lotos © peter stoeckl Peter Stoeckl Proseminar Marketing I MARKETING Grundlagen der Werbung (l) Kommunikationsdesign Universität für angewandte Kunst Wien Peter Stoeckl Marketing I „Erfahrung … hilft Irrwege zu vermeiden. Hat man diese Erfahrung nicht, tut man gut daran, sich ein paar möglichst einfache Prinzipien zurechtzulegen. Dazu sollte gehören, nur etwas zu tun, was dem Kunden einen für ihn erkennbaren Nutzen bringt. Gute Ideen sind simpel.“ Walter Lürzer Vorwort des Herausgebers IP-College Basiswissen, Vorwort des Herausgebers, in: Lux Peter Wille, Walter L 1990 2 Peter Stoeckl Marketing I Inhaltsverzeichnis Was bedeutet Marketing? Markt, Wirtschaft, Marktwirtschaft, Subsistenzwirtschaft Entwicklungsgeschichte des Marktes 1. Selbstversorgung 2. Urkommunismus 3. Einfacher Tauschhandel 4. Einrichtung von örtlichen Märkten 5. Geldwirtschaft 6. Frühkapitalismus 7. Massenproduktion 8. Gesellschaft im Überfluss Tausch Bedürfnisse Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow Nutzen Wert Preis Geld Marktkräfte Marktpreis Marktformen Marktanteil Wettbewerb Das Leitbild des Marketings Anwendungsbereiche des Marketings Modelle des Geschäftsprozesses Der Wert schaffende Ablauf Wertbestimmung Segmentierung Demographisch Geographisch Psychographisch Targeting Positionierung Werterstellung Wertvermittlung Wertübertragung 5 6 7 7 7 7 7 8 8 8 9 9 10 10 11 12 12 12 16 17 17 18 18 20 21 22 23 24 24 24 24 24 26 28 28 29 29 3 Peter Stoeckl Marketing I Inhaltsverzeichnis / Fortsetzung Strategische Planung SWOT Analyse - Methode der strategischen Planung 1. Unternehmensanalyse (intern / gegenwartsbezogen) S / W 2. Umweltanalyse (extern / zukunftsbezogen) O / T SWOT Analyse – Empfohlene Fragestellungen Zentrale Fragestellungen Häufig begangene Fehler SWOT Strategien Planung des taktischen Vorgehens mit Marketing-Programmen Marketing Mix 4P / 4C Marketing-Management Werbung als Instrument der Kommunikationspolitik 30 31 31 32 33 34 34 35 36 36 37 37 38 Was ist Werbung? Das universelle Prinzip der Werbung Drei elementare Ziele von Werbemaßnahmen Reizüberflutung Werbeaufwand Produkt- und Markenpersönlichkeit USP Emotionale Aufladung Kontinuität Produktqualität und Werbeerfolg Zur Geschichte der Wirtschaftswerbung AdAge Timeline (USA) Reklame Propaganda Wirtschaftswerbung Soziale Werbung (Public Service Advertising) Virals Politische Werbung Als soziale Werbung getarnte Wirtschaftswerbung Prinzipien der Wirtschaftswerbung Die ABCV - Formel zur Prognose der Werbewirkung Die Kraft der Idee ‐ Beispiele erfolgreicher kreativer Werbung der Gegenwart Empfehlungen – kurz gefasst 39 40 40 41 41 42 42 43 44 45 46 51 58 58 60 73 76 77 81 83 84 85 87 Literatur Quellen im Internet 88 90 Impressum 91 4 Peter Stoeckl Marketing I Was bedeutet Marketing? Marketing (englisch), to market: »Handel treiben«, steht ursprünglich für die Gesamtheit der Maßnahmen, die unmittelbar auf den Absatz von Gütern gerichtet sind. Der Begriff Marketing ist um 1920 in den USA entstanden und hat sich nach 1945 auch in Europa durchgesetzt. Gegenstand des Marketings ist der Austausch von Gütern oder Leistungen von Wert und die Beeinflussung dieses Austausches. Unter dem Wert eines Gutes versteht die Volkswirtschaftslehre die Bedeutung, die Gütern oder Leistungen nach ihrer Fähigkeit, Bedürfnisse zu befriedigen, beigemessen wird. Der Wert eines Gutes wird bestimmt durch seinen Nutzen für die Befriedigung eines Bedürfnisses und seine Knappheit im Verhältnis zum Bedarf. Im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns steht die Befriedigung von Bedürfnissen der Nachfragenden, indem Produkte von Wert erzeugt und ausgetauscht werden. Als Produkt bezeichnen wir alles, was angeboten werden kann, um Bedürfnisse zu befriedigen: neben physischen Gegenständen auch Dienstleistungen und Ideen. Menschen suchen keine Produkte. Sie suchen und entscheiden sich für einen für sie erkennbaren Nutzen. Von entscheidender Bedeutung für das Zustandekommen eines Austauschs ist nicht die Sicht des Anbieters (der vom Nutzen seines Produktes überzeugt sein muss), sondern der Nutzen des Produktes aus der Sicht des Kunden. Marketing ist erfolgreich, wenn es Anbietenden gelingt, den Nutzen ihrer Produkte aus der Perspektive ihrer Kunden darzustellen und zu vermitteln. Marketing bedeutet ein Unternehmen so zu führen, dass es sein Unternehmensziel durch die optimale Befriedigung der Bedürfnisse seiner Abnehmer erreicht. Es steht für eine unternehmerische Grundhaltung: Marketing steht für die konsequente Orientierung eines Unternehmens an seinem Markt. 5 Peter Stoeckl Marketing I Markt (von lateinisch mercatus: Handel, Messe) Mercado dos lavradores. Funchal, Madeira. Ort, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen, um wirtschaftliche Güter gegen Geld zu tauschen. Im weiteren Sinne ist ein Markt jedes Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage, unabhängig davon, ob er geographisch oder zeitlich eindeutig bestimmbar ist, wie beispielsweise ein Wochenmarkt, oder ob er ein weltweiter Markt ist, wie zum Beispiel der Markt für Investitionsgüter. Auch ist es gleichgültig, unter welchen Umständen Angebot und Nachfrage zusammentreffen. Beim Wirtschaft ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung menschlicher Bedürfnisse dienen. Marktwirtschaft bezeichnet ein Wirtschaftssystem, in dem die Verteilung von Gütern durch das Rechtsinstitut des privaten Eigentums an Produktionsmitteln erfolgt. Planung und Koordination der Wirtschaftsprozesse erfolgen dezentral. Die Koordination der Wirtschaftsprozesse erfolgt über Märkte und deren Preismechanismen. einigen sich Käufer und Verkäufer über Telefon oder Datenleitung. Subsistenzwirtschaft (Bedarfswirtschaft) bezeichnet eine wirtschaftliche Strategie, bei der die Produktion vorrangig der Selbstversorgung ohne nennenswerte Überschüsse dient. Sie schließt den Tauschhandel eigener Erzeugnisse auf lokalen Märkten ein. Das Ziel der Beteiligten ist nicht primär die Erwirtschaftung von Gewinn und dessen Maximierung, sondern die Sicherstellung des eigenen Lebensunterhaltes. 6 Peter Stoeckl Marketing I Entwicklungsgeschichte des Marktes 1. Selbstversorgung Eine Familieneinheit versorgt selbst die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder nach Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Geborgenheit, Anerkennung. Sorgsamer Umgang mit knappen Gütern. Mit anderen Einheiten wird nicht getauscht. Fehlender Austausch: kein Markt, kein Marketing. 2. Urkommunismus Familieneinheiten schließen sich zu Clans zusammen, um wirtschaftliche Aufgaben gemeinsam zu erfüllen. Das Land gehört allen. Alle Früchte der Arbeit werden unter allen aufgeteilt. (Beispiel Khoi-San). Fehlender Austausch: kein Markt, kein Marketing. 3. Einfacher Tauschhandel Arbeitsteilung erweist sich als vorteilhaft, da sie eine Verbesserung der Qualität und eine Erhöhung der Menge der zu produzierenden Güter bewirkt. Spezialisten für die Herstellung bestimmter Güter bilden sich heraus. Einzelne Personen und Gruppen produzieren Güter über ihren eigenen Bedarf hinaus: Spezialisierung erfordert Austausch. 4. Einrichtung von örtlichen Märkten Anfangs nur temporär oder saisonal, werden Märkte bald dauerhaft eingerichtet und durch Kaufläden, Warenlager, Basare, Marktplätze verkörpert. Erstmals spezialisieren sich Personen nicht nur auf die Herstellung bestimmter Güter, sondern auch auf Einkauf, Lagerhaltung, Verkauf. Erstmals finden sich Spezialisten für Marketing. 7 Peter Stoeckl Marketing I 5. Geldwirtschaft Bestimmte bewegliche, lagerfähige Güter von allgemeiner Akzeptanz (z.B. Tee, Gewürze, Metallstücke) werden zum Medium der Verrechnung und Wertbemessung – zu Geld. Geldwirtschaft (Austausch von Gütern gegen Geld) verdrängt Naturalwirtschaft (Austausch Güter gegen Güter). Geld beschleunigt den Austausch und stärkt die Institution der Märkte. 6. Frühkapitalismus Die Arbeitskraft von Menschen wird im Tausch gegen Geld erworben. Soziale Klassen entstehen: Besitzende - Frühkapitalisten (Fabrikanten und Handelsherren) weitgehend Besitzlose - Arbeiter. Es werden Güter hervorgebracht, die eher auf wohlhabende Kunden und deren Bedürfnisse zielen. Insgesamt herrscht Knappheit an Gütern. Marketingaktivitäten beschränken sich im Wesentlichen auf die Verteilung dieser Güter. 7. Massenproduktion Abbau von Handelsbarrieren zwischen den einzelnen Städten und Staaten. Rationalisierung und Mechanisierung von Arbeitsprozessen: Industrielle Revolution. Professionelles Management der Produktionsmittel (Rohstoffe, Arbeitskraft, Kapital) und des Absatzes setzt ein. Wettbewerb nimmt zu. Erstmals herrscht Überfluss statt Knappheit an Gütern. Konjunkturzyklen setzen ein. Distributionssysteme werden ausgebaut. Verkaufsförderungsprogramme. Kennzeichnung der Produkte. Markenwesen, Verpackung und Wirtschaftswerbung setzen ein, um den Fluss der Waren und Dienstleistungen vom Produzenten zum Konsumenten zu stimulieren und zu stabilisieren. 8 Peter Stoeckl Marketing I 8. Gesellschaft im Überfluss Eine große Anzahl von Personen verfügt über mehr Mittel als zur Erfüllung ihrer biologischen Grundbedürfnisse notwendig sind. Güter und Dienstleistungen, die psychologische, soziale und kulturelle Bedürfnisse ansprechen, werden vermehrt nachgefragt. Hersteller und Verkäufer müssen auf die Wünsche ihrer Abnehmer eingehen und sie zutreffend interpretieren. Märkte werden in Segmente unterteilt, um gezielter und besser auf die Bedürfnisse von Abnehmern eingehen zu können. Marktforschung entsteht, um in einer für den Anbieter Gewinn bringenden Weise die vielfältigen Erwartungen und Wünsche der Kunden erfassen und erfüllen zu können. (nach P. Kotler, F. Bliemel: Marketing Management. Stuttgart 2001, S. 10ff) Sozial- und Umweltbewusstsein wird für immer mehr Menschen von entscheidender Bedeutung. Dies übt wachsenden Druck auf die Hersteller und den Handel aus, fair produzierte und umweltverträglichere Produkte anzubieten. Marketing trägt dem wirtschaftlichen Wandel Rechnung, der nach der industriellen Revolution durch den Einsatz von Fließbandfertigung und Industrieautomation eingetreten ist: Verkäufermärkte (Nachfrageüberhang: Verkäufer als Verteiler knapper Güter dominieren das Marktgeschehen) verwandeln sich in Käufermärkte (Überflussgesellschaft mit Angebotsüberhang: Käufer dominieren den Markt). Tausch Im Zentrum jedes Marktgeschehens steht der Tausch – eine Transaktion, bei der Produkte und Leistungen wechselseitig zwischen sozialen Akteuren übertragen werden. Voraussetzung für das Zustandekommen einer Tauschaktion ist das Vorhandensein eines Überschusses und eines Bedürfnisses bei den Tauschpartnern. 