Primärproduktive Stadt-Landschaft

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Primärproduktive Stadt-Landschaft
Ziele, Strategiefelder und Aktionsplan für Wien
April 2015
Autor_innen:
Martina Jauschneg, Sonja Gruber, Sabine Luger, Michael Erdmann
DIin Martina Jauschneg, Ingenieurbüro/beratende Ingenieurin für Landschaftsplanung | MJ Landschaftsplanung e. U.
Inhalt
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
Einführung Stadt-Land-Wirtschaft
Urban Gardening = Urban Farming = Stadtlandwirtschaft
Motivation für die Stadtlandwirtschaft
(Integrations-)Prozesse der Stadtlandwirtschaft
Herausforderungen der Stadtlandwirtschaft
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
2.9
2.10
Stadtlandwirtschaft in Wien
Guerilla Gardening
Sammeln und Ernten
Gemeinschaftsgärten
Schulgärten
Betriebliche Landwirtschaft
Selbsterntefelder
Food Coops und Community Supported Agriculture
Sozial-ökonomische Betriebe
Dach-, Haus- und Kleingärten
Tierhaltung
11
11
11
12
12
13
14
15
15
16
17
3.
Warum sollte man die Stadtlandwirtschaft unterstützen?
19
4.
4.1
4.2
Ziele, Strategiefelder und Aktionen für Wien
Ziele und Strategiefelder
Stadtlandwirtschaft braucht Flächen
4.2.1 Durch Stadtplanung die Stadtlandwirtschaft sichern
20
20
21
21
4.2.2 Förderinstrumente adaptieren
23
4.2.3 Rechtliche, gesetzliche Rahmenbedingungen
23
Konkrete Projekte initiieren
4.3.1 Leuchtturmprojekte
24
24
4.3.2 Sammeln und Ernten in der Stadt unterstützen
25
4.3.3 Musterbezirk für essbare Stadt umsetzen
25
4.3.4 Gärtnern als Sozialprojekt/sozial-ökonomisches Projekt
26
4.3.5 Community Supported Agriculture/Food Coops
26
4.3.6 Alternative Raum-Nutzungskonzepte erforschen und erproben
27
Stadtlandwirtschaft braucht Wissen
4.4.1 Gärtnern braucht Wissen – gärtnerisches Wissen vermitteln
27
28
4.3
4.4
4
4
5
6
9
2
4.5
4.6
4.4.2 Kampagnen erreichen neue Zielgruppen
28
4.4.3 Handbuch Stadtlandwirtschaft
28
Gemeinsam eine Strategie erarbeiten
Stadtlandwirtschafts-Agentur
29
30
Anhang
Internationale Beispiele
Recherche Gemeinschaftsgärten Wien
Literatur
32
32
32
46
3
1. Einführung Stadt-Land-Wirtschaft
1.1 Urban Gardening = Urban Farming = Stadtlandwirtschaft
Die Stadtlandwirtschaft ist „in“ – in vielen Städten Europas, aber auch in Kanada, in
den USA, Japan, Kuba, … entstanden und entstehen Gärten an unterschiedlichsten
Orten – in Straßenräumen, in Hinterhöfen, auf Abstandsflächen, auf Dächern – aus
unterschiedlichsten Motiven und mit unterschiedlichsten „Betriebsstrukturen“.
Unter Stadtlandwirtschaft versteht man das Anbauen von Pflanzen und das Halten von
Nutztieren in der Stadt. Es umfasst auch die Weiterverarbeitung, die Veredelung, das
Lagern, die Weiterverteilung der stadtlandwirtschaftlich hergestellten Lebensmittel.
Das Gärtnern in der Stadt mit seinen vielfältigen Formen vom Guerilla Gardening, über
Balkon- und Fensterbrettgärten bis hin zu Gemeinschaftsgärten und Selbsternteparzellen zählt ebenso zu Stadtlandwirtschaft wie die Bienenhaltung auf Dächern oder das
Sammeln und Ernten im öffentlichen Raum und die betriebliche Landwirtschaft, die
sich eher am Stadtrand befindet. Das Anbauen von Obst und Gemüse ist somit in jedem Maßstab relevant – sei es für den Eigenbedarf und/oder für kommerzielle Zwecke.
Ab Anfang der 1980er Jahre entstanden in Wien erste gemeinschaftlich genutzte Freiräume im Wiener Gemeindebau, seit 1987 gibt es Selbsternteparzellen, der erste Gemeinschaftsgarten im öffentlichen Raum wurde 2008 gegründet (Garten Hegerleingasse), der erste Gemeinschaftsgarten im Gemeindebau 2009 (Nachbarschaftsgarten Roda-Roda-Gasse)1.
In den letzten Jahren wurden mehr als 70 Gemeinschaftsgärten gegründet, die sich
großer Beliebtheit erfreuen. Zunehmend werden im Wohnbau Flächen fürs Gärtnern
mitgeplant, es bilden sich Initiativen, die aktiv Straßenräume anders – als Gartenflächen – nutzen, es gibt Pat_innenschaften für Baumscheiben.
Darüber hinaus kann Wien auf eine große gärtnerische Tradition zurückblicken – seien
es die Gärten der Siedler_innenbewegung nach dem ersten Weltkrieg oder die Nothilfegärten in den Parkanlagen nach dem zweiten Weltkrieg.
In Wien werden ca. 14,5 % der gesamten Fläche landwirtschaftlich genutzt2. Wien hat,
verglichen mit internationalen Großstädten, einen sehr hohen Grad in der Selbstver1
2
vgl. KOSAR/WIRBEL, 2010
vgl. AgSTEP 2014: 9
4
sorgung mit Gemüse bei 37,5 %3, der auf den traditionell großen Anteil an Gemüsebau
zurückzuführen ist. Die Versorgung mit nicht über betriebliche Landwirtschaft erzeugten Lebensmitteln ist dabei (noch) nicht berücksichtigt.
1.2 Motivation für die Stadtlandwirtschaft
Ernährungssouveränität ist das Recht auf gesunde Nahrung, die nachhaltig und unter
Achtung der Umwelt hergestellt wird. Sie ist das Recht auf Schutz vor schädlicher Ernährung. Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst
zu bestimmen4. Ernährungssouveränität ist eng mit der Kritik an vorherrschender Agrar- und Wirtschaftspolitik verbunden, führt zu mehr Selbstermächtigung und beinhaltet ganz grundlegend das Verfügen über die Ressource Land.
Die Motive fürs Gärtnern in der Stadt sind vielfältig – ein Grund ist das frische Obst und
Gemüse „vor der Haustür“, die Selbstversorgung oder zumindest der verbesserte Zugang zu Lebensmittel. Stadtlandwirtschaft kann die Ausgaben für Lebensmittel senken,
und die Versorgung mit bestimmten Sorten an Gemüsen und Obst, die es im Supermarkt nicht gibt, erweitern.
Gleichzeitig bringt das Gärtnern auch sehr unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen, deren Alltagswege sich oft nicht kreuzen würden, zusammen
– Menschen verschiedener Generationen, unterschiedlicher Herkunft etc. kommen ins
Miteinandertun. Viele Gärtner_innen motiviert das Verschönern der Stadt nach dem
Motto „Mehr Grün statt Beton“. Durch das Gärtnern kann ich meine Stadt und mein
Wohnumfeld verändern und ich kann in „meiner“ Stadt Spuren hinterlassen. Das Gärtnern an sich trägt zum Wohlbefinden der Menschen bei und erhöht die Lebensqualität.
Es geht oftmals um mehr als frisches Gemüse – die verschiedensten Initiativen können
auch als Ansatzpunkte für die Transformation des urbanen Raumes verstanden werden. Diese Initiativen und Bestrebungen beinhalten innovative soziale und räumliche
Konzepte, die, neben der Möglichkeit, Versorgungssicherheit und neue Einkommensmöglichkeiten zu schaffen, eine wesentliche Grundlage für eine nachhaltige Stadtentwicklung bilden.
Gerade auch in Hinblick auf die Kritik an der „Smart City Wien“ technologie- und konzerngetrieben zu sein, stellen die neuen Formen der Stadtlandwirtschaft – basierend
auf alternativen ökonomischen Konzepten wie den Gedanken der commons, der solidarischen Ökonomie, der Ökonomie des Teilens und Tauschens – selbstermächtigende
und die Menschen stärkende Praktiken/Strategien dar.
3
4
Landwirtschaftskammer Wien, 2013: 19
vgl. Deklaration des weltweiten Forums für Ernährungssouveränität, 2007,
www.ernährungssouveränität.at
5
Die Selbstversorgung mit gesunden, frischen Lebensmitteln ist ein wesentliches Ziel
der Stadtgärtner_innen. Eine häufig in diesem Zusammenhang gestellte Frage ist, was
„kann“ welcher Typus von urbanem Gärtnern zur Selbstversorgung beitragen?
Wieviel Land/Fläche braucht die Selbstversorgung?
Beispielsweise hat die Initiative Bodenfreikauf für sich den durchschnittlichen Flächenbedarf nach Ernährungsempfehlung und bei biologischer Landwirtschaft berechnet: Im Schnitt können in Österreich 7-15 Erwachsene auf einem Hektar das ganze
Jahr über ernährt werden (in Abhängigkeit der naturbürtigen Voraussetzungen und
der Bewirtschaftungsform, problemlose Lagerung vorausgesetzt und ohne den Bedarf
an Fleisch). Bei vollständiger veganer Ernährung das ganze Jahr über (inkl. Bedarf an
Ölen, gewissem Ausmaß an Getreide etc.) ist von einer Spanne von 7-10 Erwachsenen
pro Hektar auszugehen5.
Der jährliche Ertrag eines Kleingartens liegt zwischen 2,5 und 4-5 kg/m2 bzw. 10 kg/m2
bei Hochbeeten6.
Eine weitere interessante Zahl ist, dass 100 m2 Garten = 1 Job (inkl. Produktion, Logistik, Vermarktung) nach sich ziehen kann7.
1.3 (Integrations-)Prozesse der Stadtlandwirtschaft
Die Wiener Landschaft an urbanem Gärtnen und Landwirtschaften zeigt sich mit Guerilla-Gardening-Initiativen, zahlreichen Gemeinschaftsgärten, die sowohl Bottom Up als
auch Top Down entstanden sind bzw. entstehen, Selbsterntefeldern und Therapiegärten in ihren Ansätzen und Zugängen sowie in ihren Organisationsstrukturen und kulturen und nicht zuletzt in den Gärtner_innen selbst sehr vielgestaltig. Ausgangspunkt der verschiedenen Projekte und Initiativen in sozialer Hinsicht ist, dass Urban
Gardening zur Aktivierung der Stadtbewohner_innen und zur Stärkung der Identifikation mit der Stadt oder dem eigenen Grätzl beiträgt, dass die neu und selbst geschaffenen Lebens-, Bewegungs- und Begegnungsräume „einen Grund mehr hinauszugehen“
darstellen und sowohl Gleichgesinnte als auch Menschen, die in ihrem Alltag wenig
gemeinsam haben, zusammen und in Kommunikation miteinanderbringen. Urban Gar5
https://bodenfreikauf.wordpress.com/about
6
http://de.wikipedia.org/wiki/Gem%C3%BCsegarten (hier wird mit 2,5 kg Ertrag/qm gerechnet);
http://www.schrebergarten-portal.de/siedlergarten.html
7
http://www.fao.org/urban-agriculture/en
6
dening fördert die Entstehung bzw. Verbesserung von Gemeinschaft sowie den sozialen Zusammenhalt, und das (gemeinsame) Gärtnern und Landwirtschaften stellt für die
Gärnter_innen eine sinnvolle und sinnstiftende Tätigkeit dar. Die Vielfalt der Wiener
Initiativen zeigt sich u. a. auf folgenden Ebenen:
 Die Entstehungsprozesse weisen eine große Bandbreite von Bottom Up gestarteten und Top Down initiierten Projekten, von selbstorganisierten und extern moderierten bzw. begleiteten (Garten-)Gruppen, von relativ homogenen und höchst heterogenen Gruppen an Gärtner_innen etc. auf.
 Dementsprechend unterschiedlich gestalten sich auch Organisationsform und Institutionalisierungsgrad der verschiedenen Initiativen. So werden Projekte z. B.
sowohl durch Vereinsstrukturen (vergleichsweise hoher Institutionalisierungsgrad
mit Rückgriff auf bereits vorgegebene Organisationsstrukturen mit rechtlicher
Anerkennung) als auch durch lose Zusammenschlüsse von Gärtner_innen oder basisdemokratisch organisierte Gruppen etc. getragen.
 Auch in Hinblick auf die jeweils bewirtschaftete Fläche (und damit einhergehend
mit dem jeweiligen institutionellen Rückhalt eines Projekts) lassen sich große Unterschiede erkennen: Urbanes Gärtnern findet sowohl auf Baumscheiben und in
mobilen Gartentrögen im öffentlichen Raum, auf kleinen Flächen in öffentlichen
Parkanlagen, auf wohnungsbezogenen Flächen (Wohnbau, Gemeindebau) oder
auch privaten Flächen und manchmal als – mehr oder weniger „legale“ – „Guerilla
Aktion“ statt. Einige Projekte müssen sich das Recht zu gärtnern auch erst erkämpfen. (Auf Grünflächen in Gemeindebauten sind mit wenigen Ausnahmen keine
Gemeinschaftsgärten errichtet.)
