Grüß Gott, Herr Idriz - BÜRGERBEWEGUNG PAX EUROPA eV

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Grüß Gott,
Herr Idriz
Eine Analyse
des Buches „Grüß Gott, Herr Imam“
des Penzberger Imams Benjamin Idriz
« IdrizAnalyseTeam »
Grüß Gott, Herr Idriz
Der Titel dieses Buches wurde bewusst in Anlehnung an den Titel des Idriz-Buches „Grüß Gott, Herr
Imam“ gewählt. Wir – das Autorenteam – begrüßen es
ausdrücklich, dass führende Muslime Bücher und Artikel veröffentlichen, in denen sie ihre Meinung und ihre
Denkweise kundtun. Nur so kann ein Dialog auf breiter Basis zustande kommen. Wir verstehen unter einem
Dialog eine sachliche Analyse und kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt von Idriz’ Buch.
Im Folgenden sind Bezüge zu dem Buch von Idriz
mit (Seite/Zeile) gekennzeichnet. Es bedeutet also (S
64, Z 21): Seite 64, Zeile 21 des Buches „Grüß Gott,
Herr Imam“. Diese Stellen sind im Kapitel „Detailanalyse“ jeweils genauer erläutert und größtenteils wörtlich zitiert. Bezug zum Koran wird z.B. mit (Sure 4:34)
gekennzeichnet, also Sure Nr. 4, Vers Nr. 34.
Um Zeilen auf einfache Weise zu finden, empfehlen
wir, einen Zeilenzähler aus Papier oder dünnem Karton zu fertigen — siehe Skizze.
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Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Euro-Islam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Begrüßenswerte Aussagen. . . . . . . . . . . . . . . . 10
Wunschdenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Grüß Gott, Herr Idriz
Eine Analyse des Buches „Grüß Gott, Herr Imam“
des Penzberger Imams Benjamin Idriz
©Bürgerbewegung Pax Europa
D-75046 Gemmingen
www.buergerbewegung-pax-europa.de
All rights reserved
Nachdruck, auch auszugsweise, für den nichtkommerziellen Gebrauch erlaubt.
Kulturelle „Missverständnisse“ . . . . . . . . . . . . . 16
Scharia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Zweifelhafte Vorbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Verharmlosende Aussagen: Taqiyya ? . . . . . . . . . . 23
Unverständlich – oder entlarvend ? . . . . . . . . . . 28
ISBN 978-3-9812099-3-8
Herausgeber: Bürgerbewegung Pax Europa
Erstausgabe 2012
Autoren: « IdrizAnalyseTeam »
Druck: Farbdrucke Bayerlein
Printed in Germany
Diese Publikation steht als PDF zum kostenlosen Download im Internet bereit:
www.buergerbewegung-pax-europa.de/publikationen/
index.php
Außerdem im Internet: idrizanalyse.wordpress.com
Was nicht gesagt wurde . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Detailanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Anhang A: Begriffserklärungen . . . . . . . . . . . . 88
Anhang B: E-Mail-Verkehr mit Imam Idriz . . . . . 94
Spendenkonto der BPE . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Grüß Gott, Herr Idriz
Vorwort
Der Penzberger Imam Benjamin* Idriz gilt als gut integrierter Vorzeige-Moslem. Sein Projekt, das Zentrum
für Islam in Europa – München (ZIE-M) wird von
vielen Politikern aus allen großen Parteien unterstützt,
ebenso von Vertretern der christlichen Kirchen. Ist das
durchgehend gerechtfertigt? Vertritt Idriz einen Islam,
der zu Europa passt?
Zu den islamischen Zentren in Europa schreibt die
arabische Zeitung al-Scharq al-Ausat am 28.7.1993:
„Der islamische Weltkongress … fordert … den Aufbau
islamischer Zentren in Europa (zur Missionierung, d.
Red.) … um die dort lebenden Muslime auf ihre Rolle
in der Zukunft vorzubereiten …“. Soll das ZIE-M eines
dieser Zentren sein, ein Zentrum zur Missionierung
Europas? Welche Art von Islam soll dort gelehrt werden? Ein liberaler Euro-Islam oder ein rückständiger,
wahabitischer, wie in den Ländern, die das ZIE-M finanzieren? Oder etwas dazwischen? Um das zu ergründen, hat sich das Autorenteam die Mühe gemacht, die
Ansichten des Imam Idriz genauer zu untersuchen.
Idriz hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Grüß
Gott, Herr Imam – eine Religion ist angekommen“ und
* tatsächlicher Name: Bajrambejamin Idriz Quelle: www.teleauskunft.de (Das Telefonbuch).
Grüß Gott, Herr Idriz
wirbt damit. Das Buch wurde in verschiedenen Medien
lobend erwähnt, dabei wurden die positiven Aspekte in
den Vordergrund gestellt, die zweifelhaften und negativen wurden oft nicht erkannt oder nicht erwähnt. Die
vorliegende Broschüre stellt die Aussagen des Buches
von Imam Idriz den islamischen und anderen Quellen
gegenüber, damit sich auch ein interessierter Laie ein
Urteil bilden kann, und geht auch auf die negativen Aspekte ein.
G
Euro-Islam1
Vor der eigentlichen Analyse der Aussagen im Buch
von Idriz zunächst eine kurze Erläuterung des Begriffs
„Euro-Islam“.
Bassam Tibi hat diesen Begriff geprägt und ihn im
Jahr 1992 bei einem Vortrag in Paris erstmals vorgestellt. Er versteht darunter eine europäisch-islamische
Synthese im Rahmen der Europäisierung des Islam und
fordert dabei auch den Abschied von der Scharia (s.
Anhang A) und dem Dschihad. Diese beiden Begriffe
beschreiben islamische Prinzipien, die eine Integration
von Muslimen in Europa praktisch unmöglich machen.
Euro-Islam bedeutet für Tibi, dass in Europa lebende
1 Teilweise der Wikipedia entnommen; diese Quelle ist zwar
nicht immer zuverlässig und neutral, aber die verwendeten
Textstellen wurden vom Autorenteam überprüft.
Euro-Islam
muslimische Bürger die Trennung von Religion und
Staat akzeptieren. Als Gegensatz dazu sieht er als Konfliktszenario eine Ghettoisierung der Muslime mit ungeheuerem Gewaltpotential für das 21. Jahrhundert.
Tibi distanziert sich von organisierten, sendungsbewussten Islamisten, die ihrerseits den Euro-Islam kategorisch ablehnen. Den Anteil der Islamisten an den
gegenwärtig in Europa lebenden Muslimen schätzt er
auf 3 - 5%, bezeichnet sie dennoch als gefährliche Minderheit, weil sie seiner Meinung nach versuchen, die
Führung der islamischen Gemeinde auf ihre Seite zu
bringen und auch über die Geldmittel hierzu verfügen2.
Tibi distanziert sich ausdrücklich von Tariq Ramadans
Verständnis des Begriffs Euro-Islam (s. S. 20: Zweifelhafte Vorbilder), der durch Da’wa (Missionierung) und
Scharia auf eine Islamisierung hinauslaufe.
Tibi weist auf die gegenseitige Befruchtung von islamischer Welt und Abendland in der Geschichte hin
und will durch deren Wiederbelebung die Spannungen
zwischen den Kulturen überwinden. Tibi ist gebürtiger Syrer und gläubiger Moslem, aber er setzt sich intensiver und beharrlicher für die europäischen Werte
2 Bassam Tibi befürchtet inzwischen sehr stark, dass seine
Idee des Euro-Islam scheitert, da die orthodoxen Kräfte im
europäischen Islam immer stärker dominieren, hervorragend
vernetzt und finanziert sind, er selbst aber kaum Unterstützung
bekommt.
Grüß Gott, Herr Idriz
Begrüßenswerte Aussagen
der Aufklärung ein als die meisten europäischen Politiker. Er fordert explizit eine Stärkung des Europäischen
Wertebewusstseins und warnt vor einer Verwässerung.
G
Begrüßenswerte Aussagen
Das Buch von Idriz enthält eine Reihe positiver Aspekte. Die wesentlichen dabei sind die Kritik an der erstarrten islamischen Dogmatik, die Forderung an Muslime, sich um mehr Bildung zu kümmern, Bekenntnis
und Verteidigung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, Ablehnung der Ungleichbehandlung von Frauen und die Forderung nach Verwendung
der deutschen Sprache auch bei islamischen Predigten.
Eines der wesentlichen Probleme in islamisch geprägten Ländern ist die starre Dogmatik, die fast durchgängig herrscht. Sie verhindert eine offene Diskussion und
eine Weiterentwicklung der Gesellschaft. Idriz fordert
mehrfach ein Aufbrechen dieser Denkstarre und Kritikunfähigkeit innerhalb des Islam, z.B. auf S. 59, Z.
26; S.61, Z.12; S. 63 Abschnitt 1; S.64, Z.17; S. 69 und
70; S.80, Z.20; S.89, Z.28 … Ganz besonders in S.129,
Z.20 und S.130, Z.3!
Sehr gut ist seine Erkenntnis: „Es ist eine Reform in
unseren eigenen Köpfen nötig“ (S.66, Z.6). Der Stel10
lenwert der Bildung wird betont. Die Muslime werden
aufgefordert, sich selbst um mehr und bessere Bildung
zu kümmern. Auf S. 212 - 214 wird das ausführlich dargelegt. Auch die Forderung, Islam und Wissenschaft zu
versöhnen (S.88, Z.15) geht in diese Richtung. In S. 44,
Z. 31 fordert er sogar indirekt, in Punkto Bildung mehr
Druck auf die Muslime auszuüben!
Frauenrechte nehmen bei Idriz einen breiten Raum
ein. Er fordert sogar mehr Frauenbeteiligung bei theologischen Gremien (S.52, Z.28; S.140 - 142). In seiner
Penzberger Gemeinde wird das offensichtlich auch
schon praktiziert. Allerdings tragen die dort tätigen
Frauen durchwegs strikt das islamische Kopftuch, nicht
gerade ein Zeichen für gute Integration und eine „Verhaltensweise, die andere provozieren und beängstigen
könnte“ (S.51, Z.1). Außerdem müssen in seiner Moschee die Frauen von den Männern getrennt auf einer
Empore beten. Insofern entspricht die Aussage von
Idriz nicht dem Verhalten in seiner Gemeinde.
Er interpretiert diverse Stellen aus Koran und Sunna als Forderung nach Gleichberechtigung, z.B. S.135,
Z.8; S.137, Z.20; S.138, Z.26; S.200, Z.26. Textstellen,
die gegen die Gleichberechtigung sprechen (z.B. Sure
2:223, 282) erwähnt er allerdings nicht und relativiert
sie auch nicht. Die Erlaubnis zum Schlagen von Frauen
(Sure 4:34) lehnt er vehement ab, er führt Argumente an, diese Stelle anders zu übersetzen/interpretieren
(S.149, Z.10).
11
Grüß Gott, Herr Idriz
Wunschdenken
Idriz fordert, die Freitagspredigt stets auf Deutsch
zu halten3 und sie auch inhaltlich für Integration und
Anstand zu nutzen (S.34, Z.29). In einem ganzen Kapitel (S. 127 - 130) versucht er, das Grundgesetz (GG)
mit Islam bzw. Scharia übereinstimmend darzustellen.
Für die Rückständigkeit der islamischen Welt macht er
nicht die westliche Welt, sondern die eigenen Führer
verantwortlich (z.B. S.44, Z.14; S.204, Z.32; S.207,
Z.17).
Idriz lehnt einen „ultra“-konservativen Islam ab (S.50,
Z.16), ohne allerdings genauer zu definieren, was das
ist. Ebenso fordert er einen Verzicht(?) auf die kriegerischen Koranverse (S.50, Z.24) und will die „politisch
motivierte Religionsauslegung verhindern“ (S.90, Z.7).
Es fehlt bei ihm aber zu diesen Punkten eine Erklärung,
wie das bewerkstelligt werden soll.
In der Detailanalyse ab Seite 38 sind eine Reihe weiterer positiver Einzelaspekte angeführt, die hier aus
Platzgründen nicht erwähnt sind.
G
3 Er selbst hält die Predigt nur am ersten Freitag im Monat
auf Deutsch; www.islam-penzberg.de „Freitagspredigten“.
12
Wunschdenken
In vielen Passagen in dem Buch von Idriz war wohl
der Wunsch der Vater des Gedankens. Die Forderungen und Aussagen klingen gut, wie z.B. die Auslegung
des Koran als historische Schrift, Gedanken zur Gleichberechtigung, demokratische und wissenschaftliche
Aspekte des Islam etc. Aber solche Thesen liegen oft so
weit neben der islamischen Wirklichkeit, dass man sie
nur als Wunschdenken bezeichnen kann. Gegner werfen Idriz in diesen Punkten bewusste Irreführung vor.
Beweise dafür, dass er bewusst lügt, gibt es naturgemäß
nicht.
Besonders stark kommt das Wunschdenken von
Imam Idriz bei seiner Beschreibung des Idealbilds eines
Imams auf Seite 80 - 83 in seinem Buch zum Ausdruck.
Es wäre natürlich schön, wenn Imame Vorbild in der
Gemeinde wären, außerdem fundiert ausgebildet, mit
Achtung vor anderen Religionen und Bekenntnis zum
Rechtsstaat etc. Sicher gut, klingt aber wie ein Wunschzettel zu Weihnachten.
Die islamische Theologie lehrt, dass der Koran nicht
erschaffen wurde, sondern bereits ewig existiert und
universell gültig ist. Lediglich eine um das Jahr 1100
verschwundene Rechtsschule des Islam (die Mu‘tazila)
betrachtet ihn wenigstens als erschaffen, wenn auch
trotzdem universell. Einige moderne Islamgelehrte
13
Grüß Gott, Herr Idriz
greifen das wieder auf, greifen sogar die universelle Gültigkeit an. Idriz orientiert sich an ihnen und stellt den
Koran an mehreren Stellen als historisches Dokument
dar (z.B. S.61, Z.24; S.64, Z.21; S.120, Z.32; S.121,
Z.23; S.141, Z.28; S.144, Z.34) auch wenn er den göttlichen Ursprung nicht anzweifelt (S.148, Z.25). Diese
Strömungen im Islam geben Hoffnung, auch wenn sie
noch eine verschwindend kleine Minderheitsmeinungen sind und ihre Vertreter teilweise mit schlimmen
Konsequenzen rechnen müssen (Verbannung, Zwangsscheidung etc.). Daher ordnen wir diese Aussagen von
Idriz unter „Wunschdenken“ ein.
Auch diverse Aussagen zur Gleichberechtigung (z.B.
S.17, Z.32 Frau und Mann sind gleichgestellt, was
ihre Aufgabe und Verantwortung Gott gegenüber betrifft, ebenso wie ihre Belohnung hierfür) beruhen auf
Wunschdenken und nicht auf real-islamischem Hintergrund4. Außerdem ist bei Idriz nie von wirklich gleichen Rechten die Rede.
Insgesamt spürt man an vielen Stellen etwas, das man
als ‚Sehnsucht nach einer besseren Religion’ beschreiben könnte. Das spricht vor allem aus allgemein ge4 Es gibt viele Gegenbeispiele zur Gleichberechtigung in
Koran und Sunna. Etwa ein Ausspruch Mohammeds: „…
die meisten Bewohner der Hölle sind Frauen … ihnen fehlt
Intelligenz … ihnen fehlt Frömmigkeit …“; Hadith-Sammler
al-Buchari, Vol. 1, Buch 6, Nr. 301.
14
Wunschdenken
haltenen Aussagen zum Islam/Koran (z.B. S.61, Z.12;
S.68, Z.16 und 30; S.71, Z.25 und 28), die nirgends mit
konkreten Koranversen oder Hadithen belegt werden.
Ein weiteres, von Idriz nicht belegtes Wunschdenken
ist die Verträglichkeit des Islam mit der Demokratie
(S.40, Z.24; S.74, Z.3). Andererseits analysiert er gut,
wie manche despotischen Systeme von religiöser Seite
unterstützt werden bzw. wurden (S.74, Z.4).
Ein verbreitetes Wunschdenken im Islam, nicht nur
bei Idriz, sondern z.B. sogar bei den Salafisten, ist die
Übereinstimmung zwischen Islam und Wissenschaft.
Idriz behauptet, nur „regionale Bräuche“ widersprächen der Wissenschaft (S.53, Z.30), nicht der Islam.
Prinzipiell ist dieser starke Wunsch nach Übereinstimmung positiv zu sehen, da er die Bedeutung der Wissenschaft unterstreicht. Die Widersprüche zwischen
Aussagen des Koran und modernen wissenschaftlichen
Erkenntnissen sind aber vielfältig und deutlich, das Internet ist voll von entsprechenden Analysen5.
G
5 z.B. http://www.anti-religion.net/koran_wissenschaft.htm
15
Grüß Gott, Herr Idriz
Kulturelle „Missverständnisse“
Sehr oft gibt es im Dialog mit Muslimen Missverständnisse, die auf einer anderen Interpretation von
Begriffen beruhen. So auch bei Idriz.