9 Peter Stoeckl Marketing I Bedürfnisse Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow (1954) Abraham H: Maslow (1908 – 1970) nach: Helene KARMASIN: Produkte als Botschaften, Wien 1993, S. 59ff Abraham H. Maslow: Motivation and Personality, New York 1954 Deutsch: Motivation und Persönlichkeit, übersetzt von Paul Kruntorad 12. Auflage, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981 Abraham H. Maslow: A Theory of Human Motivation. In: Psychological Review, 1943, Vol. 50 #4, Seite 370–396 10 Peter Stoeckl Marketing I (H. Karmasin, nach Nicholas S. DiCaprio, Personality Theories: guides to living. Saunders, USA 1974) Nutzen In der ökonomischen Theorie versteht man unter dem Nutzen das Maß für die Fähigkeit eines Gutes, Bedürfnisse wirtschaftlicher Akteure zu befriedigen. Der jeweilige Nutzen hängt stets von der individuellen Einschätzung der Nachfragenden ab. Der Nutzen ist objektiv nicht messbar. 11 Peter Stoeckl Marketing I Wert In der Volkswirtschaftslehre steht Wert für die Bedeutung, die wir Gütern oder Leistungen beimessen nach ihrer Fähigkeit Bedürfnisse von Nachfragenden zu befriedigen. Der Wert eines Gutes wird bestimmt durch seinen Nutzen für die Befriedigung eines Bedürfnisses, seine Knappheit im Verhältnis zum Bedarf. Preis Maß für den Wert eines Produkts, das ausdrückt, wie viele Güter ein Käufer auf dem Markt bereit ist, für dieses Gut einzutauschen. Im Allgemeinen wird der Preis in Geldeinheiten gemessen. Geld In einer arbeitsteiligen Wirtschaft spezialisieren sich Marktteilnehmer auf die Produktion bestimmter Güter. Es werden nur wenige oder gar keine Waren und Dienstleistungen erstellt, die der Deckung des eigenen Bedarfs dienen. Daher sind die einzelnen Marktteilnehmer auf Tausch angewiesen. Ein Tausch von Gut gegen Gut ist jedoch problematisch: Es müssen Tauschpartner gefunden werden, die das Gut nachfragen, das man selbst anbietet. Gleichzeitig müssen diese Tauschpartner Güter anbieten, die man selbst benötigt. Beide Tauschpartner müssen sich zugleich über den Wert der jeweiligen Tauschgüter einigen. Der Einsatz von Geld erleichtert den Handel wesentlich. In modernen arbeitsteiligen Volkswirtschaften spielt Geld eine zentrale Rolle. Jedes wirtschaftliche Gut kann in Geldeinheiten bewertet und jeder Tausch in Geldeinheiten berechnet werden. Dies ermöglicht es, den Tausch in zwei nicht gleichzeitig verlaufende, voneinander unabhängige Akte zu zerlegen: Gut gegen Geld Geld gegen Gut Es findet somit ein indirekter Tausch statt. 12 Peter Stoeckl Geld Marketing I (von mittelhochdeutsch gelt: Zahlung, Vergütung; Bezahlung, Opfer, Lohn) dient als Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel, Recheneinheit. Tauschmittel Geld ist gegen wirtschaftliche Güter (Waren und Dienstleistungen) tauschbar und wird innerhalb eines bestimmten Geltungsbereichs als Tauschmittel allgemein akzeptiert. Wertaufbewahrungsmittel Die durch den Verkauf eines Wirtschaftsgutes erlangte Kaufkraft kann in Form von Geld als Vermögenswert gelagert werden. Recheneinheit Mit Geld als Recheneinheit werden Güter vergleichbar und addierbar. Ohne Geld wäre nur Realtausch möglich: es könnten nur relative Preise ermittelt werden: Gut I ist x-mal mehr wert als Gut II. Als Recheneinheit kann theoretisch jedes beliebige Gut benutzt werden. Praktisch kommen aber meist Güter zum Einsatz, die als leicht bewegliche Tauschmittel geeignet sind. Voraussetzung für die Geldwirtschaft ist das Vertrauen der Marktteilnehmer in die allgemeine Akzeptanz des Tauschmittels. Wer ein Gut gegen Geld abgibt, muss darauf vertrauen können, das erhaltene Geld in Zukunft seinerseits gegen von ihm benötigte Güter eintauschen zu können. Dieses Vertrauen ist prinzipiell davon unabhängig, ob das Geld selbst einen hohen Materialwert in sich trägt (wie bei Goldmünzen), oder sein Materialwert vernachlässigbar gering ist, wie dies bei Papiergeld der Fall ist. „In economics, hope and faith coexist with great scientific pretension and also a deep desire for respectability.“ John Kenneth Galbraith 13 Peter Stoeckl Marketing I Frühformen des Geldes Vorläufer von Papiergeld und Münzen, z.B.: Reis und kleine Werkzeuge (China), Hundezähne (Papua-Neuguinea), Kaurischnecken (Indien), Metallscheiben (Tibet). Münzen aus Elektron, einer natürlich vorkommenden Gold-Silber-Legierung, fanden vermutlich erstmals in Kleinasien Verwendung. Ihr Wert bestimmte sich durch ihren Edelmetallgehalt. um 300 v.Chr. Griechische Antike – Seleukiden. Zunächst wurden nur Gold und Silber als Münzmetall verwendet, ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. kommt auch Kupfer zum Einsatz. Bezeichnungen antiker griechischer Münzen weisen auf ihre Entstehung aus Gewichten: Talent bedeutet Waage oder Last, Drachme bedeutet Handvoll, Obole bedeutet Metallstab. 14 Peter Stoeckl Marketing I Geldarten Hart- oder Münzgeld In der Regel sind nur Münzen im Umlauf, deren Nominalwert über ihrem Metallwert liegt. Papier- oder Zeichengeld Ursprünglich (in Europa seit dem 16. Jahrhundert) handelt es sich dabei um Schuldscheine, die von Banken für Geldeinlagen ausgegeben wurden und als Tauschscheine Verwendung fanden: Banknoten. Im 19. Jahrhundert wurden Banknoten zum gesetzlichen Zahlungsmittel; Privatbanken wurden zunehmend von Zentralbanken als Notenbanken abgelöst. In Österreich verfügt die Österreichische Nationalbank über das exklusive Recht zur Ausgabe von Banknoten. Münzgeld und Papiergeld sind vom Gesetzgeber festgelegte gesetzliche Zahlungsmittel. Buch- oder Giralgeld Geldbeträge, die auf Konten bei Geld- und Kreditinstituten für Zahlungszwecke zur Verfügung stehen. Es kann jederzeit in Bargeld umgewandelt werden. Buchgeld ist durch Überweisung, Lastschrift, Scheck usw. verfügbar. Im Gegensatz zu Hartgeld und Papiergeld (Bargeld) ist Buchgeld kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern lediglich ein Zahlungsversprechen einer bestimmten Bank. Buchgeld unterliegt keiner gesetzlichen Annahmepflicht, doch besitzt es wegen seiner Praktikabilität im modernen Wirtschaftsleben eine zunehmend verbreitete Akzeptanz. Geld ist nicht nur das, was die Zentralbank an Münzen, Geldscheinen und Giralgeld (elektronischem Geld) in Umlauf bringt. Auch andere Wirtschaftsakteure (Banken) können Geld schaffen – „Geld schöpfen“. Vergebene Kredite verwandeln sich in Einnahmen anderer Wirtschaftsakteure, die ebenfalls einen Teil ihrer Einnahmen als Spareinlagen in Banken deponieren. Dies gibt Banken die Möglichkeit, weitere Kredite zu vergeben. Während eines Wirtschaftsbooms bläst sich die Geldmenge auf. Hypotheken auf Liegenschaften dienen als bevorzugte Sicherstellungen für vergebene Kredite. Subprime–Krise, USA 2007: Seit dem Frühjahr 2007 ließ sich auf dem US-Markt für Hypothekenkredite mit geringer Bonität (Subprime) ein drastischer Anstieg von Zahlungsausfällen beobachten, der in der Folge zu stark verringerten Neubewertungen von Krediten bis hin zum Zusammenbruch von Finanzinstituten führte. Um den Zusammenbruch von Banken zu verhindern, werden Banken mit Geldmitteln aus den Budgets von Staatshaushalten unterstützt. Diese Geldmittel fehlen in der Folge für andere Zahlungen der öffentlichen Hand wie für Bildung, Altersversorgung, soziale Ausgleichszahlungen, Investitionen in verbesserte Infrastrukturen, sozialen Wohnbau. 15 Peter Stoeckl Marketing I Marktkräfte Angebot Nachfrage bestimmen den Preis eines Wirtschaftsgutes. Marktpreis In einem vollkommenen Markt (siehe „Vollkommener Wettbewerb – S. 18f) regelt der Marktmechanismus über den Preis das Angebot und die Nachfrage von Gütern. Ist das Angebot größer als die Nachfrage, sinkt der Preis. Ist dagegen die Nachfrage größer als das Angebot, steigt der Preis. Der Preis steuert das Verhalten der Anbieter und Nachfrager (Lenkungsfunktion). Preis Angebotsüberhang Angebot Gleichgewichtspreis Nachfrageüberhang Nachfrage Menge Beispiel: Üblicherweise sinkt die Nachfrage mit steigendem Preis, während das Angebot mit dem Preis steigt. Je knapper das Angebot eines begehrten Gutes ist, desto höher steigt sein Preis, z.B. für Getreide nach einem schlechten Erntejahr. Wenn das Angebot eines Gutes größer ist als die Nachfrage, sinkt sein Preis – siehe die enorme Schwankungsbreite des Ölpreises auf dem Weltmarkt. 16 Peter Stoeckl Marketing I Wir unterscheiden zwischen dem Marktwert und dem natürlichen Wert eines Gutes. Der natürliche Preis gibt den Aufwand wieder, der zur Erstellung eines Gutes eingesetzt wurde. Der Marktpreis bildet sich bei freier Konkurrenz als Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Bei einem Überangebot kann der Marktpreis unter den natürlichen Preis eines Gutes fallen, sodass dessen Anbieter, statt Gewinn zu erzielen, mit Verlust aussteigen. Der Marktpreis (Gleichgewichtspreis) liegt im Schnittpunkt von Nachfrage- und Angebotskurve. Zum Gleichgewichtspreis kann die größtmögliche Gütermenge abgesetzt werden – er räumt den Markt, es gibt weder einen Angebots- noch einen Nachfrageüberhang. Marktformen Die Märkte einer Volkswirtschaft lassen sich nach dem Umfang des Wettbewerbs auf Angebots- und Nachfrageseite einteilen in Polypole Oligopole Monopole Im Polypol konkurrieren viele relativ kleine, ungefähr gleich starke Wirtschaftseinheiten miteinander. Im Oligopol stehen einige mittelgroße, etwa gleich starke Wirtschaftseinheiten zueinander in Konkurrenz. Im Monopol gibt es nur einen großen Anbietenden oder Nachfragenden. Gesetzliche Regelungen treten der Bildung von Angebotsmonopolen entgegen. Märkte sind Gegenstand politischer Gestaltung (Wirtschaftspolitik). 