A 2. Terms of trade-Effekte in großen offenen Volkswirtschaften Bislang wurde angenommen, dass die Zollunionsländer kleine offene Volkswirtschaften sind und auch die Zollunion insgesamt den Weltmarktpreis als gegeben hinnimmt. Jetzt wird unterstellt, dass die Zollunion insgesamt eine große offene Volkswirtschaft darstellt, die den Weltmarktpreis beeinflussen kann. Die einzelnen Zollunionsländer sollen aber weiterhin jeweils "klein" sein. Man muss sich das so vorstellen, dass es sehr viele Zollunionsländer gibt, die zusammen "groß" sind. In der Abbildung 10 bezeichne Z die Gemeinschaft der Zollunionsländer und ROW den Rest der Welt. Bei Freihandel würde sich ein Weltmarktpreis PwF einstellen. Jetzt erheben die Zollunionsländer einen gemeinsamen Außenzoll in Höhe t Z (Mengenzoll). Dadurch Importnachfragefunktion verschiebt M Z nach von sich M tZ . Der die neue Weltmarktpreis ist durch Pw gegeben. Pt Z ist der Preis, zu dem die Zollunionsländer nach Zollerhebung Güter aus ROW importieren. Der wichtige Punkt ist, dass die Zollerhebung jetzt den Weltmarkpreis beieinflusst, und zwar zu Gunsten der Zollunionsländer. 37 Abbildung 10: Zolleffekte in großer offener Volkswirtschaft Price S Price z ROW X SROW p Fw ptz a b pw c h d e x f z g pw D t z M z Z Z Mt D ROW Q1Q2 Q3 Q4 Quantity Q5Q6 ROW Q 7 Q 8 Quantity T Quantity Z Betrachten wir jetzt die Wohlfahrtseffekte in Z und ROW im Vergleich zu Freihandel. In Z nimmt die Konsumentenrente um ( h + d + e + f ) ab, die Produzentenrente um h zu; also verbleibt zunächst einmal ein Wohlfahrtsverlust von (d + e + f ) . Jetzt ist allerdings noch das Zollaufkommen zu berücksichtigen, das sich für die Z-Länder insgesamt auf ( e + g ) beläuft. Die Netto-Wohlfahrt für die Gesamtheit der Zollunionsländer verändert sich also um (g − d − f ). Solange dieser Ausdruck positiv ist, gewinnen die Z-Länder durch die Zollerhebung. Der Grund ist einzig und allein der, dass die Zollerhebung zu einem Sinken der Weltmarktpreise führt (von PwF auf Pw ). Dies ist vorteilhaft für die Zollunion, da zu günstigeren Preisen auf dem Weltmarkt eingekauft werden kann. 38 Die Senkung des Weltmarktpreises erklärt sich ökonomisch dadurch, dass durch den Zoll die Nachfrage auf dem Weltmarkt geringer wird. Es gibt einen Angebotsüberhang, der auf die Preise drückt. Im ROW (hier gleich ROW-Länder) führt die Zollerhebung durch Z zu Wohlfahrtsverlusten in Höhe ( a + b + c) . Man beachte, dass sich die Flächen b und g entsprechen. In Höhe dieser Fläche kommt es also zu einer Umverteilung von ROW nach Z. Oder anders ausgedrückt: Der Zoll wird zum Teil von Z auf ROW überwälzt. Die Konsumenten in Z tragen nicht die gesamten Lasten des Zoll; der Preis in Z erhöht sich ja nur um Pt Z − PwF < t , also um weniger als den Mengenzoll. Dafür sinkt der Weltmarktpreis von PwF auf Pw , wobei eben gerade gilt (P t Z ) − Pw = t Z . Die Verminderung des Weltmarktpreises stellt für ROW eine Last dar, weil pro exportierter Mengeneinheit (aus Sicht von ROW) ja nur ein geringer Preis erlöst wird. Saldiert man die Wohlfahrtsgewinne und -verluste von Z und ROW, verbleibt ein weltweiter Netto-Wohlfahrtseffekt in Höhe von [ − ( a + c + d + f )] . Insgesamt, d. h. weltweit, führt die Zollerhebung durch Z also zu Wohlfahrtsverlusten. Allerdings können sich die Zollunionsländer ggf. verbessern (und zwar auf Kosten von ROW), weil durch die Verminderung der Weltmarktpreise eine Umverteilung zu Lasten von ROW, zu Gunsten von Z bewirkt wird. 39 Die Höhe der Wohlfahrtsverluste hängt von den Elastizitäten der jeweiligen Angebots- und Nachfragekurven ab. Nun wird der Rest der Welt die Zollerhebung durch Z nicht so ohne weiteres hinnehmen, sondern seinerseits mit einer Zollerhebung – einem Retorsionszoll – antworten. Es kommt zu einem Zollkrieg. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Beispielen zwischen der EU und den USA. Deshalb soll dies nun genauer verdeutlicht werden. Dazu muss man allerdings von der bisherigen partialökonomischen Betrachtung zu einer allgemeinen Gleichgewichtsanalyse übergehen. Auch dabei machen wir uns die Sache wieder so einfach wie möglich und behandeln nur den 2x2-Fall (zwei Güter, zwei Länder). A 3. Zölle und Terms of Trade in einem einfachen allgemeinen Gleichgewichtsmodell Vorbereitende Ausführungen: Um die Problemstellung einigermaßen befriedigend behandeln zu können, benötigt man gewisse Grundkenntnisse aus der sog. reinen Theorie des Außenhandels. Wir entwickeln das erforderliche Instrumentarium gerade soweit, dass die wesentlichen Argumente klar werden. Dazu genügt eine einfache graphische Analyse. Klar, dass man sich dann auf zwei Güter beschränken muss. Als Referenzpunkt beginnen wir wieder mit einer geschlossenen Volkswirtschaft. In der 40 folgenden Abbildung sind die Transformationskurve und eine gesellschaftliche Indifferenzkurve eingetragen, die die Transformationskurve gerade tangiert. Es gebe zwei Güter 1 und 2. Die konsumierten Mengen werden mit C1 , C2 , die produzierten Mengen mit Y1 , Y2 bezeichnet. Die Preise werden mit P1 , P2 bezeichnet. Die gemeinsame Tangente von Transformationskurve und gesellschaftlicher Indifferenzkurve im Punkt A hat die Steigung (− P2 P1 ) . Abbildung 11: Gleichgewicht in einer geschlossenen Volkswirtschaft C1 ,Y1 Transformationskurve gesellschaftliche Indifferenzkurve A A C1 = Y1 A p2 − p1 A A C2 = Y2 Wir führen jetzt außenwirtschaftliche A C ,Y 2 2 Beziehungen ein und entwickeln das Konzept der "offer curve" (Tauschkurve), das später zur Verdeutlichung der Zollwirkungen verwendet wird. Die Güter 1 und 2 können jetzt also auch im Ausland erworben werden bzw. an 41 das Ausland verkauft werden. Ob das gemacht wird, hängt u. a. von den im Ausland geltenden Preisen ab, die mit P1ROW , P2ROW bezeichnet werden sollen. Als Inland betrachten wir die EU und schreiben für die Inlandspreise P1EU , P2EU . Statt von ausländischen Preisen sprechen wir auch von Weltmarktpreisen. Inlands- und Weltmarktpreise sind durch den Wechselkurs (e) miteinander verknüpft. Es gilt Pi EU = e ⋅Pi ROW (i = 1,2 ) . Der Wechselkurs gibt also z. B. an, wie viel DM (oder EURO) man für einen US-Dollar bezahlen muss. Da es im Folgenden nur auf die relativen Preise ankommt, kann der Wechselkurs gleich wieder vernachlässigt werden. Zur Verkürzung der Schreibweise schreiben wir gelegentlich P ROW für P2ROW P1ROW und analog P EU für das in der EU geltende Verhältnis der relativen Preise. In der nächsten Abbildung ist P EU das Preisverhältnis, bei dem Angebot und Nachfrage in der EU gerade ausgegelichen wären. 42 Abbildung 12: Handel bei P ROW ≠ P EU ROW p C1 ,Y1 C c 1 C A B 1 Y B 0 p EU B c Y2 C2 C2 ,Y2 Bemerkung: Eigentlich müsste es heißen: C1EU , C2EU , Y1EU , Y2EU . Der Index "EU" wird aber der Übersichtlichkeit halber weggelassen, wenn keine Missverständnisse möglich sind. Angenommen, das Weltmarktpreisverhältnis sei durch P ROW gegeben. Gut 1 ist auf dem Weltmarkt relativ preiswerter als in der EU. Die relativen Weltmarktpreise seien jetzt zunächst aus Sicht der EU gegeben. Zu relativen Preisen P ROW könnten die Konsumenten in ( ) der EU das Güterbündel C1C , C2C im Punkt C kaufen. Sie werden das auch tun, da sie in C ein höheres Nutzenniveau realisieren als in A. Die EU-Konsumenten fragen also mehr von Gut 1 und weniger von Gut 2 nach