B7-III Geflügel vermehren

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B7-III Geflügel vermehren
Lehrmittel für die berufliche Grundbildung
der Geflügelfachfrau, des Geflügelfachmannes
3. Lehrjahr
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
Inhalt
3.2.2 Bruteier korrekt lagern
20
3.2.3 Bruteier vorwärmen
21
1.2.1 Die Anforderungen an die Legehybriden ­definieren 8
3.2.4 Bruteier desinfizieren 3.3 Die Vorbrut durchführen
21
22
1.2.2 Leistungskriterien von Legehybriden beurteilen 9
3.3.1 Die Bruteier einlegen
22
1.2.3 Verhaltenskriterien von Legehybriden beurteilen
1.3 Masthybriden wählen und beurteilen
10
11
1.3.1 Anforderungen an die Masthybriden definieren
11
3.3.2 Die optimalen (Vor-)Brutbedingungen ­
gewährleisten 3.4 Die Schlupfbrut durchführen 23
26
1.3.2 Leistungskriterien von Masthybriden beurteilen
12
3.4.1 Eier durchleuchten (schieren)
26
2
Bruteier produzieren
2.1 Elterntiere korrekt aufziehen, halten
und füttern 14
3.4.2 Bruteier umlegen und in den Schlupfbrüter
bringen26
14
2.1.1 Elterntiere aufziehen 14
3.4.3 Optimale Bedingungen bei der Schlupfbrut ­
gewähren27
2.1.2 Elterntiere in geeigneten Systemen halten
15
2.1.3 Elterntiere korrekt füttern
1. Geeignete Zuchtprodukte wählen
1.1 Genetik und Herkunft des Geflügels wählen
1.2 Legehybriden wählen und beurteilen
5
5
7
15
3.4.4 Den Schlupf überwachen und Küken
­herausnehmen
3.5 Küken sortieren und vorbereiten
29
30
2.1.4 Elterntiere gesund erhalten und impfen 15
3.5.1 Küken sortieren nach Lebensfähigkeit
30
2.1.5 Den richtigen Anteil Hähne in der Herde halten
2.2 Bruteier sammeln
16
16
3.5.2 Küken sortieren nach Geschlecht
30
3.5.3 Aussortierte Küken korrekt töten
31
2.2.1 Bruteier hygienisch gewinnen
16
3.5.4 Küken impfen
31
3.5.5 Schnäbel der Küken touchieren
32
3.5.6 Küken korrekt halten und transportieren
3.6 Den Bruterfolg überwachen
32
33
2.2.2 Bruteier sortieren und transportieren
17
2.3 Das Alter der Elterntiere in der Planung
berücksichtigen18
3
Küken erbrüten 3.1 Maximale Hygiene in der Brüterei ­garantieren
3.2 Die Bruteier vorbereiten
19
19
20
3.2.1 Bruteier sortieren und auf Horden legen
20
B7-III 3
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
Auszug aus
Die aufwendige und wissenschaftlich hochstehende Basis- und Hybridzucht wird grösstenteils von wenigen, welt­weit tätigen Zuchtunter- "1.1 Genetik und Herkunft des
nehmen betrieben. Das Ergebnis dieser Zuchtarbeit, die Elterntiere, Geflügels wählen"
werden als Küken weltweit vermarktet. Diese Elterntiere produzieren
später die Bruteier, aus denen die Endprodukte der Kreuzung schlüpfen.
Mit diesen Endprodukten könnte man zwar weiterzüchten – im Ge­
gen­satz zu einer weit verbreiteten Meinung sind Hybridtiere normal
vermehrungsfähig –, die Nachkommen würden aber uneinheitliche
Eigenschaften aufweisen (genetische Aufspaltung) und der Heterosiseffekt ginge nach den ersten Generationen verloren. Deshalb kaufen
die Vermehrungsbetriebe von den Zuchtorganisationen laufend neue
Elterntiere zu, die natürlich auch den genetischen Zuchtfortschritt mit
sich tragen.
