lotos © peter stoeckl Peter Stoeckl Proseminar Marketing I MARKETING Grundlagen der Werbung (ll) Kommunikationsdesign Universität für angewandte Kunst Wien Peter Stoeckl Marketing ll Inhaltsverzeichnis Kunst und Design Werbung: keine Kunst? Was ist Werbung? Marketing Marketing-Instrumente Das Produkt Produktidee Check List für die Entwicklung und die Bewertung von Produkten Der Nutzen eines Produkts Der Wert eines Produkts Funktionen eines Produkts Die Marke Markenziele Grundfunktionen einer Marke Erscheinungsformen von Marken Konstanz des Markenauftritts Relaunch / Umpositionierung einer Marke Diversifikation Konzentration Markenschutz Die Registrierung einer Marke Die Verpackung Faktoren für die Verpackungsgestaltung Kommunikative Funktionen der Verpackung Informationsanforderungen an eine Verpackung Der Preis Preis und Gestehungskosten Die kommunikative Funktion des Preises Tiefpreisstrategie Hochpreisstrategie Die Preisfindung Distribution Gängige Handelsformen Direkter und indirekter Absatz Die Macht des Handels Supermarkt Kommunikation Was ist Kommunikation? Information Der Prozess der Kommunikation nach C.E. Shannon Die Elemente des Kommunikationsprozesses Symbolische Kommunikation 5 7 7 8 8 9 10 14 15 16 21 31 33 34 38 40 41 41 42 43 45 48 49 51 54 55 56 56 57 59 60 62 62 63 64 65 68 68 69 71 72 73 2 Peter Stoeckl Marketing ll Inhaltsverzeichnis / Fortsetzung Kommunikationsstörungen Axiome der Kommunikation Alltagskommunikation Massenkommunikation Formel der Kommunikation (Lasswell) Was ist Werbung? Instrumente der Absatz fördernden Kommunikation „above the line“ / „below the line“ Virals – Virale Werbung im Internet Absatz fördernde Kommunikation im Überblick Die Werbeagentur Historisches Die Full‐Service‐Werbeagentur Teams Arbeitsablauf in einer Agentur Die Vergütung der Agenturleistung Die Werbeagentur als Dienstleistungsunternehmen im Wettbewerb Agentur‐Ranking nach Etat Werbemarkt Österreich: Gesamtwerbeaufwand Werbemarkt Österreich: Media Mix Mediaplanung Reichweite Durchschnittskontakt (OTS) Gross Rating Point (GRP) Tausend-Kontakt-Preis (TKP) Tausend-Nutzer-Preis Messverfahren für Reichweite Das Briefing Vom Briefing zur Copy Strategy Grundlage des Briefings Struktur eines Briefings Kontaktbericht und Joberöffnung Produktgruppen-Meeting Rebriefing Copy Strategy Das Who-and-What-Statement Das Booklet für den Kunden 75 76 76 77 78 78 78 79 80 83 85 85 86 89 89 90 91 92 93 94 95 96 97 97 97 98 99 101 101 103 104 105 105 106 106 109 110 3 Peter Stoeckl Marketing ll Inhaltsverzeichnis / Fortsetzung Die Gestaltung der Werbebotschaft Ermittlung des Zielpublikums und seines Bezugs zum Gegenstand der Werbung Imageanalyse Markendreiklang 3 Shares: Share of Market / Share of Voice / Share of Mind Recall / Gestützte und ungestützte Erinnerung Bestimmung der Wirkungsziele AIDA-Modell Merkspruch zur Abfolge der Wirkungsziele Involvement Gestaltung von Werbemitteln Aktivierungstechniken Physisch intensive Reize Emotionale Reize Überraschende Reize Frequenztechniken Unerwünschte Nebeneffekte von Aktivierungstechniken Die Größe der Anzeige Sicherung der Aufnahme der Werbebotschaft Blickverlauf bei der Betrachtung von Anzeigen Platzierung von Text Beispiel für die werbewirksame Anordnung von Text und Bild Fallstudie Burger King's "Fiery Fries" Sprache und Bild Visuelle Präsenzsignale BRIDI - Kriterien für die Gestaltung von Werbemitteln Benefikation Reduktion Identifikation Dramatisierung Info-Rezeption Techniken der Dramatisierung Preise und Auszeichnungen EFFIE Award Art Directors Club Deutschland (ADC) Creativ Club Austria (CCA) Advertising International Festival Cannes Grundlegende Kriterien für die Wirksamkeit von Werbebotschaften Die ABC-Formel für die vergleichende Beurteilung der Werbewirkung von Botschaften Die Gesetze der Werbung – kurz gefasst Literatur Quellen im Internet 111 111 112 114 116 117 118 118 118 119 120 120 121 122 123 124 125 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 140 141 147 147 148 151 152 155 156 157 159 161 4 Peter Stoeckl Marketing ll Kunst und Design »… advertising is persuasion, and persuasion is not a science, but an art. Advertising is the art of persuasion.” (William Bernbach) Kunst steht für etwas von Menschen Hervorgebrachtes, das nicht durch eine Funktion eindeutig festgelegt oder darin erschöpft ist, zu dessen Voraussetzungen hervorragendes Können und großes geistiges Vermögen zählen, das sich durch hohe gesellschaftliche und individuelle Geltung auszeichnet, ohne den Beweis der Richtigkeit einer Aussage antreten zu müssen. Kunst im weiten Sinn der ursprünglichen Bedeutung von Wissen, Weisheit, Kenntnis: jede auf ein hohes Maß von Wissen und Übung gegründete Tätigkeit, jede hoch entwickelte Fertigkeit. Brockhaus, Lexikon in 24 Bänden, Mannheim 1996 In einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft ist das Attribut „Kunst“ das Ergebnis des Zusammenwirkens und der Übereinkunft unterschiedlicher sozialer Instanzen: Kunstschaffende, Publikum, Rechtsnormen, Tradition, Kunstmarkt, Kunstkritik, Kunstwissenschaften, Ausstellungsinstitutionen. Die genannten Instanzen haben in der offenen Gesellschaft unserer abendländischen Kultur gemeinsam die Definitionsmacht zu bestimmen, was gegenwärtig als "Kunst" gilt. Tasos Zembylas: Kunst oder Nichtkunst. Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung, Wien 1997. 5 Peter Stoeckl Marketing ll Was ist Kunst, was ist Design? Kunst fertigt Originale. Design Serien. Design braucht reichlich Objektivität. Kunst ist subjektiv. Design muss begreifbar und verständlich sein. Kunst nicht. Design geht von etablierten Gepflogenheiten aus. Kunst verlässt sie. Design schließt intelligente Kompromisse. Kunst schließt sie aus. Design ist auf das Machbare ausgerichtet. Kunst auf Utopie. Design ist auftragsbezogene Dienstleistung. Kunst ist um ihrer selbst willen da. (Kurt Weidemann) Peter Zec, Mit Design auf Erfolgskurs, Köln 1998, S. 14 „Liebe die Kunst und lerne von ihr. Aber halte nicht den Designberuf dafür. Deine Begabung kann Dich zu künstlerischen Qualitäten führen, aber als Beruf ausgeübt, ist sie eine Dienstleistung. In Deinem Beruf bist Du ein Umweltschützer der Augen und Ohren, der Bilder und der Sprache. Überlege deshalb, welche Worte und Bilder Du in die Welt setzt und was sie bewirken sollen und werden.“ (Kurt Weidemann) Aus: Zehn Gebote für den Designer von Prof. Kurt Weidemann http://www.gestaltung.hs-mannheim.de/designwiki/files/698/10_gebote_weidemann.pdf 6 Peter Stoeckl Marketing ll Werbung: keine Kunst? Im Metier der Werbung Tätige erheben nur selten den Anspruch, dass ihre Hervorbringungen “Kunst” und sie selbst “Künstler” seien. Sie bezeichnen sich selbst als “Kreative”. Die Bezeichnung ist der Organisationsstruktur großer Werbeagenturen entlehnt, in denen TexterInnen und GrafikerInnen gemeinsam in einer Abteilung namens „Kreation“ arbeiten. „Werbung tritt nicht mit dem Anspruch an, Kunst zu sein – aber manchmal ist sie es doch. So wie umgekehrt längst nicht alles, was von sich behauptet Kunst zu sein, auch Kunst ist.“ (Walter Lürzer) Was ist Werbung? Werbung ist jeder Versuch eines Organismus, andere Organismen ohne Zwang in seinem Sinne zu beeinflussen. (Walter Lürzer) 7 Peter Stoeckl Marketing ll Marketing In einem Käufermarkt ist das Angebot größer als die Nachfrage, die Anbieter stehen untereinander im Wettbewerb um Abnehmer. Die Anbieter sind deshalb genötigt, die Bedürfnisse ihrer Abnehmer so gut wie möglich zu erforschen und mit ihren Produkten zu erfüllen. Marketing ist erfolgreich, wenn es Anbietenden gelingt, den Nutzen ihrer Produkte aus der Perspektive ihrer Kunden darzustellen und zu vermitteln. Marketing heißt, dass Unternehmen ihre Produkte für ihre potentiellen Kunden so attraktiv machen, dass sie bevorzugt gekauft oder in Anspruch genommen werden. Marketing ist das Konzept einer marktorientierten Unternehmensführung und Unternehmenspolitik. Marketing bedeutet ein Unternehmen so zu führen, dass es sein Unternehmensziel durch die optimale Befriedigung der Bedürfnisse seiner Abnehmer erreicht. Marketing bezeichnet eine unternehmerische Grundhaltung: die konsequente Orientierung eines Unternehmens an seinem Markt. Als Produkt bezeichnen wir alles, was Menschen angeboten werden kann, um deren Bedürfnisse zu befriedigen - also neben physischen Gegenständen auch Dienstleistungen und Ideen. Marketing-Instrumente Jeder Anbieter auf dem Markt kann seine Stellung auf dem Markt und damit seinen Erfolg als Unternehmer beeinflussen. Dazu stehen ihm folgende Instrumente zur Verfügung: das Produkt, der Preis, die Distribution, die Kommunikation. 8 Peter Stoeckl Marketing ll Das Produkt Das Produkt ist das zentrale Marketinginstrument. Ein gutes Produkt, das die Wünsche und Bedürfnisse der Abnehmer zufrieden stellt, ist die notwendige Voraussetzung für den anhaltenden Erfolg jeder Marketingaktivität. David Abbott, AMV London, UK 1984. Lürzers Archiv 2/84 Nur wenn das Produkt hält, was der Anbieter verspricht, können auch die übrigen Marketinginstrumente zum Erfolg führen. Als Produkt bezeichnen wir alles, was Menschen angeboten werden kann, um deren Bedürfnisse zu befriedigen also neben physischen Gegenständen auch Dienstleistungen und Ideen. 9 Peter Stoeckl Marketing ll Die Produktidee Vor dem Produkt steht als Ausgangspunkt jeder Marketingaktivität die Produktidee. Die Produktidee bestimmt die Auswahl und Gestaltung aller Marketinginstrumente. Die neue, die besondere, die für den Anwender besonders nützliche und attraktive Produktidee schafft die Grundlage für herausragende Markterfolge. Produktidee MAGGI 1882 beginnt Julius Maggi im Schweizerischen Kempttal mit eiweißreichen Hülsenfrüchten - Leguminosen zu experimentieren. Das Ziel: Ein Nahrungsmittel zu entwickeln, das nährstoffreich und preiswert ist und Fleisch ersetzen kann. Das Produkt soll den Fabrikarbeitern des beginnenden Industriezeitalters helfen, sich und ihre Familien gesund zu ernähren, Mangelkrankheiten zu beseitigen und die Kindersterblichkeit zu senken. 1886 stellt Maggi aus Erbsen- und Bohnenmehl die erste kochfertige Suppe her. Bereits ein Jahr später sind aus der Ursuppe 22 unterschiedliche Sorten geworden. 1886: Julius Maggi erfindet die Suppenwürze. Zunächst beschränkt sich der Vertrieb auf die Schweiz. 1887 - 89 Niederlassungen in Paris, Berlin, Singen, Wien, Bregenz, London, Vertretung in den USA. 1887 gewinnt Julius Maggi den jungen Dramatiker Frank Wedekind als »Vorsteher« für sein neu gegründeten »Reclame- und Pressebureau«. Julius Maggi setzt moderne Methoden der Werbung ein. 1887 entwirft er selbst die bis heute typische braune Würzflasche und legt für die Etiketten die Farben gelb-rot fest, bis heute die Hausfarben von Maggi. 10 Peter Stoeckl Marketing ll 1900 führt Maggi den Suppen-Würfel ein. Ein Preisvergleich macht den Grund für den Erfolg deutlich: Ein Fleischbrühwürfel ist um 1910 circa dreißigmal günstiger als ein Kilo Suppenfleisch. Durch eine überragende Produktidee und weiteres konsequentes Marketing schafft es die Marke, im deutschen Sprachraum innerhalb weniger Jahrzehnte populär und zum selbstverständlichen Bestandteil der Lebenswelt eines großen Teils der Bevölkerung zu werden. Als Indiz dafür kann dienen, dass die seit Jahrhunderten in Küchengärten kultivierte Gewürzpflanze Liebstöckl (Levisticum officinale) mittlerweile selbst von Botanikern Maggi-Kraut genannt wird, weil ihr Duft und Geschmack an das einer breiten Öffentlichkeit vertraut gewordene Industrieprodukt erinnert. http://www.maggi.ch/ http://www.maggi.de/ 11 Peter Stoeckl Marketing ll Produktidee PERSIL HENKEL, 1907 mit PERSIL der erste deutsche Anbieter eines Waschpulvers mit integrierter Bleichwirkung. 1910 1922 1925 ca. 1950 Persil – auch heute noch Marktführer. Seit Jahrzehnten stellt der Anbieter die Botschaft „Wäscht weißer“ konsequent in den Mittelpunkt seiner Marktkommunikation. 12 Peter Stoeckl Marketing ll Produktidee SONY Walkman Leo Burnett, Kuala Lumpur, Malaysia 2002 Sony Corporation ist ein japanischer Elektronikkonzern mit Hauptsitz in Tokyo. Die Firma wurde 1946 von Akio Morita und Masaru Morita unter dem Namen Tokyo Tsushin Kogyo Kabushiki Kaisha (Telekommunikationstechnikgesellschaft Tokyo) gegründet und trägt seit 1958 den Namen Sony Corporation. Sony entwirft, fertigt und verkauft Elektrogeräte und ist führend in der Entwicklung von elektronischen Konsumgütern wie Videorecordern und Fernsehgeräten. Ende der siebziger Jahre wurde der „Walkman”, ein tragbarer Kassettenrekorder mit Kopfhörern, als Innovation von Sony in den Markt eingeführt. Die Bezeichnung „Walkman” für das von Sony entwickelte neuartige Gerät hat sich mittlerweile als generische Bezeichnung für gleichartige Produkte auch von Mitbewerbern in Österreich durchgesetzt – eine Bestätigung der innovativen Bedeutung der Produktidee, zugleich aber auch ein markenrechtliches Versäumnis von Sony. 13 Peter Stoeckl Marketing ll Check List für die Entwicklung und die Bewertung von Produktideen Bestimmung für welche Anwendergruppen ist das Produkt von Interesse und erschwinglich? Physikalische Eigenschaften Beschaffenheit des Produkts Qualitätsniveau Preisniveau verwendete Materialien Fertigungsverfahren Funktionale Eigenschaften Verwendungsmöglichkeiten Handhabung Lebensdauer Gebrauchsrisiko praktischer Nutzen für den Anwender Emotionale und kommunikative Eigenschaften Form Farbe Design und Styling Verpackungsgestaltung Markenname gedankliche und emotionale Assoziationen emotionaler Wert für den Anwender Eigenschaften der Alleinstellung Klar erkennbare Unterschiede zu ähnlichen bereits vorhandenen Produkten. W. Lürzer (Hg.), L.P.Wille: IP-College Basiswissen, Teil 1, Marketinggrundlagen, 1992 14 Peter Stoeckl Marketing ll Der Nutzen eines Produkts Von entscheidender Bedeutung für das Zustandekommen eines Austauschs ist nicht die Sicht des Anbieters (der vom Nutzen seines Produktes überzeugt sein muss), sondern der Nutzen des Produktes aus der Sicht des Kunden. Menschen trennen sich von ihrem wertvollen Tauschgut – in der Regel „Geld“, nur für ein Gut mit einem für sie aktuell vorhandenen Mehrwert. Menschen kaufen keine Produkte, sie kaufen einen für sie erkennbaren Nutzen. Marketing ist erfolgreich, wenn es dem Anbieter gelingt, den Nutzen seines Produktes aus der Sicht seiner Kunden zu betrachten und zu erhöhen. In der ökonomischen Theorie versteht man unter dem Nutzen das Maß für die Fähigkeit eines Gutes, die Bedürfnisse eines wirtschaftlichen Akteurs zu befriedigen. Somit hängt nach dieser Definition der Nutzen eines Produkts von der Einschätzung des Einzelnen ab und ist am Produkt selbst objektiv nicht erfassbar. Der Nutzen eines Produkts kann in folgenden Dimensionen beschrieben werden: a) Funktionaler Nutzen Grundnutzen, der auf die zentrale instrumentelle Funktion eines Produkts Bezug nimmt: Ein Klebstoff muss kleben, eine Seife muss reinigen, etc. b) Emotionaler Nutzen das positive Gefühl, das der Besitz oder Gebrauch eines bestimmten Gutes vermittelt. Zur Fähigkeit, ein individuelles Bedürfnis zu stillen (individualistischer Ansatz), ist als zusätzliche Dimension noch die Fähigkeit eines Produkts zu berücksichtigen, auch gesellschaftliche Bedürfnisse zu erfüllen (kollektivistischer Ansatz): c) Gesellschaftlicher Nutzen Umweltverträglichkeit, Wiederverwertbarkeit, Nachhaltigkeit, Bedachtnahme auf sparsamen Umgang mit Ressourcen, Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse von Mitmenschen und künftigen Generationen. In dem Maße, wie die Bedürfnisse Einzelner mit den Bedürfnissen anderer in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft („der Umgebung“) in Konflikt geraten, kann der gesellschaftliche Nutzen eines Produkts im Widerspruch stehen zu dessen funktionalem bzw. emotionalem Nutzen aus individueller Sicht, z.B. bei Zigaretten, Automobilen, Einfamilienhäusern, privaten Swimmingpools). Siehe S. 26 zur normativen Funktion eines Produkts, S. 50 zu Verpackung / Konsumentenschutz und Umweltschutz. 15 Peter Stoeckl Marketing ll Der Wert eines Produkts Im Mittelpunkt des Marketinggeschehens steht Austausch. Ziel aller Konsumenten ist es, für ihren Einsatz - das mit höchstem Tauschwert ausgestattete Tauschmittel Geld einen möglichst hohen Gegenwert zu erhalten. Anbieter müssen also dafür sorgen, dass ihre Produkte möglichst wertvoll erscheinen, dass sie einen hohen Tauschwert erlangen und bevorzugt nachgefragt werden. Zwar scheint es nahe zu liegen, dass der Aufwand der Herstellung und die Kosten der Beschaffung den Wert eines Produktes ausmachen. Es gilt jedoch: Nur der von den Anwender wahrgenommene Nutzen bestimmt den Marktwert eines Produktes. Bietet ein Produkt dem Anwender keinen ausreichenden und erkennbaren Nutzen, kann es für den Anwender weniger wert sein als der Aufwand des Anbieters. Die Folge: der Anbieter erwirtschaftet Verluste. Der Anbieter, der sich nicht um die Erhebung und die Erfüllung der Bedürfnisse der Anwender bemüht, riskiert am Markt vorbei zu arbeiten. Selbst gute Produkte bleiben unverkäuflich, wenn sie von Anwendern nicht als nützlich und attraktiv wahrgenommen werden. Wenn Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt erfolgreich sein wollen, müssen sie einen hohen, eindeutigen funktionalen Wert besitzen, Grundnutzen (objektiver Nutzen). verfügbar sein. Ein leistungsfähiges System der Distribution muss vorhanden sein oder aufgebaut werden. Zusatznutzen, individuellen Mehrwert besitzen, (der in der Regel durch Werbung aufgebaut wird). 16 Peter Stoeckl Marketing ll Der Wert eines Produkts wird durch seinen Tauschwert bestimmt. Sobald getauscht wird, braucht es Maßstäbe für die Bestimmung des Tauschwerts. Der Tauschwert eines Produkts ist desto höher, je seltener das Produkt, je höher der Bedarf, je höher der funktionale und emotionale Nutzen ist, den das Produkt seinem Anwender verspricht. Der Tauschwert eines Produkts wird jedoch nicht von dessen Gebrauchswert allein bestimmt. Produkte können über ihren reinen Gebrauchswert hinaus für bestimmte Personen und Personengruppen wertvoll sein. Der Tauschwert beinhaltet auch Werte, die einem Produkt im Zuge eines Kommunikationsprozesses zugeordnet werden. Der Tauschwert eines Produkts ergibt sich aus seinem Gebrauchswert und dem semantischen Mehrwert, der dem Produkt in einer bestimmten Kultur zusätzlich beigemessen wird. Unterschiedlicher semantischer Mehrwert bei gleichem Gebrauchswert zeigt sich in enormen Preisdifferenzen bei Trinkwasser: Leitungswasser, in Flaschen abgefüllte Mineralwasser. 