Zeitschrift für Gerontologie+ Geriatrie Organ der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie und des Bundesverbandes Geriatrie e.V. Elektronischer Sonderdruck für S. Heidenblut Ein Service von Springer Medizin Z Gerontol Geriat 2010 · 43:170–176 · DOI 10.1007/s00391-009-0067-z © Springer-Verlag 2009 zur nichtkommerziellen Nutzung auf der privaten Homepage und Institutssite des Autors S. Heidenblut · S. Zank Entwicklung eines neuen Depressionsscreenings für den Einsatz in der Geriatrie Die „Depression-im-Alter-Skala“ (DIA-S) www.zgg.springer.de Originalarbeit Z Gerontol Geriat 2009 · 43:170–176 DOI 10.1007/s00391-009-0067-z Eingegangen: 11. Juni 2009 Akzeptiert: 13. August 2009 Online publiziert: 18. September 2009 © Springer-Verlag 2009 S. Heidenblut · S. Zank Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Universität Siegen Entwicklung eines neuen Depressionsscreenings für den Einsatz in der Geriatrie Die „Depression-im-Alter-Skala“ (DIA-S) In der Population geriatrischer Patienten sind depressive Störungen nicht nur besonders häufig [2], sie stellen auch einen Risikofaktor für verlängerte Rehabilitationsverläufe dar und erhöhen das Mortalitätsrisiko der Betroffenen [13]. Dabei sind depressive Erkrankungen in allgemeinmedizinischen Einrichtungen, in denen die Versorgung meistens stattfindet, kein Behandlungsschwerpunkt, und häufig fehlt es dem Personal an diagnostischem Hintergrundwissen [3, 12]. Um dennoch eine angemessene Diagnostik zu gewährleisten, wird der routinemäßige Einsatz von Screeningverfahren empfohlen, die auf der Selbstbeurteilung der Patienten basieren [14]. Dabei gibt es kaum Depressionsskalen, die speziell für ältere Patienten entwickelt wurden, und die zahlreichen, in jüngeren Patientengruppen etablierten Messinstrumente sind für geriatrische Patienten nicht gut geeignet. So enthalten die meisten Skalen mit Items zur Schlaf- und Appetitlosigkeit Symptome, die zwar auch bei älteren Patienten relevant, unter Berücksichtigung der Multimorbidität der Zielgruppe aber nicht spezifisch für das Vorliegen einer depressiven Störung sind. Zudem haben die entsprechenden Skalen in der Regel mehrfach abgestufte Antwortschemata, die sich nicht zu einer in der stationären Geriatrie häufig praktizierten mündlichen Vorgabe eignen und mit deren Beantwortung kognitiv eingeschränkte Patienten überfordert sind. Eine Ausnahme stellt die geriatrische Depressionsskala (GDS- 170 | 15) dar, die im deutschsprachigen Raum das meistverwendete Screeningverfahren für Depression im Alter ist [1, 17]. Der Fragebogen besteht aus 15 Items und ist durch ein einfaches Ja/Nein-Antwortschema in der stationären Geriatrie ökonomisch und praktikabel einsetzbar. Da die GDS-15 allgemein für die Altenpopulation entwickelt wurde, enthält sie jedoch einige Fragen, die der Situation multimorbider Patienten inhaltlich nicht gerecht werden bzw. die in einem stationären Setting nicht angemessen erscheinen. So muss der Einsatz von Items wie z. B. „Bleiben Sie lieber zu Hause, anstatt auszugehen und Neues zu unternehmen?“ oder „Fühlen Sie sich voller Energie?“ [1] in der stationären Geriatrie unter inhaltlich-rationalen Gesichtspunkten infrage gestellt werden. Entsprechende Fragen mindern nicht nur die Akzeptanz des Verfahrens in der Zielgruppe, sie erhöhen auch die Anzahl falsch positiver Testergebnisse, da sie nicht spezifisch für das Vorliegen einer depressiven Störung sind. Die empirische Datenlage zur GDS15 ist, obwohl zahlreiche Validierungsstudien existieren, insgesamt widersprüchlich. In einer 2006 veröffentlichten Metastudie konnten nur 24% der ursprünglich recherchierten Studien in die Analysen einbezogen werden, da die meisten Arbeiten die methodischen Mindestkriterien nicht erfüllten. Auch in den einbezogenen Studien wurden häufig keine Angaben zur Stichprobenauswahl bzw. zur Verblindung der Untersucher gemacht, Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 sodass systematische Verzerrungen zugunsten der Messqualität von den Autoren nicht ausgeschlossen werden können. Die Bandbreite der Ergebnisse war daher beträchtlich [15], und die ermittelten Werte für Sensitivität und Spezifität der GDS15 über alle Studien (0,81, 0,75), d. h. die Eigenschaften des Verfahrens, sowohl erkrankte als auch nicht erkrankte Personen korrekt zu klassifizieren, sind entsprechend unter Vorbehalt zu sehen. Studienziel Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Entwicklung eines neuen Depressionsscreenings für den Einsatz in der Geriatrie, das sich hinsichtlich der Praktikabilität an der GDS-15 