jahre 2005 landete zum ersten Mal eine Raumkapsel auf der Oberfläche und funkte einmalige Bilder dieser geheimnisvollen Welt in Richtung Erde. Eine weitere Besonderheit im Mondsystem stellen die beiden Monde Janus und Epimetheus dar, denn sie tauschen alle vier Jahre ihre Umlaufbahn aus, tauschen also quasi die Plätze. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 16 Uranus Uranus gehört zu den Gasplaneten und ist mit einem Durchmesser von 51.100 Kilometern fast 5x so groß wie die Erde. Er umkreist die Sonne in einer mittleren Entfernung von 2.8 Milliarden Kilometern und braucht für einen Umlauf 84 Jahre. Er rotiert in 17h14min einmal um seine Achse. Eine Besonderheit bei Uranus ist seine Achsneigung von 98°. Die Folge dieser extremen Neigung ist, dass während eines Teils des Umlaufs ein Pol ständig der Sonne zugewandt ist, während der andere ständig von der Sonne abgewandt ist. Deswegen bezeichnet man Uranus manchmal auch als rollenden Planeten. Die hellblaue Farbe von Uranus kommt von seiner Atmosphäre, da hier die roten Lichtteilchen an den Methanmolekülen gestreut werden. Darunter liegt eine Schicht aus Wasserstoff und Helium, der WasserstoffAnteil macht 83% aus. Noch tiefer würde man eine Schicht aus flüssigem und metallischem Wasserstoff vermuten, ähnlich wie bei Jupiter und Saturn, doch dem ist nicht so. Es folgt ein Kern, der aus Wassereis und Gestein besteht. Man vermutet, dass dieses Gemisch relativ gleichmäßig verteilt ist, es also keinen festen Kern gibt, sondern das ganze eher mit einem Ozean zu vergleichen ist. In der Atmosphäre werden immer wieder Wirbelstürme beobachtet, die sich mehrere Monate halten können. Auch lang gezogene Wolkenformationen werden beobachtet, allerdings sind diese mit einer Lebensdauer von einigen Wochen nur kurzfristig zu sehen. Die Temperatur liegt bei -195°C. Auch Uranus hat Ringe, diese sind jedoch viel weniger ausgeprägt wie bei Saturn. Heute kennt man insgesamt 13 Ringe, die aus dunklen Partikeln mit einer Größe von mehreren Metern bestehen. Der hellste Ring trägt die Bezeichnung "epsilon". Die Anzahl der Monde beläuft sich nach momentanem Stand auf 29 Stück. Die drei größten sind Titania, Oberon und Miranda. Die ersten beiden sind 1500 Kilometer groß, Miranda ist mit 430 Kilometern deutlich kleiner. Die anderen Monde haben Durchmesser von 10 bis 100 Kilometern. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 17 Neptun Neptun ist der äußerste der vier großen Gasplaneten und weist einen mittleren Abstand von 4.5 Milliarden Kilometern zur Sonne auf. Deswegen braucht er für einen Umlauf auch 165 Jahre. Der Äquatordurchmesser beträgt 49.200 Kilometer, damit ist er fast genauso groß wie Uranus und rotiert zudem einmal in 16h06min um seine Achse. Wie Uranus weist auch Neptun eine blaugrüne Farbe auf, die ebenfalls aus der Streuung der roten Lichtteilchen an den Methanmolekülen herrührt. Unter dieser Schicht liegt eine Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium. Anders als bei Uranus können bei Neptun diskrete Übergänge beobachtet werden. Der Kern besteht aus Gestein, darüber liegt ein Mantel aus Eis. Aufgrund dessen ist auch die Dichte höher, sie liegt bei 1.65g/cm³. Zudem vermutet man, dass Neptun im Inneren eine Wärmequelle hat, die Energie nach außen führt. Man geht davon aus, dass es sich hier um Restwärme handelt, die noch aus der Entstehungszeit von Neptun stammt. Diese aufsteigende Energie hat die Folge, dass sich die Atmosphäre bis auf -215°C erwärmt, normalerweise würde die Temperatur nur minus 230°C betragen. Ein weiterer Effekt ist, dass die Windgeschwindigkeiten Werte von 2.000 km/h erreichen, was der anderthalbfachen Schallgeschwindigkeit auf der Erde entspricht. Auf Neptun können zwei Wirbelstürme beobachtet werden, von denen einer schon seit einigen Jahrzehnten existent ist. Er wird "Großer Dunkler Fleck" genannt und scheint einen ähnlichen Aufbau wie der „Große Rote Fleck“ auf Jupiter zu besitzen. Neptun hat ein schwaches Ringsystem mit unbekannter Zusammensetzung. Die Ringe haben eine „klumpige“ Struktur, die Ursache dafür ist noch unbekannt, könnte aber mit der Gravitations- Wechselwirkung benachbarter, kleiner Monde zu tun haben. Erstmals wurden die Ringe bei einer Sternbedeckung beobachtet, als der Stern kurz vor der eigentlichen Bedeckung durch den Planeten flackerte. Die Ringe sind noch weniger ausgeprägt als bei Uranus und weisen eine weitere Besonderheit auf: sie sind nicht vollständig, denn der äußerste Ring ist in drei Kreisbögen unterteilt, weist also Lücken auf. Warum das so ist, weiß man noch nicht, ging man doch bisher davon aus, dass sich die einzelnen Ringfragmente doch irgendwann hätten zusammenschließen müssen. An Monden hat Neptun insgesamt 13 Stück aufzuweisen. Der größte ist mit einem Durchmesser von 2700 Kilometern Triton. Ein weiterer besonderer Mond ist Nereide. Sie weist eine sehr elliptische Bahn auf und kann sich Neptun bis zu 1.3 Millionen Kilometer nähern, im fernsten Punkt beträgt der Abstand fast 10 Millionen Kilometer, für einen Umlauf benötigt der Mond 360 Tage, also fast ein ganzes Jahr. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 18 Pluto Wie Anfangs erwähnt, wurde Pluto sein Planetenstatus aberkannt, doch werden wir ihn der Vollständigkeit halber weiter als Planet behandeln, schließlich hat er über 60 Jahre lang dazugehört. Pluto umkreist die Sonne in einem mittleren Abstand von 5.9 Milliarden Kilometern, kann sich ihr allerdings bis auf 4.5 Mrd. Kilometer nähern oder bis auf 7.3 Mrd. Kilometer entfernen. Pluto weist also eine recht elliptische Bahn auf. Sein Durchmesser beträgt 2.300 Kilometer, damit ist er der kleinste aller Planeten. Er dreht sich einmal in 156 Stunden um seine eigene Achse, was in etwa einer Woche entspricht. Über den Aufbau von Pluto weiß man noch recht wenig. Die äußeren Schichten bestehen vermutlich aus einem lockeren Gemisch von Eis und Gestein, darunter findet sich ein Eismantel, der einen Kern umgibt, welcher ca. 80% der Gesamtmasse ausmacht und wiederum aus Gestein besteht. Zudem besitzt der Planet eine sehr dünne und wenig ausgedehnte Atmosphäre, die so dünn wie das Hochvakuum ist, das auf der Erde erzeugt werden kann. Die Temperatur auf der Oberfläche liegt bei eisigen minus 240°C. Pluto besitzt insgesamt drei Monde, deren größter mit einem Durchmesser von 1.200 Kilometern "Charon" ist. Weil Charon und Pluto annähernd gleich groß sind, spricht man seit neuestem auch von einem Doppelplaneten. Die beiden Körper wenden sich immer dieselbe Seite zu. Würden wir uns auf der Oberfläche von Pluto befinden und zu Charon schauen, würde der Mond still stehen. Er würde nicht auf- und nicht untergehen, sondern immer auf der gleichen Stelle am Himmel verharren. Lediglich die Sterne würden an ihm vorbeiziehen. Demzufolge kann man Charon auch nur von einer Seite Plutos sehen, auf der anderen würde er immer unsichtbar bleiben. Die anderen zwei Monde, die erst im Jahre 2006 mit dem Hubble Weltraum Teleskop entdeckt wurden, sind nur 100 bzw. 160 Kilometer groß. Seit Januar 2006 ist die Raumsonde "New Horizons" zum entferntesten Planeten unterwegs und wird dort im Jahre 2015 eintreffen. Erst dann wird es Bilder von der Oberfläche geben, das obige ist lediglich eine künstlerische Darstellung. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 19 4. Kometen In frühen Zeiten galten die Kometen als Unheilsbringer, denn sie schienen immer dann aufzutauchen, wenn gerade ein Krieg ausgebrochen war oder eine Schlacht verloren ging. Wenn die Menschen in der damaligen Zeit einen Kometen am Himmel sahen, brach Angst und Schrecken aus. Heute wissen wir, dass Kometen keine Unglücksboten sind, sondern Brocken aus Gestein und Eis, die auf lang gestreckten, elliptischen Bahnen ihre Runden um die Sonne ziehen. 5.1 Die Entstehung von Kometen Als die Sonne vor etwa 4.6 Milliarden Jahren aus einer Staubwolke entstand, bildete sich um unser Zentralgestirn eine langsam rotierende Scheibe aus Gas und Staub aus. Aus dieser Scheibe entwickelten sich nicht nur die Planeten, sondern auch die Asteroiden und Kometen. Wie das im Einzelnen funktioniert, wollen wir uns nun anschauen: Mit der Zeit klumpten die Staubteilchen in der Scheibe immer mehr zusammen und bildeten so kleine Körper, die sich wiederum zu größeren zusammenfanden. Dabei erreichten sie eine Größe von mehreren hundert Metern bis zu einem Kilometer. Man nennt diese Brocken Planetensimale. Diese Simale fanden sich nun zu den uns bekannten Planeten zusammen, aber in gewissen Regionen des jungen Sonnensystems wurde diese Entwicklung gestört. Da Jupiter in der Frühzeit relativ schnell wuchs, verhinderte er durch seine enorme Gravitation die Bildung eines weiteren Planeten zwischen ihm und Mars; der AsteroidenGürtel entstand. Auch am Rand des Sonnensystems konnten sich die Planetensimale nicht zu großen Planeten zusammenfinden. Dort nämlich waren die Abstände zwischen den einzelnen Simalen zu groß, als dass sie zu größeren Körpern zusammen wachsen konnten. Zudem wurden die Planetensimale im Bereich zwischen Jupiter und Neptun von den vier Gasriesen aus dem Sonnensystem geschleudert, so dass auch sie keine Planeten mehr bilden konnten. Durch das Herausschleudern bildete sich die so genannte "Oortsche Wolke" aus, die Heimat der Kometen. Sie bildet eine Kugelschale um unser Sonnensystem herum. Der innere Rand befindet sich in einem Abstand von 1000 AE (1AE = 150 Millionen Kilometer) zur Sonne, der äußere Rand reicht bis zu 100.000 AE. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 20 5.2 Der Aufbau von Kometen Die meiste Zeit ihres Lebens sind Kometen inaktiv, da sie in entfernten Regionen des Sonnensystems ihre Bahnen ziehen. Doch wenn sie in die Nähe der Sonne kommen, bilden sie um den Kern eine Wolke - die Koma - aus und ziehen einen wunderschönen Schweif hinter sich her. 5.2.1 Der Kern Ein Kometenkern ist im Wesentlichen ein etwa 10 bis 20 Kilometer großer, unregelmäßig geformter Brocken, der aus Staub und Eis besteht. Früher nannte man Kometen oft auch "schmutzige Schneebälle", doch dieses Bild ist nach heutigem Stand falsch. Nach den Ergebnissen der "Deep Impact Mission", die im Jahre 2005 ein Projektil auf den Kometen „Tempel 1“ geschossen hat, besteht ein Kometenkern hauptsächlich aus Staub, der durch deutlich weniger Wassereis gebunden ist. Man sollte also besser von einem "vereisten Staubball" sprechen. Da der Kern zu einem Großteil aus Staub besteht, reflektiert er einfallendes Sonnenlicht nur zu 5%, so dass die Oberfläche eines Kometenkerns recht dunkel erscheint. Die Oberfläche von Kometenkernen kann man nur mit Raumsonden erforschen. Auf den Bildern konnte man erkennen, dass Kometen sehr unregelmäßig geformt waren und meist wie eine "Kartoffel" aussahen. Zudem entdeckte man nicht nur Berge und Täler, sondern auch Einschlagskrater. Allerdings sind die Oberflächen längst nicht so zerklüftet, wie man es des Öfteren in Filmen zu sehen bekommt. Die Dichte liegt bei 0.6 Gramm pro Kubikzentimeter, Kometenkerne sind also recht locker aufgebaut und besitzen eine poröse Struktur. Zudem war auf den Aufnahmen der Raumsonden zu erkennen, dass nur etwa 10% der Oberfläche aktiv sind und auch nur dort Material aus dem Kern herausgeschleudert wird. Untersucht man die Elemente eines Kometenkerns, stellt man fest, dass neben Staub und Wasser auch andere Moleküle zu finden sind: Ameisensäure, Essigsäure oder auch Äthylenglykol. Eine besondere Bedeutung kam dem "schweren Wasser" zu, das auch mit HDO bezeichnet wird. Hier auf der Erde kommt auf ein Wasserstoffatom (H) ein Deuteriumatom (D), in Kometen ist das Verhältnis doppelt so hoch. Dieses Ergebnis spricht dagegen, dass der Großteil des Wassers auf der Erde von Kometen stammt. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 21 5.2.2 Die Koma Kometen werden erst aktiv, wenn sie sich der Sonne nähern. Dann entfaltet sich die ganze Schönheit dieser Himmelsobjekte. Wenn ein Kometenkern in die Nähe der Sonne kommt, verdampft von der Oberfläche das Wassereis. Dieses Gas reißt Staubteilchen mit in den Weltraum. Um den Kern bildet sich eine Gaswolke aus, die auch Koma genannt wird. Die ausgestoßenen Wassermoleküle (H2O) werden durch die Sonnenstrahlung innerhalb eines Tages in atomaren Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, was in der Physik Dissoziation genannt wird. Wenn man sich die Produktionsraten der einzelnen Moleküle anschaut, dann war es beim Kometen "Hale-Bopp" so, dass bis zu einer Entfernung von drei AE die Sublimation von Kohlenmonoxid (CO) dominiert hat, während bei geringeren Entfernungen die Sublimation von Wasser (H2O) wichtiger für die Aktivität war. Dabei wurden pro Sekunde bis zu 10 hoch 30 Moleküle freigesetzt, was bedeutet, dass der Komet in einer Sekunde bis zu 40 Tonnen an Material verloren hat. Das Kohlenmonoxid und der Sauerstoff sind im Übrigen auch für die wunderschöne, türkisgrüne Farbe der Koma verantwortlich. Durch die Dissoziation wird Energie frei, welche die Wasserstoffatome auf Geschwindigkeiten von bis zu 20km/s beschleunigt. Darum entsteht um den Kern noch eine zweite Wolke aus reinem Wasserstoff, die wesentlich ausgedehnter als die Koma, aber von der Erde aus nicht zu beobachten ist. 5.2.3 Der Schweif Mit der Zeit werden den Sauerstoff- und Wasserstoffatomen ihre Elektronen geraubt, so dass sie nun positiv geladen sind und so mit dem Sonnenwind wechselwirken können. Dieser drückt die nun entstanden Ionen nach außen und es entsteht ein Plasmaschweif, der eine Länge von bis zu 50 Millionen Kilometern erreichen kann und immer von der Sonne wegzeigt. Bei sehr hellen und nahen Kometen kann man im Schweif so genannte Schweifstrahlen erkennen. Diese entstehen, weil an der Oberfläche nur wenige Stellen an der Gasproduktion beteiligt sind und so regelrechte "Abgasfahnen" austreten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 22 Manchmal ist zu beobachten, dass der Schweif komplett abreißt. Dieses nennt man einen Schweifabriss. Dass der Schweif vom Kern getrennt wird, kann unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel, wenn der Sonnenwind urplötzlich an Stärke zulegt (Stichwort CME) und so den Schweif komplett mit sich reißt. Auch die Staubteilchen in der Koma werden vom Sonnenwind weggedrückt. Er bleibt hinter dem Kometenkern zurück, der ja auf einer gewundenen Bahn um die Sonne kreist. Dadurch erhält der Staubschweif seine gebogene Form, während der Plasmaschweif kerzengerade ist. Das nebenstehende Bild zeigt den Kometen Hale Bopp, der die Erde im Jahre 1997 besucht hat und über Wochen hinweg sogar mit dem bloßen Auge beobachtet werden konnte. Man erkennt deutlich die zwei Schweife. Der blaue ist der Plasmaschweif, der aus Ionen besteht und den weißlichen Staubschweif. 5.3 Die Bahn von Kometen Kometen haben recht untypische Bahnen, denn sie bewegen sich auf lang gestreckten Ellipsen durch unser Sonnensystem. Das führt dazu, dass sie die meiste Zeit am Rand verbringen, während sie sich nur kurz in der Nähe der Sonne aufhalten. Eine weitere Besonderheit der Bahnen ist, dass die Kometen nicht gemeinsam mit den Planeten in einer Ebene um die Sonne kreisen, sondern dass die Bahnneigung beliebige Werte annehmen kann. Das führt dazu, dass Kometen prinzipiell übeall am Himmel auftauchen können, während die Planeten sich auf der Ekliptik bewegen müssen. Die geringste Entfernung zur Sonne erreichen Kometen im Perihel, den sonnenfernsten Punkt nennt man dagegen Aphel. Man unterscheidet periodische und nichtperiodische Kometen. Während erstere nach einer gewissen Zeit wiederkehren, besuchen uns andere nur ein einziges Mal und verschwinden dann für immer in den Weiten des Universums. Als periodische Kometen werden all diejenigen bezeichnet, deren Umlaufdauer unter 200 Jahren liegt. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 23 Die Welt der Sterne Beim Blick in den Nachthimmel sieht man über sich Hunderte von Sternen funkeln. Einige davon sind sehr hell, andere kann man eben noch so mit bloßem Auge erkennen. Bei genauer Betrachtung fällt vielleicht auch auf, dass sich die Sterne in den Farben unterscheiden, die meisten erscheinen zwar weißlich, aber ab und zu ist einer dabei, der seltsam orange-gelblich vor sich hinleuchtet. Doch warum ist das so? Warum sind manche Sterne heller als andere, was sind Sterne überhaupt, wie entstehen sie und hören sie eines Tages auf zu leuchten? 1. Was sind Sterne? In diesem Kapitel wollen wir uns mit den Sternen an sich beschäftigen, wir werden die physikalischen Eigenschaften kennen lernen, erfahren, wie Sterne die Energie erzeugen, welche sie zum Leuchten brauchen und uns einige besondere Vertreter der Gattung Stern anschauen. 2. Das Leben eines Sterns Sterne werden aus rotierenden Gaswolken geboren, aber wie geht das genau vor sich? Nichts im Universum hat bis in alle Ewigkeit Bestand, auch Sterne nicht, das hat die Wissenschaft gezeigt. Doch wie sterben Sterne eigentlich, was hat es mit Supernovae und planetarischen Nebeln auf sich? All das ist Inhalt des zweiten Teils. 3. Die Überreste verstorbener Sterne Im dritten Teil wollen wir uns schließlich mit Sternleichen beschäftigen, die übrig bleiben, wenn Sterne erlöschen. Wir werden die Eigenschaften von weißen Zwergen und Neutronensternen untersuchen, Magnetare kennen lernen und Pulsare untersuchen. 4. Schwarze Löcher Zum Abschluss dieses Kapitels wollen wir uns im vierten Teil mit den geheimnisvollen Eigenschaften schwarzer Löcher beschäftigen und eine Reise zu einem solchen unternehmen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 24 1. Was sind Sterne? Wenn wir einen Blick auf unsere Sonne werfen, können wir genau beantworten, was ein Stern ist: ein glühend-heißer Ball aus Gas, der enorme Mengen an Energie und Wärme abstrahlt. Das wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen. 1.1 Eigenschaften von Sternen: Sterne sehen nicht alle gleich aus, es gibt viele verschiedene Unterarten. Sie unterscheiden sich in der Größe, der Temperatur, der Farbe, der Leuchtkraft und auch in der Lebensdauer, aber eines haben alle Sterne gemeinsam: Sie bestehen im Allgemeinen aus Wasserstoff und Helium. Tief im Sterninneren sind der Druck und die Temperatur so hoch, dass vier Wasserstoff- Kerne zu einem Heliumkern verschmelzen. Das nennt man Kernfusion. Diese Umwandlung setzt gewaltige Energiemengen frei, die in Strahlung und Wärme umgewandelt werden. Diese Art der Energieerzeugung ist bei jedem Stern dieselbe, wenn man einmal von den braunen Zwergen absieht, die eine besondere Unterklasse der kleinsten Sterne darstellen. Aber wie heiß ist denn ein Stern überhaupt? Hier offenbaren sich schon die ersten Unterschiede, denn blaue Sterne können eine Oberflächentemperatur von bis zu 50.000°C erreichen, rot leuchtende Sterne hingegen nur 3500°C. Unsere Sonne beispielsweise hat eine Oberflächentemperatur von 5.500°C. Die Temperatur ist also eng mit der Farbe der Sterne verknüpft. Je kühler ein Stern ist, umso rötlicher leuchtet er. Dieser Zusammenhang wird mit den so genannten Spektralklassen (O bis M) ausgedrückt. Nun könnte man auf die Idee kommen, dass ein Stern umso heller leuchtet, je heißer er ist, was auch in der Tat der Fall ist. Die absolute Helligkeit eines Sterns wird mit Hilfe der Leuchtkraft angegeben, die meist auf die Sonne bezogen wird. Es gibt Sterne, die bis zu 10 Millionen Mal so hell leuchten, auf der anderen Seite sind die meisten Sterne in unserer Galaxie viel weniger leuchtkräftig als unsere Sonne. Trägt man alle Sterne in einem Diagramm auf, in dem nach rechts die Sternfarbe und nach oben die Leuchtkraft aufgetragen wird, erhält man das Hertzsprung- Russell Diagramm, das links dargestellt ist. Man erkennt eine Linie, die von links oben nach rechts unten verläuft und als "Hauptreihe" bezeichnet wird. Auf dieser Linie finden sich ca. 90% aller Sterne. