Aktive Galaxienkerne • Kurze Geschichte der AGN • Quasare • Zoologie der AGN • Schwarzes Loch als zentrale Maschine • Superluminal Motion in AGN • Eddington-Leuchtkraft/Masse und Akkretion im AGN • Familiäre Beziehung der AGN • AGN Jets • Absorptionslinien in AGN Einführung in die extragalaktische Astronomie Prof. Peter Schneider & Dr. Patrick Simon Aktive Galaxienkerne Einleitung Spektrum von normalen Galaxien ist im Optischen/IR von Sternen dominiert (und Gas und Staub). Galaxienspektrum ist im Wesentlichen Überlagerung aus Planck-Spektren mit T ~ 3000 K...40000 K (siehe Populationssynthese). ➠ Strahlung von normalen Galaxien konzentriert sich auf den Bereich ~ 500 nm...2 μm. Klasse der Aktiven Galaxien (active galactic nuclei oder AGNs) zeigt Emissionen über viel breiteren Spektralbereich von Radio-Wellenlängen bis zur γ-Strahlung; auch viele Emissionslinien. Überwiegender Teil der Strahlung kommt aus dem Kernbereich der Aktiven Galaxien. Aktive Galaxienkerne Einleitung Energieverteilung einer Seyfert I Galaxie (NGC3783) im Vergleich zu einer normalen Galaxie. Aktive Galaxienkerne Einleitung “small blue bump” Quelle: A.V. Filippenko Typisches optisches Seyfert 1 Spektrum mit vielen und einigen sehr breiten Emissionslinien. Vertreten sind auch verbotene Linien (z.B. [OII]). Aktive Galaxienkerne Einleitung Kollektion von Seyfert-Galaxien im Optischen mit dem HST/ NASA. Zusätzlich zum ungewöhnlichen Spektrum sind die Galaxien auffällig hell im Zentrum. Capetti, A. & Balmaverde, B., (2007), A&A, 469, 75 Aktive Galaxienkerne Einleitung Einige der AGNs (z.B. Quasare) gehören zu den leuchtkräftigsten Quellen im Universum, die bis zu z ~ 6.5 beobachtet worden sind. Ihre Leuchtkraft kann die von normalen Galaxien um das tausendfache übersteigen und kommt aus sehr kleinem Raumgebiet, r <~ 1 pc. Physikalische Prozesse in AGNs gehören zu energetischsten in der Astrophysik und sind zum Teil noch nicht gut verstanden. Künstlerische Darstellung des inneren Bereichs eines Aktiven Galaxienkerns mit Gasakkretionsscheibe und Jet. Quelle: Aurore Simonnet, NASA, E/PO Aktive Galaxienkerne Eine kurze Geschichte der AGNs Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs E. Fath (1908): entdeckt mehrere starke Emissionslinien in NGC 1068. C. Seyfert (1943): entdeckt Galaxien mit extrem großer Flächenhelligkeit und mit teilweise Emissionslinien hoher Anregung. Einige dieser Linien in Seyfert Galaxien sind extrem verbreitert (bis zu ~ 8500 km/s über volle Breite der Linien). Linien von Wasserstoff sind oftmals breiter als die anderer Elemente. Edward Fath Carl Seyfert NGC 4151 Belichtungszeit Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs L. Woltjer (1959): Kerne der Seyfert Galaxien sind in Beobachtungen nicht aufgelöst. ➠ Kerngebiet ist kleiner als r <~ 100 pc. ➠ ist Kern gravitativ gebunden (Virialtheorem): Lodewijk Woltjer GM v2 r mit einer typischen Linienbreite von v ~ 103 km/s ergibt sich als Untergrenze für Masse innerhalb r: M 10 M 10 r 100 pc ➠ entweder ist r tatsächlich um die 100 pc, dann hohe Massenkonzentration im Kern. ➠ oder r ist deutlich kleiner, wodurch Energiedichte im AGN sehr groß sein muss (Strahlung kommt aus sehr kleinem Gebiet). Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs 3. Cambridge und revised Cambridge Katalog 3C bzw. 3CR (1961): Durchmusterung des nördlichen Himmels (δ > -22 Grad) bei 158 MHz und 178 MHz. Flusslimit ist Smin = 9 Jy; 1 Jy (Jansky) = 10-23 erg/s/cm2/Hz. Identifikation vieler 3C-Radioquellen mit Galaxien. Einige Quellen haben aber kein offensichtliches optisches Gegenstück. Sir Martin Ryle Cambridge Interferometer Antony Hewish (eine Antenne von vier) Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs T. Matthews & A. Sandage (1963): Radioquelle 3C48 ist punktförmige (sternähnliche) Quelle mit optischem m = 16 mag. Besitzt komplexes Spektrum, blaues Kontinuum mit starken, breiten Emissionslinien. VLBI 3C48 Linien konnten aber zunächst keinem atomaren Übergang zugeordnet werden. 