 Je nach Art der bewirtschafteten Fläche stehen die Projekte auch unterschiedlichen Menschen bzw. Zielgruppen offen: So sind z. B. wohnungsbezogene Gärten
meist daran geknüpft, dass die Gärtner_innen in der jeweiligen Wohnhausanlage
wohnen, was auf Gartenbereiche auf öffentlich zugänglichen Flächen üblicherweise nicht zutrifft. Unterschiedliche thematische Fokussierungen von Gärten (z.
B. Therapiegärten, Frauengärten, interkulturelle Gärten, Gärtnern für Flüchtlinge,
Langzeitarbeitslose etc.) können sich ebenfalls an spezifische Zielgruppen wenden.
 Auch die Kosten für die Beteiligung an Urban-Gardening-Projekten gestalten sich
sehr unterschiedlich: Während eine Selbsternteparzelle je nach Größe bis zu 180,Euro pro Saison kosten kann, genügt es in Gemeinschaftsgartenprojekten für ein
kleines Beet häufig, einen Mitgliedsbeitrag von 10,- bis 20,- Euro zu bezahlen.
Die Vielgestaltigkeit der Möglichkeiten des urbanen Gärtnerns und Landwirtschaftens
in Wien stellen ein großes Plus dar. Sie ermöglichen einem breiten und heterogenen
Publikum mit unterschiedlichsten Bedürfnissen, Möglichkeiten, Ressourcen und Interessenslagen „anzudocken“, sich einzubringen, mitzumachen und gärtnerisch aktiv zu
werden. Damit Urban Gardening ein niederschwelliges Angebot für alle interessierten
Wiener_innen ist und bleibt, sollte die Vielfalt an Zugängen erhalten bleiben bzw. gezielt gefördert werden. Nur so ist es möglich, dass auch Menschen mit weniger gesell-
7
schaftlichen Ressourcen und geringerem „sozialen Kapital“8 teilhaben können und
„Verteilungsgerechtigkeit“ bzw. Niederschwelligkeit erreicht werden kann. Das bedeutet, dass:
 es weiterhin sowohl Bottom Up als auch Top Down initiierte Projekte braucht, da
erstere vor allem von Menschen mit hohem sozialen und kulturellem Kapital (und
dementsprechender Eigeninitiative) ins Leben gerufen werden, während Menschen mit geringerem sozialem Kapital, die z. B. nicht gewohnt sind etwas fordern
zu können, in diesen Strukturen weniger zu finden sind.
 sowohl innovative als auch bereits etablierte Formate urbanen Gärtnerns Platz
finden, damit mit unterschiedlichen Ressourcen ausgestattete Personengruppen
sich im Angebot wiederfinden und teilhaben können. Was für die einen „hip“, „in“,
„innovativ“ und „cool“ ist, kann ein Ausschlussmechanismus für andere sein, was
„bereits bekannt“ ist kann umgekehrt wiederum nicht den eigenen Vorstellungen
und Wünschen nach Selbstverwirklichung entsprechen.
 in der Verteilung der Ressourcen darauf geachtet wird, dass nicht nur Menschen,
die von sich aus schnell und viel einbringen wollen und können, gehört werden,
sondern auch solche, denen diese Ressourcen nicht in dieser Form zur Verfügung
stehen. (Möglicherweise spricht dies manchmal gegen traditionelle „Wartelisten“
und für „Quotenregelungen“ für bestimmte Personengruppen u. ä.)
 das integrative Potenzial von Gemeinschaftsgärten als Begegnungsraum für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, die in ihrem Alltag wenig miteinander zu
tun haben (oder zu tun haben wollen), verstärkt im Rahmen von Projekten aufgegriffen wird.
 demokratiepolitischen Gruppen- und Entscheidungsprozessen und basisdemokratischen Strukturen Raum gegeben wird, in dem keine (vorzeitige) Institutionalisierung – z. B. in Form eines Vereins, in dem Rollen und Funktionen vorgegeben sind
– gefordert wird.
 ein Verständnis von Gerechtigkeit gefördert wird, in dem sich Menschen nicht alle
gleich, sondern ihren jeweiligen Möglichkeiten entsprechend und damit unterschiedlich in ein Projekt/ eine Initiative einbringen. Dies fördert – anstatt eines Regelwerks im Sinne von „Gerechtigkeit durch Gleichbehandlung“ – die Kommunikation, die Auseinandersetzung und das Aushandeln miteinander.
 dass auch Gärtnern als Raum für entspanntes Nebeneinander ohne großen sozialen Anspruch möglich ist.
8
vgl. Pierre Bourdieu 1983: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, Reinhard 1983: Soziale Ungleichheiten, Göttingen. Mit „sozialem Kapital“ bezeichnet Bourdieu die Gesamtheit der aktuellen und potenziellen Ressourcen, die mit der Teilhabe am Netz sozialer Beziehungen gegenseitigen Kennens und Anerkennens verbunden sein können. Im Gegensatz zum Humankapital bezieht sich das soziale Kapital nicht auf natürliche Personen an sich, sondern auf die Beziehungen zwischen ihnen. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Kapital)
8
1.4 Herausforderungen der Stadtlandwirtschaft
Dem großen Boom an stadtlandwirtschaftlichen Projekten stehen jedoch auch kritische
Stimmen gegenüber:
Privatisierungs-Vorwurf: Es besteht die Befürchtung, dass sich einige Wenige öffentliches Gut aneignen, dass dann der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung steht und
bestimmten sozialen Gruppen eine exklusive Nutzung ermöglicht wird. Sichtbare Grenzen wie Zäune sind meist notwendig, um eine Verschmutzung durch bspw. Hunde
hintan zu halten.
Es bestehen rechtliche und haftungstechnische Fragen zu Nutzungsrechten und Versicherung – wer pflegt, wer erntet, wer haftet? – die einer Klärung bedürfen.
Eine häufige Frage bezieht sich auf die mögliche Schadstoffbelastung des Gemüses
und des Obstes durch Feinstaub und kontaminierte Böden. In einer Studie der TU Berlin wurden durchaus hohe Schadstoffbelastungen von Stadtgemüse festgestellt9. Dies
wird verursacht durch Feinstaub entlang stark befahrener Straßen und durch kontaminierte Böden. Insgesamt empfiehlt sich Abstand von stark befahrenen Straßen, die
Abschirmung durch Gebäude oder Hecken, und, bei Verdacht auf belastete Böden, die
Anlage von Hochbeeten bzw. der Abtrag von belastetem Erdreich. Diese Problematik
zeigt auch die Notwendigkeit eines umfassenden städtischen Mobilitäts- und Energiekonzepts auf, um Emissionen zu reduzieren.
Ästhetik und Vandalismus: Von Seiten der Stadt/Politik/Erhalter_innen besteht teilweise die Angst vor Vandalismus und die Sorge, dass es nicht schön aussieht. Manches
Mal haben Gärtner_innen die Befürchtung, dass etwas gestohlen wird. Es gibt jedoch
auch die Erfahrung, dass sich diese Ängste im Laufe des Betriebs verflüchtigen und
anfängliche Skeptiker_innen zu starken Befürworter_innen werden. Vor diesem Hintergrund könnte es Sinn machen, die Außensicht der Anrainer_innen und NichtBeteiligten (z. B. im Rahmen von Diplomarbeiten etc.) und damit die Wirkung der Initiativen auf ihr Umfeld zu erforschen o. ä.
Absicherung und Perspektive: Im Zuge von verschiedenen Projekten wird die mangelnde institutionelle Absicherung thematisiert – es könnte der Garten in Frage gestellt
werden. Gerade bei temporären Nutzungen ist zu bedenken, dass Gärtnern Kontinuität
verlangt und als Zwischennutzung nur bedingt geeignet ist. Sollte es zeitliche Begrenzungen bei der Nutzung einer Fläche geben, ist eine klare Kommunikation dieser Rahmenbedingung von Anfang an wichtig. Stadtlandwirtschaft ist ein sehr breites Thema
und umfasst sehr viele Akteur_innen in und außerhalb der städtischen Verwaltungs-
9
Säumel, Ina, 2012
9
strukturen. Insgesamt ist eine fehlende Verankerung der Stadtlandwirtschaft in den
verschiedenen Magistratsabteilungen festzustellen.
Störung: Anrainer_innen befürchten, dass Feste gefeiert werden, dass es laut wird,
dass Kinder spielen, gegrillt wird etc. – einzelne Erfahrungen zeigen jedoch, dass diese
ebenso wie Vorbehalte in der Verwaltung, durch die tatsächliche Praxis ausgeräumt
werden konnten.
Auch gibt es einen Zielkonflikt zwischen Bebauung und Landbewirtschaftung: Gerade
eine stark wachsende Stadt wie Wien mit der Prognose eines jährlichen Zuwachses von
bis zu 30.000 Menschen erfordert die Errichtung neuer Wohnbauten, die zu Lasten der
landwirtschaftlichen Produktionsflächen geht. Es gilt, beim Wohnungsneubau Flächen
für die Landwirtschaft bzw. Nahversorgung sicherzustellen. Es müssen neue Grün- und
Freiräume geschaffen werden und neue Formen und Techniken der Stadtlandwirtschaft in Kombination mit dem Wohnbau etabliert werden (wie Gemeinschaftsgärten,
Selbsternteparzellen). Eine planvolle, verdichtete Stadtentwicklung führt dazu, dass
Freiräume geschaffen werden können (vgl. Kap. 4.2.1). Wenn Landwirt_innen verdrängt werden, brauchen sie Ersatzflächen und es sollen auch Ressourcen für den Umzug mitgedacht werden. Mitzudenken ist auch, dass die Umstellung für Bio-Produktion
auf konventionellen Böden eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.
10
2. Stadtlandwirtschaft in Wien
In diesem Kapitel werden die verschiedenen Formen der Stadtlandwirtschaft in Wien
mit Beispielen vorgestellt.
2.1 Guerilla Gardening
Guerilla Gardening geht meist aus einer politischen Motivation hervor, die Aneignung
und Neuinterpretation des öffentlichen Raums steht häufig im Mittelpunkt. Ein wichtiges Hilfsmittel der Gärtner_innen sind „Samenbomben-„seed bombs“ mithilfe derer
nicht zugängliche Flächen begrünt werden können. In Wien wurde der Gemeinschaftsgarten Längenfeldgasse „guerillaartig“ angelegt10. Aktionen des kampolerta-Kollektivs
zur ungewöhnlichen Nutzung von öffentlichen Räumen fallen auch unter Guerilla Gardening11. Auch die Initiative Krongarten wandelt Parkplätze zu temporären Freiräumen
um und setzt künstlerische Interventionen im Straßenraum12.
2.2 Sammeln und Ernten
Eine uralte Form der Beschaffung von Lebensmitteln ist das Sammeln und Ernten. Sei
es der klassische Bärlauch im zeitigen Frühjahr, die Holunderblüten im Frühsommer
oder Haselnüsse im Herbst – in der Stadt wachsen viele Bäume und Sträucher, die beerntet werden können. Die Initiative Stadtfrucht.org setzt sich für urbane Selbstversorgung ein und hat eine App erstellt, die über Erntemöglichkeiten informiert „Public
Fruits for Everyone.“13 Die Karten zeigen die Obstbaumstandorte, die von Nutzer_innen gefunden wurden, sowie offene Verwaltungsdaten14 des Wiener Stadtgartenamtes. Es finden sich 1.980 Obstbäume in Wien geordnet nach Fruchtsorte und
Erntezeit mit Größenangaben und Küchentipps.
10
http://ggardening.kukuma.org/
http://kampolerta.blogspot.co.at/
12
http://www.krongarten.at/
13
fruchtfliege-app.blogspot.com
14
data.wien.gv.at
11
11
2.3 Gemeinschaftsgärten
Derzeit gibt es in Wien mehr als 70 Gemeinschaftsgarten-Projekte und mehrere in Planung (z. Bsp. im Nordwesten des Helmut-Zilk-Parks mit 1.000 m², der Madame d’Ora
Park in der Seestadt Aspern). Allen gemeinsam ist, dass sie in biologischer Wirtschaftsweise betrieben werden. Kreislaufwirtschaft ist mehr oder weniger ausgeprägt;
einige Projekte sind dezitiert der Permakultur verschrieben).
Auf der Website von Gartenpolylog gibt es einen tollen Überblick über die Gemeinschaftsgärten in Wien, mit Landkarte, Kontakt, Träger_in und kurzer inhaltlicher Beschreibung15. Eine eigene Recherche zu den Gemeinschaftsgärten in Wien findet sich
im Anhang.
Als flächenmäßig größte Gemeinschaftsgärten sind zum Beispiel der von verschiedenen Initiativen bewirtschaftete ehemalige Polzer-Hof in der Lobau16 mit ca. 3 ha zu
nennen. Der „NaHe-Gemeinschaftsgarten“ zählt mit 7.500 m² in zu den „Großen“.
Laut Diplomarbeit von Marlies Fellinger (Stand 2014) findet sich im zweiten Bezirk zwar
die dichteste Anhäufung an Gemeinschaftsgarten-Projekten, jedoch sind hier die Flächen mit maximal 700 m² auch am kleinsten. Der kleinste Garten Wiens mit 8 m² befindet sich im 5. Bezirk, im Einsiedlerpark17. Fellinger fand weiters heraus, dass 35 der
urbanen Gärten auf Flächen (Restflächen/Brachflächen) der Stadt angelegt wurden.