Organisation der Hybridzucht
Reine Linien
A
A
B
B
C
C
D
D
Grosseltern
A
B
C
D
Import von Elterntieren
(Eintagesküken) in die Schweiz
Eltern
CD
AB
Endprodukt
ABCD
ABCD
ABCD
In der Schweiz wird nicht gezüchtet, sondern nur vermehrt. Im Bild eine Vierlinien­
kreuzung, wie sie bei Legelinien praktiziert wird. Bei Mastlinien sind Dreilinienkreuzungen üblich (Hennen-Reinzuchtlinien mit genügend hoher Legelei­stung für die Bruteierproduktion und Hähnelinie mit hervorragender Mastleistung).
© Lohmann Tierzucht, Cuxhaven (D)
B7-III 6
⎫
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎬ Ausländische Zuchtfirma
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎭
⎫
⎪
⎪
⎪
⎪ Vermehrung in der Schweiz
⎬
⎪ (Elterntierbetrieb)
⎪
⎪
⎪
⎭
Brüterei/Aufzuchtbetrieb
⎫
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎬ Legebetrieb
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎭
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
1.2.1Die Anforderungen an die Legehybriden
d
­ efinieren
Die wichtigste Anforderung an die Legehybriden ist die wirtschaftliche
Produktion von möglichst vielen vermarktungsfähigen Eiern. Je nach
Rahmenbedingungen des Betriebs, wie z.B. Eier­
ver­
marktung oder
Haltungsform, kann sich aber die eine oder andere Hybridherkunft
besser eig­nen.
Auf die Leistungsbereitschaft, Qualität und Eignung der Junghennen
hat auch die Aufzucht einen grossen Einfluss. Deshalb ist die Wahl
einer seriösen und erfahrenen Vermehrungsorganisation ebenso wichtig wie die Wahl der Hybride.
Die nachfolgende Tabelle zeigt auf, bei welchen Rahmenbedingungen
welche Anforderungen bei der Wahl einer Legehybride oder eines
Aufzuchtbetriebes entscheidend sind.
Rahmenbedingungen und Anforderungen bei der Wahl der Legehybride
bzw. des Aufzuchtbetriebes
Rahmen­
bedingung
Anforderungen
Eierver­marktung
• Werden braune oder weisse Eier besser vermarktet?
(weisse, braune, gemischte Herde?)
• Wie können Kleineier und Grosseier vermarktet werden?
(Hybride mit «idealem» Eigewicht.)
• Bestehen Vorgaben seitens des Eierabnehmers oder des Produktionsprogrammes/Labels bezüglich Schalenfarbe, Jung­
hennenlieferant oder Elterntiere? (Für «SuisseGarantie» müssen
z.B. die Elterntiere in der Schweiz gehalten werden.)
Bedeutung
• Wie wichtig sind die Leistungskriterien? (In grossen Beständen
der Eier­produktion
sind die wirtschaftlichen Kriterien wichtiger als in bäuer­lichen
Kleinbeständen.)
• Wie wichtig sind die Gefiederfarbe oder das Verhalten der
­Hennen? (Z.B. «schöne» oder «zutrauliche» Hennen für die
­bäuerliche ­Direktvermarktung.)
Haltungs­form
• Freilandhaltung oder Stallhaltung? (Braune Hybriden nutzen
­einen Weideauslauf eher besser; zudem wird das braune Ei vom
Konsumenten eher mit «Freiland» assoziiert.)
• Gewisse (hohe) Volierensysteme oder Nester werden von weis­
sen Tieren teilweise besser genutzt als von braunen.
• Im Aufzuchtbetrieb sollten ähnliche Einrichtungen vorhanden
sein wie im Legestall (Volieren-Aufzuchtstall für Volieren-Legestall).
Herdenplanung
• Wie lange ist die geplante Legedauer der Hennen? (Weisse Hybriden eignen sich dank guter Persistenz eher für eine längere
Legedauer.)
Herden­grösse
• Idealerweise stammen alle Legehennen ­einer Herde aus der­
selben Aufzucht; dies erfordert eine entsprechende Grösse der
Aufzuchtherde.
