Wachsende Zuversicht - Baden-Württembergischer Industrie

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2 2015
Wachsende Zuversicht
IHK-Konjunkturbericht für
Baden-Württemberg
Mai 2015
++ Regere Nachfrage ++ Investitionsneigung nimmt zu ++ Personalaufbau geht weiter ++
Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör kommt ins Rollen (Quelle: Thinkstock)
Prozent geklettert. Sinkende Auftragseingänge melden lediglich zwölf Prozent
der Unternehmen (minus zwei Prozentpunkte).
Investitionsneigung nimmt zu
Die bisherigen Triebfedern der Südwestkonjunktur - das stabile Hoch am Arbeitsmarkt, ein steigender privater Konsum,
rege Bauinvestitionen sowie kräftige Nachfrageimpulse aus dem Ausland - stützen
auch im Frühsommer 2015 den anhaltenden Aufwärtstrend. Hinzu kommt der beständig niedrige Ölpreis, der den privaten
Haushalten zusätzliche finanzielle Spielräume für Anschaffungen lässt und vielen
Unternehmen hilft, ihre Kosten im Griff zu
behalten. Die kräftige Abwertung des Euros
gegenüber dem US-Dollar der letzten Monate hat die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen erhöht, was
ihnen die Eroberung zusätzlicher Marktanteile bzw. die Erwirtschaftung steigender
Umsätze und Gewinne ermöglicht. Diese
günstigen Faktoren überdecken derzeit
weitestgehend anhaltend negative Einflüsse, sei es die ungelöste Staatsfinanzierung Griechenlands, die Ukraine-Krise
sowie die jüngsten die Wirtschaft belastenden Entscheidungen der Bundesregierung - Mindestlohn, Rente mit 63.
Darauf deuten sowohl die auf hohem Niveau nochmals leicht verbesserten Lageurteile der hiesigen Unternehmen, als auch
ihre positiveren Erwartungen hin. Obwohl
es fast jedem zweiten Betrieb bereits gut
geht und nur noch jedes 17. Unternehmen
mit dem Verlauf seiner Geschäfte unzufrieden ist - zu Jahresbeginn war es noch jedes
15. -, wächst die Zuversicht für die kommen den zwölf Monate. Der Anteil der Optimisten ist seit Jahresbeginn um fünf Prozent-
punkte auf 33 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der Pessimisten von zwölf
auf neun Prozent zurückgegangen. Das
zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der
baden-württembergischen IHKs, an der sich
knapp 3.600 Unternehmen aus allen Branchen, Größenklassen und Landesteilen beteiligt haben.
Nachfragebelebung hebt die Stimmung
Das positive (welt-)wirtschaftliche Umfeld
trägt zu einer positiven Grundstimmung
vieler Unternehmen bei, ihre gestiegene
Zuversicht stützt sich jedoch vor allem auf
die jüngste Belebung der Nachfrage aus
dem In- und Ausland. 35 Prozent der Betriebe profitieren derzeit von einem steigenden Auftragseingang, zu Jahresbeginn
waren dies erst 28 Prozent. Zudem ist die
Zahl der Unternehmen mit rückläufiger
Nachfrage von 18 auf 14 Prozent zurückgegangen. Das Transport- und Verkehrsgewerbe meldet sich füllende Auftragsbücher
sowohl in der Binnen- als auch der grenzüberschreitenden Beförderung.