Säkularisation bedeutet z.B., dass die säkularen (weltlichen) Anteile von den Kirchen abgetrennt werden,
ihre weltliche Macht beschnitten wird. Idriz versteht
das genau gegenteilig (S.128, Z.24). Den Ansatz von
Bassam Tibi nennt er „Islam ohne rechtliche Dimension“ (S.56, Z.11). Aber genau das ist der westliche, säkulare Ansatz: Religionsgemeinschaften dürfen sich nicht
in säkulare Angelegenheiten einmischen (zumindest
theoretisch).
Auch das Demokratieverständnis des Imam Idriz
unterscheidet sich dramatisch von der westlichen Auffassung. Er begreift die Schura, die Beratung der Gläubigen, als demokratie-ähnliches Konstrukt (S.99, Z.28;
S.107, Z.6). Der ursprüngliche Islam beruht aber auf
dem Führerprinzip „und gehorche Allah und seinem
Propheten“ (Sure 4:13 u.a.), und dieses Führerprinzip
wurde auch von den Nachfolgern Mohammeds intensiv
gepflegt. Die Schura ist lediglich ein Beratungsgremium, keinesfalls ein demokratisches Entscheidungsgremium. Alle absoluten Herrscher hatten Beratungsgremien, nicht nur islamische Despoten.
16
Kulturelle „Missverständnisse“
Ganz verkehrt ist die Meinung, der Westen hätte die
Demokratie (= Schura) vom Islam übernommen, eine
Meinung, die er von al-Ghannouchi6 zitiert (S.105,
Z.3). Schließlich hatten bereits die Griechen und Römer demokratische Systeme ca. 500 v. Christi Geburt,
also über 1 000 Jahre vor dem Islam.
Ebenso historisch unhaltbar ist die These von Idriz,
Byzanz sei ein Gottesstaat gewesen (S.23, Z.7), und im
Gegensatz dazu seien Islam und Gottesstaat unvereinbar (S.112, Z.32).
Schon weit mehr als nur ‚Missverständnisse’ sind
seine Aussagen über Gremien des Staates, die von verfassungsfeindlichen „Personen unterwandert“ (S.58,
Z.23) seien bzw. Beamte seien teilweise „Gegner der
Demokratie“ und würden „die Verfassung missbrauchen“ (S.60, Z.14). Solche Aussagen grenzen an Unverschämtheit und sind nicht akzeptabel!
Auch die Aussagen, eine Moschee diene der Integration (S.33, Z.13) und das Gebet mache die Muslime
friedlich (S.33, Z.6) entsprechen mehr Wunschgedanken denn der islamischen Wirklichkeit. Mag sein,
dass seine eigene Moschee positiv für die Integration
ist und dass in seiner Gemeinde die Gebete die Gläu6 siehe Seite 22: Zweifelhafte Vorbilder
17
Grüß Gott, Herr Idriz
Scharia
bigen friedlich stimmen, allgemein gilt das keinesfalls.
Im Gegenteil gibt es Ausschreitungen von Muslimen
gegen Andersgläubige und westliche Einrichtungen
hauptsächlich nach dem islamischen Freitagsgebet!
G
Scharia
Die Definition des Begriffs Scharia und seine Bewertung sind wesentlich für einen Euro-Islam, für einen Islam, der mit den westlichen Werten vereinbar
ist. Bassam Tibi, der Erfinder des Begriffs Euro-Islam,
fordert von seinen muslimischen Glaubensbrüdern
eine generelle Distanzierung von der Scharia. Dabei
versteht er unter Scharia das Prinzip, weltliches Recht
auf der Grundlage der islamischen Fundamente, Koran
und Sunna, zu gestalten7. In der öffentlichen Diskussion wird das meist genauso verstanden, auch Idriz verwendet an einigen Stellen diese Definition (S.97, Z.13;
S.118, Z.10).
An anderen Stellen jedoch definiert er die Scharia anders, umfassender, sie beinhalte auch die persönlichen
Glaubenspflichten eines Moslems8 (S.117, Z.23, 34)
wie 5 x täglich beten, das Fasten etc. Da ein Moslem
sich nicht von seinen Glaubenspflichten distanzieren
7 siehe Bassam Tibi, „Euro-Islam – Die Lösung eines Zivilisationskonflikts“, S. 120
18
kann, wird von Idriz eine generelle Distanzierung von
der Scharia abgelehnt.
Wenigstens distanziert sich Idriz von den barbarischen Körperstrafen in der Scharia (S.114, Z.3; 119/1)
und sieht sie insgesamt nicht dem Gewissen übergeordnet (S.129, Z.5). Das ist gut so. Was fehlt ist ein Hinweis darauf, wie er mit den entsprechenden Stellen in
Koran und Sunna umzugehen gedenkt (S.114, Z.3).
Er versucht einerseits, die Scharia als unserem Grundgesetz konform darzustellen (ganze Abschnitte S.121
- 123; S.127 - 130), was aber auch eine bewusste Verharmlosung sein kann, andererseits verteidigt er den
Begriff Scharia fast zwanghaft (S.126, Z.15).
Offensichtlich ist das ein verzweifelter Drahtseilakt
zwischen seinen potentiellen Geldgebern einerseits
und der öffentlichen Meinung auf der anderen Seite.
Auch der Inhalt seiner vom Verfassungsschutz abgehörten Telefonate weist in diese Richtung. Die eigene,
persönliche Meinung von Imam Idriz zur Scharia wird
durch diesen Konflikt total verdeckt.
Die Scharia sei „eine Sache der Interpretation“ (S.118,
Z.21). Das ist selbstverständlich, sie wird aus Koran
und Sunna abgeleitet und dabei spielt Interpretation
8 Das entspricht der Auffassung vieler Muslime und vieler
Experten, auch islamkritischer, z.B. Dr. Christine Schirrmacher
von der evangelischen Allianz, http://www.igfm.de/Die-Scharia-Eine-Einfuehrung.463.0.html
19
Grüß Gott, Herr Idriz
Zweifelhafte Vorbilder
eine zentrale Rolle. Idriz versucht aber den Eindruck
zu erwecken, dass die Interpretation beliebig sei. Ihr
sind aber durch die heiligen Schriften enge Grenzen
gesetzt. Die Scharia ist so eng mit dem Islam verzahnt,
dass vielen Theologen „der Unterschied (Islam – Scharia) nicht bewusst“ sei (S.120, Z.6).
G
Zweifelhafte Vorbilder
Neben einigen positiven Vorbildern beruft sich Idriz
auf recht zweifelhafte Personen, von denen er angeblich
positive Ansichten hervorhebt, die negativen jedoch
verschweigt.
Tariq Ramadan
Tariq Ramadan ist ein Enkel von Hassan al-Banna,
dem Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft. Er
setzt sich für die Da’wa ein, die islamische Mission in
Europa, verwendet den Begriff Euro-Islam, lehnt jedoch die Definition von Bassam Tibi ab. Ramadan beschreibt seinen Großvater al-Banna als Reformer. Dessen Reformen waren jedoch keine Modernisierungen,
sondern rückwärts gewandt, also Rückgestaltungen;
sie haben zu mehr Konflikten der islamischen Welt mit
dem Westen geführt.
20
Husein Đozo (Djozo)
Husein Đozo, SS-Hauptsturmführer: von 1943 bis
Mai 1945 vorgesetzter Imam der Bataillons-Imame
des muslimischen Waffen-SS-Regiments 28 der muslimischen SS-Division Handžar und stellvertretender
Divisions-Imam. Als solcher verantwortlich für die
Umsetzung der Befehle und religiösen Vorgaben seines theologischen Vorgesetzten Mohammed Amin
al-Husseini. Hielt schriftlichen Kontakt mit Heinrich
Himmler. Namhafter Repräsentant der muslimischen
Rechtsschule „al-Hidaya“, der Hanafiten im sunnitischen Islam.
Djozo bekundete seine Bereitschaft, sein Leben für
den „großen Führer Adolf Hitler“ zu opfern. Nach
dem Zweiten Weltkrieg verbüßte er eine fünfjährige
Gefängnisstrafe. Noch 1968 unterstützte Djozo auf einem Kongress in Kairo den Großmufti al-Husseini und
bot ihm Soldaten und Spenden für den Kampf gegen
Israel an.
Mustafa Cerić
Zwar in einigen Punkten reformorientierter Moslem,
aber andererseits z.B. als Mitglied des europäischen
Fatwa Rates mitverantwortlich für den Beschluss, der
Selbstmordattentate rechtfertigt. Idriz hat dagegen
protestiert, aber keine Antwort erhalten (S.51, Z.12).
21
Grüß Gott, Herr Idriz
Cerić schrieb des weiteren in einem Aufsatz, dass die
Scharia nicht verhandelbar und ewig gültig sei.
Rachid al-Ghannouchi
Tunesischer Islamist, einer der Chefideologen der
Hamas, lange im Exil in London. Gründer und Führer der islamistischen Partei En-Nahdha. Er preist u.a.
die Mütter von Selbstmordattentätern als „Märtyrerinnen“.
Gegenbeispiele
Bassam Tibi, Hamid Abu Zaid
Es ist bezeichnend für Idriz, dass er Reformer – im
Sinne von Modernisierer – nicht als Vorbilder sieht.
Das wäre z.B. neben dem hier bereits mehrfach zitierten Bassam Tibi auch der Ägypter Hamid Abu Zaid,
der den Koran als Ergebnis eines zeitgebundenen Dialogs darstellt und damit als heute in weiten Teilen nicht
mehr unmittelbar gültig. Abu Zaid, ehemals Professor
an der renommierten sunnitischen Al Azhar Universität in Kairo, wurde allerdings daraufhin zwangsgeschieden, verlor seinen Job und musste nach massiven
Morddrohungen ins Exil gehen. Kein gutes Zeichen
für die Reformfähigkeit des Islam.
G
22
Verharmlosende Aussagen: Taqiyya ?
Verharmlosende Aussagen: Taqiyya?
Taqiyya bedeutet Verschleiern, Verbergen der eigentlichen Absichten, vorsätzliches Täuschen des Dialogpartners (s. Anhang A). Der Vorwurf, Taqiyya zu betreiben, schmerzt natürlich (S.171, Z.26), vor allem,
wenn man es ehrlich meint. Die Gegner von Idriz werfen ihm in vielen Punkten Taqiyya vor, auch in Punkten, die hier unter „Wunschdenken“ und „kulturelle
Missverständnisse“ stehen. Wir wollen hier nicht so
weit gehen, sondern einiges als ehrliche Absicht anerkennen, allerdings die in Diskussionen häufig verwendeten Taqiyya-Taktiken wie unvollständiges (damit
sinnentstellendes) Zitieren, Verwenden von abrogierten Koranversen, historisch widerlegte Behauptungen,
Verharmlosung von Koraninhalten etc. auch bei Idriz
anprangern.
„Haltet den Dieb!“ Mit diesem Ausruf versucht
manch ein Übeltäter, die Aufmerksamkeit auf einen anderen zu lenken und damit von sich abzulenken. Idriz
versucht an einigen Stellen, vom eigentlichen Problem
abzulenken. In (S.84, Z.22) führt er die Probleme im
Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen
auf „hartnäckige Vorurteile“ zurück. Dass es außer Vorurteilen aber auch fundierte Kritik durch ausgewiesene
Islamexperten gibt, das wird ebenso ignoriert wie Probleme, die von muslimischer Seite induziert werden.
23
Grüß Gott, Herr Idriz
An vielen Stellen seines Buches schreibt Idriz von einer falschen Interpretation des Islam. Das mag als zusätzliche Komponente die Integrationsprobleme verstärken, ändert aber nichts an der Tatsache, dass es eine
Vielzahl von problematischen Stellen in den Grundlagen des Islam, in Koran und Sunna gibt.
Abrogierte (s. Anhang A), also ungültige Koranverse zu zitieren, ist eine der häufigsten Taqiyya-Techniken. Idriz macht das an mehreren Stellen (S.124, Z.25;
S.186, Z.28; S.188, Z.12; S.189, Z.24 und 30). An einer Stelle (S.188, Z.31) schreibt er sogar selbst „einer
der ersten Verse“. Dieser Vers lobt die Freilassung von
Sklaven als eigenständige gute Tat. In späteren, medinesischen Versen (Sure 4:92; Sure 5:89) gilt das nur
noch als Sühne für bestimmte Vergehen.
Die vorislamische Zeit wird im Islam als ganz furchtbar dargestellt; Idriz übernimmt diese islamische Doktrin. Frauen hätten keinerlei Rechte gehabt, neugeborene Mädchen seien umgebracht worden, es gab Mord
und Totschlag und keine Ordnung etc. Erst Mohammed hätte Gerechtigkeit und Ordnung gebracht. Das
ist historisch widerlegt, Idriz beruft sich aber vielfach
auf diese im Islam übliche Geschichtssicht (Geschichtsfälschung?), z.B. S.15, Z.30; S.16, Z.13; S.21, Z.15.
Der Islam ist sehr vielfältig, seine grundlegenden
Schriften sind sehr umfangreich. Wenn eine Glaubens24
Verharmlosende Aussagen: Taqiyya ?
richtung bestimmte Stellen in den Schriften für wichtig
erachtet, eine andere sich auf andere Stellen fokussiert
— bereits daraus ergibt sich Vielfalt. Außerdem sind
viele Stellen nicht klar formuliert und müssen interpretiert werden. Aber der Interpretation sind Grenzen
gesetzt. Idriz erwähnt immer nur bestimmte Interpretationen, die den Islam in ein positives Licht rücken.
Beim Vers zur Glaubensfreiheit (Sure 2:256 „Es gibt
keinen Zwang im Glauben. …“) gibt es sechs verschiedene Interpretationen :
1. Abrogiert (durch 9:73; abrogiert bedeutet, durch
einen späteren Vers aufgehoben, s. Anhang A);
2. Nur im historischen Kontext zu verstehen (der
Herabsendeanlass9 war, dass Kinder von Konvertiten
Christen/Juden geblieben sind, sie wurden nicht zum
Übertritt gezwungen);
3. Nur für Dhimmis (Christen/Juden durften mit
niedrigerem Status und Sondersteuer ihre Religion behalten);
4. Allah zwingt nicht, freier Wille (aber Menschen
zwingen andere evtl. schon);
5. Unmöglichkeit, es ist nur Zwang zur Bekenntnis
möglich, nicht zum inneren Glauben;
6. Kein Zwang im Glauben (d.h. in der Glaubenspraxis, z.B. 5 x täglich beten).
9 siehe Anhang A
25
Grüß Gott, Herr Idriz
Idriz verwendet nur die vordergründige Bedeutung,
die der uninformierte Leser gerne als Religionsfreiheit
im Sinne des Grundgesetzes versteht, die aber im Islam
nicht gültig ist. Er erwähnt die vielfältige Koranexegese
zu diesem Vers mit keinem Wort.
An anderen Stellen (S.57, Z.20; S.70, Z.8, 17 und 27;
S.81, Z.2; S.186, Z.21; S.198 - 200) will er alles Negative auf eine falsche Interpretation schieben bzw. interpretiert selbst sehr einseitig (S.145, Z.12). Idriz zitiert
dort den „Schuldenvers“ (Sure 2:282) in dem steht,
dass ein männlicher Zeuge durch zwei weibliche ersetzt
werden kann. Er begründet das mit der damaligen Inkompetenz der Frauen in geschäftlichen Angelegenheiten. Das ist historisch nicht unbedingt falsch. Es gibt
aber auch andere Stellen in den grundlegenden Schriften, die die Minderwertigkeit der Frau ausdrücken, z.B.
sagte Mohammed laut al-Buchari, V1, B6, N301: „…
Ich bin niemals zuvor jemandem begegnet, dem mehr
an Intelligenz fehlt, oder der unwissender in Bezug auf
die Religion ist als Frauen. …” und bekräftigt, dass die
Zeugenaussage einer Frau nur halb soviel zählt wie die
eines Mannes.
Idriz stellt an einigen Stellen irreführende Behauptungen zu Koran und Sunna auf, die er meist nicht
einmal belegt. Sie widersprechen aber bestimmten
Schriftstellen (S.135, Z.8 „der Koran versucht, diese
… Vorstellung [negatives Frauenbild] zu überwinden“;
26
Verharmlosende Aussagen: Taqiyya ?
S.184, Z.7 „(das)10 beweist auch, dass Mohammed kein
Gegner der Juden war“; auch S.193, Z.26), sind reines
Hineininterpretieren von eigenen Gedanken (S.139,
Z.12 Koranvers: „Die gläubigen Männer und Frauen
sind untereinander Freunde“ als Beweis der Gleichberechtigung) oder sehr eigenwillig übersetzt (S.137,
Z.2011; S.150, Z.10. Idriz übersetzt statt „schlagt sie“
(die Frauen, Sure 4:34) „trennt euch von ihnen“).