B7-III 8
Auszug aus
"1.2 Legehybriden wählen"
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
1.3.2Leistungskriterien von Masthybriden beurteilen
Auszug aus
"1.3 Masthybriden wählen"
Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen der Mastleistung
und der Schlachtleistung. Die Mastleistung (Zuwachs, Futterverwertung, Abgänge, Qualitätssortierung) ist wichtig für den Mäster; sie
beeinflusst die Wirtschaftlichkeit der Mast bzw. die Produktionskosten
je Kilogramm Lebendgewicht. Die Schlachtkörperqualität (Schlachtund Zerlegungsausbeute) ist bei der Verarbeitung und Vermarktung
des Geflügels von grosser Bedeutung.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Leistungs- und Qualitätskriterien beim Mastgeflügel sowie einige Kennzahlen bei exten­
siven (langsam wachsenden) und intensiven (schnell wachsenden)
Hybriden. Diese Kriterien werden sowohl zur Beurteilung der Leistung
einer Mastherde als beim Vergleich von verschiedenen Hybriden herangezogen.
Wichtige Leistungs- und Qualitätskriterien von Masthybriden sowie Kennzahlen
Merkmal
Bemerkungen
Intensive Hybriden
(in 37 Tagen) 4
Extensive Hybriden
(in 56 Tagen) 4
Gewichts­zuwachs1, • Die Gewichtszunahme bestimmt das Mast­endgewicht und die ca. 60 g pro Tag
Mastend­gewicht
maximale Tierbelegung bei gegebener Mastdauer bzw. die
Mastdauer bei einem gegebenen Zielgewicht.
ca. 2,3 kg
• Das Mastendgewicht ist für den Erlös der Mast entscheidend
(in den meisten Fällen wird ein Preis pro Lebend­gewicht ausbezahlt).
30–44 g/Tag
Futter­verwertung 1
ca. 1,68 kg Futter
• Wichtiges wirtschaftliches Kriterium, da der Futterverbrauch
knapp die Hälfte der Produktionskosten ausmacht.
je kg Lebend­gewicht
• Die Futterverwertung nimmt mit zunehmender Mastdauer zu
(siehe nachfolgende Grafik), weil weniger Protein und mehr
Fett angesetzt werden.
• Wird durch die Mortalität beeinflusst (gesamter Futterverbrauch wird auf das Endgewicht der «überlebenden» Tiere abgewälzt).
ca. 2,1 kg Futter
je kg Lebend­gewicht
Mortalität 1
(Sterblich­keit)
• Wird massgeblich durch die Anfälligkeit auf Darmerkrankun- 2–4%
gen sowie auf Bein- und Kreislaufprobleme bestimmt.
• Hybriden mit einem sehr hohen Wachstum haben in der Regel
höhere Abgänge (Bein- und Kreislaufprobleme).
• Beeinflusst die Wirtschaftlichkeit direkt über das fehlende
Lebend­gewicht.
1–2%
Produktions­zahl 1
• Kombiniert die drei wichtigsten Kennziffern wie Zuwachs,
Futter­verwertung und Mortalität.
350–400
140–205
Schlacht­körper­
qualität 2
• Für die Vermarktung sind eine hohe Schlachtausbeute und
eine hohe Zerlegungsausbeute (vor allem hoher Anteil Brustfleisch) erwünscht.
Schlacht- und Zerlegungsausbeute sind bei
schnell wachsenden Hybriden höher als bei
langsam wachsenden.
1,8–2,45 kg
• Bein- und Kreislaufprobleme können minderwertige Schlacht- Bein- und Kreislaufprobleme kommen bei
körper verursachen (Kümmerer bei Beinproblemen, Ascites bei schnell wachsenden Hybriden häufiger vor
Kreislaufproblemen).3
als bei langsam wachsenden.
1
Definitionen siehe Produktion planen und auswerten, 3.2.1.
Siehe auch Qualität der Produkte, 5.1.
3
Siehe auch Geflügel gesund erhalten, 3.2.4.
4
Stand 2012.
2
B7-III 12
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
Auszug aus
"1.3 Masthybriden wählen"
Die nachfolgenden Grafiken und Bilder zeigen den Verlauf von Lebendgewicht und Futterverwertung in Abhängigkeit von der Mastdauer sowie die Unterschiede in der Schlachtkörperqualität von verschiedenen Hybriden.
Wachstum und Futterverwertung von Mastpoulets
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
–
7
14
21
28
35
42
49
Lebendgewicht extensive Hybride
Lebendgewicht intensive Hybride
Futterverwertung intensive Hybride
Futterverwertung extensive Hybride
56
63
Alter in Tagen
Lebendgewicht und Futterverwertung schnell wachsender (intensiver) und langsam
wachsender (extensiver) Poulets (Stand 2011).