orientiert, das jedoch inhaltlich besser auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. Das neue Messinstrument sowie die GDS-15 werden empirisch auf ihre psychometrischen Qualitäten überprüft. Dabei wird ein Untersuchungsdesign gewählt, das systematische Verzerrungstendenzen zugunsten der Skalen verhindert, um eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Testqualitäten zu ermöglichen [10]. Das heißt, die Stichprobe wird so rekrutiert, dass sie in testrelevanten Merkmalen (Multimorbidität, kognitive und motorische Einschränkungen, Ausprägung der Depressivität) soweit als möglich der intendierten Zielgruppe entspricht und die Tests und das Außenkriterium werden von verschiedenen, jeweils verblindeten Untersuchern erhoben. Zusammenfassung · Abstract Entwicklung der „Depressionim-Alter-Skala“ (DIA-S) Die DIA-S wurde als Selbstbeurteilungsverfahren zum Screening depressiver Störungen konzipiert, das alternativ zur GDS in der Geriatrie eingesetzt werden kann. Die Skala soll dabei einerseits an der aktuellen Definition depressiver Störungen durch die WHO ausgerichtet sein [16], andererseits sollen die Anforderungen des klinischen Alltags geriatrischer Einrichtungen berücksichtigt werden. Das heißt, die Testergebnisse sollen wenig durch das potenzielle Vorliegen körperlicher oder kognitiver Einschränkungen beeinflusst werden, die Durchführung und Auswertung sollen wenig Zeit in Anspruch nehmen und nur geringe Anforderungen an Untersucher und Patienten stellen und das Verfahren soll in verschiedenen Erhebungskontexten gleichermaßen eingesetzt werden können. Unter Berücksichtigung dieser Ziele wurde zunächst ein Pool mit 79 Selbstaussagen zu depressiven Symptomen zusammengestellt und im Rahmen einer Expertendiskussion mit klinisch-diagnostisch tätigen Psychologen inhaltlich validiert, wobei vor allem die Eignung für die intendierte Stichprobe multimorbider Patienten kritisch geprüft wurde. Ein reduzierter Pool von 31 Items wurde schließlich in einer Pilotstudie an einer Stichprobe von n=44 geriatrischen und gerontopsychiatrischer Patienten empirisch erprobt, von denen n=23 Patienten (52%) eine depressive Störung aufwiesen. (Für eine ausführlichere Beschreibung der Skalenentwicklung vgl. [19].) Die so ermittelten psychometrischen Eigenschaften der Items bildeten neben den formalen und inhaltlichen Kriterien die Entscheidungsgrundlage für die Zusammenstellung der aus 10 Items bestehenden Erhebungsskala (. Tab. 1). Bei der formalen Itemgestaltung wurde besonders auf kurze Sätze und leichte Verständlichkeit geachtet und es wurden die allgemeinen Richtlinien zur Konzeption eines Fragebogens berücksichtigt [11]. Inhaltlich wurde die Abfrage einiger Symptome der besonderen Zielgruppe geriatrischer Patienten angepasst, um durch Multimorbidität und Alterserscheinungen bedingte Konfundierungen Z Gerontol Geriat 2009 · 43:170–176 DOI 10.1007/s00391-009-0067-z © Springer-Verlag 2009 S. Heidenblut · S. Zank Entwicklung eines neuen Depressionsscreenings für den Einsatz in der Geriatrie. Die „Depression-im-Alter-Skala“ (DIA-S) Zusammenfassung Studienziel. Die vorliegende Arbeit stellt die Entwicklung und Validierung der Skala für Depressionen im Alter (DIA-S) vor. Die DIA‑S ist ein kurzes Depressionsscreening, das in Durchführung und Auswertung ähnlich praktikabel und ökonomisch ist wie die Kurzversion der Geriatrischen Depressionsskala (GDS15), das jedoch inhaltlich besser auf den Einsatz in der Geriatrie zugeschnitten ist. Methode. Die DIA-S und die GDS-15 wurden an einer Stichprobe von n=331 geriatrischen Patienten (n=151 depressive und n=180 nichtdepressive Probanden) validiert, wobei die Montgomery-Asperg-Depressionsskala (MADRS) als Goldstandardkriterium zur Einschätzung der Depressivität verwendet wurde. Die Datenauswertung umfasst Itemanalysen (fehlende Werte, Schwierigkeiten, Trennschärfen) und Skalenanalysen (interne Konsistenzen, Korrelationen mit den MADRSWerten, Testeffektivitäten). Ergebnisse. Alle Ergebnisse sprechen für eine gute diagnostische Qualität der DIA-S. Dabei übertrifft die neue Skala die GDS-15 vor allem in der Trennschärfe der Items, in der internen Konsistenz und in der Testspezifität. Schlüsselwörter Depression in der Geriatrie · Screeningverfahren · Validierung · DIA-S · GDS-15 Development of a new screening instrument for geriatric depression. The depression in old age scale (DIA-S) Abstract Purpose. The purpose of the study was to develop and validate the depression in old age scale (DIA-S). The DIA-S is a new screening scale for depression, which is