Eine sehr effektive Methode, um die eigentliche Bedeutung einer Aussage (z.B. aus Koran und Sunna) zu
verfälschen, ist das gezielte Weglassen von Sätzen oder
Satzteilen. Idriz zitiert einen friedlich scheinenden
Vers (Sure 5:32)12 zwar nicht wörtlich, aber sinngemäß
(S.184, Z.14). Den einleitenden Satz des Verses er-
10 Er ehrte einen jüdischen Toten, indem er sich erhob.
11 Idriz fügt in den Koranvers (Sure 82:7) „Der dich geschaffen und ebenmäßig geformt hat“ ein „Der dich gleichberechtigt und gerecht geschaffen …“. In keiner der gängigen Übersetzungen (Paret, Rassoul, Azhar, Henning) ist das zu finden.
12 Der vollständige Vers 32 aus Sure 5 lautet: „Aus diesem
Grunde haben Wir den Kindern Israels vorgeschrieben: Wer
ein menschliches Wesen tötet, ohne (dass es) einen Mord
(begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es,
als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben
erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. …”;
Der unmittelbar folgende Vers (Sure 5:33) befiehlt übrigens
das Töten von Ungläubigen.
27
Grüß Gott, Herr Idriz
Unverständlich – oder entlarvend ?
wähnt er nicht, der besagt, dass der Vers nur für Juden
gilt.
Er beschreibt einige Eigenschaften Mohammeds unter Berufung auf die islamische Überlieferung (S.75,
Z.28), die alle im westlichen Sinne positiv sind. Die
– nach westlicher Auffassung – negativen, die ebenfalls
in der Sunna überliefert sind, erwähnt er mit keinem
Wort.Er beschreibt die gemeinsamen Wurzeln von Islam, Judentum und Christentum (S. 174 ff ) mit ihren
heiligen Schriften Koran, Thora und Evangelium, ohne
zu erwähnen, dass nach islamischer Auffassung Juden
und Christen ihre heiligen Schriften, also Thora und
Evangelium, verfälscht haben.
G
Unverständlich – oder entlarvend ?
An einigen Stellen schreibt Idriz so widersinnige
Thesen, dass man nicht weiß, wie man das Ganze einordnen soll: Weiß er es nicht besser? Wohl kaum, denn
er ist Imam, kommt aus einer Imam-Familie und hat
ja ein Fernstudium in Islamwissenschaften (an einem
nicht anerkannten Institut) absolviert <www.iesh.
org>, wenn er auch nicht, wie früher von ihm behauptet, Magister der Theologie ist.
Lügt er so unverschämt wie mit seinem angeblichen
Magistertitel? Dann hält er aber seine Gegner (und sei28
ne Befürworter) für ziemlich dumm und uninformiert.
Derart dreiste Lügen mit so kurzen Beinen gibt es selten. Zweifelt er die islamischen Quellen an? Davon
steht aber keine Silbe im übrigen Text.
Zu der Stelle in seinem Buch, auf die das am stärksten
zutrifft, ist bereits folgender Artikel veröffentlicht worden und wird hier nachgedruckt. Er bezieht sich auf
Aussagen auf Seite 209 des Idriz-Buches.
Islamischer Dialog à la Idriz
In seinem Buch „Grüß Gott Herr Imam“ [1] schreibt Idriz
unter anderem über diverse angeblich islamische Werte,
mit denen er begründen will, dass der Islam zu unserer
Kultur und zur freiheitlichen, demokratischen Grundordnung passe. Einer dieser Werte und seine Begründung
wird hier exemplarisch etwas genauer beleuchtet, für die
übrigen gilt oft ähnliches.
So steht auf Seite 209 des Buches „13. Stets im Dialog
zu bleiben, ist ein islamischer Wert“. Unter dieser Überschrift gibt es dann diverse Beispiele für die islamische
Dialogbereitschaft. Zunächst werden Koranverse zitiert,
die Gemeinsamkeiten mit Juden und Christen betonen
und den gepflegten Umgang in der Diskussion miteinander fordern (Sure 29, Vers 46). Dann wird aber auf
das Verhalten Mohammeds Bezug genommen, der bekanntlich das leuchtende Vorbild für alle Muslime ist.
Idriz schreibt:
29
Grüß Gott, Herr Idriz
„Wer im Laufe der Geschichte diesem Ruf (nach gepflegtem Umgang, d. Red.), der Juden, Christen und
Muslimen galt, Gehör schenkte, war stets im Vorteil. Mohammed, der auf diesen Ruf hörte, pflegte innige Beziehungen zu den Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften. Um nur ein paar Beispiele seiner Bereitschaft
zum Dialog zu nennen: Er heiratete eine Jüdin namens
Safiya und eine Christin namens Maria, erlaubte einer
Gruppe von Christen, Gottesdienste in seiner Moschee
abzuhalten, ging ein Bündnis mit den christlichen und
jüdischen Sippen in Medina ein.“
Wohlweislich gibt der Autor keine Quellenangaben zu
diesen Aussagen an. Das wollen wir hier nachholen und
die Geschichten im Zusammenhang darstellen, der diese „Dialogbereitschaft“ in einem sehr eigenartigen Licht
erscheinen lässt.
Die Jüdin Safiya war eine junge Frau aus dem Stamme
der Nadir, der in der Oase Khaybar lebte, nachdem er
einige Jahre zuvor von Mohammed aus Medina vertrieben worden war. Im Jahre 628 wurde dieser sehr reiche
Stamm von Mohammed und seinen Truppen angegriffen. Fast alle erwachsenen Männer wurden getötet, die
Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppt. Safiyas
Mann Kinana hatte das zweifelhafte Vergnügen, noch
nicht gleich umgebracht zu werden, da er der Wächter
des Schatzes der Nadir war. So wurde er zunächst gefoltert, um das Geheimnis preiszugeben, dann erst um-
30
Unverständlich – oder entlarvend ?
gebracht. Bei Ibn Ishak, dem ersten und bedeutendsten
Mohammed-Biografen, liest sich das so ([2], S. 163):
„Man führte Kinana vor Mohammed, welcher die
Schätze der Nadir in Verwahrung hatte und fragte ihn
danach. Kinana leugnete und sagte, er wisse nicht, wo
sie sich befinden. … Mohammed ließ die Ruine aufgraben und man fand darin einen Teil der Schätze. Er fragte
ihn hierauf nach den übrigen und als er sich weigerte, es
anzugeben, befahl Mohammed dem Zubeir ihn zu foltern, bis er alles hergebe. Zubeir schlug ihm mit dem
Zündholz auf die Brust (d.h. entfachte Feuer auf seiner
Brust, d. Red.), bis er dem Tode nahe war, dann übergab er ihn Maslama, der ihn für seinen Bruder Mahmud
tötete.“
Mohammed beanspruchte die junge Safiya als Kriegsbeute für sich. Er konnte es auch kaum erwarten, seine
neueste Errungenschaft sofort zu beglücken. Noch am
selben (oder einem unmittelbar folgenden) Abend, nachdem ihr Mann, ihr Vater, ihre Brüder und alle männlichen
Verwandten getötet wurden, nahm er sie als Sexsklavin
zu sich in sein Zelt. Es ist nicht anzunehmen, dass sie in
dieser Situation freiwillig Folge geleistet hat. Viel wahrscheinlicher ist eine brutale Vergewaltigung durch den
„dialogbereiten“ Mohammed. Ibn Ishak schreibt dazu
([2], S. 165):
31
Grüß Gott, Herr Idriz
„Mohammed vermählte sich mit Safiya in Kaybar, oder
auf einer Zwischenstation. Umm Suleim, … , schmückte
die Braut und coiffirte sie, und Mohammed brachte die
Nacht in seinem Zelte mit ihr zu, und Abu Ejjub machte
die Runde um das Zelt und bewachte es mit umgürtetem
Schwert. Als Mohammed ihn des Morgens so sah, fragte
er ihn, was er tue? Er antwortete: ich war besorgt um
Dich wegen dieser Frau, deren Vater, Gatte und Stammesgenossen durch Dich erschlagen worden sind, und
die vor Kurzem noch Ungläubige war. Man behauptet,
Mohammed habe gesagt: Gott! Bewahre Abu Ejjub, wie
er mich bewahrt hat.“
Der koptischen Christin Maria erging es nicht so schlimm
wie Safiya. Sie war ein Geschenk vom ägyptischen König
Muqawqis an Mohammed. Sie kam ebenfalls als Sklavin,
wurde aber später von Mohammed offiziell geheiratet,
nachdem sich seine übrigen Frauen beklagt hatten [3].
Auch das wohl kein gelungenes Beispiel eines Dialogs
zwischen Religionen.
Zum Bündnis mit christlichen und jüdischen Sippen in
Medina: Zunächst ist zu bemerken, dass es in Medina
keine christlichen Sippen gab, nur vereinzelte Christen
([4], S. 141). Infolgedessen auch keine Bündnisverträge.
Es gab drei jüdische Sippen in Medina, die Quainuqa,
die bereits erwähnten Nadir und die Quraiza. Mit allen
hat Mohammed Bündnisverträge gemacht zum gegenseitigen Schutz. Er war als Flüchtling aus Mekka mit einer
32
Unverständlich – oder entlarvend ?
kleinen Schar Getreuer im Jahre 622 nach Medina gekommen und auf diesen Schutz und den der arabischen
Stämme angewiesen. Die jüdischen Stämme dort waren
mächtig und wären anfangs nicht auf den Schutz durch
die Muslime angewiesen gewesen. Sie suchten aber einen
neutralen Schlichter für Streitfälle untereinander und mit
den arabischen Polytheisten am Ort. Diese Rolle nahm
Mohammed gerne wahr, er baute sie aber geschickt aus,
bis er nach kurzer Zeit der mächtigste Mann in Medina
war. Ab dann ging es den jüdischen Stämmen schlecht,
die Quainuqa wurden sehr bald vertrieben (im Jahr 624),
die Quraiza komplett ausgerottet (alle Männer getötet,
die Frauen und Kinder versklavt, 627), der dritte, die Nadir, der Stamm von Safiya, zunächst vertrieben (625) und
dann teilweise niedergemetzelt oder versklavt (628), wie
oben bereits beschrieben. Die Überlebenden durften, gegen hohe Tributzahlungen, ihre Felder weiterhin bestellen. (alle Angaben aus [4], S. 140, 141, 176).
Das Argument der Islam-Verteidiger, die jüdischen
Stämme hätten Verrat geübt und wären dafür bestraft
worden, klingt sehr billig und wird auch von anderen
skrupellosen Machtapparaten oft verwendet, wenn man
einen unnütz gewordenen Partner loswerden oder sich
an ihm bereichern will.13
13 Idriz geht sogar noch einen Schritt weiter: Er verteidigt
das Verhalten Mohammeds nicht, sondern verschweigt es,
um die Verträglichkeit des Islam mit anderen Religionen nicht
anzweifeln zu lassen.
33
Grüß Gott, Herr Idriz
Quellen:
[1] „Grüß Gott Herr, Imam“, von Benjamin Idriz, Dietrichs Verlag, München, 2010
[2] „Das Leben Mohammed’s“, Band 2, nach Ibn Ishak,
übersetzt von Prof. Gustav Weil 1864
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_al-Qibtiyya, diverse islamische Quellen
[4] „Mohammed und der Koran: Geschichte und Verkündigung des arabischen Propheten“, von Rudi Paret.
Soweit der Nachdruck des Artikels. Weitere entlarvende Stellen im Idriz-Buch:
Auf Seite 138/139 schreibt Idriz: „… die Benachteiligung der Frau bei der Erbverteilung, … die Rechts­
praxis, dass die Zeugenaussage eines Mannes doppelt
soviel zählt …“ stütze sich nur „auf haltlose, angeblich
religiöse Schriften, die im Widerspruch zu Geist und
Logik des Islam stehen …“
Im Koran steht: (Sure 4:11) „… Auf ein (Kind) männlichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung) gleich
viel wie auf zwei weiblichen Geschlechts“ und (Sure
2:282) „Und lasset zwei Zeugen unter euch Männern
es bezeugen, und wenn es keine zwei Männer gibt, dann
ein Mann und zwei Frauen …“
Ein Imam, der mittels obiger Behauptung den Koran indirekt als „haltlose, angeblich religiöse Schrift“
34
Unverständlich – oder entlarvend ?
bezeichnet, die „im Widerspruch zu Geist und Logik
des Islam“ stehe, ist schon eine mehr als seltsame Erscheinung.
Auf S. 114, 1. Abschnitt, schreibt Idriz, bestimmte „Vorstellungen“ kämen „einer Karikatur des Islam“
gleich. Dass eben diese von ihm angeführten „Vorstellungen“ aber exakte Anweisungen aus Koran und Sunna sind, das weiß er, das muss er wissen, denn er kennt
den Koran auswendig und darf daher den Titel Hafis
führen. Wozu also diese Verharmlosung? Hält er alle
Nicht-Muslime für so dumm und unwissend? (S.114,
Z.3; auch S.119, Z.1).
Auf S. 123, Z.7 geht Idriz auf die Strafe bei Diebstahl
ein. Er schreibt: „die Scharia legt fest, welche Strafe ein
Dieb erhalten soll, und dies ist veränderbar.“ Schön wäre
es. Es steht im Koran klipp und klar: „Dem Dieb und
der Diebin, schneidet ihr die Hände ab, als Vergeltung …
und als abschreckende Strafe von Allah. …“ (Sure 5:38).
Konkreter kann man es kaum formulieren, dass dieses
Strafmaß direkt von Allah festgelegt wurde. Und das
soll veränderbar sein? Was gilt denn dann überhaupt?
Natürlich kann man einen Interpretationsspielraum
definieren, in vielen islamischen Staaten werden diese
Hudud-Strafen nicht konsequent angewendet. Doch
stets haben die Hardliner einen argumentativen Vorteil, da sie sich direkt auf den Koran beziehen können.
G
35
Grüß Gott, Herr Idriz
Was nicht gesagt wurde
In den obigen Abschnitten wurden viele Aussagen
im Buch von Idriz bewertet. Einige sind recht gut und
vielversprechend, andere kann man nicht eindeutig einordnen und manche der Aussagen sind außerordentlich
befremdlich. Aber es geht nicht nur darum, was gesagt
wird. Bei einem so umfassenden Buch ist auch entscheidend, was nicht gesagt bzw. angesprochen wird.
Da sind zunächst einmal die Koranverse, die zum
blutigen Kampf gegen Ungläubige aufrufen, wie der
Schwertvers (Sure 9:5, „Erschlagt die Ungläubigen, wo
immer ihr sie findet, …“) und einige Dutzend weiterer
Verse. Idriz fordert zwar den pauschalen Verzicht (?) auf
die Koranverse, „die vom Krieg handeln“ (S.50, Z.24);
doch diese Verse handeln nicht unbedingt vom Krieg,
sondern befehlen auch das Töten ohne Krieg14. Wie
denn ein „Verzicht“ auf solche Verse aussehen könnte,
bleibt völlig im Unklaren.
Auch aus der Sunna, dem Leben Mohammeds, werden nur einige Aspekte im Buch angesprochen, die allesamt positiv dargestellt werden. Negative Aspekte, wie
14 Siehe den Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh.
Sein Mörder berief sich auf Sure 5:33 „Der Lohn derer, die
gegen Allah und seinen Gesandten kämpfen, … soll darin
bestehen, daß sie umgebracht oder gekreuzigt werden, …”
36
Was nicht gesagt wurde
z.B. den eindeutigen Aufruf zum Töten von GlaubensAbtrünnigen („Wer den Islam verlässt, den tötet“ [alBuchari V4 B52 N260]) oder andere Problemstellen
werden nicht gezielt erwähnt, höchstens pauschal als
falsche Interpretation dargestellt.
Und, last but not least, bei seinen Vorbildern fehlt
ausgerechnet Bassam Tibi, der mit seinem klaren Konzept zum Euro-Islam noch die meisten Chancen hätte,
den Islam mit europäischen Werten zu versöhnen.
Fazit: In dem Buch „Grüß Gott, Herr Imam – eine
Religion ist angekommen“ von Benjamin Idriz stehen
viele interessante Thesen, aber man sollte gut mit den
Grundlagen des Islam vertraut sein, um es insgesamt
zu bewerten. Die Darlegungen von Idriz in seinem
Buch eignen sich als Anstoß zu Diskussionen, die aber
fundiert und kontrovers geführt werden müssen. Die
bisherigen Jubel-Dialoge waren weder fundiert noch
kontrovers. Offensichtlich scheut Idriz eine offene
Auseinandersetzung mit Experten der islamkritischen
Szene.
Ein derart bedeutendes Projekt wie das ZIE-M bedarf eines gründlichen öffentlichen Disputs, das zeigen
die vielen unausgereiften Gedanken, nicht nur in dem
Buch von Idriz, sondern allgemein in der diesbezüglichen Debatte.
37
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
Ein Zentrum zur Islamisierung Europas darf es in
München nicht geben, ein Zentrum zur Europäisierung des Islam ist dagegen notwendiger denn je!
G
Detailanalyse des Buches „Grüß Gott,
Herr Imam“ von Benjamin Idriz
(Seite 15, Zeile 12 ff ) Idriz schreibt von zwei verschiedenen Versionen des Islam, ähnlich Islam und
Islamismus, letzterer sei politisiert und habe sich weit
nach dem Tod Mohammeds gebildet. Nur der eigentliche, mohammedanische Islam sei integrierbar. Alle
Menschenrechtsprobleme aus Sunna und Sira werden
damit abgestritten. Diese Art der Ablenkung zieht sich
durch viele Teile des Buches.