17 Peter Stoeckl Marketing ll Die Werte und die Begriffe des Wertvollen sind von Kultur zu Kultur verschieden. Kulturen setzen fest, was zu einem bestimmten Zeitpunkt für bestimmte Menschen wertvoll erscheint. Der Wert von Objekten kann in drei Dimensionen beschrieben werden: Prime Value Labour Value Symbolic Value der Wert, der aus dem Material kommt. der Wert, der aus dem Bearbeitungsverfahren kommt. der Wert, für den das Produkt innerhalb einer Kultur stellvertretend als Zeichen steht. Prime Value Der Prime Value eines Produkts steht für den Wert, der mit dem Material verbunden ist, aus dem das Produkt gefertigt ist. Auch der Wert des eingesetzten Materials ist kulturell definiert. Für unsere Kultur bestimmen unter anderem folgende Attribute den Wert von Materialien (Karmasin 1998, 2007): - das Seltene, das besonders Dauerhafte, das Frische, das Natürliche, das Exotische, von weit her Kommende, das Sakrale. Labour Value Der Labour Value steht für die gesellschaftliche Bewertung der Arbeit, die für die Herstellung und die Beschaffung eines Produkts zu erbringen ist. Neben dem reinen Aufwand an Arbeitszeit bestimmen besondere, nicht alltägliche Fertigkeiten (Kunstfertigkeiten und besonderes technisches Know how) ganz wesentlich den Wert der Arbeit. Ein alltägliches Material wie Holz wird durch kunstvolle Bearbeitung zum wertvoll intarsierten Möbel. Wolle wird zum teuer gehandelten handgeknüpften Teppich verarbeitet. Leder wird zum exklusiven handgefertigten Maßschuh. Traubensaft wird zu Champagner. (Karmasin 1998, 2007) 18 Peter Stoeckl Marketing ll Symbolic Value Symbolic Value steht für die kommunikativen Eigenschaften eines Produkts, für die Bedeutung, die dem Besitz und der Verwendung eines bestimmten Produkts in einer bestimmten Kultur zugemessen wird. Symbolic Value drückt das Prestige aus, das ein bestimmtes Produkt seinem Besitzer oder Anwender verleiht. Fast jedes Produkt hat einen funktionalen Nutzen. Ein Taschenkalender etwa dient zum Notieren von Terminen. Zusätzlich dient das Produkt aber auch als Symbol, es trägt eine Bedeutung, es verweist als Zeichen auf etwas Weiteres: Ein dünner Terminkalender im billigen Plastikeinband kann als Hinweis auf eine niedrige hierarchische Position seines Besitzers interpretiert werden, ein Taschenkalender in hochwertigem Ledereinband auf einen in der gesellschaftlichen Hierarchie höher stehenden Besitzer verweisen. Diese Zuschreibungen stellen sich ein, auch ohne gezielt hervorgerufen zu werden. (Karmasin 1998, 2007) Die Stilisierung des Lebens Ein Wert, der über Produkte zur Schau gestellt werden kann, ist der soziale Status, die Zugehörigkeit zu einer Elite. Die Angehörigen unterer sozialer Schichten tendieren dazu Eliten zu imitieren. Inhaber von gesellschaftlich hohen Positionen, die in offenen Gesellschaft den von ihnen beanspruchten Rang durch Statussymbole zum Ausdruck bringen wollen, wählen eine Strategie, die weitgehend gegen Imitation geschützt ist: Individualität und Geschmack - die Stilisierung des Lebens. Elitär zu sein heißt, in seinem Lebensstil und somit auch an den verwendeten Produkten zu zeigen, dass man erhaben sei über die Zwänge der Notwendigkeit, des bloß Funktionalen, dass man es sich leisten kann, etwas zu "verschwenden". Zugleich legen bestimmte Eliten hohen Wert auf Understatement. (Karmasin 1998, 2007) Siehe auch S. 25 zur distinktiven Funktion eines Produkts. 19 Peter Stoeckl Marketing ll Resümee Ein gutes Produkt gibt den Konsumenten das Gefühl, es sei wie für sie gemacht. Es ist wertvoll, in ihm sind Werte verkörpert, die bei Konsumenten in hohem Ansehen stehen. Die Konsumenten kennen die Umstände, unter denen es produziert worden ist. Es ist für sie erkennbar besser als die Produkte der Mitbewerber. (Karmasin 1998, 2007) 20 Peter Stoeckl Marketing ll Funktionen eines Produkts instrumentelle Funktion ist die unverzichtbare Basisfunktion einer Produktgattung. ökonomische Funktion Optimierung des Kosten-Nutzen-Kalküls. expressive Funktion trifft individuelle Aussagen über den Anwender des Produkts, macht dessen innere Merkmale äußerlich sichtbar. distinktive Funktion grenzt den Anwender gegenüber anderen ab, bringt die "feinen Unterschiede" zum Ausdruck. soziale Funktion vertieft die emotionalen Bindungen zwischen Menschen, drückt Zuwendung aus. normative Funktion bringt die Einhaltung von sozialen Normen zum Ausdruck. ästhetische Funktion befriedigt den Wunsch nach "Schönheit", nach "gutem Design". stabilisierende Funktion gibt Sicherheit. "VW. Da weiß man, was man hat." stimulierende Funktion sorgt für Abwechslung. "Öfter mal was Neues." 21 Peter Stoeckl Marketing ll Die instrumentelle Funktion Sie steht für die Produktleistung im Sinne einer unverzichtbaren Basisfunktion der jeweiligen Produktgattung, für die Leistung, die ein Produkt einer bestimmten Gattung grundsätzlich erfüllen muss. Ein Waschmittel muss Wäsche von Schmutz befreien, ein Deo muss vor Körpergeruch schützen, Mineralwasser muss Durst löschen. Wenn die instrumentelle Funktion nicht unmittelbar beobachtet werden kann, empfiehlt sich der Einbau von Indikatoren in das Produkt, bei Waschpulver z.B. ein Geruch "nach Frische" für hohe Waschkraft. Bei Feinwaschmitteln dienen cremige Konsistenz und milder Geruch als Indikator für die instrumentelle Funktion „faserschonende Reinigung". Konzentriert sich ein Anbieter in seiner Marktkommunikation für ein bestimmtes Produkt alleine auf dessen instrumentelle Funktion, geht er das Risiko ein, generische Werbung zu betreiben. Generische Werbung bedeutet, dass der werbetreibende Anbieter nicht nur für sein Unternehmen wirbt, sondern auf seine Kosten zugleich auch für seine Konkurrenten, die ähnliche Produkte anbieten. Die ökonomische Funktion Produkte, die den Konsumenten kein adäquates Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, haben keine Chance, in einem vom Wettbewerb um Käufer gekennzeichneten Käufermarkt zu überleben. Konsumenten sind bestrebt, ökonomisch "vernünftig" zu handeln. Der clevere Konsument will für sein eingesetztes Geld den maximalen Gegenwert erhalten. 22 Peter Stoeckl Marketing ll Dem Preis eines Produkts kommt jedoch auch eine kommunikative Eigenschaft als Zeichen zu. Deshalb muss ein möglichst niedrig angesetzter Preis nicht in jedem Fall auch der passende Preis für ein Produkt sein. Luxusgüter dürfen keinesfalls mit Niedrigpreisen angeboten werden, da ihnen dadurch die für sie wesentliche Aura des Außeralltäglichen, des Besonderen abhanden käme - und in der Folge auch die Umsätze zurückgehen würden. (Siehe nachstehende Ausführungen zu Marketinginstrument Preis auf S. 55f) 23 Peter Stoeckl Marketing ll Die expressive Funktion Konsumaktivitäten stellen eine Möglichkeit dar, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten und über sich selbst Aussagen zu treffen. Die expressive Funktion eines Produkts unterstreicht die Individualität seines Konsumenten, macht dessen innere Merkmale sichtbar. Levi’s. Ogilvy & Mather, Frankfurt a.M. 1995 Wrangler. Fred & Farid, Paris-Shanghai, 2011 Wrangler. Fred & Farid, Paris-Shanghai, 2011 Das Produkt Jeans drückt jugendliche Rebellion und Anspruch auf Unabhängigkeit aus. 24 Peter Stoeckl Marketing ll Die distinktive Funktion Die kommunikativen Eigenschaften eines Produkts können vom Anwender gezielt eingesetzt werden, um dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppierung zu demonstrieren. Produkte grenzen Anwender gegenüber anderen ab, bringen die feinen Unterschiede zum Ausdruck. Lürzer, Conrad & Leo Burnett, Deutschland 1985 Distinktion bedeutet, dass über äußerlich erkennbare, rasch verstandene Zeichen demonstriert wird, welchen Rang eine bestimmte Person in der Gesellschaft einnimmt oder für sich beansprucht. Siehe auch S. 19 zu Symbolic Value eines Produkts. 25 Peter Stoeckl Marketing ll Die soziale Funktion Produkte können über ihre kommunikative Funktion dazu verhelfen, emotionale Bindungen zwischen Menschen zu vertiefen und Zuwendung auszudrücken. Die normative Funktion Lürzer, Conrad & Leo Burnett, Deutschland 1980 Das Produkt signalisiert, dass es in Einklang mit Normen und gesellschaftlich anerkannten Werten steht. Es vermittelt seinen Anwendern das Gefühl, etwas ethisch Vertretbares zu tun. 26 Peter Stoeckl Demner, Merlicek & Bergmann, Österreich 1994; 2009 Marketing ll organic – Jim Rakete, Deutschland 2009 Umweltschutz, sorgsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen und Naturnähe zählen gegenwärtig zu den Werten, die in der Öffentlichkeit besondere Priorität besitzen, legitimierend und sinnstiftend wirken. Siehe S. 15 zum gesellschaftlichen Nutzen eines Produkts. 27 Peter Stoeckl Marketing ll Die ästhetische Funktion Produkte können den Wunsch nach Schönheit, nach gutem Design zufrieden stellen. Warenästhetik veredelt das Produkt, verleiht ihm die Aura des nicht Alltäglichen, des Besonderen. Carmichael Lynch, Minneapolis, USA 1996 Carmichael Lynch, Minneapolis, USA 2002 Besondere ästhetische Qualitäten werden mittlerweile nicht nur bei Luxusgütern vorausgesetzt. Ambitionierte Produktgestaltung verleiht auch Gegenständen des täglichen Bedarfs wie Staubsaugern, Rasenmähern, Kugelschreibern deutliche Wettbewerbsvorteile. 28 Peter Stoeckl Marketing ll Die stabilisierende Funktion Verbraucher sind in ihrem Alltag an Stabilität interessiert. Veränderungen gehen für sie oft mit Unsicherheit und Unberechenbarkeit einher. Der Wert eines Produkts wird gesteigert, wenn der Vermarkter dessen Zuverlässigkeit und gleich bleibend hohe Qualität hervorkehrt. Viele erfolgreiche Anbieter zielen in ihren zentralen Markenversprechen auf die Befriedigung des Bedürfnisses nach Gewissheit und Sicherheit. Miele. Verlässlichkeit für viele Jahre. Heinz. The best things in life never change. 29 Peter Stoeckl Marketing ll Die stimulierende Funktion Verbraucher haben neben dem Bedürfnis nach Sicherheit jedoch auch das Bedürfnis nach Stimulation. Wenn etwas zu lange unverändert bleibt, stellt sich das Gefühl von Monotonie und Langeweile ein. Kleine Änderungen bringen Abwechslung und Anregung. » - jetzt neu! « Die Verbindung stabilisierender und stimulierender Funktionen Es empfiehlt sich, neue Produkte oder Änderungen eines Produkts innerhalb eines gewohnten Rahmens zu präsentieren. 30 Peter Stoeckl Marketing ll Die Marke Ein gutes Produkt braucht einen Namen, damit seine Anwender wissen, wonach sie suchen oder fragen können. Die industrielle Reproduzierbarkeit von Produkten, die Massenfertigung und die Ausweitung der Absatzmärkte haben die persönlichen Bindungen zwischen Produzenten und Abnehmern gelöst. Die Marke versucht die persönliche Bindung eines Kunden an einen bestimmten Anbieter wieder herzustellen. Selbst generische Waren wie Agrarprodukte werden zu Marken aufgebaut. Die Anwendung von Warenzeichen verfolgte ursprünglich die Absicht, Anbieter und Anwender vor Nachahmungen zu schützen. Daher wurde ein Warenzeichen auch Schutzmarke genannt. Die Schutzmarke, kurz Marke genannt, dient zur Kennzeichnung der betreffenden Ware eines Geschäftsbetriebs und damit der Unterscheidung von gleichartigen Waren anderer Unternehmen (Herkunftsfunktion). Die Marke beim Verbraucher die Annahme gleichmäßiger Beschaffenheit und Güte der Ware (Garantiefunktion). Durch deutliches Herausstellen kann die Marke werbende Kraft für das gekennzeichnete Produkt entfalten (Werbefunktion). (Brockhaus Enzyklopädie, Mannheim 1986) 31 Peter Stoeckl Marketing ll Die Fabriksmarke verweist auf den Hersteller eine Produkts. Die Handelsmarke verweist auf den Vertreiber eines Produkts. Die Dienstleistermarke (Service Brand) verweist auf das Unternehmen, das die entsprechende Dienstleistung bereitstellt. 32 Peter Stoeckl Marketing ll Markenziele Über die reine Benennung eines Produkts hinaus verfolgt die Einführung und die Pflege einer Marke folgende Ziele für ein bestimmtes Produkt oder Unternehmen: Wiedererkennbarkeit Unterscheidbarkeit Schaffung von Vertrauen Garantie von konstanten Produkteigenschaften hohe Qualitätsanmutung Wiedererkennbarkeit Die Marke soll den Anwendern eines Produkts den gezielten Kauf nach Empfehlung und Wiederholungskäufe erleichtern, wenn bereits positive Erfahrungen mit einem bestimmten Produkt vorliegen. Unterscheidbarkeit Steht ein Produkt in Wettbewerb mit anderen ähnlichen Produkten, soll die Marke die Unterschiedlichkeit der Produkte hervorheben und die Alleinstellungseigenschaften einer Produktidee unterstreichen. Marken akzentuieren einen Unterschied. Schaffung von Vertrauen Bereits Bekanntes genießt gegenüber dem Unbekannten einen Vertrauensvorsprung. Bekanntes ist auch Vertrautes. Garantie von konstanten Produkteigenschaften Die Marke bürgt für die gleichbleibend hohe Qualität eines Produkts. Qualitätsanmutung Indem die Marke gleichbleibende hohe Qualität eines Produkts vermittelt, dient sie zur Rechtfertigung eines höheren Preises. Nur ein Mercedes ist ein Mercedes. Miele. Verlässlichkeit für viele Jahre. Tofix. Etwas Billigeres können wir uns nicht leisten. 33 Peter Stoeckl Marketing ll Grundfunktionen einer Marke Alles, was auf einem Markt gehandelt wird, kann als Marke konzipiert werden: Konsumgüter, Investitionsgüter, Dienstleistungen, Informations- und Unterhaltungsprogramme, politische Parteien, Ideologien. Unabhängig vom Inhalt, den die Marken verkaufen, haben Marken folgende Grundfunktionen zu erfüllen: Differenzierung Homogenisierung Individualisierung Wiedererkennbarkeit Wertsteigerung > 34 Peter Stoeckl Marketing ll Differenzierung Marken akzentuieren einen Unterschied. Marken verstärken die wesentlichen Alleinstellungseigenschaften eines Produkts. Homogenisierung Marken bringen die Zugehörigkeit eines Produkts zu einer bestimmten Produktgattung zum Ausdruck. Jede Produktgattung besitzt ihre eigenen zentralen Werte. Eine Marke für Nahrungsmittel kann sich nostalgischer Zitate bedienen. Für technische Geräte jedoch wäre ein nostalgisches Umfeld in der Regel abträglich. Eine Marke im Bereich von Parfüms hat eine akzentuierte, besondere Ästhetik zu beachten. Nur innerhalb grundsätzlicher produktspezifischer Wertefelder kann eine Marke erfolgreich für weitere Differenzierung sorgen. 35 Peter Stoeckl Marketing ll Individualisierung CCP Heye, Österreich 2003 Marken sorgen für unverwechselbar eigenständiges, charakteristisches Auftreten eines Produkts. Wiedererkennbarkeit Marken müssen schnell, sicher und prägnant erkannt und wieder erkannt werden. Zur Verstärkung der Wiedererkennbarkeit dienen Memory devices wie die Festlegung bestimmter Farben und einer bestimmten Typografie. 36 Peter Stoeckl Marketing ll Wertsteigerung Marken verbinden ein Produkt mit einer Konzeption des Wünschenswerten. Marken machen aus Gebrauchsgegenständen etwas Wertvolles und Einzigartiges. Die Marke lässt ein Produkt für den Anwender subjektiv wertvoller erscheinen und schafft dem Marketer somit einen Wettbewerbsvorteil. 37 Peter Stoeckl Marketing ll Erscheinungsformen von Marken Die Marke kann sein: ein Name, ein Begriff, ein Zeichen, ein Symbol, eine bestimmte Gestaltungsform, eine Kombination aus diesen Bestandteilen 38 Peter Stoeckl Marketing ll Die Marke kann sich auf die Gestaltung eines Etiketts beschränken. Sie kann aber auch die Gestaltung des Produkts und der Verpackung mit ein beziehen. Durch die Bildung einer Marke erhält ein anonymes Produkt ein einzigartiges, unverwechselbares Gesicht. Das Markengesicht ist ein Zusammenklang sämtlicher wesentlicher Eigenschaften und Besonderheiten eines Markenartikels. 39 Peter Stoeckl Marketing ll Konstanz des Markenauftritts Die Anwender gewöhnen sich an das Gesicht einer Marke und werden mit ihm vertraut. Deshalb soll nach erfolgreicher Einführung einer Marke deren Aussehen weitgehend unverändert beibehalten werden. 1901 – 1922 – 1988 1923 2014 2003 2012 Erfolgreiche Marken werden nur sehr behutsam und in kleinen Schritten verändert. 40 Peter Stoeckl Marketing ll Abrupte Änderungen des Markengesichts können erhebliche Verunsicherung der Verbraucher auslösen und sind bei erfolgreichen Produkten zu meiden. Relaunch / Umpositionierung einer Marke Die Notwendigkeit einer Neupositionierung kann es jedoch angezeigt erscheinen lassen, auch das Gesicht einer Marke deutlich zu verändern. Diversifikation Marken zu bilden und zu pflegen ist kostspielig. Deshalb sind Marketer oft versucht, unter einer bereits etablierten Marke weitere Erzeugnisse und Produktideen unterzubringen, um den Gesamtumsatz ihres Unternehmens zu erhöhen. (Dachmarke). 41 Peter Stoeckl Marketing ll Unter einer Dachmarke wird ein breit gefächertes Sortiment ausgebreitet. Die einzelnen Produkte des Sortiments können von der Bekanntheit der Marke partizipieren und ihren Marktanteil erheblich rascher, stärker und kostengünstiger ausweiten als unter einer eigenen neuen Marke. Es besteht jedoch die Gefahr einer Verwässerung der Markenwahrnehmung und damit des Vertrauens bei den Verbrauchern. Konzentration Zu weit getriebene Diversifikation kann das Ansehen einer Marke gefährden. Ein Hersteller hochwertiger Schreibgeräte reduzierte zwischen 1986 und 1991 sein breit gefächertes Sortiment und konzentrierte die Marke auf die erfolgreichsten hochpreisigen Modelle. 42 Peter Stoeckl Marketing ll Markenschutz Welche Zeichen kann ich schützen? „... jedes graphische Zeichen, das geeignet ist, die Waren und Dienstleistungen eines Unternehmens von denen der anderen Unternehmen zu unterscheiden“. (§ 1 Markenschutzgesetz) Wortmarke Worte, Eigennamen, Zahlen, Buchstaben Bildmarke Reine Bildmotive Wortbildmarke Kombination von Wort- und Bildbestandteilen, z.B. auch reine Wortmarke, jedoch mit spezieller Typografie Formmarke dreidimensionale Marken, Figuren, Gestaltung der Verpackungen oder der Ware Farbmarke bestehend aus einer oder mehreren konturlosen Farbflächen Klangmarke Registrierung in Notenschrift, klangliche Wiedergabe auf Datenträger. 