Sechs Gärten befinden sich in städtischen Wohnhausanlagen und fünf in öffentlichen
Parkanlagen. Elf privat gepachtete Flächen werden gärtnerisch genutzt und fünf Gärten sind an Institutionen gebunden. Initiiert wurden die Gartenprojekte durch Privatpersonen (18 Gärten), durch Politik und Verwaltung bzw. Gebietsbetreuungen und
Lokaler Agenda 21, Wohnpartner (15 Gärten) sowie durch Vereine wie Gartenpolylog
und Wirbel (16 Gärten) 18.
2.4 Schulgärten
Schulgärten haben allgemein eine große Bedeutung: Es geht dabei um das Erlernen
und Erfahren ökologischen Handelns, um Zusammenhänge der Lebensmittelerzeugung, um gesunde Lebensweise, um Selbsterfahrung, etc. Schulen mit Gärten, die auch
ins pädagogische Programm integriert sind und in denen auch Früchte angebaut werden, sind eher selten in Wien. Es gab die Initiative „einen Schulgemeinschaftsgarten
15
http://gartenpolylog.org
16 Initiativen auf den ehemaligen Polzer-Gründen am Naufahrtweg 14: www.lobauerinnen.at,
www.gruenerdaumen.org, solila.blogsport.eu, www.lebenskoppel.at, urbanetilapiafischfarm.jimdo.com, www.nalela.at; Quelle: http://www.lobauerinnen.at/neuigkeiten/
17
vgl. Fellinger, Marlies, 2014
18
ebd.
12
pro Bezirk“, der durchaus gut ausgestattete Schulgemeinschaftsgärten nach sich zog (z.
Bsp. in der Brigittenau, 20. Bezirk, am Donaukanal), allerdings ist die Integration in den
Unterricht nicht so einfach. Für viele Schulen sind diese Gärten einfach nicht gut erreichbar. Positive Beispiele sind die AHS Franklinstraße 26 im 21. Bezirk, der Schulgarten Wenzgasse des GRG 13 im 13. Bezirk19. Es gibt einen deklarierten Bio-Schulgarten
in der VS Meissnergasse im 22. Bezirk20. Denkbar wäre auch eine engere Kooperation
mit dem Schulgarten Kagran der MA 42 und mit der Berufsschule für Gartenbau sowie
den Schaugärten Hirschstetten.
2.5 Betriebliche Landwirtschaft
Das Stadtgebiet Wiens hat eine Gesamtfläche von 41.495 ha, davon beträgt die landwirtschaftliche Nutzfläche laut Realnutzungskartierung 2012 rund 6.000 ha (das sind
ca. 14,5 % der Gesamtfläche). Gemäß Agrarstrukturerhebung 2012 gibt es 651 Betriebe21.
Die landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen ebenso wie die Vorranggebiete der
Landwirtschaft in den Stadtrandgebieten. Während der Ackerbau im Süden (10. Bezirk
– Unter-/Oberlaa, Inzersdorf), im Norden und Osten (22. Bezirk, Aspern, Essling, Breitenlee und 21. Bezirk, Bisamberg) verortet ist, befinden sich die Flächen für den Erwerbsgartenbau vorwiegend im 11. und 22. Bezirk.
Abgesehen von der speziellen Situation der Stadtlandwirtschaft, bei der Betriebe verschwinden, weil die Flächen bebaut werden, macht der sog. „Strukturwandel“, der im
wesentlichem dem Prinzip „Wachsen oder Weichen“ folgt, auch vor Wien nicht Halt.
Von 2007 bis 2012 nahmen die landwirtschaftlichen Flächen in Wien um 0,7 %, also
eher gering, ab. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ging 2012, verglichen mit
dem Stand von 2010, um 5,8 % (das sind 40 Betriebe) zurück. Die größte Reduktion an
Betrieben verzeichnen der Gartenbau (Gemüse) und der Weinbau durch Spezialisierung, Betriebsfusionen, Betriebsübernahmen und fehlende NachfolgerInnen22..
Produzent_innen innerhalb der Stadt bieten längst mehr als Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Durch die Lage in der Stadt, nahe an den Konsument_Innen
ergeben sich ganz andere Voraussetzungen und Chancen als in der ländlichen Landwirtschaft. Urbane Landwirtschafter_innen sind Dienstleister_innen (Marketing, Verarbeitung/Veredelung, Vertrieb, Ab-Hof-Verkauf, Zustell-Kistl, Urlaub am Bauernhof),
engagieren sich in der Umweltbildung und -schutz (z. Bsp. Kräuterpädagog_innen) und
19
http://schulgarten.wenzgasse.at/
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1020921
21
Vgl. AgSTEP 2014: S. 9
22
Vgl. Wiener Landwirtschaftsbericht 2013
20
13
verfolgen sozial integrative Ziele. Angebote wie Tage der offenen Tür, Vorträge, Workshops, Feste, Verkostungen erfüllen eine wichtige Funktion als sozialer Ankerpunkt für
die Nachbar_innenschaft. Bäuer_innenmärkte stellen eine Alternative zum Supermarkt
dar und bereichern das kulturelle Angebot im Grätzl (bspw. Bäuer_innenmärkte Stadlau seit 2011). Darüber hinaus engagieren sich viele Betriebe bei der Arche Noah zum
Erhalt von alten Nutzpflanzensorten.
Das Ländliche Fortbildungsinstitut (lfi) der Landwirtschaftskammer bietet Betrieben
verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten23; die Landwirtschaftskammer Wien betreibt das Projekt „Green Care“ mit seinen vier Bereichen (Pädagogik, Therapie, Pflege
und Betreuung sowie soziale Arbeit) und kooperiert mit Bildungseinrichtungen (Workshops, Exkursionen, Belieferung). Diese Standbeine des landwirtschaftlichen Nebengewerbes bieten insbesondere oft Frauen und Neueinsteiger_innen eine interessante
Perspektive in der Landwirtschaft.
Landwirtschaftlicher Betrieb der Stadt Wien
Die Stadt Wien besitzt selbst einen der größten Landwirtschaftsbetriebe Österreichs.
Rund 2.000 ha Ackerfläche und 60 Hektar Rebfläche (Weingut Wien Cobenzl) werden
insgesamt bewirtschaftet24. Mit rund 1.000 ha Biofläche im Bio-Zentrum Lobau,25 wo
auch Ökoparzellen angeboten werden, ist der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien
auch einer der größten heimischen Bio-Betriebe. Der Weinbau erfolgt allerdings (noch)
konventionell. Die Stadt Wien ist damit einer der größten Landwirtschaftsbetriebe Österreichs. Mit der Bioforschung Austria26 hat die Stadt Wien auch ein stadteigenes Forschungsinstitut für den Biolandbau.
2.6 Selbsterntefelder
Selbsterntefelder werden in Wien auch von privaten Betrieben angeboten. Eine Auflistung der Selbsterntefelder in Wien und Umgebung findet sich im Anhang. Auf Selbsternteparzellen erfolgt die Bewirtschaftung biologisch, der Anbau erfolgt durch den
Betrieb, die Gärtner_innen pachten eine Parzelle für eine Saison und sind für die Pflege
(Jäten, teilweise auch Gießen) und natürlich das Ernten zuständig. Diese Parzellen liegen naturgemäß am Stadtrand, was eine Herausforderung für die fußläufige und radmäßige Erreichbarkeit darstellt.
23
http://www.lfi.at/?+LFI+Wien+&id=2500
http://www.wien.gv.at/umwelt/wald/landwirtschaftsbetrieb/index.html, d.h. die Stadtgüter Laxenburg und Eggenburg sind hier mitgerechnet
25
http://www.wien.gv.at/umwelt/wald/landwirtschaftsbetrieb/biolandbau.html
26
http://www.bioforschung.at
24
14
2.7 Food Coops und Community Supported Agriculture
Eine Food Coop ist ein Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische, sozial faire Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien etc. beziehen (wie Konsumgenossenschaften). Food Coops sind Ausdruck der Kritik am gängigen Lebensmittel- und Agrarsystem und sind grundsätzlich
Non-Profit-Organisationen und fördern kleinteilige Landwirtschaft. Die Anonymität
zwischen Produzent_innen und Konsument_innen wird aufgehoben. Einkauf, Transport, Ladentätigkeit etc. werden selbst organisiert, Entscheidungen gemeinsam getroffen. Es gibt verschiedene Formen von Food Coops: solche, die kleine Lager betreiben
mit etwa 50 Mitgliedern (Nicht-Mitglieder haben keinen Zugang), Bestell-Food-Coops
(kein Lager notwendig) oder noch größere mit eigenen Läden. Teilweise können selbst
gemachte Produkte gebracht und von den anderen gegen eine Spende mitgenommen
werden. In Österreich sind Food Coops meist als Verein, aber auch als informelle
Netzwerke organisiert. Für die Gründung einer Food Coop gibt es Unterstützung in
Form von Information durch die Plattform foodcoops.at27.
CSA (oder Community Supported Agriculture) ist eine Form der solidarischen Ökonomie (Solidarische Landwirtschaft), bei der ein landwirtschaftlicher Betrieb mit privaten
Personen und Haushalten eine Wirtschaftsgemeinschaft eingeht. Beide sind aktive
Partner_innen der Organisation und Produktion, teilen die wirtschaftlichen Risiken
(Ernteausfälle usw.), profitieren dadurch auch von guten Ernten, da die geschätzten
Jahreskosten im Voraus gezahlt werden. Ein wichtiges Element von CSA ist, dass für die
gesamte landwirtschaftliche Produktion und nicht nur für die einzelnen Produkte gezahlt wird. Zahlreiche Foodcoops bzw. deren Mitglieder sind Teil von CSA. Die Lobauer_innen28 oder „Grüner Daumen“29 sind Beispiele für die Kooperation zwischen solidarischer Landwirtschaft und Food Coops. Der Biohof Radl im 22. Bezirk ist ein „richtiger“ CSA-Betrieb30.
2.8 Sozial-ökonomische Betriebe
In sozial-ökonomischen Betrieben wird die landwirtschaftliche Produktion kombiniert
mit sozialen und therapeutischen Ansprüchen. D.h. für die dort arbeitenden Menschen
geht es um Rehabilitation, (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt und psychische
Stabilisierung durch die landwirtschaftliche und gärtnerische Tätigkeit. Dabei werden
sie immer von professionell ausgebildeten Menschen begleitet und betreut.
27
vgl. http://foodcoops.at/?page_id=2
http://www.lobauerinnen.at
29
http://gruenerdaumen.org
30
http://www.biohof-radl.at
28
15
In Wien gibt es im 22. Bezirk Betriebe mit sozial-ökonomischen Standbeinen, so beschäftigt eine Gärtnerei Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung31. Ziel ist
soziale Integration von Randgruppen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt sowie
eine Beschäftigungstherapie im Rhythmus der Jahreszeiten (siehe Therapiegärten).
Therapiegärten
Der Therapiegarten "Graedenerweg" im 21. Bezirk des Vereins Komit nutzt seinen
Garten für den Bereich Arbeit und Sozialtherapie. Die Klient_innen erbringen die gesamte Gartenarbeit im Rahmen ihrer Fähigkeiten, wie Umgrabearbeiten, Anbau von
Gemüse, Ernte von Früchten, erstellen von Beeteinfassungen, Mähen,... selbst. Ziele
der Gruppe "Gartentherapie" sind das Erlangen räumlicher, zeitlicher, personeller und
inhaltliche Strukturierung, emotionale Neuerfahrungen durch soziales Handeln, das
Entgegenwirken bei Koordinationsstörungen sowie das Erlernen von Werkzeuggebrauch. Die Zielgruppe des Vereins sind kognitiv, spastisch und psycho-sozial behinderten Erwachsene. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Vereins ist die Synergie mit den
anderen Arbeitstherapien. Die geernteten Früchte der Gartengruppe werden nämlich
in der Kochgruppe verwertet und gemeinsam verspeist32.
Der Therapiegarten Rudolfstiftung33 ist Teil der Physikalischen Abteilung der Rudolfstiftung und wird ausschließlich für Therapiezwecke verwendet. Bestreben der
Ärzt_innen und Krankenpfleger_innen ist es, Alltagssituationen mit den Patient_innen
nachzuempfinden und zu trainieren.
Der Therapiegarten im Bundesblindeninstitut im 2. Bezirk in Wien wird vor allem in
den Freizeitstunden von den Schüler_innen des Bundesblindeninstituts genutzt und ist
auf die barrierefreie Bewegungs- und Sportmöglichkeiten sowie Kommunikationsmöglichkeit ausgerichtet.
2.9 Dach-, Haus- und Kleingärten
In Stadtrandgebieten mit Einfamilienhäusern ist die Ausstattung mit privaten Gärten
sehr gut. Viele der eher in dicht bebauten Gebieten gelegenen Kleingartenanlagen haben sich in den letzten 15 Jahren durch die Möglichkeit des Dauerwohnens zu Einfamilienhäusern mit Kleingärten gewandelt. Ein großer Teil dieser privaten Gärten wird
jedoch als Ziergarten genutzt, meist konventionell bewirtschaftet und dient der Erholung und Repräsentation.
