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HYGIENE IN AMBULANTEN UND STATIONÄREN PFLEGEEINRICHTUNGEN
„Mängel an Hygiene in Krankenhäusern bringen inzwischen
mehr Menschen um, als Antibiotika retten können!“
Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler.
Die Zunahme von nosokomialen Infektionen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens und die Ausbreitung
von Antibiotika resistenten Keimen sowie die anwachsende Zahl von Pflegebedürftigen in der außerklinischen
Beatmung machte eine Novellierung der Hygieneregelwerke unumgänglich. Allein in Deutschland versterben pro
Jahr ca. 10.000 bis 15.000 Patienten durch nosokomiale Infektionen. Viele Todesfälle hätten durch die Einhaltung
der Hygiene vermieden werden können.
Hygiene nimmt in ambulanten und stationären Einrichtungen einen sehr hohen Stellenwert ein. Es gibt zahlreiche
Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Regelwerke, in denen der Umgang mit Infektionsprävention, Arbeitssicherheit und Gesundheitsförderung festgelegt ist. Die Einrichtungen sind gefordert, umfängliche Maßnahmen
zu ergreifen, um die Mitarbeiter und die Pflegebedürftigen zu schützen. Hierzu gehören u. a. die Bildung einer
Hygienekommission, das Erstellen eines Hygieneplans und das Vorhalten von wichtigen Standards sowie regelmäßige Schulungen des Personals. Besonders die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und
Infektionsprävention (KRINKO) müssen in den Einrichtungen angewendet werden. Auf der zum Heft gehörenden
CD-ROM finden Sie eine Liste relevanter Internetlinks mit Empfehlungen zur Hygiene in stationären und ambulanten
Pflegeeinrichtungen.
Im vorliegenden Themenheft sind für Sie alle wichtigen Informationen zusammengestellt, um ein gelingendes
Hygienemanagement zu implementieren bzw. eventuelle Aktualisierungen in einem bestehenden Hygienemanagement vorzunehmen. Hinzu kommt ein kleiner Exkurs in die Infektionslehre, in dem auf die verschiedenen Keime,
Übertragungsarten und Infektionsverläufe eingegangen wird.
Passagen, die nur für ambulante Pflegeeinrichtungen gelten, sind in blau hervorgehoben, solche, die nur für
stationäre Pflegeinrichtungen relevant sind, in grün.
Die CD-ROM enthält neben vielen Arbeitshilfen eine entsprechend durchnummerierte Linkliste zu „im Themenheft aufgeführten Materialien und weiterführender Literatur“ sowie eine Linkliste zu „Empfehlungen, gesetzlichen
Grundlagen und Richtlinien“.
Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen des Heftes und viel Erfolg bei der Umsetzung der Maßnahmen.
Elke Strelow
Pflegepädagogin (BA)
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2. Infektologie – ein kleiner Exkurs
2. INFEKTOLOGIE – EIN KLEINER EXKURS
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2.1 Keime – die unsichtbare Gefahr
Spricht man von Keimen, so sind damit pathogene, d. h. krank machende, Mikroorganismen gemeint. Diese
Kleinstlebewesen sind mikroskopisch klein und in aller Regel mit bloßem Auge nicht sichtbar. Pathogene Mikroorganismen oder pathogene Keime sind also Krankheitserreger.
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2.2 Bakterien
Bakterien sind einzellige Kleinlebewesen, die unter bestimmten Voraussetzungen auch längere Zeit außerhalb
des Wirtes in der Umwelt überleben können, z. B. in einem sog. Biofilm oder als Sporen. Ein Biofilm ist eine
Schleimschicht, auf der sich Mikroorganismen angesiedelt und eingebettet haben und die dort auch einen
gewissen Schutz erfahren. Biofilme im Körper (z. B. auch auf Implantaten, Kathetern, Instrumenten) oder in
Wasserleitungen können zum Erregerreservoir werden und Quelle von Infektionen sein. Mit Sporen ist das
Überdauerungsstadium einiger mikrobieller Erreger gemeint. Sie sind gegenüber äußeren Einwirkungen (Hitze,
Austrocknung, Desinfektionsmittel) extrem widerstandsfähig. Aus den Sporen können neue vegetative Bakterienzellen wachsen. Bakterien der Gattungen Bacillus (stäbchenförmiges Bakterium) und Clostridium sowie
einige weitere Spezies sind in der Lage, widerstandsfähige Dauerformen zu bilden, um ungünstige Umweltbedingungen zu überstehen.
