AKTION „GESUNDE GEMEINDE“ Ein gesundes Oberösterreich ist unser Ziel! Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Landessanitätsdirektion 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, Tel. (0732) 7720-14363 Fax (0732) 7720-214396, E-Mail: [email protected] RHEUMATISCHE ERKRANUNGEN Rheuma ist ein Sammelbegriff für entzündliche und degenerative Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, wovon Muskel, Sehnen, Wirbelsäule, Weichteile, Knochen oder Gelenke betroffen sein können. Rheumatische Erkrankungen lassen sich in 3 Hauptgruppen einteilen: • Entzündliche rheumatische Erkrankungen (z.B. chronische Polyarthritis), • degenerative rheumatische Erkrankungen (Verschleißkrankheiten an den großen und kleinen Gelenken und an der Wirbelsäule, z.B. Arthrosen), • extraartikulärer Rheumatismus (so genannter Weichteilrheumatismus). Unter degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen und Spondylosen) versteht man einen nicht-entzündlichen Krankheitsprozess am Gelenksknorpel. Die Folgen sind eine Abnutzung und ein Knorpelverschleiß an den Gelenken und der Wirbelsäule. Ausgelöst können diese sein durch Fehl- und Überbelastung, wie z.B. Fettleibigkeit oder Überbeanspruchung durch Arbeit oder Sport, aber auch hormonelle Einflüsse oder vorhergegangene Entzündungen spielen eine große Rolle. Die Symptome sind Schmerzen in den betroffenen Gelenken, den Knochen, der Wirbelsäule und der Muskulatur. Diese führen teilweise zur Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule und der Gelenke. WIE ENTSTEHEN RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN? Die Ursache und Entstehung dieser Erkrankungen sind sehr unterschiedlich, vielfach auch noch ungeklärt. Durch eine genetische Veranlagung werden rheumatische Erkrankungen jedoch begünstigt und gemeinsam mit unserem Ernährungsverhalten der Krankheitsverlauf wesentlich beeinflusst. Entzündungsfördernde Eicosanoide werden aus der Arachidonsäure - einer Fettsäure Œ gebildet, die nur im tierischen Organismus entsteht. Das Ausmaß der Entzündung wird durch die zur Verfügung stehende Menge an Arachidonsäure maßgeblich bestimmt, deshalb führt eine vegetarische Ernährung zu einer Verminderung des Entzündungsprozesses. Bestimmte Nährstoffe können eine Gelenksentzündung auslösen, verstärken oder hemmen. Mit einer lacto-vegetabilen* Ernährung kann das Krankheitsgeschehen positiv beeinflusst werden. Neben mehrfach ungesättigten Fettsäuren, z. B. Linolsäure in Raps- oder Sonnenblumenöl und Antioxidantien, welche direkt auf die Bildung der Eicosanoide und damit auch auf die Entzündung wirken, ist eine vollwertige Ernährung von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist weiters präventiv einer Osteoporose vorzubeugen, die in späteren Krankheitsstadien das Ausmaß der Behinderung wesentlich mitbestimmt. ERNÄHRUNG BEI RHEUMA Durch eine geeignete Ernährung können laut wissenschaftlichen Studien die Beschwerden bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gelindert und Medikamente reduziert werden. Die Basis beim Essen bildet eine Kost, die arm an Arachidonsäure und reich an Omega-3-Fettsäuren bzw. Linolsäure ist, um die entzündlichen Prozesse abzuschwächen. Die Ernährungsempfehlungen bei Rheuma sind keine Diät im herkömmlichen Sinn, da sich die Empfehlungen an einer abwechslungsreichen Kost mit Schwerpunkt auf pflanzlichen Lebensmitteln (lacto-vegetabil*) - also *reich an Gemüse, Obst, Getreideprodukte und zweimal pro Woche Seefisch Œ orientiert. Auch Milchprodukte und Käse, bevorzugt die fettarme Variante, sollten nicht zu kurz kommen und zweimal täglich im Speiseplan enthalten sein. Mageres Fleisch wird maximal zweimal pro Woche (8 - 10 dag) empfohlen. • Arachidonsäure-reiche Lebensmittel, auf die weitgehend verzichtet werden soll, da sie Krankheitsbeschwerden ungünstig beeinflussen Œ sind tierische Lebensmittel bzw. Produkte und tierische Fette beispielsweise Schweineschmalz, Fleisch- und