01|Überuns scinexx.de-DasWissensmagazin scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung undWissenschaft. DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften, Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit. scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de, natur.deunddamals.de. 02|Inhalt 01 02 ÜBERUNS INHALT 03 REGEN Wolken,Wetter,Wassertropfen 04 IMPRESSUM 03|Regen Wolken,Wetter, Wassertropfen VONANDREASHEITKAMP KaumeinanderesWetterelementistsounbeliebtwiederRegen. SchoneinbewölkterHimmelkannfürschlechteLaunesorgenund niemandfreutsichübernasseKleidungundschlechteSichtbeim Autofahren.DochhatderRegenzuUnrechteinenschlechtenRuf. EINWASSERMOLEKÜLAUFREISEN V er Verdunstung bis zur Wolke Bevor ein Regentropfen die Erde erreicht, hat er bereits eine lange Reise hinter sich. Unser mitteleuropäischer Niederschlag entsteht in der RegelüberdenriesigenWassermassendesAtlantiks,bevor ermitderWestwinddriftdasFestlanderreicht.Durchschnittlichbleibt ein verdunstetes Wassermolekül nur etwa neuneinhalb Tage in der Luft,bevoresalsNiederschlagwiederzurückzurErdefällt.Begleiten wir ein Molekül auf seiner Reise vom Erdboden in die Höhe und zurück. Verdunstung Am Anfang eines jeden Regens steht die Verdunstung von Wasser. HierzuliefertdieSonnedienötigeEnergie.Normalerweisebewegen sich die H2O-Moleküle im Wasser wild durcheinander. Daher ist es flüssig. Doch erst mit der zusätzlichen Sonnenenergie können einzelne Moleküle die Oberflächenspannung des Wassers überwindenundsichbuchstäblich„inLuftauflösen“.DieTropfenim WasserverlierennachundnachanSubstanzundwerdengasförmig: sie verdunsten. Die Moleküle sind nun vollständig in der Luft gelöst, vergleichbarmitZuckerkristallenimWasser.Wissenschaftlichspricht man nun bereits vom Wasserdampf, auch wenn dieserfürunsereAugennicht erkennbar ist. Der sichtbare weiße Wasserdampf aus der Alltagssprache ist streng genommen bereits wieder kondensiert,alsoflüssig. Luftfeuchtigkeit Kondensation und Diese feucht-warme Luftmasse steigt nun mit den aufgesogenen Wolkenbildung©IMSIMasterClips Wassermolekülen wie in einemFahrstuhlnachoben,dawarmeGasegenerellleichtersindals kalte.NunnimmtallerdingsmitderHöhederatmosphärischeDruck auf die Luft ab. Sie kann sich daher ausdehnen und gleichzeitig abkühlen. Dieser so genannte adiabatische Temperaturverlust kann bis zu 1°Celsius pro einhundert Höhenmetern betragen. Ein 20°C warmesLuftpaketdirektüberdemMeerwürdealsotheoretischnach demAufstiegin2.000MeterHöhedieNullgradgrenzeerreichen.Die tatsächliche Temperaturentwicklung hängt allerdings von der Höhe der Luftfeuchtigkeit ab. Denn trockene Luft kühlt fast doppelt so schnell ab wie feuchtgesättigte Luft. Damit das verdunstete Wasser sichnunzuWolkenformierenkann,musseszunächstkondensieren, alsowiederflüssigwerden. Dies geschieht erst, wenn die Luft keine weiteren Wassermoleküle mehr aufnehmen kann, also eine relative Luftfeuchtigkeit von einhundert Prozent aufweist. Die Fähigkeit der Luft, Wasser VonderVerdunstungbiszur Wolke©MMCD aufzunehmen, hängt jedoch sehr stark von ihrer jeweiligen Temperatur ab. Beispielsweise kann ein Kubikmeter Luft bei 20°C über siebzehn Gramm Wasser aufnehmen, bei 0°C hingegen nur noch knapp fünf Gramm. Wenn sich also ein feuchtegesättigtes Luftpaket weiter abkühlt, so muss es seine „überschüssigen“ Wassermoleküle irgendwie„loswerden“:dieKondensation beginnt. Sobald dieser so genannte Taupunkt erreicht ist, lagern sich die bis dahin gasförmigen Wassermoleküle an winzigen Luftverunreinigungen ab und werden wieder flüssig. Eine Wolke entsteht. VOMMOLEKÜLZUMREGENTROPFEN W nentstehung im Detail In den Wolken spielen sich kompliziertereProzesseab,alsesaufdenerstenBlick erscheinen