0.5 arcsec Allan R. Sandage Radioaufnahme: M.J. Hardcastle Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs M. Schmidt (1963): Identifikation von 3C273 mit punktförmiger optischer Quelle und von Emissionslinien der Balmer-Serie ...aber bei unerwartet hoher Rotverschiebung z = 0.158. ➠ Gültigkeit des Hubble-Gesetzes vorausgesetzt, D ~ 500 Mpc/h, bis dahin mit Abstand weitest entfernte Quelle! ➠ absolute Magnitude MB ~ -25.3+5 log h. ➠ ~ 100 Mal heller als normale (Spiral-)Galaxien. NOAO/AURA/NSF 3C273 Time Magazin (1966) Aktive Galaxienkerne Kurze Geschichte der AGNs Hiernach gelang auch Identifikation der Emissionslinien in 3C48 durch J. Greenstein und T. Matthews. Demnach hatte 3C48 eine noch größere Rotverschiebung von z = 0.367 oder D ~ 900 Mpc/h! Jesse L. Greenstein Quasare in 2dF Nach besserer Bestimmung der Positionen der Radioquellen sind in kurzer Folge dann viele solcher Quasare (quasi-stellar radio sources) identifiziert worden. Aktive Galaxienkerne Quasare Aktive Galaxienkerne Quasare Grundlegende Eigenschaften von Quasaren • Identifikation einer Radioquelle mit punktförmiger optischer Quelle; • Fluss der Quelle variiert, und zwar bei (fast) allen Frequenzen; • optisches Spektrum ist blau, z.B. U-B < -0.3; • breite Emissionslinien, Linien von Übergängen mit hoher Ionisationsenergie; • hohe Rotverschiebung; • Emission von Röntgenstrahlung; • Kontinuumsspektrum oftmals stückweise durch Potenz-Gesetz beschreibbar: S α: Spektralindex; α = 0: flaches Spektrum S d = S d = S dln ➠ bei α = 1 gleiche Energie im Spektrum pro log. Frequenzintervall. Aktive Galaxienkerne Quasare als Radioquellen Morphologie von Quasaren ist oftmals komplex. Bestehen aus kompakten Quelle im Zentrum und ausgedehnter Emission, meistens als Doppelquelle in Form zweier Radiokeulen (radio lobes), mehr oder weniger symmetrisch um optischen Quasar. Radio lobe Gesamtausdehnung im Radiobereich kann bis 1 Mpc getragen. opt. Kern Optischer Quasar koinzidiert mit kompakter Radioquelle. Größe von << 1 arcsec teilweise nicht mal mit VLBI aufgelöst (also <~ 1 mas). Radio lobe Aktive Galaxienkerne Quasare als Radioquellen Allgemeine Klassifikation von extragal. Radioquellen: FR-Typ I: Flächenhelligkeit fällt nach außen ab. Bernie L. Fanaroff FR-Typ II: Flächenhelligkeit nimmt nach außen zu. Fanaroff-Riley I Julia M. Riley Fanaroff-Riley II Gegenjet Radio lobe Jet ~1 00 M84 VLA 6cm Radio lobe kp c/h Aktive Galaxienkerne Quasare als Radioquellen Relative Stärke von Kern, Jet und ausgedehnte Komponenten variiert innerhalb der Quellen mit Beobachtungsfrequenz aufgrund verschiedener Spektralindizes der Komponenten. ➠ Radio-Kataloge zeigen Auswahleffekte. Kataloge mit niedrigen Frequenzen bevorzugen Quellen mit steilem Spektrum (ausgedehnte Komponenten, z.B. Radiokeulen). Solche mit hohen Frequenzen bevorzugen flache Spektren (kerndominiert). Emissionsprozess ist Synchrotronstrahlung. Relativistische Elektronen werden durch Magnetfeld beschleunigt. c Quelle: FH Rhein-Main 4.2 MHz 2 e B 1 Gauss Aktive Galaxienkerne Quasar Emissionslinien Full-Width-Half-Maximum (FWHM) Stärke einer Linie Maximum Halbmaximum FWHM Kontinuum Äquivalentbreite Wλ Stärke Linie relativ zum Kontinuum UV Spektrum von Quasar hat starke, breite Emissionslinien: Balmer-Serie, Ly-α, MgII, CIII], CIV... FWHM ~ 10000 km/s (breit) FWHM ~ 100 km/s (schmal) Quelle: G. Stripe Wλ identisch mit Fläche unter Linie oberhalb Kontinuum Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Quasare sind nur die leuchtkräftigsten Vertreter der AGN-Klasse. Allen AGNs ist starke, nicht-thermische Emission im Kern einer “Host Galaxy” gemeinsam. Quasi stellar objects (QSO) Typ 1 AGN breite Linien Typ II QSO? radiolaut 10% Seyfert-Galaxien Beob. im Optischen (blau) Seyfert I (breite Linien) Seyfert II (schmale Linien) Quasare Blazare Beob. im Optischen breite Linien starke, kurzzeitige Spiralgalaxien Typ II Quasare? Variabilität (Tage) Beob. im Radiobereich mit Linien (OVV) Radiogalaxien ohne Linien (BL Lac) BLRG (breite Linien) Radioquellen NLRG (schmale Linien) BLRG Beob. im Radiobereich Elliptische Galaxien Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Quasi stellar objects (QSO) Blaue Farbe der Quasare legte nahe, auch im Optischen nach ihnen zu suchen. Selektionskriterium: (a) punktförmig und (b) blau in U-B. Es wurden aber deutlich mehr Objekte gefunden als erwartet aufgrund von Radiozählungen. Mehrzahl der Quellen (~ 90%) ist radioruhig (oder -leise). Wie bei Quasaren: starke und breite Emissionslinien, hohe Rotverschiebung. In neuerer Terminologie werden QSOs auch als radioruhige Quasare bezeichnet. Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs QSOs sind leuchtkräftigste Vertreter der AGNs. Kernleuchtkraft kann das Tausendfache von L*-Galaxien erreichen. Überstrahlen damit ihre Host-Galaxie und erscheinen punktförmig. Host-Galaxie von Quasar 3C273 beobachten vom HST. Morphologie der HostGalaxie bei Quasaren generell unklar. Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Seyfert Galaxien Seyfert Galaxien waren die zuerst bekannten AGNs. Ihre Leuchtkraft ist wesentlich kleiner als die von QSOs. Seyfert Galaxien sind Spiralgalaxien. Seyfert 1: sehr breite & schmale Emissionslinien. Seyfert 2: schmale Emissionslinien. Es gibt auch Zwischenstufen (z.B. Seyfert 1.5), je nach Intensitätsverhältnis von starken und schwachen Linien. Seyfert 1 Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Optisches Spektrum von Seyfert 1 sehr ähnlich dem von QSOs. Es gibt fließenden Übergang zwischen radioruhigen QSOs und Seyfert 1. Formale Trennung bei MB = -21.5 + 5 log h. Trennung von Seyfert 1 und QSO ist historisch bedingt, nicht physikalisch. Oftmals fasst man beide als Typ 1 AGNs zusammen. Seyfert 2 Galaxie M106 radioruhige QSOs Seyfert 1 Typ 1 AGN Quelle: HST/NASA Radiogalaxien Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Galaxien mit starker, ausgedehnter Radioemission. Sie sind fast ausschliesslich elliptische Galaxien mit nuklear Aktivität. BLRG (broad line radio galaxies): breite Emissionslinien. NLRG (narrow line radio galaxies): schmale Emissionslinien. Fließender Übergang zw. BLRG und Quasaren. Cygnus A (VLA) Centaurus A NRAO/AUI/VLA und NASA/ESA/HST Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Optically violently variables (OVV) AGNs mit Charakteristika von QSOs aber zusätzlich stark variierender optischer Strahlung auf kurzen Zeitskalen (Tage oder kürzer). Optische Strahlung hat Polarisation von einigen Prozent, während normale QSOs Polarisation unterhalb 1% besitzen. Variabilität des Blazars 3C279. γ-Strahlung Röntgen Quelle: EGRET team Auf Zeitskalen von wenigen Tagen variiert Leuchtkraft um Faktor ~ 10. Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs BL Lac Objekte Benannt nach Prototypen-Quelle BL Lacertae. Wie OVVs mit starker Variabilität aber ohne starke Emissions- oder Absorptionslinien. Strahlung ist ebenfalls hoch-polarisiert. In Zeiten kleiner Leuchtkraft sind manchmal Emissionslinien erkennbar, ein BL Lac erscheint dann wie ein OVV. OVVs und BL Lacs werden in der Klasse Blazare zusammengefasst. Alle bekannten Blazare sind Radioquellen. Blazare zeigen hochenergetische Strahlung. Aktive Galaxienkerne Zoologie der AGNs Seyfert 1 Seyfert 1 Seyfert 1 Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine der AGNs? Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine Charakteristische Kenngrößen für AGNs • Ausdehnung einiger Radioquellen in AGNs >~ 1 Mpc. ➠ Quelle muss mindestens 1 Mpc/c ~ 107 yr im Kern aktiv gewesen sein, um ausgedehnte Struktur zu erzeugen; 47 erg/s; 1 erg = 10-7 J. Leuchtkräftige QSOs haben L ~ 10 bol • ➠ Variiert Quelle nicht stark über Lebensdauer der Quelle, dann ist Gesamtenergie E >~ 1047 erg/s x 107 yr ~ 3 x 1061 erg; • Einige AGNs variieren auf Zeitskalen von einem Tag um mehr als 50% in ihrem Fluss. ➠ Ausdehnung der zentralen Quelle R <~ 1 Lichttag ~ 3 x 1015 cm. Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine Die effizienteste “klassische” Methode der Energieerzeugung ist Kernfusion. Annahme: Energieerzeugung des AGNs durch thermonukleare Prozesse; Gravitation sei vernachlässigbar. Maximale Effizienz ist ε <~ 0.8%; ε ist Massenanteil des “Brennstoffs”, der in Energie umgewandelt wird: E = mc2 Bei Verbrennung von Wasserstoff zu Eisen werden 8 MeV/Nukleon frei oder 0.008 mpc2; maximale Energieerzeugung durch Kernfusion. ➠ Um hierdurch E = 3 x 1061 erg zu erzeugen, bräuchte man Gesamtmasse m an Brennstoff, gegeben durch E m= 2 c 4 10 42 g 2 10 M 9 Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine ➠ Schwarzschild-Radius des Brennmaterials/der Asche wäre 2Gm m rs = 2 = 3 km c M 6 1014 cm ➠ Schwarzschild-Radius wäre von gleicher Größenordnung wie obige Abschätzung der Ausdehnung des AGNs. ➠ Gravitative Effekte sind dominant. Kernfusion kann nicht primäre Energiequelle eines AGN sein, weil System nicht stabil sein koennte. Die Effizienz ε der Kernfusion ist einfach zu klein. Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine Es wird Mechanismus mit größerer Effizienz benötigt. Einziger bekannter Mechanismus mit größerem ε ist gravitative Energiegewinnung. Durch Einfall von Gas auf schwarzes Loch wird kinetische Energie gewonnen. Falls Teil in Wärme umgewandelt werden und abgestrahlt wird, kann ε größer als bei Kernfusion sein. Aus Theorie der Akkretion auf Schwarzen Löcher folgt, dass maximal: ε ~ 6% für Schwarzes Loch, das nicht rotiert. Karl Schwarzschild Roy P. Kerr ε ~ 29% für Schwarzes Loch mit maximalem Drehimpuls (Kerr Black Hole). Aktive Galaxienkerne Ein Schwarzes Loch als zentrale Maschine Quelle: NASA/Dana Berry, SkyWorks Digital Aktive Galaxienkerne Akkretion auf Schwarzes Loch Mechanismus: Gas fällt auf Schwarzes Loch zu und gewinnt kinetische Energie. Aber: falls