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 25 Geht man auf der Hauptreihe nach links oben, kommt man zu den heißen O-Sternen, in der Mitte findet man die Sonne sowie alle anderen sonnenähnlichen Sterne, rechts unten im Eck sind die roten und braunen Zwerge zu finden. Von der Hauptreihe zweigen nach rechts zwei Äste ab, hier sind die Riesen und Überriesen zu finden. Eine weitere Gruppe findet man links unten. Dort befinden sich die weißen Zwerge, die im Grunde nichts anderes sind als Sternleichen. Wir wissen jetzt, dass ein Stern umso heller leuchtet, je heißer er ist. Daraus lässt sich eine weitere Schlussfolgerung ableiten: je heller ein Stern ist, desto mehr Energie verbraucht er und umso weniger lange kann er leuchten. Wenn man einen sehr heißen, bläulich leuchtenden Stern nimmt und sein maximales Alter berechnet, kommt man auf Werte von 10 Millionen Jahren. Die Sonne dagegen geht wesentlich sparsamer mit ihrem Brennstoff um und hat eine Lebenserwartung von 10 Milliarden Jahren, lebt also 1000x länger. Die kleinsten Sterne, die roten Zwerge, brennen richtiggehend auf Sparflamme und leben somit 1000x länger als das Universum heute alt ist, nämlich 10 Billionen Jahre. 1.2 Überriesen Im Vergleich mit unserer Sonne gibt es wesentlich größere Sterne im Universum, die man zu der Klasse der Riesen und Überriesen zählt. Beispiele hierfür sind der Stern Deneb, ein blauer Überriese im Sternbild Schwan und Beteigeuze, ein roter Überriese im Sternbild Orion. 1.2.1 blaue Überriesen: Zuerst wollen wir uns den blauen Überriesen zuwenden, die sich im HR-Diagramm ganz oben in der Mitte finden. Sie haben einen Durchmesser, der zwischen dem 80-fachen und dem 300-fachen unserer Sonne liegt. Die Oberflächentemperaturen reichen von 8.000 bis 15.000 Grad Celsius, in Extremfällen liegt diese Temperatur noch höher. Im Schnitt leuchten blaue Überriesen 500.000mal heller als unsere Sonne. Sie strahlen damit in einer Minute soviel Energie ab, wie unser Zentralgestirn in einem Jahr. Daher produzieren sie auch eine enorme Menge an Strahlung, die die Umgebung zu einer lebensfeindlichen Wüste macht. Wenn der Kernbrennstoff zu Ende geht, explodieren solche Sterne als Supernova und hinterlassen in den meisten Fällen ein schwarzes Loch. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 26 Auch der hellste Stern unserer Galaxie gehört zu den blauen Überriesen. Er trägt den Namen "Pistol Star", weist eine Oberflächentemperatur von 30.000°C auf und eine Kerntemperatur von mehr als 500 Millionen Grad. Dieser blaue Überriese leuchtet 12 Millionen Mal so hell wie die Sonne; in nur drei Sekunden erzeugt er mehr Energie als die Sonne in einem ganzen Jahr. Dementsprechend schnell geht auch sein Kernbrennstoff zur Neige, weshalb er nicht länger als 5 Millionen Jahre leben wird. Um sich eine Vorstellung von der Größe solcher blauer Überriesen zu machen, ist in obigem Bild unsere Sonne neben einem solch gigantischen Stern einmal dargestellt. 1.2.2 rote Überriesen: Die roten Überriesen sind von der Ausdehnung noch weit größer als die blauen Überriesen. Sie haben zwar die gleiche Masse wie diese, aber der Durchmesser beträgt im Schnitt das 700-fache des Sonnendurchmessers. Der größte Stern unserer Galaxie, mit Namen „VV Cep“, ist 1.600mal so groß wie unsere Sonne, er würde also das halbe Planetensystem ausfüllen und alle Planeten bis hin zu Jupiter verschlucken. Man muss fairerweise aber auch erwähnen, dass ein roter Überriese keine festen Umrisse mehr aufweist, sondern dass die Sternatmosphäre ohne klar definierten Übergang in das Vakuum des Weltalls übergeht. Von daher ist es schwer zu sagen, wo ein solcher Stern nun aufhört. Rote Überriesen entstehen aus blauen Überriesen, die zwischen 10 und 40mal schwerer als die Sonne sein müssen. Geht diesen Sternen der Brennstoff aus, dehnen sich die äußeren Schichten aus, kühlen auf 4.000°C ab und leuchten damit vornehmlich im langwelligen, roten Bereich des sichtbaren Spektrums. Liegt die Masse höher als 40 Sonnenmassen, erzeugen die Sterne soviel Energie, dass auch die weit ausgedehnte Oberfläche nicht unter 7.000°C abkühlt. Damit leuchtet sie auch in diesem Zustand in weißlich-blauem Licht. 1.3 Zwergsterne: Zwergsterne sind die am häufigsten vorkommenden Sterne in unserer Galaxie. Ihr Anteil macht rund 95% aus. Als Zwergsterne werden alle Sterne bezeichnet, deren Masse kleiner als die achtfache Sonnenmasse ist. Somit gehört auch unser Zentralgestirn zu den Zwergsternen. In dieser Sternklasse gibt es wieder einige Unterklassen, von denen wir drei näher betrachten wollen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 27 1.3.1 gelbe Zwerge: Zu dieser Klasse von Zwergsternen gehört auch unsere Sonne. Sterne dieser Gattung haben eine Oberflächentemperatur von 6.000°C und erzeugen ihre Energie durch Kernfusion. Die Größe solcher Sterne liegt zwischen dem halben und dem doppelten des Sonnendurchmessers. Um gelbe Zwerge bildet sich in den meisten Fällen ein Planetensystem aus, zudem weist ein solcher Stern genau die Eigenschaften auf, die zur Entstehung von Leben notwendig sind. Zum einen produzieren sie genug Wärme, so dass auf einem Planeten Leben entstehen kann, zum anderen ist die Strahlenbelastung, die das neu entstandene Leben zerstören könnte, sehr gering. Außerdem leben gelbe Zwergsterne hinreichend lange, nämlich bis zu 15 Milliarden Jahre, so dass ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um komplexe Lebewesen zu formen. Deswegen gehören die gelben Zwergsterne zu den erfolgreichsten Kandidaten für die Suche nach außerirdischem Leben. 1.3.2 rote Zwerge: Rote Zwerge befinden sich am rechten, unteren Ende der Hauptreihe. Sie können gerade noch so eine Kernfusion in Gang setzen und damit Wärme und Energie erzeugen. Im Gegensatz zu anderen Sternen wird die Wärme allerdings nicht durch Strahlung nach außen transportiert, sondern durch Konvektionsströmungen. Das ist vergleichbar mit einem Kochtopf, in dem heißes Wasser in Blasen nach oben wallt, dort abkühlt und wieder nach unten sinkt. Daher kann der Stern seinen gesamten Wasserstoffvorrat in Helium umwandeln und somit deutlich länger als die meisten anderen Sterne leuchten. Die Lebenserwartung eines solchen Sterns beträgt bis zu 10 Billionen Jahre. Rote und Braune Zwerge gehören zu den häufigsten Sternen in der gesamten Galaxis. Man schätzt, dass auf einen sonnenähnlichen Stern bis zu 10 rote Zwerge kommen. Da sie sehr lichtschwach sind, können sie nur schwer entdeckt werden, so dass man bisher nur die sonnennächsten roten Zwerge kennt. Zum Vergleich sind hier mal ein roter Zwerg und die Sonne dargestellt. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 28 1.3.3 braune Zwerge: Braune Zwerge sind noch kleiner als die schon sehr kleinen roten Zwerge. Sie erreichen ungefähr Jupitergröße, also knapp 150.000 Kilometer im Durchmesser und sind damit 10mal kleiner als unsere Sonne. Auch ihre Masse ist sehr gering, beträgt sie doch nur 8% der Sonnenmasse. Die Oberflächentemperatur beträgt zwischen 800 und 1.200°C. Deswegen glimmen sie in einem dunkelroten Farbton vor sich hin, was ihnen auch ihren Namen gegeben hat. Im Inneren eines braunen Zwergs sind Druck und Temperatur nicht hoch genug, um eine richtige Kernfusion in Gang zu setzen. Es kommt aber zuweilen vor, dass im Kernbereich ein Deuterium- und ein Wasserstoffkern zu einem Helium3-Kern fusionieren. Diese Art der Energieerzeugung reicht aber nicht aus, um die Oberfläche aufzuheizen. Die Hauptenergie kommt wird vom langsamen Kollaps des braunen Zwergs erzeugt. Hier wird Gravitationsenergie in Wärme umgewandelt, die durch Konvektion an die Oberfläche aufsteigt. Das Innere eines braunen Zwerges wird also fortwährend verquirlt. Dadurch kommen schwere Elemente wie Methan oder Lithium an die Oberfläche und können im Spektrum beobachtet werden, was bei anderen Sternen nicht der Fall ist. Nach Erreichen der Höchsttemperatur erkalten braune Zwerge in nur 10 Millionen Jahren. Danach sind sie für das bloße Auge unsichtbar, da die Strahlung nur noch im infraroten Wellenbereich liegt, der uns Menschen nur mit speziellen technischen Geräten zugänglich ist. Aber auch diese Strahlung wird bald aufhören, so dass gegen Ende ein kleiner, schwarzer Materieklumpen seine Bahn durch das Weltall zieht. Einen Vorteil haben braune Zwerge allerdings: sie haben eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer! erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 29 2. Das Leben eines Sterns Nichts im Universum ist für die Ewigkeit bestimmt oder hat unveränderlich Bestand. Auch Sterne unterliegen einem ständigen Wandel. Doch um das zu erkennen, ist ein Menschenleben zu kurz. Um Veränderungen an diesen gigantischen Gasbällen wahrzunehmen, wären Zeiträume von Millionen oder gar Milliarden Jahren nötig. Doch gerade hier hat die Physik in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht, so dass es uns heute möglich ist, den Lebensweg von Sternen nachzuzeichnen. 2.1 Die Entstehung von Sternen Sterne werden in Gaswolken geboren, die überall in den Spiralarmen unserer Galaxie zu finden sind und als HII- Regionen bezeichnet werden. Ein Bild einer solchen Gaswolke ist hier dargestellt. Es ist der bekannte Lagunen-Nebel im Sternbild Schütze, der knapp 3.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Solche Gaswolken bestehen im Wesentlichen aus Wasserstoff, aber wie auf dem Bild zu sehen, auch aus einer dunklen Substanz: dem Staub. Sterne können nur geboren werden, wenn in sowohl Wasserstoff als auch Staub vorhanden sind. Man nennt eine solche Ansammlung dann auch „Molekülwolke“. Die Temperatur einer solchen Wolke liegt nur wenige Grad über dem absoluten Nullpunkt, im Schnitt bei -265°C. Das ist eine weitere Grundvoraussetzung für die Entstehung eines Sterns: die Wolke muss kalt sein. In warmem Gasnebeln entstehen also keine Sterne. Nun wollen wir uns eine solche Molekülwolke ein wenig genauer anschauen und versuchen, zu verstehen, wie sich aus einer solchen Wolke ein Stern bildet: Gas hat im freien Raum die Eigenschaft, sich zusammen zu ziehen. Das ist eine unmittelbare Folge der Gravitation. Die Wolke beginnt also zu kollabieren. Dabei wird sie immer dichter, dabei aber auch heißer. Nun ist es so, dass Gasmoleküle das Bestreben haben, bei höheren Temperaturen immer schneller durch den Raum zu flitzen, die Wolke wird sich also wieder ausdehnen, da die Gasmoleküle in alle Richtungen davonfliegen. Dadurch sinkt die Temperatur der Wolke und sie fängt wieder an, zu kollabieren. Dieses Wechselspiel würde sich bis in alle Ewigkeit wiederholen, so dass aus einer reinen Gaswolke niemals ein Stern werden wird. Wir sehen also, dass wir so etwas wie einen Kühlungsmechanismus benötigen, der das Wiederausdehnen verhindert. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 30 Diese Aufgabe übernimmt der Staub. Er hat nicht nur die Eigenschaft, dass er Strahlung und Wärme von außen abblockt, sondern leitet auch die im Inneren freiwerdende Wärme nach außen. So behält die kollabierende Wolke stets eine konstante Temperatur bei und kann sich immer weiter zusammenziehen. Irgendwann ist die Kraft der Gravitation so groß, dass die Wolke auch bei höheren Temperaturen weiter in sich zusammenfällt. Der Staub hat seine Aufgabe erfüllt wird nun nicht mehr benötigt. Nach etwa zwei Millionen Jahren ist die Wolke so dicht, dass man bereits von einem Protostern sprechen kann. Er leuchtet allerdings noch nicht, sondern strahlt nur Wärme in den Raum. Man spricht dabei von Infrarotstrahlung. Das bedeutet, dass man solche Sterne von der Erde aus mit herkömmlichen Teleskopen nicht entdecken kann, weil diese nur sichtbares Licht empfangen können. Die Gaswolken stürzen derweil weiter mit Überschallgeschwindigkeit in Richtung Zentrum. Erreicht die Temperatur des Gasballs 4.000°C, verlangsamt sich die Kontraktion und der Stern behält seine Größe bei. Die einstürzenden Gasmassen führen ab jetzt nur noch zu einer weiteren Verdichtung und damit zu einer Temperaturerhöhung im Kern. Nach weiteren 500.000 Jahren ist die Temperatur im Zentrum so hoch, dass die Kernfusion zündet und der Stern zu leuchten beginnt. Ein Stern ist geboren worden. Eine Molekülwolke enthält viele Sonnenmassen an Materie. Deswegen zerfällt die Wolke beim Zusammenziehen in einzelne Teile. Das nennt man in der Fachsprache Fragmentation. Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass Sterne so gut wie nie alleine geboren werden, sondern immer mehrere Geschwister haben. Einen solchen Zusammenschluss von vielen Sternen nennt man "Sternhaufen", der bis zu 200 Mitglieder haben kann. Auch die Sonne ist nicht alleine aus einer Wolke entstanden. Ein besonders schönes Beispiel für einen solchen Sternhaufen sind die Plejaden im Sternbild Stier, die am winterlichen Abendhimmel schon mit bloßem Auge erkannt werden können und manchmal für den kleinen Wagen gehalten werden. Um die Sterne herum erkennt man Nebelfetzen, die bei der Entstehung übrig geblieben sind. Sternentstehung kann aber nicht nur durch den Kollaps einer Molekülwolke, sondern auch durch äußere Einflüsse ausgelöst werden. Explodiert zum Beispiel eine Supernova, so drückt die Schockwelle das interstellare Gas zusammen und ein Stern entsteht. Das sind allerdings eher seltene Ausnahmen, die meisten Sterne entstehen tatsächlich in den HII- Regionen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 31 2.2 Das Leben von Sternen Zu Beginn seiner Existenz weist ein Stern ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Wasserstoff auf, den er mittels Kernreaktionen zu Helium fusionieren kann. Deswegen verbringt er die meiste Zeit auf der Hauptreihe und führt ein sehr friedliches Leben. Bis der Brennstoff zu Ende geht, können wie im Beispiel der Sonne mehrere Milliarden Jahre vergehen. Unser Zentralgestirn hat in den letzten 4.5 Milliarden Jahren ihres Lebens gerade einmal 35% des Wasserstoffs in Helium umgewandelt. Dieses Helium bezeichnet man als Brennasche, die im Kern zurückbleibt. In diesem Stadium bleibt der Radius des Sterns konstant. Wir haben oben gelernt, dass Materie die Eigenschaft hat, sich aufgrund der Gravitation zusammen zu ziehen. Wenn man dieses weiterdenkt, würde man davon ausgehen, dass der Stern immer kleiner und kleiner wird. Das würde er auch tun, wenn es nicht eine weitere Kraft gäbe, die diesen Kollaps aufhält. Es ist der Strahlungsdruck. Bei der Kernfusion entsteht Energie in Form von Strahlung. Diese treibt die nach innen drückenden Gasteilchen wieder zurück nach außen, wobei sich ein Gleichgewicht einstellt. Der Druck nach außen ist immer genau so groß wie der Druck nach innen, der Stern behält also seine Größe bei. Man kann sich dies anhand eines sehr einfachen Beispiels deutlich machen: Wenn man einen Luftballon aufbläst und verschließt, versucht die elastische Hülle, den Ballon kleiner zu machen, aber der Luftdruck im Inneren wirkt dagegen, so dass der Luftballon im Endeffekt seine Größe beibehält und sich somit in einem Gleichgewichtszustand befindet. Nach einer gewissen Zeit, die für jeden Stern unterschiedlich lang ist, besteht der Kern nur noch aus Helium. Bei den gegebenen Temperaturen kann der Stern das Helium nicht mehr zu höheren Elementen fusionieren, so dass er keine Energie mehr erzeugen kann. Zu diesem Zeitpunkt tritt der Stern in die letzte Phase seines Lebens ein, die wir im nächsten Abschnitt genauer beleuchten wollen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 32 2.3 Wenn Sterne sterben Da die Entwicklungswege von Sternen empfindlich von der Masse abhängen, müssen wir im Folgenden zwischen sonnenähnlichen Sternen und Sternen mit einer 40-fach höheren Masse unterscheiden. 2.3.1 Der Tod sonnenähnlicher Sterne Wie wir schon oben gesehen haben, entsteht bei der Fusion von Wasserstoff als Abfallprodukt Helium, das als Brennasche im Kern zurückbleibt. Unter den gegebenen Bedingungen kann der Stern dieses neue Element nicht weiter in Energie umwandeln; der Kern erzeugt jetzt weder Wärme noch Strahlung. Damit bricht der Strahlungsdruck zusammen und es ist keine Kraft mehr vorhanden, die den Stern im Gleichgewicht hält, was dazu führt, dass die äußeren Schichten nach innen stürzen. Bei der Entstehung von Sternen haben wir gehört, dass Gas umso heißer wird, je dichter es zusammengedrückt wird. Somit nehmen jetzt sowohl der Druck als auch die Temperatur im Inneren zu. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem der Wasserstoff, der ja nur noch außerhalb des Kerns zu finden ist, in einer Schale um denselben wieder zu Helium fusioniert wird. Der Kern wird also weiter mit Helium angereichert. Weil das Wasserstoffbrennen nun weiter außen stattfindet, kann die dabei freiwerdende Energie die äußere Sternhülle nach außen treiben, der Stern bläht sich auf und wird zu einem Roten Riesen. Dabei kann sich der Durchmesser um das 100fache vergrößern. Gleichzeitig wird der Kern immer heißer und dichter. Hat die Temperatur im Innern 150 Millionen Grad erreicht, zündet schlagartig das Helium in einem gewaltigen Heliumflash. Dabei erzeugt der Stern in einer Sekunde soviel Energie wie alle Sterne der Galaxie zusammen. Diese riesigen Energiemengen verpuffen allerdings im Sterninneren und treiben den Kern nach außen. Die Temperatur geht zurück, der Stern schrumpft auf den 40-fachen Normalradius zusammen. Nun sind die Verhältnisse soweit geregelt, dass der Stern ohne weitere Probleme das Helium im Kern zu Sauerstoff und Kohlenstoff fusionieren kann. Dabei werden im Inneren wieder große Mengen an Energie frei, die die äußere Hülle zum zweiten Mal nach außen drücken. Der Stern bläht sich auf und erreicht dabei einen Durchmesser, der das 120-fache der normalen Größe beträgt. Ist kein Helium mehr vorhanden, besteht der Kern nur noch aus Sauerstoff und Kohlenstoff. Der Stern kommt wieder in eine Energiekrise und fällt in sich zusammen. Dabei setzt die Fusion von Kohlenstoff zu schweren Elementen wie Magnesium ein. Während dieser Art der Energieerzeugung kommt der Motor manchmal ins Stocken, sprich, die Kernfusion setzt für kurze Zeit aus. Damit versiegt der Strahlungsdruck, der Stern kollabiert. Aufgrund dessen erhöht sich die Temperatur im Kern, die Kernfusion setzt wieder ein und treibt die äußeren Schichten nach außen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 33 Dieses Szenario wiederholt sich periodisch, der Stern fängt an, zu pulsieren. Dabei stößt er wiederholt einen Teil seiner Atmosphäre nach außen, wodurch die konzentrischen Ringe im unteren Bild zustande kommen. Irgendwann reicht die Energie und damit auch die Temperatur im Inneren nicht mehr aus, um Kohlenstoff zu fusionieren. Der innere Bereich des Sterns stürzt innerhalb einer Sekunde in sich zusammen und wird zu einem weißen Zwerg. Dabei wird er unvorstellbar dicht. Ein Teelöffel dieser exotischen Materie würde über eine Tonne wiegen, also soviel wie ein Auto. Nun besitzt der Stern aber nicht nur einen Kern, sondern auch eine darüber liegende Atmosphäre. Und diese merkt erst mit einer Zeitverzögerung, dass der Kern nicht mehr da ist und stürzt hinterher. Wenn diese Gasschichten an der Oberfläche des weißen Zwerges angekommen sind, prallen sie ab und die Hülle wird nach außen abgestoßen. Ein planetarischer Nebel entsteht. Auf dem nebenstehenden Bild ist zum Beispiel der Katzenaugen-Nebel dargestellt. Schließlich bleibt von einem sonnenähnlichen Stern nur ein weißer Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von anfänglich 300.000°C übrig, der mit der Zeit seine gesamte Restwärme ins Weltall strahlt, dabei auskühlt und letztendlich unsichtbar wird. Auch der Nebel dünnt mit der Zeit immer weiter aus und ist schon nach 50.000 Jahren nicht mehr zu sehen. Bis auf einen toten, kalten Körper bleibt von dem ehemals hell strahlenden Stern nichts mehr übrig. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 34 2.3.2 Der Tod massereicher Sterne Auch massereiche Sterne müssen einmal sterben, aber der Weg ist ein anderer. Der Tod massereicher Sterne gehört zu den aufregendsten Ereignissen, die unser Universum zu bieten hat. Gegen Ende ihres Lebens haben auch massereiche Sterne den Wasserstoff im Inneren aufgebraucht und besitzen nun einen Kern aus Helium. Doch die Temperatur im Inneren ist so hoch, dass der Stern mühelos das Heliumbrennen auslöst und weiter Energie erzeugt. Er kommt also nicht in eine Energiekrise wie sonnenähnliche Sterne. Wenn nun das Helium im Kern zu Sauerstoff und Kohlenstoff umgewandelt wird, geht das Wasserstoffbrennen in einer Schale um den Heliumkern weiter, es verlagert sich also nach außen. Auch hier dehnt sich die Sternatmosphäre aus. Nach einiger Zeit ist auch das Helium im Kern erschöpft, der sich aufgrund des nun fehlenden Strahlungsdrucks weiter zusammen zieht und dabei heißer wird. Bei einer Temperatur von 500 Millionen Grad wird das Kohlenstoffbrennen ausgelöst. Das geschieht allerdings nur, wenn der Stern eine Masse größer als zehn Sonnenmassen besitzt. Der Kohlenstoff wird in schwerere Elemente umgewandelt und wenn er verbraucht ist, zieht sich der Kern zusammen, wird dabei heißer und setzt eine neue thermonukleare Reaktion in Gang. Das geht dann so weiter, bis der Kern nur noch aus Eisen besteht. Jetzt hat der Stern ein Problem, denn aus Eisen kann er keine weitere Energie mehr gewinnen. Egal wie heiß und dicht es im Inneren wird, es kann keine neue Energie mehr erzeugt werden. Mittlerweile hat die Temperatur im Kern auf sagenhafte 8 Milliarden Grad zugenommen und bei Erreichen dieser Schwelle wird der Kern auf einmal sehr instabil. War er vorher noch härter als alles, was wir von der Erde her kennen, ist er nun komprimierbar. Da von innen kein Druck mehr kommt (es wird ja keine Energie mehr erzeugt) stürzt er im freien Fall in sich zusammen. Das dauert gerade einmal eine tausendstel Sekunde! Durch die hohe Temperatur von mehreren Milliarden Grad wird das Eisen in Helium aufgespaltet und der Kern fällt weiter in sich zusammen. In einer Viertelsekunde schrumpft der ehemals erdgroße Kern auf eine Kugel von nur noch 20 Kilometer Durchmesser zusammen; ein Neutronenstern ist entstanden. Ein Teelöffel dieser Materie würde 1000 Milliarden Kilogramm wiegen, also 10mal so viel wie alle Menschen auf der Erde zusammen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 35 Während des Zusammenstürzens wird enorm viel Energie frei. Der Stern strahlt in wenigen Sekunden so viel Energie ab, wie die Sonne in ihrem ganze 10 Milliarden Jahren dauernden Leben. Aufgrund dessen leuchtet der Stern so hell wie eine ganze Galaxie mit 100 Milliarden Sternen. Das obige Bild zeigt eine solche Supernova und veranschaulicht eindrucksvoll die Energiemenge, die der Stern abstrahlt. Erst jetzt merkt die Hülle, dass ihr sozusagen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und stürzt hinterher. Der ganze Rest des riesigen Sterns fällt auf die kleine Kugel im Zentrum hinunter. Doch diese ist so dicht und hart, dass alle Materie an ihr abprallt und nach außen geschleudert wird. Nun rast eine Schockwelle mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40.000 Kilometern in der Sekunde durch den Stern und reißt alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Der ganze Stern wird in Fetzen gerissen. Die expandierende Hülle wird nun in den Weltraum geschleudert und verliert dabei an Leuchtkraft. Doch sie bäumt sich noch einmal auf. Bei der Supernova hat sich Nickel gebildet, das zu Kobalt zerfällt. Dabei werden GammaQuanten frei, die aber nicht aus der dichten Hülle entweichen können, weil sie ständig mit anderen Teilchen zusammenprallen und dabei die Hülle weiter aufheizen. Diese wird dadurch immer heller und leuchtet gegen Ende so hell wie 20 Milliarden Sterne. Erst wenn der Großteil des Nickels zu Kobalt geworden ist, nimmt die Leuchtkraft der Hülle ab und die Supernova verblasst. In einer Galaxie mit ihren 100 Milliarden Sternen findet im Schnitt alle 100 Jahre eine solche Supernovaexplosion statt. Man sieht, dass es ein sehr seltenes Ereignis ist. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 36 3. Sternleichen Nachdem wir im letzten Kapitel gesehen hatten, wie Sterne den Tod finden, wollen wir uns nun die Überreste anschauen und deren seltsame Eigenschaften untersuchen. 3.1 Weiße Zwerge Weiße Zwerge entstehen, wenn sonnenähnlichen Sternen am Ende ihres Lebens der Wasserstoff ausgeht und der Kern nach dem Kohlenstoffbrennen in sich zusammenstürzt. Nach dem Kollaps ist der Kern sehr dicht und besteht im Wesentlichen aus den Elementen Wasserstoff, Helium und Kohlenstoff. Die Größe eines solchen weißen Zwergs liegt zwischen 8.000 und 14.000 Kilometer. Dabei tritt ein sehr merkwürdiges Phänomen auf: je mehr Masse wir dem weißen Zwerg hinzufügen, umso kleiner wird er! Er verhält sich also ganz anders, als die Materie, die wir von der Erde her kennen. Das ist auch der Grund, warum massereiche weiße Zwerge viel kleiner sind als massearme. Unsere Sonne wird als weißer Zwerg mit einem Durchmesser von 13.000 Kilometer enden, ist dann also nur noch knapp so groß wie die Erde. Da in einem solchen Zwerg fast die Hälfte der Masse des Sterns versammelt ist, hat er eine extrem hohe Dichte. Ein Kubikzentimeter bzw. ein Teelöffel davon wiegt fast eine Tonne. Dementsprechend hoch ist auch die Gravitation. Könnten wir auf einem solchen weißen Zwerg landen, müssten unsere Beine ein Gewicht von 15 Millionen Kilogramm tragen. Schon aus diesem Grund ist es unmöglich, auf einem solchen Körper spazieren zu gehen. Aber auch Temperaturen von bis zu 500.000°C machen einen Aufenthalt auf seiner Oberfläche nicht gerade angenehm. An diesem Punkt stellt sich die Frage, warum der Stern eigentlich bei genau dieser Größe aufhört zu kollabieren, denn schließlich gibt es im Inneren keinen Strahlungsdruck mehr, der einen Kollaps aufhalten könnte. Der Grund dafür ist, dass der Kern im Laufe seines Lebens immer weiter verdichtet und erhitzt wurde. Die dabei auftretenden Temperaturen von bis zu einer Milliarde Grad haben die Atome ionisiert, das bedeutet, die Atome wurden ihrer Elektronen beraubt. Wie wir wissen, kreisen Elektronen im Allgemeinen um die Atomkerne, doch genau das tun sie jetzt nicht mehr, sondern schwirren frei zwischen den Atomkernen umher. Nun gilt in der Physik das Gesetz, dass sich Elektronen nicht beliebig nahe kommen können, es muss zwischen ihnen immer ein gewisser Abstand sein. Wenn der Kern nun weiter kollabieren würde, so würden sich auch die Elektronen immer näher kommen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 37 Da sie das aber nicht dürfen, haben sie nur noch die Möglichkeit, sich immer schneller zu bewegen, um so den anderen Elektronen auszuweichen. Durch dieses wilde Umherflitzen üben die Elektronen Druck aus, der der Gravitation entgegenwirkt. Diesen Druck nennt man Entartungsdruck, der den zusammenfallenden Stern schließlich in ein neues Gleichgewicht bringt. Weiße Zwerge können übrigens nicht beliebig schwer werden. Liegt ihre Masse höher als 1.4 Sonnenmassen, so kollabieren sie weiter und werden zu einem Neutronenstern. Doch warum gibt es überhaupt eine solche Grenzmasse? Wie wir gesehen haben, müssen die Elektronen immer schneller im Kern umherflitzen, je stärker die Gravitation bzw. umso schwerer der Stern ist. Wir wissen aber spätestens seit Einstein, dass sich nichts schneller als das Licht bewegen kann. Das gilt auch für unsere Elektronen. Betrachten wir jetzt einen weißen Zwerg mit 1.4 Sonnenmassen, bewegen sich die Elektronen gerade mit Lichtgeschwindigkeit und üben so den maximal möglichen Entartungsdruck aus. Wenn wir jetzt noch ein bisschen Materie hinzufügen, müssten sich die Elektronen schneller als Licht bewegen, was sie aber nicht dürfen und somit haben sie der Gravitation nichts mehr entgegenzusetzen. Nun ein paar Worte zum inneren Aufbau eines weißen Zwergs. Durch die starke Gravitation sinken die schweren Elemente wie Helium und Kohlenstoff nach innen, so dass an der Oberfläche nur noch das leichteste Element Wasserstoff zu finden ist. Das ist auch der Grund, warum viele weiße Zwerge ein reines Wasserstoff-Spektrum zeigen. Bei Sternen, die zum Zeitpunkt des Kollapses schon allen Wasserstoff ins All geblasen haben, besteht die Oberfläche aus Helium, sie weisen also ein reines Heliumspektrum auf. Mit Hilfe der Spektren kann man die weißen Zwerge also in zwei Unterklassen einteilen. Wenn der weiße Zwerg noch sehr jung ist, hat er eine hohe Oberflächentemperatur, die mehr als 300.000°C betragen kann. Deswegen strahlt er Licht vorzugsweise in den kurzwelligen Bereichen ab, wir sehen also einen bläulich leuchtenden Kern. Die ganze Wärme, die er abstrahlt ist Restwärme, die noch vom Kollaps übrig geblieben ist. Ein weißer Zwerg kann nämlich keine Energie mehr erzeugen. Mit der Zeit kühlt er immer weiter aus und wird irgendwann zu einem schwarzen Zwerg, der dunkel und lautlos seine Bahn durch die Galaxis zieht. Wenn er eine Temperatur von 4.000°C erreicht hat, beginnt die entartete Materie, zu kristallisieren. Angenommen, der Stern würde am Ende nur noch aus Kohlenstoff bestehen, dann würde sich dieser Kohlenstoff in einen reinen Diamanten umwandeln, wir hätten also einen Diamanten von der Größe der Erde vor uns. Leider dauert diese Abkühlphase sehr lange, so dass bis heute noch kein einziger weißer Zwerg weniger als 4.000°C erreicht hat. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 38 3.2 Neutronensterne Bevor wir erkunden, wie ein Kern zu einem Neutronenstern wird, sollten wir uns kurz klarmachen, wie ein Atom aufgebaut ist. Weiter oben haben wir schon gelernt, dass ein Atom aus einem Atomkern besteht, der von Elektronen umkreist wird. Den Atomkern selbst können wir uns als Zusammenschluss von Neutronen und Protonen vorstellen, die miteinander "verklebt" sind. Während die Protonen positiv und die Elektronen negativ geladen sind, sind Neutronen (wie der Name schon sagt) elektrisch neutral. Wenn der Kern bei der Supernova kollabiert, sind die Elektronen nicht mehr an die Atomkerne gebunden. Sie flitzen frei durch die Gegend und erzeugen so den schon weiter oben beschriebenen Entartungsdruck. Doch da der Stern deutlich schwerer als die kritische Grenze von 1.4 Sonnenmassen ist, kann dieser Entartungsdruck nichts gegen die übermächtige Gravitation ausrichten, der Stern stürzt weiter in sich zusammen und wird dabei dichter und dichter. Erreicht die Dichte 400 Millionen Kilogramm pro Kubikzentimeter (kg/cm³), werden die Neutronen aus dem Atomkern herausgequetscht. Bei einer Dichte von einer Billion kg/cm³ kommt der Kollaps schließlich zum Stillstand. Der Kern besteht nur noch aus Neutronen, da die Elektronen in die Protonen hineingedrückt wurden und so weitere Neutronen gebildet haben. Ein Neutronenstern ist entstanden, der einen Durchmesser von 15 bis 20 Kilometern hat. Hier sollte man sich vor Augen führen, dass in dieser winzigen Kugel zwei Sonnenmassen komprimiert sind! Daher auch die unglaubliche Dichte von einer Billion kg/cm³. Natürlich kann man sich jetzt fragen, warum der Kollaps genau bei dieser Größe stoppt, aber die Erklärung ist sehr kompliziert, weshalb wir an dieser Stelle darüber hinweggehen werden. Die Eigenschaften von Neutronensternen sind noch viel seltsamer als die von weißen Zwergen. Nicht nur, dass die Temperaturen auf der Oberfläche bis zu 900.000°C erreichen oder ein Teelöffel dieser exotischen Materie eine Milliarde Tonnen wiegt, auch die Gravitation ist ungleich stärker. Würden wir auf der Oberfläche landen, müssten unsere Beine ein Gewicht von 10 Milliarden Tonnen tragen. Sollten wir dennoch auf die Idee kommen, auf einem solchen Stern landen zu wollen, würden wir noch vor dem Erreichen der Oberfläche zuerst in die Länge gezogen und dann in Stücke gerissen werden. Auf der Oberfläche angekommen, würden wir in einzelne Atome zerlegt werden. Sollten wir es durch technische Tricks schaffen, der Gravitation zu entgehen (was natürlich nicht möglich ist), könnten wir von der Oberfläche aus hinter den Horizont schauen, da sogar das Licht so stark gekrümmt wird, dass es uns von der normalerweise nicht sichtbaren Rückseite erreicht. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 39 Wenn der Stern kollabiert, bleibt der Drehimpuls erhalten. Wie eine Eiskunstläuferin sich immer schneller dreht, je enger sie die Arme an den Körper zieht, umso schneller rotiert ein Stern, wenn er in sich zusammenfällt. Das führt dazu, dass sich ein Neutronenstern am Ende bis zu tausendmal pro Sekunde um die eigene Achse dreht. Nun wollen wir uns dem inneren Aufbau von Neutronensternen zuwenden, denn sie bestehen nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, aus einem gleichförmigen Brei von Neutronen, sondern haben diskrete Schichten. Man muss allerdings dazusagen, dass man sich über den Inneren Aufbau von Neutronensternen noch nicht so ganz im Klaren ist, weshalb das Folgende noch nicht als gesichert angesehen werden darf. Ganz außen findet man eine Kruste, die aus Eisenkernen bestehen könnte und eine Mächtigkeit von 200 Metern hat. Erhebungen sucht man vergeblich, denn alles, was höher als ein Millimeter ist, wird von der Gravitation gleich wieder platt gedrückt. Ein Neutronenstern ist also eine perfekte Kugel. Nach der Kruste folgt eine etwa 600 Meter dicke Schicht aus neutronenreichen Kernen, wie zum Beispiel Kobalt, Nickel, Germanium oder Krypton. Je weiter man in dieser Schicht nach innen wandert, umso flüssiger wird die ganze Angelegenheit. Darunter schließt sich dann eine 8 Kilometer dicke Schicht aus superflüssigen Neutronen an. Würde man mit einem Kochlöffel eine solche Masse umrühren, würde sie sich bis in alle Ewigkeit im Kreis drehen, ohne jemals zum Stillstand zu kommen. Wie die weißen Zwerge erkalten auch Neutronensterne langsam, bis sie zu dunklen Körpern werden, die schwarz und unheimlich durch die Tiefen des Weltalls ziehen. Bis ein Neutronenstern allerdings soweit abgekühlt ist, dass man ihn nicht mehr wahrnehmen kann, dauert es mehrere Milliarden Jahre. Deswegen geht man davon aus, dass alle heute existierenden Neutronensterne noch sichtbar sind, doch in ferner Zukunft wird dies anders aussehen. 3.2.1 Magnetare Magnetare sind eine besondere Klasse von Neutronensternen. Wie wir oben gesehen haben, behält ein solcher Stern seinen Drehimpuls bei, so dass er bis zu tausendmal in der Sekunde um seine eigene Achse rotiert. Wenn der Neutronenstern gerade entstanden ist, ist er natürlich noch sehr heiß. Deshalb findet im Inneren Konvektion statt, das heißt, dass heiße Neutronenflüssigkeit an die Oberfläche steigt, dort abkühlt und wieder nach unten sinkt. Diese Zellen haben einen Durchmesser von unter einem Kilometer. Das Aufsteigen und wieder Absinken geschieht in sehr kurzen Zeiträumen, die typischerweise mehrere Millisekunden betragen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 40 Da sich der Stern um seine eigene Achse dreht, also um die Konvektionszellen herum, fließen Ströme und erzeugen so ein gewaltiges Magnetfeld, ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo. Daher kommt auch der Name "Magnetar". Dieses Magnetfeld gehört zu den stärksten im ganzen Universum und ist mit dem auf der Erde nicht mehr zu vergleichen, denn es ist mehr als 100 Billionen mal stärker als selbiges und weist Flussdichten von mehr als einer Billiarde Gauss auf. Das hat natürlich enorme Auswirkungen auf die Oberfläche eines solchen Magnetars. Die Kruste steht ständig unter Spannung und erzeugt dabei gewaltige Sternbeben. Sie kann sogar aufreißen und dabei riesige Mengen an Strahlung freisetzen, die die Umgebung eines solchen Magnetars zu einer lebensfeindlichen Wüste machen und alles Leben vernichten, das sich im Umkreis von mehreren Lichtjahren befindet. Aufgrund der schnellen Rotation verdrillt sich das Magnetfeld. Wenn es stark genug verdrillt ist, reißt es mit einem Schlag auf und setzt riesige Energiemengen in Form von Gammastrahlung frei. Diese wird scharf gebündelt und konzentriert in eine Richtung gesendet. Man spricht dabei von einem Gammaburst. Angenommen, ein solches Ereignis würde in 10 Lichtjahren Entfernung stattfinden und der Strahl wäre zur Erde gerichtet, dann würde es uns die Ozonschicht wegblasen, harte Gammastrahlung würde an den Polen in unser Magnetfeld eindringen und alles Leben in diesem Bereich mit einem Schlag vernichten. Dass so etwas tatsächlich passieren kann, zeigt der 27. Dezember 2004. An diesem Tag wurde die Erde von einem solch gebündelten Gammastrahl getroffen. Glücklicherweise war der Magnetar 55.000 Lichtjahre von uns entfernt, so dass die Auswirkungen recht gering waren. Doch trotz dieser gewaltigen Entfernung wurde die Atmosphäre bis in eine Höhe von 50 Kilometern beeinflusst. Man schätzt, dass es in unserer Galaxie an die 10 Millionen Magnetare gibt. Das Magnetfeld führt zur Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit, so dass der Neutronenstern langsam aufhört, sich zu drehen. Das passiert natürlich auf sehr langen Zeitskalen von mehreren Hunderttausend Jahren, ist also für uns nicht wirklich direkt zu beobachten. Damit nimmt auch die Stärke des Magnetfeldes ab, der Magnetar wird zu einem normalen Neutronenstern, der langsam erkaltet. 