In der Industrie belebt sich die Nachfrage
aus dem In- und Ausland ebenfalls. Die etwas stärkeren Impulse kommen dabei weiterhin aus dem Ausland, insbesondere aus
den USA sowie Asien. Auch die Exporterwartungen für die Eurozone haben sich
aufgehellt. Als Mittler zwischen herstellenden und abnehmenden Industriebetrieben
profitiert derzeit der Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör in
überdurchschnittlichem Maße von dieser
positiven Nachfrageentwicklung: Entsprechend ist der Anteil von Großhändlern mit
steigenden Bestelleingängen von 24 auf 43
Mangelnde Planungssicherheit, sowohl
hinsichtlich der wirtschaftlichen als auch
der politischen Marschrichtung, hat die Investitionspläne der meisten Unternehmen
bislang auf niedrigem Niveau in Schach
gehalten. Der Inlandsinvestitionsindikator,
welcher die Differenz der Anteile von Unternehmen mit steigenden bzw. fallenden
Investitionsbudgets abbildet, verharrte in
den vergangenen eineinhalb Jahren bei 15
Punkten und zeigte damit nur leicht nach
oben. Die gewachsene Zuversicht scheint
diese hartnäckige Investitionszurückhaltung nun langsam zu lösen, die Investitionsneigung ist im Frühsommer auf 22
Punkte gestiegen. Dabei planen sieben von
zehn Unternehmen Ersatzinvestitionen,
39 Prozent der Betriebe wollen angesichts
steigender Arbeitskosten und fehlender
Fachkräfte Rationalisierungsmaßnahmen
umsetzen. Die Realisierung von Innovationen ist für 36 Prozent der Unternehmen
leitendes Motiv.
Die Politik wäre gut beraten, diese positive
Tendenz durch eine investitionsfreundliche
Wirtschaftspolitik zu verstetigen. So könnten finanzpolitische Spielräume, die durch
die historisch niedrigen Zinsen sowie konjunkturell bedingte Mehreinnahmen entstehen, für Infrastrukturinvestitionen
genutzt werden, um die hiesige Standortattraktivität zu erhöhen. Zudem könnte
auch eine mittelstandsfreundliche Erbschaftsteuerreform die Planungssicherheit
für Familienunternehmen erhöhen, die vor
einem Generationswechsel stehen. So
könnte auch deren Investitionsbereitschaft
gestärkt werden. Dies würde ebenfalls dazu
beitragen, dass die Südwestwirtschaft
nicht nur in Boomphasen wie in diesem
oder dem vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum jenseits der zwei Prozent
erreichen kann.
Mai 2015
Industrie: Auftragsplus hebt die Stimmung
Die Nachfrage aus dem In- und Ausland scheint allmählich in Schwung zu kommen. Der Auftragseingangsindikator hat sich mit einem Anstieg auf 22 Punkte seit
Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Kräftige Impulse verspricht sich die Industrie vor allem aus den USA und
Asien, aber auch in der Eurozone sowie im Inland haben
sich die Absatzperspektiven aufgehellt. Folglich ist nicht
nur die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage auf hohem
Niveau leicht gestiegen, auch die Erwartungen an die
kommenden Monate und schließlich auch die Investitionsbereitschaft haben sich spürbar verbessert.
Bau: Der Höhenflug setzt sich fort
Die leichte Nachfragedelle zu Jahresbeginn war nicht
von Dauer. Im öffentlichen Hochbau hat sich der Auftragsschwund spürbar verlangsamt. Der gewerbliche
Hochbau, der private Wohnungsbau sowie der Straßenund Tiefbau melden dagegen schon wieder eine steigende Nachfrage nach ihren Bauleistungen. 98 Prozent
der Betriebe rechnen damit, dass sich der Boom am Bau
fortsetzt, lediglich zwei Prozent befürchten eine Verschlechterung ihrer Geschäfte. Hauptsorge der Branche
bleibt für sechs von zehn Unternehmen die mangelnde
Verfügbarkeit von Fachkräften.
