musica viva Spielzeit 2009| 2010 0 9 musica viva 1 0 Inhalt Editorial Dr. Johannes Grotzky Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks Prof. Udo Zimmermann Künstlerischer Leiter der musica viva Essay Johannes Bauer Risiko Freiheit – Vom Hören und Überhören Neuer Musik Programm Spielzeit 2009 |2010 BMW Kompositionspreis der musica viva Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V. musica viva – Eindrücke CD- und DVD-Edition der musica viva musica viva im Hörfunk und Fernsehen Kartenverkauf | Abonnement Nachweise, Impressum Editorial | Dr. Johannes Grotzky Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks Wie die äußerste Speerspitze in vorderster Reihe präsentiert sich die musica viva seit einem guten Jahrzehnt. Das bedeutet viele Uraufführungen, Vergabe von Kompositionsaufträgen an vielversprechende Komponisten, das erfordert das Erspüren neuer Kräfte in Bezug auf Interpreten und interessante Produktionen. – Eine solche Avanciertheit birgt das Abenteuer des Unerprobten, des Neuen und des »Unerhörten« im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Entdeckungen wurden auf diese Weise in den vergangenen zwölf Jahren gemacht. Nicht nur neue Musikerhandschriften wurden offenbar, verschiedenartige Kompositionsstile, neue sowie bisher nicht verwendete Instrumente aus fremden Kulturen und neue Darstellungsformen, auch multimedialen Charakters, führten den Zuhörer aus den fest getretenen Pfaden hinaus in bisher unbekannte Regionen. Die Konzertbesucher zeigen größtes Interesse; sie sind mehr denn je bereit, sich auf neue Klänge einzustellen, sind neugierig auf Hintergrundinformationen und nehmen regen Anteil an der BR-alpha-Sendereihe »musica viva – forum der gegenwartsmusik«, die im Frühjahr bereits ihre 150. Sendung präsentieren konnte. Da bleiben allerdings neben der bloßen Begeisterung für das Neue lebhafte Diskussionen, Dialoge und Auseinandersetzungen zwischen Mitwirkenden, Publikum und Presse manchmal nicht aus und machen einmal mehr deutlich, dass die musica viva im Sinne von »lebendige Musik« ihren Namen zu Recht trägt: Lebendig gestaltet sich der Meinungsaustausch, lebendig ist das Werk, das im Brennpunkt steht. Stellvertretend sei hier die verschobene Uraufführung des musica viva Auftragswerks Halat Hisar (Belagerungszustand) von Dror Feiler genannt, das nun zur Saisoneröffnung auf dem Programm steht und mit der Verarbeitung der Thematik des Nahost-Konflikts zur Völkerverständigung beitragen will. Die Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Werk gehört zum Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Gerade in der musica viva treten die gemeinsamen Aktivitäten der ARD-Rundfunkanstalten deutlich zu Tage. Erst im vergangenen Jahr waren die Orchester des SWR, WDR und SR mit zeitgenössischem Repertoire unter ihren Chefdirigenten zu Gast bei einem musica viva festival und wetteiferten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das sich mit der Ausführung der musica viva-Konzerte seit inzwischen fast 60 Jahren die Pflege der Neuen Musik auf seine Fahnen geschrieben hat. Nun wird es eine weitere interessante Zusammenarbeit geben zwischen der musica viva des Bayerischen Rundfunks, BMW und dem Südwestrundfunk: Der Kompositionspreis der musica viva wird in seiner sechsten Ausschreibung das Experimentalstudio des SWR fest mit einbinden und junge Komponistinnen und Komponisten auffordern, Werke mit Live-Elektronik zu schreiben. – Udo Zimmermann trat nun erstmals seit er die Künstlerische Leitung übernommen hatte, selbst als Komponist in Erscheinung. Die phänomenale Uraufführung seines Violoncello-Konzerts Lieder von einer Insel wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und wird – ebenso wie eine Auswahl des musica viva festivals – in Kürze als CD erscheinen. Die Szene der zeitgenössischen Musik hat sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre gewandelt und weiterentwickelt. Sie ist vielfältiger, reicher und umfassender geworden. Ihre Bewunderer sind nicht mehr einsame Einzelkämpfer, denn Neue Musik kennen und darüber sprechen zu können, gehört zum Postulat des Kultur-Interessierten. Für München hat die musica viva gerade in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag geleistet. Möge der Erfolg ihr weiterhin Recht geben. Dr. Johannes Grotzky Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks »Ein Schritt in die Zukunft« | Udo Zimmermann Künstlerischer Leiter der musica viva Die mit ihrer Gründung 1945 definierten Ziele der musica viva besitzen nach wie vor Gültigkeit: künstlerische Traditionen zu wahren und gleichzeitig ein Bewusstsein für neue Formen zu schaffen. Diese Aufgabe ist heute dringlicher denn je. Die Gründe sind offensichtlich: Unser Raum- und Zeitgefühl muss sich immer mehr auf virtuelle Wirklichkeiten einstellen. Märkte und Arbeitsformen werden offener, aber auch weniger verlässlich. Menschen werden in erster Linie zu Konsumenten ausgebildet. Und wo Orientierungen weg brechen, zeigt sich ein Hang zur Rückkehr zu vermeintlich sicheren Werten und Ordnungen, zu neuem Konservatismus. Hier ist es Aufgabe der musica viva zu zeigen, dass die ästhetische Kraft der Künste lebensweltliche Relevanz besitzt und eine Schärfung des geschichtlichen Blicks gerade nicht mit einem Festhalten an engen Identitätsbegriffen einhergeht. Sie tut dies einerseits durch Vorträge, Kolloquien und Gesprächsrunden, auch mit der BR-alpha-Sendereihe »musica viva – forum der gegenwartsmusik«, die in Gesprächen mit Komponisten, Dirigenten und Solisten das ganze Spektrum zeitgenössischen Musikschaffens abbildet, und ermöglicht so eine Reflexion auf theoretischer Ebene. Vor allem aber tut sie dies durch die Förderung neuer Werke. In der kommenden Saison stehen zahlreiche Werke ganz junger Komponisten auf dem Programm; drei von ihnen sind ehemalige Preisträger des BMW Kompositionspreises der musica viva. Die junge Generation fasst allmählich Fuß und verweist durch neue Interpretationsweisen, Formate und Ideen in die Zukunft. Nicht zuletzt ist die musica viva seit etwa einem Jahr um die kleine Konzertreihe »Punkt 7« reicher. Sie dient vor allem intimen musikalischen Ausdrucksformen und wird durch Solisten des Symphonieorchesters ausgeführt, die in besonderer Weise der Neuen Musik verbunden sind. Allen voran interessiert uns die Frage nach dem Zeitgenössischen. Im Sinne von Neugier auf das Unerprobte oder auf die Wiederentdeckung von Vergessenem ist die zeitgenössische Zeugenschaft für die musica viva von geradezu elementarer Bedeutung. Doch was ist zeitgenössisch? Es sind die Künste selbst, die hierauf Antwort geben. Zeitgenössisch ist, was uns hier und heute existenziell berührt. Was unsere mehr oder weniger enge Beziehung zur Gesellschaft, ich meine Gemeinschaft im umfassenden Sinne, und unseren Anspruch auf ein sinnerfülltes Leben spüren lässt. Kunst ist zeitgenössisch, wenn sie infrage stellt, wovon wir überzeugt sind, wenn sie offenbart, was wir übersehen, und wenn sie sehen und hören lehrt. Ein sprechendes Beispiel hierfür ist das Sonderkonzert in der Muffathalle mit Quixote oder die Porzellanlanze von Helmut Oehring, der sein Werk mit dem Untertitel RequiemImproPunkFilmTanzElektroTheaterPolitMusik versehen hat und auf unterschiedlichste, neu kombinierte Mittel in der Darstellung zurückgreift: Szene, Tanz, Musik, Schauspiel, Film, Technik. Immer wieder sind wir aufgefordert, uns die Frage zu stellen: Was ist neu an der Neuen Musik? Das umso mehr, als in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Mannigfaltigkeit künstlerischer Ansätze immer stärker gewachsen ist und aus der Menge der Angebote das wahrhaft Innovative herausgefunden werden muss. Dies zu fördern ist ureigenste Sache der musica viva. Aber auch der Rückblick auf die Vergangenheit bedarf einer Neusicht. Als Erben einer Jahrtausende alten Geschichte der Töne müssen wir mit vielen Erbschaften umgehen. Auf dieser Basis wird sich vermutlich vieles an Hörkommunikation und Rezeptionsverständnis relativieren. Vor diesem Hintergrund versteht sich die musica viva als ein Podium, das Impulse aufnimmt und abgibt, als Freiraum, wo Neuorientierung möglich und Nichtanpassung gefordert ist. Die Vielfältigkeit der zahlreichen Kompositionsaufträge in der kommenden Saison, die höchst unterschiedlichen Musikerhandschriften verweisen darauf. Kunst als Mehrdeutigkeit (im Sinne von Nichtbeliebigkeit) ist der Widerspruch des Geistes gegen den Pragmatismus und setzt festgefahrenen Strukturen die Begegnung autonomen Handelns entgegen. Die Arbeit der musica viva hat in den letzten Jahren zunehmend experimentellen Charakter erhalten, was sich auch und vor allem in den Programmen der Studiokonzerte widerspiegelt. Am Ende des vergangenen Jahrhunderts und im Suchen nach Abenteuern für ein neues Jahrtausend müssen wir unterwegs bleiben, gerade auch im Experimentieren mit uns selbst. Unsere moderne Zivilisation eröffnet technische Möglichkeiten, von denen das rationale Denken am Beginn des Jahrhunderts noch kaum eine Vorstellung hat, nahezu alle Bereiche des Daseins wurden zum Feld menschlicher Gestaltung. Wenn wir also in diesen Tagen einen Kooperationsvertrag mit dem Experimentalstudio des SWR vereinbaren, so ist das nur folgerichtig an einer Schnittstelle zwischen Musik und Technik. Und wenn wir eine solche Initiative gemeinsam mit dem BMW Kompositionspreis der musica viva, also vor allem mit der jungen Generation realisieren, so ist dies in mehrfacher Hinsicht ein Schritt in die Zukunft. Prof. Udo Zimmermann Künstlerischer Leiter der musica viva Chronologische Übersicht Spielzeit 2009 | 2010 02–okt : Herkulessaal der Residenz 1–te musica viva Veranstaltung [Abonnement] Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung Roland Kluttig 27–okt : Carl-Orff-Saal | Gasteig 2–te musica viva Veranstaltung Kairos Quartett 19– jan : Carl-Orff-Saal | Gasteig 3–te musica viva Veranstaltung Neue Vocalsolisten Stuttgart 05–feb : Herkulessaal der Residenz 4–te musica viva Veranstaltung [Abonnement] Experimentalstudio des SWR Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung Peter Rundel 22–feb : Museum Villa Stuck 5–te musica viva Veranstaltung »Punkt 7« Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks 17–mar: Muffathalle 6–te musica viva Veranstaltung 23–apr : Herkulessaal der Residenz 7–te musica viva Veranstaltung [Abonnement] Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung Emilio Pomárico 04–jun : Herkulessaal der Residenz 8–te musica viva Veranstaltung [Abonnement] Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung Johannes Kalitzke 23–jun : Carl-Orff-Saal | Gasteig 9–te musica viva Veranstaltung 09–jul : Herkulessaal der Residenz 10–te musica viva Veranstaltung [Abonnement] Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung Lothar Zagrosek Es ist ein einförmiges Ding um das Menschengeschlecht. Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden. Goethe: Die Leiden des jungen Werther Johannes Bauer Risiko Freiheit Vom Hören und Überhören Neuer Musik An Festivals Neuer Musik besteht wahrlich kein Mangel. Dennoch beschränkt sich die Präsenz zeitgenössischen Komponierens überwiegend auf eine Szene von Insidern. Abgesehen davon, dass der Bereich der Kultur zunehmend als Dienstleistungssektor für Zerstreuung und Unterhaltung verstanden wird, abgesehen auch davon, dass die Musik der Gegenwart anders als die moderne Malerei nicht als finanzielle Anlage taugt: Ein Grund für das Ghetto-Dasein Neuer Musik liegt sicherlich darin, dass sie von zu viel Tradition blockiert wird. Wer glaubt, Stockhausens Gruppen nach ähnlichen, gar den gleichen Kriterien hören zu können, hören zu müssen wie eine Beethoven-Symphonie, wird unvermeidlich scheitern. Neue Musik verlangt andere, nicht selten freiere Hörweisen als das sogenannte klassische Œuvre. Sind wir indes noch zu diesen freieren Hörweisen fähig – willensdominiert und effizienztrainiert wie wir sind? Warum sollte die tägliche Praxis der inneren und äußeren Kampfkünste vor unseren Ohren haltmachen? Ist das Neue der Neuen Musik dem Rationellen unserer Ratio unter der Rüstung des griechisch-christlichen Erbes überhaupt noch erfahrbar? Und was heißt eigentlich Neue Musik ? Entgegen kursierenden Klischees ist Neue Musik keineswegs mehr am Ausdruck des Entsetzens zu messen. Sie steht längst nicht mehr apokalyptisch gepanzert und unerbittlich in Waffen. Ihre Geschichte von einer Musik im Zeichen der Katastrophen des 20. Jahrhunderts hin zu einer Musik der Verwandlung von Klage und Anklage in subtilere Formen des Engagements hat auch die ästhetische Vielfalt erweitert. Der Formenkreis zeitgenössischen Komponierens kennt ebenso das Schwere und Leichte, das Athletische und Schwebende wie das Geschlossene und Offene und dazwischen Nuancen die Fülle. Im ununterbrochenen Versuch mit sich selbst erzeugt die Musik der Gegenwart ein Spektrum der Mannigfaltigkeit als Abschied vom Prinzipiellen. Vielleicht ließe sich ihr gemeinsamer Nenner darin finden, dass sie – ähnlich wie die Naturwissenschaft ihrer Epoche – für die Sphäre des Unkalkulierbaren und Unwägbaren sensibilisiert. Während Beethovens Musik eine unentwegte detektivische Detail-Entschlüsselung fordert, die die motivische, harmonische und rhythmische Sprache seiner Kompositionen auf ihren musikalisch-philosophischen Gehalt hin durchzuhören sucht, lockert Neue Musik als eine Kunst der Mikrobereiche, der Klangdichten und variablen Formen mit der Sprachlogik des Werkorganismus auch die Kontroll- und Identifizierungsgebote des Hörens. Dennoch überwiegen trotz solcher Lizenzen die Zumutungen zeitgenössischer Kompositionen an das breite Publikum. Zu leicht lässt sich vom Stand des Etablierten her Freiheit als Willkür und Ungebundenheit als Anarchie erfahren. * * * Musik ist Gefühl! Gilt dieser konsumfreundliche Glaubenssatz nicht zu Recht? Ist Musik nicht ihrer Natur nach die Kunst der Leidenschaften? Dennoch