Selektive Neuausrichtung des Exchange Bias Feldes mittels LaserVerfahren Berthold, Isabel1; Löschner, Udo; Ebert, Robby; Exner, Horst Laserinstitut Hochschule Mittweida, Technikumplatz 17, 09648 Mittweida, [email protected] Kurzfassung Die selektive Neuausrichtung des Exchange Bias Feldes ist ein wichtiger Prozessschritt bei der Herstellung von 3D-GMR-Magnetfeldsensoren. Hierfür wurde ein laser-basiertes Verfahren untersucht. Durch kurzzeitige Erwärmung des Schichtsystems mittels fokussierter gepulster oder kontinuierlicher Laserstrahlung im externen Magnetfeld wurde das Exchange Bias Feld selektiv neuausgerichtet. Diese Veröffentlichung gibt einen Überblick über die durchgeführten Untersuchungen und präsentiert die gewonnen Erkenntnisse hinsichtlich der Intensitätsschwellen, der resultierenden Exchange Bias Feldstärke, des lateralen Auflösungsvermögens und der Anwendung des Prozesses auf Leiterbahnstrukturen. 1 Einleitung Die zunehmende Automatisierung in allen technischen Bereichen erfordert eine leistungsstarke Sensorik. In der Magnetfeld-Sensorik haben sich dabei die GMRSensoren etabliert, da sie aufgrund ihrer hohen Sensitivität und kompakten Bauweise vielfältig einsetzbar sind. GMR-Sensoren basieren auf einem Spin Valve Schichtsystem, bestehend aus zwei ferromagnetischen Schichten, die durch eine dünne nichtmagnetische Zwischenschicht getrennt sind [1]. Eine der beiden ferromagnetischen Schichten ist dabei an eine antiferromagnetische Schicht gekoppelt. Wird eine solche Schichtverbindung von einer Temperatur oberhalb der sogenannten Blocking-Temperatur des Systems abgekühlt, während ein äußeres Magnetfeld anliegt, dann entsteht im gekoppelten Ferromagneten eine unidirektionale magnetische Anisotropie. D.h. der ferromagnetischen Schicht wird eine Vorzugsrichtung der Magnetisierung aufgeprägt, was sich in einer Verschiebung der Hysteresekurve des Ferromagneten um einen bestimmten Feldstärkebetrag äußert. Dieser Effekt wird als Exchange Bias Effekt bezeichnet [2,3]. Entsprechend wird der Feldstärkebetrag, um den die Hysterese verschoben wird, Exchange Bias Feld genannt. Diese ferromagnetische Schicht mit fixierter Magnetisierungsrichtung dient als Referenzschicht, während sich die andere ferromagnetische Schicht frei nach einem äußeren Magnetfeld ausrichten kann. Die Herstellung von GMR-Sensoren erfordert eine präzise Schichtabscheidung sowie eine laterale Strukturierung des Schichtstapels. Weiterhin ist es notwendig, die durch den Exchange Bias Effekt fixierte Magnetisierungsrichtung der Referenzschicht selektiv neu auszurichten. Hierfür wurde ein laserbasiertes, direkt schreibendes Verfahren untersucht. Durch den Einsatz eines schnell abgelenkten, fokussierten Laserstrahls wurde das Schichtsystem lateral begrenzt über die Blocking-Temperatur aufgeheizt. Währenddessen befand sich das Schichtsystem in einem externen Magnetfeld, sodass das Exchange Bias Feld und damit die Referenzmagnetisierungsrichtung in den aufgeheizten Bereichen neu ausgerichtet werden. Dadurch ist eine magnetische Strukturierung in hoher Selektivität möglich. Dieser magnetische Strukturierungsprozess wurde sowohl an einem Schichtsystem mit in-plane Exchange Bias als auch an einem Schichtsystem mit out-of-plane Exchange Bias untersucht. Letzteres ist insbesondere für die Herstellung dreidimensionaler Magnetfeldsensoren von Interesse. Für die räumlich selektive Erwärmung wurden sowohl kontinuierliche als auch gepulste Laserstrahlung eingesetzt. 