Schädlinge in LM-Betrieben Rudi Weikert APC AG Fortbildungsveranstaltung Bezirksverband Unterfranken des VLK Bayerns e.V. am 25.07.2012 Systematik Differenzierung der Schädlingsbekämpfung: Hygiene-/Gesundheitsschädlinge: gesundheitliche Gefahr für Mensch, Haustier, Nutztier Vorratsschädlinge: befallen Vorräte, Lebensmittel, Futtermittel Materialschädlinge: zerstören Holz, Mauerwerk etc. Lästlinge: werden als lästig und nicht gefährdend empfunden (subjektiv) Risiko/ Gefahr für Lebensmittelbetriebe Schädlingsarten in LM-Betrieben Insekten Nagetiere Spinnentiere Vögel Schaben Ratten Milben Spatzen Motten Mäuse Ameisen Käfer Fliegen Wespen Tauben Möwen Bedeutende Arten: Insekten Insekten Arten Lateinisch Schaben Deutsche Schabe Orientalische Schabe Blatella germanica Blatta orientalis Motten Dörrobstmotte Mehlmotte Plodia Interpunctella Ephestia kuehniella Ameisen Schwarzgraue Wegeameise Pharaoameise Lasius niger Monomorium pharaonis Käfer Reismehlkäfer Speckkäfer Brotkäfer Tribolium spp. Dermestes spp. Stegobium paniceum Fliegen Stubenfliegen Fruchtfliegen Musca domestica Drosophila spp. Wespen Echte Wespen Vespinae Bedeutende Arten: Nager Nagetiere Arten Ratten Mäuse Wanderratte Hausratte Hausmaus Feldmaus Lateinisch Rattus norvegicus Rattus rattus Mus musculus Microtus arvalis Relevante Informationen zu den wichtigsten Schädlingen im LM-Bereich Deutsche Schabe Bedeutendster Hygiene- und (lt. Infektionsschutzgesetz) Gesundheitsschädling! (auch Material-) Aussehen: 11-14mm groß, flach, oval; Farbe lehmgelb bis braun, lange, fadenförmige Fühler Verbreitung: Einschleppung in Vorräten, Verpackungen etc. Bevorzugen warme (ab 20°C), feuchte Räume mit Nahrungsangebot -> LM-Betriebe, Krankenhäuser, Wäschereien, etc. Bewegung: Biologie: Nachtaktiv, bevorzugen Räume, in denen längere Zeit Dunkelheit herrscht. Tagsüber verstecken sie sich in Spalten & engen Ritzen. Können nicht fliegen, aber sehr schnell laufen, selbst über glatte, senkrechte Flächen. Geschlechtsreife: 100-250 Tage, Lebensdauer: einige Monate Fortpflanzung: Tragezeit 4 Wochen, Eipakete mit 20-45 Eiern (Eikapsel ist resistent gg. chemische Einflüsse!!) Nahrung: Schaben sind in der Nahrungswahl wenig anspruchsvoll. Allesfresser, schrecken selbst vor Artgenossen nicht zurück. Deutsche Schabe mit Jungtieren Befall Orientalische Schabe Bedeutendster Hygiene- und (lt. Infektionsschutzgesetz) Gesundheitsschädling! (auch Material-) Aussehen: Verbreitung: Größer als die Deutsche Schabe: Männchen 23 mm, Weibchen 25-28mm groß, Farbe: kastanienbraun bis glänzendschwarz Einschleppung in Vorräten, Verpackungen etc. Weniger an Wärme gebunden! Vorkommen meist in Bodennähe. Schaben: Hygiene- und Gesundheitsschädlinge Schaben sind Krankheitsüberträger, kommen bei der Nahrungssuche mit verschiedensten Krankheitserregern in Berührung -> Vektoren bei der Übertragung von Bakterien, Viren, Wurmeiern, toxinbildenden und humanpathogenen Pilzen; Zwischenwirte für Helminithen (Würmer) Möglichkeiten zur Verschleppung von Mikroorganismen: 1. Übertragung durch am Körper haftende Keime 2. Übertragung der Keime durch Ausscheidungen (Kot) oder erbrochenen Vormageninhalt Weitere Schäden: •Fraß •Verunreinigung der LM, Gebrauchsgegenstände, Oberflächen durch Häutungsreste, Kot und Vormageninhalt •Allergieauslöser (Stoffwechselprodukte, Häutungsreste) •Kurzschlüsse bei Gerätschaften Schaben: Prävention und Bekämpfung Prävention Bekämpfung „Integrated Pest Management“ durch den professionellen Schädlingsbekämpfer. „Integrated