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Impressum
1. Auflage, Oktober 2016
300 Stück
Redaktion: Belle Vie Antideutsche Gruppe Hannover
belleviehannover.org
V.i.S.d.P.: Franziska Meyer,
Karl-Marx-Str. 5, 30880 Laatzen
Gestaltung
rena
whoisrena.tumblr.com
EDITORIAL
A
nfang des Jahres attackierte die 15-jährige
Safia S. im hannoverschen Hauptbahnhof einen
Bundespolizisten mit einem
Messer. Das junge Mädchen
entpuppte sich als überzeugte
Salafistin, die schon in früher
Kindheit mit dem islamistischen
Prediger Pierre Vogel auftrat.
Laut Medienberichten soll Safia
von Kontaktleuten des IS instruiert worden sein, dem Polizisten
seine Dienstwaffe zu entreißen,
um damit um sich zu schießen,
doch dazu kam es nicht.
Bereits einige Monate zuvor,
kurz nach dem Attentat vom 9.
November in Paris, gab es eine
Anschlagswarnung mit Hinweis
auf islamistische Bombenattentäter, infolgedessen das Länderspiel Deutschland gegen die
Niederlande abgesagt wurde.
Der 19-jährige Syrer Mohammed
Hassan K. gilt als mutmaßlicher
Täter und kommt aus Misburg.
Das klingt bei der Mittelmäßigkeit Hannovers erst einmal
befremdlich. Es gibt nicht
viele soziale Brennpunkte wie
in Frankfurt, Berlin oder im
Ruhrgebiet, in denen sich der
Staat partiell zurückzieht und
eine Parallelgesellschaft ihren
Platz findet, in der der politische Islam seine Rekruten
findet, repräsentative Orte, die
es lohnt anzugreifen, sind noch
schwerer zu finden. In der Stadt
der Langeweile wirkt der große
Terror deplatziert.Die beiden
geschilderten Ereignisse sind
aber keineswegs von importierten Berufsterroristen verübt
worden. Beide Täter sind in
Hannover aufgewachsen und
hatten dort ihren Lebensmittelpunkt. Der Teenager Safia
kommt aus Hannover, ihr Vater
ist deutscher Konvertit, die
Mutter stammt aus Marokko.
Gemeinsam besaß das Paar bis
zur Trennung ein gemeinsames
Haus mit akkurat gestutztem
Rasen in gutbürgerlicher Nachbarschaft. In frühen Jahren
besuchte sie den Deutschsprachigen Islam Kreis (DIK e.V.), der
eine Moschee in der Kornstraße
in der Nordstadt betreibt. Dort
treten regelmäßig Stars der salafistischen Szene wie Pierre Vogel
oder Hassan Dabbagh auf. Ende
Juli wurde die Moschee des Hildesheimer Ablegers des DIK e.V.
von der Polizei durchsucht, da
es Erkenntnisse über gezielte
3
Anwerbungen für den IS gab.
Zahlreiche
Moscheebesucher
sind bereits nachweislich nach
Syrien und in den Irak ausgereist. In diesem Umfeld wuchsen
Safia und ihr Bruder Saleh auf.
Saleh plante über die Türkei
nach Syrien zu gelangen. Bei
seinem Ausreiseversuch wurde
er festgenommen und befand
sich daraufhin einige Zeit in
Haft, bevor er im April 2016
wieder nach Hannover reiste.
Seit Juni befindet er sich in
einer geschlossenen Psychiatrie,
nachdem er bei einer gezielten
Kontrolle von Polizisten verhaftet wurde. Bei sich trug er
zwei Messer. In der psychiatrischen Klinik griff der 18-Jährige
wenig später eine weitere Person
an. Mittlerweile ermittelt die
Staatsanwaltschaft Hannover
wegen versuchten Mordes gegen
ihn. Saleh steht in Verbindung
mit dem Brandsatz-Anschlag
im Februar 2016 in Hannover.
Bei dem Anschlag wurden selbst
gebaute Molotow-Cocktails vom
Dach der Ernst-August-Galerie
in der Nähe des Hauptbahnhofs
geworfen. Verletzt wurde dabei
glücklicherweise niemand.
Seit ihrem verübten Mordanschlag sitzt seine mittlerweile
16-jährige Schwester Safia in
der JVA Vechta. Die Bundesanwaltschaft erhob Ende August
Anklage wegen versuchten
Mordes und Unterstützung
einer terroristischen Vereinigung. Mitangeklagt ist auch
Mohammed Hassan K., der mit
Safia durch den DIK e.V. in Kontakt kam und in ihre Anschlagspläne eingeweiht wurde, sowie
zwei weitere Männer (Ahmed
A. und Faiz A.), die ebenfalls direkte Kenntnis von der
geplanten Messerattacke gehabt
haben sollen. Gemeinsam hat
diese „Terrorzelle“ Kampfsport
betrieben, sowie regelmäßig den
DIK e.V. besucht.
Safia und Saleh sollen direkt
vom IS instruiert worden sein.
Auf ihren Computern und
Handys finden sich Chatverläufe, die die Anschläge als
geplante
„Märtyreraktion“
absprechen. Ob Safia oder Saleh
– der erste deutsche IS-Anschlag
fand in Hannover statt.
Salafismus gibt es nicht erst
seit der jüngsten medialen Aufmerksamkeit um Hannover. Die
Planungen für die vorliegende
Broschüre liegen weiter zurück.
Die beiden Ereignisse zeigen
nur, dass er zur Bedrohung
werden kann oder gar schon
geworden ist. Sogar hier: vor der
eigenen Haustür.
Neben dem DIK gibt es auch
noch andere salafistische Orte
und Netzwerke in Hannover.
So sind die LIES-Stände, eine
bundesweite Kampagne, die auf
der deutschsprachige Korane
verteilt und danach ganz unverbindlich und freundlich auf
einen Tee in die Moschee einlädt, schon seit einigen Jahren
Stammgäste in der Innenstadt.
Um sie herum tummelt sich
eine Szene von migrantischen
Muslimen und deutschen Konvertiten, die sich teilweise auch
im DIK e.V. wiederfinden.
Der Verein „Der Schlüssel
zum Paradies e.V.“, vom hannoverschen LIES-Organisator
Dennis Rathkamp gegründet,
plante in Stöcken ein sogenanntes Dawah-Zentrum zu
eröffnen. Dies scheiterte ein Mietobjekt konnte nicht
gefunden werden. Trotzdem
ist der Verein weiter aktiv und
eine wichtige Institution für die
Rekrutierung und Vernetzung
junger Muslime und solcher, die
es werden wollen, für den Islamismus. Dennis Rathkamp konvertierte 2009 zum sunnitischen
Islam und nahm den Namen
Abdul Malik an. Anfang letzten
Jahres musste sich Rathkamp
vor dem Amtsgericht Hannover
verantworten, weil er bei den
LIES-Ständen das mittlerweile
indizierte Buch „Die Botschaft
des Islam“ des Islamisten Dr.
Abdul-Rahman Al-Sheha verteilte. Kurz darauf hielt er sich
für ein Jahr in Ägypten auf, um
dort mit Sven Lau arabischen
und islamischen Unterricht
im Islamisten-Viertel Mandara
(Alexandria) zu nehmen.
Der politische Islam wird
immer stärker und artikuliert
sich immer offensiver. Sei es in
den Terroranschlägen von Paris,
4
Brüssel oder Nizza, den Eroberungszügen von Islamisten
in Teheran, Riad und Rakka,
dem Kuschelkurs des „hellen“
Deutschlands gegenüber ihrer
Lieblingskultur oder im zum
Hass kompensierten Neid des
„dunklen“ Deutschlands auf den
Islam - er zeigt Wirk­mächtigkeit.
Dies zum Anlass haben wir
uns vorgenommen, dem Nichtverhalten der hannoverschen
Linken und der Ignoranz der
multikulturellen
Stadtgesellschaft zum Trotz eine Broschüre
zu verfassen. Zu groß ist die
Angst kulturalistischer Linker
vor dem selbst erhobenen Rassismusvorwurf und zu platt und
unzutreffend ist die Nicht-Analyse rechter „Islamkritiker“.
Wir stellen in dieser Broschüre verschiedene Dinge
zusammen, die es so für Hannover bis jetzt nicht gegeben
hat: eine Analyse, die nicht nur
den Islamismus kritisieren und
einordnen will, sondern sich
auch nicht davor scheut, den
Islam zu kritisieren und Zusammenhänge zu benennen, eine
Übersicht unserer Rechercheergebnisse zur salafistischen und
islamistischen Szene in Hannover und ein Beispiel, wie man
praktisch handeln kann, wenn
Islamisten plötzlich zur Normalität im Stadtbild werden. Am
Ende findet sich ein Glossar,
dass die wichtigsten erwähnten
Akteure, Organisationen und
Gruppen auflistet.
EDITORIAL 3
INHALT 5
INHALT
DER GROSSE GOTT, DER VERÄCHTLICHE MENSCH 
7
GENESE DES ISLAMISMUS  7
ZUM VERHÄLTNIS VON ISLAM UND ISLAMISMUS 
11
DSCHIHAD,  SEXUALMORAL UND KOLLEKTIVISMUS 
12
DIE SEHNSUCHT NACH DEM TOD  14
ZUM VERHÄLTNIS VON ISLAMISMUS UND ANTISEMITISMUS 
15
ZUR IDEOLOGIEKRITIK DES ISLAM 17
CHRONIK (VEREITELTER) ISLAMISTISCHER
ANSCHLÄGE IN DEUTSCHLAND 18
ROSEN AUF DEN WEG GESTREUT
BEGRIFFSBESTIMMUNGEN ÜBER DEN SALAFISMUS 
22
WAS TUN? 
INTERVIEW MIT DER NO-MORE-LIES-KAMPAGNE 
25
LOKALBESUCH 
ORTE DES ISLAMISMUS IN HANNOVER 
28
GEGEN DAS GERAUNE
GLOSSAR, PERSONENREGISTER UND 
LISTE ISLAMISTISCHER GRUPPIERUNGEN 
31
5
6
DER GROSSE GOTT,
DER VERÄCHTLICHE MENSCH
EIN VERSUCH ÜBER GESCHICHTE UND
GEGENWART DES ISLAMISMUS
GENESE DES ISLAMISMUS
D
er Begriff Islamismus
bezeichnet eine politisch-religiöse
Bewegung, deren ideologischer Kern
das Anstreben einer auf islamischen Prinzipien aufgebauten
Gesellschafts- und Staatsordnung ist. Der moderne Islamismus entwickelte sich in
den 1920er und 30er Jahren.
Der Ursprung dieser Bewegung
ist auf die inner-islamischen
Reformbestrebungen zurückzu­
führen, welche ab 1928 in
Ägypten von der Muslimbruderschaft vertreten wurden. Nach
dem Zerfall des Osmanischen
Reiches 1923 und der Erklärung
von Mustafa Kemal Atatürk,
dass das Kalifat abgeschafft sei,
entwickelte sich als Reaktion auf
die koloniale britische Mandatsmacht die sunnitisch-islamistische Muslimbruderschaft unter
Hassan al-Banna. Die Verbreitung der krisenhaften kapitalistischen Gesellschaftsordnung
und die damit einhergehenden
Veränderungen - Zerfall traditi-
oneller Familienstrukturen, Auflösung feudaler Restbestände,
Umwälzung von der landwirtschaftlich-subsistenzwirtschaftlichen Bevölkerung hin zum ausgebeuteten Industrieproletariat,
Urbanisierung,
zunehmende
Durchwaltung aller Teilbereiche
der Gesellschaft - wurden als
Bedrohung für die eigene, als
organisch empfundene Identität angesehen. Diesem politischen, gesellschaftlichen und
technischen Wandel sollte mit
der Stärkung des Islams und der
islamischen Weltgemeinschaft,
der Umma, begegnet werden.
Die Rückkehr zum Urislam,
unter Berufung auf den Koran
und die Sunna, sollten sich der
Korrumpierung durch westliche
Einflüsse entgegenstellen. Die
Muslimbrüder waren die erste
städtische und in Massen organisierte Bewegung des Islam
und bildeten mit ihrer populistischen und aktivistischen Agitation einen Gegenpol zu anderen
islamischen Reformern.