mag. Dabei ist das faszinierendste wohl das Phänomen des „unterkühlten“ Wassers: Denn nochbeiTemperaturenvonunter–40°CelsiuskönnenRegentropfen indenWolkenflüssigbleiben.DochwarumgefriertdasWassernicht schon wie am Erdboden bei 0° Celsius und wieso ist das für die Niederschlagsbildungrelevant? OhneEiskeinRegen Wasser braucht zum Gefrieren eine Art „Geburtshelfer“, die so genannten Gefrierkerne. Diese sind ähnlich wie die Kondensationskerne winzige Partikel aus Staub, Salzkristallen oder sonstigen Verunreinigungen. An der Erdoberfläche wimmelt es nur so von diesen mikroskopisch kleinen Partikeln, in der Luft sind sie allerdings rar gesät. Daher ist es völlig normal, dass in einer Wolke mit lauter „gefrierwilligen“ Wassertröpfen nicht genug Kristallisationskerne vorhanden sind. Das Wasser wird gezwungen, flüssig zu bleiben. Doch diese kleinen Wolkentröpfen sind zu klein undleicht,umdirektalsNiederschlagzurErdezufallen.Siemüssen zunächst gefrieren und anwachsen, um schwer genug zum „Herunterfallen“zuwerden. Je tiefer die Temperatur, also je höher die Luftmassen steigen, desto einfacher wird esfürdieH2O-Moleküle,sich an die Gefrierkerne anzulagern. Sobald sich also in der Höhe die ersten Eiskristalle bilden konnten, wachsendieserasendschnell an. Von nun an „saugt“ das Eis die Feuchtigkeit geradezu aus der Luft auf und lässt gleichzeitig weitere Wolkenbildung©MMCD Wolkentröpfchen verdunsten. Durch diesen Prozess müsste die Wasserdampfsättigung der Luft eigentlich unter 100 Prozent sinken. Doch da H2O prinzipiell die vollständige Sättigung der Luft anstrebt, werden die unterkühlten Wolkentröpfchen zur weiteren Verdunstung gezwungen. Die dabei freigewordenenMolekülelagernsichumgehendandenEiskristallen anundderProzessbeginntvonNeuem.EineEiswolkeentsteht. DieWolkeimKühlschrank Einen vergleichbaren Prozess hat jeder vielleicht schon einmal im heimischenKühlschrankbeobachtet.LegtmaneinfrischesStückBrot hinein,soistesspätestensamnächstenTagknochentrocken.Wasist passiert? Das im Brot enthaltene Wasser verdunstet, bis die Luftfeuchtigkeit im Kühlschrank 100 Prozent erreicht hat. Dieser WasserdampffühltsichnunzumEisfachhingezogenundlagertsich dort ab – die Eiskristalle wachsen und das Brot muss immer mehr Feuchtigkeit abgeben. Dies führt zu den bekannten Folgen, dass einerseits das Brot langsam austrocknet und andererseits das Eisfach immer mal wieder abgetaut werden muss. Im Vergleich mit der Niederschlagsentstehung übernimmt das Wasser im Brot die RollederWolkentröpfchenunddasGefrierfachdiederEiskristalle. Zurück zur Wolke: Denn hier verkleben nun die immer größer werdenden Eiskristalle untereinander und wachsen so zu Schneeflocken oder Graupelkörnern heran. Sobald die Schwerkraft die Stärke der Aufwinde übersteigt, sinken diese aufgrund ihres Eigengewichts zu Boden: es fällt Niederschlag. Generell gilt, dass fast jeder Regentropfen - auch an wärmsten Regen©IMSIMasterClips Sommertagen - in der Höhe zuvor aus Eis bestanden hat. Eine Ausnahme von der Regel bildet lediglich der Nieselregen, der nicht durch die Eisphase in der Wolke entsteht, sondern durch das direkte Zusammenschmelzen von Wolkentröpfchen. Diese so genannte Koagulation ist aber ein sehr mühsamer und langwieriger Prozess, da sich das Tropfenwachstum und die gleichzeitige Verdunstung zumeist die Waage halten. Nur etwa 20 Prozent des mitteleuropäischen Regens entsteht ohne den „Umweg“ über diese Eisphase. Ob der „normale“ Niederschlag aus Schnee und Hagel allerdings auch gefroren am Erdboden ankommt, hängt von der NullgradgrenzeinderLuftab.BeiunsliegtsieimSommerbeietwa 3.000MeternHöhe,imFrühlingbeietwa800MeterundimWinter– theoretisch – bei etwa 1.000 Meter unter dem Erdboden. Vor