Wissenschaft & Forschung Graduiertenkolleg Neurowissenschaften Betreuungskonzept während der Promotionsphase gewährleistet hochwertige Ausbildung Interdisziplinäre Weiterbildung im Fachgebiet der Neurowissenschaften bietet an der Universität Mainz das DFG-Graduiertenkolleg 1044 „Entwicklungsabhängige und krankheitsinduzierte Modifikationen im Nervensystem“ an. Gegründet im Juli 2004 durch Prof. Dr. Heiko Luhmann fördert das Graduiertenkolleg (GRK) 1044 inzwischen insgesamt 32 Promotionsstudierende verschiedener Fachbereiche. Die alljährlichen Jahresarbeitstreffen sind dabei eine wichtige Komponente dieser inhaltlich und methodisch breit gefächerten Ausbildung in den Neurowissenschaften. In einer Vortragsreihe berichteten die jungen Wissenschaftler/innen dort über die Fortschritte ihrer Dissertation. Außerdem nahmen an der Veranstaltung auch drei Gastprofessoren teil, die ihre neuesten Forschungsergebnisse vorstellten. Es waren Prof. Dr. Eckhard Friauf von der Technischen Universität Kaiserslautern, Prof. Dr. Christiane Thiel von der Universität Oldenburg und Prof. Dr. Wolfgang Driever von der Universität Freiburg. Ziel ist neben der forschungsorientierten Ausbildung auch die Förderung von Auslandsaufenthalten in Partnerlabors. Der normale Alltag für die Studierenden des GRK 1044 in Mainz besteht aus regelmäßigen Vorlesungen der beteiligten Arbeitsgruppen sowie aus Vorträgen von Professoren anderer Universitäten, die von den Studierenden eingeladen werden. Außerdem umfasst das GRK ein Training in den sogenannten soft skills. Die Teilnehmer belegen dazu zum Beispiel Methodik-, Rhetorik-, Präsentationsund Statistikkurse. Die Forschungsfragen werden unter Anwendung modernster molekularbiologischer, zellphysiologischer und klinischer Techniken, einschließlich bildgebender Verfahren, bearbeitet. Ein enges und kontinuierliches Betreuungskonzept während der gesamten Promotionsphase gewährleistet zudem eine zügige und qualitativ hochwertige Ausbildung in den Neurowissenschaften. Ziel ist neben der forschungsorientierten Ausbildung auch die Förderung von Auslandsaufenthalten in Partnerlabors. Insgesamt nehmen neben Biologen und Medizinern auch Biotechniker, Psychologen, Pädagogen und Pharmazeuten an dem interdisziplinären Projekt teil. Die Themen der einzelnen Doktorarbeiten erstrecken sich dabei über ein weites Feld der Neurowissenschaften, angefangen von der Entwicklung des Nervensystems der Taufliege Drosophila melanogaster bis hin zur Erforschung komplexer neurologischer Erkrankungen. So untersucht Diplom-Pädagogin Henrike Becker aus der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Gerhard Technau die Vorläufer von Nervenzellen in verschiedenen Körpersegmenten der Taufliege und Diplom-Psychologe Markus Breimhorst aus der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Frank Birklein analysiert die Schmerzwahrnehmung bei gesunden Probanden. Mit Gliazellen – sie umgeben und schützen die Nervenzellen im Gehirn – beschäftigt sich die Gruppe um Prof. Dr. Jacqueline Trotter und in der Arbeitsgruppe von Heiko Luhmann versucht Birgit Nimmervoll herauszufinden, welche entzündungsbedingten Prozesse zum Absterben der Neuronen in der Großhirnrinde von Mäusen führen. In den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Christian Behl und 13 Prof. Dr. Uwe Wolfrum werden Erkrankungen des Nervensystems erforscht, wie etwa die Amyotrophe Lateralsklerose und das Usher-Syndrom, das zu Hörund Sehbehinderung führt. Prof. Dr. Beat Lutz und Dr. Krisztina Monory untersuchen an Tiermodellen die Cannabinoid-Rezeptor-gekoppelte Signaltransduktion in GABAergen und glutamatergen Neuronen (siehe dazu auch JOGU 204 vom Mai 2008). Finanziell greift das Graduiertenkolleg den Promovierenden ebenfalls unter die Arme. Eine direkte Förderung der Doktorarbeit über ein Stipendium ist genauso möglich wie verschiedene kleinere Finanzspritzen. So können beispielsweise während der Promotionszeit anfallende Materialkosten zum Teil durch das Graduiertenkolleg gedeckt werden und auch für Reisekosten zu Tagungen und Kongressen steht Geld zur Verfügung. Sogar wissenschaftlich bedingte Auslandsaufenthalte werden unterstützt. Gefördert wird das Graduiertenkolleg durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur. Im Juli 2008 wurde das GRK 1044 nun für eine weitere Förderungsperiode von viereinhalb Jahren erfolgreich evaluiert. Damit stellt es auch zukünftig einen wichtigen Baustein innerhalb des neurowissenschaftlichen Schwerpunkts an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz dar. Frank ERDNÜSS ■ [JOGU] 210/2009