2 Experimentelles 2.1 Schichtsysteme Die laser-basierte Neuausrichtung des Exchange Bias Feldes wurde an zwei verschiedenen Schichtsystemen untersucht. Das erste Schichtsystem war ein vollständiges Spin-Valve-System mit in-plane Exchange Bias, das auf einem Siliziumsubstrat mit SiO2Passivierungsschicht abgeschieden wurde. Dieser Schichtstapel bestand aus einer freien ferromagnetischen Schicht, einer nichtmagnetischen Zwischenschicht und einer gepinnten ferromagnetischen Schicht (Bild 1). Die Schichtabscheidung erfolge im externen Magnetfeld, sodass bereits ein Exchange Bias Feld aufgeprägt war. Die bevorzugte Magnetisierungsrichtung der gepinnten ferromagnetischen Schicht war dabei parallel zur Schichtebene orientiert („in-plane“). Das Schichtsystem hatte eine Gesamtdicke von 23 nm und eine Blocking-Temperatur von 500 K. zugsmagnetisierungsrichtung orientiert, um diese umzukehren. 2.3 Bild 1: Schichtaufbau und M(H)-Hysteresekurve des SpinValve-Systems mit in-plane Exchange Bias. Das zweite Schichtsystem war ein out-of-plane Exchange Bias System. Dabei handelte es sich nicht um ein vollständiges Spin-Valve System sondern nur um eine ferromagnetische (Pt/Co)-Multilage, die durch eine angrenzende antiferromagnetische Schicht magnetisch gepinnt wurde (Bild 2). Auch hier erfolgte die Schichtabscheidung im externen Magnetfeld, sodass eine anfängliche magnetische Vorzugsrichtung vorlag. Diese war senkrecht zur Schichtebene orientiert („out-of-plane“). Das out-of-plane Exchange Bias System hatte eine Gesamtschichtdicke von 17 nm und eine Blocking-Temperatur von 400 K. Bild 2: Schichtaufbau und M(H)-Hysteresekurve des out-ofplane Exchange Bias Systems. 2.2 Versuchsanordnung Für die lokale Lasermodifizierung wurde wie in [4,5,6,7] ein Nd:YAG-Laser mit einer Emissionswellenlänge von 1064 nm eingesetzt, der sowohl im kontinuierlichen als auch im gütegeschalteten Modus betrieben werden konnte. Im gütegeschalteten Betrieb mit Pulswiederholfrequenzen zwischen 1 und 13 kHz wurden Pulsdauern zwischen 60 und 200 ns gemessen. Der Laserstrahl wurde mithilfe eines Galvanometerscanners schnell abgelenkt und mit einer f-ThetaOptik der Brennweite 80 mm auf einen Fokusradius von etwa 12 µm fokussiert. Wie in [6,7] beschrieben, wurde das äußere Magnetfeld während des Laserprozesses durch Permanentmagnete bereitgestellt. Für die Neuausrichtung des in-plane Exchange Bias wurde die Probe zwischen zwei gegenüberliegende Permanentmagnete gebracht. Durch Variation des Abstandes zwischen den Magneten konnte dabei die Magnetfeldstärke zwischen 15 kA/m und 335 kA/m variiert werden. Für die Neuausrichtung der out-of-plane Exchange Bias wurde die Probe so über einem Permanentmagnet positioniert, dass sie senkrecht von den Magnetfeldlinien durchdrungen wurde. Die Magnetfeldstärke betrug dabei 290 kA/m. Das äußere Magnetfeld wurde stets entgegengesetzt zur anfänglichen Vor- Prozess und Analyse Das laser-basierte Neuausrichten des Exchange Bias wurde mit drei verschiedenen Methoden untersucht. Erste Untersuchungen erfolgten an mithilfe von Laserstrukturierung isolierten Flächen des Spin-ValveSystems mit in-plane Exchange Bias [4,5]. Diese Flächen wurden mit lateral überlappenden Laserpulsen bzw. überlappenden Linien bei Einsatz kontinuierlicher Laserstrahlung im äußeren Magnetfeld erwärmt. Die Isolierung der Flächen erlaubte dabei die Analyse mithilfe eines eigenen Messaufbaus mit einem spintronischen Magnetfeldsensor im Rastersondenverfahren [4,5]. Diese Analysemethode ermöglichte jedoch keine Bestimmung der resultierenden magnetischen Kenngrößen. Daher wurden weitere Untersuchungen mithilfe der Kerr-Magnetometrie als