Ertragslage
34,4% gut
53,6% befriedigend
12,0% schlecht
Umsatzerwartung
44,3% steigend
44,6% gleich
11,0% fallend
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
-10
-10
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
Auftragseingang
-20
-30
-40
-50
2009
2010
2011
2012
2013
2014
-30
-40
-50
Handel: Einzelhandel holt auf
28,0% gut
62,2% befriedigend
9,9% schlecht
Erwartete
Produktion
18,4% steigend
73,8% gleich
7,8% fallend
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
Auftragseingang
-20
2015
Ertragslage
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Großhandel mit Maschinen und Ausrüstungen im Aufwind
Steigende Umsätze haben die Zufriedenheit des Einzelhandels mit seiner aktuellen Lage merklich erhöht. Die
Einzelhändler haben damit zum Großhandel aufgeschlossen, dessen Lageeinschätzung aufgrund stagnierender Umsätze nicht mehr ganz so positiv ausfällt wie
noch zu Jahresbeginn. Die Autohändler haben ihre Absatzflaute hinter sich gelassen, aber die Verbesserung
der Marge bleibt eine Herausforderung. Folglich reichen
ihre Lageurteile noch nicht an die der anderen Händler
heran. Die Zahl der Händler, die optimistisch nach vorn
blicken, ist aber in allen Sparten angestiegen.
Die Geschäfte des Großhandels mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör verliefen zwar schon zu Jahresbeginn auf ordentlichem Niveau, scheinen im Frühsommer
aber nochmals kräftig zugelegt zu haben. Steigende Umsätze im In- und Ausland haben die Zahl der Betriebe mit
gut laufenden Geschäften von 43 auf 60 Prozent hochschnellen lassen. Da sich auch die Auftragsbücher im
Maschinengroßhandel weiter füllen, rechnet inzwischen
die Mehrheit der Betriebe mit einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäfte. Zu Jahresbeginn war erst ein gutes
Drittel der Unternehmen optimistisch.
Ertragslage
27,3% gut
59,0% befriedigend
13,7% schlecht
Umsatzerwartung
40,3% steigend
48,7% gleich
10,9% fallend
50
Ertragslage
36,2% gut
54,7% befriedigend
9,1% schlecht
Umsatzerwartung
54,8% steigend
37,3% gleich
7,9% fallend
70
60
40
50
40
30
30
20
20
10
10
0
-10
0
-20
2009
2010
2011
2012
2013
2014
-30
-40
2015
-50
Dienstleistungen: Leicht steigende Zuversicht
Auch wenn der Service seine Lageeinschätzung auf
hohem Niveau minimal nach untern korrigiert hat, geht
es im Frühsommer weiterhin mehr als der Hälfte aller
Unternehmen gut. Bei den kaufmännischen und rechtlichen Beratern gilt das für 62 Prozent, im ITK-Service
sogar für 63 Prozent der Unternehmen. Die große Mehrheit der Dienstleister rechnet damit, dass ihre Geschäfte
auf bisherigem Niveau weiter laufen. Fast ein Drittel der
Betriebe blickt optimistisch nach vorn, nur jeder neunte
Betrieb pessimistisch. Die Investitions- und Beschäftigungsabsichten bleiben aufwärts gerichtet.
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Hotels & Gaststätten: Aufwärtstrend verliert an Schwung
Zwar sind die Übernachtungszahlen und die Umsätze in
der Hotellerie in den vergangenen Monaten weiter gestiegen, jedoch ist die Zahl der Betriebe zurückgegangen,
die davon profitieren. Als Folge fällt das Zufriedenheitsniveau nicht mehr so extrem hoch aus wie zu Jahresbeginn. Die Gastronomen melden dagegen aktuell eine
unverändert gute Situation. Die Zahl der Hoteliers und
Gastronomen, die optimistisch nach vorn blicken, hat
insgesamt leicht zugenommen. Gebremst wird die Stimmungsaufhellung vor allem durch die Sorge um steigende Arbeitskosten und den akuten Fachkräftemangel.