17 Peter Stoeckl Marketing I Marktanteil Anteil eines Unternehmens oder eines Produkts auf dem Markt oder einem Teilmarkt. Der Marktanteil ist das Verhältnis zwischen dem eigenen Absatz und dem Gesamtabsatz innerhalb eines bestimmten Marktes. Dabei kann der Wert oder die Menge der verkauften Einheiten verglichen werden. Am bedeutendsten für die Unternehmenspolitik sind die Verteilung der Marktanteile nach bestimmten Verkaufsregionen, die Entwicklung des Marktanteils in einer bestimmten Zeitspanne. Reale Märkte in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung sind dadurch gekennzeichnet, dass Unternehmen in der Regel bestrebt sind, ihre Konkurrenten zu übertreffen und zu verdrängen, deren Marktanteile zu übernehmen, um selbst zu einem marktführenden Unternehmen aufzusteigen. Der Markt kann sein: lokal, regional, national, Weltmarkt. Das Statistische Zentralamt kann Marktanteile von Unternehmen ermitteln. Ob ein Unternehmen gemäß dem Kartellgesetz marktbeherrschend ist, geht aus seinem Marktanteil hervor. Wettbewerb Rivalität zwischen Marktteilnehmern um Marktanteile. Die Theorie der freien Marktwirtschaft weist dem Wettbewerb die zentrale Steuerungsfunktion zu. Der Marktpreis kann sich jedoch nur frei bilden, wenn auf einem Markt vollkommener Wettbewerb herrscht: Kein einzelner Anbietender oder Nachfragender darf so viel Macht haben, dass er von sich aus den Preis festsetzen kann. (Polypol) 18 Peter Stoeckl Marketing I Der vollkommene Wettbewerb Vollkommener Wettbewerb herrscht unter folgenden Bedingungen: 1. eine Industrie verfügt über eine große Zahl von Wettbewerbern und Kunden; 2. die Unternehmen sind im Durchschnitt klein; 3. Käufer und Verkäufer sind über alle Geschehnisse des Marktes informiert. Das Vorhandensein einer großen Anzahl kleiner Unternehmen und vieler potentieller Käufer bringt mit sich, dass die Macht, das Verhalten der Marktteilnehmer zu beeinflussen, verteilt ist. Keine Einzelperson und kein einzelnes Unternehmen hat die Macht, die Bedingungen zu diktieren, unter denen der Austausch von Gütern und Dienstleistungen stattfindet – im Gegensatz zu einem Monopol oder Oligopol. Unter den Gegebenheiten des vollkommenen Wettbewerbs würden nach der Theorie des Liberalismus Waren so effektiv wie möglich erzeugt – d. h. zu den geringsten Kosten und Preisen, und die Konsumenten würden die maximale Menge und Qualität an Gütern und Dienstleistungen erhalten. Ein vollkommener Wettbewerb ist in der Theorie die Grundvoraussetzung für eine zum Wohle aller arbeitende freie Marktwirtschaft. In der kapitalistischen Praxis ist diese Grundvoraussetzung jedoch nicht gegeben sie besteht nur als theoretisches Ideal. In der Realität besitzen nur selten alle Marktteilnehmer Zugang zu wichtigen Informationen über die jeweils aktuellen Marktbedingungen. Besitz, Vermögen und Macht sind ungleich verteilt. Große Marktteilnehmer können das Marktgeschehen stark in ihrem Sinne beeinflussen. Nicht jeder Marktteilnehmer hat die Wahl, ein Tauschangebot auf Dauer abzulehnen. Nicht alle Marktteilnehmer können sich frei entscheiden, ob sie in Austausch treten wollen oder nicht – etwa diejenigen nicht, die mangels Vermögens gezwungen sind zu arbeiten, um sich und ihre Familie zu ernähren; alle, die ohne Eigentum an Immobilien ein Dach über dem Kopf benötigen und keine andere Wahl haben als die Zahlung „marktgerechter“ Mieten oder Kaufpreise für Immobilien: somit die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. In der Praxis herrschen erhebliche Machtgefälle zwischen den Marktteilnehmern, die nur durch sozialund wirtschaftspolitische Maßnahmen korrigiert werden können. Ein zügelloses Waltenlassen der Gesetze des Marktes bevorzugt einseitig die wirtschaftlich Mächtigen. Es verstärkt die soziale Ungleichheit (Reiche werden noch reicher, Arme noch ärmer), sorgt für Unzufriedenheit und politische Spannungen. Eine Politik, die sich allein auf die Gesetze des Marktes beruft, ist mit humanistischen Prinzipien nicht vereinbar. 19 Peter Stoeckl Marketing I Das Leitbild des Marketings Austausch in freier Wahl bei fairen Bedingungen unter geschäftsfähigen Partnern zum Wertgewinn beider Partner. Faire Bedingungen Offene, zutreffende, umfassende Information zum Austauschangebot für beide Partner. Keine Manipulation. Keiner der Partner hat die Macht, die Bedingungen des Austauschs zu diktieren. Freie Wahl Jeder Partei steht es frei, nein zu sagen oder auf eine andere Austauschalternative einzugehen. Geschäftsfähigkeit der Partner Beide Partner sind in der Lage, ihre Entscheidung bewusst und verantwortlich zu treffen. Geschäftsfähigkeit ist per Gesetz geregelt. Wertgewinn Voraussetzung für einen Wertgewinn ist, dass jeder der beiden Partner etwas von Wert und damit etwas Marktfähiges für einen Austausch besitzt und zu tauschen bereit ist. Bei einem freiwilligen Austausch erzielen in der Regel beide am Tausch Beteiligten einen Vorteil und damit einen von ihnen empfundenen subjektiven Gewinn. Menschen kaufen keine Produkte. Sie suchen nach einer Lösung für ein Problem, das sie beschäftigt. Sie suchen ein Mittel, das ihnen hilft, ihre Wünsche zu erfüllen. Sie kaufen einen für sie erkennbaren und für sie relevanten Nutzen. Menschen kaufen keine Seife, sondern „gepflegtes, begehrenswertes Auftreten“: ”A Skin you love to touch” (Woodbury’s Facial Soap, 1911) Marketing ist erfolgreich, wenn es dem Anbieter gelingt, den Nutzen seines Produktes aus der Sicht seiner Kunden zu betrachten – und zu erhöhen. 20 Peter Stoeckl Marketing I Anwendungsbereiche des Marketings Kommerzielles Marketing Sozio-Marketing Kommerzielles Marketing (auf Gewinnoptimierung gerichtetes Marketing) Absatzmarketing - Konsumgüter - Investitionsgüter (Industrieanlagen, Maschinen) - Dienstleistungen (Handel, Banken, Versicherungen, Tourismus) Beschaffungsmarketing - Rohstoffe, Hilfs- und Betriebsmittel - Anlagen - Finanzmittel Sozio-Marketing (Marketing of non-profit organisations) - öffentliche Verwaltung politische Parteien Glaubensgemeinschaften politische Verbände (Gewerkschaften, Umweltschutz-, Verbraucherverbände) wirtschaftliche Verbände (Industrie- und Handelskammern) soziale Organisationen (Rettungsdienste, Wohlfahrtspflege) diverse Vereine Bildungseinrichtungen Theater Museen zur optimalen Erfüllung ihres Auftrags, ihrer Dienstleistungen, zur Verbreitung ihres Programms. 21 Peter Stoeckl Marketing I Marketing ist eine konsequent an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtete Unternehmenspolitik anstelle eines nur auf das eigene Produkt und das eigenen Unternehmen gerichteten Denkens. Unternehmen müssen ihre Produkte und Dienstleistungen für potentielle Kunden so attraktiv anbieten, dass sie bevorzugt gegenüber anderen gekauft oder in Anspruch genommen werden. Marketing soll erforschen und erklären, wie Austauschprozesse zustande kommen, soll Hinweise zur Gestaltung der Austauschbeziehungen ableiten und diese Hinweise in entsprechende Maßnahmen umsetzen. (Armin Klein: Kulturmarketing. München 2001. S.31) Modelle des Geschäftsprozesses a) herkömmlicher Ablauf 1. Herstellung 2. Vertrieb Produkte erzeugen Produkte verkaufen Produkt entwerfen Materialien beschaffen herstellen Preis festlegen Anbieten und verkaufen Bewerbung und Verkaufsförderung Warenverteilung Kundendienst In diesem Modell wird vorausgesetzt, dass Unternehmer bereits wissen, was sie herstellen und hinterher auch mit angemessenem Gewinn verkaufen können. Es wird angenommen, dass der Markt aufnahmefähig genug ist, um genügend Produkte zu einem Preis abzusetzen, an dem Hersteller und Händler verdienen. Das Modell ist typisch für Wirtschaftssysteme, in denen Mangel an Wirtschaftsgütern herrscht. 22 Peter Stoeckl Marketing I b) Wert schaffender Ablauf Reaktion auf Märkte mit hohem Wettbewerb. Bei der Planung und Durchführung der Geschäfte eines Unternehmens treten an die Stelle der beiden traditionellen Phasen Herstellung und Vertrieb die vier Prozessschritte Wertbestimmung, Werterstellung, Wertvermittlung und Wertübertragung: 1 Wertbestimmung 2 Werterstellung 3 Wertvermittlung 4 Wertübertragung Marktsegmentierung Erhebung von unterschiedlichen Bedürfnissen und Werten Produktentwicklung und Herstellung Werbung Warenverteilung Verkaufsförderung Kundendienste Fokussierung Konzentration auf ausgewählte Segmente des Marktes Entwicklung des gesamten Leistungsangebots Verkauf Festlegung der Preise Positionierung des eigenen Produkts in der Gedankenwelt der möglichen Abnehmer im Vergleich zu konkurrierenden Produkten. (nach: McKinsey Staff Paper No. 41, June 1988, in: Philip Kotler / Friedhelm Bliemel: Marketing-Management, 10. Auflage, Stuttgart 2001, S.10) Kunden können unter vielen Angeboten wählen. Der Massenmarkt unterteilt sich in Mikromärkte, in denen Kunden unterschiedliche Wünsche, Präferenzen, Wertauffassungen gemeinsam haben. Produktangebote werden für genau definierte Zielmärkte entwickelt und bereitgestellt. 