Kapitel 1 Einleitung und¨Ubersicht

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Kapitel 1
Einleitung und Übersicht
1.1
Einige grundlegende Überlegungen
Vier verschiedene Wechelwirkungen existieren in der Natur; zwei davon (elektromagnetische, Gravitation) sind langreichweitig.
• Elektromagnetische und gravitative Kraft zwischen zwei Protonen der Masse mp und
Ladung e im Abstand r:
Fem =
e2
r2
,
FG =
Gm2p
r2
d.h.
e2
Fem
=
=
FG
Gm2p
e2
~c
.
Gm2p
~c
=
α
≈ 1036
αG
wobei
2
1
e
≡α≈
~c
137
(1.1)
die Sommerfeld’sche Feinstrukturkonstante,
Gm2p
≡ αG ≈ 6 10−39
~c
(1.2)
die Feinstrukturkonstante der Gravitation, h ≡ 2π~ die Plancksche Konstante und c
die (Vakuum-) Lichtgeschwindigkeit sind.
Gravitation ist also unwichtig für Eigenschaften der Materie auf kleinen (atomaren,
nuklearen) Längenskalen (gilt auch auf allen anderen Längenskalen, aber makroskopische und insbesondere astrophysikalische Körper sind elektrisch praktisch neutral).
4
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
5
– atomare Längenskala: Bohrscher Atomradius a0
Dazu betrachtet man ein Elektron der Masse me , das sich mit der Geschwindigkeit v auf einer Kreisbahn vom Radius a0 um ein Proton bewegt (Wasserstoffatom). Elektrische Anziehungskraft und Fliehkraft halten sich die Waage,
d.h.
e2
me v 2
=
a20
a0
Mit Hilfe des Drehimpulses L läßt sich diese Beziehung in der Form
e2
L2
=
a20
me a30
bzw. unter Berücksichtigung der Bahn–Drehimpuls–Quantisierung (L = n~ mit
n ∈ N ) in der Form
e2
n 2 ~2
=
a20
me a30
schreiben. Damit folgt für n = 1:
~c
~
~2
1 ~
=
−→ a0 =
a0 =
me e 2
e 2 me c
α me c
(1.3)
wobei ~/(me c) die Comptonwellenlänge des Elektrons ist.
– atomare Energieskala:
Eb ≈
e2
= α 2 m e c2
a0
(1.4)
wobei me c2 die Ruheenergie des Elektrons ist.
Die atomare Längen- und Energieskala sind also durch die elektromagnetische Wechselwirkung (und die Heisenbergsche Unschärferelation) bestimmt.
• Für makroskopische, neutrale Objekte wird Gravitation wichtig. Wie groß ist die
entsprechende Längen- und Massen–Skala?
Dazu betrachten wir einen sphärischen festen Körper der Masse M und des Radius
R, der aus N Atomen der Massenzahl A und der Ladungszahl Z besteht:
M = N Amu ,
mu ≡
1
m12 C ≈ mp ,
12
wobei mu die atomare Masseneinheit und m12 C die Masse eines Kohlenstoffkerns der
Massenzahl A = 12 sind. Weiter gilt
R ≃ N 1/3 a0 /Z .
6
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
Damit folgt:
GM 2
EG ≃ −
= −N 2
R
GA2 m2p
R
≃ −N
5/3
2
AZ
Gm2p
a0
bzw.
EG ≃ −N 5/3 αG α me c2 A2 Z
Für die innere, atomare Energie gilt
E i ≃ N α 2 me c2 Z 3
und die Gesamtenergie ist gegeben durch
Etot = EG + Ei = −N 5/3 αG αA2 Z + N α2 Z 3 me c2
Mit A = Z/2 ist Etot = 0, wenn
5/3
Nmax
αG ≈ Nmax α
gilt, d.h.
Etot < 0
falls
N < Nmax = (α/αG )3/2 ≃ 1054
(1.5)
Die entsprechenden Körper sind Objekte mit
Mmax ≃ Nmax mp ≃ 1030 g
1/3
Rmax ≃ Nmax a0 ≃ 1010 cm
(1.6)
d.h. jupiterähnliche Planeten.
• Objekte mit M <
∼ Mmax sind durch Festkörperkräfte gegen die Gravitationskraft
stabilisierbar.