Auf politischer Ebene forderte die Organisation die
7
Gründung eines Kalifats auf
Basis der Scharia, in ökonomischer Hinsicht propagierte sie
die Abschaffung der als abstrakt
wahrgenommenen Seiten des
Kapitals, also die Abschaffung
von Zins und Profit. Während
sich der Großteil Ägyptens
westlichen Einflüssen und Ideologien öffnete, Frauen ihren
Schleier ablegten und die Polygamie ihre Aufhebung fand,
forderte die Muslimbruderschaft die Rückkehr zu patriarchaler Dominanz im Sinne des
Korans. Im Sinne einer diesseitsfeindlichen Lebensauffassung
stellten sich die Muslimbrüder
gegen weltliche Lust, sinnliche
Begierden und „materialistische
Versuchungen“, was im Hass
auf Juden mündete. Als einer
der wichtigsten Theoretiker der
Muslimbruderschaft gilt Sayyid
Qutb, der in späteren Schriften
Atheismus, freie Sexualität und
Triebhaftigkeit mit „jüdischer
Sittenlosigkeit“ identifizierte.
Gleiches galt dem Hass auf die
kommunistische Partei Ägyptens, der damit begründet
wurde, dass hinter dem atheisti-
schen Materialismus Karl Marx
- also ein Jude - stecken müsse.1
Kernkonzept dieser politischen Stoßrichtung ist der
Dschihad (al-dschihadu fi sabil
illäh), der Heilige Krieg. Grundsätzlich bedeutet der Begriff
die „Anstrengung auf dem Weg
Gottes“.2 Gewalttätig wird dies
aber schon, wenn sich Andere
dem Islam und ihrem einzigen
Gott Allah nicht unterwerfen
wollen oder sich gar verweigern,
den islamischen Glauben anzunehmen.3 Die Muslimbruderschaft vertrat als eine der ersten
islamischen Gruppierungen den
Dschihad als dezidiert sechste
Säule des Islam. Gerade diese
Neuinterpretation des Dschihad
durch die Muslimbrüder kann als
Ausgangspunkt des modernen
Islamismus gesehen werden.
Dem schließt sich unweigerlich das prominente Credo der
Bruderschaft an: „Gott ist unser
Ziel, der Koran ist unsere Verfassung, der Prophet ist unser
Führer, Kampf ist unser Weg,
und Tod um Gottes Willen ist
unser höchstes Streben.“4
Nach 1945 durchlief der
ägyptische Islamismus mehrere
Metamorphosen, die wesentlich auf drei Faktoren zurückzuführen sind: Erstens auf die
Präsidentschaft von Gamal
Abdel Nasser und dessen ideologische Abgrenzung und politische Verfolgung der Muslimbruderschaft, zweitens auf die
Niederlage im 6-Tage-Krieg
gegen Israel, sowie drittens auf
Nassers Deutung dieser. Diese
Niederlage leitete eine weitreichende religiöse Wende ein, die
Rückbesinnung auf den Urislam
ist maßgeblich auf sie zurückzuführen. Der Präventivkrieg
des jüdischen Staates gegen ihn
umgebende feindliche arabische
Staaten, den Israel entgegen
aller Erwartungen gewann,
sorgte im gesamten arabischen
Raum für eine kollektive narzisstische Kränkung und kann als
historische Zäsur zugunsten des
dschihadistischen Islamismus
gesehen werden.
Die als Demütigung wahrgenommene Niederlage und deren
antisemitische und verschwörungsideologische Rechtfertigung sorgten für eine weitreichende Islamisierung Ägyptens,
die noch unter Nasser begann
und nach seinem Tod von seinem
Nachfolger Anwar as-Sadat
weiter forciert wurde. Unter
Anwar as-Sadat verschärften
sich die wirtschaftlichen Spannungen in Ägypten, denen mit
der Stärkung des Islam und der
Umma entgegnet werden sollte.
Durch diese Entwicklungen und
die Stellung Ägyptens als eine
der einflussreichsten Mächte
in der arabischen Welt wurden
der moderne Dschihadismus
und dessen Einfluss entscheidend geprägt. Mit dem Niedergang des Nasser-Regimes und
den
Friedensverhandlungen
zwischen Ägypten und Israel
gewannen islamistische Bewegungen im Kampf gegen Israel
an Bedeutung. Im Zuge der
ersten Intifada gründete sich
1987 als Zweig der Muslimbruderschaft die dschihadistische
Hamas. Für deren unmittelbareren Vorgänger, den Mujama
Al-Islami (Islamischer Kongress),
8
spielten der Zionismus und die
damalige israelische Besatzung
des Gaza-Streifens eine eher
untergeordnete Rolle. Vielmehr
war das organisierte Bandenwesen darauf bedacht, Männer
ohne Bart sowie Frauen ohne
Hidschab zu drangsalieren, aber
vor allem palästinensische Linke
und säkulare Nationalisten zu
bekämpfen, die zu dieser Zeit
in Form der PLO und der Fatah
die Hoheit über den antiisraelischen Kampf hatten.
Im schiitischen Iran entwickelte sich der Islamismus anders
als im sunnitischen Ägypten und
der arabischen Welt. In Verbindung mit einem kleinen, aber
einflussreichen
schiitischen
Klerus brachen immer wieder
islamische Revolten aus, erst
gegen den Absolutismus, später
gegen den linken Premierminister Mohammad Mossadegh
und seine Landreformen und
liberalen Reformen im Sinne
der Frauenrechte. Bedeutender
Führer dieser Aufstände war
Ruhollah Chomeini. Nach Mossadeghs Absetzung erfuhr die
islamistische Bewegung gegen
den von den USA unterstützten
autoritär regierenden Schah
1
Said Qutb (1950): Unser Kampf
gegen die Juden. S.103
2
Tilman Tarach (2011): Der ewige
Sündenbock. Heiliger Krieg,
die „Protokolle der Weisen
von Zion“ und die Verlogenheit der sogenannten Linken
im Nahostkonflikt. S. 31
3
Siehe hierzu den Abschnitt „Djihad,
Sexualmoral, Kollektivismus“.
4
Nazih Ayubi (2002): Politischer
Islam: Religion und Politik in
der arabischen Welt. S. 190
Mohammed Reza Pahlavi einen
enormen Aufwind. Dies mündete in der Islamischen Revolution und dem Sturz des Schahs.
Daraufhin kehrte der Revolutionsführer Chomeini 1979
aus seinem französischen Exil
zurück und wurde in Teheran
von jubelnden Menschenmassen
empfangen. Dann setzte er die
autoritäre Übergangsregierung
des Schahs außer Kraft. Unmittelbar nach der Revolution schuf
Chomeini aus der konstitutionellen Monarchie eine Islamische Republik. Seitdem ist der
Iran eine Theokratie, die von
schiitischen Mullahs geführt
wird, an deren Spitze der Führer
(Rahbar) als Vertreter Gottes die
Macht auf sich konzentriert.
Die Islamische Republik Iran
hat zwei wesentliche Punkte
ihrer Staatsideologie fest im
politischen Programm: zum
Einen treibt sie einen Revolutionsexport voran, der allmählich
alle anderen islamischen und
später auch nicht-islamischen
Länder zu schiitischen islamischen Republiken machen soll.
Dafür unterstützt sie Terrororganisationen wie die Hisbollah
oder Hamas, greift im Irak und
in Jemen selber militärisch ein
und verübt Terroranschläge
auf der ganzen Welt gegen ihre
Feinde. Der zweite Hauptpunkt
der Staatsideologie ist der eliminatorische Antisemitismus. Die
Politik ist darauf ausgerichtet,
Israel auszulöschen und dafür
im Zweifel das Fortbestehen des
eigenen Staatsvolks zu opfern.
An einer Atombombe wird
seit Jahren gearbeitet. Der Iran
gehörte zudem jahrzehntelang
zu den heimlichen Förderern
von al-Qaida im Irak und den
Taliban in Afghanistan und ist
stetig darauf bedacht, zwischen
Sunniten und Schiiten zu taktieren.5
Das seit 1993 operierende
sunnitische
Terrornetzwerk
al-Qaida stellte weit über zehn
Jahre die wichtigste Organisation des dschihadistischen
Terrorismus dar. Das von
Osama bin Laden gegründete
Netzwerk erreichte spätestens
durch den Bombenanschlag
auf das World Trade Center
1993 internationale Aufmerksamkeit. Eine Zäsur stellten die
antisemitischen Massenmorde
vom 11. September 2001 dar,
die den direkten Angriff auf
den Westen und seine Werte
durch einen Terrorakt auf westlichem Staatsgebiet symbolisierten. Im Zuge des irakischen
Widerstands al-Qaidas gegen
die andauernde US-Besatzung
gründete sich auch der Islamische Staat (IS), der sich in seiner
9
Frühphase noch zu al-Qaida
bekannte, sich aber Mitte 2013
von dessen Führung löste. Trotz
zahlreicher Rückschläge gelang
es der Organisation, nach dem
Rückzug der USA Ende 2011
wieder zu erstarken und vor
allem im syrischen Bürgerkrieg
nicht nur gegen das Assad-Regime zu kämpfen, sondern
zugleich auch gegen die Freie
Syrische Armee und die kurdischen Minderheiten im Norden
des Landes. Im Juni 2014 rief
der IS ein Kalifat unter Führung
des irakischen Terroristen Abu
Bakr al-Baghdadi im Irak aus.
Weite Teile des Irak wurden
von den IS-Dschihadisten eingenommen. Seit dem Zurückdrängen des IS durch Assad,
Russland und die Nato konzentriert sich die Organisation
darauf, den Terror nach Europa
zu tragen.
5
Vgl. http://www.wsj.com/news/
articles/SB1000142405274870
3700904575391664183556930
(Abgerufen am 25.10.2016)
„WENN
DER ISLAM
NICHT
POLITISCH
IST, IST ER
NICHTS.“
RUHOLLAH CHOMEINI
ZUM VERHÄLTNIS VON ISLAM
UND ISLAMISMUS
E
s lässt sich nicht von
der Hand weisen, dass
der Islamismus Teil des
Islams ist. Der dezidiert politische Anspruch, den der Koran
in Form islamischer Rechtsprechung (Scharia) formuliert,
offenbart sich unmittelbar in
der wörtlichen Auslegung des
Korans.
Der Koran ist die Grundlage des Islam: er ist das unvermittelte Wort Allahs. In Form
von selbstreferentiellen Suren
werden die Glaubensgrundsätze
und Regeln, die daraus hervorgehen, dargestellt. Der Koran ist
„ein Referat über die in der göttlichen Erleuchtung oder Eingebung der erfahrenen Worte
Allahs und ein dauernder Appell
an die Glaubwürdigkeit dieses
Referats und seiner Inhalte“.6
Im Gegensatz zu Bibel oder
Tora gibt es keine Momente
von Selbstzweifel, Ungewissheit oder der Selbstverantwortlichkeit, zudem gilt das Wort
Allahs ewig und unabänderbar.
Es ist universalistisch gedacht.
Wenn in der Gegenwart vonseiten islamischer Staatsgebilde
die Scharia interpretiert und
nicht wortgetreu eingehalten,
oder sich auf einen islamischen
Rechtsdiskurs bezogen wird,
den es ja tatsächlich gibt, dann
sind das nach der immanenten
Logik des Islam menschliche
Verstöße gegen das Wort Allahs.
Der Koran bietet also „die
absolute
Gehorsamsverbindlichkeit, die es vermag, Ordnung
ins strapazierte Bewusstsein zu
bringen, ohne dieses mit der
Anstrengung reflexiven Denkens zu belasten.“7 Die Hadith 33
(Die Führerschaft) verdeutlicht
diese bedingungslose Unterordnung des Muslims:
„Hören und Gehorchen ist
jedem muslimischen Menschen
in alldem Pflicht, was er mag und
was er nicht mag, solange von ihm
keine sündhafte Tat verlangt wird.