43 Peter Stoeckl Marketing ll Für den Geltungsbereich des Markenschutzes ist die entsprechende Klassifizierung einer Marke wesentlich. Die Registrierung erfolgt nur für einzelne Waren- und Dienstleistungsklassen. (Das internationale Waren- und Dienstleistungsverzeichnis nennt 34 Warenklassen und 11 Dienstleistungsklassen). http://www.dpma.de/suche/wdsuche/suchen.html Die eingetragene Marke gewährt ihrem Inhaber das Recht, die Verwendung gleicher oder ähnlicher Zeichen zu untersagen, sofern Verwechslungsgefahr besteht, (d.h., wenn das Zeichen für gleiche oder ähnliche Waren oder Dienstleistungen verwendet wird.) Für „berühmte Marken“ ist erweiterter Schutz durchsetzbar: In der gerichtlichen Praxis behauptet sich der Grundsatz: „Schmarotzen verboten“ – so kann z.B. die Bezeichnung „Rolls-Royce Disco“ für ein Lokal gerichtlich untersagt werden. Markendatenbank: http://www.wipo.int/ipdl/en/search/madrid/search-struct.jsp 44 Peter Stoeckl Marketing ll Die Registrierung einer Marke Nationale Marke Anmeldung beim österreichischen Patentam.t Schutzdauer 10 Jahre, kann beliebig verlängert werden. Anmeldekosten (2004): Anmeldegebühr: Gebühren für Eintragung inkl. Schutzdauer 10 Jahre: zuzüglich Anwaltskosten: Internationale Marke Gemeinschaftsmarke (für die gesamte EU) ca. € 84,ca. € 200,ca. € 400,- (Es gibt keine „Weltmarke“, sondern nur eine Registrierung für derzeit 74 Länder). Zuständig ist das Internationale Büro für geistiges Eigentum in Genf. Einbringung ausschließlich beim nationalen Markenamt (österreichisches Patentamt). Prüfung und Weiterleitung an das internationale Büro in Genf. Eintragung im internationalen Register. Einbringung entweder beim österreichischenPatentamt oder direkt beim Harmonisierungsamt HAMB in Alicante (on-line / eMail) Anmeldegebühren Eintragung: Anwaltskosten: ca. € 975,ca. € 1100,ca. € 1400,- 45 Peter Stoeckl Marketing ll Glossar Markenname der verbal wiedergebbare, artikulierbare Teil der Marke. Markenzeichen der erkennbare, nicht verbal artikulierbare Teil der Marke Warenzeichen eine Marke oder ein Bestandteil einer Marke, der rechtlich geschützt ist und dem Anbieter die ausschließliche Nutzung des bestimmten Namens oder Zeichens sichert. Urheberrecht das ausschließliche gesetzliche Recht der Reproduktion, der Veröffentlichung und Veräußerung eines Gegenstands und der Form eines literarischen, musikalischen oder sonstigen künstlerischen Werks. 46 Peter Stoeckl Marketing ll Die Marke ist mehr als nur ein Name für ein Produkt. Die Marke verleiht dem Produkt Persönlichkeit. Ziel der Markentechnik ist die Sicherung einer Monopolstellung in der Psyche der Anwender. (Hans Domizlaff) 47 Peter Stoeckl Marketing ll Die Verpackung ... mehr als nur ein Transportbehälter. Verpackungen machen Produkte lager- und transportfähig und schützen sie vor Umwelteinflüssen. Die Verpackung bestimmt, welche Mengen des Produktes ein Anwender jeweils kauft. Die Gestaltung der Verpackung hilft, das Produkt von anderen zu unterscheiden. Die Verpackung informiert über den Inhalt. Die Verpackung wirbt, überzeugt, lädt zum Probieren ein. Je weniger der Produktvorteil am Produkt selbst ersichtlich ist, desto wichtiger ist die Verpackung, um den Produktvorteil zu kommunizieren. Anwender schließen von der Verpackung auf die Eigenschaften des Produkts. 48 Peter Stoeckl Marketing ll Faktoren für die Verpackungsgestaltung Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen, dass Verpackungsgestaltung zu einem wichtigen Marketinginstrument geworden ist. Selbstbedienung gestiegener Wohlstand Pflege des Firmen- und Markenimage Innovative Steigerung des Zusatznutzens Rationalisierung in der Logistik Konsumentenschutz und Umweltschutz Selbstbedienung Die Verpackung übernimmt Funktionen eines Verkäufers. Sie hat zusätzlich Verkaufsaufgaben zu erfüllen: Aufmerksamkeit wecken Produkteigenschaften kommunizieren Vertrauen bilden Gestiegener Wohlstand Verbreiteter Wohlstand der Konsumenten hat zur Folge, dass für bessere Handhabung, ästhetische Eigenschaften und Prestige einer gehobenen Verpackungsgestaltung ein höherer Preis bezahlt wird. Pflege des Firmen- und Markenimage Die Verpackung übt großen Einfluss auf die spontane Wiedererkennung einer Marke und auf die Qualitätsanmutung aus. 49 Peter Stoeckl Marketing ll Innovative Steigerung des Zusatznutzens Verpackungsgestaltung kann den Produktnutzen erhöhen und damit beim Hersteller den Ertrag steigern. Zahnpasta in stehenden Pumpspendern, 1979 erstmals in Deutschland eingeführt, wurden 1984 trotz eines um 10% höheren Preises bereits von 20% der Haushalte gekauft, weil viele Konsumenten sie bequemer und sauberer fanden. Rationalisierung in der Logistik Für eine rationelle Warenbewegung und Lagerhaltung muss die Verpackungsgestaltung darauf abzielen, dass Produkte ohne Platzvergeudung in Kartons, auf Paletten und in Regale passen. Die Lesbarkeit von Etiketten und Aufschriften durch Barcode-Lesegeräte muss gegeben sein. Konsumentenschutz und Umweltschutz Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb untersagt Mogelpackungen, die einen nicht vorhandenen Inhalt vortäuschen. Umweltschutzbestimmungen und ein gestiegenes Umweltbewusstsein der Konsumenten fordern Abfallvermeidung und Rohstofftrennung. Für die Entsorgung von Verpackungen müssen Hersteller und Importeure Abgaben entrichten, die das Produkt verteuern. Für umweltbelastende Verbundmaterialien gelten besonders hohe Entsorgungsgebühren. Konsumenten reagieren mittlerweile besonders sensibel auf vermeidbaren Verpackungsmüll. Wiederbefüllbare Behälter als Zusatznutzen. 50 Peter Stoeckl Marketing ll Kommunikative Funktionen der Verpackung Die Verpackung erfüllt kommunikative Funktionen. Sie kann zum Ausdruck bringen und akzentuieren: a) b) c) Produktinhalt, Produkteigenschaften und Nutzen die Zielgruppe des Produkts die Markenpersönlichkeit a) b) c) Weitere Beispiele > 51 Peter Stoeckl Marketing ll a) Vermittlung von Produktinhalt, Produkteigenschaften und Nutzen Bei Fertiggerichten und Konserven ist die Darstellung der noch unverarbeiteten Inhaltsstoffe unverzichtbar. Durch bildliche Darstellung auf Dosen und Schachteln werden appetitanregende, produktbezogene Impulse vermittelt, die zum Kauf anregen. 52 Peter Stoeckl Marketing ll b) Zielgruppenidentifikation c) Vermittlung der Markenpersönlichkeit 53 Peter Stoeckl Marketing ll Informationsanforderungen an eine Verpackung Name des Produkts Name des Herstellers Güteklasse Menge und Gewicht Bedienungs- und Gebrauchsanweisung Sicherheitshinweise Haltbarkeit Zusammensetzung des Produkts Nährwert Nebenwirkungen EAN Barcode je nach Produktgruppe gesetzlich geregelt. 54 Peter Stoeckl Marketing ll Der Preis Alle Produkte, die im Markt getauscht werden, haben einen Preis. Preiskämpfe zwischen Konkurrenten legen den Schluss nahe, der Preis sei das alles entscheidende Instrument des Marketing. Produkte, die den Konsumenten kein adäquates Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, haben keine Chance, in einem Käufermarkt zu überleben. Konsumenten sind bestrebt, ökonomisch vernünftig zu handeln. Der clevere Konsument will für sein eingesetztes Geld den maximalen Gegenwert erhalten. Dirnberger de Felice, Österreich 2003 Dirnberger de Felice, 2003 Hochpreispolitik ist riskant. Sie stellt eine permanente Einladung an potentielle Konkurrenten dar, ein vorhandenes Angebot spürbar zu unterbieten, ihre Marktanteile zu vergrößern und höhere Umsätze zu erzielen. 55 Peter Stoeckl Marketing ll Preis und Gestehungskosten Preis und Gestehungskosten können in direkter Abhängigkeit stehen. Je niedriger der Preis, desto höhere Verkaufszahlen. Je höhere die Verkaufszahlen, desto niedriger die Herstellungskosten pro Stück. Die Politik, Preise zu senken, um damit Nachfrage und Stückzahlen zu erhöhen, stößt jedoch an ihre Grenzen, da Märkte nicht unbegrenzt aufnahmefähig sind und kein Unternehmer auf Dauer Preise ohne angemessene Gewinnspannen anbieten kann. Bei vielen Produkten spielt jedoch nicht nur das reine ökonomische Kalkül des Anwenders eine Rolle. Subjektive Faktoren wie Gewohnheiten, Prestige, Vertrauen der Anwender können die Nachfrage erheblich mitbestimmen. „Es kann ein etwas höherer Preis sogar als Beweis einer höheren Qualität gelten.“ (Hans Domizlaff) Die kommunikative Funktion des Preises Dem Preis eines Produkts kommt neben seiner ökonomischen Dimension auch eine kommunikative Eigenschaft als Zeichen zu. Deshalb muss ein möglichst niedrig angesetzter Preis nicht in jedem Fall auch der passende Preis für ein Produkt sein. Für Luxusprodukte gilt, dass nur das Teure gut genug sein kann. Der direkte Zusammenhang zwischen Gestehungskosten und Preis ist aufgehoben. 56 Peter Stoeckl Marketing ll Tiefpreisstrategie Dem Preis kommt neben seiner ökonomischen Funktion auch eine kommunikative Funktion zu. Der Preis kann als Indikator dienen für die Qualität des Produkts, die Qualität des Anwenders. Daraus ergeben sich folgende Interpretationen: "Billige Produkte sind von minderer Qualität". "Käufer billiger Produkte können sich anderes nicht leisten". Wird ein niedriger Preis als Mittel im Wettbewerb eingesetzt, muss diesen Interpretationen durch eine entsprechende Argumentation und Inszenierung strategisch begegnet werden. Sonderangebote haben Erfolg, wenn Indikatoren bereitgestellt sind, die den Wert des Produktes sicherstellen. Anstatt-Preise nennen den ursprünglichen Preis neben dem reduzierten Preis zu einer bestimmten, zeitlich begrenzten Gelegenheit. Zugabe Noch wirksamer als Preisreduktion ist die Strategie der Zugabe: Drei Stück um den Preis von zwei. Der ursprüngliche Preis bleibt unangetastet, und die Preisreduktion wird als wertvolles Warengeschenk präsentiert. Der Code des cleveren Konsumenten Anbieter, die eine Preisführerschaft anstreben, konzentrieren sich darauf, ihre Käufer als clevere Konsumenten zu inszenieren. Der ostentativen Verschwendung als Statusmerkmal der feinen Leute wird das ebenfalls gehobene Statusmerkmal ostentative Cleverness entgegengesetzt. 57 Peter Stoeckl Marketing ll Dem Abnehmer wird das Gefühl vermittelt, als aktive, autonome, wissende Person zu handeln, die infolge kluger Überlegung einen niedrigeren Preis bezahlt und sich dadurch von anderen - unwissenden Personen abhebt. Die Strategie der Inszenierung von ostentativer Cleverness beinhaltet, dass Diskonter gezielt - Verkaufspersonal verknappen, auf Kundenbetreuung weitgehend verzichten, Waren asketisch präsentieren, Verkaufsläden überwältigend groß planen, Verkaufsläden weit abseits der Nahversorgung setzen. Das gute Gefühl, "clever" gekauft zu haben, lässt viele Kunden oft bereitwillig auf höhere Produktqualität, gute Nahversorgung, Kundenberatung und angemessenen Kundendienst verzichten. 58 Peter Stoeckl Marketing ll Hochpreisstrategie Produkte lassen sich teurer verkaufen, wenn es gelingt, den Preis als Zeichen für dahinter stehende hohe Werte einzusetzen: für hohe Qualität, Dauerhaftigkeit, hohe Leistung, für das Gefühl, als Käufer einem auserwählten Personenkreis anzugehören. UK 2006 https://www.youtube.com/watch?v=My8BZc9b0fU USA 1959 Im Gegensatz zur Tiefpreisstrategie, die den Preis dramatisch inszeniert, rückt Hochpreisstrategie den Preis aus dem Gesichtsfeld. Hochpreisstragie dramatisiert statt des Preises die Werte und setzt voraus, dass ihre Zielpersonen die Preise akzeptieren. Hochpreisstrategie eignet sich besonders für heraldische (öffentlich sichtbare) Produkte wie Autos, Kleidung, Schuhe, Schmuck. Bei Gesundheitsprodukten und Kosmetik, bei denen die Wirkung subjektiv als sehr relevant eingeschätzt wird und sie zugleich nicht unmittelbar beobachtet werden kann, ist Hochpreisstrategie ebenfalls Erfolg versprechend. Bei Kosmetik wird der Preis in hohem Ausmaß als Indikator für Wirksamkeit und Qualität akzeptiert. Ein Produkt, das billig ist, kann nicht viel, ein teures Produkt muss hingegen etwas bewirken. Ein Shampoo gegen Kopfschuppen wird erfolgreich mit dem Claim beworben: Sauteuer, aber es wirkt. 59 Peter Stoeckl Marketing ll Die Preisfindung Kostenorientierte Preisfindung Marktorientierte Preisfindung Diese beiden Prozesse der Preisfindung müssen nebeneinander betrieben werden, um Gewinne zu erzielen oder unkontrollierte Haushaltsdefizite zu vermeiden. Noch vor der Erstellung eines Produktes ist zu kalkulieren, welche Kosten dem Produzenten daraus entstehen. Und es muss ebenso erhoben werden, welcher Marktpreis sich voraussichtlich erzielen lässt. Erst diese Analysen geben Auskunft, ob das eigene Vorhaben imstande ist, Produkte zu einem konkurrenzfähigen Preis zu erstellen. Kostenorientierte Preisfindung Break-Even-Analyse P = Kv + Kf/Gm P Kf Kv Gu Gm = = = = = Preis pro Stück fixe Kosten variable Kosten pro Stück Gewinnpunkt (Umsatz) Gewinnpunkt (Menge) Gm = Kf / (P – Kv) Beispiel: Ausstellungskatalog Kf = € 60.000,- für Honorare, Fotografie, Bildrechte, Satzkosten, Lithos, Maschineneinrichtung Kv = € 14, variable Kosten pro gedrucktem Katalog Wie hoch muss der Verkaufspreis sein, wenn das Museum bei 1000 verkauften Exemplaren die Gewinnzone erreichen will? Gm = Kf / (P – Kv) P = Kv + Kf/Gm P = 14 € + 60.000€/1000 Stk P = 74,- € / Stk. 60 Peter Stoeckl Marketing ll Kombinierte kosten- und marktorientierte Preisfindung Beispiel: Ausstellungskatalog, wie oben. Aktuelle Konsumentenbefragung führt zu dem Ergebnis, der Verkaufspreis für den Katalog dürfe einen Schwellenpreis von € 29,- nicht übersteigen, damit der Katalog eine gewünschte Anzahl an Abnehmern findet. Break-Even-Analyse Wie hoch muss die verkaufte Auflage mindestens sein, um bei einem Verkaufspreis von € 29,pro Stück die Verlustzone zu verlassen? Gm Gm Gm = = = Kf / (P – Kv) 60.000 / 29 – 14 60.000 / 15 Gm = 4000 Stk. P = 29,- € / Stk. Resümee In einer Umgebung gleichartiger und austauschbarer Produkte ist der Preis ein wirksames Marketing-Instrument. Durch scharfe Kalkulation des Marktführers werden Mitbewerber entmutigt, weil sie bei geringeren Stückzahlen und noch niedrigeren Preisen nur Verluste erzielen könnten. Dennoch: Vielfach wirkungsvoller als ein niedriger Preis ist eine starke Position des Produkts und seines Herstellers in der Vorstellung der Anwender. “Quality is remembered long after price is forgotten.” (Sir Henry Royce) 61 Peter Stoeckl Marketing ll Distribution Aufgabe der Distribution ist es, Produkte vom Hersteller zum Anwender zu befördern. Denn nur was erhältlich ist kann auch gekauft werden. Gängige Handelsformen Einzelhandel Großhandel Direktverkauf Fachgeschäft Warenhaus SB-Warenhaus Supermarkt Shopping Center Versandhandel Telefonverkauf Warenautomat selbständiger Großhandel Einkaufsvereinigung Genossenschaft Cash & Carry Direktverkauf ab Fabrik Hausbesuch Postversand Online-Verkauf 62 Peter Stoeckl Marketing ll Direkter und indirekter Absatz Der direkte Absatz vom Hersteller zum Konsumenten Der direkte Weg vom Hersteller zum Konsumenten erlaubt die unmittelbare Kontrolle des Absatzgeschehens. Der Marketer kann schnell auf Veränderungen reagieren, er kann seine Kunden sogleich kompetent beraten. Der Marketer kann durch persönliche Kontakte mit seinen Kunden eine hohe Kundenbindung aufbauen. Provisionen durch Vermittler oder Handelsspannen durch Zwischenhändler entfallen. Der Aufbau eines herstellereigenen Distributionsnetzes ist jedoch mit hohen Aufwendungen verbunden. Und selbst dann ist nur bei ausgesprochenen Spezialprodukten gewährleistet, dass die Vertriebsdichte an die Leistung des etablierten Zwischenhandels heranreicht. 63 Peter Stoeckl Marketing ll Der indirekte Absatz über Distributionspartner Distributionspartner erreichen in der Regel eine größere Effizienz bei der flächendeckenden Warenverteilung auf den Zielmärkten als es dem Hersteller selbst möglich wäre. Der Zwischenhandel bietet mit seinen Kontakten, Erfahrungen und Spezialkenntnissen der Kunden vor Ort und mit jeweils marktkonformen Geschäftsgrößen Vorteile. Durch die Zusammenarbeit mit Zwischenhändlern spart der Hersteller Vertriebsaufwand. Die breit gestreute hohe Präsenz seiner Produkte erkauft der Hersteller allerdings damit, das sein Produkt vom Zwischenhandel Seite an Seite mit den Produkten der Konkurrenz angeboten wird. Das macht das Produkt für den Anwender vergleichbarer und der Preis tritt als Faktor in den Vordergrund. Die Macht des Handels Mit zunehmender Vielfalt des Angebots gewinnt der Handel zunehmende Macht bei der Auswahl geeigneter Lieferanten und bei der Gestaltung seiner Konditionen. Der Handel nützt seine Macht, indem er den für die Distribution anfallenden Aufwand zunehmend auf die Hersteller überwälzt (indem er Zuschüsse für Werbekosten, für die Regalbetreuung fordert). Gleichzeitig sorgt der Handel für die laufende Optimierung seines Sortiments. Produkte mit zu langer Verweildauer werden ausgemustert, da sie Lager- und Regalkapazität und Kapital binden und damit höhere Kosten verursachen. Der Handel bevorzugt in seinem Sortiment und seinen Verkaufsregalen umsatzstarke Produkte. Der Vertrieb umsatzschwacher Produkte wird abgelehnt. Die Neueinführung von Produkten ist für Hersteller mit großen Hürden und hohem Aufwand verbunden. 