Weiße Zwerge und thermonukleare Supernovae Thomas Kupfer Astrophysikalisches Seminar WS 08/09 Weiße Zwerge – – – – – Einteilung Szenarien Lichtkurven Typ 1a Supernovae – – – – Allgemeine Eigenschaften Klassifikation Aufbau und Zustandsgleichung Polytrope Sterne und Lane-Emden Gleichung Chandrasekhar Grenzmasse Novae – – – Übersicht Klassifizierung Mechanismen (Single degenerate vs. Double degenerate) Explosionsprozesse SN 1a als Standardkerzen SN 1a und Dunkle Energie Sirius A + B Alvan Graham Clark fand 1862 den ersten weißen Zwerg => Sirius B Friedrich Bessel sagten Diesen bereits 1844 voraus Sirius B: R = 6010 km M = 0.978 Msolar ρmidle = 2,78 Tonnen/cm³ Teff = 25 193 K Etwa 10 000 mal leuchtschwächer als Sirius A Grundsätzliche Eigenschaften Masse: 0.08 – 1.4 Msolar Mittlere Dichte: ca. 109 kg/m³ Radius: ca. 104 km Teff: 4 000 – 200 000 K Leuchtkräfte sehr klein bis ca. 10-5 LS Spektrale Klassifikation A: H Linien; keine He I oder Metal Linien (90%) B: He I Linien; keine H oder Metal Linien (9%) C: ausschließlich Kontinuum O: He II Linien, begleitet von He I und H Linien Z: Metal Linien; keine H oder He I Linien Q: C Linien vorhanden Klassifikation Kohlenstoff/Sauerstoff weißer Zwerg: Besteht im Inneren im Wesentlichen aus C und O. Entsteht aus Sternen mit mittlerer Masse: M = 0.5 – 6 Msolar Sauerstoff/Neon weißer Zwerg: Besteht im Inneren im Wesentlichen aus O und Ne. Entsteht aus massereichen Sternen: M = 6 – 8 Msolar Helium weißer Zwerg: Besteht im Inneren im Wesentlichen aus Helium. Entstehen aus massearmen Sternen: M < 0.5 Msolar Innerer Aufbau Die Meisten WD bestehen im Inneren aus O und C Fusionsprozess ist verlöscht Dichte im Kern beträgt bei massereichen WD in etwa 10 Tonnen pro Kubikzentimeter und die Temperatur beträgt 107 – 108 K => Atome vollständig ionisiert => relativistisch entartetes Elektronengas => Weißer Zwerg wird durch Entartungsdruck stabilisiert Zustandsgleichung nichtrel. entarteten Elektronengas Anwendung der Fermi-Dirac Statistik Zustandsgleichung folgt aus: – mit der Fermi Energien E0= p02/2me – dem max. Grenzimpuls p0=(3h³/8π)1/3ne1/3 – dem Elektronendruck Pe =2/5ne E0 Ineinander eingesetzt erhält man die Zustandsgleichung: Pe = 1/5me(3h³/8π)2/3ne5/3 Für die Massendichte ρ gilt: ρ ~ ne => Pe ~ ne5/3 ~ ρ5/3 Zustandsgleichung rel. entarteten Elektronengas Analoge Vorgehensweise zum nichtrel. Fall, jedoch mit unterschiedlicher Fermi-Energie und Elektronendruck. – Fermi-Energie – Elektronendruck E0=p0c Pe= 1/4ne E0 Daraus folgt die Zustandsgleichung Pe = c/4(3h³/8π)1/3ne4/3 Und für die Massendichte ρ gilt ρ ~ ne => Pe ~ ne4/3 ~ ρ4/3 => das rel. Elektronengas hat eine schwächere Kompressibilität Lane-Emden-Gleichung Lane Emden Gleichung beschreibt Struktur einer selbstgravierenden Kugel Mithilfe der Poissongleichung: ΔΦ = 4πGρ dem hydrostatischen Gleichgewicht: dP/dr = GM(r) ρ/r² und der Annahme, dass Sternmaterie sie wie ein polytropes Fluid verhält: P = Kρ1+1/n Erhält man eine DGL 2.Ordnung: d²Φ/dr² + 2/r · dΦ/dr = 4πG[-Φ/K(n+1)]n Durch Variablensubstitution z = Ar; A² = 4πG(- Φ) n-1/K n (n+1)n = 4πGρc1-1/n/(n+1)K; w = Φ/Φc = (ρ/ρc)1/n Erhält man die Lane-Emden Gleichung: d²w/dz² + 2/z · dw/dz+ w n = 0 = 1/z² · d/dz(z² dw/dz)+ w n Mit der