• Falls man anstelle der elektromagnetischen Wechselwirkung die starke Wechselwirkung betrachtet, dh. α durch αs ≃ 102 α ersetzt, findet man
s
Nmax
α 3/2 α 3/2
s
≃ 103 1054 = 1057 ,
=
α
αG
s
s
Mmax
≃ Nmax
mp ≃ 1033 g
7
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
und
1/3
s
s
Rmax
≃ Nmax
10−5 a0 = 106 cm
d.h. einen Neutronenstern. Der Faktor 10−5 folgt aus der etwa hundertmal größeren
Kopplungskonstante und der etwa tausendmal größeren Masse der Nukleonen, bzw.
aus dem etwa hunderttausendmal kleineren Atomkernradius.
• Schwarzschildradius:
Damit ein Testteilchen der Masse m von der Oberfläche eines Körpers der Masse M
und des Radius R zu beliebig großen Abständen gelangen kann, muss seine kinetische
Energie mindestens gleich seiner potentiellen Energie sein:
Mm
mv 2
=G
.
2
R
Die entsprechende kritische Geschwindigkeit heisst Fluchtgeschwindigkeit und ist
durch
v 2 = 2GM/R
gegeben. Setzt man v = c, d.h. betrachtet man die physikalisch maximale Fluchtgeschwindigkeit, so erhält man bei gegebener Masse M einen kritischen Radius, den
Schwarzschildradius:
GM
Rs = 2 2
c
,
2G
−28 cm
= 1.5 10
c2
g
(1.7)
Wird ein Objekt der Masse M auf die Größe seines Schwarzschildradius komprimiert,
wird die Fluchtgeschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit.
Objekt
Nukleon
Mensch
Erde
Sonne
WD
NS
Masse [g]
10−24
105
6 1027
2 1033
2 1033
2 1033
2 1042
(109 M⊙ )
Radius [cm]
10−15
102
6 108
7 1010
109
106
Rs [cm]
10−52
10−23
0.9
3 105
3 105
3 105
3 1014
(20 AU)
Rs /R
10−37
10−25
10−9
4 10−6
3 10−4
0.3
Die Längeneinheit 1AU = 1.496 1013 [cm] ist der mittlere Abstand Erde–Sonnne;
20 AU beträgt etwa die mittlere Entfernung des Planeten Uranus von der Sonne. Das
Symbol M⊙ steht für die Masse der Sonne, d.h. M⊙ = 1.989 1033 [g].
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
8
• Objekte mit R < RS nennt man Schwarze Löcher.
• Die mittlere Dichte eines Schwarzen Lochs der Masse M kann man gemäß
̺ > M/(
4π 3
R )
3 S
abschätzen. Setzt man die Definition des Schwarzschildradius ein, so folgt
3 1
̺>
32π M 2
c6
G3
und damit
̺>
1.84 1016 h g i
(M/M⊙ )2 cm3
Für ein stellares Schwarzes Loch mit M = M⊙ übersteigt die mittlere Dichte einen
Wert von 2 1016 [g/cm3 ], was etwa 100-facher Kernmateriedichte entspricht.
Für ein massereiches Schwarzes Loch von 109 Sonnenmassen gilt ̺ > 0.02 [g/cm3 ].
Dieser Dichtewert entspricht der Schüttdichte von Stroh!
Für die Entstehung eines Schwarzen Lochs sind daher nicht notwendigerweise sehr
hohe Dichten erforderlich.
• Massendefekt
Wenn aus einer Gaswolke ein Stern entsteht, wird Gravitationsbindungsenergie frei.
Der (differentielle) Energiegewinn bei Anlagerung einer Kugelschale der Dichte ̺
und Dicke dr,
R r an eine bereits vorhandene (sphärisch symmetrische) Massenverteilung
m(r) = 4π 0 ̺(ξ)ξ 2 dξ vom Radius r beträgt
dEG = −
Gm(r)
dm
r
mit dm = 4π̺r2 dr .