Analysemethode vorgenommen [6,7]. Hierfür wurden ebenfalls Flächen (Größe 200 x 200 µm2) mit lateral überlappenden Laserpulsen bzw. Linien bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung im externen Magnetfeld erwärmt. Die Analysemethode beruhte auf dem magneto-optischen Kerr-Effekt (MOKE) und erforderte keine Isolierung der Flächen. Diese Untersuchungen wurden sowohl an dem Schichtsystem mit in-plane Exchange Bias als auch an dem Schichtstapel mit out-of-plane Exchange Bias vorgenommen. Aus den mittels MOKEMessungen ermittelten M(H)-Hysteresekurven konnte die resultierende Exchange Bias Feldstärke in Abhängikeit von den eingesetzten Prozessparametern bestimmt werden. In einer dritten Verfahrensweise wurde das räumliche Auflösungsvermögen des laserbasierten Prozesses zur Ausrichtung des Exchange Bias Feldes untersucht. Hierfür wurden kleine runde Flächen durch Einzelpulse sowie schmale Linien durch überlappende Laserpulse oder einen bewegten kontinuierlichen Laserstrahl erwärmt. Währenddessen befand sich die Probe wieder in einem äußeren Magnetfeld, welches der anfänglich gepinnten Magnetisierungsrichtung entgegengesetzt gerichtet war. In den durch Linien oder Einzelpulse erwärmten Bereichen wurde die magnetische Vorzugsrichtung damit umgekehrt, sodass daraus eine magnetische Strukturierung resultierte. Die magnetischen Strukturen wurden mithilfe eines magnetooptischen Sensors, dessen Funktionsweise auf dem Faraday-Effekt beruhte, analysiert [6]. Diese Untersuchungen wurden ebenfalls für beide Schichtsysteme vorgenommen. Weiterhin wurden Untersuchungen zur Anwendung des laser-basierten Verfahrens auf Leiterbahnstrukturen des Spin-Valve-Schichtsystems mit in-plane Exchange Bias vorgenommen. Hierfür standen mittels Sputter-Ätzen hergestellte Leiterbahn-MäanderStrukturen zu Verfügung. Diese Strukturen wurden ganzflächig mit überlappenden Laserpulsen bzw. überlappenden Einzelspuren bei Einsatz kontinuierlicher Laserstrahlung erwärmt. 3 Ergebnisse und Diskussion 3.1 Flächige Exchange Bias Neuausrichtung des Spin-Valve Schichtsystem mit in-plane Exchange Bias Mithilfe der Untersuchungen zur flächigen Neuausrichtung des Exchange Bias an isolierten sowie nicht isolierten Flächen konnten die Intensitätsschwellen für eine vollständige Umorientierung des Exchange Bias Feldes bestimmt werden. Für die vollständige Neuausrichtung des in-plane Exchange Bias in dem SpinValve Schichtsystem war bei Einsatz gepulster Laserstrahlung mit Pulsdauern im Bereich 100 bis 200 ns eine Pulsspitzenintensität von 0,4 MW/cm2 [4,6,7] erforderlich. Bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung mit Scangeschwindigkeiten zwischen 100 und 4.000 mm/s waren ebenfalls Spitzenintensitäten zwischen 0,4 und 0,5 MW/cm2 ausreichend, um eine vollständige Neuausrichtung des in-plane Exchange Bias zu erzielen [4,6,7]. Die Schwellintensitäten für eine Neuausrichtung des Exchange Bias Feldes für den Einsatz gepulster und kontinuierlicher Laserstrahlung stimmten damit nahezu überein. Die Streckenenergie und damit der Energieeintrag in das Schichtsystem war jedoch bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung wesentlich größer als bei Einsatz gepulster Laserstrahlung (Bild 3) [4]. Ein höherer Energieeintrag führte zu einer stärkeren thermischen Belastung des Schichtsystems und damit zu einer verstärkten Diffusion. Aufgrund der sehr geringen Schichtdicken von wenigen nm im Schichtsystem sowie der starken Abhängigkeit des Exchange Bias Effektes von der Grenzflächenbeschaffenheit [2] war ein nachteiliger Einfluss des höheren