3.2.2 Pulsare Wie Magnetare sind auch Pulsare eine besondere Klasse der Neutronensterne. Sie drehen sich ebenfalls mit bis zu tausend Umdrehungen pro Sekunde. Im Gegensatz zu normalen Neutronensternen senden sie aber regelmäßige Impulse in den Weltraum, so dass man bei ihrer Entdeckung dachte, man würde hier die Signale einer außerirdischen Zivilisation empfangen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 41 Bald entdeckte man nicht nur immer mehr dieser punktförmigen Radioquellen, sondern auch, dass diese Impulse im kurzwelligen Spektrum zu beobachten waren. Doch wie entstehen diese Pulse? Zur Erklärung bleibt nur die schnelle Rotation eines Neutronensterns. Wie Magnetare weisen auch die Pulsare ein superstarkes Magnetfeld auf, das gegen die Rotationsachse geneigt ist. Dadurch treten an der Oberfläche elektrische Spannungen auf, die Werte von mehreren Billiarden Volt erreichen können. Die auf der Kruste vorhandenen Elektronen und Protonen, also elektrisch geladene Teilchen, werden in Richtung des Magnetfeldes beschleunigt. Ein solcher Pulsar ist im Grunde also nichts anderes wie ein riesiger Teilchenbeschleuniger, der die Elektronen und Protonen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dabei senden die beschleunigten Teilchen Strahlung aus, die in Richtung des Magnetfeldes abgegeben und in einem Kegel gebündelt wird. Da das Magnetfeld aber gegen die Rotationsachse geneigt ist, rotieren die Kegel. Immer wenn die Öffnung in Richtung Erde zeigt, bekommen wir einen Teilchenschauer ab und sehen einen Puls. Ein Pulsar kann durchaus mit einem Leuchtturm verglichen werden; der Neutronenstern selbst ist der Leuchtturm, die Strahlung das Leuchtfeuer und das Magnetfeld der Spiegel, der das Licht in eine bestimmte Richtung wirft. Im nebenstehenden Bild ist ein Modell des wohl bekanntesten Pulsars zu sehen, der sich inmitten des Krabbennebels im Sternbild Stier befindet. Im Jahre 1054 ist hier ein massereicher Stern zu einer Supernova geworden und hat einen Neutronenstern zurückgelassen, der nun 30mal in der Sekunde um seine eigene Achse rotiert. Merkwürdig dabei ist, dass bis heute noch kein Pulsar entdeckt wurde, der eine kürzere Periodendauer als 8 Tausendstel Sekunden aufweist. Das aber sollte gerade bei jungen Pulsaren möglich sein, denn die feste Oberfläche des Sternkörpers würde verhindern, dass der Stern zerrissen wird. Eine Erklärung liegt vermutlich darin, dass sich direkt nach der Entstehung des Pulsars gewaltige Sternbeben entladen, die Gravitationswellen freisetzen, welche dem Stern Rotationsenergie entziehen und ihn so gleich nach der Entstehung abbremsen. Die abgestrahlte Energie wird der Rotationsenergie entnommen, so dass der Neutronenstern abgebremst wird. Dies führt zu einer Abnahme der Pulsdauer, was auch schon beobachtet wurde. Irgendwann wird die Rotation zum Stillstand kommen und auch der Pulsar wird zu einem dunklen, schwarzen Körper. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 42 4. schwarze Löcher Im letzten Kapitel über Neutronensterne hatten wir gesehen, dass die Masse größer als 1.4 Sonnenmassen sein muss, um einen solchen Stern zu bilden. Wenn die Masse des kollabierenden Kerns allerdings größer als 2.5 Sonnenmassen ist, so muss der Kern zu einem schwarzen Loch werden. Über die genaue Masse streiten sich die Wissenschaftler auch heute noch, sie wird aber im Allgemeinen mit Werten von 2.5 bis 3 Sonnenmassen angegeben. 4.1 Entstehung schwarzer Löcher Auch wenn es schwer fallen mag, kann man sich dennoch vorstellen, wie ein Stern mit mehr als 20 Sonnenmassen zu einem Neutronenstern wird, der gerade noch zwei Sonnenmassen auf die Waage bringt und einen Durchmesser von 20 Kilometern hat. Aber dass aus einem Stern mit einem Durchmesser von bis zu einer Milliarde Kilometer auf einmal ein punktförmiges Gebilde werden soll, lässt sich kaum noch nachzuvollziehen. Wie aus einem Stern ein schwarzes Loch wird, wollen wir anhand eines Sterns mit 40 Sonnenmassen untersuchen, dessen Kern 5 Sonnenmassen auf die Waage bringt, also weit über den geforderten 2.5 Sonnenmassen liegt. Wie schon in den Kapiteln zuvor beschrieben, verbrennt ein Stern in seinem Inneren Wasserstoff zu Helium. Irgendwann ist dieses erschöpft, der Kern zieht sich zusammen, wird heißer und setzt neue thermonukleare Reaktionen in Gang. Das geht dann solange weiter, bis bei sehr massereichen Stern der Kern nur noch aus Eisen besteht und mehr als die oben genannten 2.5 Sonnenmassen auf die Waage bringt. Wenn die Kernfusionen im Inneren aufgehört haben, gibt es keinen Strahlungsdruck mehr, der den Stern vor dem Kollaps bewahren könnte und er bricht in sich zusammen. Eine Supernova- Explosion findet statt. Da der Kern mehr als 1.4 Sonnenmassen auf die Waage bringt, können die entarteten Elektronen den Kollaps nicht aufhalten und der Stern schrumpft weiter. Aber auch bei der zweiten magischen Grenze von 20 Kilometern können die Neutronen der Gravitation nichts entgegensetzen, denn das funktioniert nur, wenn der Kern leichter als 2.5 Sonnenmassen ist. Das ist unser Kern aber nicht, so dass es nichts mehr gibt, was den Kollaps aufhalten könnte: der Stern wird kleiner und kleiner, bis er die Ausdehnung "Null" hat. Ganz Null? Nein, ein kleines bisschen größer als Null, nämlich 0.000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 001 cm. Dieser Wert wird als Plancklänge bezeichnet. Das ist schon sehr nahe bei Null, aber nicht ganz Null. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 43 Doch würden wir das auch genau so sehen, wenn wir einer solchen Supernova beiwohnen könnten? Schauen wir uns das an: Am Anfang sehen wir einen extrem hellen Lichtblitz, dann trifft uns die Schockwelle der Explosion. Doch das alles interessiert uns nicht, wir richten unsere Augen auf den Stern. Wie zu erwarten, stürzt er in sich zusammen und wird immer kleiner und kleiner. Doch dann merken wir, dass etwas nicht stimmt, denn der Stern kollabiert immer langsamer und stoppt bei einer bestimmten Größe, die wir im folgenden Schwarzschild-Radius nennen wollen. Wir können nur noch beobachten, wie diese nicht mehr kleiner werdende Scheibe langsam auskühlt, bis sie schließlich schwarz und damit unsichtbar wird. Wir messen die schwarze Scheibe aus und stellen fest, dass sie einen Durchmesser von 30 Kilometern hat. Das ist sogar noch größer als ein Neutronenstern, doch wie kommt das? Die Erklärung ist einfach: wenn der einstürzende Kern so groß wie der Schwarzschild-Radius ist, stürzen die Teilchen mit Lichtgeschwindigkeit in Richtung Zentrum. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt von der Oberfläche aus ein Signal in Richtung unseres Raumschiffes aussenden, wird es uns nicht mehr erreichen, also können wir auch nicht mehr verfolgen, was mit dem Stern geschieht, wenn er kleiner als der Schwarzschild-Radius wird. Wir können so lange warten, wie wir wollen, das Signal erreicht uns nicht. Das letzte Bild, das wir von dem Stern erhalten ist das, wenn er so groß wie der Schwarzschildradius ist. Wir haben auch keine Informationen darüber, was sich in dem Bereich hinter dem Schwarzschild-Radius ereignet. So verrückt es auch klingen mag: der Stern befindet sich nicht mehr in unserem Universum! Deswegen bekommt diese Grenze einen ganz besonderen Namen: man nennt sie Ereignishorizont. Da aus dieser inneren Region nicht einmal mehr Licht entfliehen kann, ist sie wirklich tiefschwarz, schwärzer als alles, was wir uns vorstellen können. Und daher kommt auch der Name "schwarzes Loch". Was im Inneren des Horizontes vor sich geht, darüber lässt sich auch heute nur spekulieren. Am Anfang war man der Meinung, im Zentrum müsste eine Singularität sitzen, ein Punkt mit unendlich kleiner Ausdehnung und unendlich hoher Dichte. Mittlerweile weiß man, dass das so nicht stimmen kann, da es im Universum keine ausdehnungslosen Punkte geben darf, sondern dass sie eine Mindestgröße von der oben genannten Plancklänge aufweisen müssen. Man geht heute vielmehr davon aus, dass sich im Zentrum zwei "Branen" schneiden, die nur simulieren, ein Punkt mit unendlich kleiner Ausdehnung zu sein und zudem den Anschein erwecken, als würden sich hier die fünf Sonnenmassen unseres Kerns befinden, denn in Wirklichkeit sind Branen masselos. Man kann es also auch so ausdrücken: Im Zentrum befindet sich ein masseloses Etwas, das nur vorgibt, ein Punktteilchen mit fünf Sonnenmassen zu sein und somit alle an der Nase herumführt. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 44 4.2 Eigenschaften schwarzer Löcher Auch der Ereignishorizont weist unglaubliche Eigenschaften auf: stellen wir uns vor, ein Mitglied unseres Raumschiffs flöge mit einer Kapsel bis zum Rand des schwarzen Lochs und würde uns dabei ständig zuwinken. Je näher er dem Horizont kommt, umso langsamer werden seine Bewegungen für uns, bis wir sie schließlich in extremer Zeitlupe wahrnehmen würden. Es kommt uns so vor, als würde die Zeit für den Astronauten in seiner Kapsel stillstehen und tatsächlich ist dem auch so. Doch von all dem merkt der Astronaut nichts, für ihn vergeht die Zeit genauso schnell wie zu dem Zeitpunkt, als er noch an Bord des Raumschiffes war. Er schaut auf seine Uhr und beschließt, eine Stunde am Horizont zuzubringen. Als er sich wieder in Richtung Raumschiff aufmacht, bemerkt er, dass es nicht mehr da ist, denn obwohl er nur eine Stunde da unten war, sind für uns auf dem Raumschiff mehrere Jahrtausende vergangen. Man kann dieses Spielchen noch weiter treiben: wenn wir uns an den Rand eines supermassiven schwarzen Lochs begeben und dort einen Tag verbringen, können im restlichen Universum mehrere Milliarden Jahre vergangen sein. So unglaublich es auch klingt: das sind keine Spekulationen, sondern folgt aus der allgemeinen Relativitätstheorie und ist daher physikalisch bewiesen! Wenn wir uns das nebenstehende Bild anschauen, dann sehen wir, dass ein schwarzes Loch keineswegs schwarz sein muss, sondern ganz im Gegenteil hell erleuchtet sein kann. Und nicht nur das, es sind auch zwei Jets zu erkennen, die auf beiden Seiten mit nahezu Lichtgeschwindigkeit herausschießen. Natürlich ist das Bild nur eine künstlerische Darstellung, aber so könnte es aussehen, wenn das schwarze Loch gerade erst entstanden ist. Um den winzigen Ereignishorizont finden sich noch Gasmassen, die von der Supernovaexplosion stammen. Sie werden von dem schwarzen Loch angezogen, bilden eine Scheibe und stürzen letztlich ins Zentrum. Dabei erhitzt sich das Gas auf mehrere Millionen Grad und fängt an, zu leuchten, vornehmlich im Röntgenbereich. Die beiden Jets werden vom Magnetfeld verursacht, welches das schwarze Loch umgibt. Das Gas wird, da es durch die hohen Temperaturen ionisiert, also seinen Elektronen beraubt wurde, für magnetische Kräfte anfällig. Es wird durch das Magnetfeld zu zwei Strahlen gebündelt, die mit Lichtgeschwindigkeit aus dem Zentrum herausschießen. Sobald aber Gas in das schwarze Loch gestürzt ist, erlöschen die Scheibe und die Jets und es bleibt ein unsichtbarer, schwarzer Körper übrig, der lautlos durch das All treibt. Eines sollte vielleicht noch gesagt werden: schwarze Löcher sind keine Monster, als die sie oft hingestellt werden, denn auch für sie gelten die physikalischen Gesetze. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 45 4. Galaxien, Sterninseln im Universum Wer im Sommer schon mal an den Himmel geschaut hat, dem ist vielleicht ein zartes Band aufgefallen, das sich quer über den Himmel spannt. Man nennt es Milchstrasse. Natürlich wissen wir heute, dass es nicht aus Milch besteht, sondern aus vielen Millionen von Sternen. Doch wie müssen wir uns dieses Band vorstellen, wenn wir es von weit weg betrachten würden? Welche Form hätte es? Und gibt es da draußen noch andere solche Milchstraßen? All das wollen wir im vierten Kapitel näher beleuchten. 1. Die Entstehung von Galaxien Das Universum entstand aus "Nichts". Doch nach einer gewissen Zeit bildeten sich die ersten Bausteine der Materie, die sich immer mehr zusammenklumpten und schließlich gewaltige Sternsysteme bilden. Wie das genau passiert ist, wollen wir uns im ersten Teil anschauen. 2. Das Band der Milchstrasse und unsere Galaxie Im zweiten Teil wollen wir unsere eigene Galaxie ein wenig erforschen, da sie unser Zuhause ist. Wir werden das Band der Milchstrasse untersuchen und ergründen, wie unsere Galaxis aussehen würde, wenn man sie von weit außerhalb betrachtet. Dann werden wir eine Reise in das geheimnisvolle Zentrum unternehmen. 3. Die Welt der Galaxien Im dritten Teil werden wir andere Galaxien besuchen und uns anschauen, ob alle Galaxien gleich aussehen. Wir werden Balken- und Spiralgalaxien kennen lernen, aber auch elliptische und solche, die keiner bestimmten Gruppe zuzuordnen sind und in der Frühzeit eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. 4. Quasare In diesem Unterkapitel wollen wir uns den geheimnisvollsten und gewaltigsten Objekten im Universum widmen: den Quasaren. Wir werden lernen, dass es supermassive schwarze Löcher gibt, die mehrere Milliarden mal so schwer wie die Sonne sein können und zu den leuchtkräftigsten Objekten in unserem Universum gehören. 5. Galaxienhaufen Im letzten Teil wollen die größten Strukturen in unserem Universum untersuchen. Wir werden lernen, was Galaxienhaufen sind, wie sie entstehen und wollen uns dann zwei Beispiele dazu anschauen: die lokale Gruppe und den Virgohaufen. Dann machen wir eine Reise zum großen Attraktor, eine gewaltige Massenansammlung in den Tiefen des Alls. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 46 1. Die Entstehung von Galaxien Am Anfang war das "Nichts", doch schon nach drei Minuten war die Entstehung der Materie, so wie wir sie heute kennen, abgeschlossen. Es waren Protonen, Neutronen und Elektronen entstanden, aber auch die ersten Elemente wie Wasserstoff und Helium waren vorhanden. Aber es hatte sich eine weitere, geheimnisvolle Substanz gebildet: die dunkle Materie. Obwohl dieser Stoff 23% der Masse in unserem Universum ausmacht, wissen wir auch heute noch nicht, aus was dieser Stoff besteht und was er für Eigenschaften hat. Wir wissen nur, dass dunkle Materie nicht mit normaler Materie wechselwirkt und dass sie nicht leuchtet. Das ist auch der Grund für den Namen. Aber woher wissen wir, dass es sie gibt, wenn sie doch noch niemand gesehen hat? Dazu müssen wir bis fast ganz zurück zum Urknall, als das Universum gerade einmal 400.000 Jahre alt war. Vor diesem Zeitpunkt war das Universum undurchsichtig, weil die Lichtteilchen, die Photonen, fortwährend an Elektronen, die frei im Universum herumschwirrten, gestreut wurden und somit keine große Entfernung zurücklegen konnten. Man kann sich das sehr schön vorstellen, wenn man nachts durch dichten Nebel fährt. Das Licht der Autoscheinwerfer wird an den kleinen Nebeltröpfchen gestreut, was zur Folge hat, dass man nicht sehr weit nach vorne schauen kann. Genauso war es im frühen Universum. Nun wissen wir, dass die Photonen ständig mit den Elektronen und positiv geladenen Wasserstoff- und Heliumkernen gewechselwirkt hat. Die Folge war, dass sich keine festen Strukturen bilden konnten, denn jedes Mal, wenn sich eine Wolke aus den Urstoffen Wasserstoff und Helium verdichtet hat, wurde sie von den Photonen auseinander getrieben. Als nun aber die positiv geladenen Kerne die Elektronen eingefangen hatten, wurden sie elektrisch neutral und die Photonen hatten keine Chance mehr, mit ihnen zu wechselwirken. Das Universum wurde durchsichtig, da die Lichtteilchen ungehindert den Raum durchqueren konnten. Nun endlich konnten sich die Wolken immer mehr verdichten und Strukturen bilden.. Aber diese Theorie stimmte nicht ganz mit den Beobachtungen überein. Eigentlich sollten 400.000 Jahre nach dem Urknall noch keine Strukturen vorhanden sein, da die Bildung ja erst ermöglicht wurde. Doch allem zum Trotz waren im Mikrowellen- Hintergrund deutliche Anzeichen von Strukturen erkennbar. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 47 Es musste also eine Materie geben, die schon kurz nach dem Urknall begonnen hatte, sich zu dichteren Gebilden zusammen zu ziehen. Es musste eine Art Materie sein, die nicht mit den Photonen wechselwirkt, denn würde sie das tun, würde sie von den Lichtteilchen auseinander getrieben werden und hätte damit nicht zusammenklumpen können. Aufgrund dieser im Mikrowellenhintergrund sichtbaren Strukturen wusste man, dass es eine andere Form von Masse geben musste, eben die dunkle Materie. Da diese Materie ebenso wie die normale Materie eine Masse hat, begann sie, die Gasteilchen anzuziehen. War das Urgas zum Zeitpunkt t = 400.000 Jahre noch gleichmäßig im Raum verteilt, bildeten sich in der Folgezeit immer dichtere Wolken aus Wasserstoff und Helium aus. Nach 200 Millionen Jahren hatten sich die Gaswolken zu Urgalaxien entwickelt, die ersten Sterne entstanden weitere 200 Millionen Jahre später. In einer solchen Urgalaxie bildeten sich pro Jahr an die 20 Sterne. Das mag nicht viel erscheinen, aber wenn man einen Zeitraum von einer Milliarde Jahren nimmt, dann sind das schon 20 Milliarden Sterne. Daher nennt man solche Galaxien auch StarburstGalaxien. Die ersten Sterne in einer solchen Galaxie waren sehr massereich. Man geht heute davon aus, dass sie bis zu 1000x schwerer als die Sonne waren und mehrere Millionen Mal so hell wie diese leuchteten. Man kann sich nun fragen, was das für Auswirkungen auf die Helligkeit der Galaxie hatte und es ist in der Tat so, dass die frühen Urgalaxien etwa fünfmal so hell leuchteten wie eine durchschnittliche Galaxie heute. Auf dem Bild ist eine solche Urgalaxie abgebildet. Man sieht, dass die Form noch nicht sonderlich viel mit den heutigen Spiral- oder elliptischen Galaxien gemeinsam hat, sondern recht unregelmäßig erscheint. Das hat natürlich zum einen damit zu tun, dass die Galaxie noch nicht vollständig ausgebildet ist, zum anderen ist es auch so, dass man die Form aufgrund der riesigen Entfernung von 12 Milliarden Lichtjahren auch mit dem Hubble-WeltraumTeleskop nicht hochauflösend darstellen kann. Dazu kommen noch physikalische Effekte, die das Aussehen der Galaxie verzerren. Heute kennen wir zwei Typen von Galaxien, zum einen die flachen Scheibengalaxien, zu denen auch die bekannten Spiralgalaxien zählen und zum anderen die elliptischen Galaxien, die teilweise kugelrund erscheinen. Beide Galaxienformen wurden schon in der Frühzeit unseres Universums beobachtet, so dass sich die berechtigte Frage stellt, wie diese zwei sehr unterschiedlichen Galaxientypen zustande gekommen sind. Dazu weiter hinten mehr. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 48 2. Unsere eigene Galaxie 2.1 Das Band der Milchstrasse Im Sommer kann man nach Einbruch der Dunkelheit ein Band am Himmel erkennen, das sich von Horizont zu Horizont spannt. Es glimmt nur leicht vor sich, weshalb man sich kaum vorstellen kann, dass dieses schwache Leuchten vom Licht mehrerer Millionen Sterne stammt. Diese sind aber so weit von uns entfernt, dass ihr Licht nicht ausreicht, um von unseren Augen getrennt wahrgenommen zu werden; wir sehen also nur ein mattes Leuchten. Wenn wir uns das Bild auf der linken Seite ein wenig genauer anschauen, dann fällt uns auf, dass die Helligkeit der Milchstrasse nicht gleichmäßig ist, sondern dass es einige Stellen gibt, in denen das Band deutlich heller zu sein scheint. Diese Stellen nennt man Sternwolken. Die Staubwolken sind besonders unten im Bild sehr auffällig und als dunkle Linien und Stellen zu erkennen. Hier wird das Licht der Sterne so stark abgeschwächt, dass die Milchstrasse kaum noch zu erkennen ist. Der Staub selbst besteht aus mikroskopisch kleinen Partikeln mit einer Größe von mehreren Mikrometern (mehrere tausendstel Millimeter), welche die Form von kleinen Plättchen haben und das Licht der Sterne um einen Faktor 1000 abschwächen können. Zudem fällt auf, dass auch die Dicke der Milchstrasse unterschiedlich ist, zur Mitte des Bildes hin scheint sie nämlich breiter zu werden. Hier befindet sich das Zentrum unserer Galaxie. Leider ist dieser "Bulg" von unseren Breiten aus nicht gut zu erkennen, da er selbst in der höchsten Stellung nur knapp über den Horizont kommt und somit nur bei sehr guter Horizontsicht zu erkennen ist. Aber auch die Milchstrasse selbst ist nur unter dunklem Himmel zu erkennen, von Städten aus betrachtet geht das zarte Leuchten im Streulicht der Straßenbeleuchtung unter. 