stößt dieses Dogma selbst im dur- moll-tonalen Kosmos schnell an seine Grenzen. Gewannen Gefühle als Gefühle doch erst an Bedeutung, als die technisch-rationale Weltbemeisterung zunahm, um sich schließlich – massenmedial potenziert – als pures Gefühl von dem zu trennen, was einst von Verstand und Vernunft nicht zu trennen war. Erst jetzt konnten Melodie und Melodisches als grandiose Affektverstärker und Ich-Multiplikatoren einer naturhaft unveränderlichen Musik gehört werden. Mag sich unsere Kultur auch kaum noch einen Klang ohne nachhaltige Reiz- und Empfindungsresonanz vorstellen: Die Melismen des Hochmittelalters oder die Prosamelodik der Renaissance-Polyphonie haben mit den melodischen Bögen etwa des 19. Jahrhunderts, deren Steigen und Fallen sich ich-rhetorisch aufladen, so gut wie nichts zu tun. Handelt es sich im Fall der Neuen Musik folglich doch nicht um jene Singularität, als die sie gemeinhin abgewehrt wird, um jenen Sündenfall der Musikgeschichte also, der uns unerbittlich aus dem Paradies des sinnlichen Wohlklangs vertreibt? Ungeachtet solcher Geschichtsverweise gilt Neue Musik weiterhin als extrem gefühlsabstinent. Und dies trotz der Umbauprozesse, die auf der Großbaustelle der Musik zum Alltag gehören und das Ohr schulen können, vermeintliche musikalische Naturgegebenheiten historisch zu konkretisieren. Zudem wird vergessen, dass es der Musik der Gegenwart nicht um eine Herabsetzung des Gefühls geht, wohl aber darum, was die emotionalen Massagen der Märkte und Medien aus ihm gemacht haben. Musik, die mehr sein will als eine Möblierung von Stimmungsnischen, reagiert auf eine mittlerweile globale Wohlfühlkultur und damit auf einen Kult des Gefühls, der Sinne und Verstand restaurativ beschränkt. Deshalb verabschiedet sich heutiges Komponieren von jenen Spiegelwänden, die Ich und Selbst seit gut dreihundert Jahren ihrer eigenen Bestätigung und Idealisierung wegen aufgezogen hatten. Während sich gängige Rezeptionsmuster tonal immunisieren und an hohen Wiedererkennungswerten ausrichten, beharrt Neue Musik auf einer Entwöhnung vom Gewohnten. Für sie harmoniert die melodische Droge nur zu gut mit einer Routine der Betäubung, in der sich das Ich an die Stimulationsmaschine Musik anschließt, um die Bürde des Daseins einen Moment lang zu verdrängen. Wie im Märchen Vom Hasen und vom Igel ist das monadenhafte Igel-Ich immer schon zur Stelle, um jeden Klang blitzschnell nach dem Maß von Lust und Unlust zu sondern und jeder Erschütterung des Status quo auszuweichen, die die Autosuggestion des Hör- und Gefühlsrecyclings sabotieren könnte. Das Verlangen, von Musik getragen zu werden, ist groß und macht süchtig. Selbst wenn Musik Irritationen komponiert (und kennt nicht auch die tonale Tradition solche Irritationen in zahllosen Varianten?), selbst dann sollte Musik unseren Vorstellungen zufolge niemals die Verbürgtheit ihres Sprachgrunds aufkündigen. Wie also sollten Kompositionen ohne solche Sicherheitsgarantien ein Hören verlocken, das orten und ordnen will, um nur ja nicht im Ungewissen zu stranden? So absurd es mithin wäre, auf reinen, historisch ungebrochenen Gefühlen zu insistieren, so absurd wäre es, gegenwärtig nur noch von marktkonformen Emotionen zu sprechen. Schmerz, Wut, Verzweiflung, Trauer wurden bislang – um in der dunklen Zone der Affekte zu bleiben – immer noch nicht wegsediert, mag die pharmakologische Steuerung auch daran arbeiten, der Forderung nach Aktivität und Leistung mit einer raschen Beseitigung psychischer Dysfunktionalität nachzukommen. Nichts also gegen den ästhetischen Zaubersog der Passionen und des Passionato, aber alles gegen seine Ausschließlichkeit. Verschanzt sich doch hinter dieser Ausschließlichkeit der Anspruch eines zeitlos überspannten Ich-Regi- ments: Musik muss ein Spiegel sein, Musik muss mein Spiegel sein, ein Spiegel jedenfalls, in dem ich mich bespiegeln, in dem ich mich genießen kann. Die Welt der Töne: ein einziger Resonanzkörper meiner selbst. Es ist das alte Spiel von Echo und Narziss, das Fremdes abwehrt, bis unter der Schockstarre des nostalgisch veranlagten Ich musikalische Erfahrung und Urteilskraft verkümmern. Angstbesetzte Abwehr wird zur kläglichsten aller Musen, ja sie wird amusisch, wo es zuzulassen gilt, was nicht sofort auf Bekanntes hin entschärft werden kann. Hier allerdings moralisch zu argumentieren wäre moralistisch. Unter dem Druck von Konkurrenz und Selbstoptimierung werden Praktiken der Verwöhnung unentbehrlich. Dazu-zugehören, nicht einsam sein, sich belohnen – was wäre verständlicher? Je mehr wir uns ohne den Traum der Transzendenz unserer Zufälligkeit und Hinfälligkeit bewusst werden, umso stärker wird das Begehren nach einer Zerstreuung im Vertrauten. Wer oder was sollte in einer Welt der gnadenlosen Immanenz und der Frist des Nur-einmal-Lebens noch fordern können, unnötig Schmerz zu ertragen? Oder sich einer Musik auszuliefern, die wie ein Eissturm in die Wärme privater Wunschlandschaften fährt? Gefühl spricht heute hauptsächlich vom Drang sich zu fühlen. Deshalb soll Musik die Bühne jener Fantasien und Sehnsüchte aufschlagen, die eine hyperaktive Arbeitsgesellschaft reguliert und stranguliert. Was hätte dagegen die Fremdheit ebenso unerhörter wie verstörender Klänge diesem Hunger nach sinnlichem Sinn im Nahbereich des Für-sich-Seins zu bieten? Eingemietet in die Refugien unserer Befindlichkeiten und Stimmungen fürchten wir nur zu berechtigt den schonungslosen Hausfriedensbruch, mit dem Neue Musik die Wohnungen des Gewohnten überzieht, aus denen jedes Geheimnis, jede Lust der Entdeckung vertrieben wurde. * * * Und was ließe sich nicht alles entdecken! Etwa das Faszinosum einer Musik außerhalb der Klausur der Innerlichkeit und ohne den ich-lastigen Sog des Melodischen; oder ein Hören frei von der Zentralregie des Gedächtnisses und angemessen einer Musik, die noch und gerade ihre extrem durchkonstruierten Werke in einer Unschärfe des Unverfügbaren aufgehen lässt, einer Unschärfe, die wie die Heisenbergsche etwas mit einer Erfahrung von Welt jenseits der herkömmlichen Erkenntnisdirektiven totaler Verfügbarkeit und Machbarkeit zu tun hat. In dieser Verunsicherung geläufiger Hörkonzepte offenbart sich das Abgründige einer Musik, die alle Konventionen sprengt. Sobald die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Eigenzeiten oder das nicht mehr auslotbare Veränderungs- und Verwirrspiel von Mikrovarianten die Orientierung aufheben, sobald nur noch statistisch wahrnehmbare Cluster und Tonschwärme den Kanon des Klaren und Unterschiedenen unterminieren, stürzt jede Sicherheit ins Bodenlose. Das Gedächtnis wird ortlos. Weil aber Gedächtnis entgegen dem idealistischen Erbe nicht mit Bewusstsein gleichzusetzen ist, nähert sich das Hören gerade mit der Auflösung kausal orientierter Zusammenhänge der Freiheit eines ungedeckten Geschehenlassens an. Hier wird erneut der Unterschied zur Rezeption einer Beethoven-Symphonie evident und mit ihm die Notwendigkeit, die Tradition ein Stück weit zu verlernen. Doch wir, darin immer noch die alten Savannenwesen, wollen glätten, einebnen, überschaubar, durchhörbar machen, kurz: den Dschungel des Bedrohlichen zähmen; mögen unsere Ohren dabei auch wie in einem Widerhall der frühmenschlichen Stammesgeschichte von der panischen Alternative »Gefahr oder Sicherheit«, »flüchten oder standhalten« hypnotisiert bleiben. Den Schematismus des Entweder-Oder und jede Art einer zweiwertigen Logik hebt Neue Musik jedoch als Erstes auf. Weder unerbittlich noch anbiedernd, weder ich-denunzierend noch ich-hörig, weder katastrophisch noch nostalgisch lassen zahlreiche ihrer Kompositionen die Sinn- und Wertungskontraste von Zusammenhang und Nicht-Zusammenhang, von Sinnlichkeit und Askese, von Konsonanz und Dissonanz belanglos werden. Den Trennungs- und Sonderungsprozeduren unserer Denk- und Hörtradition muten solche Entgrenzungen freilich einiges zu. Versiert in der Schnitttechnik von Gegensätzen halten unsere Grammatik und ihr Diskurs der Worte und Begriffe eine Sprachguillotine in Gang. Ihre Klinge schärft sich am Satz vom Widerspruch, ihr Holz stammt vom Baum der Erkenntnis. Im Wissen, was gut und was böse sei, was wahr und was falsch, was zulässig und was unzulässig, zerteilen unsere Meinungen und Überzeugungen eine komplexe Welt unter dem Fallbeil der Moral. Gelenkt von Vorlieben und Abneigungen zergliedern wir die Vielschichtigkeit des Lebens insgeheim nach Maßgabe unseres privaten Willens zur Macht. Kein Wunder, dass unter dieser Macht der Verfügung beim Zerlegen und Einpassen der Welt in den dualen Bau der Deutungen und Auslegungen Urteil und Vorurteil nicht mehr zu unterscheiden sind. Warum sollten diese praktikablen Sondierungen im Bereich der Musik ausgesetzt werden? Gewiss, wir brauchen die Breschen und Schneisen, die wir in das Dickicht der Welt schlagen, zu unserer Orientierung. Und doch bemerken wir, dass wir auf den Rodungen und Bahnungen, auf die wir uns seit Jahrhunderten verlassen haben, zunehmend verlassen sind. Willensstark zu sein, Ich zu sagen und bis in die letzten Winkel des Intimen hinein mehr oder weniger kaschiert auf Akkumulation und Rendite zu setzen, all das wird auf Dauer nicht mehr ausreichen; auch nicht, um unsere Ohren feiner zu stimmen. Doch bevor uns das Hören damit beunruhigen kann, wie überfordert wir sind, selbst nur für einen Augenblick absichtslos zu sein, greifen wir lieber zu einer Musik, die unsere ökonomischen Konditionen bestätigt. Was sollten wir auch mit Kompositionen anfangen, die Töne nahezu zeitlos dehnen, Stille-Partien ungewöhnlich weiten, den somatischen Puls des Rhythmus eliminieren, keine motivisch-thematische Arbeit nach klassischer Fasson mehr ausformen, gestische Rupturen und undurchdringliche Klangschichten modellieren und ihren Erwartungshorizont in zielloser Schwebe halten? Sprengt die Musik schließlich auch noch die subjektverwandte Ganzheit des austarierten Werks, indem sie die Segmente einer Komposition umgruppiert, austauscht oder streicht, ohne dass das Resultat aus den Fugen gerät, dann stellt sie zudem eine unserer zentralen Daseinsmaximen infrage: Die Maxime nämlich, dass alles und jedes einen Grund haben muss, dass nichts grundlos, nichts unbegründet zu sein hat. Ist es nicht dieser Grundsatz, der als fundamentales Weltprinzip Leben und Arbeit über eine permanente Folge von Gründen zur Deckung bringt? Seien es nun solche der Sinnstiftung oder der Wertschöpfung? Auf dem irdischen Terrain der Gründe und Gründlichkeiten ist uns freilich das Gespür für das Schwebende und Gleitende allzu gründlich abhanden gekommen. Diesem Schweben und Gleiten jedoch hört eine Musik zu, die sich von der Subjektzentriertheit des Humanismus und ihren metaphysischen Vorentscheidungen löst. Solange wir hingegen glauben, dass alles, was nicht logisch sei, als unlogisch zu gelten habe, dass alles, was nicht rationalen Kriterien entspreche, irrationale Züge trage, dass alles, was von Konzentration und Willensstärke ablasse, dem Beliebigen und der Willkür Vorschub leiste, und dass schließlich alles, was sich nicht dem Humanum der Subjektregie füge, inhuman und seelenlos sei, solange gehen die Feinheitsgrade und Zwischentöne einer subtileren Kunst- und Weltbetrachtung im platonischen Antagonismus von Licht und Dunkel, von Sein und Schein unter. Und doch ahnen wir, dass das angeblich Inhumane der Neuen Musik aus einer verzerrten Perspektive resultiert. Dass somit das, was der Musik als subjektferne Kälte angelastet wird, nicht einer menschenverachtenden Kunst zuzuschreiben ist, sondern dem Erfahrungsdefizit ihres Publikums, das vorbehaltlos annimmt, Musik hätte allein um seiner Selbstbestätigung willen da zu sein. Dabei wissen wir doch, dass Musik als pures Mittel der Einfühlung immer nur innerhalb der Echoräume von Erleben und Erlebnis antworten kann. Unbekümmert verkennt das ästhetisch konsumierende Ich, dass es seinen eigenen Anspruch, nämlich es selbst zu sein, dem Kunstwerk verweigert. Enteignet aber das egozentrische Ich das, was anders ist als es selbst, muss es selbst enteignet werden; und dies mit einer Vehemenz und Attacke, die vielen immer noch als das unversöhnliche Wesen Neuer Musik gilt. Warum aber sollte Musik nicht auch zum Ausnahmezustand werden, zu einem verminten Gelände, das harmonische Gänge wie unter Lebensgefahr ausschließt? Indem sie dem Erlebnis das Ereignis kontrastiert, fordert sie lediglich ein, was die Ego-Bühne nicht zulässt: das Warten können auf ein Angesprochen werden. * * * Die Mauer des Wirklichen verdunkelt den Horizont des Möglichen. Es grenzt schon an Hysterie und Erpressung, wie sehr uns der Fetisch Kommunikation in ständiger Erregungsbereitschaft hält, wie sehr der Andrang der Waren und Informationen die Gravuren unseres Kurzzeitgedächtnisses tiefer schürft und den Unternehmergeist in uns anstachelt, den massenhaften Rohstoff Welt zu verwerten. Überall zu viel Sprache, zu viel Musik, zu viel Sinn! Und überall eine Dichte, die ihre innere Hektik steigert. Die Beschleunigung der Schritte, die Beschleunigung der Worte – jeder Weg, jedes Gespräch bezeugt das Credo der Unrast. Immer seltener gelingt es uns, die Ungeduld einer grassierenden Instant-Mentalität zu dämpfen. Was bedeutet Zeit noch anderes als eine Aufforderung zur Übereilung? Gibt es überhaupt noch ein Verstreichen der Zeit? Und klingt der Einwand, dass da, wo ein Wille ist, noch lange kein Weg sei, inmitten der universalen Praxis- und Produktivitätsemphase nicht geradezu blasphemisch? Vielleicht stimmt die Musik der Gegenwart deshalb zuweilen die apollinische Spannung der Saiten herab, um das Straffe und Strenge, das Strikte und Stringente des Gespannten und Angespannten zu lockern. Spüren wir dabei nicht die Erschöpfung einer Welt im Dauerstress und mit ihr unser eigenes Gewicht? Am besten, wir atmen ebenfalls tief durch, wenn sich die Atemzüge und Atemgeräusche so vieler zeitgenössischer