8. Besonderheiten in der Natur 8.1. Unser Freund das Wetter macht es einmalig und spannend Freibadbesuche „Sonnenschein ist köstlich und Regen erfrischend, der Wind verleiht uns neue Kräfte und der Schnee gute Laune- kurz gesagt: Es gibt überhaupt kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter.“ (John Ruskin) Eis Auf Rutschtellern Auf einer Baumwurzel 8.2. Extreme Witterung: Schnee, Sturm, Gewitter und Kälte Die Erzieherinnen beziehen die Wettervorhersagen in die Planung ein. Bei Gefahr von Astbruch durch Schnee oder Sturm und Gewitter gehen wir nicht in den Wald. Bei Temperaturen unter Minus 10 Grad wird die Zeit draußen entsprechend gekürzt oder der Tagesablauf verändert sich, evtl. wird entsprechender Betreuungsausgleich geschaffen. Eltern werden durch Elternpost oder kurzfristig durch eine Telefonkette benachrichtigt. Der Naturraum erfordert die Aufmerksamkeit und Flexibilität von Eltern und Erzieherinnen. Bei Wind halten wir uns im Jungholz auf oder suchen andere windabgewandte Plätze. Bei Schnee und Kälte machen wir ein Feuer, um uns zu wärmen. Angebote wie Singen, Geschichten erzählen, Bilderbücher, Sprachspiele, Rätsel, Malen, Bildbetrachtung, Puzzle etc. finden im Wagen statt. Puzzle im Schutzwagen Hände wärmen, nach dem Beeren sammeln bei Regen Bei Kälte werden verstärkt Aufwärm-, Bewegungsspiele und Tänze gemacht. Wir motivieren zum Rollen und Rutschen an Hängen und Hügeln. Wir bauen mit Schnee, rutschen im Schnee mit Rutschtellern und suchen Spuren. Wir machen Exkursionen (Grundschule, Bauernhof, Feuerwehr, Bäckerei, Bücherei, Verkehrsschule…). Im Gänsemarsch in den Wald 8.3. Naturbedingungen erfordern Regeln, Ge- und Verbote Unfallrisiken sind entgegen mancher Befürchtungen nicht höher als in jedem anderen Kindergarten. Die Geschicklichkeit der Kinder in der Natur verbessert sich deutlich. Einhalten von Regeln, Ge- und Verbote helfen Unfälle zu vermeiden: Eisexperimente im Graben - Aufenthalt in Sicht- und Rufweite der Erwachsenen, Waldplatzüberschreitung in Absprache mit der Erzieherin - beim Sammelsignal „Glocke“ sollten Kinder gleich kommen - an vereinbarten Halte- und Sammelpunkten warten wir Graben überqueren - außer dem Vesper nehmen wir nichts in den Mund (Beeren, Schnee…) - wir klettern nicht auf gestapelte Baumstämme und Hochsitze der Jäger - auf nassen Bäumen klettern wir nicht, mit Gummistiefeln klettern wir nicht hoch - tote Tiere und Kot werden nicht angefasst - bevor wir einen Hund streicheln fragen wir den Besitzer - wir zerstören keine Pflanzen/ wenn eine Vielzahl vorhanden ist können wir damit werken, sie untersuchen oder Blumen pflücken (gehört zum kindlichen Spiel) - Knochen bleiben im Wald liegen - mit Tieren gehen wir sorgsam um und lassen sie in Freiheit - es wird nicht ohne Erlaubnis in Gewässer gestiegen - wir gehen nicht mit Spaziergängern oder Joggern mit - mit Stöcken und Steinen wird vorsichtig umgegangen - Werkzeuge und Spielmaterial bringen Kinder nicht mit in den Wald 8.4. Zecken, Fuchsbandwurm, Giftpflanzen, stechende Insekten, Tollwut Zecken Es gibt hierzulande hauptsächlich zwei Krankheiten die durch Zecken auf den Menschen übertragen werden: Borreliose und FSME (Früh- Sommer- Meningoenzephalitis). Borreliose wird durch Bakterien verursacht und kann rechtzeitig mit Antibiotika behandelt werden. Oft entsteht eine abgegrenzte Hautrötung. Es gibt keinen Impfschutz. Erst nach einer mehrstündiger Saugzeit gelangen Borrelienerreger ins Blut. FSME