Energieeintrags bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung zu erwarten. Unter Berücksichtigung dieses Aspekts wäre demzufolge gepulste Laserstrahlung zu bevorzugen. gepulster Laserstrahlung nur ein reduzierter Betrag des Exchange Bias Feldes erreicht wurde (Bild 4). Bei Einsatz kontinuierlicher Laserstrahlung wurde hingegen nahezu der Initialwert erreicht [7]. Mögliche Ursache für den geringeren erzielten Betrag der Exchange Bias Feldstärke nach dem Prozess mit gepulster Laserstrahlung war einerseits die kurze Abkühlphase beim Erwärmen mit den kurzen Laserpulsen. Mithilfe von Temperaturfeldberechnungen [7] wurde gezeigt, dass die Abkühlrate beim Prozess mit gepulster Laserstrahlung wesentlich höher war als beim Prozess mit einem bewegten kontinuierlichen Laserstrahl. Möglicherweise war diese Abkühlphase zu kurz, um eine vollständige Neuausrichtung der magnetischen Domänen zu erzielen. Außerdem konnte auch die kleine laterale Ausdehnung des pro Puls erwärmten Gebietes eine mögliche Ursache sein. Denn aufgrund der kleinen eingesetzten Pulswiederholfrequenzen zwischen 1 und 13 kHz war das Schichtsystem bereits abgekühlt bevor der nächste Puls eingestrahlt wurde. Infolgedessen wurden die magnetischen Domänen immer nur in sehr kleinen Flächen neuorientiert. Diese Schritt-fürSchritt Neuausrichtung des Exchange Bias führte möglicherweise zu einem reduzierten Durchschnittsbetrag der Exchange Bias Feldstärke über eine größere Fläche. Die Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung führte hingegen zu einer deutlich kontinuierlicheren Erwärmung und damit zu einer fortlaufenden Neuausrichtung in größeren zusammenhängenden Gebieten. Dem Nachteil des höheren Energieeintrages bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung steht demzufolge der Vorteil eines höheren Betrages der erzielten Exchange Bias Feldstärke gegenüber. Bild 4: Vergleich der resultierenden Exchange Bias Feldstärke (in-plane) für den Einsatz gepulster und kontinuierlicher Laserstrahlung [7]. Bild 3: Notwendige Streckenenergie für die vollständige Neuausrichtung des Exchange Bias (in-plane) bei Verwendung gepulster und kontinuierlicher Laserstrahlung [4]. Die Untersuchungen zu den resultierenden magnetischen Kenngrößen durch Analyse mittels KerrMagnetometrie zeigten jedoch, dass bei Verwendung Weiterhin zeigten die Untersuchungen mittels KerrMagnetometrie, dass der resultierende Exchange Bias Feldstärkebetrag für höhere Laserintensitäten deutlich abnahm. Bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung war das ab Intensitäten größer als 0,8 MW/cm2 der Fall, für Einsatz gepulster Laserstrahlung mit einer Pulsdauer von 100 ns ab Intensitäten größer als 1,0 MW/cm2 (Bild 4) [7]. Diese Abnahme des Exchange Bias Feldstärkebetrages wies auf die einsetzende Grenzflächendurchmischung aufgrund zu hoher Temperaturen hin, da der Exchange Bias Effekt sehr stark von der Grenzflächenbeschaffenheit abhängt [2]. Schichtsystem mit out-of-plane Exchange Bias Die Untersuchungen zum flächigen Neusetzen des Exchange Bias am out-of-plane Exchange Bias System wurden ebenfalls mittels MOKE-Messungen analysiert [6]. Bild 5 zeigt die resultierenden Exchange Bias Feldstärken als Funktion von der Laserspitzenintensität für Verwendung gepulster (links) und kontinuierlicher (rechts) Laserstrahlung. Es ist erkennbar, dass das Exchange Bias Feld in beiden Fällen ab einem Intensitätswert von 0,3 MW/cm2 vollständig neu ausgerichtet wurde. Die Streckenergie und damit der Energieeintrag in das Schichtsystem war aber bei Einsatz