Untersuchung, Beratung und Vorsorge bei familiärem Brustkrebs

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Untersuchung, Beratung und Vorsorge
bei familiärem Brustkrebs
20. Onkologisches Symposium
Tumorzentrum Regensburg e.V.
Teresa Neuhann – MGZ München
Einführung
Brustkrebs…
häufigste Tumorerkrankung der Frau
betrifft jede 8. – 10. Frau
mittleres Erkrankungsalter 65 Jahre
Hereditäres Mammakarzinom…
ca. 5 - 10% aller Mammakarzinome aufgrund
hereditärer Prädisposition
Erkrankungsrisiko deutlich höher
Erkrankungsrisiko deutlich jünger
Zusätzliche Tumorrisiken
Typischer Stammbaum
Chromosomen ...
... und Gene
Chromosom normal: 46,XX o. 46,XY
... und Gene
DNA = „Erbsubstanz“
... und Gene
Gen = DNA-Abschnitt, der für
ein Eiweiß kodiert
Chromosomen und Gene
Ca. 20.000 Gene auf 23 Chromosomenpärchen
„Brustkrebsgene“
FAMILIÄRER BRUST- UND EIERSTOCKKREBS
Hereditary breast and ovarian cancer (HBOC)
BRCA 2
Chromosom 13q12-q13
Wooster et al. Science, 1995
BRCA1
Chromosom 17q21
Miki et al. Science, 1994
Brustkrebsgene
BRCA 2
BRCA 1
Seltene Tumorsyndrome z.B. p53,
ATM, PALB2, CHEK2
„familiäre Häufung“ multifaktoriell
⇒ ca. die Hälfte aller familiären Brustkrebsfälle werden durch
Genveränderungen in den beiden Brustkrebsgenen BRCA1 und
BRCA2 verursacht
Monogene Vererbung
Autosomal dominant
Wird nicht über die Geschlechtschromosomen vererbt
-> Vererbung über Mutter und Vater möglich
-> Weitergabe an männliche und weibliche Nachkommen
Erkrankung / Tumorprädisposition tritt auf wenn eines der beiden
identischen Gene (eines von der Mutter, eines vom Vater) verändert
ist
Autosomal dominanter Erbgang
Vater
gesund
Mutter
Krank/Überträger
Kinder
gesund
krank
gesund
krank
Autosomal dominanter Erbgang
Vater
Krank/Überträger
Mutter
gesund
Kinder
gesund
krank
gesund
krank
Keimbahnmutation
Blut
Haut
Brust
Noch kein Tumor
Darm
Nervenzellen
Keimbahnmutation
Ausgangsbefund
zweite
Mutation
TUMOR
Merkmale
Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
• Brustkrebsrisiko bis zu ca. 80%
• Erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs bis 40%
• genetisch bedingt, autosomal dominanter Erbgang (BRCA1/2)
• keine (ausreichend) typischen Merkmale im Tumorgewebe
• charakteristische klinische Merkmale:
– junges Erkrankungsalter
– mehrfaches Auftreten in einer Familie
– beidseitiges Auftreten
– Brustkrebs beim Mann
– hohes Risiko für Zweiterkrankung(en)
Einschlusskriterien
• ≥ 3 mal Brustkrebs
Ausnahmen möglich!
• ≥ 2 mal Brustkrebs, 1 < 51 J.
Beispiele:
• Brust- und Eierstockkrebs
• ≥ 2 mal Eierstockkrebs
• 1 mal Brustkrebs < 36 J.
• beidseitiger Brustkrebs, 1 < 51 J.
• Brustkrebs beim Mann
+ 1 mal Brust-/Eierstockkrebs bei
einer Frau
• Familienanamnese nicht
aussagekräftig
• Triple-negative Tumore
• Ovarialkarzinome
Indikationsstellung durch
Humangenetiker
Erkrankungsrisiken
Mammakarzinom:
Erkrankungsrisiko bis 60%
Ovarialkarzinom:
Erkrankungsrisiko bis 40%
Erkrankungsrisiken
Zusätzliche Risikoerhöhung für:
• Tubenkarzinom
• (primäre Peritoneal-Karzinom)
• (seröse Endometriumskarzinom)
• Mammakarzinom beim Mann (BRCA2)
• Prostatakarzinom
• Pankreaskarzinom
• Leicht erhöhte Inzidenz von:
Tumore Oropharynx, Darmkrebs, Lymphome
Bei positivem Testergebnis
Intensiviertes Früherkennungsprogramm
für Trägerinnen einer BRCA1/2-Mutation
- monatlich Selbstuntersuchung der Brust
- ½-jährlich Brustultraschall ab 25. LJ
- jährlich Mammographie ab 30. LJ
-jährlich Kernspinuntersuchung der Brust (MRT) vom 25.–55. LJ
Ggf. und je nach individuellen Umständen: Prophylaktische Mastektomie
Mammographie
MRT
Ultraschall
Vorsorge
Intensiviertes Früherkennungsprogramm
für Trägerinnen einer BRCA1/2-Mutation
- monatlich Selbstuntersuchung der Brust
- ½-jährlich Brustultraschall ab 25. LJ
- jährlich Mammographie ab 30. LJ
-jährlich Kernspinuntersuchung der Brust (MRT) vom 25.–55. LJ
Ggf. und je nach individuellen Umständen: Prophylaktische Mastektomie
Prophylaktische Adnektomie ab ca. 40.LJ
da keine effektive Vorsorge für Ovarialkarzinome möglich
(z.T. auch Hormonersatztherapie möglich)
Beispiel Angelina Jolie
BRCA1-Mutation
Brust:
• Deutliche Risikoerhöhung für ein Mammakarzinom (- 60%)
• Risikoerhöhung beginnt bereits vor dem 30. LJ
• Stetiger Anstieg des Risikos
Eierstöcke:
• Deutliche Risikoerhöhung für ein Ovarial-/Tubenkarinom (- 40%)
• Anstieg des Risikos ab dem ca. 40. LJ
• Stetiger Anstieg des Risikos
Private Situation:
6 Kleinkinder, bisher keine Tumorerkrankung, prämenopausal, Schwangerschaft?
Immer individuelle Entscheidung!!!
Was kann eine genetische Diagnostik?
• Genetische Diagnostik erlaubt Risikopräzisierung
• Somit individuelle Vorsorgestrategien
Die genetische Diagnostik kann NICHT:
Vorhersagen, ob ein Tumor auftritt oder nicht
Zusammenfassung
• Mutationen in BRCA1/2 verursachen die Hochrisikoform des
familiären Brustkrebs mit Risikoerhöhung für Eierstockkrebs
• Genetische Testung erlaubt Risikopräzisierung in den betroffenen
Familien
• Durch adaptierte Vorsorge frühzeitige Erkennung bzw. Prävention
möglich
exzellente Prognose
• Wenn möglich Testung einer betroffenen Person um genaue
Risikopräzisierung in der Familie zu erreichen
• Im Zweifel: humangenetische Beratung!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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