Lane-Emden Gleichung können versch. Parameter wie z.B. ρc, ρmoder Pc berechnet werden Lösungen der Lane-Emden Gleichung Analytische Lösung nur für n = 0,1 und 5 n=0: w(z) = 1-1/6z² n=1: w(z) = sin(z)/z n=5: w(z) = (1+1/z²)-1/2 Beim rel. entarteten Gas ist n = 3 und beim nicht-rel. entarteten Gas ist n = 1.5. Nur numerische Lösung möglich! Chandrasekhar Grenzmasse Einfache Abschätzung: Hydrostatisches Gleichgewicht => P ~ ρGM/R Aus Zustandsgleichung P ~ ρ5/3 Und der trivialen Beziehung ρ ~ M/R³ folgt => M²/R4 ~ (M/R³)5/3 => M²/R4 ~ M5/3 /R5 => R ~ M-1/3 Aus der Lane-Emden Gleichung folgt ebenfalls die Masse-Radius Beziehung => R ~ M1-n/3-n für n=1.5 => R ~ M-1/3 Des Weiteren kann die Grenzmasse für einen weißen Zwerg bestimmt werden: MCh= Msolar·5.836/μe² Für μe = 2 (C oder O WD) ergibt sich MCh= 1.46 Msolar Doppelsternsysteme Ca. die Hälfte aller Sterne sind in Doppel- oder Mehrfachsysteme gebunden. Die Meisten haben große Umlaufperioden und berühren sich nicht. Einige haben jedoch kurze Perioden und der Abstand kann so gering sein, dass die Roche Grenze unterschritten wird, sodass die beiden Sterne in materiellem Kontakt stehen oder Materie von einem zum anderen Stern strömen kann Kataklysmisch Veränderliche Kataklysmisch veränderliche Sterne ändern ihre scheinbare Helligkeit ausbruchsartig und folgen keiner festen Periode Rekurrente Nova (Δm = 7–9 mag) Klassische Nova (Δm = 9–19 mag) Supernova (Δm > 19 mag) Modell einer Pränova Enges Doppelsternsystem mit kühlem Riesen und weißem Zwerg Materie strömt von Stern auf WD Materie sammelt sich in einer Akkretionsscheibe um WD Gasteilchen verlieren durch Reibung Teil der kinetischen Energie und bewegen sich auf Spiralen nach innnen Die Reibung führt zur Aufheizung der Scheibe Hauptbeitrag zur Leuchtkraft stammt aus Akkretionsscheibe und heißem Fleck => WD im Spektrum of nicht sichtbar. Funktionsweise einer Nova H-reiches Gas sammelt sich an Oberfläche eines WD Elektronengas entartet Bei MH = 10-4 – 10-5 Msolar und T = 3 - 5· 106 K setzt H-Brennen ein Thermonuklearer Run-Away Bei 108K wird Entartung aufgehoben und Expansion setzt ein Hydrostatisches CNO-Brennen bis Hülle abgestoßen ist und H-Brennen erlischt Lichtkurve der Nova V2275 Cyg Die Nova Cyg V2275 zeigte sich in der Nacht vom 18. zum 19. August 2001 heller als 7 mag, fiel aber zu Beginn mit einer Rate von 3mag/10Tage ab. Der Vorgängerstern lag bei 19mag. Supernovae Brahes Supernova hatte eine Helligkeit von –4 mag. Sie zeigte, dass der Fixsternhimmel nicht unveränderlich ist. 2004 wurde der Begleitstern entdeckt 2008 wurde von Gas- und Staubwolken reflektiertes Licht der SN untersucht und sie konnte eindeutig als SN 1a identifiziert werden Klassifikation SN I: Frühes Spektrum enthält keine Wasserstofflinie – SN Ia: Spektrum enthält Silizium – SN Ib: kein Silizium, viel Helium – SN Ic: kein Silizium, nur wenig Helium SN II: Frühes Spektrum enthält Wasserstofflinie – SN IIb: Heliumlinie dominant – SN II L: Wasserstofflinie dominant, Licht geht nach Maximum linear zurück – SN II P: Wasserstofflinie dominant, Licht bleibt nach Maximum eine Weile auf hohem Niveau Lediglich Supernova vom Typ 1a einzige SN die nicht vom Kernkollaps eines massereichen Sterns stammt Spektren (a) = SN 1a (b) = SN II (c) = SN Ic (d) = SN 1b Eigenschaften von Supernova Typ 1a Nach Erreichen des Maximums fällt Lichtkurve nach 20 – 30 Tagen um 2 – 3 mag ab. Danach fällt die Lichtkurve exponentiell mit einer Halbwertszeit von ca. 77 Tagen ab. Grund dafür ist der Zerfall von ca. einer Sonnenmasse 56Ni zu 56Co mit der Halbwertszeit von 6.1 d und 56Co zu 56Fe mit der Halbwertszeit von 77.3 d. SN 1a gehören zu den hellsten Objekten im Universum mit einer absoluten Helligkeit von mB = -19 mag => sehr gut als Standardkerzen und zur Entfernungsbestimmung geeignet Vorläuferobjekte Ausgangsobjekte sind immer Doppelsternsysteme Single degenerate vs. Double degenerate Szenario – Beim Single degenerate Szenario ist nur einer der beteiligten Sterne ein weißer Zwerg mit entartetem Kern – Beim Double degenerate Szenario sind beide Sterne weiße Zwerge – Edge Lit Detonation eines weißen Zwerges unterhalb der Chandrasekhar Masse Single degenerate Modell Ausgangspunkt ist ein akkretierender weißer Zwerg Die Akkretion von 10-4 Msolar führt zu einer Nova und die Masse des WD steigt nicht signifikant Hat man jedoch eine Akkretionsrate von mehr als 10-7 Msolaryr-1 kommt es zur Aufhebung der Entartung und der akkretierte Wasserstoff kann stabil brennen und eine Nova wird vermieden => die Masse des WD steigt Ist der Massenübertrag höher bildet sich ein Common Envelope und das System verliert über die äußeren Lagrangepunkte Masse an die Umgebung. Aufgrund der hohen Temperaturen des einfallenden Materials senden diese Objekte weiche Röntgenstrahlung aus. (ROSAT) Modellvorhersagen: Auch konnte kein Wasserstoff in den Spektren nachgewiesen werden, der allerdings in Spuren vorhanden sein sollte – Populationssynthesen liefern geringer SN 1a Rate als beobachtet. – Double degenerate Modell Ausgangspunkt sind zwei weiße Zwerge, die durch Gravitationswellenabstrahlung Energie und Drehmoment verlieren und sich langsam näher kommen Ist die anfängliche Umlaufperiode hinreichend kurz (< 13 h), so kommen sich beide Weißen Zwerge innerhalb einer Hubblezeit so nahe, dass der masseärmere schließlich seinen Roche Lobe ausfüllt => Materieübertrag auf den Begleiter Aufgrund der hohen Gezeitenkräfte zwischen den Begleitern führt dies innerhalb weniger Umläufe zur Zerstörung des masseärmeren Begleiters, dessen Bruchstücke nun in Form einer Akkretionsscheibe mit dem massereichen Weißen Zwerg verschmelzen. Übersteigt das System die Chandrasekharmasse, so kann es zu einer Zündung der CO-Fusion im Kern kommen, die eine SN Ia auslösen kann. Modell kann erklären, dass kein Wasserstoff vorhanden ist. Probleme allerdings bei der Modellierung des Explosionsprozesses Vorläufer für Double degenerate In Doppellinigen Systemen ist es möglich die Masse beider Komponenten abzuschätzen. Mit Umlaufperioden kann man auf eventuelle Vorläufer schließen Edge Lit Detonationen Ausgangspunkt sind CO WD und He WD (oder „naked helium burning star“) Stabiler Massentransfer zum CO WD => Heliumschicht um WD entsteht bis Zündtemperatur im entarteten Material erreicht ist Nötige Akkretion liegt zwischen 0.2 Msolar und 0.02 Msolar je nach WD Masse und Akkretionsrate Explosion des Heliummantel erzeugt nach innen laufende Schockwelle die den Kern des CO WD sprengen kann Theoretische Modelle zeigen aber, dass sphärisch akkretiertes He aufeinem entarteten CO-Kern unter nicht-entarteten Bedingungen brennen kann (Akkr.