Die gesamte Gravitationsbindungsenergie eines Objekts vom Radius R ist dann durch
EG = −G
ZR
m(r)
dm
r
0
bzw. durch
EG = −G
ZR
0


Zr
1
4π ̺(ξ)ξ 2 dξ  4π̺r2 dr
r
0
(1.8)
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
9
gegeben, wobei ̺ die Dichte ist. Unter der Annahme ̺ = konstant folgt
EG = −
3 GM02
5 R
mit
M0 =
4π 3
̺R .
3
Der Faktor 3/5 ergab sich aus der Annahme einer sphärisch symmetrischen und inkompressiblen Dichteverteilung. Allgemein gilt (bis auf einen Faktor von der Größenordnung eins)
EG ≈ −
GM02
R
wobei M0 die Masse des Sterns ist. Die Bindungsenergie wird bei der Sternentstehung
in Form von Photonen und/oder Neutrinos abgestrahlt, d.h. der Stern hat weniger
Masse als das (verdünnte) Gas, aus dem er entstanden ist.
1 Rs
GM02
|EG |
= M0 1 −
M = M0 − 2 ≈ M0 −
c
Rc2
2R
Der Massendefekt beträgt daher
∆M = M0 − M ≈ M0 − M0
1 Rs
1−
2R
und die relative Massenänderung ist damit von der Größenordnung
∆M
Rs
≈
M0
R
(1.9)
Für die Sonne und für Weiße Zwerge ist der gravitative Massendefekt ∆M kleiner
als der Massendefekt durch Kernkräfte (∆Mnuc ≈1%).
• Hydrostatisches Gleichgewicht:
Wir betrachten eine selbstgravitierende Gaskugel vom Radius R im hydrostatischen
Gleichgewicht. Dann ist an jedem Punkt der Gaskugel der (negative) Druckgradient
(der Druck nimmt im Stern vom Zentrum aus ab) gleich der Gravitationsanziehungskraft:
Gm(r)
dp
̺(r)
=−
dr
r2
(1.10)
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
10
Größenordnungsmäßig gilt dann
dp
p(R) − p(0)
≈
.
dr
R
Da der Druck an der Sternoberfläche verschwindet (p(R) = 0) und da der zentrale
Druck p(0) ungefähr gleich dem mittleren Druck p̄ ist, folgt
p̄
dp
≈− .
dr
R
Analog läßt sich die Gravitationsanziehungskraft abschätzen:
Gm(r)
GM
̺(r) ≈ 2 ̺¯
2
r
R
wobei M die Gesamtmasse der Gaskugel ist und ̺¯ die mittlere Dichte. Damit folgt
p̄
Rs
≈
2
̺¯c
R
d.h. das Verhältnis Schwarzschildradius zu Sternradius ist in etwa gleich dem Verhältnis mittlerer Druck zu mittlerer Ruheenergiedichte des Sterns.
• Nichtentartete ( normale“) Sterne:
”
Die Materie des Sterns läßt sich als ideales Gas beschreiben und die Zustandsgleichung lautet
pVmol = RT ,
(1.11)
wobei R = 8.32 107 [erg/K/Mol] die universelle Gaskonstante, T die Temperatur und
Vmol = Na MA /̺ das Molvolumen sind. Na = 1/mu = 6.023 1023 ist die Avogadrosche
Konstante und MA = Amu ist die Masse eines Gasatoms der Massenzahl A. Für ein
Gemisch von idealen Gases ist MA durch das entsprechende mittlere Molekulargewicht zu ersetzen. Umformen von (1.11) ergibt
p
R T
T
=
= kB
̺
NA M A
MA
wobei kB ≡ R/NA = 1.38 10−16 [erg/K] die Boltzmannsche Konstante ist.
(1.12)
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
11
Im hydrostatischen Gleichgewicht gilt daher
T ∝
M
R
d.h. wenn ein Stern abkühlt, wächst sein Radius (Rotes Riesenstadium). Weiterhin
folgt
Rs
p
kB T
≈ 2 =
R
̺c
MA c 2
d.h. die Größe relativistischer Effekte ist durch die mittlere Temperatur im Sterninneren bestimmt. Für das Wasserstoffbrennen (Fusion von Wasserstoff zu Helium)
findet man
1keV
kB T
Rs
≈
≈
≈ 10−6 ,
2
R
MA c
1GeV
d.h. die Größenordnung der relativistischen Effekte in normalen“ Sternen wird durch
”
die Kernphysik bestimmt. Man beachte, dass die Größenordnung der relativistischen
Effekte unabhängig von der Gravitationskonstanten ist.
