gel-l5 RHEINISCHE POST DIENSTAG, 6. NOVEMBER 2012 Kultur im Gelderland C5 Eine Meisterleistung in St. Peter und Paul MELDUNGEN Keine Karten mehr für Freischlader-Band GELDERN (pra) Der Culturkreis Gelderland und die Volksbank an der Niers präsentieren „Blues im Muddy Waters Saal“. Dazu ist eine der besten Bluesrock-Formationen Deutschlands zu Gast in Geldern. Die „Henrik Freischlader Band“ spielt am Samstag, 17. November, ab 20 Uhr im Saal der Gaststätte „Zur Niersbrücke“, Harttor 27. Wie richtig der Culturkreis mit dieser Verpflichtung liegt, zeigt die Tatsache, dass alle Karten ausverkauft sind. Die Besucher des Geistlichen Konzerts hörten Luigi Cherubinis „Requiem“. Außerdem erklang Franz Schuberts „Unvollendete“. VON UDO SPELLEKEN STRAELEN Im Rahmen der Geistli- Rockmusik auf Streichinstrumenten GELDERN (RP) Das nächste Konzert im „Schwarzbrenner“ an der Glockengasse in Geldern findet am Samstag, 10. November, statt. Ab 21.30 Uhr gastiert dort die Band „Rockoustix“. Das Sextett spielt Rock- und Popmusik auf klassischen Streichinstrumenten. Der Eintritt ist frei. Langkamp-Präsentation im Kurhaus verlängert KREIS KLEVE (RP) Wegen des großen Publikumsinteresses verlängert das Museum Kurhaus Kleve die Präsentation des ersten Preisträgers des Werner-Deutsch-Preises für Junge Kunst, Johannes Langkamp. Die Ausstellung dauert jetzt bis einschließlich Sonntag, 25. November. In der komplexen, vom Künstler eingerichteten Installation im zweiten Obergeschoss des Museums sind Arbeiten der Jahre 2011/12 zu sehen. Kunstwerk des Monats: Van Halls Scheune Ein beeindruckendes Konzert erlebten die Zuhörer in Straelens Pfarrkirche St. Peter und Paul. RP-FOTO: JÜRGEN VENN chen Musik waren in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Franz Schuberts Sinfonie „Unvollendete“ und das „Requiem in c-moll“ für gemischten Chor und Orchester von Luigi Cherubini zu hören. Im Fokus stand die Komposition des Italieners. Sie wurde am Niederrhein erstmals aufgeführt, wie Otto Maria Krämer, der Leiter des Chors und des Konzerts, im Vorfeld mit Stolz anmerkte. Cherubinis „Requiem“ erlebte seine Uraufführung 1817 zum Jahrestag der Hinrichtung von Ludwig XVI. Mit dem mehr als 50 Stimmen zählenden „Chor-Projekt“ hatte Krämer ihm verbundene Sänger zur Hand, die seine Direktiven bis ins Detail mit klanglichem Leben füllten. Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche erlebten Krämers Fähigkeiten, Spannung über weite Strecken zu halten, Höhepunkte lang anzubahnen und dann wirkungsvoll zu gestalten. Eindrucksvoll war zu hören, wie Cherubinis Phrasen von Chor und Orchester nicht bloß wiederholt, sondern gleichsam aufeinandergeschichtet und spannend weiterentwickelt wurden. Mit Sinn für den richtigen Effekt und musikalischer Stilistik in der Sequenz hielt der Di- rigent mitunter die Musik etwas zurück, um Höhepunkte umso machtvoller erscheinen zu lassen. Der Chor agierte feinsinnig mit fülliger Harmonie und gleichzeitig transparent gestalteten Führungen, die den Anforderungen von Cherubinis Vokalsatz vollauf gerecht wurden. Besonders die hohen Frauenstimmen begeisterten in der Sequenza beim „Salva me“ und „Voca me“ mit luftig leichter und heller Stimmung. Zum klaren Chorklang passte bei den Streichern das sehr vibrato-reduzierte Spiel. Die Bläser überzeugten mit beflügelten Akzenten und fügten dem Klang zahlreiche Farben und