Kompositionen zum Memento vivere et mori einer Menschheit im Sturmlauf gegen die eigene Kreatürlichkeit aufladen. Wird das Atmen womöglich hörbar, weil das Ersticken allgegenwärtig ist? Als Sprachschatten und als Schattensprache, als leibsinnlicher Riss im musikalischen Gefüge und als radikales Kürzel für Leben und Tod? Indem Neue Musik die Spur des Todes nicht mehr nur als ein ästhetisch gelindertes Sujet reflektiert, sondern die Struktur selbst als einen Ort der Kontingenz und Endlichkeit entwirft, wird ihre Kunst als eine der säkularen Immanenz zu einer Kunst der Gegenwart. Ihre Leerstellen und Lecks, in denen Rauschen und Stille in die Kompositionen eindringen, ihre Zufallsverfahren und kompakten Dichten verhindern nicht selten jedes prophetische, jedes voraus- und zurückhörende Hören, um es zuweilen ganz außer Kraft zu setzen und mit ihm die Magie einer musikalisch gewährten Unsterblichkeit. Die gottererbten Allmachtsfantasien des neuzeitlichen Subjekts, auch die des hörenden, versagen in ihrem Eifer, jederzeit Herr der Lage über das Wo und Wie und Wann zu sein. Musik nimmt den Welt- und Lebensradius des Unkalkulierbaren zu ernst, um das Unberechenbare im Berechenbaren unhaltbarer Illusionen aufzulösen. Lesen sich solche Einbußen an Souveränität nicht wie eine Liste narzisstischer Kränkungen? Oder zeigt sich darin nicht eher ein Dispens von den Forderungen und Überforderungen, die ein weltflüchtiger Gott hinterließ, eine Befreiung vom Soll der Präsenz- und Wachsamkeitsappelle und von der Fron unerreichbarer Postulate? Wäre die Musik der Gegenwart demnach eine Art therapeutischer Kur für aufgeklärt Gestresste? Und wenn ja, wo bliebe hier die Autonomie der Kunst? Doch keine Angst: Als eine Musik der Dauerquarantäne ist Neue Musik konsumtherapeutisch immer noch so vereinnahmungsresistent, dass sie auch diese Form der Vereinnahmung verträgt. Den alten Chan- und Zenmeistern genügte schon das Aufschlagen eines Kiesels an ein Bambusrohr oder der Schrei einer Krähe als akustischer Erkenntnisblitz des Satori. Unsere Ohren haben es da weitaus schwerer, nachdem sie die Gelassenheit des Sich-Ereignen-Lassens und die Einsicht in den Nutzen der Nutzlosigkeit verloren haben. Sich-Ereignen-Lassen: Ob uns dieser Gestus des Gewährens wieder gelingt, sobald Musik von der Funktion entlastet ist, immer nur zu unserer Entlastung da zu sein und auf das Einheitsideal des Selbstbewusstseins hin gehört und verhört zu werden? Wir müssen ja nicht gleich ort- und selbstlos werden wie Nietzsches »viator mundi« in seiner Freude am Wechsel und am Vergänglichen oder wie Laotses Wanderer, der keine Spur mehr hinterlässt. Zunächst genügt es schon, einige falsche Spuren zu erkennen und die affektiven Spiegel des Ego ein wenig abzudunkeln. Dass wir aus einer immer rastloseren Moderne mit ihren Überforderungen nicht einfach aussteigen können, ist kein Argument gegen ästhetische Sensibilisierung. Die Aufrüstung der Geschwindigkeit durch eine Entrüstung der Sinne zu entschleunigen und zu verstehen, was uns die Bändigungsarmatur des subjektivierten Ich inzwischen zumutet, wird überlebensnotwendig. Das Herr-seiner-selbst-Sein und die Maximierung des Willens waren Schubkräfte der wissenschaftlich-technischen Expansion abendländischen Zuschnitts, bis sich die Potenz ihrer Akteure in den von ihnen in Gang gesetzten Prozessen aufzureiben begann. Nicht nur musikalisch wurde der heroische Charakter substanzlos, weil sein Entwurf und seine Praxis zu sehr belastet waren. Was musste die Herrschaft der Selbstbeherrschung in ihrem Namen nicht alles ausschließen, seitdem sich das Rationelle zum Vernünftigen aufwarf und die künstlich abgespaltenen Gefühle dem Verinnerlichungsressort der Kunst zufielen. Statt jedoch die tonale Sprache und mit ihr die Ich-Rhetorik und das zarte Ungeheuer der Seele als die Phantomschmerzen einer metaphysischen Hinterwelt wehmütig zu belächeln, wäre die Physiognomie des zersplitterten Ich auf Zukunft hin zu lesen: von einer Erfahrung her, die den perspektivischen Wechsel vom Terrestrischen zum Maritimen und vom Subjektiven zum Transsubjektiven vollzieht. Der feste Boden, der Dauer und Verlässlichkeit versprach, verwandelt sich in ein Element des Flüssigen, das den Aufbruch zu neuen Ufern erst ermöglicht, so ungewiss deren Erreichen vom Risiko der Moderne her auch sein mag. Lässt sich von diesem Risiko her, an dem Neue Musik unbeirrbar festhält, nicht auch das Passionato der Gefühle mit anderen Ohren wahrnehmen? Keineswegs weniger intensiv, aber bei weitem nicht so nostalgisch, so absolut? Und liegt darin nicht die Freiheit, offener, hellhöriger hören zu können? Mag die Musik der Gegenwart auch häufig ihrem eigenen alt-neoexpressionistischen Klischee hinterherkomponieren: In ihren unaufgeregten Fluktuationen zwischen Schöpfung und Erschöpfung wird sie zu einem Sensorium für Überhörtes und Ungehörtes. Vielleicht ist ihr deshalb das Rauschen als ein versiegeltes Universum aller Klangmöglichkeiten so vertraut. Ein Rauschen, das ähnlich auch in den großen Städten hörbar wird, nach Mitternacht, wenn der urbane Lärm sich auf ein Minimum abdämpft und Dunkelheit den Visualprimat unserer Kultur bricht, indem sie die Spiegel erblinden und die Sinne im Hören versinken lässt. Und was wäre in diesem Hören nicht alles zu hören. Womöglich sogar eine Resonanz von Goethes ungeheurer Devise, »Sich aufzugeben ist Genuss«, einer Devise gegen den Aktionismus des »Wollens«, des »Forderns« und »Sollens«. Sich aufgeben, für einen Moment die Rüstung ablegen und sich verführen lassen von einer anderen, neuen Musik, die mitunter eine ferne Aura des Mediterranen und Maritimen anklingen lässt: In sanften Wellen nur, die ebenso unmerklich wie spurlos verschwinden, kräuselt die Bahn der Töne die Klangfläche. Nach dem Umfahren des Kaps Bojador mit seinen Sirenen des Schreckens entdeckt die Musik auf bislang verborgenen Passagen einen helleren Kontinent des Komponierens. Ohne im seichten Gewässer des Trivialen und Belanglosen zu stranden, lichtet sich ein weiter Raum abseits der Unwetter so mancher Katastrophenklänge. Eine Leichtigkeit frei von Trauma und Drama wird spürbar. Und während sich der Transit der Musik zu einer bilderlosen Fahrt ins Unbekannte wandelt, beginnen wir zu begreifen, wie sehr das Heroentum des Bezwingens und Behauptens, des Expandierens und Akkumulierens über alles Maß hinaus die Welt erst schwer werden lässt. musica viva Programmvorschau Spielzeit 2009 | 2010 Erste Veranstaltung First performance 1 02.10. Morton Feldman »The Turfan Fragments« (1980) Morton Feldman »String quartet and orchestra« (1973) Dror Feiler »Halat Hisar« für Bassflöte, Klavier und Orchester (2007) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Carin Levine Flöten Jan Philip Schulze Klavier Pellegrini Quartett Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Roland Kluttig Leitung Kartenvorverkauf ab 1. September 2009 Das Konzert wird auf BR-KLASSIK live übertragen. Oct. 02, 2009 Herkulessaal der Residenz Oct. 02, 2009 | Herkulessaal der Residenz Dror Feiler : Geräusch, im weitesten Sinn des Wortes, ist eines der zentralen Elemente meiner Musik genauso wie in der populäreren, verwandten Geräuschmusik. Die aggressive Rauheit der Musik ist ein Versuch, die Hörgewohnheiten der Leute zu ändern. Ein Geräusch als Klang außerhalb seines gewohnten Kontexts ist provokativ, emotional und transformativ. Es hat Schockqualität und verstört den Hörer, der von der Musik ein behagliches Fließen, eine sichere Vertrautheit oder jegliche andere Art von Besänftigung erwartet. So politisiert das Geräusch die auditive Umwelt. [Morton Feldman] war stets auf der Suche nach neuen Arten von Klangbeziehungen und avancierte dadurch in den 1950er Jahren zu den führenden Komponisten seiner Generation: 1926 in New York geboren, studierte er bei Wallingford Riegger und Stefan Wolpe. Entscheidend für seine künstlerische Arbeit wurde jedoch 1950 die Begegnung mit John Cage, der ihn ermutigte, kompromisslos seine eigenen kompositorischen Ideen zu verwirklichen. So zählte Feldman zu den ersten Komponisten, die die traditionelle, zu eindimensional erscheinende Notenschrift aufgaben und mit grafischer Notation experimentierten. Später kehrte er auch wieder zu einer genaueren Aufzeichnung der Töne zurück, da seiner Meinung nach die grafischen Angaben den Interpreten einen zu großen Spielraum geben würden. Ebenso wichtig wie seine Freundschaft mit John Cage war die mit den Malern Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline, Jackson Pollock und Robert Rauschenberg, deren Arbeit eine wichtige Inspirationsquelle für seine Musik bot. Feldmans Werke werden gerne in die Nähe der Minimal Music gerückt, ohne dass sie dieser aber wirklich angehören. Zu seinen wichtigsten Kompositionen zählen u.a. das Chorstück Rothko Chapel, die Oper Neither und das Orchesterwerk Coptic Light. Nicht nur als Komponist, auch als Lehrer war Feldman tonangebend: 1973 erhielt er den Ruf der University of New York in Buffalo, die Professur von Edgar Varèse zu übernehmen, die er dann bis zu seinem Tod 1987 innehatte. Darüber hinaus wurde er auch zum Leitbild der ganz jungen Komponistengeneration. [Dror Feiler] »Ästhetik per se interessiert mich nicht. Vielmehr noch, sie ist gefährlich. Wenn ich komponiere Dror Feiler Morton Feldman oder spiele, geht es mir nicht um Schönheit, sondern um Wahrheit.« Mit diesen Worten umreißt Dror Feiler sein künstlerisches Selbstverständnis. Geboren wurde er 1951 in Tel Aviv, einer Stadt, die ihn durch den Nahost-Konflikt für die drängenden Probleme des Lebens sensibilisierte. Nach einem Landwirtschaftsstudium und dem Militärdienst ging er 1973 nach Schweden, wo er zunächst Musikwissenschaft an der Stockholmer Universität, dann von 1978 bis 1983 Komposition an der Musikhochschule bei Gunnar Bucht, Sven-David Sandström und Brian Ferneyhough studierte. Doch nicht nur die kompositorisch vorgegebene Musik interessiert ihn, sondern auch die improvisierte, die er seit 1978 als Saxophonist und Klarinettist solistisch und mit seinen beiden Gruppen »Lokomotive Konkret« und »The Too Much Too Soon Orchestra« pflegt. Dror Feiler ist heute einer der führenden Musiker und Komponisten Schwedens. Internationale Aufmerksamkeit erregte seine Installation Snow White and the Madness of Truth, die er gemeinsam mit Gunilla Sköld Feiler realisierte. Zu seinen Kompositionen aus jüngster Zeit, die Feiler größtenteils als Auftragswerke für namhafte europäische Orchester und Festivals schrieb, zählen u.a. Point-Blank für Kammerorchester und drei Solisten (2003), Un hombre pasa con un pan al hombre für vier Männerstimmen und Eletronics (2004), Ousia für E-Bass und Electronics (2005) sowie Now Flow (2006) und Avenir! Avenir! (2006). Zweite Veranstaltung Second performance 2 27.10. Enno Poppe »Tier« für Streichquartett (2002) Giorgio Netti »Und dass der Tod nicht fern bleibt« für Sprecher und Streichquartett auf Texte von Michael Lentz (2005) Sergej Newski »Tête« für präpariertes Violoncello Solo mit portablem Radiorekorder (2008/09) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Josef Anton Riedl »c.e. oder conclamatum est« für Sprecher und vier Klaviere auf einen Text von Hans Henny Jahnn nach einer Idee von Herbert Kapfer (2008–09) Kooperation mit der Redaktion Hörspiel und Medienkunst des Bayerischen Rundfunks, Uraufführung Jan Philip Schulze, Ruschana Pamirova Michael Lentz Sprecher u.a. Klavier Kairos Quartett Rüdiger Bohn Leitung Kartenvorverkauf ab 29. September 2009 Oct. 27, 2009 Carl-Orff-Saal | Gasteig Oct. 27, 2009 | Carl-Orff-Saal | Gasteig Enno Poppe : Ein Tier: lebt, bewegt sich; lebt nach Gesetzmäßigkeiten, die wir analysieren können, aber nicht begreifen; hat seinen eigenen Rhythmus, sein Tempo; bewegt sich, schläft; sucht Nahrung, reagiert; wartet, bewegt sich; stirbt ohne Aufhebens.Ein Quartett: das mäandert. Ist schwer, weil ständig die Bezugsgrößen wechseln. Kein Rubat, sondern verschieden lange rhythmische Zellen. Kein Tonsystem, sondern wandernde Zentraltöne, vierteltönig rutschend und springend. Glissandi und Vibrati überall. Jeder Ton ist ein Lebewesen. Sergej Newski : Die Dramaturgie des Stücks fußt auf zwei Prinzipien: der Wiederholung und der Überlagerung. Zwei Texte von Michael Lentz dienen als Grundlage: Ein Prosafragment wird von dem Sprecher (dem Autor selbst) rezitiert sowie ein Gedicht von dem Streichquartett gelesen und in dessen Spielen integriert. Jeder Formabschnitt bildet ein System von Loops, die sich überlagernd untereinander eine Polyphonie bilden, die ihrerseits von der Stimme des Solisten »übermalt« wird. Am Ende vereinigen sich Streicher und Solist in einer Coda, die nach einem simplen Wachstumsprinzip gebaut ist. Prägend für das ganze Stück ist die Idee, eine transparente, nachvollziehbare Dramaturgie zu kreieren, die trotz dieser Transparenz eine Komplexität, eine Mehrdeutigkeit des Wahrnehmens zulässt. Giorgio Netti : Das Stück ist eine Synthese bifokalen Hörens, von den akustischen Qualitäten der Stimme zu den phonetischen Eigenarten des Cellos. Das Cello hört sich als Stimme und die Stimme erkennt sich im Cello. Indem sie einen Prozess der Identifikation in Gang setzen und diesen überwinden, können sie die Musik an die Schwelle der Sprache führen: Sprache als Brücke zur Musik. Sergej Newski Enno Poppe Josef Anton Riedl Giorgio Netti Oct. 27, 2009 | Carl-Orff-Saal | Gasteig [Giorgio Netti] »Was mich interessiert, ist die Besonderheit des instrumentalen Körpers.« Giorgio Netti, 1963 in Mailand geboren, befindet sich stets auf der Suche nach neuen instrumentalen Spieltechniken und neuem Klangmaterial, für das es einen konsequenten formalen Zusammenhang zu finden gilt. Ausgebildet bei Sandro Gorli am Konservatorium seiner Heimatstadt, besuchte er später Kurse bei den großen zeitgenössischen Komponisten: Brian Ferneyhough, Gérard Grisey, Emmanuel Nuñes, Wolfgang Rihm und Iannis Xenakis. 