Pest Management“ durch den professionellen Schädlingsbekämpfer, bestehend aus: - Prävention - Monitoring (Nachweis von „Nicht-Befall“ oder Befall) - Behandlung/ Bekämpfung - Dokumentation Sauberkeit und Hygiene!! Dörrobstmotte Vorratsschädling Einer der wichtigsten Schädlinge der LMIndustrie (auch in Privathaushalten) Aussehen Motte: Wie „kleine Schmetterlinge“: in Ruhestellung schmales, spitzes Dreieck, Flügelspannweite 20mm, Farbe: Kopf- und Brustbereich sowie zwei Drittel am Ende der Vorderflügel kupferfarben/ rotbraun, dazwischen schmaler hellgrauer/ ockergelber Streifen Eier: zitronenförmig, weiß, Größe etwa 0,5 mm Larve: wirken fettig glänzend; unterschiedliche Färbung (abhängig von Nahrung): gelblich, rötlich, grau bis grünlich, Kopf braun; Länge: 15-17 mm, liegt geschützt in dichtem, etwa 7mm langen Gespinstkokon. Nahrung: Entwicklung: Biologie: Große Anpassungsfähigkeit und Nahrungstoleranz: Befällt bevorzugt Süsswaren sowie pflanzl. Produkte (Trockenfrüchte, Müsli, Nüsse, Getreide-/produkte etc.), aber auch Gewürze, frisches Obst etc.) Eiablage: wenige Std./Tage nach dem Schlüpfen: 200400 Stück einzeln oder in Haufen auf geeignetes Brutsubstrat/ an verpackte Lebensmittel. Fressphase: Die geschlüpften Larven beginnen unter ständiger Spinntätigkeit sofort mit der Nahrungssuche. Wanderphase: die verpuppungsreifen Raupen können weite Wege zurücklegen und spinnen sich in Ritzen/ Ecken (häufig „oben“) ein. Häutung zur Puppe, danach schlüpft der Falter Motten sind nachtaktive Insekten; Lebensdauer: 1-3 Wochen. Weibchen sondern zur Partnersuche ein Sexualpheromon ab, das die Männchen anlockt. Motten: Prävention und Bekämpfung Prävention Bekämpfung Wareneingangskontrolle insbesondere von Trockenwaren LM-Behälter verschlossen halten Gefährdete Ware dicht verschlossen halten Regelmäßige Reinigung von Regalen (Regalholme), Böden, Ecken, etc. Pheromonfallen im Rahmen eines Monitorings Integrated Pest Management Neue Bekämpfungsmethoden: - Biologische Bekämpfung durch Einsatz von Nützlingen - Thermische Bekämpfung im Umluftverfahren (Schädlingsbekämpfung durch kontrollierte Wärme) Motten: Vorratsschädlinge Die Dörrobstmotte ist ein Vorratsschädling. Schäden entstehen durch: • • • • Larvenfraß Häutungsreste Kot Verunreinigungen bzw. Verklumpungen der Ware durch Spinntätigkeit Fliegen Hygiene-/ Gesundheitsschädlinge Vorratsschädling Essigfliege, auch Fruchtfliege oder Obstfliege genannt Stubenfliege Stubenfliegen: Hygiene- und Gesundheitsschädlinge Verbreitung Beliebte Eiablage- und Entwicklungsorte: Plätze von organischen Substanzen tierischer oder pflanzlicher Herkunft: Wurst-/ Fleischwaren, Müllplätze, Dung-/ Komposthaufen, Tierkadaver (Mäuse etc.) Risiken und Schäden Fliegen sind Überträger von Krankheitserregern (z.B. Typhus, Ruhr, Sommerdiarröhen, Cholera). Bein-/ und Körperbehaarung bieten Erregern eine große Oberfläche und häufige Ortswechsel begünstigen die Übertragung von pathogenen Keimen. Folgeschäden an Lebensmitteln. Stubenfliegen Aussehen: Größe: etwa 6 mm, Facettenaugen Vorderflügel und Hinterflügel, die zu Schwingkölbchen zurückgebildet sind. Mundwerkzeug: „Rüssel“, laufen viel, sehr aktiv Entwicklung: • Entwicklungszeit (temperaturabhängig): 8-9 Tage, Puppenruhe: 3 Tage • Lebensdauer: 4-12 Wochen -> 300 bis 800 Eier je Weibchen Nahrungsaufnahme: Mit dem Rüssel tupft die Stubenfliege die Unterlage ab, wobei Speichel auf Nahrungspartikel ergossen wird. Die verflüssigte Nahrung wird aufgesogen. Essigfliegen