31
www.gin.at
vgl. grünsinn.at
33
Physikalische Abteilung, https://www.wien.gv.at/rk/msg/2010/08/18007.html
32
16
Gemeinschaftlich genutzte Dachgärten gibt es in der Wohnhausanlage Sargfabrik und
in der autofreien Mustersiedlung. Im Gegensatz zu anderen Städten wie New York,
Tokyo, Chicago, London, Rotterdam, Hong Kong werden in Wien Dachflächen sehr selten als Nutzgärten genutzt.
2.10 Tierhaltung
Nutztierhaltung hat in Wien keine wirkliche Bedeutung; wenn, dann dominieren Ziegen
oder Schafe, da Weidehaltung in schwierigem Terrain möglich ist (Stand 2012: 236
Schafe, 222 Ziegen34). 2012 gab es in Wien elf Betriebe mit Tierhaltung35. Grundsätzlich
ist Nutztierhaltung für jede und jeden möglich bei Einhaltung des Tierschutz- und Tierhaltegesetzes36. In Kleingartenanlagen können je nach Vereinsstatut Hühner, Gänse,
Bienen, Kaninchen eher als Hobby als zu Selbstversorgungszwecken gehalten werden.
Urban Chicken
Stadthühner müssen beim Veterinäramt angemeldet werden, hauptsächlich wegen
möglicher Krankheiten wie der Vogelgrippe. Der Amtstierarzt muss dann auch bestätigen, dass man überhaupt mit den Tieren umgehen und sie betreuen kann. Die Hausverwaltung muss der Hühnerhaltung ebenfalls zustimmen. Zum Thema der Hühnerhaltung gibt es in Wien das Beispiel von Yamuna Valenta: Sie hat als Designerin einen
Hühnerkäfig für den Balkon entworfen und hält im Gemeindebau zwei Hühner37.
Bee Wien
In Wien werden inzwischen zig Tonnen von Honig hergestellt. Bienenstöcke finden sich
in der ganzen Stadt von der Staatsoper bis zum Narrenturm. Bis zu 120 Tonnen Honig
werden pro Jahr inzwischen in Wien geerntet. Die Tendenz ist sogar steigend, denn die
Imkerei in der Stadt boomt. Steigerungsraten zwischen fünf und zehn Prozent gebe es
bei den Imkereikursen des Landesverbandes für Bienenzucht, sagt Obmann Josef Beier
gegenüber Radio Wien38.
In Wien sind 600 Bienenzüchter_innen gemeldet, etwa 250 imkern tatsächlich in Wien,
der Rest in den umliegenden Bundesländern. Größtes Problem für die Imker_innen ist
der Platzbedarf: einerseits für die Aufstellung der Stöcke, andererseits für die umfangreiche Ausrüstung39.
34
Landwirtschaftskammer Wien: Wiener Landwirtschaftsbericht 2013
Ebd.
36
vgl. https://www.wien.gv.at/gesellschaft/tiere/haltung/lw-nutztiere/
37
http://www.biorama.eu/huhn-in-der-stadt/
38
8.7.2014, http://wien.orf.at/news/stories/2656514/).
39
http://www.imker-wien.at/; http://stadtimker.at/index.php?i=Impressum
35
17
Den Bienen – es gibt 4.000 Völker in der Stadt – geht es gut in Wien, der größte Vorteil
der Stadtimkerei ist nämlich das fast permanent vorhandene Pollenangebot. Die Kosten für angehende Hobbyimker_innen schätzt Beier auf rund 300,- Euro – darin sind
ein Bienenstock, die Grundausrüstung an Werkzeug und Schutzkleidung und ein Bienenvolk enthalten.
Fischen am Donaukanal, an der Donau
Durch die fischreichen Gewässer rund und um Wien hat Wien eine lange Fischereitradition; jedoch wird Fischen nur mehr als Freizeitbetätigung ausgeübt. Angeln ist nur
mit Fischerkarte möglich. Reviere sind Flussläufe, Kanäle, Donau-Altarme, Teiche etc.
Beispielsweise gibt es 350 Lizenzen für den Donaukanal. Als Kosten fallen an: Revierlizenz, Fischereikarte, Mitgliedsbeiträge der jeweiligen Reviervereine40.
Ein neuer Trend ist die Aquaponik bzw. indoor Aquakultur. Darunter versteht man ein
Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung
von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet. Es handelt sich dabei um einen geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf, welcher in automatisierten Abläufen bewirtschaftet wird. In Wien gibt es dazu erste Versuche in der Lobau41.
Pilzzucht
Speisepilzzucht wird in Wien noch nicht oft betrieben, obwohl es eigentlich für viele
eine einfache Selbstversorgungsmöglichkeit wäre. Das Gasthaus Seidl in der Ungargasse im 3. Bezirk hat eigene Zucht. Pilzzucht-Sets sind online erhältlich42.
40
http://www.wiener-fischereiausschuss.at/index.htm
erste Versuche an der Naufahrt von Schwiegersohn von Herrn Polzer (Quelle: Maresch, mündlich,
2015); In Berlin gibt es: http://www.muenchen-querbeet.de/natur-umwelt-oekologie/aquaponikurbane-landwirtschaft-topfarmers-berlin#more-43926
42
http://www.frischepilze.com
41
18
3. Warum sollte man die Stadtlandwirtschaft
unterstützen?
So vielfältig wie die verschiedenen Formen der Stadtlandwirtschaft, so vielfältig ist
auch der Mehrwert der Stadtlandwirtschaft. Hier eine kurze Zusammenfassung der
wesentlichsten Argumente:
Ökonomischer Nutzen:
 Nutzt bisher wenig genutzte Bereiche und/oder erschließt neue Nutzungsmöglichkeiten wie Dachflächen
 Setzt ungenutzte Flächen in Wert
 Schafft Arbeitsplätze
 Bringt Einkommen
 Schafft jobrelevantes Wissen (Management, Logistik, Kommunikation etc.)
 Lässt neue Geschäftsmodelle entstehen
 Reduziert den Pflegeaufwand durch die Stadtgärtner_innen
Gemeinschaftsbildend:





Ist gemeinschafts- und nachbarschaftsbildend, -stärkend
Trägt bei zu lebenslangem Lernen
Reduziert soziale Isolation
Fördert soziale Integration, Inklusion
Wissens-/Erfahrungsaustausch
Gesundheitlicher Nutzen:




Schafft Bewusstsein für Lebensmittel, verbindet uns mit dem Essen, das wir essen
Fördert gute gesunde Ernährung (frisch, ohne Zwischenlagerung)
Ist körperliche Betätigung
Dient der Erholung, dem Wohlbefinden, Ausgleich, Stressabbau
Nutzen für die Umwelt:





Zieht vielfältigere Grün- und Freiräume nach sich – ist Teil der grünen Infrastruktur
Trägt zur Biodiversität bei
Trägt zur Stadtökologie (Hitzeinseleffekt, Regenwasserversickerung) bei
Spart CO2 durch kurze Transportwege, vermeidet Lagerwirtschaft
Fördert die CO2-Speicherung im Boden
19
4. Ziele, Strategiefelder und Aktionen für
Wien
4.1 Ziele und Strategiefelder
Die Stadtlandwirtschaft bringt vielfältigen Nutzen und Mehrwert für die Stadt, sie sichert die Lebensqualität der Bewohner_innen und trägt durch ihre positiven ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen zur nachhaltigen Stadtentwicklung
bei. Stadtlandwirtschaft wurde bereits 1996 von den Vereinten Nationen als hervorragend geeignet eingeschätzt, die Nachhaltigkeit der Stadtentwicklung zu fördern, bezeichnet43.
Folgende Ziele ergeben sich für die Stadtlandwirtschaft:
 Stadtlandwirtschaft sichert die Lebensqualität und erhöht die Wohnumfeldqualität
(durch begrünte Flächen)
 Stadtlandwirtschaft in Wien bringt unterschiedliche soziale Gruppen zusammen
und ins Miteinandertun
 Wien etabliert neue Formen der Stadtlandwirtschaft in Kombination mit dem
Wohnbau
 Stadtlandwirtschaft erhöht den Selbstversorgungsgrad der Wiener_innen
 Wiens Stadtlandwirtschaft ist in vielfältigsten Formen möglich – angepasst an die
räumliche aber auch an die persönliche Lebenssituation
 Stadtlandwirtschaft verbessert die Umweltqualität (fördern der biologische Bewirtschaftungsweise, vermindern des Hitzeinseleffekts)
 Wien favorisiert den Biolandbau – vor allem den Bio-Weinabu
 Kooperation auf Verwaltungsebene befördert die Entwicklung der Stadtlandwirtschaft in Wien
 Wien fördert die Entwicklung von neuen Ökonomien/Geschäftsmodellen in der
Stadtlandwirtschaft (und schafft damit Arbeitsplätze)
Folgende Strategiefelder lassen sich zusammenfassen:
 Stadtlandwirtschaft braucht Flächen
 Stadtlandwirtschaft braucht Vernetzung – räumlich, sozial, baulich, ökonomisch
 Stadtlandwirtschaft braucht konkrete Umsetzungen und Leuchtturmprojekte
43
vgl. Lohrberg, F., 2001: 118
20
 Stadtlandwirtschaft braucht Wissen – Bildung, Bewusstseinsbildung
 Stadtlandwirtschaft braucht ein starkes Commitment von Politik und Verwaltung
 Stadtlandwirtschaft braucht eine langfristige Perspektive – rechtliche Fragen, Förderungen, Planungssicherheit
Die Ausgangslage zur Stadtlandwirtschaft in Wien für dieses Papier wurde mittels Recherche, Vorgesprächen, Literatur und beruhend auf eigenen Erfahrungen formuliert –
eine detailliertere Aufbereitung der Ausgangslage unter Einbeziehung aller Akteur_innen sollte erster Schritt der zukünftigen Umsetzung sein – folgende Aktionen
werden nun für die kommende Regierungsperiode vorgeschlagen:
4.2 Stadtlandwirtschaft braucht Flächen
Als eines der wichtigsten Strategiefelder wurde das Thema des Flächenmanagements
identifiziert. Will man die Stadtlandwirtschaft voran bringen, braucht es einen leichteren Zugang zu geeigneten Flächen, d.h. potentielle Gärtner_innen und Land müssen
besser zusammen gebracht werden.
In Städten mit bereits etablierter Stadtlandwirtschaftskultur wie zum Beispiel Toronto
gibt es eine zentrale Erfassung der geeigneten Flächen, welche online für jede und jeden sichtbar ist und welche auch aktuell gehalten wird (http://tfpc.to/news/growtoaction-plan).
Aktion für Wien ist die Erstellung eines Flächenpools, das Inventarisieren von für die
Stadtlandwirtschaft geeigneten Flächen (online, updaten) in dem auch temporär nutzbare Flächen miteinbezogen werden – dies in Zusammenarbeit mit dem Büro für
Mehrfachnutzung.
4.2.1
Durch Stadtplanung die Stadtlandwirtschaft sichern
Instrumente der Stadtplanung sind der formal-gesetzliche Anknüpfungspunkt und die
aktive Handlungsebene zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt und damit auch der
Stadtlandwirtschaft.
Es gilt, das Thema der Stadtlandwirtschaft als wesentlichen Bestandteil der grünen
Infrastruktur verstärkt in den Dokumenten und Maßnahmen der Rahmenpläne (Stadtentwicklungsplan und Smart City Wien Rahmenstrategie) zu verankern.
STEP2025 und Smart City Wien Rahmenstrategie (SCWR): Gerade die Rahmenstrategie der Smart City Wien bietet mit der sozialen Dimension gute Anknüpfungspunkte für die integrativen und ökonomischen Aspekte der Stadtlandwirtschaft.
Beispielsweise sollen auf Ebene des STEP und der SCWR die Stadt-Umland-
21
Beziehungen gefördert werden um den Aufbau von CSA-Initiativen und Food Coops zu
erleichtern.
Das Fachkonzept Grün- und Freiraum könnte beispielsweise um Standards für die
Versorgung mit Flächen pro Bewohner_in für das Gärtnern in der Stadt erweitert werden – aktuell gibt es dazu keine beschlossenen Werte – als Richtwert gibt es die Kennzahl von 3,5 m2 auf Bauplatzebene, d.h. in 150 m erreichbar, diese wird bereits im
Handbuch Gender Mainstreaming in der Stadtentwicklung (2013) gefordert.
Aber auch auf Ebene der Fachkonzepte und Leitfäden finden sich thematische Anknüpfungspunkte, die durch eine verbesserte Abstimmung die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Stadtlandwirtschaft zukünftig unterstützen können: zum Beispiel mit dem Masterplan Partizipation, dem Leitbild für den öffentlichen
Raum oder dem Leitfaden für Fassadenbegrünung oder Regenwassermanagement.
Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan
Aktuell gibt es im Wohnbau die Widmung „G“, das bedeutet gärtnerisch ausgestaltete
Fläche, und das „kann alles sein“ – von Rasenflächen und Kinderspielplätzen, über Wegen und Pflanzbeeten bis hin zu Gemeinschaftsgärten.
Aktion für Wien ist es, im Wohnbau eine neue Widmungskategorie „Stadtlandwirtschaft“ einzuführen, um die Flächen für die Stadtlandwirtschaft im Wohnbau zu sichern.
Auf Ebene der Flächenwidmungsplanung sollte ein verstärktes Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass zum Beispiel über das Festsetzen von Dachbegrünungen auch
neue Nutzungsmöglichkeiten eröffnet werden.