Wird von ihm eine sündhafte Tat
verlangt, so ist er zum Hören und
Gehorchen nicht verpflichtet.“8
Die Scharia ist die im Koran
als das Gesetz des Islams festgelegte Form der Rechtsprechung.
Sie soll Anwendung in allen
Bereichen des Lebens finden,
durchgesetzt durch den islamischen Souverän: ob es um die
Regelung des Ehelebens, eine
Kleiderordnung oder das Achten
von Eigentum geht, alle diese
Bereiche sind durch die Scharia
abgedeckt. Sogenannte Kapitalverbrechen (darunter fällt z.B.
Ehebruch, Diebstahl, Raubmord
oder Alkoholkonsum) dürfen
nicht außergerichtlich geregelt
werden, sondern müssen von
einem Schariagericht wortgetreu nach dem Koran bestraft
werden.9 Die Suren 24:2 und
24:3 besagen zum Beispiel:
„Eine Frau und ein Mann, die
Unzucht begehen, geißelt jeden
von ihnen mit hundert Hieben.
Laßt euch nicht von Mitleid mit
ihnen beiden angesichts (der
Rechtsbestimmungen) der Reli-
11
gion Allahs ergreifen, wenn ihr
an Allah und den Jüngsten Tag
glaubt. Und es soll bei (der Vollstreckung) der Strafe an ihnen ein
Teil von den Gläubigen zugegen
sein.“
„Ein Unzuchttreiber heiratet
keine andere als eine Frau, die
Unzucht begeht oder eine Götzendienerin. Und eine Unzuchttreiberin heiratet kein anderer als ein
Mann, der Unzucht begeht oder
ein Götzendiener. Den Gläubigen
ist dies verboten.“10
Durch
diese
politische
Dimension, die unabänderlich
und als notwendige Bedingung
des Islam festgeschrieben ist,
ist es unmöglich, den Islam
als private Macke, als unangenehmen Spleen auszuleben:
der Islam drängt ständig in die
Sphäre des Politischen, er hat
den Anspruch, ein umfassendes
6
Ulrich Oevermann (1995): Pluralistische und universalistische
Momente religiöser Systeme. S.36.
7
Gruppe Morgenthau (2010): Die
Nacht der Vernunft. Zur Sozialpsychologie des islamisierten
Subjekts. In: Prodomo – Zeitschrift
in eigener Sache 14-2010.
8
Die Hadith findet sich in der
Sammlung Sahīh Muslim, einer der
wichtigsten Hadith-Sammlungen
der Sunniten. Die Hadith bezeichnet
im Islam die wörtlichen Überlieferungen des Propheten Mohammed,
bzw. Überlieferungen von Dritten,
die er selber gebilligt hat.
9
Vgl. www.igfm.de/themen/scharia
(Abgerufen am 25.10.2016)
10 Koran: Suren 24:2 / 24:3
Gesellschafts- und Staatssystem
zu beherrschen. Durch diese
spezifisch im Islam angelegten
politischen Mechanismen wird
die Grundvoraussetzung für
den modernen Islamismus
geschaffen. Dieser ist eine dialektisch in der Moderne entstandene antimodern ausgerichtete
politische Ideologie.
Der Islamismus wurzelt also
in der Verfasstheit des Islam,
seiner gesamtgesellschaftlichen
Wirkungsweise, seiner totalen
Gehorsamsverbindlichkeit,
seiner Heiligen Schrift, dem
Koran, der das unvermittelte
Wort Allahs wiederzugeben
meint. Deswegen ist der Islamismus eben nicht undifferenziert einer vieler Religionismen,
religiöser Fundamentalismen,
sondern der spezifisch islamische Ausdruck moderner reaktionärer Krisenbewältigungsstrategien. Eine Trennung ist
nicht machbar, „das hat mit dem
Islam nicht zu tun“ eine dreiste
Lüge, die versucht, das regressive Potential, das im Islam
angelegt ist, zu verdecken.
In Gestalt der Scharia offenbart der Islam somit ein hohes
Anziehungspotential für autoritäre Charaktere, welches
andere Religionen in der Form
nicht bieten. Daraus lässt sich
ableiten, dass gerade diejenigen,
die die kriegerischen Passagen
des Korans streng wörtlich auslegen, auch nicht davor gefeit
sind, sich ein Flugticket nach
Syrien zu ordern und im Namen
des Islam die gesellschaftlichen
Verhältnisse zum Schlechteren
zu wenden.
DSCHIHAD,
SEXUALMORAL UND
KOLLEKTIVISMUS
D
er Islam wird durch zwei
wesentliche Triebkräfte
in Bewegung gehalten,
die das Verhalten der Muslime
reglementieren und dessen
Glücksversprechen die Strahlund Anziehungskraft des Islams
bedingen. Zum Einen ist dies die
als Umma bezeichnete Gemeinschaft aller Gläubigen, zum
Anderen ist es die Vorstellung
vom Paradies: al-Dschanna.
Die Umma ist als Gesamtheit
der Muslime kein ethnisch eingegrenztes Kollektiv, sondern
einzig durch die Zugehörigkeit zur Religion definiert. Wer
jedoch genau dazu gehören darf,
wer also als Muslim bezeichnet
werden kann, ist Auslegungssache der jeweiligen islamischen
Konfession oder der vorherrschenden Rechtslehre. Diese
Lehren eint jedoch alle die Vorstellung der Umma als Schicksalsgemeinschaft, in welcher das
12
Individuum aufgehe und sich
dementsprechend dem Gemeinwohl unterzuordnen habe.
Gemeinschaft statt Gesellschaft
ist der Anspruch, der auf der
einen Seite Geborgenheit und
gegenseitige Hilfe verspricht,
andererseits aber auch die
Unterordnung und Selbstaufopferung des Individuums fordert.
Die Muslime sind laut Religion ihrem Gott verpflichtet
und müssen sich ihm gegenüber
sowohl als Umma, als auch in
deren Untergliederungen, wie
Familie und Dorfgemeinschaft,
rechtfertigen. In diesem Verpflichtungsprogramm spielt der
Begriff der Ehre eine große Rolle:
wenn die Gebote und Gesetze
Allahs gebrochen werden, wird
diese verletzt. Beschmutzt ist
dann nicht nur die Ehre der
Person, die die Sünde beging,
sondern die gesamte Gemeinschaft, in der das Individuum
Teil eines großen Ganzen ist, hat
moralischen Schaden erfahren.
In der islamisierten Peripherie
westlicher Industrienationen ist
der Ehrenmord, der die Familienehre wiederherstellen soll,
wenn die Tochter sich unislamisch verhält, kleidet oder einfach nur das machen möchte,
was ihre Altersgenossen in
der Schulklasse auch machen,
ein letztes Mittel. In den islamisch verfassten Staaten zwischen Maghreb und Indonesien
wird mit der Scharia die Ehre
des ganzen Staates und seiner
Bewohner
wiederhergestellt,
mit Gottes Gesetz wird das wiedergutgemacht, woran sich die
Gemeinschaft in Form des Einzelnen vergangen hat.
Der Islam mit seinem absoluten Wahrheitsanspruch und
der Drohung, alle Ungläubigen
in der Hölle landen zu lassen,
hat einen klaren Missionsauftrag. Folglich haben auch die
Muslime die Aufgabe, die Umma
beständig zu erweitern und sie
auf die ganze Welt auszuweiten.
Als logische Folge der expansiven Denkweise des Islams wird
die Reproduktion zum Hauptziel der Ehe. In der islamischen
Ideologie wird die Frau daher
nicht als Subjekt, sondern als
Objekt begriffen, der Unterdrückung und Gehorsam durch den
Ehemann und die Gesetze der
Umma gut täten. Da ihr nachgesagt wird, der Teufel wohne
ihr inne, darf sie weder eigene
Bedürfnisse, noch eine Sexualität haben, welche von den
Vorstellungen ihres Mannes
abweichet. Der Islam ist hier bei
weitem keine sexfeindliche Religion, der Fokus liegt jedoch auf
der heterosexuell ausgelebten,
männlichen Sexualität, welche
vertraglich durch die Ehe gegen-
über der Umma und Allah geregelt sein muss.
Sex dient neben der Reproduktion auch zur Triebkompensation des Mannes. Hat er
seine Triebe im irdischen Leben
unter Kontrolle, was Vergewaltigung in der Ehe nicht ausschließt, den verstohlenen Blick
auf offenes Frauenhaar auf der
Straße jedoch schon, so schenkt
ihm Allah für seinen Gehorsam
einen Ausblick auf das Paradies
in Form des Orgasmus. Ist der
Muslim fromm, so winkt ihm
nach dem Tag des Jüngsten
Gerichts als Belohnung ein Platz
im Paradies.
Das eschatologische Weltbild des Islams dient somit der
Aufrechterhaltung der Gesellschaftsordnung und Disziplin.
Da nach dem Tod alle gerichtet
werden, muss der Gläubige
sich während seiner irdischen
Existenz als entsagungsvoll
bewähren. Selbstaufopferung
und striktes Befolgen der Gebote
Gottes bilden den Kern des
sogenannten großen Dschihads,
zu dem beispielsweise Essensregeln, tägliches Beten, Alkoholverbot oder der Fastenmonat
Ramadan gezählt werden. Dabei
werden die eigenen Bedürfnisse
unterdrückt und Lustfeindlichkeit sowie Triebentsagung
als notwendige Selbstgeißelung auf dem Weg in das Paradies angesehen. In seiner extremsten Form zeigt sich dies im
so genannten kleinen Dschihad:
Zur Durchsetzung der weltweiten Umma werden Terror
und Krieg angewandt. Selbstmordanschläge markieren dabei
13
die totale Aufopferung für Glaubensgemeinschaft und Gott,
welche den geringen Stellenwert
des Individuums im Kollektiv
am einprägsamsten sichtbar
macht.
„EURE
FRAUEN
SIND
EUCH EIN
SAATFELD;
DARUM
BESTELLT
EUER
SAATFELD,
WANN IHR
WOLLT.“
SURE 2:223
„IHR LIEBT DAS LEBEN,
WIR LIEBEN DEN TOD.“
WAHLSPRUCH DER
A L - Q A I D A - AT T E N TÄT E R V O N M A D R I D
DIE SEHNSUCHT
NACH DEM TOD
D
iese Selbstmord-Attentate gelten gemeinhin
als Verzweiflungstaten,
schenkt man den einschlägigen
Islamexperten und ihren linken
Apologeten Glauben – als Mittel
der Verzweifelten zur politischen Partizipation und dem
Schrei nach Aufmerksamkeit
für das vermeintliche Elend des
jeweiligen Rackets. In Wahrheit
ist es aber ein Mittel, das den
Zweck vollständig in sich trägt:
Vernichtung um ihrer selbst
Willen. Die gesamte politische
Identität des Islams resultiert
aus diesen Akten der Gewalt, das
Selbstmordattentat kann somit
als Privatisierung staatlicher
Vernichtungsaktionen gedeutet
werden. Die inhärente Logik des
Selbstmordattentats ist in der
unwiderstehlichen Todessehnsucht des Islams angelegt. Alle
irdischen Versagungen werden
mit dem Ausblick auf das Jenseits, das sich als Schlaraffenland für den gläubigen Muslim
darbietet, als notwendige Triebentsagung positiviert. Die
Verheißungen, die den Muslim
nach seinem Tod im Paradies
erwarten, sind neben prachtvollen Herrenhäusern und
„Bäche[n] von berauschendem
Getränk“,11 vor allem die Verheiratung mit Jungfrauen - nicht
umsonst unterziehen die islamischen Selbstmordattentäter
ihren Penis noch einer rituellen Waschung, bevor sie zur
Tat schreiten. Der Tod scheint
sich somit gerade im Selbstmordattentat als selbstloses Opfer
darzustellen, da der Muslim in
seiner Handlung für die Vernichtung der Feinde des Islams
sorgt und dem Gläubigen somit
augenscheinlich den Wohlgefallen Allahs garantiert.