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2.3 Differenzierung von Bakterien
Die Differenzierung von Bakterien erfolgt durch die Gram-Färbung nach Hans Christian Gram, einem dänischen
Bakteriologen (1853-1928). Die Gram-Färbung ist eine Differentialfärbung, die zur Darstellung von Bakterien in
der Lichtmikroskopie dient. Nach ihrem Färbeverhalten in der Gram-Färbung werden Bakterien in grampositiv
(blau gefärbt) und gramnegativ (rot gefärbt) klassifiziert.
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2.4 Antibiotikagruppen
Es gibt vier klinisch relevante Antibiotikagruppen.
1. Cephalosporine der 3./4. Gen. (z. B. Cefotaxim, Ceftazidim)
2. Acylureidopenicilline (z. B. Piperacillin)
3. Fluorchinolone (z. B. Ciprofloxacin)
4. Carbapeneme (z. B. Imipenem, Meropenem)
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HYGIENE IN AMBULANTEN UND STATIONÄREN PFLEGEEINRICHTUNGEN
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2.5 MRSA, ORSA, MRGN und MRE
Viele Bakterien haben mittlerweile Resistenzen (Widerstandskraft) gegen diese Antibiotikagruppen entwickelt.
So z. B. das kugelförmige grampositive Bakterium „Staphylokokkus Aureus“, das überwiegend gegen Methicillin
resistent ist, allerdings auch Mehrfachresistenzen ausweist. Man spricht daher vom „mehrfach, bzw. multiresistenten“ oder auch „Methicillin resistenten Staphylokokkus aureus“ (MRSA). Bei einer Resistenz gegen Oxacillin
spricht man von „Oxacillin resistenten Staphylokokkus aureus“ (ORSA).
Gramnegative Keime wie z. B. die „Pseudomonas aeruginosa“ können gegen alle Antibiotikagruppen resistent
sein. Liegt eine Resistenz gegen alle 4 Gruppen vor, so spricht man von „Multiresistentem Gramnegativen“ Keim
(MRGN). Multiresistente Erreger, also vorerst ohne nähere Bezeichnung, werden mit MRE abgekürzt.
Hinweis:
Siehe hierzu Link Nr. 1 (Auflistung von Bakterien) der Linkliste „Materialien und weiterführende
Literatur“ auf der CD-ROM.
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2.6 Nosokomiale Infektion
Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion mit lokalen oder systemischen Infektionszeichen als Reaktion auf das
Vorhandensein von Erregern oder ihrer Toxine, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder einer
ambulanten medizinischen Maßnahme steht, soweit die Infektion nicht bereits vorher bestand (RKI, 2015, S. 110)
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2.7 Viren
Viren nehmen eine Sonderstellung ein, da sie in der Biologie nicht als Lebewesen bezeichnet werden. Sie
gelten vielmehr als biologische Strukturen, die genetische Informationen enthalten und für Wachstum und
Teilung Wirtszellen eines höher organisierten Lebewesens benötigen. Die Einteilung der Viren erfolgt durch das
Internationale Komitee der Virustaxonomie (ICTV). Viren verursachen u. a. Darmerkrankungen (Noro Virus, Rota
Virus), Atemwegsinfekte (Respiratorische Synzytial-Virus kurz RSV, Influenza Virus, Rhino Virus) oder Hauterkrankungen (Varizella-Zoster-Virus).
Hinweis:
Siehe hierzu Link Nr. 2 (Auflistung humanpathogener Viren) der Linkliste „Materialien und weiterführende Literatur“ auf der CD-ROM.
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2. Infektologie – ein kleiner Exkurs
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2.8 Ausbreitungsarten
Krankheitserreger können alle Organe befallen und unterschiedlichste Erkrankungen hervorrufen. Sie können einen einzelnen Menschen betreffen oder sich weltweit ausbreiten. Man unterscheidet folgende Ausbreitungsarten:
Endemie:
Ständiges Vorkommen einer Krankheit oder eines Erregers in einem bestimmten Gebiet oder einer bestimmten Bevölkerung (zeitlich unbegrenzt, räumlich begrenzt). (RKI, 2015, S. 32)
Epidemie:
Erkrankungswelle, im Vergleich zur Ausgangssituation treten bestimmte Erkrankungsfälle mit einheitlicher
Ursache vermehrt auf (zeitlich und räumlich begrenzt). (ebd., S. 34)
Pandemie:
Eine neu in Erscheinung tretende, weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen und i. d. R. auch mit schweren Krankheitsverläufen (zeitlich begrenzt, räumlich unbegrenzt).