(S. 15, Z 30) Die vorislamische Zeit wird von Idriz
als ganz schlimm dargestellt, wörtlich schreibt er von
„einem vorislamischen, gewissenlosen Umfeld“. Eine
übliche These, historisch aber nicht gerechtfertigt.
(S. 16, Z 18) Idriz sagt, der Koran sei „eine Stimme,
um die bisher völlig entrechteten Frauen an der Erbschaft zu beteiligen“. Damit stellt er u.a. das vorislamische Erbrecht historisch falsch dar. Mohammeds erste
Frau, Khadija, hatte z.B. ein großes Vermögen geerbt
und war Unternehmerin.
38
(S. 17, Z 32) Idriz: „Die Frau und der Mann sind
gleichgestellt, … Gott gegenüber“. Frau und Mann sind
im Islam nicht gleichgestellt, nicht einmal gegenüber
Gott; Die paradiesische Belohnung wird im wesentlichen Männern versprochen.
(S. 21, Z 15) Idriz behauptet, Mohammed habe „Fehler bekämpft“, d.h. Fehler der vorislamischen Gesellschaft. Er lehnte ab „die Nichtanerkennung der Frauen
bei der Erbschaft, Sklaverei und Blutrache. Er verbot
diese Sitten ausdrücklich“.
Zur Erbschaft der Frau: s.o. (Bemerkung zu S.16, Z
18). Sklaverei und Blutrache sind in Koran und Sunna
vielfach erwähnt. Sklaverei z.B.: Sure 16:71, Blutrache:
Sure 17:33. Von einem Verbot kann keine Rede sein, es
wird im Koran allerdings bzgl. Blutrache die Möglichkeit des Vergebens eingeräumt und vor Übertreibung
gewarnt, es wird gefordert, Sklaven gut zu behandeln.
(S. 23, Z 7) Idriz: „Die frühen Muslime …(wollten) …
keinen Gottesstaat nach der Art von Byzanz gründen.“
Byzanz war römisches Reich mit römischem Recht.
Auch wenn das Christentum Staatsreligion war, es war
kein Gottesstaat.
(S. 33, Z 6) Idriz: „Das Gebet sorgt dafür, dass der
Mensch (Moslem) friedlich wird.“
39
Grüß Gott, Herr Idriz
Die meisten muslimischen Ausschreitungen finden
aber unmittelbar nach dem Freitagsgebet statt. Liegt
das an der Freitagspredigt?
(S. 33, Z 13) Idriz: „Die Moschee ist ein Ort der Begegnung“, sie sei gegen Isolation und für Integration.“
Die meisten Moscheen werden nur von Muslimen
betreten, in vielen sind Nicht-Muslime unerwünscht.
Meist sind sie sogar national geprägt (türkisch, bosnisch, arabisch, …), taugen nicht einmal für den Austausch zwischen verschiedenen muslimischen Migrantengruppen! Die Moschee in Penzberg, bei der Idriz
Imam ist, bildet da eine rühmliche Ausnahme.
(S. 34, Z 5 ff ) Idriz regt an, bei der Arbeitszeitregelung für Muslime in Deutschland das Freitagsgebet zu
berücksichtigen. Er begründet dies damit, dass es der
Integration helfen könnte. Fragwürdig – siehe oben !
(S. 40, Z 24) Idriz: „Der « Euro-Islam » ist möglich,
da der Islam mit seinen demokratischen Werten mit
Europa vereinbar ist.“
Als demokratie-ähnlich im Islam ist lediglich die
Schura erkennbar. „Dem Herrscher obliegt es, sich
mit den Gelehrten darüber zu beraten, …“ (siehe islamwissenschaftliche Literatur und Internet). Also ist
die Schura lediglich ein Beratergremium für den – wie
auch immer legitimierten – Herrscher.
40
Detailanalyse
(S. 44, Z 14) Hier zitiert Idriz Autoren, die islamische Imame und Herrscher für die Rückständigkeit der
islamischen Welt verantwortlich machen (und nicht
den Westen, d. Red.).
(S. 44, Z 31) Idriz befürwortet die Aussagen des Autors Sulejmanpašić, der schreibt, die österreichisch-ungarische Monarchie hätte mehr Druck ausüben sollen,
„sie hätte uns zwingen sollen, unsere Kinder in Schulen
zu geben, sie hätte uns zwingen sollen, den Frauen einen anderen Status in der Familie und Gesellschaft zu
geben, …“ In der Tat eine erstaunlich gute Erkenntnis.
(S. 49, Z 20) Idriz verwendet den Begriff „Euro-Islam“ ohne dessen Urheber, den muslimischen Soziologie-Professor Bassam Tibi, an dieser Stelle auch nur in
einem Nebensatz zu erwähnen. Er distanziert sich später von einem Teil seiner Thesen. (bzgl. Scharia).
(S. 50, Z 16) Nach Idriz ist ein ultra-konservativer
Islam mit seiner Scharia in Europa nicht praktizierbar.
Die genaue Abgrenzung seiner Islam-Sicht von der ultra-konservativen und die Definition der ultra-konservativen Scharia bleibt er allerdings schuldig.
(S. 50, Z 24) Idriz: „Der Euro-Islam schließt den Verzicht auf jene Koranverse ein, die vom Krieg (und auch
der Gewaltanwendung? d. Red.) handeln. … Da in (EU
41
Grüß Gott, Herr Idriz
und NATO) keine Kriegssituation herrscht, wäre eine
Erwähnung dieser Koranverse unnötig und verunsichernd.“
Das bedeutet lediglich, dass die blutigen Verse momentan nicht erwähnt werden. Außerdem handeln die
blutigen Verse nicht unbedingt vom Krieg. Beispiel:
Sure 9:5. „…tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie
findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen
aus jedem Hinterhalt auf.“
(S. 51, Z 1) Idriz: „Der Euro-Islam beinhaltet, dass
man sich von Verhaltensweisen zurückhält, die andere
provozieren und beängstigen könnten“.
Er bezieht das auf das äußere Erscheinungsbild, meint
aber nur den Tschador (Vollschleier) und beduinische
Männerroben, nicht auf das Kopftuch und im Sommer
unpassende lange Mäntel. Die führenden Frauen seiner
Gemeinde tragen stets Kopftuch. Dass aber auch das
Kopftuch viele provoziert und manche beängstigt wird
von ihm ignoriert. Die Ablehnung des (islamischen)
Kopftuchs in unserer Gesellschaft hat ihren Grund im
Koran: Dort heißt es im „Kopftuchvers“ (Sure 33:59),
Frauen sollen Kopftuch tragen „um als anständig erkannt und nicht belästigt zu werden“. Daraus folgt
dann wohl, dass Frauen ohne Kopftuch Schlampen
sind und belästigt werden dürfen.
Außerdem ist „sich zurückhalten“ nicht gleichbedeutend mit „ablehnen“ oder „verurteilen“.
42
Detailanalyse
(S. 51, Z 12 / S, 52, Z 5) Idriz hat den „Europäischen
Rat für Fatwa und Forschung“ brieflich aufgefordert,
eine Fatwa zurückzunehmen, mit der palästinensische
Selbstmordattentate gerechtfertigt werden.
Er beklagt sich, dass er keine Antwort bekommen
hat. Das zeigt, dass er nicht zu den Hardlinern gehört,
von denen aber auch nicht ernst genommen wird. Zumindest, wenn man ihm keine Taqiyya unterstellt.
(S. 52, Z 28) Idriz fordert sowohl „weibliche als auch
männliche Mitglieder“ in einem deutschen (!) FatwaRat. Die Beteiligung von Frauen ist gut, die Zerstrittenheit der muslimischen Verbände und deren geringe
Repräsentanz und mangelnder Reformwille werden
sich durch einen solchen aber auch nicht bessern.
(S. 53, Z 30) Idriz behauptet, nur regionale Bräuche,
nicht aber der Islam widersprechen Wissenschaft und
Vernunft.
Die Widersprüche zwischen Koran und Wissenschaft
sind jedoch vielfältig. Teilweise sind es Thesen, die von
der Bibel entlehnt sind, wie die Schöpfungsgeschichte in sechs Tagen (dabei dauert ein Tag bei Allah mal
1 000 Jahre, mal 50.000 Jahre). Teilweise sind es neue
Aussagen, wie z.B., dass Allah den Menschen aus einem
Tropfen Sperma macht (u.a. Sure 16:4, 53:46) und die
Frau nur das Saatfeld ist (Sure 2:223), von Vereinigung
von Ei- und Spermazelle also keine Spur. Vielfältige an43
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
dere Widersprüche findet man leicht im Internet sowie
in den Aussagen mancher Muslime.
im Islam bewegen, damit ein Euro-Islam entstehen
kann.
(S. 55, Z 14) Idriz fordert im Rahmen des Euro-Islam
eine Stelle, die Muslime vertritt. Ist aber bisher wegen
der Zerstrittenheit und Unorganisiertheit der Muslime
nicht zustande gekommen.
(S. 58, Z 23) Idriz stellt die unverschämte Behauptung
auf, der Staatsapparat sei von „Personen unterwandert,
die sich von der absurden Schreckenspropaganda der
Islamisierung Europas einfangen lassen.“
Ganz abgesehen von der Formulierung „unterwandert“ wird die Islamisierung Europas von vielen prominenten Vertretern des Islam gepredigt, auch in Form
von verstärkter Einwanderung und stärkerer Vermehrung (Geburten-Dschihad). So z.B. vom algerischen
Ex-Präsidenten Boumedienne, dem Türken Necmettin
Erbakan, Libyens Ex-Staatschef Ghaddafi etc. Siehe
auch das Vorwort zu dieser Broschüre.
(S. 56, Z 11) Bassam Tibi fordert, dass sich Muslime von der Scharia distanzieren. Idriz nennt das „Islam
ohne rechtliche Dimension“. Deswegen und wegen der
angeblich fehlenden „sozialen Dimension“ distanzieren sich Islamverbände von Tibi. Idriz sagt, man solle
sich Tibis Ansichten „nicht ganz verschließen“. Klingt
nicht gerade nach großer Zustimmung. Der Idriz’sche
Begriff „Islam ohne rechtliche Dimension“ ist ein
Kernpunkt der Islamdebatte. Ein „Islam mit rechtlicher Dimension“ bedeutet, dass die Gesetze nicht vom
Parlament (und damit indirekt vom Volk) beschlossen
werden, sondern von Rechtsgelehrten aus den islamischen Quellen wie Koran, Sunna etc. hergeleitet werden. Das widerspricht einer säkularen Demokratie.
(S. 57, Z 20) Laut Idriz geht es nicht darum, einen
neuen Islam zu schaffen, sondern nur eine neue Interpretation. Also doch kein Euro-Islam?
Interpretationen können jederzeit geändert oder neu
erdacht werden. Es muss sich etwas Fundamentaleres
44
(S. 59, Z 26) Idriz: „Vor allem aber benötigen Muslime einen Perspektivwechsel, … der es erlaubt, den Verstand einzusetzen, Kritik zu üben, …“.
Eine sehr gute Erkenntnis, sie würde einen Paradigmenwechsel innerhalb des Islam bedeuten, insbesondere wenn auch über die islamischen Grundlagen – Koran
und Sunna – kritisch nachgedacht würde. Schließlich
steht dort geschrieben (Sure 4:82) „Denkt ihr denn
nicht über den Koran nach? …“
(S. 60, Z 14) Die nächste unverschämte Behauptung
von Idriz: „Gegner der Demokratie, die … geschützt
45
Grüß Gott, Herr Idriz
durch Beamtenstatus die Verfassung missbrauchen …
um jegliche Form des Islam zu bekämpfen“.
(S. 61, Z 12) Idriz spricht vom „… erneuernden Geist,
der von muslimischen Wissenschaftlern und Institutionen getragen und grundlegende Reformationen im islamischen Denken auslösen“ muss. Islam-Zentren seien
sonst nicht attraktiv.
Folglich also bitte zuerst den Geist erneuern und
dann die Islam-Zentren schaffen! Wobei noch zu klären
wäre, welche Inhalte mit einem „erneuernden Geist“
und „grundlegende Reformationen“ gemeint sind, mit
was diese Worthülsen gefüllt werden sollen.
(S. 61, Z 24) Idriz beschreibt den Koran als primär
an die heidnischen Bewohner der arabischen Halbinsel
adressiert. Das entspricht zwar dem Stand der (unabhängigen) Wissenschaft, widerspricht aber elementar
der islamischen Auffassung. Der Koran ist demnach
universell, an die ganze Menschheit adressiert und seit
ewig existent (nicht erschaffen). Jedenfalls nach der
Auffassung aller heute bestehenden Rechtsschulen.
Auf S. 62, Z 15 sagt Idriz es selbst.
(S. 63, Abschnitt 1) Hier beschreibt Idriz sehr zutreffend die Gründe für die Erstarrung des islamischen
Denkens: „Anstelle der Methode der Rechtsfindung
und der … kritischen Rationalität wurde auf eine
46
Detailanalyse
Denkweise gesetzt, die die Lehre verabsolutiert und die
Suche nach Lösungen für auftretende Fragen strikt in
die Vergangenheit verwiesen hat.“
(S. 64, Z 17) Idriz: „ … sollte eine Verbindung zwischen der Lehre und der aktuellen Wirklichkeit hergestellt werden,…“.
Gute Erkenntnis, dass es momentan diese Verbindung nicht gibt.
(S. 64, Z 21) „Wie würde Gott den Koran im 21.
Jahrhundert formulieren?“
Der Koran wird von Idriz als zeitabhängig dargestellt!
Will er den Koran neu schreiben? Alles in diametralem
Gegensatz zur derzeitigen islamischen Theologie. Und:
warum ist dann Hamid Abu Zaid nicht unter seinen
Vorbildern, der genau das fordert? (s. S. 22)
(S. 64 - 66) Das gesamte Kapitel zielt auf eine Auflösung bisher unumstößlicher Dogmen im Islam. Das ist
an sich gut, aber wenig glaubwürdig. Es fehlen bisher
die Beweise der Ernsthaftigkeit und Idriz bemüht sich
um Geldgeber aus wahabitischen Emiraten. Der wahabitische Islam ist der dogmatischste von allen.
(S. 66, Z 6) Idriz: „Es ist … eine Reform in unseren
eigenen Köpfen nötig“. Eben genau das, was die Aufklärung in den christlichen Religionen bewirkt hat.
47
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 68, Z 16, 30) Idriz: Gott sei „kein zu fürchtender
Herrscher, sondern ein Freund … Die Liebe bestimmt
auch das Verhältnis zwischen Gott und Mensch …“
Hier beschreibt Idriz ein christliches, aber kein islamisches Verhältnis zwischen Gott und den Menschen.
Im Christentum sind die Menschen Kinder Gottes,
Kinder werden normalerweise geliebt, manchmal auch
bestraft. Im Islam sind die Menschen Diener/Sklaven
Gottes (Sure 51:56), Diener bzw. Sklaven werden normalerweise nicht unbedingt geliebt, aber bestraft, wenn
sie nicht schaffen wie befohlen. Entsprechend gibt es
im Koran 344 Verse über die Strafen Allahs. Nur 22
handeln davon, wen Allah liebt, 24 davon, wen Allah
nicht liebt.
(S. 69 - 70) Eine gute Darstellung von Idriz, dass das
goldene Zeitalter des Islam im 10. Jahrhundert zu Ende
ging, weil das religiöse Dogma mehr und mehr über die
menschliche Vernunft gestellt wurde. Heute sind die
genannten Prinzipien (Vernunft ist höherwertig) aber
nur ein erster Schritt, und auch der muss erst getan werden.
(S. 70, Z 8) Der Text von Koran und Sunna wird von
Idriz nie angezweifelt. Eine wissenschaftliche, also historisch-kritische Betrachtung kommt ihm offensichtlich nicht in den Sinn.
48
Detailanalyse
(S. 70, Z 17) Nach Idriz gibt es laut Scharia fünf
Grundrechte: Schutz von Glauben, Leben, Vermögen,
Nachkommen und Vernunft. Diese Behauptung wird
von ihm nirgends belegt, sie entbehrt jeder Grundlage
und steht teilweise in krassem Widerspruch zu Aussagen aus Koran und Sunna.
Schutz von Glauben und Leben: „Wenn ein Muslim
den Islam verlässt, dann töte ihn“. (al-Buchari V4 B52
N260) Also ist nur der islamische Glauben gemeint,
das Leben eines Ungläubigen ist wertlos.
Schutz von Vermögen: Das Handabhacken bei Diebstahl schützt das Vermögen tatsächlich, ist aber doch
nicht erstrebenswert.
Schutz von Nachkommen: „Die Frauen sind ein
Saatfeld für euch“ (Sure 2:223) Die Nachkommen sind
rein vom Mann, im Scheidungsfall bleiben sie ab einem
bestimmten Alter stets bei ihm.
Schutz der Vernunft ?? Da gibt es einige Koranstellen, die Nachdenken fordern und den Verstand loben.
Hat aber nichts mit der Scharia zu tun.