als im Punkt A. Das leuchtet ein, da Gut 1 auf dem Weltmarkt ja relativ billiger zu bekommen ist. 43 Zu Weltmarktpreisen P ROW würden die Produzenten in der EU aber die Mengen Y1B , Y2B im Punkt B produzieren. Die Differenz (C C 1 − Y1B ) stellt die Importnachfrage der EU nach Gut 1 dar; ( hingegen ist Y2B − C2C ) das Exportangebot der EU beim relativen Weltmarktpreis P ROW . Das Dreieck C0B bezeichnet man auch als Handelsdreieck beim Preis P ROW . In der nächsten Abbildung sind nun für eine ganze Reihe unterschiedlicher Weltmarktpreise die EU-Nachfrage- und Produktionsmengen eingezeichnet. Abbildung 13: Tauschkurve (offer curve) T C1 ,Y1 Y1D C1B D T’ A B Row Row 0 PIII P EU Row PII Row PI Y2D C2B 44 C2 ,Y2 PIV Die unterschiedlichen Weltmarktpreise werden mit PIROW , PIIROW , PIIIROW usw. bezeichnet. Dabei handelt es sich immer um Preisverhältnisse (P2 / P1 )ROW I etc. Für jeweils gegebene Weltmarktpreise erhält man dann die zugehörigen Nachfragepunkte im Tangentialpunkt mit den gesellschaftlichen Indifferenzkurven und die Produktionspunkte im Tangentialpunkt mit der Transformationskurve. Für die Weltmarktpreise PIIROW ist dann D der Produktions- und B der Nachfragepunkt. Dazu gehört das Handelsdreieck 0BD, bei dem das Exportangebot von Gut 1 der Strecke 0D und die Importnachfrage nach Gut 2 der Strecke 0B entspricht. Verbindet man alle nutzenmaximalen Konsumpunkte, erhält man die Kurve TT’, die als Tauschkurve (offer curve) bezeichnet wird. Sie gibt für unterschiedliche Weltmarktpreise gerade an, welche Mengen der Güter von den EU-Konsumenten nachgefragt werden. Mit jedem Punkt auf dieser Tauschkurve sind bestimmte Handelsdreiecke verbunden, wie der folgenden Abbildung zu entnehmen ist. Der Übersichtlichkeit wegen wurden jetzt allerdings die gesellschaftlichen Indifferenzkurven weggelassen. 45 Abbildung 14: Tauschkurve und Handelsdreiecke C1 ,Y1 YD 1 CB 1 T G T’ A D Row Row B 0 0 PIII F PIV Row PII EU P Row PI Y2D C ,Y 2 2 C2B Die Katheten dieser Handelsdreiecke geben die Überschussnachfrage (= Importnachfrage) bzw. das Überschussangebot (= Exportangebot) an, das bei den jeweiligen Weltmarktpreisen in der EU herrscht. Der Tangens der Winkel, die von Hypotenuse und einer Kathete eingeschlossen werden, entspricht dem Verhältnis der Weltmarktpreise. In der Abbildung 15 sind jetzt nur noch diese Handelsdreiecke eingetragen. Auf den Achsen dieser Abbildung stehen dann die EUExporte von Gut 1 (Abszisse) und EU-Importe von Gut 2 (Ordinate), die bei bestimmten Weltmarktpreisen gewünscht werden. Beim Weltmarktpreis PIIROW war das Handelsdreieck in der Abbildung 14 46 durch 0BD gegeben. Genau dieses Handelsdreieck findet sich jetzt auch im ersten Quadranten der Abbildung 15. Der Fahrstrahl (P ) ROW −1 II durch den Ursprung entspricht dann dem Weltmarktpreis. Zu beachten ist dabei folgendes: In den Abbildungen 14 und 15 und davor war Gut 1 auf der Ordinate und Gut 2 auf der Abszisse abgetragen. Die Steigungen der Preisgeraden war dann durch (− P2 P1 ) gegeben. In Abbildung 15 haben wir die Achsen vertauscht. Abbildung 15: Tauschkurve (offer curve) im Export-Import- Diagramm EU - Importe von Gut 2 G D 0 (D)’ EU - Exporte von Gut 1 F (F)’ 1 Row ) = (P P2 )I Row -1 (PI 1 Row ) = (P P2 )II Row -1 (PII B EU - Importe von Gut 1 T T’ EU - Exporte von Gut 2 47 Jetzt ist Gut 2 auf der Ordinate und Gut 1 auf der Abszisse abgetragen. Also müssen wir auch das Preisverhältnis "vertauschen". Dies geschieht, indem man den Kehrwert von P ROW bzw. P EU , also ( P ROW (P1 ) −1 betrachtet. Dies entspricht dann den Preisverhältnissen P2 ) . Diese Preisverhältnisse nennen wir terms of trade (hier aus