23 Peter Stoeckl Marketing I 1. Wertbestimmung Prozessschritte, die vollzogen werden müssen, bevor mit der Herstellung von Produkte begonnen wird: STP-Modell: Segmenting Segmentieren an Kunden-Zielgruppen orientierter Ansatz des strategischen Marketings > > Targeting Zielen > > Positioning Positionieren (S T P) (S Z P) Segmentierung Aufteilung des Marktes in untereinander möglichst gleichartige (homogene) und zu einander möglichst unterschiedliche (heterogene) Abnehmergruppen nach bestimmten Abgrenzungskriterien, wie z.B.: Demographisch - nach sozioökonomischen Merkmalen (Beruf, Haushaltsgröße, Einkommen, …) - nach soziodemographischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Größe, Familienstand, Familiengröße, Nationalität, Religion, …) Geographisch - nach makrogeographischen Kriterien (Staat, Bundesland, Region, Bezirk, Stadt, Gemeinde. Differenzierung zwischen Landund Stadtbevölkerung, verschiedenen Ortsgrößen) - nach mikrogeographischen Kriterien (Lebensräume von Menschen mit gleichen Werten, gleichem Lebensstil, gleichem Status - „Neighbourhood-Affinität“) Psychographisch - Szene-Marketing Als Szenen werden Kategorien von Menschen mit gleichen Werten, Treffpunkten, Kleidungsstilen, Sprachgebräuchen, Zeichencodierungen, Konsumverhalten, Sportarten verstanden. - nach Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Yuppies, DINKs – “Double Income No Kids”, Sinus Milieus, …) 24 Peter Stoeckl Marketing I Die Sinus-Milieus® in Deutschland Die "Kartoffel-Grafik" verortet die Milieus 1. von oben nach unten: nach sozialer Lage in Schichten, aufgrund von Bildung, Beruf und Einkommen. 2. von links nach rechts: nach der Grundorientierung, in einem Spannungsbogen von traditionell bis postmodern. Oben sind die gesellschaftlichen Leitmilieus angesiedelt, am linken Rand die Traditionellen Milieus, in der Mitte die Mainstream-Milieus und rechts die Hedonistischen Milieus. „Die Sinus-Milieus® verbinden demografische Eigenschaften wie Bildung, Beruf oder Einkommen mit den realen Lebenswelten der Menschen, d.h. mit ihrer Alltagswelt, ihren unterschiedlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen. Mit diesem Modell wird der Versuch unternommen, Menschen als soziale Akteure in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Bezugsystemen wahrzunehmen. http://www.sinus-institut.de/sinus-loesungen/sinus-milieus/ 25 Peter Stoeckl Marketing I Segmentmarketing steht im Gegensatz zu undifferenziertem Massenmarketing, dessen anfängliche Kostenvorteile zunehmend zugunsten einer zielgruppenspezifischen Marktpolitik aufgegeben werden. Marktsegmentierung kann nach dem Grad der Differenzierung unterschieden werden. Die beiden Extreme: Nullsegmentierung – ein Produkt, ein Werbemittel, ein Markt. Atomistische Segmentierung - jeder einzelne Kunde wird zu einem eigenen, individuell zu bearbeitenden Marktsegment. Beispiele finden sich in der Flugzeugindustrie, im Automobilbau, bei Computern, Bekleidung. Mass Customization – Fertigung nach Kundenwunsch. Targeting Nach der Einteilung des Marktes in überschaubare Segmente fällt die Entscheidung, auf welche Segmente sich nun die weitere Arbeit konzentriert. Dazu wird jedes Segment nach seiner Größe, nach seinen Chancen des Wachstums, nach Mitbewerb, Rentabilität etc. bewertet. Zugleich müssen Unternehmer ihre eigenen Fähigkeiten und Ressourcen abwägen, ob sie ausreichen, um im Segment erfolgreich sein zu können. Umfeld und Leistungsfähigkeit können mittels SWOT-Analyse (S. 30f) untersucht werden. Konzentriertes Marketing bearbeitet nur ein Segment. (Beispiel: Rolls-Royce. Das Unternehmen konzentriert sich auf das Segment für hochwertige Repräsentationsund Luxusautomobile. Tesla: Segment für leistungsstarke Elektroautos.) Differenziertes Marketing bearbeitet zugleich mehrere Marktsegmente. (Beispiel: Daimler AG – unterschiedliche Segmente des Automobilmarkts: LKW, Lieferwagen, Geländewagen, kompakte Autos, gehobene Mittelklasse, Luxusklasse, Sportwagen). 26 Peter Stoeckl Marketing I Differenziertes Marketing am Beispiel der Vermarktung der Werke des Künstlerpaares Christo & Jeanne-Claude (+) Javacheff. In konsequenter Anwendung des Vervielfältigungsrechtes wird jedes Kunstwerk (Motiv, Projekt) in der für jede einzelne potentielle Kundengruppe jeweils passenden Form auf den Markt gebracht – vom großen Entwurfsbild und großen signierten Fotografien für institutionelle und private Großsammler bis zu Postern und Postkarten für die „kleine Brieftasche“. Die Kunstwerke selbst sind nicht zu haben (weder der verpackte Bauwerk noch das Verpackungsmaterial). Was auf den Markt kommt, sind die in Bildern, Zeichnungen, Fotografien niedergelegten Ideen – das geistige Eigentum. (Claus C. Schmickler: Kunstmarketing / Marketing Art.In: Yvonne Schwarzer: Über die Kunst, Kunst zu verkaufen. Witten 2004, S. 35) 27 Peter Stoeckl Marketing I Positionierung Positionierung bezieht sich nicht unmittelbar auf das Produkt. Positionierung zielt auf die Gedankenwelt der potentiellen Käufer. - Welche besonderen Eigenschaften des eigenen Unternehmens und des eigenen Produktes werden von den Zielpersonen im Vergleich zum Mitbewerb wahrgenommen und im Gedächtnis behalten? Wie wird das eigene Unternehmen bzw. dessen Produkt nach kaufentscheidenden Kriterien im Vergleich zum Mitbewerb beurteilt? - Beispiel: http://www.perceptualmaps.com/example-maps/ - Gegenüberstellung der Ist-Situation mit der angestrebten Soll-Situation. Eine aktiv betriebene Positionierung legt fest, wie sich ein Unternehmen und sein Produkt langfristig im Meinungsfeld seiner Zielgruppe im Vergleich zu Mitbewerbern zu profilieren hat, um bevorzugt zu werden. So steht etwa Volvo für besonders sichere Autos, Mercedes für besonders hochwertige, BMW für sportliche. Die Positionierung von Produkten erfolgt in den Köpfen der jeweiligen Zielpersonen. 28 Peter Stoeckl Marketing I 2. Werterstellung Festlegung des Preises. Entwicklung und Herstellung oder Beschaffung des Produkts und des gesamten Leistungsangebots um das Produkt. 3. Wertvermittlung Kommunikative Maßnahmen. Werbung, Verkaufsförderung und PR werden eingesetzt, um den Kunden im Zielmarkt das Angebot näher zu bringen und dessen hohen Wert für sie hervorzuheben. 4. Wertübertragung Gestaltung eines leistungsfähigen und kundenfreundlichen Systems der Warenverteilung und begleitenden Serviceeinrichtungen, damit Kunden mühelos in den Besitz des für sie wertvollen Gutes gelangen können. Der Wert schaffende Ablauf des Geschäftsprozesses (Zusammenfassung) Der Geschäftsprozess beginnt mit Marketingaktivitäten zur Erfassung der Bedürfnisse der Kunden, noch ehe es zur Herstellung oder Beschaffung des Produktes kommt. Er sorgt für ein auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmtes Produkt. Er kommuniziert die Verfügbarkeit des Produkts und den für Kunden vorhandenen Wert des Produkts. Er ebnet für das Produkt den Weg zu den Kunden, erleichtert den Tausch des Gutes gegen Geld – und sorgt dafür, dass nach erfolgtem Kauf die Kunden in den Genuss des von ihnen erhofften Nutzens kommen und sie mit dem erworbenen Gut zufrieden sind – und zufrieden bleiben. 29 Peter Stoeckl Marketing I Strategische Planung Formulierung des Grundauftrags im Geschäftsfeld Analyse des Umfelds, Analyse der eigenen Leistungsfähigkeit SWOT-Analyse Zusammenfassende Bewertung der Stärken Schwächen Chancen Risken Strength Weakness Opportunities Threads des eigenen Unternehmens. Formulierung der Ziele z.B.: Erhöhung des Profits, Umsatzsteigerung, Ausweitung des Marktanteils. Formulierung der Strategien z.B.: Differenzierung, Nischenbesetzung. Planung des Programms Durchführung Feedback / Kontrolle. 30 Peter Stoeckl Marketing I SWOT Analyse – Methode der strategischen Planung 1. Unternehmensanalyse S /W (intern / gegenwartsbezogen) Stärken bzw. Schwächen beziehen sich auf das Unternehmen. Sie ergeben sich aus der Selbstbeobachtung des Unternehmens. Man spricht deshalb auch von Innenweltanalyse. Stärken bzw. Schwächen sind gegenwärtige Eigenschaften des Unternehmens, sie sind vom Unternehmen selbst geschaffene aktuelle Ergebnisse der bisherigen organisatorischen Bemühungen. 31 Peter Stoeckl Marketing I SWOT Analyse – Methode der strategischen Planung 2. Umweltanalyse O/T (extern / zukunftsbezogen) In der externen Analyse wird die Unternehmensumwelt untersucht, man spricht deshalb auch von Umweltanalyse. Chancen und Risken kommen von außen. Sie ergeben sich aus zukünftig zu erwartenden Veränderungen im Markt, in der technologischen, sozialen oder ökologischen Umwelt. Die Umweltbedingungen werden als für das Unternehmen vorgegeben betrachtet. Die hier wirkenden Kräfte gelten als weitgehend exogen. Das Unternehmen beobachtet diese Bedingungen und reagiert darauf mit Anpassung seiner Strategie. http://en.wikipedia.org/wiki/SWOT_analysis 32 Peter Stoeckl SWOT Analyse S/W Marketing I Empfohlene Fragestellungen Strengths / Weaknesses (Stärken / Schwächen) Stärken: • • • • • Worin glauben wir gut zu sein? Was machen wir gerne? Warum macht uns unsere Arbeit Spaß? Weswegen fürchten uns die Mitbewerber? Weshalb kaufen Kunden gerade unsere Produkte und Dienstleistungen (und nicht die des Mitbewerbs)? Wofür sind wir in letzter Zeit gelobt worden? Stärke ist alles, was uns leicht von der Hand geht. Was machen wir gerne, was macht uns Freude? Schwächen: • • • • O/T Worin glauben wir schlecht zu sein? Weswegen fürchten wir den Mitbewerb? Weshalb kaufen manche Kunden nicht bei uns? Wofür haben wir in letzter Zeit negative Kritik geerntet? Opportunities / Threats (Chancen / Risken) • • • • • • • • • Wohin hat sich der Markt in letzter Zeit entwickelt? Wohin wird sich der Markt entwickeln? Wie war der Markt vor 10 Jahren beschaffen, wie ist er heute beschaffen, wie wird er in 10 Jahren beschaffen sein? Welche Trends (gesellschaftlich-soziale, rechtlich-politische, technologische, ...) gibt es generell, welche Trends betreffen unseren eigenen Tätigkeitsbereich? Welche Änderungen von Bedürfnissen gibt es bei unseren Kunden? Welche Chancen bieten sich uns? Welche Chancen bieten sich den anderen? Welche Risken (betriebswirtschaftliche, technologische, gesellschaftliche, ...) bedrohen uns speziell? Welche Risiken bedrohen die anderen? 