(S. 70, Z 27) Die Aufforderung, die Texte „nicht
buchstabengetreu“ zu befolgen, sondern im Hinblick
auf die Zielsetzung, ist zwar nett, aber sehr naiv im
Hinblick auf die klaren Formulierungen in Koran und
Sunna. Was soll denn die Zielsetzung sein von „Dieben
hackt die Hand ab“ (Sure 5:38) oder „Wenn eine Frau
49
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
und ein Mann Unzucht begehen, versetzt jedem hundert Peitschenhiebe!“ (Sure 24:2).
auffasst. Gute Gedanken, aber sehr weit entfernt vom
islamischen Mainstream.
(S. 71, Z 19) Wieder enges Festhalten am Text (Koran und Sunna), diesmal als „Vermittlungsinstanz“ (?)
zwischen Vernunft und Zielen.
(S. 72, Z 29) Hier greift Idriz tatsächlich die islamische Geistlichkeit an! „diese Frömmigkeit (schuf ) eine
Geistlichkeit, die den Grundsätzen des Islam widerspricht“ !
(S. 71, Z 25) Laut Idriz legt der Koran dem Menschen nahe, eine Harmonie zwischen sich und den anderen anzustreben. Er gibt aber wieder keinerlei Quelle
dazu an. Wieweit bezieht sich das, selbst wenn man es
belegen könnte, auf die Allgemeinheit? Oder doch nur
auf die Umma, die islamische Gemeinschaft?
(S. 71, Z 28) Idriz: laut Koran würden nur „diejenigen Menschen ins Paradies kommen, die die Welt schöner machen“. Auch hier fehlt die Quellenangabe.
Im Koran steht es außerdem vielfach anders, ja sogar
gegenteilig, z.B. in Sure 4, Vers 74: „Und so soll kämpfen in Allahs Weg, wer das irdische Leben verkauft für
das Jenseits. Und wer da kämpft in Allahs Weg, falle
er oder siege er, wahrlich dem geben Wir gewaltigen
Lohn.“ (= sofortiger Einzug ins Paradies; siehe auch
Sure 9 Vers 111).
(S. 71 - 72) Idriz prangert an, dass man sich im Islam
zu sehr auf das Jenseits konzentriert, das Diesseits nur
als „für das Seelenheil schädlichen Ort“ (S. 71, Z 30)
50
(S. 73, Z 17) Idriz zitiert einen Koranvers (Sure 28:77)
„.. begehe kein Unheil auf Erden; …“ Es fehlt die Definition von „Unheil“. Wenn z.B. Abfall vom Islam als
Verbrechen angesehen wird, so ist die Todesstrafe für
Apostaten (Glaubensabtrünnige) gemäß islamischem
Recht kein Unheil, sondern Pflicht.
(S. 74, Z 3) Idriz sagt, bei den Sunniten sei die Religion unter der Kontrolle des Staates (bei den Schiiten sei
es umgekehrt). Das Problem ist die enge Verzahnung,
egal wer unter wessen Kontrolle steht. In sunnitischen
Staaten werden auch nur die anderen Religionen „kontrolliert“ (sprich: unterdrückt), der Islam darf sich ungehindert ausleben.
(S. 74 ff ) Idriz macht hier einige sehr zutreffende
Analysen bezüglich despotischer Systeme mit religiöser
Unterstützung, z.B. „Die Geistlichen verfassten politische Schriften, um den Fortbestand ihrer Systeme zu
sichern …“ (S. 74, Z 11)
51
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
(S. 75, Z 9, 12) Die meisten der Werte („Gerechtigkeit, Recht, Freiheit, gemeinsame Beratung … “), die
Idriz hier erwähnt, gelten wiederum nur für die Umma.
Auch die Gerechtigkeit alleine nützt wiederum nichts,
entscheidend ist, welches Recht man umsetzt.
Kritik umfassen. Er schreibt: „Die Integrationsdebatte
kann mit Provokationen und Desinformationen nicht
vorangebracht werden.“
Wie viele Beispiele in dieser Broschüre zeigen, geht
die Desinformation von islamischer Seite aus.
(S. 75, Z 28) Idriz stellt hier, wie im Islam allgemein
üblich, die positiven Seiten Mohammeds dar, die in der
islamischen Überlieferung stehen. Andere Fakten (laut
islamischer Überlieferung!) wie Mordaufträge (es sind
mehrere Morde bekannt, die direkt von Mohammed
angeordnet wurden; al-Buchari V5 B59 N369, N370),
Abschlachten von Kriegsgefangenen (nachdem er den
ursprünglich mit ihm verbündeten jüdischen Stamm
der Banu Quraiza besiegt hatte, ließ er über 700 Kriegsgefangene köpfen; Ibn Ishaq Kap. 51, S. 180; siehe auch
Sure 8:67) und vieles mehr.
(S. 80, Z 1) Idriz behauptet er „verfolgt als Imam keine politischen Absichten,“ Das ZIE-M ist ja wohl eine
hochpolitische Angelegenheit.
(S. 77, Z 4) entlarvend! Idriz: „… Interesse an der weiteren Entwicklung Europas in Bezug auf die sichtbare
Präsenz des Islam …“.
Also eine Veränderung Europas, nicht eine Veränderung des Islam. Des Weiteren sollen Moscheen nicht
nur spirituelle, sondern auch weltanschauliche Akzente setzen (Z 8).
(S. 78, Z 9) Idriz fordert eine „seriöse Aufklärung“.
Die sollte aber auch die Möglichkeit einer fundierten
52
(S. 81, Z 2) Idriz: Ein Imam soll bei seiner Ausbildung hinterfragen, „ob das, was ihm vermittelt wird, im
zeitlichen und räumlichen Rahmen noch relevant und
anwendbar ist“. Genau das ist wieder der Knackpunkt.
In vielen Äußerungen führender muslimischer Ideologen hört man, dass Muslime sich defensiv und angepasst verhalten sollen, wenn sie nicht die Macht dazu
haben, den Islam durchzusetzen. Bereits im Koran steht
(Sure 47, Vers 35): „Werdet daher nicht matt und ladet
(sie) nicht ein zum Frieden, während ihr die Oberhand
habt; ...“. Das heißt im Umkehrschluss: verhaltet euch
friedlich, wenn ihr nicht die Oberhand habt.
(S. 81, Z 20) Idriz benennt klar eine der Schwächen
des heutigen Islam und fordert, „dass die in der Geschichte getroffenen Beschlüsse einzelner Gelehrter …
keine allgemein verbindliche Grundlagen für das religiöse Leben heute darstellen“ dürfen. Dies wäre mög53
Grüß Gott, Herr Idriz
licherweise nur ein erster Schritt hin zum Euro-Islam.
Auf welche Beschlüsse sich das beziehen könnte und
was Grundlage für das religiöse Leben darstellen soll
und was nicht, geht bei Idriz in nichtssagenden Wort­
hülsen unter.
Detailanalyse
(S. 82, Z 5) Was ist „wissenschaftlicher Islam“? Mit
unabhängiger Wissenschaft im westlichen Sinne haben
die islamischen Wissenschaften wenig bis nichts gemeinsam.
(S. 86, Z 23) Idriz beklagt, dass der Lehrplan für Imame unklar sei, die in Moscheegemeinden selbst ausgebildet werden. Ein Lehrplan für Imame muss natürlich
öffentlich und kontrolliert sein. Ein Integrationsbeitrag
muss gesichert sein. Er will damit wohl Unterstützung
für das ZIE-M erreichen. Allerdings werden derzeit in
Deutschland bereits an vier Universitäten Studiengänge für Imame aufgebaut bzw. sind bereits eingerichtet
(Tübingen, Frankfurt am Main, Erlangen-Nürnberg
und Münster-Osnabrück).
(S. 84, Z 15) Idriz lobt „das geistige Erbe des Islam“.
Dazu gehören aber auch die blutigen Phasen, vor allem
unter Mohammed in der Entstehungszeit des Islam in
Mekka, später in Medina.
(S. 87, Z 13) Sehr gute Erkenntnis von Idriz: Es wurden viele Moscheen gebaut, aber nicht darüber nachgedacht, welcher Geist sie erfüllen soll. Das gilt aber auch
für die Errichtung des ZIE-M!
(S. 84, Z 22) Nicht nur „hartnäckige Vorurteile“ sondern fundierte Kritikpunkte stehen einem harmonischen Zusammenleben im Wege.
(S. 88, Z 15) Idriz: „Religion und Wissenschaft miteinander versöhnen“.
Gemäß seiner übrigen Aussagen bezieht sich das aber
nur auf die Interpretation der religiösen Texte, nicht auf
die Texte an sich. Wie steht es z.B. mit wissenschaftlich
begründeten Zweifeln an der überlieferten Frühzeit des
Islam, etwa der Saarbrücker Schule / Inarah? (Weblink:
http://www.inarah.de/cms/).
(S. 85, Z 5) Idriz: „Moscheen sind von einfachen
Gebetshäusern zum funktionalen Mittelpunkt migrantenspezifischer Aufgaben gerückt. Imame könnten der
treibende Motor der Integration sein, …“.
Ihr Beitrag zur Integration ist leider meist negativ.
Dazu tragen auch gewerbliche Räume und andere Einrichtungen in Moscheen bei, die nichts mit der Religionsausübung zu tun haben. Hier ist anzusetzen.
54
(S. 89, Z 28) Idriz fordert eine „Dynamik in der Entwicklung einer Theologie des Islam in Europa …“, also
wie an anderen Stellen auch ein Aufbrechen der starren
55
Grüß Gott, Herr Idriz
Vorgaben. Aber das muss zuerst passieren (nicht nur
gefordert werden), dann kann die Imam-Ausbildung
auf dieser Basis starten.
(S. 90, Z 7) Die Forderung nach einem „einheitlichen,
kulturell unabhängigen Lehrplan,“ … der „… politisch
motivierte Religionsauslegung verhindern“ soll ist gut,
nur sollte dieser Lehrplan eben vorher definiert werden
und erst dann die Gebäude / Institutionen geschaffen
werden. Abgesehen davon geht es schon wieder nur um
Auslegung.
(S. 90, Z 34) Idriz zur Imam-Ausbildung: „Ziel ist
die Erlangung eines einheitlichen Fachwissens auf der
Basis der muslimischen Quellen und empirischer Pädagogik.“
Er sieht als Basis wieder nur muslimische / islamische
Quellen, nicht allgemein wissenschaftliche.
(S. 91, Z 6) Idriz: „Von in Deutschland in deutscher
Sprache ausgebildeten Imamen profitieren die Gemeinden dadurch, dass die Voraussetzungen für die
Entwicklung eines modernen, westlichen Islam … geschaffen werden“.
Zuerst Imam-Ausbildung, dann erst die Entwicklung eines modernen Islam? Das heißt, das Pferd vom
Schwanz aufzäumen.
56
Detailanalyse
(S. 91, Z 24) Idriz fordert in der Imamausbildung
auch Geschichtsunterricht, etwa Nationalsozialismus
und (deutschen) Antisemitismus. Er sollte aber auch
fordern, die Rolle des Islam bei Nationalsozialismus
und Antisemitismus zu beleuchten — s. das Kapitel
„Zweifelhafte Vorbilder“, S. 20 ff.
(S. 95, Z 26) Idriz: „Es wurde schon zu viel Zeit verloren.“
Zeit für was? Schnelligkeit vor Qualität?
(S. 97, Z 13) Hier verwendet Idriz den Begriff Scharia in der üblichen Weise: eine allgemeine Gerichtsbarkeit mit dem dazugehörigen Gesetzeswerk. An anderer
Stelle definiert er die Scharia umfassender (um sie nicht
ablehnen zu müssen ? s. S. 117, Z 23).
(S. 98, Z 25) Eine der am meisten mißverstandenen
Verse im Koran ist Sure 2, Vers 256, der da lautet: „Es
gibt keinen Zwang im Glauben. …“. Dem ersten Anschein nach bedeutet das Glaubensfreiheit, es gibt aber
sechs verschiedene Interpretationen — s. Seite 25. Idriz
verwendet nur die vordergründige Bedeutung. Die im
Islam gültigen Interpretationen bleiben bei ihm unerwähnt. Im übrigen gibt es Glaubensfreiheit nur sehr
selten in islamischen Staaten, der Abfall vom Islam ist
meist verboten, es gibt ernste Konsequenzen bis zur
Todesstrafe.
57
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 99, Z 26) Idriz: „Dieses Herrschaftsprinzip (totalitärer Herrschaft, d. Red.), das 30 Jahre nach dem Tod
Mohammeds begann, … , entsprach byzantinischen
Vorbildern und nicht dem islamischen Verständnis“.
Er führt das darauf zurück, dass die Schura (= Beratung des Herrschenden durch die Gläubigen) vernachlässigt wurde. Er übersieht, dass jeder totalitäre Herrscher Beratergremien hatte und hat. Schura ist keine
Demokratie, kein Entscheidungsgremium. Im Koran
wird zum absoluten Gehorsam gegenüber dem Propheten (und seinen Nachfolgern?) aufgerufen.
(S. 99 - 101) Idriz führt in diesem Kapitel das Entstehen des politischen Islam auf verfehlte Strömungen in
der Neuzeit zurück. Historisch nicht haltbar (s. S. 99).
(S.102, Z 17) Laut Idriz ist die Gerechtigkeit der am
stärksten hervorgehobene Wert des Islam. Quellenangabe dazu fehlt, außerdem kommt es auf das Recht an.
Nur bei gleichem Recht für alle gibt es wirklich Gerechtigkeit. Im Islam gibt es aber verschiedenes Recht
für die drei Gruppen: Gläubige – Schriftbesitzer15
– Götzendiener. Ganz abgesehen von der fehlenden
Gleichberechtigung der Frau.
(S. 103, Z 1) Idriz zitiert islamische Gelehrte, die ein
„ultra-laizistisches Staatsverständnis“ ablehnen. Das
15 Juden und Christen
58
Detailanalyse
bedeutet wohl, dass sie einen rein laizistischen Staat ablehnen. Darf es dann ein bisschen Gottesstaat sein?
(S. 105, Z 3) Idriz zitiert al-Ghannouchi, dass die Demokratie im Wesen des Islam angelegt sei, dass die islamische Schura vom Westen übernommen worden sei.
Beide (Idriz und al-Ghannouchi) leben lange genug
im Westen. Sie sollten wissen, dass Beratung (Schura)
von Herrschern uralt ist, dass die Demokratie jedoch
von Griechen und Römern stammt und dem Wesen
jeder Gesetzesreligion – wie auch dem Islam – widerspricht.
(S. 107, Z 6) Der zitierte al-Jabri stellt die Schura
ebenfalls als demokratisch dar, Mohammed habe sich
auch nicht als politisches Oberhaupt verstanden. Im
Koran steht aber vielfach: Gehorche Allah und seinem
Propheten (z.B. Sure 4:13, 8:1, 9:71, …). Beratung bedeutet eben nicht Entscheidung.
(S. 112, Z 32) Gewagte Behauptung: Laut Idriz sind
Islam und Gottesstaat unvereinbar.
(S. 114, Z 3) Idriz beschönigt hier extrem und widersinnig. Er schreibt: „Damit (mit der Scharia, d. Red.)
verbundene Vorstellungen wie das Abschneiden von
Händen bei Diebstahl (1), die Todesstrafe für Apostasie (2), Peitschenhiebe bei Ehebruch (3) u.Ä.“ seien teils
59
Grüß Gott, Herr Idriz
religiösen Texten entlehnt, teils aus dem Mittelalter,
und kämen daher „einer Karikatur des Islam“ gleich.
Nichts einzuwenden gibt es gegen die Aussage, dass
die religiösen Texte aus dem Mittelalter stammen. Die
Aussage, obige Vorstellungen seien religiösen Texten
entlehnt, suggeriert eine unzulässige Interpretation der
Texte. Wörtlich heißt es aber in den Texten zu:
(1) „Dem Dieb und der Diebin, schneidet ihr die
Hände ab, als Vergeltung für das, was sie begangen haben, …” (Koran, Sure 5:38)
(2) „Wenn ein Muslim den Islam verlässt, dann töte
ihn“. (Hadith-Sammlung al-Buchari V4 B52 N260)
(3) „Eine Frau und ein Mann, die Unzucht begehen,
geißelt jeden von ihnen mit hundert Hieben. …“ (Koran, Sure 24:2).
(S. 117, Z 23) Idriz betont, dass sich „die Scharia nicht
auf das Recht beschränkt.“ (Sie würde vielmehr die gesamte Glaubenspraxis umfassen, geäußert in einer Diskussion). Damit blockt er die Forderung verschiedener
Kreise ab, sich von der Scharia zu distanzieren. In (S.
97, Z 13) hat er Scharia noch anders definiert.
(S. 117, Z 33) Hier gibt Idriz den Gegnern der Scharia recht, zumindest was das Strafrecht betrifft. Aber
auch im Gesellschaftsrecht darf die Scharia nicht dominieren, sofern nicht einige Bestimmungen sowieso
mit unseren Gesetzen übereinstimmen. Auch eine Ver60
Detailanalyse
mischung ist sehr problematisch. Wenn z.B. erbrechtliche Bestimmungen des Ursprungslands (z.B. Iran)
und hiesige unterhaltsrechtliche Bestimmungen angewendet werden, sind Frauen doppelt benachteiligt. (Im
Unterhaltsrecht sind Frauen nach der Scharia besser,
im Erbrecht schlechter gestellt als Männer).