Sicht der EU). In der deutschen Literatur werden die terms of trade (ToT) auch als "reales Austauschverhältnis" bezeichnet. Die ToT geben also die Preise der Exportgüter eines Landes in Einheiten seiner Importgüter an. Oder anders ausgedrückt: Sie geben an, welche Importmenge ein Land (hier: die EU) bei gegebener Exportmenge haben möchte. Zunehmende ToT sind für ein Land also vorteilhaft. Bei einer gegebenen Menge von Exportgütern bekommt das Inland dann eine größere Menge von Importgütern. Bei allen ToT (oder: Weltmarktpreisen), die zu im ersten Quadranten liegenden Handelsdreiecken führen, will die EU Gut 2 importieren und Gut 1 exportieren. Bei Weltmarktpreisen wie PIROW [oder terms ( of trade PIROW ) −1 ] dagegen ergeben sich Handelsdreiecke, die im dritten Quadranten liegen. Hier speziell ist es das Handelsdreieck 0FG in den Abbildungen 14 und 15. Bei diesem Preisverhältnis will die EU also Gut 1 in der Menge 0G importieren und GF (=0F’) von Gut 2 exportieren. 48 Die Kurve TT’ in der Abbildung 15 bezeichnet man wieder als Tauschkurve. Zu fragen ist, ob die EU-Tauschkurve immer den in der Abbildung 15 eingetragenen Verlauf hat. In der Tat lässt sich unter recht allgemeinen Bedingungen zeigen, dass die Tauschkurven konkav zur Importachse sind. Oftmals beschränkt man sich auf die Betrachtung nur eines, etwa des ersten, Quadranten. Dies impliziert dann in unserem Fall, dass die terms of trade (P1 P2 ) ROW Preise (P1 P2 ) EU größer sind als die in der EU geltenden , bei denen sich gerade Autarkie einstellen würde. Die P EU -Preislinie würde sich in der Abbildung 15 als Tangente an die Tauschkurve im Nullpunkt ergeben (nicht eingezeichnet). Schließlich führen wir noch sog. Handelsindifferenzkurven ein, die in der Abbildung 16 mit H 1 , H 2 bezeichnet wurden. Natürlich könnte man noch weitere Handelsindifferenzkurven in diese Abbildung eintragen. Aus Zeitgründen soll auf eine Herleitung und Begründung dieser Kurven verzichtet werden. Hier genügt ein intuitives Verständnis: Die Handelsindifferenzkurven sind der geometrische Ort solcher Export-Import-Kombinationen, die dem Inland (bzw. dem inländischen repräsentativen Konsumenten) die gleiche Wohlfahrt stiften. In vertikaler Handelsindifferenzkurven Richtung einen haben höheren höher Nutzen- gelegene oder Wohlfahrtsindex. Unter bestimmten Bedingungen (vor allem: freier Handel, keine Verzerrungen) geht die Tauschkurve gerade durch die 49 Punkte, in denen sich die "terms of trade-Geraden" und die Handelsindifferenzkurven tangieren. Bevor wir zur Behandlung von Zöllen oder Zollkriegen kommen, müssen wir erst noch das Zustandekommen von Handelsgleichgewichten beschreiben. Ein Handelsgleichgewicht liegt dabei dann vor, wenn der Importnachfrage bzw. dem Exportangebot des Inlandes ein jeweils gleich großes Exportangebot bzw. eine Importnachfrage des Auslandes gegenübersteht, wenn also gilt (in unserem Fall): M 2EU = X 2ROW , X 1EU = M1ROW . Abbildung 16: Handelsindifferenzkurven H 2 Importe von Gut 2 H 1 ROW tan α’ = (P1 /P2 ) EU tan α = (P1 /P2 ) α’ α Exporte von Gut 1 50 Für eine kleine offene Volkswirtschaft sind die Weltmarktpreise bzw. die terms of trade gegeben. In der folgenden Abbildung sollen sie etwa der Steigung der durch den Ursprung verlaufenden Gerade T entsprechen. Die für das Inland günstigste Import-Export-Kombination ist dort gegeben, wo die Gerade 0T die maximal erreichbare Handelsindifferenzkurve tangiert. Wie wir wissen, verläuft durch diesen Punkt auch die inländische Tauschkurve, so dass das Handelsgleichgewicht im Punkt B gegeben ist. Für den Fall eines großen Landes ist das Ausland explizit in die Untersuchung einzubeziehen. Aber das ist nicht so schwierig. Auch für das Ausland lässt sich nämlich ganz analog zu oben eine Tauschkurve ableiten, die wieder konkav zur Importachse des Auslands (ROW) verläuft. 