1990 erhielt er für das 1986 komponierte Solostück für Violine dalla tentazione di sant’Antonio: tre voci den Sonderpreis des Wieniawski-Wettbewerbs und machte damals erstmals auf sich aufmerksam. Es folgten weitere Auszeichnungen, darunter Preise beim I.C.O.M.S in Turin (1996 und 1997) und dem Klangforum Wien (2000). Außerdem war er Stipendiat der Japan Foundation Tokyo. Seit 1995 erhält er Kompositionsaufträge renommierter Institutionen und Festivals, u. a. der Wittener Tage für neue Kammermusik, des Steirischen Herbsts Graz und der Tage für Neue Musik Zürich. Nettis Œuvre umfasst vor allem kammermusikalische Werke. Besondere Beachtung fand sein Zyklus necessità d’interrogare il cielo für Solo-Saxophon. [Josef Anton Riedl ] Der gebürtige Münchner Josef Anton Riedl ist Schüler von Carl Orff und Hermann Scherchen, durch die er eine starke Förderung erfuhr. Wichtige Anregungen empfing er auch durch Pierre Schaeffer. 1959 initiierte er die Gründung des Siemens-Studios für elektronische Musik/München, dessen künstlerischer Leiter er wurde. Als Komponist arbeitete Riedl mit führenden Film- und Theaterregisseuren zusammen wie Edgar Reitz, Alexander Kluge, Fritz Kortner und Franz Xaver Kroetz, außerdem mit Malern, Architekten und Schriftstellern. Eine besondere künstlerische Beziehung besteht zu dem Lautpoeten Michael Lentz. Mit dem von ihm gegründeten Ensemble Musik/Film/Dia/Licht-Galerie gastierte Josef Anton Riedl weltweit auf renommierten Festivals für zeitgenössische Musik, außerdem realisierte er zahlreiche Multimediakompositionen und audiovisuelle Installationen. Darüber hinaus ist Josef Anton Riedl für die Neue Musik auch organisatorisch tätig. So gründete er das Kultur Forum der Stadt Bonn und leitete es nahezu 10 Jahre. Seit 1960 veranstaltet er die Klang-Aktionen München, zu denen Konzerte, Ausstellungen sowie Projekte für Kinder, Laien und Körperbehinderte gehören. Seit 1998 ist er unter anderem als Dramaturg und Programmgestalter für die musica viva München tätig. [Enno Poppe] Ordnung und Chaos – aus diesen Gegensätzen bezieht Enno Poppe die Spannung seiner Musik. Poppe, der Dirigieren und Komposition bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth an der Hochschule der Künste sowie Klangsynthese und algorithmische Komposition an der TU Berlin und am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe studierte, entwickelte eine eigene Mikrointervallharmonik, die auf Zweiunddreißigstel-Tönen basiert. Seine kompositorische Arbeit wurde durch verschiedene Stipendien und Preise gefördert. So erhielt er mehrmals das Berliner Senatsstipendium, den Boris-Blacher-Preis (1998), das Stipendium der Wilfried-Steinbrenner Stiftung (2000), den Kompositionspreis der Stadt Stuttgart (2001), den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2001/02), den Busoni-Preis der Akademie der Künste (2002) und das Stipendium der Akademie Schloss Solitude (2002/03), außerdem den Schneider-Schott-Musikpreis (2005) und den Förderpreis Musik der Akademie der Künste Berlin (2006). Seit 1998 leitet Enno Poppe, der auch als Pianist und Dirigent tätig ist, das ensemble mosaik. Von 2002 bis 2004 unterrichtete er Komposition an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Seine Werke entstanden u.a. im Auftrag des Ensemble Modern, des Klangforum Wien und des WDR. [Sergej Newski] 1972 in Moskau geboren und an der Musikfachschule des Staatlichen Tschaikowsky-Konservatoriums sowie der Hochschule für Musik in Dresden ausgebildet, zählen die großen Komponisten unserer Zeit zu seinen Lehrern: u. a. Friedrich Goldmann, Vinko Globokar und Mathias Spahlinger. Seine künstlerische Entwicklung wurde außerdem nachhaltig durch den Austausch mit Helmut Lachenmann, Beat Furrer und Helmut Oehring sowie Kontakte zur Berliner Free-Improvisationsszene beeinflusst. Newski, Mitglied der Moskauer Komponistenvereinigung Soma, war Stipendiat der Villen Massimo/ Casa Baldi und Serpentara, des Künstlerhofs Schreyahn, der Cité Internationale des Arts Paris, des Berliner Senats sowie der Akademie der Künste Berlin und gewann mehrere Preise, darunter 2006 den ersten Preis beim Kompositionswettbewerb der Landeshauptstadt Stuttgart für das Stück Fluss. Seit 1994 wird seine Musik bei den wichtigsten internationalen Festivals für Neue Musik aufgeführt, beispielsweise bei den Donaueschinger Musiktagen, Wien Modern, den Berliner Festwochen, dem Territoryfest Moskau und bei UltraSchall. Er arbeitet mit vielen renommierten Künstlern, Ensembles und Institutionen zusammen, mit dem Klangforum Wien, dem Scharoun Ensemble, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart und dem ensemble mosaik sowie mit Daniel Gloger, Michael Lentz, Peter Rundel, Johannes Kalitzke und Vladimir Jurowski. Dritte Veranstaltung Third performance 3 19.01. Magret Wolf »baShalechet« für Streichquartett, vier Schlagzeuger und Akkordeon (2009) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Enno Poppe | Wolfgang Heiniger »Tonband« für zwei Schlagzeuger, zwei Keyboarder und Live-Elektronik (2008) Michael Hirsch »Tragicomedia« für sechs Stimmen Nach »La tragicomedia de Calisto y Melibea« von Fernando de Rojas a cappella Musiktheater (2008) Ensemble Triolog plus Benjamin Kobler, Ulrich Löffler Keyboard Dirk Rothbrust, Arnold Marinissen, Schlagzeug Hendrik Manook Klangregie Neue Vocalsolisten Stuttgart Sarah Sun, Susanne Leitz-Lorey, Truike van der Poel, Guillermo Anzorena Martin Nagy, Andreas Fischer Matthias Rebstock Regie Steffi Weismann Video Sabine Hilscher Raum | Kostüme Kartenvorverkauf ab 15. Dezember 2009 Jan. 19, 2010 Carl-Orff-Saal | Gasteig Jan. 19, 2010 | Carl-Orff-Saal | Gasteig Magret Wolf : baShalechet (hebräisch): Zustand eines Baumes, der seine Blätter im Herbst abwirft. Der Titel öffnet Assoziationskreise um das Wort Herbst: Schönheit, Spiel, Einsamkeit, Angst, Tod, Hoffnung auf Erneuerung, Nacktheit, Scham, Schmerz. Die musikalische Relevanz des Titels? Vielleicht formal: der assoziative, rapide Wechsel der »Stimmungen«. Das karge Material – im wesentlichen vier Töne – wird durch den vertikalen und horizontalen Umbau in wechselnde Spannungsfelder gestellt. Ein Spiel. Aber kein Entrinnen. [Michael Hirsch] wurde 1958 in München geboren und lebt seit 1981 in Berlin. Als Mitglied verschiedener Ensembles für Neue Musik ist Michael Hirsch bei zahlreichen Konzerten und Rundfunkaufnahmen beteiligt. Eine enge Zusammenarbeit besteht u. a. mit Dieter Schnebel, Josef Anton Riedl, daneben auch mit Helmut Lachenmann. Michael Hirsch ist außerdem als Schauspieler und Regisseur tätig. Seine kompositorische Arbeit umfasst neben Instrumentalmusik, Musiktheater und Oper verschiedene grenzüberschreitende Mischformen mit Elementen von Sprachkomposition und Hörspiel. Die Kompositionen von Michael Hirsch wurden auf verschiedenen internationalen Festivals aufgeführt, u. a. bei den Donaueschinger Musiktagen, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, den Klang-Aktionen München, bei der musica viva des Bayerischen Rundfunks und der MaerzMusik Berlin. In den vergangenen Jahren entstanden mehrere Bühnenwerke: Das stille Zimmer, La Didone abbandonata für die Dresdner Tage für zeitgenössische Musik, das Musiktheater Schatten im Auftrag der musica viva München, die Kammeropern Eines schönen Tages und Die Klage des Pleberio. 2007 folgte die Oper Stationendrama für die Stuttgarter Staatsoper. Neben dem Elisabeth-Schneider-Preis für Komposition 2001 und dem Busoni-Kompositionspreis 2005 erhielt Michael Hirsch im Jahr 2008 ein Aufenthaltsstipendium in der Villa Serpentara in Olevano Romano/Italien. [Magret Wolf ] komponiert seit ihrem siebten Lebensjahr. Die gebürtige Münchnerin, die als Jugendliche Klavier und Geige lernte, studierte Komposition bei Richard Langley in den USA und bei Peter Kiesewetter (1981/82). 1982 und 1984 besuchte sie die Darmstädter Ferienkurse. Neben ihrer praktischen Kompositionsausbildung absolvierte sie von 1980 bis 1986 in München und Wien ein Studium der Judaistik, Musikwissenschaft und Philosophie, ehe sie begann, als freischaffende Komponistin zu arbeiten. Das erste Werk, mit dem Magret Wolf von sich reden machte, war das Konzert für Horn und Orchester Gilgal. Es ist für Meir Rimon geschrieben, der das Stück 1990 in Tel Aviv uraufführte. Weitere bemerkenswerte Arbeiten folgten: das Ballett Kain weHewel (1993), von dem sie 1995 eine Konzertfassung anfertigte, das Orchesterwerk Studies in Breath und Sound (1995), das – wie Magret Wolf betont – einen Wendepunkt in ihrem kompositorischen Schaffen markiert, On Plants and Plantations für Klarinette/Bassklarinette und Orchester (2001), ein Auftragswerk der musica viva, sowie die Oper Kirisk, die nach dem Roman »Der Junge und das Meer« von Tschingis Aitmatow für das Pfalztheater Kaiserslautern entstand. Magret Wolf arbeitet sehr eng mit dem Ensemble für zeitgenössische Musik Forum 21 und dem Israel Kibbuz Chamber Orchestra zusammen. Magret Wolf Michael Hirsch Enno Poppe, siehe Konzert am 27. Oktober 2009 Vierte Veranstaltung Fourth performance 4 05.02. Moritz Eggert »Number Nine VII: Masse« für großes Orchester (2008) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Mathias Spahlinger Konzert für Violoncello und Orchester (2007–2009) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Brice Pauset »Erstarrte Schatten« (Symphonie VI) für großes Orchester, sechs Solostimmen und Live-Elektronik (2009) Lucas Fels Violoncello Neue Vocalsolisten Stuttgart Experimentalstudio des SWR Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Peter Rundel Leitung Kartenvorverkauf ab 5. Januar 2010 Das Konzert wird auf BR-KLASSIK live übertragen. Feb. 05, 2010 Herkulessaal der Residenz Feb. 05, 2010 | Herkulessaal der Residenz Moritz Eggert : Das Stück ist insofern extrem, da tatsächlich durchgehend das gesamte Orchester spielt (sempre tutti). […] Generell ist die Rolle des Dirigenten in diesem Stück für die Vermittlung der Musik sehr wichtig – Es sollte ideell der Eindruck entstehen, als forme der Dirigent die oft homogenen Klangmassen bewusst durch seine Bewegungen mit, als reagiere das Orchester direkt auf ihn. Brice Pauset : Den Triptychon als Ganzen in seiner dramaturgischen Entwicklung könnte man beschreiben als fortschreitende Suche nach einer Unmöglichkeit in der Musik: Nämlich dem Zugriff der Metaphern allmählich zu entkommen und eine Musik zu entwerfen, die zwar auf Nichts gebaut ist, aber doch ohne Verzicht und Askese auskommt. […] [Moritz Eggert] läßt sich beim Komponieren gerne dazu verleiten, angeblich »Banales« in komplexere musikalische Zusammenhänge zu stellen. 1965 in Heidelberg geboren, begann er als 15-jähriger zu komponieren. Doch nicht nur das. Ebenso intensiv verfolgte er seine Ausbildung zum Pianisten. Zu seinen Kompositionslehrern zählen Wilhelm Killmayer, Raymund Havenith und Hans-Jürgen von Bose. Seine künstlerische Entwicklung wurde von zahlreichen Stipendien unterstützt, so war er Postgraduiertenstudent an der Guildhall School for Music and Drama in London sowie Stipendiat der Cité Internationale des Arts in Paris und der Villa Massimo in Rom. Moritz Eggert schreibt sowohl Orchester- als auch Kammermusik, doch ein besonderer Schwerpunkt seines Schaffens bildet das Musiktheater: Acht abendfüllende Opern, mehrere Kurzopern, zahlreiche Werke für Tanztheater und Ballett sind bislang entstanden. Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erzielte er wohl mit seiner Musik für die Eröffnungszeremonie der FIFA WM 2006 sowie mit Freax für die Oper Bonn, die wegen der Regieverweigerung von Christoph Schlingensief einen Skandal auslöste. Viel Beachtung fand auch seine Collage aller 22 Mozart Opern Vom zarten Pol für das Eröffnungskonzert der Salzburger Festspiele 2006. Von seinen zahlreichen Preisen sei vor allem der Schneider-Schott-Preis und der Ernst von Siemens Förderpreis genannt. Seit 2003 ist der Komponist ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. [Mathias Spahlinger] 1944 in Frankfurt geboren wurde er von seinem Vater, einem Cellisten, im Spiel der Fidel, Gambe, Blockflöte und später des Violoncello unterrichtet. 1952 kam noch das Klavier hinzu. 