Ertragslage
37,3% gut
53,0% befriedigend
9,7% schlecht
Umsatzerwartung
38,9% steigend
51,5% gleich
9,6% fallend
60
60
50
50
Ertragslage
36,5% gut
51,2% befriedigend
12,3% schlecht
Umsatzerwartung
37,0% steigend
48,3% gleich
14,7% fallend
40
40
30
30
20
20
10
0
10
-10
0
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
-10
-20
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
-20
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
-10
2009
2010
2011
2012
2013
2014
aktuelle Lage
Geschäftserwartung
Beschäftigungserwartung
-20
-30
2015
-40
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
*) Die IHK-Indikatoren werden als Saldo der positiven und negativen Antworten ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 liegen. So bedeutet ein positiver Indikator, dass mehr positive als negative Antworten vorliegen.
Mai 2015
Personalaufbau setzt sich fort
Die Beschäftigung ist in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr zum fünften Mal
in Folge seit der globalen Finanz- und
Weltwirtschaftskrise gestiegen. Zwischen
Dezember 2013 und Dezember 2014 erhöhte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um rund
100.000 auf 4,32 Millionen – ein Zuwachs
von 2,4 Prozent. Baden-Württemberg liegt
damit um 0,3 Prozentpunkte über der gesamtdeutschen Entwicklung.
Von diesen zusätzlichen Fachkräften
entstammen rechnerisch über 96.000 der
stillen Reserve oder sie sind aus anderen
Bundesländern und dem Ausland zugewandert. Da Qualifikationen vieler Arbeitsloser
weniger passgenau zu den betrieblichen
Anforderungen sind, ging die registrierte
Arbeitslosigkeit im Südwesten nur geringfügig zurück.
Die Geschäftserwartungen ausgewählter Branchen
für die kommenden zwölf Monate
Metallherstellung
und -verarbeitung
besser
gleich
schlechter
besser
7,1%
Generell bleibt der Fachkräftemangel ein
großes Problem: Vier von zehn Unternehmen sehen in ihm ein wichtiges Geschäftsrisiko und fürchten Schwierigkeiten nicht
nur bei Neueinstellungen, sondern ebenso
bei der Suche nach Ersatz für ausscheidende Beschäftigte.
58,3%
38,0%
53,4%
Fahrzeugbau
besser
gleich
Elektrotechnik
schlechter
besser
15,8%
gleich
schlechter
9,2%
46,8%
48,1%
42,7%
37,3%
Wirtschaftsnahe
Dienstleistungen
ITK-Dienstleister
besser
schlechter
8,6%
gleich
schlechter
besser
gleich
schlechter
8,7%
44,0%
51,3%
36,3%
55,0%
Transport und
Verkehr
besser
gleich
Personenbezogene
Dienstleistungen
schlechter
4,9%
besser
65,6%
gleich
besser
gleich
63,1%
gleich
schlechter
8,8%
39,9%
26,8%
64,4%
Kreditgewerbe
24,1%
19,9%
Einzelhandel
schlechter
9,4%
besser
schlechter
63,8%
Großhandel
besser
gleich
16,3%
29,5%
50,7%
Baden-Württembergischer
Industrie- und Handelskammertag
Federführung Volkswirtschaft
Philip Reimers
c/o IHK Region Stuttgart
Jägerstraße 30, 70174 Stuttgart
Telefon +49 (0)711 2005-1425
Telefax +49 (0)711 2005-601425
[email protected]
gleich
34,6%
4,8%
Der grundsätzlich positive Beschäftigungstrend dürfte sich auch 2015 weiter fortsetzen, denn die betrieblichen Personalpläne
zeigen für die kommenden zwölf Monate
weiterhin moderat nach oben. 21 Prozent
der Unternehmen sind auf der Suche nach
zusätzlichem Personal, fast zwei Drittel
wollen ihre Belegschaften konstant halten.
Lediglich 13 Prozent der Betriebe planen
eine Verringerung ihres Personalbestandes.
Maschinenbau
schlechter
12,8%
Versicherungsgewerbe
besser
gleich
7,2%
63,5%
schlechter
29,3%
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