Differentialdiagnose und Indikation zur Psychotherapie

Werbung
Dr. med. Katharina Freudenthal
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie | Fachärztin für Allgemeinmedizin
Feuerhausstraße 36, 82256 Fürstenfeldbruck | Tel. 08141 9 26 54 | [email protected] | www.dr-freudenthal.de
Theoretische und behandlungstechnische Grundlagen
in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie
für Ärzte in Weiterbildung
SS 2014
Differentialdiagnose und Indikation zur Psychotherapie
Vom Erstgespräch zur Diagnose
Der Therapeut verbindet die vom Patienten geschilderte Symptomatik, sowie dessen Angaben
zur Lebensgeschichte mit den Therapiekonzepten, nach denen er arbeitet, und gelangt so zu
diagnostischen Hypothesen.
Diagnostik auf verschiedenen Ebenen
1. Welcher unbewusste innerpsychische Triebkonflikt liegt vor, bzw welcher dominiert?
Grundkonflikte: - Grundkonflikt der Nähe
- Der depressive Grundkonflikt
- Grundkonflikt der Autonomie
- Grundkonflikt der Identität
– der ödipale Konflikt
2. Auf welchem Ich-strukturellen Niveau befindet sich der Patient?
Ich-Struktur = Struktur des Selbst in Beziehung zum anderen
Zeigt sich in:
- Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung
- Fähigkeit zur Selbststeuerung
- Fähigkeit zur Abwehr
- Fähigkeit zur Objektwahrnehmung
- Fähigkeit zur Kommunikation
- Fähigkeit zur Bindung (nach OPD=Operationalisierte Psychodynamische
Diagnostik)
3. Wie gut entwickelt ist die Selbstwertregulation?
– positiv besetztes, differenziertes Selbstbild oder Vorherrschen von kompensatorischen
Strukturen (falsches Selbst) und Abwehrmechanismen wie Idealisierung und Entwertung –
4. Liegen Traumafolgestörungen vor ?
– Wiedererleben traumatischer Inhalte in flashbacks oder Träumen, Hyperarousal, emotionale
Taubheit –
15.03.2014
Seite 1 von 2
5. Liegen schwere somatische Erkrankungen, psychosomatische Störungen oder
Essstörungen vor?
Die hierbei gefundenen Diagnosen samt ihrer gegenseitigen Beeinflussung ergibt die
Gesamtdiagnose.
Differentialdiagnose bedeutet die Erörterung der verschiedenen möglichen Hypothesen,
die die Symptomatik erklären könnten, und die Wertung ihrer Wahrscheinlichkeit.
Indikation zur Psychotherapie
Psychotherapie als allgemeine
Lebenshilfe oder Selbsterfahrung
Psychotherapie als Kassenleistung
bei psychischer Krankheit
„Erkrankung im Sinne der
Psychotherapie-Richtlinien“ G-BA
Auszug aus den Psychotherapierichtlinien:
§1 Psychotherapie als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
Psychotherapie kann im Rahmen dieser Richtlinie erbracht werden, soweit und solange eine seelische Krankheit
vorliegt.
§2 Seelische Krankheit
1. In dieser Richtlinie wird seelische Krankheit verstanden als krankhafte Störung der Wahrnehmung, des
Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktionen. Es gehört zum Wesen
dieser Störungen, dass sie der willentlichen Steuerung durch die Patientin oder den Patienten nicht mehr oder
nur zum Teil zugänglich sind.
2. Krankhafte Störungen können durch seelische oder körperliche Faktoren verursacht werden; sie werden in
seelischen und körperlichen Symptomen und in krankhaften Verhaltensweisen erkennbar, denen aktuelle Krisen
seelischen Geschehens, aber auch pathologische Veränderungen seelischer Strukturen zugrunde liegen können.
3. Seelische Strukturen werden in dieser Richtlinie verstanden als die anlagemäßig disponierenden und
lebensgeschichtlich erworbenen Grundlagen seelischen Geschehens, das direkt beobachtbar oder indirekt
erschließbar ist.
4. Auch Beziehungsstörungen können Ausdruck von Krankheit sein; sie sind für sich allein nicht schon Krankheit
im Sinne dieser Richtlinie, sondern können nur dann als seelische Krankheit gelten, wenn ihre ursächliche
Verknüpfung mit einer krankhaften Veränderung des seelischen oder körperlichen Zustandes eines Menschen
nachgewiesen wurde.
Frage an den Patienten: „Worunter leiden Sie?“
Symptomatik von Krankheitswert z.B.: Angst, Schlafstörung, mangelnde Impulskontrolle,
körperliche Schmerzen psychischer Genese, Sucht, Suizidalität
Differentialindikation für die drei im GKV – System bezahlten Therapieverfahren:
• Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie
• nach Vorliebe des Patienten, Introspektionsfähigkeit, Differenziertheit und Krankheitsbild
• „Psychodynamische Verfahren“ sind tiefenpsychologisch fundierte und analytische
Psychotherapie.
• Der analytischen Therapie ist der Vorzug zu geben, wenn strukturelle Veränderungen angestrebt
werden, und wenn sich die Störung über weite Bereiche des Lebens und der Persönlichkeit
erstrecken.
--Nachmittag: Übung an Fallbeispielen im Stellen von Differenzialdiagnose und Behandlungsindikation
15.03.2014
Seite 2 von 2
Herunterladen