wesentliche Momente der Dramatik hinzu. Krämer war in der Lage, dynamische Nuancen ebenso gut abzubilden wie transparente Stimmführung und rundes Klangvolumen. Eine Meisterleistung von allen Beteiligten. Die Kammersinfonie Straelen, ein Orchester von rund 30 Musikern aus Duisburg und Umgebung, hatte zuvor mit Schuberts „Sinfonie Nr. 8 h-moll“ eröffnet. Sie ließ der Komponist 1822 auf der Suche nach einem neuen Sinfonietyp, der der Größe der Beethovenschen Werke gleichkam, ohne diese aber zu kopieren, entstehen. Der Versuch blieb ein Fragment mit zwei Sätzen. Mit großer Klangentfaltung und PROJEKTCHOR Gastsänger sind gerne gesehen Was Der Projektchor an St. Peter und Paul in Straelen studiert kammermusikalische und sinfonische Chormusik aller Epochen ein. Wie Bei Interesse am Mitsingen wird die regelmäßige Teilnahme an den Proben erwartet sowie die Bereitschaft zur Erarbeitung neuer, auch unbekannter Literatur. Das kann auch mittels einer ÜbungsCD geschehen. Wer Teilnehmer können alle Sänger der Chöre an St. Peter und Paul Straelen sowie Gastsänger sein. Kontakt Interessenten melden sich beim musikalischen Leiter Otto M. Krämer, Telefon 02834 78681. Auskünfte unter www.geistliche-musik-straelen.de. deutlichen Phrasen der tiefen Streicher verlieh Krämer dem ersten Satz „Allegro moderato“ besonderes Gewicht. Die einzelnen Themen wurden geschlossen und zusammenhängend dargestellt und ebenso deutlich voneinander abgesetzt. Mit fröhlich selbstbewusstem und wagemutigem Charakter erklang das „Andante con moto“. Ganze Breite des Varietés fürs Gelderner Publikum In der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums gab es alles vom Geigenvirtuosen über eine Akrobatin bis zum Kabarettisten. VON CHRISTOPH KELLERBACH Im Jahr 1844 entstand diese Gouache mit der Dresch-Szene. FOTO: MUSEUM KEVELAER (RP) Das Kunstwerk des Monats November im Museum Kevelaer stammt vom niederländischen Landschaftsmaler und Lithograph Jan Jacob Teyler van Hall (1794-1851). Er war als Handelsagent tätig. Die 1844 entstandene Gouache zeigt eine Scheune mit geöffneten Toren in verschneiter Landschaft. Auf der Tenne dreschen drei Männer das Getreide mit Dreschflegeln. Ein Mann in blauer Kleidung mit Kopfbedeckung und geschultertem Sack beobachtet das Dreschen, das sich auf den Höfen über den Winter bis zur Fasnacht hinzog. GELDERN RWE Deutschland, der Kunstverein Gelderland und die Stadtwerke bescherten mit dem Varieté-Gesellschafts-Abend in der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums eine der besten Veranstaltungen des Jahres. „Die Konzeption des Abends gibt es bislang nur einmal in Deutschland“, verriet Regisseur Christan Eggert. „Denn alle Darsteller kommen am Anfang auf die Bühne, auf der ein Kaffee-Haus nachgestellt wurde. Für ihre einzelnen Darbietungen kommen sie dann aus dem Hintergrund nach vorne ins Rampenlicht.“ Durch den Abend führte „Maître Willi“ alias Reiner Scharlowsky, der mit klassischem Slapstick und Wortwitz die einzelnen Auftritte verband. Jeder Künstler trat im Verlauf des Abends mehrfach auf, kein Segment war länger als gut 15 Minu- ten, und auf musikalische Momente folgte meist etwas Humorvolles, so dass die „hervorragende Präsentation unglaublich abwechslungsreich“ daher kam, wie auch Bürgermeister Ulrich Janssen fand. Es gab für jeden Geschmack das Richtige. Neben einer Band und einem gut eingespielten