Im Bereich der traditionellen Landwirtschaft gibt es folgende Widmungen: „L“ steht für
ländliche Gebiete und erlaubt ausschließlich Land- und Fortwirtschaft – häufig kommt
es hier zu Umwidmungen in Bauland, gerade am Stadtrand. Es gibt noch die Widmung
„SWW“, das steht für Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel und ist für Erholung bestimmt; „SWWL“-Flächen sind dabei ausschließlich der Landwirtschaft vorbehalten –
hier können jetzt schon alternative Formen der Stadtlandwirtschaft betrieben werden.
Der Agrarstrukturelle Entwicklungsplan sichert in erster Linie die Flächen für betriebliche Produktion und bietet die Möglichkeit, an die darin genannten innovativen
Vermarktungsmaßnahmen anzuknüpfen, z. Bsp. für Food Coops oder CSA.
Auch sind alternative räumliche Konzepte zur Integration der Landwirtschaft in
die Stadt auch für Wien interessant wie: z. Bsp. Landwirtschafts-Parks. Auf Basis eines
Kooperationsnetzwerks von Landwirt_innen, Bewohner_innen angrenzender Quartiere
und anderer Initiativgruppen wird bei der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg
22
2015 ein Landwirtschaftspark gestaltet. Ein 420 Hektar großes Areal, das bereits als
Anbaufläche dient, wird ohne Verdrängung zum Naherholungsraum und Bildungsort.
Innovativ ist nicht zuletzt die Möglichkeit, sich zu engagieren und Wissen für landwirtschaftliche, gartenbautechnische und biologische Themen auf diese Art und Weise neu
zu schaffen und zu vermitteln44.
4.2.2
Förderinstrumente adaptieren
Die Stadt Wien (MA 42) fördert bereits die Errichtung eines Gemeinschaftsgartens pro
Bezirk in der Höhe von 3.600 Euro. Da die Projekte und die Anforderungen je nach
räumlicher und sozialer Ausgangslage sehr unterschiedlich sind – für manche Gruppen
sind die 3.600 Euro zu wenig, für andere zu viel – ist es sinnvoll, differenziertere Förderungen zu ermöglichen.
Aktion für Wien ist es, die finanzielle Förderung der Gemeinschaftsgärten zu erhöhen
und zu vereinfachen: Ziel ist ein Topf, aus dem verschiedenste Projekte gefördert werden können.
In kooperativen Verfahren zur Entwicklung neuer Stadtteile oder zur Transformation
bestehender wird häufig die Leistung der Bauträger für den Grün- und Freiraum in
Form von Handbüchern festgehalten. Darin werden die gesamten „grünen“ Herstellungskosten auf die Nettowohnfläche umgerechnet. Angedacht sollte werden, diese
pilothaften Entwicklungen zum Standard zu erheben, um das Schaffen von neuen qualitätsvollen Grün- und Freiräumen bei knappen städtischen Budgets auch zukünftig
sicherstellen zu können.
Aktion für Wien ist es, zur Finanzierung von neuen Grün- und Freiräumen einen Freiraumfonds einzurichten.
4.2.3
Rechtliche, gesetzliche Rahmenbedingungen
Rechtliche Rahmenbedingungen zu Fragen der Nutzung, zu Versicherung und Haftung
müssen für die Unterstützung der Stadtlandwirtschaft geklärt werden. Angedacht sind
folgende Aktionen:
Aktion ist es, Bewilligungen für nicht kommerzielle Nutzungen wie für (Tausch-) Märkte zu vereinfachen und eine zentrale Bewilligungsstelle zu schaffen.
Aktion ist es, die Pflege und Nutzung im öffentlichen Raum durch Bewohner_innen zu
legalisieren, z. Bsp. durch Pat_innenschaften.
44
http://iba.heidelberg.de/english/projects/iba-candidates/019-landwirtschaftspark.html
23
Aktion ist es, über Chancen und Möglichkeiten der Tierhaltung in der Stadt zu aufzuklären.
4.3 Konkrete Projekte initiieren
Durch konkrete Umsetzungs-Projekte sollen allen interessierten Bewohner_innen ihre
Form der Stadtlandwirtschaft ermöglicht werden. Ziel ist die Erhöhung des Selbstversorgungsgrades mit Gemüse von aktuell 37, 5 % auf 40 % bis 2030. Möglich wäre dies –
laut einer eigenen Schätzung – durch Nutzung von 1 % der öffentlichen Grünräume, 10
% der Stadtbäume als Obstbäume, 10 % Abstandsgrünflächen45 und 10 % der Dachflächen. Weitere Potentiale stecken in Fassadenbegrünung, Aquaponik-Kulturen, Flächen
in Gemeindebauten und beim geförderten Wohnbau, bei Kleingärten und bei Schulgärten.
Aktion für Wien ist es, den Selbstversorgungsgrad mit Gemüse bis 2030 auf 40 % zu
erhöhen.
4.3.1
Leuchtturmprojekte
Um das integrative Potential der Stadtlandwirtschaft voll auszuschöpfen, sollen top
down Gemeinschaftsgärten mit professioneller Begleitung gefördert werden, die gezielt auf das soziale Miteinander unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen abzielen:
Aktion für Wien ist es, neue Gemeinschaftsgärten im Wohnbau zu schaffen:
15 neue Gemeinschaftsgärten beim Gemeindebau (Bestand)
15 neue Gemeinschaftsgärten auf Abstandsflächen im Wohnbau-Bestand
Fix mitgeplante Gemeinschaftsgärten bei geförderten Wohnbau >150 WE46
Da die Stadt Wien als Landwirtschaftsbetrieb über größere zusammenhängende Ackerflächen im Bisambergvorland/Stammersdorf verfügt, bietet sich die Errichtung neuer,
größerer Stadtlandwirtschaftsprojekte an. Wie das Beispiel des Urban Farming Projektes Wilde Rauke am Orasteig in Wien-Stammersdorf zeigt, ist durch die Langzeit-Pacht
für die Gärtner_innen eine längerfristige Perspektive gegeben (Pflanzung von Obstbäumen und Sträuchern möglich).
45
46
Abstandsgrün = Brachflächenwert
WE = Wohneinheit
24
Aktion für Wien ist im Bereich des Urban Farming:
die Initiierung von 15 neuen gemeinschaftlich organisierten
Stadtlandwirtschaftsprojekten („Urban Farming“) am Stadtrand
auf Flächen der MA 49
Aktion für Wien ist im Bereich der betrieblichen Landwirtschaft47
die Förderung der biologischen Bewirtschaftungsweise
die Förderung des ab-Hof-Verkaufs
die Förderung innovativer Vermarktungs- und Vertriebskanäle
die Förderung fairer Produktionsbedingungen (saisonale Arbeitskräfte, Preise)
4.3.2
Sammeln und Ernten in der Stadt unterstützen
Die Stadt Wien unterstützt das Sammeln und Ernten im öffentlichen Raum darüber,
dass mehr Nutzbäume und -sträucher gepflanzt werden und dies auch der Bevölkerung
bekannt gemacht wird. Auch werden (Tausch-)Märkte initiiert, die es ermöglichen,
Ernteüberschüsse und „home made“-Produkte zu vertreiben.
Aktion für Wien ist, dass
10 % der Neupflanzungen Obstbäume sein sollen
über die Standorte und Nutzungsmöglichkeiten informiert wird
Obstbaum-Pat_innenschaften übernommen werden können
dezentral im Herbst fünf Märkte und Tauschbörsen für home made Produkte
4.3.3
Musterbezirk für essbare Stadt umsetzen
Die Idee ist es, einen Musterbezirk für alternative Bepflanzung des öffentlichen Raumes in Wien umzusetzen. Durch einen Musterbezirk kann Bewusstseinsbildung und
Wissensweitergabe zum Thema Stadtlandwirtschaft erfolgen: Infotafeln erklären, wa47
vgl. AgSTEP 2014: 38ff
25
rum das Beet anders bepflanzt ist, welchen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität es leistet; bei Essbarem wird eingeladen, sich zu nehmen. Aktuell gibt es in der
Stadt viele sogenannte Wechselfloorbeete, deren Pflegekosten bei jahreszeitlicher
Bepflanzung in Deutschland im Schnitt pro m2 mit 60,- Euro zu Buche schlagen. Der
Anbau von Gemüse und Obst in Andernach (D) reduzierte die Kosten auf 12 Euro/m2.
Aktion für Wien ist, die Umsetzung eines Musterbezirks zur primärproduktiven Nutzung des öffentlichen Raums.
4.3.4
Gärtnern als Sozialprojekt/sozial-ökonomisches Projekt
Das Thema Stadtlandwirtschaft als Projekt zur Integration von (Langzeit-)Arbeitslosen,
schwer vermittelbaren Jugendlichen, … ist vielerorts bereits lange Zeit etabliert, z. Bsp.
CityFarm der Emmausgemeinschaft St. Pölten. Beispielsweise besteht in Wien ein
Mangel an Angebot von biologisch erzeugten Jungpflanzen im Juli, nachdem der erste
Schwung geerntet wurde. Hier könnte ein sozial-ökonomischer Betrieb eine geeignete
Marktlücke finden – in der Anzucht von Jungpflanzen im Folientunnel. Eine weitere
Marktnische könnte die Samengärtnerei sein – diese erfordert spezielles Wissen und
auch einen eigenen Gartenbereich. Auch wäre die Pflege von öffentlichen Grünflächen
(beispielswiese im Musterbezirk) für einen derartigen Betrieb denkbar. Es könnten
auch die oben erwähnten Obstbaum-Pat_innenschaften in dem Sinn verstanden werden, dass eine Patin, ein Pate, der oder die zwar für die Pflege des Baumes zahlt oder
zuständig ist, aber das Ernten der Allgemeinheit überlässt bzw. die Ernte „spendet“.
Aktion für Wien ist die Initiierung eines sozial-ökonomischen Projektes im Bereich der
Stadtlandwirtschaft zur Integration von Arbeitslosen.
4.3.5
Community Supported Agriculture/Food Coops
Die Förderung von Food Coops kann, abgesehen von Verbesserungen im Bereich der
bereits genannten Stadt-Umland-Beziehungen durch Verbesserungen im infrastrukturellen Bereich erfolgen. Die Möglichkeiten reichen von der Erfragung der Bedürfnisse
der Food Coops in einem partizipativen Prozess, über die Unterstützung bei Räumlichkeiten (Mieten sind oft zu hoch für Vereine) bis hin zur Klärung der rechtlichen Situation.
Für CSA ist es wichtig, ein logistisches Konzept zu entwickeln, wie Waren von unterschiedlichen Produzent_innen zu unterschiedlichen Abnehmer_innen ressourcenschonend transportiert werden können48. Beispielsweise kann die Stadt bei der der Raumsuche für Lager und Verteilstationen unterstützen, aber auch durch Angebote wie die
Initiierung von Vernetzungsveranstaltungen von Produzent_innen und Interes48
Bsp. Gartencoop Freiburg - Lastenräder usw. Quelle: Stephan Pabst
26
sent_innen und bei alternativen Mobilitätslösungen unterstützen. Auch können neue
alte Formen der Vorratswirtschaft und Lagerhaltung wie zum Beispiel Erdkeller, die es
historisch in Wien gegeben hat und heute noch in den alten Dorfstrukturen gibt, verstärkt im Zuge des Wohnungsbaus umgesetzt werden. Ein erster “neuer“ Erdkeller in
Wien ist in der Seestadt Aspern angedacht49.
Aktion für Wien ist es, geeignete Erdgeschoß- und Kellerlokale für Food Coops und
CSA nutzbar zu machen. Diese könnten auch selten benötigtes Gartenwerkzeug wie
Häcksler, Fräsen, Sägen, … zum Verleih für urbane Stadtgärtner_innen anbieten50.
4.3.6
Alternative Raum-Nutzungskonzepte erforschen und erproben
Eine offene einladende Kultur der Stadt bezogen auf Stadtlandwirtschaft wird auch
neuen Initiativen und Konzepten „von unten“ einen guten Boden ermöglichen. Es können (und sollen) völlig neue Formen der Stadtlandwirtschaft entstehen, von denen wir
uns überraschen lassen dürfen.
Anknüpfungspunkte könnte beispielsweise das Projekt „Grätzloase“ der Lokalen Agenda bieten, das zu alternativen temporären Nutzungen des öffentlichen Raums aufruft,
Stichwort: „Der Park in der Parkspur“. Auch Ideen im Bereich des vertikalen Gärtnerns,
z. Bsp. das „Gartengerüst“ oder Kombinationen von Küche und Garten, die „Gewächshausküche“, schweben im Raum51.
Auch können alternative Konzepte der Tierhaltung – unter Einhaltung des Tierschutzes
– in der Stadt wie die Bienenhaltung, oder die Hühnerhaltung oder die integrierte
Fischzucht mit dem Aquaponic-System weiter entwickelt werden.
4.4 Stadtlandwirtschaft braucht Wissen
Wissen und Bildung zum Thema Stadtlandwirtschaft betrifft ganz unterschiedliche Adressat_innen – die Bandbreite reicht von interessierten Gärtner_innen, über neue Zielgruppen bis hin zu Vertreter_innen der Stadtverwaltung, die über verschiedene Kanäle
erreicht werden müssen. Entsprechend dieser Unterschiedlichkeit ist es sinnvoll, unterschiedliche, auf die verschiedenen Gruppen zugeschnittene Kampagnen/Formate zu
entwickeln.
