Extra Dimensionen Gibt es sie, und wie können wir sie finden ? Seminarvortrag am 03.07.08 – Peter Müller Gliederung 1. 1.1 1.2 1.3 2. 2.1 2.2 2.3 3. 3.1 3.2 3.3 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 5. Geschichte der Dimensionen Euklidische Geometrie Relativitätstheorie Kaluza-Klein Theorie String Theorie Grundlagen Varianten Zusätzliche Dimensionen Hierarchieproblem und Ausweg Zu schwache Gravitation Planck Skala ADD Modell Experimentelle Befunde Direkte Messung der Gravitation Drell-Yan Prozess Astronomische Beobachtungen Schwarze Mini-Löcher Zusammenfassung Abschlussüberlegung Was ist eine „Dimension“ ? • Der Begriff der Dimension tritt in einer Vielzahl von Zusammenhängen auf. Kein einzelnes mathematisches Konzept vermag es, die Dimension für alle Situationen zufriedenstellend zu definieren, darum existieren für verschiedene Räume auch unterschiedliche Dimensionsbegriffe. • Für uns wichtig : Hamel-Dimension - Die Dimension ist die größtmögliche Anzahl linear unabhängiger Vektoren in einem Vektorraum. - Die Dimension ist gleich der Mächtigkeit eines minimalen Erzeugendensystems. - Die Dimension beschreibt die Anzahl der Freiheitsgrade der Bewegung in einem Raum. Euklidische Geometrie - Euklid, griechischer Mathematiker, ca 365 bis 300 v.Chr. - Begründet zum ersten Mal axiomatisch die Geometrie. - In einem Euklidischen Vektorraum sind die einzelnen Dimensionen über das euklidische Skalarprodukt mit einander verknüpft. - Die Anzahl der Dimensionen beträgt aufgrund offensichtlicher Beobachtungen 3. - Der Raum ist dank dem Parallelaxiom nicht gekrümmt. Zwei Geraden heißen dabei parallel, wenn sie in einer Ebene liegen und keinen gemeinsamen Punkt haben. ( Die Winkelsumme im Dreieck beträgt 180° ) Die Spezielle Relativitätstheorie Einsteins Vereinigung der 3 Raumdimensionen mit der Zeit führte zur 4 dimensionalen Raumzeit. In der speziellen Relativitätstheorie (SRT) werden die dreidimensionalen Raumkoordinaten (x,y,z) um eine Zeitkomponente ct zu einem Vierervektor erweitert, also (ct,x,y,z). Ein Punkt in der Raumzeit besitzt drei Raumkoordinaten sowie Eine Zeitkoordinate und wird als Ereignis bezeichnet. Für Ereignisse wird ein raum-zeitlicher Abstand definiert : ds2 = ημνdxμdxν = c2dt2 − dx2 − dy2 − dz2. Im Minkowski-Diagramm wird nur 1 (oder 2) Raumdimension auf der X-Achse ( und Z-Achse ) betrachtet, ergänzt durch die Zeitkoordinate auf der Y-Achse. Die Allgemeine Relativitätstheorie Geschaffen als Theorie für die Gravitation, beschreibt sie die Wechselwirkung zwischen Energie einerseits und der Raumzeit andererseits. Die Einstein‘schen Feldgleichungen beschreiben hierbei die Art und Weise wie die Raumzeit durch die enthaltene Energie gekrümmt wird. Einstein‘sche Feldgleichungen Dabei ist Rμν der Ricci-Krümmungstensor, R der Ricci-Krümmungsskalar, gμν der metrische Tensor, Λ die kosmologische Konstante, c die Lichtgeschwindigkeit, G die Gravitationskonstante und Tμν der Energie-Impuls-Tensor. Die ART ist experimentell sehr genau bestätigt. Die Kaluza-Klein-Theorie 1921 stellte Kaluza eine 5-dimensionale Theorie vor, die den Elektromagnetismus und die Gravitation einheitlich erklären sollte. Aus Symmetriegründen war es nötig, eine vierte Raumdimension einzuführen. Da man diese aber in der Wirklichkeit nicht sieht, schlug Klein vor, die zusätzliche Dimension sei kompaktifiziert, aufgerollt sozusagen. Theodor Kaluza Oskar Klein Da die Theorie aber nicht erklären konnte, warum die Gravitation so viel schwächer war als der Elektromagnetismus, und weil sie nicht zu der immer populärer werdenden Quantenmechanik passte, geriet sie bald in Vergessenheit. Die Ursprünge der String-Theorie Auf der Suche nach einer vereinheitlichten Theorie von Gravitation und Quantenfeldtheorie, kam den Forschern erstmals in den 60er und 70er Jahren die Stringtheorie in den Sinn. Die fundamentalen Bausteine sind hierbei keine Punktteilchen ( null-dimensionale Objekte), sondern Fäden ( ein-dimensionale Objekte ), die man als Strings bezeichnet. Auch mehrdimensionale Objekte wären möglich, die man als Branes bezeichnet. Diese Strings können offen sein ( Anfang & Ende ) oder geschlossen ( Kreis ) und schwingen. Die verschiedenen Anregungszustände dieser Schwingungen werden als die uns bekannten Elementarteilchen interpretiert. Verschiedene Varianten der Stringtheorie Es existieren 5 verschiedene Stringtheorien - Die Typ-I Stringtheorie ( mit offenen & geschlossenen Strings ) Typ-IIA/B Stringtheorien ( nur mit geschlossenen Strings ) 2 heterotische Stringtheorien ( nur geschlossene Strings ) Später fand man heraus, dass möglicherweise all diese ( und die Theorie der 11-dim