1959 begann sich Spahlinger intensiv mit dem Jazz zu beschäftigen, nahm Saxophonunterricht und liebäugelte mit einer Karriere als Jazzmusiker. Dann entschloss er sich 1965 zu einer Schriftsetzerlehre, während der er privat Kompositionsunterricht bei Konrad Lechner nahm. Nach beendeter Lehre folgte ein Kompositionsstudium an der Städtischen Akademie für Tonkunst in Darmstadt und an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Wichtige Impulse empfing er durch die »musique concrète« von Pierre Schaeffer. Spahlinger fand zu einem Stil, der durch rhythmische Klang/Geräusch-Spannungen geprägt ist. Parallel zu seiner kompositorischen Laufbahn entwickelte er eine rege pädagogische Tätigkeit: als Lehrer an der Stuttgarter Musikschule für Klavier, Theorie, musikalische Früherziehung und experimentelle Musik, als Gastdozent für Musiktheorie an der Hochschule der Künste in Berlin und als Professor für Komposition und Musiktheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe. Seit 1990 ist er Professor für Komposition und Leiter des Instituts für Neue Musik an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg. [Brice Pauset] 1965 in Besançon geboren, studierte zunächst Klavier, Violine, Cembalo, Analyse und mittel- Brice Pauset Mathias Spahlinger Moritz Eggert alterliche Philosophie, ehe er sich dem Komponieren zuwandte und in Paris u.a. bei Michel Philippot, Gérard Grisey und Alain Bancquart in die Lehre ging. Es folgten weitere Studien bei Franco Donatoni in Siena und bei Brian Ferneyhough in Royaumont, außerdem ein Lehrgang in musikalischer Informatik am IRCAM. Brice Pauset, der auch regelmäßig als Pianist und Cembalist konzertiert, arbeitet mit namhaften Orchestern, Ensembles und Solisten zusammen. Seine Werke erklingen auf den großen internationalen Musikfestivals, u.a. dem Festival d’Automne à Paris, Wien Modern, den Donaueschinger Musiktagen sowie den Wittener Tagen für neue Kammermusik. Während der Saison 2004/2005 war er Composer in residence an der Mannheimer Oper. 2008 wurde Brice Pauset als Professor für Komposition an die Musikhochschule Freiburg im Breisgau berufen. Fünfte Veranstaltung Fifth performance 5 22.02. »Punkt 7« Atac Sezer »Colorcatch« für Flöte, Violine, Bratsche und Violoncello (2009) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Valerio Sannicandro »…all shadows of red and yellow II« für Flöte, Klarinette, Harfe, Bratsche und Violoncello (2008) Michael Pelzel »Chant fractal« für Violine und Oboe (2009) Uraufführung der revidierten Fassung Johannes Maria Staud »Sydenham Music« für Flöte, Viola und Harfe (2007) Daniel Smutny Neues Werk für Klarinette (2009) Uraufführung Sidney Corbett »The Longings« für Flöte, Harfe und Streichtrio (2004) Solisten des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Flöte: Natalie Schwaabe, Baritonoboe: Tobias Vogelmann, Klarinette: Christopher Corbett, Harfe: Maria Stange, Violine: Karin Löffler, Bratsche: Ben Hames, Violoncello: Sebastian Klinger Kartenvorverkauf ab 26. Januar 2010 Feb. 22, 2010 Museum Villa Stuck Feb. 22, 2010 | Museum Villa Stuck Atac Sezer : Mein wichtigstes Instrument, von dem ich bei meinen Kompositionen ausgehe, ist das Gefühl und die Ohren, die die Augen ersetzen. Als in Istanbul Geborener bin ich von Kindheit an mit dem geordneten Chaos infiziert. Dieser Klangteppich wird als Sinuston im Ohr ein Leben lang mitgetragen. Mit jedem meiner Werke komme ich meinem Ziel näher, dieser Welt eine Farbe zu hinterlassen, die noch nicht definiert wurde und die man hören kann. Johannes Maria Staud : Dieses Mal machte ich etwas für mich Ungewöhnliches, wählte diese zarteste aller Besetzungen und versuchte, ein durch und durch fragiles und leises Stück zu schreiben. Schlussendlich konnte ich meinem Vorhaben nicht ganz gerecht werden, da immer wieder eine aufwühlendere und die vermeintliche Idylle störende Klangwelt an die Oberfläche drängte und plötzlich auftauchte. Daniel Smutny : Dies ist ein Stück über Nähe und Annäherung. Über Zustände, die immer weiter in Bewegung gehalten werden müssen, auf dass der Zauber, der von ihnen ausgehen mag, nicht schwinde. Eigentlich müsste man diesem Stück sehr nahe sein auch im Sinne von direkt davor – um sich seiner speziellen Schönheit zu nähern. Letztlich läuft alles auf Walter Benjamins Begriff der Aura hinaus: Schönheit, in die ich nie vollends eindringen kann, auch wenn ich ihr noch so nahe komme. Das Stück ist immer entfernt, ich kann es nicht an mich heranholen. [Atac Sezer] Jahrgang 1979, studierte in seiner türkischen Heimat Klavier und Musikwissenschaften, daneben Ney, die traditionelle Flöte der türkischen Musik. Später setzte er seine Kompositionsstudien in Kassel, bei Dieter Schnebel in Berlin und bei Matthias Pintscher in München fort. Sezer schöpft für seine Werke aus ganz verschiedenen Quellen: aus modalen türkischen Tonsystemen, für die er sich neue Notationsformen überlegt hat, aus der Mikrotonalität sowie der elektronischen Musik. Er experimentiert gerne mit neuen Spieltechniken und liebt es, westliches und östliches Instrumentarium zu kombinieren. Darüber hinaus ist der Komponist, der mit verschiedenen Ensembles und Künstlern zusammenarbeitet, auch als Musiker und Arrangeur im Jazz-, Pop- und Rockbereich tätig. Erste Erfolge errang er mit Projekten für das Deutsche Theater Göttingen (2005) und die DOCUMENTA (2007). Sein Werk Peschrev, ein Stück für Ney, EBass und Elektronik, brachte Atac Sezer 2008 das Musikstipendium der Landeshauptstadt München ein. In diesem Jahr wurde der in München lebende Komponist mit dem Stipendium der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. [Valerio Sannicandro] Jahrgang 1971, studierte zunächst in seiner Heimat Italien Viola und Komposition, bevor er 1995 nach Deutschland kam, um dort seine kompositorische Ausbildung fortzusetzen: in Köln bei York Höller, in Frankfurt bei Hans Zender und in Essen bei Dirk Reith (Elektronische Komposition), desweiteren in Paris bei Emmanuel Nuñes. 2000 wurde Valerio Sannicandro mit dem Kranichsteiner Musikpreis für Komposition der Darmstädter Ferienkurse ausgezeichnet, deren Dozent er 2002 wurde. Außerdem gewann er mehrere weitere Wettbewerbe in Italien und Deutschland, u. a. 2002 den BMW Kompositionspreis der musica viva für sein Werk strali. In den folgenden Jahren erhielt er verschiedene Kompositionsaufträge, darunter eine Einladung zum IRCAM-Cursus 2003. Seine Werke werden mittlerweile von so renommierten Künstlern wie Salome Kammer, Peter Veale, dem Ensemble Modern und der musikFabrik NRW uraufgeführt. Seit 2000 widmet sich Valerio Sannicandro auch vermehrt dem Dirigieren. So leitete er 2003 die Uraufführung von Karlheinz Stockhausens Hoch-Zeiten auf dem Festival de Canaria/Spanien und in der Kölner Philharmonie. Valerio Sannicandro, Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung des Südwestrundfunks, ist derzeit Compositeur associé in der Forschungsgruppe über die Klangverräumlichung beim IRCAM/Centre Pompidou in Paris und Composer in residence am ZKM in Karlsruhe. [Daniel Smutny] 1976 in Mannheim geboren, hat sich schon früh dem Komponieren verschrieben. Bereits als 15jähriger gewann er erste Preise beim Wettbewerb »Schüler komponieren«. Es sollten noch viele weitere Auszeichnungen folgen: die Stipendien der Darmstädter Ferienkurse (2000), der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR (2002), der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Villa-Aurora-Foundation Los Angeles, der Busoni-Förderpreis der Akademie der Künste Berlin sowie der BMW Kompositionspreis der musica viva (2003). Daniel Smutny, dessen Arbeiten von Musikkritikern gelegentlich in die Nähe von denen Charles Ives’ und Luigi Nonos gerückt werden, studierte bei Hans Zender und Bernhard Kontarsky in Frankfurt/Main. Er schrieb Werke im Auftrag des Los Angeles Philharmonic Orchestra, des Klangforum Wien, der Klang-Aktionen München, der ars nova-Reihe des SWR, der musica viva, des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau und der Donaueschinger Musiktage. 2006 erschien sein Debüt-Album. Außerdem schrieb er den Soundtrack zu dem Kinofilm Telehors. [Sidney Corbett] Seine Musik sei – so die Presse – asketisch und sinnlich zugleich. Sidney Corbett, 1960 in Chicago geboren, spielte E-Gitarre in Jazz- und Rockbands, studierte Musik und Philosophie an der University of California (San Diego), der Yale University und der Hamburger Musikhochschule, wo er Schüler von György Ligeti war. Philosophische und theologische Themen sowie Literatur und bildende Kunst sind wichtige Inspirationsquellen für seine Kompositionen, die sämtliche Genres bedienen – kleinbesetzte Instrumental- und Vokalstücke ebenso wie großdimensionierte Bühnen- und Orchesterwerke. In den letzten Jahren hat Sidney Corbett verstärkt für das Musiktheater geschrieben: die Kammeroper X und Y, die beim Eclat Festival Stuttgart im Februar 2002 uraufgeführt wurde, das szenische Werk Paradiso nach Dante, die Oper Noach nach einem Libretto von Christoph Hein und die Kammeroper Keine Stille außer der des Windes nach Texten von Fernando Pessoa, die 2007 am Bremer Theater herauskam. Zu den Instrumentalwerken der jüngeren Zeit zählen Yael sowie seine Zweite und Dritte Sinfonie. Letztere entstand im Auftrag der Staatskapelle Berlin und wurde im November 2006 in Berlin uraufgeführt. Seit Oktober 2006 ist Sidney Corbett, der mit seiner Familie in Berlin lebt, Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim. Feb. 22, 2010 | Museum Villa Stuck [Michael Pelzel] wurde 1978 in Rapperswil in der Schweiz geboren. Er begann seine Ausbildung bei Ivan Klánsky [Klavier], Wolfgang Sieber [Orgel] und Dieter Ammann [Komposition] an der Musikhochschule in Luzern. Von 2003 bis 2008 studierte er Theorie und Komposition bei Georg Friedrich Haas, Detlev Müller-Siemens und Roland Moser und wurde in die Solistenklasse für Orgel von Guy Bovet an der Musikhochschule Basel aufgenommen. Seine Studien ergänzte er durch Kompositionskurse bei Hanspeter Kyburz [Berlin], Klaus Huber [Bremen] und György Kurtág [Budapest]. Michael Pelzel arbeitete bereits mit verschiedenen Ensembles für Neue Musik, u. a. dem Ensemble Phoenix in Basel, ALEA III in Boston, der musikFabrik NRW in Köln, dem ensemble recherche in Freiburg, dem Klangforum Wien, dem Ensemble Vortex in Genève, und mit Dirigenten wie Jürg Henneberger und Johannes Kalitzke zusammen. Er wurde mit mehreren Preisen geehrt: u.a. gewann er 2003 den zweiten Preis des Kompositionswettbewerbs Neue Musik mit historischen Instrumenten im Rahmen der Ensemblia Mönchengladbach, 2004 den ersten Preis beim Kompositionswettbewerb »Hessischer Medienpreis« in Kassel, 2005 den dritten Preis des BMW Kompositionspreises der musica viva, 2006 den Studienpreis der Kiefer Hablitzel Stiftung in Bern, 2007 den »Sun River Prize« China und die »Edison Denisov Competition« in Tomsk, sowie 2009 den »Music today« Kompositionspreis Seoul. Michael Pelzel ist Organist in Stäfa bei Zürich. [Johannes Maria Staud] wurde1974 in Innsbruck geborenen. Er studierte an der Wiener Musikhoch- Atac Sezer Valerio Sannicandro Daniel Smutny Sidney Corbett Michael Pelzel Johannes Maria Staud schule bei Michael Jarrell und Dieter Kaufmann sowie an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei Hanspeter Kyburz. Seine Kompositionen umfassen sowohl Werke für Soloinstrumente und Kammerensembles als auch für größere Besetzungen. Renommierte Ensembles wie das BBC Symphony Orchestra, die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle, die Birmingham Contemporary Music Group, das Ensemble InterContemporain und der WDR-Chor Köln brachten seine Werke zur Aufführung. Er erhielt 2001 den Förderpreis für Musik der Republik Österreich, 2002 den Kompositionspreis der Salzburger Osterfestspiele, 2003 einen ersten Preis für Polygon beim International Rostrum of Composers, 2004 den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung, 2006 das Österreichische Komponistenstaatsstipendium und von 2007 bis 2009 den Daniel Lewis Young Composer Fellowship des Cleveland Orchestra. Sechste Veranstaltung Sixth performance 17.03. Helmut Oehring »Quixote oder Die Porzellanlanze« RequiemImproPunktFilmTanzElektroTheaterPolitMusik Maria Lucchese Stimme, Performance Matthias Bauer Stimme, Kontrabass, Performance Jörg Wilkendorf E-Gitarre, Live-Elektronik Daniel Göritz Fretless Gitarre, Banjo, Spanische Gitarre, Western-Hybridgitarre Helmut Oehring Musik und Komposition Torsten Ottersberg und Helmut Oehring Konzeption und Textbuch Stefanie Wördemann und Helmut Oehring Regie und Dramaturgie Hagen Klennert Grafik, Film, Installationen Torsten Ottersberg Bühne und Audioproduktion Kartenvorverkauf ab 16. Februar 2010 Mar. 17, 2010 Muffathalle 6 Mar. 17, 2010 | Muffathalle [Helmut Oehring] wurde 1961 in eine Welt der Stille hineingeboren. Helmut Oehring, Sohn gehörloser Helmut Oehring Eltern, wuchs mit der Gebärdensprache als Muttersprache auf und lernte erst im Kindergartenalter, mit Sprache zu kommunizieren. Mit 15 Jahren brachte er sich autodidaktisch das Gitarrespiel bei. Auch das Komponieren begann er ohne pädagogische Anleitung erst Mitte der 1980er Jahre. Und ihm wurde langsam bewusst, darin eine mögliche adäquate Ausdrucksform für seine Erfahrungen und Beobachtungen gefunden zu haben. Ermutigt wurde er auf seinem Weg durch Andre Asriel, Helmut Zapf, Friedrich Goldmann und Georg Katzer, dessen Meisterschüler er von 1990 bis 1992 war. Sein Œuvre umfasst mittlerweile über 160 Werke, angefangen von Solostücken über Kompositionen für diverse Kammermusikbesetzungen bis hin zu Oper, Filmmusik und Musikvideos. Bei seiner Arbeit geht es Helmut Oehring stets darum, die Realität in der Musik abzubilden – keine schönen Realitäten, sondern extreme und existenziellen Lebens- und Notsituationen. Locked in, Kurz im Müll gestochert, Wrong – so lauten die Titel seiner Werke. Seine Fähigkeit, seismographisch menschliche Wirklichkeiten aufzuspüren und ihnen klangliche Gestalt zu geben, hat ihn zu einem vielbeachteten und vielbeschäftigten Komponisten gemacht, der verschiedene Preise und Ehrungen erhalten hat, u. a. das Stipendium der Villa Massimo in Rom, den Hanns-Eisler-Preis, den Hindemith-Preis, den Schneider-Schott-Musikpreis und zuletzt den Arnold-Schönberg-Preis 2008. In der Spielzeit 2008/09 war Oehring, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Composer in residence beim Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt. Helmut Oehring : Don Quixote reitet durch La Mancha. Hart ins Gesicht weht ihm der Wind eines neuen Zeitalters. Heftig rotieren die Flügel der Windmühlen, gegen die er ankämpft. Als letzter Ritter eines letzten Ritterromans, als mittelalterlicher Held des Renaissance-Dichters Miguel de Cervantes will Don Quixote bewahren, was längst verloren ist. Denn die neue Zeit folgt neuen Gesetzen. Und wehe dem, der ihnen nicht folgen kann oder will. Der stürzt so lange, bis er nicht mehr aufsteht. Und wird zum Gespött seiner Zeitgenossen und der Leser folgender Generationen. Ein Ritter von der traurigen Gestalt. Zerbrechlich und zerbrochen. Siebte Veranstaltung Seventh performance 7 23.04. Manfred Trojahn »Moderato«, Sinfonischer Satz für Orchester (2009) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Pascal Dusapin »A quia«, Konzert für Klavier und Orchester (2002) Jörg Widmann »Zweites Labyrinth« für Orchestergruppen (2006) Franco Donatoni »In Cauda II« für Orchester (1994) Siegfried Mauser Klavier Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Emilio Pomárico Leitung Kartenvorverkauf ab 23. März 2010 Das Konzert wird auf BR-KLASSIK live übertragen. Apr. 23, 2010 Herkulessaal der Residenz