2.2 Die Form unserer Galaxie Nun stellt sich die Frage, warum die Milchstrasse genau die Form hat, die wir am Himmel erkennen und wie sie wohl aussehen würde, wenn wir sie von außerhalb betrachten könnten. Und vor allem, wie bestimmt man die Form? erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 49 Natürlich können wir uns nicht in ein Raumschiff setzen und Fotos von außerhalb machen, weswegen die Astronomen einen Trick anwenden mussten. Sie wussten, dass es in den Spiralarmen von Galaxien HII- Regionen gibt. Das sind Gebilde, die aus einem Zusammenschluss von vielen Sternen und Gaswolken bestehen. Wenn man nun die Sterne in einer solchen HII- Region untersucht, stellt man fest, dass die Sterne recht jung sind und dass die hellsten eine bestimmte Helligkeit aufweisen, die mit den Helligkeiten der hellsten Sterne in anderen HII- Regionen übereinstimmt. Somit kann man über die Helligkeit dieser Sterne Aussagen darüber machen, wie weit diese Regionen von uns entfernt sind. Je schwächer die Sterne leuchten, umso weiter weg müssen sie logischerweise sein. Nun hat man also in der Milchstrasse die HIIRegionen abgegrast und über die Helligkeit der hellsten Sterne ihre Entfernung bestimmt. Das hat man in Diagramme eingetragen, aus dem man letztendlich die Form unserer Galaxie herauslesen konnte, ohne jemals von außen einen Blick darauf geworfen zu haben. Das Ergebnis sehen wir links im Bild. Wir erkennen, dass unsere Galaxie eine flache Scheibe ist, um die sich mehrere Spiralarme winden. Deswegen gehört sie zur Klasse der Spiralgalaxien. Welche anderen Klassen es noch gibt, sehen wir im nächsten Teil. In der Mitte der Galaxie erkennen wir das Zentrum, das dicker als die Scheibe erscheint. Wie wir oben schon gehört hatten, ist das der "Bulg". Man erkennt zudem einen Ring, der dieses Zentrum umschließt, sowie einen Balken, der von einer Seite durch das Zentrum hindurch auf die andere Seite geht. Wie dieser Balken entstanden ist, weiß man noch nicht genau. Machen wir uns nun die Abmessungen klar: Unsere Milchstrasse hat einen Durchmesser von 140.000 Lichtjahren, der Balken besitzt eine Länge von knapp 20.000 Lichtjahren. Würden wir dieses rotierende Feuerrad von der Seite anschauen, würden wir feststellen, dass die Scheibe nur etwa 5.000 bis 7.000 Lichtjahre dick ist, der Bulg dagegen 17.000 Lichtjahre. Man würde also eine Scheibe mit einem kleinen "Hubbel" in der Mitte erkennen. Insgesamt enthält unsere Galaxie an die 200 Milliarden Sterne. Die Position der Sonne ist mit einem kleinen, roten Punkt gekennzeichnet, wir leben also weder besonders weit innen noch weit außen. Um einmal um das Zentrum zu kreisen, benötigt die Sonne 250 Millionen Jahre. Mit der Kenntnis der Position unserer Sonne erklärt sich nun auch, warum unsere Galaxie als Band am Himmel zu erkennen ist: wenn wir aus der Scheibe nach oben schauen, sehen wir kaum Sterne, am Himmel ist nichts von einer Milchstrasse zu sehen. Schauen wir aber nach vorne, sehen wir direkt in die Scheibe, die uns aufgrund der geringen Dicke als schmales Band erscheint. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 50 2.3 Das geheimnisvolle Zentrum Wie wir gerade gesehen haben, rotiert die Sonne einmal in 250 Millionen Jahren um das Zentrum. Aber nicht nur unsere Sonne macht das, sondern alle anderen Sterne auch. Doch warum tun sie das? Wenn wir unser Sonnensystem als Beispiel nehmen, dann ist das nichts anderes. Im Zentrum befindet sich ein massereiches Objekte, nämlich unsere Sonne, und die Planeten bewegen sich auf Kreis- oder Ellipsenbahnen um diese Zentralmasse herum. Da alle Sterne um das Zentrum unserer Galaxie kreisen, würde man vermuten, dass sich auch hier ein massereiches Objekt verstecken muss. Allerdings muss dieses schon sehr massereich sein, wenn es 200 Milliarden Sterne auf eine Bahn zwingen kann. Zuerst könnte einem in den Sinn kommen, dass es sich um einen sehr schweren Stern handeln könnte, aber da Sterne nicht mehr als 120 Sonnenmassen auf die Waage bringen können, scheidet diese Möglichkeit aus. Stellt man Berechnungen an, kann es nur ein Objekt sein, das vier Millionen Mal soviel wiegt wie unsere Sonne. Nur dann reicht die Anziehungskraft aus, um die Sterne auf ihren Bahnen zu halten. Das ist ein wenig ungenau ausgedrückt, weil hier auch noch die geheimnisvolle dunkle Materie, über die wir im nächsten Teil sprechen wollen, ihre Finger mit im Spiel hat. Die Masse des Objekts im Zentrum hat man durch die Bewegung von verschiedenen Sternen um das Zentrum gemessen, was auf dem Bild dargestellt ist. Das rote Kreuz kennzeichnet die Stelle des geheimnisvollen Objekts, zudem sind Bahnen von vier Sternen eingezeichnet. Wir wissen jetzt also, dass es im Zentrum unserer Galaxie ein Objekt geben muss, das 4 Millionen Mal so schwer wie unsere Sonne ist. Aus Beobachtungen mit großen Teleskopen wissen wir auch, dass es nicht leuchtet. Das alles wäre noch nicht so ungewöhnlich, hätte man nicht noch entdeckt, dass die 4 Millionen Sonnenmassen in einem Gebiet zu finden sind, das nur halb so groß wie unser Sonnensystem ist. Somit schied die Möglichkeit aus, dass sich im Zentrum viele schwere Objekte verstecken; es musste ein einziges Objekt sein. Und es gibt nur ein einziges Objekt, das eine solche Masse haben kann und nicht leuchtet: Ein supermassives, schwarzes Loch!! erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 51 Genau das ist es auch, was sich im Zentrum unserer Galaxie versteckt; ein schwarzes Loch mit 4 Millionen Sonnenmassen und einem Durchmesser von 15 Millionen Kilometer. Ein wahres Monster. Mittlerweile weiß man, dass sich im Zentrum jeder Galaxie ein solches supermassives, schwarzes Loch versteckt. Und es wird noch unheimlicher: das schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse gehört zu den leichtesten seiner Art, es gibt schwarze Löcher, die bis zu einer Milliarde mal so schwer sein können, wie unsere Sonne. Doch das Zentrum hat noch viel mehr an seltsamen Objekten zu bieten: da wäre der "Arches-Cluster", der nur 80 Lichtjahre vom Zentrum unserer Galaxie entfernt ist. Hier findet man eine Ansammlung der seltsamsten Objekte: supermassive Sterne, die mehrere Millionen Mal so hell leuchten wie unsere Sonne, Neutronensterne mit nur 20km Durchmesser, aber auch stellare, schwarze Löcher mit bis zu 10 Sonnenmassen. Der Durchmesser des Haufens beträgt nur ein Lichtjahr, so dass die Sterne fast so dicht gedrängt stehen wie im Zentrum der Milchstrasse. Würden wir in diesem Sternhaufen leben, so wäre der Nachthimmel taghell, da die anderen Sterne heller als der Vollmond leuchten und somit alles erhellen würden. Leben kann hier nicht entstehen, die anderen Sterne des Haufens würden Planeten ihrer Sonne entreißen und in die Tiefen des Raumes schleudern. Selbst wenn es einem Stern gelingen würde, einen Planeten zu behalten, würde die Strahlung der Supernovae alles Leben sofort vernichten. So geheimnisvoll das Zentrum unserer Galaxie auch ist, es ist der lebensfeindlichste Ort, den man sich in unserer Galaxie vorstellen kann. 2.4 Kugelsternhaufen Einen wesentlichen Bestandteil unserer Galaxie bilden die Kugelsternhaufen, von denen es 150 Stück gibt. Sie gehören zu den ältesten Objekten im Universum überhaupt und sind ungefähr 13 Milliarden Jahre alt, also fast so alt wie das Universum selbst. Es gab sie schon, als unserer Galaxie noch ein unförmiges Etwas ohne feste Strukturen war. Kugelsternhaufen befinden sich in einem kugelförmigen Gebiet um die Galaxie herum und beschreiben elliptische Bahnen um das Zentrum, auf denen sie sich bis zu 180.000 Lichtjahre von uns entfernen können. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 52 Die Ausdehnung dieser Objekte ist recht klein, die meisten Kugelsternhaufen haben einen Durchmesser von 100 Lichtjahren, die größten erreichen 150 Lichtjahre. Die Sterndichte in einem solchen Haufen ist enorm groß, da sich in dem kleinen Gebiet an die 500.000 Sterne tummeln können. Das hat zur Folge, dass die Sterndichte im Zentrum fast 30mal höher ist als in der Sonnenumgebung und die Sterne einen mittleren Abstand aufweisen, der gerade einmal so groß wie der Durchmesser unseres Sonnensystems ist. Da die Sterne nicht wie festgenagelt im Raum stehen, sondern sich bewegen, kommt es insbesondere im Zentrum immer wieder zu Zusammenstößen. Dabei verschmelzen zwei Sterne zu einem heißen, blauen Stern, dem "Blue Straggler". Wenn man sich die Form von Kugelsternhaufen anschaut, dann fällt auf, dass die Sterne in den meisten Fällen sehr stark zum Zentrum hin konzentriert sind. Man würde dort, wie in der Milchstrasse auch, ein schwarzes Loch vermuten, dass die Sterne gravitativ an sich bindet. Dem ist aber nicht so, obwohl man bereits in zwei Kugelsternhaufen schwarze Löcher mit 4.000 bzw. 20.000 Sonnenmassen gefunden hat. Die Erklärung für die Zusammenballung ist also eine ganz andere: Die Sterne in einem Kugelsternhaufen bewegen sich, weshalb es recht häufig passiert, dass sich zwei Sterne sehr nahe kommen. Nun ist es so, dass in den meisten Fällen der leichtere Stern bei einer solchen "Fast-Kollision" aufgrund physikalischer Effekte aus dem Kugelsternhaufen geschleudert wird. Mit der Zeit verlassen die massearmen Sterne den Haufen und nehmen dabei Bindungsenergie mit, die dem Kugelsternhaufen im weiteren Verlauf fehlt. Um diesen Energieverlust auszugleichen, muss er sich weiter zusammenziehen und wird damit immer dichter und dichter. Das Hinausschleudern der leichten Sterne ist mit ein Grund, warum sich Kugelsternhaufen mit der Zeit auflösen. Ein anderer ist der, dass ein Kugelsternhaufen auf seiner Bahn der Galaxie von Zeit zu Zeit recht nahe kommt. Diese zerrt dann mit ihrer Gravitation an dem Haufen, wodurch dieser wieder einen Teil seiner Sterne verliert. Schöne Beispiele für solche sich auflösenden Kugelsternhaufen sind die Objekte „NGC 5466“ und insbesondere „Palomar 5“, der seinen nächsten Durchgang durch die galaktische Scheibe nicht mehr überleben wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 53 3. Die Welt der Galaxien 3.1 Klassifizierung von Galaxien Wie wir in Kapitel 1.2 gesehen hatten, gehört unsere Galaxie zur Klasse der Spiralgalaxien. Auch der Andromedanebel und die "Pinwheel-Galaxie", die beiden uns nächsten großen Galaxien sind Spiralgalaxien. Nun könnte man auf die Idee kommen, dass alle Galaxien diesem Typus angehören, doch dem ist nicht so. Um 1900 herum gab es die ersten guten Aufnahmen von Galaxien und schon bald stellte man fest, dass die Galaxien sehr unterschiedliche Formen und Typen aufweisen. Einige hatten Spiralarme, andere einen Balken im Zentrum, wiederum andere waren oval und ein weiterer Teil wies Formen auf, die in kein Schema zu passen schienen. Um die Galaxien besser klassifizieren zu können, unterteilte man sie in vier Gruppen: - Balkengalaxien Spiralgalaxien elliptische Galaxien irreguläre Galaxien Dieses Schema wurde von Edwin Hubble entworfen. Elliptische Galaxien bekommen als Kennbuchstaben ein großes "E" mit einer Zahl dahinter. Diese gibt an, wie abgeplattet die Galaxie ist. E0 bedeutet beispielsweise, dass die Galaxie kugelrund ist. Spiralgalaxien bekommen ein "S". Auch hier gibt es wieder Unterklassen, die hier allerdings mit kleinen Buchstaben a, b und c bezeichnet werden. Dieser Buchstabe richtet sich nach der Größe des "Bulg". Wenn die Galaxie ein sehr großes Zentrum hat, wird sie als "Sa" bezeichnet, bei einem kleinen Zentrum als "Sc". Die Anzahl der Spiralarme spielt für die Klassifizierung keine Rolle. Bei den Balkengalaxien verwendet man das gleiche Schema wie bei den Spiralen, nur dass dem "S" der Buchstabe "B" für Balken angehängt wird. Die Galaxien, die weder zu den elliptischen, noch zu den Spiral- oder Balkengalaxien zählen, werden als irreguläre Galaxien bezeichnet, was mit Irr. abgekürzt wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 54 3.2 Balkengalaxien Als ersten Galaxientyp wollen wir die Balkengalaxien behandeln, da sie eigentlich die Urform der heutigen Spiralgalaxien darstellen, oder anders ausgedrückt: Spiralgalaxien haben sich aus Balkengalaxien entwickelt. Woher sie ihren Namen haben, wird sofort klar, wenn man sich ein Bild einer solchen Galaxie einmal anschaut. Mitten durch das Zentrum hindurch verläuft ein gewaltiger Balken, an dessen Ende die Spiralarme ansetzen. Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt, ist, wie ein solcher Balken entsteht und warum er so lange stabil bleibt. Um das zu verstehen, wollen wir uns die Zusammenhänge Schritt für Schritt klarmachen: Zuerst einmal müssen wir wissen, das Scheibengalaxien, egal ob Spiralen oder Balken, durch den Einfall rotierender Gasmassen entstehen, die aufgrund des Drehimpulses und der Rotation zu flachen Scheiben werden. Wir wollen weiterhin annehmen, dass die meisten Sterne bei der Entstehung einer Galaxie eine kreisrunde Bahn um das Zentrum beschreiben. Und genau hier liegt der Grund für die Entstehung von Balkengalaxien: Es haben eben NICHT alle Sterne eine kreisrunde Bahn, sondern es gibt einen gewissen Teil, der elliptische Bahnen hat. Diese Sterne fangen nun an, die Kreisbahnen der anderen Sterne zu stören, die nun wiederum ihrerseits auf elliptische Bahnen getrieben werden. Dadurch breitet sich die anfänglich kleine Störung immer weiter aus. War die Massenverteilung in der Scheibe am Anfang noch homogen, so bilden sich jetzt durch die Störungen Massenkonzentrationen aus, also Stellen, an denen mehr Sterne zu finden sind, als woanders in der Scheibe. An diesen Punkten ist die Gravitation natürlich höher, weil ja mehr Masse da ist. Und je höher die Gravitation ist, umso mehr Sterne und Gas werden zu diesen Massenkonzentrationen hingezogen, wodurch sich die Gravitation abermals erhöht und neue Sterne sowie Gas anzieht. Man erkennt, dass sich der Effekt mit der Zeit immer weiter verstärkt. Durch diese Anziehungskräfte bekommen die Sterne eine zusätzliche Geschwindigkeit in Richtung Zentrum. Wenn die Sterne anfangs nur langsam um das Zentrum rotieren, so hat diese radiale Geschwindigkeit einen großen Einfluss, der bewirkt, dass die Sterne recht schnell zum Zentrum driften. Genau das passiert in einem solchen Balken, hier driften die Sterne nach innen in Richtung Kern. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 55 Man erkennt auf dem Bild auch, dass sich direkt an den Balken die Spiralarme anschließen. Hier haben die Sterne genau die Rotationsgeschwindigkeit, um nicht in Richtung Zentrum zu fallen. Man könnte auch sagen, die Zentrifugalkraft, die die Sterne nach außen zieht, ist stärker, als die Kraft, die die Sterne versucht in den Balken zu ziehen. Somit können sie weiter um das Zentrum rotieren, ohne nach innen zu fallen. Die Ausbildung von einem Balken hängt also ganz erheblich davon ab, wie schnell eine solche Galaxie rotiert. Je schneller die Rotation ist, umso kleiner ist der Balken. Durch die hohe Massenkonzentration ist ein solcher Balken sehr stabil. Dazu kommt, dass in den Balken recht viel Staub enthalten ist, aus dem neue Sterne entstehen und dadurch die Massendichte noch weiter erhöht wird. Eigentlich sollte man daher annehmen, dass ein solcher Balken aufgrund seiner Stabilität für immer in einer solchen Galaxie existiert. Doch das tut er nicht, er reibt sich nämlich mit der Zeit auf und ist irgendwann verschwunden. Doch warum ist das so? Hier kommt die dunkle Materie ins Spiel, welche die gesamte Galaxie umgibt. Diese dunkle Materie beschleunigt die Sterne, so dass sich deren Zentrifugalkraft erhöht und sie nicht mehr länger an den Balken gebunden sind. Mit der Zeit wird es für eine Galaxie also immer schwerer, einen Balken zu halten. 3.3 Spiralgalaxien In Kapitel 3.2 hatten wir gelernt, dass die Balkengalaxien mit der Zeit ihren Balken verlieren. Und genau hieraus lässt sich die Entstehung der Scheibengalaxien herleiten. Wie wir gesehen haben, reibt sich der Balken mit der Zeit auf, da die dunkle Materie mit Sternen und Gaswolken wechselwirkt und sie so beschleunigt. Was bleibt übrig, wenn ein solcher Balken nicht mehr da ist? Natürlich eine Spiralgalaxie, denn jetzt setzen die Spiralarme nicht mehr am Balken, sondern direkt am Kern an. Heute gehen die Astronomen davon aus, dass alle Spiralgalaxien aus Balkengalaxien entstanden sind. Momentan sind 1/3 aller Galaxien im sichtbaren Licht Balkengalaxien, im Infraroten Bereich sind es 2/3. Ein Teil der Galaxien hat seinen Balken also schon verloren, was die These von der Entstehung der Spiralgalaxien bestätigt. In nebenstehendem Bild kann man erkennen, wie sich die Spiralarme um den Galaxienkörper winden. Sehr auffällig sind auch die verschiedenen Farben der Galaxie. Während weiter außen ein blauer Farbton vorherrscht, strahlt die Galaxie im Zentrum eher gelbliches Licht aus, dazwischen findet man immer mal wieder kleine, rosafarbene Fleckchen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 56 In den Spiralarmen selbst finden wir viele helle, blaue Überriesen, also Sterne, die sehr massereich sind und eine Oberflächentemperatur von bis zu 40.000°C erreichen. Aufgrund dessen können solche Sterne millionenfach heller leuchten als sonnenähnliche Sterne, die zumeist gelbes Licht ausstrahlen. Da in den Außenbezirken durch Dichtewellen viele solcher blauen Überriesen entstehen, überstrahlen diese das Licht von den sonnenähnlichen Sternen, so dass wir als Gesamtes einen blauen Farbton wahrnehmen. Weiter innen entstehen kaum neue Sterne, also auch keine blauen Überriesen, so dass hier das Licht der gelben, sonnenähnlichen Sterne überwiegt. Die rosa Farbtupfer sind Molekülwolken, in denen neue Sterne entstehen. Wenn wir uns die Rotation von Spiralgalaxien anschauen, dann fällt uns auf, dass die Sterne weiter außen genauso schnell wie die Sterne im Zentrum rotieren. Unsere Sonne benötigt übrigens 250 Millionen Jahre, um einmal um das Zentrum unserer Galaxie zu laufen. Diese schnelle Rotationsgeschwindigkeit entspricht nicht der gängigen Vorstellung, denn wenn wir das Gravitationsgesetz zur Hand nehmen, sollten die Sterne am Rand einer Galaxie wesentlich langsamer um das Zentrum laufen, als sie es in Wirklichkeit tun. Nun stellt sich die berechtigte Frage, warum die Sterne dann nicht aus der Galaxie geschleudert werden. Es muss also irgendetwas geben, was die Sterne zusammenhält und verhindert, dass sie aufgrund der schnellen Rotation nach außen driften. Und in der Tat sind auf dem Bild nur 2% der Masse der Galaxie zu sehen, 8% ist nicht leuchtende, baryonische, also normale Materie und die restlichen 90% sind geheimnisvolle "dunkle Materie", von der man auch heute noch nicht genau weiß, aus was sie besteht und was für Eigenschaften sie aufweist. Man weiß aber, dass auch die dunkle Materie Masse hat und somit eine Anziehungskraft auf die umlaufenden Sterne ausübt. Genau das ist auch der Grund, warum die Sterne nicht aus der Galaxie geschleudert werden, sondern weiterhin auf geordneten Bahnen um das Zentrum laufen. Die Dunkle Materie ist übrigens nicht wie die restliche Materie in einer Scheibe verteilt, sondern bildet einen kugelförmigen Halo um das Zentrum. 