51 Abbildung 17: Handelsgleichgewicht in einer kleinen offenen Volkswirtschaft M2 T B 0 X1 In der Abbildung 18 ist eine Tauschkurve des Auslands eingetragen. Auf der Abszisse steht die Importnachfrage von ROW nach Gut 1, auf der Ordinate das Exportangebot von ROW für Gut 2. Die Tauschkurve ist konkav zur Importachse. Punkte auf dieser Tauschkurve geben die Mengen der Güter 1 und 2 an, die das Ausland bei alternativen Preisverhältnissen als Importe nachfragt bzw. als Exporte anbietet. 52 Abbildung 18: Tauschkurve von ROW X2Row tan β’ = ( P1 ) P2 β β’ M1Row Entspricht das Weltmarktpreisverhältnis dem Winkel tan β , befindet sich das Ausland in seiner Autarkieposition. Auch für das Ausland sind die ToT definiert als diejenige Importmenge (hier Gut 1), die es im Austausch für eine gegebene Exportmenge (von Gut 2) bekommt. Anders ausgedrückt: Aus Sicht des Auslands entsprechen die ToT dem Preisverhältnis seiner Exportgüter zu Importgütern (P2 P1 ) . Da P1 P2 die ToT des Inlands sind, sind die ToT aus Sicht des Auslands gerade der Kehrwert der ToT aus Sicht des Inlandes. Wenn sich also die ToT zu Gunsten des Inlands verändern, bedeutet dies gleichzeitig, dass sie sich für das Ausland verschlechtern. So muss es auch sein. In der Abbildung 18 entsprechen die ausländischen ToT also dem Kehrwert der Steigung eines Fahrstrahls durch den Ursprung. Der 53 Winkel tan β ’ beschreibt also ein für das Ausland günstigeres Tauschverhältnis als tan β . Jetzt kann man die Abbildungen mit den Tauschkurven für das Inland und das Ausland zusammenfassen und die Marktgleichgewichte für große offene Volkswirtschaften bestimmen. In der Abbildung 19 sind das Exportangebot der EU und die Importnachfrage von ROW für Gut 1 auf der Abszisse abgetragen. Auf der Ordinate befindet sich dann die Importnachfrage der EU nach Gut 2 und das entsprechende Exportangebot von ROW. Wir wollen herausfinden, bei welchen Preisen und Mengen sich ein Weltmarktgleichgewicht einstellt. Angenommen, das Weltmarktpreisverhältnis sei durch den Winkel des Fahrstrahls 0T'' gegeben. In diesem Fall sind die (Welt-)Gütermärkte nicht im Gleichgewicht. 54 Abbildung 19: Handelsgleichgewicht in großer offener Volkswirtschaft M2EU, XRow 2 T T’’ A (XRow ) (M2EU ) A C 2 B B 0 ( XEU ) B 1 X1EU, M1Row A (M1Row) Das Inland (EU) möchte bei diesem Preisverhältnis die Menge ( X 1EU ( M1ROW ) B ) exportieren, das Ausland fragt von Gut 1 aber die Menge A nach. Auf dem Weltmarkt für Gut 1 besteht also ein ( Nachfrageüberschuss in Höhe von M1ROW ) ( A − X 1EU ) B . Umgekehrt existiert auf dem Weltmarkt für Gut 2 ein Angebotsüberschuss in ( Höhe von X 2ROW ) −(M ) A EU B 2 . Bei flexiblen Weltmarktpreisen dürfte dieses Ungleichgewicht durch Preisanpassungen beseitigt werden. Da für Gut 1 ein Nachfrageüberschuss besteht, wird der Preis P1 steigen, der Preis P2 dagegen fallen, da hier ein Angebotsüberschuss vorliegt. Die ToT verschieben sich zu Gunsten der EU. Dies wird solange der Fall sein, 55 bis sich ein Weltmarktpreisverhältnis einstellt, bei dem ein Handelsgleichgewicht vorliegt. In der Abbildung 19 ist dies im Punkt C der Fall. Die Weltmarktpreise sind durch die Steigung der Gerade 0T bestimmt. Zur Verdeutlichung sind zusätzlich noch die relevanten Handelsindifferenzkurven des In- und Auslands eingezeichnet. Sie tangieren sich gerade im Punkt C. Dieser Punkt beschreibt also das Weltmarktgleichgewicht in grossen offenen Volkswirtschaften bei Freihandel. 56