Apr. 23, 2010 | Herkulessaal der Residenz Pascal Dusapin : Jemanden à quia bringen [lat. quia = weil] – so das Wörterbuch – heißt, ihm die Möglichkeit der Antwort zu nehmen und alle seine Argumente zurückzuweisen. À quia sein, bedeutet, nicht mehr zu wissen, was man entgegnen soll, in großer Verlegenheit zu sein oder zutiefst abgeschlagen usw. […] Für dieses Klavierkonzert (aber was ist eigentlich heutzutage noch ein Konzert?) habe ich nicht etwa bewusst versucht, Klavier oder Orchester à quia zu bringen, sondern nur die starke Spannung musikalisch zur Aufführung zu bringen, die natürlich entsteht sobald »diese beiden da« einander gegenübertreten. Der da nie aufhört à quia zu sein, ist wahrscheinlich niemals derjenige, von dem man es annimmt, sondern es ist mal der eine, mal der andere. Letztendlich wohl derjenige, der komponiert … Franco Donatoni Pascal Dusapin Jörg Widmann Manfred Trojahn Apr. 23, 2010 | Herkulessaal der Residenz [Manfred Trojahn] Jahrgang 1949, studierte Orchestermusik in Braunschweig und Komposition bei Diether de la Motte in Hamburg. Zudem besuchte er Kurse bei György Ligeti. Heute zählt Manfred Trojahn zu den führenden Komponisten unserer Zeit. Obwohl er für sämtliche Musikgattungen und die unterschiedlichsten Besetzungen schreibt, nimmt seit Anfang der 1990er Jahre das Musiktheater einen großen Raum in seinem Œuvre ein: Seine Opern Enrico (Schwetzingen 1991), Was ihr wollt (München 1998), Limonen aus Sizilien (Köln 2003) wurden an mehreren Theatern in Deutschland und Österreich neu inszeniert. Sein jüngstes Bühnenwerk La Grande Magia nach Eduardo de Filippo, hatte 2008 seine Uraufführung an der Semperoper Dresden. Darüber hinaus steht Manfred Trojahn als Dirigent am Pult vieler bedeutender Orchester und Ensembles. Außerdem ist er Professor für Komposition an der Robert-SchumannHochschule in Düsseldorf und Mitglied u.a. der Bayerischen Akademie der Künste und der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Für sein Schaffen wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Stuttgarter Förderpreis für junge Komponisten und dem Bach-Preis-Stipendium, Hamburg. [Jörg Widmann] ist eine Doppelbegabung – ein exzellenter Klarinettist und einer der erfolgreichsten Komponisten der jüngeren Generation. 1973 in München geboren studierte er Klarinette an der Münchner Hochschule für Musik bei Gerd Starke und an der New Yorker Juilliard School und wurde 2001 im Alter von 28 Jahren als Nachfolger von Dieter Klöcker Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg. Jörg Widmann komponiert seit seinem elften Lebensjahr. Erste Grundlagen im Tonsatz vermittelte ihm Kay Westermann, später wurde er Schüler von Hans Werner Henze, Wilfried Hiller und Wolfgang Rihm. Gerade 17jährig komponierte Jörg Widmann für die Münchener Biennale die Schuloper Absences. 2003 wurde seine erste abendfüllende Oper Das Gesicht im Spiegel an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. Als Instrumentalist und Komponist erhielt Jörg Widmann zahlreiche Preise, u.a. den PaulHindemith-Preis, den Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung (2003), den Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg (2006) sowie den Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker und den Musikpreis der Christoph und Stephan Kaske-Stiftung (2007). Er war Composer in residence beim Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin, bei den Salzburger Festspielen und bei der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. [Pascal Dusapin] 1955 in Nancy geboren, spielte zunächst Orgel und wandte sich dann der Komposition zu. 1976 wurde der Autodidakt Gasthörer in der Klasse von Messiaen am Pariser Conservatoire. Von 1974 bis 1978 besuchte Dusapin an der Sorbonne Kurse von Iannis Xenakis, der ihn zeitweilig als seinen einzigen »Schüler« betrachtete. Weitere Unterweisungen erhielt er von Franco Donatoni. Seine frühen Werke sind von der Avantgarde der 1950er Jahre geprägt, dennoch fern jeglicher Kompositionsschulen. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Villa Medici (1981–83), der Preis der Académie des Beaux-Arts und der französische Kritikerpreis (1993), sowie der Preis für Sinfonik der SACEM (1994), der Grand Prix National de Musique des französischen Kulturministeriums (1995) und der Preis »Cino del Duca« (2005). Im Mai 2007 wurde er außerdem zusammen mit Zubin Mehta mit dem Dan David Prize ausgezeichnet. Seit Juli 2006 ist Dusapin korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Von 2006 bis 2007 war er Professor am Lehrstuhl für artistic création am Collège de France. Dusapin gehört heute mit zu den produktivsten Komponisten Frankreichs. Seine Werke werden von den führenden Ensembles für zeitgenössische Musik und Spitzenorchestern weltweit aufgeführt. [Franco Donatoni ] 1927 in Verona geboren, studierte Komposition am Konservatorium in Mailand bei Ettore Desderi und in Bologna bei Lino Liviabella. In den 1950erJahren besuchte er häufig die Darmstädter Ferienkurse und begann an den Konservatorien in Bologna, Turin und Mailand zu lehren. Später dehnte er seine Unterrichtstätigkeit mit Meisterkursen und Seminaren nach Frankreich, Holland, Spanien, Israel und in die USA aus. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter auch der Titel »Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres«, begleiten sein kompositorisches Schaffen. Wichtige Werke der 1990er Jahre sind Sweet Basil (1993), Portal (1995), In Cauda I + II sowie der Klavierzyklus Françoise Variationen (1996), den er bereits 1983 begonnen hatte. 1998, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten, wurde Donatonis Kurzoper Alfred beim Festival Musica in Straßburg uraufgeführt. Achte Veranstaltung Eighth performance 8 04.06. Gerhard Winkler »Poren«, Zooms für Orchester und Live-Elektronik (2007/08) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Helmut Oehring »stille.wind« für drei Bass-Posaunen und eine Tuba (2008) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Paul-Heinz Dittrich »Trans-forme«, Orchestermusik in fünf Sätzen (1998-2007) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Hansjörg Profanter, Uwe Schrodi, Joseph Bastian Bassposaune Stefan Tischler Tuba Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Johannes Kalitzke Leitung Kartenvorverkauf ab 4. Mai 2010 Das Konzert wird auf BR-KLASSIK live übertragen. Jun. 04, 2010 Herkulessaal der Residenz Jun. 04, 2010 | Herkulessaal der Residenz Gerhard Winkler : Das Werk beruht – wie die meisten meiner Werke der letzten Jahre – auf der Computersimulation eines komplexen dynamischen Systems, in diesem Fall auf der Simulation der Bewegung zweier Planeten um ein Zentralgestirn. Die zum Teil chaotischen Daten der beiden Planetenbahnen – Raumpositionen, Beschleunigung zu einem bestimmten Zeitpunkt, Abstand voneinander, etc. – liegen als Strukturdaten meinem Stück zugrunde. […] Poren sind Öffnungen, und so spielen auch zeiträumliche »Durchlass-Stellen« eine formale Schlüsselfunktion in diesem Stück. Durch diese Öffnungen hindurch tönt auch »Fremdes« herein, etwa kurz aufblitzende Zitate, die auf die metaphorische Bedeutung der »Paarbildung« der Planeten in der Simulation hinweisen. Paul-Heinz Dittrich : Das Komponieren hat sich in den neunziger Jahren durchaus verändert, die musikalische Struktur hat sich immer mehr verdichtet. [..…] Ich will das, was ich erreicht habe, noch weiter komprimieren. Ich lasse mir eigentlich nur noch eine schmale Straße, aber da sehe ich noch kein Licht am Ende des Tunnels. Diese Verdichtung benutze ich, um einen musikalisch hoch entwickelten emotionalen Ausdruck zu erreichen, der die Menschen anspricht. Das ist das Ziel, das ich in allen meinen Stücken vor Augen habe. [Gerhard Winkler] »Mein Musikdenken bewegt sich stets suchend zwischen Extrempolen wie: Ordnung – Störung, Emotionalität – Konstruktion, ›Alltagsklang‹ – ›Konzertsaal-Klang‹« – Gerhard E. Winkler setzt in seinen Kompositionen auf die Kraft der Widersprüche. 1959 in Salzburg geboren, studierte er am Mozarteum Komposition bei Helmut Eder, sowie an den Universitäten Salzburg und Wien Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie. 1987 fing er an, sich intensiv mit Live-Elektronik und Computermusik auseinander zu setzen. Durch einen Studienaufenthalt 1993 am IRCAM in Paris erweiterte er seine Erfahrungen auf diesem Gebiet. Das Ergebnis seiner Arbeit: interaktive Live-Elektronik, bei der die Musiker keine fixierte, durchorganisierte Partitur mehr haben, sondern sich spontan auf neue computererzeugte klangliche Gegebenheiten einlassen müssen. Es folgten Arbeitsaufenthalte an renommierten Instituten für elektronische Musik. Winkler, der zuletzt an der MultiMediaArt-Fachhochschule des Techno-Z Salzburg und bei den Darmstädter Ferienkursen unterrichtet hat, arbeitet seit 1999 als freischaffender Komponist. Seine Werke werden bei vielen Festivals aufgeführt. Ihm wurden zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie das Staatsstipendium für Komposition der Republik Österreich (1984), der erste Preis beim Kompositionswettbewerb der Wiener Konzerthausgesellschaft (1987) und das Stipendium der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWF zuerkannt. [Paul-Heinz Dittrich] gehörte zu den wenigen experimentellen Komponisten der ehemaligen DDR. Bereits in den frühen 1970er Jahren setzte er sich mit graphischer Notation und Elektronik auseinander. Während der Meisterschüler von Rudolf Wagner-Regény, der 1930 im erzgebirgischen Gornsdorf geboren wurde, von den offiziellen Stellen als »unverbesserlicher Querulant« diffamiert wurde, erntete er im Westen mit seinen Arbeiten viel Anerkennung, wie die Preise des Künstlerhaus Boswil (1972) und der Italienischen Gesellschaft für Neue Musik (1975) sowie die Gastprofessuren in Freiburg i. Br. (1978), Los Angeles (1980) und Köln (1988/89) deutlich machen. Der ausländische Erfolg konnte in Dittrichs Heimat nicht negiert werden. So erhielt der Komponist 1978 den Hanns-Eisler-Preis sowie eine Professur für Komposition und 1988 den Nationalpreis. 1983 wurde er Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Berühmt wurde Dittrich u.a. auch durch seine Szenischen Kammermusiken, in denen er literarische Texte musikalisch umsetzte: Die Verwandlung nach Franz Kafka (1983), Die Blinden nach Maurice Maeterlinck (1986) und Spiel nach Samuel Beckett (1987). Durch die Bekanntschaft mit Heiner Müller entstanden nach dessen dramatischen Texten Der glücklose Engel (1995), Zerbrochene Bilder (1998/99) und Verkommenes Ufer / Medeamaterial / Landschaft mit Argonauten (2001). Paul-Heinz Dittrich Gerhard Winkler Helmut Oehring, siehe Konzert am 17. März 2010 Neunte Veranstaltung Ninth performance 9 23.06. Orm Finnendahl Gegenüberstellung I für Solo-Instrumente und Live-Elektronik Uraufführung Jakub Sarwas »FourMixSpaceCollage« für Violine, Violoncello, Kontrabass, Trompete, Saxophon, Schlagzeug und Keyboards, Uraufführung Orm Finnendahl Gegenüberstellung II für Solo-Instrumente und Live-Elektronik Uraufführung Orm Finnendahl Gegenüberstellung III für Solo-Instrumente und Live-Elektronik Uraufführung Bettina Junge Bassflöte, Andrea Nagy Bassklarinette Pascal Pons Schlagzeug, Jessica Rona Bratsche Alexander Grebtschenko Technik/ Roboter Peter Sheppard Violine, Klaus-Peter Werani Viola Hanno Simons Violoncello, Hans-Christian Dellinger Saxophon Stefan Blum, Sebastian Hausl, Thomas Hastreiter, Elina Goto Schlagzeug Jakub Sarwas Keyboards, Konstantin Ischenko Akkordeon Kartenvorverkauf ab 25. Mai 2010 June 23, 2010 Carl-Orff-Saal | Gasteig June 23, 2010 | Carl-Orff-Saal | Gasteig Orm Finnendahl : Bei Gegenüberstellung handelt es sich um verschiedene Stücke, die das Verhältnis eines Solisten mit der Live-Elektronischen Bearbeitung ihres Spiels thematisieren: Für die Komposition von zentraler Bedeutung ist hierbei, dass die Interpreten nicht bloße Ausführende einer vom Komponisten festgelegten Partitur sind. Vielmehr werden die Formen und Abläufe der elektronischen Verfahren und des eigenen Spiels in einer längeren Arbeitsphase in enger Zusammenarbeit zwischen Komponisten und Musikern gemeinsam festgelegt. Eine speziell für diesen Zweck entwickelte Software ermöglicht den Interpreten eine sehr hohe Flexibilität, Präzision und Komplexität ihrer Spielhandlungen bei zugleich größtmöglicher Übersichtlichkeit über den formalen Ablauf. Jeweils eine Klangsäule als Gegenüber jedes Interpreten betont dieses Verhältnis auch szenisch. Jakub Sarwas : SixMixSpaceCollage, das ist eine Komposition für Ensemble und elektronische Klänge im Surround System. Der Titel soll allgemein den Bezug des Stückes zur Klangquelle, zum Raum, zur Art der Ästhetik erklären. Musikmaterial in diesem Klangtheater ist unterschiedlicher Herkunft und wurde elektronisch bearbeitet. Klänge sind nach einem Prinzip, das ich »Bild im Bild« nenne, organisiert. Zwar ist das Stück im großen Teil komponiert, trotzdem erfordert es von den Musikern improvisatorischen Einsatz. [Orm Finnendahl ] Aus rationalen Zahlensystemen eine klangsinnliche Musik zu schaffen – das ist Orm Finnendahls kompositorischer Ansatz. 1963 in Düsseldorf geboren, studierte er Komposition und Musikwissenschaft bei Frank Michael Beyer, Gösta Neuwirth und Carl Dahlhaus in Berlin. 