Technik-Team für die Hintergrundmusik, spielte sich gleich zu Beginn der Geiger Christoph Broll mit fantastischer Virtuosität und immer einem Lächeln auf den Lippen in das Herz und die Ohren der Zuschauer. Ausgewählt gute Sänger der Essener Folkwang-Universität der Künste waren ebenfalls dabei, um die mehr als 750 Gäste zum Mitmachen anzuheizen. Musikalisch war auch das britische Duo Carrington-Brown, welches mit flippigem Humor beeindruckende Tonparodien verschiedenster Genres mit gesprochenem Witz kombinierte. Eben jener kam auch bei den Herongen hört Filmmusik und Rock beiden Gentlemen des „Wall Street Theatre“ nicht zu kurz, während Kabarettist Hort Schroth vorführte, dass es lustig und lehrreich sein kann, auf der Bühne das Verhältnis zwischen Mann und Frau zu erforschen. Atemberaubend war die Bewegungskunst der Ukrainerin Hele- MELDUNGEN Tschechische Pianistin liefert hoch-dramatisches Konzert Literatur am Kamin mit Peter Ostermann HERONGEN (fm) Konzentriert schau- en knapp 35 Kinder in ihre Noten, das Instrument im Anschlag. Sie warten auf das Zeichen des Dirigenten Peter Peeters zum Ansetzen und Spielen. So trug es sich am Samstagabend in der Turnhalle an der Neustraße in Herongen zu. Dorthin hatte der Musikverein zum Jahreskonzert geladen. Sehr gut besucht war die Halle, doch der Vorsitzende Willi Tissen ist sich mit dem Rest des Musikvereines einig: „Im nächsten Jahr wollen wir definitiv in der Bürgerhalle unser Konzert veranstalten.“ Den Konzertbeginn gestaltete die Jugendgruppe mit Titeln wie „Viva la vida“ der englischen Gruppe ‚Coldplay’ oder „Elves’ Dance“, ein Ausschnitt aus dem Ballett „Der Nussknacker“ von Tschaikowski. Das wöchentlich sonntägliche Proben zahlte sich voll und ganz aus und wurde mit viel Applaus vom Publikum belohnt. Den Hauptteil des Abends machte der Musikverein aus. „Von leichter Unterhaltungsmusik bis zu schwerer Konzertmusik befindet sich alles im Repertoire des Verei- Hoch das Bein: Teufelsgeiger Christoph Broll brachte seine Kollegen auf der RP-FOTO: GERHARD SEYBERT Bühne in Geldern zum Tanzen. WACHTENDONK (RP) Peter Ostermann In einen Konzertsaal verwandelte der Musikverein Herongen mit seinem Dirigenten Peter Peeters die Turnhalle. RP-FOTO: THOMAS BINN nes“, erläuterte Moderator Lothar Paland. So gab es Rockmusik des bereits verstorbenen Sängers Freddie Mercury und seiner Band „Queen“, darunter die berühmten Titel „We will rock you“, „Bohemian Rhapsody“ und „We are the champions“. Auch John Leslie Humphreys, genannt Les Humphries, war mit einigen Stücken in einem Medley vertreten. Nach der Pause kam eines der bereits angekündigten „schweren Konzertstücke“ – ein Arrangement mit Melodien aus der Filmtrilogie „Herr der Ringe“. Der Musikverein entführte die Zuhörer in die Welt der Hobbits und in andere Fan- tasiereiche. Doch nach der Filmmusik mussten die Stimmbänder ordentlich geölt werden, denn die Freunde der deutschsprachigen Musik beziehungsweise der Schlager kamen nicht zu kurz: Ein Medley aus Liedern der Band ‚Pur’ wurde präsentiert – darunter auch das bekannte Lied „Lena“. Im Anschluss durfte das Publikum in die Welt des Wolfgang Petry eintauchen. „Hölle, Hölle, Hölle“ kündigte einer der zwei Tuba-Spieler an – und alle Gäste wussten Bescheid. Nach zwei Zugaben hieß es „Auf Wiedersehen – bis zum nächsten Jahr in unserer neuen Bürgerhalle“. na, welche mit