Das Glücksversprechen der
Moderne mit all ihren Widersprüchen,
ihrer
selbstbestimmten Sexualmoral und dem
Ideal des freiheitlichen Individualismus wird innerhalb dieser
Todessehnsucht zum Hassobjekt des frommen Muslims, da
eben jenes Versprechen innerhalb der Scharia nicht einmal
teilweise einlösbar erscheint. Im
Selbstmordattentat verspricht
sich das muslimische Subjekt
nun Erlösung „von den potenzierten aber nicht zu bewältigenden inneren Ambivalenzen
und zugleich die Beseitigung
14
aller Feinde des Islam.“12 Die
mordende Selbstentleibung ist
auf die Erfüllung der irdisch
versagten Triebe gerichtet, die
in der Erwartung auf viele Jungfrauen das bürgerliche Glücksversprechen in absurder Weise
verzerrt.
11
Koran: 47:15
12 Thomas Maul (2010): Der
gefesselte Odysseus. Über das
Verhältnis von Trieb und Terror
im Islam. In: Bahamas 60.
„JUDE, JUDE, FEIGES SCHWEIN,
KOMM HERAUS UND KÄMPF’ ALLEIN!”
P R O - PA L Ä S T I N E N S I S C H E
DEMONSTRANTEN IN ESSEN 2014
ZUM VERHÄLTNIS VON
ISLAMISMUS
UND ANTISEMITISMUS
E
ine weitere wichtige
Schnittstelle
innerhalb der islamistischen
Ideologie stellt der manifeste
Antisemitismus dar. Der Antisemitismus basiert auf einer
wahnhaften
Konkretisierung
abstrakter sozialer Herrschaftsverhältnisse, „[...] den die falsche
gesellschaftliche Ordnung aus
sich heraus produziert.“13 Die
damit verbundende Rationalisierung von passioniertem Verschwörungsdenken kann sich
in einer pathischen Projektion
zeigen, in der der Antisemit das
auf Juden projiziert, was er an
sich selber als negativ abspaltet.
Der Antisemitismus ist als antikapitalistische Revolte zu verstehen: nicht nur die abstrakten
Seiten der warentauschenden
Vergesellschaftung werden im
Juden gesehen, sondern der
gesamte Kapitalismus wird im
Juden konkretisiert. Speziell
die Form des zinstragenden
Kapitals und der daraus resultierende „[…] sich selbst verwertende Wert […]“14 in seiner
Abstraktheit biologisiert der
Antisemitismus. Das antisemitische Krisenbewältigungsmodell
stützt sich auf das universalistische Feindbild „Jude“ und macht
es gerade deshalb so attraktiv
für den Islamismus, der nicht
nur im Juden versucht die abstrakten Kapitalverhältnisse zu
konkretisieren, sondern auch in
seinen Äquivalenten, dem Zionismus und dem Staat Israel.
Nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs verschob sich der
offen artikulierte Antisemitismus in den arabisch-islamischen Raum. Dennoch handelt
es sich beim islamischen Antisemitismus mitnichten nur
um einen Import aus Europa,
vielmehr weist der Islam eine
genuin historische Affinität
zur antisemitischen Weltanschauung auf. Nur so ist der
Antisemitismus als sinnstiftendes Moment innerhalb des
politischen Islam zu verstehen.
Auch wenn die Lage der Juden in
der islamischen Peripherie längere Zeit positiv einzuschätzen
war, trugen die Juden seinerzeit
den durch die islamische Rechtsprechung verhängten Dhimmi-Status
(Schutzbefohlene).
Der Begriff des Dhimmis gleicht
aber einem Euphemismus, denn
15
der einzige Schutz für die als
Kafir, also ungläubig bezeichneten Juden (und als Buchreligion auch Christen) bestand
darin, nicht getötet zu werden.
Die alltägliche Realität erzeugte
einen niederen Untertanenstatus, der sich in allen Bereichen des sozialen und religiösen
Lebens manifestierte. So war
es Juden nicht erlaubt, Ämter
auszuüben, die Abgabe einer
Sondersteuer war bindend und
vielfach zerstörte Synagogen
durften nicht wieder aufgebaut
werden.
Der Hintergrund des Antisemitismus in der arabischen
Welt reicht zurück bis in die
Jahre 623 bis 627, als der Prophet Mohammed alle jüdischen
Stämme Medinas vertrieb odervernichtete. Eben jenes Massaker gilt als Gründungsakt
der Umma und Auftakt der
Islamisierung der arabischen
13 Theodor W. Adorno & Max Horkheimer (1969): Elemente des
Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung. In: Dialektik der Aufklärung.
Philosophische Fragmente. S. 177
14 Karl Marx (1972): Das Kapital: Kritik
der politischen Ökonomie; Bd. 1,
Buch 1.: Der Produktionsprozeß
des Kapitals. MEW Bd. 23. S. 405
„ICH
ERKLÄRE
EINEN
HEILIGEN
KRIEG,
MEINE
BRÜDER
IM ISLAM!
TÖTET
DIE JUDEN!
TÖTET
SIE ALLE!“
MOHAMMED AMIN
AL-HUSSEINI
Halbinsel, die nach dem Tod
Mohammeds in die militärische
Expansion überging. Anders als
im christlichen Antijudaismus
wurden Juden im Islam daraufhin nicht als dunkle und
starke Macht gesehen, sondern
als zu besiegende und schwache
Minderheit. Gerade die Vertreibung und Tötung der Juden
von Medina wird auch heute
noch im Kampf gegen Israel
und die Juden zur Agitation
herangezogen, wie erst kürzlich
beim antisemitischen Massaker
im Bataclan geschehen. Die
IS-Dschihadisten der Pariser
Anschläge vom November 2015
zitierten in ihrer Erklärung
einen Koranvers, der sich auf
die Vertreibung des jüdischen
Stamms der Banū n-Nadīr im
Jahre 627 durch Mohammed
bezieht.15
Die heute in der arabisch
muslimischen Welt vertretenen
Charakterzüge des Antisemitismus lassen sich aber nicht
allein aus Koransuren ableiten
und müssen im Kontext historischer Entwicklungen des
letzten Jahrhunderts betrachtet
werden. Als Reaktion auf die
in den 1920er Jahren zunehmende jüdische Besiedlung des
damals britischen Mandatsgebiets Palästinas begann sich eine
palästinensische Nationalbewegung zu formen. Dessen maßgeblicher Initiator war Mohammed
Amin al-Husseini, der Mufti
von Jerusalem. Husseinis enge
Zusammenarbeit mit Hitler und
seine antisemitische Propaganda, die er ab 1941 aus seinem
Exil in Berlin betrieb, sorgten
für eine evidente Interessensgemeinschaft zwischen dem
deutschen Nationalsozialismus
und den islamistischen Antisemiten. Zwar spielte der Zweck
des Bündnisse gegen die Briten
und deren Mandatsmacht eine
marginale Rolle, wesentlich war
aber, dass der deutsche Nationalsozialismus mitsamt seinem
inhärenten
Antisemitismus
einen hohen Attraktivitätsgrad
für die Araber in Palästina bot
und zu einer ideologisch orientierten Interpretation des Nahost-Konflikts führte. Husseini,
als glühende Verehrer Hitlers,
musste aber nicht erst durch die
deutschen Nationalsozialisten
vom Antisemitismus überzeugt
16
werden, im Gegenteil: Massaker in Jerusalem 1920, Plünderungen und Morde in Jaffa 1921
oder das Pogrom in Jerusalem
1929 standen im Zeichen muslimischer Schlachtrufe wie „Das
Gesetz Mohammeds wird mit
dem Schwert durchgesetzt.“16
Der islamische Antisemitismus ist bis heute der maßgebliche Grund für den andauernden Krieg gegen Israel und
den nicht zu erwartenden
Frieden. Dieser Antisemitismus
sorgt für die Zuspitzung des
Nahostkonflikts und lässt sich
durch keine Form des israelischen Entgegenkommens beseitigen, im Gegenteil: Khaled
Mash’al, Führer der Hamas,
erklärte: „Bevor Israel stirbt,
muss es gedemütigt und erniedrigt werden. Wir werden dafür
sorgen, dass sie ihr Augenlicht
und ihren Verstand verlieren.“17
Kommentare wie diese und propagandistische Hetze wie die
des Radiosenders Al-Manar der
halbstaatlichen Miliz Hisbollah
aus dem Libanon verankern
den Antisemitismus auch heute
noch tief im Massenbewusstsein
der muslimischen Bevölkerung
im arabischen Raum.
15 Vgl. http://www.focus.de/politik/
ausland/terror-attacke-in-paris-das-bekennerschreiben-des-is-im-wortlaut_id_5088281.
html (Abgerufen am 25.10.2016)
16 Tilman Tarach (2011): Der ewige
Sündenbock. Heiliger Krieg,
die „Protokolle der Weisen
von Zion“ und die Verlogenheit der sogenannten Linken
im Nahostkonflikt. S. 11
17 Vgl. http://www.memri.org/
clip_transcript/en/1024.htm
(Abgerufen am 25.10.2016)
ZUR IDEOLOGIEKRITIK DES
ISLAM
D
er Islamismus ist eine
genuin moderne Weltanschauung mit antimoderner Stoßrichtung. Er bezieht
sich dabei auf einen Urislam, der
als angestrebtes Gesellschaftsmodell herhält, behält aber
Aspekte der kapitalistischen
Moderne, wie technische Errungenschaft oder das marktorientierte Wirtschaftssystem bei. Die
im Kapitalismus aufgeworfenen
Widersprüche, wie die „doppelte
Freiheit der Lohnabhängigen“
- nämlich die von Zwang zur
Fronarbeit und die von Brot und
Wohlstand, werden durch den
Islam nicht beseitigt, sondern
verdeckt. In einem abgeschlossenen Weltsystem wird das
Hungern der Menschen nicht
mit der Analyse von Kapital
und Arbeit, sondern mit der
„Schlechtigkeit der Menschen“
erklärt. Das islamische Zinsverbot und die Zinskritik ähneln
nicht zufällig den Welterklärungsmustern von Wachstumskritikern,
Occupy-Freunden
und
Verschwörungsideologen. Der Schritt zum Antisemitismus ist hier nicht weit.
Der Islam im 21. Jahrhundert
bietet sich somit in erster Linie
als Krisenbewältigungsideologie
an, mit der die fortschreitende
kapitalistische Moderne aufgehalten werden soll und ist damit
prädestiniert für autoritäre Charaktere. Hinzu kommt die dogmatische Gültigkeit des heiligen
Wortes im Koran. Sie vervielfacht die Möglichkeit der Ideo-
logisierung des Individuums,
da Widerspruch nicht geleistet
werden kann, wenn er es doch
wird, wird tautologisch und
selbstreferentiell das Gegenteil
„bewiesen“. Die in muslimischen
Familien Geborenen saugen
diese „Wahrheit“ mit der Muttermilch auf, Zweifel wird ihnen
also systematisch aberzogen.
Die Kompensation der Ohnmacht gegenüber den kapitalistischen Verhältnissen findet
sich aber nicht nur bei Denen
wieder, die in islamischen Familien sozialisiert werden, sondern
auch bei Denen, die ideologisch
noch nicht an den göttlichen
Übervater gebunden sind.
Als vermeintliche Lösung für
die als zweite Natur wahrgenommenen gesellschaftlichen
Verhältnisse flüchten sich die
lohnabhängigen Einzelnen in
einen unterbewussten, überhöhten Narzissmus, um sich
selbst einzureden, in der kapitalistischen Konkurrenz mehr
gebraucht zu werden als andere.
Das narzisstische Ich wird aber
täglich aufs Neue durch die
gesellschaftlichen Zwangsverhältnisse mit der Realität konfrontiert. Dieser Widerspruch
wird mit dem Festhalten an
einer religiösen Macht, die die
vereinzelten Subjekte im Islam
finden, verklärt. Das Leben des
Einzelnen bekommt so einen
immensen Bedeutungsgewinn
ohne, dass es dem Islam darauf
ankäme.
Der Islam bietet somit zum
Einen Schutz vor den Widersprüchen der kapitalistischen
17
Gesellschaft, er zaubert diese
regelrecht weg, zum Anderen
transportiert er die narzisstische Sehnsucht nach Stärke
in das Kollektiv der gläubigen
Muslime, welches eine romantisierende und von Gott gewollte
Gemeinschaftskonstellation
bietet.