Einfall durch nichts verhindert wird, verschwindet Gas einfach am Ereignishorizont, ohne dass Energie abgestrahlt wird. Im Allgemeinen hat Gas aber Drehimpuls, wodurch es nicht direkt radial auf Zentrum zufallen kann (Drehimpulsbarriere). Durch Reibung mit anderen Gasteilchen (Impulsaustausch), wird sich das Gas in einer Scheibe ansammeln, senkrecht zur Drehimpulsrichtung. Falls Reibungskräfte kleiner als Gravitationskraft, wird Scheibe lokal etwa mit Kepler-Geschwindigkeit rotieren. ➠ Keplerscheibe rotiert differentiell; ➠ Reibung heizt Gas auf; ➠ Rotationsgeschwindigkeit wird abgebremst und fällt langsam nach innen; ➠ Gas kann einströmen. Aktive Galaxienkerne Akkretion auf Schwarzes Loch ➠ Durch nachrückendes Gas wird Scheibe weiter geheizt (potentielle Energie des einströmenden Gases). Gas fällt von größerem Abstand nach kleinerem Abstand. ➠ Gas gewinnt kinetische Energie ΔEpot durch Änderung des Gravitationspotentials. ➠ durch vorgegebene Kepler-Rotation kann nur ΔEpot/2 in kinetische Bahnenergie umgewandelt werden. ➠ andere Hälfte wird in Wärme ΔQ = ΔEpot/2 verwandelt. ➠ falls Scheibe lokal optisch dick, strahlt Scheibe lokal wie schwarzer Körper mit Temperatur (Stefan-Boltzmann Gesetz): T (r) ṁ 1/4 1/2 MBH r rs 3/4 MBH: Masse Schwarzes Loch dm/dt : Akktretionsrate [Masse/Zeit] Aktive Galaxienkerne Argumente für SMBH Scheinbare Überlichtgeschwindigkeiten Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion Weiterer Hinweis auf SMBHs im Zentrum von AGNs ist die Relativbewegung zwischen Quellkomponenten mit scheinbarerer Überlichtgeschwindigkeit. SMBH: “SuperMassive Black Hole” (Millionen Sonnenmassen oder mehr; im Gegensatz zu stellarem Schwarzen Loch mit ~ 10 Sonnenmassen). Wir beobachten Bewegung am Himmel über Winkelintervall Δϴ über Zeitraum Δt und schließen, dass bei Entfernung D der Quelle die mittlere Geschwindigkeit sein muss: A B vapp = D t Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion “Vogelperspektive”, erster Erklärungsversuch A Wir sollten eigentlich folgende Geschwindigkeit am Himmel beobachten: v t v t cos vapp B v t sin t=0 t = Δt = D t v t sin = t = v sin v ➠ Anscheinend beobachten wir Untergrenze der wahren Geschwindigkeit. Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion VLBI Beobachtungen von kompakten Radioquellen ergeben häufig Werte für vapp, die deutlich größer als Lichtgeschwindigkeit c sind! Hier: Quelle bewegt sich ca. 30 Lichtjahre in nur sechs Jahren, d.h. anscheinend mit mindestens einer Geschwindigkeit von ~ 5c. Oder? Quasar 3C279; Quelle: NRAO/AUI Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion “Vogelperspektive”, zweiter Versuch Wir haben endliche Signalausbreitungsgeschwindigkeit im Verlauf der Ereignisse nicht berücksichtigt! A v t v t cos B v t sin Bei t = 0 ist Quelle weiter von uns entfernt als bei t = Δt. ➠ Position der Quelle für t = Δt erscheint mit kleinerer Zeitverzögerung als Position für t = 0. ➠ Zeitdifferenz der Ereignisse erscheint kürzer: t=0 t = Δt’ t = = v t cos t c t(1 cos ) Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion Hierdurch ist tatsächlich: vapp = D t =v sin 1 cos ➠ Maximales vapp, das bei gegebenen v = βc beobachtet werden kann, ist: (vapp )max = v ; (sin )max = 1/ ; = (1 2 ) 1/2 ➠ Wird beliebig groß, selbst bei v < c, wenn v nahe genug bei c. 15 γ=15 vapp/c 10 γ=10 5 γ=5 0 γ=2 0 20 40 60 80 Winkel Φ Lord Martin J. Rees Aktive Galaxienkerne Superluminal Motion Superluminal Motion ist also Folge von (a) der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit; (b) davon, dass Quellenkomponenten in Radiojets in AGNs sich nahe der Lichtgeschwindigkeit bewegen. Faustregel: Ausflussgeschwindigkeit in astronomischen Objekten ist von Größenordnung der Fluchtgeschwindigkeit. Beispiele: Sonnenwind, Sternwinde, Jets von Neutronensternen. ➠ Fluchtgeschwindigkeit von AGNs ist ~ c. Einzige bekannten Objekte, die genügend kompakt sind für so große Fluchtgeschwindigkeiten, sind Neutronensterne oder Schwarze Löcher. AGNs sind deutlich massiver als Neutronensterne. ➠ SMBH Aktive Galaxienkerne Weitere Argumente für SMBH in AGNs Aktive Galaxienkerne Weitere Argumente für ein SMBH 1. Richtung von Jets auf kleinsten beobachtbaren Skalen (mas) ist praktisch identisch mit Richtung von Jets auf viel größeren Skalen. Ausströmrichtung muss also über ~ 107 yr stabil sein. Rotierendes SMBH wäre ideales Gyroskop mit stabiler Ausrichtung. Quelle: William C. Keel, University of Alabama Aktive Galaxienkerne Weitere Argumente für ein SMBH 2. Ein SMBH wäre natürlicher stabiler Endzustand einer sehr kompakten Massenverteilung. 