33 Peter Stoeckl SWOT Analyse Marketing I Zentrale Fragestellungen • Welche unserer Stärken sind aus der Sicht unserer Kunden die wichtigsten? Welche Stärken sind unser größter Vorteil gegenüber unserer Konkurrenz? • Welche unserer Schwächen sind für unsere Kunden am unangenehmsten? Welche unserer Schwächen kosten uns das meiste Geld? • Welche Chancen haben generell – und speziell für uns – die größten Erfolgspotenziale? • Welche Risiken haben für uns die größten Bedrohungspotenziale (Wahrscheinlichkeit des Eintritts und potenzielle Kosten)? Wichtig ist es, nach Erfassung der einzelnen Faktoren diese in Hinblick auf das gesteckte Ziel zu bewerten. Entscheidend für den Erfolg strategischer Planung sind konkrete am Ziel ausgerichtete Maßnahmen. Aus der SWOT-Analyse abgeleitete Strategien (siehe nächste Seite) sind zu beschließen und konsequent umzusetzen. Häufig begangene Fehler 1. Durchführung einer SWOT-Analyse, ohne davor ein Ziel (einen Soll-Zustand) zu vereinbaren. SWOT-Analysen sollten stets auf ein konkretes Ziel hin erstellt und nicht abstrakt gehalten sein. 2. Externe Chancen werden mit internen Stärken verwechselt. Beide sollten streng auseinandergehalten werden. 3. SWOT-Analysen werden mit möglichen Strategien verwechselt. SWOT-Analysen beschreiben Zustände, Strategien hingegen Aktionen. 4. Bei der SWOT-Analyse wird keine Priorisierung vorgenommen. Es werden keine Strategien abgeleitet. Konkrete Maßnahmen werden weder fomuliert, noch beschlossen und umgesetzt. http://en.wikipedia.org/wiki/SWOT_analysis http://www.controlling-wiki.com/de/index.php/SWOT-Analyse 34 Peter Stoeckl Marketing I SWOT Strategien Interne Analyse SWOTAnalyse E x t e r n e A n a l y s e Stärken / Strengths S-O: Chancen / Opportunities Verfolgen von neuen Chancen, die gut zu den Stärken des Unternehmens passen. Matching-Strategie. Risiken / Threats Schwächen / Weaknesses W-O: Schwächen eliminieren, um neue Chancen zu nutzen; Schwächen in Stärken umwandeln. Umwandlungsstrategie. S-T: W-T: Stärken nutzen, um Gefahren abzuwehren. Verteidigungsstrategien entwickeln, um vorhandene Schwächen nicht zu Angriffsflächen von Gefahren werden zu lassen. Neutralisierungsstrategie. Homburg, C., Krohmer, H.: Marketingmanagement, 3. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 480 http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse 35 Peter Stoeckl Marketing I Planung des taktischen Vorgehens mit Marketing-Programmen Festlegung des Marketingbudgets (Gesamtausgaben für die Erreichung des Marketingzieles), Aufteilung des Marketingbudgets auf die Instrumente des Marketings. Marketing-Mix Unter Marketing-Mix ist der auf das jeweilige Marketingkonzept abgestimmte Einsatz von vier Marketinginstrumenten zur optimalen Erreichung des Unternehmensziels zu verstehen: Instrumente des Marketings (4 Säulen des Marketings) Jerome McCarthy (1960) - Produktpolitik Preis- und Konditionspolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik P P P P Product Price Placement Promotion Produktpolitik Produktqualität, Styling, Sortiment, Marke, Verpackung, Packungsgrößen, Kundendienst, Garantie Preis- und Konditionspolitik Listenpreis, Rabatte, Skonto, Zahlungsfristen, Finanzierungskonditionen Distributionspolitik Vertriebskanäle, Grad der Marktabdeckung, Lage der Bezugsorte, Lagerhaltung, Warenlogistik Kommunikationspolitik (Absatzförderung) Werbung, Verkaufsförderung, persönlicher Verkauf, Public Relations Die vier Marketinginstrumente sind zu einem aufeinander abgestimmten und gegenüber dem Wettbewerb profilierten Konzept zu organisieren. 36 Peter Stoeckl Marketing I 4P 4C Marketing Mix aus der Sicht des Anbieters Marketing Mix aus der Sicht des Kunden Product Customer Solution (Lösung eines Problems für den Kunden) Price Cost to Customer (Kosten für den Kunden) Place Convenience (Mühelosigkeit des Zugriffs) Promotion Communication (Verfügbarkeit der Information) (nach Jerome McCarthy) (nach R. Lauternborn, in Kotler/Bliemel: 152) Marketing-Management Marketing-Management stützt sich auf die systematische Analyse der Bedürfnisse, Wünsche, Wahrnehmungen und Präferenzen der Zielgruppen. Die Ergebnisse dieser Analyse bilden die Grundlage des Produktdesign, der Preisbildung, der Distribution und der Kommunikation (4P / 4C). Konsequentes Marketing-Management besteht aus folgenden vier Schritten, die darauf gerichtet sind, einen für beide Seiten nützlichen Austausch einzuleiten, aufzubauen und zu erhalten: Analyse, Planung, Durchführung, Kontrolle. 37 Peter Stoeckl Marketing I Werbung als Instrument der Kommunikationspolitik Im Rahmen des Marketing ist Werbung neben dem persönlichen Verkauf, der Verkaufsförderung und der Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) ein Instrument der Kommunikationspolitik eines Unternehmens. Werbung hat in diesem Rahmen folgende Funktionen zu erfüllen: 1. Bekanntmachungsfunktion Hinweis auf Produkte, Dienstleistungen oder Ideen 2. Informationsfunktion Hinweis auf besondere Merkmale, auf Produkteigenschaften, Qualitäten, Verwendung, Preise, Bezugsquellen. 3. Suggestionsfunktion Weckung von Emotion durch Elemente wie Farbe, Bilder, Musik. 4. Imagefunktion Präsentation des Werbeobjekts in einer Weise, dass es sich positiv von Produkten des Mitbewerbs unterscheidet. 5. Erinnerungsfunktion Kontinuierliches Wiederholen der Werbebotschaft setzt Lernprozesse in Bezug auf das beworbene Objekt in Gang und verankert es im Gedächtnis. 38 Peter Stoeckl Marketing I Was ist Werbung? Unter Werbung verstehen wir jede Darbietung von Botschaften mit dem Ziel, Einstellungen und Handlungen der Adressaten zum Vorteil des Werbetreibenden zu steuern. (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, Mannheim 1992) jeden Versuch eines Organismus, andere Organismen ohne Zwang in seinem Sinne zu beeinflussen. (Walter Lürzer, 1990) 39 Peter Stoeckl Marketing I Das universelle Prinzip der Werbung Wer wirbt, will wahrgenommen werden, bei anderen eine in seinem Sinne liegende Reaktion bewirken, nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Drei elementare Ziele von Werbemaßnahmen In Analogie zum universellen Prinzip der Werbung lassen sich für Werbemaßnahmen drei elementare Ziele ableiten: Name und Botschaft des Absenders in möglichst viele Köpfe des Zielpublikums zu bringen, bei den Adressaten des jeweiligen Zielpublikums eine im Sinne des Werbenden positive Veränderung der Einstellung zum werbenden Unternehmen und seinem Produkt zu bewirken. die Botschaft möglichst lange im Gedächtnis der Adressaten zu verankern. 40 Peter Stoeckl Marketing I Reizüberflutung … Werbetreibende müssen versuchen, ihre Botschaft innerhalb des eigenen Teilmarktes durchzusetzen: Angesichts einer allgemeinen und insbesondere auch durch die Allgegenwart kommerzieller Werbung verursachten Reizüberflutung in offenen urbanen Gesellschaften stellt dies eine große Herausforderung für jeden Werbetreibenden dar – und bewirkt damit oft (aber nicht immer) eine weitere Belästigung für die Umworbenen. Werbeaufwand Werbeaufwendungen Deutschland 2010: 25,1 Milliarden Euro (2009: 22,4). Das Wachstum der Aufwendungen für Werbung insgesamt liegt 2010 in Deutschland bei 11% - und damit deutlich über dem Wirtschaftswachstum von 3,6%. Werbung im Internet verbucht 2010 in Deutschland einen Zuwachs von 34,8%. Quelle: Nielsen Media Research, Brutto-Werbespendings 2010, zitiert nach Focus Media, OnlineAdvertisingSpendingReport2011_01.pdf http://www.tarife-verzeichnis.de/nachrichten/4928-bip-deutschland-erreicht-2010-3-6-prozentiges-wirtschaftswachstum.html 41 Peter Stoeckl Marketing I Werbeaufwendungen Österreich 2013: 4,07 Milliarden Euro (2009: 3,37). Quelle: FOCUS Research and Consulting: http://www.gewista.at/uploads/Werbemarktsterreichberblick2013_10732_DE.pdf (2015-12-10; 24:00) 1990 – 2001 waren Jahre stetigen Wirtschaftswachstums und überproportional hoher jährlicher Zunahme der Werbe-Etats. 2001/2002 erfolgt weltweit ein Einbruch der Werbekonjunktur. Seit 2003 stiegen Werbe-Etats in Österreich wieder stetig von Jahr zu Jahr. Produkt- und Markenpersönlichkeit Uwe Ortstein / Young & Rubicam, Deutschland 1972 Die Durchsetzung eines Produkts auf dem Markt gelingt am ehesten, wenn ein Unternehmen seinem Produkt und seiner Marke eine attraktive und unverwechselbare Persönlichkeit verleiht: USP Im Mittelpunkt der Produktpersönlichkeit steht zunächst ein USP, der einzigartige Produktvorteil, die "unique selling proposition": 1901 entwickelte der Schweizer Chocolatier Philippe Suchard eine neue Rezeptur. Er ließ Kakaomasse und Milch verschmelzen. Damals eine Besonderheit. Die Vermarktung erfolgte unter der Bezeichnung MILKA – MILch und KAkao. 42 Peter Stoeckl Marketing I Emotionale Aufladung Ein rationales Argument mit dem Produktvorteil reicht für sich alleine oft nicht aus, um nachhaltig zum Kauf zu bewegen, insbesondere dann nicht, wenn der „einzigartige Produktvorteil“ Nachahmer auf dem Markt gefunden hat. Der Erfolg einer Werbekampagne wird erheblich davon bestimmt, ob es ihr gelingt, neben der Vermittlung von rationalen Argumenten das Produkt zusätzlich emotional aufzuladen und imagebildend zu wirken. 1901 Auf der Verpackung aus dem Jahr 1901 geschieht dies durch eine emotional betonte Gestaltung des dominanten Schriftzugs für den Namen des Herstellers, durch die Wahl einer charakteristisch unverwechselbaren Farbe – und durch die Abbildung einer Kuh auf einer Almwiese, damals wie heute ein emotionsbesetztes Symbol des Natürlichen, des „Gesunden“. Bereits zur Zeit ihrer Einführung im Jahr 1901 finden wir die Kuh von Milka in ihrer Markenfarbe Lila abgebildet. Die kreative Leistung der Werbeagentur Y&R im Jahr 1972 bestand in der Konsequenz, die lila Kuh auch real zu inszenieren und fotografisch abzubilden. 43 Peter Stoeckl 1901 / 1928 / 1988 / Marketing I 2014 Kontinuität Hat ein Produkt ein Aussehen und eine Persönlichkeit erhalten, die bei seinem Zielpublikum erfolgreich ist, sollte sein weiterer Auftritt in der Öffentlichkeit so wenig wie möglich geändert werden. So bleibt das Produkt und sein Hersteller besser im Gedächtnis und setzt sich gegenüber seinen Mitbewerbern am wirksamsten durch. (IP-College, Basiswissen, Teil IV, Werbung, Hrsg.: Walter Lürzer. 