3.4 elliptische Galaxien Elliptische Galaxien gehören zu den größten und massereichsten Galaxien in unserem Universum. Anders als die Scheibengalaxien sind sie nicht flach, sondern mehr oder weniger stark abgeplattet, manchmal auch kugelrund. Diese besondere Form von Galaxien findet man zumeist im Zentrum von Galaxienhaufen und das hat einen besonderen Grund, der mit der Entstehung solcher gigantischen Sterninseln zusammenhängt. Elliptische Galaxien können auf zwei Arten entstehen: in der Frühzeit des Universums sind große Gaswolken aus Urmaterie zusammengestoßen, sind miteinander verwirbelt und haben so diese Galaxien gebildet. In der heutigen Zeit entstehen elliptische Galaxien meist durch den Zusammenstoß von zwei oder mehreren Galaxien. Dabei ist es unerheblich, ob es sich bei den Stoßpartnern um Scheibengalaxien oder Ellipsen handelt, denn das Resultat ist das gleiche. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 57 Nun lässt sich auch einfach verstehen, warum diese Galaxien zumeist sehr massereich sind: es ist einfach eine Verschmelzung von zwei Galaxien, so dass am Ende in der entstandenen, elliptischen Galaxie die Masse der beiden Ursprungsgalaxien zu finden ist. Da im Zentrum von Galaxienhaufen die Galaxien recht dicht stehen und die Gravitation zwischen ihnen recht stark ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Kollision natürlich viel größer als in den Randbereichen eines solchen Haufens. Darum findet man Spiralgalaxien im heutigen Kosmos nur noch am Rand von Galaxienhaufen und nicht mehr im Zentrum. Doch wie groß können solche Galaxien eigentlich werden? Die größten unter ihnen haben einen Durchmesser von 300.000 Lichtjahren, sind also dreimal so groß wie unsere eigene Galaxie. Dabei können sie bis zu 10x mehr Sterne enthalten, also bis zu 2 Billionen Stück. Solche Riesen findet man zumeist im Zentralbereich von großen Galaxienhaufen. In elliptischen Galaxien bewegen sich die Sterne auf irregulären Bahnen und pendeln immer mal wieder durch das Zentrum hindurch. Sie laufen also nicht auf geordneten Bahnen wie in unserer Galaxie. Wenn die Sterne dennoch eine leichte Rotationsbewegung aufweisen, sind die Galaxien leicht abgeplattet. Das ist aber nicht allgemein gültig, es gibt auch Galaxien, die abgeplattet sind, obwohl die Sterne nicht um das Zentrum rotieren. Das wird heute durch unterschiedliche Geschwindigkeiten der Sterne in den verschiedenen Achsen der Galaxie begründet. Im Zentrum findet man riesige schwarze Löcher, die so schwer wie ganze Galaxien mit mehreren Milliarden Sternen sein können. Nahezu mit Lichtgeschwindigkeit befördern diese Monster Gas aus dem Zentrum nach außen und heizen es dabei auf bis zu 100 Milliarden Grad auf. Auch in der abgebildeten Galaxie Messier 87 findet man ein solches Monster, der Jet ist auf der Aufnahme leider nicht zu sehen. Die Sterne in elliptischen Galaxien sind sehr alt, neue Sterne entstehen so gut wie keine mehr. Das hat den Grund, dass im Inneren kaum noch interstellare Materie vorhanden ist, aus der Sterne gebildet werden könnten. Da die einzelnen Galaxien in den Galaxienhaufen mittlerweile so stark aneinander gebunden sind, geht man davon aus, dass in ferner Zukunft alle Galaxien zu einer riesigen, elliptischen Galaxie verschmolzen sein werden. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 58 3.5 irreguläre Galaxien Als solche bezeichnet man Galaxien, die weder den elliptischen noch den Scheibengalaxien zuzuordnen sind. Das liegt an ihrer sehr seltsamen Form, die überhaupt nicht symmetrisch ist. Irreguläre Galaxien können auf zwei verschiedene Arten entstehen: zum einen können sie das Endprodukt aus dem Zusammenstoß von zwei Spiralgalaxien sein. Dabei werden die ursprünglichen Formen zerstört und es entsteht eine Unordnung. Mit der Zeit legt sich diese aber und es wird eine elliptische Galaxie daraus. Die zweite Möglichkeit ist, dass irreguläre Galaxien aus kleinen Klumpen dunkler Materie entstehen, die ja bekanntlich auf die normale Materie, so wie wir sie aus unserer alltäglichen Erfahrung her kennen, Gravitationskräfte ausübt. Diese Klumpen zogen in der Frühzeit unseres Universums allmählich Gas aus der näheren Umgebung an, verdichteten es, woraus wiederum Sterne entstanden. Irreguläre Galaxien sind also nichts anderes wie die Bausteine der heutigen großen Galaxien. Doch welche Eigenschaften zeichnen eine solche Galaxie aus? Das Bild zeigt die kleine Magellan'sche Wolke, eine irreguläre Zwerggalaxie, welche unsere Galaxie in einer Entfernung von 270.000 Lichtjahren umkreist. Schon auf den ersten Blick fällt die sehr ungewöhnliche Form auf. Man erkennt, dass es sich hierbei weder um eine Ellipse noch um eine Scheibe handelt. Die Form kommt nur durch die gravitative Wechselwirkung mit der dunklen Materie zustande. Diese sorgt dafür, dass sich zum einen keine Rotation ausbilden kann, zum anderen aber auch für ein außeraxiales Gravitationspotential, was soviel bedeutet, dass die Galaxie nicht zu einer Ellipse werden kann. Der Durchmesser solcher Zwerggalaxien beträgt im Schnitt 5000 Lichtjahre, also gerade einmal ein Zwanzigstel unserer eigenen Galaxie. Ihre Masse wird im Allgemeinen mit ungefähr 10 Milliarden Sonnenmassen angegeben. Die bläuliche Farbe sagt uns, dass hier auch in der heutigen Zeit noch viele neue Sterne entstehen, was im weiteren Verlauf noch sehr wichtig werden wird. Durch frühe Supernovae sind die Galaxien sehr metallarm, da die Metalle durch diese gewaltigen Explosionen einfach in den Weltraum geblasen wurden und die Gravitationskraft der Zwerggalaxien zu klein war, um sie zu halten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 59 Wenn man die Häufigkeit von Zwerggalaxien im frühen Universum untersucht, so findet man heraus, dass es dort zwei bis dreimal so viele irreguläre Galaxien gibt wie heute. Das nährt die Theorie, dass diese Galaxien die Bausteine der heutigen Spiralen und Ellipsen sind. Sie sollen entstanden sein, als die Bausteine miteinander verschmolzen sind und weitere Zwerggalaxien aufgefressen haben. Man könnte das also durchaus mit Kannibalismus vergleichen. Man hat auch herausgefunden, dass diese Galaxien nur ein einziges Mal in der Frühzeit des Universums aufgeleuchtet und dann für immer in Dunkelheit verschwunden sind. Doch da man auch heute irreguläre Zwerggalaxien beobachtet, steht man vor einem Rätsel: woher kommen diese Objekte, die ja eigentlich längst verloschen sein sollten? Dazu gibt es zwei Theorien: erstens wäre es möglich, dass die Galaxien seit ihrer Entstehung vor 12 Milliarden Jahren dabei sind, Gas aus der Umgebung aufzusammeln, aber erst heute in der Lage sind, Sterne zu produzieren. Die andere Möglichkeit ist, dass auch heute noch Zwerggalaxien entstehen. Falls das der Fall ist, sollte es möglich sein, in solchen Galaxien Sterne zu entdecken, die genau die Eigenschaften der ersten Sterne im Universum aufweisen. Wir wären dann in der Lage, die Entstehung von Galaxien in der Frühzeit des Universums direkt vor unserer Haustür zu beobachten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 60 4. Quasare und supermassive schwarze Löcher Im Jahre 1960 begannen die Astronomen, den Himmel mit immer leistungsfähigeren Radioteleskopen abzusuchen und entdeckten dabei immer mehr Radioquellen. Viele der dabei entdeckten Objekte waren normale Galaxien, die im sichtbaren Licht als solche zu erkennen waren. Doch einige der Quellen konnte man auch mit den größten Teleskopen nicht auflösen, sie erschienen weiterhin als sternförmige Objekte. Das gab ihnen den Namen "quasi stellares Objekt", auch kurz QSO oder Quasar genannt. Die Natur dieser Objekte blieb über mehrere Jahre hinweg völlig rätselhaft, bis man die Spektren untersuchte und herausfand, dass die Quasare extrem weit von der Erde entfernt sind, typischerweise mehr als 5 Milliarden Lichtjahre. Nun konnte man das stellare Aussehen erklären, aber das Rätsel war noch nicht gelöst: wie schafften es diese Objekte, trotz der riesigen Entfernungen so hell zu leuchten und woher nahmen sie die Energie? In dem nebenstehenden Bild sehen wir den Quasar 3C273, der sich 1.9 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Jungfrau befindet und schon in Teleskopen ab 15cm Öffnung beobachtet werden kann. Man sieht, wie der helle Kernbereich tatsächlich sternförmig erscheint und den Objekten ihren Namen gegeben hat. In den letzten Jahren wurde die Antwort auf diese Frage gefunden und man fand heraus, dass es sich bei den Quasaren um Galaxien handelt, die im Inneren ein riesiges, schwarzes Loch aufweisen, das gewaltige Mengen an Energie erzeugt. Wie das im Einzelnen funktioniert, wollen wir uns anschauen: 4.1 Die Entstehung von supermassiven schwarzen Löchern Bevor wir uns den Quasaren an sich widmen wollen, müssen wir uns zuerst einmal anschauen, was supermassive schwarze Löcher sind und wie sie entstehen. In jeder Galaxie gibt es im Zentrum ein supermassives schwarzes Loch. Wie der Name schon sagt, ist es ein schwarzes Loch mit einer ungeheuer großen Masse. In der Mitte unserer Milchstrasse finden wir ebenfalls ein solches Objekt, aber mit einem Gewicht von 3 Millionen Sonnenmassen gehört es zu den leichteren Objekten dieser Art. Die massereichsten schwarzen Löcher können bis zu 5 Milliarden mal so schwer wie die Sonne sein und sind damit rund tausendmal schwerer als das schwarze Loch im Zentrum erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 61 unserer Milchstrasse. Aufgrund der riesigen Masse sind diese schwarzen Löcher auch enorm groß und haben eine Ausdehnung von der Größe unseres Sonnensystems, sprich, unser gesamtes Planetensystem würde bequem in einem solchen Monster Platz finden. Nun stellt sich natürlich die Frage nach der Entstehung. Schwarze Löcher entstehen ja im Allgemeinen beim Kollaps eines sehr schweren Sterns. Nun können aber Sterne nicht schwerer werden als 150 Sonnenmassen, so dass maximal ein schwarzes Loch mit 30 Sonnenmassen dabei heraus kommt. Das kann also nicht die richtige Erklärung sein. Es ist in der Tat so, dass man heute zwei Szenarien kennt, die zur Entstehung von supermassiven schwarzen Löchern geführt haben können. Die erste Theorie besagt, dass die Sterne im frühen Universum viel schwerer waren als heutige Sterne. Sie konnten bis zu 1000 Sonnenmassen schwer sein und hinterließen nach ihrem Tod schwarze Löcher mit einem Gewicht von mehreren hundert Sonnenmassen. Diese schwarzen Löcher sind mit der Zeit miteinander verschmolzen und haben so immer größere schwarze Löcher gebildet, die ins Zentrum der sie umgebenden Urgalaxie gesunken sind. Nun war es aber auch so, dass zu dieser Zeit im Zentrum der Galaxie eine heftige Phase von Sternentstehung zu beobachten war. Diese Sterne setzten das Gas im Inneren in Bewegung, so dass die schwarzen Löcher durch Massenakkretion, sprich, das Aufsaugen von Materie, sehr schnell wachsen konnten. Man geht heute davon aus, dass ein solches schwarzes Loch alle 40 Millionen Jahre seine Masse verdoppelt hat. Die zweite Variante ist, dass die supermassiven schwarzen Löcher nicht durch die Verschmelzung von kleinen schwarzen Löchern zustande gekommen sind, sondern dass eine riesige Gaswolke kollabiert ist und aufgrund ihrer großen Masse nicht erst zu einem Stern, sondern gleich zu einem schwarzen Loch mit der 100.000fachen Sonnenmasse geworden ist. Auch dieses ist nun durch Akkretion von Materie zu einem supermassiven schwarzen Loch herangewachsen. Welche der beiden Theorien nun richtig ist, kann man heute noch nicht entscheiden, sicher ist aber, dass sich die supermassiven schwarzen Löcher in einem Zeitraum von nur 500 Millionen Jahren gebildet haben, dass es also nicht lange für die Entstehung brauchte. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 62 4.2 Woher nehmen Quasare ihre Energie? Wie wissen nun also, dass Quasare riesige schwarze Löcher mit bis zu 5 Milliarden Sonnenmassen sind, die sich im Zentrum von Galaxien befinden. Wir können aber noch mehr sagen: in den letzten Jahren hat sich auch herausgestellt, dass die größten schwarzen Löcher im Zentrum von elliptischen Galaxien zu finden sind. Nun stellt sich aber die Frage, woher die Quasare ihre Energie nehmen. Aus der scheinbaren Helligkeit und der Entfernung kann man ausrechnen, dass Quasare so hell wie Billiarden Sonnen strahlen. Sie strahlen also heller, wie ganze Galaxien mit mehreren hundert Milliarden Sternen. Und das Verblüffende ist, dass diese Energie nur aus dem Zentrum kommt, es muss dort also mit ungeheuren Dingen zugehen. Da normale Fusionsprozesse diese Energiemengen nicht erzeugen können, muss im Zentrum eines solchen Quasars etwas anderes passieren. Wie wissen, dass sich dort ein schwarzes Loch befindet, das Gas und Staub akkretiert. Um die gewaltige Energie zu erklären, muss allerdings hinreichend viel Materie in das supermassive schwarze Loch fallen, mindestens eine Sonnenmasse pro Jahr. Natürlich ist es nicht so, dass einmal im Jahr ein Stern in das schwarze Loch fällt, sondern dass kontinuierlich Gas auf das schwarze Loch zuströmt. Wenn die Materie aber einfach nur radial in das Loch fallen würde, dann würde sie darin verschwinden, ohne dass wir etwas davon mitbekommen würden. Das kann also nicht Sinn der ganzen Sache sein. Und hier kommt uns jetzt der Drehimpuls zu Hilfe. Jeder Körper im Universum besitzt einen gewissen Drehimpuls. Zudem ist Drehimpuls eine Erhaltungsgröße, sprich, Drehimpuls kann man nur ändern, wenn von außen Kräfte angreifen. Wenn es jetzt nur nach dem Drehimpuls ginge, so würde die Materie, die nun kreisförmig auf das schwarze Loch zuströmt, überhaupt nicht daran denken, ins Zentrum zu fallen. Es würde sich einfach eine Bahn um das schwarze Loch aussuchen und es bis in alle Ewigkeit umkreisen. Dazu kommt aber, dass ja von außen immer mehr Materie dazukommt und es in der Gasscheibe immer enger wird. Die Gasteilchen fangen an, miteinander zu wechselwirken, es entsteht Reibung. Ein Teil der Gasteilchen wandert in der Scheibe nach außen und nimmt einen gewissen Teil des Drehimpulses mit. Dadurch werden die Bahnen von anderen Teilchen enger, die nun ihrerseits nach innen in Richtung Zentrum wandern. Der Trick ist also, dass ein Großteil der Teilchen nach innen wandert und dabei Reibung entsteht. Dabei wird das einfallende Gas auf bis zu 5 Millionen Grad erhitzt. Da es nun so heiß ist, beginnt es, sichtbares Licht als auch Röntgenstrahlung auszusenden. Das erklärt, warum die Quasare so hell leuchten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 63 Das alles passiert nicht in einer Kugelschale um das Zentrum herum, sondern in einer Scheibe, der Akkretionsscheibe. Doch das ist noch nicht alles. Wenn das Gas um das Zentrum rotiert und dabei erhitzt wird, bilden sich gewaltige Magnetfelder aus, die riesige Jets erzeugen, in denen Materie auf bis zu 100 Milliarden Grad erhitzt wird und dann mit Lichtgeschwindigkeit in den Weltraum geblasen wird. Die Jets haben bei einer Masse des zentralen schwarzen Lochs eine Dicke, die dem 100-fachen Durchmessers unseres Sonnensystems entspricht. Im obigen Bild sehen wir einen solchen Jet. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 64 5. Galaxienhaufen und der große Attraktor Die Galaxien sind nicht gleichmäßig im Universum verteilt. Es gibt Stellen, an denen keine einzige Galaxie finden. Diese Leere nennt man in der Fachsprache "Voids". Daneben gibt es aber auch Punkte, wo eine Häufung von Galaxien zu beobachten ist. Man spricht hier von Galaxienhaufen. 5.1 Die Entstehung von Galaxienhaufen Als das Universum noch sehr jung war, als gerade einmal 200.000 Jahre alt, war es angefüllt mit einem Meer von Strahlung und Teilchen. Es konnten sich noch keine Strukturen ausbilden, da diese durch die Strahlung sofort wieder zerstört worden wären. Doch im Verborgenen spielte sich schon zu dieser Zeit etwas ab. Dunkle Materie begann, sich zu kleinen Klumpen zusammenzuziehen. Noch vor einigen Jahren kannte man diese geheimnisvolle Materie noch gar nicht, doch ohne sie würde es weder Galaxienhaufen, noch Galaxien oder Sterne geben. Auch wir würden ohne die dunkle Materie nicht existieren. Aber auch heute wissen wir nicht genau, was dunkle Materie überhaupt ist und was für Eigenschaften sie aufweist. Sie leuchtet nicht, sie wechselwirkt nicht mit Photonen, wir wissen nur, dass sie auf die normale Materie Gravitation ausübt. Als die dunkle Materie nun dabei war, zusammen zu klumpen, expandierte das Universum und kühlte dabei langsam ab. 400.000 Jahre nach dem Urknall wurden die Elektronen von den Atomkernen eingefangen und die Strahlung konnte sich nun ungehindert im Universum ausbreiten, es wurde durchsichtig. Nun hatte auch die normale, baryonische Materie, die wir aus dem Alltag her kennen, die Chance, sich zu Strukturen zusammenzufinden. Dabei wurde sie von den schon gebildeten Klumpen der dunklen Materie angezogen. Obwohl das Universum auseinanderstrebte, kollabierten gewisse Bereiche zu immer dichter werdenden Wolken aus dunkler Materie, Gas und Staub. Aus ihnen entstanden die ersten Galaxienhaufen. Hier müssen wir uns klarmachen, dass die normale Materie keinerlei Chance gehabt hätte, sich zu verdichten, wenn es nicht schon die Klumpen der dunklen Materie gegeben hätte, um die sie sich hätte anlagern können. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 65 Nun waren also Gebiete in unserem Universum entstanden, in denen das Gas immer dichter wurde und sich die ersten Galaxien zu bilden begannen. Da diese Wolken sehr groß waren, entstanden viele Galaxien auf einmal. Ein Galaxienhaufen ist entstanden. Oben sehen wir ein Bild von Abell 1689, ein Galaxienhaufen mit etwa 2000 Galaxien, der 2.2 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. Wenn man das Bild betrachtet, sollte man sich vor Augen führen, dass 90% der Masse in dem Bild dunkle Materie und 8% nicht leuchtende Materie ist. Wir sehen also nur 2% der Masse eines solchen Galaxienhaufens. Der Raum zwischen den Galaxien ist ebenfalls nicht leer, hier treiben gewaltige Mengen an Gas, das durch die Reibung der Galaxien auf bis zu 50 Millionen Grad aufgeheizt wird und daher kein sichtbares Licht, sondern Röntgenstrahlung aussendet. Man erkennt weiterhin, dass die größten Galaxien im Zentrum des Haufens zu finden sind. Sie sind durch die Kollision und Verschmelzung von kleineren Galaxien entstanden. Die Entstehung von Galaxienhaufen ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Immer noch driften Galaxien aufeinander zu und bilden Häufungspunkte. Diese Häufungspunkte werden von größeren Galaxienhaufen angezogen, die wiederum von Superhaufen angezogen werden. Daher ist auch heute noch keine Ruhe ins Universum gekommen. Letztendlich werden viele riesige Superhaufen entstehen und zwischen diesen werden riesige Abstände sein, in denen außer gähnender Leere nichts zu finden ist. 5.2 Die lokale Gruppe: Auch unsere eigene Galaxie gehört zu einem kleinen Galaxienhaufen, der auch lokale Gruppe genannt wird. Zur lokalen Gruppe werden alle Galaxien gezählt, die sich in einem Gebiet von ungefähr 8 Millionen Lichtjahren Durchmesser befinden. Die größten Galaxien in diesem Haufen sind unsere Milchstrasse und die AndromedaGalaxie, die sich in einer Entfernung von 2.2 Millionen Lichtjahren zu uns befindet. 