(S. 117, Z 34) Idriz: „Außerdem wird oft behauptet, die Scharia betreffe nicht nur das Recht“, sondern
schließe auch zentrale Glaubensangelegenheiten des
Islam ein.
Idriz behauptet das jedenfalls, stimmt darin wohl mit
vielen Islamexperten überein.
(S. 118, Z 10) Idriz selbst verwendet den Begriff
Scharia mal so, mal so. Notwendig ist eine einheitliche Definition. In der westlichen Öffentlichkeit wird
unter Scharia das sich aus Koran und Sunna ergebende
Rechtssystem verstanden. Wenn man dieses SchariaRecht und die Glaubenspraxis beides unter dem Begriff
Scharia laufen lässt, verhindert das ein Distanzieren.
An anderen Stellen distanziert sich Idriz von bestimmten Scharia-Strafen, vom Scharia-Recht distanziert er
sich nicht.
(S. 118, Z 21) Überschrift: „Die Scharia ist Sache der
Interpretation“. Schon wieder nur Interpretation. Natürlich wird die Scharia sehr verschieden interpretiert.
61
Grüß Gott, Herr Idriz
Aber das Prinzip taugt nicht für Europa, das Prinzip,
aus religiösen Schriften Recht abzuleiten.
(S. 119, Z 1) Idriz: „Steinigung für Ehebrecher und
Todesstrafe für Apostasie“ (Glaubensabfall) seien „mit
der Menschenwürde des islamischen Glaubens“ nicht
vereinbar. Stehen aber in Koran und Sunna. (s. Bemerkung zu S. 114, Z 3).
(S. 119, Z 19) Idriz behauptet, das deutsche Erbrecht
sei islamkonform. Falsch. Im Koran steht klipp und
klar: „Allah verordnet euch hinsichtlich eurer Kinder:
Auf eines männlichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung) gleichviel wie auf zwei weiblichen Geschlechts.
…“ (Sure 4, Vers 11). Das deutsche Erbrecht erlaubt
aber ein islamkonformes Testament, da der Pflichtteil
die Hälfte des im Erbrecht vorgesehenen Teils ist.
(S. 120, Z 6) Idriz behauptet, der Unterschied von
Scharia und islamischem Glauben sei vielen Theologen
„nicht bewusst“. Das wirkt beschönigend. Die Unterscheidung, d.h. die unabhängige Betrachtung, wird von
vielen strikt abgelehnt, sie sehen Islam und Scharia eng
verzahnt (s.S. 117 unten, S. 118 oben).
(S. 120, Z 32) Idriz schreibt von den „Regeln, die
Mohammed erhielt“. Sie seien zeit- und ortsbezogen
gewesen. Das steht im totalen Widerspruch zur Koran62
Detailanalyse
Auffassung im Islam, der als „unerschaffen“ (= schon
ewig existierend) gilt. Auch die Sunna ist aus islamischer Sicht zeitlich und örtlich universell gültig.
(S. 121, Z 13) Idriz vertritt die Veränderbarkeit der
Scharia und bezieht sich dabei auf al-Maturidi, einen
entschiedenen Vertreter der strengen hanafitischen
Rechtsschule. Dieser bekämpfte die liberaleren Strömungen wie die Mu‘taziliten und auch die Schiiten.
(S. 121, Z 23) Idriz zitiert zeitgenössische Islamgelehrte, die verschiedenes im Koran als historisch bedingt ansehen. Gut, aber alles nur eine bedeutungslose Minderheitenmeinung und im Widerspruch zum
Mainstream-Islam.
(S. 121 - 123) In diesem Kapitel wird die Scharia als
sehr variabel dargestellt. Es kommt aber auf die Variationsbreite an, ob sie als zum Grundgesetz passend gemacht werden kann. Bei den klaren Aussagen im Koran
zu Zivil- und Strafrecht ist das mehr als zweifelhaft.
(S. 123, Z 7) Hier leugnet Idriz schon wieder die klare Koranaussage „Dieben schlagt die Hand ab“ (S. 114,
Z 3).
(S. 124, Z 25) Idriz zitiert eine Reihe von abrogierten
Versen, das ist ein Standard bei Taqiyya (s. Anhang A).
63
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 125, 2. Hälfte) Idriz zitiert ein bemerkenswertes
Edikt zum Schutz von Christen (Franziskaner-Mönchen) auf dem Balkan. Leider wurde es vielfach nicht
beachtet.
(S. 126, Z 15) Schon wieder eine neue Definition von
Scharia! Allmählich nervt die zwanghafte Verteidigung
der Scharia. Es gibt viele Muslime und etliche Islamgelehrte, die sich davon distanzieren wollen.
(S. 127, Z 3) Idriz bringt einen (angeblichen?) Prophetenausspruch, dass zu Beginn jedes Jahrhunderts
von Gott ein Erneuerer der Religion berufen wird. Das
steht in krassem Gegensatz zu einem Hadith (al-Buchari V9 B88 N17), in dem Gott Gefährten Mohammeds
(im Traum) bestraft mit der Begründung: ,Du weißt
nicht, was sie getan haben, nachdem du weggingest:
Sie haben nach Dir Neuerungen in die Religion eingeführt.’
(S. 127 - 130) In diesem Kapitel versucht Idriz, das
Grundgesetz in die Scharia einzupflegen. Dabei stellt
er ähnliche Behauptungen auf wie unter (S. 70, Z 17)
siehe S. 49.
(S. 128, Z 24) Ein sehr verräterischer Satz, der Islam
sei auch säkular. Die Säkularisierung bedeutet ja genau das Gegenteil: Der Kirche wurde verwehrt (bzw.
64
Detailanalyse
erschwert), sich in säkulare (= weltliche) Dinge einzumischen. Wenn der Islam „seinem Wesen nach säkular“ ist, so bedeutet das, er bestimmt weltliche Dinge.
In dieser Form hat er in der säkularisierten, westlichen
Welt nichts zu suchen.
(S. 129, Z 5) Schon mal gut, dass Idriz die Scharia
nicht übergeordnet zum Gewissen sieht. Er sagt, sie
sollen sich gegenseitig ergänzen. Im nächsten Satz bezeichnet er das Gewissen sogar als übergeordnet.
(S. 129, Z 20) sehr gut! Idriz sagt, dass „der Islam von
den Mechanismen der Vernunft entfernt worden“ sei,
„obwohl der Koran auf diese Fähigkeit des Menschen
setzt.“ Immerhin gibt es über 80 Verse im Koran, die
Denken und Verstand loben. Sie finden aber seit über
900 Jahren im Islam nur wenig Beachtung bzw. werden
weginterpretiert. In der Anfangszeit war das anders.
(S. 130, Z 3) Idriz fordert für Muslime ein „freies
Denken ohne jegliche Zwänge“. Das ist notwendig,
aber natürlich Gift für jeden etablierten Machthaber
innerhalb einer Religion.
(S. 131/132) Idriz bedauert, dass es keine „Konferenzen von umfassender Tragweite und wissenschaftlichem Niveau“ gibt, die von Muslimen initiiert sind und
auf denen über muslimische Probleme diskutiert wird.
65
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 132, Z 6) Idriz kritisiert die lasche Haltung von
Muslimen gegenüber Ehrenmorden, er kritisiert, dass
„lediglich darauf verwiesen (werde), dass diese Tradition nichts mit dem Islam zu tun habe“.
Ehrenmorde haben, entgegen der Behauptung von
vielen Islam-Vertretern, aber durchaus etwas mit dem
Islam zu tun. Im Koran wird in Sure 18 beschrieben,
wie ein Prophet („dem Allah Weisheit gegeben hat“,
Vers 65) einen Jungen tötet (Vers 74) und das als Ehrenmord begründet (Verse 80, 81). Hier soll nicht behauptet werden, dass diese Stelle im Koran die Ursache
für Ehrenmorde ist, die meisten Muslime kennen diese
Stelle vermutlich nicht. Es soll lediglich obige Behauptung widerlegt werden.
Außerdem gibt es auch einen Koranvers gegen Ehrenmorde! Sure 33 Vers 28: „O Prophet, sag zu deinen
Gattinnen: Wenn ihr das diesseitige Leben und seinen
Schmuck haben wollt, dann kommt her, ich werde euch
eine Abfindung gewähren und euch auf schöne Weise
freigeben.“
(S. 133, erster Abschnitt) Idriz fordert, die Frauenunterdrückung jetzt und hier anzuprangern! Sollte von jedem Imam in der Freitagspredigt thematisiert werden.
(S. 135, Z 8) Idriz behauptet, der Koran würde, im
Gegensatz zur Bibel, die gleichzeitige Erschaffung von
Mann und Frau lehren. Das ist nur teilweise richtig.
66
Detailanalyse
Eine Koranstelle lautet: „Und Allah hat euch aus euch
selbst Gattinnen gemacht, …“ (Sure 16, Vers 72). Andere Stellen lauten anders und können im Idrizschen
Sinne interpretiert werden.
(S. 137, Z 20) Sure 82:7 laut Idriz: „... der dich gleichberechtigt und gerecht geschaffen und ebenmäßig geformt“ hat. Eine sehr eigenwillige Übersetzung des Koranverses. In der Übersetzung von Rudi Paret steht: „...
der dich geschaffen und ebenmäßig geformt“ hat. Andere Übersetzer (Azhar, Bobzin, Rassoul, Ahmadiyya)
formulieren ähnlich. Ein Hinweis auf Gleichberechtigung lässt sich daraus nicht ableiten.
(S. 138, Z 26) Idriz behauptet, der Koran würde
Gleichheit (zwischen Mann und Frau) in der Lebens­
praxis fordern. Quellangaben dazu fehlen. Es gibt aber
etliche Stellen im Koran, die die Unterordnung der
Frau verlangen, z.B. „… Doch die Männer stehen eine
Stufe über ihnen. …“ (Sure 2, Vers 228).
(S. 138/139) Idriz: „… die Benachteiligung der Frau
bei der Erbverteilung, … die Rechtspraxis, dass die Zeugenaussage eines Mannes doppelt soviel zählt …“ stütze
sich nur „auf haltlose, angeblich religiöse Schriften, die
im Widerspruch zu Geist und Logik des Islam stehen
…“
Im Koran steht: (Sure 4:11) „… Auf ein (Kind) männ67
Grüß Gott, Herr Idriz
lichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung) gleich
viel wie auf zwei weiblichen Geschlechts“;
und (Sure 2:282) „Und lasset zwei Zeugen unter euch
Männern es bezeugen, und wenn es keine zwei Männer
gibt, dann ein Mann und zwei Frauen …“
Ein Imam, der den Koran indirekt als „haltlose, angeblich religiöse Schrift“ bezeichnet, ist schon eine
mehr als seltsame Erscheinung.
(S. 139, Z 12) Der zitierte Koranvers: „Und die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde
…“ (Sure 9:71) hat nichts mit Gleichberechtigung zu
tun. Man kann auch mit seinem Chef befreundet sein.
(S. 140 - 142) Idriz fordert, Frauen in islamischen
Einrichtungen besser zu berücksichtigen und auch in
höhere Positionen zu bringen. Momentan zwar unrealistisch (bei den Sunniten) aber warten wir’s ab.
(S. 141, Z 28) Schon wieder die Behauptung, Redeweise und Sprache des Koran seien historisch. Das
ist zwar gut, entspricht aber nicht der heutigen islamischen Theologie. Das galt allenfalls bei den Mu‘taziliten
bis Ende des 10. Jahrhunderts. Wer heute solche Ansichten vertritt, ist gefährdet; z.B. wurde der bekannte Ägyptische Islamgelehrte Hamid Abu Zaid (1943
- 2010) zwangsgeschieden, mit dem Tode bedroht und
musste ins Exil gehen.
68
Detailanalyse
(S. 143, Z 1) Idriz’ Behauptung, vorislamisch hätten
Frauen nichts erben können, ist selbst durch die islamische Überlieferung widerlegt: Khadija, die erste Frau
Mohammeds, hatte ein großes Vermögen geerbt.
(S. 143, Z 19) Idriz bringt als Beispiel einen Erbfall.
Der Erblasser hat einen wohlhabenden Sohn und eine
verwitwete Tochter, die Kinder versorgen muss. Da soll
die Tochter dann das doppelte erben (?!). Das Beispiel
ist zwar gut und sinnvoll, widerspricht aber dem Wortlaut des Koran total.
(S. 144, Z 34) Auch hier widerspricht Idriz der generellen islamischen Auffassung, der Koran sei ewig und
universell. Wörtlich schreibt er: „Die im Koran vorgeschlagene Erbverteilung ist keine für alle Zeiten und
alle Länder gültige Formel; was aber für alle Länder
und alle Zeiten Gültigkeit hat, ist die Forderung, dass
niemand durch die Verteilung der Erbschaft benachteiligt werden darf.“
In diesem Satz stecken aus islamischer Sicht folgende
Fehler:
1. Die Erbverteilung im Koran (Sure 4:11) ist kein
Vorschlag, sondern Vorschrift.
2. Der Koran ist für alle Zeiten und alle Länder gültig.
3. Die Forderung, niemand bei der Erbverteilung zu
benachteiligen, steht nirgends im Koran. Erbschaft ge69
Grüß Gott, Herr Idriz
mäß Scharia gilt selbstverständlich nicht als Benachteiligung.
(S. 145, Z 12) Wieder beschönigt Idriz das Frauenbild im Islam. Laut einem Hadith [al-Buchari 1, 6,
301] behauptet Mohammed, dass die meisten Frauen
in die Hölle kämen, diese fragen warum? … Er antwortete, „Ihr flucht zuviel, und ihr zeigt euren Ehemännern
keine Dankbarkeit. Ich bin niemals zuvor jemandem
begegnet, dem mehr an Intelligenz fehlt, oder der unwissender in Bezug auf die Religion ist als Frauen. Ein
vorsichtiger und intelligenter Mann könnte von vielen
von euch falsch geleitet werden.“ Sie antworteten, „ Was
genau fehlt uns an Intelligenz oder an Glauben?“
Mohammed sagte, „Ist es nicht wahr, dass das Zeugnis eines Mannes gleichzusetzen ist mit dem Zeugnis
zweier Frauen?“
Nachdem sie bestätigten, dass dies wahr sei, sagte
Mohammed, „Dies zeigt, dass es Frauen an Intelligenz
fehlt. Ist es nicht auch wahr, dass Frauen während ihrer
Menstruation nicht beten dürfen?“ Sie bestätigten, dass
dies auch die Wahrheit sei. …
(S. 148, Z 25) Idriz betont, dass der göttliche Ursprung des Koran nicht angezweifelt werden darf. Damit wird ein Nachdenken über den Koran (wie in Sure
4:82 gefordert) ausgeschlossen.
70
Detailanalyse
(S. 149, Z 10) Idriz versucht, den „Prügelvers“ (Sure
4:34) durch eine neuartige Übersetzung zu entschärfen.
Es hieße „Trennt euch von ihnen“ statt „schlagt sie“. Das
ist eine extrem exotische Auslegung von Sure 4:34 des
Koran. In allen gängigen Übersetzungen, auch in den
aus Penzberg verlinkten Islamausgaben steht „schlagt
sie“ (bzw. „beat them“, etc.). Lediglich der Kinderkoran
von Lamya Kaddor verwendet die von Idriz propagierte Übersetzung.
(S. 150, Z 10, 21) Hier irrt Idriz, wie auch viele, die
arabisch Sprachwissenschaft nicht oder nur wenig beherrschen. Er will über eine Argumentation mit dem
arabischen Wortstamm (d-r-b) seine exotische Interpretation von Sure 4:34 untermauern. Derselbe Wortstamm heißt im Arabischen noch lange nicht dieselbe
Bedeutung. Bestes Beispiel ist der Wortstamm s-l-m.
Aus ihm wird sowohl Islam (= Unterwerfung, Hingabe) gebildet als auch Salam (= Friede).
(S. 153, Z 12) Idriz legt dar, dass der Koran indirekt
empfiehlt, nur eine Frau zu heiraten. In Tunesien und
der Türkei haben sie das aus diesem Grund sogar zum
Gesetz gemacht. Tatsache bleibt, dass der Koran bis zu
vier Frauen erlaubt. Daneben kann ein Mann Sex mit
beliebig vielen Sklavinnen haben (z.B. Sure 4:24). Aber
das spielt heute keine Rolle mehr.
71
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 154, Z 22) Idriz: „Doch die arabische Kultur wog
schwerer als göttlicher Wille …“ Hält Idriz Allah nicht
für allmächtig?
(S. 155 ff ) In diesem Kapitel spricht sich Idriz gegen
Verschleierung der Frau und indirekt auch gegen das
Kopftuch aus. Das ist gut so, nur: warum tragen Frau
Idriz und Frau Yerli (Pressesprecherin der Penzberger
Gemeinde) trotzdem stets ein Kopftuch?