64 Peter Stoeckl Marketing ll Supermarkt Ein Supermarkt ist ein großes Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 m², das Lebensmittel und andere Artikel des täglichen Bedarfs anbietet, wobei der Anteil der nicht für Lebensmittel vorgesehen Fläche an der Gesamtfläche 25% nicht übersteigt. Ein zentraler Indikator für den wirtschaftlichen Erfolg eines Supermarkts ist die Flächenproduktivität – der erzielte Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche. Betreiber von Supermärkten sehen sich veranlasst, sich die Besonderheiten menschlichen Wahrnehmens und Verhaltens zu Nutze zu machen. Jeder Betreiber eines Supermarktes ist bestrebt, seine Waren so zu platzieren, dass möglichst viele Kunden zugreifen. (Paco Underhill) Zur Psychologie der Lenkung des Kaufverhaltens im Supermarkt Die meisten modernen Supermärkte präsentieren Früchte und Gemüse nahe dem Eingang. Die marktähnliche Atmosphäre wirkt einladend, sie hebt Supermärkte von Discountern ab, die keine oder nur wenig Frischwaren anbieten, und sorgt für eine hohe Kundenfrequenz. Der Kauf von Frischprodukten veranlasst Kunden, den Laden öfter in kurzen Abständen zu besuchen. Bei diesen Gelegenheiten werden von ihnen fast stets auch Impulskäufe getätigt Fleisch, Milch- und Käseprodukte sind hinten platziert. Kunden sollen bei ihren Einkäufen das gesamte Geschäft durchqueren und an möglichst vielen Angeboten vorbeigeführt werden. In der Tendenz zu ungeplanten Käufen liegt der Unterschied zwischen Einkaufen und Shopping. Etwa 70 Prozent der Kaufentscheide werden erst im Laden getroffen. Probate Mittel, um Kunden zu Spontankäufen zu verführen: optimale Steuerung des Kundenflusses, Art der Präsentation im Regal, effektvolle Beleuchtung, stimmungsfördernde Musikberieselung, Sonderangebote, „günstige Gelegenheiten, Schnäppchen“, Massenpräsentation auf Palette, … 65 Peter Stoeckl Marketing ll Präsentation im Regal Grundsätzlich steht im Supermarkt kein Produkt zufällig an seinem Platz. Ein wichtiger Faktor für den Absatz eines Produkts ist die Höhe, in der es im Regal steht. Reckzone Sichtzone Greifzone Bückzone > 180 cm 140 - 180 cm 60 - 140 cm < 60 cm Sichtzone und Greifzone sind für die ertragsstärksten Produkte reserviert: Hier befinden sich Produkte, die propagiert und bestmöglich verkauft werden sollen. In die Sichtzone kommen Produkte mit hoher Marge, in die Greifzone überwiegend Impulsartikel und Neuheiten. Oben (Reckzone) und unten (Bückzone) stehen Schnelldreher wie Milch oder Zucker. Bei diesen handelt es sich um Artikel, die stets nachgefragt und daher auch nicht gezielt verkauft werden müssen. In der Bückzone werden die Produkte mit geringeren Gewinnspannen aufgestellt. «Als Gegenleistung für den guten Preis muss sich der Kunde bücken». In welcher Zone ein Produkt zu finden ist, entscheidet oft auch der Hersteller, der je nach Platzierung unterschiedliche Beiträge an den Supermarktbetreiber zu entrichten hat. Preisgestaltung im Supermarkt Wenn Kunden nach dem Grund befragt werden, warum sie einen bestimmten Laden besuchen, nimmt der Preis einen hohen Stellenwert ein. Paradox erscheint, dass der absolute Preis eine untergeordnete Rolle spielt und auch selten in der Erinnerung präsent ist. Nicht in absoluten Zahlen preisgünstig muss ein Einkauf sein, sondern billiger im Vergleich. Alleine durch die Aufnahme eines teuren Artikels in das Sortiment lassen sich die die Verkaufszahlen der nun im Vergleich billigeren übrigen Produkte erhöhen. 66 Peter Stoeckl Marketing ll In vielen Diskontläden enden Preise mit der Ziffer 9 – eine wirksame Maßnahme, um Kunden das Produkt preisgünstiger erscheinen zu lassen als es in Wahrheit ist. In der ersten Anmutung kostet ein Produkt um 9,99 eher 9 als 10 Euro. Wie bei der Massenpräsentation auf Paletten, die zu Spontankäufen verleitet, ist es jedoch ein Problem von derartigen Preisen, dass sie zugleich schlechtere Qualität suggerieren. Detailhändler, die auf gehobenes Image setzen, nehmen deshalb eher davon Abstand. Der Raum unmittelbar vor der Kasse gehört zu den Flächen mit dem höchsten Umsatz. Er muss bei jedem Einkauf passiert werden und wird zudem oft in Warteschlange stehend erlebt. Unmittelbar vor der Kassa lagern Impulswaren, oben für Erwachsene, in der Bückzone die sogenannte Quengelware für Kinder: Bonbons, Kaugummi, Schokolade – eine Warenplatzierung, die von Konsumentenschutzorganisationen immer wieder kritisiert wird, offensichtlich jedoch mit wenig Erfolg. Der Umsatz pro Quadratmeter ist das entscheidende Kriterium im Detailhandel. «Leider ist mehr Kundenfreundlichkeit nicht immer kompatibel mit mehr Umsatz», (Scott Young, Perception Research Services). Underhill, Paco: Warum kaufen wir? Eine Psychologie des Konsums. München 2000 Reto U. Schneider: Preiskampf in der Bückzone. In: NZZ Folio 11/2006 Marc Winkelmann: Gehen sie nie müde einkaufen! In: fluter. 31. März 2007 http://www.fluter.de/de/maerkte/heft/5877/ http://de.wikipedia.org/wiki/Supermarkt 67 Peter Stoeckl Marketing ll Kommunikation Saatchi & Saatchi, Singapore, 1998 Ohne entsprechende Kommunikation kann das beste Produkt zum Ladenhüter werden. Neben einem starken Produkt ist einprägsame Marktkommunikation das wichtigste Instrument im Wettbewerb um Kunden. Was ist Kommunikation? Das Wort Kommunikation leitet sich ab vom lateinischen Verb communicare – mitteilen, etwas mit anderen teilen, eine Gemeinschaft bilden. Kommunikation ist Übermittlung von Information zwischen lebenden Organismen, sowohl unter Artgenossen wie auch gegenüber Angehörigen anderer Arten. 68 Peter Stoeckl Marketing ll Die Fähigkeit zur Kommunikation ist ein Grundmerkmal jeden Lebens. Biologische Kommunikation beinhaltet grundsätzlich alle Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation über taktile, chemische, akustische, optische und andere in ihrer Merk- und Wirkweise zum Teil noch wenig erforschte Signale. In den Human- und Sozialwissenschaften steht soziale Kommunikation für jeden von Menschen getätigten Austausch von Informationen und die damit einher gehende Ermöglichung des Teilnehmens anderer Personen am Empfinden und Denken, Meinen und Wollen eines Einzelnen. Für die Humanwissenschaften ist der Mensch ein »Lebewesen, das sich von den übrigen durch die Tatsache unterscheidet, dass es nicht nur ererbte, sondern auch erworbene Informationen weitergibt und speichert. Das Weitergeben solcher Information heißt menschliche Kommunikation, der Speicher für diese Information Kultur und der Prozess des Weitergebens und Speicherns Geschichte.« » ... menschliche Kommunikation ist das Erzeugen, Weitergeben und Speichern von Informationen, mit der Absicht, diese Informationen konkreten Phänomenen aufzuprägen und daher die Welt zu verändern«. (Vilém Flusser) Vilém Flusser: Die Revolution der Bilder. Der Flusser-Reader zu Kommunikation, Medien und Design, Mannheim 1995 Information »Information ist weder Materie noch Energie.« (Norbert Wiener) Information ist eine Eigenschaft von Energie oder Materie. Information ist die räumliche oder zeitliche Folge physikalischer Signale, die mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten oder Häufigkeiten auftreten. Im weitesten Sinne wird Information heute bereits definiert als Abweichung einer Signalverteilung vom statistischen Durchschnitt unabhängig von jeglichem Inhalt. Im Sinne dieser Definition ist also eine Folge von Zeichen, die offenbar nicht zufällig hingestreut ist, grundsätzlich als Information erkennbar, auch wenn sie nicht lesbar ist und ihr Inhalt also zunächst unbekannt bleibt. Die kleinste Informationseinheit können wir unabhängig von Inhalten oder einer bestimmten Bedeutung auffassen als JA / NEIN ( 1 / 0 ) Entscheidung zwischen zwei gleichberechtigten Wahlmöglichkeiten. 69 Peter Stoeckl Marketing ll Digitale Information Die kleinste Informationseinheit ist das Bit. Bit ist die Kurzform für Binary digit, bedeutet also Binärzahl oder Zahl aus dem Zweiersystem. Eine Binärzahl ist eine Zahl, die nur aus Einsen und Nullen besteht. Die Information, die in einer Ja-Nein Entscheidung steckt, ist ein Bit. Systeme, die nur mit zwei unterschiedlichen Zuständen wie Nein und Ja oder 0 und 1 arbeiten, sind für die Bearbeitung durch Computer am besten geeignet. Digitalisierung heißt Darstellung in Form von Zahlenwerten, im Besonderen jedoch als Folge von 0 und 1. Information reduziert die Unbestimmtheit des Zustandes eines Systems. Information ist beseitigte Ungewissheit. Information ist Gewinn an Wissen. Information ist eine Mitteilung, die beim Empfänger ein bestimmtes Verhalten bewirkt. Günther Maletzke, Psychologie der Massenkommunikation. Hamburg 1963 www.tu-bs.de/institute/allg-paedagogik/Kommunikation/kommunikation.htm 70 Peter Stoeckl Marketing ll Der Prozess der Kommunikation nach C.E. Shannon Kommunikation ist Übermittlung von Information. Modell von Claude Elwood Shannon, M.I.T. (1960) Der Prozess der Kommunikation besteht aus drei Phasen: Verschlüsselung Codierung (Umwandlung einer Botschaft in ein Signal) Übermittlung Signalisierung (Übertragung des Signals) Entschlüsselung Decodierung (Rekonstruktion einer Botschaft durch Umwandlung eines empfangenen Signals) Damit Kommunikation stattfinden kann, muss Information so vermittelt werden, dass Empfänger sie auch verstehen können. Das heißt, der Code (z.B. eine bestimmte Sprache, deren Zeichen, deren Semantik) muss den beteiligten Personen gleichermaßen bekannt sein. In jeder der drei Phasen können Störungen auftreten, die zur Verfälschung von Information führen. 71 Peter Stoeckl Marketing ll Die Elemente des Kommunikationsprozesses Sender Kommunikator. Der Beteiligte am Prozess, der die Botschaft aussendet. Information Botschaft, die übermittelt wird. Medium Kanal, Kommunikationsmittel, durch die die Botschaft vom Sender zum Empfänger getragen wird (akustisch, optisch, taktil, elektromagnetisch ...). Empfänger Zielpublikum, Adressat, Rezipient. Der Beteiligte am Prozess, der die übermittelte Botschaft empfängt. Code Zeichen und Verknüpfungsregeln für die symbolische Präsentation einer Botschaft. Codierung Verschlüsselung. Prozess der Umwandlung von Botschaften in eine durch Medien übertragbare symbolische Präsentation. Decodierung Prozess, durch den der Empfänger aus den übermittelten symbolischen Repräsentationen die versandte Botschaft zu rekonstruieren versucht. Wirkung Gesamtheit der Reaktionen des Empfängers nach dem Kontakt mit der Botschaft. Feedback Rückmeldung. Der Teil der Reaktion des Empfängers, der an den Sender zurück übermittelt wird. Störsignal Ungeplante Einflüsse auf den Prozess mit störender oder verzerrender Wirkung auf die Information. (Kotler, Bliemel: Marketing-Management. Stuttgart 2001) 72 Peter Stoeckl Marketing ll Symbolische Kommunikation (Abbildungen aus: Desmond Morris, Bodytalk, München 1995) Menschliche Kommunikation ist ein Austausch von Symbolen, der Verständigung ermöglicht – jedoch nicht immer bewirkt. 73 Peter Stoeckl Marketing ll Internationales Flaggenalphabet, aus: Microsoft Encarta 2002 Zeichen werden vom Sender codiert, d.h. mit Sinn unterlegt. Zeichen werden durch die ihnen zugewiesene Bedeutung zu Symbolen. Symbole werden vom Empfänger decodiert, d.h. ihr Sinn wird entschlüsselt. Symbole Symbole sind Zeichen mit Bedeutungsgehalt. Symbole sind Sinnträger. Paul Rand, 1981 Der Sinn einer Information - die Botschaft - ergibt sich aus der Gesamtheit der übermittelten Symbole. 74 Peter Stoeckl Marketing ll Kommunikationsstörungen Kommunikationsstörungen sind oft dadurch bedingt, dass die Sinngebung des Senders und die Entschlüsselung des Sinns durch den Empfänger nicht konform gehen, weil sie unterschiedlichen Bezugssystemen folgen. der gefangene floh Kommunikationsstörungen beim Sender Der Sender muss in der Lage sein, Gedanken, Absichten und Gefühle in adäquate Zeichen umzusetzen. Er kann daran gehindert sein, wenn er nicht über entsprechende Zeichen verfügt (infolge von Sprachproblemen, Tabus, eines eingeschränkten Codes). Kommunikationsstörungen beim Empfänger Wahrnehmungsprobleme. Selektive Wahrnehmung. Sprachbarrieren. 75 Peter Stoeckl Marketing ll Axiome der Kommunikation In Gegenwart von anderen Wesen ist alles Verhalten kommunikativ. Man kann nicht nicht kommunizieren. (Paul Watzlawick, Palo Alto) Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Der Inhaltsaspekt ist der rein sachliche Gehalt der Mitteilung, der Beziehungsaspekt bezeichnet die emotionale Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern - z.B. spitzfindige, aggressive Formulierung von Inhalten. (Metakommunikation). Im Fluss kommunikativer Vorgänge ist das Verhalten des Einzelnen gleichzeitig Reaktion auf das Verhalten des Anderen wie auch Reiz und Verstärkung von dessen Verhalten. Teufelskreis Nörgelei. Selbsterfüllende Prophezeiung. Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Bern 1969 (12. Auflage 2011) Alltagskommunikation Unter direkter Kommunikation oder Alltagskommunikation verstehen wir den Austausch von Informationen in Situationen wechselseitiger Wahrnehmung der Kommunizierenden. (Face-to-face-Situation). Der nonverbale Anteil der Kommunikation liefert zusätzliche Botschaften, die durch Körperdistanz oder Körperkontakt, durch Gestik, Mimik, Haltung, Ausdrucksverhalten (Qualität der Stimme, Räuspern etc.) codiert und decodiert werden. 76 Peter Stoeckl Marketing ll Massenkommunikation Massenkommunikation ist »jene Art der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (für jedermann zugänglich), indirekt (über technische Verbreitungsmittel) und einseitig (ohne die Möglichkeit eines Rollentausches zwischen Kommunikator und Rezipienten) an ein disparates (untereinander nicht in Kontakt befindliches) Publikum vermittelt wird.« (Joachim Seebohn: Kompakt-Lexikon Werbepraxis, Wiesbaden 2001) Bei Massenkommunikation (indirekter Kommunikation) fehlt die unmittelbare gegenseitige Beeinflussung von Sender und Empfänger, wie sie bei direkter Kommunikation gegeben ist. Massenkommunikation leidet an Mangel an Feedback. Ein weiteres Problem sind unterschiedliche Zeichensysteme. Eine universelle Kultur ist Fiktion. Verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen haben unterschiedliche Zeichensysteme und wollen »in ihrer Sprache« angesprochen werden. 77 Peter Stoeckl Marketing ll Formel der Kommunikation ( Lasswell) Wer der Sender sagt was die Botschaft zu wem der Empfänger über welchen Kanal das Medium zu welchem Zeitpunkt das Timing mit welcher Wirkung? die Wirkung (Harold D. Lasswell 1948) Was ist Werbung? Jede Darbietung von Botschaften mit dem Ziel, Einstellungen und Handlungen der Adressaten zum Vorteil des Werbetreibenden zu steuern. (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, Mannheim 1992) Jeder Versuch eines Organismus, andere Organismen ohne Zwang in seinem Sinne zu beeinflussen. Walter Lürzer 1990) 78 Peter Stoeckl Marketing ll Instrumente der Absatz fördernden Kommunikation Werbung Jede bezahlte Form der nicht-persönlichen Präsentation und Förderung von Ideen, Waren oder Dienstleistungen durch einen identifizierten Auftraggeber. Direktmarketing Postsendungen, Telefon und sonstige nicht-persönliche Kommunikations- und Kontaktmittel, die gezielt an ausgesuchte Kunden und potentielle Kaufinteressenten gerichtet werden, um bei diesen eine gewünschte Reaktion auszulösen. Verkaufsförderung Kurzfristige Anreize zum Kauf und Verkauf eines Produkts. Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) Maßnahmen, um auf indirektem Wege das Image eines Unternehmens und seiner Produkte in der Öffentlichkeit zu fördern. Persönlicher Verkauf Persönliches Verkaufsgespräch mit einem oder mehreren möglichen Käufern, um auf einen Verkaufsabschluss hinzuwirken. (Philip Kotler, Friedhelm Bliemel: Marketing-Management. Stuttgart 2007) "above the line" / "below the line" Werbung in den "Massenmedien" ist das klassische Instrument, um Massenprodukte auf einem Massenmarkt bekannt zu machen. Als klassische Medien mit Breitenwirkung gelten: Print (Zeitungen und Zeitschriften) Plakat Kino Radio und TV 79 Peter Stoeckl Marketing ll Klassische Werbung in den genannten Massenmedien wird "above the line" genannt. Es handelt sich bei „above the line“ um Werbemaßnahmen, die in der Öffentlichkeit ins Auge fallen – wie der sichtbare Teil eines Schiffes, der sich über der Wasserlinie befindet (daher die Bezeichnung). Werbeagenturen waren ursprünglich spezialisiert auf Werbung in den Massenmedien. Weitere Maßnahmen der Absatz fördernden Kommunikation wie Packungsgestaltung, Verkaufsförderung, Direktmarketing, Internet-Marketing werden unter "below the line" zusammengefasst. „Integriertes Marketing“, wie es von modernen Werbeagenturen betrieben wird, bedeutet, dass die Trennung von "above the line" und "below the line" bei Werbemaßnahmen in der Praxis inzwischen aufgehoben ist. Virals Virale Werbung im Internet Virale Werbung geht im Idealfall davon aus, dass lediglich das Medium – in der Regel ein Kurzfilm – produziert und ins Netz gestellt wird. Für die weitere Verbreitung der durch Emotion stark aktivierenden Werbebotschaft sorgen die Teilnehmer/innen von Communities wie Youtube, Vimeo, Facebook mit ihrem Mitteilungsbedürfnis nach dem Prinzip „Das muss ich meinen Freunden zeigen“. Gemessen am finanziellen Aufwand seiner Herstellung und Verbreitung kann der Erfolg eines Viral im Vergleich zu herkömmlichen Medienkanälen überproportional groß sein. „Virales Marketing (…) ist eine Marketingform, die soziale Netzwerke und Medien nutzt, um mit einer meist ungewöhnlichen (…) Nachricht auf eine Marke, ein Produkt oder eine Kampagne aufmerksam zu machen.“ Gabler Wirtschaftslexikon online, abgerufen 8. Oktober 2012. „Der Term ‚viral‘ besagt, dass Informationen über ein Produkt oder eine Dienstleistung innerhalb kürzester Zeit, ähnlich einem biologischen Virus, von Mensch zu Mensch weitergetragen werden.“ Sascha Langner: Viral Marketing. Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und Gewinn bringend nutzen, Gabler, 2. Aufl., 2007, S. 27. http://de.wikipedia.org/wiki/Virales_Marketing abgerufen am 2.12.2012 Beispiele> 80 Peter Stoeckl Marketing ll Beispiele erfolgreicher Virals Dominik KUHN: Todesstern Stuttgart 2005/2007-08-16 http://www.youtube.com/watch?v=uF2djJcPO2A Aufrufe: 4.172.322 4.788.961 (2012-12-02) (2015-05-19) Dominik Kuhn, Macher des erfolgreichen Internetvideos: "Virales Marketing – Todesstern Stuttgart": „– ich hab mir beim Todesstern gar nicht so viel überlegt. Ich wollt halt was Witziges für die Werbeagenturen machen und dachte halt, die finden das witzig, der Film bekommt vielleicht 20.000 Klicks. Der Film hatte dann aber nach zwei Wochen schon 50.000 Klicks und da dachte ich mir: Oh, okay, das interessiert also nicht nur Werbeagenturen, …“ Welt am Draht - Soziale Netzwerke, SWR online 24. September 2009 http://www.swr.de/swr1/bw/tipps/multimedia/-/id=998436/nid=998436/did=5282592/mpdid=5405910/pljrrb/index.html Volkswagen Fun Theory – The Piano Staircase 2009-10-07 Volkswagen The Force 2011-02-02 http://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw https://www.youtube.com/watch?v=QtEHA6PLp4Y Aufrufe: Aufrufe: 16.591.296 21.539.735 (2011-12-05) (2015-05-19) Cannes Cyber Grand Prix 2010 Volvo Trucks The Epic Split feat. Van Damme (Live Test 6) 2013-11-13 http://www.youtube.com/watch?v=R55e-uHQna0 (inzwischen off line) 55.360.401 61.969.920 (2012-12-02) (2015-05-19) Epuron The Wind 2007-04-06 https://www.youtube.com/watch?v=M7FIvfx5J10&feature=youtu.be http://www.youtube.com/watch?v=2mTLO2F_ERY Aufrufe: Aufrufe: 69.890.988 78.931.807 (2014-02-25) (2015-05-19) Cannes Lion Gold 2014 3.553.669 4.888.530 (2013-01-04) (2015-05-19) Cannes Lion Gold 2008 81 Peter Stoeckl Marketing ll Beispiele erfolgreicher Virals – 2 Dermablend Go beyond the cover 2011-10-11 Dove Evolution 2006-10-06 http://www.youtube.com/watch?v=9mIBKifOOQQ http://www.youtube.com/watch?v=iYhCn0jf46U Aufrufe: Aufrufe: 11.444.050 27.666.528 (2012-12-05) (2015-05-19) 15.477.850 18.176.101 (2012-12-02) (2015-05-19) Dermablend Go beyond the cover – Behind the scenes (Making of) 2011-10-11 Dove Onslought (Beauty Pressure) 2007-10-02 http://www.youtube.com/watch?v=iLpbMqQMelk http://www.youtube.com/watch?v=Ei6JvK0W60I Aufrufe: Aufrufe: 7.001.767 10.121.015 (2012-12-02) (2015-05-19) 2.197.520 4.658.091 (2012-12-02) (2015-05-19) Evian Roller Babies 2009-07-01 Dove Beauty Sketches 2013-04-14 http://www.youtube.com/watch?v=XQcVllWpwGs https://www.youtube.com/watch?v=XpaOjMXyJGk Aufrufe: Aufrufe: 60.476.010 79.406.615 (2012-12-02) (2015-05-19) 65.632.224 (2015-05-21) Cannes Titanium Grand Prix 2013 82 Peter Stoeckl Marketing ll Absatz fördernde Kommunikation im Überblick Klassische Medienwerbung Print TV Radio Außenwerbung Kino Neue Medien Internet CD-ROM, DVD Infoterminals Direktwerbung Direct Mails Werbung per Fax oder Email Telefonmarketing Katalogversand Prospekt- und Warenprobenverteilung Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations Medienarbeit Vorträge, Veranstaltungen Wettbewerbe Jubiläen Interne PR Sponsoring Sportsponsoring Kunstsponsoring Umwelt- / Sozialsponsoring Wissenschaftssponsoring 83 Peter Stoeckl Marketing ll Verkaufsförderung / Sales Promotion Verkaufshilfen Schulungen Incentives Gewinnspiele und Preisausschreiben Verkaufssonderaktionen Point of Sale (POS) Messen und Ausstellungen Publikumsmessen Fachmessen Product Placement Kinofilme TV-Filme Theater Talkshows, Spielshows, Gameshows Event Marketing Edutainment Infotainment Basis-Werbemittel Geschäftsausstattung (Drucksorten, Visitkarten) Unternehmensbroschüren, Geschäftsberichte Kundenzeitschriften Kataloge und Preislisten Werbegeschenke Weihnachts- und Neujahrs-Glückwunschkarten (Weiss, Brigitte: Wie Werbung wirkt. Erfolgreiche Marktkommunikation. Wien 2001) 84 Peter Stoeckl Marketing ll Die Werbeagentur Historisches 1843 wurde in den USA die erste Werbeagentur gegründet (Volney Palmer in Philadelphia). Die Geschichte der Werbeagenturen als Dienstleistungsunternehmen, die für ihre Auftraggeber die Konzeption, die Gestaltung, die Planung und die Realisation von klassischer Werbung und sonstigen Aufgaben der Marktkommunikation besorgen, beginnt jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zuvor waren Werbeagenturen reine Schaltagenturen, die Anzeigenraum in Zeitungen vermittelten. Um 1900 rückt Albert Lasker (Lord & Thomas) erstmals die Kreation von Anzeigen in den Mittelpunkt der Tätigkeit einer Werbeagentur. Lasker erhebt und erweitert systematisch die damals vertretenen Konzepte von Werbung: "Keeping Your Name Before People". "Advertising is News". "Salesmanship in Print" John E. Kennedy (Lord & Thomas): "Reason Why" (um 1907). Kennedy schien es notwendig, den Kunden einen “Reason Why” zu nennen – einen guten Grund, warum sie das Produkt kaufen sollten. Regeln für die Gestaltung von Werbung werden erstellt: "Offer Service", "Headline with Benefit", "Individuality". Aktivierung, Benefit, Charakter, Vampireffekt werden als Faktoren der Werbewirkung erkannt. (Claude C. Hopkins 1923, Rosser Reeves 1961; Walter Lürzer 1990). 85 Peter Stoeckl Marketing ll Die Full-Service-Werbeagentur Eine Werbeagentur ist ein Dienstleistungsunternehmen, das für seine Auftraggeber die Konzeption, die Gestaltung, die Planung und die Realisation von klassischer Werbung und sonstigen Aufgaben der Marktkommunikation besorgt. Eine Full-Service-Agentur übernimmt die gesamte werbliche Betreuung von Produkten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Nach der Art der zu erbringenden Leistung gliedert sich eine Full-Service-Agentur in folgende Abteilungen. Kundenberatung Kreation Marktforschung Media-Abteilung Traffic Verwaltung und Personal Finanzen und Controlling Kundenberatung (Client Service Department) Die Kundenberater/innen (Kontakter, Account Manager) sorgen in einer Werbeagentur für die Betreuung der Kunden und für die Umsetzung der Kundenwünsche. Sie kümmern sich um die termin- und sachgerechte Umsetzung und Koordination des Auftrages und sind für Kunden die Ansprechpartner innerhalb der Werbeagentur. Die Kundenberater/innen sind verantwortlich für den Kontakt zu den Auftraggebern, für die Interpretation der Marketing- und Werbeprobleme der Kunden, für die Koordination der Teamarbeit in der Agentur und für die Präsentation der Arbeit. Die Kundenberater/innen unterstehen einem Etat-Direktor / einer Etat-Direktorin. 86 Peter Stoeckl Marketing ll Kreation und Produktion (Creative Department) Die Kreativabteilung (Kreation) konzipiert, gestaltet und produziert die Werbemittel für die vom Kunden gestellten Kommunikationsaufgaben. Leiter/innen von Kreativabteilungen werden Creative Director genannt. Ihnen sind Texter/innen, Grafiker/innen und Layouter /innen unterstellt. Weiters sind der Kreation die Bereiche Art Buying, Produktion und Traffic zugeordnet. Art Buyer besorgen den Zukauf von Leistungen von Freelancern (freischaffenden Grafikern, Textern, Fotografen). Print-Produktioner sorgen für die Herstellung der gedruckten Werbemittel. FFF-Producer sind für den Film-, Funk- und Fernsehbereich, die Produktion von Werbespots zuständig. Marktforschung (Werbevorbereitung) Die Marktforschung (kurz: Mafo) stellt den Kunden und Mitarbeitern der Werbeagentur Marktdaten als Grundlagen für die gestellte Kommunikationsaufgabe zur Verfügung. Über Primärforschung werden Daten zu einem bestimmten Gegenstand der Untersuchung (z.B. Konsumverhalten in Privathaushalten) mit Techniken der empirischen Sozialforschung (Stichprobe, Befragung, Beobachtung) erhoben. Weniger aufwendig gestaltet sich Sekundärforschung. Diese wertet bereits vorliegende Daten (z.B. amtliche Statistiken, Studien) für konkrete Ziele und Kommunikationsaufgaben aus. Auch die Durchführung und Auswertung von Tests für Konzepte und Werbemittel zählen zu den Aufgaben der Mafo-Abteilung. Media-Abteilung Die Abteilung Media ist für die Mediaplanung (die Plaung der Werbemittel und Werbeträger) und den Mediaeinkauf (die Buchung und die Schaltung der Werbemittel) zuständig. Die Abteilung wird von einem Media Direktor / einer Media Direktorin geführt. 87 Peter Stoeckl Marketing ll Traffic-Abteilung Die Abteilung Traffic ist in einer Werbeagentur für die Kontrolle des Arbeitsablaufs und die Einhaltung der Termine zuständig. Sie kümmert sich um den reibungslosen Ablauf der Termine mit den Kunden und die Abstimmung mit Lieferanten und Dienstleistern. Traffic-Manager sind die Organisationsspezialisten einer Werbeagentur, die für die Arbeitserfassung, die Arbeitsplanung und die Terminkontrolle zuständig sind. Verwaltung und Personal Bei einem Anteil der Personalkosten von 70% und mehr liegt es nahe, dass in vielen Agenturen die Bereiche Verwaltung, Finanzen und Personal einer einzelnen Person, dem Verwaltungs-Chef / der Verwaltungs-Chefin unterstellt sind. Zu den Aufgaben der Verwaltung zählt die Fakturierung der einzelnen Aufträge nach Stunden- und Tageszetteln und Jobberichten der Mitarbeiter und den verrechneten Leistungen der Zulieferanten. Ebenso zu seinen Aufgaben zählt der Einkauf von Investitionsgütern. Der Personalchef / der Personalchefin der Werbeagentur trifft in Zusammenarbeit mit den Kreativdirektoren und der Geschäftsführung die Auswahl der Mitarbeiter. Finanzen und Controlling Zum Monatsende wertet die Finanzleitung die Kostenrechnung aus, die nach Produkten, Jobs und Kunden geführt wird. Monat für Monat erstellt die Finanzleitung eine Gewinn- und Verlustrechnung, achtet auf die Einhaltung von Skontoabzügen, mahnt offene Außenstände ein, handelt mit Banken günstigere Konditionen aus. Der Finanzchef / die Finanzchefin steht dafür ein, dass die Werbeagentur ein Wirtschaftsunternehmen ist, das mit der Sorgfalt ordentlicher Kaufleute bei solidem finanziellem Gebaren angemessene Gewinne erzielt und Rücklagen bildet. 88 Peter Stoeckl Marketing ll Teams Zur effizienten Betreuung eines Werbe-Etats werden in den Agenturen Teams eingerichtet. Die konzeptuelle Arbeit steht bei diesen Teams im Mittelpunkt. Den Kern eines Teams bilden Kundenberater/in Art Director/in Texter/in Dazu kommen noch Mediaplaner, Marktforscher, Traffic-Manager und allenfalls noch weitere Spezialisten (Art Buyer, FFF-Producer). Ein solches Team arbeitet vom Briefing der Aufgabenstellung bis zum Einsatz der Kampagne als geschlossene Arbeitsgruppe an einem bestimmten Etat. In Full-Service-Agenturen arbeitet das Team nach einem vorgezeichneten, bewährten Arbeitsablauf. Der Arbeitsablauf in einer Agentur Werbevorbereitung Kunden-Briefing / Marktanalyse / Re-Briefing / Agency Brief Meeting ↓ Konzeption Agency Brief Meeting / Konzeption / (Pretests, juridische Prüfung) ↓ Gestaltung Konzeptionsmeeting / Rohentwurf / Entwurf-Meeting / Reinentwurf / (Pretest) ↓ Präsentation internes Abstimmungsmeeting / Erstellung der Präsentationsunterlagen / Präsentation ↓ Produktion Kundenfreigabe / Änderung, Überarbeitung / Pre-Produktions-Meeting / Produktion / Abnahme / Druckvorlagenversand ↓ Kontrolle Schaltung / Posttests / Änderung auf Grund der Posttests 89 Peter Stoeckl Marketing ll Die Vergütung der Agenturleistung Provisionssystem Für die Schaltung einer Kampagne in den Medien erhält die Agentur von den Durchführenden der Werbung als Vermittlerin eine Provision. Die Agentur deckt daraus ihre Aufwendungen für die von ihr erbrachten Leistungen. Für Agenturen ist dieses System erst bei Millionen-Etats rentabel. Honorarsystem Honorar nach Aufwand Die Agentur vereinbart mit dem Kunden vor der Erteilung des Auftrags Stundensätze und verrechnet den angefallenen Zeitaufwand ohne Vorkalkulation nach dem jeweiligen Aufwand. Als Leistungsnachweis dient der Zeitaufwand der Mitarbeiter. Agenturfreundliche Regelung. Honorar nach Aufwand mit Obergrenze Die Abrechnung erfolgt nach Aufwand, darf aber für einen bestimmten Job oder Etat eine bei Vertragsabschluss festgelegte Obergrenze nicht überschreiten. Kundenfreundliche Regelung. Probleme für die Agentur entstehen, wenn sich im Verlauf des Jobs die Aufgabe ändert. Honorar-Festpreis Die Agentur gibt eine Vorkalkulation ab und berechnet genau diese Summe, unabhängig vom tatsächlichen Aufwand. Rentables Verfahren bei Routinejobs. Service Fee Für die zeitaufwendige Beschaffung, Überwachung und Kontrolle von Fremdleistungen verrechnet die Agentur ein zusätzliches Honorar. Bei Weitergabe der Fremdrechnung an den Kunden stellt sie einen Aufschlag in Höhe der gängigen AE-Provision (bis zu 15%) in Rechnung. 90 Peter Stoeckl Marketing ll Die Werbeagentur als Dienstleistungsunternehmen im Wettbewerb Werbung als wichtigstes Wettbewerbsinstrument auf hochentwickelten Märkten wuchs im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stärker als die Wirtschaft insgesamt. 2001 erfolgte eine Trendumkehr mit anhaltender Stagnation bis 2004. Dennoch gilt nach wie vor: Immer mehr Wettbewerber benötigen für immer mehr Produkte und Dienstleistungen die kompetenten Unterstützung durch Werbeagenturen. Zunehmender Wettbewerb verlangt nach mehr Werbung. Die seit Ende der 80er-Jahre zu beobachtende Konzentration von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen auf ihr Kerngeschäft bedeutet Auslagerung von Funktionen. Fixe Kosten werden durch variable Kosten ersetzt. Professionalität für einzelne Funktionen wird zugekauft. Werbeabteilungen werden aufgelöst, und auch sehr große Unternehmen nehmen stattdessen die Dienste von Werbeagenturen in Anspruch. 91 Peter Stoeckl Marketing ll Agentur-Ranking nach Etat Österreichs größte Werbeagenturen (2012) Rang Agentur Platzierung 2012 1 (1) Billing-Summe 2012 Differenz zum Vorjahr in % (Euro) Demner, Merlicek & Bergmann Werbegesellschaft mbH 147.663.803,88 + 5,74 Wirz Werbeagentur GesmbH Nfg KG 130.800.417,07 + 21,55 3 (3) Lowe GGK Werbeagentur GmbH 126.518.650,54 + 15,59 4 (5) Dirnberger de Felice Grüber 96.621.897,76 + 1,08 5 (6) PKP BBDO Werbeagentur GmbH 92.579.426,39 + 11,68 6 (2) Jung von Matt/Donau 91.790.937,82 - 22,13 7 (7) Publicis Group Austria GmbH 91.455.119,02 + 10,92 8 (–) Reichl & Partner 80.539.808,95 9 (9) Draftfcb Partners Werbeagentur GesmbH 70.039.456,07 + 5,45 McCann Erickson 56.898.134,32 - 15 2 (4) 10 (8) (in Klammer steht die Vorjahresplatzierung) Quelle: Extradienst http://derstandard.at/1297216055375/Extradienst-Ranking-Die-Umsatzmillionaere-der-Werbung-DMB-vor-JvM-und-DDFG 8.4.2013 11:00 92 Peter Stoeckl Marketing ll Werbemarkt Österreich: Gesamtwerbeaufwand http://www.gewista.at/uploads/Werbemarktsterreichberblick2013_10732_DE.pdf 93 Peter Stoeckl Marketing ll Werbemarkt Österreich: MediaMix http://www.gewista.at/uploads/Werbemarktsterreichberblick2013_10732_DE.pdf 94 Peter Stoeckl Marketing ll Mediaplanung Mediaplanung ist die strategische Planung des Einsatzes von Massenmedien (Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen, Internet usw.) für Werbekampagnen. Ziel der Mediaplanung ist der optimale Einsatz des Werbebudgets für die Kommunikationsziele eines Unternehmens. Mediaplanung beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Wer soll mit der Werbekampagne erreicht werden? Welches Budget steht zur Verfügung / wird benötigt? Welche Werbeform soll eingesetzt werden? (Werbemittel) In welchen Medien soll geworben werden? (Werbeträger) Wann und wo soll geworben werden? (Zeitliche und geographische Streuung) In welcher Art soll geworben werden? (Kontinuierlich oder mit Unterbrechungen) Erst nach Klärung dieser Fragen werden Werbekampagnen zur Durchführung freigegeben. In klassischen Full-Service-Werbeagenturen widmet(e) sich eine eigene Abteilung der Mediaplanung. Sehr große Unternehmen leisten sich eigene Mediaabteilungen, um die individuellen Werbekonzepte exakt und eigenständig zu steuern und zu kontrollieren. Die zunehmende Zahl von Werbeträgern wie privaten Fernsehkanälen, die wachsende Zahl an Publikums- und Fachzeitschriften sowie das Aufkommen neuer elektronischer Medien (z.B. Internet, E-Mail, etc.) und neue Plakatformate haben die Mediaplanung mittlerweile sehr komplex und unübersichtlich gemacht und zur Spezialisierung zahlreicher Unternehmen der Branche geführt. Mediaplanung wird seit den 90er-Jahren zunehmend von spezialisierten Agenturen (Media-Agenturen) durchgeführt. Zunehmend werden von Werbeagenturen auch Wirkungsnachweise für ihre Kampagne verlangt. Um dies erfüllen zu können, werden in Werbeagenturen eigene Abteilungen für Werbewirkungsforschung eingerichtet. Wichtige Kennzahlen der Mediaplanung und der Werbewirkungsforschung sind Reichweiten und Kontakte. 95 Peter Stoeckl Marketing ll Reichweite Werbekunden verlangen Nachweise, wie viele ihrer potentiellen Kunden (ihrer Zielgruppe) mit dem jeweiligen Sender, dem Programm oder der jeweiligen Publikation erreicht werden können (Werbeträgerforschung). Die Reichweite gibt den Anteil der Zielpersonen an, die durch einen Werbeträger oder durch eine Werbeträgerkombination erreicht werden. Sie wird als absolute Zahl oder in Prozent der Grundgesamtheit angegeben. Dabei ist festzulegen, auf welches Medium, welche Bevölkerungsgruppe und welchen Zeitraum (Tages-, Wochen- oder Monatsreichweite) sie sich bezieht. Wie lange und wie oft das ausgewählte Medium genutzt wird, ist dabei nicht relevant. Ausschlaggebend ist der einmalige Kontakt mit dem Werbeträger. Kontakt wird bei den verschiedenen Medien unterschiedlich bemessen. Kontakt mit einem Printmedium heißt, dass es entweder mindestens zum Teil gelesen oder durchgeblättert wurde. Beim Hörfunk muss einige Minuten zugehört werden und beim Fernsehen mindestens eine Minute hingesehen werden. Brutto-Reichweite Die Brutto-Reichweite stellt die Reichweite mehrerer Ausgaben eines Mediums oder über eine Kombination unterschiedlicher Medien dar, ohne Nutzerüberschneidungen zu berücksichtigen. Die Brutto-Reichweite gibt die Anzahl der Kontakte an, liefert aber keine unmittelbare Auskunft über die Anzahl der erreichten Personen. Netto-Reichweite Netto-Reichweite bezeichnet die Anzahl der Personen, die durch einen Werbeträger (z.B. TV, Radio, Zeitschriften, Kino, Plakat, Internet) mindestens einmal erreicht werden. In die Netto-Reichweite geht jede Person nur einmal ein, egal wie viele Kontakte sie hatte. Doppel- und Mehrfachkontakte werden nicht mit einbezogen. 96 Peter Stoeckl Marketing ll Durchschnittskontakt (OTS) Die oben beschriebene Nettoreichweite gibt an, wie viele Personen einer Zielgruppe mindestens einmal erreicht wurden. Der Durchschnittskontakt (auch „Opportunity to see“, abgekürzt OTS) schließt daran an und gibt Auskunft, wie oft eine mindestens einmal erreichte Person im Durchschnitt erreicht wurde. Gross Rating Point (GRP) Die Größe GRP steht für Bruttokontakte, Brutto-Reichweite, d.h. die Gesamtzahl aller Werbekontakte, Mehrfachkontakte mit inbegriffen. GRPs werden als dimensionslose Zahl angegeben, wobei 100 GRP dem vollen Potential an Personen einer Zielgruppe entspricht. Beispiel: Eine bestimmte Zielgruppe verfügt über ein Potential von 2 Mio. Personen. Von diesen wurden 40% im Zuge einer Werbekampagne mindestens einmal erreicht (Nettoreichweite = 40%). Die 800.000 erreichten Personen kamen im Durchschnitt dreimal mit der Werbebotschaft in Kontakt (3 OTS). 40% Nettoreichweite mit 3 Durchschnittskontakten (3 OTS) ergeben 40 x 3 = 120 GRP. Tausend-Kontakt-Preis (TKP) Der Tausend-Kontakt-Preis (TKP), auch Tausenderpreis, Tausenderkontaktpreis, Cost-per-Mille (CPM) genannt, ist eine zentrale Kennzahl der Mediaplanung. Er gibt an, welcher Geldbetrag bei einer Werbemaßnahme (etwa für Fernsehspots, Online-Werbung oder Printwerbung) eingesetzt werden muss, um 1000 Personen einer Zielgruppe per Sichtkontakt (im Radio Hörkontakt) zu erreichen. Dabei wird von der Brutto-Reichweite (Mehrfachkontakte einer Person mitgerechnet) eines Mediums ausgegangen. Im Onlinebereich, beispielsweise bei Bannerwerbung, gilt eine Ad-Impression als Kontakt. Der Tausend-Kontakt-Preis ermöglicht im Rahmen der Mediaplanung einen aussagekräftigen Vergleich der einzelnen Werbemittel und ihrer Kosten. 