Der Islamismus hat also keineswegs „nichts mit dem Islam
zu tun“ - der Islam ist Entstehungsbedingung desselben und
wurzelt in der orthodoxen Auslegungstradition des Korans,
die in der absoluten Gehorsamkeitsverbindlichkeit für gläubige
Muslime gipfelt.
Es sind nicht nur die größeren terroristischen Angriffe
der jüngsten Zeit, die Ausreisebemühungen junger Dschihadisten und die Gefahr weiterer
„lone-wolf“ Angriffe wie in Hannover oder jüngst in Würzburg.
Der islamische Tugendterror
schlägt überall dort zu, wo Kritik
zu Beleidigung, Lust zu Sünde
und Emanzipation zum Verlust
der Ehre wird. Der Salafimus ist
nur der derzeit radikalste Auswuchs des Islamismus - unter
dem Deckmantel der Barmherzigkeit lauert ein Potential, das
gewillt ist, die rezenten Verhältnisse zum Schlechteren zu
wenden und die bürgerlichen
Versprechen von Freiheit und
Zivilisation nicht einmal als Versprechen gelten zu lassen.
CHRONIK
(VEREITELTER) ISLAMISTISCHER
ANSCHLÄGE IN DEUTSCHLAND
S
obald die islamische
Avantgarde mit Terror
zuschlägt, reagiert die
deutsche Öffentlichkeit, von
der FAZ bis zur linken Presse,
bisweilen mit tugendhafter
Gelassenheit, Verharmlosung
oder
Psychopathologisierung
der Täter. Das Bundeskriminalamt spricht aktuell von
501 sogenannten Gefährdern,
die in Deutschland leben,
dem dschihadistischen Spektrum
zugeordnet
werden
und als potentielle Attentäter
aktiv werden könnten. Dass
die
Gefahr
islamistischer
­Terrorakte in Deutschland konkret ist, zeigen aber nicht nur
die Statistiken der Behörden,
die sich bislang in erster Linie
mit Nichtbeachtung von konkreten Hinweisen hervorgetan
haben als mit k
­ onsequenter Verfolgung, sondern auch die
tatsächlich erfolgten Anschläge
der letzten Monate.­Die folgende Chronik soll daher einen
Überblick der geplanten, vereitelten und durchgeführten
islamistischen Angriffe und
­
Attentate der letzten zwei Jahre
liefern. Wir erheben allerdings
keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da bei vielen Ereignissen
der ­
islamistische Hintergrund
gar nicht an die Öffentlichkeit kommt oder trotz Berichterstattung unter den Tisch fällt.
19. JANUAR 2015
Dresden
Der Pegida-Aufmarsch in Dresden
wird von den Behörden untersagt,
da eine unmittelbare dschihadistische Terrorgefahr besteht.
2015
15. FEBRUAR 2015
Braunschweig
Die Braunschweiger Polizei sagt
den geplanten Karnevalsumzug
aufgrund einer Terrorwarnung ab.
18
17. SEPTEMBER 2015
Berlin
31. DEZEMBER 2015
München
Messerattacke des 41-jährigen einschlägig bekannten Islamisten Rafik
Y. auf eine Polizistin, der Angreifer
wird von einem weiteren Polizisten erschossen. Der Täter plante
bereits 2004 einen Anschlag auf
den damaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi und
saß daraufhin im Gefängnis.
Terrorwarnung in München,
zwei Bahnhöfe werden gesperrt.
Mutmaßlich plante eine dschihadistische Gruppe (5-7 Männer)
aus dem Irak und Syrien, sich im
Auftrag des IS an verschiedenen
Orten in die Luft zu sprengen.
2016
17. NOVEMBER 2015
Hannover
Absage des Länderspiels Deutschland – Niederlande in Hannover
aufgrund akuter Terrorwarnung. Einen Monat später wird
der 19-jährige IS-Sympathisant
Hasan K. in Misburg festgenommen, der in Verbindung mit
den geplanten Anschlägen steht.
19
26. FEBRUAR 2016
Hannover
10. MAI 2016
München
Mordanschlag der 15-jährigen Safia S. auf
einen Polizisten im Hauptbahnhof Hannover.
Der Lone-Wolf-Angriff gilt als erster, direkt
vom Islamischen Staat in Auftrag gegebene
Anschlag in Deutschland. Die Auswertung
von Safias Handy verdeutlicht die Intention
eines bewussten Anschlags, so schrieb sie an
eine britische Freundin von einer „Überraschung für die Kuffar“. Zudem bestand Kontakt zu Hasan K., der im Zuge des geplanten
Anschlags auf das Länderspiel am 17. November
in Hannover festgenommen wurde.
Messerattacken auf Passanten durch
einen Islamisten am S-Bahnhof
Grafing bei München. Zeugen
berichten davon, dass der 27-jährige Deutsche „Allahu Akbar“ und
„Ungläubiger du stirbst“ gerufen
habe. 4 Verletzte, 1 Toter.
2016
16. APRIL 2016
Essen
19. MAI 2016
München
Bombenanschlag auf das Sikh-Zentrum in Essen von IS-Sympathisanten. Beide Täter waren 16 Jahre
alt und kamen aus dem Umfeld der
Essener LIES-Stände. Die beiden
Jugendlichen sprachen im Vorfeld
von der „Bekämpfung von Ungläubigen“ und fielen immer wieder
durch islamistische und antisemitische Agitation auf. 3 Verletzte.
Ein 26-jähriger konvertierter Salafist
sticht in München mit einer Schere
auf Passanten und Polizisten ein,
bis er durch Schüsse der Polizei
gestoppt und schwer verletzt wird.
20
02. JUNI 2016
Düsseldorf
24. JULI 2016
Ansbach
Sicherheitsbehörden heben eine
Schläferzelle des Islamischen
Staats in Düsseldorf aus, da
einer der Männer die Pläne den
Ermittlungsbehörden weitergibt.
Vier Syrer planten Anschläge in
Düsseldorf und Umgebung.
Der 27-jährige Mohammed D. sprengt sich mit
einer Rucksackbombe vor einem Lokal in die
Luft, 15 Menschen werden zum Teil schwer
verletzt. Sein eigentliches Ziel ist mutmaßlich
ein in der Nähe stattfindendes Musikfestival.
In einem vor dem Anschlag aufgenommenen
Video leistet Mohammed D. dem IS einen
Treueschwur, der die Tat für sich beansprucht.
„ES GIBT KEINEN
ISLAMISTISCHEN
TERROR IN
DEUTSCHLAND.”
VOLKSWEISHEIT
18. JULI 2016
Würzburg
25. JULI 2016
Troisdorf
Ein 17-Jähriger greift in einem Regionalexpress
bei Würzburg Fahrgäste mit einer Axt an. Vier
Menschen werden schwer verletzt, zwei davon
schweben in Lebensgefahr. Der Angreifer rief
im Zug „Allahu Akbar“. In seinem Zimmer
wurde eine selbstgemalte IS-Flagge entdeckt.
Der Islamische Staat gab den Angreifer als
einen ihrer Kämpfer aus. Der Attentäter wurde
auf der Flucht von der Polizei erschossen,
nachdem er eine weitere Person attackierte.
Ein 45-Jähriger stürmt mit einem Messer
bewaffnet und unter „Allahu Akbar“-Rufen
eine Arztpraxis und droht dem Chirurgen
mit Enthauptung, da sich sein 19-jähriger
Sohn vom Arzt falsch beraten fühlt. Dieser
und ein weiterer Sohn zwingen den Arzt
auf die Knie und nötigen ihn zu einer Entschuldigung. Unmittelbar danach trifft die
Polizei ein, die Täter flüchten. Die ebenfalls anwesende Frau des Chirurgen erleidet
aufgrund der Panik einen Herzinfarkt.
21
ROSEN AUF
DEN WEG GESTREUT
BEGRIFFSBESTIMMUNGEN ÜBER DEN SALAFISMUS
D
ie Entstehung des Salafismus geht auf die
geistige Nähe zum sunnitischen Islam zurück und
kann als Ausdruck spezifischer
Lehren eben jenes Sunnitentums verstanden werden. Die
begriffliche Bedeutung leitet
sich von „as-salaf- as-salih“ (die
rechtschaffenen
Altvorderen)
ab, womit in erster Linie die
Angehörigen der Generation des
Propheten und der folgenden
beiden Generationen gemeint
sind. Der Salafismus zeichnet
sich in erster Linie durch eine
Verleugnung des historischen
Wandels aus, da er jegliche historische Änderung, seit der
Zeit Mohammeds und seiner
Gefährten, innerhalb der Religionsausübung nicht anerkennt.
Das muslimische Leben soll
nach dem Vorbild des Propheten
Mohammed reformiert und die
vom Salafismus idealisierte
Gesellschaft des Frühislam zu
neuem Leben erweckt werden.
Zur Rekonstruktion solch eines
Lebens gehört unter anderem
auch das pedantische Rezitieren
des Koran in arabischer Sprache.
Dabei ist der Salafismus nicht
nur eine moderne, marginale
Strömung des sunnitischen
Islam, sondern tief in der sunnitischen Geistes- und Literaturgeschichte verankert. Die historischen Wurzeln gehen auf die
Reformbestrebungen des saudischen Predigers Muhammed
ibn Abd al-Wahhad zurück, der
im 17. Jahrhundert die Rückkehr zum unverfälschten und
ursprünglichen Islam propagierte und durch seine puritanische Ideologie zum Ziehvater
des staatstragenden Wahhabismus in Saudi-Arabien avancierte. Die Wahhabiten haben
mit ihrer Vorstellung von einer
idealisierten, islamischen Urgemeinschaft und ihrer wortgetreuen Auslegung des Korans die
Grundlage für die Vorstellung
der Salafisten bereitet. Der Ideologietransfer geschieht durch
die Übersetzung von wahhabitischen Texten ins Deutsche,
u.a. vom islamistischen Todesapologeten Dr. Abdul-Rahman
Al-Sheha, dessen Werke von der
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den
Index gesetzt wurden. Dennoch lehnt der Salafismus die
staatstragenden saudischen Elemente des Wahabismus ab und
22
bezeichnet die Monarchie als
unislamisch. Die salafistische
Vorstellung ist die Wiederherstellung des islamischen Kalifats
mit einen religiösen Führer als
Staatsoberhaupt. Der Konflikt
der ideologischen Geschwister
lässt sich aktuell am besten zwischen Euphrat und Tigris im
Krieg des IS gegen Saudi-Arabien ablesen.
Die Salafiyya-Ideologie ist
von einem dualistischen Weltbild gekennzeichnet, das die
Individuen in Gläubige und
Ungläubige einteilt: nicht der
gewöhnliche Muslim gilt als
gläubig, sondern nur derjenige,
der die Verhaltensvorschriften
der Salafiyya minutiös befolgt
und ihre dogmatische Gültigkeit vorbehaltlos unterstützt.
Vertreter anderer Konfessionen
werden mittels der islamischen
Jurisprudenz (takfir) der Apostasie beschuldigt, sollen exkommuniziert oder bestraft und bestenfalls im militanten Dschihad
bekämpft werden.
Im Bezug auf die Akzeptanz
politischer Gewalt lassen sich
drei wesentliche Strömungen in
Deutschland kennzeichnen. Der
puristische Salafismus versucht
zwar nicht unmittelbar andere
Menschen von ihm zu überzeugen, durch die Auslebung
der Ideologie in der Privatsphäre
sind die Anhänger aber dennoch
darauf bedacht, die Ideologie an
die eigenen Kinder weiterzugeben und nach den islamischen
Gesetzen des 7. Jahrhunderts zu
leben.
das gemäßigte Auftreten wird
der Eindruck vermittelt, Gewalt
abzulehnen. Dennoch finden
sich unter dem politisch-missionarischen Spektrum eine Vielzahl von Einzelpersonen und
Gruppen, die den bewaffneten
Dschihad legitimieren und für
notwendig erachten. Eine politische Grundhaltung besteht
immer. Auch wenn die Scharia
nicht mit Gewalt durchgesetzt
werden soll, so ist sie doch
erklärtes Ziel des missionierenden Salafismus.
