ROTE LISTE IUCN The World Conservation Union BEDROHTE TIERART Sericum diminus beccus longus Halbseidener Langschnabler Bec-en-long du mi-soie Becco a lungo di seta metà Semi-silky longbeak Verwandtschaft: langschnablige Prinzenpinguine, keinflüglige Wassertukane Lebensraum: Steppe, Tropen, Pampa Lebensweise: tag- und nachtaktiv, bodenlebend Futter: Reisgras, Honigmelonen, fermentierte Früchte, Ameisenbärenkot Gesamtlänge: 10 bis 15 cm Gewicht: 1200-1500g Legesaison: Ganzjährlich Brutdauer: 3 Jahre Brütende Tiere: Männchen Geschlechtsreife: 6 Jahre Fortpflanzung: das Männchen legt die Eier Lebenserwartung: 25-30 Jahre Verbreitung: Aserbaidschan, Belize Der halbseidene Langschnabler ist Einzelgänger und tritt nur für die Fortpflanzung in Kontakt mit anderen Artgenossen. Beim Paarungsakt hetzt das Weibchen dem Männchen so lange hinterher, bis jenes vor Erschöpfung zusammenfällt. Der eigentliche Geschlechtsakt ist unspektakulär. Das Männchen legt die Eier und brütet sie aus. Durch die hochfrequenten Lautäusserungen und den fluoreszierenden Kopfschmuck sind halbseidene Langschnabler im Dunkeln ortbar. Sie haben einen buschigen Schwanzfächer, mit dem sie weit springen können und störende Mücken fernhalten. Verängstigte Tiere stossen einen nach Erbrochenem riechenden Duft aus. ROTE LISTE IUCN The World Conservation Union BEDROHTE TIERART Christoph Gerber, Mario Hipleh, Martina Regli Handout: der Langschnabler Z-Modul: Cultural Hacking Johannes M. Hedinger, Adrian Heuberger ZHdK 2010 Wir hacken den Zoo und seine Besucher, in dem wir ein Fantasietier erfinden, den Halbseidenen Langschnabler. Der Mensch verlässt sich hierzulande auf die Infotafeln. Wenns auf einer professionell aussehenden Tafel steht, muss der Inhalt stimmen. Die knapp gehaltenen Informationstafeln vermitteln einen Überblick über das Tier, seinen Lebensraum und sein Verhalten. Dank diesen Tafeln können Eltern ihren wissbegierigen Kindern alle Fragen beantworten. Unser Hack spielt auch auf die natürliche Neugierde an. Immer wieder ertappen wir uns dabei, wie wir vor einem Gehege stehen und das Tier darin nicht finden. Wir kopieren den Stil der Infokästen im Zürcher Zoo und werden den Inhalt durch unsere eigene Illustration und den erfundenen Text austauschen. Zusätzlich werden das Leitsystem und die Übersichtskarte manipuliert. Das Aussengehege des Schuhschnabels (erstaunlicherweise ein real existierendes Tier), welches zur Zeit leer steht ist sehr geeignet. Einerseits mimt Mario den Zoowärter und gibt den Zoobesuchern Auskunft über den halbseidenen Langschnabler, der sich leider gerade versteckt. Andererseits ziehen wir durch gespieltes Interesse eine Publikumsschar herbei. Das professionelle Auftreten garantiert uns ein interessiertes, Fragen stellendes und suchendes Publikum. Wir wollen den Zoo als Institution ansprechen sowie die Zoobesuchenden. Hauptsächlich sind es Familien und Schulen, die an diesem Morgen im Zoo sind. Kinder sind begeisterungsfähig und wollen von den Erwachsenen etwas über die Tiere in Erfahrung bringen. Der Hack ist weder bösartig noch politisch gemeint. Er spielt mit der Leichtgläubigkeit der heutigen Konsumenten, die aufgrund der Informationsflut nicht mehr in der Lage sind, Quellen kritisch zu hinterfragen. Um das Vorgehen und die Reaktion zu dokumentieren, halten wir den Hack mit professioneller Hilfe filmisch fest. Mögliche Erweiterungen des Projekts wären: - eine Notiz an die zwei Gratiszeitungen „Blick am Abend“ und „20minuten“ zu verschicken. (ein Beispiel wurde von uns bereits aufgesetzt) - Wäre es möglich, um ein Fantasietier einen ebenso grossen Hype zu schaffen wie bei „Knut“? Nach unseren Erfahrungen müsste beides möglich sein. ROTE LISTE IUCN The World Conservation Union BEDROHTE TIERART Zusatzblatt zum Handout: der Langschnabler Weiteres Vorgehen in der Theorie: Um die Nachricht durch die Medien einem breiteren Publikum zu unterbreiten, braucht es als ersten Faktor mehr Zeit. Desweiteren würden wir folgende Strategie anwenden: Wir hätten über Mailserver oder Sendmailer einen neuen Account generiert ([email protected]) und über diesen unser Pressecommuniqué bezüglich des neu zugezogenen Tieres verschickt. Als Absender hätten wir die offizielle Zooadresse angegeben und über ZIPDiscount VOIP, Skypeout eine Festnetztelefonnummer generiert. Somit hätte der Journalist für Auskünfte und Zitate direkt auf unseren Computer angerufen, und wir hätten ihm freundlich weiter geholfen. NOTIZEN ZUM PRESSE-APÉRO VOM 19. FEBRUAR 2010 Einzigartig und blitzschnell – der halbseidene Langschnabler Am 18. Februar 2010 ist der halbseidige Langschnabler "Tunk" im Aussengehege des Nashornhauses eingezogen Halbseidene Langschnabler wurden erst im 2005 vom Forscher Schuhbert Schnabel in Aserbaidschan entdeckt. Seit 2008 steht der halbseidene Langschnabler auf der roten Liste der IUCN (The World Conservation Union) und gilt somit als bedrohte Tierart. Im Laufe der Evolution haben sich seine Flügel zu kleinen Stummeln rückgebildet, was das Fliegen verunmöglicht. Dafür bewegt er sich an Land umso schneller. Durch seine drei Flossen kann der Langschnabler bis zu 60km/h erreichen, womit er knapp hinter dem Strauss (72km/h) auf Rang zwei der weltweit schnellst laufenden Vogelarten liegt. Sein fluoreszierender Kopfschmuck, der lange spitzige Schnabel und der Schwanzfächer machen ihn einzigartig. Sein Pate Stephan Klapproth hat ihn liebevoll auf den Namen „Tunk“ getauft. Buchempfehlung: Auf den Spuren des halbseidenen Langschnablers von Masala Hall Zylinder Verlag, 2008, Berlin Frau Hall hat während zwei Jahren Langschnabler in Aserbaidschan und Belize beobachtet und einen ausführlichen Steckbrief zum Leben der einzigartigen Spezies veröffentlicht. Für weitere Informationen: Dr. Alex Rübel, Direktor Zoo Zürich, Telefon 044 254 25 00 Dr. Robert Zingg, Kurator Zoo Zürich, Telefon 044 254 25 00 [email protected] Texte und Bilder sind elektronisch erhältlich unter www.zoo.ch/medien gefaktes Pressecommuniqué Zoo Zürich