comparable to the GDS-15 in terms of practicality but which is more appropriate for the use in geriatric patients. Methods. The DIA-S and the GDS-15 were validated among a sample of n=331 geriatric inpatients (n=151 depressed subjects and n=180 not depressed subjects), using the Montgomery and Asperg Depression Rating Scale as gold standard criterion for depression. For the comparison of the two scales, item analysis (missing values, difficulty, discriminatory power) was considered as well as test performance (internal consistency, correlation with the MADRS, ROC curves, sensitivity, specificity). Results. All outcomes indicate a good psychometrical quality of the DIA-S. The new instrument showed a considerably higher discriminatory power for the items internal consistency and test specificity than the GDS-15. Keywords Geriatric depression · Screening instrument · Validation · DIA-S · GDS-15 Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 | 171 Originalarbeit Tab. 1 Die Skala für Depressionen im Alter (DIA-S) Item Ich fühle mich bedrückt Ich habe Angst, dass ich etwas Falsches sagen oder tun könnte Ich kann mich gut entspannen Mein Leben kommt mir sinnlos vor Es fällt mir schwer, mich aufzuraffen Ich habe Angst vor der Zukunft Ich kann mein Leben genießen, auch wenn mir manches schwerer fällt Ich fühle mich durch Schwierigkeiten leicht überfordert Ich muss viel grübeln Ich bin grundsätzlich mit meinem Leben zufrieden zu vermeiden. So beurteilt der Patient anstelle von Schlafstörungen die Fähigkeit, entspannen zu können. Verminderter Antrieb wird durch die Motivation, sich zu etwas aufraffen zu können, erfragt, und anstelle von Konzentrationsproblemen wird eine allgemeine Grübeltendenz als initiales kognitives Symptom berücksichtigt. Items zu Appetitstörungen sowie zur Suizidalität wurden aufgrund mangelnder inhaltlicher Spezifität bzw. aufgrund mangelnder Trennschärfe nicht in das Instrument integriert. Für die Erhebungsskala wurden die Aussagen so kombiniert, dass durch Formulierungen bedingte Antworttendenzen weitgehend kontrolliert werden. So wurde bei aufeinanderfolgenden Items auf semantische Verschiedenheit geachtet, und positiv und negativ gepolte Items wechseln so ab, dass nicht mehr als 3 Items gleicher Polung aufeinanderfolgen. Um eine leichte Durchführung und Auswertung zu gewährleisten, wurde wie bei der GDS ein einfaches Ja/Nein-Antwortschema zugrunde gelegt. Validierung der DIA-S und GDS-15-Kurzform – Untersuchungsmethode Im Anschluss an die Entwicklung der DIA-S erfolgte die Validierung des Verfahrens an einer Stichprobe stationärer geriatrischer Patienten. Hierfür wurde ein Untersuchungsdesign gewählt, das einen Vergleich der neuen Skala mit der GDS15 im Hinblick auf die diagnostischen Gü- 172 | tekriterien ermöglicht. Dabei wurde angenommen, dass die DIA-S vor allem in den Itemcharakteristiken, in der internen Konsistenz und in der Spezifität bessere Ergebnisse erzielt. Rekrutierung und Untersuchungsablauf Für die Validierung der Skalen wurde eine Stichprobe von n=331 stationären geriatrischer Patienten erhoben. Die Erhebung erfolgte von 2007 bis 2009 in drei geriatrischen Abteilungen in NordrheinWestfalen. Kooperierende Kliniken waren das St.-Marien-Hospital in Köln, das Herz-Jesu-Krankenhaus in Lindlar sowie das Krankenhaus St. Barbara in Attendorn. Die Probanden wurden jeweils über die Mitarbeiter der Stationsteams, die routinemäßig für die Erhebung der geriatrischen Depressionsskala zuständig waren, rekrutiert. Von der Teilnahme ausgeschlossen wurden psychotische, delirante und aphasische Patienten sowie Patienten mit einer schweren kognitiven Funktionseinschränkung. In der ersten Erhebungsphase wurden Probanden ungeachtet ihres Depressionsstatus eingeschlossen, um einem Spektrumbias in den Daten vorzubeugen. Bei Erreichen der Fallzahl von n=150 Patienten ohne Depressionsdiagnose wurden schließlich vermehrt klinisch auffällige Patienten nachrekrutiert, bis eine Anzahl von n=151 depressiven Patienten erreicht war – die Fallzahl der Gruppe ohne Diagnose erhöhte sich auf diese Weise auf n=180. Die teilnehmenden Probanden beantworteten jeweils mündlich die DIA-S sowie die GDS-15; unabhängig davon erfolgte eine Einschätzung der Patienten auf der Montgomery-Asperg-Depressionsskala (MADRS) durch einen weiteren, gegenüber den Testergebnissen verblindeten Untersucher. Der Trennwert der MADRS diente als Goldstandardkriterium für das Vorliegen einer krankheitswertigen depressiven Verstimmung. Messinstrumente DIA-S. Die Entwicklung des Messinstrumentes wurde eingangs