1988/89 besuchte er das California Institute of the Arts in Los Angeles, leitete von 1991 bis 1995 die Kreuzberger Klangwerkstatt, ehe er 1995 seine Ausbildung bei Helmut Lachenmann in Stuttgart fortsetzte. Anschließend unterrichtete er am elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin und dem Institut für Neue Musik der Hochschule der Künste Berlin, deren Leiter er von 1996 bis 2001 war. In den Jahren 2000 und 2004 lehrte Orm Finnendahl am Institut für Computermusik und elektronische Medien (ICEM) der Folkwang-Hochschule in Essen. Er erhielt verschiedene Stipendien und Preise, darunter den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 1997, den Busoni-Preis der Akademie der Künste Berlin 1999 und den CynetArt Award 2001 in Dresden. Sein Interesse an elektronischen Medien und sein ständiges Bestreben, das eigene Selbstverständnis fortwährend neu zu bestimmen, führte zu Kompositionen, die technologische Hilfsmittel wie Computer, Zuspielbänder und Live-Elektronik einbeziehen. Seit 2000 arbeitet er verstärkt mit Improvisationsmusikern, Tanzensembles und Medienkünstlern zusammen. Orm Finnendahl ist seit 2004 Professor für elektronische Komposition und Leiter des Studios für elektronische Musik an der Musikhochschule Freiburg. [Jakub Sarwas] Jakub Sarwas Orm Finnendahl Der aus Gliwice in Polen stammende Komponist, studierte Dirigieren, Tonsatz und Akkordeon an der Musikakademie in Kattowitz. Es folgte ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Köln, wo Sarwas Schüler von Johannes Fritsch, Hans Ulrich Humpert und Klarenz Barlow war. Während seines Studiums organisierte er Konzerte. So gründete er das Sarwas Projekt und das Sarwas Ensemble. Heute arbeitet der Stipendiat der Künstlerhäuser Worpswede und Schreyahn sowie des Böll-Hauses sowohl als Dirigent als auch als Komponist. Seine Werke erklingen mittlerweile beim Warschauer Herbst, den Gelderse Muziek Zomer, der Musik Triennale Köln und den Dresdner Tagen für zeitgenössischen Musik. Jakub Sarwas ist Mitglied der Polnischen Gesellschaft für Zeitgenössische Musik und des »Youth Circle« des polnischen Komponisten Vereins. Von den Preisen, mit denen Sarwas in den letzten Jahren ausgezeichnet wurde, seien der erste Preis beim Johannes Brahms Wettbewerb in Hamburg (2001) und der Kompositionspreis der Kammeroper Rheinsberg (2006) genannt. Zehnte Veranstaltung Tenth performance 10 09.07. Richard Barrett »if« für Orchester (2008) Kompositionsauftrag der musica viva, Uraufführung Adriana Hölszky »Requiem in H« für 36stimmigen gemischten Chor Deutsche Erstaufführung Liza Lim »Pearl, Ochre, Hair String« für Orchester und Instrumente australischer Ureinwohner (2008/09) Uraufführung Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Lothar Zagrosek Leitung Kartenvorverkauf ab 8. Juni 2010 Das Konzert wird auf BR-KLASSIK live übertragen. July 09, 2010 Herkulessaal der Residenz July 09, 2010 | Herkulessaal der Residenz Liza Lim : Für die beiden Werke, die ich für den Bayerischen Rundfunk geschrieben habe (Ochred String und Pearl, Ochre, Hair String), ging ich auf Forschungsreise in die Kimberley Region im Norden von Australien, wo Aborigines noch heute geschnitzte Perlmuttmuscheln für zeremonielle Zwecke bei der Initiation von Jungen anfertigen. Der führende Künstler auf diesem Gebiet ist Aubry Tigan, dessen Arbeiten als Kunstwerke gesammelt werden. In die Muscheln sind Zeichen und andere Formen geritzt, sie sind mit Ochre, gefärberte Erde, eingerieben und mit aus menschlichen Haaren gedrehten Schnüren umwickelt. Der irisierende Schimmer des Perlmutts mit seiner bearbeiteten Oberfläche erinnert an Wasser, das Symbol für die Grundlage des Lebens. In diesem Stück erkunde ich die ästhetischen Aspekte des Schimmers – ein Effekt, mit dem man entweder etwas hervorheben oder verschleiern kann. In meiner Musik geht es um sich bewegende Linien und Klangebenen, die wie Landkarten die »turbulence patterns« zeigen, die durch das Auftreten unsichtbarer Kräfte entstehen. [Richard Barrett] Für ihn ist das Komponieren oftmals höhere Mathematik. Deshalb ist der Computer für ihn eines der wichtigsten Hilfsmittel für seine Arbeit. Richard Barrett, 1959 in Swansea/Wales geboren und Schüler von Peter Wiegold, unterrichtete von 1996 bis 2001 elektronische Komposition und Performance am Institut für Sonologie des Königlichen Konservatoriums Den Haag. Von 2001 bis 2002 war er Gast des DAAD Berliner Künstlerprogramms. In den letzten Jahren begann er, seine Tätigkeit als Improvisationsmusiker mit seiner kompositorischen Arbeit zu verbinden, beispielsweise in seinem abendfüllenden Werk Dark Matter, das 2003 beim MaerzMusik Festival Berlin in Zusammenarbeit mit dem Installationskünstler Per Inge Bjorlo, dem Cikada Ensemble (Oslo) und dem Elision Ensemble (Brisbane) uraufgeführt wurde. Seit 1986 tritt er gemeinsam mit Paul Obermayer als Elektronik-Duo FURT auf. Daneben arbeitet er mit der Vokalistin Ute Wassermann, dem Saxophonisten Evan Parker, dem Posaunisten George E. Lewis und verschiedenen Ensembles und improvisierenden Musikern zusammen. Richard Barrett hat seit 2005 eine Professur an der Musikfakultät der Brunel University in London inne. [Adriana Hölszky] 1953 als Rumäniendeutsche in Bukarest geboren, studierte Komposition an der dortigen Musikhochschule bei Stefan Niculescu. 1976 folgte die Übersiedlung nach Stuttgart, wo sie neben der Konzerttätigkeit als Pianistin des Lipatti-Trios Komposition bei Milko Kelemen studierte. 1989 wurde bei der ersten Biennale des zeitgenössischen Musiktheaters in München ihre Oper Bremer Freiheit uraufgeführt. Nach einer Professur für Komposition an der Musikhochschule Rostock lehrt Adriana Hölszky heute Komposition in Salzburg. Hans Werner Henze schrieb über die Komponistin: »Adriana Hölszky schreibt schwierige, widerspenstige Partituren, unangepasst und alles andere als modisch. Der Hörer wird provoziert, gestört, es wird ihm auf die Nerven gegangen, an die Nieren«. [Liza Lim]Ihre Werke handeln meist von chinesischen Mythen und Träumen, aber auch von der Überschreitung Liza Lim Adriana Hölszky Richard Barrett kultureller Grenzen. Kein Wunder, ist die gebürtige Australierin Liza Lim doch Tochter chinesischer Eltern. Aufgewachsen in Burnei am Chinesischen Meer kehrte sie mit elf Jahren nach Australien zurück, wo sie bei Richard David Hames und Riccardo Formosa Komposition studierte, später wurde sie in den Niederlanden Schülerin von Ton de Leeuw. Im Laufe ihrer Ausbildung erwarb sie mehrere Abschlüsse, darunter einen Bachelor of Arts, einen Master of Music und einen Doktor der Philosophie. Viel Beachtung fand ihre Oper Moon spirit Feasting, die beim Adelaide Festival (2000), beim Melbourne Festival (2001), am Berliner Hebbel Theater (2003), am Züricher Theater Spektakel und im Saitama Arts Centre in Japan aufgeführt wurde. Mittlerweile komponiert Liza Lim, die Gastdozentin der Darmstädter Ferienkurse war, für so namhafte Klangkörper wie das Ensemble Modern, das Ensemble InterContemporain, das Elision Ensemble und das Kairos Quartett. Ihre Musik ist auf vielen Festivals präsent, u.a. beim Klangforum Wien, bei Wien Modern und dem Melbourne International Festival. Zur Einweihung der Walt Disney Concert Hall schrieb sie 2004 im Auftrag des Los Angeles Philharmonic Orchestra das Orchesterstück Ecstatic Architecture. Einen Höhepunkt ihrer Karriere bildete die Klanginstallation über Zeiträume, die sie zusammen mit dem Künstler Domenico de Clario kreierte. Im März 2008 wurde Liza Lim zur Professorin für Komposition an die University of Huddersfield berufen. musica viva Informationen | Service BMW Kompositionspreis der musica viva BMW Kompositionspreis der musica viva VI. Ausschreibung a) Werk für Orchester mit Live-Elektronik oder b) Werk für Orchester mit Zuspielung oder c) Werk für Orchester uraufgeführt durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in Verbindung mit dem EXPERIMENTALSTUDIO des SWR Auf Initiative des Künstlerischen Leiters der musica viva, Prof. Udo Zimmermann, wurde erstmals seit Gründung dieser Konzertreihe zeitgenössischer Musik mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Spielzeit 1997/98 der BMW Kompositionspreis der musica viva ausgeschrieben. Der Preis wird von BMW gestiftet und ist mit insgesamt 25.000.– Euro dotiert. Mit der sechsten Ausschreibung sind Komponistinnen und Komponisten jeder Nationalität bis 40 Jahre weltweit eingeladen, a) ein Werk für Orchester mit Live-Elektronik oder b) ein Werk für Orchester mit Zuspielung oder c) ein reines Orchesterwerk für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu schreiben. Die Dauer des Werkes sollte ca. 15 – 20 Minuten betragen. Die Komposition darf die Instrumentalbesetzung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nicht überschreiten, d. h. Bläser 4.4.4.5; 6.5.4.1; Pauke (1); Schlagzeug (3); Harfe, Klavier, Celesta; Streicher: 14.12.10.8.6. Der elektronische Part kann bis zu 10 Lautsprecher erfordern, wobei das Orchester mit nicht mehr als 32 getrennten Kanälen mikrophoniert werden darf. Nähere Informationen zum technischen Equipment, zur Live-Elektronik und zum Herkulessaal unter www.br-online.de/musicaviva. Mit der Auszeichnung ist im Falle von a) und b) die Einladung verbunden, im Rahmen eines mehrwöchigen Arbeitsaufenthalts im EXPERIMENTALSTUDIO des SWR in Freiburg die Live-Elektronik zu konzipieren respektive die Zuspielung aufzuzeichnen. Zwei Arbeitsphasen stehen zur Auswahl: 5. – 16. Juli oder 22. November – 5. Dezember 2010. BMW Kompositionspreis der musica viva BMW Kompositionspreis der musica viva Einzureichen sind: im Falle von a) ein ausgearbeiteter Teil der Partitur von mindestens 15 Seiten und ein Exposé zur Live-Elektronik / im Falle von b) eine ausgearbeitete Partitur sowie ein Konzept zur Zuspielung / im Falle von c) die ausgearbeitete Partitur. Einsendeschluss ist der 31. März 2010. Die prämierten Werke werden in einem musica viva Konzert durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das EXPERIMENTALSTUDIO des SWR in der Saison 2010/11 uraufgeführt. Weitere verbindliche Angaben zu den Ausschreibungsbedingungen: www.br-online.de/musicaviva Nähere Informationen bei: Bayerischer Rundfunk musica viva Rundfunkplatz 1 D-80335 München Tel.: 00 49-89-59 00-22 32 Fax: 00 49-89-59 00-38 27 [email protected] www.br-online.de/musicaviva Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V. Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V. Die Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V. wurde 2005, im Jahr des 100. Geburtstages des Komponisten und Gründers der musica viva ins Leben gerufen und widmet sich der Verbreitung der Werke Hartmanns sowie der wissenschaftlichen Forschung und Dokumentation. Im Mittelpunkt standen dabei bisher die Erschließung und Aufführung von Hartmanns Bühnenwerk Simplicius Simplicissimus in seiner Erstfassung und die 2008 abgeschlossene Edition der Partitur und Orchesterstimmen der Symphonie L’Œuvre, zu der sich Hartmann von Emile Zolas gleichnamigen Roman anregen ließ. Neben den Aufgaben der Wissenschaft und Forschung öffnet sich die Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft auch immer mehr innovativen Kooperationen mit der musica viva. Seit der Saison 2008/2009 werden die meisten Abonnementkonzerte von einem »Jour Fixe nach der Generalprobe« begleitet, der in den Räumen der Hartmann Gesellschaft stattfindet. Er bietet allen Interessierten die Möglichkeit, mit Künstlern und Machern der musica viva in Kontakt zu kommen. Je nach Möglichkeit finden dabei auch moderierte Gesprächsrunden statt, die oft überraschende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der zeitgenössischen Musik geben. Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Sie auch über das Büro der musica viva. Für die Mithilfe bei den weiteren Vorhaben sind der Gesellschaft und ihrem Präsidenten Prof. Udo Zimmermann neue Mitglieder herzlich willkommen. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.karl-amadeus-hartmann-gesellschaft.de Die Gesellschaft hat ihren Sitz in der letzten Wohnstätte der Komponisten. Sie bietet Möglichkeiten für Begegnung und Forschung in einem Dokumentationszentrum, das neben dem Archiv auch das im Original erhaltene Arbeitszimmer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Anmeldung ist erbeten. Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V. Franz-Joseph-Str. 20 80801 München Tel.: 0049 (0) 89 - 958 975 53 Fax: 0049 (0) 89 - 958 975 52 www.karl-amadeus-hartmann-gesellschaft.de [email protected] musica viva Plakate musica viva Plakate Die Plakate der musica viva werden in verschiedenen Ausstellungen weltweit gezeigt und haben viele Auszeichnungen bekommen. Zuletzt sind 2009 Plakate der musica viva in Taipeh ausgestellt worden. Wie in den Vorjahren kam auch aus der Konzertsaison 2007|2008 eines der Plakate [Konzert vom 4. 4. 2008] in die Auswahl 100 Beste Plakate. Deutschland Österreich Schweiz 2008. Darüber hinaus wurde dieses Plakat in München als Kulturplakat des Monats ausgezeichnet. Der Gestalter der Plakate, Günter Karl Bose, ist Professor für Typografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, Mitglied der AGI, und betreibt in Berlin mit Uwe Langner das Studio LMN. Alle bisher erschienenen Plakate können auf der Internetseite der musica viva angesehen werden. Die Plakate der Konzertsaison 2007/2008, links unten das ausgezeichnete Plakat zum Konzert am 4. April 2008. musica viva Eindrücke | Astrid Ackermann Fotos musica viva Eindrücke Karlheinz Stockhausen: Mixtur 2003 Michael Lentz Philipp Stubenrauch Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Spezielle Streichertechnik Mathias Spahlinger: farben der frühe für sieben Klaviere Mathias Spahlinger: farben der frühe musica viva Eindrücke | Astrid Ackermann Fotos Kristjan Järvi Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Heiner Goebbels: Schwarz auf Weiß Prof. Udo Zimmermann, Künstlerischer Leiter der musica viva Valérie Gillard Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks CD-Edition der musica viva CD-Edition der musica viva Neuerscheinungen MUSICA VIVA FESTIVAL I –VI 2008 (5 SACDs, 1 CD) musica viva festival 2008 I Karlheinz Stockhausen Mixtur 2003 Experimentalstudio des SWR Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | Leitung: Lucas Vis II Karl Amadeus Hartmann L’Œuvre Aribert Reimann Cantus Jörg Widmann Armonica Matthias Pintscher Hérodiade-Fragmente Jörg Widmann (Klarinette), Marisol Montalvo (Sopran) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | Leitung: Emilio Pomárico Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken u. Kaiserslautern | Leitung: Christoph Poppen III Iannis Xenakis Antikhton James Dillon La Navette Beat Furrer Konzert für Klavier und Orchester Giacinto Scelsi Uaxuctum Nicolaus Hodges (Klavier) | WDR Sinfonieorchester Köln | Leitung: Brad Lubman Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | Leitung: Emilio Pomárico CD-Edition der musica viva IV Chaya Czernowin Pilgerfahrten Matthias Bundschuh (Erzähler) Dresdner Kreuzchor | Ensemble Courage | Leitung: Roderich Kreile V Kaija Saariaho Vent Nocturne Liza Lim Ochred String Rebecca Saunders Blue and Gray Adriana Hölszky Countdown Daniel Gloger (Countertenor) u.a. Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks VI Traditionelle Musik aus Ägypten und Persien Sufi-Gesänge und Persische Trommler Ensemble Sheikh Ahmad al Tuni Trio Chemirani In Vorbereitung CD VOL. 18 Elliott Carter Cello Concerto [2001] Udo Zimmermann Lieder von einer Insel für Violoncello und Orchester [2009] Jan Vogler (Violoncello) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | Leitung: Kristjan Järvi Konzertmitschnitt vom 15. Mai 2009 Herkulessaal der Münchner Residenz Die CDs sind im Fachhandel erhältlich und können auch direkt über www.neos-music.com bezogen werden. DVD-Edition der musica viva DVD-Edition der musica viva Die musica viva-DVD-Edition ergänzt die BR-alpha-Sendereihe musica viva – forum der gegenwartsmusik von Peider A. Defilla. Komponisten und Interpreten der Gegenwartsmusik werden anhand ihrer Werke, die bei der musica viva [ur]aufgeführt wurden, vorgestellt. Die zum jeweiligen Werk hergestellte und ausgestrahlte BR-alpha-Sendung ist einführender Bestandteil zur einzelnen Komposition. Die Sendung ist auf der DVD ebenso enthalten wie das Werk, das in voller Länge zu sehen und zu hören ist. Daneben finden sich darauf wertvolle Original-Beiträge wie Exklusiv-Interviews mit Komponisten, deren Angehörigen und anderen Künstlern sowie weiteres Bonusmaterial. Ergänzende Angaben zu Komponisten, Dirigenten, Solisten, Ensembles und Orchestern sowie zur musica viva gibt außerdem ein separater Datenteil auf der DVD. Weitere Ausgaben sind in Vorbereitung. Autor: Peider A. Defilla, Produktion: B.O.A. VIDEOFILMKUNST, im Vertrieb bei wergo und über die Neue Zeitschrift für Musik, erhältlich auch im BR-Shop und an der Abendkasse der musica viva-Konzerte. Die DVDs können unter folgenden Adressen bestellt werden: www.wergo.de oder www.br-shop.de musica viva im Fernsehen, Hörfunk, Internet musica viva – Fernsehen, Hörfunk, Internet musica viva – forum der gegenwartsmusik in BR-alpha Seit ihrer Gründung durch den Komponisten Karl Amadeus Hartmann im Jahr 1945 ist die Konzertreihe musica viva des Bayerischen Rundfunks eines der weltweit bedeutendsten Foren der Gegenwartsmusik. Der Filmemacher und Komponist Peider A. Defilla zeichnet in Zusammenarbeit mit BR-alpha und Bayern 4 Klassik die Konzerte der musica viva auf. In seinen jeweils 15-minütigen dokumentarfilmischen TV- Essays bildet er das breite Spektrum der musica viva ab, das von Uraufführungen bis hin zu historischen Meilensteinen der Moderne reicht. Jeden Sonn- und Feiertag jeweils um 21 Uhr auf vor-zeichen-Sendung in Bayern 4 Klassik jeweils donnerstags vor der Veranstaltung von 22.05 bis 23.00 Uhr zur Vorbereitung auf das Konzert. Live-Übertragung der Orchesterkonzerte der musica viva in Bayern 4 Klassik. Die anderen Veranstaltungen werden zeitversetzt gesendet. Internet www.br-online.de/musicaviva musica viva 2009|2010 Veranstaltungsorte Herkulessaal der Residenz Residenzstraße 1 U-Bahn-Linien 3, 4, 5 und 6 [Haltestelle Odeonsplatz] Buslinie 100, N40 Tram 19, N19 Gasteig Carl-Orff-Saal Rosenheimer Straße 5 S-Bahn-Station Rosenheimer Platz Tram 18 Muffathalle Zellstraße 4 S-Bahn-Station Rosenheimer Platz Tram 18 Museum Villa Stuck Prinzregentenstraße 60 Buslinie 100 Tram 18 Eintrittspreise, Abonnement, Vorverkauf Herkulessaal der Residenz Abonnementkonzerte mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Parkett 3. bis 8. Reihe Rang Mitte 1. Reihe Rang Seite 1. Reihe Nr. 23 bis 65 Parkett 1. bis 2. Reihe 9. bis 15. Reihe Rang Mitte 2. Reihe Parkett 16. bis 20. Reihe Rang Mitte 3. und 4. Reihe Rang Seite 1. Reihe Nr. 1 bis 22 Parkett 21. bis 25. Reihe Rang Mitte 5. und 6. Reihe Rang Seite 2. Reihe Nr. 22 bis 62 Parkett 26. bis 28. Reihe Seitenplätze* Parkett 30. Reihe Rang Seite 2. Reihe Nr. 1 bis 21 Stehplätze** 18,– € 15,– € 13,– € 10,– € 8,– € 5,– € Abonnement für 5 Konzerte 64,– € Abonnement für 5 Konzerte 54,– € Abonnement für 5 Konzerte 46,– € Abonnement für 5 Konzerte 36,– € Abonnement für 5 Konzerte 26,– € Schüler- und Studenten bereits im Vorverkauf und an der Abendkasse 8,– € * für Parkett Seitenplätze kein Abonnement möglich. ** Stehplätze nur an der Abendkasse und bei ausverkauftem Haus. musica viva 2009|2010 Carl-Orff-Saal / Gasteig Muffathalle Museum Villa Stuck 2. musica viva Veranstaltung 27. 10. 2009 6. musica viva Veranstaltung 17. 03. 2010 5. musica viva Veranstaltung 22. 02. 2010 »Punkt 7« 8,– € 12,– € 8,– € Karten auch an der Museumskasse Schüler und Studenten bereits im Vorverkauf und an der Abendkasse 4,– € Schüler und Studenten bereits im Vorverkauf und an der Abendkasse 8,– € Schüler und Studenten bereits im Vorverkauf und an der Abendkasse 4,– € 3. musica viva Veranstaltung 19. 01. 2010 9. musica viva Veranstaltung 23. 06. 2010 Eintrittspreise, Abonnement, Vorverkauf Vorverkauf für Einzelkarten BRticket-Service im Foyer des BR-Hochhauses [BR-Shop] Arnulfstraße 42, 80335 München Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 8.30 – 18.00 Uhr (Kartenverkauf am ersten Vorverkaufstag ab 9.00 Uhr) Telefon: (089) 59 00 - 45 45 || Telefax: (089) 59 00 - 42 66 München Ticket Postfach 20 14 13, 80014 München Telefon: 0180 - 54 81 81 81 (Mo. – Fr. 9.00 – 20.00 Uhr, Sa. 9.00 – 16.00 Uhr; 14 ct/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise abweichend) Telefax: (089) 54 81 81 54 || Internet: www.muenchenticket.de Online-Bestellungen mit Verfügbarkeitsanzeige; Bezahlung mit Kreditkarte; bei Kartenversand zuzüglich Versandgebühr Vorverkauf in München und im Umland bei allen an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen Vorverkaufsbedinungen Vorverkaufsbeginn für Einzelkarten Siehe Hinweise bei den jeweiligen Konzertterminen. Kartenverkauf am ersten Vorverkaufstag ab 9.00 Uhr. Bearbeitungsgebühr Für die schriftliche Bestellung von Einzelkarten über das Abonnementbüro des Bayerischen Rundfunks wird eine pauschale Bearbeitungsgebühr von 4,– € erhoben. musica viva 2009|2010 Abonnements NEU: Abo-Card Pro Abonnement erhalten Sie eine persönliche Kundenkarte im Scheckkartenformat. Mit der Abo-Card können Sie einen Preisnachlass von 10 % auf den Gesamtpreis (inklusive Vorverkaufs- und Systemgebühr sowie MVV) beim Kauf von Einzelkarten für BR-Konzerte in Anspruch nehmen. Von der Ermäßigung sind Stehplätze, Generalproben, Benefizkonzerte sowie Konzerte mit Fremdveranstaltern ausgeschlossen. An der Abendkasse kann die AboCard aus technischen Gründen nur in der Philharmonie im Gasteig, im Herkulessaal der Residenz und im Prinzregententheater eingesetzt werden. Die Kundenkarte ist für die laufende Saison gültig. Kündigung/Verlängerung Ein Abonnement verlängert sich automatisch um eine weitere Saison, wenn es nicht bis vier Wochen nach Rechnungszugang schriftlich gekündigt wird. Die Bezahlung erfolgt per Bankeinzug oder mit dem beigefügten Überweisungsvordruck. Bei Nichteinhaltung der Zahlungsfrist gilt das Abonnement als freigegeben. Die Abo-Eintrittskarten werden bis spätestens eine Woche vor dem ersten Konzert verschickt, nach Möglichkeit jedoch früher. Einführungsveranstaltungen Die Abo-Eintrittskarten berechtigen auch zum Besuch der Einführungsveranstaltungen, soweit solche angeboten werden. Serien- bzw. Platztausch Ein Tausch ist nur zu Beginn der Saison möglich. Bitte teilen Sie uns Ihren Änderungswunsch bis spätestens vier Wochen nach Zugang der Rechnung mit. Programm- bzw. Besetzungsänderungen Der BR behält sich aus künstlerischen bzw. technischen Gründen Besetzungs-, Termin-, Programm- oder Sitzplatzänderungen vor. Änderungen berechtigen nicht zur Rückgabe des Abonnements. Ein Wechsel in ein anderes Konzert ist ebenfalls nicht möglich. Dies gilt auch bei nicht wahrgenommenen Konzertterminen. Korrespondenz und Adressänderungen Als Abonnent erhalten Sie Informationen über Konzerte und Veranstaltungen aktuell per Eintrittspreise, Abonnement, Vorverkauf Post. Damit wir dies auch in Zukunft gewährleisten können, bitten wir Sie, uns Adressänderungen schriftlich mitzuteilen. Bei jedem Schriftwechsel bitten wir Sie um Angabe Ihrer Kundennummer sowie der Abonnementreihe. Übertragbarkeit Abonnenten können Ihren Platz für einzelne Konzerte an Dritte übertragen. Da Sie für jedes Abonnementkonzert eine eigene Karte erhalten, kann diese einzeln weitergegeben werden. Eintrittskarte als Fahrschein Jede Abonnement- bzw. Einzelkarte für ein Konzert des Bayerischen Rundfunks beinhaltet die kostenlose Nutzung des MVV für die Fahrt zur Veranstaltung und zurück. Als Nachweis gilt ein entsprechender Eindruck auf den Karten. Bild- und Tonaufzeichnungen Die Konzerte des Bayerischen Rundfunks werden regelmäßig im Fernsehen übertragen, im Radio gesendet oder für CD- bzw. DVD-Produktionen mitgeschnitten. Daher kann es durch Platzsperrungen, Kameras, Mikrofone oder zusätzliche Beleuchtungen zu leichten Beeinträchtigungen kommen. Wir versuchen selbstverständlich immer, diese Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten und bedanken uns an dieser Stelle herzlich für Ihr Verständnis. Ferner gehen wir von Ihrem Einverständnis aus, bei Fernsehaufzeichnungen oder Fotoaufnahmen ggf. im Bild zu erscheinen. Schriftliche Vorbestellung Abonnenten haben die Möglichkeit, Einzelkarten ab Erscheinen der Saisonbroschüre bis einen Monat vor offiziellem Vorverkauf beim Abonnementbüro vorzubestellen (bitte Kundennummer angeben). Die Vorbestellung ist unverbindlich und wird etwa zwei Wochen vor dem Vorverkaufstermin in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Sie erhalten in der Regel vor dem Vorverkaufsbeginn eine Auftragsbestätigung oder eine Absage. Abonnement-Service Gerne helfen wir Ihnen bei allen Fragen zum Abonnement. musica viva 2009|2010 Abo-Hotline Telefon: (089) 59 00 - 40 90 Telefax: (089) 59 00 -23 26 E-Mail: [email protected] Abonnementbüro Arnulfstraße 44 (Hochhaus Erdgeschoss) 80335 München Mo. – Fr. 9.00 – 16.00 Uhr Abonnement-Bestellungen Neubestellungen für die nachfolgende Saison werden während des ganzen Jahres per Post, Telefax oder E-Mail entgegengenommen. Geschenk-Abonnement Schenken Sie Freude an musikalischer Vielfalt. Geschenk-Abos gelten für eine Konzertsaison und verlängern sich nicht automatisch. Geben Sie bei der Bestellung Preiskategorie sowie Name und Adresse des Beschenkten an. Die Rechnung erhalten Sie, der Versand des Abonnements erfolgt nach Bezahlung im Geschenkumschlag, wahlweise an Sie oder direkt an den Beschenkten. Geschenkabonnement-Bestellungen über die Abo-Hotline oder über das Abonnementbüro. musica viva 2009|2010 Nachweise Bildnachweise Porträts nach Fotos von Barrett: privat Corbett: privat Dittrich: privat Donatoni: Ricordi Dusapin: V. Thaureau, Editions Salabert Eggert: Mara Eggert Feiler: privat Feldman: CD For Bunita Marcus Finnendahl: privat Grotzky: Sessner, BR Hirsch: Robert Podlesny Hölszky: privat Lim: privat Netti: privat Newski: Kirill Serebrennikov Oehring: Hans Stiemert Pauset: C. Daguet, Editions Henry Lemoine Pelzel: privat Poppe: Astrid Ackermann Riedl: Astrid Ackermann Sannicandro: C. Striepe Sarwas: privat Sezer: privat Smutny: Amélie Losier Spahlinger: privat Staud: Jonathan Irons, Universal Edition Trojahn: privat Widmann: privat Winkler: privat Wolf: privat Zimmermann: Ulrike Kreutzer-Schertler musica viva 2009|2010 Impressum Herausgeber Bayerischer Rundfunk musica viva Künstlerischer Leiter Prof. Udo Zimmermann Programm und Dramaturgie Prof. Udo Zimmermann Josef Anton Riedl Produktion und Redaktion Dr. Larissa Kowal-Wolk Konzept | Gestaltung lmn [Leipzig|Berlin] Druck Biedermann GmbH, Parsdorf Nachdruck nur mit Genehmigung | Redaktionsschluss: 15. Mai 2009 | Änderungen vorbehalten Werbung MaerzMusik Festival für aktuelle Musik Berlin 19. – 28. 3. 2010 Das Programm erscheint im Januar 2010 www.maerzmusik.de MM10_AZ_100528.indd 1 27.05.2009 18:35:36 Uhr Info: www.swr2.de/donaueschingen Donaueschingerr Musiktage 16.–18.10.2009 Dass mäandernde e Orchester __ Orchester Environment | Mathias Spahlinger __ Musiktheaterinstallation/Stationen für Schauspieler, Sänger, Chor und Orchester-Mäander | Manos Tsangaris __ Orchesterwerke | Beat Furrer, Salvatore Sciarrino, Rolf Riehm __ Kammermusik mit live-Elektronik | Franck Bedrossian, Raphaël Cendo, Dai Fujikura, Jimmy Lopez, Christopher Trebue Moore __ SWR2 NOWJazz Session | „Sound & Space“ __ Klangkunst | Bernhard Leitner, Robin Minard, José Antonio Orts, Jens-Uwe Dyffort/ Roswitha von den Driesch __ Studentenworkshop gefördert durch 27. April – 13. Mai 12. münchener biennale 2010 Internationales Festival für neues Musiktheater +~NSTLERISCHE,EITUNG 0ETER2UZICKA Der Blick des Anderen 0HILIPP-AINTZ -ARTON)LLmS +LAUS3CHEDL 4ATO4ABORDA ,IN7ANG -ALDOROR $IE&~RSTIN !MAZONAS 4HE3PRING Biennale plus 30. April bis 04. Mai +ONZERTWOCHENENDEMIT DEN-~NCHNER0HILHARMONIKERN DEM$EUTSCHEN3YMPHONIE/RCHESTER"ERLIN DEM2ADIO3YMPHONIEORCHESTER7IEN UNDDEM-~NCHNER2UNDFUNKORCHESTER -IT FREUNDLICHER5NTERST~TZUNGDER%RNST VON3IEMENS-USIKSTIFTUNG WWWMUENCHENERBIENNALEDE Veranstalter Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. – eine Initiative der Stadt München und der BMW Group Karten über München Ticket www.muenchenticket.de Vorverkaufsbeginn: 1. März 2010 Information www.muenchenerbiennale.de musica viva Spielzeit 2009| 2010 0 9 musica viva 1 0