Die Gruppen, die Da’wa
betreiben, also für den Islam
im Allgemeinen und ihre Auslegung im Speziellen missionieren, fallen immer wieder
durch
die
LIES-Kampagne
auf, bei der Korane in deutschen Innenstädten verteilt
werden und sich ein bewusst
bürgerlicher Anstrich gegeben
wird. Verdeutlicht wird dieser
Anstrich durch das Verteilen
von Flyern und roten Rosen.
Ibrahim Abou-Nagie, Initiator
der LIES-Kampagne, spricht in
diesem Kontext dezidiert davon,
den Islam als schöne Religion
zu präsentieren. Gerade durch
Von dieser Strömung ist der
Übergang zum dritten Spektrum, dem agitativen, dschihadistischen Salafismus, fließend.
Zu diesem Spektrum kann
beispielsweise der IS gezählt
werden. Seit Ende der 1990er
Jahre entwickelte sich die Salafiyya-Bewegung in Deutschland
durch migrantische Prediger
aus dem Nahen Osten und
Nordafrika und ist mittlerweile zu einer äußert aktiven
und gefährlichen islamischen
Bewegung geworden, die besonderen Einfluss auf jugendliche
migrantische Muslime, aber
auch viele Deutsche ausübt,
23
die zur Konversion missioniert
werden sollen. Die salafistische
Szene übt einen großen Einfluss auf die Radikalisierung
Jugendlicher aus, was vor allem
auf ein umfangreiches Angebot
auf Deutsch in stark frequentierten sozialen Medien wie
Facebook, Twitter und Youtube
zurückgeht. Zu den wichtigsten
hiesigen Vertretern der salafistischen Szene gehören die Konvertiten Pierre Vogel, Sven Lau
und Bernhard Falk, sowie der
bereits erwähnte Ibrahim AbouNagie und der Leipziger Imam
Hassan Dabbagh. Insgesamt
zählt der Verfassungsschutz eine
Anhängerschaft von 8350 Personen. 18
18 Vgl. Verfassungsschutzbericht
2015: Islamismus/ islamistischer
Terrorismus. Organisationen und
Personenpotenzial. S. 155.
Im Internet unter: https://
www.verfassungsschutz.de/
embed/vsbericht-2015.pdf
(Abgerufen am 25.10.2016)
24
WAS TUN?
INTERVIEW MIT DER NO-MORE-LIES-KAMPAGNE
D
ie weitverbreitete ­
Annahme, die Bekämpfung des Salafismus sei
ausschließlich die Aufgabe der
Staatsorgane, ist so nicht richtig.
Es bedarf einer antifaschistischen
Kritik und p
­ raktischen Interventionen, auch, um r­ echten Islamneidern, die keine ver­­
nünftige
Islamkritik parat haben, etwas
entgegenzusetzen. Eine Handlungsmöglichkeit bietet die
No-More-Lies-­Kampagne. Diese
agiert gegen die seit 2011 existierende bundesweite salafistische
LIES-Kampagne, welche eine
der ersten Anlaufstellen für werdende Islamisten in den Innenstädten der Bundesrepublik und
sogar international ist, indem
sie kostenlos Korane verteilt.
Diese ist eine erste Anlaufstelle
für werdende Islamisten in den
Innenstädten der Bundesrepublik und sogar international,
indem sie Korane kostenlos verteilt und von da ausgehend Kontakte in die salafistische Szene
vermittelt. Bekannt wurde sie
durch das Verbreiten von Videos
im Internet, die Konvertierungen von Jugendlichen zeigen.
Könnt ihr eure Kampagne kurz
vorstellen? Wann habt ihr euch
gegründet und wie sieht eure
Arbeit konkret aus?
Es ist mittlerweile kein
Geheimnis mehr, dass NRW
eine salafistische Hochburg ist.
Laut Verfassungsschutz leben
in NRW 2.700 Salafisten und
über 200 Personen sollen von
dort nach Syrien und in den Irak
ausgereist sein um sich dort am
Krieg zu beteiligen. Als wichtiger
Teil der Propaganda und Rekrutierung kann auch das Koranverteilungsprojekt „LIES“ um den
Islamisten Ibrahim Abou-Nagie
gelten. Viele der nach Syrien und
in den Irak Ausgereisten, die sich
später in den Reihen des IS und
ähnlicher Gruppen wie al-Nusra
wiederfanden, begannen ihre
Karriere genau dort. Abgesehen
von der Frage, wie man im Allgemeinen islamischen Faschisten
begegnet, drängte sich verstärkt
die Frage auf, warum salafistische Strukturen ohne Gegenwind für neue Leute werben
konnten, die sich schon bald in
den Kampf gegen die kurdischen
25
Gebiete stürzen könnten. Es
waren zuerst PKK-nahe kurdische Gruppen, die gegen LIESStände demonstrierten und
diese attackierten.
Zu Beginn des Jahres 2015
haben wir daher begonnen, uns
mit anderen antifaschistischen
Gruppen aus NRW zu vernetzen,
die ebenfalls im Sinne hatten,
den Islamismus und Salafismus
auf die Tagesordnung zu setzen.
Ein erstes zentrales Anliegen
war es dabei, endlich damit
anzufangen, Proteste gegen die
LIES-Verteilungen zu starten.
Wie unterscheidet sich eure
Arbeit und Recherche von klassischer Antifa-Recherche bzw.
Anti-Nazi-Arbeit?
Im Gegensatz zur Arbeit gegen
Salafisten kann bei antifaschistischer Arbeit auf einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz
zurückgegriffen werden. Es
gibt einerseits Erfahrungswerte
damit, wie man Nazis am besten
bekämpft, aber auch darüber, wie
sie organisiert sind. Bei der Auseinandersetzung mit Salafisten
fehlt dies. Es gibt kaum Informationen darüber, wie sie vernetzt
und was ihre Aktivitäten sind,
wie sie rekrutieren und Propaganda betreiben, wie sie sich
finanzieren und außerdem keine
Erfahrungen, wie sie mit Leuten
umgehen, die sie als Gegner
identifiziert haben. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass man
bei der Recherche an Sprachbarrieren gelangt.
Aber natürlich gibt es in
unserem Vorgehen auch viele
Gemeinsamkeiten. Wir versuchen zentrale Personen zu identifizieren, stellen Verbindungen
zwischen diesen und Organisationen her und gelangen so
Schritt für Schritt zu einem
klareren Bild. Gleichzeitig ist
ein Ziel, ihnen mit öffentlichen
Aktionen wie Kundgebungen
den Raum streitig zu machen.
Nordrhein-Westfalen gilt als
eine Hochburg der salafistischen Szene. Könnt ihr einen
kurzen Überblick über die islamistisch-salafistische Szene in
NRW skizzieren? Wer sind die
wichtigsten Akteure und Vereine und wie schätzt ihr deren
Einfluss auf bundesweiter
Ebene ein?
Man kann wohl am besten
von zwei Hauptaktivitätsfeldern sprechen: das eine sind
Gruppen, die vor allem „Da’Wa“
betreiben, also für den Islam
im Allgemeinen und ihre Auslegung im Speziellen missionieren. Darunter fällt einerseits
die LIES-Kampagne, die nahestehende Gruppe „Die wahre
Religion“ sowie der Düsseldorfer
Verein „Siegel des Propheten“.
Das andere sind als Charity- und
Hilfsorganisationen
getarnte
Gruppen, speziell „Medizin mit
Herz e.V.“ sowie Ansaar International e.V. Regelmäßig werden
Galas organisiert, in letzter Zeit
vor allem mit dem Hintergrund,
Spenden für Syrien zu sammeln.
Dort wird in erster Linie natür-
26
lich Geld gesammelt, aber der
verbindende und vernetzende
Charakter solcher Veranstaltungen sollte auch keineswegs
unterschätzt werden. Es gibt
viele Hinweise darauf, dass das
Geld letztlich bei dschihadistischen Gruppen landet.
Die LIES-Kampagne löste bislang in Medien und Politik
keine großen Kontroversen
aus. Wie ist die Außenwahrnehmung bei euren eigenen
Gegen-Kundgebungen und wie
schätzt ihr das Risiko bei eurer
Arbeit ein?
Viel Öffentlichkeit haben
wir für unsere Kundgebungen
nicht bekommen, was auch,
aber nicht nur, an der geringen
Teilnehmerzahl gelegen haben
wird. Wir hatten den Eindruck,
dass in der linken Szene unsere
Kundgebungen durchaus wahrgenommen wurden, allerdings
gab es weder Anfragen, ob man
uns unterstützen könne, noch
gab es Kritik, die diesen Namen
verdient.
Bei den Kundgebungen selbst
war zu Beginn auffällig, dass
PassantInnen es offenbar als
kaum vorstellbar erschien, dass
linke Gruppen gegen Salafisten
demonstrieren. Wir haben
daher schnell damit begonnen,
rote Fahnen mitzunehmen, um
dieser Fehldeutung entgegenzuwirken.
Die Leute an den LIESStänden reagierten auf unsere
Stände bisher immer sehr
scheu. Sie suchten keinen Streit
oder gar Konfrontation, sondern machten sich in der Regel
schnell aus dem Staub. Unser
Eindruck ist, dass sie bislang vor
allem negative Schlagzeilen vermeiden und als gemäßigt auftreten wollen.
Wie sieht eure Vernetzung aus?
Bis jetzt seid ihr ja nur in NRW
aktiv – gibt es Bestrebungen,
die Kampagne auf andere Bundesländer auszuweiten, bzw.
sich weiter zu vernetzen?
Teil der Vernetzung ist die
Kommunistische Praxis & Kritik
(Bochum), die Emanzipatorische
Antifa Duisburg, Antifa Essen Z,
et2c (Münster), die Antifaschistische Union Dortmund sowie
Einzelpersonen aus mehreren
Städten.
Unser Ziel ist durchaus nicht
nur die Kritik der LIES-Verteilung, sondern überhaupt eine
emanzipatorische Kritik des
Islamismus und eine Arbeit
gegen islamistische Strukturen.
Die Vernetzung auf größerer
Ebene als NRW steckt noch in
den Kinderschuhen, aber hat
begonnen.
27
LOKALBESUCH
ORTE DES ISLAMISMUS IN HANNOVER
E
rstaunlich offen präsentieren sich verschiedene
Orte und Organisationen
des Islamismus aus Hannover
im Internet. Schwieriger ist es,
zu differenzieren, welchen Zwecken sie dienen. Es gibt Vorfeldorganisationen, die unter dem
Titel eines friedfertigen Islam
(vermeintliche) Wohltätigkeitsarbeit leisten oder Bildungsangebote präsentieren. Diese
dienen dazu, junge Menschen
an islamistische Vorstellungen
im Sinne des Korans heranzuführen und sie Stück für Stück in
die salafistische Szene einzugliedern. Dazu kommen deutlich
salafistische Orte und Vereine.
Desweiteren haben wir einige
schiitische und türkisch-islamistische Organisationen und
Moscheen aufgelistet und zur
besseren Übersicht auf einer
Karte geordnet. Schnell wird
klar, wie präsent islamistische
Orte in Hannover sind.
Nordstadt
1
5
4
7
2
Linden Nord
6
8
Mitte
Calenberger
Neustadt
3
Linden Mitte
Linden Süd
Stadtteile Hannovers
28
1
Deutschsprachiger Islam Kreis e.V. (DIK)
sehr anerkannt. Stephan Weil, damals noch
Oberbürgermeister von Hannover, stattete
noch 2012 zusammen mit dem türkischen
Generalkonsul Tunca Özçuhadar der Moschee
einen Besuch ab und warb um den Abbau von
Missverständnissen und Vorurteilen gegenüber der Gemeinde.
