ard-morgenmagazin - service 17.06.2015

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ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 17.06.2015
THEMA:
Autor:
EXPERTE IM STUDIO:
Funktion:
VORSICHT ZECKEN
Heinz Pohl
THOMAS DIRSCHKA
Dermatologe
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Zecken sind weltweit verbreitete blutsaugende Parasiten, die sich vom Blut ihrer Wirte
ernähren. Normalerweise sind Zecken ungefährlich, es sei denn, sie sind mit Krankheitserregern infiziert. Ist eine Zecke infiziert, kann ein harmloser Zeckenstich zur Gefahr für den Menschen werden, wenn im Darm oder in den Speicheldrüsen der Zecke
Bakterien oder Viren sitzen, die durch den Stich übertragen werden können. Zecken
besitzen stechend-saugende Mundwerkzeuge, womit sie die Haut aufschneiden und
sich mit dem stachelbesetzten Saugorgan in der Haut verankern. Wegen der betäubenden Wirkung des Zecken-Speichels ist der Stich schmerzlos und wird nicht wahrgenommen.
In Deutschland gibt es vor allem zwei durch Zecken übertragbare Krankheiten: die von
Bakterien ausgelöste Borreliose und die durch Viren übertragene FrühsommerMeningoenzephalitis (FSME).
Verbreitungsgebiete infizierter Zecken
Die Borreliose findet sich in ganz Deutschland. Etwa 30 Prozent der Zecken sind infiziert. Während in Bundesländern nördlich von Bayern und Baden-Württemberg Zecken
meist nicht infiziert sind, tragen aber viele von ihnen in Süddeutschland den FSMEVirus. Auch in Osteuropa gibt es zahlreiche Landstriche, in denen infizierte Zecken lauern. Dort sind vermehrt auftretende Fälle der Hirnhautentzündung durch Zeckenstiche
bekannt geworden. Unter www.zecken.de finden Sie eine Karte mit den Verbreitungsgebieten.
FSME
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis handelt es sich um eine Viruskrankheit, die
mit einer fieberhaften Erkrankung unter Beteiligung der Hirnhäute, in schweren Fällen
auch des Gehirns und Rückenmarks einhergehen kann. Auf eine Infektion reagiert der
Körper mit grippeähnlichen Anzeichen, wie Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen.
Bei zahlreichen Patienten ist die Krankheit danach überstanden. Bei einem Teil der Erkrankten befällt der Erreger jedoch das zentrale Nervensystem und kann zu Hirnhautentzündung führen. Dann besteht Lebensgefahr. Auch bei einem weniger dramatischen
Verlauf können Folgeschäden wie Lähmungen zurückbleiben. Gegen FSME gibt es
eine Impfung, die zweimal aufgefrischt werden muss. Zwischen der ersten und der
zweiten Spritze sollten etwa vier Wochen verstreichen. Ein wirksamer Schutz gegen
FSME ist erst zwei Wochen nach der zweiten Injektion aufgebaut. Ein Langzeitschutz,
der drei bis fünf Jahre wirkt, kann nur mit einer dritten Impfung erreicht werden. Diese
wird rund neun bis zwölf Monate nach der ersten erforderlich.
Borreliose
Während sich das FSME-Virus beim Stich einer Zecke (sofern diese damit infiziert ist)
sofort auf den Menschen überträgt, wird der bakterielle Erreger der so genannten Borreliose in der Regel erst nach 4 - 8 Stunden übertragen. Eine Borreliose Erkrankung
kann daher durch frühzeitiges Entfernen der Zecke verhindert werden. Wird die Infektion nicht rechtzeitig erkannt, kann es zu schweren Folgeschäden kommen.
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Vorsicht bei Hausrezepten zur Zeckenentfernung
Sie reichen vom Abbrennen der Zecke bis zum Beträufeln mit Öl. Manche wollen gar
die Zecke mit Klebstoff entfernen. Doch solche Verfahren schaden mehr als sie nützen.
Die Zecke entleert dadurch ihren Darminhalt direkt in die Stichstelle. Hierdurch geraten
die Erreger der Borreliose oder andere Erreger sofort in die Blutbahn des Menschen.
So entfernen Sie Zecken richtig:
Entfernen sie die Zecke mit Hilfe einer spitzen Pinzette oder eines Skalpells. Das Skalpell sollte nur von einem Arzt und nur dann benutzt werden, wenn das Greifen mit einer
Pinzette nicht möglich ist. Greifen Sie die Zecke so nah an der Haut, wie es Ihnen möglich ist. Dann ziehen Sie die Zecke langsam von der Einstichstelle weg. Der Zug sollte
mindestens 60 Sekunden anhaltend sein. Dann löst sich die Zecke meistens von allein
aus der Haut.
WICHTIG: Zecken weder mit Öl noch mit Klebstoff behandeln! 80% der Infektionen
werden hierdurch verursacht! Achten Sie besonders auf die kleinen Larven und Nymphen, sie sind sehr klein und hellbraun. Sie sind leicht zu übersehen, da sie fast wie
eine Sommersprosse aussehen. Zecke nur am Kopf mit einer Splitterpinzette fassen
und vorsichtig herausziehen. Benutzen Sie auf keinen Fall die Finger zum Entfernen.
Auch dann nicht, wenn die Zecke Ihnen dazu groß genug erscheint. Dabei wird die Zecke zu sehr gequetscht und die Erreger werden direkt in die Stichstelle gedrückt.
Tipp: Haben Sie die Zecke entfernt, betupfen Sie die Einstichstelle mit einem Desinfektionsmittel. Auf jeden Fall sollten sie die Einstichstelle aufmerksam beobachten - treten
Rötungen auf gehen sie sofort zum Arzt!
Diese Verhaltensregeln helfen Zeckenstiche zu vermeiden:
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Im Wald die Wege benutzen und nicht durch dichtes Unterholz gehen
Einreiben mit Insekten abwehrenden Mitteln (Repellents) auch Schuhe und Hose
von beiden Seiten einsprühen
Nach dem Aufenthalt im Wald, Kleidung und Körper systematisch nach Zecken
absuchen
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