95% der Masse der lokalen Gruppe sind in diesen beiden Galaxien enthalten. Die drittgrößte Galaxie ist die "Pinwheel-Galaxie" Messier 33, die wir in einer Entfernung von 3.3 Millionen Lichtjahren finden. Alle anderen Galaxien, insgesamt 20 Stück an der Zahl, sind lediglich kleine Zwerggalaxien mit Ausdehnungen von ungefähr 5.000 Lichtjahren. Man weiß heute, dass die Mitglieder der lokalen Gruppe gravitativ aneinander gebunden sind, dass sie also nicht nur zufällig diese Struktur bilden. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 66 5.3 Der Virgohaufen: Im Sternbild Jungfrau finden den uns nächsten, größten Galaxienhaufen, den Virgohaufen. Er befindet sich in einer Entfernung von 65 Millionen Lichtjahren. Dieser ist wiederum Teil des Virgo- Superhaufens, der nicht nur den Virgohaufen, sondern auch die lokale Gruppe und weitere Galaxienhaufen in der näheren Umgebung umfasst. Der Virgohaufen an sich weist einen Durchmesser von ungefähr 9 Millionen Lichtjahren auf, in dem sich an die 1.500 Galaxien tummeln. Der Haufen weist eine Mischung von Spiralgalaxien und elliptischen Galaxien auf, wobei sich letztere weitestgehend im Zentrum aufhalten, während die Spiralen vornehmlich außen zu finden sind. Das ist in Galaxienhaufen ein weit verbreitetes Phänomen und hängt damit zusammen, dass die Galaxiendichte im Zentrum eines solchen Haufens sehr groß ist, so dass es zu häufigen Kollisionen und Zusammenstößen kommt, aus denen dann elliptische Galaxien hervorgehen. Die größte davon ist Messier 87, eine fast kugelrunde, elliptische Galaxie, die eine Masse von 100 Billionen Sonnenmassen aufweist und im Zentrum ein schwarzes Loch von 1 Milliarde Sonnenmassen beherbergt. Ein eindeutig definiertes Zentrum weist der Virgohaufen nicht auf, sondern vielmehr drei einzelne Zentren mit jeweils einer Riesenellipse darin. Das sind die Galaxien Messier 49, Messier 84 und Messier 87. Wenn man die Geschwindigkeiten der einzelnen Galaxien beobachtet, so stellt man sehr hohe Werte von bis zu 1.600km/s fest. Das ist ein überzeugender Hinweis auf die geheimnisvolle dunkle Materie, denn wäre die dunkle Materie nicht da, würde der ganze Galaxienhaufen auseinander fliegen, weil die Gravitationswirkung der normalen Materie nicht ausreichen würde, um diese superschnellen Galaxien zusammenzuhalten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 67 5.4 der große Attraktor Wenn man die Bewegungen der großen Galaxienhaufen betrachtet, dann fällt auf, dass alle zu einem Punkt hingezogen werden, der von den Astronomen den treffenden Namen "Great Attractor" bekommen hat. Laut den neuesten Ergebnissen soll der große Attraktor mit dem Galaxienhaufen Abell 3627 identisch sein, der bis zu 10 Billiarden Sonnenmassen enthält und dessen Entfernung auf 200 Millionen Lichtjahre geschätzt wird. Doch das sind alles nur Schätzwerte, die auf den Bewegungen der anderen Galaxienhaufen beruhen. Das Problem ist, dass dieser Superhaufen in den Sternbildern Skorpion und Norma liegt, und damit komplett in der Ebene der Milchstrasse verschwindet. Dementsprechend stark wird das Licht durch Staubwolken in der galaktischen Ebene abgeschwächt, was eine Beobachtung sehr erschwert. Bisher gibt es auch nur wenige Bilder, darunter eines von der Südsternwarte in Chile, das im extrem dichten Milchstraßengetümmel ein paar wenige Galaxien zeigt. Daher kann man über den großen Attraktor auch noch nicht viel aussagen, es ist noch nicht einmal sicher, ob es ihn überhaupt gibt. Wenn es ihn geben sollte, wäre es der größte Galaxienhaufen in der näheren Umgebung, in dem mehrere 10.000 Galaxien zuhause sein könnten. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 68 4. Kosmologie Die Kosmologie beschäftigt sich nicht nur mit dem Urknall an sich, sondern auch mit der Frage, wie das Universum sich im Folgenden entwickelt hat. In den folgenden Kapiteln wollen wir uns nicht nur mit dem Urknall an sich auseinandersetzen, sondern auch verstehen, wie es zur Bildung von Materie gekommen ist . 1. Der Urknall Noch vor wenigen Jahren dachte man, dass der Urknall Anbeginn von Raum und Zeit ist. Doch seit kurzem gibt es neue Theorien, die eine Zeit vor dem Urknall durchaus in Betracht ziehen. In dem Kapitel werden wir aber auch mit einigen Irrtümern des Urknalls aufräumen, der nicht immer ganz richtig verstanden wird. 2. Die ersten vier Minuten Diese kurze Zeitspanne in der schon Milliarden Jahre andauernden Geschichte des Universums hat den Grundstein für unsere heutige Welt geschaffen. Dieses Kapitel ist nicht ganz einfach zu verstehen, da es hauptsächlich um Teilchenphysik geht. 3. Die kosmische Hintergrundstrahlung Fast alle Erkenntnisse über das frühe Universum und seine Entstehung verdanken wir der kosmischen Hintergrundstrahlung, die in den 60er Jahren entdeckt und seitdem mit immer besseren Methoden untersucht wurde. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 69 1. Der Urknall Kaum etwas beschäftigt die Menschen so sehr wie der Urknall. Wie hat das Universum damals ausgesehen, warum hat der Urknall stattgefunden, wie sind Raum und Zeit entstanden und gab es sogar eine Zeit vor dem Urknall. Auch ist der Urknall nicht immer ganz einfach zu verstehen, denn manche Dinge sind nicht so klar, wie sie zu sein scheinen. 1.1 Sichtweise vor 20 Jahren Anfang des 20. Jahrhunderts haben Astronomen zum ersten Mal begonnen, den Himmel mit sehr großen Teleskopen zu fotografieren. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass einige der Nebelflecke, die sie ursprünglich zu unserer eigenen Galaxie gezählt haben, selbst aus vielen Millionen und Milliarden von Sternen bestehen. Eine erste Entfernungsbestimmung ergab, dass sie weiter als 700.000 Lichtjahre von uns weg sind. Somit waren sie also eigenständige Sternsysteme. Im Laufe der Zeit wurden die Beobachtungen immer besser und man war auch in der Lage, die Geschwindigkeiten zu messen, mit denen sich diese Galaxien durch den Raum bewegen. Die Astronomen kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Sternsysteme fast ausnahmslos von uns wegbewegen, nur ein paar, darunter auch die Andromedagalaxie bewegen sich auf uns zu. Bisher hatte man das Universum immer für statisch und unveränderlich gehalten, so dass man jetzt vor einem großen Rätsel stand. Wie war es möglich, dass die Galaxien sich von uns entfernten? Und warum taten sie das? Eine erste Antwort darauf lieferten die beiden Physiker Roger Penrose und Steven Hawking. Sie postulierten, dass es einen Urknall gegeben haben musste, einen Zeitpunkt, an dem alle Galaxien in einem Punkt zu finden waren. Das war die logische Konsequenz aus den Beobachtungen. Das ist auch einleuchtend, denn wenn sich alle Galaxien von uns entfernen, mussten sie auch irgendwann alle sehr eng beisammen gewesen sein, so eng, dass alle Materie in einem einzigen Punkt zu finden sein müsste. Den Zeitpunkt, wo das der Fall war, nannte man Urknall. Durch Rechnungen fand man außerdem heraus, dass dieser Zeitpunkt etwa 20 Milliarden Jahre vor unserer Zeit lag. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 70 Nun standen die Astronomen aber vor einem Problem, denn wenn es tatsächlich so war, dann müsste alle Materie in einem ausdehnungslosen Punkt konzentriert gewesen sein, was letztendlich auch zu einer unendlich hohen Dichte und einer unendlich hohen Temperatur geführt hätte. Das Fazit aus den Überlegungen war, dass das Universum vor 20 Milliarden Jahren aus einem unendlich kleinen Punkt mit unendlich hoher Dichte und Temperatur hervorging und mit dem Urknall Raum und Zeit entstanden. 1.2 Urknall aus heutiger Sicht und das Branenmodell Wie gerade eben gehört, tauchen in dem alten Urknall-Modell viele Unendlichkeiten auf. Heute wissen wir aufgrund der Quantenmechanik, dass es keine unendlich kleinen Punkte geben kann, sondern dass eine Mindestlänge existiert, die eine Größe von 10 hoch -35 Metern hat. Daraus folgt, dass das Universum nicht beliebig klein gewesen sein kann. Eine weitere, wichtige Theorie zur Beschreibung des Urknalls ist die Stringtheorie. Sie besagt, dass alle Teilchen, die es in unserem Universum gibt, die Folge von Schwingungen einzelner Strings sind. Sie postuliert außerdem, dass unsere Welt nicht nur drei, sondern neun räumliche Dimensionen hat. Zudem enthält sie Objekte, die man Branen nennt. Branen kann man sich als Gebilde vorstellen, die nebeneinander in der Raumzeit existieren und die miteinander wechselwirken. Branen können eine beliebige Anzahl Dimensionen aufweisen, jedoch maximal neun. Auch wir leben auf einer solchen Bran, die sämtliche Materie und Strahlung enthält. Man könnte auch sagen: unser Universum ist eine Bran . Wenn man nun die Stringtheorie zur Hand nimmt und daraus versucht, den Urknall und die Entstehung unseres Universums abzuleiten, kommt man zu sehr überraschenden Ergebnissen, die wir im Folgenden betrachten wollen: Die wichtigste Folgerung aus der Theorie ist, dass unser Universum schon seit ewigen Zeiten existiert. Es gab also nicht nur eine Zeit vor dem Urknall, sondern diese Zeit reicht auch unendlich weit in die Vergangenheit zurück. Wie wir oben gesehen haben, existieren in der Raumzeit viele Branen nebeneinander. Diese existierten auch lange vor dem Urknall, allerdings waren sie da sehr leer. Es gab auf ihnen kaum Materie und Strahlung, auch die vier Naturkräfte waren sehr schwach. Obwohl die Branen nebeneinander in der Raumzeit existieren, können sie insbesondere über die Gravitation miteinander wechselwirken. Das hat zur Folge, dass sich die Branen erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 71 gegenseitig anziehen, womit sich auch der Abstand zwischen ihnen verringert. Die Gravitation sorgt außerdem dafür, dass sich die Branen immer schneller annähern, dass also ihre Bewegungsenergie immer größer wird. Irgendwann kommen sich die Branen so nahe, dass sie aufeinander prallen. Dabei wird ihre Bewegungsenergie in Strahlung und Materie umgewandelt, die nun auf der Bran selbst zu finden ist. Den Zeitpunkt des Aufpralls nennen wir heute Urknall. Beim Urknall selbst entstanden die drei Raumdimensionen. Nach der Stringtheorie sind alle neun Dimensionen in der Quantenkugel vereinigt, also aufgerollt. Man kann sich das vielleicht wie ein Wollknäuel vorstellen. Die unterschiedlichen Dimensionen fluktuierten in diesem Knäuel und umwickelten sich gegenseitig. Aufgrund der Fluktuationen kam es dazu, dass sich drei Raumrichtungen ausdehnten. Die anderen sechs hatten nun nicht mehr genug Energie, um die drei expandierten Raumrichtungen einzuschnüren, so dass diese sich weiter ausdehnen konnten. Unsere bekannten drei Dimensionen waren entstanden. Dass unser Universum drei Dimensionen hat, ist letztlich also nur Zufall, es hätten auch nur zwei oder gar sieben sein können. Da die Branen sich nicht gegenseitig durchdringen können, entfernen sie sich nun wieder voneinander. Dabei werden sie größer. Unser Universum, das ja im Grunde nichts anderes ist als eine Bran, expandiert also. Die Materie auf der Bran formiert sich zu Sternen und Galaxien. Da die Branen auch weiterhin eine Anziehungskraft aufeinander ausüben, wird die Bewegung zwischen ihnen so lange verlangsamt, bis die Geschwindigkeit Null wird. Wenn das passiert, drehen sich die Bewegungsrichtungen von den Branen um und sie bewegen sich wieder aufeinander zu. Dabei expandieren sie beschleunigt, was mit der Beobachtung unseres heutigen Universums übereinstimmt. Ein weiterer wichtiger Punkt der neuen Theorie ist, dass die Universen zyklisch entstehen und wieder vergehen. Die Branen kollidieren (Urknall), bewegen sich voneinander weg, es kommt aufgrund der gegenseitigen Anziehungskräfte irgendwann zu einem Bewegungsstillstand, die Richtung kehrt sich um und die Branen kollidieren erneut. Man könnte also auch sagen, dass unser Universum ständig neu erschaffen wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 72 1.3 Irrtümer über den Urknall: Über den Urknall gibt es viele Irrtümer, die wir hier im Folgenden einmal aufdröseln wollen. a) Wo hat der Urknall stattgefunden? Der Urknall hat zum Beispiel nicht an einem bestimmten Ort stattgefunden, sondern überall gleichzeitig. Man darf sich den Urknall also nicht als eine Explosion vorstellen, die irgendwo im Raum passiert ist. Der Raum selbst ist nämlich erst mit dem Urknall entstanden. Wie oben gesehen, waren alle Punkte des Universums einmal in der so genannten Quantenkugel vereinigt, das man sich salopp gesagt, als einen einzigen Punkt vorstellen kann. Somit waren einst alle Orte im Universum identisch. Nun ist es auch leicht nachzuvollziehen, warum der Urknall an jedem Punkt gleichzeitig stattgefunden hat. b) Warum entfernen sich die Galaxien von uns? Ein anderes Missverständnis ist auch, dass die Galaxien von uns wegfliegen. Das würde bedeuten, dass sie eine Geschwindigkeit haben und sich durch den Raum bewegen. Dem ist aber nicht so. Die Galaxien entfernen sich nur deswegen von uns, weil zwischen ihnen fortwährend neuer Raum entsteht. Letztlich läuft das natürlich auch darauf hinaus, dass sich die Galaxien von uns weg bewegen, aber der Grund ist eben ein anderer. So lässt sich auch ganz leicht die Rotverschiebung erklären. Diese entsteht nicht, weil sich die Galaxien durch den Raum bewegen, sondern weil der Raum expandiert und damit auch die Wellenlänge des Lichts größer wird. Und je größer die Wellenlänge wird, umso röter erscheint uns das Licht. Nun können wir auch ganz einfach nachvollziehen, warum die Rotverschiebung von Galaxien mit größerer Entfernung zunimmt. Es ist natürlich so, dass auf einer größeren Entfernung viel mehr neuer Raum entstehen kann, so dass auch die Wellenlänge immer größer und das Licht somit röter wird. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 73 c) Wie schnell entfernen sich die Galaxien? Aus dem gleichen Grund entfernen sich Galaxien, die sehr weit von uns weg sind, viel schneller als welche, die uns recht nahe stehen. Auch das ist wieder relativ einfach zu verstehen, wenn man sich klarmacht, dass zwischen den Galaxien neuer Raum entsteht. Wenn eine Galaxie doppelt so weit von uns entfernt ist, entsteht zwischen ihr und uns auch doppelt so viel neuer Raum, weshalb sie sich auch doppelt so schnell von uns entfernt. Ein Maß für diese Geschwindigkeit ist die Hubble-Konstante, die besagt, dass sich Galaxien in 1 MPc (3.3 Millionen Lichtjahre) Entfernung mit 72km/s von uns weg bewegen. Wenn sich die Galaxie nun in einer Entfernung von 13.7 Milliarden Lichtjahren befindet, entfernt sie sich genau mit Lichtgeschwindigkeit. Die Strecke von 13.7 Milliarden Jahren nennt man Hubble-Entfernung. d) Können sich Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit entfernen? Ein anderes Missverständnis ist auch, dass sich Galaxien nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit von uns entfernen können. Zwar folgt aus der Relativitätstheorie, dass sich nichts schneller als Licht bewegen kann, aber die RT macht nur Aussagen über Bewegungen im Raum und nicht über den Raum selbst. Wenn sich die Galaxien also mit Überlichtgeschwindigkeit von uns entfernen, dann heißt das nur, dass zwischen den Galaxien sehr viel neuer Raum entsteht. Wie wir oben gesehen haben, ruhen die Galaxien aber im Raum, so dass das kein Widerspruch zur allgemeinen Relativitätstheorie ist. Was bedeutet das nun aber, wenn sich die Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit von uns entfernen? Können wir sie dann trotzdem sehen? Ja, das können wir, nur noch nicht jetzt. Die Expansion des Universums hat keinen konstanten Wert, weil die Hubble-Konstante zeitlich veränderlich ist. Je länger die Expansion dauert, umso kleiner wird der Wert dieser so überaus wichtigen Konstanten. Zum heutigen Zeitpunkt beträgt sie eben 72km/s pro MPc, in einigen Milliarden Jahren wird sie vielleicht nur noch einen Wert von 50km/s pro MPc haben. Das bedeutet für uns, dass die Galaxien, die heute in HubbleEntfernung liegen, sich exakt mit Lichtgeschwindigkeit von uns entfernen. Alles, was weiter entfernt ist, können wir nicht sehen, da es sich mit Überlichtgeschwindigkeit von uns wegbewegt. Die Hubble-Entfernung definiert also die Grenze des für uns sichtbaren Universums, gemessen in der so genannten Lichtlaufzeit. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 74 Wenn die Hubble-Konstante aber nur noch 50km/s pro MPc beträgt, werden sich die Galaxien in der heutigen Hubble-Entfernung nur noch mit einer Geschwindigkeit von 210.000km/s von uns entfernen. Wir können somit alle Galaxien sehen, die in einer Entfernung von weniger als 19.6 Milliarden Lichtjahre liegen. Ehemals haben sich diese Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit entfernt, aber sobald die ausgesandten Photonen die Hubble-Grenze überschreiten, können sie zu uns gelangen. Die zeitliche Veränderung der Hubble-Konstanten bedeutet also, dass der Radius des sichtbaren Universums immer größer wird und wir somit auch immer weitere Bereiche überschauen können. e) Wie groß ist das Universum? Oft stellt sich die Frage, wie groß unser Universum eigentlich ist. Da wir gerade eben erfahren haben, dass wir große Bereiche unseres Universums überhaupt nicht sehen können, lassen sich auch keine Aussagen darüber treffen, wie groß unser Universum wirklich ist. Man geht heute davon aus, dass es unendlich ausgedehnt ist. Das folgt aus Beobachtungen des Mikrowellen-Hintergrunds. Viel sinnvoller lässt sich allerdings danach fragen, wie groß das beobachtbare Universum ist. Auch hier gehen die Meinungen auseinander, je nachdem, welche Entfernung wir meinen. Nehmen wir die Lichtlaufzeit, dann können wir sagen, dass das sichtbare Universum eine Größe von knapp 14 Milliarden Lichtjahren hat. Wir multiplizieren also einfach die Zeit, die das Licht unterwegs war, mit der Lichtgeschwindigkeit. Das ist eine Möglichkeit. Die andere ist für unser Verständnis von Entfernungen ein bisschen besser geeignet, denn damit können wir angeben, wie weit die Galaxie zum jetzigen Zeitpunkt von uns entfernt ist. Wir haben gesehen, dass sich die Galaxien mit einer bestimmten Geschwindigkeit von uns entfernen, die sich aus der Hubble-Konstante und der Entfernung ergibt. Auch müssen wir uns vor Augen halten, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist und einen Wert von 300.000 km/s aufweist. Nehmen wir einmal an, dass die Galaxie, als sie ein Photon zu uns aussendet, 5 Milliarden Lichtjahre weit weg ist. Das Photon benötigt also 5 Milliarden Jahre, um zu uns zu gelangen. In dieser Zeit hat sich die Galaxie aufgrund der Expansion des Universums natürlich weiter von uns entfernt, so dass sie beim Eintreffen des Photons viel weiter als die ursprünglichen 5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 75 Wenn wir die derzeitige Entfernung des Objekts als Grenze für das sichtbare Universum angeben wollen, beträgt der Durchmesser des sichtbaren Universums 96 Milliarden Lichtjahre, wir können also in jede Richtung 48 Milliarden Lichtjahre weit schauen. In der näheren Umgebung ist dieser Effekt nicht sonderlich groß, aber je weiter die Galaxien von uns entfernt sind, desto größer wird die Differenz zwischen der Lichtlaufzeit und der tatsächlichen Entfernung. f) Dehnen sich auch die Objekte aus? Viele sind der Meinung, dass sich auch die Objekte gleichermaßen ausdehnen wie der Raum selbst. Natürlich ist es so, dass zwischen den einzelnen Atomen ebenfalls neuer Raum entsteht, der die Atome dazu bringt, sich weiter von einander zu entfernen. Die Anziehungskräfte wie Gravitation oder die Kernkraft überwiegen allerdings die Kraft der Expansion des Raumes, so dass die Objekte gleich groß bleiben. Es wachsen also weder die Galaxien, noch die Sterne oder wir selbst mit der Expansion des Raumes. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 76 2. Die ersten vier Minuten In diesem zweiten Kapitel wird es darum gehen, wie sich das Universum in den ersten vier Minuten entwickelt hat. Es wird nicht ganz einfach zu verstehen sein, da wir es hier doch mit viel Physik und insbesondere mit Teilchenphysik zu tun haben werden. 2.1 Nach einer Hundertstel Sekunde Zu diesem Zeitpunkt lässt sich das entstehende Universum sehr einfach beschreiben, da es einfach nur eine Mischung von Strahlung und Teilchen ist. Die Temperatur beträgt über 100 Milliarden Grad, ist also für unsere Verhältnisse extrem heiß. Das hat zur Folge, dass sich die Teilchen in dieser Ursuppe sehr schnell umherbewegen und auch recht häufig miteinander zusammenstoßen. Um die Zusammensetzung dieser Suppe zu kennen, müssen wir nur wissen, wie heiß das Universum eine Hundertstel Sekunde nach dem Urknall war, nämlich 100 Milliarden Grad. Also handelt es sich bei den frühen Teilchen im Wesentlichen um Elektronen, die wir alle aus Stromleitungen kennen. Auch Positronen waren anzutreffen, da sie die Antiteilchen zu den Elektronen sind. Während diese negativ geladen sind, haben die Positronen (wie der Name auch schon sagt), eine positive Ladung. Wenn also ein Elektron und ein Positron zusammenstoßen, vernichten sie sich in einem kleinen Blitz und zerstrahlen zu reiner Energie. Ebenfalls anzutreffen sind masselose Teilchen wie das Photon (Lichtteilchen), das Neutrino und sein Partner, das Antineutrino. Das Universum war zu diesem Zeitpunkt so dicht, dass sogar die Neutrinos, die normalerweise jahrelang mit Lichtgeschwindigkeit Bleiwände durchqueren können, ohne dabei auch nur ein einziges Mal mit einem anderen Teilchen zusammen zu stoßen, dauernd an den Elektronen, Photonen und anderen Neutrinos gestreut werden. Man sagt auch, sie befinden sich im thermischen Gleichgewicht mit diesen Teilchen. Die Dichte war in der Tat ungeheuer groß, sie betrug fast das vier milliardenfache der Dichte von Wasser. Normale Kernteilchen, also Protonen und Neutronen, die quasi die Bausteine der Atomkerne sind, waren zu dieser frühen Zeit nur in einer sehr geringen Menge vorhanden. Auf eine Milliarde Elektronen kam gerade mal ein Proton. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 77 2.2 Nach einer Zehntel Sekunde Mittlerweile hat sich das Universum auf eine Temperatur von ungefähr 20 Milliarden Grad abgekühlt. Das macht 80 Milliarden Grad in der extrem kurzen Zeitspanne von 0.1 Sekunden. Auch die Dichte ist stark abgefallen und liegt nun bei dem 30 Millionenfachen von Wasser. An der Zusammensetzung des Universums hat sich noch nicht viel geändert: immer noch dominieren die Elektronen, Neutrinos, ihre Antiteilchen und die Photonen das Geschehen. Das liegt daran, dass die Temperatur des Universums immer noch weit oberhalb der Schwellentemperatur der einzelnen Teilchen liegt und diese somit immer wieder neu entstehen können und vergehen. Auch jetzt findet man kaum Protonen oder Neutronen in dieser Suppe vor, man kann aber doch schon sagen, dass das Verhältnis von Protonen zu Neutronen 62 zu 38 beträgt. 2.3 Nach einer Sekunde Das Universum hat mittlerweile eine Temperatur von 10 Milliarden Kelvin erreicht. Das sind nun Werte, die auch in Supernovae, also gewaltigen Sternexplosionen erreicht werden. Die Dichte liegt nur noch beim 400.000-fachen von Wasser. Aufgrund dieser geringen Dichte ist es den Neutrinos jetzt möglich, sich wie freie Teilchen zu verhalten. Das bedeutet im Wesentlichen nichts anderes, als dass sie nicht mehr mit anderen Teilchen zusammenstoßen, sich also frei bewegen können. Aus diesem Grund spielen sie für die weitere Entwicklung auch keine Rolle mehr, da sie nicht mehr mit den verbleibenden Elektronen, Positronen und Photonen wechselwirken. Ihre Energie hat nur noch einen Einfluss auf die Expansion des Universums. Die Temperatur des Universums ist nur noch knapp doppelt so hoch wie die Schwellentemperatur der Elektronen und Positronen. Das bedeutet, dass diese sich schneller vernichten, wie sie aus der Strahlung wieder entstehen können. Dafür, dass sich Neutronen und Protonen zu Atomkernen verbinden können, ist es aber immer noch zu heiß; das Verhältnis von Protonen zu Neutronen beträgt jetzt schon 76 zu 24. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 78 2.4 Nach 15 Sekunden Nach einer Viertelminute ist die Temperatur des jungen Universums auf 3 Milliarden Kelvin abgesunken und liegt damit unter der Schwellentemperatur der Elektronen und Positronen. Das bedeutet, dass diese nicht mehr aus der Strahlung entstehen können, die das Universum anfüllt. Die Folge ist, dass sie beginnen, sich gegenseitig zu vernichten. Wir haben ja oben gelernt, dass Elektronen und Positronen sich gegenseitig in einem Blitz zerstören und zu reiner Energie zerstrahlen. Genau das passiert jetzt, so dass immer weniger dieser Teilchen zu finden sind. Da bei der Vernichtung wie gerade eben gesehen, Energie frei wird, kühlt das Universum nun langsamer ab. Die Neutrinos, die ja schon ein paar Sekunden als freie Teilchen durch die Gegend flitzen, bekommen von dieser Energie nichts ab (sie wechselwirken ja nicht mehr), weshalb sie 8% kälter als die Photonen und anderen Kernteilchen sind. Es wäre jetzt eigentlich kühl genug, dass sich die ersten Elemente, also die ersten Atomkerne ausbilden können. Dazu gehören einmal das normale Helium (4He), das aus zwei Protonen und zwei Neutronen besteht, Helium-drei (3He), bestehend aus zwei Protonen und einem Neutron, zuguter letzt auch das schwerste Isotop des Wasserstoffs (3H), das aus einem Proton und zwei Neutronen besteht und Tritium genannt wird. Diese drei Elemente können zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht entstehen, weil es kein Deuterium gibt. Deuterium besteht aus einem Proton und einem Neutron. Leider sind die Bindungskräfte dieses Kerns sehr gering, so dass die Strahlung, deren Energie aus der Temperatur von 3 Milliarden Kelvin resultiert, diese Kerne gleich wieder zerstört. Das Deuterium hat also keine Chance, in diesem Stadium stabil zu sein, so dass logischerweise auch keine schwereren Kerne entstehen können. Mittlerweile ist das Verhältnis von Protonen zu Neutronen auf 83 zu 17 angewachsen. 2.5 Nach drei Minuten Mittlerweile hat sich das Universum auf 1 Milliarde Kelvin abgekühlt, aber noch immer es ist nicht kühl genug, als dass sich Deuterium ausbilden könnte. Insofern besteht hier immer noch ein Engpass, der die Bildung von Heliumund Tritiumkernen verhindert. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 79 2.6 Nach vier Minuten Dann aber ist es soweit: die Temperatur sinkt auf knapp 950 Millionen Kelvin. Endlich werden die Deuteriumkerne nicht mehr auseinander gerissen und können stabil im Universum existieren. Nun laufen auch die Kernreaktionen in rascher Folge ab und die ersten richtigen Elemente entstehen. Die Protonen beginnen, sich mit den verbliebenen Neutronen zu verbinden und es entstehen Heliumkerne (4He), sowie das Isotop 3He. Da es viel weniger Neutronen als Protonen gibt, können nicht sonderlich viele Heliumkerne entstehen, da ein Heliumkern ja aus zwei Protonen und zwei Neutronen besteht. Daher beträgt der gewichtsmäßige Anteil des Heliums an der Gesamtmasse des Universums 26%, die restlichen 74% sind Wasserstoff. Elektronen gibt es kaum noch, Positronen überhaupt nicht mehr. Es schwirren nur noch die Elektronen in der Gegend herum, die zum Ausgleich der Ladung der Protonen gebraucht werden, weil das Universum insgesamt betrachtet, immer neutral sein muss. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 80 3. Die kosmische Hintergrundstrahlung Wenn man in der Urknalltheorie ein sich ausdehnendes Universum annimmt, dann kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass alles in einem einzigen kleinen Feuerball stattgefunden haben muss. Nicht nur, dass alle Materie in einem winzig kleinen Punkt versammelt gewesen sein muss, sie muss auch miteinander gewechselwirkt haben. Diese Fluktuationen sollten sich noch heute nachweisen lassen und genau das tun sie auch, nämlich in der kosmischen Hintergrundstrahlung. 3.1 Die Entdeckung der Hintergrundstrahlung Im Jahre 1965 arbeiteten in New Jersey (USA) zwei Astronomen an der Vermessung des Himmels im Radiobereich. Sie wollten die Intensität der Radiowellen messen, die von unserer Galaxie emittiert wurde. Es waren die beiden Physiker Penzias und Wilson, die damals das Radioteleskop der Bell Laboratories für ihre Forschungen nutzen durften. Als sie nun mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, fiel ihnen ein Rauschen auf, das gleichmäßig aus allen Richtungen zu kommen schien. Zuerst dachten sie, dass es möglicherweise an einem Taubenpaar lag, welches in der Antenne sein Nest aufgeschlagen hatte. Doch auch nach der Vertreibung der Tauben und Säuberung der Antenne, war das Rauschen immer noch präsent. Wie es der Zufall so wollte, waren theoretische Physiker gerade dabei, ein Modell des Urknalls zu entwickeln und stießen darauf, dass man heute eine Strahlung empfangen sollte, die den Geburtsschrei des Universums darstellt. Die Strahlung sollte im Mikrowellenbereich liegen und eine Äquivalent-Temperatur von ungefähr 3 Kelvin, also -270°C aufweisen. Diese Idee wurde von Robert H. Dicke geboren, der damit als der Begründer der Hintergrundstrahlung gilt. Doch auch von anderen theoretischen Physikern gab es Ansätze, darunter von Seldowitsch in Russland und Fred Hoyle in England. Genau diese Strahlung hatten die beiden Physiker Penzias und Wilson mit ihrer Antenne aufgefangen, so dass sich Beobachtung und Theorie nahtlos ineinander fügten. Das Modell eines sich ausdehnenden Universums mit dem Urknall als Ursprung konnte gefestigt werden, während die Steady State Theorie aufgegeben werden musste. Das war ein großer Meilenstein in der damaligen Kosmologie, doch die wahren Entdeckungen wurden erst sehr viel später gemacht. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 81 3.2 Entstehung der Hintergrundstrahlung Wie wir in Kapitel 2.6 gesehen hatten, konnten in den ersten Jahrtausenden des Universums nur Atomkerne existieren, ganze Atome hingegen noch nicht. Das lag daran, dass die Elektronen noch zuviel Energie hatten und somit nicht von den positiv geladenen Kernen eingefangen werden konnten. Doch 400.000 Jahre nach dem Urknall kühlte das Universum so weit ab, dass die Bewegungsenergie der Elektronen nicht mehr ausreichte, um freie Teilchen zu sein, so dass sie von den Kernen eingefangen werden konnten, die nun ihrerseits neutral wurden. Als das geschah, wurde das Universum durchsichtig, da die Lichtteilchen, die Photonen, sich nun frei im Universum bewegen konnten. Vorher war das Universum wie eine Art Nebel, in dem man nicht sonderlich weit schauen konnte. Der Grund dafür ist einfach, dass die Photonen permanent mit den Kernen und Elektronen wechselwirkten und somit gestreut wurden. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn man mit einem Auto nachts durch dichten Nebel fährt. Die Lichtteilchen werden an den kleinen Nebeltröpfchen gestreut, weshalb die Sicht sehr eingeschränkt ist. Als nun das Universum aber durchsichtig wurde, konnte sich die Strahlung ungehindert in alle Richtungen ausbreiten. Die Photonen wurden von dem glühenden Gas freigesetzt, welches das frühe Universum angefüllt hat. Die Strahlung selbst war im UV-Bereich anzusiedeln, doch aufgrund der Expansion wurde die Wellenlänge gedehnt, so dass wir diese UV-Strahlung heute im Mikrowellenbereich finden. Da eine größere Wellenlänge mit einem Verlust von Energie einhergeht, kann man auch sagen, dass die Photonen auf ihrer Reise vom Urknall zu uns Energie verloren, die sich in einem Rückgang der Temperatur der Strahlung bemerkbar macht. Hatte das Universum 400.000 Jahre nach dem Urknall noch eine Temperatur von 5.000 Kelvin, hat es heute, fast 14 Milliarden Jahre danach nur noch eine mittlere Temperatur von eben diesen 3 Kelvin. 3.3 Strukturen in der Hintergrundstrahlung Als die Mikrowellenstrahlung entdeckt wurde, schien sie gleichmäßig aus allen Richtungen zu uns zu kommen. Man konnte mit der damaligen Messapperatur keine Schwankungen feststellen. Erst mit der Entwicklung von immer leistungsfähigeren Satelliten konnte man in den letzten Jahren immer genauere Messungen des kosmischen Hintergrundes durchführen und entdeckte Temperaturschwankungen, die im Bereich von einem Hunderttausendstel Kelvin liegen. Das war ein großer Durchbruch, konnte man so doch nun auch endlich erklären, woher die Strukturen in unserem heutigen Universum kommen. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 82 Schaut man sich nämlich das Universum an, so stellt man fest, dass die Materie keineswegs gleichmäßig verteilt ist, sondern in Form von Galaxienhaufen konzentriert ist. Diese Strukturen mussten schon zu Beginn des Universums da gewesen sein. Wären sie es nicht, hätte die Materie keinen Grund gehabt, sich zusammen zu ballen und es gäbe weder Galaxien noch Sterne. Auch wir würden somit nicht existieren. Nun hat man aber glücklicherweise diese Schwankungen gefunden und diese weiter untersucht. Dazu hat man eine Karte des gesamten Himmels erstellt und diese in kleine Bereiche eingeteilt. Je nachdem, wie groß man diese Bereiche macht, ergeben sich charakteristische Schwankungen der Temperatur, die uns einiges über das frühe Universum verraten. Die Strukturen, die auf diesen Karten sichtbar werden, haben eine Ausdehnung von rund 100 Millionen Lichtjahren. 3.4 Entstehung der Strukturen Es gibt drei Mechanismen, die für die Entstehung der Temperaturschwankungen verantwortlich sind. Diese Mechanismen können in einem Spektrum des Mikrowellenhintergrundes gefunden werden, das im unteren Bild dargestellt ist. Nach oben wird die Größe der Temperaturschwankung aufgetragen, nach rechts die Größe des Fensters, in dem die Schwankungen gemessen werden. 3.4.1 Der Sachs-Wolfe-Effekt Dieser Effekt hat seine Ursache in der unterschiedlichen Massendichte des frühen Universums. Diese Bereiche entstanden, weil die dunkle Materie schon viel früher wie die normale Materie angefangen hatte, sich zusammen zu klumpen und Strukturen auszubilden. In diesen Bereichen mussten die Photonen gegen eine erhöhte Schwerkraft anlaufen und verloren dabei Energie, was einer höheren Wellenlänge und somit einer tieferen Temperatur entspricht. Natürlich gab es auch Bereiche, in denen die Schwerkraft geringer war, so dass das Gegenteil, nämlich eine höhere Temperatur die Folge war. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 83 3.4.2 Schallwellen Diese ganz besonderen Schallwellen entstehen durch das Wechselspiel von Gravitation und Druck. Wie wir alle wissen, versucht die Schwerkraft, Materie zu Klumpen zu formen, die Photonen hingegen bzw. Strahlung allgemein treibt diese Klumpen wieder auseinander. Es bildet sich also eine Wolke aus und kollabiert. Der Druck nimmt zu und die Wolke dehnt sich wieder aus. Durch dieses Spielchen beginnt ein solcher Bereich in unserem Universum zu schwingen, es entstehen Schallwellen, die wiederum zu den gemessenen Temperaturschwankungen beitragen. Es können im Übrigen nur die Wolken anfangen zu schwingen, die eine Größe von 240.000 Lichtjahren nicht überschreiten. Diese Längenskala nennt man auch Schallhorizont, der den Grundton der Schwankungen in unserem Universum definiert. 3.4.3 Silk-Dämpfung Die Silk-Dämpfung entsteht, wenn kleine Materiewolken von dem Meer der Photonen zerstört werden. Die Photonen strömen schneller aus diesen Wolken heraus, wie die Wolken schwingen können, sie haben also keine Chance sich richtig zusammen zu ziehen. 3.5 Ergebnisse der Vermessung Die Schwankungen im Mikrowellen-Hintergrund sind eigentlich viel zu klein, um das Bild des heutigen Universums nachvollziehen zu können. Die Struktur des Universums mit seinen Galaxienhaufen und Sternen kann nur erklärt werden, wenn die Temperaturschwankungen in der Hintergrundstrahlung mindestens ein Tausendstel Kelvin betragen. Weil man diese Abweichungen aber nicht gefunden hat, blieb nur eine logische Konsequenz: außer der normalen Materie, die als baryonisch bezeichnet wird, muss es noch eine andere Form an Materie geben, die schon viel früher Strukturen ausbilden und mit der normalen Materie über die Gravitation wechselwirken konnte. Man hat ihr den Namen "dunkle Materie" gegeben, weil man bis heute noch nicht so genau weiß, welche Eigenschaften diese Materie besitzt. Man hat also über die Hintergrundstrahlung indirekt den Beweis für die dunkle Materie erbracht, die schon länger postuliert wurde. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 84 Eine zweite, wichtige Konsequenz war, dass man die Fluktuationen in der Mikrowellenstrahlung nur dann erklären konnte, wenn das Universum am Anfang kleiner war, als es nach der klassischen Urknalltheorie hätte sein dürfen. Man spricht hier von einer inflationären Entwicklung, was soviel bedeutet, wie dass sich das Universum zu Beginn sehr schnell ausgedehnt hat. Somit lagen alle Punkte vor der inflationären Phase viel enger beisammen und konnten so miteinander Informationen austauschen. Um diese Inflation allerdings erklären zu können, muss man in den Modellen eine kosmologische Konstante einführen, die heute üblicherweise mit der dunklen Energie gleichgesetzt wird. Diese Energie ist noch viel weniger erforscht als die dunkle Materie und hat die Eigenschaft, dass sie der Gravitation entgegenwirkt. Sie bläst das Universum also wie einen Ballon auf. 3.6 Ausblick Weil das Weltall vor der Entstehung der Hintergrundstrahlung undurchsichtig war, können wir natürlich auch keine Signale aus der Zeit davor empfangen. Doch die Astrophysiker erwarten, dass andere Signale das Gebräu aus subatomaren Partikeln durchdrungen haben: Gravitationswellen. Wenn man die Inflationstheorie zu Rate zieht, sollten solche Erschütterungen etwa 10 hoch -38 Sekunden nach dem Urknall stattgefunden haben. Diese Fingerabdrücke des Urknalls soll der Satellit Planck der ESA, der im Jahr 2007 gestartet werden soll, aufspüren. Vielleicht ist es dann möglich, die kosmische Inflation direkt zu beobachten, was für die Wissenschaft ein sehr großer Fortschritt wäre. erstellt von www.space-agents.de Der Astronomie Treff für Karlsruhe, Rastatt und die Südpfalz 85