Wurst(produkte), Innereien, Eigelb. • Omega-3-Fettsäure-reiche Lebensmittel, die die Bildung von Arachidon- säure hemmen Œ Linolensäure-hältige Lebensmittel wie Leinöl, Rapsöl, Sojaöl, Walnussöl, Vitamin E-reiche Streichfette und Walnüsse. Der tägliche Bedarf kann mit 1 - 2 Esslöffel hochwertigem pflanzlichem Öl und 1 Esslöffel einer linolsäurereichen Pflanzenmargarine gedeckt werden. Auch Fische wie Makrelen, Thunfisch, Hering, Heilbutt, Lachs und Forelle enthalten im Fett Omega-3-Fettsäuren. Empfohlen wird weiters: 1. Falls Übergewicht vorliegt, unbedingt das Körpergewicht reduzieren – auf ein dem Alter entsprechendes, individuelles Wohlfühlgewicht. 2. Bei Übergewicht führt ein kurzzeitiges Fasten, unter fachlicher Betreuung, zur Linderung der Beschwerden. Im Anschluss sollte auf eine lacto-vegetabile Kost umgestiegen werden. Bei erneutem Umstieg auf die übliche Kost mit viel Fleisch, Wurst und Produkten tierischer Herkunft treten die Beschwerden wieder wie vor der Kostumstellung auf. 3. Um einer Osteoporose, die regelmäßig im Krankheitsverlauf auftritt, entgegen zu wirken, ist eine ausreichende Kalziumzufuhr (1 g/Tag) sowie ausreichende Bewegung im Freien für die VitaminD-Bildung durch Sonnenlicht empfohlen. Die besten Kalziumquellen sind fettarme Milch(produkte). Weiters erwähnenswert als pflanzliche Kalziumquellen sind Kohlgemüse, Broccoli, Kohlrabi, Lauch, Fenchel, Sellerie, Löwenzahn, Sesam, Tofu, Mandeln, Haselnüsse, Brombeeren, Himbeeren, Orangen, Mandarinen, Kiwi, Amaranth, Petersilie, Schnittlauch, kalziumangereicherte Fruchtsäfte und Mineralwässer (ab 150 mg/l). Faustregel für 1g Kalzium pro Tag: ¼ l fettarme Milch oder Buttermilch oder Joghurt 5 dag fettarmen Käse (ca. 2 - 4 Scheiben) 1 Portion Broccoli (ca. 20 dag) 1 Orange oder 2 Kiwis In 100 ml Milch oder Joghurt sind gleich viel Kalzium enthalten wie in 30 g Weichkäse oder 15 g Hartkäse. Vitamin D fördert den Kalziumeinbau in die Knochen und ist reichlich in Fisch, Käse, Eidottern, Fleisch und Pilzen enthalten. 4. Der reichliche Konsum von Gemüse und Obst, um antioxidativ wirksame Vitamine zuzuführen, kann die Bildung Entzündungsauslösender Substanzen hemmen. Eine zusätzliche Einnahme an antioxidativen Vitaminen (beispielsweise Vitamin E, C, Betacarotin) und Spurenelementen (Selen, Eisen, Kupfer, Zink) in Pillen- oder Kapselform, die positive Effekte bei Rheumaerkrankungen zeigen, sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Vitamin E-reiche pflanzliche Quellen sind: Keimöle, Vollkorn(produkte), Weizenkeime, Nüsse, grünes Gemüse, Sonnenblumenkerne. Vitamin C-reich: frische Kräuter, schwarze Johannisbeeren, Sanddorn, Zitrusfrüchte, Paprika, Erdbeeren, Kiwis, Kohlgemüse, Kren, Spinat. ß-Carotinreich sind: Karotten, Spinat, Pilze, Marillen, Grünkohl, Tomaten. Selen-reich sind: Fisch, Getreide, Hülsenfrüchte. Eisen-reich sind: Schwarzwurzel, Bohnen, Erbsen, Spinat, Salat. Auch die Einnahme von Fischölkapseln (reich an Omega-3-Fettsäuren) ohne Rücksprache mit dem Arzt ist nicht empfohlen. 5. Regelmäßige Gelenkschonende Bewegung z.B. Schwimmen, Rad fahren, (Nordic) Walking, Aquagymnastik, (Schnee)wandern. All diese Maßnahmen können Krankheitsbeschwerden lindern und eine Therapie unterstützen, sind aber keinesfalls ein Ersatz für eine notwendige medikamentöse Behandlung. *Richtlinien für eine vorwiegend laktovegetabile Kost • • • • • • Maximal zweimal pro Woche Fleisch. Keine Innereien (Hirn, Leber(wurst), Blutwurst, Niere). Meiden von Wurstwaren. Maximal zweimal pro Woche Eidotter - eventueller Einsatz von Ei-Ersatz. Vermehrter Einsatz von Sojaprodukten, da diese ein hochwertiges pflanzliches Eiweiß und keine Arachidonsäure enthalten, reich an Linol- und Linolensäure und ein wichtiger Vitamin E-Lieferant sind. Milch und Milchprodukte sind von großer Bedeutung, da sie einerseits zur Osteoporoseprophylaxe beitragen und andererseits in fettreduzierter Form kaum bzw. keine Arachidonsäure enthalten.