1990) 44 Peter Stoeckl Marketing I Produktqualität und Werbeerfolg „Gelungene Werbung“ und eine „starke Marke“ sollten wir nicht überbewerten. Produktmängel können durch Werbung niemals kompensiert werden. Hält ein Produkt nicht, was seine Werbung verspricht, bringt seine Bewerbung nur einen kurzen Anfangserfolg. Wiederholungskäufe bleiben aus, das Produkt und der Name des Herstellers geraten öffentlich in Misskredit und das Geschäft geht zurück. Der Werbepsychologe und Unternehmensberater Ernest Dichter wurde durch eine Schokoladefabrik geführt, mit den Produkten vertraut gemacht und schließlich gefragt, was seiner Meinung nach zu tun sei, um den Umsatz zu heben. Dichter antwortete: „Machen Sie bessere Schokolade“. (Bernhard Denscher: Kunst und Kommerz. Zur Geschichte der Wirtschaftswerbung in Österreich. Wien 1985, S. 156) 45 Peter Stoeckl Marketing I Zur Geschichte der Wirtschaftswerbung um 2000 v. Chr. Ausrufer für den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen sind für das antike Ägypten belegt. Die menschliche Stimme war gewiss noch viel früher als Werbemittel im Einsatz. um 300 v.Chr. Griechische Antike: Münzen. Metallgeld mit idealisiertem Porträt des Herrschers (Alexander) als Herkunfts-, Güte- und Erkennungszeichen. „Firmalampe“ um 50 n.Chr. Güte- und Herkunftszeichen finden sich auf Öllampen aus Ton, die im Römischen Reich bereits in großer Stückzahl gefertigt wurden. (Firmalampen, ausgegraben in Pompeji) 46 Peter Stoeckl Marketing I Mittelalter In den Städten des europäischen Mittelalters ist Werbung nur in Ausnahmefällen gestattet zum Schutz der Zünfte. um 1450 Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gensfleisch zum Gutenberg, Mainz, ermöglicht erstmals auch Werbeschriften in größeren Auflagen. 16. Jahrhundert Flugschriften (Einblattdrucke) – „Newe Zeitungen“ – zur Anzeige von Neuigkeiten. Ab 1588 anlässlich von großen Messen (z.B. Köln) zusammengefasst zu „Messrelationen“. 1609 Erste regelmäßig erscheinende Zeitungen. („Aviso“ in Wolfenbüttel, „Relation“ in Straßburg). um 1700 In Europa und den britischen Überseekolonien erscheinen erste Anzeigenblätter, in denen werbliche Botschaften veröffentlicht werden. Erste Zeitungen mit redaktionellem Teil und Anzeigenteil z.B. Wiennerisches Diarium von 1703. 1715 Paris: Anschlag von gewerblichen Plakaten mit am Fuß ersichtlicher Druck- und Anschlaggenehmigung. (Noch um 1650 ist in Paris das öffentliche Plakatieren zu gewerblichen Zwecken bei Todesstrafe verboten, nur Buchhändlern ist es gestattet.) 1798 Die Lithografie, erfunden von Alois Senefelder, verbessert die Plakattechnik, da sie Darstellungen von Grauwerten, ab ca. 1840 auch Farbabbildungen ermöglicht. Zuvor finden sich fast ausschließlich nur Schwarz-Weiß-Abbildungen (Holzschnitt, Stich) auf Plakaten. 47 Peter Stoeckl Marketing I um 1800 Industrielle Revolution. Die Produktion von großen Gütermengen verlangt nach werblichen Maßnahmen zur Steigerung des Absatzes. 1826 / 1835 / 1837 Erfindung der Fotografie (Joseph Nicéphore Nièpce, William Fox Talbot, Jacques Mandé Daguerre). 1854 Berlin. Ernst Litfass erfindet die Plakatanschlagsäule (Litfass-Säule). 1905 USA: Offsetdruck. 1923 Erster Rundfunksender geht in Betrieb. (Marconi 1897). 1928 Erster kommerziell erfolgreicher synchroner Tonfilm "Lights of New York". 1930 BBC London. Erste Fernsehsendungen. 1938 USA. Erste TV-Geräte kommen in den Handel. 48 Peter Stoeckl Marketing I ca. 1940 Erste elektronische Großrechner 1980 Personal Computer 1985 Internet. 1993 weltweit 5 Millionen Benutzer online. 2001 weltweit 498 Millionen Benutzer online. 2007 In Österreich liegt der Anteil der Internetnutzer bei 72%. (Island 86%, Deutschland: 64%, Spanien 40%, Rumänien 22%). http://de.wikipedia.org/wiki/Internet 2008 Weltweit 1,23 Milliarden Internet-Nutzer. 2010 Im Jahr 2010 ist mit 1,5 Milliarden Usern weltweit jeder fünfte Mensch online. http://www.bitkom.org/ 2016 Weltweit 3,5 Milliarden Internet-Nutzer. http://www.internetlivestats.com/ 49 Peter Stoeckl Marketing I Werbeausgaben Deutschland 2010: Internet als Werbemedium überholt erstmals die Gattung Tageszeitungen. focus-media: OnlineAdvertisingSpendingReport2011 50 Peter Stoeckl Marketing I AdAge Timeline (USA) 1704 The first newspaper advertisement is published in the Boston News-Letter. 1729 Benjamin Franklin starts publishing the Pennsylvania Gazette in Philadelphia, which includes pages of "new advertisements." 1833 Benjamin Day publishes the Sun, the first successful "penny newspaper" in New York. By 1837, circulation reaches 30,000, making it the world's largest newspaper. 1843 Volney Palmer in Philadelphia – the first advertising agency – is founded. 1880 Department store founder John Wanamaker is the first retailer to hire a full-time advertising copywriter: John E. Powers. 51 Peter Stoeckl Marketing I 1881 Daniel M. Lord and Ambrose L. Thomas form Lord & Thomas in Chicago. The firm eventually becomes Foote, Cone & Belding (FCB). 1882 Ivory Soap Girl Washing Procter & Gamble Co. begins advertising Ivory Soap with an unprecedented budget of $11,000. 1893 Asa Briggs Chandler registers Coca-Cola as a trademark. 1893 Frank Munsey drops the price of Munsey's Magazine to 10¢ and the cost of subscriptions to $1, the first attempt at keeping a magazine afloat by advertising revenue rather than newsstand sales. 1899 Campbell Soup Co. makes its first advertising buy. 1906 W.K. Kellogg places his first ads for Corn Flakes in six midwestern newspapers. By 1915, he is spending $1 million on national advertising. 52 Peter Stoeckl Marketing I 1911 Woodbury Soap breaks its "A skin you love to touch" campaign in the Ladies' Home Journal, marking the first time sex appeal is used in American advertising. 1922 AT&T's station WEAF in New York offers 10 minutes of radio time to anyone who would pay $100. 1926 Radio Corp. of America buys New York radio station WEAF from AT&T and renames it WNBC. It forms the first radio network with 19 stations within the year, and the National Broadcasting Co. is launched. 1927 CBS, Columbia Broadcasting System, a second major radio network, is launched. 1929 Following the stock market crash, advertising spending plummets. From its high of $3.5 billion, it sinks to $1.5 billion by 1933. American Tobacco Co. spends $12.3 million to advertise Lucky Strike, the highest sum any company has ever spent on single-product advertising. 53 Peter Stoeckl Marketing I 1932 George W. Gallup joins Y&R as director of research and develops a widely syndicated opinion poll. 1935 Leo Burnett starts his own agency in Chicago. 1936 LIFE publishes its first edition. It later becomes the first magazine to carry $100 million annually in advertising. 54 Peter Stoeckl Marketing I 1938 Radio surpasses magazines as a source of advertising revenue. 1941 With 7,500 TV sets in New York City, NBC's WNBT begins telecasting July 1. The first TV spots, featuring a Bulova watch that ticks for 60 seconds: open- and close-time signals for the day's schedule. 1949 Doyle Dane Bernbach opens its doors. Manifesto: “Let us prove to the world that good taste, good art, good writing can be good selling.” 1952 CBS opens its Television City production facilities in Hollywood. 1954 CBS becomes the largest advertising medium in the world. 55 Peter Stoeckl Marketing I 1955 Leo Burnett: The Marlboro Man campaign debuts. 1956 Videotape recording makes pre-recorded commercials possible. > Bulova Watch Dropped Over Niagara Falls Commercial https://www.youtube.com/watch?v=VxB5EoJzy9I 1957 Vance Packard's "The Hidden Persuaders," a potent attack on advertising, is published. It stays on the bestseller list for 18 weeks. 1963 "The Pepsi Generation" kicks off the cola wars. 1964 After the U.S. surgeon general determines that smoking is "hazardous to your health". The New Yorker and other magazines ban cigarette ads. 1971 Congress prohibits broadcast advertising of cigarettes. 56 Peter Stoeckl Marketing I 1993 Philip Morris announced plans to cut the price of its flagship Marlboro brand. The move, coined "Marlboro Friday," plunged Philip Morris' shares 23% and reverberated to other package goods stocks. 1993 The Internet becomes a reality as 5 million users worldwide get online. 1999 Internet advertising breaks the $2 billion mark and heads toward $3 billion. http://www.adage.com/century/timeline/ 2010 http://printfuture.ingridszurowski.de 2016 Internet: 3500 million users worldwide. Around 40% of the world population has an internet connection. In 1995, it was less than 1%. The number of internet users has increased tenfold from 1999 to 2013. http://www.internetlivestats.com/ 57 Peter Stoeckl Marketing I Reklame Österreich 1931 (Flemax) Deutschland 1931 (Max Burchartz) Im Bereich der Wirtschaft entstand der Begriff Werbung als Kürzel für Kundenwerbung und verdrängte im frühen 20. Jahrhundert den zuvor gebräuchlichen Begriff Reklame.* Heute findet sich der Begriff Reklame generell durch „Wirtschaftswerbung“ ersetzt. Propaganda Für politische Werbung existierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung Propaganda (nach der 1622 von Gregor XV gegründeten Sacra Congregatio de Propaganda Fide, der päpstlichen Gesellschaft zur Verbreitung des römisch-katholischen Glaubens.) Heute findet sich im deutschsprachigen Raum der Begriff Propaganda durch „politische Werbung“ ersetzt. * „Hans Weidenmüller (siehe besonders dessen Beiträge zur Werbelehre, 1912, S. 61ff) beanstandet das Wort Reklame als zu unbestimmt und Träger eines üblen Nebengeschmacks und will es und seine Zusammensetzungen durch Kundenwerbung, Werbemittel usw. ersetzen“. (Viktor Mataja: Reklame. München und Leipzig 1926, S. 13.) 