(S. 156, Z 25) Idriz: „... der Rest (Benachteiligung der
Frau, d. Red.) ist nur tausendjähriger Einfallsreichtum
der Männer“. Sehr wahr. Und das gilt nicht nur für den
Islam.
(S. 157, Z 12) Idriz erwähnt nur Sure 24:31 zur Begründung des Kopftuchs. Ein weiterer Vers ist Sure
33:59, der herangezogen werden kann, und der enthält
die problematischen Stellen (siehe Seite 73 oben in dieser Broschüre).
(S. 157, Z 25) Idriz: „Reinheit ist eine Tugend im Islam“.
Allerdings wird Unreinheit im Islam meist mit Sex in
Verbindung gebracht, z.B. als Vorschrift, wann rituelle
Waschungen notwendig sind. Aber diesen Fehler kennt
man ja schon von den christlichen Kirchen.
72
Detailanalyse
(S. 157, Z 33) Idriz: „Das heißt aber nicht, dass die
anderen (die kein Kopftuch tragen, d. Red.) sündigen“.
So einfach ist es nicht. In Sure 33:59 steht: „…daß sie
(als ehrbare Frauen) erkannt und daraufhin nicht belästigt werden. …”. Genau hierin liegt das Problem. Indirekt sagt der Vers, dass Frauen ohne Kopftuch belästigt
werden dürfen.
(S. 155 - 162) Im Großteil des Kapitels erläutert Idriz
seine Gedanken zum Kopftuch. Er fordert es nicht explizit, es sei keine religiöse Pflicht, sieht darin aber auch
keinen „Gegenbeweis für die Integration“ (S. 161, Z
21). Viele westliche Bürger sehen das aber anders, haben Unbehagen.
(S. 164, Z 6) Idriz lehnt Schleier und Burka vehement ab.
(S. 166, Z 1) Idriz: „Der Koran zählt die Frauen an
erster Stelle auf, wenn er all das Schöne erwähnt, das
den Mann glücklich macht“.
Frau ist schon wieder hauptsächlich dazu da, den
Mann glücklich zu machen. Nett gemeint von Idriz,
aber nach westlicher Auffassung sind Frauen ein gleichwertiger und gleichberechtigter Teil der Gesellschaft
und außerdem sind auch die Männer dazu da, um die
Frauen glücklich zu machen.
73
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 166, Z 24) Es wird von Mohammed überliefert,
dass er Sex hatte mit einem 9-jährigen Mädchen, mit
Aischa, seiner Lieblingsfrau. Mohammed gilt als perfektes Vorbild für die Muslime. Idriz stört sich an der
Überlieferung bzgl. Aischa, er will andererseits die Vorbildfunktion Mohammeds nicht anzweifeln. Also definiert er die Altersangabe als „ab der Geschlechtsreife“,
Aischa wäre damit schon ca. 20 gewesen. Das kann aus
zwei Gründen nicht stimmen:
1. Laut islamischer Überlieferung hat Mohammed
Aischa geheiratet, als sie sechs Jahre alt war (er war da
50). Den ersten Sex mit ihr hatte er aber erst drei Jahre
später. Warum sollte er solange warten, wenn sie bei der
Heirat schon echte 18 war?
2. Laut islamischer Überlieferung war seine erste
Frau, Khadija, 40 Jahre alt, als Mohammed sie geheiratet hat (er war da 25). Nach Idriz’ Rechnung wäre sie da
schon über 50 gewesen. Er hat mit ihr aber mindestens
sechs Kinder gehabt, bei einer über 50-jährigen im damaligen Arabien doch sehr unwahrscheinlich.
(S. 171, Z 26) Idriz beklagt sich darüber, dass ihm
seine Gegner Taqiyya vorwerfen, das ist die bewusste
Täuschung von Ungläubigen über die wahren Absichten der Islamvertreter, um die Verbreitung des Islam zu
fördern (s. Anhang A). Es ist verständlich, dass dieser
Vorwurf schmerzt, wenn Idriz es ehrlich meint. Aber
völlig aus der Luft gegriffen ist der Vorwurf nicht, auch
74
Detailanalyse
einige Stellen in seinem Buch sind eindeutig Taqiyya.
Auch bei der Überwachung durch den Verfassungsschutz ergaben sich entsprechende Anhaltspunkte in
den Aussagen von Idriz.
(S. 172, Z 19) Idriz: „Es (wurde) versäumt, in ihre
Integration (der Gastarbeiter, d. Red.) ausreichend zu
investieren“.
Idriz beachtet nicht, dass es fast ausschließlich Integrationsprobleme bei Migranten aus dem islamischen
Kulturkreis gibt. Für die Integration anderer Migranten wurde auch nicht mehr investiert, sie ist aber meist
– dank Eigeninitiative – wesentlich besser gelungen.
(S. 173, Z 21) Idriz: Es gäbe „keine Instanz, die den
Muslimen die Werte Europas näherbringen würde“.
Es liegt nicht so sehr am Angebot, sondern auch an
der mangelnden Nachfrage durch muslimische Migranten.
(S. 173, Z 23) Idriz: Es werden „der Islam und die
Muslime dargestellt, als wären sie unvereinbar mit den
verfassungsmäßigen Werten“.
Es ist ein häufig gemachter Fehler, dass man Islamkritik mit Ablehnung von Muslimen gleichsetzt. Muslime
sind Menschen und kein Mensch ist vereinbar oder
auch nicht vereinbar mit irgendwelchen Gesetzen.
Der Islam selbst ist mit dem Grundgesetz nicht ver75
Grüß Gott, Herr Idriz
einbar. Das liegt nicht an irgendeiner Darstellung, sondern an zentralen Aussagen in Koran und Sunna, wie
z.B. „tötet die Ungläubigen“ (Sure 9:5) oder „wer den
Islam verlässt, den tötet“ (al-Buchari V4 B52 N260).
(S. 174 ff ) Idriz verweist in diesem Kapitel auf die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und
Islam. Was dabei aber erwähnt werden sollte ist die Behauptung im Islam, Christen bzw. Juden hätten Bibel
und Thora verfälscht, nur der Koran sei korrekt.
(S. 175, Z 15) Idriz erwähnt einige sehr ansprechende
Prinzipien im Islam, beruhend auf diversen Koranversen. Er verschweigt aber, dass diese Prinzipien zumeist
nur innerhalb der Umma (Gemeinschaft der muslimischen Gläubigen) gelten.
(S. 176, Z 3) Der umstrittene Tariq Ramadan (siehe
S. 20) wird von Idriz lobend erwähnt, der bestens integrierte Bassam Tibi an dieser Stelle aber nicht.
(S. 177, Z 26) Idriz: Europa „muss seinen aggressiven und ausgrenzenden Stil den Muslimen gegenüber
fallenlassen“.
Das Problem ist, dass sich viele Muslime nicht integrieren wollen, und das hat durchaus auch einen religiösen Hintergrund. In etlichen Koranversen steht:
„Nehmt euch keine Juden und Christen zu Freunden“
76
Detailanalyse
(z.B. Sure 3 Vers 28, 118; Sure 4 Vers 89, 141; etc.).
Außerdem pflegen viele Muslime einen aggressiven Stil
und stellen Forderungen an die Einheimischen, wie
dies von den Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften oder Immigrantengruppen nicht getan wird.
(S. 178, Z 20) Idriz will die westlichen Werte „einem Koran- und Sunna-Test unterziehen“. Genau das
machen auch die Islamkritiker, nur mit umgekehrten
Vorzeichen. Sie testen Koran und Sunna gegenüber
den westlichen Werten. Siehe z.B. die Publikation „Bedrohte Freiheit“, ISBN 978-3-9812099-0-7.
(S. 181, Z 11) Eine gute Erkenntnis: „Wir müssen
noch viel unternehmen, um das gewünschte Niveau an
Verfassungstreue und Identifikation mit diesem Land
zu erreichen.“ Also eine klare Aufforderung an Muslime, sich unseren Werten und Rechtsnormen anzupassen statt umgekehrt zu agieren.
(S. 181, Z 19) Idriz beklagt sich, statt einer Würdigung würden ihm Hindernisse in den Weg gelegt. Die
Zahl der Würdigungen übersteigt aber die Zahl der
Hindernisse beträchtlich.
(S. 181, Z 32) Idriz: „Wir müssen die Wörter Demokratie und Verfassung so lange wiederholen, …, bis das
Ziel erreicht ist.“
77
Grüß Gott, Herr Idriz
Hoffentlich meint er das richtige Ziel, und nicht wie
Recep Tayyip Erdoğan: „Die Demokratie ist nur der
Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.“
(S. 183, Z 3) Idriz: „Leider gibt es in der Mehrheitsgesellschaft Kräfte, die eine Integration von Muslimen
zu verhindern versuchen“.
Er wirft damit Islamkritiker pauschal mit ausländerfeindlichen Strömungen in einen Topf. Islamkritik
bedeutet nicht, dass man Muslime ablehnt und/oder
deren Integration verhindern will.
(S. 184, Z 7) Idriz behauptet, Mohammed wäre kein
Gegner der Juden gewesen. Die islamischen Quellen sagen das vielfach anders. Einer seiner überlieferten Aussprüche ist z.B.: „Der letzte Tag wird nicht kommen,
wenn die Muslims nicht mit den Juden kämpfen und
sie töten” (Sahih Muslim Book 41, Number 6985).
Außerdem hat er von den drei jüdischen Stämmen in
Medina zwei niedermetzeln lassen und einen vertrieben. Siehe auch Seite 29 ff.
(S. 184, Z 14) Idriz bezieht sich hier auf den Koran,
Sure 5 Vers 32. Allerdings verwendet er ihn unvollständig. In der islamkritischen Szene ist dieser Vers als „Taqiyya Vers“ bekannt, er lautet: „Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Israels vorgeschrieben: Wer ein
menschliches Wesen tötet, ohne (dass es) einen Mord
78
Detailanalyse
(begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat),
so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. …“. Aus
dem einleitenden Satz (... haben Wir den Kindern Israels vorgeschrieben ...) ergibt sich, dass diese Vorschrift
nur für Juden gilt. Beim Zitieren wird dieser Satz von
Islamapologeten fast immer weggelassen, so auch von
Idriz.
(S. 184, Z 20) Idriz: Muslime sollen niemanden beleidigen, keine hässlichen Vergleiche machen. Im Koran gibt es aber etliche Tiervergleiche für Juden und
Ungläubige. (z.B. Sure 7:166, 8:55).
(S. 185, Z 18) Idriz: „Das Ziel der moralischen Regeln in den Religionen ist der Schutz der Freiheit.“ Das
ist wohl bei keiner Religion der Fall — es sei denn, man
interpretiert „Freiheit“ (arabisch hurrya) als die Freiheit, „an den Islam glauben zu dürfen“. Als ob es nicht
völlig unerheblich ist, was jemand „glaubt“.
(S. 186, Z 21) Wieder der Koranvers 2:256 mit seinen sechs verschiedene Auslegungen (s. Kommentar
zu S. 98, Z 25; und Seite 25 dieser Broschüre). Idriz
verwendet wieder nur eine den westlichen Werten entsprechende, im Islam aber ungültige Interpretation.
(S. 186, Z 28) Hier zitiert Idriz wieder einen abrogierten Vers (Sure 18:29, abrogiert durch Sure 9:29).
79
Grüß Gott, Herr Idriz
(S. 186, Z 32) Idriz zitiert Aussagen gegen die Sklaverei. Die Sklaverei ist inzwischen auch in allen muslimischen Staaten offiziell abgeschafft. Im Koran wird
aber in etlichen Versen die Sklaverei gepredigt bzw. als
selbstverständlich dargestellt: (z.B. Sure 2:177, 2:221,
24:32, 24:58) Sogar Sex mit weiblichen Sklavinnen ist
erlaubt (4:3, 4:24, …). Außerdem steckt die Sunna voller Rechtfertigung des Sklavenbesitzes.
(S. 187, Z 13) Idriz kritisiert die dänischen Mohammed-Karikaturen. Beleidigung von religiösen Gefühlen ist in der Tat sehr unschön. Allerdings wurden die
eigentlichen Karikaturen gar nicht so sehr als beleidigend empfunden; sie wurden bereits Monate vor dem
Aufruhr in Kairoer Zeitungen ohne wesentliches Echo
veröffentlicht. Erst als dänische Imame zwei gefälschte
Karikaturen nachgeschoben hatten – Mohammed als
Schwein – gab es große Empörung. Diese Karikaturen
sind aber nie in einer westlichen Zeitung erschienen.
(S. 188, Z 12) Idriz zitiert einen überlieferten Ausspruch Mohammeds über seine Gegner: „Herr bestrafe
sie nicht, denn sie haben meine Botschaft noch nicht
erhalten“. Das war, nach islamischer Überlieferung, am
Anfang seiner Prophetentätigkeit, da war er auch noch
sehr friedlich. Später hat er dann aber ermorden lassen,
die ihn oder den Islam verspottet haben (Quelle: al-Buchari V5 B59 N369, N370) bzw. er hat die mit Krieg
80
Detailanalyse
überzogen, die seine Botschaft nicht angenommen haben.
(S. 188, Z 31) Wieder zitiert Idriz einen abrogierten
Vers (Sure 90:13). Diesmal sagt er sogar selbst: „einer
der ersten Verse“ (die dann ggf. von späteren abrogiert
wurden).
(S. 189, Z 24) Abermals ein abrogierter Vers. Um das
Prinzip der Abrogation zu verdeutlichen, hier beide
Verse; Von Idriz zitiert, aus der mittleren mekkanischen
Phase (Sure 10:99): „Und hätte dein Herr es gewollt, so
hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt.
Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige
zu werden?“ . Dieser Vers wurde abrogiert durch Sure
9:73 aus der späten medinesischen Phase: „Prophet!
Führe Krieg gegen die Ungläubigen und die Heuchler
(munaafiquun) und sei hart gegen sie!“ (Übersetzung
Rudi Paret).
(S. 189, Z 30) Wieder ein abrogierter, sehr früher
Vers (Sure 109:6). Auch S. 190, Z 12.
(S. 191, Z 1) Idriz erwähnt den „Vertrag von Medina“
in dem u.a. den drei jüdischen Stämmen Religionsfreiheit zugesichert wurde. Er erwähnt nicht, dass Mohammed später wegen angeblichen Verrats die Stämme vertreiben bzw. vernichten ließ. Siehe auch Seite 29 ff.
81
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
(S. 191, Z 3) Das Millet-System, das Idriz erwähnt,
galt in ähnlicher Form häufig in islamischen Staaten.
Bestimmte religiöse Gruppen (Christen, Juden u.a.)
durften ihren Glauben praktizieren, hatten aber den
niedrigen Dhimmi-Status (weniger Rechte, Sondersteuer etc.) Ein Pluralismus im westlichen Sinne war
das nicht.
den Friedensgruß, und eine Stelle ist sogar negativ (Sure
47:35): „So werdet nicht schwach und ruft (nicht) zum
Frieden, wo ihr doch die Oberhand haben werdet, …“
Selbst die Stelle 2:224 beziehen viele Islamgelehrte nur auf die Umma, die Gemeinschaft der Muslime.
Demgegenüber gibt es über 50 Stellen im Koran, die
den Kampf und das Töten von Ungläubigen fordern.
(S. 192, Z 4) Idriz: Vertrauen verbreiten z.B. durch
Grüßen. Wird jedoch von vielen Islamgelehrten nicht
so gesehen. In einer Fatwa heißt es z.B.: „Ein Muslim
darf nicht mit der Begrüßung beginnen [wenn er einen
Nichtmuslim trifft]. Falls der Ungläubige jedoch einen Muslim begrüßt, antwortet dieser mit demselben
Gruß. …”
Quelle: w ww.al-eman.com/fatwa/fatwa-display.
htm?parent=button.search&id=7567 über die Website
http://www.islaminstitut.de/Anzeigen-von-Fatawa.43
+M51a9e918f1a.0.html
(S. 193, Z 34) Idriz greift die häufig behauptete
These auf, im Islam sei nur ein Verteidigungskrieg erlaubt. Laut Tilmann Nagel, einem der bekanntesten
deutschen Islamwissenschaftler, beruht diese These auf
folgendem Prinzip: Mohammed verkündet einem Beduinenstamm den Islam, fordert ihn zum Übertritt auf.
Nimmt dieser Stamm nicht an, so ist das eine Beleidigung Allahs und des Islam, das wird als Angriff gewertet. Folglich ist der folgende Angriff auf den Stamm ein
„Verteidigungskrieg“.
Mit reiner Verteidigung im westlichen Sinne wäre
nicht zu erklären, dass Mohammed in nur zehn Jahren die gesamte arabische Halbinsel erobert hat, dabei
hatte er zu Beginn praktisch keine Machtbasis. Er ist
einer der genialsten Eroberer der Weltgeschichte. Seine
Nachfolger haben in nur 70 Jahren alles von Spanien
bis Indien erobert!