allem im Sommer kommt es vor, dass der Regen vor dem Aufprall bereits wiederverdunstetistunderneutalsWasserdampfaufsteigt. HamburgerimfreienFall Die meisten Menschen stellen sich Regentropfen wahrscheinlich kugelrundodertränenförmigvor–wieebendieklassischenTropfen aus dem Wasserhahn. Doch weit gefehlt. Lediglich in den Wolken haben sie eine annähernd kugelrunde Form. Bei ihrer Reise zur Erdoberfläche sind sie durch ihre Geschwindigkeit einem so starken Luftwiderstandausgesetzt,dasssieuntenstarkabflachen.Wennsie denBodenerreichen,ähnelnsiedaherehereinemHamburgerdenn demKlischeedesWassertropfens. EINEKLEINEREGENKUNDE Üb iesel, Schauer und Dauerregen Landregen, Platzregen, Schauer, Nieseln oder Wolkenbruch: Regen ist offensichtlich nicht gleich Regen. Das hat jeder schon einmal am eigenen Leib erfahren. Manchmal fällt er im Zeitlupentempo vom Himmel oder die Tropfen prasseln wie kleine Geschosse zu Boden. Er kann kalt oder warm sein,ganzeHängeinsRutschenbringenoderauchdieKleidungvöllig unbemerkt einnässen. Prinzipiell bestimmen die Größe der Tropfen und ihre Fallgeschwindigkeit die „Regensorte“. Letztere wird nicht durch die Höhe beeinflusst, aus der der Regen fällt, sondern durch die Größe und Schwere der Tropfen. Hierbei gilt: je kleiner desto langsamer fallen sie zu Boden. Bei einem „normalen“ Regen erreichen die Tropfen eine Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde und eine Größe von circa zwei Millimetern. Doch Regentropfen können nicht beliebig groß werden. Ihre WachstumsgrenzeliegtphysikalischbeietwafünfMillimetern,dader LuftwiderstandbeimFallenallegrößerenTropfeninkleinerezerreißt. Das ist auch der Grund dafür, warum das Wasser eines Springbrunnens nie als Strahl den Boden berührt, sondern bereits vorherzerfällt. Nieselregen Niesel- oder auch Sprühregen fällt häufig aus Stratuswolken. Diese grauenundtiefhängendenWolkenbestehenausreinemWasserund bildenhäufigeinenebelartigeundeinförmigeSchicht.Sieentstehen entweder an der Warmfront eines Tiefdruckgebiets oder wenn feucht-warmeLuftüberkälterenBodenströmt.HoheGebäudeoder auch Geländeerhebungen können von diesem „Hochnebel“ eingehüllt werden und der hieraus fallende Nieselregen kann oft tagelang andauern. Dabei sind die Regentropfen mit Durchmessern zwischen 0,05 bis 0,25 Millimetern sehr klein und ihre Fallgeschwindigkeit ist mit unter 20 Zentimetern pro Sekunde entsprechend gering. Die Grenze zum Nebel ist fließend und häufig nurmesstechnischunterscheidbar. Landregen DerlanganhaltendeundzumeistgleichmäßigfallendeLandregenist bei uns fast ausschließlich an Nimbostratuswolken gekoppelt. Von unten betrachtet erscheinen diese typischen dunklen Regenwolken alseinekompakteWolkenschichtmitunklarabgegrenzterUnterseite. Allerdings reichen diese ausgedehnten Mischwolken aus Eis und unterkühltem Wasser bis ins oberste Wolkenstockwerk in zehn Kilometern Höhe hinauf. Dadurch haben die Wolkentröpfchen auf ihremWegnachuntenlangegenugZeit,umzumittelgroßenTropfen zwischen 0,5 und 2 Millimetern heranzuwachsen. Der Landregen ist beiunsder„normale“RegenundfälltmiteinerGeschwindigkeitvon maximalfünfMeternproSekunde. Schauer Wer kennt ihn nicht, den Schauer. Maximal 45 Minuten dauert er undreichtdochaus,ummitseinenbiszufünfMillimetergroßenund maximal acht Metern pro Sekunde fallenden Tropfen alles zu durchnässen. Die Niederschlagsintensität kann innerhalb von SekundenwechselnunddasNiederschlagsfeldistregionalbegrenzt. DerauchalsPlatzregenoderWolkenbruchbezeichneteSchauerfällt fast immer aus den mächtig aufragenden Cumulonimbuswolken. Diese imposanten „Quellwolken“ haben häufig die Form eines AmbossundweisendiefürEiswolkentypischefaserigeStrukturauf. Im oberen Stockwerk bestehensieausEiskristallen, im