97 Peter Stoeckl Marketing ll Der TKP wird folgendermaßen errechnet: Beispiel: Eine 1/1-seitige Farbanzeige im „Spiegel“ kostet netto 50.600 Euro. Der Spiegel erreicht bei einer Druckauflage von 1,3 Mio. Stück jede Woche 6,04 Mio. Leser. 50.600 Euro/6.040.000 Leser · 1000 = 8,37 Euro Es kostet 8,37 Euro, jeweils 1.000 Lesern eine ganzseitige Spiegel-Anzeige zu präsentieren. Tausend-Nutzer-Preis (TNP) Zieht man die Netto-Reichweite (die Anzahl der Personen, die durch einen bestimmten Werbeträger mindestens einmal erreicht werden) für eine Kosten-Nutzenberechnung heran, so spricht man je nach Medium von einem Tausend-Leser-Preis, Tausend-Nutzer-Preis oder Tausend-Hörer-Preis. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass ein Werbeträger von mehreren Personen gelesen wird (z.B. eine Zeitschrift in einem Wartezimmer). 98 Peter Stoeckl Marketing ll Messverfahren für Reichweite Erhoben werden Daten über Reichweite beim Fernsehen durch Telemetrie: Bei Privathaushalten, die als repräsentativ für die Bevölkerung ausgesucht werden, wird das Nutzungsverhalten elektronisch gemessen. Beim Hörfunk und bei den Pressemedien werden die Reichweiten durch Befragungen ermittelt. Reichweiten-Untersuchungen in Deutschland erfolgen durch Media-Analyse (MA), Allensbacher Marktund Werbeträger-Analyse (AWA). Ähnliche Untersuchungen finden auch in Österreich statt. Reichweite der Medien in Deutschland 2005. Entwicklung der Reichweite tagesaktueller Medien seit 1970 99 Peter Stoeckl Marketing ll Die zur Reichweite in Deutschland erhobenen Daten liefern unter anderem folgende Ergebnisse: In den letzten Jahren stagnieren die Reichweitenergebnisse bei Hörfunk und Fernsehen auf hohem Niveau. Die Reichweite von Printmedien sinkt kontinuierlich. Das Internet verzeichnet hohe Zuwächse. Die genannte Entwicklung ist ebenso an den Anteilen am Gesamtwerbeaufwand in Österreich ablesbar. Print* TV Außenwerbung Hörfunk Kino Gelbe Seiten Prospekt Direct Mail Online 2002 2009 Veränderung 2009 / 2002 49,6 % 20,4 % 6,0 % 6,6 % 0,4 % 2,0 % 7,0 % 7,5 % 0,5 % 43,9 % 18,8 % 6,0 % 6,6 % 0,3 % 3,3 % 7,4 % 8,7 % 3,5 % - 12 % 8% 2% +- 0 % - 25 % + 65 % + 6% + 16 % + 700 % *Print: Tageszeitungen, regionale Wochenzeitungen, Magazine, Fachzeitschriften Quelle der Daten für 2002: FOCUS MarketingResearch – Marktanteile klassisch und direkt 2002 http://www.at.focusmr.com Quellen: Koschnick, Wolfgang: Focus-Lexikon für Werbeplanung-Mediaplanung-Marktforschung-Kommunikationsforschung-Mediaforschung. 3 Bände. München 2003 Meffert, Heribert: Marketing. Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte - Fallbeispiele - Praxisbeispiele. Wiesbaden 1998. Noelle-Neumann, E.; Schulz, W.; Wilke, J. (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt 2000. http://de.wikipedia.org/wiki/Mediaplanung http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittskontakt http://www.at.focusmr.com 100 Peter Stoeckl Marketing ll Das Briefing Vom Briefing zur Copy Strategy Kommunikationsplanung in der Werbung Bevor eine Agentur mit der Gestaltung von Werbung beginnt, sind einige Schritte erforderlich, die sicher stellen sollen, dass die kreative Umsetzung ohne Zeitverlust in die gewünschte Richtung geht. der Auftraggeber liefert ein Briefing der Kundenberater der Agentur verfasst einen Kontaktbericht die Traffic-Abteilung eröffnet einen neuen Job die Agentur liefert dem Auftraggeber ein Re-Briefing, erarbeitet eine Copy Strategy und ein Who-and-What-Statement. 101 Peter Stoeckl Marketing ll Das Briefing (von englisch: »brief«: kurze Darstellung eines Sachverhalts) Das Briefing ist eine klar formulierte Aufgabenstellung eines Kunden an eine Werbeagentur. Im Briefing bringt der Kunde zu Papier, wo er steht und wo er hin möchte. Das Briefing enthält die für die Planung der Werbemaßnahmen notwendigen Informationen über das Produkt, über die Konkurrenz, zum Markt, zu den Distributionskanälen, zur Geschichte des Unternehmens, zu bisher erfolgter Werbung. Das Briefing dient der Agentur als verbindliche Arbeitsgrundlage. Für den Auftraggeber dient das Briefing als Kontrollmaßstab für die Qualität der gelieferten Arbeit. Je besser ein Kunde seine Agentur von seinen Absichten und seinen Erwartungen informiert, desto rascher und geradliniger kann die kreative Umsetzung voranschreiten. Günstig ist es, wenn der Kunde die gestellte Aufgabe kurz und verständlich zu Papier gebracht präsentiert. Nicht immer liegt bei Vergabe eines Auftrags ein umfassendes und zufriedenstellendes Briefing vor. Dann muss die Agentur selbst gemeinsam mit dem Kunden das Briefing erarbeiten, das heißt, systematisch Schritt für Schritt erfragen. 102 Peter Stoeckl Marketing ll Grundlage des Briefings Grundlage des Briefings ist der Marketingplan des Anbieters und - wenn vorhanden - seine Kommunikationsstrategie. Der Marketingplan beantwortet folgende Fragen. Wo stehen wir - im Vergleich zu unseren Mitbewerbern? Wohin wollen wir? Was ist zu tun? Was davon ist wie weit erreicht? Wo stehen wir jetzt danach - im Vergleich zu unseren Mitbewerbern? Wohin wollen wir als Nächstes? Diese Fragen beziehen sich auf alle Elemente und Instrumente im Marketing-Wettbewerb: auf den Markt, auf die Idee, das Produkt, die Marke, die Verpackung, den Preis, die Distribution, die Kommunikation - und auf das Zusammenspiel aller Marketinginstrumente, den Marketing Mix. 103 Peter Stoeckl Marketing ll Struktur eines Briefings (Beispiel) 1 BASISINFORMATION 1.1 Das Unternehmen1 1.2 Das Produkt 1.2.1 Produktname 1.2.2 Produktidee, Produkteigenschaften - Stärken, Schwächen 1.2.3 Marke und Markengeschichte - Ist-Positionierung 1.2.4 Distribution und Preisgestaltung 1.2.5 Bisherige Werbung, Werbewirkung 1.3 Markt, Zielgruppe Marktanteile, Verwender, Entscheider, Käufer Konkurrenz2 1.4 Produkte, Preise, Vertrieb, Kommunikation, Marktanteile, Positionierung 1.5 Rechtliche Beschränkungen 1.6 Problemstellung 2 ZIELINFORMATION 2.1 Werbeziel z.B. Aufbau eines Markenimage, Erreichung eines bestimmtes Bekanntheitsgrades innerhalb eines bestimmten Zeitraums. 2.2 Angestrebte Soll-Positionierung - die zentrale Werbebotschaft 3 RAHMENBEDINGUNGEN CI, CD, zu wahrende Stilelemente, branchenübliche Werbemittel 4 BUDGET 5 ZEITPLAN 2009-03-10 2009-03-20 2009-04-30 2009-05-15 2009-06-10 6 z.B. Biefinggespräch mit Agentur Präsentation der Copy Strategy Kundenpräsentation Produktion der Werbemittel Start der Kampagne ANSPRECHPARTNER ______________________________________________________________________________________________________________::::::::______ 1 Angaben zum Unternehmen (interne Ressourcen): Finanzen, Standort, Kapazitäten, Marktkontakte, Know-how, Schutzrechte, Unternehmensziele 2 Erhebung der Kommunikationsmaßnahmen der Konkurrenz: Welche Aussagen / Kernsätze, welche Benefits? Welche Begründungen (Reason Why)? In welchem Stil (Tonality)? 104 Peter Stoeckl Marketing ll Kontaktbericht und Joberöffnung Innerhalb von 24 Stunden nach dem Briefing-Gespräch mit dem Kunden schreibt die Kundenberaterin / der Kundenberater (Kontakter) der Werbeagentur den Kontaktbericht. Dazu braucht der Kontakter eine Jobnummer, die in der Traffic-Abteilung nach Kunde und Etat fortlaufend vergeben wird. Beispiel für Job-Nummern-Schlüssel: 80 2 20 / 01 001 80 2 20 01 001 Agentur Etat Produkt Medium z.B. 80 = X+Y Vienna z.B. 1 = Gösser, 2 = Holzmann z.B. 10 = Pils, 20 = Zahnstocher z.B. 01 = PZ, 02 = TZ, 06 = TV, 07 =Funk fortlaufende Nummer der Jobs Dem Kunden muss klar sein, dass bereits der Kontaktbericht einen Auftrag und eine Vollmacht darstellt. Der Kunde muss also darüber unterrichtet werden, dass er den Kontaktbericht sofort auf seine Richtigkeit hin überprüfen und gegebenenfalls auch richtig stellen muss, sobald er ihn erhalten hat. Produktgruppen-Meeting Der Kontaktbericht wird in der Agentur verteilt. Je ein Exemplar erhalten Geschäftsleitung Kundenberater Traffic-Abteilung Texter Grafiker Marktforscher Mediaplaner Einen Tag später lädt der Kontakter zum Produktgruppen-Meeting, um im Meinungsaustausch die Grundlagen für das Re-Briefung zu schaffen, falls noch offene Fragen mit dem Kunden zu klären sind. 105 Peter Stoeckl Marketing ll Rebriefing Oft ist nach Diskussion des Briefings ein weiteres Gespräch mit dem Auftraggeber über die Inhalte des Briefings, über Ergänzungen, Abänderungen erforderlich oder wünschenswert. Die Phase des Rebriefings ist wichtig, da sichergestellt wird, dass die Agentur die Inhalte des Briefing im Sinne des Auftraggebers verstanden hat. Ein erfolgreiches Werbekonzept ist in der Regel das Resultat eines intensiven Austauschs zwischen Auftraggeber und Agentur. Copy Strategy Als nächster Schritt wird im Produktgruppen-Meeting die Copy Strategy erstellt. Der Kontakter hat einen Entwurf zur Copy-Strategy zum Meeting bereits vorbereitet. Im Meeting diskutieren die Mitglieder der Produktgruppe den Entwurf, bringen gegebenenfalls noch Änderungen an und beschließen gemeinsam die Copy-Strategy. Die Copy Strategy (auch Creative Brief genannt) ist eine kompakte Zusammenstellung aller Informationen, die für die Kreation (Texter und Grafiker) benötigt werden, um Lösungen in Wort und Bild zu finden, die dem Auftrag entsprechen. Im Gegensatz zum Kundenbriefing werden nun nicht mehr alle Details aufgezählt. Das Creative Brief beschränkt sich auf wenige zentrale Aussagen, die verbindlich in der Werbung umgesetzt werden müssen. 106 Peter Stoeckl Marketing ll Copy Strategy (Creative Brief) Absender Wer wird als Absender der Werbebotschaft genannt? Problem / Anlass Wozu soll die Werbung einen Beitrag leisten? Werbeziele Welche Wirkung erwartet man von der Werbung? Wie soll sie Denken, Fühlen und Verhalten des Zielpublikums beeinflussen? Zielgruppe Wessen Verhalten wollen wir zu Gunsten des Werbetreibenden verändern? Vorkenntnisse / Vorurteile Welche Vorkenntnisse und Vorurteile sind beim Zielpublikum zu erwarten? Kernbotschaft / Benefit Was ist das Wichtigste, was wir vermitteln wollen? USP. Reason Why Warum sollen die Zielpersonen die Botschaft glauben? Tonality Stil und Ton der Botschaft Medien Welche Kommunikationswege werden eingesetzt? Fußangeln Welche Fehler sind unbedingt zu vermeiden? Zeitplan Welche Termine sind einzuhalten? Ansprechpartner Namen, Telefonnumern, Emailadressen der Projektverantwortlichen bei Kunden und Agentur 107 Peter Stoeckl Marketing ll Beispiel CREATIVE BRIEF Kunde: Projekt: Datum: Aufgabe Was ist die kommunikative Aufgabe? Werbeziel Welche Wirkung erwartet der Auftraggeber von der Werbung? Zielgruppe Wessen Verhalten wollen wir zu Gunsten des Werbetreibenden verändern? Zielgruppe-Insight Wie tickt die Zielgruppe genau? Wo erreicht man sie? Kernbotschaft Was ist das Wichtigste, was wir vermitteln wollen? (USP) Beweise Warum sollen die Zielpersonen die Botschaft glauben? Tonalität In welchem Stil, welcher emotionalen Tonlage soll die Botschaft vermittelt werden? Notwendiges Was muss bei der Entwicklung der Ideen berücksichtigt werden? Budget Wieviel Geld steht für die Kommunikationsmaßnahmen zur Verfügung? Timing Welche Termine sind einzuhalten? Projektteam 108 Peter Stoeckl Marketing ll Das Who-and-What-Statement In manchen Agenturen wird den Kreativen nicht die gesamte Copy Strategy ausgehändigt, sondern ein auf ein Minimum reduzierter Auszug. Die wenigen Sätze sind leicht einzuprägen und ständig verfügbar, um in wenigen Sekunden jede Idee auf ihre Verwendbarkeit überprüfen zu können. Das Who-and-What-Statement trägt seinen Namen nach den ersten beiden von insgesamt drei Punkten. 1. Who? Wen wollen wir ansprechen? 2. What? Was soll den Zielpersonen vermittelt werden? a) Benefit Welchen Vorteil verspricht die Verwendung des Produkts? b) Reason Why Wie wird dieser Vorteil begründet? 3. Tone of Voice Stil und Ton der Werbung. 109 Peter Stoeckl Marketing ll Das Booklet für den Kunden Es empfiehlt sich, dem Kunden zur Präsentation der kreativen Umsetzungen als Zusammenfassung des gestellten Auftrags ein Booklet zu überreichen, das etwa wie folgt aufgebaut sein kann: Titelblatt: Absender (Verfasser/in/nen) Titel Ort Datum a) Die Aufgabe lautet. b) Das Produkt (mit Preis, Distribution, bisher erfolgter Werbung). c) Der Markt. d) Die Konkurrenz. e) Wir überlegten uns. f) Who-and-What-Statement g) Die Umsetzung. h) Mediaplanung. i) Budget. 110 Peter Stoeckl Marketing ll Die Gestaltung der Werbebotschaft McCann-Erickson, Kolumbien 2001 Ermittlung des Zielpublikums und seines Bezugs zum Gegenstand der Werbung Um gezielt werben zu können, müssen Werbetreibende eine klare Vorstellung davon gewinnen, wer ihr Zielpublikum ist, und sie müssen wissen, welche Beziehung ihr Zielpublikum zum Gegenstand der Werbung (dem Produkt, der Marke, dem Sortiment, dem Unternehmen) bereits besitzt. Ein Abbild des inneren Bezugs eines Zielpublikums zum Gegenstand der Werbung kann durch Imageanalyse gewonnen werden. Das vorhandene Image beim Zielpublikum bestimmt, was gesagt werden soll, wie es gesagt werden soll, wann es gesagt werden soll, wo es gesagt werden soll, wer es sagen soll. 111 Peter Stoeckl Marketing ll Imageanalyse 1) Bekanntheitsskala Personen des Zielpublikums werden über den Stand ihres Wissens über das zu bewerbende Objekt befragt. x______________ x______________ x_______________ x______________ x völlig nur davon kenne es kenne es kenne es unbekannt gehört ein wenig einigermaßen sehr gut 2) Beliebtheitsskala Die Personen, die das Produkt kennen, werden anschließend zu ihrer Einstellung zum Gegenstand der Werbung befragt x______________ x______________ x_______________ x______________ x sehr negativ eher negativ gleichgültig eher positiv sehr positiv Aus der Kombination der Ergebnisse der Bekanntheitsskala und der Beliebtheitsskala lassen sich erste Erkenntnisse für die zu lösende Kommunikationsaufgabe ableiten: 112 Peter Stoeckl Marketing ll Imageanalyse A hohe Bekanntheit und hohes Ansehen wahren B bei mehr Leuten bekannt werden C Gründe für die Unbeliebtheit herausfinden, falls Einwände berechtigt: Mängel beheben, verbessertes Produkt bekanntmachen D Die Gründe für die Unbeliebtheit herausfinden und – falls Einwände berechtigt – die Mängel beheben, erst dann wieder an die Öffentlichkeit treten und die beseitigten Mängel (oder ihr Nichtvorhandensein) kommunizieren. 113 Peter Stoeckl Marketing ll Markendreiklang Der „Dreiklang“ aus Bekanntheit, Sympathie und Kauf (Verwendung) gibt Auskunft über den Zustand einer Marke. Der Markendreiklang misst das Ergebnis der bisher getätigten Kommunikation für eine bestimmte Marke (die Erziehung der Marke), er zeigt auf, wie sehr die Produkteigenschaften (Anatomie der Marke) und die Distributionspolitik (Milieu der Marke) potenzielle Verbraucher ansprechen, und wie sehr das Potential an Verbrauchern in einem bestimmten Markt bereits ausgeschöpft ist. Dem Markendreiklang liegt die Hypothese zugrunde, dass Marken in der Vorstellung der Verbraucher einen bestimmten Weg nehmen müssen: von der Unkenntnis über das Aufmerksamwerden bis hin zur kognitiven und emotionalen Einschätzung, von der Zuneigung über das Probieren bis zur wiederholten Verwendung. Markterfolg ist nach dieser Hypothese nur über den Weg von der Bekanntheit über die Sympathie bis zur konkreten Kauf- oder Verwendungsentscheidung möglich. Aus dem Verhältnis der drei Größen Bekanntheit, Sympathie und Verwendung lassen sich vier typische Situationen zum Zustand einer Marke ableiten. Situation A Ausgewogene Abstufung von Bekanntheit - Sympathie - Verwendung Bekanntheit Sympathie Verwendung _______________________________ ______________________ __________ Situation A zeigt Ausgeglichenheit im Markendreiklang. Das Sympathiepotential weist im Vergleich zum Kenner- und Verwenderpotential eine mittlere Größenordnung auf. 114 Peter Stoeckl Marketing ll Situation B geringer Sympathieüberhang Bekanntheit Sympathie Verwendung _______________________________ _____________________ ___________________ In Situation B gibt es zu wenige Sympathisanten in Relation zu den Verwendern. Auf den ersten Blick mag dieser Marken-Status befriedigend erscheinen, denn das Sympathisanten-Potential ist durch Verwender ausgeschöpft. Über kurz oder lang kann diese Situation jedoch zu Absatzproblemen führen, da der Nachwuchs an Verwendern fehlt. Gut eingeführte Marken, die seit vielen Jahren den gleichen Markenauftritt pflegen. Situation C geringe Ausschöpfung des Sympathiepotentials durch Verwender Bekanntheit Sympathie Verwendung _______________________________ ______________________ ___ Situation C zeigt einen hohen Sympathiegrad bei geringem Anteil an Verwendern. Offenbar sehen sich viele Sympathisanten durch „äußere Hindernisse" (z.B. hoher Preis, schwere Erhältlichkeit, ausgeprägte Exklusivität) vom Kauf und der Verwendung der als sympathisch empfundenen Marke abgehalten. Bei Marken dieses Typs handelt es sich in der Regel um hochwertige Marken mit exklusivem Image – oder wir haben es mit Distributionsproblemen zu tun. Situation D geringe Ausschöpfung des Bekanntheitspotentials durch Sympathisanten und Verwender Bekanntheit Sympathie Verwendung _______________________________ _______ ___ Situation D zeigt einen im Vergleich zur Bekanntheit geringen Anteil an Sympathisanten und Verwendern. Dafür können verschiedene Gründe verantwortlich sein: Die Marke ist nicht ausreichend oder mit nicht mehr zeitgemäßen Inhalten „aufgeladen" (Image-Problem); die Marke ist zwar in breiten Verbraucherschichten bekannt, wendet sich mit ihrer Botschaft aber nur an ein kleines Zielgruppensegment. Quelle: http://medialine.focus.de http://www.medialine.de/deutsch/wissen/medialexikon.html 115 Peter Stoeckl Marketing ll „3 Shares“ Um zu einer differenzierten Aussage über die Ausgangssituation von Marketingmaßnahmen für ein bestimmtes Markenprodukt zu gelangen, ermitteln Marktforscher drei Größen, die auf unterschiedliche Weise Auskunft über die Präsenz einer Marke auf einem bestimmten Markt im Vergleich zu ihrem Mitbewerb geben. Share of Market Marktanteil in Prozent des Gesamtmarktes, ermittelt an Umsatzzahlen oder abgesetzten Einheiten innerhalb eines Bemessungszeitraumes (im Allgemeinen ein Kalenderjahr) im Vergleich zu den Konkurrenten. Share of Voice Anteil des Aufwands für Werbung in Prozent, der innerhalb eines bestimmten Teilmarktes im Verhältnis zu den übrigen Mitbewerbern getätigt wird. Share of Mind Präsenz in den Köpfen des Zielpublikums, ermittelt in Umfragen von repräsentativen Stichproben der Bevölkerung über die Erinnerung an eine bestimmte Marke (Recall). Gestützte Erinnerung (Aided Recall) die Namen der Marken werden in der Fragestellung genannt. Ungestützte Erinnerung (Unaided Recall) die Namen der Marken sind von den Befragten selbst zu nennen. Ermittelt wird die Quote der Nennungen einer bestimmten Marke in der jeweiligen Produkt- oder Dienstleistungsgruppe. Share of Market gibt Auskunft über die aktuell erzielte Marktposition einer Marke. Share of Mind gibt Auskunft über die Tiefe der Durchdringung des Marktes durch die bisher erfolgten Marketingmaßnahmen. 