58 Peter Stoeckl Marketing I Nach ihrem Gegenstand unterscheiden wir heute: Wirtschaftswerbung Werbung für Waren und Dienstleistungen Soziale / Politische Werbung Social Marketing Political Advertising Public Service Advertising (PSA) Werbung für nichterwerbswirtschaftliche Inhalte (von staatlichen Institutionen oder nicht erwerbswirtschaftlich orientierten Organisationen wie Parteien, Verbände, Vereine, Kirchen, Wohlfahrtseinrichtungen, etc.) 59 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung USA 1890 Eine der ersten Anzeigen für die revolutionäre neue „KODAK“ Kamera der Eastman Company, Rochester, USA, in der Filme anstelle von beschichteten Glasplatten belichtet werden. Die industriell gefertigte Kodak Kamera ist auf einfachste Bedienbarkeit durch Laien ausgelegt. Kodak übernimmt auch das Entwickeln der Filme und macht damit das Fotografieren zu einer populären Freizeitbeschäftigung. “You press the button, we do the rest.“ 60 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile 1902 – USA 1905 – Deutschland … „Ask the man who owns one!“ 1905 – USA Abbildung aus „HOW TO CONTROL A MOTOR CAR IN EMERGENCIES“ ganzseitige illustrierte Textanzeige in „Country Life in America“, USA 1905. http://www.amazon.com/Article-Winton-Automobile-Control-Emergencies/dp/B005DH5Q0O 61 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile 1928 – USA 1929 – USA Der auf die Zufriedenheit des Kunden mit dem Produkt setzende Slogan “Ask the man who owns one.” steht bei Packard ab 1902 über fünf Jahrzehnte lang in Gebrauch. “Showcase the Product” in Kombination mit einer produktbezogenen Geschichte – “Telling a Story”. Der emotionale Nutzen tritt in den Vordergrund. 62 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile … „Ask The Man Who Owns One“ 1956 – USA 1957 – USA 1959 – USA Automobilwerbung nach der Devise „Think Big!“ des American Way of Life – eines aus dem Vollen schöpfenden Konsumdenkens. 63 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile 1959 - USA 1968 - USA 1970s - USA “Think small.” Julian Koenig (Copywriter), Helmut Krone (Art Director), Agentur Doyle Dane Bernbach (DDB), New York City, USA, entwickeln einen Slogan für einen Markt von Millionen von Nonkonformisten, die aus unterschiedlichen Gründen in Opposition zum „American Way of Life“ stehen. Das Produkt “Hässlicher, altmodischer, untermotorisierter Kleinwagen deutscher Herkunft mit Nazi-Vergangenheit” wird konsequent auf dessen mögliche Vorteile aus dem Blickwinkel von Menschen in Marktnischen der USA untersucht: „Think small“ - der definierte Kern der Botschaft des Produkts wird mit Intelligenz, Humor und Beharrlichkeit über Jahrzehnte erfolgreich mit ostentativem Understatement als Ausdruck von Sparsamkeit, Intelligenz und sozialer Kompetenz des Nutzers dramatisiert und kultiviert. Siehe dazu auch: TV Spot VOLKSWAGEN „Snow Plow“ (1964) TV Spot VOLKSWAGEN „Funeral“ (1969) http://www.youtube.com/watch?v=ABcckOTVqao http://www.youtube.com/watch?v=fCHWhIHIuhY Doyle Dane Bernbach (DDB) – “The creative revolution”. VW – TV Spot and Viral: “Singing Dog” (2008)” N http://www.youtube.com/watch?v=9beQh1yH5uU 64 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile Lürzer, Conrad & Leo Burnett: Anzeige Lürzer, Conrad & Leo Burnett: Großflächenplakat, Deutschland 1982. “Damals wollte Fiat einen simplen Kleinwagen auf den Markt bringen, den Panda, und wir haben ihnen geraten: Werbt mit dem Slogan ‘Die tolle Kiste’, und Fiat hat den Slogan testen lassen. 75 Prozent fanden ihn fürchterlich. Wir haben argumentiert: Ihr wollt doch nur einen Marktanteil von dreieinhalb Prozent für den Panda, da sind 25 Prozent Zustimmung zu dem Slogan doch enorm. Fiat hat dieses seltsame Argument geschluckt, der Slogan war gerettet – so schön kann Werbung sein.” (Walter Lürzer) Fiat Panda: Die Etablierung einer neuen Produktpersönlichkeit (…), in: GWA (Hg.): Effizienz in der Werbung, Moosburg 1983, S. 95ff „In den ersten 9 Monaten 1982 hat sich der Fiat Panda zum meistverkauften Ausländer der kleinen Klasse entwickelt.“ (Ebd.: S. 106) 65 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile Jung von Matt / Donau. Österreich 2011. Jung von Matt / Donau. Österreich 2011 Reine Textanzeige. … es geht auch völlig ohne Text. Mercedes 2010 – Sorry http://www.youtube.com/watch?v=sFxcAHqnQDU 66 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Automobile David Abbott, Lürzers Archiv 2/84 Viral (2013) https://www.youtube.com/watch?v=M7FIvfx5J10 Making of: https://www.youtube.com/watch?v=T0P_Ded5cbs Van Damme Stunt Ad discussion http://blogs.wsj.com/speakeasy/2013/11/15/how-volvo-createdthe-jean-claude-van-damme-video/ 67 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Technische Geräte 1984 - USA 2000 – USA Apple MacIntosh Commercial zur Markteinführung des Apple Mac Computers. http://www.youtube.com/watch?v=2zfqw8nhUwA 2006– USA Der selbstbewusste Herausforderer: Apple Boy vs. Microsoft Man http://www.youtube.com/watch?v=xAt8rB8WAkY 68 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Getränke Irland und Großbritannien – um 1935 USA – 1949 69 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Getränke Österreich – 1980 Frankreich – um 2010 Frankreich – 2006 EVIAN Roller Babies http://www.youtube.com/watch?v=XQcVllWpwGs 70 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Zigaretten 1920s – USA, Albert Lasker / Lord & Thomas Advertising. 71 Peter Stoeckl Marketing I Wirtschaftswerbung / Zigaretten USA 1955 Deutschland 1970 Der „Marlboro Man“ als einprägsame Werbe-Ikone. 72 Peter Stoeckl Marketing I Soziale Werbung (Public Service Advertising) “Second hand smoke kills” (Passivrauchen ist tödlich). Cancer Patients Aid Association. Piyush Pandey, Ogilvy & Mather, Mumbai, Indien 2001. 73 Peter Stoeckl Marketing I Soziale Werbung (Public Service Advertising) Iniciativa comunitaria. Badillo Nazca, Puerto Rico 1999 Tulipan. Be Careful. Young & Rubicam, Argentinien 2003 Jugend gegen AIDS. S+F deepblue. Deutschland 2011 74 Peter Stoeckl Marketing I Soziale Werbung (Public Service Advertising) “Every 60 seconds a species dies out”. BUND Friends of the Earth. Scholz & Friends Berlin, Deutschland 2011. “Every 60 seconds a species dies out”. BUND Friends of the Earth. Scholz & Friends Berlin, Deutschland 2011. Verkehrssicherheitskampagne Scholz & Friends Berlin, Deutschland 2011. Verkehrssicherheitskampagne Scholz & Friends Berlin, Deutschland 2015. 75 Peter Stoeckl Marketing I Soziale Werbung (Public Service Advertising) Virals Für die Verbreitung im Internet konziperte werbliche Botschaften werden als Virals bezeichnet. Da sie über soziale Netzwerke und Internet-Plattformen für Videos von ihren Nutzern ohne weiteres Zutun des Urhebers weitergereicht werden, kann ihre Verbreitung und ihr Erfolg, gemessen am minimalen finanziellen Aufwand der Schaltung, im Vergleich zu herkömmlichen Medien überproportional groß sein. Erfolgreiche Virals können binnen kurzer Zeit Millionen Abrufe verbuchen. (Vgl. ADWEEK, The 20 Most-Watched Ads Ever on YouTube.) http://www.adweek.com/news-gallery/advertising-branding/20-most-watched-ads-ever-youtube-142275#dove-evolution-2 Für soziale Werbung mit geringen Etats bieten sich Virals besonders an. „txting and driving“. Verkehrssicherheitskampagne gegen das Versenden von SMS am Steuer. Gwent Police, UK 2009 „Eyes On The Road” Danger of Texting and Driving, Verkehrssicherheitskampagne von VW. Ogilvy Beijing. China 2014 http://www.youtube.com/watch?v=sKU7b6UaJsY https://www.youtube.com/watch?v=R22WNkYKeo8 Realismus als Mittel der Abschreckung – hier kreativ konzipiert für klassische Kinowerbung und für die virale Verbreitung im Internet. 76 Peter Stoeckl Marketing I Politische Werbung John Heartfield, Deutschland 1932 John Heartfield, Deutschland 1932 Julius Streicher, Deutschland 1934 Werbung ist ein Versuch, seine Mitmenschen ohne Zwang im Sinne des Werbenden zu beeinflussen. Nicht immer führt überzeugend gelungene, mutige Werbung auch zum gewünschten Erfolg. John Heartfields Botschaften erreichten zu ihrer Zeit nur eine kleine Öffentlichkeit. Die von John Heartfield angegriffene nach politischer Macht strebende Partei verfügte dagegen über das nötige Budget für eine flächendeckende Verbreitung ihrer eigenen Gräuel-Propaganda. 77 Peter Stoeckl Marketing I Politische Werbung USA 2008 Sarah Silverman and The Great Schlep (USA 2008) https://www.youtube.com/watch?v=AgHHX9R4Qtk Virales politisches Marketing über Social Media. Exkurs > Österreich 2016 Unser Lied für VdB - von Paul Gulda und Agnes Palmisano (31.8.2016) https://gaming.youtube.com/watch?v=osJfCM090QE&list=PLe2bYwysBovLhID0RpPbwvdANRZzvXino&mweb=1 Frau Gertrude warnt (25.11.2016) https://www.youtube.com/watch?v=uWzzbmvSpCQ 78 Peter Stoeckl Marketing I Politische Werbung USA 2012 “A famous hug” „US election 2012: hug photo makes social media history. A photograph of Barack Obama embracing his wife Michelle has become the most liked and re-tweeted post ever.“ http://www.guardian.co.uk/media/2012/nov/07/us-election-2012-hug-photo 79 Peter Stoeckl Marketing I Politische Werbung USA 2016 Kommunikative Botschaften im Vergleich. Welcher der beiden Slogans verspricht (leichtgläubigen) Unentschlossenen aus deren Sicht den höheren Nutzen? 