49
Quelle: Kirsten Förster mündlich 2015
vgl. zeugspool.at
51
vgl. René Ziegler, 2010
50
27
4.4.1
Gärtnern braucht Wissen – gärtnerisches Wissen vermitteln
Generell ist eher wenig Garten-Wissen in der Bevölkerung vorhanden, dies ist vor allem auf Brüche in der Wissensweitergabe zurückzuführen. Auf der einen Seite fehlt
grundlegendes gärtnerisches Wissen häufig: Bodenaufbereitung, Pflanz- und Anbauplanung, biologische Bewirtschaftungsweise, Bewässerung, Kompost. Auf der anderen
Seite gibt es bereits sehr viele Institutionen in Wien, die sich dem Thema Wissensweitergabe verschrieben haben: Umweltberatung Wien, City Farm Schönbrunn, Hochschule für Agrarpädagogik, Bioforschung Austria, Biohelp – um nur einige zu nennen.
Aktion für Wien ist,
das Zusammenführen aller Angebote in einem online Kalender
die Integration von Gärtnern im Unterricht in Volksschulen
die aktive Nutzung bereits bestehender Schulgärten
das Vernetzen der Gärtner_innen mittels „Gartl-App“
4.4.2
Kampagnen erreichen neue Zielgruppen
Um neue Zielgruppen zum Gärtnern zu erreichen, sollen aktivierende Kampagnen mit
Breitenwirksamkeit durchgeführt werden. Ideen dazu sind Plakataktionen und Postkarten, die dem Thema bisher fern stehenden Menschen einen persönlichen Zugang ermöglichen oder zumindest Interesse wecken sollen. Themen könnten sein: ShitakiPilzzucht im Badezimmer oder Keller oder auch Aktionen im öffentlichen Raum wie z.B.
Tea-Time im Staudenbeet – Kräuter vor Ort vertrinken (im Kontext des Musterbezirks)
oder eine z.B. essbare Fassade bei einem Geschirrgeschäft.
Aktion für Wien ist,
eine Werbekampagne für die Stadtlandwirtschaft
Aktionismus im öffentlichen Raum
die Initiierung von Wettbewerben zur Vergabe der Flächen (vgl. Baugruppen)
4.4.3
Handbuch Stadtlandwirtschaft
Zur Förderung der Stadtlandwirtschaft in Wien braucht es eine verbesserte Kooperation auf Verwaltungsebene; um ein breites Commitment der Akteur_innen der Verwaltung und Politik zur Stadtlandwirtschaft zu erhalten, muss dabei auf das unterschiedliche Wissen, auf Vorerfahrungen und auch auf Vorbehalte eingegangen werden.
28
Ziel ist eine erhöhte Akzeptanz und Umsetzungs- und Unterstützungsbereitschaft der
verschiedensten Akteur_innen für die primärproduktive Stadt, die sich über die gemeinschaftliche dialogorientierte Erstellung eines Handbuches zur Stadtlandwirtschaft
ausdrückt. In den Prozess der Erstellung eines solchen Handbuches müssen unbedingt
auch zivilgesellschaftlich organisierten Gruppen mit Erfahrung in der Initiierung und
Umsetzung von Stadtlandwirtschafts-Projekten in Wien einbezogen werden.
Aktion für Wien ist, ein Handbuch zur Stadtlandwirtschaft zu erstellen.
4.5 Gemeinsam eine Strategie erarbeiten
Die Stadt startet einen Prozess
Wien ist sich bewusst, dass die Stadtlandwirtschaft mit traditionellen wie neuen Formen von vielen Menschen getragen wird und startet einen Prozess, in dem gemeinsam
mit allen Akteur_innen eine Strategie zur Förderung der Stadtlandwirtschaft erarbeitet
wird. Daher fördert die Stadt Wien fördert aktiv eine ermöglichende Grundhaltung für
die primärproduktive Stadt. Vorbild ist dafür die „GrowTO Action Plan“ – Prozess und
Strategie von Toronto52.
Aktion für Wien ist, durch ein Handbuch zur Stadtlandwirtschaft aktiv die ermöglichende Grundhaltung zu fördern.
Wichtig ist dabei ein breit angelegtes Forum und eine sorgfältige Planung des Prozessdesigns um eine breite Vernetzung zu ermöglichen und ein breites Commitment für
Stadtlandwirtschaft in Wien zu schaffen.
In einem kooperativen Prozess werden die wichtigsten Themen herausgearbeitet und
Leitlinien für die Stadtlandwirtschaft in Wien erarbeitet, die in einem Handbuch Stadtlandwirtschaft zusammengefasst werden. Dieses dient dann auch als Richtschnur für
eine zu schaffende Stadtlandwirtschaft-Agentur, die als Drehscheibe für Stadtlandwirtschaftsprojekte eingerichtet wird.
Themen könnten sein: Überblick über die vielfältigen Akteur_innen und Netzwerke zu
erhalten (eine umfassende „Bestandsaufnahme“), sich kennen zu lernen und aus zu
tauschen, Synergien zu finden, Ideen zur aktiven Flächenvorsorge gemeinsam zu diskutieren, welchen Umgang mit dem Privatisierungs-Einwand zu finden, wie neue Zielgruppen fürs Gärtnern zu aktivieren, …
Folgende Stakeholder-Gruppen zeichnen sich ab (beispielhafte Aufzählung):
52
http://tfpc.to/news/growto-action-plan
29
Initiativen zu Stadtlandwirtschaft, Gemeinschaftsgärten, Food Coops und CSA: z. Bsp.
Gartenpolylog, …
Magistratsabteilungen: z. Bsp. MA 49, MA 42, …
Gemeinwesen: z. Bsp. Gebietsbetreuung, Lokale Agenda, …
Immobilienwirtschaft: z. Bsp. Wohnbauträger_innen, …
Interessensvertretungen: z. Bsp. Landwirtschaftskammer, Via Campesina, …
Forschung: z. Bsp. Verein Wirbel, BOKU, TU, …
Abb.: Ablauf Skizze
4.6 Stadtlandwirtschafts-Agentur
In Wien gibt es sehr viele verschiedene Stellen, die sich mit Stadtlandwirtschaft beschäftigten; Interessierten fällt es manchmal schwer, einen Überblick zu bekommen
und gerade das für sie Wesentliche schnell und unbürokratisch zu erfahren. Die Stadtlandwirtschaftsagentur soll unter anderem die Anlaufstelle sein, gleichzeitig soll sie
noch mehr Menschen für die Stadtlandwirtschaft gewinnen. Darüber hinaus hat die
neue Institution eine Schnittstellenfunktion zwischen Bevölkerung und Verwaltung und
setzt innovative Konzepte zur Stadtlandwirtschaft um. Die Stadtlandwirtschaftsagentur
arbeitet eng mit den zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt zusammen, Stichwort: „one-stop-shop“.
Aktion für Wien ist, eine „Agentur für Stadtlandwirtschaft“ auf der operativen Ebene
einzurichten.
Die Agentur soll…




konkrete Projekte umsetzen
Informieren und vernetzen
Flächenmanagement betreiben
Bewusstseinsbildung machen
30
 Lobbyarbeit betreiben
 Begleitforschung und Monitoring organisieren
Abb.: Agentur Skizze
Diese Agentur könnte z. B. angesiedelt beim Garten Polylog sein. Einige der möglichen
Aufgaben macht der Verein Gartenpolylog heute schon: Gemeinschaftsgartenlehrgang
Übersichtskarte zu Gemeinschaftsgärten, Plattform für alle, die auf der Suche nach
einem Gemeinschaftsgarten sind, ein Stück Land zur Verfügung stellen möchten. Auch
wäre eine Synergie mit dem geplanten Büro für Mehrfachnutzung denkbar.
31
Anhang
Internationale Beispiele
Beispiele für die essbare Stadt
Beispiele für die integrierte Freiraumplanung
Recherche Gemeinschaftsgärten Wien
Literatur und Quellen
32
Internationale Beispiele
Beispiele für die essbare Stadt
Andernach
Stadt in Deutschland: ~ 29.500 EW
Konzept: Essbare Stadt
Laufzeit: seit 2010
Konzeptidee: Geoökologe Lutz Kosack und Gartenbauingenieurin Heike Boomgarden
(Stadtgartenbeauftragte)
Budget: 50.000,-
Ziele
 Förderung der Stadtökologie: Strategische Maßnahme um den Auswirkungen des
Klimawandels (Heat Islands) im Kontext des demografischen Wandels (Überalterung) entgegenzuwirken
 Stadtaufwertung durch Lebensmittel in der Stadt (Gemüsepflanzen ,Obstbäume,
obsttragende Sträucher,…)
Ängste seitens der Stadtverwaltung/ -Politik
 Angst vor Vandalismus
 Angst, dass es nicht schön aussieht
 Angst vor Vorwürfen Steuergelder zu verschwenden
Wichtige Aspekte
 Förderung der Kulturpflanzenvielfalt
 Demonstration von Agrobiodiversität – jährlich wechselnde Schwerpunkte bei Gemüseanbau (Jahr 1: 300 Tomatensorten, Jahr 2: 101 Bohnensorten, Jahr 3: Zwiebelsorten,…)
 Schaffung neuer Lebensräume
 Gestaltung multifunktionaler Grünflächen
 Stadtklimatische Aufwertung durch Begrünungsmaßnahmen
 Ökonomische Grünflächenpflege
 Aktivierung der BürgerInnen für die Gestaltung der eigenen Stadt
33
Umsetzung
 Gemüseanbau
vor
der
alten
Schlossmauer
im
Stadtzentrum,
13ha Permakultufläche am Stadtrand zahlreiche Wildstaudenbeete in der gesamten Stadt (ehemals Zierstaudenbeete)
 Betreuung/ Pflege durch: Ein-Euro-Jobber, Langzeitarbeitslose, Freiwillige, städtische GärtnerInnen
 Ernte durch: Früchte und Samen werden an BürgerInnen für private Nutzung weitergegeben bzw. werden von diesen geerntet
Positive Entwicklungen/Ergebnisse
 Reduzierte Pflegekosten durch Umstellung von sogenannten Wechselflorbeeten
(also Tulpen oder Stiefmütterchen) auf heimische Staudenpflanzen - früher 60€
je/m², heute 12€/m²
 Verbesserung der Gemeinschaft
 Identifizierung mit eigener Stadt
 Unterstützung des Stadtmarketings durch mehr Tourismus für essbare Stadt
 Neue Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose der
gemeinnützigen Perspektive GmbH
 Verändertes Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung gegen bzgl. Langzeitarbeitslosen
 Modell hat sich in Sachen Klimaschutz, Kunst und Kommunikation für die Stadt bewährt
 Begeisterung bei Bevölkerung aufgrund des kostenlosen und spontan verfügbaren
Obst- und Gemüseangebotes
Todmorden
Stadt in Zentralengland: ~ 15.000 EinwohnerInnen
Konzept: Essbare Stadt, 70 private und brachliegenden Grundstücke (u. a- vor Schulen,
Geschäften, Polizeiwache, Parkhäusern, Bahnhöfen, Parks, Vorgärten, etc.) in und außerhalb der Stadt werden als Allgemeingut geteilt und mit großteils essbaren Pflanzen
(Obst, Gemüse, Sträucher, Kräuter) bepflanzt.
Laufzeit: seit 2007
Konzeptidee: durch Privatpersonen Mary Clear und Pam Warhurst – Empowerment
aus Notsituation heraus (Schrumpfung der Stadt nach Einstellung der Wollindustrie in
1970ern) – Initialhandlung: Mary Clear reißt Gartenzaun nieder und stellt zwischen
Gemüse Tafel mit „Kommt und bedient euch“ – nach 6 Monaten entwickelte sich ein
Austausch von Saatgut und Arbeitskraft und es kommt zur Ausdehnung der Anbauflächen.
34
Ziel: Lebensmittelautarkie
Wichtige Aspekte
 Gemeinschaft: beruht auf Nächstenliebe, wer mitisst ist dabei
 Lernen: Schulen werden stark eingebunden z. B.:Highschool verfügt über eigenen
Fischteich, Lernort, Fische sind Essen für SchülerInnen
Außerhalb der Stadt gibt es ein Lernzentrum (inkl. Ackerland, Folientunnel, Hochbeeten, Teichen), wo sich die Leute gegenseitig unterschiedliche Aspekte der
Landwirtschaft beibringen.
 Unternehmen: Stärkung der regionalen Wirtschaft
Umsetzung
 Ackerflächen (z. B.: in Parks anstatt Zierstaudenbeeten) Hochbeete an Orten, wo es
zu Verunreinigungen z.B. durch Fahrbahnnähe oder Hunde kommen könnte Fischteiche Hühnerställe
 7 Obstgärten (derzeit 520 Obstbäume, Ziel: 1000)
 Bepflanzung des Stadtinventars z.B.: Pflanztröge vor Bahnhofsgebäude
 Bienenstöcke und Insektenhotels in der ganzen Stadt…
 Betreuung/ Pflege: die Hochbeete werden freiwillig und in Gruppen von Privatpersonen betreut
 Ernte: Jede/r kann ernten, was er/ sie braucht; 1x wöchentlich gibt es einen Wochenmarkt
Positive Entwicklungen
 Stärkung der Gemeinschaft
 Rückgang von Kriminalität
 Stärkung der lokalen Wirtschaft (durch Verkauf und Bezug der lokal erzeugten Produkte, durch Tourismus – Todmorden gilt als internationales Vorzeigemodell)
 Stärkung der Identität
 Stärkung allgemeinen Kompetenz hinsichtlich der Selbstversorgung
Beispiele für integrative Stadtentwicklung
Die grüne Stadt Berlin
Stadtentwicklungsplan Klima (2011)
Strategische Stadtlandschaft Berlin (2011) – natürlich. urban. produktiv.