unteren hingegen aus Wassertropfen. Als Dauerregen bezeichnet man einen Niederschlag, der mindestens sechs Stunden anhält und bei einem Starkregen fallen innerhalb einer Stunde mindestens siebzehn Liter auf einen Quadratmeter. Gewitterwolke©NOAA STARKREGENIMANFLUG D chlandsRegen-Zukunft Rhein, Oder, Donau oder Elbe – die Liste der Flüsse mit JahrhunderthochwassernindenletztenzehnJahrenließe sich fast beliebig erweitern. Die Ursache: Starkniederschlägeprasselnimmerintensiverundinimmerkürzeren AbständenaufdieEinzugsgebietederStrömehernieder.Dieriesigen Wassermengen können in der Kürze der Zeit nicht versickern und bringen die Flüsse zum Überlaufen. Als Grund hierfür wird immer wieder die globale Klimaerwärmung angeführt – zu Recht, wie Forscher nun unlängst herausfanden. Denn eine Langzeitstudie des Deutschen Wetterdienstes zeigt für Deutschland einen besorgniserregendenTrend:SowohldieAnzahlderTagemitstarken Niederschlägen als auch die Niederschlagsintensität hat innerhalb der letzten vierzig Jahre stark zugenommen. Besonders im Winterhalbjahr konzentriert sich immer mehr Regen auf immer weniger Tage. Bei diesem so genannten Starkregen prasseln mindestens 25 mm Niederschlag pro Stunde auf den Boden. Im Bundesdurchschnitt haben diese Ereignisse in den letzten Jahrzehntenum20ProzentundinTeilenSüddeutschlandssogarbis zu50Prozentzugenommen.UndeinEndedesTrendsscheintnicht absehbar.AbernichtnurdieStarkregentagenehmenzu.“Insgesamt prägen sich die einzelnen Klimazonen in Deutschland stärker aus”, erklärt Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam (PIK). Als direkte Folge könnte Deutschlandwohlbaldwiederzweigeteiltsein:Indenfeucht-warmen Westen und den eher trockenen Osten. Bereits heute sind die bestehenden Gegensätze groß: Im Windschatten des Harz fallen jährlich nur etwa 400mm Niederschläge, im Westen hingegen doppeltsoviel.DieUrsachefürbeidePhänomenewirdinzwischenin den steigenden globalen Temperaturen gesehen. Denn diese verändern die für Mitteleuropa bestimmende Westwindzirkulation überdemAtlantik.Diese“Hauptlieferantin”unsererTiefdruckgebiete hat sich in den letzten Jahren besonders im Winter verstärkt und bringt immer mehr feuchte Luft nach Deutschland. Denn durch den Temperaturanstieg kann die wärmere atlantische Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die dann bei uns als Starkregen zu Boden fällt. Und was ist mit den sibirischen Kaltlufteinbrüchen, die doch ansonstenimWinterfürkühlesundsonnigesWettersorgen?Deren Einfluss wird immer schwächer, denn die dafür verantwortlichen HochdruckgebietemitvergleichbarstabilerWetterlageverlagernsich stetig weiter nach Osten und können die atlantischen Tiefausläufer nichtmehr„abblocken“.GrundhierfüristimZusammenspielmitder globalenErwärmungdergeringereSchneefall.Denndiewinterlichen Kältehochs können sich besonders gut über geschlossenen Schneedecken entwickeln. Deren hohe Albedo, also ihre Rückstrahlung von Sonnenenergie, sorgt normalerweise dafür, dass sich die Erde nicht allzu schnell erwärmen kann – ein Kältehoch entsteht.Leiderimmerseltener… REGENAUFWELTREISE G leVerteilungderNiederschlägeKönntemanweltweitalle Niederschläge für ein Jahr lang sammeln, so würde die ErdoberflächeungefähreinenMeterhochunterWasser stehen. Doch die Niederschläge sind auf der Erde nicht gleichverteilt.SieunterscheidensichsowohlinihrerMengealsauch in ihrer Häufigkeit. Sowohl die atmosphärische Zirkulation, die Verteilung von Landmassen und Ozeanen sowie die Einstrahlungsenergie der Sonne und die damit verbundene VerdunstungnehmenEinflussaufdieNiederschläge.Vergleichtman die weltweite Niederschlagsverteilung, so zeigt sich ein auffälliges Muster, dass man je nach Breitengrad in