(ebd., S.99)
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2.9 Phasen einer Infektionskrankheit
Eine Infektionskrankheit ist keinesfalls einer Infektion gleichzusetzen. Bei einer Infektion handelt es sich um den
Vorgang des Eindringens (Invasionsphase) und der Entwicklung oder Vermehrung eines infektiösen Agens in
den menschlichen Organismus mit der Folge einer symptomatischen oder asymptomatischen (aber nachweisbaren) Reaktion. Das bedeutet, dass sich der Krankheitserreger zwar im Organismus befindet, es aber noch
nicht zu einem Ausbruch der Erkrankung kommt. Der Zeitabschnitt zwischen der Aufnahme eines Erregers und
dem Auftreten der ersten klinischen Symptome der Erkrankung, sofern sie sich manifestiert, wird als Inkubationsphase bezeichnet. Die klinische Manifestation eines Infektionsvorganges und des Wirkens eines Erregers
im Organismus, die durch charakteristische Symptome und Befunde gekennzeichnet ist, wird schließlich als
Infektionskrankheit bezeichnet. Ist die Infektionskrankheit überwunden spricht man von der Überwindungsphase.
Hier werden alle Krankheitserreger vernichtet.
Der Verlauf einer Infektionskrankheit ist je nach Erreger unterschiedlich. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. So
gibt es Unterschiede in der Virulenz eines Krankheitserregers, d. h. die den Grad der Pathogenität bestimmende
Infektionskraft bzw. Ansteckungsfähigkeit eines Erregers. Es ist die Fähigkeit, in gesunde Gewebe einzudringen,
sich dort zu vermehren und den Wirtsorganismus durch Toxizität zu schädigen oder teilweise zu zerstören.
(Roche, 2006) Die Virulenz kann sich im Laufe der Zeit durch Mutation verändern. Aber auch der Gesundheits- und Ernährungszustand sowie der Zustand des Immunsystems und das Alter der betroffenen Personen
können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen. Ebenso äußere Faktoren wie Temperaturen, Luftfeuchtigkeit,
und Staubbelastung.
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2.10 Übertragungsarten
Grundsätzlich werden zwei Formen der Übertragung von Krankheitserregern, die direkte und die indirekte,
unterschieden. Bei der direkten Übertragung wird der Erreger bei einem direkten Kontakt unmittelbar auf den
Menschen übertragen. Dies geschieht durch Berühren, Einatmen infektiöser Tröpfchen oder Ingression, d. h.
das Eingebracht werden oder passives Eindringen von Erregern durch verletzte Haut oder Schleimhaut. Ein
Sonderfall ist die diaplazentare Übertragung von einer Mutter auf ihr Kind.
Zu den direkten Übertragungsarten zählen:
• die Tröpfcheninfektion: direktes Einatmen infektiöser Tröpfchen bei Face-to-face-Kontakt.
• die Schmierinfektion: fäkal-orale Übertragung, bei der verschmierte Darmkeime in den Mund gelangen.
• die Übertragung durch sexuelle Kontakte (sexual transmission)
Zu den indirekten Übertragungsarten gehören:
• die Aerogene Übertragung (air borne transmission - über die Luft -): Dies geschieht durch unbelebte
Übertragungsfaktoren (Vehikel). Es handelt sich um infektiöse Mikropartikel und kontaminierten Staub.
Sie stellen keine „echte“ Infektionsquelle dar.
• Alimentäre (ernährungsvermittelte) Übertragung (food-borne transmission): über kontaminierte Lebensmittel oder Getränke
• Parenterale Übertragung (parenteral transmission): durch kontaminierte Kanülen, Instrumente in den
Organismus
• Transplantatvermittelte Übertragung (transplant-borne transmission, blood-borne transmission): Übertragung
durch Blut oder Transfusion
• Vektorvermittelte Übertragung (vector-borne transmission): Überträger, lebender Organismus, der als
Überträger von Infektionserregern fungiert, z. B. Mücken
• Wasservermittelte Übertragung (water-borne transmission): über kontaminiertes bzw. infektiöses Wasser
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