Kornstraße 25, 30167 Hannover
Vorsitzender Bassel Fares. Zentrum der hannoverschen salafistischen Szene. Auftritt
bekannter Prediger wie Pierre Vogel, Hassan
Dabbagh und Ahmad Abul Baraa, diese stehen
eher al-Qaida als dem IS nahe. Wird vom Verfassungsschutz als bedeutendstes salafistisches
Zentrum in Hannover und niedersachsenweit
genannt.
2
6
Regelmäßige Spendensammelaktionen in der
Innenstadt, bei denen Kuchen verkauft wird für
„wohltätige Zwecke“, u.a. für den Verein WEFA
e.V. Der Verein war eng verwoben mit der 2010
verbotenen Internationalen Humanitären
Hilfe (IHH). Die Organisation leitete jahrelang
Spendengelder an die Hamas im Gaza-Streifen
weiter und stand der Milli Görüs-Gemeinschaft nahe. Die niedersachsenweiten Kuchenverkaufs-Stände haben alle Verbindungen zu
salafistischen Netzwerken, direkte Spenden
an Dschihadisten konnten bisher allerdings
nicht nachgewiesen werden. Die Verkaufsaktionen und Spendensammlungen sind auch als
Vorfeldorganisationen der salafistischen Szene
zu verstehen, bei denen es darum geht, niedrigschwellig an diese heranzuführen und sich
außerdem einen wohltätigen Schein zu verleihen.
Schlüssel zum Paradies e.V.
Fröbelstraße 13, 30451 Hannover
Vorsitzender Dennis Rathkamp („Abdul Malik“,
bundesweit vernetzter Salafist). Anmeldung
von Koran-Verteilständen in der Innenstadt,
eng vernetzt mit dem DIK e.V., über 50.000
Likes auf Facebook. 2014 Versuch der Gründung eines Dawah-Zentrums in Hannover,
scheiterte an Räumlichkeiten. Organisierte
eine Kundgebung mit Pierre Vogel.
3
Hasrate Mohammad Moschee
Davenstedter Straße 123, 30453 Hannover
Gegründet 2001. Ist schiitisch, pro-iranisch
und organisiert regelmäßig Busse zum antisemitischen al-Quds-Aufmarsch in Berlin.
4
7
Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion DITIB e.V.
Geschäftsführer Ali Ibrahimi. „Bildungs“zentrum mit Schwerpunkt auf islamischen Kursen
seit 2011: Arabisch- und Koran-Kurse, DeutschKurse für Flüchtlingskinder, Vater-Sohn-Veranstaltungen, „Nur Frauen“-Treffs. Treffpunkt
der Internationalen Islamischen Schwesterngruppe, die Verbindungen zum DIK e.V. hat.
Ist als Vorfeldorganisation für islamistische
Gruppierungen zu verstehen.
Vorsitzender Mehmet Zengin. Der türkischen
Regierung unterstellte bundesweite Organisation mit Verbindung zum türkischen Islamismus. Jugendgruppe „Young Ummah“,
primär im türkischen Migranten-Milieu angesiedelt. Ist als Islamverband in Helldeutschland sehr anerkannt trotz nachgewiesener islamistischer Tendenzen.
Islamische Gemeinde Milli Görüs Ortsverein Hannover e.V. (IGMG)
Interkulturelles Zentrum für Bildung und
Familie e.V. (IBF)
Lützowstr. 11, 30159 Hannover
Stiftstr. 10-11, 30159 Hannover
5
Cake Day
Innenstadt
8
LIES! Koranverteilungskampagne
Innenstadt
Findet regelmäßig in der Hannoverschen
Innenstadt statt. Auf deutsch mit Anmerkungen übersetzte Korane werden umsonst
verteilt, dazu missionierende Gespräche und
weitergehende Einladungen zu Veranstaltungen in Moscheen etc. Projekt des erfolgreichen Salafisten Abou-Nagie, weitere Stände
deutschlandweit, in Europa und Brasilien.
Erste Anlaufstelle und Missionierung von
Nicht-Muslimen.
Weidendamm 9, 30167 Hannover
Antisemitische,
türkisch-nationalistische
Organisation aus der Türkei, primär auf türkische Migranten ausgerichtet. Gehört dem
konservativen Islamismus an, Abgrenzung von
Salafismus und Terror, trotzdem Verbreitung
eines islamistischen Weltbildes, politischer
Anspruch als „Vertreter der muslimischen
Interessen“. Die Gemeinde ist trotz mehrfacher Erwähnung im Verfassungschutzbericht
29
30
GEGEN DAS GERAUNE
GLOSSAR, PERSONENREGISTER UND
LISTE ISLAMISTISCHER GRUPPIERUNGEN
Aufgrund der Vielzahl der im Text erwähnten
Personen, Begriffe und Gruppierungen bedarf es einer
prägnanten Informationsgrundlage. Daher versuchen wir
uns im Folgenden an knappen und klärenden Begriffsbestimmungen. Im Glossar sollen alphabetisch prägnante
und kurze Erläuterungen zu wesentlichen islamischen
Begriffen vorgenommen werden. Ein Personenregister
listet und beschreibt die im Text erwähnten Akteure.
Zuletzt folgt eine Auflistung der weltweit wichtigsten
islamistischen Gruppierungen und Organisationen.
31
GLOSSAR ISLAMISMUS
ALLAH
„Der eine und einzige Gott“,
Gottbegriff im Islam.
AL-QUDS
Arabisch für Jerusalem.
ARKAN
Arkan sind die Pfeiler des
Islam. Zu den Säulen des Islams
gehören das Islambekenntnis
(Schahada), das Pflichtgebet
(Salaat),
die
Pflichtspende
(Zakat), das Fasten in Ramadan
(Saum) und die Wallfahrt nach
Mekka (Hadsch). Manche sunnitische Gelehrte zählen den
Dschihad als sechste Säule.
DA’WA
„Ruf zum Islam“, „Ruf zu Gott“,
verwendet für missionarische
Tätigkeit im Sinne des Islam.
DHIMMI
Nichtmuslimische
„Schutzbefohlene“ im Schariarecht
wie Juden und Christen, von
denen für die Unversehrtheit
eine Schutzsteuer abverlangt
wird und die nicht die gleichen
Rechte wie Muslime besitzen.
HADITH
„Mitteilung, Erzählung“, alles,
was vom Propheten Mohammed
an Aussprüchen überliefert
wurde, die Handlungen des Propheten besitzen im Islam normative Gültigkeit und haben
damit eine große Bedeutung.
DSCHAHANNAM
HALAL
Hölle im Islam, geprägt vom
Höllenfeuer (Nār). Gegenbegriff
Dschanna.
Begriff für im Islam Erlaubtes,
Gegenbegriff Haram.
HARAM
DSCHANNA
Paradies im Islam, Gegenbegriff
Dschahannam.
Begriff für im Islam Verbotenes,
Gegenbegriff Halal.
HIDSCHAB
DSCHIHAD
„Anstrengung/Kampf auf dem
Weg Gottes“, großer Dschihad
ist der innere Kampf gegen
das Böse in sich selbst, kleiner
Dschihad der äußere Dschihad,
der Kampf zur Verbreitung des
Islam und Verteidigung der
Muslime.
32
Islamisches Kleidungsstück zum
Verhüllen der Frau, Kopftuch.
Mehr Verschleierung bieten der
Gesichtsschleier Nikab und der
Ganzkörperschleier Burka.
IMAM
„Vorsteher, Vorbild, Richtschnur“, heute Ehrentitel für
herausragende Gelehrte des
Islam, der Imam leitet beispielsweise die Muslime beim Ritualgebet an.
KAFIR (Plural Kuffar)
Nichtmuslime, Ungläubige.
KALIFAT
Herrschaftsbereich
eines
Kalifen, eines „Nachkommen
des Propheten Mohammed“,
der die politische und religiöse
Führungsposition in sich vereint, theokratisches islamisches
Herrschaftsmodell.
SCHARIA
SURE
Gesamtheit des islamischen
Gesetzes, sie reglementiert das
gesamte gesellschaftliche und
familiäre Leben. Die Scharia
basiert auf dem Koran und wird
von Muslimen somit als gottgewollt angesehen.
SCHIITISCHER ISLAM (Schia)
MULLAH
Zweitgrößte
Konfession
des Islam, Glaube, dass nur
Mohammeds
­
Cousin
und
Schwiegersohn Ali und seine
Nachkommen das politische
Oberhaupt der Muslime stellen
dürfen, Herausbildung des
Imamat.
Ehrentitel eines islamischen
Rechts- oder Religionsgelehrten.
SUNNA
MOHAMMED
Religionsstifter des Islam, gilt
dort als Prophet und Gottgesandter.
RAMADAN
Fastenmonat im Islam. Das
Fasten gehört zu den fünf Säulen
des Islam und ist somit Pflicht
für jeden Muslim.
Bezeichnet die Handlungsanweisungen des Propheten
Mohammed, nach dem Koran
die zweite Quelle islamischen
Rechts.
SUNNITISCHER ISLAM (Sunna)
Größte Glaubensrichtung des
Islam, Orientierung am ersten
Nachfolger Mohammeds, der
Kalifen, Herausbildung des
Kalifat.
33
Bezeichnung für Abschnitte
des Korans. Der Koran besteht
aus 114 solcher Suren, die nicht
inhaltlich geordnet sind.
TAKFIR
Bezeichnet im Islam bzw. in der
islamischen Rechtsprechung die
Praxis, jemanden der Ungläubigkeit zu beschuldigen. Nach
dem Aussprechen einer entsprechenden Fatwa kann die
Todesstrafe die Folge sein.
UMMA
Bezeichnet die transnationale
Gemeinschaft aller Muslime.
WAHHABISMUS
Richtung
Islam.
des
sunnitischen
PERSONENREGISTER
ABDUL-RAHMAN
AL-SHEHA
(*1958)
Islamistischer Publizist. Veröffentliche u.a. die Bücher „Botschaft des Islam“ und „Missverständnisse über Menschenrechte im Islam“, in der er die
Ermordung Ungläubiger und
das Schlagen von Frauen vertritt.
ABU BAKR AL-BAGHDADI
(*1971)
Irakischer Dschihadist, der seit
2010 Anführer des Islamischen
Staats ist. 2014 ernannte er sich
selbst zum Kalifen und vertritt
die Ansicht, der Nachfolger des
Propheten Mohammed zu sein.
AHMAD ABUL BARAA
Deutschlandweit
bekannter
Salafist aus Berlin, tritt u.a. in der
Weddinger As-Sahaba Moschee
auf und sieht den Kampf der
Al-Nusra-Front als „gesegneten
Dschihad“ an.
BASCHAR AL-ASSAD
(*1965)
Seit 2010 Machthaber Syriens
(*1964)
Auch bekannt unter dem Namen
Muntasir bi-llah. Deutscher
­Islamist aus Dortmund. Kommt
aus dem terroristischen linksradikalen
Antiimperialismus.
Betreibt u.a. Gefangenen­
hilfe
für terrorverdächtige Isla­misten.
Deutscher Salafist mit palästinensischer Herkunft. Gründer
des Netzwerks „Die wahre
Religion“ und Initiator der
bundesweiten und internatio­
nalen LIES-Kampagne, bei der
Korane in Innenstädten verteilt werden. Zudem hält er
­Islamunterricht für Kinder und
Jugendliche an verschiedenen
Moscheen in Deutschland.
GAMAL ABDEL NASSER
KHALED MASH’AL
(*1918 †1970)
(*1956)
BERNHARD FALK
(*1967)
Von 1954 - 1970 Staatspräsident
Ägyptens. Vertreter des arabischen Nationalismus.
HASSAN AL-BANNA
(*1906 †1949)
Gründer und geistiger Führer
der Muslimbruderschaft, noch
heute berufen sich zahlreiche
islamistische
Gruppierungen
auf seine Ideen, u.a. die Hamas.
ANWAR AS-SADAT
HASSAN DABBAGH
(*1918 †1981)
(*1972)
Von 1970 bis zu seiner Ermordung 1981 Staatspräsident
Ägyptens.
IBRAHIM ABOU-NAGIE
Bekannter Salafist und Imam
aus Leipzig. 2009 ermittelte die
Staatsanwaltschaft
München
gegen ihn wegen Bildung einer
kriminellen Vereinigung und
Volksverhetzung. Das Verfahren
wurde eingestellt.