kontinuierlicher Laserstrahlung wiederum deutlich höher als bei Verwendung gepulster Laserstrahlung. Bei der Bestrahlung mit Laserpulsen der Pulsdauer 60 ns wurde für Intensitäten größer als 1,5 MW/cm2 eine Abnahme des resultierenden Exchange Bias Feldstärkebetrages festgestellt. Dies war wiederum auf einsetzende Grenzflächendurchmischung zurückzuführen. Bild 6: Magneto-optisch visualisierte, magnetische Strukturen (out-of-plane Exchange Bias System) durch Laserheizen im externen Magnetfeld mit Einzelpulsen (a, b) sowie Einzelspuren durch hohen Pulsüberlapp (c). Pulsdauer: 60 ns. [6] 3.3 Anwendung des Prozesses auf Leiterbahnstrukturen Bild 5: Resultierende Exchange Bias Feldstärke (out-ofplane) in Abhängigkeit von der eingestrahlten Laserspitzenintensität für den Einsatz gepulster Laserstrahlung mit zwei verschiedenen Pulsdauern (links) und kontinuierlicher Laserstrahlung bei zwei verschiedenen Scangeschwindigkeiten (rechts) [6]. 3.2 Magnetische Strukturierung Bild 6 zeigt magnetische Mikrostrukturen, die durch einen Laserprozess mittels Einzelpulsen sowie Einzelspuren durch großen Pulsüberlapp bei verschiedenen Pulsspitzenintensitäten am Beispiel des out-of-plane Exchange Bias Systems erzeugt wurden [6]. Sie wurden mithilfe eines magneto-optischen Sensors visualisiert. Die durch Einzelpulse neuorientierten Bereiche (Bild 6 a, b) wiesen Durchmesser von wenigen µm auf. Ab einer Pulsspitzenintensität von 1,8 MW/cm2 wurde ein zusätzlicher Kontrast in der Mitte erkennbar. In diesem Bereich lag also offenbar keine Vorzugsmagnetisierung der gepinnten ferromagnetischen Schicht mehr vor. Ursache hierfür war das gaußförmige Strahlprofil. In der Mitte wurden demzufolge höhere Temperaturen induziert. Bei zu hohen Pulsspitzenintensitäten kam es folglich in der Mitte zu Grenzflächendurchmischungen und damit zur Aufhebung des Exchange Bias Effektes. Dies konnte auch bei den magnetisch neuorientierten Einzelspuren für Pulsspitzenintensitäten ab 1,5 MW/cm2 beobachtet werden (Bild 6 c). Die Einzelspuren wiesen Breiten zwischen 5 und 15 µm auf. Die Applikation dieses laser-basierten Prozesses zur magnetischen Neuausrichtung von Leiterbahnstrukturen des Schichtsystems mit in-plane Exchange Bias zeigte, dass der höhere Energieeintrag bei Einsatz kontinuierlicher Laserstrahlung von Nachteil war. Denn die Bestrahlung von Leiterbahnstrukturen mit kontinuierlicher Laserstrahlung führte vereinzelt zu Defekten an den Leiterbahnen (Bild 7). Dies war auf vereinzelte Unregelmäßigkeiten der Strukturen, wie z.B. redeponiertes Material des Strukturierungsprozesses an den Leiterbahnrändern, zurückzuführen. An diesen Stellen kam es offenbar zu einer erhöhten Absorption der Laserstrahlung. Der insgesamt höhere Energieeintrag bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung führte an diesen Unregelmäßigkeiten folglich zur Zerstörung der Leiterbahnen. Durch Verwendung gepulster Laserstrahlung konnten diese Strukturdefekte weitestgehend vermieden werden. Die Verwendung gepulster Laserstrahlung war also letztendlich zu bevorzugen. Bild 7: Defekte der Leiterbahnstrukturen nach dem laserbasierten Neuausrichten des Exchange Bias mittels kontinuierlicher Laserstrahlung. 