80 Peter Stoeckl Marketing I Als soziale Werbung getarnte Wirtschaftswerbung … oder soziale Werbung, gesponsert durch ein Textilunternehmen? Kontroversielle Debatte. Oliviero Toscani: United Colors of Benetton. Italien (1989 – 1994) 81 Peter Stoeckl Marketing I Oliviero Toscani: United Colors of Benetton. Italien (1994 – 2000) Danach wieder Rückkehr zum werblichen Main Stream für Modetextilen. United Colors of Benetton. Italien (2002) Images.huffingtonpost.com/2012-04-12 82 Peter Stoeckl Marketing I Prinzipien der Wirtschaftswerbung “Keeping your name before people”. USA vor 1900 “Advertising is News”. (Albert Lasker, um 1900) Anzeigen im Nachrichtenstil. Albert Lasker war der Überzeugung, dass Werbung Neuigkeiten und Fakten eines Produktes berichten müsse. “Salesmanship in Print.” (John E. Kennedy, 1904) John E. Kennedy, „Hauptvertreter von reason why copy“ (Viktor Mataja, 1909), arbeitete von 1904 bis 1907 als „oberster Anzeigenverkäufer“ bei Lord & Thomas. Kennedy sah es als notwendig an, seine Kunden einen “Reason Why” zu liefern – einen Grund, warum sie das Produkt kaufen sollten. “Advertising is Salesmanship.” (Claude C. Hopkins) “Ask yourself: Would this help a salesman sell the goods?” Scientific Advertising (Claude C. Hopkins, 1923) “Offer Service”. (Claude C. Hopkins) “The best ads ask no one to buy. This is useless. Often they do not quote a price. The ads are based entirely on service. They offer wanted information. They cite advantages to users.” Scientific Advertising (Claude C. Hopkins, 1923) Anzeigen richten den Blick auf den Nutzen für den Kunden (benefit). 83 Peter Stoeckl Marketing I Die ABCV - Formel zur Prognose der Werbewirkung (Walter Lürzer, 2001) A Aktivierung Bereits Claude C. Hopkins (1923) forderte von Werbung, dass sie Aufmerksamkeit erregt – indem sie die Menschen informiert oder amüsiert. Aufmerksamkeit lässt sich erzielen durch - physisch intensive Reize (groß, bunt, laut) - emotionale Reize (z.B. Kindchenschema, Sex) - Überraschung (Abweichung vom Gewohnten) B Benefit Die Anzeige muss einen Vorteil für den Kunden präsentieren. Dieser Vorteil kann rational (=funktional) und/oder emotional begründet sein. - funktionaler Benefit (Bf) - emotionaler Benefit (Be) C Charakter Eine Werbekampagne muss individuell sein und Kontinuität besitzen, das heißt, einen unverkennbaren Stil tragen und diesen kontinuierlich pflegen. V Vampir Rosser Reeves (1961) warnt vor der Gefahr, die ein falsches Bild, eine ungewöhnliche Headline, eine besonders fesselnde Geschichte in sich bergen – indem sie zwar für Aufmerksamkeit sorgen, zugleich jedoch vom Produkt und seinem eigentlichen Nutzen ablenken. Je stärker die Abweichung, desto größer ist auch die Gefahr eines Vampir-Effekts.* Q Werbewirkung als Prognose abgeleitet aus den Faktoren A, B, C, V, gemäß der Formel Q = (A + B + C) / (1 + V) Q= A+B+C 1+V B = Bf + Be Wertebereich: 0, 1, 2, 3, 4, 5. 0 : nicht erkennbar 1: sehr gering 3: durchschnittlich 4: hoch 2: gering 5: sehr hoch * Ein Beispiel für überzogene kreative Verfremdung als „Vampir“, der von der eigentlichen Botschaft ablenkt: Verkehrssicherheitskampagne „Letters Can Kill“: http://www.shockblast.net/letters-can-kill-ad-campaign/ 84 Peter Stoeckl Marketing I Die Kraft der Idee Beispiele erfolgreicher kreativer Werbung der Gegenwart DOVE Onslaught (Beauty Pressure) TV-Werbung / Viral. Unilever / Ogilvy & Mather, UK 2007 EPURON The Wind TV-Werbung / Viral. Nordpol Hamburg, Deutschland 2007 http://www.youtube.com/watch?v=Ei6JvK0W60I http://www.viralblog.com/viral-friday/viral-friday-dove-onslaught/ http://adage.com/article/ad-review/dove-s-onslaught-ad-a-triumph/120975/ Heimat Berlin, Deutschland 2007 http://www.youtube.com/watch?v=6IjUkNmUcHc http://www.youtube.com/watch?v=2mTLO2F_ERY Heimat Berlin, Deutschland 2008 85 Peter Stoeckl Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.“ Michael Schumacher, Rennfahrer Scholz & Friends, Deutschland 2004 Marketing I Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.“ Samy Molcho, Pantomime Scholz & Friends, Deutschland 2008 Der österreichische Pantomime Samy Molcho als „kluger Kopf“ „verzichtet … in dem Motiv auf jegliche Requisiten und stellt die Zeitungslektüre ausschließlich durch Mimik und Gestik dar.“ „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.“ Seit 1995 läuft für die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine Print-Kampagne mit diesem seit 1957 unverändert gebliebenen Claim. Seither wurden über 80 herausragende Persönlichkeiten als „Kluger Kopf“ und Leser der FAZ präsentiert. „Die meistausgezeichnete deutsche Werbekampagne erhielt zuletzt die Auszeichnung ‚Einzelmotiv des Jahres‘ der Lead Awards 2012“. http://verlag.faz.net/unternehmen/kluge-koepfe/ http://verlag.faz.net/unternehmen/kluge-koepfe/meister-der-reduktion-pantomime-samy-molcho-setzt-die-frankfurter-allgemeine-auch-ohne-zeitung-in-szene-11489581.html 86 Peter Stoeckl Marketing I Empfehlungen – kurz gefasst Wir müssen vom Normalen abweichen, wenn nicht das Produkt selbst von Interesse ist. Wir müssen aufpassen, dass diese Abweichung nicht einen Vampir-Effekt erzeugt. Werbung muss einen funktionalen und emotionalen Nutzen vermitteln und auf einen Charakter reduziert sein. Das ist alles. (Walter Lürzer, in: Lürzers Archiv 1/2001, S. 5) ist der Versuch, Überraschen – und überzeugen. (Matthias Spaetges, 2010) 87 Peter Stoeckl Marketing I Literatur Einführung Hopkins, Claude C.: Scientific Advertising. Chicago 1923 Karmasin, Helene: Produkte als Botschaften. Wien 1993 (1998) Klein, Armin: Kultur-Marketing. München 2001 Kroeber-Riel, Werner / Franz Rudolf Esch: Strategie und Technik der Werbung. Stuttgart 2000 Lorin, Philippe: 5 Giants of Advertising. New York 2001 Lürzer, Walter (Hg.), Lux Peter Wille: IP-College Basiswissen. dfv Mediengruppe Deutscher Fachverlag, Frankfurt a.M. 1990 Nalepka, Wolfgang J.: Grundlagen der Werbung. Wien/Frankfurt 2000 Ogilvy, David: David Ogilvy über Werbung. Düsseldorf 1984 Schweiger, Günter / Gertraud Schrattenecker: Werbung. Eine Einführung. Stuttgart 20097 Seebohm, Joachim: Kompakt-Lexikon Werbepraxis. Wiesbaden 1999 (2001) Weiss, Brigitte: Wie Werbung wirkt. Erfolgreiche Marktkommunikation. Wien 2001 Zur Vertiefung Burnett, Leo: Communications of an Advertising Man. Chicago 1961 Colbert, François: Kultur- und Kunstmarketing. 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Berlin 1967 Haus der Geschichte der BRD (Hg): Prominente in der Werbung. Mainz 2001 Hattemer, Klaus: Die Werbeagentur. Düsseldorf 1995 Jung, Holger / Jean-Remy von Matt: Momentum. Die Kraft, die Werbung heute braucht. Berlin 2002 Kaiser, Christoph: Apparative Werbeforschung. Wien 1999 Klein, Naomi: No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Riemann / Bertelsmann 2002 Koch, Anne: Museumsmarketing. Ziele – Strategien – Maßnahmen. Bielefeld 2002 Kotler, Philip / Friedhelm Bliemel: Marketing-Management. Stuttgart 200712 88 Peter Stoeckl Marketing I Lois, George / Bill Pitts: The Art of Advertising. New York 1977 Lois, George / Bill Pitts: What's the Big Idea. How to win with outrageous ideas. New York 1991 Lois George: $ellebrity. New York 2003 Lürzer, Walter (Hg.): Lürzers Archiv. Frankfurt. Zeitschrift. Jahrgänge seit 1984 Maryska, Christian: Kunst der Reklame. Design Austria, Band I, Wien 2005 Mataja, Viktor: Reklame. München und Leipzig 1926 Mattenklott /Schimansky (Hg.): Werbung. Strategie und Konzepte für die Zukunft. München 2002. McDonald, Colin: How Advertising Works. Henley-on-Thames 1992 Merkel, Martin (Hg.): Die Geschichte der Anzeige. 40 Jahre STERN. Hamburg 1988 Michligk, Paul: Elementare Werbekunde. Essen 19702 Murken-Altrogge, Christa: Werbung Mythos Kunst am Beispiel Coca Cola, Tübingen 1977 Pricken, Mario: Prickeln im Kopf. Kreativitätstechniken & Brain Tools für Werbung und Design. Mainz 2001 Reeves, Rosser: Werbung ohne Mythos. München 1961 Rosenstiel, Lutz von / Alexander Kirsch: Psychologie der Werbung. Rosenheim 1996 Reins, Armin / Texterschmiede Hamburg (Hg), Die Mörderfackel, Mainz 2002 Schmickler, Claus C.: Kunstmarketing / Marketing Art. In: Yvonne Schwarzer (Hg.): Über die Kunst, Kunst zu verkaufen. Witten 2004, S. 5 - 44 Springmann, Ingo (Hg.): Werbetexte, Texte zur Werbung. Stuttgart 1997 Stoeckl, Peter: Aktivierung, Benefit, Charakter und Vampire. 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Essen 1994 Skriptum Stoeckl, Peter: Marketing – Einführung in die Werbung, Teil I und II http://www.klassefuerideen.at/stoeckl_skript_marketing.html 89 Peter Stoeckl Marketing I Quellen im Internet Ads of the World http://adsoftheworld.com/ AdvertisingAge http://www.adage.com AdForum: Advertising Agencies, TV Commercials, Advertising Ads, Award Winning Ads http://www.adforum.com ADWEEK, The 20 Most-Watched Ads Ever on YouTube http://www.adweek.com/news-gallery/advertising-branding/20-most-watched-ads-ever-youtube-142275#dove-evolution-2 American Association of Advertising Agencies http://www.aaaa.org Art Directors Club für Deutschland http://www.adc.de/ CCA Creativ Club Austria http://www.creativclub.at/ Gewista urban media http://www.gewista.at Hopkins, Scientific Advertising www.ezau.com/latest/articles/claude-hopkins.shtml Library of Congress http://www.archives.gov/exhibits/ Lürzers Archive Online Services http://www.luerzersarchive.com Perceptual Maps for Marketing http://www.perceptualmaps.com/example-maps/ Sinus-Milieus in Deutschland http://www.sinus-institut.de/de/loesungen/sinus-milieus.html Smart Insights: The Segmentation, Targeting and Positioning model, by Annmarie Hanlon http://www.smartinsights.com/digital-marketing-strategy/customer-segmentation-targeting/segmentation-targeting-and-positioning/ 90 Peter Stoeckl Marketing I Dieses Skriptum ist eine stark gekürzte Zusammenfassung der Einführungsvorträge zur Vorlesung mit Übungen: Marketing - Grundlagen der Werbung (I). Es dient der Wiederholung, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann den regelmäßigen Besuch der Lehrveranstaltung nicht ersetzen. Dr. Peter Stoeckl Design / Grafik und Werbung Universität für angewandte Kunst Wien Oskar Kokoschka-Platz 2 1010 Wien [email protected] www.klassefuerideen.at http://www.klassefuerideen.at/stoeckl_skript_marketing.html http://www.klassefuerideen.at/fileadmin/user_upload/Skript/Marketing/MARKETING_01_SKRIPT_.pdf (marketing_01_skript_.pdf) 2016-12-18 / p.st. 91 Peter Stoeckl Marketing I lotos © peter stoeckl »… use your talents to enrich other people’s lives instead of just trying to sell them something.« Howard Gossage 92