34
Islamistischer
Führer
der
Hamas. Lebt im Exil in Katar.
MOHAMMED AMIN
AL-HUSSEINI
(*1893 †1974)
Auch „Großmufti von Jerusalem“. Islamischer Geistlicher
und palästinensischer Nationalist. Maßgeblich beteiligt an
der Ausbreitung des Antisemitismus in der arabisch-muslimischen Welt. Unterstützer der
­deutschen Nationalsozialisten
und persönlich vertraut mit
Hitler. Lebte zeitweise im Berliner Exil.
MOHAMMAD MOSSADEGH
OSAMA BIN LADEN
SAYYID QUTB
(*1882 †1967)
(*1957 †2011)
(*1906 †1966)
Ehemaliger
Premierminister
des Iran. 1953 von der USA und
Großbritannien gestürzt.
MOHAMMED REZA PAHLAVI
(*1919 †1980)
Von 1941 - 1979 Schah von
Persien. Näherte den Iran an den
Westen an. Nach dem Erstarken
der islamischen Revolutionsbewegung unter Ruhollah Chomeini und zahlreichen Protesten
verließ er 1979 den Iran. Einen
Monat später rief Chomeini die
Islamische Republik aus.
MUHAMMED IBN ABD
AL-WAHHAD
(1702 †1792)
Islamischer
Gelehrter
und
Begründer des Wahhabismus.
MUSTAFA KEMAL ATATÜRK
(*1881 †1938)
Begründer
der
modernen
Türkei, schaffte das osmanische
Kalifat ab. Von 1923 - 1938 erster
Präsident der türkischen Republik.
Gründer und politischer Führer
des Terrornetzwerks al-Qaida.
Maßgeblicher Drahtzieher der
Anschläge vom 11. September
2001. Proklamierte in seinen
Schriften und Reden immer
wieder einen Krieg gegen Juden
und Kreuzzügler und erklärte
das Töten von Zivilisten und
Soldaten der USA zur heiligen
Pflicht eines jeden Muslims.
Islamistischer
Theoretiker
und Stichtwortgeber der Muslimbruderschaft.
Veröffentlichte 1950 die breit rezipierte
antisemitische
Kampfschrift
„Unser Kampf gegen die Juden“.
Zahlreiche
dschihadistische
Gruppen beriefen und berufen
sich auf seine Schriften.
SVEN LAU
(*1980)
PIERRE VOGEL
(*1978)
Auch Abu Hamza. Konvertiter
Salafist aus Köln. Einflussreichste Koryphäe und Star der
salafistischen Szene in Deutschland. Zahlreiche Auftritte in
verschiedenen
Moscheen,
auf Kundgebungen oder auch
in selbtsgedrehten YoutubeVideos.
RUHOLLAH CHOMEINI
(*1902 †1989)
Politischer Führer der islamischen Revolution im Iran. Ließ
unmittelbar nach der Revolution reihenweise Kommunisten,
linksliberale und die säkulare
Opposition verhaften oder
gleich ermorden und weitete
den bis heute anhaltenden islamischen Tugendterror auf die
gesamte Gesellschaft aus.
35
Auch Abu Adam. Salafistischer
Prediger aus Mönchengladbach. Neben Pierre Vogel und
Ibrahim Abou-Nagie bekanntestes Gesicht der salafistischen
Szene.
Hielt sich zeitweise
in Ägypten und Syrien auf.
Begründer der sogenannten
„Scharia-Polizei“, die versuchte,
islamische Jugendliche von
Alkoholkonsum und Glücksspiel
abzuhalten.
GRUPPIERUNGEN UND
ORGANISATIONEN
AL-QAIDA
Sunnitisch-islamistisches­ Terrornetzwerk, welches weltweit
­aktiv ist, ideologischer Urvater
und Führer: Osama bin Laden,
erstmals in Erscheinung getreten durch den Anschlag auf
das World Trade Center 1993.
AL-SHABAAB
Islamistische Miliz in Somalia,
militanter Flügel der „Union
islamischer Gerichte“, kämpfte
zunächst vorwiegend im somalischen Bürgerkrieg, Kontakte
zu al-Qaida. Die Miliz verübte
zahlreiche Anschläge, vor allem
im Nachbarland Kenia.
BOKO HARAM
Übersetzt „Westliche Bildung
ist haram“, islamistische Terrorgruppierung in Nigeria, schloss
sich 2015 dem IS an, bekannt für
brutale Übergriffe auf Christen
und Muslime, die sie nicht
unterstützen.
DSCHABHAT FATAH
ASCH-SCHAM
FREIE SYRISCHE
ARMEE (FSA)
Ehemals
Al-Nusra-Front.
Trennte sich von dem Namen,
um die islamistischen Rebellengruppen im syrischen Bürgerkrieg wieder zu vereinen. Stand
al-Qaida nahe. Kämpft im syrischen Bürgerkrieg gegen das
Assad-Regime, gleichzeitig aber
auch gegen die Freie Syrische
Armee und die kurdische YPG.
Militärische
Oppositionsgruppe, die im syrischen
Bürgerkrieg
gegen
das
Ba’ath-Regime unter Assad
kämpft. Setzt sich aus desertierten und übergelaufenen
Soldaten der syrischen Armee,
kurdischen, drusischen, palästinensischen, aber auch islamistischen Kräften zusammen.
FATAH
HAMAS
1959 von Yassir Arafat gegründete Guerilla-Organisation,
die zunächst durch Terror die
„Befreiung Palästinas“ anstrebt.
Heute bildet sie die herrschende
politische Partei im Westjordanland. Größte emanzipatorische Errungenschaft: setzte
als erste Terrororganisation
weltweit auch weibliche Selbstmordattentäter ein. 2015 Versöhnungsabkommen und Einheitsregierung mit der Hamas.
DIE WAHRE RELIGION
Salafistisches Netzwerk aus
Deutschland. Vertreten durch
Ibrahim Abou-Nagie. Organisiert regelmäßig Vorträge und
Seminare mit islamistischen
Predigern. Bekannt für Open-Air
Veranstaltungen, bei denen
immer wieder Jugendliche auf
der Bühne zum Islam konvertieren. Verantwortlich für die
bundesweite LIES-­Kampagne.
36
1987 im Zuge der ersten­
Intifada gegründete sunnitisch-islamistische ­Gruppierung. Zweig der Muslimbruderschaft. Besteht aus den
dschihadistisch-militärischen
Kassam-Brigaden und einer
politischen Partei im GazaStreifen. In ihrer bis heute
gültigen Gründungscharta bezieht sie sich auf u.a. auf die
antisemitischen „Protokolle
der Weisen von Zion“, propagiert die Vernichtung Israels
und will an dessen Stelle einen
islamischen Staat errichten.
Zeichnet sich verantwortlich
für zahlreiche Attentate und
Angriffe auf Zivilisten in Israel.
HISBOLLAH
Schiitische Terrormiliz und
Halbstaatsgebilde aus dem
Libanon. Wird seit ihrer Gründung vom iranischen Regime
logistisch und finanziell unterstützt. Seit 1992 in der libanesischen Nationalversammlung
vertreten. Verantwortlich für
zahlreiche
Terroranschläge,
zuletzt bei einem Selbstmordattentat 2012 in Bulgarien, bei
dem fünf israelische Touristen
sowie der Busfahrer beim
Einstieg in einen Ferienbus
durch eine Rucksackbombe
getötet wurden.
ISLAMISCHER STAAT (IS)
2003 gegründete terroristische
sunnitische Miliz mit zehntausenden Mitgliedern, die in
Syrien und dem Irak größere
und in Libyen kleinere Gebiete
unter Kontrolle hält. Dort
befindet sich ein als „Kalifat“
bezeichneter Quasi-Staat, der
nach Scharia-Recht funktioniert und dessen „Kalif“, also
weltlicher und geistlicher
Führer, Abu Bakr a­ l-Baghdadi
ist. Geht mit äußerster
Brutalität vor und wird von
einer internationalen Koalition unter Führung der USA
militärisch bekämpft.
MILLI GÖRÜS
Islamische Bewegung, die in
verschiedenen Ländern aktiv
ist. Die Bewegung geht auf
den
türkisch-islamistischen
Politiker Necmetin Erbakan
zurück, der die Bekämpfung
des Säkularen und die Rückkehr zu gerechter Ordnung
im Sinne des Koran forderte.
Verbreitung antisemitischer
Ve r s c h w ö r u n g s t h e o r i e n ,
seit den 70er Jahren auch in
Deutschland aktiv, wo sie vom
Verfassungschutz
aufgrund
islamistischer Bestrebungen
beobachtet werden.
MUSLIMBRUDERSCHAFT
1928 gegründete einflussreiche islamistische Bewegung. Gegründet von Hassan
al-Banna. Die erste städtisch
und in Massen organisierte
Bewegung des Islam. Die Muslimbruderschaft hatte einen
erheblichen Einfluss auf die
Entwicklung des modernen
Islamismus.
37
PLO
Palestine Liberation Organization,
Palästinensische
Befreiungsorganisation. 1964
durch den ägyptischen Machthaber Gamal Abdel Nasser gegründete ­Terror-Organisation.
Stärkste Fraktion stellt die
Fatah. Von 1969 bis zu seinem
Tod 2004 war Jassir Arrafat
Vorsitzender und Führer der
PLO. Amtierender Vorsitzender ist zurzeit Mahmud
Abbas (Präsident der palästinensischen
Autonomiebehörden).
TALIBAN
Entstand in den frühen 1990er
Jahren als r­ adikalislamistische
Miliz. Unterstützung von
al-Qaida und weiteren dschihadistischen Gruppen. Seit dem
Sturz ihrer Regierung durch
die USA 2002 bekämpfen sie
von Pakistan aus die neue afghanische Regierung und die
im Land stationierten ISAFTruppen.
Belle Vie – Antideutsche Gruppe Hannover
Besteht seit 2013, ehemals association [belle vie].
Aus der marginalen Position als antideutsche
Kommunisten legen wir den Fokus darauf,
­
durch punktuelle Aktionen die Restvernunft
zu mobilisieren und die vor sich ­
erschrecken
zu lassen, die dazu noch fähig sind, um zu
Selbstkritik und Erkenntnis zu gelangen, kurz:
den grassierenden Wahn zu denunzieren.
Antideutsch: Interventionen in den deutschen
Alltag, gegen eine Ideologie, die sich zwar in
Deutschland am klarsten herauskristallisiert
hat, aber weder orts- noch zeitgebunden ist. Die
Parallelen zwischen der d­
eutsch-nationalsozialistischen Feindlichkeit gegenüber dem Ideal der
Aufklärung, Individualität und Vernunft, dem
selbstmörderischen Vernichtungseifer und der
Ideologie der Islamisten ist kaum zu übersehen.
La belle Vie: Obwohl die Welt zurzeit so eingerichtet
ist, dass es eher gilt, den bürgerlichen Rechtsstatus
zu erhalten, halten wir es immer noch mit dem
Diktum, den besseren Zustand zu denken als den,
in dem man ohne Angst verschieden sein kann.
belleviehannover.org
Der politische Islam wird immer stärker und artikuliert sich
immer offensiver. Sei es in den Terroranschlägen von Paris,
Brüssel oder Nizza, den Eroberungszügen von Islamisten
in Teheran, Riad und Rakka, dem Kuschelkurs des „hellen“
Deutschlands gegenüber ihrer Lieblingskultur oder im zum
Hass kompensierten Neid des „dunklen“ ­Deutschlands auf
den Islam - er zeigt Wirkmächtigkeit. Dies zum Anlass
haben wir uns vorgenommen, dem Nicht-Verhalten der
hannoverschen Linken und der Ignoranz der multikul­
turellen Stadtgesellschaft zum Trotz eine Broschüre zu
verfassen. Zu groß ist die Angst kulturalistischer Linker vor
dem selbst erhobenen Rassismusvorwurf und zu platt und
unzutreffend ist die Nicht-Analyse rechter „Islamkritiker“.
belleviehannover.org
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