- Energieverlust durch Strahlung
Jeder Körper tauscht mit seiner Umgebung Wärme aus. Dieser Austausch erfolgt
auch, wenn sich der Körper im Vakuum befindet, so dass gewöhnliche Wärmeleitung ausgeschaltet ist. Die Energieabgabe (oder –aufnahme) erfolgt durch die
Emission (oder Absorption) von Strahlung (unterschiedlicher Wellenlänge).
Die Leuchtkraft L, d.h. die gesamte (über alle Wellenlängen) pro Zeiteinheit
abgestrahlte Energie, eines kugelförmigen schwarzen Körpers vom Radius R
mit der Temperatur T beträgt
L = |Ė| = 4πσR2 T 4
(1.13)
wobei σ = 5.67 10−5 [erg/cm2 /s/K4 ] die Stefan–Boltzmannsche Strahlungskonstante ist. (Aus dem Planckschen Strahlungsgesetz für Schwarze Körper folgt:
4
σ = (2π 5 kB
)/(15c2 h3 )).
Falls Sterne keine inneren Energiequellen besitzen, kühlen sie sich auf der sogenannten Kelvin–Helmholtz–Zeitskala ab:
τkH ≡
EG
GM 2
∝ R−1 T −2 .
≈
L
R 4πσR2 T 4
Für die Sonne gilt: τKH ≈ 3 107 Jahre.
(1.14)
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
12
Schlussfolgerung: Sterne aus idealem Gas können sich für Zeiten τ > τKH
nur dann im hydrostatischen Gleichgewicht befinden, wenn sie Energie
aus inneren (z.B. nuklearen) Quellen beziehen.
Diese Schlussfolgerung ist letztendlich eine Konsequenz der Tatsache, dass
∆M ∆M Rs
−6
≈ 10 ≪
≈
≈ 10−2 .
M0 Grav
R
M0 N uklear
• Entartete Sterne:
Während der Druck für nichtentartete Sterne durch die kinetische Energie der Gasteilchen bestimmt ist, ist der Druck entarteter Materie eine Folge des Pauli–Prinzips
p
= f (̺, T ) =
̺c2
f (T ) ; ideales Gas
.
f (̺) ; entartete Fermionen
Demnach gilt für ein ideales Gas: Wenn T → 0, dann folgt p → 0 ⇒ kein Gleichgewicht!
Zur Abschätzung des Drucks eines entarteten Elektronengases (Fermionengas) betrachten wir ein Elektron (Fermion) in einem Würfel der Kantenlänge d und damit
in einem Volumen d3 . Nach der Heisenbergschen Unschärferelation gilt für den Impuls
pF des Elektrons (Fermions)
pF d ≈ ~
Die kinetische Energie oder Fermi–Energie des (nicht–relativistischen) Elektrons
beträgt
εF =
~2
p2F
≈
2me
me d 2
(1.15)
Falls εF ≫ kT ist die kinetische Energie des Elektrons (Fermions) nicht durch die
Temperatur, sondern durch die Dichte bestimmt.
p
εF
~2
≈
≈
.
̺c2
MA c 2
m e d 2 MA c 2
(1.16)
Man beachte, dass bei gegebener Dichte die leichtesten Teilchen die größte Fermienergie besitzen (εF ∝ m−1 ) und damit den größten Beitrag zum Druck leisten. Daher
gilt näherungsweise
p(e− , A) ≈ p(e− ) .
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
13
Die Massendichte ist dagegen durch die schwerste Komponente bestimmt
̺≈
m e + MA
MA
≈ 3 .
3
d
d
Setzt man diese Beziehung in (1.16) ein, so erhält man
~2 ̺2/3
p
≈
=
5/3
̺c2
m e MA c 2
me
MA
̺
̺c
2/3
(1.17)
wobei
h g i
MA
7
̺c ≡
= 3 10
(~/me c)3
cm3
(1.18)
die Dichte ist, bei der der mittlere Abstand der Teilchen gleich der ComptonWellenlänge des Elektrons λe /2π = ~/me c = 3.86 10−11 [cm] ist.