beschrieben. Die Skala hat eine theoretische Ausprägung von 0 (keine Symptomatik) bis 10 Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 (maximale Symptomatik). Die psychometrischen Eigenschaften werden im Abschnitt „Ergebnisse“ vorgestellt. GDS-15. Die Kurzversion der geriatrischen Depressionsskala [17] nach AGAST [1] ist hierzulande das gängige Screeningverfahren für geriatrische Patienten. Sie besteht aus 15 Items, die auf einem Ja/Nein-Antwortschema beantwortet und zu einem Summenscore zusammengefasst werden. Ein Ergebnis von 15 Punkten entspricht der maximalen Symptomatik, bei einem Score von über 5 Punkten wird von einer klinisch relevanten depressiven Verstimmung ausgegangen. MADRS. Die MADRS [7, 9] ist ein Fremdbeurteilungsverfahren zur Erfassung depressiver Verstimmungen bei Erwachsenen, deren Anwendung sich in der Population geriatrischer Patienten bewährt hat [5, 8]. Die Skala hat eine theoretische Ausprägung von 0 bis 60 Punkten, wobei ein Testwert ab 13 Punkten einer leichten Depression, ein Testwert ab 22 Punkten einer mittelgradigen und ein Testwert ab 29 Punkten einer schweren Depression entspricht. Kriterium für das Vorliegen einer klinisch relevanten depressiven Störung ist für die vorliegende Untersuchung der erste Trennwert von 13 Punkten. Grundlage für die Einschätzung ist ein diagnostisches Interview, das durch die Verwendung eines Leitfadens teilstandardisiert wurde [18]. Mini-Mental-Status-Test (MMST). Zur Überprüfung einer hinreichenden kognitiven Leistungsfähigkeit der Patienten erfolgte die Testung mit dem Mini-MentalStatus-Test [1, 4]. Kognitiver Status. In Einzelfällen, in denen der Proband für eine Studienteilnahme geeignet war, in denen aber aus Gründen des klinischen Ablaufs keine MMSTestung erfolgen konnte, wurde der Patient von den Klinikmitarbeitern klinisch als kognitiv unauffällig oder leicht beeinträchtigt eingestuft. Barthel-Index. Die Einschätzung der funktionalen Selbstständigkeit der Patienten im Hinblick auf basale Alltagsakti- vitäten wurde mit dem Barthel-Index [1, 6] erhoben. Tab. 2 Merkmale der Validierungsstichprobe Stichprobe Geschlecht Männlich (n) Weiblich (n) Depressivität Unauffällig (n) Subdiagnostisch (n) Leicht (n) Mittelgradig (n) Schwer (n) Alter (MW/SD) Assessment MMST (MW/SD) Barthel-Index (MW/SD) Einen Überblick über die Eigenschaften der Stichprobe gibt . Tab. 2. Erwartungsgemäß sind die weiblichen Teilnehmer mit 73% häufiger vertreten als die männlichen. Die Altersverteilung entspricht mit einem Mittelwert von 80,7 und einer Standardabweichung von 7,6 den aus epidemiologischen Befunden bekannten Werten in der stationären Akutgeriatrie [12]. Kognitive Leistungsfähigkeit sowie alltagsrelevante Funktionalität der Patienten fallen etwas besser aus als bei entsprechenden Referenzstichproben [12], da die Befragung ein Mindestmaß an kognitiver und physischer Belastbarkeit erfordert. Bei 29,6% der Probanden liegt zum Zeitpunkt der Befragung eine kognitive Beeinträchtigung vor. Der Schweregrad der depressiven Symptomatik verteilt sich über die Stichprobe erwartungsgemäß; so weist der Großteil der Erkrankten (84%) eine leichte Störung auf und nur 16% leiden an einer mittelgradigen oder schweren Störung. In der nicht erkrankten Stichprobe weisen 26% der Probanden eine subdiagnostische Verstimmung auf (operationalisiert über einen MADRS-Wert von 10–12 Punkten). Insgesamt entspricht die erhobene Stichprobe hinsichtlich des Schweregrades der depressiven Symptomatik sowie weiterer Variablen, die Einfluss auf die Testperformanz haben können, gut den Eigenschaften der Zielgruppe geriatrischer Patienten, für die das Verfahren entwickelt wurde. Ergebnisse Itemanalysen Die Ergebnisse der Itemanalysen für beide Skalen sind . Tab. 3 zu entnehmen. Neben der Schwierigkeit und Trennschärfe der Items wurden fehlende Werte gesondert berücksichtigt, da diese durch die mündliche Vorgabe der Items nur systematisch zustande kommen konnten und somit als weiteres Validitätskriterium betrachtet werden können. Für die GDS-15 liegt der Anteil an fehlenden Werten bei insgesamt 6 Items über Merkmal Depressionsdiagnose Nein (n=180) Ja (n=151) Gesamt (n=331) 45 (25%) 135 (75%) 43 (29%) 108 (72%) 88 (27%) 243 (73%) 133 (74%) 47 (26%) – – – 81,0/7,8 127 (84%) 19 (13%) 5 (16%) 80,3/7,4 133 (74%) 47 (26%) 127 (84%) 19 (6%) 5 (2%) 80,7/7,6 25,5/3,5 56,3/26,8 24,2/4,0 47,7/22,3 25,0/3,7 51,8/24,7 MMST Mini-Mental-Status-Test. 5%, bei der DIA-S ist dies bei einem Item der Fall. In den Itemschwierigkeiten ergibt sich für die DIA-S eine Spanne an Lösungswahrscheinlichkeiten