 Urbane Natur ‚Berlin erleben‘
 Schöne Stadt ‚Berlin genießen‘
35
 Produktive Landschaft ‚Berlin selber machen‘
Finanzierung




Vorhandene Ressourcen
Bundes- und EU-Förderungen
Bürgerlnnenschaftliches Engagement
Sponsoring
Maßnahmenkonzept
 Sanierung und Qualifizierung öffentlicher Grünanlagen an Klimawandel und diversifizierte Stadtgesellschaft
 Pflanzung von 10.000 neuen Straßenbäumen
 Entwicklung naturnaher Mischwälder
 Förderung von Dach-, Fassaden-, Hinterhofbegrünungen
 Aufbau einer Organisationsplattform ‚Produktive Landschaft‘
 Freiraumvernetzung über ‚grüne Wege‘
 Stärkung der biologischen Vielfalt, Bewegung und Umweltbildung
Freiraumqualitätsoffensive Hamburg
 Einbindung des bebauten Raumes
 Allianzen zwischen Stadt, BewohnerInnen der Stadtviertel und div. AkteurInnen
(z.B. Sportvereine, Initiativen, Verbände, Schulen, Straßenverwaltung, Tierpark,
Kleingartenvereine, etc.)
 FQO= Flächenstrategie + organisatorisches und kommunikatives Management
Strategien
 Multifunktionale Nutzung städtischer Freiräume („Mehrfachcodierung“)
 Wiederentdeckung und Nutzung von Rückseiten, versteckten und vernachlässigten
Orten sowie von Resträumen (Böschungen, Abstandsflächen, Brückenunterführungen)
 Qualifizierung von Wegen und Vernetzung von Freiräumen
 Anwendung des „Huckepack“-Prinzips: Kopplung der Freiraumentwicklung an städtebauliche Projekte
Leipzig
Schrumpfende Stadt – Brach- und Freiflächenmanagement seit 1999
Handlungsinstrument Zwischennutzungen „Gestaltungsvereinbarungen“
 Temporäre, öffentliche Nutzung privater aber ungenutzter Flächen unter Erhalt des
Baurechts und des öffentlichen Zugangs der Flächen
36
 Vereinbarung zwischen der Stadt und den Privateigentümern für öffentliche Nutzverfügbarkeit von > 10 Jahren
 Unterstützung grüner Zwischennutzungen seitens der Stadt bei Planung und Umsetzung durch Finanzierung und Erlass der Grundsteuer
 Vorteil für GrundstückseigentümerInnen:
_ verwahrloste Flächen werden beräumt
_ Stadt übernimmt für die Zeit der Zwischennutzung Unterhaltungspflege, Verkehrssicherungspflicht, laufende Kosten (z.B. Abwasser)
Vermittlungsagentur Brache
 Gegründet von Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
 Vermittlung von privaten Brachflächen an direkt NutzungsinteressentInnen (Stadt
übernimmt Rolle der Flächenmaklerin)
 Privatverträge zwischen NutzerInnen und EigentümerInnen
_ liegt nutzbare Fläche im Gebietsbereich der Städtebauförderung, so ist die Nutzbarmachung in Form von Abriss oder Beräumung förderfähig – nur im Fall einer
> 10jährigen Gewährleistungsfrist, meist nicht der Fall
_ Internetzpräsenz der Agentur
_ Online-Brachflächenkataster, Tipps zum Gärtnern, zum Versicherungsschutz und
zur Vertragsvereinbarung
Grün- und Freiraumstrategie Zürich
Motivation
Umweltschutz galt in der Schweiz lange Zeit als Hobby – 2009 Einleitung einer Strategieausarbeitung zur Biodiversität Schweiz seitens des Bundesrats (Vorstellung der Strategie,2012 durch CVP Bundesrätin) seither parteiübergreifender Bewusstseinswandel bei AkteurInnen bzgl. des Schutzes von Lebensgrundlagen – Erhalt und Förderung
von Biodiversität werden vermehrt als gesamtgesellschaftliches Projekt wahrgenommen.
Früher





Zuständigkeiten/ Verantwortlichkeiten zu Biodiversität unklar
Fehlende Gesamtvision zu Biodiversität Schweiz
Fehlende quantitative Biodiversitätsziele
Wenig Sektor übergreifende Zusammenarbeit
Wenig partizipative Prozesse
Heute
Klar formulierte Biodiversitätsziele für 26 Handlungsfelder der Raumplandung, Landund Waldwirtschaft, Verkehr und Jagd.
37
Ziele des Grünbuchs Zürich
 Erhaltung der grünen Stadt (ca. ¼ des Stadtgebietes sind Grünflächen)
 Gewährleistung unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeiten der Grünflächen für BewohnerInnen
 Lebensraum für heimische Fauna und Flora
 Herausforderungen: Flächennutzungskonkurrenz zum Wohn- und Straßenbau
 Kennwerte multifunktioneller Freiräume:
8m² Freifläche/EW

5m² Freifläche/ Arbeitsplatz
Strategie für die Gestaltung von Zürichs öffentlichem Raum (2010)
erhöhte Bedeutung des öffentlichen Raumes u. a. durch Stärkung der Aufenthaltsqualitäten in multifunktionalen Park- und Grünräumen
Grünbuch (Teilaspekt der obigen Strategie) – umfasst die Bereiche: Grün- und Freiräume, Umweltbildung, grüne Grundhaltung, grüne Unternehmung/ Unternehmenswerte, Wald/ -Landwirtschaft, Wohnumfeld
Freiraumkonzept (1999) mit 10 Zielen (u.a. Richtwerte für Versorgung mit multifunktionalen Freiräumen: 8m² Freifläche pro Einwohner, 5m² pro Arbeitsplatz)
Umweltprogramm (2002/03): Verankerung ausdrücklicher Festlegungen zu ökologisch-nachhaltiger Pflege, zu Nutzung und Management, zu großflächiger natürlicher
Dynamik (Sukkzession) sowie zu aktiver Entwicklung von Biotopen und Biotopverbünden.
Verwaltungsordnung
 naturnahe Pflege und Bewirtschaftung aller städtischen Grün- und Freiflächen vor
(u. a. den Aufbau nachhaltiger Kreisläufe, den reduzierten Einsatz von Düngemitteln, Verbesserung von Pflanzen- und Tierlebensräumen)
 Katalogisierung aller Parks und Privatgärten als informelles Planungsinstrument
Natur im Quartier: z.B. Kooperation zwischen Baugenossenschaften, BewohnerInnen
und Planungsbehörde für gemeinschaftliche kreative Entwicklung von Wohngebieten
und für Verbesserung der Lebensqualität im Wohnumfeld
 Unterstützung der Genossenschaften seitens der Stadt mit Expertise z.B. für naturnahe Grünentwicklung
 Kooperatives Finanzierungs- und Pflegekonzept: Flächeneigentümer kommen für
Arbeitsstunden und Bepflanzung auf, BewohnerInnen helfen beim Pflanzen und
übernehmen nachstehende Pflegearbeiten.
38
Zehn strategische Schwerpunkte von GSZ
für eine nachhaltige Grünwirkung in Anlehnung an die Vision 2025 und als Zusammenfassung der im Grünbuch festgelegten Ziele und Handlungsfelder wurden die nachstehenden strategischen Schwerpunkte definiert:
 Lebensqualität: GSZ stellt in der sich verdichtenden Stadt hochwertige Grün- und
Freiräume zur Verfügung. Sie bieten der Wohn- und Arbeitsbevölkerung sowie den
Besuchenden viele Möglichkeiten für Erholung, Bewegung, Begegnung sowie Naturerlebnis und erreichen damit eine hohe Wertschätzung.
 Natürliche Vielfalt: GSZ fördert die Artenvielfalt durch naturnahe Pflege und Produktion, durch Vernetzung von Lebensräumen und gezielte Unterschutzstellungen. In der Bevölkerung haben diese Massnahmen eine hohe Akzeptanz.
 Grünes Wissen: Über das Grüne Wissen fördert GSZ das Naturverständnis vom
Kindergarten bis zur Lehre und Forschung in der Hochschule. Attraktive Naturbildung ist ein fester Bestandteil der Wissensstadt Zürich. Die Naturschulen, die Sukkulenten-Sammlung, die Stadtgärtnerei und der Zürich Naturpark sind beliebte
und anerkannte grüne Bildungsorte.
 Einflussnahme auf Drittflächen: Mit Beratung, Partnerschaften und Projektunterstützung erhöht GSZ die Qualität der Grünräume anderer Dienstabteilungen, von
Wohnbauträgern und Privaten.
 Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit: GSZ verhindert weitere Bodenbelastungen zum
Erhalt der Bodenfruchtbarkeit über Beratung sowie umweltgerechte Pflege und
Produktion.
 Vielseitiger, ausreichender Erholungsraum: GSZ stellt ein bedarfsgerechtes und
attraktives Freiraumangebot zur Verfügung.
 In unterversorgten Gebieten werden bisher zweckgebundene Freiräume für weitere Freizeitnutzungen geöffnet oder neue Parkanlagen erstellt.
 Soziale Verantwortung: Grünräume tragen zur Integration der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und sozialen Schichten bei. Als Arbeitgeberin schafft GSZ Integrationsarbeitsplätze für handwerklich begabte Menschen.
 Kommunikation und Mitwirkung: In der Bevölkerung wird das Verständnis für die
verschiedenen Grünanliegen gefördert und Freude am vielfältigen Stadtgrün geweckt. Die Entwicklung der Grünräume findet unter Mitwirkung der Betroffenen
statt.
 Integrales Planen: GSZ setzt sich durch interdisziplinäres Planen innerhalb der
Stadt und auch über die Stadtgrenze hinaus für eine langfristige ganzheitliche
Grünflächenentwicklung ein. Die integrale Planung stellt die Übergänge der verschiedenen Planungsebenen bis zur Umsetzung innerhalb GSZ sicher.
 Wirkungsorientiertes Handeln: GSZ erbringt bedarfsgerechte Grünleistungen wirtschaftlich und misst systematisch die Wirkung zur ständigen Verbesserung des
Kundennutzens.
39
Recherche Gemeinschaftsgärten in Wien
Initiativen und Infos:
 Verein Garten Polylog – Ursula Taborsky, Yara Coca-Dominguez,
http://gartenpolylog.org. Garten Polylog bietet eine tolle Übersichtsliste über alle
Gemeinschaftsgärten (GG) in Wien, Unterstützung bei der Initiierung und dem
Aufbau von GG, einen Lehrgang zum Aufbau von Gemeinschaftsgärten – ist also
bereits eine etablierte Drehscheibe zu Infos und mehr rund um Gemeinschaftsgärten
 Selbsterntefelder: siehe Auflistung der Selbsterntefelder in Wien und Umgebung
weiter unten – www.selbsternte.at (von Regine Bruno), www.natuerlichwild.at
(wahrscheinlich Nachfolgerin von Regine Bruno?), www.biohof-radl.at,
www.selbsterntegarten.at,
www.haschahof.at,
www.kleingaertner.at,
www.wien.gv.at, www.bonaterra.at, www.gemeinschaftsgaerten.at;
 Weitere Initiativen:
 Stadt
Frucht
Wien
–
Initiative
für
urbane
Selbstversorgung
(www.stadtfruchtwien.wordpress.com) – Peter Krobath ([email protected])
 SoLiLa – SoLidarische Landwirtschat
 Österreichisches
Forum
für
Ernährungssouveränität
–
www.ernährungssouveränität.at
 Info der Stadt Wien: http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/landschaftfreiraum/landschaft/landwirtschaft/urban-farming.html
 Verein Wirbel – www.wirbel-garten.at
Gemeinschaftsgärten:
 Auf der Website von Gartenpolylog gibt es einen tollen Überblick über die Gemeinschaftsgärten in Wien – mit Landkarte (wo?), Kontakt, Träger, kurzer inhaltlicher
Beschreibung… nicht öffentlich zugängliche Gemeinschaftsgärten „für alle“ wie z.