4 Zusammenfassung und Ausblick Die selektive Neuorientierung einer durch den Exchange Bias Effekt gepinnten ferromagnetischen Schicht wurde mithilfe eines laser-basierten Prozesses untersucht. Der Prozess wurde sowohl für den Einsatz gepulster als auch kontinuierlicher Laserstrahlung an zwei verschiedenen Schichtsystemen untersucht: ein Spin-Valve Schichtsystem mit in-plane Exchange Bias sowie ein out-of-plane Exchange Bias System. Durch nachfolgende MOKE-Messungen wurden die Intensitätsschwellen für eine vollständige Neuorientierung sowie die resultierende Exchange Bias Feldstärke als Funktion der Prozessparameter bestimmt. Die Untersuchungen zeigten, dass der Einsatz gepulster Laserstrahlung den Vorteil eines geringeren Energieeintrags in das Schichtsystem besitzt. Jedoch resultierte dabei nur ein reduzierter Exchange Bias Feldstärkebetrag, während bei Verwendung kontinuierlicher Laserstrahlung nahezu der Ausgangswert erreicht wurde. Untersuchungen zur Anwendung des laser-basierten Prozesses auf Leiterbahnen zeigten, dass die Einstrahlung kontinuierlicher Laserstrahlung aufgrund des höheren Energieeintrages vereinzelt zur Zerstörung der Leiterbahnen führt. Daher ist der Einsatz gepulster Laserstrahlung für den Prozess zu bevorzugen. Mittels magneto-optischer Visualisierung wurde das laterale Auflösungsvermögen der laser-basierten, magnetischen Strukturierung untersucht. Bild 8: Laseranlage zum Neuausrichten des Exchange Bias mit Elektromagnet. 1: Galvanometerscanner, 2: xyAchssystem, 3: Quadrupol Inzwischen wurde die bestehende Laseranlage durch einen als Quadrupol ausgeführten Elektromagneten ergänzt (Bild 8). Mit diesem Aufbau kann auf einer Fläche von etwa 20 x 20 mm2 ein homogenes und um beliebige Winkel drehbares Magnetfeld erzeugt werden. Damit können die verschiedenen notwendigen Magnetisierungsrichtungen auf einem Chip realisiert werden. Durch die Kombination mit einem xyAchssystem können dabei ganze Wafer bearbeitet werden. 5 Danksagung Die vorgestellten Untersuchungen wurden dankenswerterweise aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Fond für regionale Entwicklung – EFRE) und des Freistaates Sachsen im Rahmen des Projektes „Erzeugung und Untersuchung spintronischer Schichtsysteme – Spintronik“ finanziert. Die Autoren danken weiterhin der AG Albrecht am Institut für Physik der TU Chemnitz sowie der AG Schulz am Fraunhofer Institut ENAS in Chemnitz für die sehr gute Zusammenarbeit, vor allem hinsichtlich der Bereitstellung der Schichtsysteme und der Leiterbahnstrukturen sowie dem Support bei den MOKE-Messungen. 6 Literatur [1] B. Dieny: Giant magnetoresistance in spin-valve multilayers. J. Magn. Magn. Mater. 136, 335359, 1994 [2] J. Nogues, I. K. Schuller: Exchange Bias. J. Magn. Magn. Mater. 192, 203-232, 1999 [3] W.H. Meiklejohn: Exchange Anisotropy – A Review. J. Appl. Phys. 33, 1328-1335, 1962 [4] I. Berthold, M. Mueller, S. Klötzer, R. Ebert, S. Thomas, P. Matthes, M. Albrecht, H. Exner: Investigation of selective realignment of the preferred magnetic direction in spin-valve layer stacks using laser radiation. Appl. Surf. Sci. Vol. 302, 159–162, 2014 [5] I. Berthold, M. Müller, R. Ebert, S. Thomas, P. Matthes, M. Albrecht, H. Exner: Investigation of micro structuring and magnetizing of spintronic layer stacks using laser irradiation. Proceedings of Smart Systems Integration, Amsterdam, The Netherlands, 13-14 March 2013, Nr. 109, 2013 [6] I. Berthold, M. Müller, R. Ebert, J. Schille, U. Löschner, H. Exner, P. Matthes, M. Albrecht: Selective realignment of the exchange biased magnetization direction in spintronic layer stacks using continuous and pulsed laser radiation. Proc. SPIE 8967, Laser Applications in Microelectronic and Optoelectronic Manufacturing (LAMOM) XIX, 89671F, 2014 [7] I. Berthold, U. Löschner, R. Ebert, H. Exner: Exchange bias realignment using a laser-based direct-write technique. Physics Procedia, Volume 56, 1136-1142, 2014