Regengürtel und Trockenzonenunterscheidet. DieWasserflächenderMeeresindinderRegelniederschlagsreicher als Landflächen, da hier auch erheblich mehr Wasser durch Verdunstung in die Atmosphäre aufsteigt. An Land ist die Geländeform ein entscheidender Einflussfaktor. Denn häufig fallen auf den windzugewandten Seiten von Gebirgen mehr Niederschläge als auf ihren Leeseiten. Dies ist dadurch zu erklären, dass feuchte Luftmassen an der windzugewandten Seite zum Aufsteigen gezwungen werden und sich dabei abregnen. Auf den West- und NordseitendereuropäischenHoch-und Mittelgebirge fällt daher mehr Regen als aufdenwindabgewandtenHanglagenim SüdenundOsten. DieRegenweltimÜberblick BesondersregenreichistesinderNähe des Äquators. Durch die intensive Sonneneinstrahlung ist hier die Verdunstung weltweit am größten. Entsprechend steigen dort große Luftmassen auf und sorgen für Wolken und Niederschläge. In dieser so genannten innertropischen Konvergenzzone (ITC) kann es pro Jahr über 4.000 Millimeter Niederschläge geben. In Deutschland sind es zum Vergleich um die 800Millimeter. Steigungsregen©MMCD IndenSubtropenimBereichderWendekreiseherrschthingegenein ehertrockenesKlima.HiersinkendieLuftmassenab,erwärmensich dabeiundlösendieWolkenauf,bevorsieabregnenkönnen.Etwa20 Prozent der Erdoberfläche gehören zu diesem so genannten Trockengürtel,indemauchdiegroßenWüstenunsererErdeliegen. Es regnet meist weniger als 25 Millimeter pro Jahr oder auch jahrelang gar nicht. In den gemäßigten Breiten sind die jahreszeitlichen Wechsel besonders ausgeprägt. In Mitteleuropa ist der Sommer deutlich wärmer und niederschlagsreicher als der Winter. Die Niederschläge bilden sich im Sommer durch das AufsteigenderwarmenLuftundfallenzumeistgegenabendausden hohenQuellwolken.ImWinterhingegenziehendieLuftmassenvom Atlantik herüber und regnen sich über dem Landesinneren und an Gebirgen „ab“. Die Polargebiete sind die einstrahlungsärmsten Regionen unserer Erde. Entsprechend gering ist hier auch die Verdunstung und somit die Wolkenbildung. Die mächtigen SchneeundEisdeckeninweitenTeilenvonArktisundAntarktiskonntensich nur durch jahrtausendelange Akkumulation der geringen Niederschlägeansammeln. NiederschlägeundBreitengrad©MMCD VOMREGENINDIETRAUFE B nregeln&Co Kaum ein anderes Vermächtnis unserer Vorfahren führt immer wieder zu solchen Heiterkeitsausbrüchen wie die Bauernregeln. Doch dass die in Versform gefassten Witterungsprognosen bei allem Mangel an Reimverständnis durchaus ihre Berechtigung besitzen, lässt sich inzwischen sogar wissenschaftlich nachweisen. Denn wie der Wissenschaftler Horst Malberg herausfand, haben immerhin zwei von drei Prognosen einenmeteorologischwahrenKern. “Keinerweiß,was´sWetterbringt-nurderBauer,derisschlauer.” Jahrhundertelang war der Mensch den Wetterelementen bedingungslos ausgeliefert. Ein früher Frost konnte die Ernte vernichten, ein Starkregen die Behausung zerstören oder ein Gewitter das Vieh vertreiben - mit katastrophalen Folgen. Kein Wunder also, dass unsere Vorfahren mit ganz besonderer AufmerksamkeitdasWetterundjedeVeränderungrundumHofund Flurbeobachteten.DenneineandereVorhersagealsihreeigenegab es schließlich nicht. Aus heutiger Sicht mögen uns Bauernregeln plumpoderauchkomischvorkommen,fürdieMenschenimEinfluss derNaturgewaltenhattensiehäufigeinelebenswichtigeBedeutung. “Regnet es am Siebenschläfertag, es wohl sieben Wochen regnen mag.” Diese wohl bekannteste Bauernregel bezieht sich auf den 27. Juni und trifft mit bis zu achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit zu. Denn erst zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich, wo in den kommenden Wochen die Hauptzugbahn der atlantischen Tiefdruckgebiete verlaufen