Schnell wachsendes Poulet.
Auszug aus
"2. Bruteier
Langsam
wachsendes erzeugen"
Hahn einer braunen
Poulet.
© K. Damme, Lfl
Vergleich der Schlachtkörper vierwöchiger Tiere
Lege­rasse.
Vergleich des Schlachtkörperquerschnitts
Hahn einer Lege­rasse.
Schnell wachsendes Poulet.
B7-III 13
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
2.1.5Den richtigen Anteil Hähne in der Herde halten
Auszug aus
"2. Bruteier erzeugen"
Eine genügende Anzahl aktiver, befruchtungsfähiger Hähne mit guter
Spermienqualität hat den grössten Einfluss auf den Bruterfolg: Über
90% des Bruterfolgs basieren bei korrekter Bruteierlagerung und Bruttechnik auf der Befruchtungsrate, d.h. dem Anteil der befruchteten
Eier am Gesamtgelege.
Werden in der Herde zu wenige Hähne gehalten, ist der Anteil der
Hennen, die nicht begattet werden, höher. Werden zu viele Hähne
gehalten, nehmen die Rangkämpfe (mit entsprechenden Verletzungen) unter den Hähnen zu. Bezüglich des Anteils von Hähnen in der
Herde gelten folgende Richtgrössen:
Bei der Begattung («Treten») werden die
• Lege-Elterntiere: 8–9%
Kloaken von Hahn und Henne zusammengepresst. Beim Hahn führen die Samenlei• Masteltern:
8,5–9,5%
Da die Aktivität der Hähne mit zunehmendem Alter abnimmt, können
einer älteren Herde junge Hähne einer anderen Aufzucht beigefügt
werden (dies wird bei Masteltern häufig praktiziert). Eine vorgängige
Durchmusterung der alten Hähne, wie dies von den Zuchtorganisationen teilweise empfohlen wird, braucht aber sehr viel Erfahrung, um die
guten (aktiven) von den schlechten Hähnen unterscheiden zu können.
2.2 Bruteier sammeln
Bei der Sammlung und Lagerung der Bruteier geht es in erster Linie
darum, die Kontamination mit Keimen zu verhindern und das Über­
leben des befruchteten Keims zu gewährleisten.
ter von den beiden Hoden zur Kloake; ein
eigentliches Begattungsorgan fehlt. Die
Sa­menzellen gelangen nach der Begattung
in den unteren Teil des Eileiters der Henne
und wandern, unter­stützt durch Eigenbewegung des Eileiters, bis zum Eileitertrichter hinauf, wo sie bis zu zwei Wochen lang
befruch­tungsfähig bleiben. Deshalb entstehen noch mehrere Tage nach einer
­Begattung befruchtete Eier.
Ein Hähne-Anteil von 9% bedeutet
9 Hähne auf 100 Hennen.
2.2.1Bruteier hygienisch gewinnen
Die Sauberkeit der Bruteier bzw. eine möglichst geringe Keimzahl auf
der Schale ist das wichtigste Element bei der Bruthygiene (siehe auch
3.2.4).
Das frisch gelegte Brutei ist noch feucht. Schmutz und somit Keime aus
der Umgebung können an der Schale anhaften. Die Abkühlung des
körperwarmen Eies erzeugt zudem einen Unterdruck, der das Eindringen der Keime ins Innere des Eies via Schalenporen erleichtert. Ebenfalls erleichtert wird dies durch Feuchtigkeit auf der Schalenober­fläche,
z.B. bei Kondenswasser.
Um die Keimbelastung der Bruteier zu minimieren, sind folgende
Punkte zu beachten
• Boden- und Schmutzeier minimieren (siehe Geflügel halten, 1.2.3);
• Bruteier täglich mindestens zwei bis drei Mal pro Tag sammeln,
Bodeneier wegen der höheren Keimbelastung sogar vier bis sechs
Mal;
• Bodeneier und Schmutzeier separat sammeln und so rasch als
möglich korrekt waschen/reinigen, damit nicht Keime über die
Schalenporen ins Ei dringen bzw. nicht für die Brut verwenden;
• Allenfalls Bruteier schon auf dem Betrieb das erste Mal desinfizieren (in der Regel werden sie spätestens in der Brüterei desinfiziert;
siehe 3.2.4).
