Wie Sie dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen

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Montag, 30. September 2013
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Zettelwirtschaft muss nicht sein. Gedächtnistrainer Oliver Geisselhart kennt bessere Methoden, um sich Termine zu merken.
FOTO: RALF ROTTMANN
Wie Sie dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen
Namen merken, verlegte Dinge wiederfinden: Oliver Geisselhart verrät seine Experten-Tipps
Von Kirsten Simon
Dortmund. Das Gedächtnis — es ist
Fluch und Segen zugleich. Wir sind
froh, dass wir es haben und ärgern
uns, wenn es nicht so will wie wir
wollen. Wie war noch mal der Name der neuen Nachbarin? Wo ist
denn bloß die Brille abgeblieben?
Und überhaupt, wir sind so vergesslich in letzter Zeit... Alles eine reine Kopfsache. Oliver Geisselhart
kennt sich damit aus. Das ZDF hat
ihn zu „Deutschland Gedächtnistrainer Nummer eins" ernannt. Seit
30 Jahren tourt der 45-Jährige durch
die Lande, um Firmen und Privatpersonen zu erklären, mit weichen
Tricks sie sich manches besser merken können. Ein paar Beispiele:
Namen behalten
„Guten Tag, mein Name ist Kuwalsky". „Angenehm?" — und trotzdem
vergessen, noch bevor man sich
selbst vorgestellt hat. Mit der richti-
gen Methode wäre das nicht passiert. Oliver Geisselhart empfiehlt,
die wichtigen Begriffezu verbildern.
Denn: „Bilder oder Bildergeschichten bleiben leichter hängen." Kommen wir zurück zu Herrn Kuwalsky,
unser Kopf übersetzt ihn so: Eine
Kuh fährt auf dem Wall Ski (KuhWallSki). Herrn Wolf könnten wir
uns mit einem Wolf tanzend vorstellen, Herr Strenge ist ein ganz Strenger. Das funktioniert auch bei Vornamen: „Hallo, ich bin Horst!" schon sehen wir ihn in Gedanken
auf einem Adlerhorst sitzen und
brüten. Ein Bild, das wir so schnell
nicht mehr vergessen — ebenso wie
den Namen. „Ich heiße Frank" und wir stellen uns die neue Bekanntschaft prompt nackt vor uns,
weil wir den Namen mit „frank und
frei" verknüpfen.
Nackig findet unser Gehirn gut,
„Bilder mit Schweinskram sind besonders einprägsam", sagt der Gedächtnistrainer. Er sagt auch, dass
Vorgestellt: Der Gedächtnistrainer
■ Oliver Geisselhart (45) kommt
gebürtig vom Bodensee und lebt
jetzt in Dortmund. Er hat Wirtschaft studiert, ist aber schon als
Zwölfjähriger bei seinem Onkel,
einem Gedächtnistrainer, in die
Lehre gegangen.
■ Geisselhart ist Lehrbeauftragter
einer Wirtschafts-Universität bei
Salzburg und erklärt weltweit in
Vorträgen und Seminaren, wie das
Gedächtnis effektiver genutzt werden kann. Dazu hat er auch Bücher
geschrieben, unter anderem Vokabellern-Hilfen mit einem Wortschatz für verschiedene Sprachen.
Infos unter www.kopferfolg.de
wir uns bei dieser Methode Zeit geben sollen, der Anfang sei oft holprig. Noch etwas: Die Assoziationen
besser nicht ausplaudern, das Kopfkino darf unser Geheimnis bleiben.