Für ρ ≥ ρc folgt aus der Heisenbergschen Unschärferelation
pF ≥
~
~
>
≈ me c ,
∼
d
λe
d.h. die Elektronen sind relativistisch. Die Fermi–Energie ist daher εF ≈ pF c (anstelle
von εF ≈ p2F /2me ) und
me
p
≈
2
̺c
MA
̺
̺c
1/3
falls
̺ > ̺c .
(1.19)
Somit gilt für die Zustandsgleichung eines Fermigas
p = f (̺) ∼
̺5/3 ; ̺ < ̺c
̺4/3 ; ̺ > ̺c
(1.20)
Folgerung: Aufgrund von Quanteneffketen übt ein Gas auch bei T = 0 (wegen seiner
Nullpunktsenergie“) Druck aus.
”
– WD: entartetes relativistisches Elektronengas
– NS: entartetes nicht–relativistisches Neutronengas
⇒WD als auch NS brauchen keine inneren Energiequellen, um im hydrostatischen Gleichgewicht zu sein.
14
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
1.2
Vorkommen und Erscheinungsformen
Sterntyp
Druckquelle
chemische
Zusammensetzung
He
C/O
O/Ne/Mg
Masse [M⊙ ]
Radius
< 1.44
≈ 104 km
Vorläuferstern [M⊙ ]
0.8 – ∼ 8
WD
NS
Fermidruck
relativistischer
entarteter
Elektronen
starke WW,
Fermidruck
nicht-relativ.
entarteter
Neutronen
n (∼ 90%),
p,e− (∼ 10%)
∼ 0.1 – ∼ 3
≈ 10 km
∼ 8 – ∼ 25
BH
–
–
>
∼3
Rs =
Hauptreihenstern
(H–Brennen)
Gasdruck,
Strahlung
H (∼ 74%)
He (∼ 24%)
Metalle“ (∼ 2%)
”
0.08 – ∼ 100
0.1R⊙ –
∼ 20R⊙
2GM
c2
>
∼ 25 ?
–
a) Weiße Zwerge:
(i) als Einzelsterne:
unauffällige, schwache, bläuliche Sterne (Nobs <
∼ 2000; siehe Abb 1.1)
5
als Zentralsterne Planetarischer Nebel, die sehr heiß (T >
∼ 10 K) und blau sind
(N ≈ 500)
(ii) in Doppelsternsystemen:
(I) ohne Akkretion (d.h. ohne Anlagerung von Materie)
unauffällige, schwache, bläuliche Sterne, die vom Begleitstern überstrahlt
werden und daher schwer zu finden sind
Anzahl: N ≈ 10, bzw. wenn man auch Binärsystem mit Radiopulsaren
betrachtet N >
∼ 20
Beispiele: Sirius B (1892 von A.C. Clark entdeckt; Bahnperiode: 49.9 a; R =
0.008 R⊙ ; M = 1.05M⊙ ; ̺¯ = 3 106 [g/cm3 ]), Procyon B, 40 Eri B
(II) mit Akkretion (Abb 1.2)
Novae, Zwergnovae und verwandte Objekte (sehr auffällige veränderliche
Sterne mit zum Teil starken Helligkeits-Ausbrüchen (Novae): N ≈ 1000
(iii) Charakteristische Größen:
Masse: hM i = 0.58 M⊙ mit σM ≈ 0.1, d.h. wenige WD mit M <
∼ 0.4M⊙ und
M>
0.8M
(siehe
Abb
1.3)
.
⊙
∼
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
15
Abbildung 1.1: Das linke Bild zeigt eine irdische Aufnahme des der Erde nächstgelegenen
(≈ 2 kpc) Kugelsternhaufens M4. Man sieht darauf vorwiegend alte, rote Riesensterne. Die
HST–Aufnahme (rechts) eines kleinen Teils von M4 zeigt sieben Weiße Zwerge (innerhalb
der blauen Kreise) zusammen mit den viel helleren anderen Sternen des Kugelsternhaufens.