von 0,27– 0,55, für die GDS-15 von 0,20–0,75. Sowohl die externen als auch die internen Trennschärfewerte fallen für die DIA-SItems (0,65–0,76 bzw. 0,41–0,62) insgesamt deutlich höher aus als für die GDS15-Items (0,53–0,67 bzw. 0,08–0,51). Skalenanalysen Reliabilität Zur Analyse der Skalenreliabilitäten wurde jeweils die interne Konsistenz ermittelt. Dabei wurden in einer ersten Berechnung nur Fälle eingeschlossen, die in keinem der Items fehlende Werte aufweisen, was für die DIA-S auf 77,3% und für die GDS auf 56,2% der Fälle zutrifft. Bei einer zweiten Berechnung wurden fehlende Werte fallweise geschätzt. Dabei wurden Fälle, bei denen in der DIA-S mehr als 2 Items und in der GDS mehr als 3 Items nicht beantwortet wurden, von den Analysen ausgeschlossen. Nach beiden Rechenprozeduren weist die DIA-S eine interne Konsistenz (α=0,84) auf, die als hoch zu bewerten ist, während die GDS-15 trotz einer höheren Itemzahl mit (α=0,75) bzw. mit geschätzten Werten (α=0,78) in einem mittleren Bereich liegt. Validität Einen Überblick über die Validitätsmaße der Skalen gibt . Tab. 4. Konvergente Validität. Zur Überprüfung der Gültigkeit der beiden Testverfahren wurde zunächst die konvergente Validität mit dem Außenkriterium ermittelt, d. h. es wurden Korrelationskoeffizienten nach Pearson zwischen den Testwerten der DIA-S, der GDS-15 und der MADRS berechnet. Die neu entwickelte Skala erzielt mit einem r-Wert von 0,728 (p<0,001) eine höhere Übereinstimmung mit dem Außenkriterium als die GDS-15 (r=0,652, p<0,001). Die Korrelation zwischen DIA-S und GDS-15 beträgt r=0,672 (p<0,000). Testeffektivität. Der Vergleich der Testeffektivitäten von DIA-S und GDS-15 wurde über den Vergleich der ROC-Kurven realisiert. Wie aus . Abb. 1 ersichtlich ist, deckt der Graph der neu entwickelten Skala eine größere Fläche ab (vgl. . Tab. 4) als der Graph der GDS-15, was einer höheren Wahrscheinlichkeit entspricht, einen Patienten durch die neue Skala korrekt als depressiv oder nichtdepressiv zu klassifizieren. Dieser Unterschied zwischen den beiden Skalen ist dabei unter Berücksichtigung der Effektgröße sowie des Stichprobenumfangs auf dem 5%-Niveau signifikant (d=0,05, p<0,05). Betrachtet man die Effektivität der Skalen in den einzelnen Trennwerten, so zeigt sich für die DIA-S bei Testwerten zwischen 3 und 4 Punkten empirisch der beste Trennwert mit einer Sensitivität von 82% und einer Spezifität von 79%, wäh- Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 | 173 Originalarbeit Tab. 3 Itemanalysen der DIA-S und der GDS-15 Item DIA-S Bedrückt Angst, Falsches zu tun Gut entspannen Leben sinnlos Schwer aufzuraffen Angst vor der Zukunft Leben genießen Leicht überfordert Viel grübeln Grundsätzlich zufrieden GDS-15 Grundsätzlich zufrieden? Aktivitäten aufgegeben? Leben unausgefüllt? Oft langweilig? Guter Laune? Angst Schlimmes zustoßen? Meiste Zeit glücklich? Oft hilflos? Zu Hause, anstatt auszugehen? Probleme mit dem Gedächtnis? Schön, jetzt zu leben? Ziemlich wertlos? Voller Energie? Situation hoffnungslos? Meisten Leuten geht es besser? Fehlende Werte n (%) Schwierigkeit (MW) Trennschärfe Intern Extern 8 (2,4) 5 (1,5) 10 (3,0) 12 (3,6) 7 (2,1) 8 (2,4) 18 (5,4) 12 (3,6) 3 (0,9) 10 (3,0) 0,48 0,29 0,36 0,27 0,48 0,37 0,32 0,46 0,55 0,26 0,57 0,41 0,54 0,55 0,55 0,59 0,62 0,46 0,56 0,56 0,69 0,65 0,67 0,70 0,76 0,71 0,67 0,70 0,70 0,68 9 (2,7) 6 (1,8) 13 (3,9) 2 (0,6) 20 (6,0) 7 (2,1) 31 (9,4) 10 (3,0) 10 (3,0) 23 (6,9) 36 (10,9) 11 (3.3) 16 (4,8) 18 (5,4) 33 (10,0) 0,29 0,69 0,29 0,35 0,21 0,35 0,39 0,54 0,75 0,20 0,39 0,47 0,62 0,25 0,33 0,43 0,19 0,50 0,37 0,49 0,08 0,51 0,45 0,11 0,14 0,40 0,48 0,29 0,42 0,41 0,66 0,54 0,65 0,66 0,61 0,58 0,63 0,61 0,53 0,55 0,60 0,67 0,57 0,64 0,59 Tab. 4 Validitäten der Skalen: Korrelationen mit den MADR-Werten, Testeffektivität und ROC-Maße Skala DIA-S GDS15 Korrelation r Signifikanz Testeffektivität Trenn- Sensiwert tivität Spezifität 0,728 0,652 3,5 5,5 0,79 0,71 0,000 0,000 0,82 0,76 ROC-Kurve AUC 95%-KI 0,882 0,828 OG UG 0,914 0,867 0,841 0,783 Differenz d Signifikanz 0,053 0,013 ROC „receiver operating characteristic“, AUC „area under the curve“, KI Konfidenzintervall, OG Obergrenze, UG Untergrenze. rend der beste Trennwert der GDS-15 zwischen 5 und 6 Punkten liegt und eine Sensitivität von 76% sowie eine Spezifität von 71% erreicht. Dabei ergibt sich in der Spezifität unter Berücksichtigung des Mc-Nemar-Tests ein signifikanter Unterschied (χ2(0,05;1,N=180)=4,23). In der Sensitivität zeichnet sich ein positiver, jedoch nichtsignifikanter Trend zugunsten des neuen Verfahrens ab (χ2(n.s; 1, n=151)=1,83). 