STADT HAINBURG NÖN Woche 23/2012 Stoßwellen lassen die Nervenzellen wachsen FORSCHUNG / Jüngst veröffentlichte Studie von Dr. Thomas Hausner, Primar am Klinikum, belegt kürzere Regenerationszeit. VON JOSEF RITTLER Verletzungen HAINBURG / Bei des peripheren Nervensystems (das sind jene Nerven, die außerhalb des Schädels und der Wirbelsäule liegen) ist es wichtig, die etwa bei einem Unfall durchtrennten Nervenfasern rasch wieder zusammenwachsen zu lassen. Die Funktionstüchtigkeit einer Hand oder eines Fußes kann so erhalten werden. Dr. Thomas Hausner, Leiter der Chirurgie am Landesklinikum und Forscher am Ludwig Boltzmann-Institut für experimentelle und klinische Traumatologie, gelang es erstmals, im Experiment die Stoßwellentherapie erfolgreich in der Initialbehandlung solcher Verletzungen des peripheren Nervensystems anzuwenden. Die Therapie mit den hoch energetischen Schallwellen wird seit den 1980er Jah- Primarius Dr. Thomas Hausner mit dem Stoßwellenapparat im Hainburger Landesklinikum.Die Stoßwellen, bis jetzt in der Urologie und Orthopädie erfolgreich eingesetzt, sollen nun auch bei der Behandlung von durch einen Unfall verletzten Nerven helfen. FOTO: RITTLER ren mit großem Erfolg unter anderem in der Urologie zur Behandlung von Steinleiden eingesetzt. Die kurzen, hoch energetischen Schallimpulse breiten sich als Stoßwellen aus und versetzen dabei ihre Umwelt in Schwingung. Ein chirurgischer Eingriff bleibt dem Patienten somit erspart. „Unsere experimentellen Studien an Ratten zeigen, dass die Behandlung mit Stoßwellen kurz nach Auftreten der Verletzung in einer signifikant schnelleren funktionalen Wiederherstellung des verletzten Nervenareals resultiert. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe konnten wir in der Gruppe, die mit Stoßwellen behandelt wurde, nach drei Wochen eine deutlich höhere Anzahl myelinisierter Nervenfasern feststellen“, fasst Prim. Dr. Hausner die Resultate der Studie zusammen. Diese lassen vermuten, dass die Stoßwellentherapie eine signifikante Verbesserung der Regeneration zur Folge hat. Univ. Prof. Dr. Heinz Redl, der Leiter des Institutes, bestätigt die Studienergebnisse: „Die erstmalige Anwendung von Stoßwellen zur Nervenregeneration ist ein Meilenstein im Rahmen der Behandlung von Unfallpatienten.“ Thomas Hausner bekräftigt die weitere Forschungsarbeit seines Teams: „Wir sehen in der Stoßwellentherapie eine nicht-invasive Technik mit bereits breitem Einsatzgebiet und hoffen, dieses um die Behandlung von Verletzungen des peripheren Nervensystems erweitern zu können.“ 33 ZUM THEMA Stoßwellen sind hochenergetische Druckwellen, die sich von Schallwellen in Energie, Anstiegs- und Ausbreitungsgeschwindigkeit unterscheiden. Ursprünglich wurden Stoßwellen durch eine elektrische Funkenentladung unter Wasser erzeugt, eine andere Methode ist es, Stoßwellen durch die Umkehrung des Piezoelektrischen Effektes (das Auftreten einer elektrischen Spannung an Festkörpern, wenn sie elastisch verformt werden) zu erzeugen: Beim Anlegen eines Wechselstroms erzeugen bestimmte Quarzkristalle durch Formveränderungen mechanische Schwingungen. Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist eine nicht-invasive (das heißt, dass bei der Behandlung auf einen chirurgischen Eingriff verzichtet wird) Methode, die in der Medizin bereits seit längerer Zeit in der Therapie von schlecht heilenden Knochenbrüchen, chronischen Wunden oder Nierensteinen zum Einsatz kommt.