wird. Verläuft diese im nördlichen Atlantik, so bleibt Mitteleuropa weitgehend von Schlechtwetterfronten verschont und derSommerwirdwarmundtrocken.VerläuftsieweiterimSüden,so wirdeseherkühlundfeucht. “Abendrot-Gutwetterbot'.Morgenrot-mitRegendroht.” AuchdieseRegeltrifftsehrhäufigzu.DennderroteAbendhimmelim Westen weist auf eine Atmosphäre ohne Störungen und somit auf eine stabile Wetterlage hin. Die Morgendämmerung hingegen färbt diewestlichanrückendenWolkenrotein.EinigeStundenspäterkann danndieWarmfrontmitDauerregenundWindeintreffen. “Siehst Du die Schwalben niedrig fliegen, wirst Du Regenwetter kriegen.” VieleTieregeltenalszuverlässigeWetterbeobachter.Hierzugehören auch die Schwalben, die bei ihrer Nahrungssuche auf Insekten angewiesen sind. Bei Hochdrucklagen, also sonnigem und warmen Wetter, werden diese durch die Thermik nach oben getragen. Entsprechend hoch fliegen daher die Schwalben beim Insektenfang. Umgekehrt verhält es sich, wenn Tiefdruckausläufer die Landschaft durchqueren.EssteigenkaumWarmluftblasenindenHimmelauf,so dass sich sowohl Insekten als auch Schwalben in Bodennähe aufhalten. “WennderMondhateinenRing,folgtderRegenallerding”. Wenn sich das Licht von Sonne oder Mond an den Eiskristallen mittelhoherSchichtwolkenbricht,entstehenhäufigdiesogenannten Halo-Erscheinungen. Diese zumeist kreisrunden Lichtbögen zeigen den Übergang vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet an. Denn die für die Halos verantwortlichen Eiskristalle wachsen besonders gut bei gleichmäßigen und lang anhaltenden Aufwinden, wie sie ein sich näherndes Tiefdruckgebietmitsichbringt. Abendrot©IMSIMasterClips Problematisch bei der heutigen Interpretation der Volksweisheiten ist deren häufig enger räumlicher Bezug. Denn eine Bauernregel aus dem Gebirge kann mit Sicherheit nicht auf das Tiefland SonnemitHalo©IMSIMasterClips übertragen werden, Wetterbeobachtungen am Meer fallen anders ausalsimtiefstenBinnenland.UndmancheRegelmagimLaufeder Jahrhunderte auch „verreimt“ worden sein oder durch neuzeitlich KlimaänderungenihreGültigkeitverlorenhaben. VOMNIEDERSCHLAGZURWETTERKARTE W unktioniertdieRegenmessung? Wanneswoundwievielregnenwird,beschäftigtdie Menschheit schon seit Urzeiten. Bereits vor 5.000 Jahren ließen chinesische Herrscher den Regen in Behältern sammeln und messen. Heute ist die Regenmessung eng mit der Wettervorhersage verknüpft. Aus dem bereits gefallenen Niederschlag wird zusammen mit dem aktuellen Wettergeschehen auf die noch zu erwartenden Regenfälle geschlossen. Das Problem: HäufigregnetesaneinemOrtundwenigeKilometerentferntscheint bereits wieder die Sonne. Um diese regionalen Besonderheiten erfassen zu können, gibt es allein in Deutschland mehr als 5.000 Messstationen. Und via Satellit kann die Entwicklung der RegenwolkensogardirektausdemAllbeobachtetwerden. InEchtzeitausdemAll TRMM, GOES oder MSG – so oder ähnlich heißen die Wettersatelliten, die in mehreren hunderten bis tausenden Kilometern Höhe die Erde umkreisen und unserer Wetter genau im Blick haben. Als besondere Spezialität können diese mit einem Regenradar den Feuchtegehalt der Atmosphäre vermessen. Das Radar sendet hierzu über eine rotierende Antenne elektromagnetische Impulse einer bestimmten Wellenlänge aus. Das Signal wird von den Wassertropfen oder Eiskristallen mehr oder weniger stark reflektiert, das erzeugte Echo wird vom Satelliten aufgefangen und graphisch als Radarbild sichtbar gemacht. Je nach Größe der Niederschlagselemente variiert das zurückgeworfene Signal: Mehrere Zentimeter große Hagelkörner reflektieren am stärksten, der feine Nieselregen hingegen am schwächsten. Setzt man mehrere Radarbilder zu einer Animation zusammen, so lässt sich der Verlauf