Persönlich erstellt für: asbl asti POLITIK ÉCONOMIE KULTUR Tageblatt Foto: Isabella Finzi Seite 9 / Nr. 53 Freitag, 3. März 2017 Lydie Err und Kammerpräsident Mars di Bartolomeo, der sich schwertat, sie „Ombudsman“ zu nennen Dreimal mehr Asyldossiers OMBUDSMAN Jahresbericht von Lydie Err Robert Schneider Ihren fünften und letzten Jahresbericht hat Ombudsman Lydie Err (den Titel „médiateure“ vermeidet sie, weil dies zu einer Verwechslung mit den privaten Mediatoren führen könnte) gestern Vormittag im Plenarsaal des Parlaments sowohl den Abgeordneten als auch der Öffentlichkeit vorgelegt. Dabei scheute sich die Juristin wie gewohnt nicht, Kritik an Ministerien, Gemeinden und Verwaltungen zu üben, und nannte diese auch beim Namen. Schlecht weg kommt in dem Bericht z.B. das Erziehungsministerium, bei dem Lydie Err (die, wie sie sagte, persönliche Gespräche zur Problemlösung schätzt) sich seit dem 15. Dezember um einen ADR: Spalter in den eigenen Reihen S. 10 Termin bemüht und keinen bekommt. Auch verschiedene Gemeinden, die auf Anfragen des Ombudsman mit Briefen von Rechtsanwälten an die „Kunden“ der Behörde reagieren, findet Err wenig kooperativ. Positiv schätzt sie die Arbeit des OLAI und der Einwanderungsbehörden ein, auch wenn es hier punktuelle Probleme gebe, insbesondere, was Dossiers von Asylbewerbern, die das Statut des internationalen Schutzes nicht erhielten, angehe. Allgemein lobte Err also die Arbeit dieser – zurzeit am Limit arbeitenden – Behörden, verlangt aber auch vom Staat die Bereitstellung von weiteren Mitteln, etwa zur Instandsetzung der Aufnahmezentren, besonders in sanitärer und hygienischer Hinsicht. Die Ombudsman-Mitarbeiter haben etwa die Hälfte der Einrichtungen besucht, um sich von der Berechtigung der entgegengenommenen Klagen zu überzeugen, und Lydie Err regt nun nicht nur an, die entsprechenden Häuser alle mit Küchen auszurüsten, sondern sie ist auch der Meinung, dass den oft gut ausgebildeten Asylbewerbern schnell die Möglichkeit gegeben werden sollte, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dies solle unter anderem durch spezielle Aus- und Weiterbildungsprogramme erreicht werden sowie durch Sprachkurse in den Gemeinden. Noch nie habe Luxemburg über ein solches Potenzial an gut ausgebildeten Menschen verfügt. Dies solle genutzt werden – eine Win-win-Situation für das Land und die Flüchtlinge ... Aufregen tut sich Err denn auch über zu lange Prozeduren. Kaum eine Wohnung von Fillon durchsucht Kandidat von Les Républicains unter Beschuss / S. 11 Verwaltung hierzulande halte sich an vorgegebene Fristen, monierte sie. Doch auch speziell dramatische Einzelfälle gefallen ihr nicht. So z.B. der Fall eines Syrers, der über drei Jahre auf einen Bescheid warten musste, weil er das „Pech hatte, ein zu perfektes Französisch zu sprechen“ und er und seine Angaben gleich mehrfach (sogar im Ausland) geprüft wurden. Eine gute Zusammenarbeit pflege die Behörde mit dem für Studentenbörsen zuständigen Cedies, der allerdings in seinen negativen Bescheiden nur darauf verweise, dass die Studenten ein Rekursrecht vor Gericht hätten, die Möglichkeit, sich beim Ombudsman über die Entscheidung zu beschweren, werde nicht angegeben. Dies sei aber ohnehin selten der Fall ... Uraufführung: Pirandello und Musiktheater S. 20