B. Therapiegärten oder auch Gemeinschaftsgärten im Wohnbau
 Von
der
MA
42
unterstützte
Gartenprojekte
(siehe
auch
https://www.wien.gv.at/umwelt-klimaschutz/gemeinsam-garteln.html):




2. Bezirk:
o Minzgarten
o Max Winter Platz
3. Bezirk: Arenbergpark
4. Bezirk: Rosa Mayreder Park - Karlsgarten
5. Bezirk: Kontaktgarten Einsiedlerpark



15. Bezirk: Grimmgasse
16. Bezirk:
o Nachbarschaftsgarten Else Federn
(Heigerlein)
o Gemeinschaftsgarten Neulerchenfelder Straße
17. Bezirk: Gemeinschaftsgarten Hernals im
40






7. Bezirk: Kirchengasse neben ONr. 44
8. Bezirk: Tigerpark
9. Bezirk:
o Grätzlgarten Alsergrund (altes
AKH)
o Nachbarschaftsgarten Sensengasse
10. Bezirk:
o Gemeinschaftsgarten Monte Laa
o Gemeinschaftsgarten Matzleinsdorf
11. Bezirk:
o Macondo
o 11er Garten
12. Bezirk: Steinhagegarten




Josef Kaderka Park
20. Bezirk: Hellwagstraße
21. Bezirk:
o Roda Roda Gasse
o Brossmannplatz
22. Bezirk:
o Kaisermühlen Donaucity
o Gemeinschaftsgarten Norwegerviertel (Asperner Wiesn)
o Gärtnern in der Seestadt von Aspern
o Ökoparzellen der Stadt Wien
23. Bezirk: Zaubergarten
Weitere Nachbarschaftsgarten-Projekte in Wien:








2. Bezirk:
o Gemeinschaftsgarten Augarten
o Novagarten
3. Bezirk: Hängender Kräutergarten im Arsenal
12. Bezirk: Nachbarschaftsgarten Hetzendorf
13. Bezirk:
o Gemeinschaftsgarten Roter Berg
o Cityfarm Schönbrunn
15. Bezirk: Garten der Vielfalt
17. Bezirk: Nachbarschaft & Garten am Heuberg
21. Bezirk:
o Nachbarschaftsgarten Adolf Loos Gasse
o Das Feld in Floridsdorf
o Solidar- und Gemeinschaftsgarten BOKU
o Interkultureller Garten Bruno Kreisky Haus
o Garten der Flüchtlingsnotunterkunft Winkeläckerweg
22. Bezirk:
o PermaBluehGemueseGarten
o 22., Grünstern Lobauerinnen
 Für konkrete Kontakte: Nachbarschaftsgarten Roda-Roda-Gasse (über Verein Wirbel), Nachbarschaftsgarten Norwegerviertel (über Kirsten Förster – PlanSinn),
Nachbarschaftsgarten Broßmanngasse (Susi Staller, GB 21)
41
Selbsterntefelder (Quelle: Wienerin, Online-Ausgabe):
Die Aufbereitung der Flächen und Bepflanzung werden dabei zum Teil vom Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA 49) übernommen. In Wien gibt es Selbsternteflächen in Hietzing, Siebenhirten, Erlaa und Hirschstetten. Viele Menschen besonders aus
den innerstädtischen Bereichen kommen regelmäßig hinaus zu "ihrer Parzelle" und
stillen so ihr Bedürfnis nach Erdverbundenheit und Natur.
Wien, 13. Bezirk: Selbsternte Hietzing /
Roter
Berg
Knapp 20 verschiedene Gemüsesorten
werden in Ober St. Veit am Rande von
Wien angebaut. Zusätzlich besteht auch
hier die Möglichkeit, auf Freiflächen selbst
nach Lust und Laune weitere Sorten zu
ziehen.
Adresse: am Fuß des Roten Bergs (Zugang
Trazerberggasse/Meytensgasse),
1130
Wien
Kosten: Single-Parzelle (40 m²) € 192,- /
Medium-Parzelle (60 m²) € 242,Info: [email protected]
Wien,
22.
Bezirk:
Biohof
Radl
Die Familie Radl bietet auf ihrem Biohof
am Rande Wiens Selbsternteparzellen an.
Rund 15 verschiedene Gemüsesorten
werden hier angebaut, die Bewässerung
übernimmt der Vermieter. Hier sind nur
kleine
Parzellen
verfügbar.
Adresse: Hirschstettner Straße 85, 1220
Wien
Kosten: € 145,- pro Parzelle (40 m²)
Web: www.biohof-radl.at
Wien, 23. Bezirk: Selbsterntegarten Erlaaer
Straße
Auch hier stehen große oder kleine Parzellen zur Miete bereit. Ein Teil der Parzelle
kann frei angebaut werden, entsprechende Jungpflanzen können direkt von den
Wien: 13. BezirK: AngermayergasseDer
Anbauplan dieses neuen Standorts steht
noch nicht fest. Die Übergabe findet je
nach Witterung Ende April/ Anfang Mai
statt. In der Anlage werden auch Kurse
übers
Gärtnern
angeboten.
Lage: Öffentlich erreichbar mit der U4
(Station Ober St. Veit) und der Buslinie
55B
Kosten: Parzelle mit 31 m² € 180,-, Parzelle
mit
45
m²
€
238,Info: www.natuerlichwild.at
Wien, 23. Bezirk: Selbsterntegarten Siebenhirten
Auch hier stehen große oder kleine Parzellen zur Miete bereit. Ein Teil der Parzelle kann frei angebaut werden, entsprechende Jungpflanzen können direkt
von den Betreibern bezogen werden.
Ernte und Unkraut jäten übernehmen die
Mieter, die Felder sind jedoch mit einer
automatischen Beregnungsanlage ausgestattet.
Adresse: Ketzergasse 133, 1230 Wien
Kosten: Single-Parzelle (40 m²) um €
135,- / Familien-Parzelle (80 m²) um €
195,Web: www.selbsterntegarten.at
Wien, 23. Bezirk: Selbsterntegarten
Wien-Erlaa
Auch hier stehen große oder kleine Parzellen zur Miete bereit. Ein Teil der Parzelle kann frei angebaut werden, entsprechende Jungpflanzen können direkt
42
Betreibern bezogen werden. Ernte und
Unkraut jäten übernehmen die Mieter. In
dieser Anlage ist keine automatische Bewässerungsanlage
verfügbar.
Adresse: Erlaaer Strasse 83, 1230 Wien
Kosten: Single-Parzelle (40 m²) um € 115,Web: www.selbsterntegarten.at
Wien, 10. Bezirk: Haschahof - pausiert
2015
Am Rande des 10. Wiener Bezirks befindet
sich der Haschahof. Wer will, kann hier
eine kleine oder große Parzelle im Pflückgarten mieten, in der rund 20 verschiedene Gemüsesorten angepflanzt werden.
Bestellen des Feldes, säen und pflanzen
übernehmen die Besitzer, geerntet wird
von
den
Mietern.
Der Haschahof bietet in der Saison 2015
leider
keine
Pfllückgärten
an.
Adresse: Rosiwalgasse 41-43, 1100 Wien
Kosten: Kosten 2014: Single-Parzelle €
117,- (40 m²) / Familien-Parzelle € 193,(80 m²) pro Saison (Mai-Oktober)
Web: www.haschahof.at
Wien, 22. Bezirk: Bio-Zentrum Lobau - für
2015
bereits
ausgebucht
Die MA 49 bietet im Bio-Zentrum Lobau 40
und 80 m² große Ökoparzellen zur Miete
an. Die Flächen werden bereits bepflanzt
übergeben, wer will, kann zusätzliche Sorten anbauen. Pflege und Ernte müssen von
den Pächterinnen selbst übernommen
werden, die Parzellen werden allerdings
zwei Mal pro Woche bewässert.
Die Anmeldung für die nächste Saison beginnt
bereits
im
November.
Adresse: Esslinger Hauptstraße 134, 1220
Wien
Kosten: € 60,- für eine kleine Parzelle, €
von den Betreibern bezogen werden.
Ernte und Unkraut jäten übernehmen die
Mieter, die Felder sind jedoch mit einer
automatischen Beregnungsanlage ausgestattet.
Adresse: Carlbergergasse 64, 1230 Wien
Kosten: Single-Parzelle (40 m²) um €
135,- / Familien-Parzelle (80 m²) um €
195,Web: www.selbsterntegarten.at
Wien, 21. Bezirk: Öko-Ernteland - für
2015
bereits
ausgebucht
Der Zentralverband der Kleingärtner Österreichs bietet zwischen Lavantgasse
und Gerasdorferstraße insgesamt 128
Öko-Ernteland-Parzellen an. Die größeren
Parzellen messen rund 115m² groß, ca.
70m² davon werden mit verschiedenen
Gemüsesorten bebaut, die restliche Fläche wird als „Naschland“ genutzt – hier
werden Himbeer-, Brombeer- und Ribiselsträucher angepflanzt. Auf den kleineren, 70m² großen, Feldstücken wird nur
Gemüse
angebaut.
Adresse: Lavantgasse – Gerasdorferstraße,
1210
Wien
Kosten: Kosten 2014: Große Parzellen €
200,Info: www.kleingaertner.at
Niederösterreich: Biohof Bona Terra
Im Marchfeld liegt der Biohof Bona Terra.
Neben Abhof-Verkauf und Produktion für
den Großmarkt bietet die Familie Friederich auch die Möglichkeit zur Selbsternte. Angebaut werden 20 verschiedene
Gemüsesorten, ab Mitte Mai werden dies
Parzellen
vergeben.
Adresse: Rohrergasse 14, 2232 DeutschWagram
Kosten: klein (45m²) ab € 122,-, mittel
(60m²) ab 159, groß (90m²) ab € 205,Info: www.bonaterra.at
43
120,für
eien
große
Parzelle
Web: www.wien.gv.at
Niederösterreich: Gemeinschaftsgärten
Maria Anzbach - Seite derzeit nicht online
Gemeinsam im Garten und am Feld arbeiten und sich damit selbst versorgen – das
ist die Idee der Dorfgemeinschaft Burgstall/Oed. Neben Feld und Garten werden
im Ort freie Flächen für den Anbau von
Kräutern, Obst und Gemüse angeboten.
Adresse: Burgstall 2, 3034 Maria Anzbach
Info: www.gemeinschaftsgaerten.at
44
Literatur und Quellen
Links (alle aktiv im April 2015):
data.wien.gv.at
fruchtfliege-app.blogspot.com
grünsinn.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Gem%C3%BCsegarten
http://foodcoops.at/?page_id=2
http://gartenpolylog.org
http://ggardening.kukuma.org/
http://gruenerdaumen.org
http://iba.heidelberg.de/english/projects/iba-candidates/019landwirtschaftspark.html
http://kampolerta.blogspot.co.at
http://schulgarten.wenzgasse.at/
http://stadtimker.at/index.php?i=Impressum
http://tfpc.to/news/growto-action-plan
http://wien.orf.at/news/stories/2656514/
http://www.agropolis-muenchen.de/
http://www.bioforschung.at
http://www.biohof-radl.at
http://www.biorama.eu/huhn-in-der-stadt/
http://www.frischepilze.com
http://www.imker-wien.at
http://www.krongarten.at
http://www.lfi.at/?+LFI+Wien+&id=2500
http://www.lobauerinnen.at
http://www.muenchen-querbeet.de/natur-umwelt-oekologie/aquaponik-urbanelandwirtschaft-topfarmers-berlin#more-43926
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1020921
http://www.schrebergarten-portal.de/siedlergarten.html
http://www.wien.gv.at/umwelt/wald/landwirtschaftsbetrieb/biolandbau.html
http://www.wien.gv.at/umwelt/wald/landwirtschaftsbetrieb/index.html
http://www.wiener-fischereiausschuss.at/index.htm
https://bodenfreikauf.wordpress.com/about
https://www.wien.gv.at/gesellschaft/tiere/haltung/lw-nutztiere/
https://www.wien.gv.at/rk/msg/2010/08/18007.html
solila.blogsport.eu
urbanetilapiafischfarm.jimdo.com
www.ernährungssouveränität.at
www.gin.at
45
www.gruenerdaumen.org
www.lebenskoppel.at
www.lobauerinnen.at
www.nalela.at
zeugspool.at
Literatur
Agrarstruktureller Entwicklungsplan für Wien, 2014, Abschlussbericht des Arbeitskreises; Hrsg.: MA 58
Fellinger, Marlies, 2014: Urban Gardening – ein Instrument der nachhaltigen Stadtentwicklung? Diplomarbeit an der TU Wien
KOSAR/WIRBEL, 2010: Abschlussbericht: Wissenschaftliche Begleitforschung zur Einführung von Nachbarschaftsgärten im Wiener Gemeindebau. KOSAR: Christoph Stoik
und Julia Emprechtinger, WIRBEL: Kirsten Förster, Sonja Gruber, Rita Mayrhofer,
Susanne Staller, Heide Studer, i. A. MA 50 Wohnbauforschung und internationale Beziehungen, 2010
Landwirtschaftskammer Wien, 2013: Wiener Landwirtschaftsbericht 2013. Berichtszeitraum 2011/2012. Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Wiener Landesregierung, Rathaus, 1082 Wien. Redaktion: Landwirtschaftskammer Wien, Gumpendorfer
Straße 15, 1060 Wien, Magistrat der Stadt Wien - MA 58, Dipl.-Ing. Helmut Wieser
Lohrberg, Frank, 2001: Stadtnahe Landwirtschaft in der Stadt- und Freiraumplanung.
Dissertation an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart.
Stuttgart. elektronisch publiziert unter http://elib.unistuttgart.de/opus/volltexte/2001/908
Pierre Bourdieu 1983: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In:
Kreckel, Reinhard 1983: Soziale Ungleichheiten, Göttingen
René Ziegler, 2010: Stadtfrucht. Urbane Landwirtschaft und Gärtnern als Raumnutzungsstrategie. Masterarbeit an der TU Wien
Säumel, Ina, Kotsyuk, I. Hölscher M., Lenkereit C., Weber, F., Kowarik I., 2012: How
healthy is urban horticulture in high traffic areas? Trace metal concentration in vegetable crops from plantings within inner city neighbourhoods in Berlin, Germany. Environmental Pollution 165: 124-132
46
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