174 | Diskussion Ergebnisse In der vorliegenden Studie werden die neu entwickelte DIA-S und die geriatrische Depressionsskala im Hinblick auf ihre Testperformanz in der stationären Geriatrie miteinander verglichen. Die Stichprobe entspricht dabei in allen relevanten Merkmalen der Population, für die der neue Test intendiert ist und es wurde ein Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 Untersuchungsdesign gewählt, das eine strenge empirische Prüfung der Skalen ermöglicht [10]. So wurden, anders als in zahlreichen anderen Validierungsstudien, zur empirischen Prüfung der Skalen nicht bereits vordiagnostizierte Patienten ausgewählt, deren Depressionsstatus meist besonders eindeutig ist und die daher die Ergebnisse im Rahmen eines sog. Spektrumbias positiv verzerren können. Zudem wurden kognitiv eingeschränkte Patienten in die Analysen einbezogen, deren Depressionsstatus durch Screeningverfahren schwieriger zu ermitteln ist. Dadurch erklärt sich einerseits die Tatsache, dass die Ergebnisse für Sensitivität und Spezifität der GDS etwas niedriger ausfallen als die in einer aktuellen Metastudie ermittelten Werte [15]. Andererseits ist durch diese Art der Prüfung davon auszugehen, dass die ermittelten Qualitätskriterien mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Performanz der Skalen in der Praxis entspricht. Die Ergebnisse sprechen für bessere diagnostische Qualitäten der DIA-S, wobei sich der Unterschied sowohl auf der Ebene der einzelnen Items als auch im Gesamtvergleich der Skalen ergibt. Dabei zeigen sich zwar erwartungsgemäß besonders für die inhaltlich fraglichen Items der GDS15 geringe Trennschärfen, der Unterschied in den Itemqualitäten ergibt sich jedoch durchgängig. Somit ist nicht davon auszugehen, dass die Qualitätsunterschiede in den Skalen lediglich auf einzelne, für den Kontext unpassende Items zu erklären ist. Auch in der internen Konsistenz weist die DIA-S höhere Werte auf als die GDS15, was unter Berücksichtigung des deutlich geringeren Umfangs der neuen Skala ein überraschendes Ergebnis ist. Die hohe interne Konsistenz der DIA-S kann dabei auch als Hinweis dafür gewertet werden, dass das Ziel, die Skala unempfindlicher gegenüber Störeinflüssen zu machen, umgesetzt werden konnte. Im Hinblick auf die Validität der Skala ergibt sich die Überlegenheit erwartungsgemäß vor allem in der Spezifität, d. h. in der Vermeidung falsch positiver Testergebnisse. Neben der Eigenschaft der DIA-S, Patienten korrekt zu klassifizieren, deutet die verhältnismäßig hohe Korrelation der Gesamtskala mit dem Außenkriterium darauf hin, dass das Instrument auch Hinwei- Klinische Anwendbarkeit der Skala Die DIA-S wurde als Screeningverfahren konzipiert, das leicht und praktikabel einsetzbar sein soll. Durch den geringen Umfang der Skala, deren Beantwortung etwa zehn Minuten beträgt, und durch das einfache Auswertungsschema erwies sich die DIA-S in den Untersuchungen als leicht handhabbar. Bei der Erhebung der Skala in der Praxis sollte allerdings berücksichtigt werden, dass mündlich erhobene Selbstaussagen zur Stimmung für die Patienten ein schwieriges Gesprächsthema darstellen, das mit der nötigen Sensibilität gehandhabt werden und ggf. in einen breiteren diagnostischen Kontext, etwa ein Anamnesegespräch, gestellt werden sollte, um die Adhärenz der Patienten zur Beantwortung der Items zu gewährleisten. Die Skalen wurden bisher nur an einem der drei Erhebungsorte durch Klinikmitarbeiter erhoben, die die Handhabbarkeit des Instrumentes grundsätzlich als gut bewerteten. Bisher liegen jedoch keine systematischen Angaben zur Einschätzung der klinischen Anwendbarkeit der Skala durch stationäre Einrichtungen vor. Im Rahmen einer Implementierung des Instrumentes in die Praxis wäre eine entsprechende Erhebung empfehlenswert. Stellenwert des Instrumentes im diagnostischen Prozess Die DIA-S stellt ein klassisches Screeningverfahren zur Ermittlung depressiver Störungen dar. Das heißt, das Instrument soll breit und ökonomisch anwendbar sein und möglichst auch geringer ausgeprägte Erkrankungen anzeigen. Das bedeutet gleichzeitig, dass darüber hinausgehende diagnostische Fragestellungen durch die Skala nicht beantwortet werden können, da hierdurch die Screeningqualitäten des Instrumentes beeinträchtigt würden. So ROC-Kurve 1,0 DIA-S GDS15 0,8 Abb. 1 7 ROC-Kurven („receiver operating characteristic curves“) von DIA-S und GDS-15. Je größer die Fläche unter der Kurve ausfällt, ­desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der korrekten Klassifikation des D­epressionsstatus eines beliebig ausgewählten ­Patienten Sensitivität se über den Schweregrad der Störung liefern kann. Insgesamt sprechen die bisherigen Ergebnisse dafür, dass das Messinstrument in der stationären Geriatrie alternativ zur GDS-15 als Depressionsscreening eingesetzt werden kann. Dabei wäre eine Erprobung an weiteren Stichproben, auch im teilstationären und ambulanten Setting lohnenswert. 