Abbildung 1.2: Skizze eines Doppelsternsystem mit Akkretionsscheibe
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
16
Abbildung 1.3:
Radius: hRi = 0.012 R⊙
Dichte: h̺i = 4.7 105 [g/cm3 ]
Schwerebeschleunigung: hGM/R2 i = 1.1 108 cm/s2 (d.h. ≈ 105 g)
Leuchtkraft: L ≈ 10−3 L⊙ . . . 10−2 L⊙
(iv) Spektraltypen: (Barstow, Chin. J. Astron. Astrophys. 3, 2003, 287 )
DA: reines H–Spektrum, nur Balmer–Linien, keine He- oder Metall–Linien;
6000 K <
∼ Tef f <
∼ 70000 K; Oberfläche des WD besteht nur aus Wasserstoff.
DB: reines He–Spektrum, keine H- und Metall–Linien; 12 000 K <
∼ Tef f <
∼
30 000 K; Oberfläche des WD besteht nur aus Helium
DC: kontinuierliches Spektrum
DO: starke He II–Linien, auch He I und H–Linien; 45 000 K <
∼ Tef f <
∼ 100 000 K
(oder mehr)
DZ: nur Metall–Linien, keine H- oder He–Linien
DQ: mit Kohlenstoff–Linien, (C2 –Molekül)
DBA: mit He I und H–Linien
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
17
Häufigkeit: Für Effektivtemperaturen 104 K ∼
< Tef f ∼
< 5 104 K gilt NDA ≈
4
4Nnon−DA und für kühlere WD mit Tef f <
∼ 10 K findet man NDA ≈ Nnon−DA .
(v) Rotation und Magnetfeld:
∀ isolierten WD mit gemessener Rotationsperiode gilt Prot ≫ (R3 /GM )1/2 , d.h.
isolierte WD rotieren langsam.
Schmidt & Smith [Astrophys. J. 448 (1995), 305]: Etwa 4% ± 1.5 % der isolierten
9
WD haben ein Magnetfeld mit 3 104 G <
∼B<
∼ 10 G; etwa 2 Dutzend isolierte,
magnetische WD sind bekannt
(vi) Gesamtpopulation:
WD–Geburtsrate (aus Beobachtungen): ≈ 10−12 /Jahr/pc3 . Das Volumen der
galaktischen Scheibe Vdisk = πr2 (2H) ergibt sich aus dem Radius (r ≈ 15 kpc)
und der Dicke ( 2H ≈ 200 pc) der Scheibe zu Vdisk ≈ 1011 pc3 . Daraus folgt eine
galaktische Geburtsrate von 0.1 WD/Jahr und bei einem Alter der Milchstrasse
von 1010 Jahren eine galaktische Population von ≈ 109 WD.
b) Neutronensterne:
(i) als Einzelsterne
Radiopulsare (N ≈ 1300), z.B. Crab- und Vela–Pulsar; Eigenbewegung
PSR J0437-4715 (Bugstoßwelle; Abb 1.4); als Gravitationslinse; sonst praktisch
nicht beobachtbar!
Ausnahme: RX J185635-3754 wegen der großen Nähe des Objekts (d = 61 pc;
siehe Abb 1.5)
(ii) in Doppelsternsystemen
(I) ohne Akkretion
Binärpulsare, Millisekunden–Pulsare (N ≈ 100); siehe z.B. Lorimer in Living Reviews of Relativity
www.livingreviews.org/Articles/Volume4/2001-5lorimer/index.html
PSR B1913+16: Hulse–Taylor–Pulsar; NS–NS–System geeignet zum Überprüfen der Allgemeinen Relativitätstheorie
PSR B1937+214: bisher kürzeste gemessene Pulsperiode (1.55781 ms) eines
Millisekunden–Pulsar; außerdem extrem genaue Uhr (Ṗ = 1.05 10−19 , d.h.
Ungenauigkeit pro Jahr etwa 3 ps!); N ≈ 50
PSR B1821-24: Erster entdeckter Pulsar in Kugelsternhaufen (M28); N ≈
50
(II) mit Akkretion
massereiche (HMXB) (N ≈ 70) und massearme (LMXB) (N ≈ 120) Röntgendoppelsterne oder Röntgenpulsare
(iii) Charakteristische Eigenschaften:
6
Tef f >
∼ 10 K ≈ 0.1 keV →Röntgenstrahlung
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
18
Abbildung 1.4: Hα –Aufnahme der Umgebung des Millisekunden–Pulsars PSR 0437-4715.