B7-III 16
E Qualität und Mikrobiologie der Eier
sowie deren korrekte Sammlung und
Reinigung siehe auch Qualität der
Produkte, Abschnitt 3.
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
• Eier mit beweglicher Luftkammer (erste Lungenatmung des Kükens
im Ei nicht möglich).
Auszug aus
"2. Bruteier erzeugen"
Der Transport der Bruteier in die Brüterei soll schonend, ohne Erschüt- E Korrekte Lagerung der Bruteier
siehe 3.2.2.
terungen und ohne abrupte Temperaturschwankungen (Kondenswasserbildung, Absterben des Embryos) erfolgen.
2.3 Das Alter der Elterntiere in der Planung
berücksichtigen
Mast-Elterntiere werden in der Regel 10 bis 11 Legeperioden (60–64
Alterswochen) gehalten, Lege-Elterntiere 11 bis 12 Legeperioden
(64–68 Alterswochen).
E Planung der Kükenproduktion
siehe auch Produktion planen und
auswerten, 2.1 und 3.1.
Mit zunehmendem Alter der Elterntier-Herde finden die folgenden
Veränderungen statt, die in der Planung der Brüterei zu berücksich­
tigen sind:
• die Lege­leistung nimmt ab;
E Definition und Berechnung
• die Schlupfrate nimmt bis ca. zur 35. Alterswoche zu und danach
der Schlupfrate siehe 3.6.
ab;
• das Eigewicht nimmt zu; junge Eltern-Herden legen kleinere Eier,
aus denen leichtere Küken schlüpfen (haben in der Startphase
­weniger Reserve);
• der Anteil bruttauglicher Eier nimmt zuerst zu (weniger Kleineier)
und danach ab (mehr Knick- und Brucheier).
Legeleistung und Schlupfrate
Prozent
100
95
90
85
80
75
70
65
60
55
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
20
22
24
26
28
30
32
34
36
38
40
42
44
46
48
50
52
54
56
58
60
62
64
66
68
Alterswochen
Legeleistung und Schlupfrate von Lege- und Mastelterntieren. Die Legeleistung der
­Elternhennen ist bei den Legelinien vergleichbar mit jener ihrer Endprodukte, den Legehennen. Mast-Elterntiere hingegen produzieren wegen der negativen genetischen Be­
ziehung zwischen Legeleistung und Zuwachs bedeutend weniger Eier.
B7-III 18
% Legeleistung Legeeltern
% Schlupfrate
% Legeleistung Masteltern
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
Auszug aus
"3. Küken erbrüten"
Bruteier in den Vorbrüter einlegen
Die Hordenwagen sind vor der Einlage korrekt mit der Herkunft –
wenn nicht bereits vor der Lagerung erfolgt – sowie mit dem voraussichtlichen Schlupfdatum und der Anzahl Eier zu kennzeichnen. Dies
ermöglicht die termingerechte Umlage der Bruteier und die Rück­
verfolgbarkeit der geschlüpften Küken bis zur Elterntierherde.
Damit die Wärmeverteilung im Brutraum gleichmässig ist, sollen die
neu eingelegten Bruteier gleichmässig im Vorbrutraum verteilt werden
(Eier in einem späteren Brutstadium produzieren mehr Eigenwärme).
Es ist zu kontrollieren, dass die Wagen korrekt in den Wendemechanismus (siehe Bild) eingeklinkt und gesichert sind. Der Vorbrüter wird so
rasch als möglich wieder geschlossen und die Steuerung auf Normalbetrieb gestellt. Nach dem Start des Brüters regelmässig Temperatur In den Hordenwagen im Vorbrüter werden
und Luftfeuchtigkeit überprüfen (optimale Werte siehe zweite Tabelle die Bruteier stündlich von einer in die andere Schräglage gewendet. Dies verhinunter 3.3.2).
dert das Ankleben des Embryos an der Eischale.
Kleines Bild: Automatischer Wendemecha­
nismus an der Decke des Vorbrüters, wo
die Hordenwagen eingeklinkt werden.
3.3.2Die optimalen (Vor-)Brutbedingungen
g
­ ewährleisten
© Animalco, Staufen
Die optimalen Brutbedingungen werden durch die vier Brutfaktoren
Temperatur, Feuchtigkeit, Belüften und Eierwenden gegeben. Die Bedeutung dieser vier Brutfaktoren ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.