(S. 193, Z 26) Idriz betont, dass der Koran an vielen
Stellen (er sagt 36) den Begriff „Salam = Frieden“ verwendet. Aber nur eine Stelle ruft auf, Frieden zu stiften (Sure 2:224): „Und macht Allah nicht bei euren
Schwüren zum Hinderungsgrund, ehrlich und gottesfürchtig zu sein und Frieden zwischen den Menschen
zu stiften. …“. Wenige weitere Stellen beziehen sich auf
Frieden zwischen Gläubigen. Die meisten Stellen auf
82
(S. 195 ff ) In diesem Kapitel predigt Idriz Toleranz.
Das ist gut so. Aber wenn er auch mit einem schönen
83
Grüß Gott, Herr Idriz
Ausspruch das Kapitel beendet, so bedeutet Toleranz
im Islam allgemein nur, dass man die „Schriftbesitzer“
(Christen, Juden, …) auf dem niedrigeren Dhimmi-Status toleriert, also lediglich duldet.
(S. 198, Z 7) Idriz entnimmt dem Koran, dass „die
ganze Menschheit auf Erden wie eine Familie ist … Völker, zu denen Gott Propheten sandte Brüder sind“. Die
zitierten Koranstellen (Sure 4:1; 7:65; 27:45) eignen
sich nicht zur Begründung, dass die ganzen Völker als
Brüder (der Muslime?) bezeichnet werden. Außerdem
hat Allah zu uns keinen Propheten geschickt. Propheten werden von Menschen erhoben / ernannt.
(S. 198 - 200) Das ganze Kapitel bezieht sich, folgend
dem Mainstream-Islam, nur auf die Gläubigen untereinander. Auch der Ausspruch: „Oh Menschen Gottes,
werdet Geschwister“ (S. 200, Z 1) ist eine Aufforderung, den Islam anzunehmen. Er müsste sonst etwa
so lauten: „... ihr seid Geschwister“. (Als Brüder bzw.
Schwestern werden üblicherweise im Islam nur Glaubensgenossen bezeichnet)
(S. 200, Z 26) Idriz pocht wieder auf Gleichheit zwischen den Geschlechtern im Islam. Aus den früheren
Kapiteln sieht man, es gibt nicht einmal Gerechtigkeit.
(S. 201, Z 18) Dass Idriz als Beleg für Gleichvertei84
Detailanalyse
lung im Koran ausgerechnet einen Vers zur Verteilung
der Kriegsbeute (Sure 59:7) zitiert, ist merkwürdig.
(S. 203, Z 10) Idriz zitiert eine Stelle im Koran, dass
es keinen Unterschied zwischen den Propheten gibt,
aber an anderen Stellen wird Mohammed hervorgehoben als universeller und letzter Prophet für alle Menschen. Außerdem ist nach islamischer Auffassung die
Bibel verfälscht!
(S. 204, Z 32) Endlich einmal die Erkenntnis und
das Eingeständnis, dass „dieses Umdenken (die Aufklärung, d. Red.) von den Europäern verwirklicht wurde.“
Auch wenn der Islam dazu vermutlich einen Beitrag geliefert hat. Da ist Idriz voll zuzustimmen.
(S. 206, Z 5) Idriz ist einer der wenigen Islamvertreter, die das Denken in den Vordergrund stellen. Von
den meisten wird ein Nachdenken über den Koran und
andere islamische Quellen / Glaubensinhalte strikt abgelehnt, obwohl in etlichen Koranversen zum Nachdenken aufgefordert wird.
(S. 207, Z 17) Idriz verweist auf die Rechtsschule der
Mu‘tazila in der „goldenen“ Frühphase des Islam. Dass
er ihnen extreme und maßlose Kritik unterstellt, ist
weniger gut, eröffnet Kritk doch die Möglichkeit zur
Selbstreflexion und zu Veränderung.
85
Grüß Gott, Herr Idriz
Detailanalyse
(S. 209 - 212) In diesem Kapitel sind einige grobe
Verzerrungen. So stellt Idriz (Zeile 19) Mohammeds
Heirat mit der Jüdin Safiya und der Christin Maria
als Beispiel für Dialogbereitschaft dar. Er verschweigt,
dass er zuvor den Stamm Safiyas niedermetzeln ließ
(genaueres und ausführlicher auf Seite 30 ff dieser Broschüre). Selbst formal hat er nicht recht, da nach der
islamischen Überlieferung Safiya wie auch Maria vor
der Hochzeit zum Islam konvertierten.
keinen“), die jedoch von den Sunniten teils hart und
blutig bekämpft wird.
(S. 212 - 214) Das gesamte Kapitel über Erziehung,
Bildung und Wissenschaft ist, mit einer kleinen Einschränkung, sehr positiv zu bewerten. Idriz verweist auf
den chronologisch ersten Vers des Korans aus Sure 96,
der lautet „Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf “.
Ob damit nur das Lesen des Korans gemeint ist oder
Lesen und Bildung allgemein, bleibt vage.
Idriz versucht hier offensichtlich, über fundamentale Unterschiede zu täuschen : Den in unserem Grundgesetz festgelegten Grundrechten und Regeln eines
freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaats einerseits
und der vielfachen Missachtung dieser Grundrechte in
einem Staatswesen andererseits, das gemäß Koran und
Sunna definiert und organisiert ist.
(S. 214, ab Z 29) Idriz stellt den Begriff der Liebe Gottes zu den Menschen im Koran dar. Tatsächlich kommt
im Koran Liebe in 22 Versen vor im Zusammenhang,
wen Gott liebt, 24 mal im Zusammenhang wen Gott
nicht liebt. Verse, die Gottes Strafen enthalten, gibt es
aber 344, also weit mehr!
Seine Behauptung, das Grundgesetz sei „islamkonform“, ist als eine provokante Verfälschung zu werten;
er redet ja auch nur von den „soeben erwähnten islamischen Werten“, erwähnt nur Werte, die teilweise im
Mainstream-Islam so nicht gesehen werden.
(S. 216, Z 5) Hier schreibt Idriz: „Die Liebe vereint,
der Hass trennt.“ Das entspricht einem Motto der islamischen Sekte Ahmadiyya („Liebe für alle, Hass für
86
(S. 217, Z 21)Idriz:“Wenn ich das deutsche Grundgesetz lese, so finde ich nicht die kleinste Spur eines
Verstoßes der soeben erwähnten islamischen Werte
(Gerechtigkeit, Gutes tun, Großzügigkeit, vernunftgemäßes Handeln etc., d. Red.). Daher ist das deutsche
Grundgesetz islamkonform.“
Die Frage, ob – umgekehrt gedacht – der Islam
grundgesetzkonform ist, stellt sich ihm offenbar nicht.
G
87
Grüß Gott, Herr Idriz
Anhang A
Begriffserklärungen
Im folgenden werden einige der verwendeten Begriffe erläutert, die allgemein nicht so geläufig sind oder oft
falsch verwendet werden.
Abrogation
Im Koran widersprechen sich einige Verse. Um diese
Widersprüche aufzulösen, wurde das Prinzip der Abrogation eingeführt: Später herabgesandte Verse ersetzen
frühere bzw. machen sie ungültig. Diese Vorgehensweise ist bereits in einem Koranvers festgelegt (Sure 2,
Vers 106). Leider sind anfangs – in Mekka – gerade die
friedlichen Verse herabgesandt worden und erst später
– in Medina – die blutigen.
Die Abrogation wird im Islam nicht einheitlich gesehen. Die Anzahl der abrogierten Verse ist umstritten,
Henning nennt in seiner Koranübersetzung die Zahl
225 Verse (von über 6 000), andere sagen 240 Verse.
Manche Islamgelehrte vertreten den Standpunkt, dass
kein Vers wirklich ungültig sei, die frühen, friedlichen
sind gültig, wo Muslime in der Minderheit sind, die
späten, blutigen Verse sind gültig sobald sie die Macht
errungen haben.
88
Begriffserklärungen
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die Suren des Koran nicht in chronologischer Reihenfolge stehen. Häufig stehen spätere Suren bzw. Verse vor früheren, auch
ist die genaue zeitliche Reihenfolge umstritten.
Dhimmi
Im Islam gibt es drei Gruppen von Menschen: Gläubige (d.h. Muslime), Schriftbesitzer ( Juden und Christen) und Götzendiener (Polytheisten, Anhänger von
Naturreligionen). Götzendiener müssen (blutig) bekämpft werden, Schriftbesitzer dürfen „toleriert“ werden, bekommen aber den niedrigeren Dhimmi-Status,
d.h. sie müssen eine Sondersteuer bezahlen (Dschizya), haben wenig Rechte, aber auch keine Pflicht zum
Kriegsdienst. Wörtlich heißt Dhimmi Schutzbefohlener.
Dschihad
Dschihad bedeutet „Anstrengung“, „Einsatz“ etc.
Dieser Begriff umfasst jegliche Anstrengung im Islam,
nicht nur den heiligen Krieg. Mohammed hat (ziemlich demagogisch) zwischen dem „großen Dschihad“
und dem „kleinen Dschihad“ unterschieden. Der große
Dschihad war die Anstrengung, im persönlichen Leben
alle Regeln des Islam zu befolgen. Der kleine Dschihad
umfasst alle Anstrengung nach außen, von friedlicher
89
Grüß Gott, Herr Idriz
Missionierung bis zum blutigen Glaubenskrieg. Das,
was im Westen als heiliger Krieg bezeichnet wird ist
also nur ein Teilaspekt des „kleinen Dschihad“.
Hadith
Ein Hadith ist eine überlieferte Begebenheit aus dem
Leben Mohammeds. Das kann ein Ausspruch von ihm
oder eine kurze Unterhaltung sein, etwas, was er in einer bestimmten Situation gesagt, getan, toleriert oder
verboten hat, wie er sich verhalten hat, wie er sich gekleidet hat etc. Alle Ahadith (arab. Plural von Hadith)
zusammen ergeben die Sunna. Diese Hadith-Sammlungen sind ein Vielfaches des Koran, viele Verhaltensmuster von Muslimen ergeben sich aus diesen Überlieferungen und sind nicht aus dem Koran zu verstehen.
Herabsendeanlass
Jeder Koranvers wurde, laut islamischer Doktrin,
zu einem speziellen Anlass herabgesanndt. Laut der
Mehrzahl der islamischen Theologen muss dieser Herabsendeanlass (bzw. historischer Kontext) berücksichtigt werden bei der Beurteilung, ob ein Vers in einer
konkreten Situation befolgt werden muss oder nicht.
Hardliner wie Al Qaida legen den Koran meist wörtlich aus, verwenden den Herabsendeanlass nur wenn er
Vorteile bringt.
90
Begriffserklärungen
Die grundlegende Schwierigkeit ist, dass die meist
friedlichen, spirituellen Verse in der Mekkanischen Zeit
herabgesandt wurden, als Mohammed noch keine militärische Macht besaß. Die blutigen Verse entstanden in
der Medinischen Zeit, in der Zeit militärischer Stärke.
Entsprechend gelten die friedlichen Verse, wenn Muslime keine Macht haben, die blutigen wenn sie stark sind.
Entsprechendes steht auch im Koran (Sure 47, Vers 35):
„Werdet daher nicht matt und ladet (sie) nicht ein zum
Frieden, während ihr die Oberhand habt; ...“.
Scharia
Scharia = Gesetzgebung, die sich auf Koran und
Sunna beruft. Wörtlich heißt Scharia: der Weg zur
Wasserstelle. Also der Weg zu Gott. Idriz verwendet
den Begriff Scharia aber umfassender, er versteht darunter auch die persönlichen Pflichten der Muslime und
drückt sich so vor einer Distanzierung von der Scharia.
Siehe auch S. 18.
Schriftbesitzer
Als Schriftbesitzer werden im Islam im allgemeinen
Christen und Juden bezeichnet. Zu ihnen wurde bereits eine Schrift (Thora bzw. Evangelium) herabgesandt. Auch Hindus und Zoroastrier fallen manchmal
darunter. Schriftbesitzer haben im Islam ein höheres
91
Grüß Gott, Herr Idriz
Ansehen als die Götzendiener (= Polytheisten), jedoch
geringeren Status als Muslime.
Sunna / Sira
Sunna = Lebensgewohnheiten und Aussprüche des
Propheten Mohammed. Zusammengestellt in großen
Hadith-Sammlungen von al-Buchari, Muslim, al Tirmidhi, Abu Daud, al Nasai, Madja, mehr als 200 Jahre
nach Mohammeds Tod. Im Umfang ein Vielfaches des
Koran.
Sira = Biografie Mohammeds. Erste Biografie von
Ibn Ishak ca. 120 Jahre nach seinem Tod. Nicht im Original erhalten sondern nur in der Bearbeitung von Ibn
Hashim.
Taqiyya
Taqiyya = Täuschung, Verschleierung. Wurde ursprünglich von den Schiiten praktiziert, um sich vor
den übermächtigen Sunniten zu schützen. Ist inzwischen ein Instrument zur Verbreitung des Islam geworden: Man täuscht Ungläubige über die wahren Absichten, über den relevanten Inhalt von Koran und Sunna
etc.
Zwar stehen entsprechende Verse nicht direkt im
Koran, aber andere Quellen (Hadithe und Fatwas)
92
Begriffserklärungen
belegen das Prinzip der Taqiyya im Islam. So ist von
Mohammed folgender Ausspruch überliefert: „Wenn
immer ihr einen bestimmten Eid geschworen habt und
findet dann heraus, dass eine andere Weichenstellung
von Vorteil wäre, so brechet den Eid und tut das bessere.“ (al-Buchari V9 B89 N260).
Al-Ghazali, einer der bekanntesten islamischen Philosophen analysierte: “Die Sprache ist ein Hilfsmittel
um Ziele zu erreichen […]. Wenn es möglich ist ein
[lobenswertes] Ziel zu erreichen, indem man lügt, aber
nicht indem man die Wahrheit sagt, dann ist es erlaubt
zu lügen, wenn das Ziel dies gestattet, und man hat eine
Pflicht zu lügen, wenn das Ziel eine Pflicht ist.”
Meist wird nicht direkt gelogen, sondern nur ein
falscher Eindruck vermittelt, z.B. durch Zitieren von
abrogierten Versen, durch unvollständiges, sinnentstellendes Zitieren etc.
G
93
Bürgerbewegung Pax Europa
Anhang B
Imam Idriz wurde zweimal aufgefordert, eine Stellungnahme zu dieser Analyse abzugeben, beim zweiten
Mal wurde ihm sogar zugesichert, dass seine Stellungnahme unverändert abgedruckt wird. Leider haben wir
bis zur Fertigstellung dieses Buches keine Rückmeldung
von ihm erhalten. Hier die beiden E-Mails:
Bürgerbewegung Pax Europa
Conny Axel Meier
Bundesgeschäftsführer
BÜRGERBEWEGUNG PAX EUROPA e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Postfach 06
D - 75046 Gemmingen
mail: [email protected]
E-Mail vom 12.10.2011:
E-Mail vom 9.11.2011:
Sehr geehrter Herr Idriz,
Sehr geehrter Herr Idriz,
Ein Autorenteam von BPE hat sich die Mühe gemacht, ihr Buch „Grüß Gott, Herr Imam“ genauer zu
analysieren. Dabei ergaben sich naturgemäß positive,
aber auch deutlich negative Aspekte. Das Ergebnis dieser Analyse liegt in einer Vorabversion vor und wird in
kleinem Kreis diskutiert.
Wir möchten Ihnen die Gelegenheit geben, zu dieser Analyse Stellung zu nehmen. Wir werden Ihre Stellungnahme sorgfältig prüfen und in die endgültige Version einarbeiten, sofern es gerechtfertigt erscheint. Wir
bitten Sie, uns Ihre Stellungnahme bis zum 30.11.2011
zuzusenden.
Wir haben Ihnen am 12.10. den Entwurf einer kritischen Analyse ihres Buches „Grüß Gott, Herr Imam“
zukommen lassen, um Ihnen eine Stellungnahme dazu
zu ermöglichen (bis 30.11.), die wir ggf. für die Endfassung dieser Analyse berücksichtigen werden. Wir
möchten, nach interner Diskussion, unser Angebot
noch erweitern: Sollte Ihre Stellungnahme den Umfang einer DIN A4 Seite nicht überschreiten, so werden wir sie ungekürzt als Anhang C in unser Dokument
aufnehmen. Falls ihre Stellungnahme länger ausfällt,
können Sie selbst zusätzlich eine Kurzfassung erstellen
und uns beides zukommen lassen. Auch in diesem Fall
werden wir die Kurzfassung anhängen.
Mit freundlichen Grüßen
Mit freundlichen Grüßen
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Bürgerbewegung Pax Europa
Spenden an die Bürgerbewegung Pax Europa
Kontoinhaber: Bürgerbewegung Pax Europa
Volksbank Main-Tauber
Kto-Nr.: 4333 004
BLZ: 673 900 00
Verwendungszweck:
Spende Bürgerbewegung Pax Europa
Bei Überweisungen aus dem Ausland:
IBAN: DE83 6739 0000 0004 3330 04
BIC: GENODE61WTH
Literaturempfehlung
Bassam Tibi
Euro-Islam :
Die Lösung eines Zivilisationskonfliktes
ISBN 978-3-534-22059-5
www.wbg-wissenverbindet.de
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