des bereits gefallenen Niederschlags gut nachvollziehen. Für die Wettervorhersage spielen diese Radarfilme inzwischen eine große Rolle. Doch Vorsicht: Nicht jedes Regenecho auf dem Radarbild bedeutet auch Regen am Boden. Denn genau genommen wird der Niederschlag innerhalb einer Wolke gemessen. Ob und in welcher Form dieser dann den Erdboden erreicht, hängt vorallemvonderLufttemperaturunddenWindverhältnissenab. Ganzgenaugibtesnicht Um über die tatsächlich am Boden ankommenden Niederschläge informiert zu sein, sammelt ein dichtes Messnetz „Regendaten“. Die hierzu nötigen Regenmesser sind weitestgehend standardisiert und sokonstruiert,dassmöglichstwenigMessfehlerauftreten.Aufeiner genormten Fläche von zumeist 200 Quadratzentimetern sammeln die so genannten Pluviometer sämtliche Niederschläge. Dieser eingefangene Regen wird über einen Trichter in ein Messgefäß geleitet und dort gesammelt. Leider gilt diese Methode generell als ungenau, da sich Messfehler durch Verdunstung, hochspritzende Tropfen oder Windturbulenzen an der Auffangöffnung nicht vermeidenlassen.JenachModellwirddieMengedesNiederschlags entwedermanuellabgelesenoderaberdigitalgewogen. Eine Ergänzung zum herkömmlichen Regenmesser ist der Pluviograph. Mit diesem Gerät lässt sich nicht nur die MengesondernauchderzeitlicheAblauf des Niederschlags erfassen. Hierzu wird das eingefangene Wasser auf einer Art Kippwaage gesammelt. Ein elektronischerReglerlöstbeimErreichen des Gewichts von einem Millimeter Niederschlag einen elektrischen Impuls aus und entleert anschließend das Gefäß.DieAnzahlderImpulseinnerhalb Regenmesser©MMCD einer Zeitspanne gibt Aufschluss über dieIntensität,DauerundMengedesRegens.DieseMethodekommt insbesondere bei professionellen Messnetzen zum Einsatz. Gemessen wird die Menge des Niederschlags übrigens in Millimetern. Der jeweilige Wert gibt an, wie hoch theoretisch der gefallene Niederschlag den Erdboden bedecken würde, wenn kein einziger Tropfen abfließen, verdunsten oder versickern würde. Eine Niederschlagshöhe von einem Millimeter entspricht dabei exakt einem Liter Wasser pro Quadratmeter. Fällt Niederschlag in fester Form,sogiltdieWasserhöhedesgeschmolzenenNiederschlagesals Messgröße. VONMACHERN,SAMMLERNUNDSTEINEN S alte Tropfen Den bislang ältesten direkten Hinweis auf RegenfandenGeologenimindischenBundesstaatMadhya Pradesh. Sie entdeckten dort die mindestens 1.600 Millionen Jahre alten versteinerten Abdrücke von Regentropfen.DiekleinenEinschlaglöcherhabeneinenDurchmesser von drei bis fünf Millimetern und befinden sich auf der Oberfläche vonfreigelegtenSandsteinformationen.AusderelliptischenFormder Krater schließen die Wissenschaftler, dass der Niederschlag vertikal oderineinemleichtenWinkelaufdieErdegefallenseinmuss. StädtealsRegenmaschinen Das der Mensch aktiv Einfluss auf das Klima nimmt, ist inzwischen unbestritten.Kaumbekanntjedochist,dassgroßeStädtedieBildung von Niederschlägen begünstigen. Denn die versiegelte Fläche heizt sichschnellerundstärkeraufalsdienatürlicheLandschaft.AlsFolge dieser künstlichen Wärmeinsel steigt die angeheizte Luft über den Metropolen verstärkt nach oben. Durch die Ansammlung vieler HochhäuserwirddieserKamineffektsogarnochverstärkt.Sobalddie Luft an der Stratosphäre abkühlt, kann sie ihre gesammelte Feuchtigkeit nicht mehr halten. Der Wasserdampf kondensiert an denreichhaltigvorhandenenRuß-undStaubteilchenundesregnet. TierischerLuftbrunnen Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich im Laufe der Evolution an das häufig unzureichende Wasserangebot angepasst. Ein wahrer Künstler im Sammeln von Wasserdampf ist zum Beispiel der Schwarzkäfer in der NamibWüste. Zum direkten Niederschlag kommt es in dieser Trockenregion