3
2
2
3
1
4
4
1 Ventilator
2 Heizung
3Kühlung
4 Befeuchtung (Lamellentrommel,
die sich im Wasserbehälter dreht)
Blick in einen Vorbrüter mit automatischer Temperatur- und Feuchtigkeitssteuerung, Ventilation und Eierwendung.
B7-III 23
© Animalco, Staufen
Die Eier sind nur in einen korrekt gewaschenen, desinfizierten und
funktionstüchtigen Brüter einzulegen (allgemeine Regeln zur Reinigung und Desinfektion siehe auch Geflügel gesund erhalten, 1.1.8).
III Geflügel vermehren
B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten
Brutfaktoren und deren Bedeutung bei der Embryonalentwicklung
Brutfaktor
Bedeutung
Temperatur
• Wichtigster Faktor für die Embryonalentwicklung.
• Eine leicht tiefere Bruttemperatur verlängert die Brutdauer; eine
kurzfristige Überhitzung ist gefährlicher als eine kurzfristige
Unterkühlung (43 °C während 6 h tötet alle Embryo­nen ab).
• Uneinheitliche Temperaturen vergrössern das Schlupffenster
(siehe 3.4.4).
• Ab dem 12. Bruttag erzeugt der Embryo zunehmend Eigenwärme
(Kühlen statt Heizen in der letzten Brutphase).
Luftfeuchtigkeit
• Beeinflusst in der Vorbrut die Grösse der Luftkammer (ist für die
erste Atmung des Kükens in der Schale wichtig).
• Eine ausreichend hohe Feuchtigkeit beim Schlupf verhindert das
Austrocknen der Schalenhäute (sind trocken schwer zu durchstos­
sen) und das Austrocknen und Festkleben der Küken.
• Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit lange vor dem Schlupf verschlech­
tert die Durchlässigkeit der Schale beim Gasaustausch (Atmung).
• Feuchte Luft speichert mehr Wärme (höhere Enthalpie) und sorgt
für ausgeglichene Temperatur im Brüter.
Belüftung
• Dient der Zufuhr von Sauerstoff und der Abfuhr von Atemgasen
des Kükens (CO2 und Wasserdampf).
• Der Sauerstoffbedarf des Embryos ist während der ersten 7–10
Tage tief, steigt dann bis zum 17. Tag rasch an ( vermehrte Lüftung notwendig).
Wenden der Eier • Verhindert das Ankleben des Embryos an der Eischale und das
Zusammenkleben der den Embryo umgebenden Membranen
(wichtig für ungehinderte Embryonalentwicklung).
• In den ersten 12 Bruttagen wichtig, danach nicht mehr, weil der
Embryo grösser wird (die Wendung erfolgt deshalb nur im Vorbrüter).
Ideale Brutbedingungen in der Vorbrut
• Temperatur: rund 37,8 °C (99,6–99,9 °F) 1
• Relative Luftfeuchtigkeit: ca. 53% (52–54 %);
bzw. ca. 85 °F am feuchten Thermometer1
• Wendung: stündlich
• Öffnung der Luftklappen: 8–25%; (je nach Brüter, Bruttag und Belegung)
1
Angabe in °F (Grad Fahrenheit) siehe nachfolgender Text.
Die korrekte Führung der Brutfaktoren ist auch vom Typ der Brutanlage
abhängig (die Anleitungen der Brutanlagen berücksichtigen). Wichtig
ist in jedem Fall die korrekte und genaue Messung von Temperatur und
Feuchtigkeit sowie die regelmässige Wartung und Eichung der Messgeräte. In modernen Vor- oder Schlupfbrütern werden die eingestellten Werte von einem Computer erfasst und gesteuert. Weichen die
Messwerte von den eingestellten Sollwerten zu stark ab, wird ein
Alarm ausgelöst.
Bei Brutanlagen wird die Temperatur in der Regel in Grad Fahrenheit
angegeben. Die Temperatur lässt sich so genauer anzeigen. Zudem
wird auch die relative Luftfeuchtigkeit häufig als Temperaturwert angegeben – nämlich als Anzeige des «feuchten» Thermometers (siehe
nachfolgende Tabellen sowie Bild).
B7-III 24
Auszug aus
"3. Küken erbrüten"
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