gravitationstrotzender Wahnsinnsakrobatik um eine und mit einer Stange in Höhen und solcher Anmutigkeit drehte, dass es eine Wonne war. Lustigere Körperbeherrschung gab es vom Pantomimenclown Herr Niels, dessen gummigliedrige Artistik man schon gesehen haben muss, um es zu glauben. Die StreetArt-Tänzer Fatmir & Bouni ebenso wie der Jongleur Fernando Miguel aus Brasilien sorgten auch für große Augen und offene Münder mit ihren brillanten Bewegungen. Und wortwörtlich verzaubert wurden nicht nur zwei Freiwillige auf der Bühne von Nachwuchskünstler Marc Weides humorigen Magie-Einlagen. „Der Abend war unglaublich gut“, lobte Besucher Jean Degenhardt, und auch alle anderen waren sich einig, dass es„einfach fantastisch“ war. Der fast zehnminütige Applaus zum Abschluss spricht da für sich. aus Wachtendonk liest in der Reihe „Literatur am Kamin“ aus seinem Roman „Das Lächeln der Bäckerin“. Die Veranstaltungen beginnen in der Gaststätte Büskens, Weinstraße 24, in Wachtendonk an den Freitagen 9. und 16. November jeweils um 19 Uhr. Die Kosten pro Lesung betragen einschließlich eines kleinen Essens 15 Euro oder im Paket 35 Euro. Anmeldungen nimmt die Gaststätte Büskens auch telefonisch unter 02836 495 entgegen. „The Silent Steps” treten in der Kulturrampe auf NIEDERRHEIN (RP) Die Band „The Silent Steps” aus Tönisvorst steht für einen Sound, der sich an akustischer Singer-/Songwriter-Musik orientiert. Am Freitag, 9. November, ist die Gruppe ab 21 Uhr in der Kulturrampe Krefeld am Großmarkt, Oppumer Straße 175, zu hören. Karten kosten im Vorverkauf sieben Euro, an der Abendkasse neun Euro. STRAELEN (usp) Im besten Sinne „klassisch“ eröffnete die junge tschechische Pianistin Veronika Böhmová ihr Konzert im Europäischen Übersetzer-Kollegium. Die Interpretation von Händels „Suite Nr. 8 f moll“ musizierte sie klangschön und natürlich frei, ohne große Zugeständnisse an die historisch angelehnte Aufführungspraxis. Es ging ihr nicht ums pure Handwerk, das sie im Laufe ihres Programms noch zur Genüge auf höchstem Niveau zeigen konnte, sondern um deutliche Konturen und rhythmische Präzision. Sie dehnte manche Sätze in endlose Klangräume, dass man sich darin zu verlieren glaubte. Mit zart tröpfelndem Anschlag hauchte sie das „Adagio“, was ihr ermöglichte, die dynamische Steigerung auch ganz organisch wieder in ein fast unhörbares Nichts zurückzuführen. Der Kawai-Flügel erlaubte ihr, andere Pianissimo-Farben und Tempo-Paletten zu wählen, als dies auf einem Cembalo möglich wäre. Mit Pathos ging die 27-Jährige die „Sonate C-Dur“ von Brahms an. Sie hielt das zunächst bedächtig wirkende „Allegro“ konsequent ein und versank dann intensiv im dahinfließenden „Andante“. „Rasch und feurig“ hatte Brahms das „Scherzo“ überschrieben, und diese Tempoangabe setzte Böhmová hochvirtuos wie streng um. Mit überraschenden Ausdrucksund Stimmungsschwankungen erstaunt Chopin in seiner „Barcarolle“ (Gondellied), einem temporeichen Opus mit enormem Spannungsaufbau. Die sanften Wellenbewegungen des Wassers verwandelte die Pianistin klanglich in ein hoch-dramatisches Geschehen. Böhmovás Interpretation der „Etudes-tableaux“ op. 39, das wohl zu den anspruchsvollsten Soloklavierwerken Rachmaninows zählt, strahlte eine bezwingende Klarheit aus. Ihr Vortrag verfügte über die musikalische Intelligenz, den komplexen Satz dieses „Etüden-Gemäldes“ so facettenreich zu gestalten.