äußerst BewölkungübereinerGroßstadt©NOAA selten. Der Käfer macht sich deshalb den vom Atlantik heranziehenden Nebel zu Nutze. Er reckt hierzu seinen Hinterleib hoch und sammelt mit seinem Körper das kostbare Nass. Denn auf seinem kühlen Rücken kondensiert und verfängtsichdieLuftfeuchtigkeit.AnschließendbrauchtderKäferdie Tropfen nur noch aufzusammeln. In anderen Trockenregionen wie derAtacama-WüstemachtsichsogarderMenschdieseErfahrungzu Nutze. Er stellt riesige Netze auf, an denen sich der Nebel verfängt. Vor allem in Küstenwüsten lässt sich so auch ohne Regen reinstes Trinkwassergewinnen. KraftdesWassers Regen hat je nach Geschwindigkeit und Bodenbeschaffenheit auch eine landschaftsformende Wirkung. Jeder hat sicher schon einmal von der Erde hochspritzende Regentropfen beobachtet. Diese schleuderndurchdieWuchtihresAufprallsfeinsteBodenteilchenbis zu 1,5 Meter nach oben. Die damit verbundene Erosion macht sich nicht nur in einem dreckigen Hosensaum beim Regenspaziergang bemerkbar, sondern bereitet insbesondere der Landwirtschaft immerwiederProbleme. RegenaufBestellung Der Menschheitstraum von der Beeinflussung des Wetters ist zumindest in Teilen bereits in Erfüllung gegangen. Denn bereits seit fünfzig Jahren müssen sich moderne Regenmacher nicht mehr nur auf Regentänze verlassen, sondern bringenWolkenkünstlichzumAbregnen. Allein in den USA gibt es über fünfzehn “Einschlag”eines Firmen,dieRegenaufBestellungliefern. Regentropfens©USDA Die Idee dahinter ist eigentlich einfach: Für den Regen sind neben genügend Feuchtigkeit und Kälte vor allem Gefrierkerne nötig. Wenn nun die eigentlich noch nicht regenfähigen Wolken zusätzlich mit künstlichen Partikeln „geimpft“ werden, kann der Wasserdampf schneller kondensieren und zu genügendgroßenTropfenheranwachsen.Esregnet. REGENREKORDE H stederExtremereignisse Welches war das nasseste oder das trockenste Jahr in Deutschland? Und wo fiel bislang der meiste Regen innerhalb kürzester Zeit? Hier finden Sie einige Antworten und Rekorde. Zur Orientierung: Der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt in Deutschland rein rechnerisch 770 mm. Dies entspricht einer Wassersäule von 77 Zentimetern auf jedemQuadratmeterdesLandes. Deutschland Regenreichstes Jahr 1981 mit durchschnittlich 996 mmTrockenstes Jahr1959mitdurchschnittlich552mmHöchsteNiederschlagsmenge innerhalbkürzesterZeit126mminnurachtMinuten,gemessenam 25.05.1920 in FüssenHöchster Niederschlag innerhalb von 24 Stunden312mminZinnwaldimErzgebirgeam12.08.2002Höchster monatlicher Niederschlag 777 mm in Lindau/Bodensee im Mai 1933Höchster jährlicher Niederschlag 3.503 mm in Balderschwang/Allgäu 1970Geringster jährlicher Niederschlag 242 mm in Straußberg/Thüringen 1911Längste Andauer von Nebel (Sichtweite unter einem Kilometer) 10 Tage und 2 Stunden im Mai 1996 in Neuhaus/Thüringer WaldMaximale Nebeltage innerhalb einesJahres330TageaufdemBrocken/Harz1958 Weltweit Höchster Niederschlag innerhalb von 24 Stunden 1.870 mm auf Réunion am 15.03.1952Grösste jährliche Niederschlagsmenge 26.461 mm in Cherrapunji / Indien vom 01.08.1860 bis 31.07.1861MeisteRegentagenproJahr335aufMountWai´ale´ale/ Hawai(Quelle:DeutscherWetterdienst) 04|Impressum scinexx.de-DasWissensmagazin MMCDNEWMEDIAGmbH Elisabethstraße42 40217Düsseldorf Tel.0211-94217222 Fax03212-1262505 www.mmcd.de [email protected] Geschäftsführer:HaraldFrater,[email protected] Chefredakteurin:NadjaPodbregar,[email protected] Handelsregister: Düsseldorf,HRB56568;USt.-ID.:DE254927844; FinanzamtDüsseldorf-Mitte Konzeption/Programmierung YOUPUBLISHGmbH Werastrasse84 70190Stuttgart M:info(at)you-publish.com Geschäftsführer:AndreasDollmayer ©2016byKonradinMedienGmbH,Leinfelden-Echterdingen