Supergrav. ) nur Grenzfälle einer übergeordneten Theorie sind, die man als M-Theorie bezeichnet. Die einzelnen Theorien sind hierbei über Dualitäten mit einander verknüpft ( S-Dualität und T-Dualität ) Die M-Theorie wird auch manchmal als „Theory of Everything“ bezeichnet. Die Theorie selber ist noch völlig unbekannt, sicher ist nur, sie benötigt sogar 11 Dimensionen. Stringtheorien und zusätzliche Dimensionen • Zusätzliche Raumdimensionen wurden bislang nicht beobachtet => mögliche Kompaktifizierung • Abschätzung für Auftreten von Abweichungen durch zusätzliche Dimensionen : Schwarzschildradius Compton Wellenlänge ⇒ Planck-Masse = 1,2 · 1019 GeV/c2 ⇒ Planck-Länge = 1,6 · 10-35 m Problem : Für so hohe Energien bräuchte man nach gängiger Technik einen riesigen Beschleuniger. ~ Das Hierarchie-Problem Schwache Kraft : relative Stärke 10-5 Gravitation : relative Stärke 10-40 Warum ist die Gravitation So schwach ? „Große“ Extra Dimensionen ( LED‘s ) Mögliche Lösung für das Hierarchie Problem Modifizierte Planck Skala => : Große Extra Dimensionen Mit LHC möglicherweise erreichbar. Energie ab der Zusatzdimension spürbar sind m f Größe der zugehörigen Dimensionen R Anzahl der zusätzlichen Dimensionen d Beispiel : neue Physik ab mf = 1000 GeV ( in näherer Zukunft überprüfbar ) d=1 => R= d=2 => R= d=3 => R= d=4 => R= Das ADD Modell 1999 Nima Arkani-Hamed, Savas Dimopoulos und Gia Dvali ( ADD Modell ) Zusätzliche Dimensionen sind zu Radius R zusammengerollt. Gravitation kann sich in alle Dimensionen ausbreiten. Die restlichen Kräfte sind auf unsere 4 bekannten Dimensionen ( Untermannigfaltigkeit ) beschränkt. => Gravitation erscheint uns schwach Lösung des Hierarchie Problems ? Die Gravitation wächst mit zunehmender Energie verstärkt an, sobald die zusätzlichen Dimensionen wirksam werden. Überprüfung des Gravitationsgesetzes Bisherige Experimente konnten den Radius der extra Dimensionen auf R < 160 µm für 2 und auf R < 130 µm für eine extra Dimension reduzieren. V ( r ) = −G N m1 ⋅ m2 ⋅ 1 + α ⋅ e −r / λ r ( ) Drell-Yan Prozess • • • • • Auflösungsvermögen proportional zur Wellenlänge Wellenlänge proportional zu 1/Impuls Niedriger Impuls => große Wellenlänge => schlechte Auflösung Hoher Impuls => kurze Wellenlänge => gute Auflösung Suche Abweichungen im erwarteten Wirkungsquerschnitt von Teilchenkollisionen Drell-Yan Prozess wegen leicht indentifizierbaren Endprodukten hierfür bestens geeignet. D0-Messergebnisse zum Drell-Yan Prozess Weitere Feynman Beiträge Fehlende Energie die von den Gravitonen unbemerkt fortgetragen wird. Untersuchungen am Tevatron und am LEP haben als Grenzen ergeben : m f > 1 TeV ( unabhängig von der Anzahl der Dimensionen ) Astronomische Beobachtungen Solche Prozesse können aufgrund der hohen Temperaturen auch in Supernovae auftreten. => Supernova würde schneller abkühlen als erwartet. Beobachtungen an Supernovae haben ergeben : Beispiel : Supernova SN1987A, Februar 1987 Grenzen für zusätzliche Dimensionen : m f > 50 TeV (d = 2) m f > 4 TeV (d = 3) mf > 1TeV (d = 4) Erzeugung Schwarzer Mini-Löcher Bei einer neuen Planckmasse im Bereich von 1 TeV ist am LHC mit einer Produktion von 10^8 schwarzen Löcher pro Jahr zu rechnen. Zerfall der Schwarzen Mini-Löcher Hawking-Strahlung : Neben Photonen könnten auch massive Teilchen wie Elektronen und Positronen abgestrahlt werden. Die Strahlung trägt vermutlich keine Information mehr über die ursprünglichen Teilchen. Zusammenfassung der experimentellen Grenzen Abschließende Überlegungen • Warum genau 3 ( bzw 4 ) makroskopische Dimensionen ? • => Anthropisches Prinzip ( Viele mögliche Universen ; wir leben in dem, das intelligentes Leben ermöglicht ) Mehr oder weniger Dimensionen ? Nur 2 makroskopische Raumdimensionen - Leben nur schwer vorstellbar Mehr als 3 makroskopische Raumdimensionen - Planetenbahnen instabil Quellenangabe Doktorarbeiten : Sabine Hossenfelder - Schwarze Löcher in Extradimensionen - Frankfurt am Main ( 2003 ) http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=968917437&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=968917437.pdf Ulrich Harbach - Experimentelle Konsequenzen einer Minimalen Länge - Frankfurt am Main ( 2007 ) http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/5239/pdf/promotion.pdf Internetseiten / Dissertationen : http://homepages.physik.uni-muenchen.de/~otmar.biebel/ http://www.sukidog.com/jpierre/strings/extradim.htm http://pdg.lbl.gov/2007/reviews/extradim_s071.pdf http://physicsworld.com/cws/article/print/403 http://www-d0.fnal.gov/ http://www.wikipedia.de/ Literatur / einige Abbildungen Steven Hawking - Das Universum in der Nußschale ( 2001 )