0,6 0,4 0,2 0,0 0,2 0,0 würde ein systematisches Abfragen von Suizidalität die Trennschärfe des Instruments mindern und Items zur differenzialdiagnostischen Abklärung anderer affektiver Erkrankungen wie etwa Angststörungen würden sich negativ auf die Zuverlässigkeit und Ökonomie der Skala auswirken. Bei der Anwendung in der Praxis ist daher zu berücksichtigen, dass im Falle eines auffälligen Testergebnisses in der Regel weitere Diagnostik erforderlich ist. So sollten Fragestellungen wie die Einschätzung von Suizidalität affektiv auffälliger Patienten oder eine differenzialdiagnostische Unterscheidung zwischen einer depressiven Erkrankung und einer Angsterkrankung im Anschluss an die Erhebung der Skala klinisch erfolgen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine weitere Erprobung des Instrumentes in der Praxis, die sowohl verschiedene Erhebungssettings und spezielle Patientengruppen als auch Evaluationen der praktischen Handhabbarkeit der DIA-S berücksichtigen sollten. Fazit für die Praxis 0,4 0,6 1-Spezifizität 0,8 1,0 einer Sensitivität von 82% und einer Spezifität von 79%. 3.Die DIA-S weist trotz ihres geringeren Umfangs eine höhere interne Konsistenz und eine bessere Spezifität auf als die GDS-15. 4.In den Itemcharakteristiken ergeben sich für die DIA-S durchgängig bessere Werte als für die Kurzversion der GDS, sodass die bessere Qualität der neuen Skala nicht lediglich durch einzelne Items erklärbar ist. 5.Die bisherigen Ergebnisse sprechen dafür, dass das neue Instrument für die intendierte Stichprobe gut geeignet ist. Weitere Validierungsstudien, auch an ambulanten und teilstationären Stichproben, sind wünschenswert. Korrespondenzadresse S. Heidenblut Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Universität Siegen, Adolf-Reichwein-Straße 2, 57072 Siegen [email protected] Interessenkonflikt. Die korrespondierende Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. 1.Die DIA-S ist ein Selbstbeurteilungsverfahren zum Screening depressiver Erkrankungen, das durch zehn kurze Items und ein einfaches Ja/Nein-Antwortschema ökonomisch und praktikabel einsetzbar ist. 2.Der beste Trennwert für die DIA-S liegt zwischen 3 und 4 Punkten mit Literatur 1. Arbeitsgruppe „Geriatrisches Assessment“, AGAST (1997) Geriatrisches Basisassessment. Handlungsanleitungen für die Praxis. MMV Medizinverlag, München Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 | 175 Buchbesprechungen 2. Arolt V, Driessen M (1997) Depressive Störungen bei älteren Patienten im Allgemeinkrankenhaus. In: Hirsch HD et al (Hrsg) Altern und Depressivität. Huber, Bern, S 83–86 3. Ebel H, Beichert K (2002) Depressive Störungen bei Patienten der Allgemeinmedizin: Früherkennung und therapeutische Ansätze. Dtsch Arztebl 99:99– 124 4. Folstein M, Folstein S, Hugh MC (1975) Mini Mental State: a practical method for grading the cognitive state für the clinicians. J Psychiatr Res 12:189–198 5. Leentjens A, Verhey F, Lousberg R et al (2000) The validity of the Hamilton and Montomery-Asberg Depression Rating Scales as screening and diagnostic tools for depression in Parkinson disease. Int J Geriatr Psychiatry 15:644–649 6. Mahoney FI, Barthel D (1965) Functional evaluation: the Barthel Index. Md State Med J 14:56–61 7. Montgomery S, Asberg M (1979) A new depression scale designed to be sensitive to change. Br J Psychiatry 134:382–389 8. Mottram P, Wilson K, Copeland J (2000) Validation of the Hamilton Depression Rating Scale and Montgommery and Asperg Rating Scales in terms of AGECAT depression cases. Int J Geriatr Psychiatry 12:1113–1119 9. Neumann NU, Schulte RM (1989) Montgomery and Asberg Depression Rating Scale. Deutsche Fassung. perimed, Erlangen 10. Pepe MS (2004) The statistical evaluation of medical tests for classification and prediction. University Press, Oxford 11. Porst R (2000) Question Wording – Zur Formulierung von Fragebogen-Fragen. How-to-Reihe 2. GESIS-ZUMA, Mannheim 12. Renteln-Kruse W, Ebert D (2003) Merkmale hospitalisierter geriatrischer Patienten. Zwei Kohorten im Vergleich unter Verwendung des Screenings der Arbeitsgemeinschaft Geriatrisches Basisassessment (AGAST). Z Gerontol Geriatr 36:223–232 13. Schmeling-Kludas C, Jäger K, Niemann BM (2000) Diagnostik und Bedeutung psychischer Störungen bei körperlich kranken geriatrischen Patienten. Z Gerontol Geriatr 33:36–43 14. Schmitz N, Kruse J, Heckrath C et al (1999) Diagnosing mental disorders in primary care: the General Health Questionnaire (GHQ) and the Symptom Checklist (SCL-90-R) as screening instruments. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 34:360–366 15. Wancata J, Alexandrowicz R, Marquart B et al (2006) The criterion validity of the Geriatric Depression Scale: a systematic review. Acta Psychiatr Scand 114:398–410 16. WHO (2005) Affektive Störungen In: Dilling H, Mombour W, Schmidt MH (Hrsg) Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F) Klinisch-diagnostische Leitlinien. Huber, Bern, S 129–152 17. Yesavage J, Brink T, Rose T et al (1983) Development and validation of a geriatric depression scale: a preliminary report. J Psychiatr Res 17:37–49 18. Zank S, Schacke C (2001) Evaluation von Effekten gerontopsychiatrischer und geriatrischer Tagesstätten auf ihre Besucher(innen) und deren Angehörigen. Schriftreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bd 210. Kohlhammer, Stuttgart 19. Zank S, Schacke C, Heidenblut S, Opterbeck I (2008) Zwischenbericht im Rahmen der Längsschnittstudie zur Belastung pflegender Angehöriger von demenziell Erkrankten (LEANDER-Phase III). Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 176 | Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3 · 2010 Stuck, B., Maurer, J.T., Schredl, M., Weeß, H.-G. Praxis der ­Schlafmedizin. ­Schlafstörungen bei ­Erwachsenen und Kindern Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie Heidelberg: Springer 2010, 290 S., 57 Abb., (ISBN 978-3-540-88699-0), 69.95 EUR Die moderne Schlafmedizin ist ein junges und ein interdisziplinäres Fach. Das hat zur Folge, dass sich die Diagnostik und Therapie schnell entwickelt. Dem trägt die Neufassung der interdisziplinären Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-2) aus dem Jahr 2005 Rechnung. Dazu kommen berufspolitische Entwicklungen, wie etwa die Etablierung der Zusatzbezeichnung Schlafmedizin bei den Landesärztekammern. Insofern ist es an der Zeit, dass ein neues deutschsprachiges Lehrbuch die phänomenologische Einteilung der Schlafstörungen in 8 Hauptgruppen aufgreift. Dem Autorenteam aus zwei HNO-Ärzten und zwei Psychologen, alle mit zahlreichen schlafmedizinischen Zusatzqualifikationen, ist es dabei gelungen, ein sehr prägnantes und übersichtliches Werk zu erstellen, welches auf 290 Seiten seinem Titel „Praxis der Schlafmedizin“ gerecht wird. Das Buch richtet sich an alle schlafmedizinisch Tätigen als Lehrbuch, aber auch als Nachschlagewerk. Dabei wird deutlich, dass alle Autoren in ihrer täglichen Praxis Schlafmedizin betreiben. Den roten Faden des Buches bildet die ICSD‑2, indem deren Einteilung das Inhaltsverzeichnis ausmacht. Vorangestellt wird je ein Kapitel zu physiologischen Grundlagen des Schlafes und zur Diagnostik. Das Diagnostikkapitel beinhaltet bereits die neue Klassifikation der Schlafstadien der American Academy of Sleep Medicine (AASM). Darüber hinaus findet sich je ein Kapitel zu Schlafstörungen im Kindesalter und zur Begutachtung von Schlafstörungen. Da die Schlafmedizin ein Querschnittsfach darstellt, bleibt es nicht aus, dass Neueinsteigern in die Schlafmedizin fachfremde Kenntnisse in Teilen fehlen. Das Buch von Stuck und Kollegen schließt diese Lücke. Es beinhaltet zahlreiche Abbildungen und Tabellen, die den Inhalt sehr anschaulich machen. Dem Praxisanspruch wird das Buch mit farblich hervorgerufenen Praxistipps gerecht. Von besonderem Wert erscheint mir das Buch in der Vorbereitung auf die Prüfungen zum Schlafmediziner der Ärztekammern und zur Vorbereitung auf den Qualifikationsnachweis Somnologie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Hierbei schließt das Buch eine Lücke, die zuvor das Buch „Schlafmedizin – Grundlagen und Praxis“ ausgefüllt hat, welches aber aus heutiger Sicht von veralterten Klassifikationen ausgeht. Es kommt dem neuen Buch dabei zugute, dass mit Herrn Dr. Weeß einer der Autoren auch zum neuen Buch wesentlich beigetragen hat. Für den HNO-Arzt ist die Autorenschaft zweier Fachkollegen mit enormer praktischer und didaktischer Erfahrung von großem Vorteil, da der Leser auf dem Wissensstand eines schlafmedizinisch interessierten HNO-Arztes abgeholt wird. Der Preis von 69,95 Euro macht das Buch dabei zu einem Werk, welches in keiner schlafmedizinischen Bibliothek fehlen sollte. T. Verse, Hamburg