Der Pfeil zeigt die Bewegungsrichtung des Pulsars an. Der leuchtschwache Stern direkt
hinter der Stoßfront ist ein Weißer Zwerg, der zusammen mit dem Pulsar ein Doppelsternsystem bildet. Der Abstand zwischen Pulsar und Bugstoßwelle beträgt etwa 1400 AU.
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
19
Abbildung 1.5: HST–Aufnahme des (nicht–pulsierenden) isolierten Neutronensterns
RX J185635-3754. Er wurde zuerst durch seine intensive Röntgenstrahlung mit ROSAT
gefunden (Walter et al. 1996, Nature 379, 233) und später mit dem HST entdeckt (Walter
& Matthews 1997, Nature 389, 358). Der Neutronenstern ist sehr heiß (T ≈ 1.2 106 K)
und seine Entfernung beträgt nur 61 pc (Walter 2001, ApJ 549, 433). Er ist damit der uns
nächstgelegene Neutronenstern.
20
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
teilweise sehr starke Magnetfelder 1012 bis einige 1013 Gauss (bis ∼ 1015 Gauss
im Falle von Magnetaren)
einige mit fast kritischer Rotation (wenige msec), aber auch Spinperioden von
bis zu 10 s
hohe Eigengeschwindigkeit: hvi ≈ 450 km/sec; Rekordhalter: ≈ 3000 km/sec,
d.h. v ≈ 0.01c →Ekin ≈ 3 1050 erg; Ursache?
Assoziation mit Supernova–Überresten (SNR): z.B. Crab, Vela (N ≈ 10)
Population: ≈ 105 aktive Radiopulsare in der Milchstrasse; ≈ 108 insgesamt in
der Milchstrasse; aus Alter der Milchstrasse (1010 Jahre) und Entstehungsrate
(1 Pulsar pro 100 Jahre)
c) Schwarze Löcher:
(i) als Einzelsterne:
praktisch nicht beobachtbar, außer durch
(http://xxx.uni-augsburg.de/astro-ph/0109467)
Gravitationslineseneffekt
(ii) in Doppelsternsystemen:
(I) ohne Akkretion: praktisch nicht beobachtbar; kein Beispiel bekannt
(II) mit Akkretion: Röntgendoppelsterne, einige Kandidaten (z.B. Cyg X-1)
(iii) als massereiche Schwarze Löcher:
Vorkommen: im Zentrum von (allen?) Galaxien (einschließlich der Milchstraße!) und aktiven Galaxienkernen (AGN’s); Maschine“ zur Produktion extraga”
laktischer Jets
9
Masse: 106 M⊙ <
∼ MBH <
∼ 10 M⊙
47
Leuchtkraft: L <
∼ 10 erg/s; Akkretionsleuchtkraft Lac = GM Ṁ /R für ein
Objekt mit R ≈ RS :
LBH
ac ≈
h erg i
Ṁ
c2
Ṁ ≈ 3 1046
2
M⊙ /Jahr s
Nachweis: Keplerbewegung von Gas im Akkretionsstrudel“ (Abb 1.6 und
”
Abb 1.7) oder von nahen Sternen, wie im Falle des massereichen Schwarzen
Lochs (MBH = 3.6 106 M⊙ ) im Zentrum unserer Heimatgalaxie (Schödel et.al.
2003, ApJ 596,1015; siehe auch http://www.mpe.mpg.de/ir/GC/index.php).
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
21
Abbildung 1.6: Geschwindigkeitsmessung des heißen Gases der rotierenden Akkretionsscheibe im Zentrum der aktiven Galaxie M87. Das Gas bewegt sich mit bis zu 500 km/s
auf uns zu (bzw. von uns weg). Diese hohen Geschwindigkeiten weisen auf ein massereiches
Schwarzes Loch hin (Mbh ≈ 3 109 M⊙ )
KAPITEL 1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT
22
Abbildung 1.7: Ähnlich wie Abb. 1.7, aber für die Galaxie NGC 4527, wo man die Keplerbewegung um das zentrale Schwarze Loch durch eine Reihe von Wasser–Masern genau
vermessen kann.
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