ist eine Viruserkrankung und beginnt etwa ein bis zwei Wochen nach dem Stich, mit grippalen Symptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit. Danach ist die Erkrankung meist ausgeheilt. In Einzelfällen kann sich nach einigen Tagen eine Hirnhaut-, Hirn- oder Rückenmarksentzündung entwickeln. Eine Impfung zur Vorbeugung gegen die FSME ist möglich. Eine passive Immunisierung ist noch bis zum vierten Tag nach dem Stich möglich. Die Zeckenentfernung bietet keinen Schutz vor FSME. Der Virus wird sofort nach dem Blutsaugen übertragen. Viele an FSME erkrankte Personen infizierten sich bei Freizeitaktivitäten. Die Zecke ist bei einer Außentemperatur von durchschnittlich 5-16 Grad aktiv (besonders im Frühling und Herbst). Sie hält sich vorwiegend im Unterholz auf, selten höher als eineinhalb Meter über dem Boden. Dort lässt sie sich von Tier und Mensch von Pflanzen abstreifen, klettert an eine geeignete Stelle und saugt Blut. Wie gehen wir mit Zecken um? Wir empfehlen nach jedem Aufenthalt in der Natur, die Kinder gründlich nach Zecken abzusuchen. Die Kleidung sollte am besten draußen ausgeschüttelt werden. Biologisches Zeckenschutzmittel, sowie eine Kopfbedeckung hat sich sehr bewährt. Erzieherinnen entfernen keine Zecken. Kinder werden angeregt, den Erwachsenen bescheid zu geben, wenn jemand eine Zecke hat. Wird eine festgesaugte Zecke an einem Kind entdeckt, werden von uns unverzüglich die Eltern benachrichtigt. Ausgezogene Kleidung wird nicht auf die Erde gelegt, sondern in eine Tüte gepackt oder aufgehängt. Besonders beim WC Gang der Mädchen wird darauf geachtet, dass sie an keinen Pflanzen vorbeistreifen. Um die Gefahr der Infektion zu verringern, sollte die Zecke möglichst schnell entfernt werden, um eine Borrelioseinfektion möglichst zu verringern. Durch eine Blutuntersuchung, sechs Wochen nach dem Stich, kann Borreliose nachgewiesen werden. Weibchen bei der Eiablage Entwicklungsstadien der Zecke (Larve, Nymphe, adulte Zecke) Zecke Vollgesaugte Zecke Fuchsbandwurm Er lebt im Darm des Fuchses, des Hundes oder der Katze. Er ist je nach Region unterschiedlich verbreitet. Füchse setzen vor allem im Gras und an erhöhten Stellen Kot ab. Der Mensch infiziert sich, wenn er die Eier des Fuchsbandwurmes aufnimmt. Am meisten gefährdet sind Landwirte und Hundehalter. Der Befall der Leber wird oft zu spät bemerkt, da sie ein schmerzunempfindliches Organ ist. Durch einen Bluttest kann diese Infektion nachgewiesen werden. Bei nur 10- 20 % der Menschen bricht diese Krankheit aus. Es gibt keine Belege dafür, dass vom Verzehr ungewaschener Wildfrüchte eine erhöhte Gefahr ausgeht. Holunderbeeren sammeln, waschen, zerquetschen und am Feuer Gelee herstellen Giftpflanzen Die Kinder bekommen Kenntnisse über giftige Pflanzen und Pilze. Es sind keine „schlechten“ Pflanzen sondern Pflanzen zum Anschauen. Sie sind wichtig für Tiere und werden oft als Heilmittel verwendet. Pflanzen, die nicht in unseren Wald gehören, können die Kinder kennen lernen. Brennnesseln zerschneiden für Kürbissuppe Frisch gekochter Löwenzahnsirup Stechende Insekten Mögliche Gefahren durch Wespen, Hummeln, Hornissen, Bienen, Stechmücken können unsere Spielflächen im Sommer einschränken. Bodenwespennester werden falls möglich gekennzeichnet bzw. Bereiche gesperrt. Zum Essen können wir in den Wagen. Insektenschutz und Kopfbedeckung sind erforderlich. Tollwut In unserem Waldgebiet ist seit über 10 Jahren kein Fall von Tollwut gemeldet worden.