Der Komponist, Pianist, Autor und Regisseur Dietmar Loeffler Seine Stücke füllen Häuser Abend für Abend. Spätestens seit seinen „Männerbeschaffungsmaßnahmen“ ist Dietmar Loeffler kein Geheimtip mehr. „Pasta e Basta“ wurde im Sommer 2009 zum Renner der Hamburger Kammerspiele und zeichnete den Autoren einmal mehr als Meister seines Fachs aus. Doch „Pasta e Basta“ ist mehr als das. Der Liederabend ist auch ein Stück weit Resümee dessen, was seine Biographie einzigartig macht. Zuhause in der großen wie kleinen Bühnenunterhaltung, ist es Anliegen des Autors, in seinen Stücken stets aufs Neue „eine eigene Welt entstehen zu lassen“. Ein Wunsch, der gleichsam der Beginn einer Reise ist, die Loeffler „Emotionen und Empfindungen auf eine ganz andere Weise angehen“ lässt. Was später die Lust an Improvisationen und musikalischem Witz ausmacht, beginnt mit einer aussichtsreichen Karriere im klassischen Fach. Aufgewachsen in Tübingen, wird die Musik schon sehr früh zu Loefflers Welt. Zunächst ist es die Klavierlehrerin aus der Schweiz, deren Spiel er als Kind bewundert, die ihn passioniert an die Sprache der Musik heranführt. Schon mit 16 studiert er an der Hochschule Trossingen, absolviert die klassische Musikausbildung und besucht dabei weiterhin das Gymnasium in Tübingen. Er leitet die Schulband. Das Interesse an modernem wie klassischem Stil beginnt hier. Es wird später bezeichnend für den Charme und die Vielseitigkeit seiner Arbeit. Er erwirbt die Konzertreife im Fach Klavier und in Liedbegleitung, parallel dazu absolviert er das Studium der Germanistik und Musikwissenschaften. Insbesondere die Liebe zur Literatur ist es, die seine Begeisterung für den Umgang mit Texten und musikalischen Formen entfacht, die seine Suche nach Melodien, die ihren Text weniger begleiten als unterstützen, anspornt. Kurze Studienaufenthalte führen ihn immer wieder nach Italien. Hier wird er zum Liebhaber südländischer Finesse. Italienische Kaffeespezialitäten werden zu seiner Leidenschaft und Loeffler zum Kenner. Bis heute tischt er großen und Seite 1 / 2 kleinen Stars feinsten Espresso oder Cappuccino auf, ist er berühmt für seine aromatischen Kreationen. Und noch ein anderes Detail beschließt die langjährige Affinität Loefflers zu Italien. Er begegnet dort seiner großen Liebe und späteren Frau. Ein großes Bühnenprojekt mit André Heller, dem eine sechsmonatige Tournee folgt, wird für Loeffler zur persönlichen Richtungsweisung, eröffnet ihm die Welt des Theaters und die Bedeutung des eigenen Schaffens mit den Mitteln der Kreativität und Phantasie. Sein Schaffen entfernt sich zunehmend von der reproduktiven Arbeit klassischer Konzerte. Neben dem solistischen Spiel und kammermusikalischen Engagements entwickelt sich die Liedbegleitung mehr und mehr zu Loefflers musikalischem Wirkungsbereich. Der Erfolg lässt nicht auf sich warten. Das Stück „Opium für alle“ wird 2001 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Fasziniert vom Thema der Emigration schreibt er „Ein Stück vom Himmel“, das 2002 am Deutschen Theater die Jüdischen Kulturtage in Berlin eröffnet. Auch in diesem Werk verflechtet der Autor sein Thema mit einer zutiefst persönlichen Auseinandersetzung. Loefflers Verbundenheit mit den Familien der jüdischen Komponisten Werner Richard Heymann und Mischa Spolianski, von deren Liedern das Stück lebt, prägt sich ein. Der leichtfüßige Gestus ihrer Werke, der unbeschwerte Umgang mit den sensiblen Fragen kultureller Grenzen formt den Menschen und Komponisten. Mit „Männerbeschaffungsmaßnahmen“, das nach seiner Uraufführung 2006 rasch zum Kultstück avanciert, gelingt ihm endgültig der Durchbruch. Die Verbindung hochkarätiger Künstler aus Musikbranche und Schauspieltheater glückt auch 2009 bei dem italienischen Liederabend „Pasta e basta“. Freilich klingt da Loefflers Leidenschaft mit an. Er schöpft aus lebendigen, italienischen Klischees, einer Brise südländischer Lebenserfahrung und parodiert nebenbei die deutsche Bürokratie. Die Mischung geht rundum auf. Auf die Frage, welche Musik er privat am liebsten höre, antwortet Loeffler, er finde „in allen Arten der Musik Klänge, die ihn bewegen und anregen“. Die Wandlungsfähigkeit seiner Themen und Stilmittel ist bezeichnend für einen wie ihn, der „mehrere Berufe im Leben“ hat. Derweil ist das Kapitel Italien natürlich nicht abgeschlossen. Seit über 20 Jahren fährt Dietmar Loeffler nun schon auf seiner Vespa ins Theater, um dort weiterhin Geschichten zu erzählen, an denen ihn weniger die Musik interessiert als die Menschen und wie ihr Leben so spielt. Seite 2 / 2