-Rate > 3 x 10 – 8 Msolaryr-1) Bei He WD Akkretionsrate weit über diesem Limit Bei He Stern Akkretionsrate im Limit Problem ist, dass kein Helium im Spektrum gemessen wird, dass allerdings vorhanden sein sollte Explosionsprozesse (1) Mehrfachzünden von Flammkugeln Hohe Temperatur, Aschedichte niedriger als Rest => Pilzform Explosionsprozesse (2) Bildung von Substrukturen; Oberflächenvergrößerung & Verbrennungsratenerhöhung Scherströme erzeugen Verwirbelungen; Brennfront erreicht Oberfläche SN 1a als Standardkerzen und für Entfernungsbestimmung? Helligkeit (mabs = -19 mag) geringe Abweichung bei „normalen“ SN (± 0.3 mag) gute Kenntnis über die Struktur aus nahen Supernovae => gute Möglichkeit für Entfernungsbestimmung Aus neueren Messungen wurde jedoch klar, dass SN 1a keine perfekte homogene Gruppe bilden (z.B. SN 2002ic, SN1991bg) Phillipsrelation Phillips (1993) und Hamuy (1996) fanden Korrelation zwischen maximaler absoluter Helligkeit und Abklingrate Die Abklingrate wird mit Δm15 bezeichnet und gibt den Unterschied zwischen maximaler Helligkeit und Helligkeit nach 15 Tagen im BBand an Hellere SN haben breitere Lichtkurven und klingen langsamer ab Unterschied der maximalen Helligkeit könnte von unterschiedlichen Ni56 Masse kommen Weltmodelle Die Entwicklung des Universums kann mit H, Ωm, Ωk, ΩΛ, Λ beschrieben werden Einstein führte ursprünglich Λ ein um ein stationäres Universum zu gewährleisten, verwarf es aber und nannte es seine größte Eselei, nachdem Hubble die Expansion des Universums gemessen hatte Ωm, Ωk, ΩΛ charakterisieren die Massendichte, die kosmologische Konstante und die Krümmung des heutigen Universums. Ωm = ρmaterie/ρkritisch , ΩΛ= Λc²/3H², Ωk = -kc²/R²H² Ωm + Ωk + ΩΛ = 1 Aktuelle Ergebnisse liefern folgende Werte Ωm = 0.25, ΩΛ = 0.75, Ωk ungefähr 0 Supernovae 1a und Kosmologie Messungen aus Entfernungsbestimmung en von Supernovae Typ 1a ergeben eine beschleunigte Expansion Diese Beobachtung wird seitdem auf die unbestimmte Dunkle Energie zurückgeführt Zusammenfassung Weiße Zwerge sind ausgebrannte alte Sterne mit ca. Erdgröße und Sonnenmasse Novae sind plötzliche, wiederkehrende Helligkeitsausbrüche. Sie entstehen, wenn ein WZ von einem Stern H akkretiert, bis auf der Oberfläche das CNOBrennen zündet SNe Ia entstehen, wenn ein WZ thermonuklear detoniert. Als Vorläufer geht man von Binärsystemen aus (Single degenerate und Double degenerate) Mithilfe von SN 1a wurde das erste Mal die beschleunigte Expansion des Universums gemessen. Allerdings muss Lichtkurve z.B. durch Phillipsrelation korrigiert werden Literatur A. Unsöld, B. Baschek: Der Neue Kosmos, SpringerVerlag, 2005 E. M. Sion, S. Vennes, u.a.: White Dwarfs, Cosmological Galatic Probes, Springer-Verlag, 2005 R. Kippenhan, A. Weigert: Stellar Structure and Evolution, Springer-Verlag, 1990 D. Prialnik: An Introduction to the Theory of Stellar Structure and Evolution, Cambridge University Press, 2000 S. Geier: KPD 1930+2752 als Supernova Ia Vorläuferkandidat (Diplomarbeit), 2005 www.mpagarching.mpg.de/mpa/pub_resources/pop_science/