Die Brille finden
Wo steckt sie bloß? Sogar auf der
Nase haben wir die Brille schon gesucht, ohne Erfolg. Um verlegte Sachen wiederzufinden, müssen wir
gar keine neue Lernmethode hinzuziehen. „Bei der verschwundenen
Brille oder dem versteckten Portmonee handelt es sich nicht um ein
Gedächtnis-, sondern um ein Bewusstseinsproblem", sagt der
Mann, der selbst eine markante
Brille trägt, die er aber nie sucht. Um
vorzubeugen, helfe nur eines: Die
Dinge bewusst zu erledigen. Mit
einem klaren Kopf etwas in die
Schublade legen oder ins Handschuhfach, dann speichere das Gehirn die Aktion besser ab und stelle
sie bei Bedarf wieder zur Verfügung.
zubauen, stark eingeschränkt, wenn
die Krankheit fortgeschritten ist.
Doch wer sein Gedächtnis rechtzeitig fit hält, kann der Vergesslichkeit
vorbeugen. Bloß wie?
Kreuzworträtsel oder anderes Gehirnjogging als Gedächtnistraining
einzusetzen, hält Oliver Geisselhart
für „besser als nichts, aber leider
wird dabei bloß vorhandenes Wissen abgefragt". Effektiver sei, etwas
Neues zu lernen. Eine Fremdsprache beispielsweise. So werden die
grauen Zellen stärker angekurbelt,
„das Hirn braucht solche Herausforderungen". Der Experte rät älteren Menschen zu einem FitnessTraining für Körper und Geist, das
aus drei Teilen bestehen könnte:
Tanzen, Kaffeekränzchen und
Fremdsprache lernen. Das Tanzen,
um neue Schritte zu üben und die
Koordination zu schulen, Kaffeekränzchen, um sich angeregt zu
unterhalten, eine Fremdsprache,
um den Kopf anzustrengen.
Das Alter und
die grauen Zellen
Wir werden immer älter. Genießen
können wir das Leben, wenn unser
Körper fit ist und auch unser Köpfchen. Leider ist aber auch das eine
Folge des Alterns der Gesellschaft:
In Deutschland leben rund 1,5 Millionen Menschen mit Demenz,
einer Krankheit, die auf eine Reise
ins Vergessen führt, Nach Angaben
der Alzheimer-Gesellschaft sind die
Möglichkeiten, das Gedächtnis auf-
Vokabeltraining
Das Spezialgebiet von einigen Menschen, die sich Gedächtnissportler
nennen. „Sehr gut geübte Talente
lernen 200 Vokabeln pro Stunde",
sagt Geisselhart. Aber auch NormaIos könnten es auf 100 bringen — das
wäre der Traum jedes Englisch-oder
Französisch-geplagten Schülers,
Die Methode funktioniert so ähnlich wie der Trick mit dem Namenmerken: „Jede Vokabel wird in der
Lautsprache verbildert, Bilder wer-
den verknüpft." Ein Beispiel: „cubare", Lateinisch für „liegen". Wir
könnten uns eine Kuh auf einer
Bahre liegend vorstellen. „Ein lustiges Bild. Und lustige Bilder prägen
wir uns besser ein", weiß der Experte. Einanderes Beispiel wäre „livre",
Französisch für Buch. „Es hört sich
an wie liefre, liefern auf Schwäbisch. Hier würde ich mir in Gedanken ein Buch liefern lassen."
VERLOSUNG
Wir verlosen Bücher, in denen
Gedächtnistrainer Oliver Geisselhart Anleitungen für clevere
Köpfchen gibt: sechs Mal das
Englischvokabelbuch „Schieb
das Schaf" (MVG-Verlag) und
sechs Mal die Trainingsbücher
„Best of Geisselhart" und „Kopf
oder Zettel?" (beide Gable
Wenn Sie mitmachen wollen,
rufen Sie am heutigen Montag
bei uns an, hinterlassen Ihren
Namen, Anschrift, Telefonnummer und das jeweilige Stichwort:
Für das Englisch-Buch (Stichwort „Englisch") gilt d ie Rufnummer •zr 01378 / 78 76 01
Für die allgemeinen Trainingsbücher (Stichwort „Gedächtnis")
gilt '2 01378 / 78 76 02
0,50f/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunktarif höher. Die
Gewinner werden benachrichtigt, Rechtsweg ausgeschlossen.
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