Aussehen: Größe: etwa 3 mm, rote Augen, Kopf gelb, Brust gelbbräunlich, Hinterleib gelb-schwarz gestreift, langsamer Flug Larve/ Puppe: Larve: 1-4mm klein, gegen Kopfende spitz Tönnchenpuppe: 4-5mm lang, gelbbräunlich Entwicklung: •Lebenszeit d. Weibchen: rd. 40 Tage bis zu 400 Eier •Eiablage (schon 24 Std. nach der Begattung!): dort, wo Nahrung aufgenommen wird •Larvenschlupf: nach 2 Tagen, mehrere Häutungen, Verpuppung: nach 5-10 Tagen an einem trockenen, dunklen Ort •Entwicklungsdauer: temperaturabhängig Essigfliegen: Hygiene- und Gesundheitsschädlinge Verbreitung Die Imagines (erwachsenen Fliegen) suchen gärende Flüssigkeiten oder Stoffe, z.B.: Säfte, Bier, Wein, Essig, Früchte, faulendes Obst, Kompost; auch: zu feuchte Blumenerde, Kompost, Kaffeesatz, Fäkalien Im Privathaushalt: massenhaftes Auftreten ist lästig, Tiere schwirren umher und landen in Getränken und Esswaren. An reifen Früchten beschleunigen sie die Fäulnisbildung. In LM-verarbeitenden Betrieben, insbesondere Getränkeindustrie: •übertragen Mikroorganismen •können Fehlgärungen verursachen •Lebensmittel können durch Keimverschleppung verderben •bringen Obst schneller zum Faulen Essigfliegen Prävention Lagerung Obst/ Gemüse: •kühl lagern (unter 10° findet keine Entwicklung statt) •nach Möglichkeit in geschlossenen Behältern •Insektengitter (Maschenweite 0,6x0,6mm) verhindern Einflug von Aussen Hygiene: •Sauberkeit •„angegammelte“/ verdorbene Ware umgehend entfernen •Müllbehälter geschlossen halten •Müllbehälter häufig (mind. 2x täglich) entleeren und reinigen •Leergut/Kästen separat oder geschlossen lagern •Wasserabflüsse und Bodenabläufe nach Nutzung mit heißem Wasser spülen Essigfliegen Bekämpfung: Keine unkoordinierte Insektizid-Bekämpfung (Sprays etc.) im LM-Bereich! Professionelle Fruchtfliegenfallen zur Dezimierung: Ein geschlossener Behälter mit einer „attraktiven“ Flüssigkeit. Durch die kleine Öffnung finden die Tiere herein, aber nicht mehr heraus. Regelmäßige Kontrolle Gründlichste Reinigung vor Neubefüllung Wanderratte Aussehen: Kopf-/Rumpflänge: bis 28 cm -> größer & schwerer als die Hausratte, wirkt plumper Schnauze stumpfer, Augen kleiner, Ohren kürzer (!) Der Schwanz ist mit 13-22 cm, kürzer als der der Hausratte und nur schwach bemuskelt -> wird nachgeschleift Hausratte Aussehen: Kopf-/Rumpflänge: bis 24 cm Der Schwanz ist länger (18-25 cm) und übersteigt die Körperlänge! -> wird meist vom Boden erhoben getragen Wanderratten Hausratten Vorkommen: sehr häufig Vorkommen: wesentlich seltener Lebensweise: •können schnell laufen, gut klettern, schwimmen und tauchen (!). •Leben am Boden, bauen ausgedehnte Erdbaue, Gangsysteme häufig mit Kanalisation verbunden. •Separate Vorratsbauten nahe Futterquelle. •Dämmerungstiere •Bis zu 200 Tiere/ Rudel Lebensweise: •große Kletterkünstler •Keine Erdbaue: Nester meist im Dachgebälk, nutzen bestehende Spalten und Höhlen (Zwischenböden etc.) •sehr scheu, verbringen viel Zeit im Versteck, wärmeliebender •Rund 20 Tiere/ Rudel Nahrung: •Allesfresser; bevorzugen vegetarische Nahrung wie: Getreide(-produkte), Pflanzenteile, Obst, Gemüse) •Großer Wasserbedarf Nahrung: •Allesfresser; überwiegend pflanzlich (vorwiegend am Aufenthaltsort vorkommende Nahrung) •Geringerer Wasserbedarf Ratten: Vorrats- Gesundheits- und Hygieneschädlinge Ihre Ausscheidungen können Viren, Bakterien, Pilze und Würmer enthalten. Aus feuchten, oft unsauberen und keimbelasteten Lebensräumen verschleppen sie Keime in menschliche Lebensräume und können