116 Peter Stoeckl Marketing ll Recall misst die Erinnerung an Werbemittel, Produkte und Marken. Die Testperson wird aufgefordert, Werbemittel, Produkte oder Marken zu nennen. Die Erinnerung an Marken wird als Markenbekanntheit bezeichnet. Bezieht sich der Recall auf Werbung, sprechen wir von Advertising-Recall. Zusammenfassend spricht man vom Bekanntheitsgrad, dem Prozentsatz der potenziellen Kunden, denen eine Marke bekannt ist. Gestützte und ungestützte Erinnerung Bei der Messung des Recall wird unterschieden zwischen Aided Recall Unaided Recall (gestützte Erinnerung). (ungestützte Erinnerung), Bei Aided Recall wird der Testperson etwa die Frage gestellt: „Haben Sie schon einmal Werbung für das Geschirrspülmittel der Marke X gesehen?“ Bei Unaided Recall wird der Testperson etwa die folgende Frage vorgelegt: „Welche Geschirrspülmittel kennen Sie?“ Die beiden zuerst genannten Marken werden als „Top of Mind“ bezeichnet. Zur Überprüfung von TV-Spots wird häufig der Day-after-Recall-Test eingesetzt. Dabei werden am Tag nach der Ausstrahlung Testpersonen befragt, ob sie sich an den Spot erinnern und woran sie sich erinnern. Quelle: http://www.finanzxl.de/lexikon/Recall.html 117 Peter Stoeckl Marketing ll Bestimmung der Wirkungsziele Nach der Ermittlung des Zielpublikums und seines Bezugs zum zu bewerbenden Objekt entscheidet der Werbetreibende, welche Wirkung beim Zielpublikum ausgelöst werden soll. Der Werbende kann mit seiner Botschaft Wirkungen auf folgenden Ebenen erzielen: kognitiv affektiv konativ (auf der Erkenntnisebene) (auf der Gefühlsebene) (im Verhalten) AIDA – Modell Das klassische AIDA - Modell von Elmo LEWIS (1898) gliedert die Wirkungsziele von Werbung: Attention Interest Desire Action Beachtung Interesse Wunsch Handlung (Kauf) Das Endziel der Werbung wird jedoch in der Regel nicht nur der Kauf sein, sondern die Zufriedenstellung des Kunden, sodass dieser das beworbene Produkt weiterhin kauft und auch weiterempfiehlt. Also wäre das AIDA-Modell noch zu ergänzen durch Satisfaction Zufriedenstellung (durch den Kauf) (Kotler / Bliemel 1981) Merkspruch zur Abfolge der Wirkungsziele 1. 2. 3. 4. 5. Gesendet heißt noch lange nicht empfangen. Empfangen heißt noch lange nicht verstanden. Verstanden heißt noch lange nicht einverstanden. Einverstanden heißt noch lange nicht getan. Getan heißt noch lange nicht zufriedengestellt und dabei geblieben. 118 Peter Stoeckl Marketing ll Involvement Involvement bezeichnet das Engagement, mit dem sich jemand einem Gegenstand oder einer Sache zuwendet. („Ich-Beteiligung“). Involvement wird bestimmt durch Persönlichkeit des Konsumenten (Werte, Motive) Produkt (Preis, Risiko des Kaufs und der Nutzung, soziale Auffälligkeit) Situation (Entscheidungssituation) Medien (Zielgruppenorientierung) High Involvement bedeutet, der Konsument sei von sich aus bereit, sich gedanklich oder emotional mit einem Produkt, einer Dienstleistung oder einer Aktivität auseinander zu setzen. High Involvement ist mit starker Aktivierung verbunden. High Involvement / Low Involvement Anzeigen in speziellen Auto- und Computerzeitschriften (Fachzeitschriften, “special interest“), die aus Interesse (aus aktuellem Anlass) bezogen werden, sprechen gezielt kleine Gruppen mit starkem persönlichem Interesse an: High Involvement. Auto- und Computeranzeigen in breit gestreuten Publikumszeitschriften sind dagegen für Leser mit Low Involvement konzipiert, denn nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Leser befindet sich in der Situation aktueller Kaufentscheidung. Werden Anzeigen für typische High-Involvement-Produkte wie Autos in Publikumszeitschriften geschaltet, sollten sie sich auf die Aufgabe beschränken, eine Marke zu thematisieren. Damit sorgen sie dafür, dass die beworbene Marke zu den wahrgenommenen und vertrauten Alternativen gehört, wenn der Konsument eine Entscheidung trifft. (Kroeber-Riel / Esch: 137ff) Traditionelle Vorstellungen über die Werbewirkung orientieren sich an Werbung für stark involvierte Empfänger, zu deren Überzeugung es vorwiegend rationaler Argumente bedarf. Bei der Werbung für wenig involvierte Empfänger bestimmt jedoch nicht so sehr das „Was“ sondern das „Wie“ den Erfolg der Werbung - die äußere Gestaltung, die emotionale Aufmachung. Wirkungsmuster: „Gefallen geht über Verstehen.“ 119 Peter Stoeckl Marketing ll Gestaltung von Werbemitteln Informationsüberlastung und niedriges Involvement des Publikums bewirken, dass Werbebotschaften im Allgemeinen nur sehr kurz und oberflächlich aufgenommen werden. Eine ganzseitige Anzeige in einer Zeitschrift wird im Durchschnitt etwa zwei Sekunden lang betrachtet. Um effizient zu sein, muss ein Werbemittel Aufmerksamkeit auslösen, die Botschaft schnell übermitteln, sofort verstanden und behalten werden, eine Einstellung formen, die Kaufentscheidung im Sinne des Werbenden beinflussen. Schweiger / Schrattenecker (2005): S. 193ff Um Aufmerksamkeit zu erzielen, greift Werbung zu folgenden Techniken: Aktivierungstechniken Frequenztechniken. Aktivierungstechniken Zur gezielten Aktivierung gibt es drei Techniken: die Verwendung von physisch intensiven Reizen emotionalen Reizen überraschenden Reizen (groß, bunt, laut) (z.B. Kindchenschema, nackte Haut) (Abweichung) Kroeber-Riel / Esch: S.161ff 120 Peter Stoeckl Marketing ll Physisch intensive Reize (groß, bunt, laut) Zu physisch intensiven Reizen wird bevorzugt gegriffen, wo emotionale Reize unpassend erscheinen (z.B. bei technischen Gütern, Investitionsgütern). 121 Peter Stoeckl Marketing ll Emotionale Reize (häufig durch Einsatz von Kindchenschema oder nackter Haut) Springer & Jacoby, Deutschland 1995 McCann Erickson, Milano, Italien 1971 Bartle Bogle Hegarty,Singapore, 2002 Auf emotionaler Ebene wirken sogenannte Schlüsselreize. Sie sind in der Lage, biologisch vorbestimmte Reaktionen bei Menschen auszulösen – z.B. Kindchenschema und erotische Abbildungen. Freiwillige Kontrollorgane (z.B. Werberat) halten ihre Mitglieder an, sexistische Werbung zu vermeiden. 122 Peter Stoeckl Marketing ll Aus einer Untersuchung von Anzeigen für technische Gebrauchsgüter (1980): Den größten Einfluss auf die Wiedererkennung hatten Farbe und Anzeigengröße, negativ wirkten jedoch ablenkende emotionale Reize (z.B. erotische Motive als „Blickfang“). Emotionaler Appell durch Darstellung starker Gefühlsregungen: > https://vimeo.com/95764907 daily drama. Ogilvy Frankfurt am Main, D 2015 Emotionale Reize zeigen kaum Abnützung durch Wiederholung. Sie entfalten dauerhafte Aktivierungs sofern sie zum Produkt passen. Dies erklärt ihre anhaltende Beliebtheit bei Werbetreibenden. Überraschende Reize (Abweichung von der Norm) Jung von Matt, Deutschland 2001 Lowe Pirella Milano, Italien 2002 Reize, die gegen Erwartungen verstoßen und gedankliche Widersprüche, Konflikte, Überraschungen auslösen, sorgen für Abweichung vom Gewohnten. Überraschende Reize entfalten volle Wirkung in der Regel nur beim ersten Kontakt. Sie unterliegen schneller Abnutzung. 123 Peter Stoeckl Marketing ll Frequenztechniken Je öfter Werbung dargeboten wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie von den Umworbenen bemerkt wird. Die Kontaktwirkung hängt von der Schaltfrequenz ab. Die Konsequenz für Fernsehwerbung lautet: Häufiger mit kürzeren Spots werben. Durchschnittliche Länge eines TV-Werbespots: Italien: 1970 1985 ca. 44 sec. < 20 sec. Japan : 1962 11% der TV-Spots unter 15 sec. 1980 70% der TV-Spots unter 15 sec. Deutschland: 1990 1999 27 sec 20 sec (nach Nielsen S+P Werbeforschung). 15-Sekunden-Spots erzielen nach amerikanischen Studien etwa 70-80% der Gedächtnisleistung eines 30-SekundenSpots – und noch höhere Beeinflussungsleistungen. Low Involvement erfordert mehr Wiederholung als High Involvement. Emotionale Werbung kann wesentlich öfter unverändert geschaltet werden als rational-informative Werbung. (Abnutzungsrisiko) Je geringer das Involvement der Konsumenten bei der Aufnahme von Werbung, desto wichtiger ist die Einheitlichkeit des Werbeauftritts, und desto mehr Wiederholungen sind erforderlich, um die Lernprozesse auszulösen, die dem Erfolg der Werbung vorausgehen. 124 Peter Stoeckl Marketing ll Unerwünschte Nebeneffekte von Aktivierungstechniken Ablenkung Aktivierende Reize lenken von der eigentlichen Werbebotschaft ab. (Vampir-Effekt) Reaktanz Irritation aktiviert und stärkt die gedankliche und emotionale Speicherung der Werbebotschaft die Folge sind höhere Recall-Werte. Die mit Irritation einhergehende Verunsicherung beeinträchtigt jedoch die Akzeptanz und mindert damit die Kaufabsicht. Besonders empfindlich gegen Irritation scheinen Konsumenten bei Produkten aus dem Hygieneund Intimbereich zu sein. (Kroeber-Riel / Esch: S.161ff) Die Größe der Anzeige Eindeutigen Einfluss auf die Wahrnehmung nimmt die Größe der Anzeige: Betrachtungsdauer (Kiss, Werting 1972): 2/1 Seite 1 Seite ½ Seite 2,8 sec 1,9 sec 0,6 sec „Die Anzeigengröße ist die mit Abstand wichtigste Determinante der Informationsaufnahme bei Anzeigen“ (Andresen 1988) Ob Anzeigen auf der linken oder auf der rechten Seite stärkere Beachtung finden, ist hingegen nicht signifikant erwiesen. (Kroeber-Riel / Esch) 125 Peter Stoeckl Marketing ll Sicherung der Aufnahme der Werbebotschaft Der Kontakt mit der Werbebotschaft wird häufig vorzeitig abgebrochen. (Zapping). Die Vermittlung von Bildinformationen ist deutlich weniger vom Kontaktabbruch betroffen als die Vermittlung von Textinformationen. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Das Erfassen eines Bildes mittlerer Komplexität benötigt etwa 2 Sekunden. Bei durchschnittlicher Betrachtungszeit kommen von der im Bild enthaltenen Information etwa 50% beim Empfänger an. Von der Textinformation werden im Durchschnitt nur etwa 2% beachtet. Bevorzugt betrachtet werden Bild vor Text Personen vor Gegenständen Gesichter 126 Peter Stoeckl Marketing ll Blickverlauf bei der Betrachtung von Anzeigen (Kroeber-Riel / Esch: S.18) Bilder stellen Kontakt her. In einem Bild-Text-Zusammenhang fällt der Blick fast immer zuerst aufs Bild. 127 Peter Stoeckl Marketing ll Bilder werden schneller wahrgenommen und aktivieren in der Regel stärker als reiner Text. Bilder werden rascher gedanklich verarbeitet. Das Thema eines Bildes kann in Sekundenbruchteilen erfasst werden – einer Zeitspanne, die gerade genügt, um ein einzelnes Wort zu lesen. Es braucht etwa zwei Sekunden, um ein ganzes Bild mittlerer Komplexität so aufzunehmen, dass es später wiedererkannt wird. In dieser Zeit können etwa zehn Wörter aufgenommen werden. Platzierung von Text Text-Bild-Kombinationen. a) b) Texte werden stärker beachtet, wenn sie a) unter dem Bildmotiv oder b) rechts neben dem Bildmotiv platziert sind. Platzierung links unten erzielt geringste Beachtung. 128 Peter Stoeckl Marketing ll Beispiel für die werbewirksame Anordnung von Text und Bild Doyle Dane Bernbach, USA 1959 Blickverlauf „Layout Number One“ – das Standardlayout von Anzeigen für VW (seit Doyle Dane Bernbach 1959). Schlichtes dreigeteiltes Layout: Bildild – Headline – Fließtext – und Absender in der rechten unteren Ecke. „... fahrlässig, dagegen zu verstoßen.“ (Geffken 2001) 129 Peter Stoeckl Marketing ll Fallstudie: Burger King's "Fiery Fries" / Andrew Clarke of Saatchi & Saatchi (Singapore 1998). Der letzte Feinschliff in der Platzierung des Texts erfolgte in drei Schritten. 1 Andrew Clarke: "I did try Fiery Fries just below the picture". 3 " … what I did was break up the pureness of the white, so I just tucked it all in the corner. By putting Fiery Fries near the logo, it reduces the ad to two elements." 2 "I also tried it centralised under the picture at the bottom, and both times the logo was in the corner. So there were three elements, picture and caption and logo, … " (nach Sells, Peter / Sierra Gonzales: The Language of Advertising http://www.stanford.edu/class/linguist34/ 130 Peter Stoeckl Marketing ll Sprache und Bild Im Gegensatz zur sequentiellen Verarbeitung von Sprachinformation, die den Regeln der analytischen Logik folgt, werden Bilder ganzheitlich, in größeren Einheiten und Zusammenhängen (information chunks) aufgenommen. Bilder sind in der Lage, Informationen und Eindrücke hervorzurufen, die sprachlich nicht vermittelbar sind. Sprache argumentiert rational, Bild beeindruckt emotional. Die Verarbeitung und die Speicherung von Information erfolgt auf zwei Wegen (duale Codierung nach Paivio): über Bildcode über Sprachcode Informationen, die geeignet sind, beide Systeme zu aktivieren, werden besser behalten. Abstrakte Wörter (z.B. Freiheit, Wissenschaft, Elektrizität) werden fast stets nur verbal codiert, da zu ihnen in der Regel keine spontanen Bildassoziationen auftreten. Konkrete Wörter und Bilder (z.B. Wolkenbruch, Blitz und Donner) werden doppelt verankert - im Bildgedächtnis und im Sprachgedächtnis. Hierarchie für die Erinnerungsleistung (nach Kroeber-Riel und Weinberg, 1999) Reale Objekte werden besser erinnert als Bilder Bilder werden besser erinnert als Worte. Konkrete Worte werden besser erinnert als abstrakte Worte. 131 Peter Stoeckl Marketing ll Visuelle Präsenzsignale Konkrete Bilder sind Texten und abstrakten Zeichen in Bezug auf rasche Aufnahme und Kennfähigkeit überlegen. (Kroeber-Riel/Esch:113) 132 Peter Stoeckl Marketing ll BRIDI Kriterien für die Gestaltung von Werbemitteln Aufgabe der Werbung ist es, Verstärker für den Inhalt (das Produkt) zu sein. Banale, platte, langweilige, erfolglose Werbung entsteht, wenn die Aufgabenstellung (der Inhalt) nicht wirksam genug umgesetzt – in eine Form gebracht – wird. Der Inhalt bestimmt die Form - und nicht die Form den Inhalt. Doch die Form macht die Wirkung. Aus der Beobachtung erfolgreicher Kampagnen wurden folgende Kriterien für die Beurteilung der formalen Gestaltung einer Werbebotschaft abgeleitet: B R I D I = = = = = Benefikation Reduktion Identifikation Dramatisierung Info-Rezeption Die BRIDI-Kriterien beziehen sich ausschließlich auf die Form, nicht auf den Inhalt einer Werbebotschaft. Siehe dazu die Beispiele auf den folgenden Seiten. 133 Peter Stoeckl Marketing ll Benefikation Im Zentrum jeder guten Werbung steht ein gutes Versprechen – ein Vorteil. Menschen kaufen Schönheit, keine Kosmetika. Sie kaufen das Gefühl der Sicherheit, und keine Versicherungspolizze. Sie kaufen die Sicherheit und das Prestige eines Mercedes – keine Technik. Der Benefit (Vorteil) erscheint jedoch nicht nur im Produkt. Der gesamte Werbeauftritt muss auf das „Versprechen“ des Vorteils im Sinne des Nutzers ausgerichtet sein. (Vorteilsofferte). Voraussetzungen 1. Ein gutes Produkt und dessen genaue Kenntnis. 2. Hineindenken in Wünsche, Erwartungen, Problemfelder der Menschen der Zielgruppe Benefikation ist der Versuch, das Versprechen des Vorteils so zu inszenieren, dass die Angesprochenen einen höheren Wert im Vorteil eines Produkts sehen als im Tauschmittel Geld, das sie dafür zu opfern haben. Von Bedeutung ist, wie das Produktversprechen die gewünschte Wahrheit der Angesprochenen unterstützt, eines ihrer Probleme aus ihrer Sicht löst, z.B., wie "schön" ein bestimmtes Pflegeprodukt sie oder ihn macht. “A Skin You Love to Touch. Woodbury Soap” USA 1911 “Certain terrains can only be reached by a real 4x4” Neogama, Sao Paolo, Brasilien 2004 “Adopt. You will receive more than you can ever give.” Ogilvy & Mather Mumbai, Indien 2006 134 Peter Stoeckl Marketing ll Reduktion Die Annahme, zwei oder mehrere gleichzeitig präsentierte Vorteile seien einem einzelnen überlegen, ist für erfolgreiche Kommunikation in der Regel nicht zutreffend. Zwei oder mehrere Vorteile können gleichzeitig nicht konsequent dramatisiert werden. Eher heben sie einander gegenseitig auf, als dass sie die Botschaft und das Produkt stärken. Die Verdichtung der Botschaft ist gefordert - Konzentration auf das Wesentliche. Auf Reduktion gerichtet: Namensfindung (wie z.B.: "Du darfst", "VILEDA"), Markenzeichen / Logo, Packung, Key Visual, Schlagzeile, Konzeptzeile (Claim), Jingle. "AVIS. We try harder." "Audi. Vorsprung durch Technik." "Milka. Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt." 135 Peter Stoeckl Marketing ll Identifikation Snickers. AMV BBDO London, UK 2006 Hornbach. Heimat Berlin, Deutschland 2007 Emotionales sich Gleichsetzen mit einer anderen Person oder einer Gruppe und Übernahme ihrer Motive und Ideale in das eigene Ich. Hauptinstrumente Tone of Voice Welchen Ton (welchen Sprachstil, welche Gestaltung, welche Typografie) habe ich zu treffen, um bestimmte Personengruppen zu erreichen und anzusprechen? Visuelle Gestaltung die Menschen der Zielgruppe müssen sich mit den abgebildeten Personen identifizieren können. 136 Peter Stoeckl Marketing ll Dramatisierung Wallis. Dress to Kill. Bartle Bogle Hegarty, London, UK 1997 Unter Drama verstehen wir eine übersteigerte, verdichtete, packende, mitreißende Handlung oder Botschaft. 