3. Deutliche Hinweise auf SMBH existieren auch für viele “normale” Galaxien, inklusive unserer Milchstrasse. Trajektorien von mehreren Sternen im Zentrum der Milchstrasse mit gemeinsamem dunklem Baryzentrum. Gravitierende Masse im Zentrum ist etwa 3 x 106 Msun auf Gebiet kleiner als 0.01 pc. Quelle: Andrea Ghez Aktive Galaxienkerne Weitere Argumente für ein SMBH 4. Beobachtung der Eisenlinie mit Ruheenergie hpν = 6.35 keV (Röntgenspektroskopie) in Seyfert-Galaxien gibt klaren Hinweis darauf, dass Emission aus einem Bereich einer Akkretionsscheibe stammt, die sich innerhalb weniger Schwarzschildradien von einem SMBH befindet. Quelle: Fabian, A.C., 1999, PNAS Vergleich 1994 (rot) gegen 1997 Fe-Linie in Seyfert 1 Galaxie MCG-6-30-15 ist (a) asymmetrisch, (b) breit und (c) rotverschoben. Rote Linie ist Akkretionsmodell mit SMBH. Aktive Galaxienkerne Weitere Argumente für ein SMBH Mehrere Faktoren sind für Linienform verantwortlich. Energieverschiebung der Linie als Funktion des Emissionsursprungs. + allgemeine gravitative Rotverschiebung Quelle: A.C.Fabian integriertes Profil rs < r < 20rs. Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft und -Masse Leuchtkraft eines AGN hat eine theoretische Obergrenze, jenseits derer einfallendes Gas einfachen weggeblasen werden würde: Eddington-Leuchtkraft. Nach außen gerichtete Strahlung wechselwirkt mit einfallender Materie durch Absorption und Streuung. Betrachte vollständig ionisiertes Gas. Wechselwirkung ist dann im Wesentlichen Thomson-Streuung der Photonen mit den (freien) Elektronen. Strahlungskraft auf ein Elektron bei Abstand r ist: Frad T 8 = 3 L = T 4 r2 c 2 e me c2 2 = 6.65 10 25 cm2 Sir Arthur Eddington Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft und -Masse (Thomson-Wirkungsquerschnitt σT ist unabhängig von Frequenz der Photonen.) Strahlungskraft hat gleiche Abstandsabhängigkeit mit Gravitationskraft, wirkt aber der Gravitationskraft entgegen! ➠ D.h., wenn sich beide bei einem Abstand ausgleichen, dann bei allen Abständen. Für jedes Elektron gibt es ein Proton, so dass Gravitationskraft pro Elektron/ Proton-Paar ist: Fgrav GMBH mP = r2 Gravitation gewinnt gegen den Strahlungsdruck, wenn: Frad < Fgrav 4 TL r2 c GMBH mp < r2 Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft und -Masse oder wenn L < Ledd mit (Eddington-Leuchtkraft): Ledd := 4 Gmp c T MBH 1.3 10 3.4 10 L 38 MBH M erg/s 4 MBH M Wird Ledd überschritten, dann kann Materie nicht mehr einfallen. Andererseits, bei gegebener Leuchtkraft muss AGN eine Mindestmasse haben, damit Materie angesaugt werden kann, d.h. M > Medd: Medd L := = 3.1 ⇥ 10 4⇡ mp c T 5 M ✓ L L ◆ Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft und -Masse Hieraus leitet man für leuchtkräftige AGN, wie die QSOs, typische Massen von MBH >~ 108 Msun ab. Seyfert Galaxien haben als untere Schranke MBH >~ 106 Msun; SMBH in unserer Galaxis könnte im Prinzip eine Seyfert Galaxie betreiben. Da Thomson-Wirkungsquerschnitt unabhängig von Photonenfreq., ist Leuchtkraft in obiger Betrachtung die bolometrische Leuchtkraft. Beachte:Vereinfachte Betrachtung nimmt isotrope Strahlungsemission an. Anisotrope Strahlungsfelder können größere Leuchtkräfte erreichen, aber mit keinem großen Faktor im Vergleich zu Ledd. Beispiel: äquatoriale Akkretion aber Abstrahlung entlang der Polachsen. Aktive Galaxienkerne Eddington-Leuchtkraft und -Masse Anisotrope Emission hat weitere (und wichtigere) Konsequenz. In der Beziehung L = 4π D2 S zwischen Leuchtkraft L und Fluss S wird implizit isotrope Emission angenommen. Wenn aber L richtungsabhängig, dann ist auch beobachtetes S richtungsabhängig, d.h. Bestimmung der Leuchtkraft kann stark beeinflusst werden. Evidenz für anisotrope Abstrahlung wird später noch diskutiert werden. Aktive Galaxienkerne Akkretions- und Anwachsrate Falls Energieumsetzung der einfallenden Masse mit Effizienz ε passiert, dann kann man die Akkretionsrate bestimmen: L ṁ = 2 c 1.8 M yr 1 1 0.1 L 1046 erg/s Da ε ~ 10% maximal, bedeutet das Akkretionsraten von ein paar Sonnenmassen pro Jahr bei sehr leuchtkräftigen QSOs. Charakteristische Zeit, während der die Masse des SMBHs anwächst, ist gegeben durch: tevo MBH := ṁ 5 10 yr 7 0.1 L Ledd 1 d.h. selbst bei effizienter Energieerzeugung (ε ~ 10%) kann Masse des SMBHs durch Akkretion auf kosmologischen Zeitskalen stark anwachsen. Aktive Galaxienkerne Akkretions- und Anwachsrate Damit ein AGN die theoretisch maximal mögliche Eddington-Leuchtkraft erreicht, wird die Eddington-Akkretionsrate benötigt: ṁedd Ledd = c2 2 10 8 yr 1 MBH 1 0.1 wobei hier die Akkretionsmasse in Einheiten der Masse des Schwarzen Lochs des AGNs angegeben wird. Beispiel: Ein SMBH mit MBH ~ 108 Msun hat eine maximale Akkretionsrate von ~ 2 Msun pro Jahr, wenn die Effizienz ε = 10% beträgt. Bei kleinerer Effizienz kann mehr Masse akkretiert werden. Aktive Galaxienkerne Einheitliches Modell für Aktive Galaxien 1. MBH Medd 2. ṁ = A ṁedd ; A 106 M 108 M Seyfert QSO 1 + mehr? 3. Geometry? Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Wie kann man die unterschiedlichen Erscheinungsformen der AGNs verstehen? Oder: Was sind die physikalischen Unterschiede der AGNs? Vermutete Gemeinsamkeiten sind: 1. SMBH als zentrale Maschine im Zentrum der Host-Galaxie; 2. eine Akkretionscheibe, über die das Loch gefüttert wird. Legt nahe, eine Klassifikation der AGNs bezüglich ihrer (a) Masse MBH und (b) ihrer Akkretionsrate durchzuführen oder relevanter: ṁ A := ṁedd (normierte Akkretionsrate) Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Beobachtete Eigenschaften der AGNs legen nahe: 1. Radioruhige QSOs und Seyfert 1 unterscheiden sich nur in ihrer Leuchtkraft, sollten also ähnliche normierte Akkretionsrate A haben, aber sich in der Masse MBH des SMBHs unterscheiden. 2. Das Gleiche gilt vielleicht auch für den Übergang von BLRG zu radiolauten QSOs (Quasaren). Unterschied zwischen 1. und 2. ist vielleicht die Natur der Host-Galaxie: 1. Radiogalaxien (und radiolaute QSOs?) befinden sich (fast) immer in elliptischen Galaxien; 2. Seyfert Galaxien (und radioleise QSOs?) befinden sich in Spiralgalaxien. Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Aber wie passen die stark veränderlichen Blazare und Seyfert 2 (aktive Spiralgalaxien ohne breite Emissionslinien) in dieses Schema? Im Rahmen des Modells SMBH + Akkretionsscheibe gibt es noch weiteren Parameter: Richtung, in die Akkretionscheibe des AGNs beobachtet wird. Es gibt viele Hinweise, dass das Erscheinungsbild des AGNs von dieser Blickrichtung abhängig ist... Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Die Ionisation des Gases in direkter Nähe zur Akkretionsscheibe ist nicht isotrop (Ionisationskegel). optisch H-alpha ionisiertes Gas SMBH Seyfert Galaxie Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Radioemissionen bzw. ihre Morphologie. Radiojets und Radiolobes definieren häufig eine Vorzugsachse. Radiogalaxien im VLA Low-frequency Sky Survey (VLSS) NRL/NRAO/University of Maryland Wellenlänge ist 4m! Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Superluminal Motion: Scheinbare Überlichtgeschwindigkeiten sind nur dann zu erzielen, wenn Richtung der Bewegung der Quellkomponenten nahe der Richtung des Sehstrahles verläuft. Hinweis auf stark gerichtete Emission. Quelle: Wolfgang Steffen, Institutio de Astronomia, OAN, UNAM Publiziert in Scientific American (spanisch) Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Das Röntgenspektrum vieler AGNs zeigt intrinsische (photoelektrische) Absorption, hervorgerufen durch große Säulendichten von Gas. Große Säulendichten werden hauptsächlich in Typ 2 Seyfert Galaxien gemessen. Hinweis auf anisotrope Absorber in AGNs. Röntgen-Absorptionsspektrum von NGC3783 Kaspi, S., et al., 2002, ApJ, 574, 643 Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Spektrum der Seyfert 2 NGC 1068. [OIII] Im polarisiertem Licht erscheinen breite Emissionslinien (z.B. Hβ und Hγ), wie sie für Typ 1 Seyferts üblich sind. Man schliesst daraus, dass Quelle der breiten Emission in Seyfert 1 Galaxien nur durch Reflektion über Umwege sichtbar wird. Hγ Hβ Miller, Goodrich & Matthews, 1991, ApJ, 378, 47 Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Interpretation von NGC1068: Es gibt zwei Regionen aus denen typischerweise Emissionen stammen: 1. Narrow line region (NLR): Ursprung der (vergleichsweise) schmalen Emissionslinien; 2. Broad line region (BLR): Ursprung der breiten Emissionslinien. Im Falle von NGC1068 wird die BLR durch einen Gas-Absorber verdeckt. Der Absorber verdeckt die BLR aber nicht vollständig, nur in unsere Blickrichtung; die NLR ist klar sichtbar und dominiert Spektrum. BLR-Emissionen werden durch Staub oder Elektronen teilweise in unsere Richtung gestreut und dadurch linear polarisiert. Durch Polfilter wird die dominierende NLR-Emission (unpolarisiert) stark unterdrückt und wir können die BLR-Emissionen erkennen. Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Weiter gestützt wird diese Interpretation durch 1. die räumliche Verteilung der Polarisation (nahe beim Zentrum und senkrecht zur Verbindungslinie zum Zentrum); 2. und der Farbe der Strahlung (viel blauer als Sternlicht, da wo Polarisation stark). Dies lässt Schluss zu: Aus Zahlenverhältnis Seyfert 1 zu Seyfert 2 (~ 1/2) kann Bruchteil des Raumwinkels abgeschätzt werden, der durch Absorber um die BLR bedeckt wird. Verhältnis besagt dann, dass ca. 2/3 des Raumwinkels versperrt sein müssen. Kann durch Staub erreicht werden, von dem man annimmt, dass er sich als “dicker Torus” um das SMBH und die Akkretionsscheibe legt. Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs In einigen Fällen ist ein Staubtorus sichtbar, wie in der elliptischen Galaxie NGC 4261. Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs Jet NLR Diese Beobachtungen führten zur Entwicklung des Vereinheitlichten Modell der AGN-Typen (“Unified Model”). BLR NLR Urry, C.M. & Padovani, P., 1995, PASP,107, 803 Aktive Galaxienkerne Familiäre Beziehung der AGNs ESO 005-G004 2007 wurde neue Klasse von AGNs entdeckt, die anscheinend fast vollständig durch Staub verhüllt sind. Entdeckung wurde möglich, da ein kleiner Teil der Röntgenstrahlung vom Zentrum die Staubhülle durchdringt. röntgen Aurore Simmonet; SWIFT/NASA ISAS/JAXA/Sazuku optisch (Spiralgalaxie) DSS/UK Schmidt Teleskope/ AAT Board Aktive Galaxienkerne Materie-Jets der Aktiven Galaxien Aktive Galaxienkerne AGN Jets Die Beschleunigung der Jets auf nahezu Lichtgeschwindigkeit wird vermutlich durch Kombination starker Gravitationsfelder und Magnetfelder hervorgerufen. Die Magnetfelder sind in der Akkretionsscheibe “verankert” und müssen deshalb dort schnell mitrotieren. Quelle: Ann Field, STSI/NASA Stoßfronten innerhalb des Jets beschleunigen Elektronen (und Positronen?) auf relativistische Geschwindigkeiten, die dann als “Blobs” sichtbar werden. Aktive Galaxienkerne AGN Jets Jets sind nicht nur im Radiobereich sichtbar, sondern manchmal auch bei anderen Wellenlängen wie z.B. im Röntgenbereich. Röntgenstrahlung geschieht vermutlich durch inverse Compton-Streuung der CMB Photonen an den relativistischen Elektronen des Jets. 3C273 Quasar optisch Canada-France-Hawaii Teleskop röntgen Chandra-Aufnahme; NASA/CXC/SAO, Marshall et al. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in Spektren der AGNs Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN AGNs sind zum wesentlichen Teil durch starke Emissionslinien charakterisiert, aber QSO Spektren zeigen auch Absorptionslinien. Abhängig von ihrer Rotverschiebung, dem Wellenlängenbereich des Spektrums und der spektralen Auflösung können QSO-Spektren eine Vielzahl von Absorptionslinien aufweisen. Mögliche Quellen der Absorption sind: 1. Absorption durch Material im AGN selbst (wie z.B. in Seyferts); 2. Absorption durch Material in der Host-Galaxie (assoziierte Linien); 3. Absorber entlang der Sichtlinie zwischen dem QSO und uns. Wir werden sehen, dass 1. und 3. tatsächlich relevant ist. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Da Linien prinzipiell von Absorbern beliebiger Rotverschiebung vor dem QSO stammen können, ist die Identifikation der Linie (Element, Ionisationsgrad, Übergang, Rotverschiebung) i.A. nur möglich, wenn mindestens zwei Linien bei gleicher Rotverschiebung vorkommen. Daher sind Doublets besonders nützlich, wie z.B. MgII (λ=279,5 nm und 280,2 nm) oder CIV (λ=154,8 nm und 155,1 nm), die praktisch in jedem QSO mit großem z vorkommen. Bei Wellenlängen kürzer als die Lyα Emissionslinie des QSOs (λ=(1+z) 121,6 nm) gibt es zahllose schmale Absorptionslinien, der sogenannte Lyα-Wald (“Lyα forest”). In ca. 15% aller QSOs findet man sehr breite Absorptionslinien, deren Breite die charakteristische Breite der BLR-Emission überschreiten kann (broad absorption line (BAL) QSOs). Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Damped Lyα des Absorbers Lyα des QSO Quelle: Chaffee et al., 1998, ApJ, 335, 584 Beispielspektrum des QSOs MC 1331+17 bei zQSO = 2.081 mit einem absorbierenden Metall-System bei zabs = 1.776. Die Lyα-Linien des Absorbers ist sehr breit. Sie gehört zu dem “damped Lyα” Linien. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Metall-Systeme: I.A. schmale Absorptionslinien mit Rotverschiebungen kleiner als die Emissionsquelle (am häufigsten MgII und CIV). System besteht in der Regel aus vielen verschiedenen Linien verschiedener Ionisationsgrade bei gleicher Rotverschiebung. Aus der Linienstärke kann die Säulendichte der absorbierenden Ionen abgeleitet werden (siehe Wachstumskurve). Für eine angenommene typische chemische Zusammensetzung kann dann die entsprechende Säulendichte NH des Wasserstoffs bestimmt werden. Man erhält typischerweise 1017 cm-2 <~ NH <~ 1021 cm-2 (untere Grenze hängt von der Empfindlichkeit des Spektrographens ab). Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Assoziierte Metall-Systeme: Wie normale Metall-Systeme, aber mit Rotverschiebungen vergleichbar denen des QSOs. Frage ist, ob sie nur ähnliche Rotverschiebungen haben oder tatsächlich physikalisch mit dem QSO verbunden sind. Assoziationen kommen statistisch signifikant häufiger vor, als man aufgrund der z-Verteilung der Metall-Systeme durch Zufall erwarten würde. ➠ man findet eine positive Korrelation der Systeme mit der Rotverschiebung des QSOs. ➠ deshalb interpretiert man, dass zumindest Teil der Systeme Absorption in der Host-Galaxie oder in Nachbargalaxien darstellt. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Lyα-Wald: Bei λ < (1+zQSO) 121,6 nm findet man eine Vielzahl von Absorptionslinien durch Wasserstoff entlang der Sichtlinie zum QSO. Statistische Eigenschaften (z.B.Verteilung der Linienstärken) dieser Linien ist in jedem QSO gleich und scheint nur von ihrer Rotverschiebung und nicht zQSO abzuhängen. Interpretation wird unterstützt durch Tatsache, dass man für jede Lyα auch zugehörige Lyβ-Linie der Serie findet, wenn Empfindlichkeit der Beobachtung ausreicht. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Quelle: Rauch, 1998, ARA&A, 36, 267 Absorptionswald Lyα des QSO zQSO = 3.62 Wellenlänge [Angström] Untergruppe der schmalen Lyα-Linien wird hervorgerufen von Säulendichten der Absorber von NH <~ 1021 cm-2. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Lyman-Limit Lyα-Wald Lyα des QSO zabs = 3.55 Quelle: Sargent, W.L.W., Steidel, C.C., Boksenberg, A., 1989, ApJS, 69, 703 Untergruppe der Lyman-Limit Systeme Säulendichten sind NH >~ 1017 cm-2, so dass praktisch gesamte Strahlung mit Wellenlänge < (1+zabs) 91.2 nm (Lyman-Kante) absorbiert wird und zur Ionisation des Absorbers führt. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Lyman Limit Lyα des QSO zQSO~6 Ist Rotverschiebung eines starken Absorbers nahe der Rotverschiebung eines weit entfernten QSOs, dann kann praktisch das gesamte optische Spektrum unterdrückt werden. Hier ist die Lyα-Linie eines z ~ 6 QSOs fast bis ins Infrarote verschoben. Sichtlinie geht durch neutralen Wasserstoff großer Säulendichte bei praktisch gleicher Rotverschiebung. Quelle: Laura Pentericci & Hans-Walter Rix Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Untergruppe der Damped Lyα-Systeme Wird die Säulendichte NH >~ 1021 cm-2, dann wird die Lyα-Absorptionslinie sehr breit und läuft in den Dämpfungsbereich des Voigt-Profils. (Bei kleineren Wellenlängen wird ein Lyman-Limit System erzeugt.) Ähnliches beobachtet man auch bei anderen Elementen, bei denen sich aber breite Absorptionslinien (BALs) direkt hinter Emissionslinien gleichen Übergangs bei etwas kleinerer Wellenlänge anschliessen. Dies ist auch von Sternspektren mit starken Sternwinden bekannt, allerdings mit Ausströmgeschwindigkeiten deutlich kleiner als die in AGNs. Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Spektren dreier BAL QSOs mit breiten Absorptionslinien. Auf der “blauen” Seite jeder starken Emissionslinie befindet sich eine breite Absorption, wie sie etwa von ausströmendem Material erzeugt werden kann. BALs haben etwas kleinere Rotverschiebungen als das QSO. Quelle: Turnshek 1998 Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN Interpretation 1. Metall-Systeme mit deutlich von zQSO verschiedener Rotverschiebung stammen entweder aus überdichten Regionen im intergalaktischen Raum oder sind mit Galaxien(halos) entlang der Sichtlinie assoziiert. In der Tat scheinen MgII-Systeme stets mit einer Galaxie bei gleicher Rotverschiebung verbunden zu sein. Aus Statistik der Winkelabstände dieser Galaxien zum QSO (=Impaktwinkel des Sehstrahls) und der Rotverschiebungen ergibt sich als charakteristische Ausdehnung des MgII-Gashalos solcher Galaxien ~ 25 kpc/h. Bei CIV-Systemen scheint die Ausdehnung mit ~ 40 kpc/h sogar noch größer zu sein. Sehstrahl QSO Absorber Aktive Galaxienkerne Absorptionslinien in AGN 2. Der Lyα-Wald wird durch diffuses intergalaktisches Gas hervorgerufen. Er wird später noch ausführlicher diskutiert. 3. BALs stammen vom Material des AGN selbst. Da Rotverschiebung der BALs etwas kleiner als die Emissionslinien (blauverschoben), müssen sich die Absorber auf uns zu bewegen. Vorstellung ist: Es handelt sich um mit hoher Geschwindigkeit ausströmendes Material. BAL-QSOs sind praktisch immer radioruhig. Stellung der BAL-QSOs innerhalb der AGN-Familie ist aber unklar. Z.B. hängt die BAL-Eigenschaft von der Orientierung des QSOs ab? Ist also jeder QSO ein BAL-QSO, wenn man ihn aus der richtigen Richtung beobachten würde?