Krankheitsüberträger für Haus- und Nutztiere sein. Fraßschäden an Lebens-/futtermitteln: Angefressene Nahrung wird durch Verunreinigung mit Kot/ Urin und Keimen/ Krankheitserregern unbrauchbar. Rattenbefall in der Landwirtschaft und im Lebensmittelbereich ist g e f ä h r l i c h ! Ratten: Materialschädlinge Ratten sind auch Materialschädlinge! Durch ihre Nage- und Wühltätigkeit verursachen Ratten erhebliche Schäden an Mauern, Wänden, Böden, Rohren. Durch Kabelfrass können Kurzschlüsse und Brände entstehen. Um an Nahrung zu gelangen, zernagen Wanderratten Säcke, Holz, Kunststoffe und sogar Blei und Aluminium. Schäden durch Kabelfrass Ratten: Prävention und Bekämpfung Prävention Bekämpfung Große Bedeutung: Maßnahmen, die Zuwanderung der Ratten verhindern -> rattensichere Bauweise Ziel: vollständige Tilgung Beachtet werden müssen, neben der Art, zahlreiche Faktoren. Empfehlung: professionelle Schädlingsbekämpfer: Integrated Pest Management Bekämpfung erfolgt zum Großteil durch Fraßköder, Wirkstoff: Antikoagulantien (blutgerinnungshemmend) Individuelle Beratung durch Schädlingsbekämpfer Integrated Pest Management Mäuse Mäuse sind Vorrats- u. Materialschädlinge sowie Hygiene-/ Gesundheitsschädlinge Aussehen: Kopf-Rumpflänge: ca. 10 cm, Schwanz körperlang Farbe: grau, braun große Augen und Ohren Verbreitung: Die Besiedelung von Objekt zu Objekt erfolgt meistens passiv mit Warentransporten. Starker Mäusebefall ist auch am moschusartigen Geruch feststellbar. Lebensweise: Allesfresser, bevorzugt Cerealien, gering. Flüssigkeitsbedarf Dämmerungs- und nachtaktiv, in dunklen Räumen auch tagsüber aktiv; gute Kletterer, Springer, Schwimmer Biologie: Pflanzen sich in Gebäuden ganzjährig fort. Wurffolge ca. 4-wöchentlich, ein Weibchen kann bis zu 10x jährlich werfen. Höchstalter: 20 Monate Mäuse: Material- Vorrats- und Hygieneschädlinge Mäuse verderben Lebensmittel durch abgesetzten Kot, Urin und Haare. -> ca. 50-60 Kotballen/ Tag! Sie übertragen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten, die beim Menschen Krankheiten verursachen können. Durch Fraßtätigkeit und –gewohnheit verursachen sie größte Materialschäden oder technische Defekte. Was können Sie tun? Schädlingsfeindliche Situationen schaffen !! Hygiene Bauliche Maßnahmen Organisatorische Maßnahmen Hygiene Regelmäßige Abfallentsorgung Bodenbereiche - auch unter Regalen - regelmäßig reinigen Vermeidung von Rückzugsbereichen, wie Palettenstapel etc. Bereich Retouren sauber halten Bauliche Maßnahmen Türen und Tore nagersicher machen (Gummilippen) Umlaufende Dehnungsfugen Boden/Wand nachhaltig verschließen Leitungsschächte, Wanddurchbrüche verschließen Wände ringsum zugänglich machen Organisatorische Maßnahmen Wareneingangskontrolle Lagerverweilzeiten beobachten Offene Türen und Tore vermeiden Bodenfreiheit (keine Lebensmittel/ Ware am Boden lagern) Mitarbeiterschulungen Fazit Die Gefahren und Schäden durch Schädlingsbefall im Lebensmittelbereich sind vielfältig und umfangreich: • Gesundheitsschäden bei Mitarbeitern und Verbrauchern • Fraßschäden an Lebensmitteln und Vorratsgut • Verunreinigung und sensorische Schäden an Lebensmitteln und Vorräten • Verunreinigung von Maschinen und Inventar • Verursachung technischer Defekte (Brandgefahr, Ausfall) • Zerstörung von Bausubstanz, Materialien etc. • Strafen und Betriebsschließung • Imageschäden Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Referent: Rudi Weikert E-Mail: [email protected] Telefon: 0911 504999-0 Web: www.apc-ag.de