137 Peter Stoeckl Ein ganzer Kerl dank Chappi. Heye & Partner, Deutschland 2003 Marketing ll Bosch. Schraubt schneller als man denkt. JvM, Deutschland 2008 Als Mittel der Dramatisierung ist Übertreibung – wenn klar als solche erkennbar – wirksam und auch gestattet. Dramatisierung kann auf mehreren Ebenen erfolgen. Auditive Ebene Verbal codierte Ebene Visuelle Ebene (Beispiel: Maurice Ravel: Bolero) (Beispiel: Ernest Hemingway: The Old Man and the Sea) (Beispiel: Walt Disney: Mickey Mouse, Donald Duck) Menschen sind bildorientiert. Gewöhnlich erfolgt der Einstieg zum Text über das Bild – selten umgekehrt. 138 Peter Stoeckl Mladen Penev, Österreich 2004 Marketing ll Scholz & Friends Berlin, Deutschland 2008 Reduktion ist Voraussetzung für Dramatisierung. Für Texte gilt: Kurze Sätze. Sprache konkret, nachvollziehbar und bildhaft. Gliederung durch Absätze und Zwischenüberschriften. 139 Peter Stoeckl Marketing ll Info-Rezeption Der Aufbau der Botschaft in Bezug auf einen optimalen Empfang. Die Situation, in der die Botschaft präsentiert wird. Es gilt zu unterscheiden zwischen automatischer Info-Rezeption, stimulationsbedürftiger Info-Rezeption. Automatische Inforezeption ist gegeben, wenn man im Kino mangels Gelegenheit seinen Platz zu verlassen Werbung "über sich ergehen lassen muss", ehe der Hauptfilm beginnt. Anzeigen, Plakate, TV-Spots sind stimulationsbedürftiger als Kinowerbung. Hier muss sich das Werbemittel die Aufmerksamkeit erst erkämpfen. (nach: Walter Lürzer (Hg.): IP-College Basiswissen, Teil IV) Bei der Gestaltung von Außenwerbung auf herkömmlichen Plakatwerbeflächen ist in Österreich die eingeschränkte Sichtbarkeit der unteren Hälfte („Pinkelzone“) besonders zu berücksichtigen. Im Gegensatz zur allgemeinen Empfehlung (Absender rechts unten) empfiehlt es sich hier, den Absender im oberen Bereich zu platzieren. 140 Peter Stoeckl Marketing ll Techniken der Dramatisierung In der Praxis der Werbung ist ein Repertoire an Formen der Dramatisierung entstanden. Hier eine Auswahl möglicher Strukturen von TV- und Radiospots: Die Story Der Spot erzählt eine Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Höhepunkt. - Problemlösung Produkt oder Dienstleistung wird als Lösung eines Problems präsentiert. - Systemvergleich Ein anonymes Produkt und die beworbene Marke werden miteinander verglichen, um die Überlegenheit des eigenen Produkts zu demonstrieren. Parallel (Side by Side). Vorher und nachher (Before & After). - Härtetest Das Produkt wird extremen Bedingungen ausgesetzt, um seine Tauglichkeit im Alltag nahezulegen. Presenter Ein Sprecher stellt das Produkt vor. Er vertritt den Hersteller. Testimonial Personen, die das Produkt selbst benutzen, überbringen die Werbebotschaft: Entweder ein Prominenter (Celebrity) oder der Mann / die Frau von der Straße. Sie vertreten den Kunden. Interview-Technik Das Produkt wird oder wurde getestet oder verwendet. Ein Interviewer befragt den Tester oder Verwender zum Produkt. Product in Use Die Wirkung oder Anwendung des Produkts wird gezeigt. Angebotswerbung Showcase the Product. Das Produkt steht glänzend inszeniert allein im Mittelpunkt. Slice of Life Der Nutzen des Produkts wird in einen glaubwürdigen alltäglichen Zusammenhang gesetzt, etwa durch Einbeziehen von Familienmitgliedern, Freunden, Arbeitskollegen, Nachbarn. 141 Peter Stoeckl Marketing ll Life Style Es wird gezeigt, wer das Produkt benutzt. Sinnvoll bei Produkten, die für sich selbst zu wenig Aufmerksamkeit erzielen. Übertreibung Bigger Than Life. Der Produktnutzen wird überzogen dargestellt. Analogie Ein Produkt wird mit etwas Vertrauten verglichen. „Wie Vitamine ihrem Körper, so gibt XY ihrem Auto Kraft.“ Special Effects Ungewöhnliche Geräusche oder Bildtechniken (z.B. Zeichentrick; digitale Bildbearbeitung) erregen Aufmerksamkeit. Humor und Comic Erregen Aufmerksamkeit und fördern Sympathie für den Absender. Gefahr: Ablenkung von der eigentlichen Botschaft. Jingles Vertonung der gesamten Aussage. Aufmerksamkeitsstark und einprägsam. „Ohrwürmer“ setzen sich im Gedächtnis fest. Beispiele > 142 Peter Stoeckl Marketing ll Angebotswerbung (Showcase the Product) Das Produkt steht glänzend inszeniert im Mittelpunkt. Guess the car. > https://www.youtube.com/watch?v=MYmPhWQanac Product in Use Die Anwendung oder die Wirkung des Produkts wird demonstriert. 143 Peter Stoeckl Slice of Life Marketing ll Life Style Olympus Tough Camera Commercial https://www.youtube.com/watch?v=L3kzRCaT8yA Auf außeralltäglich übersteigert inszenierte Weise wird gezeigt, wer das Produkt benutzt. Das Produkt oder dessen Benutzer werden in einen glaubwürdig alltäglichen Zusammenhang gesetzt. 144 Peter Stoeckl Marketing ll Testimonial Personen, die das Produkt benutzen, überbringen die Werbebotschaft. „Der Mann von der Straße“ Celebrity (Prominenz) Die Story Problemlösung Vorher und nachher (Before & After) Härtetest a) Kodak Smart Capture (Bild oben) b) Olympus Tough Camera Commercial http://www.youtube.com/watch?v=L3kzRCaT8yA 145 Peter Stoeckl Marketing ll Übertreibung Bigger Than Life. Der Produktnutzen wird übertrieben dargestellt. Humor und Comic Schafft Aufmerksamkeit und fördert Sympathie für den Absender. Gefahr: Ablenkung von der Marke. 146 Peter Stoeckl Marketing ll Preise und Auszeichnungen Preise und Auszeichnungen verhelfen Kreativen der Werbung und ihren Arbeiten zu öffentlicher Anerkennung. Sie liefern der Kollegenschaft der Branche Vorbilder, bestätigen Auftraggeber in ihren Entscheidungen und dienen nicht zuletzt der Eigenwerbung von Agenturen und ihren Kreativen. EFFIE Award Der Effie Award der IAA International Advertising Association prämiert die empirisch nachgewiesene herausragende Werbewirksamkeit (Effizienz) einer Werbekampagne. Als globales Symbol besonderer Werbeleistung hat sich der Effie seit 1968 international durchgesetzt. http://www.gwa-effie.de/ http://www.gwa-effie.de/ueber-gwa-effie/best-of-effie/ Beispiele GWA Effie Silber 2013 GWA Effie Gold 2014 Kampagne: smart Offroad Kampagne 2013 Klient: Daimler, smart MBD Agentur: BBDO Berlin Kampagne: Der HORNBACH Hammer aus Panzerstahl Klient: Hornbach Baumarkt Agentur: Heimat Werbeagentur Berlin GWA Best Of EFFIE 2014 https://www.youtube.com/watch?v=r5kLD7IYBsM GWA Best Of EFFIE 2014 https://www.youtube.com/watch?v=4PuniTcAHhA 147 Peter Stoeckl Marketing ll Die meisten Preise und Auszeichnungen für Leistungen der professionellen Werbung betonen das Kriterium der Kreativität. Art Directors Club Deutschland (ADC) Der ADC Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die kreativen Leistungen in Deutschland zu würdigen, den Faktor Kreativität in der Wirtschaft zu fördern, den Nachwuchs zu unterstützen. 148 Peter Stoeckl Marketing ll ADC Kriterien der Beurteilung Originalität Klarheit Überzeugungskraft Machart Freude Ist die Idee neu? Durchbricht sie Normen? Ist die Arbeit leicht erfassbar? Werden die Inhalte sofort begriffen? Werden die Argumente für das Produkt glaubhaft wiedergegeben? Ist die Arbeit Arbeit handwerklich überzeugend? Macht es Spaß, die Arbeit zu sehen, zu hören oder anzufassen? http://www.adc.de/ Evelyne Egger: Kreativität in Kunst und Werbung. Wien 2010, S. 190 Beispiele ADC Silber 2008 ADC Gold 2014 Printwerbung: HORNBACH Baumarkt Kampagne “Helden 2007” Klient: Hornbach Baumarkt Agentur: Heimat Berlin Print-Kampagne: Frankfurter Allgemeine Zeitung “Dahinter steckt immer ein kluger Kopf” Klient: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Agentur: Scholz & Friends Berlin http://gewinner.adc.de/ 149 Peter Stoeckl Marketing ll http://www.klammhoehe.at/ ADC Bronze und Auszeichnung 2015 Branding und Printwerbung: Klammhöhe. Das Höchste von der Höhe. Klient: Café-Restaurant Klammhöhe, Brand-Laaben, NÖ Interior-Design: Baukooperative (Michael Karasek, Thomas Trippl) Konzept & Design: Roland Radschopf 150 Peter Stoeckl Marketing ll Creativ Club Austria (CCA) Kriterien der Beurteilung Originalität Relevanz Magnetismus Originell ist eine Lösung, die neu ist, in dieser Form noch nicht gesehen wurde. Relevant ist eine Lösung, wenn sie das Produkt und die beabsichtigte Werbewirkung optimal unterstützt. Magnetismus wird einer Arbeit zuerkannt, wenn sie anziehend auf die Betrachter wirkt und diese berührt. http://www.creativclub.at Evelyne Egger: Kreativität in Kunst und Werbung. Wien 2010, S. 184ff Beispiele CCA Gold 2014 CCA Gold 2013 Illustration: McDonald’s “Morning Mood“ Klient: McDonald’s Austria Agentur: DDB Tribal Wien Illustration: McDonald’s “Der Morgen ist schon schwer genug“ Klient: McDonald’s Austria Agentur: DDB Tribal Wien http://www.creativclub.at/index.php?id=5&no_cache=1 151 Peter Stoeckl Marketing ll Advertising International Festival Cannes Das International Festival of Creativity, auch bekannt unter Cannes Lions, ist heute die weltweit bekannteste Veranstaltung der Werbebranche. Seit 1953 treffen sich in Cannes Werber aus der ganzen Welt. Der Stellenwert der dort verliehenen „Löwen“ entspricht dem des Oscars in der Filmbranche. Die kreativsten Arbeiten werden mit Grand-Prix, Gold, Silber oder Bronze Löwen ausgezeichnet. http://www.canneslions.de/festival/historie/ Kriterien der Beurteilung “The jurors are instructed to reward advertising that is deemed most creative both in idea and execution.” http://en.wikipedia.org/wiki/Cannes_Lions_International_Festival_of_Creativity 152 Peter Stoeckl Marketing ll Beispiele Cannes Lion – Video 2014 Cannes Lion – Video 2014 VOLVO TRUCKS The Epic Split – Van Damme – Test 6 Agency: Forsman & Bodenfors, Sweden WEBCAM CHILD VICTIMS International Children’s Aid Organization Agency: Lemz Amsterdam https://www.youtube.com/watch?v=M7FIvfx5J10&index=1&list=PL-hwB2P4Oa9F_qJdaKNdW9-eFjjUMlARB https://www.youtube.com/watch?v=Dp-CSKqBXb8&list=PL-hwB2P4Oa9F_qJdaKNdW9-eFjjUMlARB&index=15 153 Peter Stoeckl Marketing ll Cannes: Gold für DDB Tribal Wien Gold und zwei weitere Bronze-Löwen für DDB Tribal Wien in der Kategorie Press. McDonalds: Creative Advertiser of The Year 18.06.2014 http://www.horizont.at/event/cannes/detail/cannes‐2014‐gold‐fuer‐ddb‐tribal‐wien.html#1 154 Peter Stoeckl Marketing ll Grundlegende Kriterien für die Wirksamkeit von Werbebotschaften Aktivierung Werbung muss Aufmerksamkeit erregen – indem man die Menschen der Zielgruppe interessiert oder amüsiert. Benefit Werbung muss einen Vorteil für den Kunden präsentieren. Dieser Vorteil kann rational und/oder emotional begründet sein. funktionaler Benefit emotionaler Benefit Charakter Eine Werbekampagne muss individuell sein und Kontinuität besitzen, das heißt, einen unverkennbar gleichen Stil tragen und diesen so lange wie möglich beibehalten. Vampire Bereits Claude C. Hopkins (1923) und Rosser Reeves (1961) warnen vor der Gefahr, die ein falsches Bild, eine besonders witzige Headline, eine besonders fesselnde Geschichte in sich bergen – indem sie zwar für Aufmerksamkeit sorgen, zugleich jedoch vom Produkt und seinem eigentlichen Nutzen ablenken. Je stärker die Abweichung, desto größer ist die Gefahr eines Vampireffekts. 155 Peter Stoeckl Marketing ll Die ABC-Formel für die vergleichende Beurteilung der Werbewirkung von Botschaften (Walter Lürzer, 2001) Q = (A+B+C) / (1+V) A = Aktivierung B = Benefit = Bf+Be (Bf = funktionaler Nutzen, Be = emotionaler Zusatznutzen) C = Charakter V = Vampir Q = prognostizierte Werbewirkung Wertebereich: 0, 1, 2, 3, 4, 5. 0 1 2 3 4 5 (nicht erkennbar) (sehr gering) (gering) (durchschnittlich) (hoch) (sehr hoch). 156 Peter Stoeckl Marketing ll Die Gesetze der Werbung – kurz gefasst Wir müssen vom Normalen abweichen, wenn nicht das Produkt selbst von Interesse ist. Wir müssen aufpassen, dass diese Abweichung nicht einen Vampireffekt erzeugt. Werbung muss einen funktionalen und emotionalen Nutzen vermitteln und auf einen Charakter reduziert sein. Das ist alles. (Walter Lürzer, in: Lürzers Archiv 1/2001, S. 5) 157 Peter Stoeckl Marketing ll … überraschen und überzeugen. (Matthias Spaetgens, 2010) 158 Peter Stoeckl Marketing ll Literatur Einführung Hopkins, Claude C.: Scientific Advertising. Chicago 1923 Karmasin, Helene: Produkte als Botschaften. Wien 1993 (1998) Klein, Armin: Kultur-Marketing. München 2001 Kroeber-Riel, Werner / Franz Rudolf Esch: Strategie und Technik der Werbung. Stuttgart 2000 Lorin, Philippe: 5 Giants of Advertising. New York 2001 Lürzer, Walter (Hg.): IP-College Basiswissen, Gesamtverband Werbeagenturen GWA, Frankfurt 1990 Nalepka, Wolfgang J.: Grundlagen der Werbung. Wien/Frankfurt 2000 Ogilvy, David: David Ogilvy über Werbung. Düsseldorf 1984 Reeves, Rosser: Werbung ohne Mythos. München 1961 Schweiger, Günter / Gertraud Schrattenecker: Werbung. Eine Einführung. Stuttgart 20097 Seebohm, Joachim: Kompakt-Lexikon Werbepraxis. Wiesbaden 1999 (2001) Weiss, Brigitte: Wie Werbung wirkt. Erfolgreiche Marktkommunikation. Wien 2001 Zur Vertiefung Burnett, Leo: Communications of an Advertising Man. Chicago 1961 Colbert, François: Kultur- und Kunstmarketing. Wien, New York 1999 Davies, Jim: The Book of Guinness Advertising. Guinness Publishing Ltd. 1998 Denscher, B.: Kunst und Kommerz. Geschichte der Wirtschaftswerbung in Österreich. Wien 1985 Egger, Eveline: Kreativität in Kunst und Werbung. Wien 2010 Ellinghaus, Uwe: Werbewirkung und Markterfolg. Oldenburg 2000 Felber, Christian: Die Gemeinwohl-Ökonomie. Wien 2012 Felber, Christian: Kooperation statt Konkurrenz. 10 Schritte aus der Krise. Wien 2009 Felber, Christian: Neue Werte für die Wirtschaft. Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus. Wien 20093 Felser, Peter: Intensität der Werbeforschung großer Werbetreibender. Aachen 1995 Flusser, Vilém: Die Revolution der Bilder. Der Flusser-Reader zu Kommunikation, Medien und Design, Mannheim 1995 Gaede, Werner: Abweichen von der Norm. Wirtschaftsverlag Langen Müller Herbig 2001 Geffken, Michael / Jochen Kalka, Anzeigen perfekt gestalten. Landsberg 2001 Godby, Jeff: The Book of Gossage. San Francisco 2006 Gossage, Howard: Is There Any Hope For Advertising. Deutsche Ausgabe: Ist die Werbung noch zu retten? Berlin 1967 Haus der Geschichte der BRD (Hg): Prominente in der Werbung. Mainz 2001 Hattemer, Klaus: Die Werbeagentur. Düsseldorf 1995 Hermanns, Arnold: Konsument und Werbewirkung. Köln 1979 Jung, Holger / Jean-Remy von Matt: Momentum. Die Kraft, die Werbung heute braucht. Berlin 2002 Kaiser, Christoph: Apparative Werbeforschung. Wien 1999 159 Peter Stoeckl Marketing ll Klein, Naomi: No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Riemann / Bertelsmann 2002 Koch, Anne: Museumsmarketing. Ziele – Strategien – Maßnahmen. Bielefeld 2002 Kotler, Philip / Friedhelm Bliemel: Marketing-Management. Stuttgart 200712 Lois, George / Bill Pitts: The Art of Advertising. New York 1977 Lois, George / Bill Pitts: What's the Big Idea. How to win with outrageous ideas. New York 1991 Lois George: $ellebrity. New York 2003 Lürzer, Walter (Hg.): Lürzers Archiv. Frankfurt. Zeitschrift. Jahrgänge seit 1984 Maryska, Christian: Kunst der Reklame. Design Austria, Band I, Wien 2005 Mataja, Viktor: Reklame. München und Leipzig 1926 Mattenklott, Axel / Alexander Schimansky (Hg.): Werbung. Strategie und Konzepte für die Zukunft. München 2002. McDonald, Colin: How Advertising Works. Henley-on-Thames 1992 Merkel, Martin (Hg.): Die Geschichte der Anzeige. 40 Jahre STERN. Hamburg 1988 Michligk, Paul: Elementare Werbekunde. Essen 19702 Murken-Altrogge, Christa: Werbung Mythos Kunst am Beispiel Coca Cola, Tübingen 1977 Pricken, Mario: Prickeln im Kopf. Kreativitätstechniken & Brain Tools für Werbung und Design. Mainz 2001 Rosenstiel, Lutz von / Alexander Kirsch: Psychologie der Werbung. Rosenheim 1996 Reins, Armin / Texterschmiede Hamburg (Hg), Die Mörderfackel, Mainz 2002 Schmickler, Claus C.: Kunstmarketing / Marketing Art. In: Yvonne Schwarzer (Hg.): Über die Kunst, Kunst zu verkaufen. Witten 2004, S. 5 - 44 Springmann, Ingo (Hg.): Werbetexte, Texte zur Werbung. Stuttgart 1997 Stöckl, Hartmut (Hg.): Werbung – Keine Kunst!? Phänomene und Prozesse der Ästhetisierung von Werbekommunikation. Heidelberg 2013 Stoeckl, Peter: Aktivierung, Benefit, Charakter und Vampire. Kriterien zur Beurteilung werblicher Ästhetik. In: Stöckl, Hartmut (Hg.): Werbung – Keine Kunst!? Phänomene und Prozesse der Ästhetisierung von Werbekommunikation. Heidelberg 2013 The Advertising Association: Does Advertising Affect Market Size? London 1997 Watzlawick, Paul / Janet H. Beavin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Bern 1969 (12. unveränderte Auflage 2011) Weinzettl, Michael (Hg.): Lürzers Archiv, Lürzers Archiv. Wien. Zeitschrift. Jahrgänge seit 2011 Wilkens, Rainer: Werbewirkung in der Praxis. Essen 1994 Skriptum Stoeckl, Peter: Marketing – Einführung in die Werbung, Teil I und II (PDF-Download) http://www.klassefuerideen.at/stoeckl_skript_marketing.html 160 Peter Stoeckl Marketing ll Quellen im Internet adeevee http://www.adeevee.com/ads/index_reset/ Ads of the World http://adsoftheworld.com/ AdvertisingAge http://www.adage.com AdForum: Advertising Agencies, TV Commercials, Advertising Ads, Award Winning Ads http://www.adforum.com ADWEEK http://www.adweek.com Art Directors Club für Deutschland http://www.adc.de/ CCA Creativ Club Austria http://www.creativclub.at/ Gewista urban media http://www.gewista.at Gute Werbung http://www.gutewerbung.net Hopkins, Scientific Advertising www.ezau.com/latest/articles/claude-hopkins.shtml I Believe in Advertising https://de.pinterest.com/thiagoricieri/i-believe-in-advertising/ https://www.tumblr.com/search/i%20believe%20in%20advertising Library of Congress http://www.archives.gov/exhibits/ Lürzers Archive Online Services http://www.luerzersarchive.com Sinus-Milieus in Deutschland http://www.sinus-institut.de/de/loesungen/sinus-milieus.html Paul Watzlawick über menschliche Kommunikation http://www.paulwatzlawick.de 161 Peter Stoeckl Marketing ll »… use your talents to enrich other people’s lives instead of just trying to sell them something.« (Howard Gossage) Dieses Skriptum ist eine gekürzte Zusammenfassung der Einführungsvorträge zur Vorlesung mit Übungen: Marketing - Grundlagen der Werbung (II). Es dient der Wiederholung, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann den regelmäßigen Besuch der Lehrveranstaltung nicht ersetzen. Dr. Peter Stoeckl Design | Grafik und Werbung Universität für angewandte Kunst Wien Oskar Kokoschka-Platz 2 1010 Wien [email protected] http://www.klassefuerideen.at/Peter-Stoeckl.101.0.html http://www.klassefuerideen.at/stoeckl_skript_marketing.html 2016-06-06 / p.st. 162